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Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PACA im Kontext der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich P4 Provence-Alpes-Côte-d‘Azur

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Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PACA im Kontext der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich

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Page 1: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

Universität für Baukunstund Metropolenentwicklung

Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PACA im Kontext

der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘Azur

Page 2: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

Bearbeitet von:

Micha Becker | 25914

Sebastian Stegemann | 32064

Betreuer:

Prof. Dr.-Ing. M.A. Jörg Knieling

Dipl.-Geogr. Andreas Obersteg

HafenCity Universität Hamburg

Studiengang Stadtplanung

Hamburg, Dezember 2009

VERFASSERERKLÄRUNG

Hiermit erklären wir, dass wir die vorligende Arbeit in allen Teilen ohne fremde Hilfe und ohne

Benutzung anderer als im Literaturverzeichnis und Abbildungsverzeichnis aufgeführten Unterlagen

bearbeitet haben.

Hamburg, Deutschland

Freitag, den 27. November 2009

Micha Becker Sebastian Stegemann

Page 3: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur
Page 4: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVorwort

4

Europa wächst zusammen - und dies birgt auch für die ein-

zelnen Mitgliedstaaten Herausforderungen wie künftige

Kooperationen auf der Ebene der Metropolen und Metro-

polregionen ausgestaltet werden können, um sich im euro-

päischen Wettbewerb zu positionieren. In Frankreich wird

zurzeit (2008/2009) intensiv über eine Territorialreform

nachgedacht und diskutiert. Diese sieht eine grundlegende

Änderung der Raumordnungstrukturen vor. Diese Diskus-

sion nimmt die Projektgruppe auf und stellt die Frage, wel-

che Perspektiven in der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur

entstehen - eine Region mit Herausforderungen aber auch

mit spannenden und spannungsvollen Potentialen. Mit dem

Blick auf das Zusammenwachsen Europas und des Lernens

von unterschiedlichen (Planungs-) Kulturen möchte die Pro-

jektgruppen einen Diskussionsbeitrag leisten. Die eigenen

Erfahrungen mit Frankreich als Teil des Alltagslebens war

eine der Motivationen sich in diesen Kultur- und Sprach-

raum zu begeben und die eigenen Sichtweisen, Bilder und

Perspektiven zu überprüfen.

An dieser Stelle gilt ganz besonderer Dank and Prof. Dr.-

Ing M.A. Jörg Knieling und Dipl. Geogr. Andreas Obersteg

(beide HafenCity Universität Hamburg), die das Projekt

aus der Nähe und aus der Ferne betreut haben. Besonderer

Dank gilt zudem Herrn Louis-Laurent Dupont, Leiter der

AgAM (Marseille) und Herrn Prof. Alain Motte vom Insti-

tut d‘Urbanisme et d‘Aménagement Régional der Université

Paul Cézanne Aix-Marseille III in Aix-en-Provence für die

Interviews, die vor Ort geführt wurden und in diesem Be-

richt auch veröffentlicht werden durften. Ferner möchten

wir uns auch bei den Freunden und Kommilitonen bedan-

ken, die uns in Marseille während der Exkursion aufgenom-

men haben, sowie bei unseren Verwandten und Freunden,

die uns während der Arbeit mit viel Verständnis und ihrer

Hilfe stets zur Seite standen.

Vorwort

Page 5: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVorwort

5

L’Europe fusionne - et cela vaut aussi pour les différents

États membres, tels que les défi s futurs de la coopération

au niveau des villes et des régions métropolitaines peuvent

être développées pour se positionner dans la compétition

européenne. En France, à l’époque (2008/09), on a pensé

très fort et on a discuté une réforme des collectivités terri-

toriales. Celle-ci prévoit un changement fondamental dans

les structures spatiales. Le projet reprend ce débat et se pose

la question des perspectives dans la région Provence-Alpes-

Côte-d’Azur - une région à défi s mais aussi avec des simili-

tudes excitantes et passionnantes. En mettant l’accent sur

l’intégration de l’Europe et en apprenant de la culture (de

planifi cation) différente, ce projet contribue à un élément

de discussion. Notre propre expérience avec la France dans

le cadre de la vie quotidienne était l’une des motivations de

se rendre à cette langue, culture et de revisiter nos propres

perceptions, images et perspectives.

C’est la raison pour laquelle nous remercions très spéciale-

ment le Professeur Dr.-Ing Jörg MA Knieling et Dipl. Ge-

ogr Andreas Obersteg (tous deux de la HafenCity Univer-

sität Hamburg) qui ont accompagné le projet de près et

de loin. Un merci spécial va à M. Louis-Laurent Dupont,

directeur de l’AgAM (Marseille) et le professeur Alain Mot-

te de l’Institut d’Urbanisme et d’Aménagement Régional

de l’Université Cézanne Aix-Marseille III Paul à Aix-en-

Provence pour les entrevues réalisées sur site et qui ont été

autorisées à être publiés dans le rapport présent. En outre,

nous tenons également à remercier les amis et les camarades

qui nous ont accueilli à Marseille pendant l’excursion, ainsi

que nos parents et nos amis qui nous ont toujours soutenu

avec beaucoup de compréhension et d’aide pendant le tra-

vail sur le projet.

Préface

Page 6: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

6

Inhaltsverzeichnis

Vorwort.......................................................................................................................4

Préface ........................................................................................................................5

Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................6

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................8

Glossar ......................................................................................................................10

Einleitung ..................................................................................................................20Warum Marseille? ................................................................................................................... 20

Introduction ..............................................................................................................22Pourquoi Marseille? ................................................................................................................ 22

Problembeschreibung ................................................................................................24Karten von Frankreich ............................................................................................................ 24

Der administrative Aufbau Frankreichs .................................................................................. 26

Kommunalverbände in Frankreich .......................................................................................... 28

Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich ............................................................................ 31

Vergleich der Gebietskörperschaften... .................................................................................... 32

Bestandsaufnahme ....................................................................................................34Die wichtigsten interkommunalen Kooperationsansätze ......................................................... 34

Die Planungsebenen- und Dokumente in Frankreich .............................................................. 38

Der Rapport Balladur ............................................................................................................. 40

Karten der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur (PACA) ........................................................ 48

Analyse .....................................................................................................................50Regionen in Frankreich, ein erster Blick ................................................................................. 50

Auf den zweiten Blick... .......................................................................................................... 52

Zusammenhänge in der Raumordnung Frankreichs ................................................................ 58

La région urbaine Marseille-Aix (RUMA) .............................................................................. 64

Bewertung .................................................................................................................68Stadt, Land, Meer ................................................................................................................... 68

Marseille: Von der „Ville en Crise“ zum „Phoenix, der sich aus der Asche erhebt“ ................ 72

Metropolfunktionen ............................................................................................................... 76

Die Region PACA im Vergleich .............................................................................................. 80

Page 7: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

7

Konzept .....................................................................................................................90Erfassung der Themenfelder und Querschnittsthemen in der Matrix ...................................... 92

Die Ebenen der Matrix ........................................................................................................... 94

Bewertungen in der Matrix ..................................................................................................... 98

Themenfelder und Querschnittsthemen ................................................................................ 100

Drei Szenarien für die Region PACA .................................................................................... 104

Fazit ........................................................................................................................114

Conclusion ..............................................................................................................118

Literaturverzeichnis .................................................................................................122Literaturquellen .................................................................................................................... 122

Internetquellen ..................................................................................................................... 124

Anhang ...................................................................................................................128Interviewfragen .................................................................................................................... 128

Inhaltliche Zusammenfassung des Interviews mit Louis-Laurent Dupont (AgAM) ............... 130

Inhaltliche Zusammenfassung des Interviews mit Professor Alain Motte .............................. 146

Die 20 Forderungen des „Komitee Balladur“ ................................................................................ 152

Page 8: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

8

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Luftbild Frankreich ............................................................................................................. 24

Abb. 2: Karte der französischen Regionen ....................................................................................... 25

Abb. 3: Die Verfassung der Französischen Republik ........................................................................ 26

Abb. 4: Das politische System Frankreichs ........................................................................................27

Abb. 5: Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich .........................................................................31

Abb. 6: administratives System Frankreichs ..................................................................................... 32

Abb. 7: Administratives System Deutschlands ................................................................................. 33

Abb. 8: Luftbild der Region PACA mit wichtigen Städten ................................................................ 48

Abb. 9: Karte der Departements in der Region PACA ..................................................................... 49

Abb. 10: konzentrische Region .........................................................................................................53

Abb. 11: polyzentrische Region ........................................................................................................53

Abb. 12: Metropolregionen in Frankreich ........................................................................................58

Abb. 13: Metropolitane Zusammenhangsräume in der Region PACA ..............................................59

Abb. 14: Interkommunale Zusammenhangsräume im Küstenbereich der Region PACA .................. 60

Abb. 15: Luftbild der RUMA mit wichtigen Städten ........................................................................ 64

Abb. 16: Metropolfunktionen ......................................................................................................... 77

Abb. 17: Entscheidungs- und Kontrollfunktion ................................................................................ 78

Abb. 18: Innovations- und Wettbewerbsfunktion ............................................................................ 78

Abb. 19: Gateway-Funktion ............................................................................................................ 79

Abb. 20: Symbolfunktion ................................................................................................................ 79

Abb. 21: Metropolregionen im Vergleich ..........................................................................................81

Abb. 22: Vergleich Unternehmenssitze ............................................................................................. 82

Abb. 23: Vergleich Sitze staatlicher Institutionen ............................................................................. 82

Abb. 24: Vergleich Sitze sonstiger Organisationen ........................................................................... 82

Abb. 25: Vergleich Innovationen (Wirtschaft & Technik) ................................................................ 84

Abb. 26: Vergleich Innovationen (Soziales & Kultur) ..................................................................... 85

Abb. 27: Vergleich Gateway-Funktion ............................................................................................. 86

Abb. 28: Vergleich Zugang zu Wissen ............................................................................................. 86

Abb. 29: Vergleich Zugang zu Märkten ........................................................................................... 87

Abb. 30: Vergleich Symbolfunktion ................................................................................................. 88

Page 9: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

9

Abb. 31: Indikatoren - Themenfelder ............................................................................................... 90

Abb. 32: Matrix-Dummy ................................................................................................................ 90

Abb. 33: Indikatoren - Querschnittsthemen ..................................................................................... 91

Abb. 34: Matrix - unbewertet ..........................................................................................................93

Abb. 35: Matrix - bewertet .............................................................................................................. 98

Abb. 36: Bewertungsmuster - unsortiert .......................................................................................... 98

Abb. 37: Bewertungsmuster - sortiert .............................................................................................. 98

Abb. 38: Summe der gewichteten „Sterne“ .....................................................................................103

Abb. 39: hierarchische Städte-Struktur ...........................................................................................107

Abb. 40: dezentralisierte Städte-Struktur .......................................................................................109

Abb. 41: Aufl ösung der departementalen Ebene .............................................................................110

Abb. 42: Reorganisation der administrativen Ebenen .....................................................................111

Abb. 43: Städte-Struktur als Netzwerke .........................................................................................113

Abbildungen ohne Quellenangabe sind eigene Darstellungen der Projektgruppe.

Page 10: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

10

Glossar

ZENTRALISIERUNG

Die Zentralisiering ist ein Organisationssystem eines sou-

veränen Staates, welches die politischen, sozialen und öko-

nomischen Entscheidungsgewalten und Ressourcen bündelt

und sich auf die Standortentscheidungen von Institutionen

und der Bevölkerung auswirkt.

In Frankreich ist die Zentralisierung historisch begründet und

erstreckt sich von der Staatenbildung Frankreichs im 17. Jahr-

hundert bis hin zum Absolutismus sowie der Französischen

Revolution und fand ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert.

Hintergrund für die Zentralisierung war der Gedanke Fran-

kreich als eine demokratische, wirtschaftliche, soziale und

politische Einheit hervorzuheben („La France est une et indi-

visible.“) (vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009).

DIE TERRITORIALE DEZENTRALISIERUNG

Die territoriale Dezentralisierung zielt darauf ab, Gebietskör-

perschaften eigene Kompetenzen zuzuschreiben. Die entspre-

chenden Autoritäten werden dabei von der Bevölkerung gewählt

und sichern damit ein ausgewogenes Mitbestimmungsrecht

über die entsprechenden Teilräume. Die Dezentralisierung be-

ruft sich auf die Entscheidungsprozesse der Bevölkerung um

demokratische Legitimierung und Nähe zu sichern. Sie stellt

den lokalen Behörden (im Idealfall) ausreichend fi nanzielle

Ressourcen zur Verfügung um ihre Handlungsfähigkeit zu si-

chern (vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 25.11.2009).

DEKONZENTRATION ODER ADMINISTRATIVE DEZENTRALISIERUNG

Administrative Dezentralisierung oder auch Dekonzentration

genannt, meint die Übertragung der verwaltungsrechtlichen

Kompetenzen an untergeordnete Verwaltungsebenen. Der Be-

griff der administrativen Dezentralisierung ist in Frankreich

mit der Dekonzentration gleich zu setzen. Die Dekonzentra-

tion versteht sich als ein Delegierungssystem zu den lokalen

Entscheidungs- und Ausführungsinstanzen. Das Ziel und die

Aufgabe der Dekonzentration ist die Entscheidungsoptimie-

Centralisation

La décentralisation territoriale

Déconcentration

Page 11: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

11

rung durch das Verschlanken des Zentralapparates mittels

der Delegierung der Entscheidungs- und Delegierungsbefug-

nisse auf das lokale Niveau. Hier gilt das Subsidiaritätsprin-

zip (vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009).

DAS SUBSIDIARITÄTSPRINZIP

Kann die untergeordnete Kompetenz bzw. Verwaltungsinstanz

die Ausführung des Rechtes nicht gewährleisten, übernimmt

die übergeordnete Instanz die Ausführung der staatlichen Auf-

gaben. Ansonsten übernimmt die übergeordnete Instanz die

Überwachungs- / Rückkopplungsfunktion der tieferen Instanz

(vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 21.11.2009).

DIE REGION

Das Begriffverständnis von Region in Deutschland und

der Europäischen Union:

Die Region ist ein geographisches Gebiet, versteht sich gleich-

zeitig allerdings auch als ein unspezifi scher Raumbegriff, der

durch einen intentionalen Kontext greifbar gemacht wird.

Eine klare und absolute Defi nition von Region ist damit

nicht möglich.

Die Region beschreibt im deutschen Kontext keine Gebiets-

körperschaft, sondern einen nicht scharf eingegrenzten Be-

deutungsraum auf verschiedenen Ebenen. Regionen werden

durch verschiedene Intentionen begreifbar gemacht. Neben

den verwaltungspolitischen Regionen, lassen sich Regionen

durch andere Bedeutungsmerkmale wie zum Beispiel Na-

turräumlichkeit, Kulturhistorie, soziales Milieu, Ökologie

und Ökonomie defi nieren.

Das Begriffverständnis von Region in Frankreich:

Als Folge der Dezentralisierungsgesetze bildet die Region in

Frankreich eine territoriale Verwaltungseinheit (Gesetz vom 16.

März 1986, Revision am 28. März 2003). Dieses Verständnis

von Region in Frankreich ist verwaltungspolitisch entstanden

La Région

Page 12: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

12

und gliedert sich mit den 22 Regionen politisch-administrativ,

als auch territorial in das französische Planungssystem und die

Planungsebenen als Gebietskörperschaften ein.

(vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009)

DAS DEPARTMENT

Die Départements wurden durch ein Gesetz am 22. Dezem-

ber 1789 gegründet. Ein Gesetz von 1831 sieht die Wahl

(Zensuswahlrecht) von „Conseillers généraux“ (Abgeord-

neten) vor. Die departementale Exekutive liegt beim Prä-

fekt. Seit 1871 wird der Präfekt durch direktes Wahlrecht

gewählt. Der Präfekt übernimmt seit 1982 eine adminis-

trative Tätigkeit und hat politisch neutral zu sein (vgl. DGCL

2009, abgerufen am 25.11.2009 u. Interview DUPONT, S. XX).

COLLECTIVITÉS TERRITORIALE

Unter der collectivité territoriale wird die Struktur und der

Aufbau des französischen Planungs- und Verwaltungssys-

tems verstanden. In diesen politisch-administrativen Räu-

men werden die Interessen der Bevölkerung wahrgenommen

und vertreten (vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 25.11.2009).

Einheiten der collectivités sind die communes, die départe-

ments, die régions und collectivités à statut particulier ou

d‘outre mer (Verwaltungseinheiten mit besonderem Status,

sowie die Überseegebiete Frankreichs)

DIE KOMMUNE

Die Kommunen wurden durch ein Gesetz am 14. Dezember

1789 gegründet (vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009). Die

Kommune ist die kleinste Gebietskörperschaft in der Fran-

zösischen Republik. Es gibt in Frankreich 36.571 Kom-

munen. In Deutschland hingegend sind es ca. 12.007 (vgl.

Werner, 2000, S. 283 ff.).

Le Départment

La Commune

Page 13: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

13

(établissement public de la coopération intercommunale)

EPCI (INTERKOMMONUALER KOOPERATIONSVERBAND)

Ein EPCI ist eine Verwaltungseinheit im französischen Pla-

nungs- bzw. Verwaltungsrecht. Das EPCI vereint Kommu-

men, die sich als themenbezogene Interessengemeinschaft

formieren und diese Interessen in Zusammenarbeit effek-

tiver durchsetzen und gestalten können (z.B. Gemeindeü-

bergreifendes Verkehrswesen oder Müllentsorgung) (vgl

INSEE 2009, abgerufen am 25.11.2009). In Frankreich gibt es

verschiedene Arten von EPCI. Diese werden in der Probl-

embeschreibung (S. 24f.) näher erläutert.

CU - COMMUNAUTÉ URBAINE

Die Communauté urbaine (CU) ist ein Interessenverband

von Kommunen in Ballungszentren. Ziel der CU ist die geo-

graphischen und verwaltungstechnischen Realitäten auszu-

gleichen. Dabei vereinigt die CU die Kommunen mit einem

Einzugsbereich von mindestens 500.000 Einwohnern, der

aus mindestens einer Stadt mit mehr als 50.000 Bewohnern

bestehen muss. Geleitet wir die CU durch die Hauptver-

treter der Kommunen. 12% der französischen Bevölkerung

leben in einer der 16 CU.

Nimmt eine Kommune an der CU teilt, gibt sie automa-

tisch die Verantwortung für bestimmte Kompetenzen und

Querschnittsthemen an die CU ab. Dabei handelt es sich

um die Entwicklung der ökonomischen, kulturellen und

sozialen Räume, die Raumordnung auf kommunaler Ebe-

ne in Kohärenz, das Verkehrswesen im Ballungsraum, den

Sozialwohnungsbau, die Stadtpolitik sowie die öffentlichen

Aufgaben der Versorgung durch (Ab-) Wasser, Strom, Fried-

hofsverwaltung, Schlachthöfe sowie die Aufgaben des Um-

weltschutzes, der Müllentsorgung und des Lärmschutzes.

Page 14: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

14

Neben diesen Querschnittsthemen, können in der CU von

den Gemeinden andere Themen vorgeschlagen werden, an

denen gemeinschaftlich gewirkt wird und die mit den ver-

schiedenen Departements abgesprochen sein müssen.

Die CU versteht sich als EPCI fi scalité propre und fi nanziert

sich durch die „Taxe professionelle unique“ (Gewerbesteuer) so-

wie zusätzliche Steuern, die von den verschiedenen Kommunen

selbst erhoben werden können und durch staatliche Gelder.

(DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)

CA - COMMUNAUTÉ D‘ AGGLOMÉRATION

Die Communauté d‘ agglomération (CA) versteht sich wie

die CU, bezieht sich allerdings auf einen Einzugsbereich von

50.000 Einwohnern und mit mindestens einer Kommune, die

über eine Einwohnerzahl von mindestens 15.000 verfügt.

Die CA schreibt den Kommunen die Ausführungen be-

stimmter Kernkompetenzen vor (Wirtschaftsentwicklung,

Raumentwicklung auf kommunaler Ebene, nachhaltige und

soziale Wohnraumentwicklung, Stadtpolitik) und lässt ih-

nen in anderen Bereichen die Wahl, an welchen Aufgaben sie

sich beteiligen möchten (Abwasserversorgung, Müllentsor-

gung, Umweltschutz, Sport und Kultur). Die CA muss sich

mindestens an drei Nebenthemen beteiligen und der Ver-

antwortung für die Kernkompetenzen nachkommen.

Die CA legt ihre Steuersätze selbst fest. Ziel ist es nach

einigen Jahren die Steuersätze zwischen den Kommunen

als „Taxe professionnelle unique“ zu gestalten um Stand-

ortnachteile von Kommunen steuerlich auszugleichen und

wirtschaftlich attraktiver zu machen. In Frankreich gibt es

heute 171 CA in denen 21,9 Millionen Menschen leben.

(vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)

CC - COMMUNAUTÉ DE COMMUNES

Die Communauté de communes (CC) versteht sich als Ge-

meinschafts- und Interessenverband von benachbarten

Page 15: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

15

Kommunen, die projektübergreifend zusammenarbeiten

und ist auf der niedrigsten Ebene des Verwaltungsrechts an-

zusiedeln. Die Kooperation mehrerer Kommunen ist nicht

an eine Einwohnerzahl gebunden, wohl aber an die geogra-

fi sche Kontinuität des Raumes.

Aufgaben und Themen in der CC sind die gemeinsame und

projektübergreifende Zusammenarbeit an den Themen der

kommunalen Raumentwicklung, sowie gemeinsame für die

Kommunen bedeutende Projekte. Neben den Kernaufgaben,

müssen die Kommunen mindestens an einem der folgenden

Nebenthemen mitarbeiten:

Schutz und Inwertsetzung des Lebensraumes, Wohnpolitik,

Verkehrswesen (hier bezogen auf Straßenbau), Instandhal-

tung der Kultur- und Lerninstitutionen, Aktionen im Inter-

esse der Kommune. Sind diese Aufgaben durch die Kommu-

nen an die CC delegiert, kann die Kommune diese Aufgabe

nicht mehr ausführen.(vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)

CV - COMMUNAUTÉ DE VILLES

Die communauté de villes (CV) ist ein Zusammenschluss von

Kommunen durch das Gesetz „Joxe“ vom 6. Februar 1992,

mit dem Ziel die Agglomerationen von über 20.000 Ein-

wohnern zusammenzufassen und zu entwickeln. Die Kom-

petenzen der CV reichen von der Wirtschaftsentwicklung,

Raumplanung über Angelegenheiten des Umweltschutzes,

der Wohnentwicklung, des Transports und infrastrukturelle

Ausstattungen im Bereich Kultur, Sport und Bildung.

Die CV erhebt die Taxe professionnelle (TP) mit einer an-

teiligen Abgabe an die Mitgliedskommunen. Die Möglich-

keiten eine CV zu gründen wurde durch das Gesetz n°99-

586 vom 12. Juli 1999 ermöglicht um die interkommunale

Zusammenarbeit zu vereinfachen.(vgl. MULETA 2009, abgerufen am 25.11.2009)

Page 16: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

16

TP - TAXE PROFESSIONNELLE

Die Gewerbesteuer ist eine von vier erhobenen Steuern

durch die französichen Gebietskörperschaften. Sie gilt nur

für Unternehmen, während drei weitere Steuern (Grund-

steuer, Steuer auf bebaute und nicht bebaute Grundstücke)

von den Privathaushalten getragen werden. Die TP wurde

mit einem Gesetz vom 29. Juli 1975 eingeführt. Eine Auf-

hebung der TP wurde vom Präsidenten der Republik im

Januar 2004 angekündigt. Die vorgeschlagene Reform ist

aber noch nicht abgeschlossen. Die Aufhebung der TP wur-

de ursprünglich vom damaligen Premierminister und spä-

teren Präsidenten der Französischen Republik Jaques Chi-

rac initiiert. Die TP entspricht 50% der Haushaltsmittel der

lokalen Gebietskörperschaften. Es ist eine Steuer zugunsten

der Kommunen, Departements und Regionen. Auch EPCI

profi tieren von dieser Steuer.(vgl. Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)

TPU - TAXE PROFESSIONELLE UNIQUE

Die einheitliche Gewerbesteuer TPU gibt es seit dem 12.

Juli 1999. Die TPU ist für CA Pfl icht und optional für CC.

Sie ersetzt die TP der Mitgliedskommunen eines EPCI. Im

Großraum Toulouse, gibt es beispielsweise nur einen TP-

Steuersatz für den gemeinsamen Raum. Dadurch kann ein

kommunaler Finanzausgleich realisiert werden. Die Kom-

munen treten nicht mit verschiedenen Steuersätzen in Kon-

kurrenz an und bleiben für Unternehmen attraktiv. Die Ge-

meinschaft der Kommunen profi tiert davon. Die TPU macht

etwa 40% der TP auf kommunaler Ebene aus. Allerdings

gibt es immer mehr EPCI, die die Kommunen ersetzen. Die

ursprünglichen TP-Steuersätze werden mehr und mehr von

der TPU abgelöst. Die Kommunen übertragen dabei ihre

Kompetenzen an das EPCI und werden somit entlastet.

Um eine zu starke Bereicherung der EPCI zu verhindern,

werden Rückzahlungen an die Kommunen geleistet. Diese

Rückzahlung entsprechen der Differenz zwischen dem Be-

trag der eigentlichen TP der Kommune und der Höhe der

Ausgaben, die an die EPCI geleistet wurden.(vgl. dazu Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)

Page 17: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

17

MÉTROPOLE

1. Der Begriff Metropole hat mehrere Bedeutungen. Aus dem

Griechischen übersetzt ist eine Metropole das Einfl usszentrum

einer Region oder eines Landes mit einer (Mutter-) Stadt.

2. Eine Metropole ist eine Stadt mit mehreren Millionen

Einwohnern, die eine überregionale Bedetung hat und

Funktionen für den Raum übernimmt.(vgl. dzu Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)

METROPOLREGION

Der Begriff der Metropolregion ist weiter gefasst als der

Bergiff der Metropole. Bei einer Metropolregion handelt

es sich um einen größeren Raum, der auch ländliche Ge-

biete mit einbezieht. Die MKRO (Ministerkonferenz für

Raumordnung) defi niert die Metropolregion als „Motoren

der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kul-

turellen Entwicklung“ und „ sie sollen die Leistungs- und

Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas erhalten“.

In Frankreich fi ndet der Begriff „aires métropolitaines“ An-

wendung (vgl. Werkstatt: Praxis 2007: S.5f.).

GOVERNANCE

Governance (von frz. “gouverner” verwalten, leiten, erzie-

hen aus lat. “gubernare” gleichbed. griech. “kybernan” das

Steuerruder führen) bezeichnet generell das Steuerungs- und

Regelungssystem im Sinne von Strukturen (Aufbau- und Ab-

lauforganisation) einer politisch-gesellschaftlichen Einheit

wie Staat, Verwaltung, Gemeinde, privater oder öffentlicher

Organisation. Häufi g wird es auch im Sinne von Steuerung

oder Regelung einer jeglichen Institution (etwa einer Gesell-

schaft oder eines Betriebes) verwendet (Brockhaus 2006 : 228).

DATAR

Eine französische Organisation, die durch ein Dekret vom

14. Februar 1963 geschaffen wurde. Sie ist die „Delegati-

on für Raumordnung und regionale Aktion“. Der DATAR

wurde zunächst die Aufgabe, im Rahmen der allgemeinen

Délégation à l‘aménagement du terri-toire et à l‘action régionale

Page 18: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

18

Ziele der Planung, der Vorbereitung und Koordinierung der

erforderlichen Elemente für staatliche Entscheidungspro-

zesse zugewiesen. Schließlich übernahm sie mit der Regie-

rung und lokalen Behörden auch die „Überwachung“ von

Planungen und Einhaltung von Vertragsinhalten zwischen

Staat und Gebietskörperschaften. Die ausgewogene Ent-

wicklung der französischen Regionen und die Verbesserung

ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten wurde zu einer der

wesentlichen Aufgaben der DATAR. Die DATAR ist mit

fi nanziellen Ressourcen sowie Forschungs- und Entwick-

lungseinrichtungen ausgestattet. Sie verfügt über Entscheid-

undsbefugnis in der Planungsausrichtung (vgl. Universalis

2009, abgerufen am 25.11.2009).

CIADT

In Frankreich ist das CIADT ein interministerielles Komit-

tee welches sich regelmäßig unter der Leitung des Premi-

erministers trifft und über Fragen der Raumentwicklung

diskutiert. Das Komitee beteiligt die betroffenen Minister

der Raumplanung und den Innenminister (vgl. DIACT 2009,

abgerufen am 25.11.2009).

AGAM

Die AgAM ist eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die lokale

Gebietskörperschaften, den Staat und mehrere Organisati-

onen und Institutionen zusammenbringt, um die städtische

und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt von Marseille

zu fördern. Patner der AgAM sind unter anderem auch die

Stadt Marseille selber, die Communauté Urbaine de Mar-

seille, der Stadt-Umland-Verband Marseille Provence Mé-

tropole (MPM) und die Communauté d’agglomération du

pays d’Aubagne et de l’Etoile sowie die Handelskammer

Marseille Provence, der Grand Port Maritime de Marseil-

le (Hafen von Marseille) und die Assistance Publique des

Hôpitaux de Marseille.

Comité interministériel pour l‘amé-nagement et le développement du

territoire

L’Agence d’urbanisme de l’agglomération marseillaise

Page 19: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse

19

Die AgAM strebt mit anderen Entwicklungsgesellschaften

eine enge Zusammenarbeit im Netzwerk von ca. 50 Agen-

turen auf nationaler Ebene mit über 1.300 Mitarbeitern an.

(vgl. AgAM 2009, abgerufen am 25.11.2009)

Page 20: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung

20

Der südfranzösische Raum gewinnt an enormer Bedeutung

für Frankreich. Mit der Dezentralisierungspolitik in Fran-

kreich haben sich die Raumkonfi gurationen in den letzten

Jahrzehnten sehr stark verändert. Ein Beispiel ist die TGV-

Verbindung Paris - Marseille in 3 Stunden. Somit wird ge-

samt Südfrankreich wesentlich leichter zugänglich gemacht.

Der französische Staat hat ein neues Verständnis der Raum-

ordnungspolitik entwickelt und erkannt, dass Frankreich

sich mit seinen größten Städten und Metropolregionen im

Kontext der EU etablieren muss. Dabei wird der Region

um Marseille eine besonders wichtige Rolle im Bereich der

Wirtschaft sowie als Schnittstelle zum Mittelmeer- und

nordafrikanischen Raum zugeschrieben.

Städtepartner Hamburg und Marseille

Auslöser für dieses Projekt ist die 50-jährige Städtepartner-

schaft zwischen Hamburg und Marseille. In der Region um

Marseille gibt es verschiedene interkommunale Verbände,

sogenannte EPCI, in denen eine unterschiedliche Intensität

der Zusammenarbeit herrscht. Es hat den Anschein, dass

die Instrumente der interkommunalen Kooperation in Fran-

kreich vor allem darauf ausgerichtet sind, dass eine größere

Gemeinde oder Stadt mit Umlandgemeinden zusammen-

arbeitet um öffentliche Aufgaben effi zienter abwickeln zu

können. Innerhalb der Gebietskörperschaften und der lo-

kalen Politik scheint das Verständnis für überregionale

Zusammenarbeit wenig ausgeprägt zu sein. Überregionale

Probleme sollten jedoch auch auf überregionaler Ebene ge-

löst werden. Nur so kann der Ballungsraum Marseille und

Aix-en-Provence internationale Aufmerksamkeit erhalten.

Die zukünftige Funktionsfähigkeit und Wettbewerbsfähig-

keit muss Ziel einer überregionalen Zusammenarbeit sein.

Etablissement public de la coopération intercommunale (EPCI)

Warum Marseille?

Einleitung

Page 21: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung

21

Bedenkt man, dass Marseille 2013 Europäische Kultur-

hauptstadt wird, ist dies mit Sicherheit eine sehr große

Chance für den Süden Frankreichs auf europäischer Ebene

auf sich aufmerksam zu machen. Die ambivalente Gemen-

gelage von unterschiedlichen interkommunalen Kooperati-

onen verhindert derzeit eine klare Positionierung der Regi-

on um Marseille im europäischen Wettbewerb. Ziel dieses

Projekts ist es, Wege zu fi nden die Region zu stärken ohne

die lokale Identität zu schwächen, die insbesondere in Süd-

frankreich einen hohen Stellenwert hat.

Anlass über die administrative Struktur Frankreichs nach-

zudenken gibt der „Rapport Balladur“ aus dem Jahr 2008.

Herr Balladur ist ein von der Regierung Sarkozy beauftrag-

ter Politiker, der Vorschläge zu einer effi zienteren Gliede-

rung des französischen administrativen Systems machen

sollte. In seinem Bericht stellt Herr Balladur Forderungen

auf, die von uns auf ihre Umsetzbarkeit hin am Beispiel

der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur, deren Hauptstadt

Marseille ist, überprüft werden.

Der „Rapport Balladur“

Im Oktober 2008 wurde von der französischen Regierung

eine Kommission zur Erarbeitung von Vorschlägen für eine

Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich ins Leben

gerufen. Unter dem Vorsitz von Edouard Balladur wurde

im März 2009 der Abschlussbericht der Kommission ver-

öffentlicht. Die wichtigsten Forderungen der Kommission

werden in der Bestandsaufnahme (S. 40ff.) näher erläutert.

„Europa ruft!“

Page 22: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung

22

Pourquoi Marseille?

Introduction

Le Sud possède une place de plus en plus importante en

France. La politique de décentralisation française a contri-

bué à de nombreux changements des confi gurations spati-

ales durant les dernières décennies. La ligne TGV reliant

Paris à Marseille en 3 heures en est un exemple. Le Sud de

la France est ainsi devenu beaucoup plus accessible. L’Etat

français a développé une nouvelle vision en matière de poli-

tique de planifi cation, reconnaissant le besoin de la France,

à s’imposer au travers de ses plus grandes villes et de ses régi-

ons métropolitaines dans le contexte de l’UE. Cela a donné

à la région marseillaise un rôle particulièrement important

dans la sphère économique ainsi que renforcé l’interface

quelle joue avec la Méditerranée et l’Afrique du Nord.

Le jumelage de deux villes : Hambourg et Marseille.

L’élément déclenchant de ce projet est le cinquantenaire

du jumelage entre Hambourg et Marseille en 2008. Dans

la région marseillaise, plusieurs communes se sont orga-

nisées en coopération intercommunale, appelée EPCI, où

il existe une différence dans l’intensité de la coopération.

Il semble que les instruments de coopération intercom-

munale en France soient ciblés principalement sur le fait

qu’une grande ville ou une ville puisse travailler avec les

communautés environnantes pour gérer effi cacement les

tâches publiques. Au sein des autorités et des politiques

locales, la compréhension de l’inter-coopération régionale

semble être faible. Certains problèmes régionaux doivent

être résolus au niveau suprarégional. C’est le seul moyen

pour la région métropolitaine de Marseille et d’Aix-en-Pro-

vence de recevoir l’attention internationale. La viabilité et

la compétitivité dans l’avenir doivent être les objectifs de la

coopération régionale.

Page 23: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung

23

Compte tenu du fait que Marseille sera la Capitale euro-

péenne de la Culture 2013, ce sera certainement une très

bonne opportunité pour le Sud de la France afi n d’attirer

l’attention au niveau européen sur la région. La confusi-

on ambivalente des différentes formes de coopération in-

tercommunale empêche actuellement un positionnement

clair de la région de Marseille en terme de compétitivité à

l’échelle européenne. L’objectif de ce projet est de trajet de

renforcer la région sans fragiliser l’identité locale qui est, en

particulier dans le sud de la France, une grande priorité.

Le «Rapport Balladur» de l’année 2008 est l’occasion de

réfl échir à la structure administrative de la France. M. Bal-

ladur est un homme politique qui est actuellement char-

gé par le gouvernement Sarkozy de faire des propositions

pour une répartition plus effi cace du système administratif

français. Dans son rapport, M. Balladur a fait des recom-

mandations, lesquelles nous allons vérifi er concernant leur

application sur l’exemple de la région Provence-Alpes-Côte

d’Azur et sa capitale Marseille.

Le « Rapport Balladur »

En Octobre 2008 a été lancée par le gouvernement fran-

çais une commission pour élaborer des propositions sur

une réforme des collectivités locales en France. Présidé e

par Edouard Balladur, elle a publié son rapport fi nal en

Mars 2009. Les exigences essentielles de la Commission

sont précisées dans le chapitre « Bestandsaufnahme » (p.

40 et suivants).

« L’Europe appelle ! »

Page 24: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

24

Karten von Frankreich

Satellitenbild mit Grenzen und wichtigsten Städten

Marseille

Lyon

Paris

Abb. 1: Luftbild Frankreich

Quelle der Kartengrundlage: Google Earth

Problembeschreibung

Page 25: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

25

Mittelmeer

Atlantischer Ozean

100 km0

Frankreich

Rhône-Alpes

Legende:

Amiens

=

=

Name der Region

Name und Lage der Regionshauptstadt

100 km0

SpanienAndorra

Deutschland

Schweiz

Italien

Luxemburg

Großbritannien

Lux

Belgien

RegionProvence-Alpes-

Côte d’Azur

Marseille

Lyon

Châlons-ennn--Champagne

Amiens

RouenCaen

Nantes

Rennes

Orléans

Dijon nçBesançnçnçonç

Poitiers

LimogesClermont-Ferrand

Bordeaux

TouluseMontpellierMontpellier

Lille

Metz

oSttrasbotrasboourgo

ccioAjaccci

Paris

Rhône-Alpes

Franche-Comté

Elsass

Lothringen

Nord-Pas-de-Calais

Champagne-Ardenne

Picardie

Île-de-France

Centre

Burgund

Haute- Normandie

Basse- Normandie

Bretagne

Pays-de-la-Loire

Poitou-Charentes

LimousinAuvergne

Aquitanien

Midi-Pyrénées

Languedoc-Roussilion

Korsika

Regionen und ihre Grenzen

Abb. 2: Karte der französischen Regionen

Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com

Page 26: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

26

Der administrative Aufbau Frankreichs

Frankreich gliedert sich in vier territoriale Ebenen. Den

Staat, die Regionen, die Departements und die Kommunen.

Der Staat hat hierbei die ausschließliche Gesetzgebungs-

kompetenz, alle weiteren Ebenen haben administrative

Kompetenzen.

Entstanden ist das streng zentralistische Regierungssys-

tem nach der Französischen Revolution, nach welcher man

sich als einheitlicher Staat positionieren wollte. Diese Be-

strebungen wurden abermals nach dem Zweiten Weltkrieg

Abb. 3: Die Verfassung der Französischen Republik

Quelle: Informationen zur politischen Bildung, Frankreich, Heft Nr. 285 / 2004

Page 27: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

27

deutlich. Frankreich sollte politisch sowie wirtschaftlich

möglichst als Einheit hervortreten, weswegen die zentrale

Entwicklung sowie die Steuerungskompetenz des Staates

bewusst gefördert wurden. Ein Beispiel hierfür ist die ge-

zielte staatliche Ansiedlung bestimmter Industriebetriebe in

wirtschaftlich schwächeren Regionen. Im Grunde ging man

somit einen entgegengesetzten Weg im Vergleich zur Bun-

desrepublik Deutschland, welche sich als föderalistischer

Bundesstaat neu gründete.(Informationen zur politischen Bildung 2004: S. 37ff.)

Premierminister Minister

Präsident

Abb. 4: Das politische System Frankreichs

Quelle: eigene Darstellung nach Wikipedia/Ladyt

Die Schemata (Abb. 3 u. 4) zeigen den hi-erarchischen Aufbau des politischen Sys-tems in Frankreich. Die Verfassung der V. Republik trat am 4. Oktober 1958 in Kraft und wurde von der Regierung unter Charles de Gaulles verabschiedet. Der Staatspräsident ist die zentrale Figur in der V. Französischen Republik. Besonder-heiten sind die direkte Wahl durch das Volk und umfangreiche Kompetenzen des Präsidenten wie die der alleinigen Ent-scheidungsbefugnis in der Sicherheits- und Außenpolitik.

Es wird in Frankreich von der „doppel-köpfi gen“ Exekutive gesprochen. Die Gesetzgebungsgewalt geht zwar vom Parlament aus, jedoch bestimmt der Staatspräsident die Richtlinien der Poli-tik. Dem Premierminister kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu. Er ist das Bindeglied zwischen Präsident und Na-tionalversammlung. (Informationen zur politischen Bildung: S. 37ff.)

Page 28: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

28

Kommunalverbände in Frankreich

Auf kommunaler Ebene gibt es verschiedene ausdifferenzier-

te Kooperationsformen, sogenannte „Établissement public

de la coopération intercommunale (EPCI)“, Kommunalver-

bände. Das Problem bei diesem Aufbau besteht einerseits

in der Hierarchielosigkeit der Gebietskörperschaften (Re-

gion, Departement und EPCI / Kommunen), und der damit

verbundenen Kompetenzüberschneidungen ohne regelnde

Instanz und andererseits in der großen Zersplitterung terri-

torialer Einheiten (Zahlen der Gemeinden). Dieser Zustand

wurde mehr und mehr zum Entwicklungshemmnis insbe-

sondere von größeren Agglomerationen, die auf eine zuver-

lässige Koordination der regionalen Vernetzung angewiesen

sind, um nicht im Chaos zu ersticken. In diesem Rahmen

funktionieren die alten, zentralistisch organisierten Dimen-

sionen der Gebietskörperschaften und die auf Umverteilung

des Wohlstands gerichteten Konzepte nicht mehr, selbst-

ständige dezentrale Entwicklung ist notwendig um die fran-

zösische Wirtschaft und territoriale Entwicklung langfristig

stabil zu halten.

Seit den Dezentralisierungsgesetzen zu Beginn der 1980er

Jahre werden den Kommunen mehr und mehr Kompe-

tenzen übertragen, die interkommunale Kooperationen

immer weitgehender ermöglichen und attraktiver machen.

Meilensteine sind hierbei 1992 das Loi ATR (administrati-

on territoriale de la République), 1995 das Loi Voynet, auch

LOADDT genannt und 1999 das Loi Chevènnement.

Die Formen der Gemeindezusammenschlüsse waren bis

1999 sehr vielfältig, seitdem sind drei Arten von EPCIs und

die damit zusammenhängenden Kompetenzübertragungen

klar defi niert. Diese EPCI sind dadurch gekennzeichnet,

Intercommunalités

Loi Voynet d‘orientation pour

l‘aménagement et le développement

durable du territoire (LOADDT)

Page 29: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

29

dass sie über die sogenannte „fi scalité propre“, eigene Steu-

ereinnahmen, verfügen. Welche Art EPCI in einem Gebiet

gegründet werden kann, hängt unter anderem von der Ge-

samteinwohnerzahl, der räumlichen Ausdehnung des Ge-

bietes sowie der Einwohnerzahl der größten beteiligten Ge-

meinde ab. So ergibt sich:

• Communauté urbaines (CU) mind. 500.000 Einwohner

• Communauté d’agglomerations (CA) mind. 50.000 Ein-

wohner, mind. eine Kommune mehr als 15.000 Einwohner

• Communauté de communes (CC) ohne Beschränkung

Darüber hinaus haben die Gemeinden die Möglichkeit ein-

fache Ein- oder Mehrzweckverbände zur Erledigung einzel-

ner kommunaler Aufgaben, wie beispielsweise die Organi-

sation der Müllabfuhr o. ä., zu gründen. Grundsätzlich sind

die Zusammenschlüsse frei in der Gebietswahl und nicht an

Departements- oder Regionsgrenzen gebunden. Diese Art

der Kooperation ist dadurch gekennzeichnet, dass keine

„fi scalité propre“ vorliegt.

Der Sinn der Gründung von EPCI besteht darin, einen Ag-

glomerationsvertrag zu erarbeiten und gemeinsam mit Staat

und Region zu unterschreiben. In diesem Vertrag regelt die

EPCI die Orientierung der Entwicklung auf seinem Gebiet

bezogen auf Wirtschaft, Soziales, Verkehr etc. und verleiht

evtl. erarbeiteten Entwicklungsplänen Verbindlichkeit.

Gleichzeitig werden Maßnahmen zur Umsetzung dieser

Orientierungen und deren Finanzierung durch die Vertrags-

partner festgeschrieben. Der Agglomerationsvertrag zwingt

also die Kommunalverbände an ein auf einige Jahre festge-

legtes Programm, eröffnet aber Möglichkeiten zur gemein-

samen Finanzierung mit Staat und Region.

Page 30: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

30

Es hat sich gezeigt, dass trotz eines Rahmens durch Inter-

kommunalität, insbesondere mit einer Communauté Ur-

baine, durch die die interne Vernetzung von Ballungszentren

vorangetrieben werden soll, dieses als Instrument für Bal-

lungsräume ungeeignet ist. Die Annahme liegt nahe, dass

die für eine Communauté Urbaine geforderte Zusammen-

arbeit, die sich bis in das Steuerwesen hinein zieht (TPU:

gemeinsamer Gewerbesteuerhebesatz) zu eng für wirklich

große Zusammenschlüsse ist. Jedenfalls gibt es auch in

Frankreich seit 2003 eine Politik für Metropolregionen,

die konkret mit einem Ausschreibungsverfahren vorange-

trieben wurde: Eine Anzahl von etwa 42 Ballungsräumen,

die den Bewerbungskriterien entsprachen (Paris und Über-

seegebiete waren ausgeschlossen) wurden von der zentra-

len Raumordnungsbehörde (DATAR) aufgefordert sich zu

beteiligen. In den Bewerbungsunterlagen mussten Konzepte

vorgestellt werden, mit denen der Raum beabsichtigt sich

zu einer Europäischen Metropolregion (mit den bekannten

Metropolfunktionen) zu entwickeln. Dieses System ähnelt

der Interkommunalität insofern, als dass der Prozess in Me-

tropolverträgen mündete, die ähnlich wie die Agglomerati-

onsverträge aussehen, nur freier in den Inhalten. Im Prozess

zur Erarbeitung dieser Konzepte ist auch ein größeres Terri-

torium einzubeziehen.

Die so genannte Metropolitane Kooperation (Coopération

métropolitaine) scheint locker genug zu sein, dass sogar die

„Konkurrenten“ Aix-en-Provence und Marseille es schafften

durch ein gemeinsames Konzept zu überzeugen sowie ausge-

wählt zu werden und heute gemeinsam mit anderen EPCI die

Metropolregion Aix-en-Provence-Marseille bilden.(Braumann, Elineau 2003)

Taxe Professionnelle Unique (TPU)

Délégation à l‘aménagement du territoireet à l‘action régionale (DATAR)

Page 31: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

31

Bevölkerung

Fluggäste

Universitäten

Museen

Präfektur

Polaritäten

Sektoren

ca. 10 Mio.

ca. 137 Mio.

9

156

dominant

konzentrisch

Dienstleistung

Wirtschaft

WirtschaftDienstleistung

DienstleistungTechnologie

Technologie

TechnologieInnovationInnovation

Forschung

Industrie

Forschung

Forschung

Industrie

Industrie

konzentrisch polyzentrisch

dominant symbiotisch

92 116

4 4

ca. 6 Mio. ca. 15 Mio.

ca. 5,6 Mio. ca. 4,5

Tourismus

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich

Die drei größten und wichtigsten Städ-te in Frankreich sind Paris (2.181.371 EW 2009), Marseille (847.084 EW 2009) und Lyon (480.778 EW 2009) (vgl. INSEE 2009: „popu-lationslegales“, abgerufen am 12.11.09). Die Stärke dieser Städte geht jedoch nur aus dem Verbund mit angrenzenden Städten und Ge-meinden hervor. Im Städteverbund in und um Paris lebten 1999 9.644.507 Menschen, in und um Marseille 1.349.772 Menschen und in und um Lyon 1.348.832 Menschen (vgl. INSEE 2009: „unités urbaines“, abgerufen am 12.11.09).

In der Grafi k links (Abb. 5) sind sieben wich-tige Kriterien im Vergleich der Regionen, in denen Paris (Île-de-France), Lyon (Rhône-Alpes) und Marseille (Provence-Alpes-Côte-d‘Azur) liegen, dargestellt. Auffällig ist hier-bei zunächst die Ausnahmestellung von Paris. Es handelt sich um einen Raum der Superla-tive. Lyon ist in den letzten 10 Jahren durch neue Wege der interkommunalen Kooperation ein stark wachsender Raum. Paris und Lyon sind sich von ihrer Struktur her ähnlich. Beide Räume sind konzentrisch organisiert und bil-den den dominanten Mittelpunkt in ihrer Re-gion. Marseille als „zweite Stadt Frankreichs“ war insbesondere wirtschaftlich lange Zeit in der Krise. Durch neue Impulse in der Stadt und der Region sollen der tertiäre Sektor und die Schnittstellenfunktion zum Mittelmeerraum ausgebaut werden. Die polyzentrische Orga-nisation des Raumes drückt sich insbesondere in der Tatsache aus, dass nahegelegene Städ-te wie Aix-en-Provence und Toulon wichtige Wirtschaftspole neben Marseille sind.

Abb. 5: Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich

Quelle: eigene Darstellung nach Mérienne 2003

Page 32: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

32

Vergleich der Gebietskörperschaften...

...in Frankreich

● Diese Gegenüberstellung soll die Unter-schiede in der administrativen Struktur von Frankreich und Deutschland verdeutlichen.

Insbesondere die dreifache Anzahl vonKommunen in Frankreich ist Deutschlandgegenüber ein wesentlicher Unterschied.

L’État (der Staat):

• 62.817.120 Einwohner, Festland 2006 (INSEE)

• Zentralstaat, ausschließliche Gesetzgebungskompetenz

• Staatliches Organ: Staatspräsident

La Région (die Region):

• 22 Regionen in Europa, 4 in Übersee

• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen

• Staatliches Organ: Präfekt der Region

Le Département (das Departement):

• 96 Departements in Europa, 4 in Übersee

• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen

• Staatliches Organ: Präfekt des Departements

L’Intercommunalité (der Kommunalverband):

• Établissement public de coopération intercommunale

(EPCI)

• 12.840, davon 2.601 mit Selbstverwaltungskompetenz

• Interkommunaler Zusammenschluss

o vertraglich geregelte gemeinsame

Arbeitsschwerpunkte (z.B. Müllabfuhr, Schule)

o keine „General-Kooperation“

La Commune (die Kommune):

• 36.571

• Kleinste Verwaltungseinheit, häufi g werden bei sehr

kleinen Gemeinden administrative Kompetenzen

an einen Kommunalverband oder ein Departement

abgegeben

• Staatliches Organ: Bürgermeister

36.571 Kommunen

100 Departements

26 Regionen

Staat

Abb. 6: administratives System Frankreichs

Werner Hrsg., 2000, S. 283ff.

Page 33: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung

33

...und Deutschland

Staat:

• 82.002.400 Einwohner am 31.12.2008 (DESTATIS)

• Bundesstaat mit partieller Gesetzgebungskompetenz

• Staatliches Organ: Bundeskanzler

Bundesland:

• 16 Bundesländer

• Teilsouveräner Gliedstaat mit partieller

Gesetzgebungskompetenz

• Staatliches Organ: Ministerpräsident

Landkreis/kreisfreie Stadt:

• 301 Landkreise und 112 kreisfreie Städte

• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen

• Staatliches Organ: Landrat

Kommunalverband (KV):

• Kommunale Zusammenschlüsse auf Gemeinde-, Kreis-

oder TÖB-Ebene

• „General-Kooperation“ mit eigenständiger

„Souveränität“

Kommune:

• 12.007

• Kleinste Verwaltungseinheit, häufi g werden bei sehr

kleinen Gemeinden administrative Kompetenzen an

eine Samtgemeinde oder den Landkreis abgegeben

• Staatliches Organ: Bürgermeister

Abb. 7: Administratives System Deutschlands

12.007 Gemeinden

301 Landkreise

16 Bundesländer

Staat

Werner Hrsg., 2000, S. 283ff.

Page 34: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

34

Die wichtigsten interkommunalen Koope-

rationsansätze

Établissement public de la coopération intercom-

munale (EPCI)Das französische Konzept für den Aufbau kooperativer

Strukturen beruht bis heute auf interkommunalen

Vereinbarungen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass

die Kommunen die Basis jeder institutionellen Reform in

Frankreich sind. Interregionale Institutionen sind keine

politischen Vertretungskörperschaften per se, da sie einerseits

keine umfassenden Zuständigkeiten besitzen und andererseits

nicht von direkt gewählten Volksvertretern regiert werden.

In Frankreich gibt es sieben Formen von EPCI

(zwischengemeindliche Behörden bzw. Verwaltungsstellen),

die alle vom Staat eingerichtet werden:

• INTERKOMMUNALE ZWECKVERBÄNDE MIT EINEM EINZIGEN

GESCHÄFTSZWECK

Sie werden seit 1890 eingerichtet und stellen mit

ca. 14.500 heute den größten Teil aller ÉPCI. Sie

beschäftigen sich vorwiegend mit dem Management von

Infrastruktureinrichtungen (ÖPNV, Wasserversorgung

und Kanalisation, Abfallentsorgung etc.) und der

Bereitstellung von Dienstleistungen.

• INTERKOMMUNALE MEHRZWECKVERBÄNDE

Sie wurden 1959 eingerichtet, 1996 gab es ca. 2.500

solcher Verbände.

• MISCHVERBÄNDE mit einem oder mehreren

Geschäftszwecken. Sie werden Mischverbände genannt,

weil verschiedene Verwaltungsebenen beteiligt sind. Alle

Kombinationen von Gemeinde, Departement, Region

und Staat sind hier möglich. 1996 gab es ca. 1.200

solcher Mischverbände.

Syndicats Intercommunaux àVocation Unique (SIVU)

Syndicats Intercommunuax àVocation Multiple (SIVOM)

Bestandsaufnahme

Page 35: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

35

Die drei bisher genannten Kommunalverbände werden aus

den Haushalten der Gemeinden oder anderer Beteiligter

fi nanziert. Sie dürfen keine eigenen Steuern erheben.

• UMLANDVERBÄNDE

Sie wurden 1966 eingeführt, 2009 gibt es 16

Umlandverbände. Diese werden als die am weitesten

integrierten Kooperationsansätze gesehen, da sie über elf

gesetzlich festgelegte Rechte und eigene Steuereinnahmen

verfügen.

• VERBÄNDE DER „NEUEN STÄDTE“

Sie wurden 1983 eingerichtet und können in den so

genannten villes nouvelles eingerichtet werden. Bisher

wurden neun gegründet, von denen im Jahr 2009 noch

fünf bestehen.

• GEMEINDEVERBÄNDE

Diese wurden 1992 für Gebiete mit weniger als

20.000 Einwohnern eingerichtet. 2009 gibt es 2.406

Gemeindeverbände. Gemeindeverbände haben zwei

satzungsmäßige Rechte: Wirtschaftsentwicklung und

Planung. Gemeindeverbände unterscheiden sich von

anderen Kooperationsformen auch durch das Recht,

für bestimmte eingegrenzte Teilräume Gewerbesteuern

erheben zu können.

• AGGLOMERATIONSVERBAND

Diese wurden 1999 gegründet und bilden eine

Zwischenebene zwischen Umlandverbänden

und Gemeindeverbänden. 2009 gibt es 174

Agglomerationsverbände in Frankreich.

Communautés Urbaines (CU)

Syndicats d’Agglomération Nouvelle (SAN)

Communautés de Communes (CU)

Artikel L5214-20 des Code général des collec-tivités territoriales

Artikel L5214-23 des Code général des collec-tivités territoriales

Communauté d’Agglomération (CU)

Page 36: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

36

Die vier hier genannten Kommunalverbände verfügen über

das Recht eigenständig Steuern zu erheben. Man spricht

hierbei von „groupements à fi scalité propre“.

Das institutionelle System der interkommunalen

Zusammenarbeit in Frankreich ist also sehr komplex.

Es gibt im Grunde genommen keine vertikale Hierarchie

zwischen den einzelnen Kooperationsformen. Es ist möglich

themenbezogen zu kooperieren, dabei sind administrative

Ebenen zweitrangig. Der große Spielraum innerhalb der

genauen Ausformulierung von Kooperationsverträgen

zwischen Gebietskörperschaften setzt die Hemmschwelle

der Kooperation herab. Gebietskörperschaften haben die

Möglichkeit themenbezogen mit verschiedenen anderen

Gebietskörperschaften zusammen zu arbeiten. Eine

Gemeinde kann also sehr problemspezifi sch Kooperationen

eingehen und ist nicht gezwungen Teile ihrer Souveränität

abzugeben, die sie nicht abgeben möchte. Die Freiheit der

Kooperationsmöglichkeiten bringt jedoch automatisch die

Gefahr mit sich verwirrend zu sein. Je mehr Möglichkeiten

es gibt, desto schwerer fällt die Differenzierung der

Kooperationsformen.(DGCL 2009: Les collectivités locales en chiffres 2009, S. 21)

Page 37: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

37

Page 38: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

38

Die Planungsebenen- und Dokumente in

Frankreich

NATIONALE EBENE | SSC:

• 9 Stück in Frankreich (Wissenschaft, Kultur, Information

und Kommunikation, Transport 2x, Energie, Natur, Ge-

sundheit, Sport)

• Planungshorizont 20 Jahre

• „Gemeinnützige Dienstleistungskonzepte“ machen Vorgaben

zu räumlichen Entwicklungsperspektiven der „Fachbereiche“

REGIOANLE EBENE I | SRADT:

• Regionales Raumordnungs- und Raumentwicklungskonzept

• Vergleichbar mit dem Landesentwicklungsplan in Deutsch-

land

• Aufgestellt wird der SRADT als fachübergreifendes Leit-

liniendokument vom Regionalrat in Abstimmung mit allen

betroffenen Partnern

• Muss mit den Zielen der SSC vereinbar sein

REGIONALE EBENE II | DTA:

• Teilräumliche Raumordnungsvorgabe

• 7 Stück in Frankreich (Alpes-Maritimes, bassins miniers Nord

lorrains, l’estuaire de la Loire, l’aire métropolitaine lyonnaise,

Bouches-du-Rhône, Alpes du Nord, l’estuaire de la Seine)

• Vergleichbar mit dem Regionalplan in Deutschland

• Aufgestellt wird eine DTA vom Staat und der betroffenen

Gebietskörperschaft

• Muss mit den Zielen des SSC und des SRADT vereinbar sein

SCHÉMA DE SERVICES COLLECTIVES (SSC)

SCHÉMA RÉGIONAL D’AMÉNAGEMENT ET DU DÉVELOPPEMENT DU TERRITOIRE (SRADT)

DIRECTIVE TERRITORIALE D’AMÉNAGEMENT (DTA)

Page 39: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

39

ÜBERKOMMUNALE EBENE | SCOT:

• Dokument für Kommunalverbände, Erstellung freiwillig!

• Vergleichbar mit dem FNP in Deutschland

• Muss mit den Zielen des DTA vereinbar sein, falls kein

DTA vorhanden ist mit den generellen Zielen der Raument-

wicklung in Frankreich (Projets d’interêt général [PIG] und

Landschafts-, Küsten- sowie Ressourcenschutz)

KOMMUNALE EBENE | PLU:

• Planungsdokument für Gemeinden und Kommunalverbände

• Die Erstellung ist nicht verpfl ichtend für die Gemeinden!

• Vergleichbar mit dem B-Plan in Deutschland

CARTE COMMUNALE (CC):

• Vereinfachtes Planungsdokument für sehr kleine Gemeinden

• Vergleichbar mit einem vereinfachten B-Plan in Deutschland

(Braumann, Elineau 2003, S. 11f. u. Clev, Kistenmacher 1998, S. 178f.)

SCHÉMA DE COHÉRENCE TERRITORIALE (SCOT)

PLAN LOCAL D’URBANISME (PLU)

PIG = Projekte von nationalem Interesse

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

40

Der Rapport Balladur

Zusammenfassung der wichtigsten Forderungen.

Im Jahr 2008 hat die Französische Regierung unter Sarkozy

ein 15-köpfi ges „Komitee für die Reform der Gebietskörper-

schaften“ eingesetzt. Den Vorsitz hatte Edouard Balladur,

der 1986 bis 1988 unter Jacques Chriac Staatsminister für

Wirtschaft und Finanzen sowie von 1993 bis 1995 Premier-

minister von Frankreich war. Zwischen Oktober 2008 und

März 2009 hat das Komitee einen Bericht erarbeitet. Das

Ergebnis der Arbeit ist der sogenannte Rapport Balladur

mit dem Titel „Il est temps de décider“ („Es ist Zeit sich zu

entscheiden“). Es handelt sich um einen Bericht von 170 Sei-

ten. Der Bericht ist in zwei Teile gegliedert. Im Ersten Teil

wird die derzeitige Situation skizziert und auf die Probleme

verwiesen. Im zweiten Teil werden Lösungsvorschläge ge-

macht, die zukünftig zu einer Verbesserung führen können.

Anschließend werden 20 konkrete Forderungen aufgelistet

und begründet (der Forderungskatalog ist diesem Bericht

angehängt). Im Anhang zu dem Bericht befi ndet sich sogar

eine Art Gesetzesvorlage zur Reform der Gebietskörper-

schaften.

DIE HAUPTPROBLEME DER JETZIGEN SITUATION SIND:

• Kommunale Finanzen / Überschuldung der Kommunen

• Verwirrung um Kompetenzen der Gebietskörperschaften

• Die Struktur der Raumplanung ist zu vielschichtig und

zersplittert

Maßnahmen zur Behedung der Probleme werden genannt.

Es müssen die Kompetenzen bezüglich der lokalen Finanzen

zwischen dem Staat und den Gebietskörperschaften geklärt

werden und anschließend klare und vereinfachte Struktu-

ren geschaffen werden. Die Kompetenzverteilung auf loka-

ler Ebene muss geklärt werden. Wie weit darf der Staat in

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

41

lokale Entscheidungen eingreifen? Anschließend müssen die

Zuständigkeiten nach einfachen und unstrittigen Kriterien

neu verteilt werden. Weiterhin muss die Zahl der Gebiets-

körperschaften verringert werden.

ZUR VEREINFACHUNG DER STRUKTUREN SOLLEN ZWEI LEITZIELE

VERFOLGT WERDEN:

1. Steuerung der Raumplanung und der Aktivitäten

2. Dienste für die Bevölkerung

Die regionale und lokale Ebene erscheinen am geeignets-

ten die Leitziele umzusetzen. Die Region ist die Ebene, die

nationale Bedeutung und internationale Konkurrenzfähig-

keit haben kann. Die Kommune bzw. Interkommunalität ist

prädestiniert um bürgernahe Dienstleistungen anzubieten.

Zwei Fragen stellen sich jedoch:

1. Können die Departements aufgelöst werden?

2. Können die Kommunalverbände (EPCI) die erforder-

lichen kommunalen Kompetenzen erhalten?

Die Bipolarisierung der Gebietskörperschaften zu Gunsten

der Region und den EPCI ermöglicht die Klarstellung der

Kompetenzen. Anschließend bedarf es einer Modernisie-

rung des kommunalen Steuersystems.

Der Forderungkatalog des Komité („20 Propositions“) be-

fi ndet sich im Anhang (S. 152ff.) zu diesem Bericht. Im

folgenden Abschnitt lesen Sie die Zusammenstellung unter-

schiedlicher Positionen zum Rapport Balladur sowie eine

fachliche Auseinandersetzung mit den Inhalten des Rapport

Balladur.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

42

Die Veröffentlichung des Rapport Balladur und die damit

verbundenen Änderungsvorschläge des Komitees führten

zu einer sehr kontroversen Diskussion über die Zukunft

der Gebietskörperschaften in Frankreich. An dieser Stelle

werden die Positionen von Vertretern der unterschiedlichen

administrativen Ebenen vorgestellt und anschließend in den

Stand der fachlichen Diskussion eingeordnet.

STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER REGIONEN FRANK-

REICHS, ALAIN ROUSSET, PRÄSIDENT:

Die ARF, ADF und AMF haben eine gemeinsame Stellung-

nahme zum Rapport Balladur veröffentlicht. Auf diese wird

hier Bezug genommen.

Zunächst stellt M. Rousset fest, dass die fundamentalen

Reformen im Zuge der Dezentralisierung ihre Ziele weitest-

gehend erreicht haben. Für die Zukunft erwartet er, dass

sich der Staat nicht der „fi nanziellen Verantwortung“ ge-

genüber den Gebietskörperschaften entzieht. Die Gebiets-

körperschaften müssen volle Eigenverantwortung, politisch

sowie fi nanziell, für ihre Bereiche haben. Dies sei zur Zeit

nicht der Fall. Insbesondere die Frage der fi nanziellen Res-

sourcen spielt hier eine bedeutende Rolle. Weiterhin müs-

sen die Kompetenzen zwischen den administrativen Ebenen

(Regionen, Departements, EPCI, Kommunen) geklärt wer-

den. Entweder auf normativer oder vertraglicher Ebene. Das

Ziel einer besseren territorialen Organisation in Frankreich

wird unterstützt, jedoch unter der Maßgabe der Freiwillig-

keit der Gebietskörperschaften. Letztlich fordert M. Rous-

set, dass die institutionellen Reformen mit einer Reform der

Finanz- und Steuergesetzgebung einhergehen sollte.(Rousset, 2009, S. 1f.)

Rapport Balladur und kontroverse Diskussionen

Association des Régions de France (ARF)

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

43

STELLUNGNAHME DER VERSAMMLUNG DER FRANZÖSISCHEN DE-

PARTEMENTS, CLUDY LEBRETON, PRÄSIDENT:

Zusätzlich zu den bereits genannten Positionen aus der ge-

meinsamen Stellungnahme von ARF, ADF und AMF wird

M. Lebreton in einem Zeitungsartikel mit den Worten:

„Das ist das Ende der Departements“ („C‘est la fi n des Dé-

partements“) zitiert. Er geht davon aus, dass die Departe-

ments die Bereiche Wirtschaftsentwicklung und Raumpla-

nung an die Regionen abtreten müssten und die sozialen

„Kompetenzen“ an den Nationalstaat. Weiterhin würde die

fi nanzielle Unabhängigkeit durch die geplante Steuerreform

stark eingeengt werden. M. Lebreton ließ eine Studie der

möglichen Kosten des Wegfallens der departementalen Ebe-

ne anfertigen, die besagt, dass jeder Mitarbeiter, der nach

der Reform arbeitslos sei, eine Abfi ndung von 4.000,- € er-

halten könnte. Er spricht von bis zu 120.000 Personen, die

dies betreffen könnte. In der Summe würde das fast eine

halbe Milliarde Euro kosten.(Lebreton, 2009)

STELLUNGNAHME DER VERSAMMLUNG DER GEMEINDEVERBÄNDE

(„INTERCOMMUNALITÉS“) IN FRANKREICH:

Es wird festgestellt, dass der Rapport Balladur in vielen

Punkten mit den Zielen der AdCF übereinstimmt. Insbe-

sondere die vorgeschlagene Stärkung der interkommu-

nalen Kooperation wird positiv hervorgehoben. Kritisiert

werden folgende Punkte. Das Wegfallen von Einnahmen

durch die Taxe Professionnelle müsse besser kompensiert

werden. Zum Beispiel durch eine lokale Wirtschaftssteuer.

Die Zusammenlegung von Gemeinden solle auf freiwilliger

Basis geschehen. Grundsätzliche Kritik wird an der Tiefe

der Reformvorschläge geübt. Der Rapport Balladur bewege

Assemblée des Départements en France (ADF)

Assemblée des Communautés de France (AdCF)

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

44

sich lediglich an der Oberfl äche der territorialen Organisa-

tion des Landes und nehme zu wenig Bezug auf die inne-

ren Probleme wie Finanzierungs- und Kompetenzprobleme.

Es würden keine konkreten Handlungsempfehlungen zur

Kompetenzverteilung sowie dem Umgang mit der kommu-

nalen Selbstverwaltungsgarantie („la clause de compétence

générale“) gemacht.(AdCF, 2009, S. 1f.)

STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER FRANZÖSISCHEN KLEIN-

STÄDTE:

Viele Forderungen der APVF fi nden sich im Rapport Bal-

ladur wieder. Einige Punkte des Rapport Balladur werden

jedoch kritisch beurteilt. Die Rolle der Bürgermeister der

Kleinstädte in zukünftigen Kommunalverbänden sei nicht

klar genug geregelt. Es dürfe keinesfalls zu einer „Abwer-

tung“ der Kleinstädte in einem Kommunalverband kom-

men. Der Hauptkritikpunkt bezieht sich auf die vorgeschla-

genen Veränderungen im Finanzsektor. Da die Kleinstädte

zwingend auf Mittel aus Departement und Region angewie-

sen seien, würde sich die fi nanzielle Situation der Kleinstäd-

te bei Wegfall des Departements drastisch verschärfen. Die

lokale Solidarität müsse gewahrt bleiben. Weiterhin wird

bemängelt, dass die Verringerung der territorialen Zersplit-

terung Frankreichs nicht ausreichend Berücksichigung fi n-

det und zunächste die Mechanismen des kommunalen Fi-

nanzausgleichs reformiert werden müssten, bevor man über

Reformen der Gebietskörperschaften nachdenke. Auch die

APVF fordert eine schnellstmögliche Reform des kommu-

nalen Finanzwesens.(APVF, 2009)

Association des petites villes de France (APVF)

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

45

STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER BÜRGERMEISTER IN

FRANKREICH:

Die AMF hebt ebenfalls zunächst hervor, dass viele Forde-

rungen im Rapport Balladur den Positionen der AMF entspre-

chen. Hervorgehoben wird hier der parallele Reformansatz

der Gebietskörperschaften an sich und der kommunalen Fi-

nanzpolitik. Aber auch sie hat einige Kritikpunkte. So spricht

sie sich entschieden gegen die Zusammenlegung von Kom-

munen aus, weil die dann neu entstehenden „métropoles“

den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bürger nicht mehr

gerecht werden könnten. Die AMF spricht sich dafür aus, die

Gewerbesteuer neu zu organisieren. Es solle ein stärkerer Be-

zug zwischen Unternehmen und Standort hergestellt werden,

als dies bisher der Fall ist. Am Ende wird darauf verwiesen,

dass die Nähe der Kommunalpolitiker zu den Bürgern das

Wesen der Demokratie und des sozialen Zusammenhaltes

ausmachen. Dies dürfe nicht „zerstört“ werden.(AMF, 2009)

AUFSATZ VON PROF. MICHEL VERPEAUX

Der Aufsatz von M. Verpeaux benennt die wichtigsten Ele-

mente des Rapport Balladur und begründet die Erfordernis

einer Reform.

Die „Intercommunalité“ mit Selbstverwaltungsgarantie und

fi nanzieller Autonomie sei die richtige Ebene um das kom-

munale Problem Frankreichs zu lösen. Zur Vereinfachung

der kommunalen Strukturen sollen bisherige interkommu-

nale Lösungen (bspw. SIVOM, SIVU) in EPCI aufgehen.

Die Kumulierung von Mandaten soll eingegrenzt werden,

so soll jeder Politiker zukünftig nur noch maximal zwei

Association des Maires de France (AMF)

M. Verpeaux ist Professor an der Uni-versität Panthéon-Sorbonne in Paris. Er ist Direktor des Forschungszentrums für Verfassungsrecht und Mitglied des Komi-tee für die Reform der Gebietskörper-schaften in Frankreich.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

46

Posten bekleiden dürfen. Die Zahl der Angestellten in den

Verwaltungsebenen soll um ein Drittel gesenkt werden. Ein

weiterer großer Schritt auf dem Weg zur Vereinfachung der

territorialen Struktur in Frankreich ist die Verringerung der

Zahl der Regionen und Departements. Es solle stärker das

Volumen einer Gebietskörperschaft bestimmend für ihre

Größe sein, weniger die geografi sche Größe. (Verpeaux, 2009, S. 9ff.)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vertreter aller

administrativen Ebenen die Arbeit des Komitee schätzen

und diese auch befürworten. Kritikpunkte sind in erster Li-

nie auf die Frage der zukünftigen Organisation des kommu-

nalen Finanzierungssystems ausgerichtet. Und jede Ebene

fi ndet Argumente dafür, dass sie auf gar keinen Fall „weg-

rationalisiert“ werden darf. Aus planerischer und objektiver

Sicht von Außen kann festgehalten werden, dass keine der

Forderungen des Rapport Balladur ein Demokratiedefi zit

oder ähnliche schwerwiegende Fehler aufweist. Es ist nun

also Aufgabe die Argumente der unterschiedlichen adminis-

trativen Ebenen untereinander abzuwägen. Eine Bewertung

der Ebenen wird in den Kapiteln Analyse und Bewertung

(S. 50ff.) vorgenommen.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

47

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

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Aix-en-Provence

Toulon

Nizza

Avignon

Marseille

Karten der Region Provence-Alpes-Côte-

d‘Azur (PACA)

Satellitenbild der Region PACA mit wichtigen Städten

Abb. 8: Luftbild der Region PACA mit wichtigen Städten Quelle der Kartengrundlage: Google Earth

In dieser Karte (Abb. 8) sind in dem Luftbild der Region PACA die be-deutendsten Städte eingetragen. Auffällig ist, dass sich die vier wich-tigsten Wirtschaftsräume in der Region PACA an der Küste befi nden. Auf die Struktur der regionalen Ebene wird im Abschnitt „Zusammen-hänge in der Raumordnung“ (S. 58ff.) näher eingegangen.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme

49

Departements und ihre Grenzen

Mittelmeer

ItalienItalien

Mittelmeer50 km0

Marseille

Departement 13Bouches-du-Rhônes

Nizza

Departement 06Alpes-Maritimes

Avignon

Departement 84Vaucluse

Gap

Departement 05Hautes-Alpes

Digne-les-Bains

Departement 04Alpes-de-Haute-Provence

Toulon

Departement 83Var

RegionRhône-Alpes

RegionLanguedoc-Roussillion

Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.comAbb. 9: Karte der Departements in der Region PACA

Diese Karte (Abb. 9) stellt die Region PACA und deren Departe-ments mit Hauptstädten dar. Betrachtet man die Flächen der De-partements, so sind alle in etwa gleich groß. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung lebt im Küstengürtel, also in den Departements Bouches-du-Rhônes, Var und Alpes-Maritimes.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

50

Regionen in Frankreich, ein erster Blick

In der Politik ist es manchmal wie in der Gram-

matik: Ein Fehler, den alle begehen, wird schließ-

lich als Fehler anerkannt. (André Malraux, franz. Politker)

Das oben abgedruckte Zitat des französischen Dichters und

Politikers André Malraux aus den Zwanziger Jahren be-

schreibt auf eine gute Art und Weise einen Prozess, den die

Region Provence-Alpes Côte d‘Azur (PACA) seit vielen Jah-

ren erlebt. Zugegebenermaßen ist diese Art der Einführung

über eine Region zu schreiben ein wenig reißerisch, den-

noch lässt sich Vieles unter diesem Zitat wiedererkennen.

Doch wie schaut eine Annäherung an eine Region aus? Wie

bekommt ein Stadt- und Raumplaner einen Eindruck über

die Dynamiken der Region - einen Querschnitt über die

wichtigsten Themen, Herausforderungen und Probleme?

Ohne Zweifel spielt das Eigeninteresse eine besondere Rol-

le. Die Verfasser teilen aus verschiedenen Hintergründen die

Leidenschaft mit Frankreich, insbesondere des südfranzö-

sischen Raumes, sowie den Hintergrund des Studiums und

die Auseinandersetzung mit Raum- und Stadtentwicklung.

Betrachtet man den südfranzösischen Raum, stellt man sehr

schnell fest, dass es zum übrigen Frankreich einige Unter-

schiede gibt. Urlaub, Sonne, Strand, Meer und das mediter-

rane Lebensgefühl sowie die Mentalität sind nur einige der

Assoziationen, die sich mit diesem Lebensraum verbinden.

Dass dieser Raum allerdings auch starke strukturelle und

soziale Unterschiede aufweist, bleibt dem ‚gemeinen‘ Tou-

risten meist verborgen. Aber genau diese Mischung der Dis-

paritäten und Ambivalenzen macht den südfranzösischen

Raum um Marseille, Aix-en-Provence, Toulon und Nizza

zu einem interessanten und spannungsvollen Gegenstand.

Analyse

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

51

Die Annäherung an die Region bestand zunächst aus In-

terviews mit der Agence d‘urbanisme de l‘agglomération

marseillaise (AgAM) und mit Prof. Alain MOTTE (Institut

d‘Aménagement et d‘Urbanisme Régional - Université Paul

Cézanne - Aix-Marseille III), die ein erstes Bild der Region

und ihrer Dynamiken zeichnen konnten.

Neben den Interviews war eine Querschnittsrecherche we-

sentlicher Bestandteil der Komplettierung des Bildes. Es

muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass ein ab-

schließendes Bild der Region bis ins kleinste Detail nicht

gegeben werden kann. Auch der zeitliche Rahmen des Pro-

jektes erlaubt leider nur eine Querschnittsbetrachtung, wo-

bei auch das Forschungsumfeld mit den unterschiedlichen

kulturellen Hintergründen zwischen Deutschland und

Frankreich sowie die Sprache eine spannende Herausforde-

rung für die Bearbeitung des Projektes darstellte.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

52

In den vorherigen Kapiteln und insbesondere im Glossar

wurde auf die verschiedenen Defi nitionen von Begriffl ich-

keiten aufmerksam gemacht. Dies betrifft insbesondere den

deutschen Begriff der Region, der an dieser Stelle verwen-

det wird. Andernfalls wird die französische Schreibweise

verwendet, sollte der Begriff im französischen Kontext ver-

wendet werden.

Dennoch scheint auch der Regionsbegriff in Frankreich im

Wandel zu sein. Während der Begriff Région in Frankreich

ursprünglich eine Gebietskörperschaft meint, beschreibt

Jean-Louis Guigou in seinem Buch „Ein ehrgeiziges Ziel für

Frankreich“ (vgl. Guigou 200) die Region wie sie aus dem

deutschen Kontext vertraut ist und zeigt damit, dass der

französische Begriff das „Überbleibsel“ von historich und

politisch-administrativ motivierten Reformen in den letzten

Jahrhunderten ist. Kurz zusammengefasst beschreibt GUI-

GOU die territoriale Struktur Frankreichs mit den aktuellen

Rahmenbedingungen von Wirtschaft und Gesellschaft als

nicht mehr aktuell und fordet ein „Weiterdenken“ und eine

Anpassung auf zukünftige Entwicklungen und Perspektiven.

Die in Frankreich entstandene aktuelle Territorialität ist

sehr stark historisch bedingt und für das Verständnis der

Territorialentwicklung unverzichtbar. In Frankreich lassen

sich die Regionen in zwei Klassifi kationen einteilen, wobei

innerhalb dieser Klassen Variationen und Abwandlungen

auftreten können.

Aufgrund der historisch bedingten Territorialentwicklung in

Frankreich entstanden zwei Konfi gurationen von Raum. Pa-

ris und der Rest. Mit dem Wandel in der Territorialpolitik,

das heißt, vom Zentralismus zur Dezentralisierung und De-

Auf den zweiten Blick...

... stellt sich die Frage über was wir eigentlich

sprechen? Region, Metropole, Metropolregion ...?

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

53

konzentration in Frankreich wurde versucht die räumlichen

und damit auch sozial verbundenen Disparitäten zu überwin-

den um die schwächeren Gebiete in Frankreich zu stärken.

Es lassen sich folgende zwei Typen von Regionen darstellen.

Die klassische Region... meint einen Raum, der von einem Entwicklungspol do-

miniert wird. Dabei übernimmt die Hauptstadt in der Re-

gion die Rolle des primären Entwicklungspols und zieht die

meisten Aktivitäten an sich heran (Abb. 10). An dieser Stel-

le kann auch von einer Metropole gesprochen werden (vgl.

dazu Glossar „Metropole“, S. 15).

Die Region im Netzwerkverbund... meint eine Region, die von mehreren Entwicklungspo-

len gekennzeichnet ist. Dabei werden die Funktionen und

Aufgaben von den verschiedenen Städten im Netzwerk

übernommen. Die Aktivitäten verteilen sich je nach Kom-

petenzen und Leistungsfähigkeit der Städte (Abb. 11).

Die Region PACAPACA lässt sich als Region im Netzwerkverband einord-

nen, da nicht alle Funktionen auf eine Stadt konzentriert

sind. Marseille teilt als Hauptstadt der Region beispiels-

weise die administrativen und juridikativen Funktionen

mit der Nachbarstadt Aix-en-Provence, während sie für

die Einwohner der Region den primären Wirtschaftsraum

darstellt. Die Symbiose zwischen Marseille und Aix erklärt

die polypolarität im Raumgefüge und lässt sich an anderen

Stellen in der Region ebenfalls wiederfi nden.

Abb. 10: konzentrische Region

Abb. 11: polyzentrische Region

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

54

Marseille zwischen „Nationalmythos und Lokal-

patriotismus“

Es gibt kaum eine Stadt in Frankreich, über die so viel ge-

stritten wird, wie Marseille. Dabei scheint diese Stadt, die

auch gleichzeitig der Namensgeber für die Nationalhymne

Frankreichs ist, neben Paris und Lyon eine der bekanntes-

ten Städte in Frankreich zu sein.

Dennoch, mit zweitem Blick auf die Stadt, beanspruchen

auch die Bewohner die Andersartigkeit der Stadt, sogar der

Region zum Rest des Landes. Gründungsmythos, Mentali-

tät und Kultur spielen vermutlich eine große Rolle, wie M.

Dupont im Interview meint. Als Stadt, räumlich stark ge-

trennt von Paris, die in der Vergangenheit starken Entwick-

lungen und einem starken Strukturwandel unterlag, schien

Paris oftmals aushelfen zu müssen, was von den Bewohnern

Marseille‘s unterschwellig als Eingriff auf eigenem Territo-

rium aufgefasst wurde.

Der Begriff des Territoriums wird an dieser Stelle, anders

als in Deutschland, wesentlich mehr mit Politik, Autono-

mie und Wirtschaft verknüpft. In Frankreich hat es den An-

schein, dass die Grundsätze der Raumordnung und deren

Umsetzung nicht nur von Fachleuten in Ministerien abhän-

gen, sondern auch stark von einzelnen politischen Personen

auf nationaler und lokaler Ebene (vgl. Interview DUPONT - An-

hang S. 136).

Paris argumentiert mit der Hilfl osigkeit der Stadt Marseille

gegenüber Herausforderungen und greift wie ein Elternteil

in die Erziehung seiner Kinder ein, während Marseille sei-

ne eigenen Wege geht und die gefühlte Entmündigung still-

schweigend hinnimmt aber auch nicht ‚nein‘ sagen kann,

da durch Paris fi nanzielle Mittel in die Stadt fl ießen, die

dringend benötigt werden, um die sozialen Kosten der Stadt

zu decken oder Großprojekte zu fi nanzieren.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

55

Marseille zwischen „Sozialfall und sozialer Ver-

antwortung“

Ein wesentlicher Punkt, der von den Interviewpartnern ge-

nannt wurde ist die Abwehrhaltung der umliegenden Kom-

munen und Städte gegen Marseille. Diese Abwehrhaltung

ist vorwiegend durch ökonomische Gesichtspunkte moti-

viert sowie die massiven Soziallasten, welche die Stadt zu

tragen hat. Nach den Reformen der 90er Jahre, als das Ge-

setz zur Gründung von interkommunalen Kooperationen

(la loi Chevènement), das die Gründung und Interkoopera-

tion von Kommunalverbänden ermöglichte, beschlossen die

Kommunen sich gegen Marseille zusammen zu schließen,

um der Belastung durch die Sozialkosten der Stadt Marseil-

le zu entgehen.

Dies ist zudem der Grund dafür, dass die Communauté Ur-

baine (CU) de Marseille im Vergleich zu anderen Commu-

nautés Urbaines, wie zum Beispiel die in Lyon, wesentlich

kleiner ist und Marseille so in seiner Territorialpolitik und

Entwicklungsperspektive eingeschränkt ist. Boden- bzw.

Territorialpolitik hängt dort sehr stark mit Ökonomie zu-

sammen. Marseille hat keinen Boden und das Geld machen

die umliegenden Kommunen, die Entwicklungsgebiete für

Projekte ausweisen und damit wirtschaften können, wäh-

rend die Regionshaupstadt auf den sozialen Kosten sitzen

bleibt und sich die Kommunen aus dieser Verantwortung

ziehen. Marseille steht alleine da, doch profi tieren die Kom-

munen und umliegenden Städte von der Anziehungskraft

Marseille‘s. Und Marseille versucht die sozialen Fragen in

den Griff zu bekommen. Diese Ambivalenz ist in der Be-

völkerung und den lokalen Identitäten spürbar. Mit dem

Stadtenwicklungsprojekt Euroméditerranée versucht die

Stadt Marseille Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zu

schaffen und somit wieder attraktiv für Firmen und Arbeit-

nehmer aus dem tertiären Sektor zu werden.

Zahlen und Fakten zur Euroméditerranée:Entwicklungszeitraum: 1995 bis 2012+Fläche: 480 haWohnungen: + 18.000 Bürofl ächen: + 1.000.000 m² Gewerbefl ächen: + 200.000 m² öffentl. Einrichtungen: + 200.000 m² öffentl. Plätze und Parks: 60 haArbeitsplätze: + 35.000 Einwohner: + 38.000 Investitionen: 7 Milliarden Euro

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

56

Die regionale Herausforderung

Wie eingangs beschrieben, lässt sich die Region PACA mit der

Regionshaupstadt Marseille als eine ‚nicht klassische‘ Regi-

on beschreiben, die mit ihrer Bedeutung kein Entwicklungs-

monopol bestimmt, sondern Aufgaben und Funktionen mit

den umliegenden kleineren Städte und mit Aix-en-Provence

teilt. Diese lokalen Herausforderungen stellen in Frage, ob

Marseille überhaupt die Regionshauptstadt ist - formal ohne

Zweifel - funktional allerdings muss an dieser Stelle eher von

einem Netzwerk, mit Marseille als Teil, gesprochen werden.

Nach Außen hin bestätigt Marseille die Führungsrolle als

größte Stadt und Regionshauptstadt. Neben Marseille ent-

wickeln sich aber auch weiter entfernte Städte weiter. Aix-

en-Provence, Toulon, Cannes und Nizza bilden zusammen

mit Marseille ein Städtenetzwerk, in welchem sich die Stadt

Marseille auch behaupten muss.

Neben den lokalen Herausforderungen mit den Kommunen

und der vorhandenen Abwehrhaltung muss Marseille sich

auch dem Wettbewerb in der Region und darüber hinaus

stellen. Während die Städte wie Nizza und Cannes sich stark

auf den Tourismus konzentrieren, in Aix-en-Provence die

‚alte und neue Bourgeoisie‘ dominiert, inkarniert Marseille

das Bild der traditionellen Arbeiterstadt als Wirtschafts- und

Arbeitsstandort Nummer eins. Der spürbare Strukturwandel

und die beschriebenen Prozesse im Hintergrund lassen den

Wirtschaftsstandort Marseille nicht zukunftsfähig erschei-

nen. Alte Industrien dominieren und auch der Hafen befi ndet

sich nicht mehr auf Marseiller Boden, sondern in Fos-sur-

Mer, die nun von der Gewerbesteuer profi tieren.

Auf regionaler Ebene lässt sich erkennen, dass Marseille sich

im regionalen Städtegefüge behutsam einfügt. Der Anspruch

führende Stadt in der Region zu sein erscheint eher schwach

und doch scheint man in der Region PACA zu wissen, dass

eine Entwicklung ohne Marseille nicht denkbar ist.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

57

„Staatsmanieren und Poltikgeschäft“

Dass Politik immer wieder im Zusammenhang mit Boden-

politik und -entwicklung steht muss nicht weiter erläutert

werden. In Frankreich nimmt die Politik im Alltag eine

selbstverständliche Rolle ein und ist Teil der Lebens- und

Diskussionskultur. Welche Rolle die Politik in Frankreichs

unterschiedlichen Teilräumen spielt, deutet M. Dupont in

dem Gespräch an, welches die Projektgruppe mit ihm ge-

führt hat.

Aus den Interviews geht hervor, dass die Politik für die Ter-

ritorialentwicklung in der Region PACA, sowie generell in

Frankreich, eine bedeutende Rolle einnimmt. Die Art und

Weise wie Politik gemacht wird, ist anscheinend eine Men-

talitätsfrage und im Nord-Süd-Gefälle unterschiedlich aus-

geprägt. Laut Dupont (vgl. Interview - Anhang S. 136) gibt

es regionale Unterschiede wie Politik in Frankreich gemacht

wird. Während im Norden des Landes Politik sehr rational

gedacht wird und wesentlich mehr als Mediation und An-

satz zur Lösungsfi ndung begriffen wird, scheint die Politik

im Süden des Landes um so stärker an die Person gebunden

zu sein. Diese ‚Inkarnation‘, wie M. Dupont sie bezeichnet

spielt in den politischen Netzwerken, in denen sich die Poli-

tiker bewegen eine nicht unbedeutende Rolle. Bürgermeister,

die gleichzeitig eine Position auf Ebene der Regierung besit-

zen, wie zum Beispiel einen Ministerposten bekleiden, haben

einen wesentlich größeren Einfl uss auf Politik und sind sich

dessen auch bewußt. Dabei müssen die Politiker auch den

Spagat zwischen nationalen und lokalen Interessen abwägen,

was oftmals in der unmittelbaren politischen Landschaft

nicht einfach ist und zu Konfl ikten führen kann.

Genau diese Konfl ikte zeigen die eigentliche Herausforde-

rung in der Region PACA auf. Die Ebenen, auf die sich Her-

ausforderungen beziehen, lassen sich rasch identitifi zieren.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

58

Zusammenhänge in der Raumordnung

Frankreichs

Frankreich ist ohne die nationale Ebene in der Raumord-

nungs-, Entwicklungs- und Bodenpolitik nicht denkbar. In

Frankreich als ehemals zentralistischem Staat ging jede Ge-

walt von Paris aus. Heute greift der Staat nur noch dann

ein, wenn die Herausforderungen vor Ort nicht ohne Hil-

fe bewältigt werden können oder bei Projekten von natio-

nalem Interesse.

Die nationale Ebene

Abb. 12: Metropolregionen in Frankreich

Quelle: http://www.diact.gouv.fr/IMG/File/Carte090805ACmetropole%20.pdf

Brest

Rennes

Nantes

Caen

Le HavreRouen

Saint-Omer Lille

ArrasValenciennes

Angers

Nancy

Metz

Strasbourg

MulhouseBelfort

MontbéliardBesançonDijon

Genève

ToulouseAix-en-Provence -

Marseille

Toulon

Nice

Lens

Saint-Nazaire

DunkerqueCalaisBoulogne-sur-Mer

Thionville

Epinal

Forbach

Bourg-en-Bresse

Chambéry

Grenoble

LyonRoanne

Saint-Etienne

Valence

Sarreguemines

Monaco

Annecy

Laval

Montauban

Auch

St-Gaudens PamiersFoix

CastresMazamet

Albi

Clermont-Ferrand

AurillacLe Puy-en-Velay

Vichy

Bâle

YpresTournai

AthCourtrai

Roulers

DouaiBéthune

MaubeugeHénin

Espace métropolitainLoire-Bretagne

MétropoleNormande

Côte d'Opale -Flandre Occidentale Belge

Aire métropolitainede Lille

Sarrebruck -Moselle Est

Réseau métropolitainRhin - Rhône

SillonLorrain

EurodistrictStrasbourg - Ortenau

Agglomérationfranco-valdo-genevoise

Conférence des villeset agglomérationsde Rhône-Alpes

Aire métropololitaineToulousaine

MétropoleCôte d'Azur

Marseille ProvenceMétropole Pays d'Aix

AireToulonnaise

Cambrai

Région urbainede Lyon

Sillon AlpinRéseau

Clermont AuvergneMétropole

G R A N D E - B R E T A G N E

B E L G I Q U E

L U X .

A L L E M A G N E

S U I S S E

I T A L I E

E S P A G N E

A N D O R R E

M é d i t e r r a n é e

O c é a n

A t l a n t i q u e

M a n c h e

100 Km500

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

59

Die regionale Ebene

Diese Ebene kann auch die Ebene des Wettbewerbs der Re-

gionen bzw. Wirtschaftsräume bezeichnet werden. Auf die

Region PACA bezogen, stehen an dieser Stelle die Region

und der Witschaftsraum von Lyon gegenüber. Nach Au-

ßen hin beugt sich das Bild konkurrierender Regionen und

Wirtschafträume den nationalen Interessen. Auf transloka-

ler Ebene wird das Gefühl im Wettbewerb und in Konkur-

renz zu anderen Regionen mit ihren ‚starken‘ Städten zu

stehen refl ektiert und kommuniziert.

Mittelmeer

Marseille

Aix-en-Provence

Nizza

Cannes

Avignon

Gap

Digne-les-Bains

Toulon

RegionRhône-Alpes

RegionLanguedoc-Roussillion

Abb. 13: Metropolitane Zusammenhangsräume in der Region PACA

Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com

Page 60: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

60

Die translokale Ebene

Diese Ebene beschreibt das unmittelbare Umfeld der Städte

und Gemeinden der Region. Für die Region PACA ist auf

Grund der polyzentralen Struktur keine klassiche franzö-

sische Region, wie auf S. 53 beschrieben.

Abb. 14: Interkommunale Zusammenhangsräume im Küstenbereich der Region PACA

Mittelmeer

ItalienItalien

Departement 13Bouches-du-Rhônes

Marseille Aubagne

Cassis

Fos-sur-Mer

Salon-de-Provence

Aix-en-Provence

Nizza

Cannes

Avignon

Toulon

RegionLanguedoc-Roussillion

Departement 06Alpes-Maritimes

Departement 83Var

Die kommunale Ebene

Die kommunale Ebene befasst sich im Wesentlichen mit den

Aufgaben der Bürgernähe und Information. Sie ist die Ebe-

ne, die dem Bürger alle möglichen Informationen, Angebote

und Dienstleistungen zur Verfügung stellt und sichert sowie

die (Grund-)Versorgung vor Ort gewährleistet.

Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com

Page 61: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

61

Konfl iktpotential

Die vier identifi zierten Ebenen stehen sich in einer engen

und sich bedingenden Verknüpfung mit verschiedenen wirt-

schaftlichen, politischen und sozialen Interessen gegenüber.

Dies bietet ein hohes Konfl iktpotential, wie bereits im Ab-

schnitt „Staatsmanieren und Politikgeschäft“ (S. 57) be-

schrieben und bildet in gleicher Hinsicht auch die Herausfor-

derung aller Beteiligten und die Frage der Gerechtwerdung

aller Interessen auf den verschiedenen Ebenen. Dies ist die

Herausforderung von der in der Region PACA gesprochen

wird um Politik, Raumentwicklung, wirtschaftliche Inter-

essen sowie soziale und kulturelle Belange untereinander

in Ausgleich zu bringen.

Konfl iktbereitschaft

Konfl iktbereitschaft ist ein wesentliches Kriterium für die

Entwicklung von Lösungen und Konfl ikten. Die Bereit-

schaft Konfl ikte einzugehen, ermöglicht es erst eine Aus-

einandersetzung mit den verschiedenen Konfl iktherden zu

führen und kann Grundlage für die Bereitschaft bilden,

den Konfl ikt und die Probleme so gut es geht zu lösen. Die

Konfl iktbereitschaft hängt sehr stark von den verschiedenen

Interessen und deren Vertretern ab, bildet aber die Grund-

lage für ein erfolgreiches Konfl iktmanagement.

Bezogen auf die Region PACA und im Zusammenhang mit

den verschiedenen Aktionsebenen stellt sich die Frage, wie

und ob eine Zusammenführung der Ebenen mit den unter-

schiedlichen Interessen überhaupt möglich ist und welche

Kooperations- und Lösungsvorschläge entwickelt werden

können. Konfl iktmanagement und Mediation beanspru-

chen dabei eine bedeutende Rolle.

Page 62: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

62

Die Frage, wie und wer die Zusammenführung der ver-

schiedenen Interessen und räumlichen Ebenen organisiert

hat der französische Staat mit den Funktionären auf den

administrativen Ebenen beantwortet (Präfekt der Region

und des Departments sowie den Bürgermeistern mit nati-

onalem Mandat). Mit dieser Hierarchie versucht der Staat

einen reibungslosen Kommunikations- und Aktionsfl uss

herzustellen, was aber nur dann gelingt, wenn sich die ‚Re-

präsentanten‘ als Mediatoren begreifen und sich konfl iktfrei

beziehungsweise neutral verhalten. Diese Mediationsstruk-

tur kann und muss auf ihre Aktualität und auf ihren Kon-

text im Rahmen der Projektarbeit hinterfragt werden und

wird in einem separaten Abschnitt detaillierter behandelt.

Konfl ikte sollten in erster Linie als Indikator für Herausfor-

derungen begriffen werden und von der allgemeinen Nega-

tivebehaftung abgekoppelt werden. Konfl ikte als Chance an

Stelle von Konfl ikten als Indikator für „Sand im Getriebe“.

Konfl iktmanagement / Mediation der Ebenen

Page 63: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

63

Page 64: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

64

La région urbaine Marseille-Aix (RUMA)

Der Ballungsraum Marseille und Aix-en-Provence

Marseille

Aix-en-Provence

Marignane

Cassis

Aubagne

Fos-sur-Mer

Istres

Salon-de-Provence

Abb. 15: Luftbild der RUMA mit wichtigen Städten

Quelle: INSEE (2002): Atlas des Métropolitains

In den 1960er Jahren hat der französische Staat die Bemes-

sung der „aire métropolitaine mairseillaise (AMM)“ ohne

Rücksicht auf regionale territoriale Gegebenheiten festgelegt.

Die AMM war auf das Departement Bouches-du-Rhône

beschränkt. In den 1990er Jahren hat der Staat nach Ein-

wirken des Ministeriums für Ökologie, Energie, nachhaltige

Entwicklung und Raumplanung und des INSEE eine Erwei-

terung der AMM zugelassen. Es wurde die RUMA gegrün-

det, die sich aus sechs „aires urbaines“ zusammensetzt. 1999

lebten in der RUMA 1,8 Mio. Menschen bei 626.000 Ar-

beitsplätzen; sie setzt sich aus 139 Kommunen zusammen.

Page 65: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

65

Marseille ist der dominierende Kern der RUMA, jedoch ha-

ben auch die peripheren Kommunen vielfach ein wichtiges

Wirtschaftswachstum gehabt. Insofern kann die RUMA als

polyzentraler Interkommunalverband bezeichnet werden.

Die RUMA hat drei Wirtschaftsschwerpunkte:

1. Marseille als „Hauptstadt“

2. l’Ètang de Berre als Standort der Schwerindustrie und

3. Aix-en-Provence als Technologie-Standort

Hinzu kommen vier weitere wichtige Standorte für die RUMA:

1. Vitrolles und Plan de Campagne als kommerzielle Zentren

2. Aubagne und Gémenos als Industriestandorte

3. Gardanne als Bergbaustandort und

4. La Ciotat als Schiffbaustandort.

In der Zeit zwischen 1982 und 1999 hat das Departement

Bouches-du-Rhône einen Einwohnerzuwachs von 8,2% er-

fahren. Im gleichen Zeitraum hat Marseille 6,7% der Ein-

wohner verloren. Dies ist ein Indiz für attraktive Umland-

gemeinden von Marseille und stärkt den Eindruck einer

Polyzentralität auf regionaler Ebene.

Bis 1980 gab es wenig interkommunale Kooperation zwi-

schen den Kommunen auf dem Gebiet der RUMA. In den

1990er Jahren kamen mit dem „loi ATR“ und dem „loi

Chevènement“ zwei wichtige Auslöser für neue Koopera-

tionsansätze auf. Letztendlich wurden neben den bereits

existierenden Kommunalverbänden um Marseille, Aix und

Aubagne drei weitere CA um Arles, Martigues und Salon

de Provence kreiert. Hinzu kam ein SAN um Istres und

Fos-sur-mer und vier weitere CC.

Syndicat d’agglomération nouvelle (SAN)

Page 66: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

66

Mit dem „loi SRU“ aus dem Jahr 2000 wurde den Gebiets-

körperschaften ein neues Instrument der interkommunalen

Planung gegeben. Der SCOT ist vergleichbar mit dem Flä-

chennutzungsplan (FNP) in Deutschland, mit dem Unter-

schied, dass der französische SCOT gezielt für Kommunal-

verbände entwickelt wurde und nicht für einzelne Gemeinden

oder Städte. Im Jahr 2004 wurde der erste SCOT in der

aire urbaine Marseille-Aix erstellt. Er umfasst das Gebiet

der Marseille Provence Métropole (MPM). Ein Jahr später

wurde der SCOT für die Communauté d’agglomération du

Pays d’Aix aufgestellt. Eine der größten Herausforderungen

in der aire urbaine Marseille-Aix ist der Verkehr. Bisher

wurde die Nutzung des PKW favorisiert. Die beiden Kom-

munalverbände von Marseille und Aix haben daher jeweils

die Erstellung eines „plan de déplacement urbain (PDU)“

beschlossen. Dieser soll dazu beitragen den Pendlerverkehr

stärker auf den ÖPNV (Pendelbusse und Regionalzüge) zu

verlagern, um dadurch die Luftverschmutzung zu reduzie-

ren und die Verkehrsbelastung der Hauptstraßen und Auto-

bahnen zu verringern.

Zeitgleich zu den SCOT wurde seitens des Staates an der di-

rective territoriale d’aménagement (DTA) für das Departe-

ment Bouches-du-Rhône gearbeitet. Ein Reibungspunkt in

diesem Prozess war die territoriale Abgrenzung des DTA-

Bereiches. Der Erarbeitungsprozess wurde von vielen kon-

troversen Diskussionen innerhalb der RUMA, aber auch

mit dem Staat begleitet.

Schéma de cohérence territoriale (SCOT)

Page 67: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse

67

Im Mai 2007 wurde der DTA festgestellt und benennt drei

Kernziele:

1. RAYONNEMENT ET MÉTROPOLISATION:

Das Departement soll seine Position im europäischen Kon-

text und Mittelmeerraum verbessern.

2. INTÉGRATION ET FONCTIONNEMENT:

Das Departement soll intern effi zienter gemacht werden. Dies

soll durch ein polyzentrales System der Verkehrswege, des

ÖPNV und des wirtschaftlichen Austauschs erreicht werden.

3. PRÉSERVATION ET VALORISATION:

Das Department soll nachhaltig weiterentwickelt werden.

Denkmäler und natürliche Ressourcen sollen geschützt wer-

den und notwendige Veränderungen zu Gunsten der Wett-

bewerbsfähigkeit des Departements sollen vorgenommen

werden ohne zukünftigen Generationen den Lebensraum

zu zerstören.

Das Paar Marseille und Aix-en-Provence wird in Frankreich

bei der Entwicklung der RUMA metaphorisch mit Frank-

reich und Deutschland bei der Entwicklung der Europäischen

Union verglichen. Hierbei wird auf das historisch bedingt,

vormals gespannte Verhältnis der beiden Partner angespie-

lt, die sich aus materiellen Zwängen zusammenfi nden, um

gemeinsam einen Wirtschaftsraum zu entwickeln. Aus dem

anfänglichen „Zwang“ der Zusammenarbeit ist in beiden

Fällen im Laufe der Zeit eine konstruktive Zusammenarbeit

gewachsen; man kann auch von einer Symbiose sprechen.(Motte 2007 und DTA Bouches-du-Rhônes 2007)

Schutz und Aufwertung

Ausstrahlungskraft und Metropolisierung

Integration und Funktionsfähigkeit

Page 68: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

68

Stadt, Land, Meer

Die Region im Überblick

Wie im vorangegangenen Kapitel bereits erläutert, handelt es

sich bei der Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur (PACA) um

eine Region, die im Vergleich zur Lyon keinen starken Gra-

vitationspunkt setzt und alle regionalen Funktionen in einer

Stadt vereint, sondern vielmehr aus mehreren kleinen Stimu-

lationsstädten besteht, die sich die Aufgaben und Funktionen

teilen dadurch jedoch auch in Konkurrenz stehen.

Marseille ist in der Region PACA nominell mit ca. 800.000

Einwohnern die mit Abstand größte Stadt, gibt aber funk-

tional einige Aufgaben an die umliegenden Städte ab. Laut

Dupont (vgl. Interview DUPONT - Anhang S. 136f.) ist die

Stadt Marseille das Wirtschaftszentrum aufgrund der ho-

hen Bevölkerungszahlen, geprägt durch die ‚Arbeiterklasse‘

in der Industrie, während Aix-en-Provence von der ‚Bour-

geoisie‘ geprägt ist und die Funktionen der Bildung, Hoch-

schulentwicklung und Kultur auf sich vereint.

● [...] Et dernier élément historiquement. Aix, c’était la

capitale administrative, universitaire, juridique, la capitale

politique et Marseille c‘était la grande ville économique. Si

bien qu‘il y a beaucoup de fonctions métropolitaines, des

fonctions juridiques, de l‘université, de la culture qui sont

à Aix et Marseille ne les a pas. Marseille est une capitale

régionale, qui n’a pas tous les attributs, les caractéristiques

d‘une capitale régionale. Normalement dans le reste de la

France, dans une capitale régionale on a l‘administration,

les universités, les bureaux d‘étude et la matière grise.

Die Region PACA weist mehrere Besonderheiten auf. Einer-

seits sind es die naturräumlichen Qualitäten, und die Funk-

tionen, welche die räumliche Organisation der Region kon-

fi gurieren. Andererseits die polyzentrische Charakteristik

der Region im Gegensatz zum Rest Frankreichs.

● Interview DUPOINT, AGAM 17.06.09

Bewertung

Page 69: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

69

Stadt

Neben den Städten Marseille und Aix-en-Provence, die zu-

sammen eine Symbiose ihrer Funktionen bilden und damit

auch das Gravitationszentrum ‚Le Coeur de la région‘ der

Region im westlichen Teil darstellen, tauchen andere Städte

als Pole auf, die den übrigen Raum in der Region defi nie-

ren und entlang der Küste als Band organisiert sind. M.

Dupont nennt die Stadt Toulon, die in engerer Verbindung

mit Marseille und Aix-en-Provence steht, sowie die Städte

Cannes und Nice, die einen eigenen Schwerpunkt im Osten

der Region PACA setzen.

● En gros, sur PACA il y a une métropole Toulonnaise,

il y a une métropole Aix-Marseille, donc Aix et Marseil-

le sont très lié, beaucoup plus qu‘avec Toulon. Ils font les

deux cœurs de la métropole. Et après il y a une métropole

Cannes-Nice jusqu‘a Menton. On a trois métropoles. Mar-

seille démographiquement et économiquement important

et Aix est plus qualitative qui a l‘université et une popula-

tion avec haute revenue.

Die Stadt bildet im Zusammenhang mit den naturräum-

lichen Gegebenheiten folgende Funktionen aus. Sie organi-

siert zunächst einmal die wirtschaftlichen Pole in der Re-

gion, stellt den Lebensraum der Einwohner zur Verfügung

und ist Inkubator für alle weiteren Funktionen, die ihre

Bewohner benötigen und beanspruchen: Kultur, Bildung,

Tourismus, Erholung usw.

Das Land als Naturraum begriffen, steht in der Region

PACA im Zusammenhang mit Erholung, Umwelt und Tou-

rismus aber auch Peripherie. Das Hinterland als Peripherie

stellt durch die geographische Qualität und Konfi guration

auch gleichzeitig harte Perimeter in der Region dar, welche

die Organisation der Region mit beeinfl ussen. So bilden die

● Interview DUPOINT, AGAM 17.06.09

Page 70: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

70

naturräumlichen Gegebenheiten, wie zum Besipiel die To-

pographie, einen Zwang der Städte sich entlang der Küste

zu organisieren und das Hinterland als Erholungsraum -

gleichzeitg aber auch als Peripherie auszubilden - beides als

spannende Räume, die hohe Qualitäten für den Sommer-

und Alpintourismus bieten und auch dementsrpechend er-

kannt wurden.

Meer

Im Zusammenhang mit den Städten an der Küste, bildet

das Meer die nächste naturräumliche Gegebenheit mit

wichtigen Funktionen. Betrachtet man die Zusammenhän-

ge zwischen Stadt und Meer, ist festzustellen, dass das Meer

einerseit eine wichtige Funktion im Rahmen der Entwick-

lung des Tourismus und der Erholung beansprucht und

gleichzeitig die Funktion der Hafenwirtschaftsentwicklung

übernimmt. Beide Funktionen gehen Hand in Hand. Wäh-

rend in Marseille die Hafenwirtschaft dominiert, kann in

Nizza und Cannes eher von einer touristischen Ausrichtung

(auch Erholung und Lifestyle) ausgegangen werden.

Zusammenfassend betrachtet entwickeln sich die Städte ent-

lang der Küste und setzen ihre funktionalen Schwerpunkte

in der Region je nach Lage individuell. Marseille bildet mit

Fos-sur-Mer das wirtschaftliche Zentrum, geprägt durch

die Petrochemie und die Hafenwirtschaft, während Nizza

und Cannes als Städte mit Fokus auf Tourismus bezeichnet

werden können und letztere insbesondere durch bekannte

Persönlichkeiten auf den Filmfestspielen in der Öffentlich-

Page 71: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

71

keit positioniert wird. Marseille hingegen generiert mit dem

eigenen Fussballklub auf lokaler Ebene eine andere Form

der regionalen Teilidentität, die auch in der Öffentlichkeit

erscheint.

Es ist kaum möglich einen gesamten Überblick über die

Region PACA zu erhalten und auf die weiteren Qualitäten

der Städte einzugehen. Festzuhalten ist, dass dieser Städ-

teverbund stark diversifi ziert ist, an vielen Stellen komple-

mentär wirkt, durch die naturräumlichen Gegebenheiten

organisiert wird und sich in dieser Raumkonfi guration Pole

mit verschiedenen Schwerpunkten herausbilden, die zur

Konkurrenz für bisherige Pole werden. In Verbindung mit

der Wirtschaftsentwicklung und der Gewerbesteuer (Taxe

Professionnelle) als Ansiedlungsstrategie für Unternehmen,

bildet dieser Perimeter die Grundlage für den Konfl ikt mit

der Stadt Marseille.

Page 72: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

72

Marseille: Von der „Ville en Crise“ zum

„Phoenix, der sich aus der Asche erhebt“

Die Stadt im Zeitraffer

Die Stadt Marseille weist aufgrund ihrer geospezifi schen

Lage im Vergleich zu anderen Städten Frankreichs einige

Besonderheiten auf. Der Hafen spielte nicht nur in der ‚Le-

gende‘ der Stadtgründung eine wichtige Rolle - nämlich der

Landgang der Phönizier - sondern wurde immer als ein Teil

der Stadt begriffen. Dem Hafen ist es zu verdanken, dass

die Stadt in der Kolonialzeit Reichtümer anhäufen konnte

und eine enorme Entwicklung vorzuweisen hatte. Als ehe-

malige Kolonialmacht, war es die Stadt Marseille, welche

die Waren, Ressourcen und Güter der Kolonien in Emp-

fang nahm und in das Landesinnere weiterleitete. Die Stadt

war bis zu den 1950er Jahren im Aufschwung begriffen, als

Transformationsprozesse das Gesicht der Stadt stetig ver-

änderten. Begründet wurden diese Prozesse durch Folgen

der Dekolonialisierung und der Deindustrialisierung, sowie

demografi sche Veränderungen, die eng mit diesen Entwick-

lungen zusammenhingen. Marseille war gelähmt und wuß-

te keine Antworten auf diese Herausforderungen und war

auch nicht in der Lage mit den umliegenden Gemeinden

und Städten Strategien zu entwickeln (RuR 2008: S. 23f.), da

diese sich von der Stadt Marseille abwendeten, um sich von

der kollektiven Verantwortung des Raumes frei zu spre-

chen. Marseille war alleine. Marseille befand sich in der

Krise. Die internen Probleme der Stadt verstärkten auch das

negative Bild nach Außen. Hohe Arbeitslosigkeit, verfallene

Industriefl ächen und Kriminalität waren die Indikatoren,

derer sich auch Saskia Sassen bediente und Marseille als

„Stadt in der Krise - im Niedergang“ bezeichnete (RuR 2008:

S. 25f.). Eine Stadt, die auch im wahrsten Sinne des Wortes

auch heute noch im Zwiespalt steht.

Page 73: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

73

Mit dem Rückgewinn des Mittelmeerraumes als bedeu-

tendem Wirtschaftsraum, rückt die Stadt Marseille als

wichtiges Gateway wieder in den Mittelpunkt der natio-

nalen und internationalen Diskussionen. Sie wird wieder als

„Drehscheibe zum zentralen Wirtschaftsraum“ (RuR 2008: S.

24f.) begriffen. Dieser Bedeutungszuwachs verschafft der

Stadt und ihrer Region eine neue Perspektive, sich an die

benachbarten Wirtschafträume anzunähern und sich auf-

grund der geospezifi schen Lage am Mittelmeer neu zu po-

sitionieren. Allein dieser Bedeutungszuwachs reicht aber

nicht aus die Stadt aus der Krise zu heben und so werden die

Transformationsprozesse in der Stadt durch Stadtentwick-

lungsprojekte, wie das der Euroméditerranée, initiiert.

Der Gesamteindruck hinterlässt das Bild einer Stadt, wel-

che aus einer Lähmung erwacht und durch neugewonnene

Perspektiven in Aufbruchstimmung ist. Und diese Auf-

bruchstimmung bezieht sich auch auf die Fragen und Her-

ausforderungen an die Region. Denn es ist klar - ein Al-

leingang der Stadt Marseille ist nicht möglich, um sich als

Metropole und Metropolregion zu positionieren. Die Frage

lautet: Wie sieht die Kooperation mit den umliegenden Ge-

bietskörperschaften aus? Und welche Form der „Regional

Governance“ kann für eine erfolgreiche Zusammenarbeit

gefunden werden? Denn bisher verfolgten die umliegenden

Gemeinden eine Vermeidungsstrategie statt mit der Stadt

Marseille zu kooperieren.

Page 74: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

74

Als größte Stadt der Region PACA, die unmmittelbar von

kleineren Städten und Gemeinden umschlossen ist, besitzt

die Stadt Marseille keine weiteren größeren Optionen sich

in ihrer Fläche zu entwickeln. Mit Stadtentwicklungspro-

jekten wie der Euroméditerrannée versucht die Stadt die

Initierung eines Transformationsprozesses von der Indus-

trie zu Dienstleistungen zu schaffen. Hintergrund dieser In-

itiierung ist letztendlich die Frage nach der Gewerbesteuer

(Taxe Professionelle), die im Zusammenhang mit der unzu-

reichenden Wertschöpfung durch ‚alte‘ Industrien der Stadt

nicht genug Steuern einbringt, um die enormen Sozialkos-

ten der Stadt zu decken.

Die Erweiterung der Flächen für Wertschöpfung durch Ge-

werbesteuer fehlen dementsprechend und die Stadt Marseil-

le steht erst am Beginn, die ‚alten‘ Industrien durch inno-

vative und ‚saubere‘ Industrien sowie Dienstleistungen zu

ersetzen.

Die aktuelle Problematik der Stadt besteht darin, dass die

Umlandgemeinden ihre Gewerbesteuer selbst bestimmen

können. Damit ist Marseille für die umliegenen Kommunen

keine Konkurrenz. Erstens, weil nicht genügend oder aus-

reichen Flächenkapazitäten vorhanden sind und zweitens,

weil die Umlandgemeinden den Steuersatz konkurrenzlos

selber festlegen können, um den Unternehmen, attraktive

Konditionen und Flächen zu bieten.

Desweiteren werden die Kommunen um Marseille von den

hohen Sozialkosten abgeschreckt, sodass sie eine Koopera-

tion mit der Stadt Marseille vermeiden und ihr den Rücken

zukehren.

Wenn Marseille „die Luft wegbleibt...“

Interview DUPONT, AGAM 17.06.09

Page 75: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

75

[...] À l‘époque, c‘était une ville encore pauvre, grosse ville

avec ... Marseille seulement avec 800.000 habitants qui re-

commençait à redémarrer. Une grosse ville qui était pauvre

et sans beaucoup de ressources fi scales, la Taxe Professi-

onnelle (TP). Qu‘est-ce qui c‘est passé? C‘est qu‘en fait tou-

tes les communes qui étaient autour disaient qu’ils ne se

veulent pas se mettre avec Marseille. Parce que ce sera ‚un

boulot pour nous‘. Alors ils se sont tous raccrocher avec

Aix. C‘est bien, il y avait un périmètre. Aix c‘est là et toutes

les communes n‘ont pas voulu être avec Marseille. Celle là

n‘a plus de force. Donc il y a une CU qui est toute petite qui

a été défi ni à ne faut. Normalement ce ne sera pas être lo-

giquement ce périmètre. Alors c‘est un périmètre que ne se

rend pas compte de la réalité par exemple, cette politique

en défense contre Marseille. [...]

Diese Vermeidungsstrategie seitens der umliegenden Kom-

munen ‚schnürt‘ Marseille die Luft ab. Marseille wird sich

selbst überlassen. Übrig bleibt eine veraltete Wirstchafts-

struktur, die mit viel Energie und geförderten Projekten in

einen Transformationsprozess versetzt wird und eine Masse

an Menschen, die der Stadt aufgrund von Qualifi kations-

defi ziten eher Kosten verursachen als Werte schöpfen. Dies

bedeutet jedoch nicht, dass die kulturelle Identität und Viel-

falt der Stadt, mit ihren Bewohnern, in ihrer Qualität ne-

gativ zu bewerten sei. Es gilt nun, die Handlungsräume der

Stadt Marseille schrittweise aufzudecken, auszubauen und

gemeinsam mit den vorliegenden administrativen Struktu-

ren und Kooperationspartnern zu entwickeln.(RuR 2008 : S. 25)

Page 76: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

76

Metropolfunktionen

Problematik der Bewertung von Metropolen und

ihrer Funktionen.

Ziel des Projektes ist es die Region PACA in einen Bewer-

tungskontext einzuordnen und dies stellt sich schwieriger

dar als ursprünglich angenommen. Diese Schwierigkeiten

liegen zunächst einmal daran, dass das Thema im allge-

meinen Diskurs über Metropolregionen in Europa nicht

hinreichend genug erforscht ist, erst in den Anfängen steht

(Wiechmann 2009: S. 101ff.). und erst in den letzten Jahren

einen größeren Bedeutungszuwachs bekommt. Ein weiterer

wichtiger Grund für die Problematik einer Einordnung

und Bewertung ist die unzureichende Datenbasis, die für

eine umfassende und abschließende Bewertung nötig wäre

(Wiechmann 2009: S. 104ff.). Die Daten, die im Projekt erhoben

wurden, stützen sich auf die generelle Recherchearbeit und

auf die Informationen, die beispielsweise aus den Interviews

gewonnen werden konnten. In Frankreich ist die Datenlage

an sich recht umfangreich, doch stehen die Daten oftmals

nicht mehr als in einem quantitativen Zusammenhang. Das

Institut national de la statistique et des études économiques

(INSEE) stellt ebenfalls Daten zur Verfügung. Das Material

(die Datenbasis) ist demnach soweit vorhanden. Da dieses

Projekt jedoch lediglich über einen begrenzten zeitlichen

Rahmen und nicht über die Ressourcen und Kapazitäten

verfügt die Daten auszuwerten und in ihrer Fülle zu kontex-

tualisieren, legt das folgende Kapitel den Fokus auf bereits

anerkannte Methoden für die Untersuchung von Metropol-

regionen. In der Regel werden solche Aufgaben in Deutsch-

land von Instituten wie das Institut für Landes- und Stadt-

entwicklungsforschung (ILS) übernommen.

Page 77: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

77

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat in Zu-

sammenarbeit mit dem Initiativkreis Europäischer Metropo-

len (IKM) in Deutschland ein Konzept für die Entwicklung

von Strategien von Metropolregionen entwickelt . Auch die

TU-Dortmund ist die diesem Forschungsfeld tätig und hat

einen interessanten Beitrag zum Diskurs geleitet. In seinem

Aufsatz über die Bewertung von Metropolregionen und ihrer

Funktionen stellen Blotevogel und Schulze ein interessantes

Indikatorenset als Bewertungsmodel auf (Blotevogel, Schulze

2009: S. 39). Dieses Model bezieht sich zunächst nur auf die

Metropolregionen in Deutschland. Eine direkte Übertragung

auf Frankreich wäre zu überprüfen. Dennoch kann von die-

ser Bewertungsmethode gelernt und viele Teilaspekte adap-

tiert und angewendet werden.

Das Bewertungssystem, welches von Schulze entwickelt

wurde, legt zunächst die grundsätzlichen Funktionen von

Metropolen fest. Das Bewertungssystem wurde ursprüng-

lich in drei Blöcken unterteilt, wobei der vierte Block (siehe

Abb. 16) von der Projektgruppe ergänzt wurde und auch in

anderen Kontexten wie bei der Bewertung der Metropolre-

gion Bremen, auftaucht.

Es sei vorweggenommen, dass eine detaillierte Analyse und

Auswertung durch das Projekt nicht allein geleistet werden

kann. Dazu müssten wesentlich mehr Daten gesammelt und

ausgewertet werden. Was das Projekt leisten kann, ist eine

erste Einordnung der Region PACA aufzuzeigen und Ansatz-

punkte für Handlungsempfehlungen auszusprechen.

Metropolfunktionen

Entscheidungs- und Kontrollfunktionen

UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister

STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate

SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's

Gateway-Funktionen

ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr

ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape

ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus

Symbolfunktionen

BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image

Innovations- und Wettbewerbsfunktion

WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute

SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration

Abb. 16: Metropolfunktionen

Quelle: eigene Darstellung nach Blotevogel, Schulze 2009 : S. 39

Page 78: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

78

Im folgenden wird ein Überlick auf die Bewertungsblöcke

gegeben und warum diese an der Stelle im Metropolfunkti-

onssystem aufgelistet wurden.

Der erste Block beschreibt die Ebene der Kontroll- und Ent-

scheidungsfunktionen in der Metropolregion, die haupt-

sächlich von den Unternehmen und den Kapitalströmen

beeinfl usst wird. Diese Ebene wird durch die Politik und

die Zivilgesellschaft ergänzt. Diese Ebene kann auch als

die Ebene der Entscheidungsträger bezeichnet werden. Die

wirtschaftlichen und (zivil)politischen Entscheidungen ge-

stalten Stadt (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009: S. 26).

Der zweite große Block beschreibt das Thema der Innovati-

on und Wettbewerbsfunktion, die den Zusammenhang von

Wissen, Kreativität und Wertschöfung zwischen der Ent-

wicklung von Metropolregionen und des großräumlichen

Verfl echtungsgrades herstellen. Inhaltlich bezieht sich der

zweite Block auf Indikatoren wie Bildungsinstitutionen

und Wissenschaftsbranchen, Forschungsschwerpunkte,

Exzellenzinitiativen und Graduitenkollegien, alle Institu-

tionen die durch Forschung an Universitäten und priva-

ten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen Teil des

Wertschöpfungsprozesses in der Metropolregion werden.

Die privaten Forschungs- und Entwicklungsunternehmen,

die auf hochqualifi ziertes Personal angewiesen sind („Wis-

sensarbeiter“, die in technologisch orientierten Wirtschafts-

zweigen arbeiten) spielen dabei auch eine wichtige Rolle

als Indikator für die Innovationsfähigkeit. Die Zahl der

angemeldeten Patente, Gewerbe und auch der Technologie-

transfer und Wissenaustausch sind Variablen, die in diesem

Block von Bedeutung sind (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009:

S. 25).

Entscheidungs- und Kontrollfunktionen

UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister

STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate

SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's

Innovations- und Wettbewerbsfunktion

WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute

SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration

Abb. 17: Entscheidungs- und Kontrollfunktion

Abb. 18: Innovations- und Wettbewerbsfunktion

Page 79: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

79

Der dritte Block beschreibt die Gatewayfunktion. Mit

Gateway ist die Erreichbarkeit, Durchlässigkeit und Zu-

gänglichkeit zu den Menschen, dem Wissen und zu Märk-

ten gemeint. In anderen Worten: Metropolregion in ihrer

Wirkung als Knotenpunkt in den verschiedenen globalen

und internationalen Verkehrs- und Kommunikationsnet-

zen (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009: S. 25f.). Die Anzahl

der Fluggastbeförderungen sind an diseser Stelle ein inter-

essanter Indikator, der für den Austausch von Menschen,

(wirtschaftlichen) Kontakten in der Metropolregion steht.

Neben den drei bisher beschriebenen Blöcken taucht in

verschiedenen anderen Quellen auch ein vierter Block auf.

Dieser beschreibt die Symbolfunktion, die von einer Regi-

on ausgeht. Kultur, Events, Symbolkraft, Stadtgestalt und

Image sind die Begriffe, welche diese Ebene beschreiben.

An dieser Stelle muss gefragt werden, wie die dort genann-

ten Indikatoren wie Image & Marketing oder auch Kultur

& Lebensqualität gemessen werden können (vgl. dazu Blote-

vogel, Danielzyk 2009: S. 27f.).

Mit der Einordnung der zwei Vergleichsregionen (Île-de-

France und Rhône-Alpes) zu der Region PACA wird schnell

deutlich welche Funktionen in den entsprechenden Metro-

polen sehr bedeutend, weniger bedeutend und kaum bzw.

nicht bedeutend sind. Die Bewertung setzt sich additiv aus

den Informationen zusammen, die im Laufe des Projektes

über die Regionen gesammelt wurden und geben ein Stim-

mungsbild wieder, wie die Region PACA einzuordnen ist.

Symbolfunktionen

BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image

Gateway-Funktionen

ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr

ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape

ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus

Abb. 19: Gateway-Funktion

Abb. 20: Symbolfunktion

Page 80: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

80

Die Region PACA im Vergleich

Im Laufe der Arbeit und der Beschäftigung mit der Region

PACA wurden einige Besonderheiten erkennbar. Die Regi-

on Île-de-France ist mit ihrer Metropole Paris trotz der De-

zentralisierungsanstrengungen die Dominante in der fran-

zösischen Raumordnung. Das Ziel der Denzentralisation ist

nicht die Abschwächung des Ballungsraumes Paris, sondern

vielmehr den Ausgleich und die Förderung der Peripherie

zu stärken. Die Region Rhône-Alpes ist mit der Metro-

pole Lyon der Prototyp für eine klassische Dezentralisie-

rungsphase wie es von der französischen Regierung in den

1960er Jahren mit den Ausgleichsmetropolen vorgesehen

war. Auch die Stadt Marseille wurde mit Aix-en-Provence

zusammengefasst und als Région d‘équilibre behandelt. Di-

ese Entwicklung ist in der Gegenwart zu einer Symbiose

geworden, da Marseille und Aix sich wichtige Funktionen

teilen, wie Dupont es in seinem Interview bezeichnet.

Die Region PACA stellt allerdings auch eine Besonderheit

dar. Die Region ist räumlich sehr weit von Paris entfernt

und konzentriert sich innerhalb ihres Gebietes auf mehrere

Pole. Marseille mit Aix-en-Provence als symbiotischer Pol

und die Städte wie Nice und Cannes, die im Osten der Re-

gion einen zweiten starken Anziehungspunkt bilden.

Ordnet man die Funktionen, die Metropolen abdecken

(müssen) in das vorher beschriebene Bewertungssystem ein,

stellt sich heraus, dass die Regionen unterschiedliche Aus-

prägungen annehmen. Die Einordnung und Bewertung der

Regionen wurde von den Projektteilnehmern vorgenommen

und wird im Folgenden erläutert.

Warum die Region PACA in den Kontext zu den

anderen Regionen stellen?

Page 81: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

81

Die Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur im Vergleich zu den anderen zwei stärksten

Regionen Frankreichs - Île-de-France und Rhône-Alpes

Metropolfunktionen

Entscheidungs- und Kontrollfunktionen

UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister

STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate

SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's

Gateway-Funktionen

ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr

ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape

ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus

Symbolfunktionen

BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image

Innovations- und Wettbewerbsfunktion

WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute

SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

Es gibt drei Kategorien von Bewertungspunkten:rotrot : unbedeutend oder nicht vertretengelbgelb : von geringer Bedeutung aber vertretengrüngrün : bedeutend und vertreten

Abb. 21: Metropolregionen im Vergleich

Page 82: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

82

Die Anziehungkraft einer Region oder einer Stadt wird un-

ter anderem von ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit ge-

prägt. Hier wird deutlich das die Region Île-de-France mit

Paris das wirtschaftliche Zentrum Frankreichs bildet. Die

BIP-Zahlen belegen dies ebenfalls (vgl. dazu Mérienne 2003: S.

24, 36f. und Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 85 ff.). Rhône-Al-

pes gilt als dynamisches Zentrum. Die Region PACA ist als

drittstärkste Region immer noch gut vertreten. Dieses Trio

bildet die wichtigsten Wirtschaftsräume in Frankreich.

Île-de-France ist mit Paris als Haupstadt Frankreichs die

dominanteste Region in Frankreich und nicht nur Sitz vieler

politischer Institutionen. In der Region Rhône-Alpes und

PACA sind die Institutionen nur auf den entsprechenden

lokalen oder übergeordneten Eben von Bedeutung. Daher

hier schwächer bewertet (vgl. dazu SUD INSEE 2003: S. 2).

Ähnlich wie bei Untenehmen, bevorzugen viele supranati-

onale Organisationen, Städte mit Repräsentationsfunktion

- sogenannte Adressen. Die Île-de-France ist an dieser Stelle

Vorreiter, während Rhône-Alpes und PACA Alternativen

bilden. Das Hamburger Wirtschaftsmagazin brand eins hat

gerade dazu im Oktober einen interessanten Beitrag über

die Firmenpostfachphilosophie einiger Unternehmen in Pa-

ris berichtet (Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 85 ff.).

Entscheidungs- und Kontrollfunktionen

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister

STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate

SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's

Die Entscheidungs- und Kontrollfunktionen

Abb. 22: Vergleich Unternehmenssitze

Abb. 23: Vergleich Sitze staatlicher Institutionen

Abb. 24: Vergleich Sitze sonstiger Organisationen

Page 83: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

83

Die Île-de-France ist nach wie vor die Dominante in der

Französischen Raumordnung. Der Wirtschaftsraum um Pa-

ris generiert ein BIP von über 28% Gesamtfrankreichs (Méri-

enne 2003: S. 24). Die nationalen politischen Entscheidungen

werden in Paris getroffen. Die klassischen Funktionen einer

Hauptstadt und Metropole sind hier sehr stark abgedeckt.

Die Region ist stark und scheint ‚aus allen Nähten zu plat-

zen‘, sodass der Französische Präsident das Projekt des Grand

Paris forciert (Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 89).

Rhône-Alpes stellt sich als dynamischer Witschaftsraum

dar, der sich auf den wirtschaftlichen Zweig von Techno-

logie und Forschung spezialisiert hat. Die Nähe zur franzö-

sischen Hauptstadt ist einerseits positiv zu bewerten, da von

dort aus das Abschöpfen von Witschaftspotential machbar

ist und gleichermaßen der Anschluss zur Internationalität

durch die Verkehrsinfrastrukturen gewährleistet ist (Finken-

zeller, Ostermeier 2009: S. 89).

PACA stellt eine Region dar, die an der Periepherie liegt

und sich eigenständig entwickelt und in dieser Eigenheit

eine Sonderstellung einnimmt. Als drittstärkste Region in

Frankreich verfügt die Region über gute Chancen aktiv Ent-

wicklungen anzutreiben und laut Dupont (vgl. Interview im

Anhang, S. 130ff.) ist eine Aufbruchstimmung zu erkennen.

Die Daten des INSEE verzeichnen auch eine positive Ent-

wicklung in den Schlüsselbereichen wie der Bevölkerungs-

entwicklung, Arbeitslosenquote und Wirtschaftsleistung

(vgl. dazu SUD INSEE 2003 u. 2006). Die Aktualität dieser Be-

reiche müsste aufgrund der Finanzkrise 2009 aber sicher-

lich nochmal genauer betrachtet werden. Dazu liegen bisher

keine aktuellen Ergebnisse vor.

Zwischenfazit

Page 84: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

84

Städte sind Märkte. Märkte sind Zentren für Wettbewerb

aber auch Innovationen. In der Bewertung dieses Blocks

schätzt die Projektgruppe die Region Île-de-France nach wie

vor als den dominierenden Standort ein. Betrachtet man die

Verteilung der Universitäten in Frankreich stellt sich dar,

dass die meisten Universitäten (insbesondere Exzellenzuni-

versitäten) in Paris angesiedelt sind. (Mérienne 2003: S. 24)

Die Region Rhône-Alpes hingegen wird auch gut bewer-

tet, da diese eine hohe Anzahl an privaten Forschungs- und

Technologieinstituten aufweist und Wissen stark mit Wirt-

schaft verknüpft wird sowie Werte generiert werden. (SUD IN-SEE 2006: S. 4; Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 89 u. Mérienne 2003: S. 37)

Die Region PACA steht in dieser Entwicklung ein wenig zu-

rück, organisiert sich zur Zeit aber zum Positiven in diesen

Bereichen. Es ist ein Aufwärtstrend zu verspüren sowie die

Bemühungen sich von den alten Industrie- und Wertschöp-

fungstrukturen zu lösen. Der Überhang im Dienstleistungs-

sektor spricht für sich. 8 von 10 Arbeitsplätzen werden

vom tertiären Sektor besetzt (SUD INSEE 2006: S. 5f.). Die For-

schungs- und Bildungslandschaft scheint an dieser Stelle im

Gesamtvergleich ein wenig schwächer ausgeprägt zu sein.

Die Innovations- und Wettbewerbsfunktion

WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute

Abb. 25: Vergleich Innovationen (Wirt-schaft & Technik)

Innovations- und Wettbewerbsfunktion

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

Page 85: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

85

Die Île-de-France ist mit ihrer Metropole Paris das kultu-

relle Zentrum Frankreichs. Dort wurden die meisten Ent-

scheidungen und historischen Ereignisse der Französichen

Geschichte eingeleitet, denkt man beispielsweise an die

Französische Revolution, die Friedensverträge von Ver-

sailles und ähnlichen historische Ereignisse. Diese Metro-

polregion ist Anziehungpol nicht nur für Unternehmen,

sondern auch für Kulturträger und wird zum Raum sozi-

aler Interaktionen, Reibungen und Austausch. Kultur- und

Sozialpolitik ist Nationnalangelegenheit, die in den Städten

ausgelebt werden. So gibt es in Frankreich themenbesetzte

Tage im Jahr wie, das Fest der Musik oder das Fest der

Lichtspiele, an denen die französischen Städte teilnehmen

und Teil nationalen Bewusstseins für Kunst & Kultur wer-

den. In Deutschland ist dies nicht so stark ausgeprägt.

Soziale und kulturelle Innovation lässt sich schwer auf ei-

nen Nenner bringen. Vielmehr ist dies vom Lebensraum

abhängig und reguliert sich in den diversen Milieus der

Städte. Paris gilt als Künstlerstadt, während Lyon mit der

Seidenweberei einen industriekulturellen Schwerpunkt legt.

Marseille hingegen kultiviert sich über das Arbeitermili-

eu während die Bourgeoisie in Aix-en-Provence ihre Aus-

drucksform in der Architektur und Lebensweise fand. In

allen Städten und Metropolen ist eine Form von kulturel-

ler und sozialer Innovation vorhanden. An der Stelle muss

überlegt werden, welche Indikatoren in den entsprechenden

Räumen sinnvoll wären. Dies könnte beispielsweise der In-

dikator: Integrationsarbeit sein, der für Marseille als Stadt

mit hohem Bevölkerungsanteil aus dem maghrebinischen

Raum interessant sein könnte.

SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration

Abb. 26: Vergleich Innovationen (Soziales & Kultur)

Page 86: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

86

Die Gateway-Funktion

ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

Gateway-Funktionen

Metropolregionen in ihrer Funktion als verbindendes Gate-

way zwischen globaler und lokaler Ebene weisen einen hohen

Grad an Mobilität von Menschen auf. Indikatoren für diesen

Austausch von Menschen sind beispielsweise die Fluggast-

zahlen. Die Île-de-France vezeichnet mit seinen Flughäfen ein

Passagieraufkommen von ca. 138 Mio. pro Jahr (2003) wäh-

rend Rhône-Alpes 2003 ein Passagieraufkommen von knapp

6 Mio. aufweist. Die Region PACA befördert immerhin mit 15

Mio., gut das Doppelte im Vergleich zur Region Rhône-Alpes

(vgl. dazu Grafi k „Regionsvergleich“ Abb. 5). In der Region PACA

liegt dies vor allem am Faktor Tourismus, werden die Städte

Cannes und Nizza mit einbezogen (Mérienne 2003: S. 24, 36f.).

Fluggastbeförderung ist der Indikator, der den internationa-

len Austausch und die Konnektivität der Metropolregionen

in den globalen Kontext stellt. Dabei reicht die Bandbreite

des Austausches vom Tourismussektor bishin zu wirtschaft-

lichen Kontakten.

Die Projektgruppe hat versucht anhand der ihnen vorliegenden

Informationen die Vergleichsregionen zu bewerten. Im Vergleich

zu den anderen Regionen konzentriert Île-de-France den Zu-

gang zu Wissen auf sich selbst. Indikator dafür sind die Anzahl

der Einrichtungen wie Bibliotheken, Archive und der Grad der

Ausprägung der Medienlandschaft und Technologie (Blotevogel,

Danielzyk 2009: S. 27). Als Hauptstadt Frankreichs hat Paris und

seine Metropolregion im Bereich Wissen die Vorrangstellung.

Rhône-Alpes hingegen vernetzt und stellt den Zugang zu

Wissen über eine nicht repräsentative-dominante Art und

Weise zur Verfügung. Es ist zu bemerken, dass es wahr-

scheinlich einen Zusammenhang zwischen Wissen, seiner

Nutzung und Armut/Reichtum gibt, der an dieser Stelle

nicht aber belegt werden kann. Indikatoren für eine solche

Untersuchung wäre die Anzahl von Internetanschlussen in

der Metropolregion und deren Verteilung im Raum, so-

ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape

Abb. 27: Vergleich Gateway-Funktion

Abb. 28: Vergleich Zugang zu Wissen

Page 87: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

87

wie ein Screening auf die Medienlandschaft der zu verglei-

chenden Metropolregionen.

Die Projektgruppe war sich an dieser Stelle sehr uneinig, wie

mit diesem Aspekt in der Einordnung der Metropolregionen

umgegangen werden sollte. An dieser Stelle müssten wesent-

lich detailliertere Untersuchungen durchgeführt werden.

Die Märkte in den Vergleichsregionen zu charakterisieren

ist nur anhand der wirtschaftlichen Dynamik möglich. Da

es sich um die drei stärksten Witschaftsregionen in Frank-

reich handelt und die Île-de-France mit einem Wert von 28%

des gesamten Bruttoinlandproduktes die Vorreiterrolle über-

nimmt, stellt sich die Region Rhône-Alpes mit einem BIP Wert

von 9,9% (2003) an die zweite Position, während die Region

PACA auf einen Satz von 6,9 % des BIP‘s Frankreichs kommt

(vgl. dazu Mérienne 2003: S. 24 u. 36f.). Im Bereich des Sektors

Tourismus liegt die Region PACA knapp hinter der Region

Île-de-France (vgl. dazu Comité Régional du Tourisme PACA, Nov.

2009). Diese Einschätzung wird auch von der Projektgruppe

geteilt. Die Verknüpfung mit den Fluggastbewegungen wird

an dieser Stelle sichtbar und zeigt den Zusammenhang zwi-

schen Wertschöpfung und Tourismus. Ein anderer Indika-

tor ist die Anzahl der Übernachtungen sowie die Anzahl an

Betten und Hotels, die in den entsprechenden Regionen zur

Verfügung stehen. Die Nähe zum Meer und die naturräum-

lichen Gegebenheiten spielen in den Regionen auch eine rich-

tungsweisende Rolle. Es kann davon ausgegangen werden,

dass die Region Île-de-France durch ihre historische Strahl-

kraft und den kulturellen Einrichtungen einen Schwerpunkt

in Tourismus legt, während sich die Region PACA mehr auf

die Nähe zum Meer und das günstige Klima ausrichtet und

im Winter die „Alpen im Rücken hat“ (vgl. SUD INSEE 2001: S.

3) Tourismus ist in der Region PACA somit transsaisonal zu

betrachten. Die Höhepunkte werden im Sommer an der Küs-

te und im Winter in den Bergen erzielt. Der Tourismus ist ein

wichtiger Wirtschaftszweig für die Region.

ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus

Abb. 29: Vergleich Zugang zu Märkten

Page 88: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

88

Die Symbolfunktion

Die Symbolfunktion von Metropolregionen meint nicht nur

die bauliche Ausprägung sondern auch das Erschaffen von

Zeichen, Bedeutungen, Bildern und Symbolen mit der die

Metropolregion in den Köpfen der Menschen lokal und

global verankert wird. Indikatoren dafür sind beispielswei-

se Events, Ereignisse, die Architektur oder die Attraktivi-

tät durch die Schaffung von Lebensqualität. Simon Anholt

weist in einem Interview im Wirtschaftsmagazin „brand

eins“ auf die Irrationalität hin, mit der die Menschen die

Entscheidung über ihren Wohnort treffen (Albers 2009: S.

60ff.), nämlich dass die subjektive Wahrnehmung der Men-

schen über eine Stadt den Ausschlag für die Entscheidungen

gibt und nicht unbedingt die harten Standortfaktoren.

Die Île-de-France wird mit ihrer Ausstrahlungskraft an

dieser Stelle sehr positiv bewertet. Dies liegt daran, dass

ihr abstraktes Bild, ihr Image, ihre Symbolkraft wesentlich

deutlicher und anerkannter ist als in den beiden anderen

Regionen Rhône-Alpes und PACA. In ihrem Aufsatz „Me-

tropolregionen in Frankreich - aktuelle Tendenzen in der

französischen Raumordnungspolitik“, spricht Heidi Me-

gerle von der Unausgeglichenheit der Metropolregionen in

Frankreich (vgl. Schwerpunk PLANERIN 2008: S. 38ff.) und macht

auf das Fehlen von Metropolitan Growth Areas der Kate-

gorien 1 und 2 aufmerksam. Die Metropolregionen Lyon

und Marseille werden der Kategorie 3 zugeordnet. Gerade

diese Diskrepanz zeigt die fehlende Symbolkraft der Metro-

polregionen Rhône-Alpes und PACA auf. Die Île-de-France

spielt im internationalen Vergleich demnach in einer ganz

anderen Liga der Weltstädte und Regionen.

BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image

Île-de-France Rhône-Alpes PACA

Symbolfunktionen

Abb. 30: Vergleich Symbolfunktion

Page 89: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung

89

An dieser Stelle schließt das erste Stimmungsbild mit

Queruntersuchung der Region PACA im Vergleich zu den

Vergleichsregionen Île-de-France und Rhône-Alpes. Die

Schwierigkeiten einer Einordnung und Bewertung werden

deutlich, da die Metropolregionen über eine Ebenenkonver-

genz verfügen, die bei einer detaillierten Betrachtung mit

einbezogen werden muss. Dies bedeutet, dass man sich vom

Gedanken verabschieden muss, eine Region im gesamten

Umfang analysieren zu können. Vielmehr geht es darum die

Stellschrauben auf den enstprechenden Ebenen zu identi-

fi zieren, um Handlungsansätze für die Herausforderungen

zu entwickeln. Die Territorialreform nach Balladur kann an

dieser Stelle eine Grundlage bilden um beispielsweise völ-

lig neu über die Organisation der administrativen Ebenen

nachzudenken. Dies kann über Themenfelder und mit ih-

nen verbundene Kompetenzen geschehen, die auf die ent-

sprechenden territorialen und administrativen Ebenen ver-

teilt werden können.

Der nächste Abschnitt defi niert die Themenfelder und deren

sinnvolle Einordnung auf die administrativen Ebenen um

die Ergebnisse visuell in einer Matrix zusammenzufassen.

Zwischenfazit

Page 90: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

90

Themenfelder

Die Entwicklung der Themenfelder erfolgte über die Be-

trachtung der Metropolfunktionen. Themenfelder sind

Fachthemen oder Fachbereiche, die in der Region PACA von

Bedeutung sind. Eine Liste der gewählten Themenfelder ist

links (Abb. 29) zu fi nden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass

diese Auswahl noch weiter diversifi ziert werden kann, aber

immer im Kontext der vorher beschriebenen Funktionen

steht. Je detaillierter die Wahl der Themenfelder ist, desto

besser lassen sich Indikatoren entwickeln, die für eine de-

taillierte Analyse notwendig sind.

Zusammenhang der Themenfelder erkennen!

Es sollte darauf geachtet werden, dass die Themenfelder un-

tereinander im Zusammenhang stehen und die Zusammen-

hänge erkannt werden. So kann das Thema Beschäftigung

beispielsweise in Zusammenhang mit den Themen Bevölke-

rungsentwicklung und -struktur sowie ökonomische Leis-

tung gebracht werden.

Indikatoren

Themenfelder

BEVÖLKERUNG

SIEDLUNGSSTRUKTUR

WIRTSCHAFTSKRAFT

BILDUNG, FORSCHUNG, ENTWICKLUNG

VERKEHR

UMWELT UND TOURISMUS

FINANZEN UND FÖRDERMITTEL

regionale Ebene

departementale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

Themenfe

ld1

Themenfe

ld2

Themenfe

ld3

Themenfe

ld4

Themenfe

ld

...

Themenfe

ld

...

Themenfe

ld

...

Themenfe

ld...

Abb. 31: Indikatoren - Themenfelder

Abb. 32: Matrix-Dummy

Konzept

Page 91: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

91

Indikatoren

Querschnittsthemen

POLITIK

IDENTITÄT

ADMINISTRATION

AKTIVITÄT & HANDLUNGSFÄHIGKEIT

BÜRGERNÄHE

PROFILIERUNG

Neben den Themenfeldern lassen sich für die Metropolregi-

on auch einige Querschnittsthemen benennen. Querschnitt-

sthemen sind Aufgaben oder Eigenschaften im öffentlichen

Leben, die Themenfeldübergreifend wirken. Eine Liste der

gewählten Querschnittsthemen ist rechts (Abb. 30) zu fi n-

den. Diese haben sich im Rahmen der Projektarbeit und der

Beschäftigung mit dem Thema und den Interviews, die bei

der AgAM und mit Prof. Motte geführt worden sind, her-

ausgebildet (siehe Anhang - Interviews).

Die Themenfelder und Querschnittsthemen werden zusam-

mengeführt. In diesem Zusammenhang stehend, kann die

Bedeutung der Themen auf den verschiedenen administra-

tiven Ebenen bewertet werden. Die Bewertung der Bedeu-

tung der Themenfelder und Querschnittsthemen wird im

folgenden Abschnitt vorgenommen.

Querschnittsthemen

Wie ist die Matrix zu lesen?

Die Betrachtungsebenen setzten sich aus den räumlichen

Ebenen des französischen Planungssystems zusammen und

beschreiben hierarchisch von Oben nach Unten die euro-

päische, nationale, regionale, departementale, interkom-

munale und kommunale Ebene. Wie die Themen mit den

Ebenen zusammengeführt werden, zeigt sich im Matrix-

Dummy (Abb. 31) auf der linken Seite. In den Zeilen die

administrativen Ebenen, in den Spalten die Themenfelder

und Querschnittsthemen.

Abb. 33: Indikatoren - Querschnittsthemen

Page 92: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

92

Erfassung der Themenfelder und Quer-

schnittsthemen in der Matrix

Um die Analyse der Metropolregion PACA in einen über-

sichtlichen Zusammenhang zu setzen, bedient sich das Pro-

jekt einer Matrix und Indikatoren aus den untersuchten The-

menfeldern. Die Themen wurden entsprechend ihrer Rolle

für die Region gewählt und aus den Metropolfunktionen ab-

geleitet (siehe Abschnitt Metropolfunktionen S. 76f.).

Aufbau der Matrix

Die Matrix ist in eine vertikale und horizontale Ebene auf-

gebaut. Da sich das Projekt mit den verschiedenen Territo-

rialstrukturen Frankreichs beschäftigt, bedient die Vertika-

le die verschiedenen administrativen Ebenen. Diese reichen

von der europäischen Ebene bis hin zur kommunalen Ebe-

ne während die Horizontale die gewählten Perimeter aus

den abgeleiteten Themenfeldern und Querschnittsthemen

der Region PACA abbildet. Auf diese Art und Weise lässt

sich nachvollziehen, welche Themen auf welcher Ebene ab-

gedeckt werden. Ziel ist es, eine Übersicht zu erstellen, aus

der sich ablesen lässt, welche der Ebenen im Kontext einer

reformorientierten Handlungsstrategie angesteuert werden

muss, um Verbesserungen herbeizuführen. Die Matrix soll

in übersichtlicher Form die Ansatzpunkte aufzeigen und

das nächste Kapitel „Drei Szenarien für die Region PACA“

(S. 104ff.) einleiten.

Herangehensweise

Page 93: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

93

Die Matrix in ihrer unbewerteten Form stellt sich dann fol-

gendermaßen dar:

regionale Ebene

departementale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

Bevölkerung

Siedlungsentw

icklung

Wirt

schafts

kraft

Bildung, Forsc

hung.&Entw

.

Verkehr & Mobilität

Umwelt & Touris

mus

Finanzen & Förderm

ittel

Politik

Identität & Pro

filieru

ng

Administ

ration

Bürgern

ähe

Aktivitä

t & Handlungsfähigkeit

QUERSCHNITTSTHEMEN

THEMENFELDER

Die Einordnung und Bewertung der Themen erfolgt über

ein Sternsymbol. Es gibt zwei Ausprägungen:

Um einen Schwerpunkt innerhalb des Matrizensystems

vornehmen zu können, wurde der Stern in eine Gewich-

tung unterteilt. Der halbe Stern weist auf ein Thema hin,

das bedeutend ist, während der volle Stern eine komplette

Gewichtung auf die entsprechende Ebene legt. Damit lässt

sich erkennen, welcher Ebene in Verbindumg mit welchem

Themenfeld eine besondere Gewichtung zukommt. Die

zusätzliche Einfärbung der Sterne ermöglicht die visuelle

Verbindung zwischen Bedeutung und Ebene. Sind alle The-

menfelder durch das Setzen der Sterne abgedeckt, sollte

erkennbar sein, welche administrativen Ebenen besonders

aktiv sind und welche weniger bedeutenden Einfl uss auf die

gewählten Themenfelder und Querschnittsthemen haben.

Für die spätere Bewertung der Analyse lassen schließlich

aus der Matrix die Elemente abbilden, die für die Interpre-

tation benötigt werden um eine Grundlage für die Hand-

lungsempfehlungen zu erstellen.

Die Einordnung und das Bewertungsystem

von Bedeutung

sehr bedeutend

Abb. 34: Matrix - unbewertet

Page 94: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

94

Europäsiche EbeneDie Europäische Ebene ist in der Matrix nicht besonders

stark gewichtet. Ihre Rolle fi ndet jedoch Gewichtung in der

Auseinandersetzung mit dem internationalen Wettbewerb.

Im Abschnitt „Regionen“ wurde auf das Wertschöpfungs-

potential dieser Ebene hingewiesen. Diese Regionen treten

gegen- und miteinander im internationalen Wettbewerb an.

Daher ist die europäische Ebene für die Szenarioentwick-

lung der Region von Bedeutung und sollte nicht außer Acht

gelassen werden.

Nationale EbeneDie Nation ist in der Raumordnungspolitik nach wie vor

ein Schwerpunkt. Auch wenn Frankreich sich vom Zentra-

lismus verabschiedet hat, ist das Bild, welches sich über zwei

Jahrhunderte als historische Raumstruktur etabliert hat,

immer noch in den Köpfen der Bürger der „Grande Nation“

verankert. Paris ist und bleibt ein Stereotyp für den Zentra-

lismus. Was sich ändert sind jedoch die Anforderungen an

das Land, z.B. durch die Globalisierungstendenzen. Dies ist

die Ausgangslage für das Umdenken in der französischen

Raumordnungpolitik in Frankreich, welches vor ca. 30 Jah-

ren unter der Regierung von Mitterand initiiert wurde.

RegionDie Ebene der Region weist die meisten Schwerpunkte auf.

Mit den Dezentralisierungsgesetzen strebt die französische

Regierung eine regionale Raumentwicklung an, die aller-

dings immer noch stark vom Zentralismus überschattet

wird. Die raumrelevanten Entscheidungen werden nicht

mehr primär in Paris getroffen, sondern vielmehr an den

ensprechenden Stellen (Gebietskörperschaften) und deren

Kompetenzen (Subsidiaritätsprinzip). Die Region ist die Ebe-

Die Ebenen der Matrix

Page 95: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

95

ne, auf der die Wertschöpfung des Nationalstaates generiert

wird. Neben der Île-de-France (Großraum Paris) und der

Region Rhône-Alpes (Lyon) bildet die Region Procence-Al-

pes-Côte d‘Azur (Marseille) die wirtschaftlich drittstärkste

Region Frankreichs. Diese Stellung gilt es auszubauen und

sich den Anforderungen und dem Wettbewerb untereinan-

der und im europäischen Kontext zu stellen.

DepartementDie Gewichtung des Departments fällt „schwach“ aus. Dies

kann folgende Gründe haben. Erstens: Die Perimeter zur

Bewertung in der Matrix wurden schlecht gewählt; oder

Zweitens: das Department hat funktional nicht mehr die

Kompetenzen, über die es einst verfügte. Aus der Matrix

geht hervor, dass es sich vorwiegend um eine administrative

Gebietskörperschaft handelt, die das ‚Controlling‘ für die

Entscheidungen, die auf kommunaler Ebene getroffen wer-

den, übernimmt. Der Verlust oder vielmehr das Abtreten

der ursprünglichen Kompetenzen ist in der Dezentralisie-

rungspolitik der letzten Jahrzehnte begründet.

InterkommunalitätInterkommunalitäten als das „Irgendwiedazwischen“.

Die Ebene der Interkommunalität wurde als dritter Schwer-

punkt identifi ziert. Mit der Loi Joxe stieg die Anzahl der in-

terkommunalen Verbände in den 90er Jahren stark an und

übernahmen Kompetenzen der Kommunen, die an gemein-

samen Projekten arbeiteten. Dabei geht es um öffentliche

Aufgaben, die gemeinsam effi zienter abgewickelt werden

können, um Ressourcen einzusparen. Ein Beispiel dafür

ist die Müllentsorgungswirtschaft, die nicht mehr von den

einzelnen Kommunen durchgeführt wird, sondern im Ver-

bund.

Page 96: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

96

Die Frage die sich hier stellt ist: Welche zukünftigen Aufga-

ben und Anforderungen werden an die interkommunalen

Verbände gestellt, sollte es tatsächlich zu einer Territorialre-

form kommen, wie Balladur sie angekündigt hat. Eine Neu-

bewertung und Einordnung dieser Ebene wäre in diesem

Kontext unbedingt erforderlich.

Die KommuneDie Kommune bildet das eigentliche Rückgrat des gesamten

französischen Territoriums. Unabhängig auf welcher Ebene

Entscheidungen über Projekte oder raumpolitische Themen

getroffen werden - die Kommune ist die Gebietskörper-

schaft, die unmittelbar betroffen ist und bildet die Ausfüh-

rungsebene. Daher bekommt sie eine besonders wichtige

Rolle zugeschrieben, da es sich um das Territorium han-

delt, das im Kollektiv für die Wertschöpfung des Landes

zuständig ist. Neben dieser Ausführungsrolle übernimmt

sie auch die bürgernahen Services und bildet zusammen mit

den Interkommunalitäten die Schnittstelle zur Region.

Page 97: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

97

Page 98: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

98

Die unten abgebildete Matrix (Abb. 32) veranschaulicht die

Bewertung der verschiedenen administrativen Ebenen in

Kombination mit den Themenfeldern und den spezifi schen

Querschnittsthemen des Bezugsraumes Region PACA.

Bewertungen in der Matrix

regionale Ebene

departementale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

Bevölkerung

Siedlungsentw

icklung

Wirt

schafts

kraft

Bildung, Forsc

hung.&Entw

.

Verkehr & Mobilität

Umwelt & Touris

mus

Finanzen & Förderm

ittel

Politik

Identität & Pro

filieru

ng

Administ

ration

Bürgern

ähe

Aktivitä

t & Handlungsfähigkeit

QUERSCHNITTSTHEM

EN

THEMENFELDER

Bewertung von Bedeutung

sehr bedeutend

Bewertungsmuster - unsortiertDas links abgebildete Bewertungsmuster der Matrix (Abb.

33) zeigt bereits deutlich welche Ebenen besonders ange-

steuert werden und ‚wer‘ die Gestalter der Region sind. Die

kommunale und interkommunale Ebene sind besonders

stark gewichtet.

Auswertungsmuster:

Bewertungsmuster - sortiert

Wird das Bewertungsmuster sortiert, stellt sich die Schwer-

punktverteilung noch deutlicher dar (Abb. 34).

Auswertung sortiert:

Abb. 35: Matrix - bewertet

Abb. 36: Bewertungsmuster - unsortiert

Abb. 37: Bewertungsmuster - sortiert

Page 99: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

99

Werden die Sterne addiert zeigt sich folgendes Bild:

Auswertung

QTTF

2,59,0

9,0

20,5

6,5

5,5

3,5

9,0

11,5

0,52,0

3,5

3,0

2,0

5,5

6,5

3,0

2,5

1,5

4,5

5,0MIKROEBENE

METAEBENE

MAKROEBENE

Die Nennungen unter „TF“ bilden die Ergebnisse des Be-

reiches „Themenfelder“ ab. „QT“ steht für die „Quer-

schnittsthemen“ der Region, während die bunt hinterlegten

Werte die Zusammenfassung der Themenfelder und Quer-

schnittsthemen bildet. Werden die Ebenen als Paare ver-

standen, bildet sich der Schwerpunkt der Untersuchung auf

der Mikroebene ab (hier: kommunale und interkommunale

Ebene). Die Ebenen des Departments und der Region bilden

die Metaebene, während die nationale Ebene und die euro-

päische Ebene die Makroebene darstellt.

Die Gewichtung der Untersuchung beschränkte sich auf die

Themenfelder, die im folgenden Abschnitt kurz beschrieben

und begründet werden.

Page 100: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

100

Die Themenfelder wurden, wie in auf S. 90 beschrieben,

aus dem Model der Metropolfunktionen entwickelt. Sie

bilden die Indikatoren für eine detaillierte Untersuchung

(Monitoring). Aufgrund der begrenzten Bearbeitungszeit

des Projekts und der begrenzten Kapazitäten, kann dieses

Projekt eine Grundlage für weitergehende Untersuchungen

schaffen.

BevölkerungDie Bevölkerungsentwicklung und die demografi sche Struk-

tur ist für die Betrachtung der Region PACA von großer

Bedeutung. Über das Statistische Amt stehen diese Informa-

tionen zur Verfügung und sind als wichtiger Indikator für

die Bewertung einzustufen. Die Bezugebene der Bevölke-

rung ist hauptsächlich die kommunale und interkommunale

Ebene, also die unmittelbare Umwelt der Bürger.

SiedlungsentwicklungWer macht und steuert die Siedlungsentwicklung in der

Region? Aus Untersuchungen und Interviews des Projektes

wurde deutlich, dass die kommunale und interkommunale

Ebene dabei am aktivsten ist. Das Department hingegen

legt seinen Fokus lediglich auf die Außenentwicklung (vgl.

Interview Dupont: S. 134) in den ländlichen Gebieten.

WirtschaftskraftDie Wirtschaftskraft ist ein Indikator für die Attraktivität

von Städten. Wo Arbeitsplätze vorhanden sind, ziehen Men-

schen hin. Dieser Indikator lässt sich weiter aufschlüsseln in

Beschäftigung und ökonomische Leistung. Die Bezugsebene

der Wirschaftskraft ist hauptsächlich die Kommune und die

Interkommunalität. Für die Region ist die Wirtschaftskraft

als Indikator der Entwicklungsdynamik wichtig. Letztere

bildet einen Faktor für die Attraktivität der Region für Un-

ternehmen des tertiären Sektors.

Themenfelder und Querschnittsthemen

Page 101: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

101

Bildung, Forschung & EntwicklungBildung, Forschung & Entwicklung bilden das Themenfeld,

welches sich vorwiegend auf die Ebene der Kommunen, der

Region und die nationale Ebene bezieht. Auf regionaler

Ebene sind die Forschungs- und Bildungseinrichtungen von

hoher Bedeutung, während Hochschulentwicklung natio-

nales Thema ist. Die Grundschulen sind auf kommunaler

Ebene rückgebettet. Kommunen sind zudem die Anbieter

von Forschungs- und Entwicklungsclustern.

Verkehr & MobilitätDas Thema Verkehr und Mobilität ist das am intensivsten

bewertete Themenfeld und ist gleichzitig auch ein Indika-

tor im Sinne von Erreichbarkeit und Austausch im Unter-

suchungsraum (vgl. dazu Kapitel Metropolfunktionen S.

76ff.). Dieses Thema zieht sich vom nationalen Kontext,

der in der Region PACA stark mit Tourismus verknüpft ist,

über den Anschluss an das TGV-Netz, Autobahnen, auf

Ebene des Departments geht es um den Umgang mit den

Pendlerströmen (beispielsweise Marseille-Aix). Der öffent-

liche Nahverkehr ist auf der kommunalen oder interkom-

munalen Ebene organisiert.

Umwelt & TourismusUmwelt und Tourismus treten als Paar auf. Das Thema

Umwelt ist insbesondere durch den Einfl uss der Europä-

ischen Union (EU) von Bedeutung. Das Thema Tourismus

durch den Bekanntheitsgrad des französischen Südens als

Reiseziel ebenfalls. Auf der nationalen Ebene bekommt der

saisonale Tourismus eine besondere Rolle zugeschrieben.

Während im Sommer besonders die Küstenregionen fre-

quentiert werden, sind im Winter die Skigebiete von großer

Bedeutung. Tourismus und Umwelt sind Dauerthema und

wichtiger Wirtschaftsfaktor auf Makro und Mikroebene in

der Region PACA.

Page 102: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

102

Finanzen & FördermittelDas Themenfeld der Finanzen und Fördermittel ist auf der

nationalen Ebene von Bedeutung. An dieser Stelle wird über

die Verteilung fi nanzieller Ressourcen entschieden. Zwei-

ter starker Schwerpunkt liegt auf den Kommunen, die ihre

Steuersätze selbst erheben können. Fördergelder also auf

Makroebene - Steuern und Ressourcen auf der Mikroebe-

ne. Die Metaebene mit der regionalen und departementalen

Ebene übernimmt nur Verteilerfunktion.

PolitikIm Interview mit Dupont zeigte sich, dass die Mentalität

der Politiker eine große Rolle im Netzwerk der ‚Entschei-

der‘ spielt. Die Problematik der Politik bezieht sich im We-

sentlichen auf die Divergenz kommunaler und nationaler

Interessen. Daher wird dieses Querschnittsthema schwer-

punktmäßig auf der nationalen Ebene und mit starker Be-

deutung auf der Ebene der Kommunen und Interkommuna-

litäten gesehen.

Identität & Profi lierungMit Identität und Profi lierung ist die Symbolwirkung des

Untersuchungsraumes gemeint. Die Perzeption ändert sich

auf den verschiedenen Ebenen. Die Ebene der Region stellt

die Frage nach iher Ausstrahlungskraft (vgl. dazu Kapitel

Metropolfunktionen S. 76ff.). Dabei stellt die Mikroebe-

ne mit der kommunalen und interkommunalen Ebene den

Rückbettungsraum für die Identität der Menschen vor Ort

(vgl. dazu Guigou 2000: S. 66 ff.) dar.

AdministrationDie Ebenen, die am stärksten von der Verwaltung berührt

werden sind auf der nationalen, departementalen und kom-

munalen Ebene vorzufi nden. Am Departement wird be-

sonders deutlich, dass keine Inhalte entschieden werden,

sondern der Präfekt als politisch neutraler ‚Controller‘ ein-

Page 103: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

103

gesetzt wird. Auf der nationalen Ebene werden in Frankreich

nach wie vor Verwaltungsentscheidungen gemacht, die sich

unmittelbar auch auf die kommunale Ebene auswirken. Die

kommunale Ebene bildet die Durchführungsebene.

Aktivität & HandlungsfähigkeitAnhand der Untersuchungen im Rahmen des Projektes hat

sich gezeigt, dass die Mikroebene, also die Ebene der Kom-

munen und Interkommunalität am aktivsten im Planungs-

system in Frankreich ist. Die Selbstverwaltungsgarantie der

Kommunen ermöglicht es Handlungspielräume ausnutzen

zu können und inhaltliche Vorgaben zu machen. Daher der

sehr bedeutende Schwerpunkt auf der Mikroebene.

BürgernäheDie Kommune ist die Ebene an die sich die Bürger mit ih-

ren Belangen wenden und auf der die Kommune ganz ihren

Service anbietet - daher sehr bedeutend bewertet. Auf in-

terkommunaler Ebene wird die Bürgernähe auch zum The-

ma, wenn es beispielsweise um die gemeinsame Müllentsor-

gungswirtschaft geht. Im Bereich Transport fi ndet sich die

departementale Ebene wieder, die beispielsweise den öffent-

lichen Pendlerverkehr organisiert.

ZusammenfassungAn dieser Grafi k wird sichtbar, dass die Gewichtung der

Mikroebene besonders stark ausfällt. Es ist darauf hinzu-

weisen, dass die Themenfelder nicht abschließend zu be-

trachten sind (vgl. Abschnitt Themenfelder S. 100) sondern

auf den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Schnittstel-

len mit gemeinsamen Schnittfl ächen in enger Verbindung

stehen. Im Zusammenhang mit dem „Rapport Balladur“

gilt es die entsprechenen Themen auf den Ebenen zu iden-

tifi zieren und als Ansatzpunkte oder Stellschrauben in der

Szenarienentwicklung zu sehen.

QTTF

2,59,0

9,0

20,5

6,5

5,5

3,5

9,0

11,5

0,52,0

3,5

3,0

2,0

5,5

6,5

3,0

2,5

1,5

4,5

5,0MIKROEBENE

METAEBENE

MAKROEBENE

Abb. 38: Summe der gewichteten „Sterne“

Page 104: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

104

Die Bewertung der drei Räume Île-de-France, Rhône-Al-

pes und Provence-Alpes-Côte d‘Azur anhand der Matrix

im vorangegangen Kapitel soll in diesem Kapitel seine Fort-

setzung fi nden. Bezugnehmend auf die Fragestellung dieser

Projektarbeit, wie sich die Reformvorschläge des Komitee

Balladur auf die Region PACA auswirken, wird in diesem

abschließenden Teil der Arbeit die Szenario-Methode ange-

wendet um mögliche Entwicklungsperspektiven in der Re-

gion PACA aufzuzeigen.

Es werden drei Szenarien aufgestellt:

Zunächst die „Nullhypothese“, wie wird sich die Region

PACA entwickeln, wenn alles so weiterläuft, wie bisher und

keiner der Reformvorschläge umgesetzt wird.

Als Zweites wird ein gemäßigtes bzw. als realistisch anzuse-

hendes Szenario entwickelt. Hierbei wird davon ausgegan-

gen, dass die wichtigsten Reformvorschläge des Komitee

Balladur in die Tat umgesetzt werden.

Das dritte Szenario wird eine grundlegende Reform der

Gebietskörperschaften, des kommunalen Finanzsystems

und Verfassungsänderungen als gegeben annehmen und die

möglichen Folgen für die Region PACA darstellen.

Da eine Region ein zu komplexes Gebilde ist, um es kom-

plett in einem Szenario darzustellen werden Teilbereiche ge-

wählt um die Entwicklungen deutlich zu machen. Es wird

zum Einen auf die territoriale und administrative Dimensi-

on der Veränderungen eingegangen und zum Anderen auf

ein Fachthema in der Region.

Drei Szenarien für die Region PACA

Page 105: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

105

Die Szenario-Methode wurde gewählt, da sie es ermögli-

cht “die Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse” und

“unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten” darzustel-

len. Szenarien sollen die Situation bildhaft-anschaulich ver-

ständlich machen, sie sind neutral und geben eine prognos-

tizierte Realität wieder. Die Szenarien, die hier entwickelt

werden sind explorativ. Unterschiedliche Ansätze und Ten-

denzen, die heute bereits sichtbar sind, werden in die Zu-

kunft projiziert und zu unterschiedlichen Zukunftsbildern

verdichtet. (ILS, 1989, S. 11)

Die Szenarien werden anhand folgender Kriterien erarbeitet:

• Auswirkungen auf die administrative und territoriale Ebe-

ne (PACA, Departements, EPCI, Kommunen = Grenzen

und Zuständigkeiten)

• Auswirkungen auf die Bürger (Dienstleistungen, Wahlen o.ä.)

• Erfordernis weitergehender Reformen (kommunale Fi-

nanzen, VI. Republik)

• Internationale Wettbewerbsfähigkeit

• Maß der Polyzentralität (Infrastrukturausbau, Kooperati-

on, wirtschaftliche Verfl echtungen)

In jedem Szenario wird die geschätzte Entwicklung jedes

Kriteriums festgelegt. So kann leicht nachvollzogen werden,

welche "Stellschrauben" (Kriterien) verändert werden müs-

sen, um ein Szenario in die eine oder andere Richtung zu

beeinfl ussen. Die Szenarien könnten somit zur Unterstüt-

zung einer politischen oder öffentlichen Meinungsbildung

genutzt werden.

Page 106: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

106

Die „Nullhypothese“ beschreibt den Fall, dass keine Re-

formen oder ähnliche Änderungen vorgenommen werden.

In diesem Fall ist mit Blick auf die Nachbarländer und die

Frage, wie sich französische Regionen im europäischen

Kontext einordnen können, von einem negativen Entwick-

lungstrend in der Region PACA auszugehen.

Die verworrene und vielschichtige Verwaltungsstruktur

von der kommunalen bis hin zur regionalen Ebene bleibt

bestehen. Damit verbunden ist eine mangelnde Effi zienz

in der Entscheidungsfi ndung und „administratives Stück-

werk“ innerhalb der Regionsgrenzen. Das Thema Gover-

nance spielt in dieser Zukunft keine Rolle, da keine ge-

meinsamen regionalen Kooperationsstrukturen bestehen.

Die weiterhin bestehende territoriale Zersplitterung des

Raumes bindet viele öffentliche Ressourcen, die für krea-

tive, zeit- und kostenintensive Zukunftsvisionen fehlen. In

dieser Zukunft verstärken sich lokale Vorbehalte und „ein-

fältige“ Kooperationsstrukturen. Das Thema Solidarität in

Entwicklungsräumen und zwischen Kommunen spielt kaum

eine Rolle mehr.

Für die Bürger ergeben sich in dieser Zukunft eine Menge

Probleme. Öffentliche Leistungen werden auf Grund von

Geldknappheit und uneffi zienten Verwaltungsstrukturen

gekürzt. Die Suburbanisierung der Wohnbevölkerung wird

sich fortsetzen und die Pendlerströme in die Städte werden

zunehmen. Größere Städte wie bspw. Marseille und Toulon

werden einkommensstarke Einwohner verlieren. Dies führt

zu einer Häufung von Transferleistungsempfängern und ein-

kommensschwachen Haushalten, die die öffentlichen Kassen

zusätzlich belasten. Der Wettstreit der Kommunen um Steu-

ereinnahmen führt zu egoistischem Verhalten und letztlich

zu einem Sinken der Lebensqualität in der gesamten Region.

Szenario 1: „Nullhypothese“

Page 107: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

107

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit kann nur an-

hand der Tourismus-Region Côte d‘Azur und großen Ein-

zelprojekten wie z.B. der Euroméditerrannée in Marseille

angestrebt werden. Ein systematisches Heranführen der

Region an die europäische Ebene und das Generieren in-

ternationaler Aufmerksamkeit ist auf Einzelaktionen be-

schränkt. Langfristige Perspektiven bezüglich einer besse-

ren Positionierung im europäischen Kontext sind hierbei

nur vage vorhersehbar.

Das Maß der Polyzentralität in der Region PACA wird sich

in dieser Zukunft nicht nennenswert entwickeln. Die kom-

munalen und interkommunalen Beziehungen werden sich

einzelfallbezogen weiterentwickeln oder stagnieren. Es gibt

weiterhin eine günstige Ausgangslage für effi ziente Koope-

rations- und die Entwicklung von Governance-Strukturen

in der Region PACA. Es bleibt jedoch bei der günstigen Aus-

gangslage, da kommunale Partikularinteressen über denen

einer strategischen Entwicklung der Region auf interkom-

munaler und regionaler Ebene stehen. Die Hoffnung, auf

Entwicklungsperspektiven beschränkt sich auf den Prozess

der Selbstregulierung und ist schwerpunktmäßig an ökono-

mische Entwicklungen gebunden.

DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „PATRIOTEN UND TRA-

DITIONSORIENTIERTEN OHNE ZUKUNFTSORIENTIERUNG“.Abb. 39: hierarchische Städte-Struktur

Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Gestaltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)

Page 108: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

108

Das Szenario 2 geht davon aus, dass einige der Reformvor-

schläge umgesetzt werden. Es wird skizziert, wie sich diese

„gemäßigten Reformen“ auf die Region PACA auswirken

können. Dieses Szenario beruht auf dem Grundsatz der

Freiwilligkeit, soll heißen, dass nur diejenigen von den Re-

formen „betroffen“ sind, die darum aktiv bitten. Es wird

keine „Zwangsreformierung“ (ausgenommen Gesetzesän-

derungen o.ä.) einzelner Bereiche geben.

Angenommen, die Ebene der interkommunalen Kooperati-

on wird gestärkt und die Departements werden für Bereiche,

in denen Metropolen entstehen, weitestgehend aufgelöst.

Als Folge daraus ergibt sich eine neue, klar zugeordnete

Kompetenzverteilung zwischen Region, EPCI / Metropolen

und Kommunen. Dies bedeutet einen enormen Effi zienzge-

winn in der Verwaltung und in der Entscheidungsfi ndung.

Gleichzeitig ermöglicht diese neue Kompetenzverteilung die

Grundlagen für eine „Metropolitan oder Regional Gover-

nance“ zu schaffen. Die Stärkung der interkommunalen

Ebene wird zu einer intensiveren Kommunikation inner-

halb der Region PACA führen. Aus intensiver Kommunika-

tion kann im Erfolgsfall Kooperation entstehen. So könnte

langfristig ein polyzentral organisierter Raum entstehen,

der effi zient verwaltet werden kann.

Die Bürger erfahren in diesem Szenario Vereinfachungen im

Verwaltungswesen. Die Kompetenzverteilung zwischen den

administrativen Ebenen ist klar geregelt und „thematische

Bündelungen“, beispielsweise im Bildungssektor, werden

vorgenommen. Eine verbesserte Kommunikationskultur

zwischen den Kommunen wirkt sich positiv auf die öffent-

liche Meinung aus. Die Bürger erkennen (kleine) Fortschritte

in der Zusammenarbeit an und sehen Zukunftsperspektiven

für die eigene Existenz, eine gemeinsame lokale Identität

kann sich entwickeln. Die kommunalen Finanzhaushalte

Szenario 2: „gemäßigte Reformen“

Page 109: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

109

werden weiterhin stark überstrapaziert sein und nur durch

effi ziente Kooperationsprojekte entlastet werden können.

Eine Entspannung ist langfristig jedoch nicht zu erwarten,

da die politischen und gesetzlichen Voraussetzungen dafür

nicht vorhanden sind.

Das Thema internationale Wettbewerbsfähigkeit spielt in

dieser Zukunft keine große Rolle. Durch eine verbesserte

Governance-Struktur lassen sich regionsweit gemeinsame

Themen defi nieren und mit Leitbildern und -ideen arbeiten.

Diese können auf internationaler Ebene bekannt gemacht

werden und bieten die Möglichkeit den Bekanntheitsgrad

im europäischen Raum zu erhöhen. Großprojekte von „eu-

ropäischer Dimension“ werden auf Grund der nach wie vor

fehlenden gemeinsamen Finanzierungs- und Governance-

struktur auf regionaler Ebene, nur im Einzelfall realisierbar

sein sowie schwerlich strategisch und langfristig gedacht

werden können.

In dieser Zukunft erhöht sich das Maß der Polyzentralität

nur geringfügig, da sich die Kommunikation und Koope-

ration zwischen Kommunen auf den engeren Bezugsraum

um diese herum beziehen wird. Durch eine verbesserte

Kommunikation und interkommunale Kooperation ist der

Grundstein für eine „Regional Governance“ gelegt. Die

Akteure in den Kommunen und in der Region haben die

Möglichkeit langfristig die Kooperation auszubauen, dies

wird jedoch dadurch erschwert, dass die Finanzierung von

Kooperationsverbänden noch von Einzelentscheidungen auf

nationaler Ebene abhängt und nicht durch die sogenannte

„propre fi scalité“, also die Möglichkeit der Selbstfi nanzie-

rung durch Steuererhebung etc., fi nanziell unabhängig ist.

DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „KONSERVATIVEN UND

VERFASSUNGSKONFORMEN MIT OPTIMIERUNGSZIELEN“.

Abb. 40: dezentralisierte Städte-Struktur

Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Gestaltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)

Page 110: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

110

Das Szenario 3 skizziert eine grundlegende Reform der Ge-

bietskörperschaften, des kommunalen Finanzsystems und

gegebenenfalls der Verfassung der V. Französischen Repu-

blik. Es geht davon aus, dass sich die französische Politik

der Dekonzentration und Dezentralisierung zu 100% an-

schließt und aller erforderlichen Konsequenzen (neue Ge-

setze zu den Gebietskörperschaften und dem kommunalen

Finanzsystem sowie Verfassungsänderungen) daraus zieht.

Es werden neue Gesetze erlassen, die die Gebietskörper-

schaftsreform und eine Reform des kommunalen Finanz-

systems einleiten.

Bezogen auf die administrativen Ebenen werden „überfl üssi-

ge“ oder ineffi ziente Strukturen abgebaut. Konkret bedeutet

dies, dass die Ebene des Departements aufgelöst wird. Die

bisher auf dieser Ebene verwalteten Kompetenzen werden

auf EPCI und die

Regionen sinnvoll

verlagert. Weiterhin

werden Kommunen

zusammengelegt,

sodass sich die Zahl

der Kommunen

auf mindestens die

Hälfte reduziert.

Orientieren kann

man sich dabei an dem Volumen einer Gebietskörperschaft,

die eine kritische Einwohnerzahl von bspw. 5.000 Einwoh-

nern erreichen sollte. Regionen sollten eine Bevölkerungs-

zahl von 3 bis 4 Mio. haben. Dies führt zu einer effi zienten

Verwaltung der Gebietskörperschaften. Die territorialen

Veränderungen sind enorm und haben gravierende Auswir-

kungen auf viele Bereiche des französischen Staates. Wenn

man jedoch umfassende Reformen durchführen möchte,

macht es Sinn diese dann auch vollständig durchzuführen,

Szenario 3: „VI. Französische Republik? Revolution?“

vorher Auflösung / Umschichtung

regionale Ebene

departementale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

regionale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

departementale Ebene

Abb. 41: Aufl ösung der departementalen Ebene

Page 111: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

111

um in der neuen Struktur dann handlungsfähiger zu sein als

zuvor. Governance-Strukturen können in dieser Zukunft

„generalstabsmäßig“ geplant und in die Tat umgesetzt wer-

den. EPCI und Metropolen erhalten den Status von Gebiets-

körperschaften mit Selbstverwaltungsgarantie. Gleichzeitig

wird die kommunale Finanzgesetzgebung geändert, sodass

die Gebietskörperschaften über eigene Budgets verfügen

und diese für ihre eigenen Zwecke einsetzen können. Sie

werden fi nanziell unabhängiger vom Nationalstaat.

Für die Bürger ergeben sich einschneidende Änderungen

im täglichen Leben. Dies beginnt damit, dass sich für viele

der Name der Kommune ändert, in der sie wohnen sowie

die Zugehörigkeit zu einer Region. Weiterhin werden die

Reformen im Verwaltungsapparat immense Veränderungen

bezüglich Ansprechpartner u.v.m. hervorrufen. Durch eine

intelligente Verteilung der Zuständigkeiten werden bürger-

nahe öffentliche Dienstleistungen in den EPCI konzentriert

und Verwaltungsaufgaben, die nicht „direkt am Bürger“ zu

erledigen sind auf die regionale Ebene verschoben. Durch

die intensive Zusammenarbeit von Kommunen in Städte-

verbänden (EPCI) erfahren viele Bereiche des öffentlichen

Lebens eine spürbare Aufwertung. Dies können zusammen-

hängende Parks, Rad- und Wanderwege sowie einheitliche

Lebensbedingungen sein. Es wird ein intensiver Austausch

innerhalb eines EPCI stattfi nden, der die lokale Identität

positiv beeinfl ussen kann. Synergieeffekte durch die gestie-

gene Zahl an Ressourcen und Möglichkeiten ermöglichen

eine kostengünstigere Abwicklung bspw. der Müllentsor-

gung. Somit können die Lebenshaltungskosten sinken oder

die Lebensqualität bei gleichbleibenden Lebenshaltungs-

kosten gesteigert werden. Anfängliche Vorbehalte gegenü-

ber „fremden“ Kommunen können durch einen intensiven

Austausch der Bürger ausgeräumt werden.

Metropolregion PACA

Reorganisation

regionale Ebene

interkommunale Ebene

kommunale Ebene

europäische Ebene

nationale Ebene

Abb. 42: Reorganisation der administra-tiven Ebenen

Page 112: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

112

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird durch die

neuen Governance-Strukturen und die eigenen Finanz-

mittel auf regionaler Ebene deutlich gesteigert. Die Region

kann sich in ihrer Gesamtheit mit Leitbildern europaweit

präsentieren und eigenständige Schwerpunkte im Regions-

marketing setzen. In der Region PACA ist das der Touris-

mus (im Sommer die Côte d‘Azur, im Winter die Berge, so-

wie die provencalische Historie) und die Wirtschaftskraft

von Marseille als zukünftigem hafenorientiertem Dienst-

leistungszentrum mit Gateway-Funktion zum Mittelmeer-

raum sowie Toulon als Standort der Hafenindustrie. Die

Vereinheitlichung von Planwerken, grenzüberschreitende

Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften und die effi -

zienten Entscheidungsstrukturen in der Region führen zu

einer deutlich erhöhten Produktivität in der Region. In der

Region PACA bildet sich ein Städtenetz, welches komple-

mentäre Funktionen auf Ebene der Region übernimmt.

Im Städtenetzwerk selber würden sich sogenannte „Hubs“

entwickeln, die aufgrund besonderer Eigenschaften, Funk-

tionen im Städtenetzwerk zur Verfügung stellen, um den

Gedanken der Governance und der vernetzten Kooperation

zu fördern und zu stärken. Die intelligente Vernetzung des

räumlichen Gefüges kann im Sinne der Verfassungsgrund-

sätze „Liberté, Égalité et Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit

und Brüderlichkeit) das Konzept der in den 1980er Jahren

angestoßenen Dezentralisierung räumlich fortschreiben.

Marseille-Aix bildet somit im Westen der Region einen

Anziehungspunkt, während Cannes und Nizza diesen im

Osten der Region bildet. Städte wie Toulon können sich in

das Gefüge des Städtenetzwerkes eingliedern oder ab einer

kritischen Größe selber Netzwerkpunkte initiieren und ei-

gene Schnittstellen zur Verfügung stellen.

Die Polyzentralität in der Region PACA dehnt sich auf alle

Bereiche in der Region PACA aus. Wirtschaftliche Zusam-

menhänge werden nun auch durch Verkehrsverbindungen

Page 113: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept

113

und ggf. einheitliche Steuerhebesätze und gleiche Bedin-

gungen abgebildet und ergänzt. Der Austausch innerhalb

der Ballungsräume wird noch besser ermöglicht und neue

Dimensionen der Zusammenarbeit entstehen. Weiterhin

führt eine gesteigerte Polyzentralität und Dezentralisierung

von Funktionen in der Region zu einer massiven Entlas-

tung der Verkehrswege insbesondere im Ballungsraum um

Marseille. Die Themen in der Region können gemeinsam

besser abgestimmt werden. Der Wechsel der hierarchischen

Organisation des Raumes über die Dezentralisierung hin

zum Städtenetzwerk in der Region erfordert eine hohe Fle-

xibilität. Ein sensibles Thema bleibt die Diskussion über die

Auswirkungen einer VI. Französischen Republik auf das

historisch-kulturelle Erbe Frankreichs. Da die Geschich-

te des Landes immer mit dem Territorium verknüpft war,

sind die Argumente zum Thema der Reform authentisch zu

kommunizieren ohne das historische Erbe zu negieren und

die Frage zu stellen, wie dieses in der neuen Organisation

von Raum integriert werden kann.

DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „VISIONÄRE UND „EURO-

PÄER“ MIT VERÄNDERUNGSWILLEN“.

Abb. 43: Städte-Struktur als Netzwerke

Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Ge-staltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)

Page 114: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

114

Mit abschließendem Blick auf das Projekt lassen sich

folgende Aussagen machen:

Die Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur (PACA) hat

eine Sonderstellung unter den Regionen Frankreichs.

Der Vergleich zwischen PACA zur Region Île-de-France

(Metropolregion Paris) und Rhône-Alpes (Metropolregion

Lyon) hat verdeutlicht, dass die Region anders aufgestellt ist,

aber dennoch zu den drei stärksten Regionen in Frankreich

zählt (vgl. Kapitel Analyse, S. 50ff.). Die räumliche Distanz

oder auch Peripherie zur französischen Hauptstadt und die

geographischen Gegebenheiten verleihen der Region PACA

eine Autonomie. Sie kann sich auf sich selbst konzentrieren.

Auf diese Autonomie ist man Stolz und dies bekommt

man auch vor Ort in der Regionshauptstadt Marseille zu

spüren.

Das Bild mit dem die Projektgruppe auf Exkursion in die

Region PACA gegangen ist, hat sich mit der Exkursion

und einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem

Untersuchungsraum sowie vor Ort geführten Experten-

Interviews (vgl. Anhang - Interviews) gewandelt. Vor 20

Jahren mag die Stadt Marseille an einem Attraktivitäts-

und Imagedefi zit gelitten haben. Dies ist aber heute

nicht mehr der Fall. Soziale Spannungen sind zwar nach

wie vor spürbar, doch zeigen sich in der Stadt deutliche

Anstrengungen, Veränderungen herbei zu führen. Das

Projekt Euroméditerranée setzt an der Stelle ein Signal und

im Bereich von Wissenschaft und Forschung werden auch

die ersten größeren Projekte initiiert und kommuniziert.

Die Aufbruchstimmung ist spürbar und die Stadt Marseille

in der Symbiose mit Aix-en-Provence hat die Rolle des

Wachstumsmotors in der Region eingenommen. Der

ehemalige Widerspruch zwischen “der Ville en Crise” und

der boomenden Region scheint vorbei zu sein. Die sozialen

Fazit

Page 115: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

115

Disparitäten sind die kommenden Herausforderungen und da

spielt Marseille als “Auffangraum” in ihrer Verantwortung

eine Schlüsselrolle. Aber auch die umliegenden Kommunen

und Interkommunalitäten stehen in der Verantwortung nicht

nur vom Verdichtungsraum profi tieren zu wollen, sondern auch

Möglichkeiten zu entwickeln aus der Vermeidungshaltung

auszubrechen und sich der Stadt Marseille zuzuwenden.

Wenn die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft

im Ballungsraum Marseille gestiegen ist, dann wird sich auch

das schlechte Image der Stadt aus der Vergangenheit in eine

positives Image wandeln.

Der „Rapport Balladur“ bietet ein Initiativ- und

Rahmenwerk, neu über die politischen, administrativen

und räumlichen Strukturen Frankreichs nachzudenken.

Interessant ist der Gedanke, dass der Rapport an sich nicht

die politischen und räumlichen Strukturen voneinander

entkoppelt sieht, sondern in einer holistischen Sichtweise eine

klare Vision vorgibt (vgl. dazu Kapitel Rapport Balladur,

S. 40ff. und Szenario 3, S. 110) und die Grundlagen für

eine Neudefi nition der administrativen und territorialen

Strukturen in Frankreich bildet. Der “Rapport Balladur”

könnte einen Paradigmenwechsel in der französischen

Raum- und Territorialplanung einleiten. Weiterhin wäre

eventuell sogar eine Verfassungsänderung möglich, die M.

Sarkozy 2006 mit dem Bevorstehen der VI. Französischen

Republik betitelte; diese Idee aber nach Amtsantritt schnell

fallen ließ. Es ist der Versuch der aktuellen Regierung unter

Sarkozy die Dezentralizierungsbemühungen entschlossener

anzugehen, als die Regierung unter Jaques Chirac in den

1980er Jahren. Im Kontext des europäischen Wettbewerbes

würden gute Vorraussetzungen geschaffen werden

die Metropolregionen Frankreichs zu stärken und im

europäischen Wettbewerb neu zu positionieren.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

116

Als Projektgruppe war es sehr spannend sich mit einer anderen

Planungskultur in einer anderen Sprache auseinander zu setzen.

Welche Rolle die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe

und Mentalitäten in der Projektarbeit gespielt haben, ließ sich

an den internen Diskussionen in der Gruppe nachvollziehen.

Die Frage, ob deutsche Planer überhaupt in der Position sind

einen wertenden Blick auf das französische Planungssystem zu

werfen lässt sich mit ja beantworten. Ja, weil der Gegenstand

Metropolregion kein französisches Phänomen ist, sondern

auch in anderen Ländern der Europäsichen Union existiert.

Frankreich ist an dieser Stelle ein Sonderfall. Die Ursachen

dafür sind in der Geschichte des Landes begründet. „La

France est une et indivisible“, soll heißen: „Frankreich ist

Eins und untrennbar“. Vor dem Hintergrund dieser Tradition

führen die aktuellen Reformvorschläge im Land selber zu

intensiven Diskussionen, die im Abschnitt (vgl. dazu Kapitel

Rapport Balladur, S. 40ff.) beleuchtet wurden.

Die Herangehensweise an die Region PACA war aufgrund

der französischen Literatur und den Interviews, die auf

Französisch geführt wurden eine große Herausforderung.

Für die Entwicklung der Matrix (vgl. Kapitel Matrix, S.

92ff.) musste ein Überblick über den aktuellen Diskurs

auf die Methoden zur Bewertung von Metropolregionen

geschaffen werden. An der Stelle hat sich die Projektgruppe auf

Methoden gestützt, die in Deutschland anerkannt sind und

durch eigene Vorstellungen und Vorschläge ergänzt wurden.

Die Matrix war ein gutes Mittel dafür, sich strukturiert an

die Region PACA heranzutasten und erste Indikatoren für

weitergehende Untersuchungen zu defi nieren sowie erste

Vorschläge für zukünftige Verbesserungen zu entwickeln.

Der Projektgruppe ist bewusst, dass mit dieser Arbeit nur

ein kleiner Diskussionsbeitrag über eine spezifi sche Region

in Frankreich gelungen ist. Neben den inhaltlichen Zielen

Page 117: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

117

war es der Projektgruppe ein großes Anliegen dem Leser

das französische Planungssystem näher zu bringen und eine

Sensibilität für die Unterschiedlichkeit der beiden Nachbarn

und wichtigsten Mitglieder der europäischen Union zu

wecken. Eine weitergehende Beschäftigung mit dem Thema

hätte wesentlich mehr Ressourcen erfordert.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Region PACA gute

Chancen hat, sich im Kontext der Reformen Balladur‘s neu

zu positionieren. Die Frage ob dies gelingt kann gegenwärtig

noch nicht beantwortet werden. Dies hängt davon ab

wie intelligent sich die Region vernetzt, miteinander und

voneinander lernt und ob die Akteure eine Governance

kultivieren können, um an gemeinsamen Themen auf

den verschiedenen Ebenen miteinander zu arbeiten. Die

Grundlagen in der Region sind vorhanden. Der Raum ist

polyzentral organisiert und verfügt über ein breites Angebot

an Stärken (Wirtschaft, Tourismus und Kultur) sowie einer

besser werdenden internen und externen Infrastruktur.

Wenn diese Potentiale in einer neuen administrativen und

territorialen Struktur in enger Kooperation innerhalb der

Region entwickelt werden können, kann die Positionierung

auf europäischer Ebene gelingen. Unter den heutigen

politischen Voraussetzungen ist dies jedoch kurzfristig nicht

wahrscheinlich und wird noch eine lange Zeit dauern.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

118

Conclusion

En conclusion sur le projet, on peut évoquer les points sui-

vants:

La région Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) a une po-

sition particulière parmi les régions de France. La compa-

raison entre la région PACA, l’Île-de-France (région mé-

tropolitaine parisienne) et la région Rhône-Alpes (région

métropolitaine lyonnaise) a précisé que la région est bien

différente, mais toujours la troisième région en France (voir

chapitre «analyse», p. 50 et suivantes). La distance physi-

que à la Capitale française permet l’autonomie à la Région

PACA. Elle peut se concentrer sur elle-même. Cette auto-

nomie est visible sur place dans la fi erté des gens qui vivent

à Marseille.

L’image du projet avec laquelle nous sommes allés en ex-

cursion sur place dans la région PACA s’est modifi ée avec

la confrontation directe à l’objet et au terrain du projet en

parlant avec les experts locaux (voir Annexe - Interviews).

Il y a vingt ans, la ville de Marseille souffrait d’un défi cit

d’image et d’attractivité, mais cela n’est aujourd’hui plus

le cas. Ce sont surtout les disparités sociales qui défi nis-

sent les nouveaux enjeux. Mais la ville montre une grande

volonté à entraîner des changements rayonnants. Le pro-

jet Euroméditerranée met en place un signal et il y déjà

aussi, dans le domaine de la science et de la recherche, de

premiers grands projet initiés et communiqués. Le climat

d’optimisme est palpable et la ville de Marseille en sym-

biose avec Aix-en-Provence a pris le rôle de moteur de

croissance dans la région. L’ancienne opposition entre «la

ville en crise» et la région en pleine expansion semble être

terminée.

Les disparités sociales sont les défi s à venir et, tel qu’il se

jouent à Marseille comme «zone de déchargement» ont un

Page 119: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

119

rôle clé dans sa responsabilité. Mais les communes voisi-

nes et l’intercommunalité ont une responsabilité non seu-

lement dans le bénéfi ce de l’agglomération, mais aussi de

développer leur possibilités de sortir d’un comportement

d’écartement et donc de se tourner vers la ville de Marseille.

Lorsque la propension de communication et de commu-

nication dans l’agglomération de Marseille aura augmenté,

c’est aussi la mauvaise image de la ville du passé qui s’amé-

liorera grandement.

Le «Rapport Balladur» initie et fournit un cadre pour ré-

fl échir sur les nouvelles politiques administratives et les

structures territoriales en France. Il est intéressant de voir

que le les propositions ne négligent en fait pas les structu-

res politiques et spatiales en vue découpée, mais dans une

vision holistique avec une vision claire (voir chapitre «Rap-

port Balladur», p. 40 et suivantes et le scénario 3, p. 110 et

suivantes) et donne une base de redéfi nition des structures

administratives et territoriales en France.

Le «Rapport Balladur» pourrait initier un changement de

paradigme dans la discussion française sur l’aménagement

du territoire. En outre, peut-être même un amendement

constitutionnel aurait été possible avec M. Sarkozy en 2006

s’il y avait eu passage à la VI. République. Mais cette idée

a disparu rapidement après sa prise de fonctions. C’est une

tentative pour s’attaquer à l’actuel gouvernement sous la

présidence de Sarkozy, de forcer les effort de décentralisa-

tion déterminés en comparaison avec le gouvernement de

Jacques Chirac dans les années 1980. Cela créerait de bon-

nes conditions préalables dans les zones métropolitaines de

France à se renforcer et se repositionner dans le contexte de

la compétition européenne.

Page 120: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

120

Dans le projet, il était très excitant de faire face à une cultu-

re différente en terme de planifi cation et dans une langue

différente. Les différents milieux culturels et mentalités ont

joué dans le travail du projet et entrainer des discussions

intensives au sein du groupe. Sur la question de savoir si

les planifi cateurs allemands sont en général dans la posi-

tion d’un regard de jugement sur le système de planifi ca-

tion Français, il peut être répondu « Oui ». Oui, parce que

la question n’est pas un phénomène français métropolitain,

mais existe aussi dans d’autres pays de l’Union européenne.

La France est, sur ce point, un cas particulier. Les raisons

sont ancrées dans l’histoire du pays. «La France est Une et

indivisible,» doit se lire en allemand: «Frankreich ist Eins

und untrennbar». Dans le contexte de cette tradition, le

pays lui même déclenche des discussion intenses sur les

propositions de réforme qui ont été présentées dans un des

chapitres précédents (voir chapitre Rapport Balladur p. 40

et suivantes).

L’approche sur la région PACA par la littérature française

et les entrevues qui ont été menées en français a été un défi

majeur. Pour le développement de la matrice (voir chapitre

«matrice», p. 92 et suivantes) il y a eu un aperçu du discours

actuel sur les méthodes d’évaluation des régions métropoli-

taines. Sur le site, le projet s’est reposé sur des techniques,

reconnues en Allemagne et par nos propres idées et sug-

gestions. La matrice était une bonne façon de structurer la

région PACA et les tâtonnements d’abord pour défi nir des

indicateurs afi n de continuer à examiner et élaborer des

Page 121: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit

121

propositions initiales pour des améliorations futures. Le

groupe de projet est conscient qu’il a abouti avec ce travail,

à une petite contribution unique à la discussion sur une ré-

gion spécifi que en France. En plus des objectifs de fond, le

projet a été une préoccupation majeure pour le lecteur en-

vers le système de planifi cation français, et vise à stimuler

une sensibilité aux différences entre les deux pays voisins

- membres principaux l’Union européenne. Une autre pré-

occupation sur la question du projet aurait pris beaucoup

plus de ressources.

En conclusion, la région PACA a de bonnes perspectives

de se repositionner dans le contexte des réformes Balladur.

La question de savoir si cet objectif pourrait être atteint

ne peut actuellement être répondu. Cela dépend de la ré-

gion et si elle trouve une manière intelligente de se lier avec

les différents échelons pout cultiver une gouvernance pour

travailler ensemble sur les thème communs. La région a de

bonnes conditions. L’espace est organisé polycentrique et

dispose un large éventail de points forts (économie, tou-

risme et culture) mais nécessite d‘améliorer une meilleure

infrastructure interne et externe. Si ce potentiel peut être

développé en une structure administrative et territoriale,

en coopération étroite au sein de la région, la réussite du le

repositionnement dans le contexte européen peut bien être

achevé. Au vu des conditions politiques actuelles, c’est peu

probable à court terme et prendra beaucoup de temps.

Page 122: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

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Page 128: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

128

Interviewfragen

Hier die Interviewfragen auf Deutsch und Französisch.

ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLITISCHEN DEBATTE IN FRAN-

KREICH

In Frankreich gibt es z.Zt. eine große Diskussion um die

Neuordnung der politisch administrativen Strukturen im

Bereich der Raumordnung. Herr Balladur hat der Regie-

rung einige Vorschläge unterbreitet und wir würden gerne

wissen, ob:

1. Sie den Rapport Balladur kennen und wie bewerten Sie

die Forderungen?

2. Halten Sie es für realistisch, dass die Forderungen von

der Regierung umgesetzt werden?

3. Wie schätzen Sie den Zeitplan zur Umsetzung der Forde-

rungen bis 2014 von Monsieur Balladur ein?

ZUR EBENE DER REGION UND DEN KOMMUNEN

Da die Regionen mit ihren Kommunen und interkommu-

nalen Kooperationen in den letzten Jahrzehnten wieder we-

sentlich mehr in den Vordergrund getreten sind und in der

Schlüsselposition für die Raumordnung stehen, würden wir

gerne wissen:

4. Welche Probleme in der Region PACA können ausschließ-

lich auf interkommunaler Ebene gelöst werden?

5. Welche Institutionen gibt es und tragen diese zur Lösung

der Probleme bei?

6. Welchen Einfl uss hat Paris, Ihrer Meinung nach, auf lo-

kale Entscheidungen?

7. Wie stark schätzen Sie die Unabhängigkeit (insbesondere

fi nanziell) der EPCI von Paris ein?

8. Sehen Sie Schwierigkeiten bei der interkommunalen Zu-

sammenarbeit im Hinblick auf die lokalen Identitäten auf

politischer Ebene?

9. Wie hoch ist die Akzeptanz der EPCI in der Bevölkerung?

QUESTIONS GÉNÉRALES SUR LA DISCUSSION DU L’AMÉNAGEMENT DU TERRITOIRE EN FRANCE

La discussion actuelle en France est celle de la reforme territoriale et des structures ad-ministratives-politiques. M. Balladur a fait un rapport avec des propositions pour le parle-

ment et nous aimerions savoir si:

1. Connaissez-vous le rapport Balladur, com-ment évaluez-vous les exigences ?

2. Considérez-vous que les exigences soient transposées par le gouvernement français

comme réaliste ?3. Comment cernez-vous le calendrier de Monsieur Balladur visant la transposition des

exigences jusqu’au 2014 ?

AU NIVEAU DE LA RÉGION ET DES COMMUNES

Étant donné que la région est devenu très im-portante avec ses municipalités et les EPCI au cours des dernières décennies et prend une position clé aux questions de l’aménagement

du territoire, nous aimerions savoir si:

4. Quels problèmes dans la région PACA peu-vent être résolus exclusivement au niveau in-

tercommunal ?5. Quelles institutions y a-t-il et ceux-ci con-

tribuent-ils à la solution des problèmes ?6. À votre avis, quelle infl uence Paris prend

sur des décisions locales ?7. Comment estimez-vous l’indépendance (en particulier fi nancièrement) des EPCI par rap-

port à Paris ?8. Voyez-vous des diffi cultés avec la coopéra-tion intercommunale eu égard aux identités

locales au niveau politique ?9. Comment l’acceptation des EPCI est-elle

élevée dans la population ?

Anhang

Page 129: P4 Provence-Alpes-Côte-d'Azur

P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

129

Zur Frage der Profi lierung der Region PACA und ihren Per-

spektiven

Regionen profi lieren sich oftmals und entwickeln Themen

bzw. Entwicklungsperspektiven. Im Ganzen betrachtet

würden wir gerne wissen:

10. Welche sind Ihrer meiner Meinung nach die wichtigsten

Themen in der Region?

11. Wo sehen Sie die Region PACA in 20 Jahren und welche

Perspektiven wünschen Sie sich?

12. In welcher Rolle sehen Sie Marseille als Motor der Ent-

wicklung in der Region PACA?

SUR LA QUESTION DE LA RÉGION – LES PROFILS ET LES PER-SPECTIVES

Une région possède souvent un certain profi le et développe des perspectives.

10. À votre avis, quels sont les sujets les plus importants dans la région PACA aujourd’hui ?11. Où retrouvez-vous la région PACA en 20 ans et quelles perspectives désirez-vous pour la région ?12. En quel rôle / position voyez-vous Marseil-le dans le contexte du développement dans la région PACA ?

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

130

Inhaltliche Zusammenfassung des Inter-

views mit Louis-Laurent Dupont (AgAM)

am 17. Juni 2009 in Marseille

QUESTIONNAIRE PARTIE 1 (ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLI-

TISCHEN DEBATTE IN FRANKREICH):

Je connais le Rapport Balladur. Je trouve ce qui es proposé

dans le rapport Balladur, c‘est un minimum, il faut peut-

être aller plus loin. Le problème de fond c‘est qu‘en France

on na pas fait la réforme territoriale qu‘il faudrait. Donc on

a beaucoup d‘échelons, on a rajouté des échelons sans en

enlever. Donc le gouvernement a derrière eu beaucoup des

fonctionnaires et d‘hommes politiques qui vivent de cela, du

territoire. Réformer en enlevant des échelons ca veut dire

qu‘il y aura des gens au chômage. Après Balladur, ce sera

un travail plus effi cace. On peut être plus productive avec

un peut moins du monde. Si on regarde le travaille de tous

les jours on passe beaucoup de temps à des tâches de co-

ordination. Avec tous ces échelons. On perd beaucoup de

temps. Le Rapport Balladur a essayé de faire quelque chose

d‘acceptable, d‘admissible et des propositions qui sont très

intéressantes quand même. Mais en face on a des hommes

politiques, qui disent: « Nous, il faut qu‘on vive. »

Il y a un projet de loi qui est prévu dans la rentrée en Octob-

re 2009, qui va être discuté au parlement qui va porter de

parler sur les métropoles. En ce moment il y a des réunions.

Les partis politiques, les associations d’élus, qui discutent

avec le parlement. Il y a beaucoup de discussion. Et cela

dure depuis un an déjà. Donc c’est quelque chose qu’est im-

portant qui va monter de petit à petit. Le problème c‘est que

ca ne concerne pas beaucoup le citoyen français. Pour lui ce

sont des histoires administratives. C‘est compliqué de lui

expliquer pourquoi cela lui concerne.

Alors un autre élément important en France, c’est le gouver-

nement. Le gouvernement est à droit. Les régions sont toute

à gauche, sauf une. Les grandes villes sont à gauches et les

● Herr Dupont ist Leiter der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung in der Agence d‘urbanisme de l‘agglomération marseillaise (AGAM = Stadtentwicklungsgesellschaft) in Marseille.

In Frankreich wurde keine Verwaltungsre-form wie in Deutschland durchgeführt. Dies führte zur Zerplitterung der Gebietskörper-schaften.

Mit dem Zusammenführen administrativer Ebenen, geht Balladur das Risiko ein Funktio-näre zu entlassen. Nach der Reform aber soll-te das System effi zienter funktionieren.

Es wird zur Zeit eine Gesetzesgrundlage für die Reform erarbeitet, die stark diskutiert wird. Im Oktober 2009 wird dieser Entwurf im Parlament vorgetragen.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

131

départements sont beaucoup à gauche. Donc le gouverne-

ment intervient dans la discussion. Par exemple les régions

se sont formées contre le gouvernement. La politique de blo-

cage rend les choses compliquées.

Oui je trouve c‘est bien ce qui est proposé mais il faut aller

plus loin. Pourquoi? Parce ce qu‘il y a trop de niveaux, il y a

un drame de compétence sur l‘économie, tout le monde est

compétitive et puis il y a un problème de fond et c‘est la ré-

partition de richesse. Donc concrètement sur Marseille il y

a 800.000 habitants et il y a des fonctions de centralités, des

charges, donc il faut dépenser l‘argent pour ces gens là mais

en face on n‘a pas de ressources. Pourquoi il n‘y a pas des

ressources, parce que les principales ressources c‘est la taxe

professionnelle, et les grands établissements sont autour de

Marseille et ne payent pas la taxe professionnelle. Il y a les

charges et des dépenses nécessaires mais il n‘y a pas de res-

sources. Ailleurs ils ont beaucoup de ressources mais pas de

charges. Ca c‘est un premier problème. La taxe d‘habitation

c‘est payé par les habitants qui sont pauvres, donc il n‘y a

pas beaucoup de ressources. Et ailleurs par exemple en Aix,

il y a une grosse taxe professionnelle. Il y a une grosse dis-

parité entre ce territoire qui est très endetté et puis ceux qui

sont autour et qui n‘ont pas de problème. C‘est un constat.

Mais c‘est une question de disparité fondamentale dans ce

système à Marseille et autour. On a fait des zones d‘activités

et les zones urbaines on les a défavorisés. En faite on a déve-

loppé des grandes zones d‘activités autour de la ville. Donc

il y a beaucoup de commune qui ont développés des zones

d‘activités pour toucher la taxe professionnelle. C‘est ce que

les centres-villes n‘ont pas pu faire.

Il y a parallèlement un projet de loi pour ré-former la taxe professionnelle.

Blockadepolitik ist ein Hemmnis für erfolg-reiche Kooperation.

Die „Zones d‘activité“ (Gewerbegebiete) de-favorisieren die städtischen Räume, da die Gewerbesteuersätze individuell festgesetzt werden können und es die Unternehmen da-durch stärker ins Umland zieht.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

132

Dans le rapport Balladur il y a onze métropoles proposées,

dans le projet de loi il y en a quatre. Déjà ils vont l‘appliquer

sure quatre et voir si ca marche et après appliquer sur les autres.

Donc, ils vont faire ca graduellement. Donc ca va être Paris,

Lille, Marseille et puis Lyon. Et je crois qu‘il y en a un autre.

Toulouse ou une ville comme ca. Donc si cela sera transposé,

je n‘en sais rien. J‘espère mais je ne peux pas le dire. Pour moi

c‘est réaliste mais après c‘est un rapport politique.

Si ca ressemble que le calendrier du changement marche, ils

vont sans doute continuer. Ca va dépendre s’ils vont réussir

sur Paris, Marseille, Lille et Lyon. Il faut quand même voir,

ce qu‘on se trouve dans un mouvement de déconcentration

depuis les années 1980. Il y avaient les lois de décentralisa-

tion dans les années 1980. On a eu la loi Chevènement et

ensuite un ensemble des lois en fi n des années 1990. Ap-

rès, il n‘y a rien eu. Et là c‘est un mouvement indispensable

qui est nécessaire en beau Français. Et je pense que tout le

monde le sait. Les gens qui réfl échissent le savent. Le maire

de Lille qui est de gauche, c’est lui qui a lancé cela. Alors la

gauche elle a toujours poursuivit un peu la décentralisation,

cette rationalisation. La droite c‘est pareil. Dans les années

1995 M. Balladur était déjà là. À gauche comme à droite, ils

savent qu‘il faut faire ce travail. Ce n’est pas une question de

parti, mais par contre c‘est dur. Et donc il faut le faire, ca se

fera mais ca va être très long.

Par contre, la diffi culté est qu‘il faut se rendre compte de

l‘ensemble des institutions. De la commune jusqu‘à la ré-

gion. Tout ca on doit intégrer. Et ca va aussi au niveau de

l‘état. Une organisation que se rassemble en ce moment. On

réduit un nombre de fonctionnaires c‘est ce qui se passe et

on fusionne les administrations. C‘est par exemple au ni-

veau du ministère de l‘équipement. Il y avait donc ceux qui

Der Rapport Balladur schlägt die Zusammen-fassung der 26 bisherigen auf 11 Regionen vor. Dies soll an 4 Modellregionen (Paris, Lil-le, Marseille und Lyon) zunächst schrittweise erprobt werden.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

133

s‘occupaient de l‘équipement, il y avait l‘environnement, il

y avait l‘industrie, c‘étaient des ministères. Maintenant on

regroupe et diminue. Les gens de l‘état ils passent dans les

collectivités locales. Donc il y a des compétences qui sont

transférés alors aussi du personnel.

QUESTIONNAIRE PARTIE 2 (ZUR EBENE DER REGION UND DEN

KOMMUNEN):

C’est un peu la question de la subsidiarité, uniquement au

niveau intercommunal. Moi par défaut je dirais en gros, il

faudrait les grandes politiques d‘aménagement du territoire

et de l‘économie et les grandes infrastructures, ca ce devrait

être la région. Le problème de la région, comme je vous l‘ai

expliqué c’est que la région elle est élue par le conseil régional,

il est élu à partir d‘une représentation d‘un certain nombre de

gens, d‘élus de tout le territoire régional. Donc la région elle

a du mal, elle veut faire plaisir à tout le monde. Elle a du mal

à décider sur l‘aménagement du territoire. Donc alors là il y

a un vrai problème. C‘est que la région n‘attendait la gran-

de politique de l‘aménagement du territoire économique et

concrètement elle ne peut pas parce qu‘elle doit faire plaisir à

cette personne là et à celle là. Ces élus là ils sont dans la ville

locale, de la commune qui pèse.

Et qu‘est-ce qu‘elle fait dans l‘autre sens, la région? Elle

fait une politique d‘équipement et de la redistribution so-

ciale. Alors elle travaille dans ses compétences et elle fait

les lycées, la formation professionnelle etc. Et elle redistri-

bue l‘argent équitablement un peu partout mais de façon

très équitable, très équilibré. Donc elle n‘a pas de politique

d‘aménagement du territoire. Elle a un rôle plus de redistri-

bution que de planifi cation. Alors là il y a une diffi culté de

la région ce que veut dire qu‘est-ce qui peut-être résolu au

niveau intercommunal?

Die Region ist nicht handlungsfähig, da sie in ih-rer Funktion als Administrative keinen Interes-senausgleich aller Beteiligten erreichen kann.

Die Region übernimmt lediglich eine Distribu-torenrolle und verteilt die fi nanziellen Ressour-cen. Sie macht keine Raumordnungspolitik.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

134

Et le département fait un peu ca aussi. Le département en

France en général il est élu en bénéfi ciant beaucoup des

voix des communes rurales et périurbaines et il est moins

bien représenté au niveau des villes. Donc les élus des dé-

partements sont plutôt des gens rurales, périurbaines. Ce

que veut dire mathématiquement que les investissements

du département profi taient plutôt aux communes rurales

périurbaines et moins aux villes. Il y a que depuis peu de

temps ou il y a eu un basculement un peu à gauche qu’on

commence de s‘occuper des villes. En gros, les dépenses du

département au niveau social et au niveau d‘infrastructures.

Et le dépenses du département c‘était le social pour les vil-

les, les infrastructures et le routes pour les campagnes. Et ils

disaient: « Mais voyez, on dépense beaucoup pour les villes

mais c‘était seulement de la dépense sociale. Et par contre

ils dépensaient beaucoup pour les campagnes. » Et de fait le

département c‘est lui qui fait la planifi cation et c‘est lui qui

fait l‘aménagement du territoire. Ce n’est pas la région, c‘est

plutôt le département à une grande échelle.

Ce qui est en train de se repérer en ce moment, c‘est qu‘il y

a un mouvement du département envers les villes à travers

l‘investissement. En ce moment il y a un plan quadriennal

et il y a l‘investissement du Conseil Général sur Marseille

avec 500 million EUR, c‘est quand même pas mal à inve-

stir dans le transport commun, le déplacement, les routes et

des choses comme ca. Donc le reste, c‘est les EPCI et après

entre la commune et l’EPCI. Les espaces économiques c‘est

l’EPCI qui est le plus compétent. La commune, qu‘est ce

qui peut rester à la commune. À la commune c‘est plutôt

les questions de proximité. Moi ce que je pense person-

nellement c‘est qu‘il y a un ou deux niveaux de trop. Et

s‘il fallait supprimer des échelons je penserai que ce serait

celle du département. Il faudrait avoir de grosse Métropo-

Das Departement macht die eigentliche Raumplanung, hatte in den letzten Jahren allerdings meistens den Fokus auf ländliche Entwicklungsgebiete, als auf die städtischen Entwicklungszentren.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

135

les. De grandes intercommunalités pour garder une région

plus grande pour fusionner des régions plus grandes. Il faut

avoir des grandes intercommunalités fortes et il faut garder

des pouvoirs qui sont communaux de proximité avec quel-

ques ressources et qui viennent de l‘intercommunalité, donc

que se soit indépendant. Alors, on supprime deux niveaux.

Par exemple sur Marseille ils on crée la Communauté Ur-

baine (CU). Il y a la compétence sur l’urbanisme. Plan

d‘occupation des sols qui est inscrit sur la CU mais pra-

tiquement c‘est la commune qui la maintient. Alors au dé-

but c‘était comme ca et de petit à petit dans la pratique, c‘est

en train de passer à l‘intercommunalité. Il y a beaucoup de

choses de passer comme ca. Il y a des parties économiques

par exemple toute l‘économie c‘est l‘intercommunalité sous

compétence forte et il reste le tourisme pour la ville. Mais

on sent que c‘est en train de passer également. Alors il y a

un jeu de transfert qui se fait vers l‘intercommunalité sur

beaucoup de choses. L‘habitat c‘est pareil. On peut alors se

poser las question qu‘est ce qui reste à la ville ?

Alors les gens ne votent pas pour un président d’EPCI. Ils

votent pour un maire. Donc eux ils voient le maire. Pour-

tant le pouvoir, il est au président d’EPCI. C‘est lui qui

a l‘argent. Il y a un décalage. Si les gens votaient pour le

président d‘EPCI ils reconnaitraient cette personne. Donc

tant qu’il n‘y a pas ce suffrage direct, l‘élection directe. Du

président d’EPCI on aura toujours ce problème la. Il y a

beaucoup de gens qui pensent ca. Il faut qu‘on puisse élire

directement le président d’EPCI. Et après il sera reconnu.

Pas de problème. Il sera incarné il y aurait une personnalité

pour lui on va être relié ca sera très bien. C‘est simplement

ca la question.

Die Kommune übernimmt die bürgernahen Dienstleistungen.

Es gibt ein oder zwei Ebenen zu viel und meiner Meinung nach sollten große Kommu-nalverbände diese Funktionen auffangen um größere Regionen zu bilden.

Ein EPCI braucht eine Referenz-Person. Die Bürger müssen sehen wen sie wählen und wer dem Verband vorsteht.

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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang

136

Après, la question des identités. Alors en Provence c‘est vrai

dans le Sud. Les personnalités politiques ont une identité très

forte. C‘est à dire qu‘ils incarnent un pouvoir. Alors une per-

sonne. Elle incarne une autorité. Dans le nord de la France

c‘est moins ca. Il y a des gens qui sont plus digère, qui suici-

de dynamique, mais c‘est tellement la personne compte-elle.

Dans le Sud, c‘est des acteurs. L‘homme politique c‘est un

acteur. À la limite, techniquement, pas très compétent. Par

contre il incarne une identité. Et donc cela peu poser des pro-

blèmes. Alors une identité se crée, ca se développe. Ce n’est

pas né comme ca. Il y a une histoire qui forme l‘identité mais

après ca peut se travailler une identité.

Exemple : La Communauté du Pays d‘Aubagne et de l‘Étoile.

C‘est un territoire qui est intégré dans l‘agglomération mar-

seillaise proche et alors ils sont plutôt de sens gauche mais

ils ont volontairement développé une identité. Affi rmer une

identité (contre Marseille). On est Aubagnais, on est diffé-

rent ! On répète ca souvent et les gens pensent : « Je suis

différent. » L‘identité elle n‘est pas née comme ca. Elle tra-

vaille. On a évolué une identité.

Il faudra peut-être trouver une identité plus moderne, plus

ouverte, le dialogue. Et on a trop souvent tendance de baser

l‘identité sur l‘action contre un autre. C‘est ca un peu le pro-

blème. Donc garder les identités locale, oui parce qu‘on les a

cultivé comme ca. Pour voir concrètement les deux territoires

qui ont le plus peur de Marseille. C‘est Aubagne et de l‘autre

côté c‘est Berre. Berre, la pétrochimie. Aubagne parce que c‘est

très près de Marseille. C‘est dedans. Les autres c‘est à cause de la

taxe professionnelle. Et aussi Nîmes il y a une usine pour brûler

les déchets. Je ne peu pas la mettre sur Marseille, parce qu‘il y

a de la fumée qui va tomber sur les habitants. Alors je la mets

dans une zone industrielle loin. Donc je la mets chez les voisins.

Die politische Mentalität im Norden und Sü-den Frankreichs ist sehr verschieden.

Identität entwickelt sich, sie kann nicht „her-gestellt“ werden.

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137

La différence entre Lyon et Marseille, c’est qu‘à Lyon la situ-

ation était plus simple. C‘est à dire que Lyon, c‘est une ville,

une capitale sans aucune hésitation. Il y a une bourgeoisie

très forte, puissant, très implantée. C‘est des vrais notables,

des hommes politiques lyonnais qui sont très connu en France

et très puissant. Ce sont des gens qui sont très bien installés.

Autour il y avait des banlieues c‘était un schéma classique.

Alors cela c‘est développe progressivement, logiquement de

façon intelligente. Pour moi, une ville plus performante en

France. C‘est le modèle le plus logique, performant et intel-

ligent qui soie. À Marseille ce n‘est pas le cas. C‘est qu‘on a

ce problème entre Aix et Marseille. La diffusion et même à

l‘échelle PACA. Lyon c‘est la capitale de Rhône-Alpes. Il n‘y

a pas de problème. Personne ne discute de cela. En PACA ca

se discute. En PACA il faut savoir par exemple que Nice ce

n‘est pas très forcement attaché à l‘État français. Marseil-

le historiquement a toujours été attaché à Paris. Ce sont les

territoires de la périphérie qui ont du mal de se raccrocher à

territoire national déjà. Alors c‘est beaucoup plus compliqué

qu‘a Lyon même géographiquement. On a une vallée. Lyon

au centre on a des antennes qui marchent bien dans les trucs

et Lyon c‘est le centre de tout ca, pas d‘hésitation. Tout est

organisé de Lyon et beaucoup plus simple.

Moi, je pense que la solution c’est le poly centralisme. Et

c‘est bien pour nous de comprendre ce système de dévelop-

pement en France pour la traduction en Allemagne et c‘est

très important de comparer les différentes régions. Bon il y

a quelques quatre fi gures en France où c‘est très centralisé

et que ca marche. Mais ailleurs. En PACA il faut avoir un

poly centralisme, ca c‘est claire. Si on va tout mettre à Mar-

seille cela ca ne sert à rien. Ca marcherai jamais c‘est clair.

C‘est ce que fait Lyon un peut aussi. Il y a Lyon, mais il y

a Grenoble et ils luttent un peut alors ils sont intelligents

Die Lösung ist der Polyzentralismus.

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138

et ne mettent pas tous sur Lyon. On reconnait un rôle uni-

versitaire, High Tech, industriel intelligent à Grenoble ca

marche.

Le problème j‘ai l‘impression entre la France c‘est vrai qu‘il

faudra développer le poly centralisme sur la région PACA.

Nous (AGAM) travaillons dans ce sens là. La différence en-

tre l‘Allemagne cela nous ramène au point précédent cela à

faire avec l‘exercice du pouvoir. Que l‘exercice du pouvoir

dans les pays nordique, il est démocratique et technique. Il

n‘est pas autoritaire et pas un pouvoir sur les gens. Alors

que dans le sud c‘est plus un pouvoir sur les gens. Voilà,

il est moins technique. C‘est une autre forme de pouvoir

on pourrait dire. C’est vite terminé en question de confl it.

« Lui il est contre lui ». Alors que dans le nord s‘il y a un

problème on essaye de le résoudre ensemble, on se voit on

discute. Tandis qu‘en méditerranée on ne trouve pas ca.

L‘infl uence de Paris sur les décisions locales c‘est un vrai prob-

lème. Paris était très puissant. On est dans un état centralisé et

on est dans une phase de décentralisation avec la diffi culté de

transmettre de responsabiliser les acteurs locaux. Donc c‘est

l‘État qui prenait toutes les ressources qui étaient sur son dos

et autour de lui il y avait beaucoup d‘enfants et quand il y

avait un problème il les résoudrait. Cela change, aujourd‘hui

il a du mal. Il n‘a presque plus de pouvoir. Vous avez transféré

les compétences on ne veut pas entendre de parler de nous.

Retournons chez vous le préfet, c‘est ca avant il décidait, main-

tenant il anime. Avant il mettait les élus autour de la table et

disait : « Bon maintenant je décide que... » Il décidait au nom

de l‘état. Maintenant qu‘est ce qu‘il fait il met les élus autour de

la table « Essayez de vous entendre entre vous... ». Il les anime.

S’ils ne sont pas d‘accord il dit « Bon, vous n‘êtes pas d‘accord.

Moi je ne peux rien dire. Je ne peux pas décider pour vous. »

Die Konfl iklösungsmentalität im Norden ist an-ders als im Süden. Während im Norden kons-truktiv an einem Problem gearbeitet wird, fi n-det man diese Einstellung im Süden kaum.

Paris muss immer mehr Kompetenzen an die lokalen Gebietskörperschaften abtreten.

Der Präfekt ist lediglich „Animateur“ und hat keine Entscheidungsbefugnisse.

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139

Ca c‘est la diffi culté à rapport de la défi nition de la métropole.

Et déjà on le sentait il n‘a pas été en capacité de dire: « Ca c‘est

un mauvais périmètre. » Il y a deux ans qu‘il y avait une dis-

position qui voulait améliorer les périmètres intercommunaux.

Donc il y avait des commissions départementales qui disaient

que la Communauté intercommunale ne marche pas et qu‘il

y a de mauvais périmètres et qu‘il faut trouver une solution.

Alors on a constaté mais on n‘a pas pu décider. En fait, ce sont

les territoires qui ont le pouvoir maintenant.

Paris a de moins en moins d‘infl uence de décision sur les

territoires locaux et c‘est sa qui bloque le processus des mé-

tropoles parce que les élus locaux, le maire de Marseille ils

ont beaucoup de pouvoir. Ils sont dans les ministères. Á

la fois ils sont local ils sont aussi sur ce niveau. Alors c‘est

un jeu un peu complexe. En PACA c‘était donc le Président

du Conseil Général qui était ministre de l‘aménagement du

territoire. Alors les décisions qui va prendre au niveau na-

tional, derrière il aura des implications locale c‘est un peu

compliqué ce jeu là. Et pour la Région PACA on au eu de

grosse diffi culté. Parce que le ministre qui était aussi maire

de Toulon il était un peu en porte à faut. En même temps

il a fallut une politique nationale alors c‘est vraiment com-

pliqué. Enfi n en gros il y a de moins en moins de pouvoir

Parisien parce qu‘il y a aussi de moins en moins d‘argent.

Les communes commencent à comprendre leur responsabi-

lité. On essaye de leur faire compte, elles comprennent aussi

qu‘il faut qu‘ont coopère plus ensemble. Qu‘il y a des enjeux

mondiaux mais ca c‘est il y des communes intelligentes qui

comprennent ca qu‘on est plus puissant ensemble et il y en a

d‘autres qui ont du mal. Alors après il y a le temps politique

on est élu pour cinq ans. Ce n’est pas généralement on a du

travail pour les prochaine cinq ans. Alors on n‘a pas cette

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vision à long terme. On a beaucoup de mal c‘est tous le tra-

vail on essaye de développer une vision à long terme. Une

métropole, ca ne se construit pas comme ca. Donc c‘est un

boulot très dur et il y a tout ses enjeux, restrictions et pro-

blèmes du système qui vont contre ca. Toutes les logiques

sont contre ca. Donc le rapport Balladur fait un nettoyage.

Balladur en fond c‘est basé déçu.

C‘est un phénomène et la grande question française de la

décentralisation égale plus de responsabilité, ca veut dire

donc moins de solidarité.

Au niveau de le MPM il y a un problème qu‘on retrouve

également en France qui en gros est c‘est si il y a une ville

centre qui est pauvre avec un développement résidentiel au-

tour donc les gens sont revenus ici il y a des classes moyennes

qui ont créé des identités chaque commune a son identité.

Ici le cadre de vie, on dit, il y a une proximité contre la ville

centre. Il y a une crise d‘identité de la périphérie marseillai-

se au rapport à la ville centre. Alors ca c‘est MPM à l‘échelle

de la métropole. Moi j‘ai été à Le Havre avant, la même

chose. Ce sont des villes avec de l‘histoire industrielle, il n‘y

avait pas de bourgeoisie et la périphérie a crée cette identité

qui se tourne ‚contre‘ le centre-ville.

Qu‘est ce qui c‘est passé jusqu‘à présent sur MPM? On

avait MPM avec Marseille au milieu. Le maire de Marseille

(800.000) et le reste c‘est moins de 5.000 habitants. Alors

Marseille est très puissant. Donc le maire de Marseille était

en même temps le président de cet ensemble là. Et selon

Marseille est une ville pauvre, toutes les dépenses sont allés

sur Marseille. Il y avait des services minimums assurés sur

le reste. Les maires ici, ils sont presque tous de droite. Nor-

mal ce sont les habitants au cadre ici à droite. Bon qu‘est

Einige Kommunen denken intelligent und stellen sich den Herausforderungen, indem sie sich mit anderen Kommunen in Verbänden zusammenschließen, während sich andere Kommunen damit schwer tun.

Dezentralisierung = mehr Verantwortung und weniger Solidarität.

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141

ce qu‘i s‘est passé aux dernières élections? Les gens ont élus

leur maire là à droite. Marseille aussi droite, il y a eu un

vote en faveur de la gauche. Le maire de Marseille n‘était

pas élus président de l‘intercommunalité sure de logiques

considérant. Les maires se sont tous allié contre Marseille

et on préféré de voter à gauche alors qu‘ils sont tous droites.

Mais contre la ville de Marseille. Donc ils ont fait passer

tout à gauche aussi mathématiquement. On a eu un clivage

territorial. En vue de mieux prendre compte des intérêts des

territoires. « Nous on en a marre d‘exister on veut qu‘on se

rend compte de nous. » Donc là en ce moment au niveau

de l‘institution le truc c‘est de rééquilibrer entre Marseille

et le reste de la Communauté Urbaine. On va mieux rendre

compte de ces identités. C‘est ca qui a été demandé les be-

soins des identités. Pendant la contrepartie, le Conseil Gé-

néral du département va mieux fi nancer la ligne et de rendre

Marseille à la gauche. Et peut être on aura une politique qui

sera plus intégré entre les deux. C‘est diffi cile et cela c‘est

notre devoir mais les gens comprennent qu‘il faut le faire.

QUESTIONNAIRE PARTIE 3 (ZUR FRAGE DER PROFILIERUNG DER

REGION PACA UND DEREN PERSPEKTIVEN):

En gros le bilan de la coopération intercommunale (lois et

autres incitations) on a créé plus d‘intercommunalités. Ce

qu‘on voit petit à petit. Il y a plus en plus de compétences

transférés aux coopérations intercommunales. On émerge les

identités intercommunales des projets des visions à long ter-

me intercommunaux. Reste le problème des périmètres qui ne

sont parfois pas pertinent. Ce qui se crée à l‘époque de Che-

vènement ici à Marseille se sont créé des intercommunalité de

défense autour des villes centres pour garder leur richesse. Et

puis restait au milieu un petit périmètre intercommunal. Et

maintenant il faut du courage et la question qui se pose : « est

ce qu‘on peu agrandir ce périmètre là ? ».

Es haben sich um Marseille Kommunalverbän-de gegründet, die aus einer Abwerhhaltung gegen Marseille entstanden sind.

Für Marseille stellt sich die Frage des Um-gangs mit der „Einkesselung“ durch die Kom-munalverbände. Es stellt sich die Frage: „Wo kann Marseille noch wachsen?“

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Les sujets importants de la Métropole Aix-Marseille sont :

1. le déplacement. Alors problème numéro un c‘est le dé-

placement, le transport commun. Ca marche entre Marseil-

le et Aix mais il y a un grand retard. Et on dit qu‘il faut des

cadences régulières entre Marseille et des transports collec-

tifs sinon tous les gens sur les autoroutes (embouteillages). Il

y a des gens qui travaillent dessus. Il y a un syndicat mixte

qui va se créer très prochainement avec des gens du dépar-

tement et des EPCI. Sauf Aix parce qu‘ils sont de droite. Et

là ils vont faires des propositions petit à petit.

2. la question de l‘université. Il y a la moitié à Marseille et

l‘autre à Aix. Il y a trois Universités et ils disent on va fusi-

onner et faire une offre pour tous les trois. Il n‘y aura pas de

doublement et une formation. On va essayer d‘organisé des

sites avec des disciplines et une administration plus effi cace.

Mais tous cela ca vient des Université et pas des élus.

3. la culture. Avec Marseille Provence 2013 (Europäische

Kulturhauptstadt) ils ont réussi a associé tous autour avec le

même projet. Après il faut voir concrètement. Il faudra voir

s’il y a un cadre de travail pour un projet.

4. la question économique. C’est plus dur. Il faudra une appro-

che un peu plus commune sur les questions des zones d‘activités,

les pôles de compétitivités. Cela s‘avance de petit à petit.

Qu‘est ce qui manque?

Il y a des sujets sur lesquelles on n‘est pas bon. Par exemp-

le la protection des milieux naturels. On voir beaucoup de

parc naturels avec des petit périmètres sur la région. Par

exemple les Calanques. Il y a des parcs qui ne marchent pas.

Quand on remonte vers le nord de PACA il y en a d‘autres.

On n’a pas une vision régionale il n‘y a pas de vision ou

Die wichtigen Themen der Region sind:1. Verkehrswesen2. Hochschulentwicklung3. Kultur4. Wirtschaftsförderung und -entwicklung

Es gibt Themen, wie z.B. die Landschaftspla-nung, die nicht kohärent abgestimmt sind, sondern aus vielen Stückwerken bestehen.

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planifi cation pour ca, on crée des petites parcs sans relati-

on. L‘État ne fait pas son boulot. Et qui fait ca? Ce sont les

communes n‘importe quoi ce n’est pas traité.

Au sujet de l‘eau, il n‘est pas bien traité. Il n‘y a pas un plan

général. C‘est aussi politique. Quand on parlait des espaces

économiques qui sont diffi cile c‘est le port de Marseille.

Concrètement ce que le port fait mais ne le dit pas c‘est qu‘on

transfère les activités du port de Marseille vers Fos. On n‘en

parle pas à la presse. On le faire mais ce n’est pas planifi er ce

n’est pas prévu et anticipé cela se passe. C‘est un truc qui est

très à l‘échelle de la métropole. Le port il est un projet très

clair pour développer Fos. Et les documents ils ne sortent

pas, c‘est la discrétion. Parce que la question du port il y a des

questions des syndicats politiques, des histoires ouvrière der-

rière et il faut pousser le port. Le port Marseillais ne marche

pas. Et ca c‘est un problème à l‘échelle de la métropole.

La région PACA. Se qu‘on souhaite et ce qui se passe et

déroule. Je crois qu‘il y a en France un mouvement, une

tendance que les gens vont vers le sud. En Allemagne c‘est

pareil oui? Ils décèdent. C’est plus chaud ca se passe com-

me ca. Donc il y a un mouvement naturel. Après ca il faut

le transformer en richesse. C‘est un peut le défi t en PACA.

Et après il y a Rhône-Alpes ils sont performant, intelligent.

Il faut faire parti de cette attractivité. Cela commence à se

passer avec Cannes. Dans la région PACA il faut trouver

une gouvernance PACA. Il faut changer la façon de travail-

ler et les institutions.

• 1er niveau, c‘est la gouvernance

• 2ème niveau, la population est pauvre en général.

Die Hafenentwicklung ist ein Thema auf Ebe-ne der Region. Der Hafen in Marseille funkti-oniert nicht.

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Il y a des populations avec des histoires derrière, ouvriers et

des gens qui ne sont pas très qualifi é. Et il faut les remett-

re dans le système. Question de l‘intégration sociale est de

qualifi cation. Alors la question de gouvernance il y a des

questions d‘intégration de population qui sont fragile. Sur-

tout la qualifi cation les immigrés la question d‘insertion so-

ciale. En gros on voit plus front national il y a des gros ant-

agonismes. Il y a de gros confl its entre immigrés et d‘autre.

Derrière c‘est l‘aménagement du territoire. La ville de Mar-

seille, la carte de la ville est très simple. Au sud ils votent

à droit, au nord ils votent à gauche. Au sud ce sont ceux

qui ont l‘argent au nord ce sont ceux qui non pas d‘argent.

Alors l‘idée c‘est d‘arrêter cela. C‘est de mélanger. C‘est en

train de se faire. C‘est l‘idée. On met des riches en haut, des

HLM en bas. Puis après sur PACA ca va être de développer

une économie moderne. Donc rénover l‘industrie sur inno-

vation technologique le savoir. Ce n’est pas dans la culture.

C‘est la culture du nord. Bon il faut mettre l‘accent dessus.

Le savoir au cœur de l‘économie, c‘est super important.

Et puis après c‘est de tirer les choses une industrie culturelle

valorisé le cadre de vie il faut qu‘on arrête de massacrer le

cadre de vie. Il faut qu‘on s‘en serve pour valoriser le terri-

toire. Le paysage, le soleil, les gens. Il y a un gros potentiel

après il faut que cela soit remis dans l‘économie moderne.

Et cela c‘est le rôle méditerranéen et les questions de gouver-

nance derrière. Et puis Marseille est une des centrales (au

niveau de Milan, Barcelone etc.). Bon c‘est Marseille et un

système multipolaire! Ca peut être très bien mais peut aussi

être avec beaucoup des risques et de menaces et beaucoup

d’atouts. Et en ce moment on se gaspille on perd de l‘énergie

alors soyons plus effi cace ensemble et arrêtons de gaspiller.

C‘est très ouvert il y a beaucoup de promesse mais après il

faut passer à l‘acte. Il faut faire. Alors il y a beaucoup de ter-

Die Region muss Anreize schaffen um Arbeit-nehmer anzuziehen. Menschen mit Kapital, Menschen mit Bildung und sie zu integrieren wissen, damit eine Wertschöpfung entsteht, die in die Region rückgebettet werden kann.

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ritoires qui n‘ont pas ce potentiel. En gros on peut dire que

ca avance mais il y a la crise. Marseille il y a beaucoup de re-

traités. C’est moins compétition directe avec le monde. Mais

si en France on dit maintenant qu‘on va arrêter de distribuer

l‘argent on ferme, moins de fonctionnaires, moins de redis-

tributions de l‘argent. Tout ca, c‘est de l‘argent qui ne rentre

plus à PACA. C‘est très sensible. Ca va causer des problè-

mes. C‘est un système qui est fragile. Alors jouons la qualité

le résidentiel ce n’est pas que ca. C‘est aussi l‘économie. Il y

a beaucoup de promesses et il faut passer aux actes. Ca c‘est

la gouvernance. L‘avenir est ouvert mais ils ont arrivés à se

débrouiller. Mais ce qu‘on voit concrètement c‘est que la

population de Marseille (skizziert Bevölkerungskurve), c’est

écoulé puis remontait et redémarré de 1995 à aujourd‘hui

cela redémarre on est dans un mouvement. Aix, Toulon etc.

puis il faut consolider, c‘est aussi la gouvernance.

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Inhaltliche Zusammenfassung des Inter-

views mit Professor Alain Motte

am 18. Juni 2009 in Aix-en-Provence

Je n’ai pas lu le rapport Balladur de manière très détaillée.

Je vais vous faire des commentaires aux n’importe quelle

partie du rapport. Ce que j’ai lu est très bien.

La construction politique et administrative après la révoluti-

on est très importante pour le système français aujourd’hui.

Les réformes peuvent être conduites avec Mr. Sarkozy.

QUESTIONNAIRE PARTIE 1 (ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLI-

TISCHEN DEBATTE IN FRANKREICH):

C’est un débat très important en France depuis la fi n des

années 1990. Il y a la discussion à l’intérieur des parties

politiques. Des reformes en fi n des années de Mr. Jospin en

privilégant la région et l’intercommunalité, c’est exactement

la même chose (loi Chevènement).

En France il y a deux grands courants qui s’affrontent à

l’intérieur des différentes parties politiques. Les uns qui veu-

lent renforcer le département et la commune, par exemple

Mr. Mitterrand. Les autres qui veulent renforcer la région

et l’intercommunalité. C’est moins un débat entre le droit et

le gauche, c’est plutôt un débat des idées de l’organisation

institutionnelle du territoire.

Le problème en France, c’est le nombre des communes, en

plus ils sont trop petits. Il est évident de monter les communes

au intercommunalités. C’est un débat tout à fait nécessaire.

Mr. Sarkozy était le ministre de l’intérieur de Mr. Balladur

(premier ministre) dans les années 1990. Il y a une relation

entre les deux personnes politique. Mr. Sarkozy fait beauco-

up de rapports pour tester comment les différentes parties

politiques etc. réagissent. C’est un rapport très vaste duquel il

faut discuter en cercle politique et public en fi n de 2009.

● Herr Motte ist Professor am Institut d‘Urbanisme et d‘Aménagement régional der Université Paul Cézanne Aix-Marseille III in Aix-en-Provence, Forscher im „Centre Inter-disciplinaire de Recherches sur les Territoires et leur Aménagement“ (CIRTA) des IAR und Herausgeber des Buches „Les agglomérations francaises aux défi ts métropolitains“

Raumordnung ist weniger eine Frage der lin-ken oder rechten politischen Ausrichtung, sondern vielmehr eine Debatte über die Ideen wie die territorialen Institutionen organisiert werden können.

Raumordnung ist in Frankreich eine Angele-genheit der Politik. Es müssen mehr inter-kommunale Städteverbünde entstehen.

Präsident Sarkozy lotet aus, wie die Parteien auf verschiedene Ansätzte reagieren.

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La perspective pour la réalisation des propositions de Mr.

Balladur est une question du calendrier électorale. Il y a des

élections régionales en France en avril 2010 et les élections

présidentielles en 2012. Ça fait deux moments de mettre

en œuvre les propositions. Au plutôt en décembre 2010 on

peut voir comment les réactions au rapport Balladur se dé-

roule. Le rapport à provoqué beaucoup de débats impor-

tants. Comme toutes les régions sont en gauche, si la droite

reprend la force en échelon régional, c’est plutôt possible.

L’élection régionale est une réaction des gens de l’élection

communal et inverse.

S’il y a des changements en échelons régionales est le gens

ne sont pas contente avec ça, les élections 2012 vont être

très diffi cile à gagner pour la droite. À cause de la situation

que le plus des intercommunalités fortes sont gérer par des

parties gauche, il n’est pas facile de trouver le bon moment

pour mettre en vigueur les propositions de Mr. Balladur.

Mr. Joxe (gauche) a fait une première tentative en 1992 avec

la loi Joxe. Elle favorise la coopération entre les communes.

Il a créé la base pour la loi Chevènement en 1999. Dans les

7 ans entre 1992 et 1999 les élus de toutes les communes

avaient obligé de se poser la question de la coopération in-

tercommunale. La loi Chevènement était accompagnée par

une incitation fi nancière. Les communes ont vu plus des

avantages (réorganisation du transport et de la planifi ca-

tion) que des inconvénients (perte d’autonomie). Ils ont vu

que c’est plus effi cace de coopérer en matière des services

publics. Les inconvénients vus par les élus étaient des ques-

tions fi nancières (taxe professionnelle, retraite).

Die Umsetzung der Reformen hängt von den Zielsetzungen des Präsidenten in seiner Le-gislaturperiode ab.

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Le rapport Balladur est un peut sévère. Il n’est pas facile de

mettre en œuvre les propositions. Je pense qu’on a besoin

des incitations pour assurer les élus des communes de dé-

planter les idées de Mr. Balladur.

QUESTIONNAIRE PARTIE 2 (ZUR EBENE DER REGION UND DEN

KOMMUNEN):

En système français chaque échelon administratif a des

certaines compétences. Les gouvernements Raffarin et

Jospin ont eu des différentes idées des compétences insti-

tutionnelles en France (la commune et le département vs.

l’intercommunalité et la région). Mr. Sarkozy a une grande

expérience avec des élus communaux et départementaux.

Il est monté par toutes les échelons politiques (élu, maire,

conseiller général, ministre…). Mr. Mitterrand était très

prudent avec des réformes.

Si on supprime un ou deux échelons administratifs on pro-

voque du chômage. Les élus ont peur de le faire parce que

ce n’est pas populaire. En ce moment là il y a une grande

partie des fonctionnaires dans le département par exemple

qui sont payé pour presque rien faire…

La région PACA est très large est les EPCI sont très nou-

veau. Dans la région PACA il y a plusieurs régions métropo-

litaines. La région niçoise, la région toulonnaise et la région

marseillaise. Après il y a Digne, Nyon. La décentralisation

a eu un impact très important, localement les liens avec le

pouvoir central sont beaucoup moins forts. Ça, c’est impor-

tant pour les très grands projets, mais pas pour les projets

moyens. Il y a une histoire avec les contrats État-Région en

France. Les grandes communes en France peuvent réaliser

des projets même-si la région n’est pas d’accord avec ça. Un

exemple est le maire de Nice. Il est un homme politique très

Die Zusammenlegung adminstrativer Ebenen, wird eine Entlassung von Funktionären zur Folge haben und zu Arbeitslosigkeit führen.

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fort et il a des bon connections vers Paris (Mr. Sarkozy) en

suite à Nice il y a des projets a côté du contrat État-Régi-

on… Même chose à Toulon avec un SCOT très grand.

Historiquement, Marseille n’était pas en Provence. À cause

du port Marseille était toujours indépendant et plus ouvert

vers la mer méditerranéenne que vers la Provence. Marseille

était la capitale régionale économique (salle). Aix était la

capitale de la politique (culture). Il y avait des différentes

identités qui se sont développée.

Les réseaux du transport (ferré et routier) et la question de

l’environnement (déchets) sont les deux points les plus im-

portant en échelle intercommunale dans la région PACA.

Je pense qu’il faut insuffl er un intérêt à la coopération in-

tercommunale aux élus. C’est une question de la confi ance

entre les acteurs. De temps en temps ce n’est pas seul la

question de l’intérêt des élus mais la question de l’intérêt

des parties politiques. Sans un intérêt fi nancier direct les

hommes politiques n’ont pas l’intérêt de coopérer souvent.

C’est une chose qui se développera en long terme avec la

confi ance entre les élus etc.

Dans les années 1990 il y avait la constitution des EPCI.

C’était un changement fondamental. Il faut que les élus

fassent des expériences avec la coopération. Ils ne veulent

pas les choses nouvelles („Was der Bauer nicht kennt, isst

er nicht“). Il faut laisser un peut de temps dans le contexte

qui s’est développé dans les années dernières. Les élus do-

minant fallait accepter de partager leur pouvoir. Quand ils

n’acceptent pas les autres (les moins dominants) ne vont pas

le faire non plus.

Marseille ist die Arbeiterstadt und der tra-ditionelle Wirtschaftsraum, während Aix-en-Provence mit den verschiedenen Identitäten, die sich entwickelt haben, die Stadt der Kul-tur ist.

Die wichtigen Themen auf Ebene der Region PACA sind Fragen des Verkehrswesens und des Umwelschutzes.

Die Implementierung neuer Ideen und Ansät-ze braucht Zeit um sich zu entfalten.

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L’infl uence de Paris aux décisions régionales et locales

dépend du type d’équipement. Les lignes de grandes vitesses

sont contrôlées par Paris mais les réseaux de transport en

bus c’est plutôt organisé régional, départementale ou locale.

Le grand changement était initié avec les lois de la décen-

tralisation au début des années 1980. Avant Paris a décidé

tous. Après l’infl uence parisienne est baissée et se concentre

aux projets très grands aujourd’hui. Pour les français l’État

et une chose très important, comme un père.

L’État met en concurrence les différentes régions en matière

des grands équipements, par exemple un opéra, en visant

l’augmentation de la performance des régions. La somme

des équipements nationaux est limitée. Ce n’est pas que la

logique politique aussi une logique de la rentabilité. La fi s-

calité propre des communes et des EPCI est très important

pour l’indépendance fi nancière de Paris, mais en dehors les

grands équipements.

Un exemple de Marseille être la capitale européenne de la

culture en 2013. C’est un exemple de la coopération in-

tercommunale dans la région PACA. La plupart des inter-

communalités à accepter de collaborer avec Marseille, sauf

Fos-sur-Mer. Il y a une grande histoire de l’identité entre

Marseille et Fos. Fos n’accepte pas n’importe quelle décision

de Marseille…

Die eigenständige Handlungsfähigkeit und fi -nanzielle Unabhängigkeit der Kommunen von Paris ist sehr wichtig.

Marseille wird 2013 Europäsische Kultur-hauptstadt. Dies is ein Beispiel an dem alle Kommunen um Marseille mitwirken können. Fos-sur-Mer aber verweigert aus Prinzip jede Kooperation mit Marseille. Dies ist in der ge-meinsamen Geschichte begründet.

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QUESTIONNAIRE PARTIE 3 (ZUR FRAGE DER PROFILIERUNG DER

REGION PACA UND DEREN PERSPEKTIVEN):

Il y a des problèmes très important commun concernant

l’environnement. La pollution de l’industrie maritime et des

pôles d’activités littoraux ont affecté la nature. Par contre

dans le nord de la région PACA on a créé des parcs naturels

et des réserves naturelles. En plus il y a des problèmes énor-

mes avec l’eau. La région doit être sensible avec l’alimentation

de l’eau, particulièrement pendant les mois d’été.

Le rapport Balladur il a l’idée de réorganiser les régions.

Mais je pense, que ça touche que les régions qui sont très

petite. Par exemple la Normandie. Dans la région PACA il

n’y aura pas beaucoup de changement. Peut-être à Nice il y

aura une évolution à l’avenir.

La profi le méditerranéenne de Marseille s’est développé par

une dynamique autonome. La politique n’a pas beaucoup

d’infl uence. On a une transition entre le sud de l’Europe et

les pays de l’Afrique de nord. Le marché est une plateforme

d’échange.

Umweltschutz und Wasserwirtschaft sind wichtige Themen in der Region.

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Die 20 Forderungen des „Komitee Balladur“

20 Propositions

PROPOSITION N° 1: favoriser les regroupements volontaires

de régions et la modifi cation de leurs limites territoriales,

pour en réduire le nombre à une quinzaine.

Certaines régions françaises sont moins peuplées que leurs

homologues européennes, et leur périmètre est parfois con-

testé. L’objectif est de leur donner une taille critique de 3 à

4 millions d’habitants.

PROPOSITION N° 2: favoriser les regroupements volontaires

de départements par des dispositions législatives de même

nature que pour les régions.

PROPOSITION N° 3: désigner par une même élection, à partir

de 2014, les conseillers régionaux et départementaux; en

conséquence supprimer les cantons et procéder à cette élec-

tion au scrutin de liste.

PROPOSITION N° 4: achever, avant 2014, la carte de

l’intercommunalité.

Presque toutes les communes françaises sont membres d’un

groupement de communes, mais, dans certaines régions, la

carte de l’intercommunalité demeure inachevée. Il convient

que les communes qui ne sont membres ni d’une commu-

nauté urbaine, ni d’une communauté d’agglomération ni

d’une communauté de communes rejoignent, avant 2014, la

forme de groupement correspondant à l’importance de leur

population.

PROPOSITION N° 5: rationaliser, avant 2014, la carte des syn-

dicats de communes.

Afi n de simplifi er le fonctionnement des administrations lo-

cales et de diminuer le nombre des échelons d’administration,

il est proposé qu’avant 2014, tous les SIVOM et SIVU soi-

ent, lorsque leur périmètre correspond à celui d’un grou-

Die Regionen Frankreichs sollen ihre ter-ritoriale Ausdehnung vergrößern und sich ggf. zusammenschließen. Auf freiwilliger Basis soll die Zahl der Regionen dadurch von derzeit 26 auf zukünftig 15 verringert werden. Jede Region sollte zukünftig eine Bevölkerungszahl zwischen drei und vier Millionen Einwohnern aufweisen.

Der freiwillige Zusammenschluss von De-partements in Frankreich soll begünstigt werden.

Ab 2014 sollen die Wahlen zum Regional- und Departementparlament gleichzeitig stattfi nden.

Alle französischen Kommunen sollen bis zum Jahr 2014 in mindestens einem Kom-munalverband organisiert sein.

Bis 2014 sollen die „kommunalen Syndi-kate“ (SIVOM, SIVU) durch Kommunal-verbände ersetzt werden.

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pement de communes, absorbés par celui-ci et que soient

précisées les conditions d’adhésion des communes à des syn-

dicats dont le périmètre ne recoupe que partiellement celui

du groupement de communes auquel elles appartiennent.

PROPOSITION N° 6: ne plus créer de nouveaux «pays» au sens

de la loi du 4 février 1995.

PROPOSITION N° 7: instaurer l’élection des organes délibé-

rants des EPCI à fi scalité propre au suffrage universel di-

rect, en même temps et sur la même liste que les conseillers

municipaux.

PROPOSITION N° 8: créer par la loi onze premières métropo-

les, à compter de 2014, d’autres intercommunalités pouvant

ensuite, sur la base du volontariat, accéder à ce statut.

A: C’est en 1966 qu’ont été créées, par la loi, les communau-

tés urbaines. Pour donner une nouvelle impulsion aux plus

importantes d’entre elles et doter notre pays d’agglomérations

d’une force suffi sante, il est proposé de créer, par la loi, avant

2014, un premier groupe de métropoles (Lyon, Lille, Mar-

seille, Bordeaux, Toulouse, Nantes, Nice, Strasbourg, Rou-

en, Toulon et Rennes), auquel auraient ensuite vocation à se

joindre, si elles le souhaitent, les intercommunalités remplis-

sant les conditions posées par cette loi.

B: Les métropoles ainsi constituées seraient des collectivi-

tés locales à statut particulier, exerçant, outre certaines des

compétences des communes, les compétences, notamment

sociales, dévolues aux départements.

C: Soit les communes membres des communautés urbaines

ou d’agglomération sur la base et dans le périmètre desquelles

seraient créées les métropoles auraient la qualité de « villes »,

personnes morales de droit public dotées de compétences et

de ressources fi scales propres et de conseils élus.

Ab sofort sollen keine „Pays“ mehr ge-gründet werden.

Auf Ebene der EPCI soll die Direktwahl eingeführt werden. Sie soll zum gleichen Zeitpunkt stattfi nden wie die Kommu-nalwahlen.

Es sollen ab 2014 elf Metropolen kreiert werden.

A und B: Lyon, Lille, Marseille, Bordeu-ax, Toulouse, Nantes, Nice, Strasbourg, Rouen, Toulon, Rennes. Die Metropolen sollen aus der Kernstadt und den an-grenzenden Kommunen bestehen und Gebietskörperschaften mit speziellem Status sein.

C: Handelt es sich bei den Kommunen in-nerhalb eines Städteverbunds um Städte bleibt deren Selbstverwaltungsgarantie (fi nanzielle Ressourcen und Kommunal-parlament) unangetatstet.

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PROPOSITION N° 9: permettre aux intercommunalités de se

transformer en communes nouvelles en redéployant, en leur

faveur, les aides à l’intégration des communes.

PROPOSITION N° 10: réduire d’un tiers les effectifs maximaux

des exécutifs intercommunaux.

PROPOSITION N° 11: confi rmer la clause de compétence géné-

rale au niveau communal (métropoles, communes nouvelles

issues des intercommunalités et autres communes) et spéci-

aliser les compétences des départements et des régions.

PROPOSITION N° 12: clarifi er la répartition des compétences

entre les collectivités locales et entre celles-ci et l’Etat.

PROPOSITION N° 13: prévoir, à l’occasion de la révision gé-

nérale des politiques publiques, de tirer toutes les consé-

quences des lois de décentralisation, de telle sorte que les

services ou parties de services déconcentrés de l’Etat qui

interviennent dans les champs de compétences des collecti-

vités locales soient supprimés.

PROPOSITION N° 14: défi nir, dans le cadre d’un débat annuel

au Parlement, un objectif annuel d’évolution de la dépense

publique locale.

PROPOSITION N° 15: réviser les bases foncières des impôts di-

rects locaux et prévoir leur réactualisation tous les six ans.

Actuellement, les bases foncières des impôts directs locaux

sont celles fi xées en 1970.

PROPOSITION N° 16: compenser intégralement la suppression

de la taxe professionnelle par un autre mode de taxation

de l’activité économique, fondée notamment sur les valeurs

Interkommunal-Verbände sollen sich zu einer Kommune mit Selbstverwaltungs-garantie zusammenschließen können.

Das Personal in Interkommunal-Verbänden soll um ein Drittel verringert werden.

Die Selbstverwaltungsgarantie für Me-tropolen, neue Gemeinden aus Inter-kommunalitäten und andere Gemeinden einführen sowie die Kompetenzen der De-partements und Regionen spezifi zieren.

Die Kompetenzen zwischen den Gebiets-körperschaften untereinander und zwi-schen diesen und dem Staat klären.

Es sollen alle Konsequenzen aus den De-zentralisierungsgesetzen gezogen wer-den. Alle unberechtigten Eingriffe des Staates in Entscheidungsbefugnisse der Gebietskörperschaften (Dekonzentration) sollen unverzüglich eingestellt werden.

In einer jährlichen Debatte im Parlament soll eine Zielsetzung der Entwicklung der lokalen öffentlichen Ausgaben defi niert werden.

Die Grundlagen der lokalen Steuern sollen überprüft werden und alle sechs Jahre ak-tualisiert werden. Die derzeitigen Grund-lagen stammen aus dem Jahr 1970.

Es wird gefordert die „Taxe Professi-onnelle“ abzuschaffen und durch eine andere Form der Steuer zu ersetzen.

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locatives foncières réévaluées et la valeur ajoutée des entre-

prises.

PROPOSITION N° 17: limiter les cumuls d’impôts sur une

même assiette d’imposition.

Quelque 39.000 entités distinctes disposent, en France,

de la capacité de lever l’impôt. Il en résulte une opacité du

système fi scal qui nuit à l’exercice de la démocratie locale.

PROPOSITION N° 18: créer, en 2014, une collectivité locale à

statut particulier, dénommée « Grand Paris » sur le terri-

toire de Paris et des départements de la Seine-Saint-Denis

du Val-de-Marne et des Hauts-de-Seine. Cette création se-

rait précédée d’une consultation associant les représentants

des collectivités locales intéressées, des partenaires sociaux

et des forces économiques.

PROPOSITION N° 19: modifi er certaines dispositions du mode

de scrutin actuel pour la désignation des membres de

l’Assemblée de Corse.

PROPOSITION N° 20: instaurer, dans les départements et régi-

ons d’outre-mer, une assemblée unique.

Les propositions n° 1, 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16,

17, 19 et 20 ont été adoptées à l’unanimité des membres du

Comité. Les proposition n° 3, n° 8 B, n° 11 et n° 18 ont été

adoptée par la majorité du Comité.

Steuerkumulierungen sollen zukünftig be-grenzt werden. In Frankreich können ca. 39.000 öffentliche Stellen über Steuern ent-scheiden. Daraus ergibt sich eine Undurch-sichtigkeit des fi skalischen Systems, das der Ausübung der lokalen Demokratie schadet.

Im Jahre 2014 soll eine kommunale Kör-perschaft mit besonderem Statut namens „Grand Paris“ auf dem Territorium von Paris und der Departements von Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne und Hauts-de-Seine entstehen. Voraussetzung dafür ist, dass die betroffenen Gebietskörperschaften, die Sozialverbände und die Wirtschaft einverstanden sind.

Es sollen bestimmte Methoden bei der Wahl zum korsischen Parlament geändert werden.

In den Übersee-Regionen und Departe-ments soll ein einziges „Parlament“ ein-gerichtet werden.

Die Vorschläge n° 1, 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19 und 20 sind ein-stimmig von den Mitgliedern des Komitee angenommen worden. Die Vorschläge n° 3, n° 8B, n° 11 und n° 18 sind durch die Mehr-heit des Komitee angenommen worden.

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