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Reise zum Urknall Urknall – das ist nach unseren heutigen Vorstellungen der Anfang unseres Universums, der Beginn von Raum und Zeit. Vorher gab es nichts, was wir in den Kategorien der Physik beschreiben können. Das Universum und seine gesamte Energie war in einem Punkt konzentriert. Es existierten weder Materie noch Raum noch Zeit. Dann – wir wissen nicht warum – begann das Universum explosionsartig zu expandieren. Das war vor etwa 15 Milliarden Jahren. In dieser Anfangszeit herrschten unvorstellbar hohe Temperaturen und Dichten. Die gesamte Materie war – in ihre kleinsten Bausteine aufgelöst – in einer heißen kosmischen Ursuppe vereint. Seither dehnt sich das Universum unaufhaltsam aus und kühlt dabei immer mehr ab. In einer dramatischen, vom Wechselspiel von Schöpfung und Vernichtung gekennzeichneten Entwicklungsgeschichte entstanden Atome, Sterne und Planeten - und das Leben. Teilchenphysik und Kernphysik

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Page 1: Reise zum Urknall - DPG...Reise zum Urknall Urknall – das ist nach unseren heutigen Vorstellungen der Anfang unseres Universums, der Beginn von Raum und Zeit. Vorher gab es nichts,

Reise zum Urknall

Urknall – das ist nach unseren heutigen Vorstellungen der Anfang unseres Universums, der Beginn vonRaum und Zeit.

Vorher gab es nichts, was wir in den Kategorien der Physik beschreiben können. Das Universum und seinegesamte Energie war in einem Punkt konzentriert. Es existierten weder Materie noch Raum noch Zeit.

Dann – wir wissen nicht warum – begann das Universum explosionsartig zu expandieren.

Das war vor etwa 15 Milliarden Jahren. In dieser Anfangszeit herrschten unvorstellbar hohe Temperaturenund Dichten. Die gesamte Materie war – in ihre kleinsten Bausteine aufgelöst – in einer heißen kosmischenUrsuppe vereint.

Seither dehnt sich das Universum unaufhaltsam aus und kühlt dabei immer mehr ab. In einer dramatischen,vom Wechselspiel von Schöpfung und Vernichtung gekennzeichneten Entwicklungsgeschichte entstandenAtome, Sterne und Planeten - und das Leben.

Teilchenphysikund Kernphysik

Page 2: Reise zum Urknall - DPG...Reise zum Urknall Urknall – das ist nach unseren heutigen Vorstellungen der Anfang unseres Universums, der Beginn von Raum und Zeit. Vorher gab es nichts,

Die Erde – unser blauer Planet; Heimat unzähligerPflanzen, Tiere und des Menschen. Wissenschaft,Forschung und Technik gehören zu denErrungenschaften des Menschen.

Wohl als einziges Lebewesen auf der Erde versuchen wir der Frage nach unserem Ursprung unddamit verbunden nach der Entstehung undEntwicklung des Universums nachzugehen. ModerneForschung vermag auf einen Teil unserer FragenAntworten zu geben: die Astronomie durch dieBeobachtung kosmischer Vorgänge, dieElementarteilchen- und Kernphysik über dieErforschung der Grundbausteine der Materie undihrer Wechselwirkungen.

Wir wünschen spannende Unterhaltung!

Wollen Sie mehr darüber erfahren?

Dann folgen Sie uns auf einer Reise zurück zumUrknall - mit den wichtigsten Stationen in derGeschichte des Universums.

Heute

15 Milliarden Jahre nach

dem Urknall

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Fingerabdrückedes frühen Universums

Die 3 KelvinHintergrundstrahlung

Nach der Urknalltheorie war das Universum am Anfang sehr heiß und von einer energiereichen - extremkurzwelligen - Hitzestrahlung durchsetzt. Danach begann es sich auszudehnen und abzukühlen. Mit zuneh-mender Expansion wurde die Wellenlänge der Strahlung immer größer.

Dieser Effekt lässt sich mit Hilfe eines Luftballons verdeutlichen, auf den wir eine Wellenlinie zeichnen.Blasen wir den Luftballon auf, was einer Expansion des Weltalls gleichkommt, so wird die Wellenlinie mehrund mehr gespreizt.

Einige Physiker hatten deshalb vorausgesagt, dass die ursprünglich intensive Hitzestrahlung heute noch alseine gleichmäßig den Raum erfüllende Mikrowellenstrahlung beobachtbar sein sollte, entsprechend derTemperatur des Weltraums von etwa 3 Kelvin. Diese so genannte 3-Kelvin-Hintergrundstrahlung wurde inden sechziger Jahren tatsächlich gefunden.

Sie ist ein wichtiger Pfeiler der Urknalltheorie des Universums.

Bild:3-Kelvin-Hintergrundstrahlung, gemessen mitdem NASA-Satelliten COBE. Die Intensitäts-unterschiede (rot und blau) betragen wenigerals ein Promille - eine Bestätigung der voraus-gesagten Gleichmäßigkeit der Hintergrund-strahlung.

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Fingerabdrückedes frühen Universums

KosmischeStrahlung

Unsere Erde wird pausenlos mit Strahlung bombardiert - mit energiereichen Protonen, Ionen, Elektronen,Neutrino-Teilchen und elektromagnetischen Wellen (Photonen), die aus den Tiefen des Weltalls auf uns einschlagen. Diese kosmische Strahlung ist ein Relikt aus verschiedenen Entwicklungsphasen desUniversums. Ihre genaue Herkunft, insbesondere die der hochenergetischen Teilchen, ist noch nicht endgültig geklärt.

Tritt ein hochenergetisches Teilchen in dieAtmosphäre ein, so entstehen Schauer vonSekundärteilchen. Auf diese Weise treffen auf einenjeden von uns viele Teilchen pro Sekunde, ohne dasswir es wahrnehmen.

Die kosmische Strahlung können wir mit einer Funkenkammer sichtbarmachen. Jedes Mal, wenn ein geladenes Teilchen durch die Kammerläuft, entsteht ein Funke.

Schauen Sie selbst!

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Fingerabdrückedes frühen Universums

NatürlicheRadioaktivität

Alle Stoffe auf der Erde – wie auch unser eigener Körper – enthalteneinen geringen Anteil radioaktiver Atomkerne.Diese natürliche Radioaktivität rührt zum einen von der kosmischenStrahlung her, die in Kollisionen mit Molekülen der Atmosphäre ständigneue radioaktive Kerne erzeugt. Ein Beispiel hierfür ist Kohlenstoff-14,welches breite Anwendung bei Datierungsmessungen in derArchäologie und in der Klimaforschung findet. Zum anderen ist die natürliche Radioaktivität ein Überbleibsel ausKernreaktionen im Inneren von Sternen, die vor Milliarden von Jahrenzur Entstehung der Elemente führten. Damals entstand eine Vielzahlvon radioaktiven Atomkernen. Der größte Teil ist inzwischen zerfallen.Einige wenige Radionuklide sind noch heute in den Erdgesteinen nachweisbar, wie zum Beispiel Kalium-40, Thorium-232 und Uran-238.

Radioaktivität bedeutet, dass sich ein Atomkern, bestehend ausProtonen (rot) und Neutronen (blau), ohne äußere Einwirkung umwan-delt und dabei Teilchen aussendet. Es gibt vier natürliche Zerfallsarten:

Alpha-Zerfall: Ein Atomkern wandelt sich in einenkleineren Kern um und emittiert dabei einenHeliumkern.

Gamma-Zerfall: Ein Atomkern verändert seineGestalt und sendet dabei hochenergetisches Licht –ein so genanntes Gamma-Quant – aus.

Spontane Spaltung: Ein Atomkern zerfällt unterEmission von Neutronen und Gamma-Quanten inzwei ungefähr gleich große Bruchstücke.

Beta-/Beta+-Zerfall: Ein Atomkern wandelt sich ineinen um eine Ladungseinheit höheren/niedrigerenKern um und sendet dabei ein Elektron und einAntineutrino/ein Positron und ein Neutrino aus.

Th Ra + He

Überzeugen Sie sich selbst!

Messen Sie mit einem Zählrohr und einem Germanium-Detektor die Radioaktivität von Materialien aus unserer Umwelt, die Sie allekennen.

232

90

228

88

4

2

- Zerfall

C N + + 14

6

14

7

- Zerfall

Dy Dy + 152

66

152

66 U Xe + Sr + 2n + 235

92

134

54

99

38

- Zerfall

spontane Spaltung

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Die chemischenElemente entstehen

Eine Milliarde Jahre nach dem Urknall

bis heute

Die chemischen Elemente – sie sind die Bausteine der Stoffe und dieGrundlage für die Entstehung des Lebens.

Auf der Erde finden wir etwa 90 natürlich vorkommende Elemente, vomWasserstoff, dem leichtesten, bis zum Uran, dem schwersten Elementim Periodensystem.

Die Elementsynthese begann ungefähr eine Milliarde Jahre nach dem Urknall, nachdem sich die erstenGalaxien und Sterne aus riesigen Wasserstoffwolken gebildet hatten. Durch die freigesetzteGravitationsenergie wurde die Sternmaterie so aufgeheizt, dass im Inneren der Fusionsprozess vonWasserstoff zu Helium entfacht wurde. Seither vollzieht sich die Elementsynthese über komplexeKernreaktionen in den Sternen.

So verdanken auch wir Menschen unsere Existenz der Elementsynthese in den Sternen. Denn wie alleMaterie um uns herum, so stammt auch jedes Atom unseres eigenen Körpers aus Sternenstaub und wurdein früheren Sterngenerationen geschaffen.

C Fe U

Wie ist es zu der Vielfalt der Elemente gekommen?

Welche Prozesse spielten dabei eine Rolle?

12

6

56

26

238

92

Atom 0. 000 000 1 mm

Kern 0. 000 000 000 001 mm

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Mit Kernfusion bis zum Eisen

Elementsynthese im Inneren

der Sterne

Unsere Sonne - ein Stern mittlerer Größe wie unzählige andere imUniversum. In ihrem Inneren entsteht über Fusion von WasserstoffHelium. Die dabei frei werdende Energie spendet uns Wärme und Lichtund ist somit unmittelbare Voraussetzung für unser Leben.

Die Sterne liefern aber auch die Bausteine für das Leben – die chemi-schen Elemente. Durch Fusionsreaktionen von kleineren zu immergrößeren Kernen können in ihrem Inneren nach und nach alle Elementebis zum Eisen gebildet werden. Danach kommt die Fusion zumStillstand, da bei der Verschmelzung zu noch schwereren ElementenEnergie benötigt wird.

Die Elementsynthese bis zum Eisen vollzieht sich aber nur in sehr schweren Sternen mit einem Vielfachender Sonnenmasse. In unserer Sonne, einem nur mittelgroßen Stern, wird die Fusion, so habenWissenschaftler berechnet, keine schwereren Elemente als Kohlenstoff und Sauerstoff hervorbringen.

C Fe U12

6

56

26

238

92

4 H He 3 He C C + He O42

11

42

126

126

42

168

Bild: Kernfusionsreaktionen im Inneren der Sonne (Protonen: rot; Neutronen: blau).

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Über Umwege zum UranElementsynthese in Roten Riesen

und Supernova-ExplosionenDie Elemente, die schwerer als Eisen sind, entstehen am Ende der Lebenszeit großer Sterne in so genann-ten Roten Riesen oder in gewaltigen Supernova-Explosionen. Voraussetzung für die Bildung der schwerenElemente sind freie Neutronen, die über Kernreaktionen im Inneren der Roten Riesen und - in noch größererZahl - in Supernova-Explosionen freigesetzt werden.

Diese Neutronen lagern sich an die bereits vorhandenen leichten Kernean. Auf diese Weise entstehen neutronenreiche radioaktive Kerne, dieüber Beta-Zerfall, das heißt die Umwandlung eines Neutrons in ein Proton, in das nächst schwerere Element übergehen. Über mehrfache Wiederholung dieses Prozesses werden alle Elemente biszum Uran gebildet.

Allen dabei auftretenden „Produktionspfaden“ ist gemeinsam, dass sie über den Umweg radioaktiver Kernezu den stabilen schweren Elementen führen. Wir verdanken die Vielfalt der Stoffe auf der Erde also einer Vielzahl von radioaktiven Kernen und Kernreaktionen, die als Zwischenglieder bei derElementsynthese dienten.

Mit Hilfe der Nuklidkarte lassen sich die verschiedenenProduktionspfade nachvollziehen. In der Nuklidkarte sindalle bekannten - über 2500 - Atomkerne, sortiert nach derAnzahl der Protonen und Neutronen, aufgetragen. JedesKästchen steht für einen Atomkern. Nur etwa 250 Kerne,das schmale Band schwarzer Kästchen, sind stabil. Aus ihnen besteht fast die gesamte Materie aufder Erde.

Die beiden wichtigsten Produktionspfade zur Bildungschwerer Elemente sind der langsame Neutroneneinfang(s-Prozess) in Roten Riesen und der schnelleNeutroneneinfang (r-Prozess) in Supernova-Explosionen.Der s-Prozess verläuft nahe dem Band der stabilenElemente in einem bekannten Gebiet der Nuklidkarte undzieht sich über mehrere zehntausend Jahre hin. Dagegenerfolgt der r-Prozess entlang sehr neutronenreicherKerne, die im Wesentlichen noch vollkommen unerforscht sind. Er ist in nur wenigen Sekunden abgeschlossen.

Neben s- und r-Prozess treten noch andere Prozesse auf.In Ihnen werden die protonenreichen stabilen Kernegebildet. Einer davon ist der rp-Prozess, der über denEinfang freier Protonen abläuft und zu den mittel-schweren protonenreichen Kernen führt.

C Fe U12

6

56

26

238

92

Langsamer Neutronen-Einfangspfad(s-Prozess)

Schneller Neutronen-Einfangspfad(r-Prozess)

Anzahl der Neutronen

Zerfall

Schneller Protonen-Einfangspfad(rp-Prozess)

Anz

ahl

der

Prot

onen

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Synthese neuerElemente

im Labor

Die Kernphysiker versuchen, die Elementsynthese inden Sternküchen des Universums im Labor nachzu-vollziehen. Hierzu beschleunigen sie Atomkerne aufhohe Geschwindigkeiten, um sie anschließend mitanderen kollidieren zu lassen. Dabei produzieren sieneue radioaktive Kerne, die auch bei derElementsynthese in den Sternen auftreten.

In den achtziger und neunziger Jahren konnten sie sechs neue Elementemit den Ordnungszahlen 107 bis 112 erzeugen. Kernphysiker in Russland und den USA haben inzwischen sogar Hinweise auf die Erzeugung der Elemente mit den Ordnungszahlen 114 bis 118 gefunden.

In diesen Experimenten gelang es sogar, neueElemente zum Periodensystem hinzuzufügen. Sogehen Wissenschaftler bei der Gesellschaft fürSchwerionenforschung, GSI, in Darmstadt der Fragenach, wie schwer Atomkerne überhaupt sein können.

Bilder: Instrumente zur Erzeugung der neuen Elemente:Targetrad (oben), Nachweisdetektor (links unten),Spektrometer (rechts unten).

Bilder: Experiment zur Untersuchung radioaktiver Kerne (oben),Schwerionenbeschleuniger UNILAC bei der GSI inDarmstadt (rechts).

277112 CN

273110

269Hs

265Sg

261Rf

257No

253Fm

Zerfallskette vonElement 112

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Das ersteWasserstoffatom

3OO.OOO Jahrenach dem Urknall

Die Bildung neutraler Wasserstoffatome aus freienProtonen und freien Elektronen ist ein weitererMeilenstein in der Geschichte des Universums. Diesgeschah etwa 300.000 Jahre nach dem Urknall. DasUniversum war zu diesem Zeitpunkt tausendfach kleiner und seine Temperatur tausendmal höher alsheute.

Vorher lag die Materie als ein Plasma, bestehend ausProtonen, einigen leichten Atomkernen undElektronen, vor.

Erst als die Temperatur unter etwa3000 Kelvin gesunken war, konntensich Protonen und Elektronen zuWasserstoff verbinden.

Auf diese Weise entstanden die ersten riesigenWasserstoffwolken im Universum, die dasAusgangsmaterial für die Bildung von Sternen unddie Elementsynthese bildeten.

Bild: Wasserstoffnebel (Eta Carinae)

Übergang: Wasserstoffplasma (oben) - Wasserstoffgas (unten).

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Atom- undPlasmaphysik

im Labor

Mit Beschleunigeranlagen und Lasern können diePhysiker das Verhalten von heißen Plasmen und vonhochionisierten Atomen untersuchen, wie sie amAnfang des Universums existierten und heute nochim Inneren von Sternen vorkommen.

Auch hier haben die Forscher neue Rekorde aufstellenkönnen. So gelang es ihnen, Uran, das schwerstenatürliche Atom im Periodensystem, in einemZustand zu präparieren und zu speichern, in dem alle92 Elektronen abgestreift sind. Dies entsprichtPlasmatemperaturen von etwa einer Milliarde Kelvin.

Die Untersuchung solcher exotischen Atomsystemeerlaubt Einblicke in die grundlegende Struktur derelektromagnetischen Wechselwirkung.

Bilder:Experiment-Speicherring ESR für hochgeladeneIonen bei der GSI in Darmstadt (links),Detailaufnahme (oben). Laserexperiment (unten).

Bilder:Zündung eines Plasmas (oben). Messung atomarerÜbergänge in hochgeladenen Gold-Ionen (links).

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Die Kernbausteineentstehen

Eine tausendstel Sekundenach dem Urknall

Etwa eine tausendstel Sekundenach dem Urknall bildeten sich dieBausteine der Atomkerne: Protonenund Neutronen. Davor war dasUniversum so heiß und dicht, dassdie Materie als eine Ursuppe,bestehend aus Quarks, Gluonenund anderen Teilchen, existierte –das so genannte Quark-Gluon-Plasma.

Seitdem kommen Quarks und Gluonen nicht mehr freivor, sondern sind immer auf verschiedene Weise mit-einander vereinigt. Protonen und Neutronen bestehenjeweils aus drei Quarks, die von Gluonen zusammen-gehalten werden. Im Anschluss an die Bildung derProtonen und Neutronen entstanden in den erstendrei Minuten des Universums die leichten Kerne vonWasserstoff, Deuterium, Helium und Lithium. Erstviel später – nach einer Milliarde Jahren – begann derAufbau der schwereren Elemente in den Sternen.

Übergang: Quark-Gluon-Plasma (oben) - Protonen und Neutronen (unten).

Bild: Teilchenspuren nach einer Kern-Kern-Kollision.

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Die Suche nach demQuark-Gluon-Plasma

im Labor

In langjährigen Experimenten ist es am europäischen Forschungsinstitut CERN in Genf gelungen, die amAnfang des Universums bestehende kosmische Ursuppe künstlich zu erzeugen. Von deutscher Seite warenPhysiker der Universitäten Frankfurt, Heidelberg und Münster sowie der Gesellschaft fürSchwerionenforschung, GSI, in Darmstadt maßgeblich beteiligt.

Das Prinzip der Versuche: Ein großer Beschleuniger bringt schwereBleikerne nahezu auf Lichtgeschwindigkeit, um sie dann mit vollerWucht auf einen anderen Bleikern zu schießen. In der Kollisionszoneentsteht dann für kurze Zeit ein heißer Feuerball, in dem sich ein Quark-Gluon-Plasma bilden kann.

Mit der Beobachtung des Quark-Gluon-Plasmas ist es denWissenschaftlern gelungen, die Geschichte des Universums bis aufweniger als eine tausendstel Sekunde nach dem Urknall zurückzudrehen.

Um die Eigenschaften der kosmischen Ursuppe im Detail zu erforschen,müssen Kerne mit noch höheren Energien zur Kollision gebracht werden. Hierfür sind Experimente am kürzlich fertig gestellten RHIC-Beschleuniger in den USA und an dem im Aufbau befindlichen LHC-Beschleuniger am CERN geplant.

Bildfolge: Ablauf einer Kern-Kern-Kollision zur Erzeugung des Quark-Gluon-Plasmas.

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Die Zukunft des Universums

Ausdehnung oder Kollaps?

Zur Beantwortung dieser Frage versuchen Wissenschaftler herauszufinden, wie viel Masse im Universumvorhanden ist - denn von der Gesamtmasse hängt die Stärke der Gravitationskräfte ab.

Dabei haben sie herausgefunden, dass es in den Galaxien neben der für uns beobachtbaren Materie noch eineerheblich größere Menge unsichtbarer so genannter „Dunkler Materie“ geben muss. Kandidaten für dieseDunkle Materie sind unter anderem Neutrino-Teilchen, SUSY-Teilchen und schwach wechselwirkende massiveTeilchen, so genannte WIMPs. Von ihren Massen wird das Schicksal des Universums abhängen.

Trotz großer Unsicherheit überwiegt zur Zeit bei den Wissenschaftlerndie Meinung, dass die gesamte Masse nicht ausreicht, um dieExpansion des Universums zu stoppen. Dies wird bestärkt durch experimentelle Hinweise auf eine geheimnisvolle Kraft aus demVakuum, ausgedrückt durch die „Kosmologische Konstante“, die dieAusdehnung des Universums zusätzlich vorantreibt. Wenn es dieseKosmologische Konstante wirklich gibt, wird sich das Universum bis inalle Ewigkeit und immer schneller ausdehnen.

Wie wird die Zukunft unseres Universums aussehen?Dehnt es sich, wie seit 15 Milliarden Jahren, weiterbis in alle Ewigkeit aus? Oder wird es irgendwanndurch die Gravitation zum Stillstand kommen unddann wieder in sich zusammenstürzen?