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magazin Pfizer Deutschland BIOTHERAPEUTIKA Auf der Suche nach dem Medikament der Zukunft ARZNEIMITTELFÄLSCHER Wie skrupellose Geschäftemacher Menschen gefährden AUFSTIEG IN BERLIN Die Hauptstadt entwickelt sich zum wichtigsten Gesundheitsstandort STARKE KOOPERATION WIE SICH WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT VERNETZEN

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Page 1: PFIZER Mag 2008 RZ · NOTIZEN MENSCHEN „ICH ARBEITE GERN BEI PFIZER, ... Es wird aber oft gesagt, die pharmazeutische Industrie sei nicht mehr so innovativ wie früher

magazinPfizer Deutschland

BIOTHERAPEUTIKAAuf der Suche nach dem Medikament der Zukunft

ARZNEIMITTELFÄLSCHERWie skrupellose Geschäftemacher Menschen gefährden

AUFSTIEG IN BERLIN Die Hauptstadt entwickelt sich zumwichtigsten Gesundheitsstandort

STARKE KOOPERATIONWIE SICH WIRTSCHAFTUND WISSENSCHAFT VERNETZEN

Page 2: PFIZER Mag 2008 RZ · NOTIZEN MENSCHEN „ICH ARBEITE GERN BEI PFIZER, ... Es wird aber oft gesagt, die pharmazeutische Industrie sei nicht mehr so innovativ wie früher

IMPRESSUM

Motiviert: Der Kardiologe und Forschungspreisträger Prof. Dr. Lars Maier in seinem Labor im Herzzentrum derUniversität Göttingen

Herausgeber Pfizer Deutschland GmbH

Gesamtverantwortung Martin Fensch, Unternehmenskommunikation

Redaktion Thomas Biegi, Tanja Molitor, Unternehmens-kommunikation; Kirsten Wörnle, agentur.zs

Mitarbeit Kathrin Harms, Steffan Heuer, Karin Kontny, Petra Krimphove, Rainer Kwiotek, Paul Lampe, ChristophPüschner, Kety Quadrino, Stefan Scheytt, Frank Schultze,Ingrid Schumacher, Dr. Sabine Thor-Wiedemann, ThorstenUlonska, William Widmer, Erdmann Wingert, Eva Wolfangel

Lektorat Dana Haralambie, Jasmin Trotta

Bildnachweise Berlin Partner (S. 21); Bohm und Nonnen(S. 34); Sabine Braun (S. 50); Uli Deck (S. 60); Kathrin Harms(S. 20, 60 u., 61); Rainer Kwiotek (S. 43, 53 r.); medicalpicture(S. 42); Pfizer (S. 29, 40, 43 r.); Christoph Püschner (S. 51);Wolfram Scheible (S. 3); Eric Vazzoler (S. 53 l.)

Layout und Realisierung Bohm und Nonnen, Büro für Gestaltung GmbH, Theo Nonnen, Steven Dohn, Delphine Korth

Druck ColorDruckLeimen

Kontakt magazin, Thomas Biegi, Pfizer Unternehmenskommunikation, Linkstraße 10, 10785 BerlinTelefon + 49 (0) 30-55 00 55 51 088E-Mail: [email protected]

magazin erscheint in deutscher Sprache. Alle Rechte sind vorbehalten. Namentlich gekennzeichneteBeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Heraus-gebers wieder. Nachdruck und elektronische Verbreitung von Artikeln, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigungder Redaktion möglich.Stand der Information: August 2008

Die Menschen sind verschieden, und das ist unser

Glück. Bei Pfizer arbeiten 87.000 Frauen und

Männer aus 80 Ländern der Erde. Ihre vielfältigen

Erfahrungen und ihr Können sind unser größtes

Kapital. Pfizer gehört daher neben Unternehmen

wie Daimler und Deutsche Bank zu den Erstunter-

zeichnern der „Charta der Vielfalt“. Ein Jahr nach

ihrem Start haben sich bereits 350 Firmen und

öffentliche Einrichtungen der Initiative von Maria

Böhmer, der Bundesbeauftragten für Migration,

Flüchtlinge und Integration, angeschlossen.

Wettbewerbe, Workshops und Konferenzen infor-

mieren über geeignete Instrumente des

Diversity-Managements wie beispielsweise Sprach-

kurse oder Förderprogramme für Auszubildende

mit Migrationshintergrund.

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EDITORIAL 3

Liebe Leser,

schön, dass Sie unser Magazin aufgeschlagen haben. Gerne möchte ich

Sie einladen, in die Pfizer-Welt einzutauchen. Hier arbeiten 87.000

Menschen gemeinsam daran, das Leben für Menschen und Tiere ge-

sünder zu gestalten. Lesen Sie zum Beispiel, wie wir mit Forschern des

Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zusammenarbeiten, um

eine neuartige Behandlung gegen Leukämie zu entwickeln. Oder wie

wir in Sachsen-Anhalt bei einer breit angelegten Präventionskam-

pagne gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitarbeiten. Sie sehen, wir

konzentrieren uns im Magazin auf Themen aus Deutschland. Aber na-

türlich sind wir nur ein Teil des Ganzen. Deswegen darf der Blick über

den Tellerrand nicht fehlen. So möchte ich Ihnen insbesondere unsere

Reportage über das Pfizer-Gründerzentrum in La Jolla, USA, empfeh-

len. Der so genannte Inkubator schafft ganz neue Gestaltungsspiel-

räume für die Forschung an den Arzneimitteln von morgen. Pfizer steht

seit mehr als 150 Jahren für medizinischen Fortschritt. Und wir sorgen

dafür, dass das so bleibt.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund.

Ihr

Martin Fensch

Leiter der UnternehmenskommunikationPfizer Deutschland

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Editorial

PFIZER-PANORAMA

BERLIN

„SIE KÖNNEN AUF UNS ZÄHLEN“

Interview mit Dr. Andreas Penk über die Biotechnologie,das Gesundheitswesen und den Umzug nach Berlin

TALENTSUCHE

Boxstar Henry Maske schafft in Brandenburg ein modernes Ferienzentrum für Jugendliche

NOTIZEN AUS BERLIN

MEDIZIN

DIE ENTDECKUNGSMASCHINE

Mit dem Forschungsverbund BBC treibt Pfizer die Entwicklung von Biotherapeutika voran

Interview mit Corey Goodman, Präsident des BBC inSan Francisco

FÄLSCHERN AUF DER SPUR

Wie Unternehmen und Behörden den Handel mitgefährlichen Plagiaten bekämpfen

DIE ZWEITE SEXUELLE REVOLUTION

Vor zehn Jahren brachte Pfizer ein Medikament gegenErektionsschwäche auf den Markt

WENN SORGEN ALLES BEHERRSCHEN

Viele Menschen leiden unter Generalisierter Angst-störung und wissen es gar nicht

GEMEINSAM GEGEN DEN KREBS

Für die Erprobung einer neuen Substanz kooperiertPfizer mit externen Forschern

WENIGER STRESS FÜR FERKEL

Eine Impfung erspart männlichen Schweinen dieschmerzhafte Kastration

NOTIZEN AUS DER MEDIZIN

NOTIZEN AUS DER TIERMEDIZIN

GUTE PRAXIS

MIT LANGEM ATEM

Eine ungewöhnliche Kampagne in Sachsen-Anhalt willzu gesundem Lebensstil motivieren

MEDIKAMENTE FÜR KINDER

Altersgerechte Aufklärungsmaterialien bereiten junge Patienten auf klinische Studien vor

FIT FÜR DIE ZUKUNFT

In Freiburg betreibt Pfizer ein innovatives Büro- und Laborgebäude

FABRIK DES JAHRES

Neue Produktionsstätte in Illertissen gewinnt „Facility of the Year“- Award

NOTIZEN AUS DER PRAXIS

ENGAGEMENT

WEITERLEBEN TROTZ AIDS

Ein Wissenschaftszentrum in Uganda erforscht die Seuche und lindert das Leid

HILFE FÜR HELFER

In dem Verein startsocial geben Profis aus der Wirtschaft ihr Wissen an Ehrenamtliche weiter

NOTIZEN

MENSCHEN

„ICH ARBEITE GERN BEI PFIZER, WEIL ...“

Vier Mitarbeiter erzählen aus ihrem Berufsalltag

„RAUS AUS DEM ELFENBEINTURM“

Interview mit dem Herzforscher und Forschungs-preisträger für Medizin, Prof. Dr. Lars Maier

FORSCHUNG MIT LANGEM ATEM

KLIMAZIELE UND SELBSTVERPFLICHTUNG

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DAS LÄCHELN DER ZUVERSICHT

Eine Ärztin im Infectious Diseases Institute (IDI), dem Institut für

ansteckende Krankheiten in der ugandischen Hauptstadt Kam-

pala, untersucht eine Aids-Patientin. Rund 9.000 HIV-Infizierte

finden hier jedes Jahr medizinische Hilfe und Beratung. Wo Unter-

ernährung, Malaria und Tuberkulose das Immunsystem schwächen,

sterben HIV-Infizierte meist Jahre früher als in Europa. Das Zent-

rum erforscht daher mithilfe von Pfizer die Auswirkungen von

Aids in Afrika. Es ist zudem eines der größten Fortbildungsinsti-

tute des Kontinents. Ärzte und Schwestern aus 26 afrikanischen

Ländern haben hier bislang Kurse über die Krankheit absolviert

(siehe auch Seite 54).

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P F I Z E R - P A N O R A M A

FLEXIBEL BIS ZUR LETZTEN MINUTE

Im Karlsruher Distributionszentrum mit seinen 18.000 Paletten

garantieren 50 Mitarbeiter die zügige Auslieferung von Medika-

menten nach Deutschland, Österreich und in die Niederlande.

Die österreichische und die niederländische Flagge (hinten

links) signalisieren den Packbereich der beiden Länder, in dem

Mitarbeiter die Pakete mit Adressetiketten bekleben und für

den Versand vorbereiten. Bis 18 Uhr können die deutschen Apo-

theken ihre Bestellungen abgeben. Bereits eine halbe Stunde

später verlassen die letzten Lkws das Pfizer-Lager, um die Medi-

kamente an sie sowie an Krankenhäuser, Großhändler und Tier-

ärzte auszuliefern.

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FUSSBALL IST UNSER LEBEN

Das gilt auch für Lucie, Louisa, Sina und Pascale (von links).

Die vier kicken in der neu gegründeten Mädchenabteilung

des SV Sinzheim. Mit wachsender Begeisterung. In dem Ver-

ein der 11.000-Seelen-Gemeinde bei Baden-Baden hat ein

regelrechter „Run“ auf das neue Fußballangebot einge-

setzt. Nach nur drei Monaten trainieren bereits 70 Mädchen

zwischen sechs und 16 Jahren in fünf Altersklassen.

Übungsleiter einer professionellen Fußballschule gleichen

in der Startphase den Mangel an geeigneten Trainern für

die jungen Fußballerinnen aus. Eine Lösung, die erst durch

die Unterstützung von Pfizer möglich wurde.

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P F I Z E R - P A N O R A M A

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12 BERLIN

Herr Dr. Penk, Pfizer steht für medizinischen Fortschritt. Immer neue

Präparate auf den Markt zu bringen, ist das Geschäftsmodell des Un-

ternehmens. Wie gut funktioniert dieses Modell noch?

Die Forschung, das Streben nach therapeutischem Fortschritt, ist dasHerz von Pfizer. Wir stiften Nutzen. Und dieser Nutzen lohnt sich füruns auch wirtschaftlich. Das ist ein gutes und sehr funktionsfähigesModell. Pfizer hat viele großartige Arzneimittel entwickelt, die Pa-tienten – Menschen und auch Tieren – in aller Welt zu einem gesün-deren Leben verhelfen. Und auch in Zukunft können sie im Kampfgegen Krankheiten auf uns zählen.

Es wird aber oft gesagt, die pharmazeutische Industrie sei nicht

mehr so innovativ wie früher.

Das sehe ich nicht so. Die Innovationskraft der forschenden Arznei-mittelhersteller ist auf einem konstant hohen Niveau. Jedes Jahrstehen Ärzten und Patienten neue Behandlungsmöglichkeiten zurVerfügung. Neue Arzneimittel wirken aber immer spezifischer undhelfen einem kleineren Patientenkreis. Das ist vielleicht ein Grund,warum manche meinen, es fehle an den großen Innovationen vonfrüher. Viele Krankheiten sind mittlerweile sehr gut und sehr effek-tiv medikamentös behandelbar.

Viele Krankheiten aber auch nicht.

Es gibt noch sehr viel zu tun. Schätzungsweise 20.000 Krankheitensind nach wie vor nicht adäquat behandelbar. Als Arzt habe ich das inder Praxis erleben müssen. Aber das spornt uns an. Die Forschungdringt zurzeit in der Biotechnologie und Genetik in ganz neue Dimen-sionen vor. Ich bin mir sicher, dass wir hier große medizinische Fort-schritte erwarten können. Gleichwohl muss klar sein, im Buch desmenschlichen Genoms haben wir bislang nur einen Blick auf dieersten Seiten geworfen.

Dr. Andreas Penk ist der erste Arzt an der Spitze von Pfizer in Deutschland.

Im magazin-Interview spricht er über Biotechnologie, die Zukunft des Gesundheitswesens

und Berlin, den neuen Standort der deutschen Pfizer-Zentrale.

„Sie können auf uns zählen“

Martin Fensch (Interview) · Anne Schönharting (Fotos)

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Der Pfizer Deutschland-Chef auf dem Dach

der neuen Unternehmenszentrale in Berlin

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14 BERLIN

Wie engagiert sich Pfizer im Bereich der Biotechnologie?

Wir wollen das führende Biotech-Unternehmen weltweitwerden. Vier Wege werden uns zu diesem Ziel führen. Inunseren traditionellen Pfizer-Forschungslabors setzenwir natürlich auch auf die Instrumente der modernenBiotechnologie. Zudem arbeiten kleinere Biotech-Unter-nehmen im Pfizer-Forschungsgverbund an den Arznei-mitteln von morgen. Kooperationen und Beteiligungenverbinden unser Haus mit anderen Unternehmen undwissenschaftlichen Institutionen. Und ein ganz neuesModell verfolgen wir mit dem US-amerikanischen Grün-derzentrum in La Jolla. Dort können Unternehmen mitbreiter Unterstützung von Pfizer forschen. In Koopera-tionen werden viel versprechende Präparate gemeinsamentwickelt. Dieses Konzept bietet die nötigen Gestal-tungsspielräume, um der Kreativität, die im Forschungs-prozess ungeheuer wichtig ist, freien Lauf zu lassen.

Die politische Auseinandersetzung um das Thema „Ge-

sundheit“ kreist immer wieder um die Frage, was sie

kosten darf. Was meinen Sie?

Mir wäre es lieber, wenn sich die Diskussion stärker mitdem Thema der Qualität auseinandersetzen würde – und

Dr. Andreas Penk, Jahrgang 1965, steht seit 2007 an der Spitze von Pfizer

Deutschland. Der gebürtige Leipziger studierte Medizin in seiner Heimat-

stadt und startete nach der Promotion mit 29 Jahren seine Karriere bei

Pfizer Deutschland als Produktmanager für Klinikpräparate in Karlsruhe.

Nach Stationen als Leiter für Klinikprodukte und als Direktor der strategi-

schen Geschäftseinheit für Neuroscience/Urologie/Klinik in Deutschland

übernahm er 2002 die Geschäftsführung von Pfizer Österreich. Dort schloss

er die Integration der beiden Unternehmen Pfizer und Pharmacia erfolg-

reich ab. Penk ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

ZUR PERSON

Dr. Andreas Penk im magazin-Gespräch

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zwar stärker aus der Perspektive der Patienten. Ich wür-de mir auch wünschen, dass aus den Faktoren „alterndeGesellschaft“ und „begrenzte Mittel“ andere Konse-quenzen gezogen werden. Statt reiner Kostendämpfungdurch ein Übermaß an Regeln und Vorschriften, bräuch-te es eine Art „Gesundheits-Riester“ – ein Modell, dasGrundsicherung mit individueller Vorsorge und mehrWahlfreiheit bei den Leistungen verbindet. Das wäre dierichtige Weichenstellung für die Zukunft unseres Ge-sundheitswesens.

Wollen Sie sich beim Thema „Gesundheit“ schrittweise

aus der Solidargemeinschaft verabschieden?

Ganz im Gegenteil, wir möchten, dass Sie zukunftsfestwird. Das solidarische Versicherungssystem ist eine Er-rungenschaft, die man in jedem Fall schützen sollte.Durch die Erhöhung der Beiträge, immer mehr Beschränk-ungen für Ärzte und Eingriffe in die Wirtschaft ist dasnicht erreichbar.

Im Juli 2007 haben Sie kurzerhand beschlossen, ihre

deutsche Zentrale nach Berlin zu verlegen. Sind Sie so

ein großer Fan der Hauptstadt?

Ja, ich bin überzeugter Berlin-Fan. Aber eine Entschei-dung wie die einer Standortverlegung habe ich natürlichweder alleine noch kurzerhand getroffen. Der Umzug indie Hauptstadt ist für uns von großer strategischer Bedeu-tung. Berlin hat sich zum wichtigsten deutschen Zentrumder Gesundheitswirtschaft und Gesundheitswissenschaftentwickelt mit Strahlkraft auf ganz Europa.

Pfizer hatte in Deutschland bislang 50 Jahre Erfolg zu

verbuchen – ohne Berlin. Wie passt das zusammen?

Wir gehen davon aus, dass eine noch stärkere Interak-tion mit der Wissenschaft, den Kliniken, den Kranken-versicherungen und allen anderen Beteiligten im Ge-sundheitswesen künftig ein wichtiger Faktor für unserenErfolg sein wird. Berlin ist der richtige Platz für diesenDialog, für neue Formen der Zusammenarbeit und Ko-operation. Das kann man nicht per Dienstreise erledigen.Zudem ist die Region Berlin-Brandenburg ein absoluterHotspot der Biotechnologie und ein attraktiver Standortfür internationale Bewerber und Talente.

Der Wechsel der deutschen Pfizer-Zentrale von Karlsruhe nach Berlin

markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens.

Genau 50 Jahre zuvor hatte der amerikanische Arzneimittelhersteller

in Karlsruhe seinen Deutschland-Standort eröffnet. Es war gewisser-

maßen eine Heimkehr, denn die Gründer von Pfizer kamen aus Schwa-

ben: Im Jahr 1849 machten sich die Auswanderer Charles Pfizer und

Charles Erhart im New Yorker Stadtteil Brooklyn mit Rohchemikalien

für die pharmazeutische und Lebensmittelindustrie selbstständig.

Heute beschäftigt Pfizer rund 87.000 Mitarbeiter in mehr als 80

Ländern der Erde. In Deutschland arbeiten rund 4.500 Beschäftigte

an den Standorten Berlin, Frankfurt-Höchst, Freiburg, Illertissen und

Karlsruhe. Im Jahr 2007 erwirtschafteten sie in den Geschäftsbereichen

Pharma und Tiergesundheit rund 1,6 Milliarden Euro.

Mit rund acht Milliarden US-Dollar jährlich investiert Pfizer mehr

als jedes andere Pharmaunternehmen in die Erforschung und Entwick-

lung neuer Medikamente. Weltweit arbeiten rund 13.000 Forscher in

den Pfizer-Labors an neuen Wirkstoffen, unter anderem gegen Krebs,

Schmerzen und HIV/Aids. Mit Erfolg: Derzeit befinden sich über 100

Kandidaten in der Entwicklung.

FLEXIBEL UND DYNAMISCH

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TalentsucheEva Wolfangel (Text) · Kathrin Harms (Fotos)

Gemeinsamer Kraftakt: Elia, Jörg, Marco und

Enrico (von links) ziehen ein Boot ans Ufer

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Der Sommer macht Pause. Ein stürmischer Wind pfeiftüber den idyllischen Beetzsee in Brandenburg, 60 Kilo-meter westlich von Potsdam. Dem 17-jährigen Marco ist das schlechte Wetter offensichtlich schnuppe. „So washabe ich noch nie gemacht“, sagt er staunend, während erkonzentriert einen großen Ballen aus gepresstem Strohin einen Holzrahmen bugsiert. Es ist der Baustoff für eine besonders heimelige Unterkunft. Zehn Strohballen-Bungalows sollen daraus in den nächsten Monaten nachökologischen Kriterien entstehen.

Marco, der eigentlich Garten- und Landschaftsbaulernen wollte, aber nach der Förderschule in seiner Hei-mat Brandenburg keinen Ausbildungsplatz fand, nimmtan einem einzigartigen Projekt teil. Mit 14 anderen jun-gen Männern hilft er im Rahmen einer Qualifizierungs-maßnahme für Jugendliche beim Bau einer Ferienanlagemit 280 Schlafplätzen. Die so genannte Perspektivfabrikentsteht auf dem Gelände eines noch aus DDR-Zeitenstammenden Erholungsheimes nördlich der Stadt Bran-denburg. Mehrere Neubauten, darunter die Strohballen-Bungalows, Alaska-Holzhütten und eine große neueSporthalle, sollen jährlich bis zu 15.000 jungen Leuten aus ganz Deutschland anregende und erholsame Ferien-freizeiten bieten. Der Boxweltmeister Henry Maske hatdas Projekt für benachteiligte Kinder und Jugendliche mitseiner Stiftung „A PLACE FOR KIDS“ ins Leben gerufen.

Fünf Millionen Euro wird der Bau kosten, zu dem ne-ben einem eigenen Blockheizkraftwerk auch eine Biogas-anlage und eine ökologische Kläranlage gehören. Die EUgibt 2,3 Millionen Euro. Den Rest finanzieren Spenden,für die die Henry-Maske-Stiftung unermüdlich wirbt. MitErfolg. Neben Pfizer unterstützen beispielsweise Bertels-mann, Microsoft und RTL das Projekt.

ANSTÖSSE GEBEN

Ein Schwerpunkt des Konzepts liegt auf der Erlebnis- undSportpädagogik. Wenn im Frühjahr 2009 die ersten jun-gen Gäste in die Perspektivfabrik strömen, stehen Kletternund Basketball für sie ebenso auf dem Programm wie Fuß-ball und natürlich Boxen. Im Sommer bietet der Seeideale Bedingungen zum Schwimmen, Surfen und Was-serski. Daneben sollen Tanz- und Computerkurse sowiePersönlichkeitstrainings den Jugendlichen helfen, ihre Stär-ken zu entdecken und das Selbstbewusstsein zu fördern.

Er fand früh zu seiner Begeisterung für den Sport.

Jetzt hilft Boxweltmeister Henry Maske benachteiligten Kindern und Jugendlichen

auf die Sprünge. Mit seiner Stiftung verwandelt er eine

ehemalige DDR-Freizeitanlage in ein modernes Erholungs- und Freizeitzentrum.

Henry Maske ist dabei realistisch: „Wir sind nicht soüberheblich zu glauben, dass wir Kindern, mit denen wir ein oder zwei Wochen verbringen, ein neues Lebenschenken können“, sagt er. „Aber wir können ihnen An-stöße geben, sie inspirieren und ihnen dabei helfen, sichselbst und ihre Talente zu entdecken.“

Der Olympiasieger von 1988 und langjährige Profi-Boxer stammt selbst aus einfachen Verhältnissen. Er wuchsim brandenburgischen Treuenbrietzen auf. Bereits alsSechsjähriger begann er mit dem Boxtraining. Bezugsper-sonen förderten sein Talent und gaben ihm den nötigenHalt für seine Karriere. „Es war für mich das größte Glück,nicht nur früh das gefunden zu haben, was mich begeis-

Stark für die Schwächeren:

Henry Maske am Ufer des Beetzsees in Brandenburg

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terte, sondern auch Menschen zu treffen, die mir halfen,meine Ziele zu verwirklichen“, sagt Henry Maske. DieseSolidarität möchte er heute an Jüngere weitergeben.

Als Ende der 1990er-Jahre der Fall des jugendlichenStraftäters Mehmet durch die Medien ging, reifte in ihmder Entschluss, sich für Kinder und Jugendliche zu enga-gieren. Denn die Regeln des Rings haben für den Boxstarauch außerhalb des Sports Gültigkeit: Wer am Bodenliegen bleibt, verliert. Wer alleine nicht wieder hoch-kommt, dem müsse man unter die Arme greifen. „Eskann nicht sein, dass eine ganze Generation verteufeltwird“, sagte der Sportler und gründete einen Verein mitdem Motto „Keiner wird kriminell geboren“. Später ent-stand daraus die „Henry Maske A PLACE FOR KIDS Stiftung“. Nachdem der Boxer zahlreiche Jugendprojektefinanziell unterstützt hatte, fasste er den Entschluss,selbst ein Zentrum zu gestalten.

Das Jugendheim „Haus am See“, ein großzügigesGelände mitten im Landschaftsschutzgebiet Westhavel-land, war der ideale Ort. Im Betreiber CVJM, dem Christ-lichen Verein junger Menschen, fand er den richtigenPartner. „Wir sind offen für alle Jugendlichen“, betont

CVJM-Geschäftsführer Thomas Maier. Für die jungenGäste gibt es weder einen Zwang zum Gebet, noch müs-sen sie einer Religion angehören. Die Vermittlung christ-licher Werte wie Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme undVerständnis steht in dem Haus jedoch auf der Tagesord-nung. Deshalb gehört es auch zum Prinzip des Hauses,jene „Verweigerer“ unter den jugendlichen Helfern zu-nächst in Ruhe zu lassen, die sich in der Ecke eines Zelteszusammengefunden haben, Löcher in die Luft starrenund Grimassen schneiden, sobald Betreuer Steffen Preußwegschaut. „Sie müssen sich erst wieder ans Arbeiten ge-wöhnen“, sagt Steffen Preuß. Er will ihnen etwas Zeit geben,in die Gruppe zu finden, bevor er Strenge walten lässt.

„Richtige Arbeit“, wie sie es nennen, haben die we-nigsten bislang in ihrem Leben kennengelernt. In Bran-denburg liegt die Arbeitslosenquote bei über 13 Prozent.Lehrstellen sind Mangelware.

Die Qualifizierungsmaßnahme in der Perspektivfa-brik soll sie weiterbringen. Ein Jahr lang werden sie beimAuf- und Umbau des Projektes mitwirken. Der Einsatzsoll den jungen Leuten handwerkliche Grundfertigkeitenund soziale Fähigkeiten vermitteln.

Zwei Jugendliche errichten Holzständer

für die Strohballenhäuser, ...

„Es kann nicht sein, dass eine ganze Generation verteufelt wird.Keiner wird kriminell geboren.“Henry Maske

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Die „Henry Maske A PLACE FOR KIDS Stiftung“ unterstützt Projekte und

Einrichtungen, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein positi-

ves Lebensumfeld geben. Mit entsprechenden Bildungsangeboten sowie

Sport- und Freizeitprojekten will die Stiftung ihnen bei der Überwindung

persönlicher und sozialer Probleme helfen, ihre Entwicklung fördern und

ihre Persönlichkeit stärken.

Zu den Aktivitäten der Stiftung gehört neben der Perspektivfabrik

auch die Unterstützung eines Jugendheims mit angeschlossener Lernwerk-

statt im brandenburgischen Gerswalde und der Neubau eines Jugend-

zentrums in Köln. Zu den Unterstützern der Henry-Maske-Stiftung zählen

Persönlichkeiten wie der amerikanische Schauspieler Denzel Washington,

der alle Preview-Einnahmen seines Films „Hurricane“ in die Stiftung ein-

fließen ließ.

c www.henry-maske-stiftung.de

STARK FÜR SCHWACHE

Es sieht so aus, als könnte das klappen. Auf der anderenSeite des Zeltes schraubt der 22-jährige Sven die Holz-planken eines Gartenstuhls vom metallenen Gestänge ab.Während sein drei Jahre älterer Kumpel Enrico das Holzmit Schleifpapier bearbeitet, macht sich Sven als nächs-tes daran, die Stuhlbeine mit weißem Lack zu streichen.

CHANCEN NUTZEN

Derweil ziehen Daniel und Elia drüben am Ufer ein gel-bes Ruderboot aus dem See. „Boote streichen“ ist einervon vielen Punkten auf der Aufgabenliste, die BetreuerSteffen Preuß am Morgen vorgelesen hat. „Los, wirschaffen es“, ruft der 23-jährige Elia dem ein Jahr jünge-ren Daniel zu. Die beiden kommen aus derselben Klein-stadt und kennen sich seit der Kindheit. Elia ist der Lau-tere von beiden. Auf seinen Einsatz hat er sich gefreut.„Von nüscht kommt nüscht, wa“, ruft er seinem Kumpelzu. Der steht auf dem Steg, löchrige Jeans, verwasche-nes Shirt, graue Jacke. Was ihm das Projekt bedeutet?Der schüchterne Daniel überlegt kurz, steckt verlegenseine Hände in die Taschen und antwortet leise: „Das ist eine Chance.“

... während zwei andere den Volleyballplatz

von Unkraut befreien

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20 BERLIN

Sie ist ein Krankenhaus der Superlative. Mit ihren Kliniken Campus Mitte, Campus

Benjamin Franklin, Campus Virchow und Campus Buch ist die Charité Europas größ-

tes Krankenhaus. 120.000 stationäre und rund eine Million ambulante Patienten

pro Jahr werden hier von fast 2.500 Ärzten behandelt. Die Geschichte der Klinik, die

bereits 1710 als Seuchenhaus am damaligen Rande der Stadt gegründet wurde, ist

aber auch untrennbar mit weltweit herausra-

genden Forscherpersönlichkeiten verbunden:

Rudolf Virchow, Robert Koch und Paul Ehrlich,

um nur einige der prominentesten zu nennen.

Forschung wird neben der Krankenver-

sorgung nach wie vor groß geschrieben an

der Charité. Doch anders als zu Virchows

Zeiten, als Wissenschaftler als Einzelkämpfer

am Mikroskop saßen, wird moderne For-

schung heute vor allem durch Kooperationen

vorangetrieben. Dazu gehört nicht nur die in-

terdisziplinäre Zusammenarbeit von Kliniken

und vorklinischen Instituten, sondern auch

die ideelle und finanzielle Förderung der For-

schung durch externe Partner. Im Jahr 2007

hat die Charité 117 Millionen Euro externe Fördergelder für über tausend For-

schungsprojekte eingeworben, je ein Viertel davon stammt von der Deutschen

Forschungsgemeinschaft und von der Industrie.

GEMEINSAM FORSCHEN

Pfizer unterstützt zurzeit rund 40 klinische Studien an den verschiedenen Kliniken

der Charité. Dort werden nicht nur neuere zugelassene Substanzen in der breiten

klinischen Anwendung erprobt, sondern auch frühe Studien mit noch nicht zuge-

lassenen Wirkstoffen durchgeführt. Für solche präklinischen und frühen klinischen

Studien bietet die Charité mit einem speziellen Forschungsbereich, der Charité

Research Organisation (CRO), einen verlässlichen Kooperationspartner. Durch die

direkte Anbindung der CRO an den Campus Mitte gelingt in der Forschung ein naht-

loser Übergang von ersten Tests an gesunden Freiwilligen hin zur Erprobung neuer

Substanzen an zunächst kleinen, dann größeren Patientengruppen. Zurzeit arbei-

tet Pfizer mit der CRO in Projekten zur Therapie von HIV-Infektionen (Aids) und

Hepatitis C (eine Form virusbedingter Leberentzündungen) zusammen.

GUTE PERSPEKTIVEN AM NEUEN STANDORT

Die ohnehin gute Zusammenarbeit mit der Charité soll am Berliner Standort noch

intensiviert werden. „Die Nähe zu einer der führenden Kliniken Europas und zu

hochkarätigen Forschern bietet eine sehr gute Perspektive für unsere Forschung

und Entwicklung“, so Dr. Claus Göbel, Leiter der klinischen Forschung bei Pfizer.

„Die Wege sind kürzer, dadurch wird es zu mehr Austausch kommen. Auch die Fort-

bildungen an der Charité sind für die Pfizer-Kollegen interessant. Und Pfizer als

Arbeitgeber ist vielleicht auch für so manchen qualifizierten Wissenschaftler an der

Charité eine spannende Alternative.“

Ideen statt Regulierungswut Das Deutsche Institut für

Gesundheitsrecht (DIGR) engagiert sich

für ein liberaleres Gesundheitssystem

Ärzte, Kliniken und Krankenkassen klagen über

zu viel Bürokratie. Die Patienten, so die Kritiker,

kommen deshalb immer öfter zu kurz. Zahlrei-

che Reformen des Gesundheitssystems haben

dieses Problem noch verschärft. Das 2006 von

Pfizer mitbegründete Deutsche Institut für Ge-

sundheitsrecht möchte hier Impulse geben, um

Alternativen gegenüber staatlicher Regulation

aufzuzeigen. Es wird wissenschaftlich unterstützt

von der Freien Universität Berlin. Das DIGR en-

gagiert sich in den Bereichen Forschung, Lehre,

Beratung und Nachwuchsförderung. Von den

jährlichen „Berliner Gesprächen zum Gesund-

heitsrecht“ an der Freien Universität gehen

konkrete Anregungen für die Gestaltung des

Gesundheitswesens aus. Ein Anliegen ist eine

stärkere Einbeziehung marktwirtschaftlicher

Aspekte in die Gesundheitspolitik. Denn, so der

Institutsleiter Helge Sodan, ehemaliger Präsident

des Verfassungsgerichtshofes Berlin und Pro-

fessor für Öffentliches Recht: „Durch gesetz-

geberischen Aktionismus und Flickschusterei

ist ein System im Recht der Gesetzlichen Kran-

kenversicherung nicht mehr erkennbar. Das

Gesundheitswesen leidet unter erheblichen Über-

regulierungen, die einen bedeutenden Wachs-

tumsmarkt in Deutschland bremsen.“

c www.digr.de

KOOPERATION

Starke Partner Pfizer intensiviert die Zusammenarbeit mit der Berliner Charité

BÜROKRATIEABBAU

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BioTechnologieZentrum Henningsdorf

Wissenschaftspark GolmBiotech Campus Potsdam

Biotechnologiepark Luckenwalde

Berlin

Berlin

Brandenburg

Campus Berlin-Buch

berlinbiotechpark

Focus Mediport

Wissenschafts- und TechnologieparkBerlin-Adlershof

Innovationspark Wuhlheide

NOTIZEN 21

• 342.000 Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft,

davon 4.400 neue Arbeitsplätze in den letzten drei Jahren

• Bruttowertschöpfung 2007: 14 Milliarden Euro

• Jeder achte Berliner Berufstätige lebt von einem Job

in der Gesundheitsbranche (bundesweit jeder Neunte)

• 23 Pharmaunternehmen

• 174 Biotechnologie-Unternehmen

• 180 Medizintechnik-Unternehmen

• Umsatz der pharmazeutischen Industrie in Berlin: 3,8 Milliar-

den Euro im Jahr 2004 (gegenüber 1,4 Milliarden im Jahr 1990)

• Durchschnittlicher Jahresumsatz in einer der 870 Apotheken:

1,5 Millionen Euro (23.000 Euro mehr als in den übrigen

Bundesländern)

• 6.800 niedergelassene Ärzte

• 3.200 niedergelassene Zahnärzte

• 28 Universitäten und Fachhochschulen

• 137.000 Studenten, davon 15.000 in Gesundheitsstudiengängen

• 71 Krankenhäuser mit 20.000 Betten allein in Berlin, darunter

die Helios-Kliniken, Vivantes-Kliniken und DRK-Kliniken.

In der Region insgesamt 120 Kliniken mit 35.000 Betten

• 7.500 Krankenhausärzte und 16.000 Krankenschwestern

und -pfleger allein in Berlin

• Luftqualität im Stadtgebiet:

Rückgang der Schwefeldioxidbelastung in den letzten

10 Jahren von 11 auf 4 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Rückgang der Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsstraßen

von 51 auf 37 Mikrogramm pro Kubikmeter

Quellen und weitere Informationen:

c www.berlin.ihk.de | www.healthcapital.de

Große KlinikenLife-Science-UnternehmenPharmaunternehmenForschungseinrichtungenUniversitäten und FachhochschulenPolitische OrganisationenQuelle Karte: Berlin Partner

MEDIZINSTANDORT

Gesundheits-Metropole BerlinDer Medizinsektor gewinnt zunehmend an Bedeutung für die regionale Wirtschaft

Die Hauptstadt setzt auf Gesundheit. Von 2004 bis 2007 steigerte der Wirtschaftszweig in Berlin und Brandenburg seine Bruttowert-

schöpfung um 8,4 Prozent und wuchs damit deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft (plus 5,4 Prozent). Ein Masterplan soll die positive

Entwicklung auch in den nächsten Jahren sicherstellen. Wie stark die Region Berlin-Brandenburg von Medizin und Forschung geprägt

ist, zeigen einige Zahlen:

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22 MEDIZIN

Die EntdeckungsmaschineMit einem Verbund kleiner, agiler Forschungseinrichtungen will Pfizer

zu einem der führenden Hersteller von Biotherapeutika werden.

Bestes Beispiel für das neue Denken ist die Firma CovX in San Diego.

Steffan Heuer (Text) · William Widmer (Fotos)

Eine Forscherin im Labor der Firma CovX

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Förmlichkeiten haben am Judicial Drive in San DiegosStadtteil La Jolla wenig verloren. Durch das Großraum-büro der Firma CovX schallt in gedämpfter LautstärkeFrank Sinatra, gefolgt von den Bass-Rhythmen eines Hip-Hop-Songs. Gesteuert wird das Musikprogrammvon einem i-Pod am Empfangsschalter. Ein paar Schritteweiter sitzt Dr. Rodney Lappe, Chefwissenschaftler dersechs Jahre alten Biotechnologie-Firma im kaliforni-schen Süden, mit hochgekrem-pelten Ärmeln hinter demSchreibtisch. Die Tür zu seinemverglasten Büro steht weit offen.

Auf der knapp 4.000 Qua-dratmeter großen Etage herrschtein Kommen und Gehen. For-scher, Verwaltungsangestellteund Besucher strömen an LappesBüro vorbei. Es liegt genau an derKreuzung zwischen Eingang, La-bortrakt und der mit kostenlosenGetränken und Snacks bestück-ten Cafeteria. Letztere ist großgenug, um einmal die Woche diegesamte Belegschaft zu fassen,die nach einem gemeinsamenMittagessen mit den Forschernderen Vorträgen lauscht. „Auchdas ist ein wichtiger Teil unse-rer Unternehmenskultur“, sagtLappe bei einer Führung durchden Betrieb. „Gut genährte Wissenschaftler sind zufrie-dene und damit produktivere Forscher.“

Über einen Mangel an Produktivität kann sich derMann nicht beklagen. Mit rund 75 Mitarbeitern zähltCovX zu den Pionieren der Entwicklung von Biothera-peutika. Sechs Jahre nach ihrer Gründung hat die Firmabereits zwei neue Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs-erkrankungen und einen Diabetes-Wirkstoff in klini-schen Tests laufen. Sechs weitere bereitet sie darauf vor.Anfang des Jahres übernahm Pfizer das Unternehmenund machte es zu einem Teil seines neuen „Biotherapeu-tics and Bioinnovation Center“ (BBC). Der Verbund klei-ner, f lexibler Forschungseinrichtungen soll das Innova-tionstempo erhöhen und Antworten auf die medizini-schen Herausforderungen von morgen finden.

In der Entwicklung neuer Medikamente vollzieht sich ein tief greifender Wandel. Basieren traditionelleTherapien auf kleinen Molekülen, die im Chemielaborentwickelt und einem möglichst großen Patientenkreisals Tabletten verschrieben werden, beruhen biotechno-logische Medikamente auf großen Molekülen, in denen

sich Aminosäuren zu Proteinen, Antikörpern oder Pepti-den verbinden. Möglich wurde der neue Ansatz durch dieEntwicklung der Gentechnik und der Synthese mensch-licher Eiweiße in den 1970er-Jahren.

Biotherapeutika werden als Injektion oder Infusionverabreicht. Da sie gezielt in körpereigene Prozesse ein-greifen, lassen sie sich für enger umgrenzte Krankheits-bilder einsetzen. In der Vision der „individualisierten Me-

dizin“ bestimmen der einzelnePatient und sein genetisches Pro-fil die Art der Behandlung. DasZiel ist eine maßgeschneiderteTherapie mit möglichst niedrigerDosierung und geringen Neben-wirkungen.

„Wenn wir uns als weltweiteNummer eins in der pharmazeu-tischen Industrie behaupten wol-len, können wir Biotechnologienicht außen vor lassen. Wir wol-len zu den Besten gehören undunsere Pipeline mit möglichstvielen Biotech-Präparaten auf-füllen“, sagt Corey Goodman,Präsident des BBC (siehe auchInterview auf Seite 28). Nach einem Vierteljahrhundert als Pro-fessor an den Universitäten Ber-keley und Stanford leitet der Neu-robiologe seit Ende 2007 den

weltweiten Verbund, der biomedizinische Entdeckungenvorantreiben und schneller in neue Medikamente um-setzen soll.

NETZWERK DER FORSCHUNG

Das BBC ist bewusst nicht in die traditionelle Firmenhie-rarchie eingebunden, sondern ähnelt einem Netz mitmehreren konzentrischen Kreisen. Im Mittelpunkt liegtGoodmans Büro in der Biotech-Hochburg San Francisco.Von hier aus koordiniert er die Zusammenarbeit mit öf-fentlichen und privaten Forschungseinrichtungen sowieden Tochterfirmen.

Zu dem Zusammenschluss gehören neben CovX dieBiotech-Unternehmen Rinat in San Francisco, ColeyPharmaceutical in Düsseldorf und das Research Techno-logy Center in Cambridge bei Boston. Das BBC hat zudemeinen mehrjährigen Forschungsvertrag im Wert von 100Millionen Dollar mit dem renommierten Scripps Insti-tute in San Diego geschlossen und managt das erste Pfizer-Gründerzentrum, einen so genannten Inkubator. Bislangdrei Start-Ups betreiben in der Stadt Grundlagenforschung

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Die Fassade von CovX im kalifornischen San Diego

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für künftige Therapien, die bei Erfolg in die Medikamentepipelineeingespeist werden.

Neben seiner weltweiten Forschungs- und Entwicklungsabteilungschafft Pfizer so neue Freiräume für Forscher. Die Wissenschaftlerhaben oft erst dann mit „Big Pharma“ zu tun, wenn ihre Wirkstoffe

und Plattform-Technologien reif sind für diefinanziellen und logistischen Herausforderun-gen von klinischen Tests, Fertigung und Markt-einführung. BBC-Chef Goodman ist überzeugt,dass die Hybrid-Lösung beiden Seiten Vorteilebietet: Die kleinen Partner können unbürokra-tisch entscheiden und zugleich jederzeit auf

Pfizers enorme Ressourcen zurückgreifen. Das Mutterunternehmen fährt dank BBC bei der Entwicklung

neuer Medikamente auf der Überholspur. Bis 2015 will Pfizer einFünftel seines Umsatzes mit Biotherapeutika erzielen und damitMillionen Menschen neue Hoffnung bringen, die an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Fettleibigkeit leiden.

In der Vision der „individualisierten Medizin“bestimmen der einzelne Patient und sein genetisches Profil die Art der Behandlung.

Chefwissenschaftler Dr. Rodney Lappe In der Pause entspannen zwei Mitarbeiter beim Kickern

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CovX nimmt gleich mehrere dieser tückischen Krankheiten insVisier. Die Firma hat beispielsweise eine Methode entwickelt, umPeptide genau dort im Körper vor Anker gehen zu lassen, wo sie diegrößte therapeutische Wirkung entfalten. So lassen sich die Gefäß-bildung und das Wachstum eines Tumors gezielt verlangsamen oderstoppen. „Mit unserer Technologie steigt die Wirkungszeit im Kör-per um das 100- bis 1.000-Fache. Das kann der Unterschied seinzwischen zwei oder drei Behandlungen am Tag und einer Behandlungdie Woche“, sagt Rodney Lappe. Die ersten drei solcher „CovX-Körper“ befinden sich bereits in oder kurz vor klinischen Tests.

WIRKSTOFFE ZÜGIG ÜBERGEBEN

„Teil des BBC zu sein, ist das Beste, was uns passieren konnte“, sagtder Doktor der Pharmakologie. „CovX war von Anfang an darauf ausgerichtet, schnell, f lexibel und schlank zu sein. Mit dem tief ge-staffelten Wissen und der Erfahrung von Pfizer im Rücken könnenwir uns mehr denn je auf unsere Stärke konzentrieren: ein Ent-deckungsmotor mit Tempo zu sein.“

Konzentrierte Forscherarbeit Beim Pipettieren kleinster Probenmengen

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Zu diesem Zweck hat CovX acht „Bibliotheken“ mit jeweils mehre-ren Milliarden Peptiden aufgebaut, deren Wirkungen auf verschie-dene Krankheitserreger getestet werden können. In Kürze soll einLaborroboter die Testvorrichtungen automatisch bearbeiten, um denDurchsatz zu erhöhen. Sobald sich ein neues Peptid in Labortests undspäter am Tiermodell als wirksam erwiesen hat, können die Biologenund Chemiker in La Jolla die Entdeckung an ihre Kollegen von Pfizerweiterreichen, um es möglichst schnell als Medikament zuzulassen.Die ersten Wirkstoff-Übergaben fanden im Sommer statt. „Der Pro-zess ist einfacher und zügiger, als ich gedacht hatte“, sagt SherriCallan, eine CovX-Wissenschaftlerin im Bereich Chemie, Herstel-lung und Kontrolle (CMC). Diese Arbeitsteilung ermöglicht denForschern, mehr Therapiebereiche schneller in Angriff zu nehmen.

WISSENSCHAFTSBETRIEB MIT DEMOKRATISCHEN ZÜGEN

Die eigenwillige Unternehmenskultur ist indes gleich geblieben, loben langjährige Mitarbeiter. „Ich war von vornherein begeistertvom Enthusiasmus, mit dem hier alle an einem Strang ziehen“, sagtder kanadische Chemiker Joel Desharnais. „Man spürt, dass alle vondem Gedanken besessen sind, Entdeckungen möglichst schnell ans

Krankenbett zu bringen. Dafür arbeite ich gerne 12 oder 15 Stundenam Tag.“ CovX-Forscher haben keine festen Arbeitsgruppen, sondernsind absichtlich mit Kollegen anderer Disziplinen kombiniert, um denGedankenaustausch zu fördern. Besprechungen finden im Gang oderim Labor statt, berichtet Desharnais. Entscheidungen werden meistschnell gefällt, damit keine „Abstimmungs-Lähmung“ um sich greift.

Der Wissenschaftsbetrieb trägt demokratische Züge. Ein „Port-folio-Optimierungs-Komitee“ filtert lohnende neue Forschungs-schwerpunkte aus mehreren Vorschlägen heraus und legt sie demManagement vor. Daraus entsteht eine Liste von zehn Projektpriori-täten, bei denen Krebs, Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen undDiabetes ganz oben stehen. Jeder Wissenschaftler kann selbst dafürsorgen, die Erforschung einer bestimmten Krankheit zu forcieren.„Er muss nur überzeugende Daten vorlegen“, sagt Lappe. „Unseroffenes System schafft die Motivation, um auch nachts oder am Wo-chenende Gas zu geben. Ich brauche mein Team kaum zu motivieren,damit wir erfolgreich sind.“

Gleichzeitig mussten die Gründer lernen, wie man als Forschungs-vorhut die Kontakte innerhalb eines globalen Unternehmens wahrt.Um die termingerechte Zusammenarbeit mit Pfizer zu vereinfachen,

Notizen eines Wissenschaftlers Laborgeräte zur Bearbeitung von Wirkstoffproben

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hat CovX für jede Krankheit eine eigene Verbindungsstelle eingerich-tet, die aus je einem Chemiker und einem Biologen besteht.

„Konferenzschaltungen waren uns fremd, plötzlich mussten wirmit Anfragen und auch Ratschlägen zurechtkommen. Da hilft es,wenn man einen klar definierten Ansprechpartner hat“, sagt LaurenWood. Die Zell- und Molekularbiologin aus Texas bildet gemeinsammit Joel Desharnais das Verbin-dungsteam für den Forschungsbe-reich „Entzündungen“. CovX suchtauf diesem Gebiet gemeinsam mitanderen Pfizer-Forschern nach ge-eigneten Peptiden, um Krankhei-ten wie Osteoarthritis oder Multi-ple Sklerose zu behandeln. Der innovative Geschwindigkeitsrauschist Pfizer nur recht. So hat sich CovX als Teil des BBC-Netzwerkes ver-pflichtet, bis 2010 pro Jahr drei neue Wirkstoffe oder INDs (Investi-gational New Drugs) bei der Arzneimittelaufsicht FDA einzureichen.„Bisher“, sagt Rodney Lappe, „lagen wir immer vor unseren eigenenTerminplänen.“

Eine eisgekühlte DNA-Probe CovX-Forscher Joel Desharnais

„Man spürt, dass alle von dem Gedanken besessen sind, Entdeckungen möglichst schnell ans Krankenbett zubringen.“

Joel Desharnais

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Corey Goodman, Präsident des Biotherapeutics and Bioinnovation Center (BBC), über die Chancen

der Biotherapeutika und die Zusammenarbeit mit kleinen, innovativen Biotech-Firmen.

Dr. Goodman, Sie haben einmal von einer „Innovationsexplo-

sion“ in der Biologie gesprochen. Was genau meinten Sie damit?

In den 1970er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben wireine wahre Revolution in der Molekularbiologie erlebt. Damalsfand man heraus, wie sich Gene klonen lassen und wie manmenschliches Eiweiß herstellt. Das führte zum Aufstieg der Biotechnologie, die diese revolutionären Entdeckungen nutzt.Immer mehr führende Forschungseinrichtungen und Wissen-schaftler beschäftigen sich mit der Frage, wie die Biotechno-logie neue Therapien und Medikamente hervorbringen kann.Dazu kommt inzwischen auch innovativer Unternehmergeist,der die Suche nach neuen Produkten vorantreibt.

Was bedeutet der Erfolg der Biotechnologie für ein traditions-

reiches Pharmaunternehmen wie Pfizer?

Der Anteil von Biotherapeutika am Gesamtmarkt für Medi-kamente wird für die nahe Zukunft auf 25 Prozent geschätzt.Wenn wir uns als weltweite Nummer Eins in der Pharmaindus-trie behaupten wollen, können wir die Biotechnologie nichtaußen vor lassen. Deshalb haben wir uns vorgenommen, Pfizeran die Spitze der Biotech-Industrie zu führen: Wir wollen zuden Besten gehören und unsere Medikamenten-Pipeline mitmöglichst vielen Biotech-Präparaten auffüllen. Dazu soll unsgerade das BBC verhelfen.

Das BBC ist ein kleiner Biotech-Brüter, Pfizer ein Arzneimittel-

gigant. Wie bringen Sie diese zwei Welten zusammen?

Die pharmazeutische Industrie war jahrzehntelang ein Teil derchemischen Industrie, in der man die Chemie dazu nutzte, aufder Basis kleiner Moleküle Medikamente herzustellen. DiesePharmaunternehmen hatten oft Hunderte, wenn nicht Tausen-de von Wissenschaftlern, die in großen zentralen Forschungs-labors irgendwo auf der grünen Wiese zusammenarbeiteten.Das Modell der Biotech-Branche ist völlig gegensätzlich: DerenUnternehmen liegen meist in der Nähe der wissenschaftlichenZentren, aus denen sie entstanden sind. In den USA sind das dieSan Francisco Bay Area und der Großraum um San Diego und

Boston. Biotech-Firmen sind in der Regel sehr klein. In ihnenarbeiten hoch motivierte, teamorientierte und stark unterneh-merisch denkende Menschen an einer relativ überschaubarenFragestellung ...

... für eine Kooperation mussten neue Strukturen geschaffen

werden?

Genau. Mit dem BBC haben wir einen Forschungsverbund ge-schaffen, der das Beste beider Welten – Big Pharma und Biotech– zusammenführt. Wir haben einen Hybrid gebaut, der die Art,wie wir neue Medikamente entdecken und entwickeln, starkverändert: Die an das BBC angeschlossenen Unternehmen be-halten ihre Identität und Kultur. Sie bearbeiten unverändert ihrSpezialgebiet und bleiben dabei so unabhängig, dass sie schnellund unbürokratisch unternehmerische Entscheidungen treffenkönnen. Gleichzeitig können sie aber auf die immensen Res-sourcen von Pfizer zurückgreifen und jederzeit mit der glo-balen Sparte für Forschung und Entwicklung des Konzernszusammenarbeiten.

Geben Sie uns ein Beispiel?

Denken Sie nur an klinische Studien für den Test neuer Medi-kamente. Oft werden solche Studien gleichzeitig in mehrerenKontinenten durchgeführt – unvorstellbar, dass ein einzelnesBiotech-Unternehmen so etwas leisten könnte. Dafür haltenkleine Firmen viel engeren Kontakt mit anderen Forschungs-einrichtungen und Universitäten und können so den kreativenAustausch befördern. Wir sind mit dem BBC gerade im erstenJahr, aber mein Eindruck ist, dass wir schon jetzt die richtigeBalance gefunden haben für die erfolgreiche Zusammenarbeitaller Unternehmensteile. Gemeinsam haben wir uns zum Zielgesetzt, kostengünstigere Wege zu finden, wie wir neue Medi-kamente entdecken und entwickeln können.

Was können die Patienten davon erwarten?

Die Medikamente, die Patienten heute einnehmen, basierenmeist auf kleinen Molekülen, die in einem Chemielabor erfun-

„Wir wollen unsere Medikamenten-Pipeline mit Biotech-Präparaten auffüllen“Stefan Scheytt (Interview)

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den wurden und als Pillen verabreicht werden. Die Biotherapeutik arbeitet dagegen mitgroßen Molekülen, die in der Regel auf Eiweißen, Peptiden oder Antikörpern basieren. Große

Moleküle können viel zielgenauer in Körperprozesse eingreifen und haben deshalb geringere Nebenwirkungen. Allerdings hat man noch keinen Weg gefunden, sie als Pil-

len anzubieten. Meistens müssen sie injiziert werden. Es gibt noch viele technischeHürden zu überwinden, aber das Potenzial ist gewaltig. Wir werden damit radikal die

Art und Weise verändern, wie wir Krankheiten behandeln. Ich bin sehr optimis-tisch, dass wir mehr Patienten mit besseren und effektiveren Therapien behan-

deln können.

Welche Krankheiten könnten das sein?

Krebs, Diabetes, Autoimmunkrankheiten, neurologische Störungen – imPrinzip alle Krankheiten. Das menschliche Erbgut hat etwa 25.000 Gene.

Mit den traditionellen kleinen Molekülen können wir vielleicht auf1.500 Gene einwirken. Die großen Moleküle der Biotherapeutika er-reichen vielleicht 4.000 Gene, die aber nur zum Teil identisch sindmit den 1.500 anderen. Das bedeutet, dass wir mit der Biotechno-logie auch solche Krankheiten behandeln können, gegen die man

bislang nichts ausrichten kann.

Auf welchen Feldern sehen Sie schon jetzt Fortschritte?

Eine Technologie, auf die wir große Hoffnungen setzen, heißt RNAi. Esgeht dabei vereinfacht gesprochen um das Ausschalten von Genen oder

um die temporäre Verringerung der Genaktivität. Zwei unserer Einrich-tungen, das Research Technology Center (RTC) in Cambridge, USA, und

Coley in Düsseldorf, arbeiten daran mit Hochdruck. Zusätzlich kooperierenwir auf diesem Gebiet mit externen Firmen. Noch haben wir kein Medika-ment, es gibt nur erste klinische Tests, aber wir glauben daran, dass wir mit-

hilfe von RNAi eines Tages viele Krankheiten behandeln können. Ein ande-res, unserer Meinung nach lohnendes Gebiet ist die regenerative Medizinauf der Grundlage von Stammzellen. Erst im April haben wir in England un-sere neue Forschungseinheit Pfizer Regenerative Medicine (PRM) eröffnet,die sich vor allem mit der Beeinflussung regenerativer Prozesse beschäftigt.

Fortschritte auf diesem Gebiet könnten Millionen von Menschen helfen, diean Krebs, Alzheimer oder Herzkrankheiten leiden.

Auf welchen Standort blicken Sie mit besonderer Spannung?

Beispielsweise auf CovX in San Diego, ein Biotech-Unternehmen, das wirEnde 2007 erworben haben. CovX ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie

eine Idee aus einer universitären Einrichtung in eine Biotech-Firma wandertund heute im BBC-Verbund stark weiterentwickelt wird. CovX hat eine auf-regende Technologie zur Verfügung gestellt, bei der es darum geht, die Vortei-le von Peptiden mit den Vorteilen von Antikörpern zu verbinden: Das Peptidattackiert die Krankheit, während der Antikörper dafür sorgt, dass das Peptidseine heilende Wirkung lange genug entfalten kann. Das Verfahren könnte

in der Onkologie, der Schmerztherapie und bei Stoffwechselkrankheiten zumEinsatz kommen. Zwei Präparate durchlaufen klinische Tests, ein drittes soll noch 2008 folgen. Es ist ein Beispiel dafür, wie wir unsere Pipeline mitBiotechnologie-Produkten auffüllen.

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Fälschern auf der Spur

Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einem Anstieg

von Arznei-Raubkopien. Pfizer arbeitet eng

mit den Behörden zusammen und hilft so, Produktpiraten

auf die Spur zu kommen und Patienten zu schützen.

Kirsten Wörnle (Text)

Bei den Teddys und Plüschhunden schöpfteder Zöllner am Frankfurter Flughafen Ver-dacht. Wer verschickt schon fünf Stofftierevon China nach Deutschland? Der Beamtetastete das Spielzeug ab, schnitt es auf undwurde fündig: In den Bäuchen der Stofftieresteckten rund 500 gefälschte Tabletten.

Tag für Tag fertigt der Zoll auf dem größtendeutschen Flughafen tonnenweise Medika-mente ab, darunter entdeckt er immer wiederWare von Fälschern. Wie alle anderen Händ-ler auch nutzen sie die globalen Transportwe-ge und bringen ihre Plagiate per Flugzeug,

Schiff oder Lkw von Land zu Land. Die Zollbe-amten sind alarmiert – unter anderem, weilUnternehmen wie Pfizer regelmäßig Vorträgeund Schulungen anbieten, um die Behördenfür die Tricks der Fälscher zu sensibilisieren.

„SCHMERZTABLETTEN“ AUS STEINSTAUB ENTDECKT

Was die Beamten aus dem Verkehr ziehen,schicken sie häufig an den Originalherstellerweiter. 80 bis 90 Einsendungen vom Zoll erhält die Pfizer-SicherheitskoordinatorinKerstin Schrade jede Woche. Darunter fin-

Eine nigerianische Medikamenten-

Kontrolleurin inspiziert in der Hauptstadt

Lagos eine Ladung gefälschter

Medikamente kurz vor der Vernichtung

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den sich häufig vermeintliche Arzneimittelgegen Erektionsschwäche. „Bei vielen Tab-letten sehen Sie gleich, dass es Fälschungensind“, sagt die Expertin. „Die Farbe stimmtnicht, die Ränder sind zu scharf geschnitten,die Aufdrucke falsch.“ Doch nicht immerreicht ein kurzer Blick: „Viele Fälschungensind äußerlich gar nicht als solche zu erken-nen.“ Im Zweifelsfall schickt Kerstin Schradedie Produkte weiter ins Pfizer-Labor nachSandwich, Großbritannien.

Was die Mitarbeiter dort finden, ist unap-petitlich. Tabletten aus Talkpuder, gefärbtmit Jeansfärbemittel. Hustensaft mit Frost-schutzmittel, Impfstoffe aus Wasser und Stär-ke. Kolumbianische Fälscher produzierten„Schmerztabletten“ aus Steinstaub, gelberStraßenfarbe und Bindemittel und brachtensie mit Schuhpolitur auf Glanz.

Während in armen Ländern überwiegendMedikamente gegen Malaria, Tuberkulose undHIV/Aids kopiert werden, geht es in Indus-trieländern oft um Schlankmacher und Potenz-mittel, Cholesterin- oder Blutdrucksenker,Antibiotika und teure Krebsmedikamente.

BIS ZU ZEHN PROZENT FÄLSCHUNGEN

Etwa jede zehnte Arznei dürfte laut der Welt-gesundheitsorganisation (WHO) gefälschtsein. In westlichen Ländern, wo die Märktestreng reguliert sind, machen sie zurzeitnicht mehr als ein Prozent aus. Anders in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Latein-amerikas, wo es sich Schätzungen zufolge beijedem dritten Medikament um ein Plagiathandelt. In manchen afrikanischen Ländernliegt der Anteil der Raubkopien sogar bei 60 Prozent.

Zu den häufigsten Fälschungen zählt ein Pfizer-Mittel gegen erektile Dysfunktion.„Allein in Europa wurden 2006 sieben Mil-lionen gefälschte Tabletten sichergestellt.

Arzneimittelfälschungen enthalten entweder gar keinen Wirkstoff, die

falsche Dosierung oder komplett andersartige Bestandteile. Im besten

Fall haben Patienten keinen Gesundheitsgewinn. Im schlechtesten Fall

versagen Therapien, treten ernsthafte Nebenwirkungen auf und schädi-

gen giftige Inhaltsstoffe den Körper bis hin zu tödlichen Folgen. Die

WHO schätzt, dass der Betrug jedes Jahr für eine Million Menschen

tödlich ausgeht.

WAS IST EINE FÄLSCHUNG?

Ein Zöllner am Frankfurter Flughafen bei der Sicherstellung von Medikamenten

Foto

: Arc

hiv

ZKA

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Gefälschte Medikamente sind oft nicht als

solche zu erkennen. Die folgenden Tipps

helfen, sich vor bösen Überraschungen zu

schützen:

· In einer regulären Apotheke kaufen –

entsprechend bei Bestellungen im Internet

darauf achten, dass es sich um eine staat-

lich zugelassene Internet- oder Versand-

apotheke handelt. Seriöse Anbieter ver-

langen für ein verschreibungspflichtiges

Medikament ein Rezept.

· Arzneimittel darauf prüfen, ob sie sich in

Geschmack und Farbe von der sonst

üblichen Verschreibung unterscheiden.

· Bei Verdacht einen Apotheker, den Herstel-

ler oder die Gesundheitsbehörde informie-

ren und die verdächtige Probe einschicken.

ORIGINAL ODER RAUBKOPIE?

2007 waren es bereits 14 Millionen“, sagtHans-Joachim Mill, der zuständige Managerfür Sicherheitsmaßnahmen bei Pfizer Deutsch-land. „Da Erektionsstörungen für viele miteinem Tabu belastet sind, wird die Arznei oftüber das Internet geordert“, erklärt der Fäl-schungsexperte. „Dort ist das Risiko, eineKopie zu bekommen, fifty-fifty.“ Vermeint-liche Online-Apotheken, weiß Mill, fragennicht einmal nach einem Rezept. WindigeVersender haben keinerlei Adressangabe undkein Impressum auf ihrer Homepage.

ZUSAMMENARBEIT MIT DETEKTIVEN

Das Team um Hans-Joachim Mill durchfors-tet regelmäßig die Internetseiten der Online-anbieter. Über Jahre war der Sicherheitsex-perte bei der Kripo. Er bearbeitete Banküber-fälle, Morddelikte und andere Kapitalverbre-chen. Heute ist er im Auftrag von Pfizer Medikamentenfälschern in 35 Ländern derErde auf der Spur. Ein Netz von Detektiven,Ex-Zollfahndern und verdeckten Ermittlernunterstützt ihn dabei. Mill schickt seine Leu-te zu Testkäufen in Apotheken, bildet Zollbe-amte fort und berät die Behörden. Wie jeneZöllner, die 1.500 Tabletten eines Pfizer-Medikaments beschlagnahmt haben, das an-geblich in der Ukraine produziert wurde. ObPfizer das Mittel dort überhaupt herstelle,wollten die Fahnder am Telefon wissen.Hans-Joachim Mill verneint. Fälschungen.

Immer wieder geraten kopierte Präpara-te in den seriösen Handel, oft ohne Wissender Einzelhändler. „Ein Medikament gehtauf seinem Weg zum Patienten durch vieleHände an vielen verschiedenen Orten“, sagtHans-Joachim Mill. Je öfter die Produkte inden komplexen Handelsketten den Besitzerwechseln, desto einfacher ist es, gefälschtePräparate einzuschleusen. Europa hat beson-ders mit dem so genannten Parallelhandel zu

tun: Jährlich werden mehr als 140 MillionenPackungen mit Arzneien geöffnet und wiederneu verpackt. Das ist zum Beispiel der Fall,wenn deutsche Arzneimittel in Rumänienverkauft werden sollen und deshalb die Pa-ckungen auf Rumänisch beschriftet werdenmüssen. „Manche Medikamente passierenzwanzig bis dreißig Anlaufstellen, bevor sieden Patienten erreichen“, sagt der Experte.„Da steigt das Risiko, dass dem legalen Händ-ler, ohne es selbst feststellen zu können, Fäl-schungen untergeschoben werden.“

MODERNE TECHNOLOGIEN FÜR PATIENTENSICHERHEIT

Um die Patientensicherheit zu stärken, setztPfizer auf moderne Technologien wie das Co-lor-Shift-Ink-Hologramm mit drei komple-xen Schichten. Es wird auf der Verpackung eines Medikaments angebracht, das Produkt-piraten besonders häufig kopieren. Zollbe-amte erfahren von Pfizer, wie genau sich dasHologramm unter Licht verändert. Mit die-sem Wissen können sie selbst überprüfen, obdie Ware echt ist. Allerdings, das ist den Pfi-zer-Experten klar, haben auch die FälscherZugriff auf neueste Technologien und wer-den versuchen, Sicherheitsmerkmale zu ko-pieren. „Das ist ein Wettlauf“, sagt Hans-Joachim Mill.

Die Produktpiraten sitzen nicht nur inHinterhofwerkstätten in Asien, Lateiname-rika oder Osteuropa. In manchen Ländern,so Hans-Joachim Mill, sind selbst reguläreProduktionsstätten in korrupter Hand. DieFälscher sind jedoch auch in Westeuropaaktiv. Im edlen Londoner Wembley-Viertelhoben Fahnder eine Werkstatt aus, die sichganz auf gefälschte Medikamente speziali-siert hatte. „Die haben schätzungsweise mehrals sechs Millionen Packungen im Monathergestellt“, berichtet Hans-Joachim Mill.

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3535

Ende der 1980er-Jahre stießen Wissenschaftler im englischen Sandwich

auf einen Wirkstoff gegen Erektionsschwäche.

Vor zehn Jahren kam das Medikament in den Handel.

Die zweite sexuelle Revolution

Erdmann Wingert (Text)

Die Pfizer-Forscher im Labor im englischen Sandwichwaren nicht gerade begeistert, als sie im Jahr 1989 eineerstaunliche Nebenwirkung ihres neuen Medikamentsentdeckten. Eigentlich sollte das Präparat Patienten mitAngina pectoris vor Herzschmerzen bewahren. Es zeigteallerdings nur bescheidene Wirkung. Dafür überraschtedas Mittel bei männlichen Patienten mit einem bemer-kenswerten Effekt: Es erzeugte starke und lang anhal-tende Erektionen.

„Kein Grund, Yippee zu schreien“, erinnert sich Dr.Ian Osterloh, der die Entwicklung von Sildenafil in Eng-land leitete. Schließlich jubelt kein Forscher, wenn er einwissenschaftliches Ziel verfehlt hat. Heute sind die Tab-letten in 120 Ländern erhältlich.

Das Präparat verhindert, dass ein Enzym die Schwell-körper im Penis erschlaffen lässt. Dieser rein organischeProzess setzt jedoch den sexuellen Wunsch voraus undkann ohne Stimulation im Hirn gar nicht erst einsetzen.„Die Erektionsfähigkeit spielt bei Männern eine zentra-le Rolle, deren Bedeutung über die eigene sexuelle Be-friedigung hinausgeht“, sagt Claus Buddeberg, Professorfür psychosoziale Medizin aus Zürich. „Erektion und Po-tenz stehen für Männlichkeit, Jugendlichkeit und Vitali-tät.“ Sie dient den Männern allerdings nicht als Selbst-zweck. Für 85 Prozent von ihnen ist die Befriedigung derPartnerin das Wichtigste. Reicht die Erektion dafürnicht aus, fühlt sich manch einer nur noch als „halberMann“. Auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaftfür Urologie (EAU) im Jahr 2005 in Istanbul berichteteder renommierte Sexualforscher Dimitri Hatzichristou,dass eine zuverlässige Erektionsfähigkeit den Teufels-kreis aus Impotenz, Versagensangst und Rückzug durch-brechen kann.

Vor zehn Jahren war die Gesellschaft jedoch weit vomheutigen Aufklärungsstand über Erektionsstörungenentfernt. Viele Ärzte betraten mit dem Thema unbekann-tes Terrain. Pfizer informierte die Mediziner damals inFortbildungen über das Präparat. „Sie hatten keine Er-fahrungen, wie sie mit gestandenen Männern und Paarenüber Sexualität reden sollten“, sagt Dr. Martin Burkart,der in der medizinischen Abteilung des Unternehmensfür die Einführung des Medikaments in Deutschlandzuständig war.

Dabei leiden gerade auch die Frauen unter den Po-tenzschwierigkeiten ihrer Partner. Das gilt besonders,wenn die Männer Intimitäten aus dem Weg gehen, umihre Schwäche zu verbergen. Die Folge: Frauen fühlensich zurückgewiesen, zweifeln an ihrer Attraktivität odervermuten gar eine Geliebte als Grund der Verweigerung.In vielen Ehen münden solche Missverständnisse in eineSpirale der Sprachlosigkeit, die oft dazu führt, dass dieBeziehung zerbricht.

Untersuchungen des MarktforschungsunternehmensGfK aus dem Jahr 2007 ergaben, dass allein in Deutsch-land fast sieben Millionen Männer an erektiler Dysfunk-tion leiden. Weltweit sind 130 Millionen betroffen. Zuden Ursachen zählen Krankheiten wie Bluthochdruckund Diabetes, aber auch Nikotin-, Alkohol- und Drogen-konsum. Und: Jeder Fünfte zwischen 25 und 40 Jahren ist betroffen.

Laut der GfK-Untersuchung haben mehr als neunzigProzent aller Männer heutzutage keine Angst mehr vorImpotenz – unter anderem, weil es medizinische Hilfegibt. Der Aufklärungsbedarf bleibt gleichwohl groß. Nochimmer begeben sich nur etwa fünfzehn Prozent der Pa-tienten mit erektiler Dysfunktion in ärztliche Behandlung.

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Sie kreisen in einem Gedankenkarussell aus unbegründeten Befürchtungen

und werden von starken Kopf- oder Rückenschmerzen geplagt.

Wer unter einer Generalisierten Angststörung leidet, braucht professionelle Hilfe.

Wenn Sorgen alles beherrschenDr. Sabine Thor-Wiedemann (Text) · Rainer Kwiotek (Foto)

Überwiegend Frauen leiden unter der seelischen Erkrankung

36 MEDIZIN

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Sorgen um die Kinder, die eigene Gesundheit oder die berufliche Zu-kunft sind oft begründet und dienen dazu, rechtzeitig über Lösungenfür anstehende Probleme nachzudenken. Es gibt jedoch Menschen,die in einem Teufelskreis der Angst stecken und keinen Abstand zuihren Problemen finden. Auch nachts dreht sich das Gedankenkarus-sell weiter, an Schlaf ist nicht zu denken. Die ständige innere Anspan-nung führt nach einiger Zeit zu körperlichen Symptomen wie Kopf-schmerzen oder Magenproblemen. Diese Beschwerden stehen bei einem Arztbesuch oft im Vordergrund. Die richtige Diagnose, Gene-ralisierte Angststörung, wird oftmals erst nach Jahren gestellt. Da-bei sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebensvon dieser seelischen Erkrankung betroffen, überwiegend Frauen.

WOHER KOMMT DIE STÄNDIGE ANGST?

Eine ängstliche Veranlagung liegt manchmal in der Familie. Auch ne-gative Kindheitserfahrungen oder belastende Erlebnisse wie der Todvon nahen Angehörigen können die Entwicklung einer Angstpersön-lichkeit fördern. Bei der Generalisierten Angststörung spielen außer-dem Besonderheiten im Hirnstoffwechsel eine Rolle. Angst entstehtin bestimmten Hirnregionen, dem so genannten Angstnetzwerk. In-formationen in diesem Netzwerk werden durch verschiedene Boten-stoffe wie zum Beispiel Serotonin oder Noradrenalin, übertragen. Siebeeinflussen die Reaktionen des vegetativen Nervensystems und füh-ren zu Pulsrasen, Schwitzen oder Muskelanspannung. Bei Menschenmit einer Generalisierten Angststörung besteht ein Ungleichgewichtin der Aktivität der verschiedenen Botenstoffe und deshalb eineÜberaktivität der Angst auslösenden Hirnregionen.

WAS HILFT?

„Eine Generalisierte Angststörung sollte so früh wie möglich undlangfristig behandelt werden“, sagt Dr. Matthias Brasser von Pfizer.Grundsätzlich kommen drei Medikamentengruppen in Frage, diedas Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wiederherstellen kön-nen: Einige Antidepressiva, Benzodiazepine, die als Angstlöser wir-ken, und als jüngste Option ein Medikament, das ursprünglich gegenKrampfanfälle im Gehirn entwickelt wurde. „Bei den Antidepressi-va dauert es oft einige Wochen, bis die Wirkung einsetzt“, so Dr. Mat-thias Brasser. Sie wirkten sich zudem oft nachteilig auf das Sexual-leben aus. Benzodiazepine wirken zwar schnell und effektiv, sollenwegen der Suchtgefahr aber nicht auf Dauer eingenommen werden.„Optimal“, so Dr. Matthias Brasser, „sind Medikamente, die schnellwirken, möglichst wenige Nebenwirkungen haben und auf Dauernicht süchtig machen.“

Als begleitende Psychotherapie empfehlen Mediziner die so ge-nannte Kognitive Verhaltenstherapie. Dabei lernen die Betroffenen,das leidige Gedankenkreisen zu unterbrechen und ihre Sorgen undBefürchtungen an der Realität zu messen. Unterstützend helfenEntspannungsmethoden wie Autogenes Training oder ProgressiveMuskelrelaxation. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen –etwa in einer Selbsthilfegruppe – kann helfen, wieder Herr über seine Gefühle zu werden.

Deutsche Angst-Selbsthilfe

Bayerstr. 77a

80335 München

Tel. 089/51 55 53 15

c www.panik-attacken.de

Die Broschüre „Angsterkrankungen. Auf den Punkt

gebracht“ gibt es kostenlos bei Pfizer

c E-Mail: [email protected]

WEITERE INFOS

Zu den typischen Beschwerden bei Generalisierter

Angststörung gehören:

· Kopf- und Rückenschmerzen

· Schulter-Arm-Beschwerden

· Pulsrasen

· Schwitzen

· Schwindel

· Mundtrockenheit

· Oberbauchschmerzen

· Durchfall

· Zittern

KÖRPERLICHE SYMPTOME

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38 MEDIZIN

Bei manchen Krebsarten sind die Über-lebenschancen trotz intensivster Chemothe-rapie gering. Dazu gehört auch die AkuteMyeloische Leukämie, kurz AML. Bei dieserErkrankung treten Veränderungen im Erbgut(Mutationen) der Knochenmarksstammzel-len auf, aus denen weiße Blutkörperchen her-vorgehen. Diese genetischen Veränderungenführen dazu, dass sich unreife Zellen (Blas-ten) vermehren, die das Knochenmark und das Blut überschwemmen und andere gesun-de Zellen verdrängen. Je nachdem, welcheMutation vorliegt, sind die Heilungschancenunterschiedlich. Die so genannte FLT-3-Mutation, die ungefähr jeden vierten AML-Patienten betrifft, ist besonders ungünstig.Hier sind spezielle Rezeptoren auf der Zell-oberfläche verändert. Sie bewirken, dass ineiner Zelle wachstumsfördernde Signale über-hand nehmen.

CHANCE BEI SCHLECHTER PROGNOSE

Für diese besonders benachteiligte Patienten-gruppe sieht Prof. Walter Fiedler, Onkologeam Universitätsklinikum Hamburg-Eppen-dorf, eine viel versprechende Behandlungs-möglichkeit. Während der Pfizer-Wirkstoffbisher nur an Tumoren wie beispielsweiseNierenkrebs erprobt ist, will Walter Fiedlererstmals eine Studie bei einer hämatologi-schen Erkrankung (Blutkrebs) in Kombina-tion mit Chemotherapie durchführen. Wiekönnte dies den Patienten nutzen? „Wir ha-ben mit dem Wirkstoff bei mutiertem FLT-3-Rezeptor schon einige Vorarbeiten mit vielversprechenden Ergebnissen gemacht“, sagtProf. Walter Fiedler. „Sunitinib alleinehemmt zwar die wachstumsfördernden Sig-nale, die vom mutierten FLT-3-Rezeptorausgehen, doch die Wachstumshemmung ist nur von kurzer Dauer. Deshalb wollen wir diese neue Substanz jetzt mit einerStandardchemotherapie kombinieren undhoffen so, unseren Patienten eine bessereHeilungschance bieten zu können.“

In der Studie sollen zunächst rund 30Patienten in fünf universitären Zentren inHamburg, Hannover, Ulm, Tübingen und Mün-chen behandelt werden. Voraussetzung ist,

Dr. Sabine Thor-Wiedemann (Text / Interview)

Mit vereinten Kräftengegen den Krebs

Als forschender Arzneimittelhersteller unterstützt Pfizer

auch unabhängige klinische Forschungseinrichtungen.

Die Zusammenarbeit könnte jetzt zu einer

neuartigen Behandlung gegen Leukämie führen.

dass bei ihnen die beschriebene Mutation auchtatsächlich nachweisbar ist. Alle Patientenwerden über 60 Jahre alt sein. Gerade für siesind neue Therapieoptionen dringend nötig,denn bisher überleben in dieser Altersgrup-pe nur rund 5 bis 10 Prozent der Patienten.

In ein bis zwei Jahren wird sich absehenlassen, ob die Behandlung erfolgreich undverträglich ist. Im positiven Fall könnten die

Ergebnisse anschließend in einer größerenklinischen Studie überprüft werden. Undwelche Ergebnisse erwartet Prof. Fiedler?„Ich setze große Hoffnungen in diese Sub-stanz“, antwortet der Forscher. „Durchausdenkbar, dass die Kombination von Chemo-therapie und dem Wirkstoff für AML-Patien-ten mit FLT-3-Mutation eine neue Therapie-option wird.“

Blutzellen unter dem Elektronenmikroskop

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Herr Dr. Brüderle, Pfizer stellt innovative Wirkstoffe für Krebsarten zur Verfügung,

die das Unternehmen nicht selbst in Studien abdeckt. Welche Überlegungen stecken

dahinter? _ Dr. Andreas Brüderle: Zurzeit haben wir 16 verschiedene neue Substanzenin der klinischen Forschung. Unserer Einschätzung nach könnten einige davon beiTumorarten oder in Kombinationen mit anderen Therapeutika wirksam sein, die wirbei Pfizer nicht im Forschungsprogramm haben. Es ist nicht möglich, dass wir allediese wissenschaftlich sinnvollen Projekte eigenständig durchführen. Wir sind des-halb sehr froh, mit renommierten und kompetenten Partnern in der klinischen For-schung zusammenzuarbeiten. Bei diesen Projekten ist es so, dass die Verantwortungkomplett bei den unabhängigen Forschungseinrichtungen liegt und wir uns inhalt-lich raushalten.

Welchen Vorteil haben Ärzte und Patienten davon? _ Für Patienten mit schlechtenHeilungsaussichten stellt die Teilnahme an einer Studie eine zusätzliche Behand-lungsoption dar. In den letzten Jahren haben deshalb auch viele Patientenorga-nisationen darauf gedrängt, dass neue, viel versprechende Substanzen schneller alsbisher den klinischen Entwicklungsprozess durchlaufen. Auch Ärzte sind sehr daraninteressiert, eine neue Behandlung anbieten zu können, wenn alle etablierten The-rapien ausgereizt sind. Natürlich müssen vorhandene Daten und das zu erwartendeNutzen-Risiko-Profil die Prüfung einer Substanz für eine neue Indikation auchrechtfertigen. Hier gelten, wie bei jeder anderen klinischen Studie auch, klare undverbindliche ethische Regeln.

Unterstützen Sie die externen Forschungsinstitute nur durch die Bereitstellung

der Substanz oder auch darüber hinaus? _ Die Wissenschaftler können neben derPrüfmedikation zur Durchführung ihrer Studie auch ein Studienbudget beantragen.Die umfangreiche Überwachung und Auswertung einer wissenschaftlichen Studienach aktuellen Standards kann normalerweise nicht vom ärztlichen Personal alleine neben der Tagesroutine geleistet werden und benötigt daher zusätzlicheRessourcen. Im Rahmen von Studien wird oft auch spezielle Diagnostik notwendig,etwa eine studienspezifische Röntgen- oder Laboruntersuchung. Auch das kostetzusätzliches Geld. Benötigt eine Forschungseinrichtung finanzielle Zuwendungen,muss im Rahmen des offiziellen Antrags an Pfizer neben den wissenschaftlichenInhalten auch ein detaillierter Finanzplan vorgelegt werden. Über eine Bewilli-gung entscheidet eine internationale Gutachterkommission von Experten aus dem Gesamtkonzern.

Läuft diese Forschung dann völlig unabhängig von Pfizer ab? _ Wir diskutieren ge-meinsam mit den externen Forschern Details des so genannten Studiendesigns, unddamit die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung sowie dengeplanten zeitlichen Verlauf der Studie. So stellen wir sicher, dass gemeinsame Zieleerreicht werden und die Ergebnisse hinterher statistisch verlässlich auswertbar sind.

Gibt es während der Studie irgendeine Form der Qualitätskontrolle?_ Normaler-weise besprechen wir die Zwischenergebnisse. Wichtig ist uns auch, dass solcheProjekte für die Öffentlichkeit transparent gemacht werden, beispielsweise durchVeröffentlichung im Internet unter clinical.trials.gov. Denn nach unseren umfang-reichen internen Richtlinien für die Durchführung von klinischen Studien werdenweltweit alle von Pfizer gesponserten Studien auf dieser Internetseite eingestellt.

„Gemeinsam können wir mehr bewegen“Dr. Andreas Brüderle, Leiter der Medizin von

Pfizer Oncology Deutschland, sieht in der

intensiven Zusammenarbeit mit unabhängigen

Forschungseinrichtungen wie dem Universi-

tätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine große

Chance für die Forschung. Worauf es dabei

ankommt, erläutert er im Gespräch mit dem

Pfizer magazin.

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40 TIERMEDIZIN

Das Fleisch von Ebern hat einen starken Geruch. Die meisten Landwirte in Deutschland

kastrieren daher männliche Ferkel in den ersten Lebenstagen. Dieser Eingriff ohne Betäubung

bedeutet Stress und Schmerzen. Pfizer bietet eine Impfung als Alternative an.

Weniger Stress für FerkelKirsten Wörnle (Text)

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Die Prozedur dauert nur wenige Sekunden.Der Bauer packt das laut quiekende Ferkel anden Hinterbeinen. Mit einem Skalpell öffneter die Hodenhaut, entfernt beide Hoden unddurchtrennt den Samenstrang. Danach desin-fiziert er die Kastrationswunde und setzt dasTier zurück zur Mutter und den Geschwisternin den Schweinekoben. Der Schnitt wird inden folgenden Tagen verheilen.

Was der Deutsche Tierschutzbund alsVideofilm im Internet zeigt, ist in vielenLändern der Erde seit Jahrhunderten Praxis.

Allein in Deutschland werden jedes Jahr über20 Millionen männliche Ferkel ohne Betäu-bung kastriert. Der Grund: Eber bilden mitdem Eintritt in die Pubertät das Sexualhor-mon Androstenon. Es verleiht dem Fleisch einen strengen Geruch, den viele Verbrau-cher nicht mögen.

BISHERIGES VORGEHEN IN DER KRITIK

Das Tierschutzgesetz erlaubt den Schweine-züchtern daher bislang, ihre Ferkel innerhalbder ersten Lebenswoche ohne Betäubung zukastrieren. Die Prozedur gerät jedoch zuneh-mend in die Kritik. Die Tierärztin Dr. Susan-ne Zöls von der Veterinärmedizinischen Fa-kultät der Universität München untersuchtebeispielsweise die Blutwerte von Ferkeln.Sie wies einen deutlichen Anstieg des Stress-hormons Cortisol im Blut jener Tiere nach,die ohne Betäubung kastriert wurden. Fer-kel, bei denen der Eingriff dagegen unterNarkose erfolgte, hatten ähnlich wenige Stress-hormone im Blut wie die Tiere einer Kon-trollgruppe, die nur eingefangen und kurzfestgehalten wurden. Der Tierschutzbundfordert daher von der Bundesregierung einVerbot der betäubungslosen Kastration.

In anderen Ländern ist dies bereits Rea-lität, denn es gibt eine Alternative. In Austra-lien und Neuseeland beispielsweise ist die

Impfung gegen den Ebergeruch bereits seit1998 zugelassen. Sie unterbindet die Pro-duktion von Botenstoffen, die zur Bildungder Sexualhormone bei jungen Ebern führt.Die Folge: Die Schweine produzieren zumSchlachtzeitpunkt keine Sexualhormone.Das Fleisch bleibt frei von störenden Ge-ruchs- und Geschmacksstoffen. Da die Tiereerst wenige Wochen vor der Schlachtunggeimpft werden, verfügen sie außerdem biszu diesem Zeitpunkt über funktionsfähigeHoden, die während der gesamten MastWachstumsfaktoren produzieren. Aufgrundihres natürlichen Hormonhaushaltes wach-sen die Tiere kräftiger und schneller heran.Dadurch setzen sie mehr Eiweiß an, entwi-ckeln einen höheren Magerfleischanteil undweniger Fett.

TIERFREUNDLICHE ALTERNATIVE

Tierschutzverbände begrüßen die Alterna-tive zur betäubungslosen chirurgischen Kas-tration. „Uns ist es wichtig, dass die Tierenicht leiden und ihnen Schmerzen erspartbleiben“, sagt Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsi-dentin des Deutschen Tierschutzbundes undLeiterin der Akademie für Tierschutz in Neu-biberg. „Die Impfung gegen den Ebergeruchwäre neben anderen eine praxistauglicheund tierfreundliche Alternative.“

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Bislang dürfen männliche Ferkel in der ersten

Lebenswoche ohne Betäubung kastriert werden

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42 MEDIZIN | NOTIZEN

AIDS

Allein in Deutschland leben nach Angaben

des Robert-Koch-Instituts rund 60.000

Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert

sind. Das Problem für Patienten ebenso

wie für forschende Pharma-Unternehmen:

Die Viren entwickeln zunehmend Resisten-

zen gegen herkömmliche HIV-Medika-

mente. Eine wichtige Entwicklung ist in

diesem Zusammenhang der Wirkstoff

Maraviroc. Erstmals kann Pfizer damit

das Eindringen des Virus in die Ab-

wehrzellen des Immunsystems ver-

hindern. Bisherige Medikamente

greifen den Eindringling erst dann

an, wenn er sich bereits in der Zel-

le eingenistet hat.

AbgeblocktNeuer Wirkstoff hindert HI-Virus am Eindringen in die Zelle

PILZINFEKTIONEN

Patienten mit schweren Grunderkrankungen wie HIV oder Krebs sind aufgrund ihrer geschwächten Immunab-

wehr anfällig für Pilzinfektionen der Gattung Candida. Pfizer hat die therapeutischen Möglichkeiten für diese

Patienten erweitert und stellt ein Antimykotikum einer neuen Substanzklasse zur Verfügung. Laut einer im New

England Journal of Medicine veröffentlichten Studie zeigt dieses Medikament erstmals therapeutische Über-

legenheit gegenüber der bisherigen Standardtherapie.

AbgewehrtInnovatives Antimykotikum hilft gegen Candida

Mit den tentakelartigen Proteinen

befestigt sich der HI-Virus an der Zelle

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TIERMEDIZIN | NOTIZEN 43

Tierisch wirksamNeues Medikament hilft reisekranken Hunden

ÜBELKEIT

RINDERGRIPPE

Viele Hunde leiden bei Autofahrten oder auf dem Schiff unter Erbrechen. Inzwischen

gibt es jedoch Hilfe: Halter können über den Tierarzt eine speziell für die Vierbeiner

entwickelte Tablette beziehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Präparaten muss die

neue Reisetablette nur einmal am Tag verabreicht werden. Wie eine Marktforschungs-

studie unter europäischen Hundebesitzern im Februar 2008 ergab, ist fast jeder dritte

Vierbeiner betroffen. Rund die Hälfte aller Hundebesitzer würde demnach öfter ver-

reisen, wenn das Tier nicht leiden würde. Mit der neuen Tablette gegen die Reisekrank-

heit können sie ihre Lieblinge nun getrost mit ins Auto oder aufs Schiff nehmen.

Sie heißen „BRSV“ sowie „PI3“ und sind gefürchtete Viren. Vor allem bei jungen Käl-

bern führen sie häufig zum Ausbruch der Rindergrippe mit hohen Krankheits- und

Sterblichkeitsraten. Eine neuartige Impfung in die Kälbernase bietet dagegen wirksa-

men Schutz. Der Impfstoff regt die Produktion lokaler Antikörper an, wehrt die Viren

bereits beim Eintritt in die oberen Atemwege ab und schützt vor einer Erkrankung der

Lunge. Eine einmalige Anwendung bietet einen neunwöchigen Schutz.

Gut präpariert kann die Reise losgehen

Die jungen Kühe kommen bald ins gebärfähige Alter

Eine Nasenlänge vorausLokale Impfung schützt Kälber vor Grippeviren

UNFRUCHTBARKEIT

Landwirte stehen häufig vor dem Problem mangeln-

der Fruchtbarkeit ihrer Kühe. Einen Ausweg bietet

neuerdings auch eine Intravaginalspange. Das so

genannte Progesteron-T enthält natürliches Proges-

teron, das in den Blutkreislauf gelangt und dem

Organismus des Tieres eine Trächtigkeit simuliert.

Wird die Spange nach sieben Tagen entfernt, fällt

der Progesteronspiegel im Blut steil ab, es kommt

zur Ausreifung eines Follikels und zum Eisprung.

Die Kuh wird brünstig. Eine Studie ergab erhöhte

Trächtigkeitsraten bei Milchkühen und Färsen ge-

genüber Kontrollgruppen, die mit anderen Frucht-

barkeitsprogrammen behandelt wurden.

Gute Hoffnung für MilchküheHormontherapie sorgt für mehr

Kälbergeburten

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44 GUTE PRAXIS

Andreas ist der Schrecken noch deutlich anzumerken. Als Raucher hat der Schüler der Berufsfachschule fürPhysiotherapie in Oschersleben bei Magdeburg zwar mitschlechten Lungenwerten gerechnet. Als das Messgerät,in das er gerade kräftig gepustet hat, einen deutlich er-höhten Kohlenmonoxidwert anzeigt, muss der 21-Jähri-ge mit der sportlichen Figur jedoch schlucken. Das ge-fährliche Gas, erfährt Andreas, entsteht beim Rauchenund wird nur langsam vom Körper wieder abgegeben. Die neue Erkenntnis gibt einen Anstoß: „Ich werde jetzt wirklich versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Andreas.

Ob er es schafft, den guten Vorsatz in die Tat umzuset-zen? Rauchen ist eine Sucht und der Kampf dagegenschwer. „Wir wollen die jungen Leute zum Nachdenkenanregen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie sie sichgesünder verhalten könnten“, sagt Susanne Borchert,Leiterin der Kampagne „Ein Herz für Sachsen-Anhalt“.Mit einem Team der Landesvereinigung für Gesundheit(LVG) ist sie im gesamten Bundesland unterwegs, umüber Risiken aufzuklären und die Menschen zu einemsorgsameren Lebenswandel zu motivieren.

An diesem Morgen machen Susanne Borchert undihre Mitarbeiter in der Kleinstadt Oschersleben Station.Die Berufsfachschule für Physiotherapie ist in einem un-scheinbaren Bau am Rande der Durchgangsstraße unter-gebracht. 70 Schüler aus drei Jahrgängen wollen hautnaherfahren, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist. Wie

schnell rast der Puls nach 20 Kniebeugen? Wie rasch gehter wieder auf einen normalen Wert zurück? Wie viel ge-fährliches Kohlenmonoxid befindet sich in der Lunge eines Rauchers? An sechs Stationen für einen Gesund-heits-Check können sich die jungen Erwachsenen überihre Gesundheit informieren und entsprechend beratenlassen. Die Teilnahme ist freiwillig. Fast alle macheninteressiert mit.

Mit langem Atem

Fast die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland geht auf Erkrankungen

des Herz-Kreislauf-Systems zurück. In Sachsen-Anhalt sind

besonders viele Menschen betroffen. Pfizer unterstützt in dem Bundesland daher

eine große Präventionskampagne in der Bevölkerung.

Kampagnenleiterin Susanne Borchert im Beratungsgespräch

Petra Krimphove (Text) · Thorsten Ulonska (Fotos)

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„Wir wollen die jungen Leute zum Nachdenken anregen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie sie sich gesünderverhalten könnten.“Susanne Borchert, Leiterin der Kampagne „Ein Herz für Sachsen-Anhalt“

Beim Pusten in ein Messgerät erfahren rauchende Jugendliche, wie viel giftiges Kohlenmonoxid sie im Körper haben

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46 GUTE PRAXIS

Die Kampagne richtet sich an die breite Öffentlichkeitund besondere Zielgruppen wie Jugendliche, Ältere undSchüler. Neben Veranstaltungen an Schulen gibt es zahl-reiche Angebote für verschiedene Alters- und Zielgrup-pen. Ein Musical klärt in Kindergärten bereits die Jüngs-ten über gute Ernährung auf. Das LVG-Team informiertin Betrieben über gesundheitsförderndes Verhalten amArbeitsplatz. Es hält Vorträge vor Frauenverbänden überdie speziellen Anzeichen eines weiblichen Herzinfarktesund kooperiert in der Aufklärungskampagne mit Sport-vereinen, Krankenhäusern und Tourismusverbänden.Auch Taxifahrer gehören zur Zielgruppe. Sie können Le-ben retten, wenn sie die entscheidenden Erste-Hilfe-Maß-nahmen kennen. Deshalb bekommen sie seit Anfang desJahres 2008 zunächst im Raum Halle eine entsprechen-de Fortbildung. „Bei Herzinfarkt und Schlaganfall zähltjede Minute“, unterstreicht der Mediziner Dr. ManfredHerrmann von der Uniklinik Halle Saale den Sinn derWeiterbildung.

Pfizer beteiligt sich maßgeblich an der Kampagne, dieunter der Schirmherrschaft der Gesundheitsministerindes Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Gerlinde Kuppe, steht.Das Unternehmen forscht an neuen Medikamenten fürHerz-Kreislauf-Patienten und unterstützt als Partner imGesundheitswesen zugleich die Aufklärung und Gesund-heits-Vorsorge in der Bevölkerung in verschiedenen Ko-operationsprojekten. In Sachsen-Anhalt finanziert Pfizerdie Personalkosten der mehrjährigen Kampagne undstellt Sachmittel zu Verfügung.

An den meisten Aktionstagen reist zudem PamelaReng von der Pfizer-Zentrale nach Sachsen-Anhalt. Dort

verstärkt die Managerin für Gesundheitsprojekte dasLVG-Team vor Ort, misst Kohlenmonoxid- und Fettwer-te und berät die Teilnehmer über eine gesunde Lebens-führung.

Für Pfizer ist der generationsübergreifende Ansatzein wichtiger Grund, sich zu engagieren. „Wir sind davonüberzeugt, dass Prävention vom Kindesalter bis ins hoheAlter betrieben werden sollte“, sagt Pamela Reng. „Ichglaube, dass die Aktivitäten das Bewusstsein für einerechtzeitige ärztliche Behandlung erhöhen und wir inSachsen-Anhalt viel erreichen können.“

Das Bundesland hält einen traurigen Rekord: Alleinim Jahr 2005 starben nach Angaben des StatistischenLandesamtes rund 14.000 Männer und Frauen an denFolgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Mit 105 Todes-fällen auf 100.000 Einwohner liegt das Land im Bundes-durchschnitt an der Spitze. Die Gründe sind vielfältig.Ein hoher Altersdurchschnitt trägt ebenso dazu bei wieausgeprägte Risikofaktoren: Die Hälfte aller Erwachse-nen sind übergewichtig. Viel besser sieht es im übrigenDeutschland freilich auch nicht aus. Fast jeder zweiteBundesbürger stirbt an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungwie Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Entzündung des Herzens.

Der Tod folgt in der Regel auf eine längere Leidensge-schichte: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oderDiabetes schwächen den Organismus. Umgekehrt sindHerz-Kreislauf-Erkrankungen in den meisten Fällendurch eine gesündere Lebensführung vermeidbar. „Sielassen sich über eine Beeinflussung ihrer Risikofaktorensehr gut verhindern“, betont Professor Helmut Gohlke,

Taxifahrer und „Ersthelfer“ Mario Solansky Am „cardioscan“-Gerät erfahren die Schüler, wie gesund ihr Herz ist

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Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Wer mitdem Rauchen aufhört, sich mehr bewegt und gesund er-nährt, erhöht seine Chance auf ein längeres Leben.

Häufig hapert es daran schon bei Kindern und Ju-gendlichen. Durch eine ungesunde Lebensweise wachsensie regelrecht in die Risikogruppe hinein. Appelle an denguten Willen helfen selten. Die Konfrontation mit den eigenen Fitnesswerten bringt dagegen manch einen ins Grübeln. Das lässt sich in der Oscherslebener Schulegut beobachten. Susanne Borchert hat soeben JaninesKörperfettanteil gemessen. Dazu musste das Mädchendie Griffe eines kleinen Gerätes umfassen. Es sendet einen leichten Stromfluss durch ihren Körper und misstden Widerstand. Er ist bei Fett höher als bei Wasser. Zu viel Fett und damit auch zu wenig Muskelmasse, solässt sich das Ergebnis bei Janine auf den Punkt bringen.Auch ihr Body-Mass-Index, also das Verhältnis von Ge-wicht zu Körpergröße, liegt oberhalb der Normalwerte.„Eigentlich ist das keine Überraschung“, räumt die

21-Jährige ein. Der Umzug aus dem Elternhaus in Potsdam nach Oschersleben hat Spuren hinterlassen. In den ersten Monaten nahm die junge Frau fünf Kilo-gramm zu. „Ich ernähre mich hier einfach zu ungesund.“Die gute Nachricht: Zwei Kilo hat sie seit Anfang des Jah-res beim Sport wieder abtrainiert. „Aber das Ergebnisheute ist für mich noch mal ein Ansporn, weiterzuma-chen“, sagt sie.

Für das Team der Herzkampagne ist Janines Vorsatzdie Bestätigung ihrer Arbeit. „Wir wollen motivieren“,sagt Susanne Borchert, „und nicht den Zeigefinger erhe-ben.“ An der Berufsfachschule in Oschersleben erfüllt dieKampagne zudem einen weiteren Zweck. SchulleiterFrank Kurbjuhn sieht seine Schützlinge auch als künfti-ge Multiplikatoren. „Der Aktionstag passt sehr gut in dieAusbildung“, sagt er. „Die Schüler sollen schließlich spä-ter in ihrer Arbeit Patienten von einer gesunden Lebens-weise überzeugen.“ Dazu müssen sie selbst als gutesBeispiel vorangehen.

Bei den Liegestützen zeigt sich, wer Ausdauer und Kraft hat

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48 GUTE PRAXIS

Medikamente für KinderTanja Molitor (Text)

Manchmal müssen schon die Jüngsten Arzneimittel

einnehmen. Eine neue EU-Verordnung verpflichtet

deshalb die Hersteller, klinische Studien mit

kleinen Patienten durchzuführen. Pfizer entwickelt

altersgerechte Aufklärungsmaterialien.

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Illus

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Pfiz

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Er heißt Hermann, trägt eine grüne Hose undeine lange Locke auf dem kahlen Kopf. Derdrollige Kerl ist die Hauptfigur in einem Co-mic für junge Patienten. Pfizer bereitete mitder Bildergeschichte erstmals Kinder zwi-schen sechs und zehn Jahren auf die Teilnah-me an einer klinischen Studie vor, die seitSommer 2008 in 15 deutschen Universitäts-und Kinderkliniken zur Prüfung einesWachstumshormonpräparates läuft. „Wirwollten mit dem Comic junge Patienten alsgleichberechtigte Partner ansprechen undsie altersgerecht informieren“, sagt Dr. Hei-ke Jura, Projektmanagerin für klinische Stu-dien des Unternehmens.Mit der dreijährigen Studie erforscht Pfizerdie Wirkung von Wachstumshormonen beiKindern, die mit dem so genannten SGA-Syndrom (Small for Gestational Age) geborenwurden und deutlich kleiner sind als ihre Al-tersgenossen. Der Wirkstoff Somatropin regterwiesenermaßen das Längenwachstum an.Die Forscher wollen jetzt unter anderem he-rausfinden, welche Folgen das Präparat fürdie Muskelfunktion und die intellektuelle Ent-wicklung der jungen Studienteilnehmer hat.

Comic und Studie gehören zu einem neu-en Ansatz in der Medikamentenforschung.Seit Kurzem verpflichtet eine EU-Verord-nung Arzneimittelhersteller, Wirkstoffe fürKinder in den entsprechenden Altersgrup-pen zu prüfen. „Die Kinderärzte wussten auf-grund ihrer Erfahrung natürlich auch bisher,wie bestimmte Medikamente in verschiede-nen Altersklassen wirken. Dennoch ist es

wichtig, mehr Erkenntnisse bei verschiede-nen Krankheitsbildern zu sammeln“, sagt Dr.Stefan Kaspers, Kinderarzt und Initiator derStudie bei Pfizer in Deutschland. Das ist bei-spielsweise für die korrekte Dosierung derArzneimittel wichtig, da Wirkstoffe je nachAlter der Patienten unterschiedlich vom Kör-per aufgenommen und verarbeitet werden.Pfizer begrüßt die neue EU-Verordnung, weilBehandlungen künftig noch besser auf jungePatienten zugeschnitten werden können. „Inden USA sind Arzneimittelhersteller schonseit einigen Jahren verpflichtet, neue Me-dikamente auch für Kinder und Jugendlichezu prüfen. Dass Europa jetzt nachzieht, halteich für einen richtigen Schritt“, sagt Dr.Michael Warmbold, medizinischer Leiter vonPfizer in Deutschland.

Gleichwohl bringt die Verordnung aucheine Reihe von Herausforderungen mit sich.„Klinische Studien mit Kindern und Jugend-lichen sind sehr aufwändig, weil sie unterUmständen in bis zu fünf verschiedenen Al-tersgruppen durchgeführt werden müssen“,sagt Dr. Heike Jura.

Moderne und altersgerechte Aufklä-rungsmaterialien sind da ein wichtiger Bau-stein, um junge Patienten und ihre Elternüber die Erkrankung und den Ablauf der Stu-die zu informieren. Für die SGA-Studie benö-tigten die Forscher 88 kleine Patienten im Al-ter von sechs bis zehn Jahren. Sie alle habenHermann, den Comic-Star mit grüner Hoseund langer Locke auf dem kahlen Kopf, ken-nengelernt.

„Klinische Studien mit Kindern und Jugendlichen sind sehraufwändig, weil sie unter Umständen in bis zu fünf ver-schiedenen Altersgruppen durchgeführt werden müssen.“Dr. Heike Jura

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50 GUTE PRAXIS

Fit für die ZukunftKety Quadrino (Text)

In Freiburg betreibt Pfizer neben seinem weltweit größten Abpackwerk ein

innovatives Büro- und Laborgebäude. 35 Millionen Euro investierte das

Unternehmen in die zukunftsweisende Betriebs- und Forschungsarchitektur.

Die Arbeitsräume lassen sich nach dem Baukastenprinzipleicht umgestalten. Abzugs- und Versorgungsleitungenfür Strom, Wärme und Wasser wurden in die Decke ver-bannt. Schalter und Steckdosen sitzen in Modul-Wänden,die jederzeit abgenommen und an anderer Stelle einge-setzt werden können. Bei der Gestaltung seines neuenBüro- und Laborkomplexes in Freiburg ist Pfizer neueWege gegangen. Das Ziel für den 10.000 Quadratmetergroßen Bau: höchste Flexibilität und eine kommunika-tive Atmosphäre. Die Mitarbeiter können ihre Arbeits-plätze aktuellen Erfordernissen anpassen und verändern, ohne den Betrieb zu unterbrechen. Anschlussstellen für

neue Arbeitsplätze sind schnell geschaffen. „Die Laborswachsen mit dem Standort, ohne dass große Eingriffenötig sind“, sagt Projektleiter Michael Becker.

Zur innovativen Ausstattung kommt die umwelt-freundliche Technik. Für angenehme Heizwärme sorgteine Geothermie-Anlage. Sie versorgt das Gebäude über19 Erdsonden mit Wärme aus 130 Metern Tiefe. Anstattmit energieintensiven Kompressoren wird die Raumluftdurch das Verdunsten von Wasser abgekühlt. Selbst imHochsommer steigt die Temperatur dadurch nicht über22 Grad. Sonnenschutz und eine optimale Wärmedäm-mung von Fenstern und Fassaden sparen jährlich über

Leichte Montage Kommunikative Atmosphäre

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51

vier Millionen Kilowattstunden Energie ein. „Dies ent-spricht dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa1.000 Haushalten im Jahr“, sagt Michael Becker. DerKohlendioxidausstoß des Werkes reduziert sich dadurchum bis zu 2.235 Tonnen.

Anfang 2008 haben rund 400 Mitarbeiter aus La-bor und Verwaltung den Neubau bezogen. Das alteGebäude bietet künftig zusätzlichen Platz für die Produk-tion. Das Produktionsvolumen hat sich in den vergan-genen zwölf Jahren verzehnfacht. Allein im Jahr 2007verließen 220 Millionen Medikamenten-Packungen dasWerk in Freiburg.

Die renommierte „International Society for Pharmaceutical Enginee-ring“ (ISPE) hat die vollautomatische Produktionsstätte NEWCONim bayerischen Illertissen zur Fabrik des Jahres 2008 in der Katego-rie Prozess-Innovation gekürt. NEWCON steht für New Containmentund bedeutet die vollautomatische und staubfreie Herstellung hoch-wirksamer Substanzen. Die Mitarbeiter kommen während der Tablet-tenproduktion durch den europaweit bislang einzigartigen Standardnicht mit Arzneimittelstäuben in Berührung. Innovative Technolo-gien sorgen zudem in allen Phasen des Herstellungsprozesses auto-matisch für die notwendige Qualitätskontrolle. NEWCON ist PfizersProduktionsstätte für ein Rauchentwöhnungsmedikament. Das Werksetzte sich im Wettbewerb um den „Facility of the Year“-Award derKategorie Prozess-Innovation im Februar 2008 gegen 19 Mitbewer-ber durch.

Moderne Architektur: NEWCON in Illertissen

Fabrik des Jahres

Pfizer gewinnt mit seiner neuen Produktionsstätte

in Illertissen den „Facility of the Year“-Award.

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52 GUTE PRAXIS

Viele Raucher fühlen sich körperlich nicht rich-

tig leistungsfähig, fürchten Spätfolgen wie

Krebs oder Herzinfarkt und leiden in Zeiten des

Rauchverbots manchmal sogar unter sozialer

Ausgrenzung. Dennoch schafft nach Schätzun-

gen der Weltgesundheitsorganisation WHO nur

jeder zwanzigste Raucher den Ausstieg auf eige-

ne Faust; zu stark sind typische Entzugssympto-

me wie schlechte Stimmung und Kopfschmerzen

und das Verlangen nach der nächsten Zigaret-

te. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen

nun, dass der Ausstieg aus der Sucht besser ge-

lingt, wenn er ärztlich begleitet wird. Neben Mo-

tivation und Verhaltenstipps vom Arzt können

unterstützend Medikamente eingesetzt werden.

Der Pfizer-Wirkstoff Vareniclin beispielsweise

setzt ähnlich wie Nikotin, allerdings in geringe-

ren Mengen, bestimmte Botenstoffe frei und kann

so Entzugserscheinungen verhindern. Gleichzei-

tig verhindert der Wirkstoff, dass sich Nikotin an

Rezeptoren bindet, sodass bei einem Rückfall

die Zigarette keine Wirkung erzeugt.

Raucher schaffen den Ausstieg

besser mit ärztlicher Unterstützung

Endlich freiENTZUG

Zigaretten-ZeugnisFOTOWETTBEWERB

So kann man es auch sehen: In einem Raucherzimmer prangt anstelle des

abgehängten Bildes ein weißes Viereck inmitten der vom Nikotin gelblich

verfärbten Wand. „Sie wird so zum Zeugnis des Zigarettenkonsums“, sagt

Anna Wallinger, Schülerin an der Berufsfachschule für Fotodesign des

Berliner Lette-Vereins. Für ihre originelle Umsetzung des Themas „stop

smoking“ gewann sie den gleichnamigen Fotowettbewerb, den Pfizer ge-

meinsam mit dem Lette-Verein im Sommer 2008 ausgeschrieben hat.

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NOTIZEN 53

Innovatives GesundheitsmodellÄrzte erproben neue medizinische Versorgung

Gesundheitsexperten im ganzen Land schauen auf das Kin-

zigtal in Baden. In der Schwarzwald-Region erproben Medi-

ziner seit Ende 2005 ein bislang einzigartiges Versorgungs-

modell. Niedergelassene Ärzte haben sich mit Kollegen in

den Kliniken zur „Gesundes Kinzigtal GmbH“ zusammenge-

schlossen. Ziel des unternehmerartigen Netzwerkes sind die

optimale medizinische Versorgung der Patienten und eine

bessere Krankheitsvorsorge. Ein zentraler Baustein der Prä-

ventionsmaßnahmen ist das Rauchentwöhnungsprogramm

„Rauchfreies Kinzigtal“, das Pfizer mitentwickelt hat und fi-

nanziell unterstützt. Raucher können aus Angeboten wie Aku-

punktur, Anti-Raucher-Medikamenten und einer Verhaltens-

therapie ihr persönliches Entzugsprogramm zusammenstel-

len. Ein Jahr lang werden sie dabei ärztlich begleitet und

durch SMS-Botschaften und E-Mails in ihrer Motivation ge-

stärkt. Das Programm läuft seit Oktober 2007 und ist auf

zwei Jahre angelegt.

Informativ und verständlichPfizer entwickelt neue Beipackzettel mit Patienten

Er informiert über Wirkung und Nebenwirkung eines Medika-

mentes, über Dosierung und Einnahmehäufigkeit. Der Beipack-

zettel ist komplex und muss zugleich verständlich sein. Pfizer hat

daher seine Anstrengungen für besonders nutzerfreundliche Pa-

ckungsbeilagen verstärkt. Einer zu diesem Zweck gegründeten

Arbeitsgruppe gehören inzwischen Vertreter von sechs ver-

schiedenen Patientenorganisationen an. Das interdisziplinär

besetzte Team entwickelte bereits für acht Medikamente neue

Gebrauchsinformationen, etwa zur

Thromboseprophylaxe, gegen Durch-

blutungsstörungen oder Herzleis-

tungsschwäche. Eine größere Schrift

und ein modernes Layout gehören

ebenso zu den Verbesserungen

wie die Kennzeichnung einzelner

Rubriken durch Piktogramme. Die

Sprache richtet sich konsequent an

medizinischen Laien aus. Daneben

sorgen Infokästen für eine klare

Strukturierung besonders wichtiger

Textpassagen.

KINZIGTAL

PACKUNGSBEILAGE

c www.beipackzettel-verstehen.de

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54 ENGAGEMENT

Leben trotz alledemEva Wolfangel (Text) · Frank Schultze (Fotos)

In Afrika sterben HIV-Infizierte früher als ihre

Leidensgenossen in Europa. Das Infectious Diseases

Institute (IDI) in Uganda erforscht die Ursachen

und lindert Leid. Pfizer fördert die Klinik.

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Eine aidskranke Mutter erhebt sich mit ihrem Baby

aus der Menge der Wartenden. Im IDI bekommt sie

medizinische Versorgung und Lebensberatung

Die zierliche Alice Nakefeero, 42, sitzt auf einem Fleck ge-stampften Lehmbodens zwischen ihrem Bett und der unver-putzten Wand. Nur ein Vorhang versperrt den Blick hinausauf die Gasse, die durch ein Slum am Rand der ugandischenHauptstadt Kampala führt. Eine Hütte reiht sich an dienächste, Kinder spielen im Staub.

Trotz der Enge wissen die Nachbarn fast nichts überAlice Nakefeero. Nichts von ihrem Mann, der sie verlassenhat. Nichts von ihrer Familie, zu der sie nicht zurück kann.Und nichts von der Krankheit, die an allem schuld ist.

Die 42-jährige Marktverkäuferin ist HIV-positiv undeine von vielen infizierten Uganderinnen, die in bitterer Ar-mut leben. Sie sterben meist Jahre früher als HIV-Infiziertein Europa. Unterernährung schwächt das Immunsystem, inAfrika verbreitete Krankheiten wie Malaria und Tuberkulo-se setzen dem Körper zu. Das macht Aids in Afrika noch be-drohlicher als in Europa.

Aber Alice hatte Glück: Sie gelangte an die richtigen In-formationen. Direkt nach der Diagnose vor drei Jahren wur-de sie von ihrem Arzt an das Infectious Diseases Institute(IDI) überwiesen, zu deutsch: Institut für ansteckendeKrankheiten. Die Spezialklinik wird seit Jahren von Pfizergefördert. „Dort habe ich zum Beispiel gelernt, wie wichtigeine gute Ernährung für mich ist“, sagt Alice. Viel Obst undGemüse soll sie essen, haben ihr die Ärzte klargemacht.Denn sie wussten, dass Alice wie die meisten Ugander glaub-te, allein Fleisch und in viel Öl gebratenes Gemüse seiennahrhaft.

Als Alice im IDI ankommt, ist sie schon seit fünf Uhrmorgens auf den Beinen. Sie geht zu Fuß, steigt in Mofa-Ta-xis und Kleinbusse um. Je nach Dichte des Verkehrs brauchtsie dafür bis zu drei Stunden.

Im turnhallengroßen Wartesaal des IDI stehen Holzbän-ke in langen Reihen aneinander. Menschen in bunten Klei-dern sitzen dicht an dicht – in einem Jahr behandelt die Ein-richtung 9.000 Patienten. An den Wänden hängen selbst ge-malte Bilder der Wartenden, im Innenhof vertreiben sie sichdie Zeit mit Brettspielen, manche tanzen und trommeln so-gar. Keine Spur von der sterilen Nüchternheit einer Klinik.

Außerdem ist das IDI eines der größten Fortbildungsins-titute Afrikas, getreu seinem Anspruch: „Wir trainierenHunderte, die zurückgehen in ihre Länder und dort Tausen-de trainieren, die schließlich für Millionen Menschen sor-gen.“ Mehr als 1.700 Ärzte und Schwestern aus 26 afrika-nischen Ländern haben bereits Kurse zum Thema HIVbesucht. In 20 Projekten forschen Wissenschaftler undStudenten zu HIV in Afrika.

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Patienten warten auf den Klinikfluren, bevor sie in die verschiedenen Behandlungszimmer weitergeleitet werden

56 ENGAGEMENT

Pfizer beteiligte sich am Bau der Einrichtung mit zwölfMillionen Dollar. 2004 wurde das IDI eröffnet. „Wir wol-len zur Lösung des Aids-Problems beitragen“, sagt JackWaters, Vize-Präsident der Abteilung für internationaleBeziehungen in der Firmenzentrale in New York. Beein-trächtigen Anti-Malaria-Mittel die Wirkung der Aidsme-dikamente? Wirken die europäischen Medikamente inAfrika genauso gut? Welche Faktoren erhöhen die Sterb-lichkeit? Viele Fragen sind noch zu erforschen.

Mit den Antworten, die es schon gibt, muss die Bevöl-kerung erst den richtigen Umgang lernen. Alice schöpf-te wegen der Tabletten Verdacht, die ihr Mann jeden Morgen einnahm, lange bevor die Krankheit bei ihr selbstdiagnostiziert wurde. „Als ich ihn auf die Pillen ansprach,verweigerte er die Antwort“, sagt sie. Sie traute sich nichtweiterzufragen. Ihr erster Mann war bei einem Unfall ge-storben, sie fürchtete sich vor einem weiteren Unglück.Heute bereut sie ihre Nachgiebigkeit.

Vielleicht hätte sie rechtzeitig von seiner HIV-Infek-tion erfahren und sich selbst schützen können. Erst einmysteriöser Hautausschlag einige Jahre später alarmier-te ihren Hausarzt. Er schickte sie ins IDI und ließ Alicetesten. „Wie in Trance lief ich durch die Gänge“, erinnertsie sich. Sie wollte ihre Infektion nicht wahrhaben. Wie-so sollte es ausgerechnet sie erwischt haben? Sie, die

immer treu gewesen war? Die immer Wert auf ein geord-netes Leben gelegt hatte? „Ich war verwirrt und ängst-lich. Ich dachte: Jetzt sterbe ich!“ Aber dann traf sie imIDI viele Leidensgefährtinnen, konnte die Beratungs-stunden in Anspruch nehmen. „Heute bin ich viel stär-ker“, sagt sie. „Ich weiß, dass HIV nicht den nahen Todbedeuten muss.“

Auch der Arzt und Direktor des IDI, Alex Coutinho,erinnert sich noch gut an eine Zeit, in der Aids als nichtbehandelbar galt. Die Krankheit hat sein Leben begleitet,seit er denken kann. Als er Anfang der 1980er-Jahre alsfrisch gebackener Arzt von der Uni kam, starben Men-schen plötzlich um ihn herum, anscheinend ohne Grund:„Aids war eine mysteriöse Krankheit, alle rätselten, nie-mand konnte sich einen Reim darauf machen.“ Damalsgalt die Krankheit als Todesurteil. Jeder verlor Freundeund Familienmitglieder. Coutinho selbst beweinte zehnVerwandte, bis die Forschung erste Erkenntnisse über das neue Virus präsentierte. Weitere 20 Jahre vergingen,bis Medikamente in Uganda verfügbar waren.

„Eine Million Ugander sind an Aids gestorben“, sagtCoutinho. „Ich habe drei Kinder und ich hoffe, sie müs-sen nie ein solches Massensterben mit ansehen.“ Ärzteund Wissenschaftler wie er haben in Uganda ihre Kraftund Geduld in diese Vision gesteckt. Mit Erfolg, wie er

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sagt: „Früher haben sich die Betroffenen aufs Sterbeneingestellt, heute kehrt das Leben zurück.“

Aber noch längst nicht für alle. Nach wie vor sind viele Aidstote zu beklagen. Über sechs Prozent der Ein-wohner Ugandas sind HIV-infiziert, in der HauptstadtKampala sind es sogar elf Prozent.

Als Alice von ihrem ersten Besuch im IDI nach Hausekam, konfrontierte sie ihren Mann mit ihrer Erkrankung:„Nur du kannst mich angesteckt haben.“ Er weigerte sichimmer noch zu antworten, wich wenige Tage später ihremfragenden Gesicht ganz aus, indem er einfach auszog.

Die Wut wollte sie anfangs zerreißen. Wut auf die In-fektion, auf sein Schweigen. Auch zu ihrer Familie konntesie nicht zurück. Hat eine Frau erst mal geheiratet, über-nimmt die Familie keine Verantwortung mehr für sie.

Ihren Nachbarn oder den anderen Verkäuferinnen aufdem Markt verschweigt sie ihre Infektion. „Sie würdenmich auslachen“, fürchtet sie. Dabei sind viele selbst be-troffen. Man sieht sich hin und wieder im IDI, in der War-tehalle, in Beratungen oder Selbsthilfegruppen. Zurückim Slum aber verliert niemand ein Wort darüber.

Immer wieder bleiben Patienten der Behandlung imIDI von einem auf den anderen Tag fern. Die Kranken-schwestern können über die Gründe nur rätseln: War esScham, mangelndes Interesse oder der Tod? Meist habendie „verschollenen Patienten“ weder Telefonnummer nochAdresse hinterlassen. Eine Antwort bekommen die Kran-kenschwestern fast nie.

Alice kehrt abends in die Anonymität ihres Slums zu-rück. Im warmen Licht der untergehenden Sonne setztsie sich draußen vor dem Haus auf einen Teppich. Sie bautihren Kocher auf und schneidet Bananen in den Topf, ih-re Lieblingsspeise. Eine Horde Kinder aus der Nachbar-schaft umringt sie. Wenn sie dem heißen Topf zu nahekommen, verscheucht Alice sie freundlich schmunzelnd.„Wieso hast du keinen Mann?“, ruft ein vorlauter Junge.Er ist kaum kleiner als die zierliche Alice. „Weil ich kei-nen mehr will“, antwortet sie und lacht. Sie wirkt aufge-räumt. Die Kinder lachen mit. Immer mehr kommen undsetzen sich zu Alice auf den Teppich.

Ein Arzt nimmt einer Frau Blut ab, das im hauseigenen Labor analysiert wird

Mit singen, tanzen und trommeln vertreiben sich Patienten die Wartezeit

Ärzte und Schwestern aus dem ganzen Land besuchen Aids-Fortbildungen im IDI

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58 ENGAGEMENT

In dem Verein startsocial geben Profis aus der Wirtschaft ihr Wissen

an Ehrenamtliche weiter. Auch Pfizer-Mitarbeiter sind dabei.

Hilfe für HelferIngrid Schumacher (Text) · Christoph Püschner (Fotos)

„Ach so!“ Nadja Penner lacht erleichtertauf. Die 29-Jährige mit den streichholzkur-zen braunen Haaren hat am Tag zuvor ihrenVerein Integra zu Trainingszwecken präsen-tiert. Nun bekommt sie Rückmeldung vomProfi: „Bleiben Sie authentisch“, rät JochenPreuss, „auch vor einer vermeintlich emo-tionslosen Zuhörerschaft darf man seine Ge-fühle zeigen. Das wirkt glaubwürdig undweckt Aufmerksamkeit!“

Jochen Preuss weiß, wovon er spricht.Der diplomierte Kaufmann ist bei Pfizer An-sprechpartner für Partner aus dem Gesund-heitswesen. Im Rahmen von startsocial, einem gemeinnützigen Verein unter derSchirmherrschaft von Bundeskanzlerin An-gela Merkel, gibt er nach Feierabend seinWissen an Ehrenamtliche weiter.

Einmal in der Woche fährt Preuss deshalbnach Büroschluss von Nürnberg ins mittel-fränkische Städtchen Neustadt an der Aisch.Am Konferenztisch des örtlichen Caritashau-ses erwarten ihn die Mitglieder des VereinsIntegra. Die Vorsitzende Nadja Penner undihre Mitstreiter engagieren sich seit zwei Jahren für Migranten. Sie helfen Zuwanderern,durch Sprachkurse, Sport- und Kulturange-bote in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Fürdie Aufgabe braucht Integra jedoch Unter-stützung. Wie aber, fragten sich die Vereins-mitglieder, bringen wir potenzielle Sponso-ren dazu, uns zu unterstützen? Worauf müs-sen wir bei zielgruppenspezifischer Anspra-che achten? Mit wem bilden wir Netzwerke?

Auf der Suche nach Antworten bewarbensich die Integra-Leute mit ihrem Projekt En-

de 2007 bei startsocial. Der Verein geht aufeine Initiative der Bundesregierung zurück.Seit dem Jahr 2001 bietet er Ehrenamtlichenin gemeinnützigen Initiativen Beratungssti-pendien an. Profis aus der Wirtschaft gebenihr Wissen während eines dreimonatigenTrainings an Ehrenamtliche weiter. Sie ver-mitteln die Grundlagen von Marketing,Sponsoring und Networking.

GROSSER BEWERBERANDRANG

Rund 300 Vereine und Initiativen bewarbensich im vergangenen Jahr um eines der insge-samt 100 Stipendien. Bei der Auswahl achte-ten die Juroren neben der Realisierbarkeit ei-nes Projektes besonders auf die Fähigkeit derBewerber, Kontakte zu knüpfen und Sponso-ren an sich zu binden. „Es war nicht leicht,

Coach Jochen Preuss (rechts) beim Präsentations-Training mit Ehrenamtlichen des Vereins Integra

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Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit: Die

Rheuma-Liga Berlin gewann mit ihrem Projekt „Rheuma-Praxis-Engel“

eines der begehrten Berater-Stipendien von startsocial. Demnach

sollen freiwillige Helfer künftig Rheuma-Patienten in Absprache mit

den Ärzten in deren Praxen beraten.

c www.rheuma-liga-berlin.de

sich für bestimmte Projekte zu entscheidenund andere auszusortieren“, sagt ChristianLenz, der bei Pfizer in der Ergebnisforschungund Nutzenbewertung arbeitet und ehren-amtlich als einer der Juroren von startsocialfünf Projektideen geprüft hat. „Es waren soviele gute Ideen dabei.“

Zwei bis drei Stunden braucht ein Juror in der Regel, um die Stärken und Schwächeneines Konzeptes aufzuzeigen und Anregun-gen zur Optimierung zu formulieren. AlleBewerber, auch die, die es nicht unter die 100Besten schaffen, bekommen ein wertvollesFeedback. „Diese Arbeit hat viel Spaß ge-macht. Sie gab mir das Gefühl, selbst ehren-amtlich etwas Gutes zu tun.“

ZUM FINALE NACH BERLIN

Im Anschluss an die dreimonatige Beratungs-zeit präsentieren die Teilnehmer ihr Projektund haben die Chance, sich für die Bundes-auswahl zu qualifizieren. Die 25 besten Teamsreisen nach Berlin zur Abschlussveranstal-tung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Schokoherzen auf dem Konferenz-tisch in Neustadt an der Aisch werden immerweniger, es herrscht eine konzentrierte Ar-beitsatmosphäre. Jochen Preuss erläutert miteindringlicher Stimme, worauf die Teilneh-mer bei einer Präsentation achten sollen:„Emotionalisieren Sie! Sagen Sie selbstbe-wusst, was Sie zu bieten haben, aber auch,was Sie wollen!“ Nicht nur Geld, auch Kon-takte, Wissen und Weiterbildung, so derCoach, stünden auf der Wunschliste.

Jochen Preuss hat sich mit Neugier undEngagement auf diese Aufgabe eingelassen.

Was er als Coach vermitteln will? „Ich möch-te motivieren und den Teilnehmern beispiels-weise die Angst vor Präsentationen nehmen.Ich möchte sie dabei unterstützen, sich derSache zu stellen, sich kritisch zu hinter-fragen, um es am Ende besser zu machen.“

Mit Erfolg. Die Stipendiaten machenrasch Fortschritte. Wie etwa Nadja Penner,die kürzlich ihren Verein in München zuÜbungszwecken vor startsocial-Kollegen,Trainern und Firmenunterstützern präsen-tierte und dabei ihr Anliegen pointiert undklar formulierte.

Inhaltlich gäbe es für Integra durchausnoch mehr zu tun, meint Jochen Preuss. Da

sei beispielsweise die Rentenproblematikvon Migranten. Die wenigsten Einwanderer,so der Berater, wüssten, wohin sie sich wegenihrer Rente wenden sollten. Hier könnte dieGruppe in Zukunft Unterstützung bieten.Dafür müsse sie sich jedoch selbst weiterbil-den und schlau machen: Welche Behördensind zuständig? Wer sind die Ansprechpart-ner im Ausland?

Die Mitglieder von Integra sind dankbarfür diese Anregungen. Das intensive Coa-ching hat sich für sie schon jetzt gelohnt undsich etwa in einer Fortbildungsmaßnahmefür die Jugendarbeit mit jungen Deutschenaus Russland manifestiert.

59

Christian Lenz von Pfizer ist Mitglied der startsocial-Jury

BERATER-STIPENDIUM FÜR BERLINER PROJEKT

startsocial wurde im Jahr 2001 von der Bundesregierung ins Leben gerufen. Die Initia-

tive fördert den Wissensaustausch zwischen Unternehmen und engagierten Bürgern.

Die Teilnehmer der bundesweiten Aktion bewerben sich mit ihren Projekten für eines

von insgesamt 100 Beratungsstipendien. Nach dem Ende der dreimonatigen Trainings-

phase präsentieren die Stipendiaten ihre Projekte. Die 25 Besten reisen zur Abschluss-

feier nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eine Fachjury wählt aus diesem

Kreis noch einmal sieben Bundessieger aus, die mit einem Geldpreis von jeweils 5.000

Euro ausgezeichnet werden. Christina Claußen, bei Pfizer für die Konzeption und

Umsetzung von Projekten für und mit Patienten zuständig: „Das Prinzip des Wissensaus-

tauschs ist in unserer Unternehmenskultur sehr wichtig, auch im Verhältnis zu den

Patienten. Wir sind deshalb Partner von startsocial, weil wir hier unser Wissen nicht nur

Ärzten und Patienten, sondern auch ehrenamtlich engagierten Menschen weitergeben

können. In startsocial werden neben sozialen Projekten auch viele wichtige gesundheits-

bezogene Initiativen erfolgreich weiterentwickelt.“

c wwww.startsocial.de

ERFOLGREICHER WETTBEWERB

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60 ENGAGEMENT

Sie beteiligen sich an klinischen Studien für ein neues HIV/-

Aids-Medikament in Kenia. Sie organisieren Kurse für Ge-

sundheitsberatung in Indien. Sie helfen beim Auf- und Aus-

bau von Krankenhäusern. Die so genannten „Global Health

Fellows“ von Pfizer unterstützen Nicht-Regierungs-Organisa-

tionen in den ärmsten Ländern der Erde. Ihr Auftrag: Wissen

weiterzugeben, Aufklärung zu betreiben und gemeinsam mit

einheimischen Helfern zu einer dauerhaften Verbesserung

der medizinischen Versorgung beizutragen. Seit 2003 stellt

Pfizer dafür jedes Jahr Mitarbeiter bis zu einem halben Jahr

frei. Bislang waren 160 „Global Health Fellows“ in 31 Län-

dern Afrikas, Südostasiens und Lateinamerikas im Einsatz.

Filme für die Ohren Pfizer unterstützt die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises –

Filme für Sehbehinderte und Blinde

HÖRFILMPREIS

GLOBAL HEALTH FELLOWS

Blinde und sehbehinderte Menschen können einen Film nur über die Ge-

räusche und Gespräche erleben. Eine zusätzlich eingeblendete Erzähl-

stimme, die zwischen den Dialogen der Schauspieler deren Mimik, das

Dekor oder die Landschaft beschreibt, ermöglicht ihnen, das Geschehen

besser zu verfolgen. Hörfilm heißt das Genre, bei dem eine normale Pro-

duktion durch die Technik der Audiodeskription erweitert wird. Pfizer un-

terstützt die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises, mit dem der Deut-

sche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) regelmäßig einen be-

sonders gelungenen Streifen prämiert.

Im März 2008 erhielt der Spielfilm „Das wahre Leben“ von Alain

Gsponer mit Katja Riemann, Hannah Herzsprung und Ulrich Noethen

die begehrte Auszeichnung. Im gleichen Jahr hat Pfizer Deutschland mit

„Tuyas Hochzeit“ (China, 2006) auch die erste Hörfilmpatenschaft über-

nommen. Das Portrait einer mongolischen Hirtin wurde 2007 mit dem

Goldenen Bären der 57. Berlinale ausgezeichnet. Hörfilme werden über-

wiegend im Fernsehen ausgestrahlt und sind auf DVD erhältlich. Insge-

samt leben in Deutschland rund 145.000 blinde und weit über 500.000

sehbehinderte Menschen.

Hilfe im FirmenauftragMitarbeiter tauschen vorübergehend ihren Arbeits-

platz gegen ein Entwicklungsprojekt

Festliche Stimmung bei der Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises in Berlin

Eine Pfizer-Mitarbeiterin zeigt auf der Karte ihren Einsatzort in Kenia

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NOTIZEN 61

Rund achtzig Ärzte aus mehr als zwanzig Nationen tauschen

einmal im Jahr für einige Tage ihre Kittel gegen Abendkleid

und Frack, um gemeinsam für Not leidende Menschen zu mu-

sizieren. Im Mai 2008 traten sie erstmals im Kammermusik-

saal der Berliner Philharmonie auf. Pfizer-Organisationen

rund um den Globus unterstützen das Benefizkonzert der mu-

sizierenden Ärzte, auch Pfizer in Deutschland ist dabei.

Mit ihren Konzerten wollen die Musiker darauf aufmerk-

sam machen, dass medizinische Versorgung ein Menschen-

recht und Voraussetzung aller menschlichen Entwicklung ist.

„Wir setzen uns dafür ein, eine von nationalen Grenzen und

politischen und wirtschaftlichen Interessen unabhängige

Versorgung der gesamten Weltbevölkerung zu realisieren“,

sagt Professor Dr. Stefan Willich.

Der Direktor des Instituts für Sozialmedizin an der Ber-

liner Charité hat das Orchester gegründet. Der Professor ist

nicht nur Experte für Epidemiologie und Public Health,

sondern auch ausgebildeter Violinist, Kammermusiker und

Dirigent mit internationalen Lehrmeistern. Aus mehr als

200 Bewerberinnen und Bewerbern hat der Medizinprofes-

sor ein ambitioniertes Ensemble zusammengestellt.

Die Mediziner tragen die Kosten für Reise und Unterkunft

bei Konzerten selbst. Empfänger der Erlöse ist zum einen

das Hilfswerk Indien e. V., das in Südindien ein Kranken-

haus unterhält und insbesondere Leprakranke durch mobile

Ärzteteams betreut. Zum anderen die Hugo-Tempelman-

Stiftung, die im südafrikanischen Township Elandsdoorn

die einzige Klinik für rund 160.000 Menschen betreibt.

Darüber hinaus setzen Tempelman und seine Helfer der

komplexen Problematik von HIV und Aids verschiedene

Aufklärungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungsprojekte

entgegen.

c www.world-doctors-orchestra.org

BENEFIZ

Das Orchester der ÄrztePfizer fördert Konzert des World Doctors Orchestra

Der Berliner Epidemiologe Prof. Stefan Willich dirigiert die musizierenden Ärzte

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62 MENSCHEN

„Ich arbeite gerne bei Pfizer, weil ...

Ob in Forschung oder Produktion, Außendienst oder Einkauf: Rund 4.500 hoch qualifizierte Fachkräfte

beschäftigt Pfizer in Deutschland. Im magazin berichten vier Mitarbeiter über ihre Erfahrungen.

... ich hier Freiheiten habe, die ich als Außendienstler in vielen ande-ren Firmen nicht hätte. Als Regionalleiter betreue ich neben meinenzwölf Mitarbeitern Ärzte aus verschiedenen Sparten. Ich komme somit Menschen zusammen, die ich vielleicht privat nie kennenlernenwürde. Das ist ungeheuer abwechslungsreich. Jede Begegnung ist ver-schieden und jedes Gespräch verläuft anders. Oft unterhalte ich michmit den Medizinern nicht nur über das Produkt, das ich ihnen vor-stelle, sondern auch über Privates. Über den vergangenen Urlaub, dieSchulprobleme der Kinder oder über den Druck, der im Beruf aufihnen lastet. Solche Gespräche sind möglich, weil Pfizer erkannt hat, dass die Kunden über die reine Produktinformation auch ande-re Gesprächsbedürfnisse haben. Darum gibt es, anders als sonst beiAußendienstlern üblich, nur wenige Richtlinien für das Kunden-gespräch. Über die zwölf Jahre, die ich im Unternehmen tätig bin,habe ich zahlreiche sehr enge Kontakte aufbauen und zudem meinFaible für Psychologie mit in den Job einbringen können.“

Dr. Hans-Jürgen Schweyda

Regionalleiter für den Außendienst im Raum Stuttgart

... ich es schätze, einen verantwortungsvollen und siche-ren Job bei gleichzeitig f lexiblen Arbeitszeiten zu haben.Seit fünf Jahren arbeite ich in der Produktion und damitim Schichtdienst. Diese Form der Arbeit liegt mir. Sokann man im Sommer auch einmal ins Freibad gehen,weil nach der Frühschicht bereits um zwei Uhr mittagsFeierabend ist. Bei Pfizer werden wir für die Nachtschich-ten nicht einfach eingeteilt, sondern dürfen zusammenmit den Kollegen selbst disponieren. Das funktioniertaber nur dann, wenn die Chemie untereinander stimmt.Wir in der Produktion besprechen darum zum BeispielProbleme oder Missverständnisse miteinander und unter-stützen uns gegenseitig. Diese Teamarbeit ist mir enormwichtig. Außerdem betreuen wir auch Auszubildende.Wir erklären unseren ‚Azubi-Paten‘ die Maschinen oderhelfen ihnen dabei, sich auf Prüfungen vorzubereiten.Das ist eine gute Aufgabe, die Spaß macht und immer wie-der eine Herausforderung ist.“

Michaela Ruffo

Mitarbeiterin in der Tabletten-Produktion im Werk FreiburgFoto

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... mir hier von Anfang an die Möglichkeit geboten wur-de, in einem internationalen Team zu arbeiten. Vor sie-ben Jahren habe ich als Trainee bei Pfizer in Illertissenangefangen und lernte relativ schnell viele Abteilungenund verschiedene Aufgabenfelder kennen. Bereits damalskonnte ich zahlreiche Kontakte knüpfen und bekam vonMonat zu Monat mehr Verantwortung übertragen. Beidesist heute in meiner Führungsposition als Verantwortlichefür den strategischen Packmitteleinkauf für die deut-schen Pfizer-Werke in Illertissen und Freiburg sehr hilf-reich. Mit meiner Aufgabe sind zahlreiche Reisen durchEuropa verbunden. Die einzelnen Länder lerne ich zwarselten kennen, dafür aber umso mehr die Menschen, die ich dort treffe und mit denen ich zusammenarbeite.Nebenbei darf ich mich als Führungskraft in Seminarenständig fortbilden. Natürlich: Ich investiere viel Zeit inden Beruf – aber die Bestätigung und die Anerkennung,die ich vom Unternehmen bekomme, motivieren mich.“

Juliane Seifert

Verantwortliche für den Packmitteleinkauf in Illertissen

Protokolle: Karin Kontny

... mir wichtig ist, dass mein Beruf mich fordert und ich als Trai-ning Manager im Bereich Tiergesundheit Verantwortung tragenkann. In enger Abstimmung mit Kollegen der Fachbereiche ent-wickle ich an den Unternehmenszielen ausgerichtete Lernkonzep-te und Trainingsprogramme. Es geht darum, die Kolleginnen undKollegen im Außendienst für Produkte und neue Aufgabenfelderfit zu machen. Pfizer geht hier oft neue Wege und wird damit zumVorreiter für andere. Eine weitere Aufgabe ist es, die geeigneteLernmethode für die bestehenden Anforderungen auszuwählen:Das kann ein Selbststudium mit Lernunterlagen, ein Telemeetingoder ein Workshop sein. Es geht um den richtigen Mix für effekti-ves und anhaltendes Lernen. Doch nicht nur die Arbeit selbst istmir wichtig, sondern auch ihre Qualität. Zufrieden bin ich erst,wenn ich sehe, dass das, was ich tue, dem Unternehmen auch Nutzen bringt. Doch lange dauert diese Zufriedenheit nicht an.Schließlich ist die Frage ‚Was kann noch besser werden? ‘ die Basis meines Berufs.“

Klaus Amend

Training Manager Tiergesundheit in Karlsruhe

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64 MENSCHEN

Was bedeutet Ihnen der Pfizer Forschungspreis für Medizin? _ Prof.

Dr. Lars Maier: Er ist eine große persönliche Anerkennung, über die ich

mich riesig gefreut habe. Darüber hinaus ist der Preis aber auch für unsere

gesamte Forschergruppe eine Bestätigung, dass unsere Arbeit klinisch re-

levant ist und vielleicht eines Tages Patienten davon profitieren. Wir wol-

len ja nicht zweckfrei im Elfenbeinturm sitzen, sondern etwas bewirken.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Grundlagenforschung immer auf die

Klinik, also den kranken Menschen ausgerichtet ist? _ Ich arbeite

nicht nur im Labor, sondern bin Oberarzt in der Kardiologischen Klinik.

Dort bin ich zuständig für eine Station und nehme ganz normal an der

Rufbereitschaft teil. Mit Krankheiten werde ich also täglich konfrontiert.

Die Freiräume für die Forschung muss ich mir neben dem klinischen All-

tag allerdings selbst schaffen.

Das klingt nach einem großen Arbeitspensum. Wie schaffen Sie es,

trotz dieser Belastung solche Spitzenresultate in der Forschung zu

erzielen? _ Ich habe sehr viel Interesse und Freude an meiner Arbeit.

Wenn man Probleme, die sich in der Klinik zeigen, wissenschaftlich

bearbeiten kann, macht das einfach Spaß. Vielleicht trägt meine For-

schungsarbeit ja dazu bei, dass in Zukunft Herzpatienten besser behan-

delt werden können.

Das klinische Problem, zu dessen Lösung Sie beitragen wollen, ist

die Herzinsuffizienz. Gibt es dagegen nicht schon wirksame Medi-

kamente? _ Wir haben in den vergangenen 15 Jahren große Fortschrit-

te bei der medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz gemacht. Aber

wir können diese Krankheit immer noch nicht heilen, sondern nur die

Symptome lindern. Nach wie vor sterben Menschen mit einer Herzmus-

kelschwäche im Schnitt schneller als Krebspatienten, weil die Pumpfunk-

tion des Herzens versagt oder weil Herzrhythmusstörungen zu einem Herz-

Für seine Erkenntnisse über Herzrhythmusstörungen erhielt Prof. Dr. Lars Maier

den Deutschen Pfizer Forschungspreis für Medizin der Universität Freiburg.

Im Interview spricht der Kardiologe über seine Arbeit und die Kooperation von

Universitäten und Unternehmen.

„Wir wollen nicht zweckfrei im Elfenbeinturm sitzen“Dr. Sabine Thor-Wiedemann (Interview) · Thorsten Ulonska (Foto)

Die Förderung des wissenschaftlichen Nach-

wuchses hat bei Pfizer eine lange Tradition.

Bereits seit mehr als 40 Jahren würdigt die

Universität Freiburg hochkarätige Disserta-

tionen mit dem „Pfizer Forschungspreis für

Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nach-

wuchswissenschaftler“. Im Jahr 2007 erhiel-

ten eine Medizinerin, ein Chemiker und ein

Forst- und Umweltwissenschaftler die mit

jeweils 2.500 Euro dotierte Auszeichnung.

Seit drei Jahren wird zudem der „Deutsche

Pfizer Forschungspreis für Medizin“ verge-

ben.

STARKE KOOPERATION

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stillstand führen. Wir möchten eine Therapie finden, die stärker an den

Ursachen der Herzinsuffizienz ansetzt und gleichzeitig auch einen Schutz

vor Herzrhythmusstörungen bietet.

Welches ist Ihr Ansatz? _ Wir wissen, dass bei Herzinsuffizienz in den

Herzmuskelzellen ein bestimmtes Enzym im Übermaß gebildet wird.

Dieses Enzym heißt Kalzium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase II

(CaMKII). Wir haben entdeckt, dass es Einfluss auf den Strom von Kalzi-

um- und Natriumionen durch die Zellmembranen im Herzen hat und so

auf die elektrische Erregung der Zellen, die letztendlich zu einem regel-

mäßigen Herzschlag führt. Sowohl die Schlagkraft als auch der Rhythmus

des Herzens werden durch die große Menge an CaMKII gestört.

Was bedeutet Ihre Entdeckung für die zukünftige Therapie der

Herzmuskelschwäche? _ Wenn es gelingt, die übermäßige Aktivität der

CaMKII medikamentös zu reduzieren, kann die Herzinsuffizienz mög-

licherweise effektiver behandelt werden.

Wie lange wird es dauern, bis Ihre Forschungsergebnisse zu einem

neuen Medikament führen? _ Alles, was wir im Labor und im Tierver-

such entdecken, braucht seine Zeit, bis es in der Klinik ankommt. Natür-

lich wollen wir mit unseren Erkenntnissen früher oder später klinische Stu-

dien machen. Davor müssen aber noch viele grundlegende Dinge geklärt

werden. Wenn in zehn Jahren ein Medikament auf den Markt kommt, das

auf der Grundlage unserer Forschung die Therapie verbessert, wäre ich

sehr glücklich!

Oft heißt es, echte Spitzenforschung sei in Deutschland nicht mög-

lich. Zu schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Geld. Oftmals blei-

be nur die Auswanderung. _ Ich war auch einige Zeit an Forschungs-

einrichtungen in Australien und in den USA. Es stimmt schon, dass in den

USA nach wie vor mehr Geld für Forschung da ist, obwohl die Förderung

dort inzwischen rückläufig ist. Dagegen hat sich die Situation in Deutsch-

land in den vergangenen Jahren sehr gebessert. Es ist heute viel leichter,

eine Arbeitsgruppe aufzubauen. Ich kenne viele Kollegen, die mittlerwei-

le zurück nach Deutschland gekommen sind.

Was bedeutet das konkret für Ihre Arbeit? Woher kommt das Geld

für Ihre Forschung? _ In unserer Arbeitsgruppe in Göttingen bekommen

wir Geld von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und auch von

der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Das Emmy-Noether-Exzellenz-

programm der DFG, das mich mehrere Jahre lang unterstützt hat, fördert

Forschungsaufenthalte im Ausland, macht aber auch die Rückkehr nach

Deutschland attraktiv. In Deutschland sind in der Grundlagenforschung

aber auch Kooperationen mit Pharmaunternehmen sehr wichtig, denn

staatliche Fördergelder sind insgesamt nicht sehr üppig.

Pharmaunternehmen wie Pfizer forschen selbst sehr intensiv. Wel-

chen Stellenwert haben dagegen die Universitäten? _ Das stimmt, die

Forschung der Unternehmen ist auf einem sehr hohen Niveau. Ich den-

ke aber, Universitäten und Firmen haben beide ihre Stärken und Schwä-

chen. Die Firmen können durch ihre finanzielle Ausstattung vieles ermög-

lichen, wozu an der Uni das Geld fehlt. Andererseits verfügen die Uni-

versitäten über ein großes Potenzial an Spezialisten, von deren Wissen die

Unternehmen profitieren können. Optimal ist es, wenn wir unsere Kräf-

te bündeln und zusammenarbeiten.

Preisträger Prof. Dr. Lars Maier vom Herzzentrum der Uni Göttingen

Prof. Dr. Lars Maier, Jahrgang 1972, arbeitet als Oberarzt am Herz-

zentrum der Uniklinik Göttingen und leitet eine Emmy-Noether-

Nachwuchsforschergruppe im Auftrag der Deutschen Forschungsge-

meinschaft. Nach dem Medizinstudium in Freiburg und Forschungs-

aufenthalten in Baltimore, Chicago und Sidney habilitierte sich der

Internist und Kardiologe mit 32 Jahren als einer der jüngsten Medi-

ziner Deutschlands. Den Pfizer Forschungspreis erhielt er 2007 für

die Entdeckung einer Ursache von Herzinsuffizienz.

ZUR PERSON

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66 FORSCHUNG

Pfizer sucht so intensiv wie kein anderer Hersteller auf der Welt nach innova-tiven Medikamenten. Mit 8,1 MILLIARDEN US-DOLLAR investieren wir jährlich mehr als jedes andere Unternehmen in die Erforschung und Ent-wicklung neuer Arzneimittel. DENN DIE FORSCHUNG IST UNSERELEIDENSCHAFT. Ohne sie gibt es keinen medizinischen Fortschritt.Schließlich sind noch unzählige Krankheiten nicht oder nur schlecht be-handelbar. Ob gegen Alzheimer oder Krebs, gegen Diabetes oder Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen: Auf den zahlreichen therapeutischen Gebieten fahnden13.000 WISSENSCHAFTLER nach neuen Wirkstoffen. Als Forschungs-feld dienen ihnen über 3 MILLIONEN SUBSTANZEN, die Pfizer in seinen„Substanz-Bibliotheken“ führt. Es ist der Heuhaufen, in dem die Forscher nachder Stecknadel in Form eines pharmazeutisch relevanten Wirkstoffes suchen.

Noch vor wenigen Jahren wäre es illusorisch gewesen, eine solche Zahl che-mischer Verbindungen in einem überschaubaren Zeitraum zu testen. Heutehelfen hochmoderne Screening-Technologien mit extrem hoher Durchsatz-leistung. Auf diese Weise lassen sich chancenreiche neue Substanzen gegen bestimmte Krankheiten schnell identifizieren. Dennoch gilt nach wie vor: Werforscht, braucht einen langen Atem. Aus MILLIONEN UNTERSUCHTERMOLEKÜLE bleiben nur eine Handvoll Wirkstoff-Kandidaten, und nur einer oder zwei schaffen es nach 12 BIS 15 JAHREN als Medikament zum Patienten. Die Pipeline bei Pfizer sieht viel versprechend aus: Derzeit sind rund 100 so genannte Kandidaten, potenzielle NEUE MEDIKAMENTE,in der Entwicklung.

Besondere Anstrengungen unternimmt Pfizer im Bereich der BIO-THERAPEUTIKA. Diese Medizin der Zukunft wird uns eines Tages er-lauben, INDIVIDUALISIERTE THERAPIEN anzubieten, die auf deneinzelnen Patienten maßgeschneidert, somit schonend und zugleich hocheffek-tiv sind. Um zu einem führenden Hersteller von Biotherapeutika zu werden, hatdas Unternehmen einen Verbund kleiner und f lexibler Forschungseinrichtun-gen gegründet.

Medizinischer Fortschritt bedeutet jedoch neben der Entwicklung innova-tiver Medikamente auch die KONTINUIERLICHE VERBESSERUNGbereits bekannter Arzneimittel. Hier kommt es darauf an, die Wirksamkeit zuerhöhen, Nebenwirkungen zu verringern oder die Dosierbarkeit zu verbessern.

Unsere ERFOLGE IM KAMPF GEGEN KRANKHEITEN wie bei-spielsweise bei der Massenproduktion von Penicillin bestärken uns in unserenAnstrengungen. Schließlich ist es der Arzneimittelforschung und damit nichtzuletzt Pfizer zu verdanken, wenn die Menschen heute immer älter werden unddabei gesund und leistungsfähig bleiben.

Wer forscht, braucht einen langen Atem

Forschungsstandorte weltweit 7

Partnerschaften mit Forschungseinrichtugen 250

Mitarbeiter in der Forschung 13.000

Eigene Substanzen 3.000.000

Jährliche Forschungsausgaben ($US) 8.100.000.000

PFIZER-FORSCHUNG IN ZAHLEN

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PERSPEKTIVE 67

Kampf gegen den TreibhauseffektDas Klimaschutz- und Energiesparprogramm von Pfizer

Als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung für eine

intakte Umwelt bewusst und nehmen sie ernst. Für Pfizer sind daher der sparsame Um-

gang mit Energien und die Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid vordringliche

Unternehmensziele.

Eine Geothermie-Anlage, die unser Freiburger Büro- und Laborgebäude mit Wärme

aus 130 Meter Tiefe versorgt und den CO2-Ausstoß um bis zu 2.235 Tonnen jährlich redu-

ziert, gehört daher ebenso zu unseren Investitionen wie der Austausch von Gas- und Öl-

Anlagen gegen innovative Kessel, die mit Holzpellets betrieben werden. Das sind nur zwei

Beispiele für zahlreiche neue ökologisch sinnvolle Investitionen in Deutschland.

Die Pfizer-Zentrale in New York hat für ihre Standorte in aller Welt bereits 1993 eine

Selbstverpflichtungs-Erklärung abgegeben: Darin hat sich das Unternehmen unter ande-

rem verpflichtet, bis zum Jahr 2010 rund 35 Prozent seines Stromverbrauchs durch „sau-

bere“ Energien zu decken. Auf diesem Weg sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen.

So konnte Pfizer seit 2000 seine Kohlendioxid-Emissionen um 35 Prozent reduzieren.

Mit seinem weltweiten Klimaschutz- und Energiesparprogramm treibt Pfizer konti-

nuierlich weitere Lösungen voran, beispielsweise um die Abgase von weltweit 38.000

Dienstfahrzeugen oder den Verbrauch von Trinkwasser zu senken.

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PFIZER WELTWEIT

• Hauptsitz: New York

• Gegründet: 1849 von den Cousins Karl Pfizer und Karl

Erhart aus Ludwigsburg

• Forschungsstandorte: USA und England

• Forschungsausgaben: 8,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr

• Mitarbeiter: rund 87.000 in mehr als 80 Ländern

• Arzneimittel: erhältlich in 150 Ländern

PFIZER DEUTSCHLAND

• Unternehmenszentrale: Berlin, seit September 2008

• Gegründet: 1958

• Produktionsstandorte: Freiburg, Illertissen, Frankfurt

• Distributionszentrum: Karlsruhe, Belieferung für

Deutschland, Österreich und die Niederlande

• Mitarbeiter: rund 4.500

• Geschäftsbereiche: Humanmedizin, Tiergesundheit

Gemeinsam für eine gesündere Welt ...

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