professor dr. erich titschack zum siebzigsten geburtstag

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Page 1: Professor Dr. Erich Titschack zum siebzigsten Geburtstag

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segments (Abb . 3, a) enden mit einer lanzenspit3enartigenAuftreibung. Auf dem Kopf stehen 2 Paar solche Lanzett-borsten (Abb . 1c, d) . Von den den Lanzettborsten auf denKorpersegmenten zunachst stehenden Borsten (Abb . 3band d) sitjt jede auf einer besonderen Warze . Die vordere

lange Borste (b) ist vereinzelt mit ganz kurzen Dornchenbesegt . Die Borste d ist langer als c . Aullerdem ist diedunkle V-formige Zeichnung des Kopfes charakteristisch .Alle diese Kennzeichen lassen klar erkennen, daB es sichum Forcipomyia ciliata WINNERTZ, 1852, handelt . DieseArt ist bisher aus dem nordwestdeutschen Faunengebietvon Harburg, wo sie von GERCKE aus Pilzen gezogen wor-den war (KROBER), and aus einem Garten in Plon, wo dieLarven an einem faulenden Kurbis in Massen auftraten(STRENZKE), bekannt geworden.

Abb, 2 Abb. 3Abb . 2 . Forcipomyia ciliata Winnertz . Larve, Kopf von der Seite .a Auge, b Basalwulst des Fiihlers, c and d Lanzetthaare, e Mundoff .

nung, f Flagellum des Fiihlers . Zeichnung : H . SrhtferAbb . 3. Forcipomyia ciliata Winnertz . Larve, KSrpersegment von der

Seite, a Lanzetthaar, b, a nod d Haare . Zeidsnung : H . Schafer

Die Larven sallen dicht gedrangt and in grol3en Mengenin braun verfarbten Hohiraumen der Steckruben, so dal3es den Anschein hatte, als ob sie die Ruben befressenhatten. Indessen sind Heleiden-Larven bei uns his jet3tnoch nicht als Pflanzenschadlinge bekannt geworden. Nurauf Hawaii schadigen die Larven von Forcipomyia(Apelma) brevis JOH. die Ananas sehr, indem ihre Larvendas zarte weiche Gewebe an der Basis der jungen Blatterbeschadigen and so eine gefurchtete Faule in den Plan-tagen hervorrufen (MAYER) . THIENEMANN and HENNIG

allerdings zweifeln an der Schadlichkeit dieser Larven, dadie terrestrischen Heleidenlarven gewohnlich von sich zer-set3enden Pflanzenstoffen leben. Es liegt also auch in unse-rem Fall der Gedanke nahe, daB es sich urn reine Sapro-phyten handelt, die in den Bohrgangen anderer Insekten-larven leben and dort deren Kot and in Faulnis uber-gegangenes pflanzliches Gewebe fressen. Auch LENZ schreibt,daf3 unsere Larven unter zerfallenen Pflanzen leben . Sic

Professor Dr. Erich Titschack zum siebzigsten Geburtstag

ERICH TITSCHACK wurde am 11 . Juni 1892 als Kinddeutseher Eltern in St . Petersburg geboren . Die hohereSchule besuchte er in Sangerhausen (Sachsen) . Nach Ab-legung der Reifeprufung studierte TITSCHACK zuerst inJena (bei PLATE), spater in Berlin (bei HESSE and MAX

Rundschau

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wurden dann allerdings nicht schadlich scin, vielleicht sogareiner von den Frallstellen anderer Inse•ktenlarven aus-gehenden Faulnis entgegenarbeiten. Andererseits konntendie Heleidenlarven aber auch die Fral3stellen ihrer Vor-ganger vergroflern and das gesunde Gewebe wenigstensan eingelagerten oder eingemieteten Ruben weiter zer-

storen. Dafiir spricht, daB jedenfalls an den Stellen, wo sicaufgetreten sind, das ursprungliche Fraibild eines ver-muteten Vorgangers nicht mehr deutlich zu erkennen warand dal3 nach einer brieflichen Mitteilung von Herrn Dipl .-Biol . IT . FABER der Anteil des Rubenkorpers an einer starkbefallenen Rube, die im Laboratorium aufbewahrt wurde,durch die Tatigkeit der Muckenlarven immer geringerwurde, obwohl keine Faulnis zu beobachten war .

Vielleicht hat aber die Forcipomyia ciliata eine vielgriillere Bedeutung als die eines sekundaren Schadlings der

Ruben. Man weil3 namlieh, daB die Imagines von Forcipo-

myia eriophorus WILL. auf Cuba eine Larvenpopulationdes Spanners Melanchroia, die an Phyllanthus verheerend

auftrat, durch ihre Stiche, bzw . viel wahrscheinlicher durchdie Ubertragung von Virosen oder anderen Insektenkrank-heiten, vollig vernichtet haben and dal3 andere Arten ausdieser Heleiden-Unterfamilie als Ektoparasiten an Schad-

lingen unserer Kulturpflanzen wie Pieris brassicae L.,Tenthrediniden and Dipteren, insbesondere Tipula-Arten,auftreten (MAYER) . Dies 1af3t den Schluf3 zu, dal3 vielleichtauch die 2-3 mm grol3en Imagines unserer Art als Feindeder Kohlfliege oder anderer Rubenschiidlinge in Fragekommen konnten . Daraus wurde sich auch das Massenauf-treten der Larven erklaren, hat doch MAYER durch Lock-versuche festgestellt, dal3 die Imagines von Atrichopogonbrunnipes MEIGEN, einer mit Forcipomyia nah verwand-ten Gattung, mit der pflanzenparasitischen Muscide Antho-ntyia pluvialis L . zusammen auftraten. Schliefllich bestehtnoch die Moglichkeit, dal3 die winzig kleinen Fliegen auchden Menschen oder das Vieh stechen konnten .

Aus alien diesen Grunden schien mir das Massenauftre-ten dieser kleinen and in ihren Lebensgewohnheiten nochso wenig bekannten Miicken bemerkenswert genug, um ein-mal auf diese, auch fur den Praktiker wegen ihrer charak-teristischen Larven leicht erkennbaren Tiere hinzuweisen.

Vielleicht wird dadurch Anregung gegeben, bei einem er-neuten Massenauftreten etwas mehr uber ihre Lebensweise

zu erforschen .

LiteraturverzeichnisH e n n i g, W,, 1953 : Diptera, Zweiflugler . In Sorauer, H . : Handb .

der Pflanzenkrankh . Bd . 5, 1 . Lief . 5 . Aufl ., 1-166 .K r o b e r, 0 ., 1935 : Dipterenfauna von Schleswig-Holstein and den

benacbbarten westlichen Nordseegebieten . IV. Teil . Verb . Ver.natures . Heimatforschun g Hamburg, 24, 81-156 .

L e n z, F., 1934 : Die Metamorphose der Heleidae . In L i n d n e r, E . :Die Fliegen der palaarktischen Region 13 a, 95-128 .

M a y e r, K ., 1955 : Der Parasitismus der Heleiden (Ceratopogoniden),Dipt. Z . angw . Zoo1 . 42, 95-107 .

S t r e n z k e, K ., 1951 : Systematik, Morphologic and Okologie derterrestrischen Chironomiden . Arch. Hydrobiol . Suppl . 18, 207-414 .

T h i e n e m a n n, A ., 1939 : Chironomiden als Pflaneensdtadlinge . Biol .Jaarboek 6, 130-131 .

HARTMANN) and seit 1914 in Bonn (bei HESSE) Zoologie.Zu Anfang des ersten Weltkrieges wurde TITSCHACKschwer verwundet and konnte erst Herbst 1916 scinStudiutn wieder aufnehmen . Er untersuchte am Stichlingdie durch das verschiedene olcologische Verhalten derCeschlechter bedingten Organunterschiede . Bei diesen mitgrol3ter Grundlichkeit durchgefuhrten Studien wurde

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TITSCHACK ein vorzuglicher Kenner des Fischgehirns . -1918 promovierte er mit der vorerwahnten Arbeit (beiHESSE, ANSCHUTZ and STEINMANN) summa cum laude zumDr. phil . - Schon in seiner Assistentenzeit (1916-18)verstand TITSCHACK es, sein gut fundiertes zoologischesWissen in Ubungen and Kursen jiingeren Studenten zuvermitteln . - 1919-1924 war E . TITSCHACK als Zoologeder Farbenfabriken Bayer in Leverkusen tatig and wid-mete sich hier zur Hauptsache der Erforschung der wissen-schaftlich our unzureichend bekannten Kleidermotte . 1922erschien die grundlegende Arbeit „Beitrage zu einer Mono-graphic der Kleidermotte, Tineola biselliella" . Mit demverdienstvollen Leiter der Spezialfarberei Dr. ERNSTMECKBACH arbeitete ERICH TITSCHACK ale Entomologedas erste Mottenschutzmittel fur Wolle ,Eulan" aus . Ineiner Reihe sehr exakter experimenteller Arbeiten, dieer spater in Hamburg weiter fortfiihrte, untersuchte erden Einflu3 der Nahrung and Temperatur auf die Ent-wicklung, die Eierzeugung and die Hautung von Tineola .Diese Studien, besonders die Untersuchungen fiber denNahrungseinfluB weitete TITSCHACK dann auf blutsaugende(Wanzen) and blattfressende (Carausius morosus) Insek-ten aus . - Die Kleidermotte blieb TITSCHACKS bevorzug-tes Versuchsobjekt fur physiologisch-experimentelle Ar-beiten fiber das Verhalten von Mottenraupen in groBerenVerbanden (1936) and fiber den Einflu3 von unentbehr-lichen Wirkstoffen bei der Aufzucht von Tineola (1948,1958). So wurde die Kleidermotte durch TITSCHACKSUntersuchungen zu einem der bestuntersuchten Insekten .- Ende 1924 iibernahm ERICH TITSCHACK die Leitung der

BuchbesprechungenSteffan, A. W . : „Die Stammes- and Siedlungsgesclrichte des

Artenkreises Sacchiphantes viridis Ratjeburg 1843).",,Zoologica", 39 . Band. Heft 109. 1961 . 113 Seiten, 88 Abb .im Text and auf 10 Tafeln . Broseb . DM 102,-.Uber den Generationswechsel der europaischen Sacchi-

phantes-Arten wurden verschiedene Auffassungen ver-treten, wobei die Beziehung der verschiedenen Zyklen zuWirtspflanzen kaum berucksichtigt wurden . Daher greiftder Verfasser in einer umfangreichen Untersuchung unterZugrundelegung von Einzelzuchten die Differenzialdiagnoseder Arten S. viridis and S . abietis mit besonderer Beri ck-sichtigung der Anholozykien, der Morphologie (zahlreichegute Zeichnungen), der Erniihrungs- and Sinnesphysiologie,der Phanologie and der Okologie auf, mit dem Ergebnisda3 S. abietis Linneus 1758 die anholozyklische Form nur

Berichte

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lnsektenabteilung des Hamburger Zoologischen Staats-museums. Wenn TITSCHACK zunachst mit seinen muster-gultigen Arbeiten ale Experimeutalentomologe hervortrat,so darf nicht fibersehen werden, daB der neue Leiter derEntomologischen Abteilung des Hamburger Staatsmuseumsdurch die von ihm durchgefiihrte Sanierung die Sammlungauf fiber eine Million Objekte brachte and durch dasdaruber veroffentlichte Inventar etwas selbst fur die gro-Ben Weltmuseen Einmaliges geschaffen hat . TITSCHACKSIdeen and Vorschlage zur Neugestaltung der Schausamm-lung (Museumskunde, N . F . IX) and die Aufstellung derKafer im Hamburger Zoologischen Museum fanden allge-mein die Bewunderung der Fachleute (besonders auchvon Geheimrat Professor Dr . KARL ESCHERICH) . Als An-erkennung dieser vielseitigen wissenschaftlichen and orga-nisatorischen Leistung wurde TITSCHACK 1934 vom HohenSenat der Hansestadt der Professortitel verliehen.Eine Reise zu den Kanaren in Begleitung seiner

Frau Hilde, besonders aber die groBe Hamburger Siidperu-Expedition unter Prof. TITSCHACKS Leitung im Jahre 1936brachten reiche entomologische Ausbeuten fiir das Museum,die von zahlreichen namhaften Systematikern bearbeitetwurden, and die E . TITSCHACK in dem Werk „Beitrage zurFauna Perus" Bd. 1-4 (1936-1954) veroffentlichte. Dererste Band enthalt den spannenden Expeditionsbericht ausseiner Feder. Mit Dr. HANS WILHELM KOEPKE (Lima/Peru)gibt TITSCHACK auch das Sammelwerk „Beitrage zurNeotropischen Fauna" heraus . - Nachdem er wahrenddes Krieges voriibergehend eine entomologische For-schungsstelle in Posen geleitet hatte, kehrte TITSCHACK1951 nach Hamburg zurBck, wo er seine gro3en musealenand organisatorischen Erfahrungen bei dem Aufbau einerEntomologischen Abteilung des Altonaer Museums his zuseiner Pensionierung 1957 nochmals zur Verffigung stellenkonnte . Der immer tatige Gelehrte kennt auch heute nochkeine Mule, kein Sichausruhen . Welter widmet er sichder systematischen Erforschung der wirtschaftlich bedeu-tungsvollenThysanopteren,pflegt eifrig das entomologischeVereinswesen, um in stetern Austausch mit anderen Ento-mologen Anregung zu empfangen and zu geben . ProfessorTITSCHACK hat bisher gut hundert Arbeiten experimen-teller, systematischer and organisatorischer Art veroffent-licht. Viele wertvolle Unterlagen zu groBangelegten Unter-suchungen fiber Organgewichte mannlicher and weiblicherInsekten, alle faunistisdlen Kataloge usw . gingen durchKriegseinwirkungen leider fur immer verloren .

Als Mensch ist ERICH TITSCHACK ein offener, geraderCharakter von weiten geistigen Interessen . Zeitweise be-trieb er z. B . die Numismatik als Hobby mit der ihmgewohnten wissenschaftlichen Grundliehkeit . Verf., derden nunmehr Siebzigjahrigen seit seiner Bonner Studien-zeit fiber 45 Jahre kennt and ihm im Guten wie imSchlimmen immer eng verbunden war, grii3t ihn heuteals vorzuglichen Wissenschaftler, als zuverliissigen, charak-tervollen Menschen and Freund .

A. Herfs (Ko1n)

auf Picea abies, S. viridis Rabeburg 1844 die holozyklischeauf Picea abies u n d Larix decidua vorkommende Art be-schreibt . Natiirliche Biotope, in denen nur eine der beidenArten heimisch ist, werden verzeichnet . Die unterschied-liche Ausbildung and Leistungsfahigkeit des Flugapparateswandernder and nichtwandernder Alaten werden be-sprochen and auf Grund umfangreicher variationsstatistischunterbauter morphologischer Untersuchungen erbliche Art-unterschiede der Saugrflssellange festgelegt . Die starkokologisch klimatisch bedingte Variation des let3tgenanntenMerkmales kann Ubergange der beiden Formen vor-tauschen. Die Beschreibung des Zusammenhanges zwischendem klimatisch gesteuerten Holzzuwachs and der ggf .mutativ veranderten Russellange fur die Selektion wirdeingehend erortert. Ale neue Formen werden die ArtS. segregis n. sp. anholozyklish auf Larix decidua andein virginogener S . viridis-Nebenzyklus beschrieben. In