prof. dr. med. habil. wolfgang keitel zum 80. geburtstag

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Z Rheumatol 2011 · 70:533–534 DOI 10.1007/s00393-011-0848-9 © Springer-Verlag 2011 H. Geidel Dresden Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel zum 80. Geburtstag Laudatio Am 02.04.2011 feierte Herr Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel seinen 80. Geburts- tag. Die deutschen Rheumatologen, viele Kollegen, Mitarbeiter und Patienten gra- tulieren ihm dazu ganz herzlich und ver- binden damit alle guten Wünsche für eine stabile Gesundheit und die nötige Kraft für alle Aufgaben, die er sich noch vorge- nommen hat. In Neumark, Kreis Merseburg, gebo- ren, begann er nach dem Abitur 1949 sein Studium der Medizin an der Martin-Lu- ther-Universität Halle. Danach arbeite- te er als Assistenz-, nach wenigen Jah- ren aber schon als Oberarzt in der Medi- zinischen Klinik der damals neugegrün- deten Medizinischen Akademie Magde- burg. Das Thema seiner Dissertation im Jahre 1956, „Komplementbestimmung nach Jordan“, gab bereits die Richtung an, in die sich seine fachlichen und wis- senschaftlichen Interessen weiterentwi- ckeln sollten. Noch deutlicher wurde das in seiner Habilitationsschrift über „Ge- fäßantikörper unter besonderer Berück- sichtigung tierexperimenteller und kli- nischer Befunde“ die er 1965 dem hohen Senat vorlegte. Bei dem „Nicht-Genossen“ Wolfgang Keitel dauert es dann allerdings 6 Jahre, bis er als ao. Dozent und gar 11 Jahre bis er 1976 als ao. Professor berufen wurde. Da- bei vermittelte er als Lehrbeauftragter der Akademie bereits seit 1964 den Studenten Kenntnisse in der Physiotherapie und der Rheumatologie als Teilgebiet der Inneren Medizin. Sein Fachwissen und seine spe- ziellen Erfahrungen gab er in zahlreichen Vorträgen und anderen Fortbildungsver- anstaltungen an seine Fachkollegen und auch damals schon an die (oder besser seine) Patienten weiter. Im Januar 1969 übernahm er als Chef- arzt die ehemalige Lungenheilstätte Vo- gelsang-Gommern in der Nähe von Mag- deburg und entwickelte diese Einrich- tung bis zu seiner Emeritierung 1995 zur führenden rheumatologischen Klinik der DDR. Seine Patientenbesprechungen des Krankheitsbilds, der Differenzialdiagno- se und der Therapie mit allen Mitarbei- tern des Teams waren für uns ein kaum erreichbares Vorbild. Diese vorzügliche Arbeit trug bald Früchte. Auch weit über die damaligen engen Grenzen hinaus war seine Klinik fachlich und wissenschaftlich anerkannt und genoss einen ausgezeich- neten Ruf. Selbst nach seiner Emeritierung konnte sich Wolfgang Keitel nicht von der Rheumatologie trennen. Sein neu- es Arbeitsgebiet wurde nun der Aufbau einer medizinhistorischen Sammlung mit einer angeschlossenen Bibliothek. Durch seinen Fleiß und Enthusiasmus hat sich die Sammlung schnell erweitert. Selbst bei Urlaubsreisen sucht und findet er Stücke, Bücher, Schriften, Artikel oder Gegenstände, die seine Sammlung ver- vollkommnen. Zäh verfolgt er alle Wur- zeln, auch wenn sie bis nach Amerika führen. Damit konnte er in der Geschich- te der deutschen Rheumatologie Lücken schließen, die durch die politischen Ver- hältnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahr- hunderts gerissen wurden. So bildet die medizinhistorische Sammlung in Vogel- sang heute ein wichtiges Archiv der Ge- sellschaft für Rheumatologie, dessen Be- deutung mehr und mehr an Gewicht ge- winnen wird. > Das wissenschaftliche Oeuvre ist beachtlich und zeugt von seinem Fleiß und seiner Besessenheit, tiefer in das Fach einzudringen und seinen Patienten zu helfen Das wissenschaftliche Oeuvre Wolfgang Keitels ist beachtlich und zeugt von sei- nem Fleiß und seiner Besessenheit, tie- fer in das Fach einzudringen und damit auch seinen Patienten zu dienen und zu helfen. Er war Autor von 300 wissen- schaftlichen Publikationen in nationalen und internationalen Zeitschriften sowie von 29 Buchkapiteln in Monographien und verschiedenen Lehrbüchern. Allein seine Rheumafibel erschien in 14 Aufla- gen und galt bei Ärzten und Patienten in der DDR als Standardwerk. Wie oft grif- fen wir nach der prägnanten Darstellung der unterschiedlichen Krankheitsbilder in der „Differentialdiagnostik der Ge- lenkerkrankung“. Dass von diesem Buch in kurzer Zeit vier Auflagen erschienen, zeigte, welche Wertschätzung es bei den Ärzten gefunden hatte. Allein die An- wendung des von Wolfgang Keitel ent- wickelten „Bewegungsfunktions-Tests“, um die Beweglichkeit der Gelenke ob- jektiv vergleichbar zu machen, hat vielen von uns bei der Einstufung von Behin- derungen zur Begutachtung, aber auch zur Verlaufsbeobachtung weitergeholfen. „Fallgeschichten aus der Rheumatologie“ wurde sogar in einer russischen Ausgabe verlegt. In seinem Buch „Ein Kranken- 533 Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011|

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Page 1: Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel zum 80. Geburtstag

Z Rheumatol 2011 · 70:533–534DOI 10.1007/s00393-011-0848-9© Springer-Verlag 2011

H. GeidelDresden

Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel zum 80. Geburtstag

Laudatio

Am 02.04.2011 feierte Herr Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel seinen 80. Geburts-tag. Die deutschen Rheumatologen, viele Kollegen, Mitarbeiter und Patienten gra-tulieren ihm dazu ganz herzlich und ver-binden damit alle guten Wünsche für eine stabile Gesundheit und die nötige Kraft für alle Aufgaben, die er sich noch vorge-nommen hat.

In Neumark, Kreis Merseburg, gebo-ren, begann er nach dem Abitur 1949 sein Studium der Medizin an der Martin-Lu-ther-Universität Halle. Danach arbeite-te er als Assistenz-, nach wenigen Jah-ren aber schon als Oberarzt in der Medi-zinischen Klinik der damals neugegrün-deten Medizinischen Akademie Magde-burg. Das Thema seiner Dissertation im Jahre 1956, „Komplementbestimmung nach Jordan“, gab bereits die Richtung an, in die sich seine fachlichen und wis-senschaftlichen Interessen weiterentwi-ckeln sollten. Noch deutlicher wurde das in seiner Habilitationsschrift über „Ge-fäßantikörper unter besonderer Berück-sichtigung tierexperimenteller und kli-nischer Befunde“ die er 1965 dem hohen Senat vorlegte.

Bei dem „Nicht-Genossen“ Wolfgang Keitel dauert es dann allerdings 6 Jahre, bis er als ao. Dozent und gar 11 Jahre bis er 1976 als ao. Professor berufen wurde. Da-bei vermittelte er als Lehrbeauftragter der Akademie bereits seit 1964 den Studenten Kenntnisse in der Physiotherapie und der Rheumatologie als Teilgebiet der Inneren Medizin. Sein Fachwissen und seine spe-ziellen Erfahrungen gab er in zahlreichen Vorträgen und anderen Fortbildungsver-anstaltungen an seine Fachkollegen und

auch damals schon an die (oder besser seine) Patienten weiter.

Im Januar 1969 übernahm er als Chef-arzt die ehemalige Lungenheilstätte Vo-gelsang-Gommern in der Nähe von Mag-deburg und entwickelte diese Einrich-tung bis zu seiner Emeritierung 1995 zur führenden rheumatologischen Klinik der DDR. Seine Patientenbesprechungen des Krankheitsbilds, der Differenzialdiagno-se und der Therapie mit allen Mitarbei-tern des Teams waren für uns ein kaum erreichbares Vorbild. Diese vorzügliche Arbeit trug bald Früchte. Auch weit über die damaligen engen Grenzen hinaus war seine Klinik fachlich und wissenschaftlich anerkannt und genoss einen ausgezeich-neten Ruf.

Selbst nach seiner Emeritierung konnte sich Wolfgang Keitel nicht von der Rheumatologie trennen. Sein neu-es Arbeitsgebiet wurde nun der Aufbau einer medizinhistorischen Sammlung mit einer angeschlossenen Bibliothek. Durch seinen Fleiß und Enthusiasmus hat sich die Sammlung schnell erweitert. Selbst bei Urlaubsreisen sucht und findet er Stücke, Bücher, Schriften, Artikel oder Gegenstände, die seine Sammlung ver-vollkommnen. Zäh verfolgt er alle Wur-zeln, auch wenn sie bis nach Amerika führen. Damit konnte er in der Geschich-te der deutschen Rheumatologie Lücken schließen, die durch die politischen Ver-hältnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts gerissen wurden. So bildet die medizinhistorische Sammlung in Vogel-sang heute ein wichtiges Archiv der Ge-sellschaft für Rheumatologie, dessen Be-

deutung mehr und mehr an Gewicht ge-winnen wird.

> Das wissenschaftliche Oeuvre ist beachtlich und zeugt von seinem Fleiß und seiner Besessenheit, tiefer in das Fach einzudringen und seinen Patienten zu helfen

Das wissenschaftliche Oeuvre Wolfgang Keitels ist beachtlich und zeugt von sei-nem Fleiß und seiner Besessenheit, tie-fer in das Fach einzudringen und damit auch seinen Patienten zu dienen und zu helfen. Er war Autor von 300 wissen-schaftlichen Publikationen in nationalen und internationalen Zeitschriften sowie von 29 Buchkapiteln in Monographien und verschiedenen Lehrbüchern. Allein seine Rheumafibel erschien in 14 Aufla-gen und galt bei Ärzten und Patienten in der DDR als Standardwerk. Wie oft grif-fen wir nach der prägnanten Darstellung der unterschiedlichen Krankheitsbilder in der „Differentialdiagnostik der Ge-lenkerkrankung“. Dass von diesem Buch in kurzer Zeit vier Auflagen erschienen, zeigte, welche Wertschätzung es bei den Ärzten gefunden hatte. Allein die An-wendung des von Wolfgang Keitel ent-wickelten „Bewegungsfunktions-Tests“, um die Beweglichkeit der Gelenke ob-jektiv vergleichbar zu machen, hat vielen von uns bei der Einstufung von Behin-derungen zur Begutachtung, aber auch zur Verlaufsbeobachtung weitergeholfen. „Fallgeschichten aus der Rheumatologie“ wurde sogar in einer russischen Ausgabe verlegt. In seinem Buch „Ein Kranken-

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haus erzählt Geschichten“ oder in den Beiträgen „Wegbereiter der Rheumato-logie“ in der Zeitschrift für Rheumatolo-gie lässt Wolfgang Keitel die Vergangen-heit lebendig werden und bewahrt sie vor dem Vergessen.

Seit nahezu 50 Jahren findet sein Ein-satz für die Belange der Rheumatolo-gie Lob und Anerkennung. Von 1962 bis 1989 gehörte Wolfgang Keitel dem Vor-stand der Gesellschaft für Rheumatolo-gie der DDR an und war von 1974 bis 1976 deren Vorsitzender. Die Wahl 1974 wur-de damals von den Mitgliedern mit viel, ja man kann sagen stürmischem, Beifall be-grüßt. Als Vertreter der DDR war er von 1974 bis 1989 Mitglied des ständigen Ko-mitees „Internationale klinische Studien“ der EULAR. Wolfgang Keitel ist Ehren-mitglied der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, der Rheumatologischen Gesellschaft Polens und der Rheumato-logischen Gesellschaft der Tschechoslo-wakei.

Neuen Problemen steht Wolfgang Kei-tel immer aufgeschlossen gegenüber. Als die Qualitätssicherung im Gesundheits-wesen in den Vordergrund politischer Interessen trat, übernahm er die Leitung einer Arbeitsgruppe in der DGR und ent-wickelte stabile Grundlagen für den wei-teren Ausbau und die Entwicklung von Leitlinien.

Seine ruhige, ausgeglichene Art, sei-ne Hilfsbereitschaft bei auftretenden Fra-gen oder Unsicherheiten, immer ein of-fenes Ohr für die Sorgen, Nöte oder Pro-bleme des Anderen zu haben, seine Be-harrlichkeit in der Verfolgung von offe-nen Problemen machen Wolfgang Keitel zu einer Persönlichkeit, die nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäi-schen Raum höchste Anerkennung und Achtung genießt. Er ist fortschrittlich und modern, vergisst dabei aber nicht das Be-währte der Vergangenheit. Dabei ist es nicht seine Art, sich in den Vordergrund zu spielen. Selbst bei heißen Diskussionen habe ich ihn nie zornig oder ungehalten erlebt. Er scheint immer kontrollierend über der Sache zu stehen.

Lieber Wolfgang, nochmals vielen Dank. Späte Wünsche sind nicht immer die schlechtesten. Deshalb alles Gute. Ad multos annos.

Heinrich Geidel im Namen aller Rheu-matologen, für die Du mit Deinen fachli-chen und wissenschaftlichen Aktivitäten ein Vorbild warst.

KorrespondenzadresseProf. Dr. med. habil. H. GeidelFriedrichstr. 39, 01067 Dresden

534 |  Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011

Entzündlich-degenerative Gelenkerkrankungen

Der Bereich „Ortho-

pädische Pathologie“

stellt ein vielfältiges

diagnostisches Themen-

gebiet dar. Es beinhaltet

neben den klassischen

entzündlichen Gelenk-

erkrankungen degenerative, metabolische

und posttraumatische Erkrankungen, infek-

tiöse Gelenkerkrankungen sowie neoplasti-

sche Erkrankungen des Bewegungs¬appa-

rats. Durch die Zunahme endoprothetischer

Eingriffe spielt auch die Pathologie der

Endoprothetik eine wichtige Rolle in der

diagnostischen Zusammenarbeit.

Das Themenheft zur orthopädischen Patho-

logie „Entzündlich degenerative Erkrankun-

gen“ (Ausgabe 3/2011) von Der Pathologe

informiert deshalb über folgende aktuelle

Themen:

- Arthrose: Ätiologie, Typisierung, Stadien-

einteilung und histologische Graduierung

- Kristallarthropathien

- Infektiöse Knochenerkrankungen

- Gelenkendoprothesenpathologie

- Histopathologische Begutachtung des

Meniskus

- Bradytrophe Gewebe

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