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42 Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung Technische Universität Berlin Svende Albrecht, Anna Maria Parnitzke, Josefine Reichert (Hrsg.) Verwundbare Stadt Ein Beitrag zum Konzept Vulnerabilität am Beispiel der ‚Schweinegrippe‘

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Graue Reihe des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Svende Albrecht, Anna Maria Parnitzke, Josefine Reichert (Hrsg.)

Verwundbare StadtEin Beitrag zum Konzept Vulnerabilität am Beispiel der ‚Schweinegrippe‘

GRAUE REIHE DES INSTITUTS FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG

Technische Universität Berlin

FORUM STADT- UND REGIONALPLANUNG E.V.Herausgeber der Schriftenreihe

Heft 42Berlin 2012

Die Beiträge der Grauen Reihe dienen der zeitnahen Publikation von Arbeiten im Internet, die aktuelle wissenschaftlich oder planungsbezogen relevante Themen angehen und sich mit unterschiedlichen Positionen in Politikbereichen der Stadt- und Regionalplanung, Stadtgeschichte und Stadtentwicklung, des Wohnungs wesens und des Planungs- und Baurechts auseinandersetzen. In dieser Reihe finden Sie u. a. Diplomarbeiten, Tagungs- und Veranstaltungsdokumentationen oder Forschungs berichte.

HERAUSGEBER DER GRAUEN REIHEForum Stadt- und Regionalplanung e.V.c/o Institut für Stadt- und RegionalplanungSekretariat B7Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlinw www.isr.tu-berlin.de

HERAUSGEBER DES BANDESSvende Albrecht, Anna Maria Parnitzke, Josefine Reichertunter Mitarbeit von:Benjamin Könecke, Philipp Kühl, Björn Nieter, Jenny Büttner

VERLAG UND VERTRIEBUniversitätsverlag der Technischen Universität BerlinUniversitätsbibliothek im VOLKSWAGEN-HausFasanenstraße 88, 10623 Berlinw [email protected]

LAYOUTSvende Albrecht

TITELBILDVietnam, Saigon, 26.03.2011, Fotografie von Svende Albrecht PRODUKTION UND UMSCHLAGGESTALTUNGThomas RutschkePublikationsstelle Institut für Stadt- und Regionalplanungw [email protected]

Berlin 2012 ISBN 978-3-7983-2419-0 ISSN 1864-8037

Svende Albrecht, Anna Maria Parnitzke, Josefine Reichert (Hrsg.)

Verwundbare Stadt

Ein Beitrag zum Konzept Vulnerabilität am Beispiel der

‚Schweinegrippe‘

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InhaltsverzeIchnIs

zum Begriff der vulnerabilität – anstoß einer Debatte 9

1 einführung 15

2 Begriffseinordnungen innerhalb des vulnerabiltätsdiskurses 27

2.1 vulnerabilität 29

2.2 resilienz und robustheit 35

2.3 risiko 39

3 analysebeispiel ‚schweinegrippe‘ 43

3.1 Die ausbreitung von Influenza a (h1n1) 2009 45

3.2 Politische, wirtschaftliche und räumliche auswirkungen 49

3.3 Wahrnehmung der ‚schweinegrippe‘ 61

4 Fazit 75

literatur 83

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Abbildungs- und TAbellenverzeichnis

Abb. 1 Themenfindung im Projekt 19

Abb. 2 Mindmap zum begriff ‚schweinegrippe‘ 21

Abb. 3 vulnerabilitätskonzept 34

Abb. 4 robustheit von entitäten 38

Abb. 5 basiskomponenten des risikos 41

Abb. 6 verlauf der influenza 46

Abb. 7 Anzahl der sterbefälle in Folge von grippeerkrankungen in deutschland 47

Abb. 8 sonderisolierstationen in deutschland 56

Abb. 9 Kontext des erstkontakts mit dem Thema ‚schweinegrippe‘ 64

Abb. 10 Anzahl der berichterstattungen zum Thema ‚schweinegrippe‘ in den Online-Portalen verschiedener zeitungen 65

Abb. 11 häufigkeit des google suchbegriffs ‚schweinegrippe‘ in deutschland vom 01.01.2009 bis 31.01.2011 66

Abb. 12 einschätzung der gefahr, an ‚schweinegrippe‘ zu erkranken 68

Abb. 13 einschätzung der gefahr, an grippe zu erkranken 69

Abb. 14 Persönliche betroffenheit einer erkrankung an ‚schweinegrippe‘ 69

Abb. 15 bewertung der ‚schweinegrippe‘ als gefahr 70

Abb. 16 Wahrnehmung von veränderungen im verhalten der Mitmenschen 71

Abb. 17 Wahrnehmung von veränderungen in der stadt 72

Abb. 18 getroffene schutzmaßnahmen gegen die ‚schweinegrippe‘ 73

Abb. 19 impfung gegen die ‚schweinegrippe‘ 74

Abb. 20 reziprokes verhältnis der betrachteten Komponenten der Analyse 78

Abb. 21 dreiecksbeziehung der Themenschwerpunkte der Master-Projekte „sicherheit in der stadt“, „unsichtbare stadt“ und „verwundbare stadt“ 80

Abb. 22 Ausblick stadtplanung 82

Tab. 1 Wirtschaftliche Auswirkungen der ‚schweinegrippe‘ 50

Tab. 2 Wirtschaftliche Auswirkungen nach branche im leichten und schweren Pandemieszenario 51

Zum Begriff der VulneraBilität – anstoss einer deBatte

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Das selbstbestimmte studienprojekt „verwundbare stadt“ des Masterstudiengangs stadt- und regionalplanung an der tU Berlin hat sich einen schillernden Begriff zum thema gewählt: verwundbare stadt nimmt Bezug auf das Konzept der vulnerabilität, das aktuell vor allem in der Geographie und in der entwicklungsforschung ausführlich diskutiert wird. auch in der stadtforschung ist vulnerabilität inzwischen auf dem Wege, innerhalb der Diskurslandschaft eine exponierte Position einzunehmen. Im Kern geht es bei dieser Debatte um das verhältnis zwischen natur und Mensch, zwischen natur(gewalten) und politischer steuerungsfähigkeit. Die Katastrophenereignisse in Japan – erdbeben, tsunami und Kernschmelze – haben just in der Phase, in der der endbericht des studienprojekts erstellt wird, zu einer erheblichen relevanzsteigerung des themas beigetragen. nur wenige hundert Kilometer entfernt von der größten urbanen ansiedlung der erde wird im März 2011 rund um die Uhr (und in gestochen scharfen Bildern) live in die deutschen Wohnstuben übertragen und von einer unfassbaren Katastrophenansammlung berichtet. anhand dieser Bilder scheint es außerhalb jeden zwei-fels zu geraten, dass eine vulnerabilität der Gesellschaft existent ist, und zwar insbesondere eine vulnerabilität der konzentrierten Form der städtischen Gesellschaft.

Das Brennpunktprogramm des deutschen Fernsehens wirft jedoch auch noch ganz andere Fragen auf: Was bewirkt die Katastrophenberichterstattung in hD-Qualität für die hiesige politische Diskussion? Wieviel Wahrheit (und welcher handlungsbedarf) steckt in Umfrage-ergebnissen, nach denen sich im März 2011 die deutsche Bevölkerung in großen teilen vor allem um die Möglichkeiten sorgt, ausreichende Mengen an Jod für die eigene absicherung gegen radioaktivität erhalten zu können? Wie steht es um das komplexe verhältnis von tatsächlich stattfindenden Katastrophen, Katastrophenberichterstattung und politischen entscheidungen, die durch diese Berichterstattung beeinflusst oder gar ausgelöst werden? Und schließlich: Was hat das mit stadtplanung zu tun (oder: hat das etwas mit stadtplanung zu tun?)?

Um zu einer annäherung an diese Fragen zu gelangen, soll hier zunächst der Begriff vulnerabilität selbst betrachtet werden. vulnerabilität ist ein ausdruck, der im deutschen sprachraum bereits im 19. Jahrhundert weit verbreitet gewesen ist. Und zwar vor allem im Bereich der Medizin. In einem „lehrbuch der allgemeinen chirurgie und Operationslehre“ wird ausgeführt, der „eigenthümliche zustand der haargefässe und der sensiblen nervenen-den“ sei durch die „neuere schule mit dem sehr passenden namen der vulnerabilität“ belegt worden (Benedict 1842: 25). In einem Fachbuch über lungenschwindsucht wird folgender sachverhalt formuliert: „erwachsene Menschen, welche in ihrer Kindheit scrofulös gewesen sind, haben, wenn die vulnerabilität, auf welcher die scurofulose beruht, bei ihnen nicht erlo-schen ist, eine ausgesprochene anlage zu Pneumonien mit dem ausgange in käsige Infiltration

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und in lungenschwindsucht“ (Waldenburg 1869: 121). Und es ließen sich noch zahlreiche weitere Beispiele anführen, die zeigen, in welchem Kontext der Begriff vulnerabilität anfangs verwoben gewesen ist. vulnerabilität wurde als ausdruck verwendet für eine spezifische anfälligkeit von inneren Organen (es ging um nieren, Blasen, Kapillare, zellen, haut) und für die anfälligkeit von bestimmten Personengruppen (Menschen mit gesundheitlichen vorbe-lastungen, aber auch Kinder aus bestimmten sozialen schichten). vulnerabilität war etwas, was bedingt war (von natur aus oder von vergangenen ereignissen) und eine spezielle eigen-schaft (eine eigenschaftskategorie) von den vulnerabilitätsträgern bezeichnete. Gleichzeitig gab es eine erweiterung dieses Konzepts (und es wäre eine spannende Forschungsfrage, ob beide Konzepte wirklich parallel aufgetreten sind, oder das eine dem anderen vorwegging): vulnerabilität ist ein Begriff, der viel mit dem erfahrungshorizont von Kriegen zu tun hat. verwundungen sind ergebnisse von kriegerischen auseinandersetzungen, verwundbarkeit ist eng verbunden mit dem Kontext Krieg. ein Beispiel aus der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts mag das verdeutlichen: In seiner Kriegschirugie aus dem Jahre 1864 schreibt nikolai Pirogov über eine nationale vulnerabilität und versucht – mit einer trennung in eine physische und eine psychische seite – das vulnerabilitätskonzept als allgemeine volkseigenschaft nachzu-weisen. Pirogov formuliert: „ich berühre hier nur die psychische seite der vulnerabilität und muss sagen, dass sie auf das physische leiden den grössten einfluss ausübt. [...] Besonders gerne operiere ich dann, wenn der Kranke aus innerer Ueberzeugung […] die Operation selbst inständig fordert. Gerade dieser Mangel an Ueberzeugung, glaube ich, war viel mehr daran schuld, als die physische vulnerabilität, dass unsere soldaten die Operationen nicht so gut vertrugen, als z. B. die französischen“ (Pirogov 1864: 63). hier zeigt es sich, dass neben dem körperlichen Organ und dem krankheitlich vorbelasteten Kind nun einer ganzen nation eine spezifische vulnerabilität zugeordnet wird. Dennoch: weiterhin handelt es sich noch um ein Konzept, dass für Menschen reserviert ist (und nicht etwa für regionen oder städte).

eine aufweitung des medizinischen vulnerabilitätsbegriffs findet sich beim französischen Moralphilosophen emmanuel lévinas (1905-1995). auch bei lévinas verwendung von vul-nerabilität bleibt der Bezugsrahmen Krieg vorhanden, die Gräuel des zweiten Weltkriegs sind ein aus dem Denken von lévinas nicht wegzudenkender Bezugspunkt. Für lévinas (1998: 50) ist vulnerabilität eine eigenschaft des Mensch-seins. verwundbarkeit als „ausgesetztsein der Beleidigung, der verletzung“, als „niederlegung oder niederlage der Identität des Ich“ sei „radikal gedacht“ letztlich gleichbedeutend mit sensibilität. Bei diesem vulnerabilitätskonzept geht es um die „entschlüsselung der Kommunikation“, um die „riskante entblößung seiner selbst“ (117), die sich ausdrücken in „ihrer verwundbarkeit gegenüber den anderen“ (168). verwundbarkeit steht bei lévinas auf der gleichen stufe wie das sinnliche, Mutterschaft und

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verstrickung (173), in letzter Konsequenz für eine „entblößung über die bloße haut hinaus, bis zur tödlichen verletzung, entblößung bis zum tod, sein als verwundbarkeit“ (120). auch für lévinas ist vulnerabilität damit eine eigenschaft des Menschen, allerdings nicht in einem pathologischen, sondern in einem ethischen und humanistischen sinne. vulnerabilität war also lange zeit ein medizinischer oder ethischer Begriff, der dem Gebrauch als eine menschli-che eigenschaft vorbehalten gewesen ist. Die verwendung als attribut einer stadt oder region entwickelte sich erst erheblich später. sucht man nach dem ausdruck „verwundbare stadt“, so ist die ausbeute nicht allzu groß. nach dem zweiten Weltkrieg etwa scheint dieser ausdruck (wie man vielleicht hätte annehmen können) überhaupt nicht verwendet worden zu sein. erst in den 1960er Jahren taucht der Begriff vereinzelt auf, und zwar interessanter Weise vor allem mit Bezug auf Westberlin. Westberlin als einsame Insel im großen Meer des real existierenden sozialismus bot sich offenbar geradezu an für die Metapher der „verwundbaren stadt“. In jüngerer zeit findet sich der ausdruck insbesondere im zusammenhang mit Katas-trophenereignissen: new Orleans wird nach Katrina zu einem sinnbild der „verwundbaren stadt“ und natürlich new York nach nine eleven.

Der Begriff vulnerabilität, der derzeit vor allem in klima- und entwicklungspolitischen Debatten verwendet wird, ist also keineswegs eine neue erfindung, sondern hat eine lange Geschichte, die es sich zu vergegenwärtigen lohnt, wenn man mit diesem Konzept arbeitet. heute wird vulnerabilität zur Konzeptualisierung und strategiebildung hinsichtlich einer naturwissenschaftlichen Problemdeutung des Klimawandels eingesetzt. von der kritisch orientierten sozialgeographie wird dabei immer wieder auf die Gefahr einer verfestigung von bestehenden sozialen Ungleichheiten hingewiesen. allgemein lassen sich hier zwei fun-damental unterschiedliche disziplinäre und diskursive Ursprünge identifizieren: zum einen die natur- beziehungsweise klimadeterministische Interpretation (der „risk-“ oder „natural-hazard-ansatz“), zum anderen eine sozialkonstruktivistische oder polit-ökonomische Pers-pektive (der „social vulnerability approach“). Beide ansätze haben ihren wissenschaftlichen Ursprung in der Katastrophenforschung der 1980er und 1990er Jahre, unterliegen jedoch unterschiedlichen Problemdefinitionen und Bezugssystemen. Für die naturdeterministische variante ergeben sich politische antwortsysteme technologischer natur, für die Bereiche der Politischen Ökologie und der humangeographie steht die Frage nach dem zusammenhang zwischen verwundbarkeit und dominanten polit-ökonomischen strukturen (verbunden mit der analyse gesellschaftlicher Machtstrukturen) im vordergrund (vgl. Dietz 2006). In einem aktuellen Positionspapier des Instituts für regionalentwicklung und strukturplanung wird anhand der beiden vulnerabilitätskonzepte eine trennungslinie zwischen zwei grundlegen-den ansätzen gezogen: zwischen dem klassischen geographischen essentialismus auf der

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einen seite und dem kritischen soziologischen Konstruktivismus auf der anderen seite (vgl. Bürkner 2010).

Durch seine themenwahl wurde das studienprojekt „verwundbare stadt“ genau mit sol-chen Fragen konfrontiert. Dass es dabei nicht um das auffinden von einfachen antworten gehen kann, ist eine erkenntnis, die (auch vor den ereignissen in Japan) allen Beteiligten schnell klar geworden ist. In seiner abstrakten Begrifflichkeit ist der Projekttitel „verwund-bare stadt“ erst einmal die aufforderung, sich mit dem theoretischen Konzept der vulnera-bilität zu beschäftigen. Die tatsächlichen (naturbedingten und/oder menschengemachten) Katastrophen sind für solch eine annäherung nur die eine seite. Die andere seite besteht aus den medialen Implikationen (der vulnerabilitätswahrnehmung) und den politischen (und planerischen) schlüssen, die aus diesem Konglomerat gezogen werden. ein Potenzial des gewählten themenfelds besteht daher sicherlich darin, dass die Beschäftigung mit vul-nerabilität zwangsläufig zu Debatten aus dem Umfeld der kritischen sozialgeographie führt. Und das, was man in diesen Debatten findet, ist für die stadtplanung von großer relevanz. Überlegungen über Wirklichkeitskonstruktionen, essentialismus, raumverständnisse – im studium der stadtplanung sind das keine Bereiche, über die man zwangsweise stolpert. an-dererseits ist die stadt- und raumplanung gesättigt durch räumliche reduktionen, klassisches containerdenken, banale Kausalitätsketten. In diesem Kontext stellt sich die themenwahl des Projekts „verwundbare stadt“ als eine mutige entscheidung heraus. Wie das Projekt sich dem komplexen und komplizierten themenfeld angenähert hat, lässt sich nun in diesem endbericht studieren. auf der einen seite steht der endbericht damit für eine annäherung an eine theoriedebatte, die am Institut bisher kaum geführt wird und in meinen augen überfällig ist. auf der anderen seite zeigen die resultate allerdings auch, dass hier noch ein beträchtliches Potenzial an weiterer Beschäftigung vorhanden ist und dass die Debatte noch ganz am anfang steht.

nikolai roskamm (Betreuer des selbstbestimmten Projekts)

1 einführung

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Im rahmen des studienprojekts „verwundbare stadt“ wurde die vorliegende arbeit zum thema vulnerabilität angefertigt. Die Präsenz des Begriffs in der wissenschaftlichen Debatte gewinnt zunehmend an Bedeutung, da der Begriff vulnerabilität von diversen Forschungs-disziplinen herangezogen wird, um mit verschiedensten Phänomenen in zusammenhang mit Gefahren, risiken und schädigungen umzugehen. Die stark heterogene verwendung des Begriffs führt dazu, dass kaum Konsens über dessen auslegung besteht. Insbesondere den sozial- und raumwissenschaftlichen ansätzen fehlt häufig ein theoretisches Fundament im Umgang mit dem Konzept vulnerabilität. an dieser Forschungslücke möchte die Projektarbeit ansetzen.

ein wesentlicher aspekt in der sozialwissenschaftlich angelegten raumforschung ist die Untersuchung der Wahrnehmung von vulnerabilität, denn ein Bewusstsein über mögliche Gefahren sowie deren Bewertung sind gleichermaßen von Bedeutung wie die Gefahr selbst. Konkreter Untersuchungsgegenstand der Projektarbeit ist die Fragestellung, inwiefern die Wahrnehmung von vulnerabilität die stadt beeinflusst. Die stadt wird dabei sowohl als räumliche als auch als gesellschaftliche Bezugsgröße verstanden. anhand eines analysebei-spiels wird die Fragestellung untersucht; hierfür wurde die im Frühjahr 2009 aufgetretene sogenannte ‚schweinegrippe‘ gewählt, die als Pandemie eingestuft wurde und eine gewisse zeit ein beherrschendes thema in der Öffentlichkeit dargestellt hat.

Die vorliegende arbeit gliedert sich in vier teile. Im ersten teil wird zunächst die Projekt- arbeit skizziert und anschließend die auswahl des Untersuchungsgegenstands begründet. Daraufhin werden die Fragestellungen sowie die thesenbildung, die die ausgangspunkte der Untersuchung darstellen, erläutert. Daran anknüpfend wird die Methodik der analyse geschildert. Im zweiten teil der arbeit soll durch die einordnung der relevanten Begriffe ein theoretisches Fundament geschaffen werden. Darauf aufbauend und bezugnehmend wird im dritten teil die ‚schweinegrippe‘ zunächst hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen, politischen und räumlichen auswirkungen analysiert. schließlich folgt eine Untersuchung, bei der insbeson-dere die aspekte der Darstellung sowie der Wahrnehmung der ‚schweinegrippe‘ beleuchtet werden. Im letzten teil werden die analyseergebnisse zusammengefasst und in Bezug zur Fragestellung diskutiert sowie ein abschließendes Fazit gezogen.

Prozess der Themenfindung

Mit Beendigung des studienprojekts „Unsichtbare stadt“ im sommersemester 2010 am Insti-tut für stadt- und regionalplanung der technischen Universität Berlin unter der leitung von herrn Prof. henckel entwickelten einige studierende den Gedanken, im folgenden semester

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1 aus Gründen der besseren lesbarkeit wird im Folgenden bei allen personenbezogenen Bezeich-nungen die männliche Form gewählt, gemeint sind beide Geschlechter.

ein Projekt ähnlichen charakters durchzuführen. Den schwerpunkt sollte ebenfalls ein bisher noch überwiegend unerforschter themenbereich der stadt- und regionalplanung bilden.

Im ersten schritt wurden hierfür alle ehemaligen Projektteilnehmer1 zu einem internen Ideenworkshop im sommer 2010 eingeladen. ziel war es, durch Brainstorming- und Diskus-sionsrunden ein geeignetes thema zu finden, welches für circa zehn Personen einen ange-messenen arbeitsrahmen bietet. nach sammlung der ersten Ideen standen die Weiterführung des Projekts „Unsichtbare stadt“ sowie die themen „Digitale stadt“ und „verletzbare stadt“ zur Diskussion. Durch eine abstimmung zum ende des Workshops entschied sich die Gruppe für den themenbereich „verletzbare stadt“, welcher auch unter dem Begriff „vulnerabilität“ diskutiert wurde. In den folgenden Wochen wurde aus dieser Idee eine Projektbeschreibung entwickelt und in Form eines antrags für ein selbstbestimmtes studienprojekt dem Insti-tutsrat vorgelegt.

Mit Beginn des Wintersemesters 2010/11 bildete sich eine Gruppe aus sieben Projektteil-nehmern, die zunächst ein erstes Konzept für die Durchführung des Projekts aufstellte. Bereits in den ersten sitzungen wurde deutlich, dass es Defizite in der erforschung des themas vulnerabilität innerhalb der stadt- und regionalplanung gibt. als eine wichtige Grundlage zur thematischen hinführung diente der Projektarbeit das 2010 vom leibniz-Institut für regionalentwicklung und strukturplanung veröffentlichte arbeitspapier von hans-Joachim Bürkner „vulnerabilität und resilienz – Forschungsstand und sozialwissenschaftliche Un-tersuchungsperspektiven“.

Der ansatz des Projekts war es, die Untersuchung der entwickelten theoretischen annah-men anhand eines Fallbeispiels durchzuführen. In einem offenen Brainstorming wurden mög-liche themenbereiche gesammelt und diskutiert. Dabei wurden auch eher typische themen der stadt- und regionalplanung wie sicherheitsfragen (terrorismus und Kriminalität), natur-katastrophen und in diesem zusammenhang der Katastrophenschutz sowie Infrastrukturen zur auswahl gestellt. Das klassische und viel erforschte themenfeld naturkatastrophen wurde als Untersuchungsgegenstand des Projekts ausgeschlossen, da sich wenig Interesse zeigte, eine stark naturwissenschaftlich bezogene thematik zu untersuchen. Obwohl dem thema terrorismus aufgrund der tagespolitischen Geschehnisse (Befürchtung von anschlägen in Berlin) eine sehr hohe aktualität zukam, wurde sich gegen ein entsprechendes Fallbeispiel entschieden, um eine von dem thema ablenkende sicherheitsdebatte zu vermeiden. trotz hohem raumbezug und aktualität der thematik Infrastrukturen (etwa die ausfälle der Berli-ner s-Bahn) konnte sich auch dieses themenfeld aufgrund zu geringen erkenntnisinteresses seitens der Projektgruppe nicht durchsetzen. als weiteres potenzielles Projektthema wurde das verstärkte aufkommen von Protestbewegungen (zum Beispiel stuttgart 21, Protestwelle

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in Frankreich) erwogen, da hierbei das Konzept der verwundbarkeit sich sowohl als risiko als auch als chance abzeichnet. letztlich fand sich kein passendes Beispiel, anhand dessen das spannungsfeld verwundbarkeit versus Potenzial als Gegenstand des Projekts hätte bearbeitet werden können.

abb. 1 themenfindung im Projekt

Prozess der Auswahl des Analysebeispiels

InfrastrukturVersorgungsinfrastruktur

ÖPNV

Lobbyismus in der Stadtplanung

Computerviren, Sicherheitslücken in Computersystemen

HochwasserErdbeben

Klimawandel

Naturkatastrophen

Terrorgefahr

Großprojekte - wie weit können Proteste gehen?

Kriminalität - organisiertes Verbrechen - soziale Brennpunkte

Atomkraftwerke

Macht der Gesellschaft

Dienstleistung

Epidemie

Erkenntnisinteresse

Pandemie

Grippe/In�luenzaSchweinegrippe

Vogelgrippe

Quelle: � eigene Darstellung

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Der Ideenanstoß zum themenfeld epidemien/Pandemien konkretisierte sich in Form der ‚schweinegrippe‘ als analysebeispiel. Die entwicklung einer Mindmap verdeutlichte die unterschiedlichen Facetten dieses themas und zeigte einen breiten rahmen für die Unter-suchung sowohl räumlicher (bauliche veränderungen, stadtbildprägende auswirkungen etc.) als auch gesellschaftlicher Bezüge (veränderte Bewegungsstrukturen und nutzerverhalten, vorsorge etc.) auf (vgl. abbildung 2). Diese grafische aufbereitung diente als leitfaden für die Projektarbeit und als Übersicht in der analysephase. ziel war es, am ende des Projekts auf ein ergebnis hinzuarbeiten, das sich den räumlichen und gesellschaftlichen auswirkungen einer Pandemie in Form der ‚schweinegrippe‘ auf urbane räume annähert und diese in Bezug zur Disziplin der stadt- und regionalplanung stellt.Bei der auswahl des Fallbeispiels gaben letztlich das erkenntnisinteresse der Projektgruppe, der reiz, ein eher ungewöhnliches Beispiel zu analysieren sowie das aus stadtplanerischer sicht relativ unerforschte terrain den ausschlag, die ‚schweinegrippe‘ zum Untersuchungsge-genstand der Projektarbeit zu bestimmen. Die entscheidung und Motivation für das Beispiel ‚schweinegrippe‘ wurde zusätzlich durch den starken historischen Bezug des Gesundheits-wesens zur Disziplin der stadtplanung gestützt. auswirkungen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert waren unter anderem ein enormes städtisches Bevölkerungswachstum, eine neue Form der Massenarmut sowie aufgrund starker Wertsteigerungen des Bodens auch hohe Wohnungsbelegungen und geringe abstandsflächen. Das damalige Gesundheitswesen ebenso wie die baurechtlichen Instrumente konnten die gesundheitlichen Probleme einer breiten Masse der Gesellschaft nur schwer bewältigen. Unter diesen Bedingungen entwickelte sich die moderne stadtplanung aus den bestehenden Institutionen des Gesundheitswesens heraus als eigenständiges aufgabenfeld der kommunalen selbstverwaltung (vgl. roskamm 2011: 206). Die abwehr von seuchen (Pest, cholera) stand damit ganz am anfang der Institutionalisierung der modernen stadtplanung. Die postmoderne, von der Globalisierung geprägte Gesellschaft ist neuen Gesundheitsgefährdungen ausgesetzt. Durch weltweit vernetzte Wirtschafts- und tourismuskreisläufe wird die ausbreitung von virusinfektionen, wie beispielsweise der ‚schweinegrippe‘, begünstigt. angesichts dieser entwicklungen sieht sich die stadtplanung erneut mit themen der öffentlichen Gesundheitspflege konfrontiert. aus diesem Grund scheint es eine interessante Fragestellung zu sein, wie sich heute das verhältnis zwischen den beiden Diskursen darstellt: zwischen seuchenwahrnehmung und –bekämpfungsstrategien auf der einen seite und den Debatten über Potenziale und erfordernisse von stadtplanung auf der anderen seite.

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abb. 2 Mindmap zum Begriff ‚schweinegrippe‘

Stadtbild

Reaktionder Stadt

Auswir-kungen

Akteure

Epidemie oder Pandemie

Gibt es neue Planungen?

Pharma-industrie

Betroffene

Politik

Anpassung?

Ursprung

Insel Riems

Geschichte

ForschungwirtschaftlicheFolgen

Schutz/Vorsorge

neu entstehende Institutionen

Phänomen an sich: von Hysterie zum Vergessen

Perspektiven beim Umgang mit Grippe

Bewegungsstrukturen/-muster und

veränderte

verändertesNutzerverhalten

baulicheVeränderung?

räumlicherBezug

Exklusion,Insel Riems,

Reiseein-schränkungen

Abgrenzung vonGefahrengebieten

neueArbeitsvorschriften

TOEB

gegenInfrastruktur-ausfall Medien

sozialePhäno-men

MINDMAP

SCHWEINE-GRIPPE

Quelle: � eigene Darstellung

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2 eine entität ist an sich wertungsfrei und kann als abstraktes Konstrukt zunächst unabhängig einer entsprechenden Disziplin herangezogen werden. auf Grundlage verschiedener verwendungen des Begriffs in unterschiedlichen Disziplinen wird in dieser arbeit entität als Person, soziale Gruppen, Gebäude, systeme (wie Infrastrukturen), Gesellschaft oder/und Gesamtstadt verstanden.

3 Janssen, M. a/Ostrom, e. (2006): resilience, vulnerability, and adaptation: a cross-cutting theme of the international human dimensions programme on global environmental change. In: Global envi-ronmental change 16, s. 237-239.

Fragestellung und Thesenbildung

Im Kontext der Projektarbeit mit dem titel „verwundbare stadt“ ist das Konzept vulnerabilität von zentraler Bedeutung. verschiedene Disziplinen verwenden den Begriff und legen ihn nach disziplinärem Kontext sehr unterschiedlich aus. In der derzeitigen wissenschaftlichen Debatte wird der Begriff häufig in einer essentialistischen auslegung verwendet: vulnerabilität wird als etwas naturgegebenes aufgefasst. Genau diese art und Weise, vulnerabilität aufzufassen, wird jedoch zunehmend kritisiert; vorgeworfen wird dabei auch eine fehlende theoretische einbettung des Begriffs respektive eine „Untertheoretisierung“ der entsprechenden ansätze (vgl. christmann et al. 2011). vulnerabilität wird in dieser Perspektive nicht als eine gegebene eigenschaft, sondern als gedankliches Konzept aufgefasst. Die Diskrepanz zu essentialis-tisch angelegten Forschungsansätzen liegt, so wird hier formuliert, in der „mangelnde(n) Berücksichtigung der sozialen Konstruktion von vulnerabilität“ (christmann et al. 2011). Denn eine verletzbarkeit von entitäten2 kann auch allein durch vulnerabilitätskonstruktionen erzeugt werden. In diesem zusammenhang kann vulnerabilität nicht unabhängig von deren individueller Deutung der Gefährdung durch den Menschen existieren (vgl. christmann et al. 2011 z. n. Janssen/Ostrom 20063).

zudem entscheidet die Wahrnehmung von vulnerabilität über die auf Gefahren bezo-gene handlungsweisen der Gesellschaft. aus sicht der raumwissenschaftlichen Disziplin der stadt- und regionalplanung und im rahmen dieser Projektarbeit steht als Untersu-chungsgegenstand die Gesamtstadt als entität im Fokus, wobei diese sowohl die räumliche als auch die gesellschaftliche Dimension umfasst. Das meint sowohl ein räumliches Gefüge von stadt, in welches das individuelle und gesellschaftliche leben eingefügt ist als auch ein stadtverständnis, in dem physische Grenzen hinter die gesellschaftliche Dimension treten. auf dieser Bezugsebene stadt impliziert die analyse des Konzepts vulnerabilität ein individuelles und/oder kollektives vulnerabilitätsbewusstsein. aus diesen Überlegungen ergibt sich für die Projektarbeit folgende these:Vulnerabilität kann aufgefasst werden als (1) tatsächliche physische Gefährdung und (gleichzeitig) als (2) Wahrnehmung des Menschen von einer möglichen Gefährdung.

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Demnach ist es auch möglich, dass es sich lediglich um „gefühlte“ vulnerabilität der stadt han-delt, vulnerabilität also ein rein gedankliches Konzept ist. es kann davon ausgegangen wer-den, dass beide annahmen gleichzeitig, nacheinander oder/und sich gegenseitig bedingend bestehen können. vulnerabilität hat immer auch eine materielle ebene, da wahrgenommene Gefahren, ob real oder konstruiert, materielle Wirkungen nach sich ziehen können. Für die Überprüfung der aufgestellten these stellt sich daher folgende leitfrage:Inwiefern beeinflusst die Wahrnehmung von Vulnerabilität die Stadt?

anhand des Beispiels ‚schweinegrippe‘ soll der Überprüfung der these und der leitfrage nachgegangen werden. Um das analytische vorgehen zu konkretisieren, werden die drei in der leitfrage enthaltenen und sich aufeinander beziehenden aspekte, vulnerabilität, stadt und Wahrnehmung, durch weitere Forschungsfragen untersucht. Diese dienen der Orientierung und anregung zur Klärung der these und leitfrage und leiten thematisch durch diese arbeit.

aspekt vulnerabilitätzunächst stellt sich die Frage, was begrifflich unter vulnerabilität zu fassen ist und inwieweit vulnerabilität als eine gedankliche Konstruktion verstanden werden kann. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Folgen eine vulnerabilitätskonstruktion und das daraus resul-tierende vulnerabilitätsbewusstsein haben können.

aspekt WahrnehmungBevor die Wahrnehmung von und der Umgang mit einer möglichen Gefährdung durch die ‚schweinegrippe‘ näher betrachtet wird, soll der Begriff eingeordnet werden. Weiterhin wird untersucht, wie sich die Wahrnehmung der ‚schweinegrippe‘ auf vulnerabilitätskonstruktio-nen auswirken und welches vulnerabilitätsbewusstsein dabei entstehen kann. zudem stellt sich die Frage, inwieweit das individuelle verhalten durch die Wahrnehmung der ‚schweine- grippe‘ verändert wird und welche handlungsstrategien zur Gefahrenvorbeugung entwickelt werden.

aspekt stadtDie Konstruktion von und der Umgang mit potenziellen Gefährdungen werden auf ebene der Bezugsgröße stadt betrachtet. Im Fokus der Untersuchung stehen zum einen die potenzielle Gefährdung durch die ‚schweinegrippe‘ und zum anderen die damit in zusammenhang be-findlichen sozialen, ökonomischen und institutionellen Kontexte. hier stellt sich die Frage, welche auswirkungen eine wahrgenommene Gefährdung durch die ‚schweinegrippe‘ auf die materielle stadtebene haben können. setzen an dieser stelle stadtplanungs- und stadtent-wicklungsprozesse ein?

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Methodik

Die auswahl der Untersuchungsansätze resultiert aus den zuvor skizzierten Forschungsfra-gen. zunächst soll ein theoretisches Grundverständnis geschaffen werden, um die relevanten Begriffe einordnen zu können. hierbei stehen insbesondere der Begriff vulnerabilität sowie resilienz, robustheit und risiko im Fokus, da sie eine unmittelbare thematische verwandt-schaft zur thematik der verwundbarkeit aufzeigen. anschließend folgt eine analyse anhand des Beispiels der ‚schweinegrippe‘, bei der sowohl qualitativ als auch quantitativ vorgegangen wird. hierfür wird zunächst die ausbreitung der sogenannte ‚schweinegrippe‘ dargestellt, die medizinisch als Influenza a (h1n1) 2009 bezeichnet wird. Daraufhin werden politische, wirtschaftliche und räumliche auswirkungen untersucht, um herauszustellen, wie die ‚schweinegrippe‘ im Kontext dieser gesellschaftlichen rahmenbedingungen zu bewerten ist. In diesem abschnitt soll herausgestellt werden, inwiefern die ‚schweinegrippe‘ hinsichtlich der politischen, wirtschaftlichen und räumlichen Konsequenzen als teil einer städtischen vulnerabilität bezeichnet werden kann.

schwerpunkt der analyse ist insbesondere der aspekt der Wahrnehmung der ‚schwei-negrippe‘ sowie das daraus resultierende individuelle verhalten der stadtbewohner. Um bestimmte aspekte der individuellen Wahrnehmung zu untersuchen, wurde eine quantitative erhebung in Form einer Bevölkerungsbefragung durchgeführt. als Messinstrument für die „face-to-face“-Interviews wurde ein standardisierter Fragebogen mit einem Mix aus geschlos-senen und offenen Fragen eingesetzt. Dies hat zum vorteil, dass bei den geschlossenen Fragen mit vorgegebenen antwortkategorien eine bessere vergleichbarkeit erzielt wird. Bei ande-ren Fragen ist es jedoch notwendig, offene antworten zuzulassen, die bei der auswertung kategorisiert werden können. ein „echter“ Pretest wurde nicht durchgeführt, jedoch wurde der erste konstruierte Fragebogen auf seine verständlichkeit und seinen logischen aufbau an bekannten Personen getestet, um anschließend noch verbesserungen in Bezug auf seine inhaltliche verständlichkeit vorzunehmen. Insgesamt wurden im Januar 2011 105 Personen befragt. Da der standort der Befragung für die spätere auswertung nicht relevant ist, konnte dieser willkürlich durch die Interviewer gewählt werden, überwiegend wurde allerdings in Berlin befragt. Die befragten Personen wurden zufällig vom Interviewer ausgewählt. aufgrund der geringen anzahl der Befragten kann kein anspruch auf repräsentativität erhoben werden. Dennoch kann die gewählte Methode als geeignetes Messinstrument gelten, da eine anzahl von rund 100 befragten Personen im rahmen eines einsemestrigen studienprojekts für das analysethema durchaus aussagefähig ist, um bestimmte Fragestellungen zu analysieren.

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zur Untersuchung der medialen Darstellung der ‚schweinegrippe‘ sowie deren auswir-kungen auf die Öffentlichkeit wurden zusätzlich zu der Bevölkerungsbefragung weitere Primärdaten erhoben. hierfür wurde eine statistik über die anzahl der Berichterstattung in verschiedenen Online-Portalen erstellt. Für die statistik wurde erhoben, wie viele Berichte es monatlich im zeitraum von Januar 2009 bis Januar 2011 in den Online-Portalen der zei-tungen „Die zeit“, „spiegel“, „Die tageszeitung“, „süddeutsche zeitung“ und „B.z.“ zu dem thema ‚schweinegrippe‘ gab. Diese auswahl wurde getroffen, da es sich um sehr verschiedene überregionale zeitungen mit jeweils hohen auflagen handelt. einzige ausnahme hierbei ist die „B.z.“, die nur in Berlin erhältlich ist. sie musste als alternative zur „BIlD“ gewählt werden, da dort keine archiv-suche nach den gewünschten Kriterien möglich gewesen ist. als Proble-matik muss hier angeführt werden, dass aufgrund der unterschiedlichen archivverwaltungen der fünf Medien keine absolute vergleichbarkeit gegeben ist. so lässt sich nicht abschließend klären, ob bei allen zeitungen noch alle veröffentlichten artikel online verfügbar sind. zudem ist fraglich, ob es sich ausschließlich um Onlineartikel oder auch Printartikel handelt.

ergänzend zu den primär erhobenen Daten wurde eine sekundärstatistische Datenanalyse vorgenommen, bei der sich auf verschiedene Datenquellen bezogen wird. Bei der verwen-deten Quelle „Google Insights for search“ handelt es sich um ein Online-Portal, das Daten über die häufigkeit sowie räumliche verteilung von suchbegriffen bereitstellt, die durch die nutzer bei der suchmaschine Google eingegeben wurden.

26

Vulnerabilität

resilienz und robustheit

risiko

2 Begriffseinordnungen innerhalB des VulneraBiltätsdiskurses

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4 Alle Begriffseinordnungen in diesem Kapitel beruhen zum überwiegenden Teil auf den beiden Quellen von Hans-Joachim Bürkner („Vulnerabilität und Resilienz – Forschungsstand und sozialwissenschaft-liche Untersuchungsperspektiven“, 2010) sowie von Christmann et al. („Vulnerabilität und Resilienz in sozio-räumlicher Perspektive. Begriffliche Klärungen und theoretischer Rahmen“, 2011), da es sich für diesen Beitrag um die, innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses, zutreffendsten Untersuchungen handelt.

2.1 Vulnerabilität

Der Begriff Vulnerabilität wird in vielen Forschungsrichtungen als „Verwundbarkeit“ oder „Verletzbarkeit“ verstanden, wobei er jedoch sehr unterschiedlich ausgelegt wird. Im Folgen-den soll zunächst ein Überblick über die verschiedenen Ansätze der jeweiligen Disziplinen gegeben werden. Anschließend soll sich der Fokus auf die „raumrelevanten“ Fachrichtungen richten, mit dem Ziel einer eigenen Positionierung zu dem Begriff und dessen Verwendung.4

Traditionell wurde der Begriff Vulnerabilität in den naturwissenschaftlichen Disziplinen thematisiert, bei denen der Fokus auf der möglichen Schädigung durch physische Ereignisse sowie den Reaktionen des Menschen auf Risiken und eingetretene Naturkatastrophen liegt. Insbesondere ist hier die auf Naturrisiken gerichtete geographische Hazardforschung zu nennen, deren zugrunde gelegter Risikobegriff weitestgehend übernommen wurde (vgl. Bürkner 2010: 7). In den Forschungsansätzen der Humanökologie wird Vulnerabilität als „potentielle ((oder) […] auch faktisch eingetretene) Beeinträchtigung sozialer Systeme und Lebensweisen, die entweder nicht vorhergesehen oder nicht kompensiert werden kann“ definiert (Bürkner 2010: 8). Bürkner (2010: 40) bezeichnet diese Forschungsansätze als Brückenschlag zwischen Natur und Gesellschaft, wobei jedoch die gesellschaftstheoretischen Ansätze nicht sehr tiefgehend analysiert würden.

Ein weiterer ursprünglicher und traditionsreicher Ansatz in der Vulnerabilitätsforschung ist die geographische Entwicklungsländerforschung, die im Gegensatz zu den naturwissen-schaftlichen Disziplinen einen eher sozial- und raumwissenschaftlichen Forschungsansatz hat. Hier wird Armut als Ergebnis sowie als Bedingung einer strukturell verursachten sozialen Verletzlichkeit der Akteure begriffen. Demzufolge besteht die Vulnerabilität für Individuen und soziale Gruppen in der Gefährdung des Zugangs zu existentiell notwendigen Ressourcen wie beispielsweise Einkommen, Nahrung, oder Wasser (vgl. Bürkner 2010: 12). Der Fokus liegt also nicht auf einem Element, das durch dessen (potenzielle) Zerstörbarkeit vulnerabel ist, sondern auf den Akteuren – Individuen oder Gruppen – die, bedingt durch ihren sozialen Status möglicherweise keinen Zugang zu essentiellen Ressourcen haben und somit vulnerabel sind. Dieses Verständnis von Vulnerabilität findet sich auch in anderen sozialwissenschaft- lichen Ansätzen wieder, indem Vulnerabilität eines Menschen aufgrund seiner verschiedenen Merkmale besteht (vgl. Bürkner 2010: 16).

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5 hodson, M./Marvin, s. (2009): „Urban ecological security“: a new Urban Paradigm? In: International Journal of Urban and regional research, 33 (1): s. 193-215.

In der raumplanung wurde vulnerabilität bislang weniger wissenschaftlich thematisiert, als sich mit herausforderungen durch naturrisiken für die Politik und Planung beschäftigt wurde. hierbei wird vulnerabilität in soziale, ökonomische, institutionelle und umweltbe-zogene Dimensionen unterteilt (vgl. Bürkner 2010: 22). In der stadtforschung werden die Diskurse über vulnerabilität auf drei schwerpunkte bezogen. Dies sind (1) Katastrophen sowie Katastrophenmanagement, (2) sicherheits-, Kriminalitäts- und terrorismusdebatten sowie (3) die sicherung der infrastrukturellen ressourcen der städte. vulnerabilität bedeutet in diesem zusammenhang die ausgesetztheit der stadt gegenüber „natürlichen und sozial verursachten Katastrophen sowie Beeinträchtigungen oder Gefährdungen der öffentlichen sicherheit“ (Bürkner 2010: 23).zu (1): Das Interesse hierbei gilt den erholungsphasen, die auf vulnerabilität und eingetretene Katastrophen folgen, also der Wiederherstellung der städtischen strukturen aufgrund einer resilienzbildung (vgl. abschnitt resilienz und robustheit).zu (2): Die sicherheitsdebatten flammten vor allem nach den terroranschlägen in den Usa 2001 auf, wobei hier überwiegend Diskussionen über vorsorgemaßnahmen sowie eine ver-mehrte Überwachung des öffentlichen raumes geführt wurden.zu (3): hier ist zunächst der Forschungsansatz von hodson und Marvin (2009) zu nennen, der sich mit den Bemühungen von Metropolen um die sicherung gefährdeter ressourcen und Infrastrukturen befasst. eine zentrale these ist die autarkiebildung der städte, um lebens-wichtige Infrastrukturen in Krisenzeiten zu sichern („resiliente Infrastruktur“) (vgl. Bürkner 2010: 23f. z. n. hodson/Marvin 20095).

Insbesondere der dritte aspekt ist in der aktuellen raumforschung ein relevantes thema. hierbei steht ein Diskurs über die sicherung von Infrastrukturen in Deutschland im vorder-grund, mit dem sich vor allem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-hilfe auseinandersetzt. als zentrale Bezugsquelle dient hier die Publikation „vulnerabilität Kritischer Infrastrukturen“ von susanne lenz aus dem Jahr 2009. lenz definiert den Begriff vulnerabilität im allgemeinen als anfälligkeit eines Objektes oder systems gegenüber einer spezifischen Gefahr mit einer bestimmten ereignisstärke (vgl. lenz 2009: 30). In Bezug auf Infrastrukturen wird der Begriff wie folgt definiert:

„Vulnerabilität ist die gefahrenspezifische Anfälligkeit einer Kritischen Infrastruktur

für Beeinträchtigung oder Ausfall ihrer Funktionsfähigkeit, welche zur Unterbrechung

der Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Gütern und Diensten führen können.“

(lenz 2009: 30)

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In zusammenhang mit der entität Infrastrukturen nimmt lenz eine weitergehende Katego-risierung des Begriffs vulnerabilität vor, indem ihm bestimmte eigenschaften zugeschrieben werden. so ist vulnerabilität - objektbezogen, da sie potenziell in dem element

vorhanden ist und von innen heraus entsteht; - gefahrenspezifisch, da sie dann zum tragen kommt,

wenn sich eine Gefahr realisiert; - immanent, da sie unabhängig davon existiert, ob das risikoelement

einer Gefahr tatsächlich ausgesetzt ist oder nicht; - multidimensional, da sie durch zahlreiche einflussfaktoren unterschiedlicher

Dimensionen bestimmt wird, die miteinander verflochten sind; - dynamisch, da sie ein dynamischer zustand ist,

der sich mit der zeit verändern kann; - skalenbezogen, da die einflussfaktoren der vulnerabilität eines risikoelements

mit der räumlichen skala der Betrachtung variieren (vgl. lenz 2009: 31ff.).Der Begriff der vulnerabilität wird von lenz als eine teilkomponente des übergeordneten risiko-Konzepts gesehen, indem ein risiko dann bestehe, wenn die Bedingungen Gefahr, exposition und vulnerabilität gegeben seien (vgl. lenz 2009: 36, vgl. Kapitel risiko).

zusammenfassend aus den vorgestellten Forschungsrichtungen und deren ansätzen zur Begriffseinordnung von vulnerabilität, findet Bürkner folgende Definition:

„Unter ‚Vulnerabilität‘ wird die Verletzlichkeit oder Verletzbarkeit einer Person, einer

sozialen Gruppe, eines Gegenstandes oder eines Systems angesichts bestehender Gefähr-

dungen, Risiken, Krisen, Stress, Schocks oder bereits eingetretener schädigender Ereig-

nisse verstanden. Die Verletzung oder Schädigung bedeutet in der Regel, dass wichtige

Funktionen eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden sind. Eine wesentliche Bedingung

der Vulnerabilität besteht in unzureichenden Bewältigungskapazitäten der Individuen,

Gruppen oder Systeme.“

(Bürkner 2010: 24)

Wie in der oben genannten allgemeinen Definition von lenz wird hier davon ausgegangen, dass ein ‚Objekt‘ (Person, Gruppe, Gegenstand, system etc.) potenziell angreifbar und damit verletzbar ist. Bei lenz wird vulnerabilität allerdings dadurch bedingt, dass dem „Objekt“ eine gewisse Gefahr (mit einer bestimmten stärke) gegenübersteht, Bürkner sieht die wesentliche voraussetzung für vulnerabilität des „Objektes“ darin, dass eine eventuelle „verwundung“ nicht bewältigt werden kann.

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6 Janssen, M. a/Ostrom, e. (2006): resilience, vulnerability, and adaptation: a cross-cutting theme of the international human dimensions programme on global environmental change. In: Global envi-ronmental change 16, s. 237-239.

7 Birkmann, J. (2008): Globaler Umweltwandel, naturgefahren, vulnerabilität und Katastrophenre-silienz. notwendigkeit der Perspektiverweiterung in der raumplanung. In: raumforschung und raumordnung 66, s. 5-22.

Positionierung zum Begriff

als Kritik an allen zuvor genannten auffassungen – auch der sozialwissenschaftlichen – von vulnerabilität ist zu thematisieren, dass die ansätze nicht explizit aus gesellschaftstheore-tischen Kontexten bezogen werden, sondern aus alltäglichen Beobachtungen (vgl. Bürkner 2010: 25f.). anders ausgedrückt, unterliegen sie somit einer essentialistischen Perspektive, aufgrund einer fehlenden theoretischen einbettung. vulnerabilität wird ergo als etwas „natürliches“ betrachtet (vgl. christmann et al. 2011). vielmehr muss der Begriff vulnera-bilität jedoch als gedankliches Konzept behandelt werden, was bedeutet, dass es sich um eine Konstruktion handelt. Denn die verletzbarkeit von entitäten kann auch allein durch deren Konstruktion erzeugt werden, also durch wahrgenommene Gefahren, unabhängig davon, ob sie „real“ eintreten, eingetreten sind oder eintreten werden. zwar gibt es immer auch eine physische schädigung, diese muss jedoch nicht zwingend als primäres ereignis auftreten, sondern kann ebenso eine Folge konstruierter vulnerabilität sein. Demzufolge kann vulnerabilität nicht unabhängig von deren individueller Deutung der Gefährdung durch den Menschen existieren (vgl. christmann et al. 2011 z. n. Janssen/Ostrom 20066).

Weiterhin weisen die ansätze einen mangelnden raumbezug auf. Insbesondere für die anwendung des Begriffs der vulnerabilität in der stadtforschung sollte der raum eingehend betrachtet werden. auch hier spielen häufig lediglich konkrete physische Gefahrenquellen (wie zum Beispiel Flüsse, die über die Ufer treten) räumlich eine rolle (vgl. christmann et al. 2011 z. n. Birkmann 20087). Weitere raumbezüge wie die Doppelperspektive auf den phy-sischen und den sozialen raum sowie deren Wechselwirkungen, die Bestimmung der konkre-ten entitäten, auf die vulnerabilität zu beziehen ist (stadtteile, städte, regionen, Individuen, soziale Gruppen, systeme oder Funktionen), die beispielsweise physische oder kognitive nähe von Gefahren sowie die räumliche Kontextualisierung von vulnerabilität finden bisher kaum Beachtung (vgl. christmann et al. 2011). Die räumliche Kontextualisierung verweist darauf, dass die verletzbarkeit einer entität sich nicht zwangsläufig aus der (potenziellen) Wirkung einer bestimmten Gefährdung ergibt, sondern nur in zusammenhang mit den

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sozialen, ökonomischen, institutionellen und anderen Kontextbedingungen, unter denen sie die Gefährdung zu bewältigen hat (vgl. christmann et al. 2011 z. n. Whittle et al. 20108).

Wie bereits oben angedeutet, wird bei dem hier verwendung findenden vulnerabilitäts-konzept von konstruierten räumen, wahrgenommenen Gefahren und handelnden subjekten, die durch ihre individuelle Deutung vulnerabilität erzeugen, ausgegangen. Dennoch ist zu beachten, dass es dabei nicht nur um Konstruktionen wie Wahrnehmungen beziehungsweise deren Deutung gehen kann, sondern immer auch materielle erscheinungen impliziert sind (vgl. christmann et al. 2011), die allerdings differieren.

Festzuhalten bleibt, dass sowohl eine physische schädigung eintreten kann, die zur vulne-rabilitätskonstruktion führt, als auch aufgrund der Wahrnehmung einer Gefahr vulnerabilität konstruiert werden kann, die sich daraufhin in materieller hinsicht niederschlägt.

am Beispiel eines stadtquartiers mit einem schlechten Image, lassen sich die vorangegan-genen annahmen erläutern: die tatsache der immateriellen Konstruktion eines schlechten Images kann für ein stadtviertel in materieller hinsicht bedeuten, dass bestimmte Menschen aus dem viertel wegziehen, Investoren sich dafür nicht interessieren, Infrastrukturen abge-baut werden und das viertel „verwahrlost“ (vgl. christmann et al. 2011). andererseits kann auch ein Positiv-Image in materieller hinsicht bewirken, dass das Gebiet enorm aufgewertet wird („Gentrification“).

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass vulnerabilitätskonstruktionen eine materielle Wahrheit zugesprochen werden kann. hierbei zeigt sich allerdings auch eine Problematik im Umgang mit dem vulnerabilitätsbegriff. auch wenn es materielle auswirkungen aufgrund der Kons-truktion eines Images gibt, muss dennoch auch der Konstruktion etwas vorausgehen. Dafür, dass es überhaupt zur Konstruktion eines Images des Quartiers kommt, gibt es gewisse materielle Motive. Demnach gehen selbst einer vulnerabilitätskonstruktion, die aufgrund der Wahrnehmung einer Gefahr gebildet wird, materielle anreize voraus.

abschließend zur einordnung des Begriffs vulnerabilität soll festgehalten werden, dass er als gedankliches Konzept aufgefasst wird, in dem davon ausgegangen wird, dass durch wahr-genommene Gefahren vulnerabilität konstruiert wird, was ein vulnerabilitätsbewusstsein zur Folge hat. auch wenn vulnerabilität etwas Konstruiertes und damit etwas Immaterielles darstellt, gibt es dennoch immer auch eine materielle Komponente (vgl. abbildung 3).

8 Whittle, r./W. Medd; et al. (2010): after the rain – learning the lessons from flood recovery in hull. Final project report for ‘flood, vulnerability and urban resilience: a real-time study of local recovery following the floods of June 2007 in hull’. lancaster.

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vulnerabilität wird als gedankliches Konzept aufgefasst, in dem davon ausgegangen wird, dass sie durch wahrgenommene Gefahren konstruiert wird, was ein vulnerabilitätsbewusstsein zur Folge hat.

auch wenn vulnerabilität etwas Konstruiertes und damit etwas Immaterielles darstellt, gibt es immer auch eine materielle Komponente.

abb. 3 vulnerabilitätskonzept

Darstellungeiner physischen

Gefährdung

physische Gefährdung

Ereignis

Wahrnehmung

Wahrnehmung

Bewusstsein

Konstruktion Vulnerabilität

Vulnerabilität

Gesellschaft

Individuum

Reaktion

ResilienzHandlungs-strategien

aufgrund wahr-genommener Vulnerabilität

Quelle: � eigene Darstellung

aus sicht der Projektgruppe erscheint es nicht ratsam, zu diesem zeitpunkt eine allgemein gültige Begriffsdefinition aufzustellen. Jedoch muss er handhabbar gemacht werden, um ihn im Folgenden (zumindest für diese arbeit) einheitlich gebrauchen zu können.

so kann vulnerabilität als physische Gefährdung einer entität sowie als Wahrnehmung des Menschen von einer möglichen Gefährdung, deren eintreten jedoch nicht zwingend ist, aufgefasst werden. Demnach kann es sich auch lediglich um „gefühlte“ vulnerabilität han-deln, womit sie als konstruiert bezeichnet werden kann (vgl. abschnitt Fragestellung und thesenbildung).

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2.2 ResilienzundRobustheit

BeiderAuseinandersetzungmitpolitischenundwissenschaftlichenDiskursenwirdimZu-sammenhangmitVulnerabilitäthäufigderBegriffResilienzverwendet.DerResilienzbegriffkommtausdemLateinischenvonresilire,was„zurückspringen“oder„abprallen“bedeutet,imDeutschenlässtsichResilienzamehestenmitdemBegriffderWiderstandsfähigkeitum-schreiben(vgl.Kromp-Kolb2011).

NachBürknerkannResilienzals„widerständige,strukturstabilisierende,regenerativeReaktionaufGefährdungenoderSchädigungen“(Bürkner2010:6)verstandenwerden.DemnachbeschreibtResilienzdieToleranzeinerEntitätgegenüberStörungen.Dasmeint,dassEntitätenStörungenihresZustandstolerierenkönnenundwiederzumGrundzustandzurückkehren.

DerBegriffResilienzwirdinverschiedenenDisziplinenunterschiedlichinterpretiert.OftwirderinBezugaufÖkosysteme,inderPsychologieundSoziologiesowieverwandtenDisziplinenverwendet.EinBlickaufeinigefachspezifischeInterpretationensollzumweite-renVerständnisdesBegriffsResilienzbeitragen:DieResilienzvonÖkosystemenbezeichnetderenFähigkeit,trotzStörungendieökosystemarenProzesseaufrechtzuerhalten.IndiesemZusammenhangwirdauchvoneinerelastischenStabilitätökologischerSystemegesprochen,diedieFähigkeitbesitzen,nachZustandsveränderungeninfolgevonStörungenwiederindenAusgangszustandzurückzukehren(vgl.Heckletal.2003:19,76).Wenn(Öko-)Systemesehrresilientsind,tolerierensieeinehoheAnzahlundStärkeanStörungen,ohneineinenanderenSystemzustandüberzugehen.DamithabensieeinehoheSelbstregulation,dieeserlaubt,sichauchbeihohenStörungsintensitätenzuerhaltenbeziehungsweisewiederneueinzustellen.Resiliente(Öko-)Systemekönnennichtvonselbstalsgutodernützlichange-sehenwerden.WelcherZustandalswertvollerachtetwird,beruhtmeistaufmenschlicherWertzuschreibung.ResilienzkannalseinepositiveEigenschaftangesehenwerden,wennderAusgangszustandeines(Öko-)SystemspositiverbewertetwirdalslängerfristigstabilealternativeSystemzustände(vgl.LexikonderBiologieo.J.).

DerResilienzbegriffinderPsychologieundverwandtenDisziplinenwirdalsdieFähigkeitverstanden,aufAnforderungenwechselnderSituationenflexibelzureagierenundschwierigeLebenssituationenzumeistern.KrisenkönnendurchRückgriffeaufpersönlicheundsozialvermittelteRessourcenüberwundenwerden.ImLaufederZeithatsichderResilienzbegriffinderPsychologieverändert.ZunächstbezeichneteernurspezielleEigenschaftenvonPer-sonen(besondersKindern),dieihrepsychischeGesundheitunterBedingungenerhielten,andenendiemeistenMenschengescheitertwären.IndiesemZusammenhangwurdeAnfangder1970erJahreunterEmmyWernerderBegriff„resilientesKind“geprägt.DamitwerdenKinderbezeichnet,diesichbeispielsweisetrotzBedingungenwieArmutundFlüchtlingssituation

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9 Bohle, h.-G./Glade, t. (2007): vulnerabilitätskonzepte in sozial- und naturwissenschaften. In: Felgentreff, c./Glade, t (hrsg.): naturrisiken und sozialkatastrophen, heidelberg. s. 99-119.

in der Kindheit als erwachsene erfolgreich sozialisieren konnten (qualifizierte Berufstätig-keit, psychisch unauffällig). später wurde die Bedeutung des resilienzbegriffs aufgrund der erkenntnis, dass psychische Widerstandsfähigkeit nicht nur in extremsituationen, sondern prinzipiell von vorteil ist, ausgeweitet. auch Menschen, die sich nach einem trauma nicht selbst aufgeben, werden als resilient bezeichnet (vgl. Friebe/Passig 2009).

In der soziologie wird der Begriff der resilienz für ganze Gesellschaftsgruppen verwendet. Beispiele hierfür wären europäische Juden in den Usa, traumatisierte adoptivkinder oder vietnamkriegsveteranen, die als resiliente Gruppen bezeichnet werden.

Die Katastrophensoziologie versteht resilienz als Widerstandsfähigkeit ganzer Bevölke-rungsgruppen (beispielsweise Kinder, alte und kranke Menschen) gegenüber Gefährdungen und schädigungen, wobei der selbstschutz als soziale voraussetzung von Bedeutung ist (vgl. jetzt.de süddeutsche zeitung 2010; schutzkommission beim Bundesministerium des Innern 2006: 42f., 50). soziale resilienz meint demnach eine erfolgreiche anpassung an risiken, die Gefährdungen und Funktionsbeeinträchtigungen vermeiden oder ausgleichen kann (vgl. Bürkner 2010: 8).

seit einiger zeit haben auch Urbanisten, trendforscher und Unternehmensberater den resilienzbegriff für sich entdeckt. Unter dem leitthema „resilient cities“ wird danach gefragt, wie es katastrophengeschädigten städten wie hiroshima oder new Orleans gelingen kann, sich wieder zu regenerieren (vgl. resiliantcity 2010).

ein verstärktes Interesse gilt dem resilienzbegriff auch von seiten sogenannter „high-reliability organisations“, in denen Organisationen wie Militär und Feuerwehr in unüber-sichtlichen und stets wechselnden Krisenumfeldern operieren. Durch intensives training und simulation bereiten sich die Organisationen auf verschiedenste bedrohende szenarien vor, die eine gewisse redundanz in ihre arbeitsabläufe einbaut (vgl. Friebe/Passig 2009).

Der resilienz wird auch eine relevanz in Bezug auf die nachhaltigkeitsforschung zugespro-chen, da sie als eine wichtige konzeptionelle stütze betrachtet wird, um für das nachhaltige Management von naturkapital zu dienen (vgl. Brand 2009).

zusammenfassend kann festgehalten werden, dass resilienz entweder die Fähigkeit von Personen, sozialen Gruppen oder systemen ist, eingetretene Gefährdungen auszugleichen beziehungsweise die verlorene Funktionalität wieder herzustellen oder aber die Fähigkeit, flexibel auf Gefährdungen zu reagieren und mögliche Gefährdungen abzuwehren (vgl. Bürk- ner 2010: 24). Bürkner stellt darüber hinaus zur Diskussion, dass „resilienz nicht per se existiert, sondern das ergebnis sozialer Prozesse und Konstruktionen der Wirklichkeit ist, die wiederum mit Machtverteilungen und dem zugriff von Individuen und Gruppen auf ungleich verteilte ressourcen in zusammenhang stehen“ (Bürkner 2010: 6 z. n. Bohle/Glade 20079).

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Bezogen auf vulnerabilität „beinhaltet (resilienz) das handeln innerhalb des in vulnerabi-litätskalkülen erfassten relationalen Gefüges.“ (christmann et al. 2011). ziel dieses handelns ist es, das relationale Gefüge so zu verändern, das sich die vulnerabilität der entität verringert, bestenfalls sogar auflöst. Folgende handlungsweisen innerhalb des relationalen Gefüges könnten diese zielsetzung ermöglichen:

einerseits kann eine vulnerable entität die eigene Position im relationalen Gefüge ver-ändern. Bei Wahrnehmung einer Gefährdung (zum Beispiel ein hochwasser) kann ein Orts-wechsel erfolgen (in ein Gebiet, das als nicht anfällig für hochwasser gilt). Das als bedrohlich wahrgenommene relationale Gefüge verändert sich somit durch eine neupositionierung der entität. andererseits können elemente aus dem vulnerablen, relationalen Gefüge verändert werden. Damit geht von diesem keine oder zumindest eine geringere Gefährdung auf die entität aus. Bezogen auf das Beispiel hochwasser könnte eine ausweitung der schutzwirkung durch eine erhöhung von Deichen erreicht werden. Überdies können elemente nicht nur verändert, sondern auch aus dem relationalen Gefüge entfernt werden, womit die Gefährdung minimiert wird. eine reduzierung der vulnerabilität kann im Gegenzug auch durch eine hinzufügung in das relationale Gefüge erwirkt werden (in die hochwasserregion werden Dämme gebaut). Darüber hinaus kann die art und/oder Intensität der Beziehung zu den elementen aus dem Gefüge verändert werden. Die erkenntnis der vulnerabilität am Beispiel hochwasser kann dazu führen, dass die Bewohner in der betreffenden region strategische Kontakte in Bezug auf schutzvorkehrungen pflegen. abschließend kann die ebene, auf der vulnerabilität analysiert wird, hinterfragt und verändert werden. Dadurch verändert sich die bisherige Wahrnehmung der elemente. so können sich die Bewohner der hochwasserregion durch Dämme geschützt und damit nicht permanent durch ein hochwasser gefährdet fühlen. es ist davon auszugehen, dass resilienzbildungen nicht auf einzelne veränderungen abzielen, sondern auf eine Kombination der beschriebenen handlungsweisen (vgl. christmann et al. 2011).

neben der resilienz bestimmt die robustheit über die vulnerabilität von entitäten. Die robustheit beschreibt die Fähigkeit einer entität, ihre Funktionsfähigkeit aufrecht zu er-halten, obwohl sie durch äußere einflüsse gestört wird (vgl. lenz 2009: 51). Durch dieses verständnis kann die robustheit als ein teil von resilienz, nämlich der im engeren sinne, verstanden werden: eine entität kann der einwirkung eines ereignisses widerstehen und bleibt unbeeinträchtigt.

Die robustheit entscheidet demnach auch darüber, ob einem vulnerablen ereignis stand gehalten werden kann. Bei unzureichender robustheit kann eine entität durch ein Gefahren- ereignis verletzt werden, da der robustheit Grenzen gesetzt sind und die Intensität eines

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resilienz ist entweder die Fähigkeit von entitäten, eingetretene Gefährdungen zu kompen-sieren beziehungsweise die verlorene Funktionalität wieder herzustellen oder aber die Fähigkeit, flexibel auf Gefährdungen zu reagieren und mögliche Gefährdungen abzuwehren.

neben der resilienz bestimmt die robustheit über mögliche vulnerabilität von entitäten.

Die robustheit beschreibt die Fähigkeit einer entität, ihre Funktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten, obwohl sie durch äußere einflüsse gestört wird.

ereignisses über die Widerstandskraft einer entität entscheidet. Der Grad der robustheit richtet sich nach art und stärke eines Gefahrenereignisses. abbildung 4 zeigt drei entitäten unterschiedlich hoher robustheit. alle entitäten sind der einwirkung der gleichen ereignisse unterschiedlicher Intensität ausgesetzt. entität 1 hat die geringste robustheit, so dass bereits ein ereignis mit verhältnismäßig geringer Intensität zum verlust der Funktionsfähigkeit führt. entität 2 hat eine höhere robustheit, so dass dasselbe ereignis seine Funktionsfähigkeit nicht beeinflusst; ein intensiveres ereignis führt jedoch auch hier zum verlust seiner Funktionsfä-higkeit. entität 3 hat die höchste robustheit, so dass keines der ereignisse zum verlust der Funktionsfähigkeit führt (vgl. lenz 2009: 51f.).

abb. 4 robustheit von entitäten

Entität 1Funktionsfähigkeit

Funktionsfähigkeit

Funktionsfähigkeit

Entität 2

Entität 3

Zeit

Ereignis

Ereignis

Ereignis

Ereignis

Ereignis

Quelle: � eigene Darstellung nach lenz (2009)

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10 Dikau, R./Weichselgartner, J. (2005): Der unruhige Planet. Der Mensch und die Naturgewalten, Darmstadt.

11 Greiving, S. (2002): Räumliche Planung und Risiko, München.

12 Weichselgartner, J. (2002): Naturgefahren als soziale Konstruktion. Eine geographische Beobachtung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Naturrisiken, Aachen.

2.3 Risiko

Die Begriffe Vulnerabilität und Resilienz beschreiben Umgangsweisen mit Gefährdungen, die derzeit zwar in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung einen Aufschwung erleben, je-doch im Alltagsgebrauch weniger eingehen als der thematisch verwandte Begriff des Risikos. An dieser Stelle soll der Risikobegriff herangezogen werden, um Anregungen im Hinblick auf die Konzepte Vulnerabilität und Resilienz, jedoch auch um Abgrenzungen herauszustellen, da die Begriffe trotz thematischer Verwandtschaft konzeptionell sehr unterschiedlich aus-gerichtet sind (vgl. Christmann et al. 2011).

Der Begriff des Risikos steht für ein abstraktes Phänomen, welches an sich zunächst einmal nicht direkt zu beobachten ist. Er bezeichnet eine Wahrscheinlichkeit, mit der durch uner-wünschte Ereignisse Schädigungen an Entitäten entstehen (vgl. Lenz 2009: 36 z. n. Dikau/Weichselgartner 200510). In der Risikoforschung existieren unterschiedliche Herangehens-weisen und Konzepte im Umgang mit dem Begriff. Die Betrachtung von Risiken orientiert sich an Denkfiguren des Mensch-Umwelt-Paradigmas der Geographie und benachbarter Disziplinen (vgl. Bürkner 2010: 5). Risiken beruhen demnach auf der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt neben Naturgefahren. Aus einer naturwissenschaftlich-technischen Perspektive wird das Risiko als Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses und dem prognostizierten Schadensausmaß verstanden. Aus Sicht der Katastrophenvor-sorge ist das Risiko hingegen die Wahrscheinlichkeit von Schäden und Verlusten, die sich aus Wechselwirkungen von Gefahren (natürliche und durch den Menschen erschaffene) und vulnerablen Bedingungen ergeben (vgl. Lenz 2009: 36 z. n. Greiving 200211). Beide Sichtwei-sen haben gemeinsam, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit von der Gefährdung abhängt, das Schadensausmaß wird hingegen durch die Vulnerabilität bestimmt.

Die sozialwissenschaftliche Risikoforschung hat „sich seit den 1980er Jahren als Antwort auf objektivistische Risikoverständnisse in der naturwissenschaftlichen Hazardforschung etabliert“ (Bürkner 2010: 6 z. n. Weichselgartner 200212). Der Soziologe Ulrich Beck führte bereits Ende der 80iger Jahre mit seinem Buch „Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne“ eine moderne Gesellschaft vor, die sich durch das Bewusstsein von Gefähr-dungen dem Perspektivwechsel von der Sicherheits- zur Unsicherheitsgesellschaft unter-wirft. Trotz eines unaufhörlichen Prozesses der Generierung eines rationalisierten Weltbilds und hochtechnisierter Strategien im Umgang mit Naturereignissen, bleibt das Leben von

40 13 luhmann, n. (1991): soziologie des risikos, Berlin/new York.

unvorhersehbaren ereignissen nicht verschont. einher geht aber auch die einsicht, dass Gefährdungen vorgebeugt werden kann (vgl. Beck 1986).

In der sozialwissenschaftlichen systemtheorie bei luhmann wird Gefahr zum Gegenbe-griff von risiko. Unerwünschte handlungsfolgen richten sich entweder auf die entität selbst „(risiko: Ich ziehe neben ein atomkraftwerk)“ oder auf die Umwelt der entität „(Gefahr: neben meinem Wohnhaus wird ein atomkraftwerk gebaut)“ (christmann et al. 2011 z. n. luhmann 199113). Damit schafft eine entität durch eigene entscheidungsprozesse risiken für sich selbst beziehungsweise es entstehen Gefahren für ihre Umwelt. In diesem sinne kann risiko als Ungewissheit von handlungs- und entscheidungsfolgen im Umgang mit den Konzepten vulnerabilität und resilienz verstanden werden (vgl. christmann et al. 2011).

Professor Dr. Dr. andreas hensel, Präsident des Bundesinstituts für risikobewertung (Bfr), stellt wie luhmann den risikobegriff dem Begriff der Gefahr gegenüber. Demnach kann Gefahr beispielsweise eine biologisch oder chemisch wirkende substanz mit einem gesundheitsschädigenden Potential sein. nur wer zugang zu dieser wirkenden Ursache hat, kann tatsächlich eine schädigung der Gesundheit erfahren. Das risiko hingegen ist eine Funktion des schweregrads der Wirkung. Das meint, selbst wenn eine hohe Gefahr besteht, zum Beispiel krank zu werden, so tritt keine Krankheit ein, wenn das risiko bei null liegt (vgl. hensel 2008: 34).

Die herangehensweisen und Konzepte im Umgang mit dem Begriff risiko machen zu-nächst deutlich, dass zwischen der Gefahr als einer Bedrohung, dem risiko als einer nach häufigkeit und schwere quantifizierbaren Bedrohung und vulnerabilität als der räumlich verorteten Gesamtbedrohlichkeit zu unterscheiden ist.

nach lenz bestehe ein risiko dann, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen (vgl. abbildung 5). als Basiskomponenten des risikos werden die Gefahr, die exposition und die vulnerabilität angesehen. Demnach ist ein risiko nur dann vorhanden, wenn alle diese Komponenten gemeinsam auftreten. Das einwirken einer einzelnen Komponente führt noch nicht zu einem risiko. Über die Basiskomponenten hinaus können zusätzliche Komponenten wie die Bewältigungskapazität und die Kritikalität (Bedeutsamkeit und Konsequenzen beim eintritt) zu dieser annahme hinzugefügt werden. sie haben ebenfalls auswirkungen darauf, wie groß das risiko ist (vgl. lenz 2009: 38-43, 69).

41

14 Bohle, h.-G. (2001): vulnerability und criticality: Perspectives from social Geography. In: IhDP-Update, 2, s. 1-5.

abb. 5 Basiskomponenten des risikos

Gefahr

ExpositionRISIKOVulnerabilität

Quelle: � eigene Darstellung nach lenz (2009)

vulnerabilität wird demnach als teilkomponente eines übergeordneten risiko-Konzepts ver-standen. Daneben bedroht eine potentielle Gefahr (natürlich, versagen, absicht, Konstrukt) als schädigendes ereignis eine entität, bei dessen eintreten es zu negativen auswirkungen auf die entität kommen kann. Die entität ist unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt, die im We-sentlichen durch dessen lage im raum – der exposition – bestimmt werden. aus räumlichem und zeitlichem zusammentreffen von Gefahr(en) und exposition ergibt sich das konkrete risiko (vgl. lenz 2009: 37). nach der vulnerabilitätsbetrachtung von Bohle (vgl. Bürkner 2010: 12 z. n. Bohle 200114) wird die externe seite der vulnerabilität durch die exposition gegenüber dem risiko geprägt, wohingegen sich die interne seite mit der Bewältigung einer verletzung befasst.

Der risikobegriff ist im hinblick auf vulnerabilität und resilienz zum teil anschlussfähig. Die risikoproduktion bezieht eine Konstruktion denkbarer zukunftsszenarien in der Gegen-wart mit ein. Im zeitbezug der Kategorien zukunft und Gegenwart liegt die schnittmenge zu den Konzepten vulnerabilität und resilienz. zukünftige Gefahren werden konstruiert und als verwundbarkeit auf die Gegenwart übertragen. Umgekehrt geht resilienz von der Unsicher-heit einer in der Gegenwart konstruierten zukunft aus. analog können resilienzstrategien entwickelt werden, um gegen nicht vorhersehbare Gefahren vorbereitet zu sein. Die Konzepte vulnerabilität und resilienz sind demnach auf der entscheidungsebene zu verorten, da sie Unsicherheiten handlungs- und entscheidungsansätze bieten. Um zu entscheiden, was gegen-über welcher Gefahr vulnerabel ist, werden externe Gefahren in interne risiken übertragen. Die mit den handlungs- und entscheidungsansätzen verbundenen Unsicherheitserwartun-gen können jedoch wiederum selbst konstruiert sein. so können durch die Bestimmung von

42

risiken beruhen auf der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt und auf naturgefahren.

Gefahr ist eine wirkende triebkraft mit einem schädigenden Potenzial. Das risiko hingegen ist eine Funktion des schweregrads der Wirkung. es bezeichnet eine Wahrscheinlichkeit, mit der durch unerwünschte ereignisse Gefährdungen an entitäten entstehen.

vulnerabilität und resilienz bieten allgegenwärtigen Unsicherheiten handlungs- und ent-scheidungsansätze. Durch die entscheidung, was gegenüber welcher Gefahr vulnerabel ist, werden externe Gefahren in interne risiken transferiert.

vulnerabilität und die entwicklung von resilienzstrategien auch wieder Gefahren und risiken für Dritte geschaffen werden. Der Umgang mit der Ungewissheit möglicher zukünftiger ent-wicklungen kann demnach selbst Unsicherheit erzeugen (vgl. christmann et al. 2011).

die ausbreitung von influenza a (h1n1) 2009

Politische, wirtschaftliche und räumliche auswirkungen

Wahrnehmung der ‚schweinegrippe‘

3 analyseBeisPiel ‚schWeinegriPPe‘

45

3.1 DieAusbreitungvonInfluenzaA(H1N1)2009

DieInfektionskrankheitInfluenza,umgangssprachlichGrippegenannt,istweltweiteinederhäufigstenErkrankungendermenschlichenAtemwege.GrippeistinDeutschlanddieInfek-tionskrankheit,anderenFolgendiemeistenMenschensterben.WeltweitsindnachSchätzungdesRobertKoch-Instituts(RKI)jährlich5–20%derBevölkerungvonInfluenzabetroffen(vgl.RKI2011a:24).AuchTierekönnenvonInfluenzabefallenwerden.DerartigeGrippenexistiertenzumBeispielalssogenannteGeflügelpest,Schweine-oderPferdeinfluenza.DerUnterschiedzwischendersaisonalenGrippeundder‚Schweinegrippe‘bestehtindenun-terschiedlichenauslösendenVirus-Typen,klassifiziertinInfluenza-VirenderTypenA,BundC(vgl.RKI2011a:23).DerTypCführtlediglichzuleichtenErkrankungen,ebensotrittderTypBseltenalsGrippeauf.DieInfluenza-A-VirenhingegensindenormwandlungsfähigundmutierendemnachschnellzuverändertenVarianten,aufdiemitneuenWirkstoffenreagiertwerdenmuss.AustierischenTyp-A-VirenkanneineMutationentstehen,diedenMenschenbefällt.DieeigentlicheGefahrvonInfluenzaliegtindenbakteriellenSekundärinfektionen.DiesekönnenalsSuperinfektionenauftretenundbeispielsweiseGehirn-,Skelettmuskulatur-oderHerzmuskelentzündungenverursachen.EinejährlichaufgefrischteImpfungstelltdenwirksamstenSchutzdar,allerdingswerdendiederzeitigenVorsorge-undBehandlungsmög-lichkeitenunzureichendgenutzt.

GrippekannalsEndemie,EpidemieoderPandemieinErscheinungtreten.DerBegriffEndemiebeschreibtdieDauerdurchseuchungeinerGesellschaft,welchedurchdieUnmöglich-keitzustandekommt,dieKrankheitserregerrestloszuvernichten.MumpsundMasernsindbeispielsweiseKrankheiten,diealsEndemienauftreten(vgl.Lüdi/Lüscher2007).DerBegriffEpidemiebezeichnetdaszeitlichstarkgehäufteAuftreteneinerKrankheitinnerhalbeinerbestimmtenRegionodermenschlichenPopulation.EpidemienkönnenalsInfektionskrank-heitenwiederCholeraundKinderlähmung,aberauchalsnichtansteckendeKrankheitenwieÜbergewichtauftreten.CharakteristischfüreineGrippe-EpidemieisteineErhöhungderÜbersterblichkeitgegenübereinerdurchschnittlichenSaisonummehrals7,5%.Grippe-VirentreteninAbständenvondurchschnittlichzweibisdreiJahrenalsEpidemienauf(vgl.Jessel2011).EinePandemieist,imGegensatzzueinerEpidemie,nichtörtlichbeschränktundkannsichdemnachüberLänderundKontinentehinwegausbreiten.WeitereInfektionskrankheiten,diealsPandemienauftretenkönnen,sindzumBeispielAIDSundTuberkulose.PandemientretenstatistischgesehenetwaallezehnbisvierzigJahreauf.DieneuesteGrippe-Pandemieistdiesogenannte‚Schweinegrippe‘,diemedizinischalsInfluenzaA(H1N1)2009bezeich-netwird.IhreEntstehungistaufvorherigePandemienzurückführen,daderErregernichtvollständigabgetötetwerdenkonnte.

46

zu dem ausbruch der Influenza a (h1n1) 2009 kam es im april 2009 in Mexiko. Durch tourismus und auf handelswegen verbreitete sich der virus zunächst auf dem amerikani-schen Kontinent, bevor er nach europa eingeführt wurde. Die Weltgesundheitsorganisation (WhO) hat den epidemischen Grippeerreger im april 2009 als gesundheitliches risiko von internationaler Bedeutung eingestuft und im Juni 2009 zum Pandemiefall erklärt. Im august 2010 erklärte die WhO die Pandemie offiziell weltweit für beendet (vgl. WhO 2010). Die deutsche Bevölkerung erlebte im vergleich zu anderen ländern der nordhalbkugel und vor allem gegenüber vorherigen Pandemien einen relativ günstigen verlauf der Krankheit. In abbildung 6 ist der verlauf der Influenza in Deutschland dargestellt. Die Krankheitslast der Influenza a (h1n1) 2009 kann im ambulanten Bereich mit der einer durchschnittlichen saisonalen Influenzawelle verglichen werden (vgl. rKI 2011b). Unterschiede zur saisonalen Influenza waren jedoch zum einen das frühere auftreten im Jahr und die zwar geringere, dafür jedoch jüngere Menschen betreffende anzahl der todesfälle (vgl. abbildung 7).

abb. 6 verlauf der Influenza

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

Prozen

t

An

zah

l

Kalenderwoche (2009)

Anzahl Meldefälle Anzahl nachverfolgter Kontaktpersonen

Anteil Spanienrückkehrer an allen Meldefällen in % Anteil autochthoner Meldefälle in %

sporadische impotierte Infektionen Anstieg autochthoner Fälle

Quelle: � Krause (2010), eigene Darstellung

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Influenza/Grippe ist eine ernstzunehmende Infektionskrankheit, die auf verschiedene arten übertragen werden kann.

eine epidemie ist räumlich begrenzt; eine Pandemie kann sich hingegen weltweit ausbreiten.

Die derzeitige postpandemische Periode der Influenza a (h1n1) 2009 ist der dominanteste kursierende erreger in Deutschland.

15 z.n. statista 2010. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5942/umfrage/sterbefaelle-in-folge-von-grippe-seit-1998/. letzter zugriff: 01.02.2011.

abb. 7 anzahl der sterbefälle in Folge von Grippeerkrankungen in Deutschland

0

50

100

150

200

250

300

350

400

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

239

364

267

72 102

300

125

301

66

99

91

159

An

zah

l der

Ste

rbef

älle

Quelle: � Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2010)15, eigene Darstellung

48

49

3.2 Politische,wirtschaftlicheundräumlicheAuswirkungen

EinweitererBestandteilbeiderUntersuchungdesAnalysebeispiels‚Schweinegrippe‘isteineBetrachtungmöglicherpolitischer,wirtschaftlicherundräumlicherAuswirkungen.HierzusollenAspektehinsichtlichdenkbarerWechselwirkungenzwischenWirtschaftundPolitikherangezogenwerden,unterBerücksichtigungderÜberlegung,dassdieeventuelleAngstvordemEintretender‚Schweinegrippe‘negativeAuswirkungenaufPolitikundWirtschafthabenundsomitalsVulnerabilitätbezeichnetwerdenkann.

BilderausAsien,aufdenenMenschenMundschutztragen,scheinenimStraßenbildzurNormalitätzugehören.NebenverschmutzterLuftunddemSmogderGroßstadtsorgtauchdieAngstvorPandemienverstärktfürderartigeVorsichtsmaßnahmen,besondersinnerhalbdichtbesiedelterStädte.AngesichtsmöglicherSzenarien,indenenAngestellteerkranken,potenzielleKundenfernbleiben,weilsieimmerseltenerdasHausverlassenoderdieTouris-musbranchevonzunehmendenEinbußenbetroffenist,kanndieAngstvoreinerAnsteckungauchwirtschaftlicheKonsequenzenhaben.HierstellensichunweigerlichFragenwie:MitwelchenVerlustenkönnenUnternehmenundsomitauchStädtetatsächlichdurchPandemienkonfrontiertwerden?WelcheMaßnahmenergreifensiedaraufhin?IstdieAngstvornegati-venAuswirkungendurchdasEintretender‚Schweinegrippe‘begründet?–Obbegründetodernicht,dieWirtschaftreagiertdeutlichaufdieüberwiegendmedialverbreitetenSzenarien,wieetwaeineSchlagzeilenachdemMuster:„BörsenfürchtenSchweinegrippe-Pandemie“(SpiegelOnline2009).

WelcheAuswirkungenPandemienaufdieWirtschafthabenkönnen,wirdinderfolgendenTabelle1deutlich.EineStudiederAllianzDeutschlandAGunddesRheinisch-WestfälischenInstitutsfürWirtschaftsforschung(RWI)belegt,dasssowohlAngebotalsauchNachfrageabhängigvonderSchweredesPandemieszenariosinihrerGesamtheitdeutlichsinken.BereitsleichtePandemienkönnendemnacheinenAngebots-undNachfragerückgangvon0,2%zurFolgehaben.AufderanderenSeitewirktsichjedocheinestarkeZunahmeanGegenmaß-nahmenwieImpfungenfürdieGesamtwirtschaftpositivaus,indemsiediewirtschaftlichnegativenAuswirkungenauffangenkönnen.

50

tab. 1 Wirtschaftliche auswirkungen der ‚schweinegrippe‘

ohne Gegenmaßnahmen

mit Gegenmaßnahmen

Rückgang der BIP- Wachstumsrate in %

Pandemieszenario leicht (1) mittel (2) schwer (3)

Angebot

Nachfrage

Total

Bei Impfung

(1) Erkrankungsrate 15%, ca. 12,3 Millionen in�izierte Personen(2) Erkrankungsrate 30%, ca. 24,6 Millionen in�izierte Personen(3) Erkrankungsrate 50%, ca. 41 Millionen in�izierte PersonenQuelle: RWI

-0,2

-0,2

-0,4

-0,4

-1,6

-0,7

-0,9

-0,2

-0,8

-0,8

-0,3

-0,5

Quelle: � allianz Deutschland aG/rWI (2009), eigene Darstellung

auch auf die aktienmärkte hat eine zunehmende ausbreitung einer epidemie (oder die angst davor) negative auswirkungen. Bei einer erhöhung der Warnstufe sind deutliche einbrüche im Flugverkehr zu erwarten, sodass Mark Bon, Fondsmanager von canada life Financial, in einem solchen Fall Wertverluste von bis zu 7 % auf den aktienmärkten befürchtete (spiegel Online 2009).

In einem artikel des handelsblatts werden wirtschaftliche schäden durch die ‚schwei-negrippe‘ als weit höher eingeschätzt als gesundheitliche Folgen (vgl. handelsblatt 2009). hierbei zeigt sich allerdings, dass es auf der einen seite wirtschaftliche „verlierer“ und auf der anderen seite „Gewinner“ gibt, jene Branchen, die von der ‚schweinegrippe‘ profitieren (vgl. tabelle 2). Demnach sind besonders die transportbranche sowie das Gast- und Kul-turgewerbe negativ betroffen. Deutlicher Profiteur ist das Gesundheitswesen (vgl. allianz Deutschland aG 2009; tagesschau.de 2009). Dies zeigt sich jedoch nicht nur in der logischen Konsequenz der Umsatzsteigerung, sondern auch durch die wichtige rolle der Branche. sie muss aufrechterhalten werden, um eine versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. In verbindung mit den sehr hohen verlusten in der transportbranche sind mögliche versor-gungsprobleme zu vermuten. Die stadt muss also besonders dann die transportwege und deren aufrechterhaltung gewährleisten. eine möglichst personenunabhängige Beförderung könnte im Pandemiefall von vorteil sein.

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tab. 2 Wirtschaftliche auswirkungen nach Branche im leichten und schweren Pandemieszenario

Landwirtschaft

Nachfrageausfall leichtes Szenario (1) schweres Szenario (2)

Bergbau

Transport

Gastgewerbe

Kultur

Insgesamt

Gesundheitswesen

Bau

Verarbeitendes Gewerbe

Groß- und Einzelhandel

(1) Erkrankungsrate 15%, ca. 12,3 Millionen in�izierte Personen(2) Erkrankungsrate 30%, ca. 24,6 Millionen in�izierte PersonenQuelle: RWI

in % in Mrd € in % in Mrd €

-

-

-

-

-

-

-

-

0,2

2,00

2,00

2,00

0,21

-2,00

0,44

2,47

0,74

0,78

4,57

-3,06

6,00

6,00

0,71

-6,00

0,5

0,5

0,5

0,6

6,00

0,5

2,22

2,33

15,55

-9,17

0,1

0,02

2,57

1,32

7,40

0,44

Quelle: � allianz Deutschland aG/rWI (2009), eigene Darstellung

experten rechnen in Pandemiefällen wie der ‚schweinegrippe‘ bei hoher ausbreitung mit einem absinken des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 3,5 % (vgl. manager magazin online 2009). Jedoch sind derartige Prognosen auch mit Unsicherheiten behaftet und unter experten umstritten, da komplexe zusammenhänge vereinfacht berechnet werden. auch psychische Folgen aufgrund von ängsten in der Bevölkerung können zu wirtschaftlichen schäden führen, deren Umfang jedoch nur vermutet werden kann. Unbestritten ist jedoch, dass eine negative reaktion der Wirtschaft unumgänglich ist.

In Deutschland können die Folgen der ‚schweinegrippe‘ im Jahr 2009 als nicht gravierend bezeichnet werden (vgl. sartor 2009). Bei einer erkrankungsquote von angenommenen 15 % der Bevölkerung entstehe ein wirtschaftlicher schaden von 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts, was in etwa einem Betrag von 10 Milliarden euro entspräche (vgl. ärzte zeitung.de 2009). Dies bestätigt zwar eine Beeinträchtigung der Wirtschaft, hatte jedoch keinen folgenschwe-ren einbruch zur Folge. Im vergleich zur Finanzkrise spielte die ‚schweinegrippe‘ in ihrem wirtschaftlichen Wirkungskreis nur eine untergeordnete rolle.

Um sich den auswirkungen möglichst optimal zu entziehen, führen Unternehmen wie auch staatliche Institutionen individuelle Maßnahmen durch. Der Ökonom Dr. torsten schmidt äußerte im november 2009, dass bereits eine senkung der erkrankungsrate durch Impfungen

52

um zwei Prozent für einen volkswirtschaftlichen Gewinn sorgt (vgl. sartor 2009, vgl. ta-belle 1). auch die Privatwirtschaft zeigt ein Interesse an Prävention und eindämmung. erste Konzerne bieten den Pandemieschutz bereits als Dienstleistung an. Dafür werden Konzepte und strategien für Unternehmen bereitgestellt. zudem prüfen experten von Konzernen, ob eine Bevorratung mit Grippeschutzmedikamenten sinnvoll ist. Dennoch werden bei einem ausbruch der Krankheit eine geordnete Geschäftstätigkeit und ein aufrechterhalten der Produktion als schwierig eingeschätzt (vgl. Georg Fischer aG 2008: 28).

Im zusammenhang mit den wirtschaftlichen auswirkungen muss die Organisation des Pan-demieschutzes in Deutschland betrachtet werden. Der staat als Institution hat unter anderem die aufgabe, die Bevölkerung vor Pandemien zu bewahren und somit neben der Gesundheit der Menschen auch eine aufrechterhaltung der Wirtschaft zu gewährleisten. Da Pandemien nicht an nationalstaatlichen Grenzen enden, muss auch die europäische beziehungsweise weltweite situation betrachtet werden. Maßnahmen auf europäischer ebene sind beispiels-weise an reise- oder Importbeschränkungen festzumachen. Die Weltgesundheitsorganisation forderte im Jahr 1999 alle staaten auf, nationale Pandemiepläne zu erstellen. ziel dabei ist, die erkrankungs- und sterberaten zu senken und somit die Gesundheitsversorgung sowie die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Deutschland stellte daraufhin erst im Jahr 2005 einen bundesweiten Pandemieplan auf. Dieser wurde vom robert Koch-Institut im auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erarbeitet und lehnt sich an die sechs Pandemiephasen des WhO-Plans an. Der nationale Pandemieplan besteht aus drei teilen: - teil I Überblick über die Maßnahmen - teil II Phasenorientierte aufgaben und handlungsempfehlungen - teil III Wissenschaftliche zusammenhänge (vgl. rKI 2007: 11).

Der Bund ruft als zuständige Institution den Pandemiefall aus. In der Folge werden Krisen-stäbe eingerichtet und Maßnahmen bundesweit koordiniert. auch besondere rechte können in anspruch genommen werden. Für diesen Fall sieht der Pandemieplan „ordnungsrechtliche Maßnahmen zur aufrechterhaltung der öffentlichen sicherheit“ vor. In welchem Umfang diese sonderrechte ausgestaltet werden, ist situationsabhängig (vgl. sartor 2009).

Für die Umsetzung der Pandemiepläne sind in der Folge die einzelnen Bundesländer zuständig. neben dem nationalen Pandemieplan haben länder und Kommunen regionale und lokale Pandemiepläne erstellt, welche in notfallübungen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Diese regeln ganz konkrete lokale Maßnahmen und zuständigkeiten. zum Beispiel umfasst dies die auswahl geeigneter Krankenhäuser, die im ernstfall die Patienten behandeln können. zusammenfassend heißt das, dass die Bekämpfung von Pandemien hierarchisch erfolgt. von der Bundes- bis zur kommunalen ebene gehen Maßnahmen über mehrere

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Institutionen ineinander über. neben den staatlichen Institutionen, wie beispielsweise dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe oder den Gesundheitsämtern, sind weitere einrichtungen am Pandemieschutz beteiligt. Primär zu nennen ist das bundeseigene robert Koch-Institut. aber auch andere einrichtungen, wie das Institut für virusdiagnostik, das Institut für neue und neuartige tierseuchenerreger oder das Institut für epidemiologie, tragen mit Forschungen und studien zum Umgang mit Pandemien bei. Die große vielzahl an zuständigkeiten und Involvierten zeigt zum einen die Komplexität der Problematik, zum anderen aber auch ein mögliches Problem durch die fehlende Bundeszuständigkeit. einzelne länder weisen durch landeseigene Pandemiepläne damit unterschiedliche voraussetzungen für beispielsweise die Bekämpfung der ‚schweinegrippe‘ auf. so bevorratet ein Bundesland mehr Impfstoffe als andere oder es kann an ländergrenzen bei überlasteten Krankenhäu-sern nicht auf ein anderes Bundesland zurückgegriffen werden. auch Flughäfen werden im Bedarfsfall nicht bundeseinheitlich geschlossen. Doch gerade bei Pandemiefällen wie der ‚schweinegrippe‘ kann eine dezentrale steuerung, wie derzeit vorhanden, an vielen stellen versagen oder zumindest verspätet reagieren. Gegensätzlicher Meinung ist die sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums: „Im Fall des Falles leitet das Bundesgesundheitsmi-nisterium die erforderlichen Maßnahmen ein. Jeder weiß, was seine aufgaben sind, und das funktioniert auch so.“ (lubbadeh 2009).

eine politische entscheidung dazu ist wohl erst bei einem erneuten ernstzunehmenden ausbruch einer Pandemie zu erwarten. Derzeit scheint die aktuelle situation politisch unter-stützt zu sein. Diese Diskussion wird deutlich weniger inhaltlich, sondern vielmehr als eine Diskussion um zuständigkeiten geführt. Immer wieder werfen die verschiedenen ebenen sich gegenseitiges Fehlverhalten vor und beabsichtigen in der Folge eine veränderung der zuständigkeiten. Dies wird in den folgenden Beispielen deutlich: - „[…] der damalige verbraucherschutzminister seehofer hatte

das Krisenmanagement auf der Insel rügen anfang 2006 heftig kritisiert und anschließend mehr Kompetenzen für den Bund bei der seuchenbekämpfung gefordert […]“ (lubbadeh 2009).

- „auch seine Kollegin aus dem Bundesgesundheitsministerium Ulla schmidt beklagte das Beharren der Bundesländer auf ihren Kompetenzen bei der seuchenbekämpfung.“ (lubbadeh 2009).

- „Unsere humanmediziner fühlen sich in sachen Pandemie-Plan von der senatsgesundheitsverwaltung ziemlich alleingelassen.“ (Berliner zeitung 2005).

Diese zitate sollen exemplarisch zeigen, dass es sowohl bundespolitische als auch lokalpoli-tische Beispiele gibt, die genau dieser Problematik entsprechen.

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Im Pandemiefall (zum Beispiel ‚schweinegrippe‘) entstehen wirtschaftliche schäden.

zahlreiche akteure sind auf der einen seite in staatliche, auf der anderen seite in privatwirt-schaftliche reaktive Maßnahmen integriert. auf staatlicher ebene bestehen Diskussionen um föderale zuständigkeiten im nationalen Pandemiefall.

Wirtschaftliche und politische auswirkungen auf eine stadt können abgeleitet werden, konkrete ansätze für die Planung und entwicklung einer stadt sind jedoch nicht erkennbar.

eine Meinungstrennung entlang der poltischen lager ist dagegen nicht zu erkennen. Pandemieschutz scheint über die politischen Ideale hinaus eher ein gemeinsames anliegen der Parteien zu sein. es ist zu vermuten, dass alle politischen lager an einer Beruhigung der lage im Pandemiefall interessiert sind. es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass im Pandemiefall aus taktischen Gründen vorwürfe in die Öffentlichkeit getragen werden. Im Fall der ‚schweinegrippe‘ ist jedoch deutlich geworden, dass vielmehr die zuständigkeitsdebatte zentraler Punkt der auswirkungen auf die Politik ist.

auf die städtische ebene bezogen, bleiben verschiedene aspekte für Wirtschaft und Politik festzuhalten. Die aufrechterhaltung der städtischen Wirtschaft hängt maßgeblich von der versorgung ab. Dies betrifft sowohl die personelle als auch die materielle versorgung. Die wichtigsten Branchen sind für diese Fälle die Gesundheits- und logistikbranche. eine vom system entkoppelte notfallversorgung ebenso wie die Bildung von notfallreserven ist dabei denkbar. Derzeit scheint in Deutschland das hohe Maß an arbeitsteiliger spezialisierung gut gerüstet, um die Wirtschaft angemessen zu schützen.

Im städtischen raum ist eine dezentrale versorgung mit ausreichend Krankenhäusern, arztpraxen oder medizinischem Personal nicht nur vor dem hintergrund einer Pandemie wichtig. Konkrete stadtplanerische Interventionen zum schutz der Wirtschaft sind kaum naheliegend. sowohl Wirtschaft als auch Politik arbeiten mit verschiedenen beratenden Forschungseinrichtungen und Instituten zusammen, deren Untersuchungen Basis für den Umgang mit Pandemien und den damit zu fällenden entscheidungen sind.

es kann vermutet werden, dass auffallend stark negative Berichterstattungen über städte die Wirtschaft zusätzlich schädigen und zu einem schlechten Image einer stadt führen kön-nen, was nicht nur am Beispiel einer Pandemie schwächend für die lokale Wirtschaft sein kann. auch öffentliche staatliche Interventionen und kollektive risikovermeidung können die Bewohner einer stadt zusätzlich verunsichern. verringerte wirtschaftliche tätigkeit könnte eine Folge sein. Diese szenarioüberlegungen bedürfen jedoch eines Beweises und können derzeit nur als vermutung verstanden werden.

auswirkungen auf Wirtschaft und Politik sind somit vorhanden, konkrete schlussfolge- rungen für die stadtplanung oder stadtentwicklung können jedoch derzeit höchstens ver-mutet werden.

55

Exkurs: Nationale Zuständigkeiten im Pandemiefall

Bei diesem Exkurs handelt es sich nicht um konkrete Auswirkungen der ‚Schweinegrippe‘, sondern um räumliche Auswirkungen sowie räumliche Äußerungen in der Stadt, die generell erfolgen, wenn eine Pandemie auftritt.

Katastrophenschutzübungen für den Pandemiefall

Um im Katastrophenfall angemessen reagieren zu können, sind regelmäßige Übungen notwendig. Dies betrifft sowohl die praktisch agierenden Hilfsdienste, als auch die Ebene des Krisenmanagements. Diese Übungen sollen die Wirksamkeit von Krisenreaktionsme-chanismen überprüfen, Schwachstellen aufzeigen und zur Weiterentwicklung der Pläne beitragen. Darüber hinaus erproben die Beteiligten die Umsetzung ihres theoretischen Wissens in praktische Handlungen. Die länderübergreifende Krisenmanagementübung „LÜKEX“ simulierte im Jahr 2007 das Auftreten einer Influenza-Pandemie. Dabei standen die Zuständigkeiten und die Kooperationen der vielen beteiligten Behörden, Institutionen und wichtigen Unternehmen, insbesondere auch über Bundesländergrenzen hinweg, im Mittelpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der medizinischen und pharmazeutischen Notfallversorgung der Bevölkerung im Pandemiefall. Dabei wurde angenommen, dass es bei der zu erwartenden Pandemie zum Zusammenbruch der Arzneimittelversorgung komme, was auch den Bereich der Regelversorgung umfassen und sich somit insbesondere auf akut und chronisch Erkrankte auswirken würde. Es wurde eine hohe Erkrankungsrate angenommen, die große Auswirkungen auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche hätte. Demzufolge würde dies auch zu großen Personalausfällen im medizinischen Bereich führen, da Mitarbeiter selbst betroffen wären oder Angehörige pflegen müssten. Hinzu kämen geringe Lagerbestände, zum Beispiel in der Pharmaindustrie, sowie eine allgemein unzureichende Vorbereitung auf den Pandemiefall. Insgesamt nahmen über 3.000 Personen in unterschiedlichen Krisenstäben in ganz Deutschland an der Übung teil und bearbeiteten insgesamt über 1.000 Übungseinlagen. Die Übung wurde von den Beteiligten als sehr hilfreich beurteilt. Die anschließende Auswer-tung hat gezeigt, dass insbesondere im Bereich der Kommunikation, den entsprechenden Schnittstellen zwischen den Akteuren sowie der Kooperation der einzelnen Bundesländer noch Handlungsbedarf besteht. Ebenso sollten einige Einzelheiten expliziter geregelt werden. Insbesondere im Bereich der Arzneimittelversorgung wird von teils essentiellen Schwach-stellen gesprochen, was einen Diskussions- und Handlungsbedarf – auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen – aufzeigt (vgl. BBK 2009; Grambs 2008; Wagner 2007).

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Sonderisolierstationen zur Versorgung von Infektionserkrankungen

In ganz Deutschland ermöglichen insgesamt acht spezielle sonderisolierstationen die Be-handlung von Patienten mit hochansteckenden Infektionskrankheiten. sie sind teilweise mit standorten der Universitätsmedizin verknüpft. Die stationen befinden sich in den größten Ballungszentren des landes und sind durch ihre zentrale lage gut erreichbar (vgl. abbildung 8).

abb. 8 sonderisolierstationen in Deutschland

Saarbrücken

Marburg

Würzburg

Berlin

Leipzig

Frankfurt/Main

Stuttgart

Hamburg

München

B

B

B

B

B

B

B

B

H

H

H

K

K

K K

K

K

K

Behandlungszentrum mit Sonderisolerstation

Hochsicherheitslabor

Kompetenzzentrum

Quelle: � BBK/Deutsche Gesellschaft für Katastrophen Medizin e.v. (2009: 419), eigene Darstellung

Die standortwahl steht meist auch im zusammenhang mit dort befindlichen Flughäfen und der hierdurch erhöhten Gefahr des auftretens von Infektionskrankheiten im zusammenhang mit einer verbreitung durch reisende. Fünf dieser stationen wurden erst innerhalb der letzten

57

zehn Jahre errichtet. Dies kann vor dem hintergrund der Globalisierung, den terroranschlä-gen vom 11. september 2001 und in den letzten Jahren weltweit verstärkt aufgetretenen, unterschiedlichen Pandemien gesehen werden, infolgedessen es bei Bevölkerung und Politik zu einer sensibilisierung gegenüber diesem thema kam. In den kommenden Jahren werden zwei weitere stationen errichtet, vor allem soll mit dem standort Düsseldorf im bevölkerungs-reichsten Bundesland nordrhein-Westfalen, eine versorgungslücke zwischen Frankfurt am Main und hamburg geschlossen werden, um eine schnelle versorgung zu ermöglichen und aufwendige Überführungen von Patienten zu vermeiden (vgl. Piper 2009: 1-13, 19).

Diese stationen reichen jedoch im Pandemiefall bei weitem nicht aus (vgl. abschnitt Die Organisation der Krankenversorgung im Pandemiefall). Dennoch sind sie ein wichtiger Be-standteil der Gefahrenabwehr, um eine ausbreitung beispielsweise von durch reisende ein-geschleppte tropenkrankheiten zu verhindern. Im Dezember 2010 eröffnete auf dem campus virchow der Berliner charité eine rundum erneuerte sonderisolierstation. Im ernstfall wird die sonst für normale Patienten genutzte station in einem nebengebäude evakuiert und aus-schließlich für die infizierten Patienten genutzt. Darüber hinaus wird das Gebäude bewacht und eine angrenzende Uferstraße gesperrt. ein hochwirksames Filter- und Belüftungssystem sorgt dafür, dass keine viren nach außen gelangen, die Mitarbeiter tragen spezielle schutz-anzüge mit eigenem Belüftungssystem. aufgrund der anstrengenden arbeit im schutzanzug sind die arbeitsschichten nur drei stunden lang, was den ohnehin hohen Personalbedarf noch verstärkt. aus der gesamten Klinik werden 200 Mitarbeiter abgezogen und für diese station bereitgestellt; einmal wöchentlich wird derzeit der ernstfall geprobt (vgl. Brüning 2010). Für alle Isolierstationen gilt, dass im Bedarfsfall teilweise speziell ausgebildetes Personal im ganzen land ausgeliehen werden muss, um die vor Ort tätigen Mitarbeiter zu unterstüt-zen. In einem bundesweiten Pandemiefall dürfte dies jedoch schwer zu realisieren sein (vgl. Piper 2009: 2). Die Berliner station ist die bundesweit größte, sie umfasst 20 Betten, einen Operationssaal und ein labor, andere Quarantänestationen verfügen teilweise nur über vier bis sechs Betten. Der Berliner senat finanzierte die umfassende sanierung der station mit 11,35 Millionen euro. Die hohe Kapazität der station wird mit dem ausbau des Flughafens schönefeld begründet, da mit der Größe des Flughafens auch die Gefahr steige, dass ge-fährliche Krankheiten eingeschleppt werden. hinzu kommt die erhöhte Bioterrorgefahr in Deutschland, wohl auch bedingt durch den regierungssitz in der stadt (vgl. Brüning 2010). Im zusammenhang mit dem ausbau von speziell für viruserkrankungen geeigneten sta- tionen könnte es auch notwendig werden, die Kapazitäten von sogenannten absonderungs-stationen zu erhöhen. Die landkreise sind nach dem Infektionsschutzgesetz verpflichtet, derartige Bereiche vorzuhalten, um Kontaktpersonen von Infizierten zur Beobachtung oder

58

Mitbehandlung zu isolieren, wenn eine häusliche Quarantäne nicht ermöglicht oder vertreten werden kann. hierbei werden ebenso wie auf den sonderisolierstationen die Freiheitsrechte der Betroffenen zugunsten des Infektionsschutzes vorübergehend beschränkt (vgl. Piper 2009: 3f.).

ergibt sich während eines Flugs der verdacht eines infizierten Fluggastes an Bord, so muss das Flugzeug auf einen Flughafen, der über eine Isolierstation verfügt, umgeleitet werden. Dort können dann sowohl einzelne Passagiere als auch hunderte Fluggäste eines ganzen Flugzeugs vorübergehend von der außenwelt abgeschottet werden. eine einfache Quarantä-nestation auf dem Flughafen tegel wurde nach einem Brand vor einigen Jahren nicht wieder aufgebaut (vgl. Berliner Morgenpost 2009; Piper 2009: 7f.). am Flughafen schönefeld sollte im Jahr 2010 eine solche station für eine temporäre Quarantäne von bis zu 200 Personen fertiggestellt werden, die später in den neuen Flughafen integriert wird (vgl. Bild.de 2009). Darüber hinaus sei noch erwähnt, dass die Berliner Feuerwehr im Jahr 2010 einen neuen Infektionsbetten-transportwagen angeschafft hat, mit dem hochansteckende Patienten transportiert werden können. Derartige Fahrzeuge existieren auch in den anderen städten mit sonderisolierstationen (vgl. Berliner Feuerwehr 2010; Piper 2009: 16ff.).

Die Organisation der Krankenversorgung im Pandemiefall

Im Pandemiefall wird die Krankenversorgung vor besondere herausforderungen gestellt. Infizierte Patienten müssen strikt von nicht infizierten getrennt und das Personal besonders geschützt werden, um eine ansteckung zu vermeiden. Da mit vielen betroffenen Personen gerechnet wird, sollen nur diejenigen mit besonders schweren symptomen und unmittel-barem hilfsbedarf in den Kliniken behandelt werden. Für diese Patienten wird mit einer durchschnittlichen stationären verweildauer von zehn tagen gerechnet, wobei insbesondere ein großer Bedarf an der Behandlung von Fieber sowie an maschineller Beatmung besteht. Die Pandemieschutzpläne sehen auf der Basis von Modellrechnungen ein abgestuftes system vor, welches die ambulante und stationäre Behandlung regelt. Dabei gilt zunächst der Grund-satz, dass möglichst wenige Krankenhäuser die Behandlung von möglichst vielen infizierten Patienten übernehmen sollen, um durch eine räumliche trennung die Gefahr der ausbreitung zu reduzieren und einen effektiven einsatz von spezialisiertem Personal sicherzustellen. zunächst sind dafür große und meist zentral gelegene Kliniken vorgesehen, die spezielle stationen für Infektionskrankheiten sowie hohe Kapazitäten in den abteilungen für notfall-medizin besitzen. Mit einem ansteigen der Patientenzahlen reichen diese Kapazitäten für eine Konzentration der Infizierten nicht mehr aus. aus organisatorischen Gründen wird in

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der Folge eine gleichmäßige Belastung aller Krankenhäuser bevorzugt, wobei die Belegung in stufen nach einem festgelegten schlüssel in Bezug auf die lage und ausstattung der Kran-kenhäuser erfolgt. Größere städte nehmen zusätzlich eine überörtliche versorgungsfunktion für die nachbargemeinden wahr; generell gilt aber das ziel einer möglichst wohnortnahen versorgung in der entsprechenden stadt beziehungsweise Kommune. Für den transport von infizierten Personen gelten ebenfalls spezielle sicherheitsvorkehrungen. Für weniger stark erkrankte ist ein räumlich dezentrales system der ambulanten versorgung vorgesehen. Die ambulante versorgung erfolgt unter einbeziehung von arztpraxen, Pflege-, hilfs- und sozial-diensten, welche sich an die situation anpassen müssen. normale arzttermine und routine-untersuchungen sollen so weit wie möglich verschoben werden, um Kapazitäten zu schaffen. Für die an Influenza erkrankten werden sogenannte Fiebersprechstunden eingerichtet, die zeitlich und räumlich getrennt vom normalen Betrieb erfolgen, um das ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten. Für darüber hinaus bestehenden Bedarf sind sogenannte notdienstzentralen und Fieberambulanzen zuständig. Die gesamte Koordination obliegt zentralen leitstellen in den landkreisen und städten (vgl. hessisches sozialministerium 2007: 21ff.; stadtgesundheitsamt der stadt Frankfurt am Main 2008: 45ff.)

Vorsorge- und Schutzmaßnahmen

Um sowohl in der pandemischen Warnperiode, als auch im Pandemiefall, das ansteckungsri-siko zu verringern, sind in den Pandemieschutzplänen verschiedene Maßnahmen vorgesehen. einige Beispiele mit raumbezug sollen hier erwähnung finden.

Mit dem auftreten der ‚schweinegrippe‘ im Jahr 2009 wurde die Bevölkerung hauptsäch-lich durch die Medienberichterstattung zu gesteigerten hygienemaßnahmen aufgefordert. In diesem zusammenhang wurden in vielen öffentlichen Gebäuden, aber auch in privaten Unternehmen handdesinfektionsmittel meist in verbindung mit hinweisen zum Umgang mit Desinfektion und richtigem händewaschen angebracht. Die Umsetzung verursachte nur geringe Kosten bei gleichzeitig hoher akzeptanz der nutzer (vgl. steinke 2009).

Gerade für frühe Phasen einer Pandemie werden immer wieder Flug- und reiseverbote diskutiert, um eine weitere räumliche ausbreitung zu erschweren. sowohl im nationalen Pandemieplan, als auch in kommunalen Plänen sowie computermodellen wird davon ausge-gangen, dass die Wirkungen begrenzt wären und eine ausbreitung maximal verzögert werden könnte. Daher stehen ein abgestimmtes verhalten der länder, spezielle screenings von Passa-gieren und appelle zum verzicht im vordergrund. ähnliches gilt für den Besuch öffentlicher (Massen-)veranstaltungen wie dem Besuch von Kinos, theatern oder Diskotheken. hier

60

sonderisolierstationen zur Behandlung von hochinfektiösen Patienten sind in den größten Ballungszentren Deutschlands angesiedelt.

Die Kapazität der Berliner station berücksichtigt den ausbau des Flughafens schönefeld und die erhöhte Bioterrorgefahr in der hauptstadt. Im Pandemiefall reichen stationen wie diese jedoch nicht aus.

nach einer anfänglichen Konzentration der schweren erkrankungsfälle auf spezialisierte Kli-niken erfolgt bei weiterer ausbreitung eine gleichmäßige verteilung auf alle Krankenhäuser, ergänzt um ambulante anlaufstellen für minderschwere Fälle.

wird höchstens in der Frühphase von positiven effekten ausgegangen; bei bereits erfolgter großflächiger ausbreitung würden verbote wenig bringen, zumal viele Menschen auch von sich aus zu hause bleiben würden (vgl. stadtgesundheitsamt der stadt Frankfurt am Main 2008: 25ff.).

Unternehmen verzichteten in der hochphase der ‚schweinegrippe‘ teilweise freiwillig auf Dienstreisen und ersetzten diese durch einen verstärkten einsatz von videokonferenzen. Darüber hinaus sollten Dienstreisende eines Mobilfunkunternehmens zeitweise nach ihrer rückkehr aus Mexiko, den Usa oder Kanada einige tage von zu hause arbeiten, um im mög-lichen Fall einer Infektion keine weiteren Mitarbeiter anzustecken (vgl. Welt Online 2009).

61

3.3 Wahrnehmungder‚Schweinegrippe‘

AufbauendaufderThese,dassVulnerabilitätauchalleinalsWahrnehmungeinerpotenziellenGefährdungaufgefasstwerdenkann,sollimfolgendenAbschnittderBegriffWahrnehmungzunächsteingeordnetwerden,umdasPrinzipsowiedieAbläufeundhervorgerufenenReak-tionenbeimMenschenbessernachvollziehenzukönnen.AnschließendwirdderBegriffindenthematischenKontextder‚Schweinegrippe‘gestelltunddieRollederMedienbezogenaufDarstellungundWahrnehmungdesThemaserörtert.

WahrnehmunglässtsichalseinProzessderInformationsaufnahmebeschreiben,derenArtundWeisesichjedochbeimEmpfängersehrunterschiedlichvollzieht.JedesIndividuumwirdtagtäglicheinerVielzahlvonverschiedenenReizenausgesetzt,dieüberdieSinnesor-ganedesMenschenwahrgenommenwerden.DieImpressionensetzensichzusammenauseinerFüllevonAspekten,dieinverschiedenenZusammenhängenganzunterschiedlicheReaktionenauslösenkönnen.DieAufnahmederInformationengeschiehtmeistunbewusstundunreflektiertundwirdebensounbewusstimGehirnverarbeitet(vgl.Metzler2007:11).DerMenschkannmitseinenSinnesorganeninjedemerlebtenAugenblicknureinengeringenTeilseinerUmweltaufnehmen.EssindBruchstücke„einerrealvorhandenen,messbaren,komplexenUmwelt“(Lamkemeyer2005:25),dieimProzessderWahrnehmungalseinReal-segmentherausgegriffen,reduziertundgedeutetwerden.DieSelektionderaufgenommenenReizestelltdasGehirnvoreineüberlebenswichtigeAufgabe.InnurwenigenMomentenwirdinstinkthaftdasWesentlichevomUnwesentlichenunterschieden.

ImLaufedesLebenswirdaufgrunddesSammelnsvonErfahrungenerlernt,mitderUmweltkomplexitätumzugehen.AufdereinenSeiteistderMenschdurchseinkomplexesNervensysteminderLage,diewahrgenommeneUmweltinSekundeneinzuordnenundaufderanderenSeitevielesdavonnursehroberflächlichwahrzunehmen.ErstinunvertrautenSituationenoderEreignissen,indenenzielgerichteteInteressenlagenvorherrschen,kommteszueinerbewusstenBeschäftigungmitderSituationundsomitzueinerdetaillierterenWahrnehmung.HinzukommenbestimmteGefühlsregungen,diesichausdemgegebenenMoment,demKontextsowiedemZustanddesIndividuumszusammensetzenundseineWahrnehmungbeeinflussen(vgl.Tessin2005:10).

BeiderUntersuchungderWahrnehmungvonVulnerabilitätbezogenaufdasAnalyse-beispiel‚Schweinegrippe‘istauchderZusammenhangvonWahrnehmungundAngstvonzentralerBedeutung.PhysischbetrachtetdientdasAuslösenvonAngstdazu,denMenschenzuaktivierenundineinenAlarmzustandzuversetzen,ummöglichenGefahrenentgehenzukönnen.

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angst ist ein schutzmechanismus des Körpers in Gefahrensituationen.

Unbekannte Gefahren werden in ihrer Bedrohlichkeit oftmals überbewertet, bekannte da-gegen häufig unterschätzt.

eine anfängliche angst vor einer bislang unbekannten Gefährdung lässt nach etwa einem Monat nach.

In einem artikel der Frankfurter allgemeinen zeitung unterscheidet der Wissenschaftler Borwin Bandelow zwei arten von ängsten. erstens reale beziehungsweise notwendige ängste, die dem selbstschutz dienen, wie zum Beispiel die angst zu schnell auto zu fahren, angst vor Kriegen oder Krankheiten und zweitens unrealistische ängste, also ängste vor Dingen, vor denen objektiv betrachtet niemand angst haben müsste, wie zum Beispiel die angst vor dem scheinbaren Unglückstag „Freitag der 13.“. neuartige und bislang unbekannte Gefahren werden aufgrund fehlender erfahrungen häufig überschätzt und versetzen den Menschen schnell in einen angstzustand, bekannte Gefahren werden dagegen häufig unterschätzt. ein Beispiel für eine unterschätzte Gefahr sind herz-Kreislauf-erkrankungen, die zu den bekanntesten und am häufigsten auftretenden Krankheiten mit tödlichem ausgang gehören. Im Gegensatz dazu lassen sich Menschen zum Beispiel durch eine drohende Pandemie sehr schnell in alarmbereitschaft versetzen. Bandelow geht davon aus, dass ein großer teil der Bevölkerung angst vor Pandemien wie beispielsweise der ‚schweinegrippe‘ hat, weil sie oftmals neu und unbekannt sind. angst lösen sie vor allem deshalb aus, weil sie schnell und unerwartet auftreten und anfangs häufig zu wenig Impfstoff zur verfügung steht. nachdem zunächst eine Überreaktion auf die vermeintliche Gefahr erfolgt, wandelt sich das verhalten im laufe der zeit in unvorsichtigeres verhalten; eine anfangs entstandene Panik lässt nach etwa einem Monat nach (vgl. Faz 2009). Biologisch ist dieses verhalten mit dem vorgang der adaption zu erklären. Die rezeptoren passen sich an die Intensität der aufgenommenen reize an. Diese sogenannte adaption bewirkt eine verminderte aufnahmebereitschaft der rezeptoren. Der Mensch reagiert bei gleichbleibend intensiven reizen immer weniger auf sie. Übertragen auf den Fall der ‚schweinegrippe‘ würde die anfängliche Panik vor der Gefahr mit der zeit immer schwächer werden (vgl. Wodrag 2009).

63

Die ‚Schweinegrippe‘ im Kontext der Medien

ein wesentlicher Indikator bei der Untersuchung der Wahrnehmung von vulnerabilität bezogen auf das analysebeispiel ‚schweinegrippe‘ ist die mediale Darstellung des themas sowie die darauf folgende resonanz der Gesellschaft, da die dortige Präsenz maßgeblich zur verbreitung des themas geführt hat und angenommener Weise mit dessen Wahrnehmung innerhalb der Bevölkerung korreliert. Im folgenden abschnitt werden demnach die mediale Darstellung des themas sowie die reaktion der Bevölkerung darauf analysiert.

Medien wie das Fernsehen, zeitungen, das Internet oder das radio sind zentrale In-formations- und Kommunikationsträger. selbst wenn nicht explizit zeitung gelesen oder nachrichten geschaut werden, kann sich den dominierenden themen in den Medien kaum jemand entziehen. zwangsläufig wird man mit Informationen versorgt – sei es mit den schlagzeilen des tages im vorbeigehen an einem zeitungsstand oder durch Dreizeiler auf nachrichten-screens in U-Bahnen. Durch eine zunehmende vernetzung und der Möglichkeit eines ständigen Online-seins mit dem handy werden Informationen gegenwärtig so schnell wie nie verbreitet. Informationen überfluten den nutzer regelrecht. In jedem Fall nimmt er sie – aktiv oder inaktiv – wahr.

In den Berichterstattungen der Medien werden bestimmte themen herausgegriffen und hochgespielt. nicht selten hat das zur Folge, dass ängste in der Öffentlichkeit induziert wer-den und folglich von „Panikmache“ gesprochen wird. auch die schlagzeile „schweinegrippe in Deutschland“ wurde von den Medien wie ein sinnbild gebraucht, um eine Bedrohung zu inszenieren. Doch aus welchen Gründen wurde durch die Medien der eindruck erweckt, dass die ‚schweinegrippe‘ die einzige und zumindest temporär größte Gefahr für den Menschen in Deutschland war? zwischen der Darstellung durch die Medien sowie dessen aufnahme durch die Öffentlichkeit besteht eine Interferenz. Medien wollen und müssen sicherlich mit möglichst provozierenden schlagzeilen eine gewisse sensationslust der Öffentlichkeit nutzen und sie zugleich bedienen. tatsächlichen Gefahren wird von den Medien vergleichsweise wenig aufmerksamkeit geschenkt, womit jedoch nicht ausgeschlossen werden soll, dass die ‚schweinegrippe‘ eine gerechtfertigte Gefahr ist. häufig und auch in diesem Fall ist eine schieflage zwischen dem, wie etwas öffentlich als risiko gehandelt wird und dem, wie gra-vierend etwas aus expertensicht eingeschätzt wird, zu erkennen (vgl. töpner 2008: 16f.; Bhakdi 2008: 49ff.).

eine angenommene stark dominierende rolle der Medien sowohl für die verbreitung von Informationen als auch für deren aufnahme durch die Öffentlichkeit wurde mit der durchgeführten Bevölkerungsbefragung bestätigt. auf die offene Frage, wie von dem thema

64

‚schweinegrippe‘ zum ersten Mal Kenntnis genommen wurde, antworteten knapp 80 % der Befragten intuitiv, dass sie durch die Medien von der ‚schweinegrippe‘ erfahren haben (vgl. abbildung 9).

abb. 9 Kontext des erstkontakts mit dem thema ‚schweinegrippe‘

77,1%

4,8% 1,0%

17,1%

Durch die Medien Beruflich Persönlich betroffen keine Angabe

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105

Frage:� Wie haben sie zum ersten Mal von dem thema ‚schweinegrippe‘ erfahren?

Quelle: � eigene Darstellung

Weiterhin wurde die mediale Darstellung des themas ‚schweinegrippe‘ untersucht. hierfür wurden die archive der Online-Portale der zeitungen „Die zeit“, „spiegel“, „Die tageszeitung“, „süddeutsche zeitung“ und „B.z.“ nach artikeln vom 01.01.2009 bis zum 31.01.2011 heran-gezogen, welche den zeitraum der Präsenz der ersten „schweinegrippewelle“ in Deutschland festhalten (vgl. abbildung 10). hierbei zeigt sich zunächst, dass die untersuchten Medien im vergleich eine recht unterschiedliche Quantität an Berichten haben. auffällig ist hier die „B.z.“ mit einer relativ großen anzahl an artikeln. erklärungen lassen sich sicherlich in den charakteristika der zeitungen finden. Bei der „B.z.“ handelt es sich vielmals um sehr kurze Meldungen, bei den übrigen zeitungen überwiegend um längere artikel. Die Betrachtung des zeitlichen verlaufs zeigt, dass das thema ‚schweinegrippe‘ erstmals im april 2009 aufkommt, im Folgenden etwas abflaut und im august 2009 wieder verstärkt in den Medien vertreten ist. Den absoluten höhepunkt der Berichterstattung erlebt das thema ‚schweinegrippe‘ im no-vember 2009. Danach gibt es einen raschen abgang des themas aus den Medien zum anfang des Jahres 2010; erst im Januar 2011 gibt es wieder einige Berichterstattungen. Die anzahl der drei zeiträume der verstärkten Berichterstattung stehen vermutlich mit der anzahl der Meldefälle in verbindung (vgl. abbildung 6 „verlauf der Influenza“). Im april 2009 gibt es zwar absolut betrachtet relativ wenige Meldefälle, doch da es sich um das erste auftreten überhaupt handelt, folgt somit eine Berichterstattung. Im august 2009 gibt es einen ersten

65

anstieg der Meldefälle, insbesondere war spanien davon betroffen, sodass ein Großteil der Berichterstattung auf mögliche reisevermeidung entfiel. analog zu der anzahl der Berichte gibt es im november 2009 einen enormen anstieg der zahl der Meldefälle, der jedoch auch ebenso schnell wieder zurückgeht. auffällig beim erneuten auftreten der ‚schweinegrippe‘ in Deutschland im Januar 2011 ist, dass trotz einer fast einjährigen „Pause“, das thema in den Medien nicht überrepräsentiert ist.

abb. 10 anzahl der Berichterstattungen zum thema ‚schweinegrippe‘ in den Online-Portalen verschiedener

zeitungen

0 20 40 60 80

100 120 140 160 180

Jan 09

Feb 09

Mrz 09

Apr 09

Mai 09

Jun 09

Jul 09

Aug 09

Sep 09

Okt 09

Nov 09

Dez 09

Jan 10

Feb 10

Mrz 10

Apr 10

Mai 10

Jun 10

Jul 10

Aug 10

Sep 10

Okt 10

Nov 10

Dez 10

Jan 11

An

zah

l der

Ber

ich

te/M

onat

Zeit Spiegel Süddeutsche Zeitung* Taz B.Z.

*Süddeutschte Zeitung: Print-Artikel

Quelle: � eigene recherchen und Darstellung

zwar wird davon ausgegangen, dass eine verstärkte Medienpräsenz eines themas auch zu einer verstärkten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit führt, dennoch ist die Untersuchung der resonanz der Öffentlichkeit erstrebenswert. In der folgenden abbildung 11 ist die anzahl der eingaben des suchbegriffs ‚schweinegrippe‘ bei Google in Deutschland dargestellt. hier zeigt sich, dass es eine hochgradige Korrelation der eingaben mit der anzahl der Bericht-erstattung gibt, insbesondere im vergleich mit der „B.z.“. Daraus lässt sich folgern, dass die verstärkte Medienpräsenz des themas ‚schweinegrippe‘ in den Monaten april, august und november 2009 dazu führt, dass das thema verstärkt wahrgenommen wird. Weiterhin kann

66

In den Berichterstattungen der Medien werden bestimmte themen herausgegriffen und hochgespielt, was häufig zur Folge hat, dass ängste in der Öffentlichkeit induziert werden.

eine verstärkte Medienpräsenz eines themas kann zu einer verstärkten Wahrnehmung dessen führen.

Die Bewusstseinsbildung einer potenziellen Gefahr wird durch die Medienberichterstattung gestützt.

davon ausgegangen werden, dass die ‚schweinegrippe‘ von der Öffentlichkeit als eine poten-zielle Gefahr angesehen wird. ein mögliches Indiz dafür ist, dass die suche nach dem Begriff ‚schweinegrippe‘ am häufigsten in verbindung mit den Begriffen „symptome“, „Impfung“ und „anzeichen“ steht (vgl. Google Insights for search 2011).

abb. 11 häufigkeit des Google suchbegriffs ‚schweinegrippe‘ in Deutschland vom 01.01.2009 bis 31.01.2011

0

20

40

60

80

100

Jan 09

Feb 09

Mrz 09

Apr 09

Mai 09

Jun 09

Jul 09

Aug 09

Sep 09

Okt 09

Nov 09

Dez 09

Jan 10

Feb 10

Mrz 10

Apr 10

Mai 10

Jun 10

Jul 10

Aug 10

Sep 10

Okt 10

Nov 10

Dez 10

Jan 11

Ind

exie

rte

Wer

te (

Nov

. 20

11

= 1

00

)

Quelle: � Google Insights for search 2011, eigene Darstellung

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Bevölkerungsbefragung zur Wahrnehmung der ‚Schweinegrippe‘

ein weiterer Bestandteil zur analyse der Wahrnehmung von vulnerabilität ist die durchge-führte quantitative Bevölkerungsbefragung. Im Folgenden werden deren ergebnisse vorge-stellt und in Bezug zu den theoretischen annahmen gestellt.

anknüpfend an den vorangestellten abschnitt soll auch an dieser stelle untersucht werden, welche einflüsse zur Wahrnehmung der ‚schweinegrippe‘ als (mögliche) Gefahr und somit als Konstruktion von vulnerabilität beitragen. Der Fokus der Untersuchung liegt dabei auf dem Individuum als element der städtischen Gesellschaft, da sich die Gefahr einer erkrankung mit der ‚schweinegrippe‘ primär auf das Individuum auswirkt. hier zeigt sich zunächst, dass die Gefahr, an ‚schweinegrippe‘ zu erkranken, eher gering eingeschätzt wird (vgl. abbildung 12), im vergleich dazu an normaler Grippe zu erkranken, sogar noch geringer (vgl. abbildung 13). ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass ein nur sehr geringer anteil von rund 15 % im jeweiligen persönlichen Umfeld von einer erkrankung mit der ‚schweinegrippe‘ betroffen war oder ist (vgl. abbildung 14), was bedeutet, dass anscheinend die selbstbetroffenheit einer physischen schädigung in diesem zusammenhang einen größeren einfluss auf die wahrgenommene vulnerabilität hat, als der mediale einfluss. auf der theoretischen ebene betrachtet, bedeutet dies, dass sich das betroffene Individuum selber in das zentrum der vulnerabilitätsanalyse rückt, dabei risikofaktoren abwägt und schließlich die eintrittswahr-scheinlichkeit einer eigenen erkrankung an ‚schweinegrippe‘ einschätzt (vgl. christmann et al. 2011).

68

abb. 12 einschätzung der Gefahr, an ‚schweinegrippe‘ zu erkranken

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

1 - sehr niedrig 2 3 4 5 6 - sehr hoch Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105

Frage:� Wie hoch schätzen sie die Gefahr ein, an der sogenannten ‚schweinegrippe‘ zu erkranken?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

69

abb. 13 einschätzung der Gefahr, an Grippe zu erkranken

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

1 - sehr niedrig 2 3 4 5 6 - sehr hoch Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105

Frage:� Wie hoch schätzen sie die Gefahr ein, an Grippe zu erkranken?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

abb. 14 Persönliche Betroffenheit einer erkrankung an ‚schweinegrippe‘

15,2%

82,9%

1,9%

Ja Nein Weiß ich nicht

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105 Frage:� Kennen sie persönlich jemanden, der an der sogenannten ‚schweinegrippe‘ erkrankt ist?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

70

In Bezug auf das verhältnis zwischen medialer Darstellung und realer Gefahr sind knapp zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass die von der ‚schweinegrippe‘ ausgehende Gefahr in den Medien stark übertrieben dargestellt wird (vgl. abbildung 15). etwa ein Drittel der Befragten gab an, dass es sich bei der ‚schweinegrippe‘ um eine reale und ernstzunehmende Gefahr handele. Dieses verhältnis spiegelt auf der einen seite die erkenntnisse aus den zuvor erläuterten ergebnissen wider, da die reale Gefahr als geringer eingestuft wird als die medi-ale Übertreibung. auf der anderen seite ist ein Drittel aller Befragten dennoch ein nicht zu unterschätzender anteil, der die ‚schweinegrippe‘ als tatsächliche Gefahr ansieht. Obwohl der Großteil der Befragten sowohl eine erkrankung an ‚schweinegrippe‘ ausschließt als auch persönlich nicht mit der Krankheit in Berührung gekommen ist, hält immerhin ein Drittel die ‚schweinegrippe‘ für eine reale und ernstzunehmende Gefahr.

abb. 15 Bewertung der ‚schweinegrippe‘ als Gefahr

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Halte die Gefahr für real und ernst zu nehmen Die Gefahr wird durch die

Medien stark übertrieben dargestellt

Halte die Gefahr zwar für real, aber sie wird auch durch

die Medien übertrieben dargestellt

Weiß ich nicht

An

teil

der

Nen

nu

nge

n

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105 Frage:� halten sie die sogenannte ‚schweinegrippe‘ für eine reale und ernstzunehmende Gefahr oder wird diese Gefahr durch die Medien stark übertrieben dargestellt?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

Die Fragen nach wahrgenommenen veränderungen im verhalten der Mitmenschen sowie im stadtbild waren als offene Fragen konzipiert. Bei einer Kategorisierung, ob veränderungen wahrgenommen wurden, zeigt sich, dass knapp die hälfte aller Befragten veränderungen im verhalten ihrer Mitmenschen wahrgenommen hat (vgl. abbildung 16). hierbei wurden im

71

Wesentlichen gesteigerte hygienemaßnahmen sowie ein vorsichtigerer Umgang in Bezug auf den Kontakt mit anderen Mitmenschen genannt. ein geringer anteil stellte auch eine Panik unter den Mitmenschen fest. auf die Frage nach veränderungen in der stadt gab nur knapp ein viertel der Befragten an, dass veränderungen wahrgenommen wurden (vgl. abbildung 17). hier wurden angebrachte Desinfektionsmittelkästen in öffentlichen einrichtungen, Merkblät-ter und Infotafeln, Wasserspender vor Geschäften zum händewaschen sowie das beobachtete tragen von einem Mundschutz genannt. Diese Frage hat darüber hinaus darauf abgezielt, andere, von der Projektgruppe nicht bedachte, physische veränderungen im städtischen raum zu finden. hierbei kam es allerdings zu keinen neuen ergebnissen.

Da als raumdimension von vulnerabilität nicht nur der physische, sondern auch der so-ziale raum verstanden wird (vgl. abschnitt vulnerabilität), sollte mit den Fragen nach den wahrgenommenen veränderungen nach dem auftreten der ‚schweinegrippe‘ deren relation in Bezug auf das analysebeispiel untersucht werden. nach der auswertung zeigt sich, dass der soziale raum hier von größerer Bedeutung ist, da veränderungen unter den Mitmenschen deutlicher wahrgenommen werden.

abb. 16 Wahrnehmung von veränderungen im verhalten der Mitmenschen

45,7%

54,3%

es wurden Veränderungen wahrgenommen es wurden keine Veränderungen wahrgenommen

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105 Frage:� haben sie bestimmte veränderungen im verhalten Ihrer Mitmenschen wahrgenommen, nachdem die sogenannte ‚schweinegrippe‘ aufgetreten ist?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

72

abb. 17 Wahrnehmung von veränderungen in der stadt

22,9%

77,1%

es wurden Veränderungen wahrgenommen

es wurden keine Veränderungen wahrgenommen

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105 Frage:� haben sie bestimmte veränderungen in der stadt wahrgenommen, nachdem die sogenannte ‚schwei-negrippe‘ aufgetreten ist?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

Wie im abschnitt zum Begriff resilienz erläutert wurde, kann aus wahrgenommener vul-nerabilität ein bestimmtes handeln resultieren. Diese resilienzbildung hat zum ziel, dass das in vulnerabilitätskalkülen erfasste relationale Gefüge so verändert wird, dass sich die vulnerabilität der entität verringert oder im Idealfall auflöst. Die möglichen zielsetzungen, die dabei verfolgt werden können, werden im Folgenden an der auswertung der Frage nach den getroffenen schutzmaßnahmen erläutert (vgl. abbildung 18).

rund 14 % der Befragten gaben an, dass sie nach auftreten der ‚schweinegrippe‘ bestimmte Orte wie öffentliche verkehrsmittel, öffentliche einrichtungen oder größere Menschenan-sammlungen gezielt gemieden haben. Demnach haben sie ihre eigene Position im relationalen Gefüge verändert, um sich vor vermeintlicher vulnerabilität zu schützen. eine weitere strate-gie ist die veränderung von einheiten im relationalen Gefüge, um die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung zu minimieren. hierzu zählen die gesteigerten hygienemaßnahmen, die von 28 % der Befragten angegeben wurden oder die Impfung gegen die ‚schweinegrippe‘ (16 % der Befragten, vgl. abbildung 19), wodurch das Individuum die Gefahr, die durch eine erkrankung ausgeht, abwendet. Das tragen eines Mundschutzes, das nur 1 % der Befragten angab, kann der zielsetzung zugeordnet werden, elemente aus dem relationalen Gefüge hinzuzufügen, um die Gefahr zu verringern oder zu entkräften. hierzu zählen auch die oben genannten Kästen mit Desinfektionsmittel, Wasserspender oder Informationstafeln.

73

Da die Wahrnehmung von vulnerabilität voraussetzung für ein entsprechendes handeln ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Befragten, die angaben, dass sie keine schutz-maßnahmen getroffen haben (rund 36 %), entweder die Gefahr gar nicht wahrnehmen oder als zu gering einschätzen, um sich selber davor schützen zu müssen. Demnach nehmen die anderen zwei Drittel, die angaben, schutzmaßnahmen zu treffen, ‚schweinegrippe‘ als vul-nerabilität wahr.

Diese Deutung steht zunächst im Widerspruch zu den ergebnissen der Frage danach, ob die ‚schweinegrippe‘ als reale Gefahr betrachtet wird (vgl. abbildung 15), da diese Meinung lediglich ein Drittel der Befragten vertritt. hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass es bei der direkten Frage nur zwei auswahlmöglichkeiten gab, die sich nicht unbedingt ausschlie-ßen. so wurde möglicherweise häufig aufgrund der starken Medienpräsenz des themas die antwort der starken Medienübertreibung gewählt, was nicht zwingend bedeuten muss, dass die ‚schweinegrippe‘ nicht trotzdem für das Individuum eine Gefahr darstellt. Dieser Kompromiss der beiden antworten wurde von einigen Befragten intuitiv gewählt, war jedoch keine gegebene antwortmöglichkeit. zur Klärung dieses vermeintlichen Widerspruchs lässt sich festhalten, dass sowohl die Deutungen der direkten Frage nach der wahrgenommenen Gefahr als auch der indirekten zum ergebnis haben, dass vulnerabilität im zusammenhang mit dem analysebeispiel ‚schweinegrippe‘ wahrgenommen wird.

abb. 18 Getroffene schutzmaßnahmen gegen die ‚schweinegrippe‘

1,4%

27,5%

12,3%

9,4% 2,9% 1,4% 6,5%

2,2%

36,2%

Mundschutz

gesteigerte Hygienemaßnahmen

Vermeidung von Händeschütteln und ähnlichen Begrüßungsformen Vermeidung größerer Menschenansammlungen Vermeidung öffentlicher Verkehrsmittel Vermeidung bestimmter Einrichtungen bei meiner Arbeit musste ich Schutzmaßnahmen befolgen Sonstige

keine

Frage:� Welche schutzmaßnahmen haben sie getroffen, als im Jahr 2009 die sogenannte ‚schweinegrippe‘ zum ersten Mal aufgetreten ist?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

Mundschutz

gesteigerte Hygienemaßnahmen

Vermeidung von Händeschütteln und ähnlichen Begrüßungsformen Vermeidung größerer Menschenansammlungen

Vermeidung öffentlicher Verkehrsmittel

Vermeidung bestimmter Einrichtungen

bei meiner Arbeit musste ich Schutzmaßnahmen befolgen Sonstige

keine

74

selbstbetroffenheit hat einen größeren einfluss auf die Wahrnehmung von vulnerabilität als die mediale Darstellung.

In Bezug auf das analysebeispiel ‚schweinegrippe‘ werden veränderungen im sozialen raum stärker wahrgenommen als veränderungen im physischen raum. Dies schließt jedoch nicht aus, dass es veränderungen im physischen raum gibt.

es kann davon ausgegangen werden, dass ‚schweinegrippe‘ als vulnerabilität wahrgenommen wird.

abb. 19 Impfung gegen die ‚schweinegrippe‘

16,2%

75,2%

8,6%

Ja Nein Nein, aber gegen die normale Grippe

Daten: Erhebung Berlin 2011 n = 105 Frage:� haben sie sich gegen die sogenannte ‚schweinegrippe‘ impfen lassen?

Quelle: � eigene Darstellung, Daten: erhebung Berlin 2011 (n = 105)

4 faZit

77

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die betrachteten Komponenten der analyse am Beispiel der ‚schweinegrippe‘ – wirtschaft-liche und politische auswirkungen, der einfluss der Medien sowie die Wahrnehmung in der Bevölkerung – sind nicht voneinander zu trennen und bedingen sich gegenseitig. ein erklärungsansatz dafür ist, dass sich ängste der Bevölkerung in Wirtschaft und Politik nie-derschlagen können. Die reaktion der akteure von Wirtschaft und Politik hat wiederum aus-wirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Parallel können Medien ängste schüren und sowohl die wirtschaftlichen und politischen entwicklungen darstellen als auch Meinungsbilder der Bevölkerung widerspiegeln, es entsteht ein reziprokes verhältnis (vgl. abbildung 20). Die in der analyse herausgestellten reaktionen auf das auftreten der ‚schweinegrippe‘ lassen darauf schließen, dass sie tatsächlich als vulnerabilität wahrgenommen wird. Dies äußert sich, indem ‚schweinegrippe‘ sowohl als Gefahr benannt wird als auch zu verändertem verhalten führt. Das gilt sowohl für die individuell getroffenen schutzmaßnahmen als auch für reaktionen in Wirtschaft und Politik. letztere äußern sich jedoch in anderen handlungsstrategien als den offensichtlichen individuell getroffenen schutzmaßnahmen. sie sind im einzelnen weniger durchschaubar, ihre auswirkungen dennoch sichtbar: sie gestalten sich konträr, indem durch die ‚schweinegrippe‘ bestimmte Branchen von wirtschaftlichen einbrüchen betroffen sind, an-dere profitieren durch sie. Diese ergebnisse zeigen, dass wahrgenommene vulnerabilität die stadt sowohl in ihrer räumlichen als auch in ihrer gesellschaftlichen Dimension beeinflusst.

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abb. 20 reziprokes verhältnis der betrachteten Komponenten der analyse

Wahrnehmungvon

Vulnerabilität

ReaktionAuswirkungen

räumliche und gesellschaftliche Dimension der Stadt

Akteure derWirtschaft

Akteure derPolitik

Gesellschaft

Darstellung

TV

z.B.

Quelle: � eigene Darstellung

Sicherheit – Sichtbarkeit – Vulnerabilität

Basierend auf den erkenntnissen des vorgängerprojekts „Unsichtbare stadt“ sowie einem weiteren studienprojekt, das sich mit den aspekten der sicherheit in der stadt beschäftigte, wurden verflechtungen der drei themen sicherheit, (Un-)sichtbarkeit und vulnerabilität erkannt. Im Folgenden sollen diese im zusammenhang mit dem untersuchten thema ‚schwei-negrippe‘ herausgestellt werden.

Die Begriffe sichtbarkeit und Unsichtbarkeit sind eng verknüpft und stehen in ab- hängigkeit zueinander. Wird ein aspekt in den vordergrund gerückt, so rückt gleichzeitig

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ein anderer in den hintergrund beziehungsweise er wird ausgeblendet. (Un-)sichtbarkeiten hängen auch von der subjektiven Wahrnehmung des Betrachters ab, sie sind unmittelbar mit dem Bewusstsein verknüpft und unterliegen hierbei einer wechselseitigen Beeinflussung. Die (Un-)sichtbarkeit umfasst sowohl eine materielle als auch eine immaterielle Dimension. Bei der Betrachtung sind die akteure von besonderem Interesse. In diesem zusammenhang wird auch von sichtbarkeitsregimen gesprochen. Die akteure haben maßgeblichen einfluss darauf, was sichtbar gemacht wird und welche Bereiche im verborgenen bleiben. Interessant ist es herauszufinden, welche Interessen die einzelnen akteure verfolgen und welche Instru-mente zur steuerung von Unsichtbarkeit dabei eingesetzt werden. vollkommene transparenz scheint indes weder möglich, noch jederzeit wünschenswert.

Der Begriff sicherheit kann als die Minimierung von risiken in einem raum beziehungs-weise für einen Gesellschaftsteil oder als ein Milieu ohne Gefahren definiert werden. es ist jedoch keine vollkommene – also hundertprozentige – sicherheit möglich, da immer ein rest-risiko existent ist. sicherheit ist abwesenheit von verunsicherung. ebenso wie sichtbarkeit und Unsichtbarkeit sich einander bedingen, schließt auch sicherheit immer eine Definition von Unsicherheit mit ein. Die absicherung durch soziale systeme dient als voraussetzung zur schaffung von sicherheit für die Bevölkerung. Die Gewährleistung von innerer und äußerer sicherheit ist von jeher ein grundlegendes anliegen der städte gewesen, um vermeintlicher vulnerabilität vorzubeugen. Davon zeugen unter anderem die standortwahl (etwa um natür-liche risiken zu vermeiden), die stadtmauern (zur verteidigung gegen äußere Feinde) oder die etablierung von Ordnungskräften (um die innere sicherheit zu gewährleisten).

vulnerabilität ist die Konstruktion eines sicherheitsdefizits, dem vermutlich nur mit erhöh-ten sicherheitsmaßnahmen im alltag sowie der schaffung eines sicherheitsgefühls begegnet werden kann. sicherheit wird von den Menschen subjektiv unterschiedlich wahrgenommen und dabei stark auf einen selbst und die unmittelbare Umwelt bezogen. sie kann als Produkt aus den Faktoren „tatsächliche sicherheit“, „gefühlte sicherheit“ und „vermittelte sicherheit“ gesehen werden (vgl. abbildung 21).

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abb. 21 Dreiecksbeziehung der themenschwerpunkte der Master-Projekte „sicherheit in der stadt“, „Unsicht-

bare stadt“ und „verwundbare stadt“

Sicherheit Sichtbarkeit

Vulnerabilität

Quelle: � eigene Darstellung

Der Faktor „vermittelte sicherheit“ wird dabei maßgeblich durch die Medienberichterstattung beeinflusst. Die mediale aufbereitung von ereignissen folgt dabei bisweilen eigenen logiken, so dass es zu einer verzerrung der Darstellung führen kann, wenn zum Beispiel das Medium mit der Berichterstattung aufmerksamkeit und Quote erzeugen möchte. Da das ereignis für den Konsumenten meist nur über das Medium sichtbar wird, kann dies die eigene Wahrneh-mung und infolgedessen die einschätzung der persönlichen sicherheitslage beeinflussen.

eine unsichtbare Gefahr, die nicht genau umfasst werden kann, die nicht greifbar ist, verursacht ängste. Das sichtbarmachen eines Umstandes kann die Betroffenen vulnerabel machen oder dazu führen, dass sie sich vulnerabel beziehungsweise unsicher fühlen, obwohl der Umstand auch zuvor schon in einem nicht sichtbaren zustand existierte. Diese gefühlte vulnerabilität stellt ein Konstrukt dar (vgl. abschnitt vulnerabilität), welches unsichtbar bleibt und individuell wahrgenommen und gedeutet wird. Bis zum eintreten einer materiellen schädigung bleibt es im verborgenen, wann ein ereignis mit welcher Intensität eintritt und welche auswirkungen die Folge sind. Im Fall der ‚schweinegrippe‘ werden die auswirkungen nur bedingt wahrnehmbar, da zunächst beispielsweise die erregerviren unsichtbar sind. erst die getroffenen schutzmaßnahmen im Falle einer erkrankung ermöglichen eine visuelle Wahrnehmung, wobei jedoch ohne eine ärztliche Diagnose nur schwer eine abgrenzung zur saisonalen Wintergrippe getroffen werden kann. Bei der ‚schweinegrippe‘ wirken sich die verfügbarkeit von Informationen und die Interpretationsmöglichkeiten der einzelnen Personen wiederum auf das individuelle sicherheitsempfinden aus.

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Ausblick

Die stadtplanung hat im 19. Jahrhundert nicht zuletzt mit der Begründung großen einfluss auf die Gestaltung der städte genommen, dass durch die von ihr vorangetriebenen Maßnahmen hygieneproblemen entgegengewirkt und Defizite im Gesundheitswesen ausgeglichen werden können. heute sind derartige Begründungen im zusammenhang mit der ‚schweinegrippe‘ und der in den letzten Jahren weltweit zu beobachtenden zunahme der ausbreitung von Infektionskrankheiten kaum mehr zu vernehmen, das Gesundheitswesen und der stadtpla-nungsdiskurs haben sich deutlich voneinander entfernt. Derzeitige reaktionen finden meist auf anderen ebenen statt und stellen vor allem ein „der situation angepasstes verhalten“ in den Mittelpunkt. Dies soll beispielsweise mit einem abgestimmten handeln der staaten, der Beschaffung von Impfstoffen und dem erteilen von verhaltensratschlägen an Bevölkerung und Unternehmen erreicht werden. vereinzelt sind auch baulich-räumliche anpassungen sichtbar, so wie im Fall der Bereitstellung von Desinfektionsspendern in öffentlichen und privaten einrichtungen. von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt zu bleiben, scheint die anpassung von Plänen und strukturen des Katastrophenschutzes zu sein, was bisweilen auch Infrastrukturen, wie zum Beispiel ausstattungen, Kommunikationswege und lagezen-tren umfasst. angesichts der im Jahr 2009 weltweit aufgetretenen Pandemie, dem in allen gesellschaftlichen Bereichen gestiegenen Problembewusstsein und der Intensivierung der erforschung neuer themenfelder scheint es durchaus realistisch zu sein, dass es in zukunft als ergebnis von Forschungen und erfahrungen wieder zu konkreteren anpassungen des stadtraums an anforderungen des Gesundheitswesens kommen könnte (vgl. abbildung 22). Die zunehmende Bereitstellung von Forschungsmitteln zur Untersuchung von vulnerabilität ist jedenfalls ein Indiz für einen Bedeutungsgewinn der thematik insbesondere in der so- zialwissenschaftlich orientierten raumforschung.

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abb. 22 ausblick stadtplanung

Stadtplanung während der Industrialisierung als Reaktion auf hygienische Probleme

Auftreten der Schweinegrippe

keine stadtplanerischen Maßnahmen

Neue Krankheiten- neue Herausforderungen?

Besteht zukunftig wieder eine Notwendigkeit zur konkreten Anpassungen des Stadtraumes?

Zeit

Quelle: � eigene Darstellung

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Weitere Publikationen aus dem Institut für Stadt- und

Regionalplanung

Arbeitshefte

Das vollständige Programm fi nden sie unter www.isr.tu-berlin.de

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

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Mathias Güthling

Innerstädtische Brachfl ächenUntersuchungen zur Umgestaltung von innerstädtischen Bahnfl ächenam Beispiel des Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam

Nr. 74 Mathias Güthling

Innerstädtische Brachfl ächenUntersuchungen zur Umgestaltung von innerstädtischen Bahnfl ächen am Beispiel des Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam

Obwohl fl ächenhafte Bahnliegenschaften weit verbreitet als Potenziale der Stadtentwicklung gelten, haben zahlreiche Kommunen Schwierigkeiten bei der Umstrukturierung ehemaliger Ausbesserungswerke. Diese sind aufgrund ihrer früheren Nutzung und der zugehörigen Bebauungsstruktur gegenüber anderen entbehrlichen Bahnfl ächen von besonderer Charakteristik. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob die brach gefallenen Flächen der Ausbesserungswerke für die betroffenen Städte doch eher Risiken und Belastungen als Chancen und Potenziale darstellen. Sind sie lediglich eine von vielen Flächenreserven oder kann dieser Typus von Bahnbrache einschließlich der prägenden Bebauung als wichtiger Baustein für die Stadtentwicklung fungieren?

2009, 221 S., ISBN 978-3-7983-2107-6 12,90 €

Nr. 75 Michael König

Regionalstadt FrankfurtEin Konzept nach 100 Jahren Stadt-Umland-Diskurs in Berlin, Hannover und Frankfurt am Main

Die Suburbanisierung führt in Großstadtregionen zu erheblichen Stadt-Umland-Problemen, die erforderliche re-gionale Koordination scheitert aber meist an politischen Widerständen. Diese Arbeit untersucht die Probleme, Konfl ikte und Lösungen, mit dem Ergebnis, dass Großstadtregionen in einer Gebietskörperschaft existent wer-den müssen. Drei solcher Vereinigungsprojekte (Berlin 1920, Frankfurt 1971, Hannover 2001) werden vorgestellt und der politische Wille der Landesregierung als entscheidender Faktor identifi ziert. Aus den Fallbeispielen wird ein Entwurf für eine vereinte Stadtregion Frankfurt abgeleitet. Denn nur durch innere Befriedung und staatliche Unterstützung kann die Region ihre Energien auf den internationalen Metropolenwettbewerb konzentrieren.

2009, 224 S., ISBN 978-3-7983-2114-4 12,90 €

Nr. 73Sarah Stark

Steuerung durch RegionalpläneAnspruch und Wirklichkeit der Steuerungswirkung des Regionalplans am Beispiel der Wohnbaufl ächen in der Region Stuttgart

Das Ziel der Bundesregierung bis 2020 täglich nicht mehr als 30 Hektar Freifl äche für Wohn- und Verkehrszwecke in Anspruch zu nehmen, soll durch die Landes- und Regionalplanung umgesetzt werden. Diese Arbeit geht der Frage nach, ob die Regionalplanung mit ihren Instrumenten dies leisten kann. Konkret werden die Instrumente zur Wohnfl ächensteuerung des Regionalplans 1998 der Region Stuttgart analysiert. Statistische Daten zur Wohnbaufl ächen- und Bevölkerungsentwicklung werden ausgewertet und durch ergänzende qualitative Interviews mit regionalen Experten interpretiert und bewertet. Im Ergebnis empfi ehlt sich die Entwicklung fl ä-chensteuernder Instrumenten mit absoluten Grenzwerten, soll das Ziel der Bundesregierung erreichen werden.

2009, 190 S., ISBN 978-3-7983-2106-9 12,90 €

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Sarah Stark

Steuerung durch RegionalpläneAnspruch und Wirklichkeit der Steuerungswirkung des Regionalplans am Beispiel der Wohnbaufl ächen in der Region Stuttgart

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Arbeitshefte des Instituts für Stadt und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

7575

Michael König

Regionalstadt FrankfurtEin Konzept nach 100 Jahren Stadt-Umland-Diskurs in Berlin, Hannover und Frankfurt am Main

08-12-08_Umschlag AH 75.indd 1 10.02.2009 16:34:16

Nr. 76 Sylvia Butenschön (Hrsg.)

Frühe Baumschulen in DeutschlandZum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes

Ein zunehmendes Interesse an ausländischen Gehölzen, die Beschäftigung mit der Pomologie und die Verbreitung des Landschaftsgartens führten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Gründung zahlreicher Baumschulen in Deutschland, über die bislang wenig bekannt ist. Dieser Tagungsband gibt einen Einblick in das Forschungsfeld der frühen Baumschulen. Die Beiträge behandeln die Entstehung der verschiedenen Typen von Baumschulen im Überblick sowie die theoretischen Anforderungen an ihre Organisation und Gestaltung. Als ausgewählte Beispiele werden Anlagen in Hannover, Kassel, Harbke, Schwöbber, Hamburg und Eldena im Detail vorgestellt.

2012, 195 S., ISBN 978-3-7983-2414-5 14,90 €

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

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Sylvia Butenschön (Hrsg.)

Frühe Baumschulen in DeutschlandZum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes

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Sonderpublikationen

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Adrian Atkinson, Meriem Chabou, Daniel Karsch (Eds.)

Stratégies pour un Développement Durable LocalRenouvellement Urbain et Processus de Transformations Informelles

Adrian Atkinson, Meriem Chabou, Daniel Karsch (Eds.)

Stratégies pour un Développement Durable LocalRenouvellement Urbain et Processus de Transformations Informelles

This document contains the output of a conference and action planning workshop that took place in Algiers over five days in early May 2007. The theme of the event was urban renewal with a focus on sustainable development. 62 participants attended the event from 13 countries in the framework of the URDN, sponsored and sup-ported by the École Polytechnique d’Architecture et d’Urbanisme of Algiers. Academics, professionals and government officials from architecture, planning and including the private development sector presented papers and dis-cussed both the technical and institutional is-sues as to how planning systems and the redevelopment process can be more effective in addressing sustainability issues ranging from the supply of resources, through urban design to concern with appropriate responses to climatic and geographical considerations.

2008, 223 S., ISBN 978-3-7983-2086-4 13,90 €

Sonderpublikation des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Stephanie Herold, Benjamin Langer, Julia Lechler (Hrsg.)

Reading the CityUrban Space and Memory in SkopjeUrban Space and Memory in Skopje

Stephanie Herold, Benjamin Langer, Julia Lechler (Hrsg.)

Reading the CityUrban Space and Memory in Skopje

The workshop “Reading the city” took place in Skopje in May 2009 and followed the hypothesis that every his-torical, political, and social development and trend is mirrored in the city’s built environment. Cities, accordingly, consist of a multitude of layers of narratives and thus become an image of individual and collective memory. Investigating different sites of the city under this focus, the publication shows, how history is mirrored in the urban space of Skopje today, how it is perceived and constructed, and which historical periods infl uence the city’s current planning discourse.

2010, 153 S., ISBN 978-3-7983-2129-8 13,90 €

Sonderpublikation des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

erpublikation des Instituts für Stadt- und Regionalplanungische Universität Berlin

Ursula Flecken, Laura Calbet i Elias (Hg.)

Der öffentliche RaumSichten, Reflexionen, Beispiele

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Ursula Flecken, Laura Calbet i Elias (Hg.)

Der öffentliche RaumSichten, Refl exionen, Beispiele

Der öffentliche Raum ist zugleich konstituierendes Element und Gedächtnis der Stadt. Er ist in höchstem Maße komplex und unterliegt ständigen Veränderungen. In der Entwicklung der Städte muss er deshalb immer wieder neu verhandelt werden. Raumwissenschaften und Stadtplanung haben als integrale Disziplinen den Anspruch, unterschiedlichste Perspektiven zum öffentlichen Raum zusammen zu führen. Dieser Sammelband bietet ein vielschichtiges Bild der Funktionen, Aufgaben und Bedeutungen des öffentlichen Raumes. Er versteht sich als Beitrag, der die aktuelle Debatte bereichern und voranbringen soll.

2011, 250 S., ISBN 978-3-7983-2318-6 19,90 €

Sonderpublikation des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Sylvia Butenschön (Hrsg.)

Garten – Kultur – GeschichteGartenhistorisches Forschungskolloquium 2010

Sylvia Butenschön (Hrsg.)

Garten – Kultur – GeschichteGartenhistorisches Forschungskolloquium 2010

Der Tagungsband des Gartenhistorischen Forschungskolloquiums 2010 gibt einen aktuellen Einblick in das von WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete Forschungsfeld der Gartengeschichte. So behandeln die 20 Textbeiträge Aspekte der Gartenkultur aus einem Zeitraum von über 400 Jahren und einem Betrachtungsgebiet von ganz Europa - von den Wasserkünsten in Renaissancegärten über das Stadtgrün des 19. Jahrhunderts bis zu Hausgärten des frühen 20. Jahrhunderts und Fragen des denk-malpfl egerischen Umgangs mit Freifl ächen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

2011, 134 S., ISBN 978-3-7983-2340-7 14,90 €

Diskussionsbeiträge

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Nr. 58Guido Spars (Hrsg.)

Wohnungsmarktentwicklung DeutschlandTrends, Segmente, Instrumente

Die Wohnungsmarktentwicklung in Deutschland ist zunehmend von Ausdifferenzierungsprozessen auf der Nachfrage- und der Angebotsseite geprägt. Die Teilmärkte entwickeln sich höchst unterschiedlich. Die Parallelität von Schrumpfung und Wachstum einzelner Segmente z.B. aufgrund regionaler Bevölkerungsgewinne und -verluste, der Überalterung der Gesellschaft, der Vereinzelung und Heterogenisierung von Nachfragern, des wachsenden Interesses internationaler Kapitalanleger stellen neue Anforderungen an die Stadt- und Wohnungspolitik, an die Wohnungsunternehmen und Investoren und ebenso an die wissenschaftliche Begleitung dieser Prozesse.

Mit Beiträgen von Thomas Hafner, Nancy Häusel, Tobias Just, Frank Jost, Anke Bergner, Christian Strauß, u.a.2006, 313 S., ISBN 3 7983 2016 0 9,90 €

Institut für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

ISRDiskussionsbeiträge Heft 58

Guido Spars (Hrsg.)

Wohnungsmarktentwicklung DeutschlandTrends, Segmente, Instrumente

isrisrInstitut für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

ISRDiskussionsbeiträge Heft 57

Ulrike Lange/Florian Hutterer

Hafen und Stadt im AustauschEin strategisches Entwicklungskonzept für einen Hafenbereich in Hamburg

isrisr

Nr. 57Ulrike Lange/Florian Hutterer

Hafen und Stadt im AustauschEin strategisches Entwicklungskonzept für eine Hafenbereich in Hamburg

In den zentral gelegenen Hafenbereichen von Hamburg hat in den letzten Jahren ein Umwandlungsprozess eingesetzt, der noch immer andauert. Allgemein zurückgehende Investitionstätigkeit und die unsichere wirt-schaftliche Entwicklung, sowie räumliche Besonderheiten des Ortes lassen Zweifel aufkommen, ob die viel praktizierte Masterplanung für eine Entwicklung der Hafenbereiche am südlichen Elbufer geeignet ist. Die vorlie-gende Arbeit schlägt daher eine Strategie der Nadelstiche vor. Für die Umstrukturierung dieses Hafenbereichs soll eine Herangehensweise angewendet werden, die sich die sukzessiven Wachstumsprozesse einer Stadt zu eigen macht. Durch Projekte als Initialzündungen und ausgewählte räumliche Vorgaben soll unter Einbeziehung wichtiger Akteure ein Prozess in Gang gebracht und geleitet werden, der fl exibel auf wirtschaftliche, soziale und räumlich-strukturelle Veränderungen reagieren kann.

2006, 129 S., ISBN 978-3-7983-2016-1 9,90 €

Institut für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

ISRDiskussionsbeiträge Heft 56

Anja Besecke, Robert Hänsch, Michael Pinetzki (Hrsg.)

Das FlächensparbuchDiskussion zu Flächenverbrauch und lokalem Bodenbewusstsein

isrisr

Nr. 56Anja Besecke, Robert Hänsch, Michael Pinetzki (Hrsg.)

Das FlächensparbuchDiskussion zu Flächenverbrauch und lokalem Bodenbewusstsein

Brauchen wir ein „Flächensparbuch“, wenn in Deutschland die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung stagniert oder sogar rückläufi g ist? Ja, denn trotz Stagnation der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung wächst die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke. Dies läuft dem Ziel zu einem schonenden und sparsamen Umgang mit der Ressource Boden und damit dem Leitbild einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung entgegen. Das Gut „Fläche“ ist vielseitigen Nutzungsansprüchen ausgesetzt und dessen Inanspruchnahme ist aufgrund divergierender Interessen häufi g ein Streitthema. Dieser Sammelband soll die aktuelle Diskussion aufzeigen, die auf dem Weg zu einer Reduktion der Flächenneu inanspruchnahme von den verschiedenen Akteuren geprägt wird. Dabei reicht der Blick von der Bundespolitik bis zur kommunalen Ebene und von der wissenschaftlichen Theorie bis zur planerischen Praxis.

2005, 207 S., ISBN 3 7983 1994 4 9,90 €

Institut für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

ISRDiskussionsbeiträge Heft 59

Isabella Haidle/Christoph Arndt

Urbane Gärten in Buenos Aires

isrisr

Nr. 59Isabella Haidle, Christoph Arndt

Urbane Gärten in Buenos Aires

Im Zuge der Modernisierung und Industrialisierung im letzten Jahrhundert geriet die Praxis des innerstädtischen Gemüseanbaus jedoch weitgehend aus dem Blickfeld der Stadtplanung. In der Realität verschwand sie nie-mals ganz, sondern bestand informell weiter. Erst die Krisen der Moderne bzw. das Ende des fordistischen Entwicklungsmodells haben weltweit zu einer intensiveren theoretischen Beschäftigung mit kleinteiligen, vor Ort organisierten, informellen Praxen geführt. Die Interaktion der GärtnerInnen mit der Stadtentwicklung und Stadtplanung rückt seit einigen Jahren ins Zentrum des Interesses. Die AutorInnen versuchen zwischen der Planung und den Ideen der GärtnerInnen zu vermitteln, indem sie mögliche Potenziale und Defi zite der einzelnen Projekte aufzeigen und Unterstützungsmöglichkeiten formulieren.

2007, 204 S., ISBN 978-3-7983-2053-6 9,90 €

Online-Veröffentlichungen – Graue Reihe

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Nr. 38Daniel Schertel

Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla?Von der Wirkung des Irregulären

Städte sind Austragungsorte unterschiedlichster sozialer und politischer Konfl ikte. Diese stellen sich immer häufi ger asymmetrisch dar. Die Guerilla ist eine klassische Form asymmetrischer Kriegsführung und gilt als Befreiungs- und Revolutionskrieg. Als Kriegsmetaphorik für vielfältige Antagonismen hält der Begriff Guerilla Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch. Ziel der Arbeit ist es beispielhafte Prozesse der Stadtentwicklung nach der Verwendung des Begriffes Guerilla zu bewerten, hierbei die Methoden der Guerilla zu identifi zieren und zu untersuchen.

2012, 135 S., ISBN 978-3-7983-2368-1 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe38

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Daniel Schertel

Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla?Von der Wirkung des Irregulären

Nr. 39Dennis Beyer

Der Denkmalwert von IllegalitätStreetart als visuelle Erinnerungskultur

Kunst oder Schmiererei, Graffi ti spalten die Gesellschaft. Die einen sehen sie als illegale Schmiererei an, für andere gelten sie als Kunst einer verkannten Avantgarde. Das Spektrum an Motivationen und Produkten innerhalb der Sprayer-Gemeinschaft ist tatsächlich derart vielfältig, dass eine sachliche Debatte kaum möglich scheint. Dennoch stellt sich die Frage, welche Bedeutung diese fl üchtigen und illegalen Zeugnisse im Kontext des städtebaulichen Erbes einnehmen – was wir sowie zukünftige Generationen in ihnen entdecken oder ableiten können und ob es unter ihnen Schützenswertes gibt.

2012, 101 S., ISBN 978-3-7983-2416-9 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe

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Graue Reihe des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Dennis Beyer

Der Denkmalwert von Illegalität Streetart als visuelle Erinnerungskultur

Nr. 40Janine Gutzmer

Climate Improvement DistrictsEin Bindeglied zwischen Stadtentwicklung und Klimaschutz?

Einen neuen Ansatz im Bereich der klimaschützenden Maßnahmen bilden private Initiativen gemäß § 171 f Baugesetzbuch in Form eines Climate Improvement Districts. Abgeleitet von den Business Improvement Districts und den Housing Improvement Districts soll Klimaschutz bürgernah und mit privatem Kapital erfolgen. In der Publikation wird anhand der derzeitigen Gesetzgebung analysiert, was bereits möglich ist und was nicht und mit diesem Ergebnis werden Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten im sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereich für ein Climate Improvement District dargestellt.

2012, 81 S., ISBN 978-3-7983-2417-6 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe

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Graue Reihe des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

Janine Gutzmer

Climate Improvement DistrictsEin Bindeglied zwischen Stadtentwicklung und Klimaschutz?

Nr. 41René Kreichauf

Zuwanderung und KleinstadtUrsachen, Ausprägung und Wahrnehmung ethnischer Segregation in kleinen Städten

Die voliegende Arbeit untersucht am Beispiel der Kleinstadt Genthin in Sachsen-Anhalt mittels qualitativer Forschungsansätze, in welcher Ausprägung Segregationstendenzen von Zugewanderten in kleinen Städten vorliegen und wie eine Analyse dieser Tendenzen vorgenommen werden kann.Bei der Analyse wird deutlich, dass sich der Prozess der ethnischen Segregation in kleinen Städten in einer anderen Qualität äußert und durch die Wahrnehmung der Kleinstadtgesellschaft bestimmt wird. Um die Komplexität des Segregationsprozesses in Kleinstädten zu verstehen, ist daher eine andere Betrachtungsweise notwendig.

2012, 115 S., ISBN 978-3-7983-2418-3 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe41

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und RegionalplanungTechnische Universität Berlin

René Kreichauf

Ethnische Segregation in kleinen Städten?Eine qualitative sozialräumliche Untersuchung der Stadt Genthin

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Jahrbuch Stadterneuerung

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2009Megacities und Stadterneuerung

Das Jahrbuch Stadterneuerung 2009 widmet sich dem Schwerpunkt Stadterneuerung und Stadtumbau in den rasch wachsenden Metropolen des Südens. Die wachsende Wohnungsnot, Elendsviertelentwicklung, Verkehrs-chaos, Umweltprobleme und Klimaschutz erfordern ein Umdenken und machen prekäre globale Abhängigkeiten auch für die „Erste Welt“ deutlich. Die Beiträge in diesem Band beziehen sich neben theoretischen und historischen Aspekten der Stadterneue-rung vor allem auf Einordnungen, Fallstudien und Handlungsansätze von Mega-Städten vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Problemlagen und Akteurskonstellationen. Bisherige Muster und „bewährte“ Konzepte der Stadterneuerung und des Stadtumbaus werden durch die epochale Krise in Frage gestellt, und es gilt stärker denn je nach innovativen Konzepten der Bestandsentwicklungspolitik zu suchen, mit denen auf die weltweiten komplexen Herausforderungen reagiert werden kann. „Yes, we can?“

2009, 343 S., ISBN 978-3-7983-2134-2 18,90 €

MEGACITIES UND STADTERNEUERUNG

Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen HochschulenInstitut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität BerlinHerausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Elke Pahl-Weber, Ursula von Petz, Dirk Schubert

Jahrbuch STADTERNEUERUNG2009

2010Infrastrukturen und Stadtumbau

Das Jahrbuch Stadterneuerung 2010 beinhaltet in diesem Jahr den Schwerpunkt „Soziale und technische In-frastruktur im Wandel“. Die Rahmenbedingungen, der Stellenwert und der Zusammenhang von Infrastruktur und Stadterneuerung haben sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Schrumpfende Städte, Rückbau, kommunale Haushaltsprobleme und der Niedergang sowie die Schließung von Einrichtungen, die in früheren Stadterneuerungsphasen mit öffentlichen Mittel gefördert wurden, machen eine Neubewertung und eine dif-ferenzierte Bestandsaufnahme erforderlich, um neue Herausforderungen zu refl ektieren. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sind „bewährte“ Strukturen für Bemessung, Bau, Betrieb und Nutzung von In-frastrukturen im Kontext des Stadtumbaus in Frage gestellt. Neben diesem Schwerpunktthema werden Lehre und Forschung, theoretische und historische Aspekte der Stadterneuerung sowie auch neue Praxen im In- und Ausland in den Beiträgen thematisiert.

2010, 376 S., ISBN 978-3-7983-2230-1 20,90 €

INFRASTRUKTURENUND STADTUMBAU

Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen HochschulenInstitut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität BerlinHerausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Ursula von Petz, Dirk Schubert

Jahrbuch STADTERNEUERUNG2010

2011Stadterneuerung und Festivalisierung

Seit zwei Jahrzehnten wird das Thema der Festivalisierung der Stadtplanung und der Stadterneuerung kontrovers diskutiert. Kleine und große Festivals und diverse Veranstaltungen unterschiedlichen Formats sind weiter en vogue, und derartige Events werden gezielt als strategisches Instrument der Stadtpolitik eingesetzt. Auch in den letzten Jahren spielen sie als Internationale Bauausstellungen, Gartenschauen und ähnliche Ereignisse für Stadtumbau und Stadterneuerung eine besondere Rolle. Anlass genug, dieses Thema – inzwischen durchgängig Gegenstand von Stadtforschung und Planungstheorie – in diesem Jahrbuch Stadterneuerung schwerpunktmäßig aufzunehmen und in den einzelnen Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven kritisch zu refl ektieren. Daneben werden auch in diesem Jahrbuch neben dem Schwerpunktthema Lehre und Forschung theoretische und histo-rische Aspekte der Stadterneuerung sowie auch Praxen im In- und Ausland in den Beiträgen thematisiert.

2011, 378 S., ISBN 978-3-7983-2339-1 20,90 €

STADTERNEUERUNGUND FESTIVALISIERUNG

Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen HochschulenInstitut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität BerlinHerausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Gisela Schmitt, Dirk Schubert

Jahrbuch STADTERNEUERUNG2011

201240 Jahre Städtebauförderung – 50 Jahre Nachmoderne

Das Jahrbuch Stadterneuerung 2012 ist das 20. Jahrbuch, nachdem kurz nach der Wende 1990/91 die erste Ausgabe erschienen war. Zentraler Anlass für die aktuell geleistete Refl exion über Errungenschaften, Stand-ortbestimmung und Perspektiven der Stadterneuerung war das 40jährige Jubiläum des Städtebauförderungs-gesetzes, das bis heute als Besonderes Städtebaurecht in weiterentwickelter Form den rechtlichen Rahmen der Bund-Länder-Städtebauförderung und damit die Stadterneuerung in der Bundesrepublik Deutschland maß-geblich bestimmt. Im Mittelpunkt steht dabei die Herausbildung der noch immer gültigen Grundprinzipien einer Bestandspolitik, die Zug um Zug auf weitere Quartierstypen und stadtentwicklungspolitische Herausforderungen angepasst und übertragen wurden. Dabei geht es sowohl um die beziehungsreiche Nachzeichnung und Einord-nung des historischen Wandels in der Planungs- und insbesondere Stadterneuerungskultur als auch um die Refl exion der Wirkungsmächtigkeit nachmoderner Prinzipien in der Bestandsentwicklung.

2012, 369 S., ISBN 978-3-7983-2420-6 20,90 €Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen HochschulenInstitut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität BerlinHerausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Gisela Schmitt, Dirk Schubert

Portrait des Instituts für Stadt- und Regionalplanung

Menschen beanspruchen in sehr unterschiedlicher Art und Weise ihren Lebensraum. Die damit verbun-denen Auseinandersetzungen um verschiedene Nutzungsansprüche an den Boden, die Natur, Gebäude, Anlagen oder Finanzmittel schaffen Anlass und Arbeitsfelder für die Stadt- und Regionalplanung. Das Institut für Stadt- und Regionalplanung (ISR) an der Technischen Universität Berlin ist mit Forschung und Lehre in diesem Spannungsfeld tätig.

InstitutDas 1974 gegründete Institut setzt sich heute aus sieben Fachgebieten zusammen: Bestandsentwick-lung und Erneuerung von Siedlungseinheiten, Bau- und Planungsrecht, Denkmalpfl ege, Orts-, Regional- und Landesplanung, Planungstheorie, Städtebau- und Siedlungswesen sowie Stadt- und Regionalöko-nomie. Gemeinsam mit weiteren Fachgebieten der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt verantwortet das Institut die Studiengänge Stadt- und Regionalplanung, Urban Design, Real Estate Management und Urban Management.Mit dem Informations- und Projektzentrum hat das ISR eine zentrale Koordinierungseinrichtung, in der die Publikationsstelle und eine kleine Bibliothek, u.a. mit studentischen Abschlussarbeiten angesiedelt sind. Der Kartographieverbund im Institut pfl egt einen großen Bestand an digitalen und analogen Karten, die der gesamten Fakultät zur Verfügung stehen.

StudiumStadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Berlin ist ein interdisziplinärer und prozess-orientierter Bachelor- und Masterstudiengang. Die Studierenden lernen, bezogen auf Planungsräume unterschiedlicher Größe (vom Einzelgrundstück bis zu länderübergreifenden Geltungsbereichen), plane-rische, städtebauliche, gestalterische, (kultur-)historische, rechtliche, soziale, wirtschaftliche und öko-logische Zusammenhänge zu erfassen, in einem Abwägungsprozess zu bewerten und vor dem Hinter-grund neuer Anforderungen Nutzungs- und Gestaltungskonzepte zu entwickeln. Traditionell profi liert sich das Bachelor-Studium der Stadt-und Regionalplanung an der TU Berlin durch eine besondere Betonung des Projektstudiums. Im zweijährigen konsekutiven Masterstudiengang kön-nen die Studierenden ihr Wissen in fünf Schwerpunkten vertiefen: Städtebau und Wohnungswesen, Bestandsentwicklung und Erneuerung von Siedlungseinheiten, örtliche und regionale Gesamtplanung, Raumplanung im internationalen Kontext oder Stadt- und Regionalforschung.Internationale Kooperationen, unter anderem mit China, Italien, Polen, Rumänien und dem Iran, werden für interdisziplinäre Studien- und Forschungsprojekte genutzt.

ForschungDas Institut für Stadt- und Regionalplanung zeichnet sich durch eine breite Forschungstätigkeit der Fachgebiete aus. Ein bedeutender Anteil der Forschung ist fremdfi nanziert (sog. Drittmittel). Auftrag-geber der Drittmittelprojekte sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Europäische Kom-mission, Ministerien und deren Forschungsabteilungen, Bundesländer, Kommunen, Stiftungen und Ver-bände sowie in Einzelfällen Unternehmen. Eine weitere wichtige Forschungsleistung des Instituts sind Dissertationen und Habilitationen.Die Ergebnisse der Forschungsprojekte fl ießen sowohl methodisch als auch inhaltlich in die Lehre ein. Eine profi lgestaltende Beziehung zwischen Forschungsaktivitäten und Studium ist durch den eigenen Studienschwerpunkt „Stadt- und Regionalforschung“ im Master vorgesehen.Sowohl über Forschungs- als auch über Studienprojekte bestehen enge Kooperationen und institutio-nelle Verbindungen mit Kommunen und Regionen wie auch mit anderen universitären oder außeruniver-sitären wissenschaftlichen Einrichtungen.

Weitere Informationen über das ISR fi nden Sie auf der Homepage des Instituts unter: http://www.isr.tu-berlin.de/ und in dem regelmäßig erscheinenden „ereignIS.Reich“, das Sie kostenlos per Mail oder Post beziehen können.