reisebericht möglich

24

Upload: scalio-verlag

Post on 23-Mar-2016

242 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Reisebericht möglich

TRANSCRIPT

Page 1: Reisebericht möglich
Page 2: Reisebericht möglich

Außer Zweifel, wenige antiquierte Symbolsysteme schaffen es wirklichen Sinn zu stiften in einer üblen Scheuklappen-Zeit! Ein weißer Bildschirm ist vielleicht noch möglich; weiß wie das Gefieder einer Taube, als ein Zeichen der Einsicht, Frieden zu schließen, die fruchtlosen Bemühungen ein zustellen. Nachvollziehbare Gedanken finden zu selten statt, während meine Person immer noch wartet; auf die belebenden Zeilen, die den Fokus nähren. Ein separates Blatt Papier -leer, wie eine nach innen gewandte Sendung, die uns auffordert, einen scharfen Blick auf unsere philosophischen Prägungen zu werfen, würde einzig Berechtigung erlangen. Jedoch von einer etwas kleinmütigeren Sicht ausgehend, wäre zumindest ein recht wahnhaft anmutender Text möglich. Oder gar ein visionär utopischer Bericht, ein auf Objektivität pochender paradoxer Epos!? Er könne Zeiten überdauern, den nötigen Abstand wahren; um die Voraussetzungen für etwas Neues zu schaffen, die Höhlen zu füllen, die Ausgetrockneten zu überfluten, sie mit frischer Inbrunst zu begießen. Meine Person möchte auch die Unfälle betrachten, welche sich auf der hoffnungslosen Konsumstraße ereignen. Wesens gemäße Blicke auf die verstaubten Ur-Bilder hin verraten unsere Vereinsamung,

Verschwendung, Gefühlsentfremdung und Ausbeutung besser; diese ineinander verknoteten unrealisierten Phänomene mit der Kinder unserer Zeit unweigerlich in Berührung kommen. Die Rede spricht auch von der literarischen Unmöglichkeit diesen tatsächlichen Extremzustand zu schildern; es fehlt uns die Sprache. Die gegenwärtige Literatur hinkt bisweilen zu sehr. Heute liest es sich vielfach so beliebig, als ob ‚Wortbilder‘ immer schon vor den prägenden Ereignissen gefunden werden könnten! Der umjubelte Sieg des modernen Journalismus, der alles an sich raffende Koloss, lobt sich selbst ein schneller Ausbeuter zu sein und verrät damit nur die Verwandtschaft zum Land aus dem er einst so glorios erwuchs. Man sollte sich ein Ereignis vertraut gemacht haben bevor ein Bericht davon möglich wird. Es benötigt Zeit die Dinge unters Messer der Beschreibungen zu nehmen.

Den Boden unter den Füßen weggezogen haben uns nicht die Utopisten, sondern jene, die niemals ortlos zu denken in der Lage waren. Sie sind viel an der Zahl und sie stehen in den unterteilten Stallungen bereit, als larvale Masse ohne Zusammenhang, welche sich dehnt und unappetitlich aufbläht,

A Wegbeschreibung

1

Page 3: Reisebericht möglich

als abgestumpfte Herde, bereit zum Äußersten, bereit den zu schlucken, der sich hervortut. Ihre tatsächlichen Führer angesichts der permanenten Krise sind wie gehabt clevere Heimatliche, welche nichts anderes umsetzen als kapitalkonforme Diktate. Ihre so genannten ‚zivilisierten‘ Fragen drehen sich alleine um den persönlichen Nutzen, und um ökonomische Sinngebungsinstanzen, praktisch um das Wohl der eigenen Sippe. Wirklich problematisch für die Masse werden Entscheidungen meist dann, wenn der Entscheider überhaupt keinen Einblick in die eigene Psyche hat. Das detaillierte Verständnis der Vielen für Überschneidungen und Wechselwirkungen dieser Art scheint verloren gegangen zu sein. Sie bilden das Gewölbe einer großen Versklavung, wo Gerechtigkeit und Respekt nichts anderes als Gleichheit bedeutet! Der totalitäre Kontrollmechanismus im Kapitalismus hat schon lange keine Geduld mehr, war nie eine buddhistische Veranstaltung. Ihm ist mit einem ahistorischen Verständnis nicht beizukommen.

Unsere Tendenz alles zu benützen bewirkt nicht die ewige Wiederkehr des Gleichen, sondern einen zunächst irreversiblen globalen Prozess mit qualitativ unterschiedlichen Verhältnissen. Der ideelle Gesamtimperialismus agiert im wesentlichen als Sicherheits- und Ausgrenzungsimperialismus des westlichen Zentrums gegen die vom Kapital selbst erzeugten Krisenverhältnissen. Anderseits liegt die Misere tief verwurzelt in festen inneren Strukturen jedes Einzelnen begraben. Jedermann

muss heute bei seinem Denken von seiner eigenen Entfremdung ausgehen, und zwar bis an die Wurzeln! So benebelt, in den Ländern eines alternden Kapitalismus, glaubt man zwar nicht mehr so richtig an Politik, aber man hat auch nichts anderes, an dem man sich festhalten könnte. Also glaubt man weiter sehr viel. Und aktuell ein wenig mehr an die gelenkte Demokratie!? Immer wieder gedeihen Hoffnungen, wird der Wunsch, sich doch täuschen zu lassen zur Motivation der Betätigung. Natürlich ist es nie ganz egal, wer da wo gewählt wird, wer die Ämter besetzt und das Geld vergibt, sich aber deswegen umgekehrt einzureden, hier ginge es um reale Unterschiede, ist irre! ( Im Modus ‚unrealisiert‘ gilt Verrücktes als notwendig. Es handelt sich um einen faulen Kompromiss, freilich einer der unausweichlich erscheint und fußt dessen ungeachtet auf falsche Interpretationen, -nichts weiter. ) Heutige Politik ist die haltlose Einbildung, sowohl in Handlungen als auch in Entscheidungen souverän zu sein. Wirkliche Differenzen gibt es nur in der Personalfrage und in Posten-Zuordnungen, programmatisch kann man sich schnell darauf einigen, dass alles schneller werden soll. Zweifellos gibt es Wahnsinnigere, die, wenn es sein muss, hauen die Welt zusammen.

Und so schweigt und verdrängt und tötet das Einundzwanzigste Jahrhundert. Es befindet sich im Schockzustand! In alphabetlosem Raum, im Windschatten der großen Kriege ängstigt sich eine Welt im Schwund, ist im kommenden Geistvollen atemlos, und erst beim Kommen angelangt!

2

Page 4: Reisebericht möglich

0. 1 Die Evolution des Geistes transformiert uns, den Einen unterschiedlicher als den Anderen. Allen gemeinsam wird ein permanent möglicher individueller Richterspruch sein. Personen wählen sehr unterschiedlich, selektieren Einflüsse von außen, selbstbewusst; eine völlig neuartige Sprache ist gerade dabei sich auszubilden. Moderne Kommunikationsmethoden versinnbildlichen dies. Was für ein Trainingsfeld, nicht nur für das Wohlstandskind, in die Lage versetzt Pionierarbeit für kommende Generationen zu leisten! Es deutet sich schon tendenziell die uns noch bevorstehende gesellschaftliche Revolution an. Schlechte Zeiten für Diktatoren und Tyrannen!? Die klugen Denker, die in dasselbe Horn tuten zeigen sich nicht, sie bleiben als Fädenzieher im Schatten und sind wohl vorhanden. Doch selten sind durch alle Zeiten durch jene, die sich selbst erforscht und über ihren Horizont hinausgedacht hätten. Es ist und bleibt eine Binsenweisheit; zwar aus der Stille betrachtend verständlich, da die ‚feinst entwickelte’ Auffassungsgabe sie zwingt, und des Weiteren vor dem verführerischen Hintergrund dieser unsteten, öffentlichen Maschinerie, in der Meinungen zu gefährlichen Lauffeuern mutieren, zusätzlich besorgniserregend, besonders dann, wenn niemandem mehr geglaubt werden kann! Etwa, wenn Überzeugungen sich in scheinbar zu starrem Urteilsgepräge kleiden wollen; schon werden sie für die Massen verdächtig, schon wird ihnen nicht mehr getraut. Um weiter in selbstgefälligem Inselbewußtsein zu verharren, um weiter mitzumachen, brauchen Rückratlose unbedingt einen realen oder

ideellen Vorbeter. Es ist ihnen also ein existenzielles Bedürfnis einen der ihren da-oben zu haben, jemanden der ihre Realitäten bestätigt.

Zunächst ist Pessimismus angesagt; die gesellschaftlichen Tendenzen lassen uns glauben, es handle sich um ein leichtes Spiel für nächst beste Banker, Populisten oder Medienmongulen. Es steht meine Person sicherlich nicht hinten an, anzumerken: Die zeitliche Distanz kann uns eines besseren belehren! Dabei ist eine gewisse Sturheit und Strenge notwendiger denn je, wenn es gilt eine Besserung der Zustände herbei zu führen. Eine Erstarrung im positivsten Sinne kann eine Art Tor sein; auf das die Herde sich durchzwängen ließe! Oder müsse ohnehin jeder für sich selbst viel mehr in die Tiefe gehen, dafür eigenständig Rahmen schaffen, Bedingungen setzen, die wahren positiven Perspektiven erstmals zu lassen?

Die zentrale Forderung: Jeder habe aus seinem Leben was zu machen! Schwere Zeiten für alle, einschließlich den ,fertiggemachten‘ Politikern!? Die fatale Trias aus Leistungsdruck, Gier und Selbstherrlichkeit ist immer die Quelle für abruptes Versiegen der Kräfte. Und zeichnet sich so verantwortlich für zunehmend schwer destruktiv handelnde Menschen, also eigentlich begrenzt fähige Subjekte, die paradoxerweise keine Grenzen mehr zu kennen scheinen und doch irgendwann mit den eigenen Ängsten konfrontiert werden,

3

Page 5: Reisebericht möglich

welche indessen abermals Welten voller Begrenzungen heraufbeschwören. Was für ein selbst erschaffener Teufelskreis!

Das die so schwer verletzte Menschen-Welt in ihrer ewigen Zartheit neu erwachen wird, sich besinnt, ist kein Selbstläufer. Es kann nicht funktionieren ohne je wahr-haben zu wollen, was da die sichtbare Welt durchdringt und unsichtbar bestimmt. Eine schnelle Antwort liegt im Leiden an dem all zu vielen nebensächlichen Dingen begraben. Lauter Menschen die sich massenhaft Länder ohne Stützen, Häuser ohne Fundamente bauen, die so tun, als ob sich ein Leben auf ruchlose Träume oder Einbildungen aufbauen ließe! Wie es sich geziemt zu tun, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit! Natürlich, hat er doch die Verwandtschaft innerer Impulse, mit den zwei großen Wanderern, namens Vergangenheit und Zukunft, nie zu sehr verleugnet, sondern immer versucht Impulse hinüber getragen zu wissen, aus einer Art Rücksichtnahme auf die momentanen Missstände, ständig nachjustiert, sodass sie intuitiv zumeist weder unwürdig lange, noch fälschlich, im Zeit-Raum stehen blieben. Uff!

Wenn man die Vergangenheit bewahren will, und sie an den Standards der Gegenwart beurteilt, dann wirft das nur wenig Licht auf das Verständnis; es repräsentiert nicht mehr als die zahlreichen: ‚Ich hab es dir doch gesagt!‘ Geschichten. Doch das Vergangene ist gnädig, auch weil das Lügen darüber so leicht fällt. Selbst falsch erinnert, lässt sich daraus was bilden, man kann abschätzen, lernen und damit wachsen. Hingegen, über

etwas was noch nicht feststeht, was möglicherweise kommen wird zu flunkern, hier zu ‚verdichten‘ mag eigentlich ungeheuerlich klingen. Zukünftiges bringt nur Unfassbares zu Tage und darauf aufzubauen ist schier nicht möglich, heißt es. Und tatsächlich tun alle so, eben gerade auch die vielfach Verwilderten unter uns, als ob es trotzdem ginge! Offensichtlich hilft es den schlimmen Schmerz zurückzudrängen!

wir lieben das feuer sind nun gestorben </denn

selbst seid ihr anstatt euer selbst willen

gegangen worden>

0. 2 Ausgangspunkt für unsere gelebte Welt ist tägliche praktische Erfahrung und bleibt zutiefst subjektiv. Meine indirekte Erfahrung vom Anderen. Indirekt deswegen, weil Individuen, immer biologisch und psychologisch verschieden voneinander sind. Weil jeder mehr oder weniger zergliedert, abstrahiert, kontrolliert und manipuliert wahrgenommen werden kann. Eine pseudo-objektive, pseudo-wissenschaftliche Sichtweise einer Person wirkt, hinterlässt Spuren. Wir alle sind eingewebt in unsere Zeit. Wir haben uns so sehr an den Einfluss der angewandten Naturwissenschaften gewöhnt. Die Wissenschaft arbeitet aber bislang nur Teiltheorien aus, lässt Einflüsse für sie fremdhafter Größen außen vor. Dieser Ansatz im Problemlösungsprozeß ist völlig falsch! Es hängt grundsätzlich alles von allem ab. Und von jedem! Und vom geheimnisvollen ,Austausch‘! Indem man Teile

4

Page 6: Reisebericht möglich

eines Problems isoliert untersucht, so kommt es nur zu einer Teil-Lösung. Deswegen ist es weniger falsch, am Ausgangspunkt anzusetzten, am kleinsten gemeinsamen Vielfachen die Suche zu beginnen. Also am lebendigen, am zwischenmenschlichen Erfahrungsschatz; die Sicht auf uns selbst und auf das, was uns am nächsten steht!

Meine Person behauptet etwa: ‚Die rassistische Sprache würde ohne realer Entfremdung und Entmenschlichung der Menschen nicht greifen!‘ Das Greifen geht nur, wenn unsere Realität uns als Funktion gegenüber steht. Und das ist heute zumeist der Fall! Es gibt meiner Person zu denken, wenn dreijährige Kinder wissen wollen, wo der Schalter ist, mit dem sich der Mond ein und ausschalten lässt. Das zeigt, auch die ganz ‚normale‘ tägliche Entfremdung, Entmenschlichung. Unsere gelebte menschliche Erfahrung ist vom Aussterben bedroht. Ich verlange nicht, dass ein Chirurg beim Einrichten eines Knochens oder ein Zahnarzt bei einer Wurzelbehandlung dem Patienten gegenüber persönliche Gefühle oder Absichten hegt, während er sich ganz und gar auf seine unpersönliche Aufgabe konzentriert. Doch Chirurgen und Wissenschaftler unter uns - übersehen, dass wir erst mit Hilfe von subjektiven Denkprozessen ‚objektiv‘ werden! Paradox: Die ‚objektive‘ Welt rückt erst ins Blickfeld, wenn wir objektiv sind! Nichts ist subjektiver als eine Objektivität, die gegen die eigene Subjektivität blind ist! Die Gruppe - egal ob, wir, ihr oder sie usf... oder Nationalitäten, Bruderschaften, Glaubensgemeinschaften... -ist kein neues Individuum, kein neuer, lebendiger Organismus auf

der sozialen Ebene. Die Gruppe, als Ganzes, übt eben keine Tätigkeiten aus, sie hat kein eigenes Bewusstsein. Tatsächlich tun alle so als ob!

Es bleibt in Wahrheit nur eine ver-herr-lichte Sache, nur scheinbares Leben und dennoch wird es vermehrt und es werden Machtpositionen verteidigt. Menschen verhalten sich tatsächlich einer leblosen, blutleeren Fantasiegestalt gemäß! Entgegen jeder wahren vernünftigen Sichtweise leugnen wir praktisch, dass kein Körper dem anderen gleicht, dass kein Mensch gleich oder direkt das Leiden oder die Freuden eines anderen erfährt. Stattdessen leugnen wir unsere grundlegendste Gemeinsamkeit: wir alle leben! Leben ist das Kriterium für Bewusstsein. Warum sollen wir unser Blut und das Blut anderer für eine blutleere Gestalt vergießen? In jedem Fall haben wir eine uns allen gemeinsame, ganz normale soziale Gehirnwäsche genossen. Den Eltern und Verwandten ausgeliefert passten wir uns an ein ‚körperliches‘ Lebenskonzept an. Das Konzept suggeriert unmissverständlich: ,Du wirst wegen Fähigkeiten, dein Leben genussreich zu gestalten bewundert werden!‘ Dieser kollektive Hypnosezustand wirkt und gedeiht! Somit haben wir den Wunsch gemeinsam, dasselbe Objekt oder dieselben Objekte zu bekommen - Nahrung, Land, eine reale oder imaginäre soziale Position; doch selbst haben wir dann plötzlich nichts gemeinsam und wünschen es auch nicht zu haben.

5

Page 7: Reisebericht möglich

Das gemeinsame Objekt kann gleichzeitig trennen und/ oder vereinend wirken. Das Objekt kann tierisch, pflanzlich, menschlich oder göttlich, real oder imaginär sein. Der Mensch als Ding. Aber Dinge verhalten sich nur, können nicht erfahren! Das Band zwischen ‚uns‘ kann der Andere sein. Der Andere ist vielleicht nicht einmal lokalisierbar. Im sozialen Zusammenhang von Klatsch und uneingestandener Rassendiskriminierung ist der andere überall und nirgends. zb. Der ‚Grieche‘ -hat nur in der Phantasie des ‚Nicht-Griechen‘ ‚Existenz‘. Der ,Berufsasylant‘, der ,Moslem‘, ... Aber es wird ja nur geredet! Nur ein paar Worte auf ein paar Plakaten! Haben wir es vergessen oder nie gewusst? Bewusster Sprachgebrauch, Sprache macht Fiktion wahr! Wir fanden Gruppenmystizismus häufig beschworen in den Reden der Nazis vor dem Kriege: ‚Wir sind die Partei!‘, ,Die Partei ist Deutschland!‘, ,Hitler ist die Partei!‘, ‚Wir ! Europa!‘, oder bei Großveranstaltungen: ‚Wir sind Papst!‘

Meine Person hört schon die Stimmen: ‚Ach, diese akademisch übertriebene Rassismusparanoia. Wir sind doch keine Rassisten. Aber möglicherweise Brüder! Meinerseits wird eben keine Illusionen gemacht über die Brüderlichkeit des Menschen. Mein Bruder kann schnell mein Gefährte sein beim Lynchen; oder im Leiden. In einem destruktiven System, in einer sterbenden Stadt, wo die Schreie von Panik und Terror in jeder Strasse zu hören sind, gilt ein Toter nichts mehr. Eine Hälfte ist schnell bereit die andere Hälfte in die Luft zu jagen. Doch selbst im Anblick grausigster Tatsachen, wird meine Person nie und nimmer sagen,

der Mensch ist nun mal so. Da sind Verzweifelte, Rasende und Beraubte, aber wenn im Menschen an sich, das was ihn leben lässt, noch aufflammt, das Selbst noch bereit ist und offen und unausgenutzt einfach da ist, dann ist er nicht verzweifelt, rasend oder beraubt! Das Töten befällt die Massen, wird immer wieder neu legitim, wird leichter in der Welt, in der wir ja nur der, aus jedermanns Phantasie sind: beispielsweise nur ein fremdes Subjekt-Objekt; - die radikalen Moslems, - gegen das man ‚seine Freiheit‘ zu verteidigen hat...

Wenn wir alle entsprechend einer seriellen Massenfantasie handeln, können wir alle vernichtet werden. Durch eine Existenz, die nie existiert hat - ausgenommen insoweit, als wir alle ‚sie‘ oder ‚es‘ oder ‚ihn‘ erfunden haben. -Es scheint paradox: das spezifisch Menschliche in Gruppen, der Einzelne selber kann ausgelöscht werden, oder ausgenutzt werden zur Entmenschlichung! Die gleiche Todesfurcht, die sie gegeneinander hetzen lassen kann, könnte auch ebenso plötzlich Frieden stiften. Es fehlt am tieferen Wissen über die Fähigkeiten der ‚grotesken‘ Fädenzieher, die unmenschlicher nicht sein könnten, die sehr wohl das Böse wollen und glauben es nützt ihnen. Dafür gebe es massenhaft psychologische Ursachen, unzählige Erklärungen… Natürlich kann man vieles finden wenn man was finden will, doch zu behaupten, solche Individuen wären an sich gut, grenzt nicht nur an Wahnsinn und Fanatismus, sondern ist schlichtweg theoretisch und auch praktisch falsch! Es fehlt an allen Ecken und Enden an Wahrheit, und dies begründet

6

Page 8: Reisebericht möglich

eine Dynamik der Welt, die im Argen liegt! Voll von grundlegendsten Denk- und Urteilsfehlern, die uns falsche Schlüsse ziehen lassen. Was es seit Jahrzehnten schwer möglich macht, über manches zu reden und auch verstanden zu werden!

0. 3 Natürlich ist die Welt verzerrt wahrgenommen erträglicher, schöner anzuschauen. Die phänomenale Welt ist viel zu komplex, als das alles gewusst werden könnte. Da gibt es den segensreichen Zwang, das meiste ungeprüft glauben zu müssen; gerade das macht erst entscheidungsfähige Wesen aus uns. Wessen Glauben könnte dagegen ansprechen? Und wie viele Verallgemeinerungen braucht es noch, um uns zu schmeicheln, um uns das gegenseitige Verkennen zu erleichtern? Die rundum sich selbst balgende Illusion schlechthin, sie ist ein gnädiger Schutzwall, denn ungeschönt Wahrheiten und Fakten zu erkennen, ist nicht jedermanns Sache; es tut eben den Vielen zu sehr weh! Kollektiv kann es auch gar nicht erwünscht sein.

Es sei, so gesehen, ein Wagnis, was also meine Person dem Leser genau genommen zumuten wird: die nach Öffentlichkeit drängenden Seiten enthalten Perspektiven einer abtrünnigen Inselrealität! Sie werden voll sein von, was meinerseits so nicht gewollt war und dennoch ist, weil sie voll davon ist! Und zwar die Übernatürlichkeit dieser Welt; welche immer beispielgebend unter den viel besagten Siegeln der Verschwiegenheit einwirkte und so manchen positiv und leise und helfender Hand, zumeist spontan

weiterführte und manch anderen geradewegs in poetischem Sinne erhellte, dass wir alle, eben nicht ausnahmslos das sind, was wir scheinen. Über-die-Natürlichkeit will meine Person sich auswinden, - denn es kann in der Natur nichts Übernatürliches geben. Nur gibt es etwas in der Natur und auch in uns selbst, vieles, wovon wir überhaupt nichts wissen. Meine Person will sich weithin ausmalen, dass es sich hier vielleicht, um eine der wenigen Dinge handle, die im historischen Kontext gesehen, noch Sinn zu geben imstande seien. Wahrscheinlich auch, weil ein Kind unserer Zeit unmöglich zu sein hat. So blinkt hier das Unausgegorene auf, hat nicht den Mut, ständig zu schreiben; obwohl es grundsätzlich erahnt, was es heißen könne sich geradewegs und stetig auszutauschen: Einer neuen Sprache entlang reisen! Den täglichen Versuch einer gedanklichen Neu-Ordnung der Gegebenheiten verpflichtet, eine weitere Spur zu legen für eine positivere Perspektive, um noch eine Möglichkeit zu schaffen, für eine Zukunft, die sich ihre Chance mehr als verdient hat. Davon zu erzählen und vom Sämling, der sich fügt. Wegen dem Unerkannten, das hinzukommen könne. Oder einfach weil er ganz in eine ,Pflanze‘ verwandelt werden soll; wegen der Sonne!

7

Page 9: Reisebericht möglich

Bald könne meine Person suchen, was sich finden lässt. Und wie unendlich tief in so manchen Reise-Illusionen gefischt wurde, in so manchen Bücher/Netzwelten hineinversunken, so hetzte wohl ein ewig wieder gekauter Themenbrei den anderen. Es ist das längst Vergangene, was wohl oder übel wirkt; da könne eigentlich kein Text, der was auf sich hält, in Verzicht sich üben! Obwohl in nicht enden wollenden Deja-vu Erlebnissen zu baden, natürlich nicht gerade der vergnüglichste Zeitvertreib zu sein scheint. Meine Person liest ein wenig forschend nach, horcht in der Welt hinein und baut auf den Augen der Menschen etwas nach; das alles nur, um zu ver</dichten> - zu sondieren und zu finden, dunkel, die „nulla figura“, die nichts bedeutet, aber dem Folgenden und Vorausgehenden seinen Rang gibt!

er lebt </am wegesrand> der tod dort lauert

wobei er <n>meidet den weg </der am leben

stirbt> und nicht mehr dauert.

0. 0 Meinerseits wird für wichtig erachtet, durch Annullierung von verständlichen Buchstaben in den Überschriften auf jene eklatante Verminderung im Verstande der schwätzenden

Oberschicht hinzuweisen; denn das komme heutzutage immer gut an, sozusagen im Spektrum der unverschämten Bereicherungsanstalten den Stachel auszufahren! Sehr wahrscheinlich sei es, dass die als einfältig Beurteilten Oberen wiederum ähnlich pauschal die Unteren beurteilen werden; die Methodik verrät unsere Angleichung. Damit hat es sich für meine Wenigkeit erledigt, den Abschnitten zwanghaft Etikette auf zu zwängen; beamtete Textblöcke an verwaltende Hacken auf zu hängen, – dies hintertriebe des Autors ureigenstes Interessensbild. Ein Paket Hoffnung mitten in die Bilderfluten dieser Welt geworfen, das ginge sich noch aus! Denn, scheinbar eigenmächtig, überragen die abscheulich inhaltsleichten Kopflinien offenbar alles Komplizierte, sodass untergeordnet und damit unbeachtet, massenhaft schwere Begriffe in Betrachtung versunken ihr Dasein zu fristen haben. Deswegen und außerdem und jedenfalls wird meiner Person weniger fesselnde Ansammlung von Schwärze im Titel viel näher sein. Es erscheint wenigstens offenherziger, als umgekehrt, als inhaltliche Stille im Text selbst, aber pragmatisch betitelt. Am ehesten wird der Text wohl als eine an Wortverdrehungen maßlose, jedoch auf seine Art argumentativ sehr vernichtende Akte abzulegen sein! Dann soll

B

Landkarte

8

Page 10: Reisebericht möglich

es nicht um Anpassung an Pseudo-Ereignisse gehen! Hier sei Platz gemacht für sprachliche Hinweistafeln; ein Fingerzeig nur, hin zu den tiefsten Fragen, und das Chaos, die sie hinterlassen können! Bedeutende, sehr wichtige, altbekannte und reizvolle Fragen: Wo komme ich her? Was lasse ich zu? Wo gehe ich hin? – Nun, meine Person komme gerade von dort, wo mein Selbst unmittelbar mit leblosen Schatten verkehrt! Na!? Der Leser ahnt es wahrscheinlich schon, ist sich bald sicher und wird tatsächlich recht deuten, in Erwartung von viel mehr noch, als es ein gewöhnlich gestellter Reisebericht zu versprechen vermag! Aber übermäßig dramatisch und abenteuerlich wird es bestimmt nicht. Doch wäre es angebracht, darauf hinzuweisen, dass unterhaltendes Hintergrundrauschen letztlich dennoch nötig sein wird; das heißt, jedes einzelne spekulative, ungeordnete Wort, welches sich hineinmischt oder sich unters poetische Dach stellt, sollte durchdringend bedeutend werden! Der lebendige Monomythos, das Leben des Gedichts in der allumfassenden Zeilenhoheit, es sei das Erleben! Die Wahrnehmung jedes dieser Verdichtungen durch den Leser sei das lebendige Ereignis. Diese Zeilen erörtern brachiale Daseinsgestalten… wie auch immer!

Freilich liegt es gänzlich im stets blinzelnden Auge des Betrachters, einzelne Aussagen eingebettet im großen Mosaik heiter und verhöhnend zu Bedeutungslosigkeit verschwimmen zu lassen. Und es kann durchaus die verehrungswürdigste Aufgabe für einen Leser sein, daraus seine ganz persönliche Synthese zu machen. Der wache Geist, des Lesers Genie, es schaffe Ordnung

aus dem Chaos! Es sei absolut erwünscht und auf jeden Fall im Trend und sowieso erstrebenswert.

diese zeit<l>en können geradewegs für de<s>n

Leser<s> </Selbst> verständlich sein </zu einer

Offenbarung werden)

0. 1 Doch gänzlich ohne weitere Bedenken will meine Person: ‚So ginge das doch hoffentlich nicht weiter!?‘, den werten Leser Sorgenfalten auf seine Stirn dichten. Wem sollte so etwas von Nutzen sein? Nun, so könnte man ebenso gut die Frage stellen, welchen Nutzen Spaziergänge haben!? Spaziergänge sind nutzlos! Das gilt auch für Texte wie diese, und im Besonderen für Gedichte. Ein Spaziergang bedeutet gar nichts, das heißt, er bedeutet bis zu einem gewissen Grad alles, das man in ihn hineininterpretieren kann; - und er bedeutet immer mehr als man hineininterpretieren kann! Allein Nutzlosigkeit eröffnet genügend Raum für das Verständnis einer Präsenz von so zahlreichen Nutzungen. Und nur die Nutzlosigkeit erlaubt dem Spaziergang er selbst zu sein! Er ist dann ganz besonders von Wert, wenn wir ihn uns vertraut gemacht haben. Alles ist Geburt! Also bitte ich um etwas Geduld; - und es zieht sich nicht den ganzen Text so hin. Versprochen! Nicht allzu lange noch widerstehe ich der Versuchung, meine zutiefst subjektiven Erinnerungen an seltsame Begebenheiten hier choreographisch schwarzweiß hin zu skizzieren. Es weisen die Ereignisse eher darauf hin, dass sie

9

Page 11: Reisebericht möglich

geradewegs nach Aufmerksamkeit schreien, aufdringlich sich ins Licht drängeln, ihre Wichtigkeit postulieren. Was soll meine Person eigentlich reden von Geduld im Augenblick?! Im Angesicht einer Leserschaft mit dieser ganz gewissen Verstandesschärfe ausgestattet, schickt es sich bestimmt nicht an, den natürlichem Schreibfluss entgegen spröde zu tun, -etwa sich selbst übereiltest auszulassen! Ebenso wenig wie sich Ziffernsysteme gleichen, darf der werte Leser voraussetzen, dass alle Menschen den Bewegungen, den Erschütterungen ihres Lebens in gleicher Weise gegenüberstehen.

am anfang war das </träge> wort und über die

zeit<l>en sind wir leser anfangs wort geworden

also mehr oder minder </träger>

0. 2 Es kann dem gebildeten und stets fähigem Leser naturgemäß nah sein, so gar nicht fremd erscheinen; hat er sich einmal drauf eingelassen. Kann er sich auch nur eine Vorstellung machen von jenen Mächten, denen meine Person gegenüber stand, von Reichen und Fürstentümern die nur mein Selbst bewandern konnte? Was einer auch für Schlussfolgerungen ziehen möge, wenn einer in Fragmenten von leblosen Schatten hören muss und diese Schilderungen, zwingend in zweierlei Kontext lesbar, somit über die gängigen Konventionen zu stehen haben; wenn einer vom Nichts Erzählungen ertragen wird müssen, von Lemuren, von einer Schönen, namentlich die Frau von einem dunklen Eldar

Prinzen, wenn einem an späterer Stelle noch vom Blutigen Grafen und einer Brandstifterin, die diverse Lippen berührte, erzählt werden wird, von Wächtern des Feuers, aus denen leuchtende Blitze kämen, von den Brutalen Grotesken, den unzähligen Jungen Toten und von den Verfluchten Sklaven, und so weiter und so weiter. Was soll einer damit anfangen!? Ab damit in die Fantasie-Schublade! Gehe ich recht in der Annahme, dass es dem einen Leser schwer fällt, solchen hier erahnbaren Bereichen, reale Existenz zu bescheinen? Es sei unausdenkbar, dass solch Charaktere nicht im Fernen liegen!? Oder viel näher als jener vielleicht vordergründig erahnen möge!? Wie viel Aufgeschlossenheit braucht es, eine im Anfang mäßig und verhalten artikulierte Vision eines Fremden zu ertragen? Ein Netz von Geschichten in Interaktion mit einer Leserschaft der verständnisvollsten Art!? Sollte es uns das möglich machen!? Namen und Zeichen auf einer Landkarte können uns den Weg weisen. Die Möglichkeit bestünde, selbst wenn wir uns kollektiv in Verrücktheit halten würden; oder sich-selbst-betrachtend, sei es von einem idealen Standpunkt aus.

Von einem idealen Aussichtspunkt auf der Erde aus beobachten wir eine Formation Flugzeuge in der Luft. Eine Maschine schert aus der Formation aus. Die ganze Formation aber kann auf falschem Kurs liegen. Die Aus-der-Formation ausgescherte Maschine kann aus der Sicht der Formation abnormal, falsch oder ‚verrückt’ fliegen. Doch die Formation selbst kann vom Standpunkt eines idealen Beobachters aus falsch oder verrückt

10

Page 12: Reisebericht möglich

fliegen. Die aus der Formation ausgescherte Maschine kann auch mehr oder weniger aus der Formation vom Kurs abgekommen sein. Wenn die Formation selbst vom Kurs abgekommen ist, muss, wer wirklich Kurs-halten will, die Formation verlassen. – Weswegen?

Den idealen Standpunkt können wir freilich nur bedingt erkennen, möglicherweise erahnen, aber nie gänzlich einnehmen. Eine lückenlose Lehre, eine echte Aufklärung hinsichtlich solch kognitiv möglicher Spielereien fehlt praktisch. Auch deswegen und mit Nachdruck sei hier Wort gehalten: Lücken zwischen Theorie und Praxis sind zu schließen! Aber dazu kommt es auch noch.

11

Page 13: Reisebericht möglich

Couragierte Schulen? So viele Lehren hat man hervorgebracht, so viele ‚besondere‘ Wahrheiten! Und hier und da stehen die falschen Propheten auf, verkünden von den Tischen aus, und scharen ihre Anhänger um sich; es begeistert sie ihr Glaube, und sie sind bereit, für ihn und seine trügerischen Wahrheiten zu sterben. Sie hassen sich untereinander! Ihre Lehre hat keinen Wert für andere. Sie scheiden alles in Wahrheit und Irrtum. Aber Irrtum ist nicht das Gegenteil von Wahrheit, nicht wahrer oder falscher, sondern nur anders. Nichts ist mehr oder weniger wahr, sondern nur mehr oder weniger wirksam! Wie begegnet man der Mutter aller Schulen, die alles Umschließende, die große Praxis? Wo steht ihr Schemel bereit?

Meine Person fand etwas, in der faszinierenden Mythologie! Einerseits, geschultes, gerichtetes Lernen, verzweigtes und logisches Denken, und andererseits Wissen von gesammelten Wahrheiten, das Teilhaben am Mythos, können in der Tat sehr ähnlich werden; wie etwa auch ein Horoskop und eine Uhr sich ähnlich sind. Da bleibt aber immer Analogie hinsichtlich eines Dritten; man könnte sagen, eines Herrschenden! Auch ein Wal und ein Fisch sind sich ähnlich, und zwar ,täuschend‘ ähnlich;

die Verwandtschaft liegt aber nicht in ihnen, sondern in einem Dritten, - mögen wir es nun das Meer nennen oder Geist und seine Influenz: ( Anlass gibt das gehäufte Auftreten der Körperschaft, der moderne Körperkult, Ausdrücke des Stabilen, Materie im Allgemeinen und die mit ihr verbundene Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Freunden der laut polternden Weltlichkeit im Besonderen. )

0. 1 Es sei ersehnt, doch zunächst sei sehr viel ehrliches Bemühen nötig, um seiner eigenen Entfernung, Entfremdung entgegenzublicken. Geben wir es radikal zu! Wir veranlagen es, benebelte und tolle Kreaturen zu sein, ausnahmslos Fremde für uns selbst und wir spalten täglich unsere Erfahrungen in mehrere Welten! Die ‚normal‘ entfremdete Person hält man für gesund, weil sie mehr oder weniger wie jedermann handelt. Formen der Entfremdung außerhalb der geltenden Entfremdungsnorm werden von der Normalo-Mehrheit mit dem Etikett ‚wider- oder wahnsinnig‘ versehen. Angesichts solch erdrückender Aussagen, sei einem ein Gedanke, der dieser Schwere entgegenwirkt willkommen: nämlich jener, dass nichts so sehr blendet, wie der

C

Grenzüberschreitung

12

Page 14: Reisebericht möglich

Oberflächen-Schein; - da seien die vielen flachbrüstigen, holprigen und wechselhaften Auftritte allerorts noch einmal verziehen!

Nun, eine Wenigkeit wandelt sich eben in Lust und Last von Erfahrungen: in heiß brennender Liebe, in enttäuschten Hoffnungen, in zügellosen Begierden, in seichten und leeren Freuden, in Groll im Herzen, in Selbst-Zerstörer-Neid, in Hochmut, in dummen Stolz und Ehrgeiz, in düsterer Melancholie, in kochender Wut, in nagenden, quälenden Gewissen, in launenhaften Dünkel und kann schlussendlich haarscharf an sturer Verbitterung vorbei sich wandeln, kann zu einer womöglich dem Geiste zu-gehöriger Strenge führen; oder eben auch mal nicht! Sie lasse es gelten, als ein ehrliches Anliegen; sodann Jammervolles abzuliefern, gnadenlose und auch liebreizende Erfahrungen hervorzuholen, zunächst völlig ohne hierarchischem Gewahrsein abfolgen zu lassen. Sie lasse es radikal zu, einzig Vorstellungen, oder analytische Wahrnehmungen, Allmachts-Fantasien, süße Träume, Spinnereien und ehrlichste Erinnerungen; völlig wertfrei -kein Modus innerlicher oder äußerlicher als der andere -als die grundlegenden Autoritäten für diesen Bericht zu beschwören. Derjenige, der das Kompakte braucht und sucht, der geerdete und damit in dieser Hinsicht sensible Leser, sei hiermit gewarnt: es werden so manche Fiktionen zu Fakten werden, die sich selbst zu Fiktionen wandeln! Bitte inständigst sich davon nicht verwirren zu lassen, und vor allem, Schall und Rauch nicht miss zu verstehen: dieser Text

beginnt konkret mit meiner Person und endet mit meiner Person; und ist auch ein Sachbuch, denn sächlich wurden wir meistens auch behandelt. Der mögliche Reisebericht befasst sich mit der Schilderung von einer Serie von Reisen, die bereist wurden, und jetzt nach Zusammenhang lechzen. Offenen Identitätsfragen wollen schließlich an angemessener Stelle sich geklärt sehen; meine Person will einer natürlichen Anordnung der Ereignisse nicht vorgreifen. Soviel bislang: Es ist nämlich etwas vorgefallen bei einer Reise, was anfangs so merkwürdig war, dass es niemals anders gelten kann, als das Geschehen nur den ‚überdurchschnittsmäßigen‘ Talenten anzuvertrauen; in eigentlicher Weise, betrachtet als ein notwendiges, ein kurzes Zusammentreffen unter hochgeschätzten Kollegen, mit ‚feinster‘ Auffassungsgabe ausgestattet. So soll anfangs einmal Grundsätzliches besprochen werden, denn Ereignisse von solch erregender Brisanz, diese dem Vorstellungsvermögen fast unerträglichen Zumutungen erfordern wohl eine ‚noble‘ Geste der Einweisung, die ein Hinlenken sein soll, um über diverse Barrieren hinausgehen zu können, eine womöglich zweifelhafte Werbung für das Flackern der hinzukommenden Flammen; und deren Echtheit!

Kurz gesagt: nebulose Ahnungen einer Reihung von ungeheuerlichen inneren Beziehungen und mysteriösen Entdeckungen erwartet den hochverehrungswürdigen Leser! Ein Start, eine Geburt in diesem Sinne: Vorhang auf!

13

Page 15: Reisebericht möglich

Platz für die uralte Magie der Zeichen, für die leibhaftige Bildsprache, für einer dieser trügerischen Publikumsmagneten, und ein wenig Platz für die siegreich geschriebene Begriffsprache, den gar nicht so alten Hochstapler-König des Abstrakten! So viel Vorschau und Verklärungsarbeit am Rande sei meinem großgewachsenem ‚Ich‘ erstmals in derartiger Form vergönnt.

14

Page 16: Reisebericht möglich

Das weiß ich nicht zu sagen, in welcher Art meine Ansichten vom Leben mich prägen, die Aufgabenstellungen sich auswirken auf meine Person. Diese individuelle Polemik über eine ‚Bruchstelle‘ hinweg, ist jedenfalls lehrreich, nicht etwa wegen ihrer Ergebnisse, sondern als Schauspiel an sich. Wenn ich danach strebe die Dinge und ihre Beziehungen wahrzunehmen, so fordert mich ein unwürdiges Schauspiel ganz besonders heraus. Wichtige ethische und moralische und universelle Wahrheiten werden untergraben oder schlicht verneint! Erklärungen bedeuten dem Läster-Menschen nichts, Erläuterungen alles! Nur Forschung und experimentell nachgewiesene Tatsachen, tragen eine Menschheit nicht, sondern zerstören sie über kurz oder lang, wenn sie zu Grundsätzen ernannt werden. Es ist daher Unrecht, sie, die heutigen Zustände in Wissenschaft und Forschung, naturwissenschaftlich zu nennen! Außerdem erinnert mich derzeit vieles an ewige Streitigkeiten zwischen zwei verwandten Parteien, von denen die eine das ganze Haus, die andere das oberste Stockwerk bewohnt. Unsere heutige Wissenschaft läßt sich ohne weiteres und ohne Rangminderung im Ur-System unterbringen, nicht aber umgekehrt! Schon diese Beobachtung ist wertvoll, denn wir brauchen Fangschnüre für unsere sich noch

immer souverän entfaltende technisch-abstrakte Welt, die aus sich heraus Grenzen und Hemmungen nicht zu entwickeln vermag. Sie treiben uns, verbreiten ein verzerrtes Weltbild, wodurch naturgemäße Wünsche in Richtung Heil-Sein, mehr und mehr entrücken und an Boden verlieren. Sie studieren die Möglichkeiten einer ‚schlauen‘ Taktik, um eine Schöne Neue Welt zu bauen.

Der Mensch glaubt er müsse rechnen, von der Vernunft beherrscht, wo doch alles aus Verlangen entsteht; denn Innen ist das wesentliche seiner Welt schon vorhanden, in dem Bild das er im Herzen trägt, gleichwie der Baum schon enthalten ist im Samenkorn! Nicht erklärt hat jemand den Baum, wenn er dartut, welche Arten von Salzen er dem Boden stiehlt und was für Wasser er trinkt. Berechnungen sind nur die Ummantelungen des Verlangens, erläutern dies und jenes. Die so genannte Vernunft aber, die sie so sehr suchen, lässt sich nicht finden, denn sie suchen die Illusion schlechthin, die absolut perfekte Vollkommenheit, nicht vom großen Geist erfüllt, sondern bieder und arbeitsam. So scheitern sie immer mehr. Wer ist schon vollkommen? Der Rechenmeister steht nicht als erster am Platze,

D

Vorwort

15

Page 17: Reisebericht möglich

er bleibt das, was er immer schon war, ein Dienender! In unverschämter Weise höre ich den Läster-Menschen: ,Da haben wir es, weshalb die Brücke nicht einstürzt. Seht die Berechnungen des Konstrukteurs!‘ Ach, wie er laut und gerne redet, über das Wie, -wie etwas entsteht, weil es eben so aussieht, und weil es hält was es versprochen hatte, - aber er weiß nichts über das Warum und nichts über das Wieso!

Die Wirkung liegt in der Ambivalenz, die aus streng konzipierten, auf die Zukunft ausgerichteten ‚mathematischen‘ Spekulationen sowie deren ständige Bedrohung durch fremde als irrational gefürchtete Kräfte lebt. Hier und heute nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren kann zu einer ernsthaften apokalyptisch anmutenden Herausforderung werden. Für die Visionen der jeweiligen Ideale und umfassenderen Ziele eintretend, scheut sich der Läster-Mensch nicht, Wagnisse auf sich zu nehmen, auch dann nicht wenn sie auf harte und grausamste Kritik stoßt. Es verleitet meine Person mit Pauken und Trompeten durchzurauschen durch den Blätterwald an relativen Wahrheiten. Wiewohl der eine oder andere Gedanke sich nicht lange bieten lässt und aufs Ganze gehen will: ( Unzusammenhängende Entscheidungen und Chaos regiert die Welt und der Glaube an Gerechtigkeit, an das Gute, an das Schöne schwindet weiter. Vor unseren Augen fiebert eine grausame Zeit den endgültigsten aller Kämpfe entgegen! ) Soviel dazu.

0. 1 Da waren eben auch irrationale Voraussetzungen zu einer kurzen Reise, eine für den eigenen Gebrauch be-stimmten Untersuchung: (( ... die Schlussfolgerungen sind für unseren Geist unweigerlich nur bis zu einem bestimmten Punkt durchführbar, etwa wenn der Beweis der Unbeweisbarkeit weichen muss. Dort heißt es springen oder sich abwenden. Bruchstellen sind immer auch Fundstellen. Jemand der es versteht zu finden bezeichnet den Umstand einer scheinbaren Widersprüchlichkeit nie als ungehöriges Mysterium!

Beispielsweise, der Tod ist so eine Bruchstelle, kein Ende; das Wort „Ursprung“ gehört hierher; Geburt und Tod. Und das Mysterium der Zeit: messbare und Schicksalszeit. Und es tun sich ebenfalls Schluchten auf zwischen zwei Denkmethoden, zwischen dem logischen und dem intuitiven Zugang! Die Un-Vollständigkeit der geschaffenen Ordnung im Kosmos zeigt deutlich: Nur Emanationen, Wirkungsgrade, Trugbilder vor dem gedachten All! Himmel-Vater, der Logos braucht Erde-Mutter, den Mythos. Das Eine braucht das Andere, und umgekehrt. Wenn eine nur teilweise Erkenntnis erreicht wird, fehlt immer etwas.

Es gibt kein richtiges Leben im Falschen, wer in der Getrenntheit versucht zu leben, wird öfters unglücklich sein! Diese Schlucht gilt es zu überwinden. Wenn der menschliche Geist lange genug einen Widerspruch umkreiste, gelingt es ihm plötzlich, ihn zu lösen; das Umkreisen fällt in die Zeit, doch nicht die Lösung, die

16

Page 18: Reisebericht möglich

ist davon los-gelöst: Sie gleicht dem Funken zwischen zwei Feldern, in denen sich unterschiedliche Spannungen sammelten. Plus, aktiv und Minus, passiv! Wenn die Kraft des Geistes es vermag beide Qualitäten im Blitze zu vereinen und aus perspektivischer Deckung der Gegensätze der Rücksprung zum Ursprung gelingt, dann ist dieses Neugeborene als qualitative Erhöhung zu bezeichnen. Aus Differenz erwacht neue Erkenntnis und eine höhere Art der Freude ersteht: Ich nenne es die All-Sympathie des Kind-Seins.

Man gibt uns auch ein mächtiges Instrument mit auf den Weg: das Ego! Die unverzichtbare Waffe in der Welt der Dualitäten, inmitten von Gut und Böse und den variablen Grauzonen. Wir haben Unterscheidungsvermögen, Intelligenz, Logik; ein nicht unwichtiges Fundament: die Möglichkeit uns zu entscheiden, für das Eine oder das Andere.

Wir nehmen die Umgebung über unsere Sinne wahr. Wir erblicken Objekte im Raum. Wir können auch den Blick des Anderen erfassen. Aber der Blick selbst ist kein Objekt. Wir können nicht gleichzeitig wahrnehmen und einbilden! Es wird uns unmöglich sein ein Blick-Objekt in der Welt zu erfassen. Unsere Blicke, welche die Augen offenbaren, von welcher Art sie auch immer sein mögen, sind reine Verweisung auf uns selbst. Wir erblicken und werden erblickt. Wir strahlen auf uns. Wenn wir das Strahlen unverdient uns borgen, strahlt uns nur ein prahlendes Abbild entgegen. Schauen wir wirklich auf uns und gut auf einander?!

Oder schenken wir uns ein mieses Abhängigkeitsbewusstsein, schauen bestenfalls nur ein klein wenig an uns vorbei!? Fünf vor Zwölf! Würde die Natur und die Lenker dieses perfekten Wechselspiels im Universum, ihre elementaren Prinzipien verlassen, es uns unverschämterweise gleichtun, stünden wir tatsächlich in ständiger Erwartung einer ewigen Sonnenfinsternis. Diese Natur ist auch unsere Natur, als das große Abstrakte; der große Geist, und will ganz der unsrige sein, hat uns nie verraten! Vergessen, wie sehr die Mondprinzessin sich an der Sonne nährt? Am Rande des Abgrunds steht ein kranker Geist, um Wärme flehend, und um Bewahrung bemüht, einer der an und für sich dient; nie neutral, entweder anerkennend oder verurteilend. Nur wen? Dienen wir anderen, fremdbestimmten Zwecken, wird uns ein staubiger Spiegel vorgehalten. Wir fühlen uns dann eigentlich immer ertappt. Wer wird den Spiegel putzen? Wer wird sich in radikaler Verinnerlichung mit seiner Kindheit, seinen Gefühlen, Ängsten und Irritationen auseinander setzen?

Wenn ich von „innerlich“ spreche, meine ich unsere Art die äußere Welt zu sehen und all ihre „Realitäten“, welche keine „äußere“ Präsenz haben. Phantasie, Traum, Imagination, oder tiefer liegende Motivationen, unsere stärksten Qualitäten: intimste Mystik, vielleicht der beste Freund der Wahrheiten! Bedeutende Wesen sind als „Menschen“ noch unerkannt solange wir ihn nicht wagen: den Weg nach „Innen“! Dort wo die Zeit dann kein Hemmnis mehr ist, sondern einfach nur das Mittel der Verwirklichung des Möglichen.

17

Page 19: Reisebericht möglich

Von Anfang an macht sich etwas bemerkbar durch seine übermächtige Aktivität. Hier und jetzt mag diese schöpferische Kraft noch verdeckt sein, unterhalb der Erde und hat daher noch keine offensichtlich wahrnehmbare Wirkung. Nun, ein Drache ruht, zieht sich im Winter in die Erde zurück. Der Drache ist das Symbol der beweglichen-elektrischen Kraft, die sich im Gewitter zeigt. Im Schöpferischen liegt diese Kraft, wo den Urbildern der Ideen Gestalt verleihen wird. Dieser Vorgang ist schon die Entfaltung, der Austausch des Einzelwesens und wird oft dargestellt im Bild aus der Natur: das Fallen des Regens. In einem wesentlichen Schritt, im Vorsommer tritt die Kraft wieder in Wirkung und erscheint am Himmel als Blitz und Donner. Infolge dessen regen sich dann auf der Erde auch die schöpferischen Kräfte wieder. Das bedeutet, im übertragenen Sinne, die eigentliche Geburt des Menschlichen; die lichte Kraft beginnt sich zu zeigen. Tag, Helligkeit. Leben.

Eine Unklarheit ist hier vorhanden am Platz des Überganges aus der Niedrigkeit in die Höhe. Denn welcher Weg, welches nach-oben-wachsen, richtiger ist, darüber gibt es kein allgemeines Gesetz. Jeder muss nach den innersten Gesetzen seines Wesens sich frei entscheiden. Immer wieder. Und immer zählt, was wirkt! Dieser Prozess der Intererfahrung ist das einzige was unmittelbar wirklich von Wert ist. Der lernende Versuch sich wahrhaftig zu Verstehen, und zwar hin-durch und mit anderen Menschen, durch den (auf den großen Geist hin ) geschaffenen Menschen! ))

18

Page 20: Reisebericht möglich

Ebenso überlasse ich es den vielen ‚klugen‘ Rat- und Sinngebern, aber geistig heimatlosen, sich in den Täuschungen und relativen Wahrheiten einer politisch geprägten Welt zu verlieren. Mein Gebiet ist da wohl ein anderes. Es gibt da diesen ungleichmäßigen inneren Stellungskrieg im Alltäglichem, ein zur äußeren Struktur analog stattfindendes ‚todernstes‘ Drama. Nahezu unbemerkt, ebenfalls sehr geschickt kaschiert, wohl auch von den Ritualen der personellen Aktionen, den automatisierten Bewegungen untereinander, tobt ein notwendiger Krieg, an dessen Fronten wir immer aufs Neue gezwungen werden, in alten traurigen Mustern von Hoffnung und Angst zu verharren. Notwendig unter anderem deswegen, weil es uns Lesern als potentielle Menschen, die möglichen Träger zur wachsten Empfindung, die Vergänglichkeit aufzeigt. Sie sei es ja gerade, die allem Dasein Würde verleihe. Das Wissen von Anfang und Ende, käme dem puren animalischem Wissen hinzu; das eigentlich Dingliche, das Episodische sei interessant und errege ihrerseits All-Sympathie und Hinwendung zum Austausch.

Es hieße, der einzige Unterschied zwischen Mensch und Tier sei, dass der Mensch völlig hilflos geboren sei, wohingegen das Tier

von Anfang an Instinkt benutze. Was man alles an einfachen Erläuterungen kühn und stolz proklamieren kann! Solcherart zeigt es sich mir, dass wir vielfach längst angeschlossen sind, an eine gigantische ,Todlaufmaschine‘; hoch aktiv sind die Dummheit und sein Bruder, der Stolz. Es steigert sich unsere Sucht nach Unwissenheit, und wir lassen die Kälte im Herzen zu. Doch dieses Gebiet wandelt sich, in der Tat und durch das Handeln, und will von einigen wenigen ganz bestimmten Persönlichkeiten positiv beziehungsweise negativ beeinflusst werden. Dieses Gebilde handelt von unserer sehr spezifischen Abhängigkeit im Raumzeitlichem, von unserem Umherirren im Labyrinth der Bindungen, voller Sackgassen, aus dessen verschlungenen Wirbeln und Schnittpunkten kein Mensch jemals lebend herausfand; kurz, vom Kampfe um das Wohl-Sein und vom Kampfe fürs Ewige.

Ewige Lichter würden uns einladen wollen, zu anerkennender Sympathie für die noch-nicht endgültige Eleganz der materiellen Welt und würde versuchen zurück zu lotsen, zu Er-Ahnung von Glanz und Glorie, die dieses noch un-fertige Gewebe in sich trägt, welches der alte Inder einmal Maya nannte; einladen uns

E

Ort

19

Page 21: Reisebericht möglich

durch diese Barriere hindurch zu führen, in das unbekannte Land, die Zukunft, unter dem großen universellen Gewölbe. Sie wartet nicht! Ich werde vom realen Kampf erzählen, der eine impulsive, persönliche Interaktion darstellt, ein andauerndes Spiegel-Training verlangt, wohlweislich, weil es mir darum geht, sich selbst zu beschauen, im Anderen sich zu erkennen. Aber davon an besserer Stelle mehr.

Mitnichten geht es mir um die eitle Anschaulichkeit meiner persönlichen fantastischen Verflechtungen, sondern ausschließlich, um bis zum äußersten Grenzland vorzudringen, um durch das Schreiben, aus-sprechen zu können; ( Hier bin ich an der äußersten Grenze dessen angelangt, was meine Sprache ausdrücken kann! ) um das im Jetzt wahrlich Notwendige zu bezeugen.

bekommen wir eine kriegerische-welt wenn wir die

Liebe-nur-denken </oder> bekommen wir den Frieden

wenn wir kriegerisch-denken

20

Page 22: Reisebericht möglich

Für mich, als Autor begleitet mich ein Abschreiber, auf der Suche nach dem Experiment, einer, der (s)einen Stil nicht finden will, weil er selbst nicht absolut existiert. Ich wehre mich, wenn ich Tendenzen bemerke, irdische Dinge absolut zu setzen, wenn mich das Gefühl einengt, ohne dieses oder jenes ginge es nicht mehr! Wenn ich die Spiele zu ernst nehme: meinen Sport, meinen Intellekt, oder die gefühlsschwangeren Worte, die oftmals einfach nur raus müssen; dies alles für entschieden zu halten, fraglos und als bestimmt notwendig zu stellen, es sind nur leere Trugbilder, wenn dahinter sich der Sinn des Herzens verflüchtigt wird alles wertlos und zusammenhanglos. Alles ist Geburt und sogar der Tod braucht Zeit, sich zu gewöhnen. Der Tod ist das dunkel funkelnde Messer, weil es versteht, sich an das Fleisch anzupirschen, bevor es schneidet, bevor es sein Opfer durchdringt und wirkt. Dabei soll auf keinen Fall ein falscher Eindruck entstehen, soll das keineswegs heißen, dass der Abschreiber sich dem Weiter und Höher und Schneller gänzlich zu verschließen droht, ein solcher Versuch wäre so nutzlos, als wenn man seinen Computer aus dem Fenster werfen würde, weil man das Internet und die Unmengen des dort vorhandenen Gedankenmülls verflucht. Davon abgesehen entstehen

anspruchsvollere literarische und theoretische Verdichtungen immer nur durch individuelles Durchdenken und Verarbeiten von gesellschaftlichen Erfahrungen. Dabei vollziehen sich der Austausch mit anderen und die Weiterentwicklung nicht einfach so durch ,Herunterladen‘ und rein mechanische Neu-Konfiguration. Konsumenten-Schreiber bleiben Schrott-Produzenten, wenn sie lediglich formal ,angeeignete‘ Text- und Symbolbausteine kombinieren, können nichts weiter, als Unsinn hervorbringen! Man muss sich wohl arrangieren, sich mit unserer Zeit versöhnen, freilich nur in Maßen, soweit hin kämpfend, dass man das für sich Wesentliche nie aus den Augen verliert! Es ist die größte Gefahr, dass man jeden vermeintlichen Strohhalm ergreift, der einem womöglich vom falschesten Propheten gereicht wird.

Aus entsprechender Erfahrung erwacht sein Vorteil, dass er die Blumen nicht nur blühen gesehen hat, sondern auch ihr Verwelken. ( Am Humus nähren sich die Pflanzen, aus dem Vergehen erwächst das Werden. ) Jemandes Leben ist nie ein Kleines, nicht im geringsten auch nur irgendetwas schonendes Netzgewebe. Leben ist der Kescher in unsichtbaren Händen!

F

Wort

21

Page 23: Reisebericht möglich

Dort wo der Kescher eintaucht, um Beute zu machen, um die Erntespeicher in Fülle zu bringen, befindet sich Vielfalt, egal welchen spezifischen Ort die unsichtbaren Hände gewillt sind zu wählen. Doch ich sehe auch die frischen Reben des Weines, eine zusammenhängende Ansammlung an Kugelformen, und doch soviel mehr; selbst hier wird die Zeit es fügen ein paar von ihnen verfaulen und sodann abfallen zu lassen. So der Mensch Mensch sein will, muss er tätig die schlechten Weintrauben von den Guten trennen, um den Verfall des Ganzen zu trotzen sollte er allfällige Übelkeiten kämpfend entgegen treten.

Also schreibe ich die Bahut Purana Mahawra, nichts weiter, nicht ohne zu messen und zu verwerfen, ganz so wie mein Geist es mir eingibt zu scheiden; den ich bin nur der Gestalter der Obstschale, um mich am wunderschönen und heilen Anblick eine Zeit lang zu berauschen, um später meine Augen weiter reisen lassen zu dürfen. Zur geistigen Erfrischung, zur Neubelebung blicke ich auf ein weißes Blatt Papier oder auf meinen weiß leuchtenden Bildschirm! Die zartesten Früchte, sie sind mir gnadenhalber zugeschwommen, wiewohl so mancher Fisch, das allzu tiefe Meer nicht zufällig seine Heimat nennen darf.

Bahut Purana Mahawra

</neostart/noch_ein\zukunfts\roman>

...

22

Page 24: Reisebericht möglich

InhaltTitel: Reisebericht möglich!

Untertitel: Ein Zukunftsmonolog

A Wegbeschreibung

B Landkarte

C Grenzüberschreitungen

D Vorwort

E Ort

F Wort

© 2012 Book Publishing Co., LLC

für den Inhalt verantwortlich © Ron Y. Noidt

[email protected] +43 676. 584. 99. 33

www.agentur-syra.at +43 699 1018 4679

Jeglicher Nachdruck, Kopien -auch auszugsweise- des Textes und jegliche Nachahmung, auch teilweise, ist ohne schriftliche Genehmigung des Autors unzulässig!