respekt als basis für eine gute unternehmenskultur

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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2014 · 28:283–288 DOI 10.1007/s00398-014-1089-4 Online publiziert: 2. August 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 A. Lienhart Training Coaching Supervision, Freiburg Respekt als Basis für eine  gute Unternehmenskultur Was wäre denn aus mir geworden, wenn ich nicht immer genötigt gewesen wäre, Respekt vor anderen zu haben? (Johann Wolfgang von Goethe, [3]) Es ist aufschlussreich: In den vielen Jah- ren der Begleitung von Menschen im Ein- zel- und Team-Coaching habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass der Begriff „Respekt“ früher oder später auf- taucht. Dabei kommen die Menschen nur selten mit der Frage zu mir: „Wie kann ich mehr Respekt im Job gewinnen?“ Meis- tens schildern sie mir erst einmal eine Si- tuation, die ihnen Schwierigkeiten berei- tet. Aber auf das Thema „Respekt“ laufen viele der nachfolgenden Gespräche un- weigerlich hinaus. Die Erfahrung, respektiert zu wer- den, fördert Wohlbefinden und Gesund- heit, in welchem Lebensbereich auch im- mer. Der Neurobiologe Joachim Bauer hat einmal die Bedeutung von Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungskraft von Mitarbeitern untersucht; er stellt fest: „Wir Menschen sind aus neurobio- logischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen. Es ist der Kern aller menschlichen Motivation, zwi- schenmenschliche Anerkennung, Wert- schätzung und Zuwendung zu finden und zu geben. Ein Mangel an Wertschätzung macht krank“ [2]. » Respektiert zu werden, fördert Wohlbefinden und Gesundheit Gerade im Gesundheitswesen mit seinen ausgeprägten menschlichen Kontakten ist wechselseitiger Respekt elementar. Patien- ten, die bereit sind, ärztliche Autorität zu respektieren und den Möglichkeiten der medizinischen Kunst einen gewissen Ver- trauensvorschuss entgegenbringen, tun bereits viel für die eigenen Heilungsaus- sichten, wie viele Untersuchungen bele- gen. Und aufseiten der Ärzte hängen die Chancen, Leiden zu beseitigen, unmittel- bar von der Art und Weise ab, in der sie mit ihren Patienten umgehen – auch da- bei kommt dem Thema „Respekt“ grund- legende Bedeutung zu. Studien: Respekt hält uns gesund Wenn in einem Unternehmen eine At- mosphäre des respektvollen Miteinan- ders herrscht, befördert dies auch den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Forschungs- arbeit vom Institut für medizinische So- ziologie am Universitätsklinikum Düs- seldorf unter Professor Johannes Sieg- rist stellt einen unmittelbaren Zusam- menhang zwischen Respektlosigkeit am Arbeitsplatz und körperlichem sowie geistigem Leistungsabfall fest. Im Auf- trag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat das Kölner Institut Great Place to Work® eine Untersuchung unter 37.000 Mitarbeitern aus 314 Unterneh- men durchgeführt [4]. Ergebnis: Nur 36% der Beschäftigten fühlten sich an ihrem Arbeitsplatz an- erkannt; die Befragten litten unter Angst um den Job, unter unfairer Bezahlung und mangelndem Respekt. Diese Umstände haben Auswirkungen auf die Motivation, auf krankheitsbedingte Fehltage und auf das generelle Interesse der Mitarbeiter, im Unternehmen zu bleiben. Auf der anderen Seite: Wenn Respekt gelebt wird, arbeiten Unternehmen effi- zienter und erfolgreicher. Dort sind die Mitarbeiter weniger krank, kündigen sel- tener und zeigen mehr Eigeninitiative; Betriebsklima und Kundenbindung sind besser [5]. Eine Studie der Bonner Unter- nehmensberatung Deep White und des MCM Institute der Universität St. Gal- len beziffert den Anteil der am Arbeits- platz gelebten Wertekultur am geschäftli- chen Erfolg auf ein volles Viertel [6]. Re- spektvolles Handeln und wirtschaftlicher Erfolg widersprechen also einander nicht – sie bedingen einander! Ethik und Ren- dite gehen Hand in Hand – und fehlender Respekt kostet richtig viel Geld. Respekt ist nicht gleich Respekt Vom Gefühl her weiß jeder sofort, was mit „Respekt“ gemeint ist – doch eine eindeu- tige Definition zu finden, fällt schwer. Es gibt Respekt, der sich gewissermaßen auf Augenhöhe vollzieht, beispielsweise zwi- schen Arbeitskollegen. Aber auch der Führungskraft bringen wir Respekt ent- gegen – besonders, wenn wir deren Kom- petenz spüren. Eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiter respektiert, erfährt auto- matisch ebenfalls mehr Respekt von die- sen. Sie hat eine positivere Ausstrahlung, kann besser motivieren und wird im End- effekt mehr Erfolg haben als jemand, der es an Respekt fehlen lässt [7]. Für Mangel an Respekt, für Respektlosigkeit, haben wir alle eine feine Antenne. Eltern erwar- ten Respekt von ihren Kindern – und Kin- der können durch Beobachtung ihrer El- tern und Bezugspersonen lernen, was res- pektvoller Umgang miteinander bedeutet. Alle wissen, was eine „Respektsperson“ ist – denn von Respekt sprechen wir häufig auch im Zusammenhang mit Autoritäten und älteren Menschen. Respekt lässt sich durchaus erzwingen; er kann von Angst gespeist sein: Herrscher fordern ihn ge- 283 Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2014| Krankenhausmanagement

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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2014 · 28:283–288DOI 10.1007/s00398-014-1089-4Online publiziert: 2. August 2014© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

A. LienhartTraining Coaching Supervision, Freiburg

Respekt als Basis für eine gute Unternehmenskultur

Was wäre denn aus mir geworden, wenn ich nicht immer genötigt gewesen wäre, Respekt vor anderen zu haben? (Johann Wolfgang von Goethe, [3])

Es ist aufschlussreich: In den vielen Jah-ren der Begleitung von Menschen im Ein-zel- und Team-Coaching habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass der Begriff „Respekt“ früher oder später auf-taucht. Dabei kommen die Menschen nur selten mit der Frage zu mir: „Wie kann ich mehr Respekt im Job gewinnen?“ Meis-tens schildern sie mir erst einmal eine Si-tuation, die ihnen Schwierigkeiten berei-tet. Aber auf das Thema „Respekt“ laufen viele der nachfolgenden Gespräche un-weigerlich hinaus.

Die Erfahrung, respektiert zu wer-den, fördert Wohlbefinden und Gesund-heit, in welchem Lebensbereich auch im-mer. Der Neurobiologe Joachim Bauer hat einmal die Bedeutung von Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungskraft von Mitarbeitern untersucht; er stellt fest: „Wir Menschen sind aus neurobio-logischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen. Es ist der Kern aller menschlichen Motivation, zwi-schenmenschliche Anerkennung, Wert-schätzung und Zuwendung zu finden und zu geben. Ein Mangel an Wertschätzung macht krank“ [2].

» Respektiert zu werden, fördert Wohlbefinden und Gesundheit

Gerade im Gesundheitswesen mit seinen ausgeprägten menschlichen Kontakten ist wechselseitiger Respekt elementar. Patien-ten, die bereit sind, ärztliche Autorität zu respektieren und den Möglichkeiten der

medizinischen Kunst einen gewissen Ver-trauensvorschuss entgegenbringen, tun bereits viel für die eigenen Heilungsaus-sichten, wie viele Untersuchungen bele-gen. Und aufseiten der Ärzte hängen die Chancen, Leiden zu beseitigen, unmittel-bar von der Art und Weise ab, in der sie mit ihren Patienten umgehen – auch da-bei kommt dem Thema „Respekt“ grund-legende Bedeutung zu.

Studien: Respekt hält uns gesund

Wenn in einem Unternehmen eine At-mosphäre des respektvollen Miteinan-ders herrscht, befördert dies auch den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Forschungs-arbeit vom Institut für medizinische So-ziologie am Universitätsklinikum Düs-seldorf unter Professor Johannes Sieg-rist stellt einen unmittelbaren Zusam-menhang zwischen Respektlosigkeit am Arbeitsplatz und körperlichem sowie geistigem Leistungsabfall fest. Im Auf-trag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat das Kölner Institut Great Place to Work® eine Untersuchung unter 37.000 Mitarbeitern aus 314 Unterneh-men durchgeführt [4].

Ergebnis: Nur 36% der Beschäftigten fühlten sich an ihrem Arbeitsplatz an-erkannt; die Befragten litten unter Angst um den Job, unter unfairer Bezahlung und mangelndem Respekt. Diese Umstände haben Auswirkungen auf die Motivation, auf krankheitsbedingte Fehltage und auf das generelle Interesse der Mitarbeiter, im Unternehmen zu bleiben.

Auf der anderen Seite: Wenn Respekt gelebt wird, arbeiten Unternehmen effi-zienter und erfolgreicher. Dort sind die Mitarbeiter weniger krank, kündigen sel-

tener und zeigen mehr Eigeninitiative; Betriebsklima und Kundenbindung sind besser [5]. Eine Studie der Bonner Unter-nehmensberatung Deep White und des MCM Institute der Universität St. Gal-len beziffert den Anteil der am Arbeits-platz gelebten Wertekultur am geschäftli-chen Erfolg auf ein volles Viertel [6]. Re-spektvolles Handeln und wirtschaftlicher Erfolg widersprechen also einander nicht – sie bedingen einander! Ethik und Ren-dite gehen Hand in Hand – und fehlender Respekt kostet richtig viel Geld.

Respekt ist nicht gleich Respekt

Vom Gefühl her weiß jeder sofort, was mit „Respekt“ gemeint ist – doch eine eindeu-tige Definition zu finden, fällt schwer. Es gibt Respekt, der sich gewissermaßen auf Augenhöhe vollzieht, beispielsweise zwi-schen Arbeitskollegen. Aber auch der Führungskraft bringen wir Respekt ent-gegen – besonders, wenn wir deren Kom-petenz spüren. Eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiter respektiert, erfährt auto-matisch ebenfalls mehr Respekt von die-sen. Sie hat eine positivere Ausstrahlung, kann besser motivieren und wird im End-effekt mehr Erfolg haben als jemand, der es an Respekt fehlen lässt [7]. Für Mangel an Respekt, für Respektlosigkeit, haben wir alle eine feine Antenne. Eltern erwar-ten Respekt von ihren Kindern – und Kin-der können durch Beobachtung ihrer El-tern und Bezugspersonen lernen, was res-pektvoller Umgang miteinander bedeutet. Alle wissen, was eine „Respektsperson“ ist – denn von Respekt sprechen wir häufig auch im Zusammenhang mit Autoritäten und älteren Menschen. Respekt lässt sich durchaus erzwingen; er kann von Angst gespeist sein: Herrscher fordern ihn ge-

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Krankenhausmanagement

bieterisch von ihren Untertanen, Staaten möchten, dass man ihre Symbole respek-tiert, und sanktionieren Respektlosigkei-ten auf diesem Gebiet.

Respekt muss sich nicht notwendiger-weise auf andere Menschen beziehen: Vor großen Kunstwerken können wir Respekt empfinden ebenso wie vor der Stille einer Kirche oder vor der Herrlichkeit der Na-tur … Nicht zuletzt spielt der Respekt, den wir unserer eigenen Person entgegenbrin-gen, für unser Selbstgefühl eine entschei-dende Rolle: Denn dass ein Leben unter dem Siegel der Selbstwertschätzung an-ders verläuft als unter dem der Selbstver-achtung, liegt auf der Hand.

„Respektpersonen“

Worauf sich die Respektbekundungen je-weils richten, hat sich über die Zeiten hin-weg gewandelt. Wenn wir alte Filme an-schauen, amüsieren wir uns manchmal: Wer da alles früher als „ Respektsperson“ galt! Der Generation Internet ist heute beinahe das gesamte Wissen der Welt durch wenige Mausklicks abrufbar. Kein Wunder, dass da der Respekt vor Titeln oder vor Experten schwindet! Und doch spricht der Soziologe Bernhard Bauhofer von der „neuen Sehnsucht nach Respekt im 21. Jahrhundert“. Persönlichkeiten, die authentisch, kompetent und erfolg-reich sind, bieten Orientierung und wer-den nach wie vor aufs Höchste respektiert.

Respektspersonen dürfen für andere durchaus unbequem sein. Doch stets ver-fügen sie über klare innere Positionen; sie sind eindeutig in ihrem Verhalten und Wesen, glaubwürdig und echt. Es gibt kei-nen Unterschied zwischen ihrem Denken, Sprechen und Handeln.

Mit dem Namen „Nelson Mandela“ beispielsweise verbindet sich vieles, was in der ganzen Welt den Respekt der Men-schen hervorgerufen hat und noch immer hervorruft. Denn Mandela hat einen lan-gen Zeitraum der Ungewissheit und In-stabilität innerlich unerschüttert über-standen, hat Schicksalsschläge genutzt, um sich weiterzuentwickeln, er ist seinen Idealen treu geblieben, mutig und risiko-bereit …

All das sind Fähigkeiten, die starke Führungskräfte auszeichnen: Menschen, die bereit sind, auch einmal etwas zu ris-

kieren – die ihre Ecken und Kanten ha-ben mögen, aber unbeirrt ihren Weg ge-hen, selbst im Wissen um die Möglichkeit zu scheitern. Solche Menschen zeigen uns, was prinzipiell möglich ist, und sind des-wegen für viele ein Vorbild.

Versuch einer Definition

Was ist das also – Respekt? Ein Begriff, der viele Fassetten umfasst; so viel ist si-cher. Den Psychologen und Philosophen ist es bisher noch nicht gelungen, eine all-gemein gültige Definition zu finden.

Sprachgeschichtlich hat „Respekt“ mit Schauen und Sehen zu tun. Das Wort geht auf den lateinischen Ausdruck „respec-tus“ zurück und auf das Verb „respicere“ – beide ursprünglich Begriffe für das Zu-rückblicken. Im Deutschen haben wir in dem Wort „Rücksicht“ eine ganz wörtli-che Entsprechung – ein Ausdruck, der sei-nerseits in das Begriffsfeld „Respekt“ hi-neingehört. Denn wer Rücksicht nimmt, erweist anderen Menschen Respekt.

„Respekt ist das, was man jeman-dem entgegenbringt, einfach weil er ein Mensch ist“, schreibt der Benediktinerpa-ter Mauritius Wilde in seinem Buch über Respekt und Wertschätzung [8].

Doch Respekt ist nicht gleich Respekt. Das Wort „Respekt“ kann Verschiedenes ausdrücken.Feine Haltung, die sich darin zeigt,

einen anderen Menschen zu (be)ach-ten – unabhängig von Herkunft, Aus-sehen, Religion, Status etc.;

Fdie Rücksichtnahme gegenüber ande-ren Menschen, gegenüber ihren Be-dürfnissen und Verletzlichkeiten;

Fder Ausdruck einer angemessenen Distanz in einer Beziehung: „Hier bin ich, dort bist du“;

Fbei gleichberechtigten Partnern: die wechselseitige Wertschätzung auf gleicher Augenhöhe;

Fdie Anerkennung einer besonderen Leistung.

Respekt kann an herausragende Leistun-gen gekoppelt sein – muss es aber keines-falls. Denn Respekt steht allen Menschen zu – einfach, weil sie da sind. Niemand muss etwas „Besonderes“ vorweisen kön-nen; niemand muss zuerst irgendwelchen Erwartungen entsprechen, um Anspruch

auf respektvolle Behandlung zu haben. Respekt ist so nötig wie die Luft, die wir atmen – und er sollte auch so selbstver-ständlich sein.

Der amerikanische Philosoph Stephen Darwall unterscheidet zwischen „verti-kalem“ und „horizontalem“ Respekt. Der vertikale Respekt bewertet – z. B. eine be-sondere Leistung. Er richtet sich z. B. auf einen Nobelpreisträger, einen erfolgrei-chen Sportler oder auf eine tüchtige Füh-rungskraft ihrer Verdienste, die sie sich jeweils erworben haben. Der horizonta-le Respekt dagegen ist bedingungslos; er wird jedem Menschen entgegengebracht, weil dieser eine autonome Persönlichkeit ist. Die horizontale Art von Respekt be-währt sich immer gerade dann, wenn es schwierig wird; wenn es z. B. im Job pro-blematische Gespräche, Absagen, Kritik oder personenbezogene Kündigungen gibt. „Der horizontale Respekt, die An-erkennung des anderen als autonomen Menschen, das ist die Basis für das Zu-sammenleben überhaupt“, sagt der Ham-burger Respektforscher Niels van Qua-quebeke [7].

Respekt im Alltag eines Krankenhauses

Wenn Respekt eine wesentliche Variable bei der Unternehmensführung ist – wel-che Rolle spielt er dann im Alltag eines Krankenhauses? Hier wirken auf Ärzte sowie die Pflege und weitere am Patien-ten tätigen Berufsgruppen höchst unter-schiedliche Anforderungen ein: Anforde-rungen seitens der Administration, sei-tens der Patienten – nicht zuletzt auch Anforderungen, die sich aus dem Zusam-menwirken der Berufsgruppen bei stark differenzierter Arbeitsteilung in interdis-ziplinären Behandlungssituationen unter-einander einstellen. Gerade im sich inten-siv verändernden Gesundheitswesen mit großer Arbeitsverdichtung, dem zuneh-menden Mangel an Fachkräften und einer immer stärkeren kulturellen Durchmi-schung durch Gewinnung von Mitarbei-tern aus dem Ausland ist Respekt von ganz besonderer Bedeutung.

Wenn man eine respektvolle Grund-haltung als Form der Selbstorganisation verschiedener verinnerlichter Kompe-tenzen begreift (wie etwa Unbefangen-

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heit, Offenheit, Selbstrespekt, Hilfsbereit-schaft oder Authentizität), ist dieses Tab-leau an Kompetenzen durchaus störanfäl-lig und wird im Alltag immer wieder auf die Probe gestellt. Bei den Ärzten und in der Pflege fand in den letzten Jahren eine zunehmende Arbeitsverdichtung statt. Stress entsteht jedoch nicht allein durch die Fülle der Termine und Aufgaben, son-dern etwa auch durch die Erfahrung kul-tureller Andersartigkeit, die sich im Kon-takt mit einem Patienten ergeben kann. Wohl die beste Gegenstrategie in solchen Situationen ist es, sich die Bedeutung des Respekts im Alltag immer wieder bewusst zu machen – gerade auch unter Belastung [9].

Freilich liegt der Ball nicht allein im Feld der Ärzteschaft. Auch die Geschäft-führungen der Krankenhäuser sind gefor-dert. Lucien C. Olivier, Chefarzt für Or-thopädie, Unfallchirurgie und Handchir-urgie am Cloppernburger St.-Josefs-Hos-pital, beklagt – stellvertretend für viele andere – den überbordenden Bürokratis-mus, der Schuld daran trage, dass immer weniger Ärzte in einem Landkrankenhaus arbeiten wollten; Olivier fordert von den Geschäftsleitungen mehr Respekt gegen-über den Ärzten und deren medizinischer Leistung: „In Zukunft müssen diejeni-gen im Krankenhaus entscheiden, die die eigentliche Arbeit am Patienten durchfüh-ren und verantworten. Junge Ärzte wol-len sehen, dass ihr medizinisches Enga-gement auch von der Unternehmensfüh-rung anerkannt wird. Sie wollen nicht als Kostenstelle behandelt werden, sondern erkennen, dass sie als Mediziner ernst ge-nommen werden. Sie wollen Medizin er-lernen und sich nicht von medizinischen Laien bürokratische Vorschriften machen lassen“ [10].

Gegenseitiger Respekt fördert das Verständnis füreinander und bildet die Grundlage für die gemeinsame Lösung der Probleme eines Krankenhauses unter sich immer weiter verschärfenden Rah-menbedingungen.

Respekt im Arzt-Patient-Gespräch

Die Erfahrung respektlosen Verhaltens brennt sich stark in die Erinnerung ein, denn es ruft intensive Abwehrgefühle her-

vor. Das gilt umgekehrt aber auch für Er-lebnisse, in denen uns in besonderem Maß Respekt entgegengebracht wird. Des-halb sind im Gespräch mit Patienten die kommunikativen Fähigkeiten eines Arz-tes in besonderem Maß gefordert. Viel-fach hängt der Therapieerfolg sogar un-mittelbar von dem Respekt ab, den sie

ihren Patienten gegenüber zu vermitteln in der Lage sind.

Denken wir an die folgende vertrau-te Situation: Eine Ärztin muss ihrem Pa-tienten einen komplizierten medizini-schen Sachverhalt erklären; die Situation bietet für sie selbst nicht viel Neues, da-her verschanzt sie sich im Verhau nüch-terner Fachterminologie. Zwar hat sie die

Zusammenfassung · Abstract

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A. LienhartRespekt als Basis für eine gute Unternehmenskultur

ZusammenfassungWo Respekt gelebt wird, arbeiten Unterneh-men effizienter und erfolgreicher. Dort sind die Mitarbeiter weniger krank, kündigen sel-tener und zeigen mehr Eigeninitiative. Be-triebsklima und Kundenbindung sind bes-ser. Die Erfahrung von Respekt hält uns ge-sund – und fehlender Respekt kann ein Unternehmen viel Geld kosten. Gerade im Gesundheitswesen mit seinen ausgepräg-ten menschlichen Kontakten ist wechselsei-tiger Respekt unabdingbar. Für Ärzte und in der Pflege hat sich in den letzten Jahren die Arbeit stark verdichtet. Bei der Fülle an Ter-minen und Aufgaben geht es nicht ohne Re-spekt voreinander. Auch die Geschäftsleitun-gen der Krankenhäuser sind in dieser Hin-sicht gefordert, da ein überbordender Büro-kratismus Ärzten und Pflegekräften manch-mal das Gefühl vermittelt, lediglich Kosten-stellen zu sein. Im Gespräch mit Patienten hängt der Erfolg einer Therapie oft unmittel-

bar von dem Respekt ab, den Ärzte zum Aus-druck bringen können. Zuweilen sollten sie durchaus den Mut aufbringen, sich auf ihre Intuition zu verlassen – wenngleich nicht ausschließlich. Auch sollten sie in der Lage sein, die Perspektive des Patienten einzuneh-men – etwa, wenn ein komplizierter medizi-nischer Sachverhalt zu erörtern oder eine kri-tische Diagnose zu übermitteln ist. „Behand-le die anderen so, wie du selbst behandelt werden willst“, lautet die goldene Regel. Für den ärztlichen Alltag bedeutet das: „Behandle deine Kollegen und deine Patienten mit ge-nau demselben Respekt, den auch sie dir ent-gegen bringen sollen“.

SchlüsselwörterArzt-Patient-Beziehungen · Arbeitszufriedenheit · Arbeitsbelastung · Kommunikation · Perspektivenwechsel

Respect as the basis for a good business culture

AbstractWhere respect is maintained, businesses function more efficiently and are more suc-cessful. The employees are less often ill, re-sign more rarely and show more initiative. The working climate and the customer rela-tions are better. Experiencing respect keeps people healthy and lack of respect can cost a business a lot of money. In the healthcare sector in particular, mutual respect is indis-pensable due to the extensive amount of hu-man contact. In recent years the daily routine work has become severely compressed for physicians and in nursing and it is not possi-ble to cope with the abundance of appoint-ments and tasks without mutual respect. In this context even hospital management per-sonnel are faced with a challenge because excessive bureaucracy often conveys to phy-sicians and nursing staff a feeling of being merely cost factors. In consultations with pa-

tients the success of therapy often depends directly on the respect which can be ex-pressed by physicians. They should occasion-ally have the courage to rely on their intu-ition, even if not exclusively. They should al-so be in the position to perceive the perspec-tive of patients when, for example compli-cated medical situations must be explained or a critical diagnosis must be conveyed. The golden rule is“treat others as you would want to be treated yourself”. For the daily rou-tine of physicians this means“treat your col-leagues and patients with exactly the same respect which they should also show to you”.

KeywordsPhysician patient relations · Job satisfaction · Workload · Communication · Change of perspective

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notwendigen Informationen dann durch-aus „gegeben“ – entscheidend aber für das Vertrauen des Patienten, seine Com-pliance und damit die Erfolgsaussich-ten der Therapie wäre es, sich zu verge-wissern, dass ihre Worte auch „angekom-men“ sind. Respekt wird sich in diesem Fall dadurch ausdrücken, dass die Ärztin den Expertinnenenstatus hinter sich lässt – etwa indem sie sich dem Sprachniveau des Patienten so weit wie möglich anpasst und sich um Verständlichkeit bemüht. Oder dass sie fachliche Ausdrücke erläu-tert, schwierige Sachverhalte durch Bei-spiele oder mit Unterstützung durch Mo-delle und Abbildungen dem Patienten na-hebringt. Dann fühlt sich der Patient ernst genommen.

Unter Zeitdruck und mit Ungeduld lässt sich dergleichen nicht erreichen; aber schon kleinste Zeiteinheiten reichen aus, um zu signalisieren: „Ihre Situation ist mir wichtig und liegt mir am Herzen“. Ja, schon im einfachen Nachfragen kann Respekt liegen: „Sagen Sie mir bitte, wenn Sie nicht alles verstanden haben; der Sach-verhalt ist wirklich kompliziert, und wenn Sie wollen, erkläre ich ihn gerne ein wei-teres Mal“.

» Vielfach hängt der Therapieerfolg unmittelbar vom Respekt gegenüber dem Patienten ab

Sprache kann bekanntlich eine Quelle von Missverständnissen sein. Ärzte, die dies bedenken, werden sich bemühen, mög-lichst ohne Umschweife zu sprechen, klar und verständlich. Sie werden sich keinen intellektuellen Spielereien hingeben oder Fremdwörter, Anglizismen, Abkürzungen und Fachbegriffe verwenden, mit denen der Patient nichts anfangen kann. Sie wer-den nicht belehrend sein, abstrakt oder unpersönlich. Denn solch eine Art des Sprechens drückt wenig Respekt vor dem Gegenüber aus; sie ist eher geeignet, sich den Respekt der Patienten zu verscherzen als ihn zu erwerben.

Eine andere Situation: Ein Arzt muss eine schlechte Diagnose überbringen. Re-spekt zeigt sich dann darin, eine solche Nachricht nicht etwa zwischen Tür und Angel zu übermitteln, wie es leider häufig

geschieht, sondern in einem „geschütz-ten“ Raum, der dem Patienten die Mög-lichkeit für Emotionen lässt, die ihn mög-licherweise überwältigen … Hier ist em-pathische Kompetenz des Arztes gefragt, eine Haltung positiver Wertschätzung, Aufmerksamkeit und sensibles Begleiten – kurz: Respekt und Mitgefühl. Manch-mal ändert sich die Perspektive durch einen Rollenwechsel, nämlich dann, wenn ein Arzt selbst zum Patienten wird und sein Umfeld plötzlich aus dieser Perspek-tive wahrnimmt. Immer wieder berich-ten Ärzte, dass sie dann das Krankenhaus plötzlich mit ganz anderen Augen sehen.

Auf der Suche nach dem verloren gegangenen Respekt

Wenn Sie selbst den Verdacht haben, das Thema „Respekt“ könnte bei aktuel-len Problemen in Ihrem Berufsalltag eine Rolle spielen, dann schauen Sie genau hin: Welche Gefühle beobachten Sie bei sich? Was läuft in Ihrem Team ab? Gibt es eine Situation, die immer wieder auftaucht und Ihnen das Gefühl vermittelt: Irgend-etwas stimmt hier nicht …?

Verlassen Sie sich bei Ihren Beobach-tungen nicht ausschließlich auf Ihre Ratio – also auf Ihr Denken und Ihren Verstand. Lassen Sie getrost auch Ihre Intuition ein-fließen, und vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Wenn Sie einem anderen Menschen Re-spekt erweisen, dann können Sie nie bis ins Letzte durchrechnen, ob diese Hal-tung wirklich gerechtfertigt ist; Sie ver-trauen dabei immer auch ein Stück weit Ihrer Intuition.

„Das Bauchgefühl ist keine komische Einbildung, sondern lässt sich sogar kör-perlich orten“, schreiben Markus Hänsel und Andreas Zeuch (die beide über das Thema „Intuition“ promoviert haben). „Den Verdauungstrakt umhüllen 100 Mio. Nervenzellen – das sind mehr als das Rü-ckenmark aufweist. Dieses ‚Bauchhirn’, das so genannte enterische Nervensys-tem, sendet viel mehr Signale zum Kopf-hirn, als es von dort empfängt. Es kann die Daten seiner Sensoren selbst generie-ren und verarbeiten, und es kontrolliert Reaktionen“ [11].

Vielleicht ist es etwas ungewöhnlich, sich im medizinischen Alltag auf seine „innere Stimme“ zu berufen, jedenfalls

hierzulande. In den USA bekennen sich Führungskräfte weitaus freimütiger da-zu, wie eine Untersuchung des Verwal-tungswissenschaftlers Weston Agor von der Universität El Paso in Texas unter 3200 Managern großer Unternehmen er-geben hat [12].

Intuition darf von Ärzten nicht als „letzte Wahrheit“ betrachtet werden, wohl aber als bedeutende zusätzliche Mitteilung oder als neue Perspektive. Erst das Zu-sammenspiel zwischen Kopf und Bauch macht umfassend urteils- und schließlich auch entscheidungsfähig.

Kunst des Perspektivenwechsels

Die Fähigkeit, die Perspektive zu wech-seln und sich in eine andere Person hin-einzuversetzen, ist eine Grundkompetenz für ein gutes und respektvolles Miteinan-der. Eine andere Brille aufzusetzen bedeu-tet, die eigenen Annahmen und Überzeu-gungen vorübergehend hintanzustellen – sie gewissermaßen zu „suspendieren“ und die Situation aus einer anderen Perspekti-ve heraus zu betrachten.

Kennen Sie die schöne Geschichte vom Elefanten und den 5 Blinden? Sie geht auf den persischen Dichter und Mystiker Djalal od-Din Rumi zurück [1], der vor 800 Jahren gelebt hat:

Fünf Gelehrte reisen im Auftrag ihres Kö-nigs nach Indien, um herauszufinden, was ein Elefant ist. Den Elefantenbullen, den man in Indien vor sie führt, können sie frei-lich nur ertasten, nicht sehen; denn alle fünf sind blind.Der erste Blinde legt seine Hand auf den Rüssel und sagt: „Dieses Tier gleicht einem Wasserrohr, denn es ist lang und schmal“. – „Oh nein!“ ruft der zweite Blinde, der den Elefanten am Ohr angefasst hat, „eher äh-nelt es einem glatten Fächer!“ – „Ihr irrt euch“, sagt der dritte Gelehrte, während er über das Bein des Elefanten streicht, „das Tier hat die Gestalt einer festen Säule“. – „Unfug!“, entgegnet der vierte Blinde. „Ein Elefant, das ist eher so eine kurze Strippe mit Haaren dran“, denn er hat den Schwanz des Elefanten ertastet mit seiner Hand. – „Ah nein“, sagt da der fünfte Blinde, den Helfer auf den Rücken des Elefanten geho-ben haben, „ich spüre es doch genau: Das

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Krankenhausmanagement

Tier ist sehr groß und gleicht einer hohen und flachen Liege“.

Wer hat nun recht? Was die Details be-trifft: jeder. Was die Gesamterscheinung eines Elefanten angeht: keiner. So sind wir alle in gewissem Sinn Gefangene unserer eigenen Perspektive. Kein Blickwinkel ist der letztgültige. Jeder von uns erfasst nur Einzelheiten von der Welt – und erst in ihrer Gesamtheit ergänzen sich diese zu einem vollständige(re)n Bild.

Wenn wir uns über die Unzulänglich-keiten anderer ärgern – dann ärgern wir uns im Grunde über die Verschiedenartig-keit der Menschen. Weil sie eine andere Perspektive haben als wir. Vermutlich nämlich kommt ihnen selbst ihr Verhal-ten angemessen und ganz „natürlich“ vor. Sie sind durch Erziehung, Erfahrung, ihre Herkunft, ihre Kultur oder ihr Lebensalter anders geprägt als wir selbst und schauen die Welt mit anderen Augen an.

Es sind erst die Ungleichheiten zwi-schen den Menschen, die eine bunte Fül-le von Sichtweisen hervorbringen. Es geht nicht darum, dass alle gleich behandelt werden oder dass alle gleich sind. Nur da-rum, dass man jedem Menschen mit Res-pekt begegnen soll. Jeder ist es wert.

D Nutzen Sie die Freiheit, „die Brille“ zu wechseln.

Wenn Ihnen also jemand das Leben schwer macht – eine Kollegin, ein Kollege oder ein Patient –, dann haben Sie immer die Freiheit, Ihr Gegenüber in einem an-derem Licht zu sehen. Der andere hat si-cherlich – aus seiner Sicht, mit seiner Brille – einen guten Grund, sich so zu verhalten. Dann können Sie sich sagen: „Ich verstehe ihn zwar noch nicht, ich habe noch keine Ahnung. Aber ich betrachte das jetzt ein-mal als Herausforderung und bin erst ein-fach mal neugierig – vielleicht komme ich dann ja dahinter, warum er oder sie sich so verhält“.

„Wer klug ist, wird im Gespräch weni-ger an das denken, worüber er spricht, als vielmehr an den, mit dem er spricht“, sag-te bereits Schopenhauer. Machen Sie es genauso. Wenn Sie die Perspektive Ihres Gegenübers einnehmen, wenn Sie seine Motive erkennen und verstehen, was ihn antreibt, was er hofft und welches Ziel er

hat, werden Sie es leichter haben, Anders-artigkeit zu respektieren.

Auch Feedback (Rückmeldung) zu ge-ben, kann Respekt bekunden – voraus-gesetzt allerdings, Rückmeldung wird grundsätzlich gewollt. Stellen Sie sich ein-mal vor, Sie wären mit einem Patienten oder einer Kollegin im Gespräch, die Ih-nen mit starrer Mimik wortlos gegenüber-sitzen … Die auf Ihre Worte hin weder ni-cken oder „ja“ sagen, die niemals lächeln noch die Stirn runzeln; die Ihnen keines der üblichen kleinen Signale des Verste-hens zukommen lassen. Sicherlich wäre das stark verunsichernd für Sie; Sie wür-den recht bald aufhören zu sprechen. Und Sie sähen im Verhalten des Patienten oder der Kollegin womöglich den Ausdruck mangelhaften Respekts Ihrer Person gegenüber, obwohl die Kollegin vielleicht nur schüchtern ist. Doch bloß, wenn sie nicht schweigt, sondern laut denkt und sich äußert, können Sie erkennen, wie Ihre Worte – womöglich darüber hinaus Ihre ganze Person – bei ihr „ankommen“.

Goldene Regel

F„Behandle die anderen so, wie du selbst behandelt werden willst“ – die-ser Grundsatz wurde von den größ-ten Denkern der Menschheit – z. B. von Konfuzius, Platon oder Kant – als oberste ethische Leitlinie empfohlen – als „Goldene Regel“. Sie wird auch als ein Ausspruch von Jesus überlie-fert. Für den ärztlichen Alltag kann diese Regel ebenfalls den entschei-denden Hinweis liefern: „Behandle deine Kollegen und deine Patienten mit genau demselben Respekt, den sie auch dir entgegen bringen sollen!“

FRespekt ist kein Feuerlöscher, der in der Ecke steht und nur hervorgeholt wird, wenn’s brennt – er will jeden Tag aufs Neue gelebt werden. Je öfter wir uns in unserem Denken und Handeln zum Respekt anhalten, desto „geläu-figer“ werden wir darin, desto leichter wird uns respektvolles Verhalten in Zukunft fallen. Alles, was wir denken und sagen, hinterlässt seine Spuren in uns. Wir haben es selbst in der Hand, was das für Spuren sind.

FRespekt ist ein nicht zu unterschät-zender Erfolgsfaktor, der sich für 

ein Krankenhaus, eine Behörde, ein Unternehmen oder eine beliebige an-dere Institution in höherer Produkti-vität, engagierteren Mitarbeitern und in einem geringeren Krankenstand ausdrückt. Jedem steht es frei, eine Kultur des wechselseitigen Respekts im eigenen Verantwortungsbereich zu fördern.

Korrespondenzadresse

A. LienhartTraining Coaching SupervisionRichard Kuenzer Str. 3a, 79102 [email protected]

Andrea Lienhart lebt in Freiburg und arbeitet seit vie-len Jahren erfolgreich als Managementtrainerin für Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie coacht Führungskräfte, Teams und Einzel-personen und hält Vorträge auf Kongressen und Veran-staltungen. Sie ist professionelles Mitglied der German Speakers Assosiation (GSA), der Vereinigung Deutscher Spitzentrainer und Bestsellerautorin. Ihr Buch „Respekt im Job – Strategien für eine andere Unternehmenskul-tur“ ist beim Kösel-Verlag erschienen. Lienhart gilt als Spezialistin für Herausforderungen, die in den mensch-lichen Ressourcen liegen: in Haltungen, kommuni-kativem Können und Beziehungsfähigkeiten. Als „Ex-pertin für Menschen im Job“ beschäftigt sie sich seit Jahren intensiv mit Potenzialentwicklung und Kom-petenzstärkung und besonders mit dem Thema Res-pekt. Lienhart arbeitet engagiert an einer großen Idee: die einer anderen, menschenfreundlichen Unterneh-menskultur.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. A. Lienhart gibt an, dass kein In-teressenkonflikt besteht. Der Beitrag enthält keine Stu-dien an Menschen oder Tieren.

Literatur

1. Arberry AJ (o J) Tales from the Masnavi, 71 2. Bauer J (2008) Prinzip Menschlichkeit. Warum wir

von Natur aus kooperieren. Heyne 3. Boisserée S (1811) Tagebücher, hrsg. von Hans-J.

Weitz. Bd 1, 4. 5 4. Hauser F, Schubert A, Aicher M (2007) Unterneh-

menskultur, Arbeitsqualität und Mitarbeiterenga-gement in den Unternehmen in Deutschland. S 34

5. Bauhofer B (2008) Respekt. Wie man kriegt, was für kein Geld der Welt zu haben ist. Salis, S 111

6. Deep White GmbH/Institute for Media and Com-munication Management St. Gallen (2004) Grund-lagenstudie Wertekultur und Unternehmens-erfolg, Bonn

287Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2014  | 

7. Quaquebeke N van, Zenker S, Eckloff T (2006) Who cares? The importance of interpersonal respect in employees‘ work values and organizational prac-tices. In: HAFOS, Hamburger Forschungsberich-te zur Sozialpsychologie, Fachbereich Psychologie, Arbeitsbereich Sozialpsychologie. 71. http://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2012/16797/pdf/HAFOS_71.pdf. Zugegriffen: 28. Mai 2014

8. Wilde M (2009) Respekt. Die Kunst der gegenseiti-gen Wertschätzung. Münsterschwarzach

9. Troppens S, Braeseke G, Dreher B et al (2011) Volkswirtschaftliche Bedeutung der Gesundheits-wirtschaft. Nomos,

10. Lucien O (o J) „Fehlender Respekt macht Kran-kenhäuser unattraktiv“, NWZ online http://www.nwzonline.de/cloppenburg/wirtschaft/fehlen-der-respekt-macht-krankenhaeuser-unattrak-tiv_a_1,0,796078261.html. Zugegriffen: 28. Mai 2014

11. Zeuch A, Hänsel M (2003) „Intuition im Manage-ment. Auf die innere Stimme hören“. managerSe-minare 69, 22.08.2003, S 29–35

12. Agor W (o J) Intuition in business. In: Jeffrey Mish-love J (Hrsg) „Thinking allowed“ (DVD)

Weiterführende Literatur

„Respekt im Job“ (2011)ISBN 978-3-466-30887-3Kösel-Verlag, 16,99 Euro

Homepage der Autorinwww.andrea-lienhart.de

Neuer Schnelltest auf Nieren-versagen nach Herz-OP

Durch einen Urintest kann eine beginnende

Nierenschädigung bei Patienten nach herz-

chirurgischen Eingriffen früher erkannt wer-

den als mit herkömmlichen Verfahren. Das

zeigten Forscher der Universität Münster in

einer Studie.

Sie untersuchten Patienten, die sich einem

Eingriff unter Verwendung einer Herz-Lun-

gen-Maschine unterziehen mussten. Die

Wissenschaftler verglichen herkömmliche

Nierenfunktionstests mit einem neuen, in den

USA entwickelten Urintest, der die Proteine

TIMP-2 und IGFBP-7 im Urin der Patienten

nachweisen kann. Die Freisetzung dieser Pro-

teine durch die Nierenzellen fungiert als eine

Art Alarmsystem, das signalisiert, wenn tubu-

läre Epithelzellen unter akutem Stress stehen

und die Gefahr eines akuten Nierenversagens

gegeben ist.

Das Ergebnis der jetzt veröffentlichten Studie

zeigt, dass eine Schädigung der Niere bereits

vier Stunden nach einer Herz-Op. zuverlässig

nachgewiesen werden kann. In weiteren

Studien soll untersucht werden, ob die Ver-

wendung des Urintests in Verbindung mit

nierenschützenden Maßnahmen zu weniger

Komplikationen und damit zu einem schnel-

leren Heilungsverlauf führen kann.

Literatur: Meersch M et. al (2013) Urinary

TIMP-2 and IGFBP7 as early biomarkers of

acute kidney injury and renal recovery follo-

wing cardiac surgery. PLOS ONE. doi: 10.1371/

journal.pone.0093460

Quelle: Medizinische Fakultät

der Universität Münster,

www.campus.uni-muenster.de

Fachnachrichten

Mechanismus bei Gefäß-verengung

Forscher des Universitätsklinikums Hamburg

entdeckten einen wichtigen Mechanismus,

der zur Gefäßverengung und damit zu Gefäß-

erkrankungen führen kann.

Bei Gefäßverletzungen wechseln glatte

Muskelzellen in der Arterienwand in einen

proliferativen Zustand, der auch durch eine

verringerte Apoptose charakterisiert ist. Der

rasche Wachstum der Zellen kann die Arterien

verengen. Wie die Forscher zeigten, spielt

die Pyruvatdehydrogenase -Kinase isoform

2 (PDK2) bei diesem Mechanismus eine

Schlüsselrolle. Die Inhibition der PDK2 mit

Dichloracetat verhinderte eine Verengung der

Arterien. Im Unterschied zu anderen anti-pro-

liferierenden Medikamenten behinderte die

Behandlung mit Dichloracetat jedoch nicht

die Heilung der Gefäßwand. Diese Ergebnisse

könnten die Basis für die Entwicklung neuer

Wirkstoffe gegen Gefäßerkrankungen sein.

Gefäßverengungen können Ursache für koro-

naren Herzerkrankungen oder der peripheren

arteriellen Verschlusskrankheit sein. Insge-

samt stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in

Deutschland mit vier von zehn Todesfällen die

häufigste Todesursache dar.

Literatur: Deuse T, Hua Z, Wang D et al (2014)

Dichloroacetate prevents restenosis in prec-

linical animal models of vessel injury. Nature

(2014) Nature 509:641–644

Quelle: Universitätsklinikum

Hamburg-Eppendorf,

www.uke.uni-hamburg.de

288 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2014