professor karl winnacker 75 jahre

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9. Jahrgang - Oktober 1978 - Heft 10 - Seite 337-368 Zeitschriff fur Werkstofftechnik Journal of MaterialsTechnology Professor Karl Winnacker 75 Jahre Am 21. September vollendete Karl Winnacker, Prof. Dr.- Ing., Dr. rer. nat. h.c., Dr. rer. nat. h.c., Dr. phil. h.c., Dr. cienc. quim. h.c., Dr. techn. h.c., Senator E.h., sein fiinfundsiebzigstes Lebensjahr. Die gone Zahl der Eh- rungen und Auszeichnungen, die ihm im Laufe dieses Dreivierteljahrhunderts zuteil geworden sind, 1aBt sich aus den seinem Namen beigefiigten Titeln nur erahnen. Karl Winnacker selbst legt in der ihm eigenen Beschei- denheit nicht allzuviel Wert auf Titel und Ehrungen-fur ihn gilt die Leistung und die AutoritatderPersonlichkeit. Seine vielf altigen Leistungen sind aus AnlaB dieses Ju- bilaums an anderen Stellen von berufener Feder zum Ausdruck gebracht worden. Hier seien deshalb nur eini- ge der wissenschaftlichen Verdienste des langj ahrigen Vorstandsvorsitzenden und jetzigen Aufsichtsratsvor- sitzenden der Hoechst A G angesprochen. Bei allen Verpflichtungen, die seine wirtschaftliche Posi- tion ihm auferlegte und denen er mit bewundernswer- tem Geschick, Fortune und Erfolg gerecht wird, hat Karl Winnacker den Kontakt zur Wissenschaft nie ver- loren: die Entwicklung der chemischen Technik auf wis- senschaftlich tragfahiger Grundlage hat er sich seit seiner Studien- und Assistentenzeit bei Ernst Berl inDarmstadt zur Lebensaufgabe gemacht. Mit Berl zusammen arbei- tete er an dessen dreibandigem Werk ,,Chemische Inge- nieurtechnik", das wesentliche Impulse fur die moderne Technische Chemie in Lehre und Praxis gegeben hat. Die spater und heute noch von Winnacker herausgege- bene ,,Chemische Technologie" fuhrt die damalige Kon- zeption fort und ist aus den Forschungsstellen der Che- mie in Wissenschaft und Industrie nicht mehr wegzuden- ken. Der Gedanke der Gemeinsamkeit von Wissen- schaft und Wirtschaft, der interdisziplinaren Koopera- tion verschiedener Fachrichtungen, vor allem der des Chemikers und des Ingenieurs, verband Winnacker auch mit der Dechema, die er bereits wahrend seiner Arbeit bei Berl kennenlernte und deren Vorsitzender er dann von 1955 bis 1970 gewesen ist. Nicht nur in dieser Zeit seiner Prasidentschaft hat Winnacker das Wirken dieser Vereinigung entscheidend gepragt - er tat es schon seit seiner ersten Begegnung mit der Dechema und tut es noch heute als Ehrenvorsitzender. Auf sein Betreiben hin konnte 1961 das Dechema-Institut seine Arbeit auf- nehmen und damit die wissenschaftliche Basis dieses technisch-wissenschaftlichen Vereins durch eigene For- schung starken. Die von ihm vorgezeichnete Aufgaben- stellung des Instituts, das seit 1970 den Ehrennamen Karl Winnacker-Znstitut tragt, ist anwendungsnahe For- schung uber Fragen der chemischen Reaktionstechnik, der Verfahrenstechnik, der Werkstoff- und Konstruk- tionstechnik im Hinblick auf Apparate und Anlagen der chemischen Industrie. Schwerpunkte der Werkstofftech- nik mussen dabei das Verhalten der Werkstoffe unter Korrosionsbeanspruchung, bei hohen und tiefen Tempe- raturen sowie unter kombinierten mechanischen, ther- mischen und chemischen Langzeitbeanspruchungen sein. Die Notwendigkeit der Losung solcher Werkstoff- probleme hat Winnacker auch als Bestandteil der Che- mischen Technik erkannt. Der Abdruck der Vortrage des 8. Dechema-Konstruk- tionssymposions in dieser und den folgenden Ausgaben unserer Zeitschrift weist ebenfalls auf diese Zusammen- hange hin. Nicht nur die Dechema als Mitherausgeber, sondern auch Schriftleitung und Verlag der ,,Zeitschrift fur Werkstofftechnik" haben daher allen Grund, zu- gleich mit ihrer Gratulation zum 75. Geburtstag dem Jubilar besonders fur diese Seite seines wissenschaftli- chen Wirkens zu danken. C.-M. v. Meysenbug Z. Werkstofftech. 9, 337 (1978) Overlag Chernie, GrnbH, D-6940 Weinheirn, 1978

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9. Jahrgang - Oktober 1978 - Heft 10 - Seite 337-368

Zeitschriff fur Werkstofftechnik Journal of Materials Technology

Professor Karl Winnacker 75 Jahre

Am 21. September vollendete Karl Winnacker, Prof. Dr.- Ing., Dr. rer. nat. h.c., Dr. rer. nat. h.c., Dr. phil. h.c., Dr. cienc. quim. h.c., Dr. techn. h.c., Senator E.h., sein fiinfundsiebzigstes Lebensjahr. Die gone Zahl der Eh- rungen und Auszeichnungen, die ihm im Laufe dieses Dreivierteljahrhunderts zuteil geworden sind, 1aBt sich aus den seinem Namen beigefiigten Titeln nur erahnen. Karl Winnacker selbst legt in der ihm eigenen Beschei- denheit nicht allzuviel Wert auf Titel und Ehrungen-fur ihn gilt die Leistung und die AutoritatderPersonlichkeit. Seine vielf altigen Leistungen sind aus AnlaB dieses Ju- bilaums an anderen Stellen von berufener Feder zum Ausdruck gebracht worden. Hier seien deshalb nur eini- ge der wissenschaftlichen Verdienste des langj ahrigen Vorstandsvorsitzenden und jetzigen Aufsichtsratsvor- sitzenden der Hoechst A G angesprochen. Bei allen Verpflichtungen, die seine wirtschaftliche Posi- tion ihm auferlegte und denen er mit bewundernswer- tem Geschick, Fortune und Erfolg gerecht wird, hat Karl Winnacker den Kontakt zur Wissenschaft nie ver- loren: die Entwicklung der chemischen Technik auf wis- senschaftlich tragfahiger Grundlage hat er sich seit seiner Studien- und Assistentenzeit bei Ernst Berl inDarmstadt zur Lebensaufgabe gemacht. Mit Berl zusammen arbei- tete er an dessen dreibandigem Werk ,,Chemische Inge- nieurtechnik", das wesentliche Impulse fur die moderne Technische Chemie in Lehre und Praxis gegeben hat. Die spater und heute noch von Winnacker herausgege- bene ,,Chemische Technologie" fuhrt die damalige Kon- zeption fort und ist aus den Forschungsstellen der Che- mie in Wissenschaft und Industrie nicht mehr wegzuden- ken. Der Gedanke der Gemeinsamkeit von Wissen- schaft und Wirtschaft, der interdisziplinaren Koopera- tion verschiedener Fachrichtungen, vor allem der des

Chemikers und des Ingenieurs, verband Winnacker auch mit der Dechema, die er bereits wahrend seiner Arbeit bei Berl kennenlernte und deren Vorsitzender er dann von 1955 bis 1970 gewesen ist. Nicht nur in dieser Zeit seiner Prasidentschaft hat Winnacker das Wirken dieser Vereinigung entscheidend gepragt - er tat es schon seit seiner ersten Begegnung mit der Dechema und tut es noch heute als Ehrenvorsitzender. Auf sein Betreiben hin konnte 1961 das Dechema-Institut seine Arbeit auf- nehmen und damit die wissenschaftliche Basis dieses technisch-wissenschaftlichen Vereins durch eigene For- schung starken. Die von ihm vorgezeichnete Aufgaben- stellung des Instituts, das seit 1970 den Ehrennamen Karl Winnacker-Znstitut tragt, ist anwendungsnahe For- schung uber Fragen der chemischen Reaktionstechnik, der Verfahrenstechnik, der Werkstoff- und Konstruk- tionstechnik im Hinblick auf Apparate und Anlagen der chemischen Industrie. Schwerpunkte der Werkstofftech- nik mussen dabei das Verhalten der Werkstoffe unter Korrosionsbeanspruchung, bei hohen und tiefen Tempe- raturen sowie unter kombinierten mechanischen, ther- mischen und chemischen Langzeitbeanspruchungen sein. Die Notwendigkeit der Losung solcher Werkstoff- probleme hat Winnacker auch als Bestandteil der Che- mischen Technik erkannt. Der Abdruck der Vortrage des 8. Dechema-Konstruk- tionssymposions in dieser und den folgenden Ausgaben unserer Zeitschrift weist ebenfalls auf diese Zusammen- hange hin. Nicht nur die Dechema als Mitherausgeber, sondern auch Schriftleitung und Verlag der ,,Zeitschrift fur Werkstofftechnik" haben daher allen Grund, zu- gleich mit ihrer Gratulation zum 75. Geburtstag dem Jubilar besonders fur diese Seite seines wissenschaftli- chen Wirkens zu danken.

C.-M. v . Meysenbug

Z. Werkstofftech. 9, 337 (1978) Overlag Chernie, GrnbH, D-6940 Weinheirn, 1978