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Page 1: Ortsplan von Bolleinen (Stand vor 1945)Ortsplan von Bolleinen (Stand vor 1945) 1/ Durch Mithilfe früherer Bewohner von Bolleinen, wobei besonders die· Landsleute Hedwig Jannek, geb
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Ortsplan von Bolleinen (Stand vor 1945) 1/

Durch Mithilfe früherer Bewohner von Bolleinen, wobei besonders die·Landsleute Hedwig Jannek, geb. Jagusch, sowie Willi Marzinowski und EhefrauCharlotte, geb. Jannek, zu nennen sind, konnte der vorliegende Ortsplanfertiggestellt werden. Sollten sich dennoch wesentliche Änderungen ergeben,sind sie mitzuteilen an Lm. Günther Behrendt, Hintcr dcn Gärtcn 14.··305T•

Nouct1dt 1, Tel.: 0503-1-356.

Größenangaben: 1925 = 515,4 ha und 253 Einwohner1939 = 273 Einwohner.

1-. Jagusch, Karl, Schneidermeister2. Wohnhaus Ritter (Nr. 35); Bewohner: Smolinski, Karl3. Wohnhaus Ritter (Nr. 35); Bewohner: Glaubitz, Hermann, Arbeiter4. Bauermeister, Robert, Arbeiter5. Wohnhaus Kitsch (Nr. 41); Bewohner: Mediger, Emma, Schneiderin und

Karrasch6. Roschkowski, Emma7. Orlowski, Eduard, Bauer8 .. Wippich, Gustav, Bauer .••

. 9. Jannek (11), Karl, VieH händler und Landwirt (Eigentümer: Jannek (I) - Nr.23); weitere Bewohner: Schwittai, Frieda, Schneiderin - Badzewski, Franz,Arbeiter

10. Wohnhaus Goldner (Nr. 24); Bewohner: Fam. Domanski - Kossmann,Johann, Waldhüter - Schulz, Gustav, Arbeiter - Frau Kolbe, Ww.

11. Schwittek, Friedrich, Sattlermeister12. BeekiSchwesig (Eigentümer: Schwesig Nr. 27)13. Mallek, Karl, Schu~macher14. Schmieae15. Wirth, Paul, Schmiedemeister16. Wohnhaus Godlinski (Nr. 39); Bewohner: Schaika, Auguste17. Neubert, Emilie und Martha und Mutter Wilhelmine18. Wohnhaus Burdinski (Nr. 25); Bewohner: Schmidt und Neubert, Karl,

Arbeiter' • \19. Kleinschmidt, Auguste, Ww.20. Luca-Ruedinq

21. Wohnhaus Wippich (Nr. 8); Bewohner:. Sarbaty, Karl, Maurer und Bet-lewski, Arbeiter

22. Manzig, Ewald, Fleischermeister23. Jannek (I), Karl, Bauer und Marzinowski, Willi, Milchkontrollassistent24. Goldner, Gottlieb, Bauer25. Burdinski, Emil, Bauer26. Schwesig, Gastwirtschaft; Pächter: Godlinski, Karl; dort noch wohnend:

Voß, Berufssoldat27. Schwesig (Saal)28. Weinhold, Auguste, Ww.29. Stetza, Wilhelm, Maurermeister30. Leppek, Karl, Bauer31. Staroszyk, Karl, Bauer ~32. Gunia, Johann, Bauer .

33. Koppetsc~, Karl, Bauer und letzter Bürgermeister34. L~x, Henrrette und Welskopf, Fritz, Arbeiter35. Ritter, Willi, Bauer

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36. Godlinski, Karl, Altsitzer37. Krause, Emma38. Starosta, Daniel, Bauer-39. Godlinski, Max, Bauer40. Weiss, Gustav, Bauer41. Kitsch, Friedrich, Bauer; dort noch wohnend: Arbeiterfamilie Godzinski42. Wohnhaus Kitsch (Nr. 41); Bewohner: Striewski, Johann, Arbeiter43. Rupietta, Karl, Bauer44. Koppetsch, Emil, Waldarbeiter45. Karrasch, Wilhelmine, Ww.46. _Wohnhaus Rupietta (Nr. 43); Bewohner: Gorny, Johann, Fischer47. Koppetsch, Gustav,' Bauer48. Lippek, Luise, Ww .

. 49. Radzinski .und Familie Qanhart50. Wohnhaus Weiss (Nr. 40); Bewohner: Jäger, Helene51. Leppek, Gottlieb, Bauer52. Scheune zu Nr. 41

Die nachstehenden Berichte über Bolleinen stammen von Lm. Willi Marzi­nowski und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Jannek. Hierfür sei an dieser Stellebesonders gedankt.

Im Jahre 1935 wurde ich, Willi Marzinowski, von der KreisbauernschaftOsterode Ostpreu ßen für den Bezirk Gr. Maransen aJs Milchkontrollassistentangestellt. Zu meinem Arbeitsgebiet gehörten neben Gr. Maransen das GutSeelesen, Bolleinen, Gut und Dorf Nadrau, Gemeinde Schwedrich, Schwirg­stein, KI. Maransen. Lindenwalde und Persing. Da ich die Bauern der genanntenOrt9 mindestens einmal im Monat aufsuchen mußte, war ich mit den Gewohn-heiten und Sitten der Einyvohner gut vertraut. .

Bolleinen war ein kleines Bauerndorf mit einigen handwerklichen Familien­betrieben (sh. Ortsplan mit Einwohnerverzeichnis). Unsere zuständige Schulesowie Kirche und Friedhof befanden sich im benachbarten Seelesen. LetzteLehrer waren Herr Wolfram und Herr Kulinna. Der zuständige Pfarrer hieß HerrWilde von Wildemann.

Das landschaftlich schöne Gebiet um Bolleinen wurde durch mehrere Seenbereichert. Je ein See befand sich im Privatbesitz der Bauern Max Godlinski(Ortsplan Nr. 39), Gustav Weiss (Ortsplan Nr. 40) und Gottlieb Leppek (OrtsplanNr. 51). Das Ufer des Bolleiner Sees reichte teilweise in die Nähe der Dorfstraßeund bot gute Gelegenheit zum Baden. Bestimmte UfersteIlen waren für dasViehtränken vorgesehen. Diese Möglichkeit haben fast alle Bauern mit ihremVieh vom Frühjahr bis zum Herbst genutzt. Die Landschaft um Bolleinen warleicht hügelig; hier befanden sich teilweise einige tiefe Schluchten mit sehrsteilen Hängen.

Auch an der Dorfstraße aus Richtung Seelesen befand sich an der linkenSeite bis hin zur Gastwirtschaft Schwesig und noch darüber hinaus ein solcherSteilhang. Das hatte zur Folge, daß die Dorfstraße bei starken Regenfällenunterspült, ja z.T. fortgespült wurde und danach kurzfristig unbefahrbar war.Wiederholte Versuche, die Straße für Dauer zu befestigen, schlugen zunächstimmer wieder fehl. Erst durch eine kräftige Finanzhilfe des Kreises Osterodewurde 1937 die Straße aus Eisenbeton (nach 'dem damaligen Bauverfahren fürAutobahnen) angefertigt. Danach konnte auch der heftigste Regenguß unser~rDorfstraße nichts mehr anhaben. Sie war nun der Stolz der Gemeinde undwurde von den Anliegern stets sauber gehalten.

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Der Ackerboden um Bolleinen war mittelschwer bis sandig und u.a.für denAbbau von Kartoffeln sehr gut geeignet. Man bevorzugte stärkereiche Kartoffel­sorten, die dann von der Kartoffelverwertungsindustrie nach Stärkegehaltbezahlt wurden. An Getreide wuchsen bei uns Roggen, Gerste, Hafer, Lupinenund stellenweise auch Buchweizen. Das Futtergetr~i.deg~langte zur Mühlenach Seelesen und wurde hier von Müllermeister Fritz Teuke geschrotet.Abwechselnd brachten die Bauern die Milch täglich morgens zur Molkerei nachWittmannsdorf .. •

Das Brotbacken war in jedem Haushalt die Aufgabe der Hausfrau oder einesanderen Familienmitglieds. Ein aus Ziegeln gemauerter Backofen mit Schamot­testeinen und von au ßen mit Kacheln verkleidet faßte 5 - 10 Bauernbrote.Backtag war meistens der Freitag. Das frisch gebackene, kräftige und wohl­schmeckende Brot reichte dann etwa für 1 Woche.

Zwischen Seelesen und Bolleinen auf dem Gelände unseres Dorfes wurde.. 1937 ein großes Barackenlager errichtet und anschließend vom Arbeitsdienst

bezogen. Aufgabe der. Arbeitsmänner war u.a. der Bau von gut getarntenunterirdischen Bunkern.

Bolleinen und auch die umliegenden Gemeinden mußten besonders imWinter oftmals mit großen verkehrsbedingten Schwierigkeiten fertig werden.Die nächsten Städte Hohenstein bzw. Neidenburg lagen 20 bzw. 16 km entfernt.

Hier wurden zum großen Teil die Erzrugnisse der Bauern abgesetzt undgleichzeitig der Einkauf für Haus und Hof erledigt. Man war gezwungen,mindestens einmal im Monat diese Städte mit dem Pferdegespann anzufahren- auch im Winter bei Frost unter - 20 Grad und bei zum Teil sehr hohenSchneeverwehungen. Auch Arzt- und Zahnarztbesuche mußten in Hohensteinoder Neidenburg erledigt werden. Das zuständige Postamt für Bolleinen befandsich in Wittmannsdorf. Zum Bahnhof nach Bujaken waren es rd. 4 km.

Am 23.7.1939 erhielt ich meinen Einberufungsbefehl zur damaligen Wehr­macht und habe danach meinen Bezirk mit den mir lieb und vertraut geworde­nen Einwohnern verlassen. Alle"Leser, die sich an mich erinnern können, grüßeich recht herzlich .

. Willi Marzinowski, Breslauer Str. 5, 3036 Bomlitz

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Besuch in Bolleinen im April 1987Nach 42 Jahren Abwesenheit solltf?Ich im April 1987 meine geliebte Heimat

Ostpreu ßen, und vor allem meinen Geburtsort Bolleinen, wo ich meine unbe­schwerte und glückliche Kindheit und Jugendzeit verlebte, wiedersehen. Wirfuhren zu dritt mit dem PKW; meine Toch~er•.mein Schwiegersohn und ich.Nach einer zwar anstrengenden, aber erlebnisreichen Fahrt erreichten wir ohneZwischenfälle unser Hotel in Allenstein. Von hier aus. war unser erstes Ziel•Bolleinen. Mit klopfendem Herzen näherten wir uns unserem ehemaligenGrundstück. Was würde uns dort erwarten? Auf dem Hof trafen wir einen .polen, .

an, den jetzigen Besitzer des Grundstücks. Bevor ich ihm klarmachen konnte,wer ich bin und was ich hier will, war die zahlreiche Familie um uns versammelt.Da ich einige Worte polnisch (masurisch) beherrschte und eine Tochter desPolen ein paar Worte deutsch verstand, konnten wir uns so leidlichverständigen, und der Kontakt war sofort hergestellt. Sie alle waren freundlichund gesprächig und baten uns ins Haus. Hier durften wir uns alle Räumeansehen. Unsere Enttäuschung über das, was wir sahen, war sehr groß. Überallhat man den Verfall· sehen können. Von den Wänden fiel der Putz ab, und anden Türen waren die Beschläge abmontiert oder kaputt, auch fehlten in denZimmertüren die Scheiben. Überall lag Unrat, der nicht in'Woonräume gehörte.

Im Laufe des Gespräohs verteilten wir unsere mitgebrachten Geschenkeund bereiteten damit eine- große Freude. Als wir den Kindern außer Kleidungund Schuhzeug auch noch Süßigkeiten, Bananen und andere schöne Sachenübergaben, blickten uns glücklich strahlende Kinderaugen dankbar an. Zuunserer Überraschung wurden wir dann zu Tee und Kuchen eingeladen unddurften anschließend die Wirtschaftsgebäude· besichtigen. Diesen Anblickwerde ich nie vergessen. Es war traurig anzusehen, wie f?inGebäude nach demanderen verfällt. Diesen Zustand hat man auch auf anderen Höfen im Ortfeststellen müssen. Allein am Mangel v6n Baumaterial kann es wohl nichtliegen, denn wir haben vereinzelt Gebäude angetroffen, die recht ordentlichausgebessert waren. Das Gastwirtschaftsgebäude und der Saal und fernereinige Landarbeiter-Wohnhauser sind dem Erdboden gleichgemacht.

Nach 10 Tagen Fahrt, zum größten Teil durch Ostpreußen, haben wir die

Heimfahrt angetreten. Alles verlief ot"lnePannen und Hindernisse. In Erinnerungbleibt uns unser schönes Heimatland Ostprel.ißen, und das ist mein Paradies.Charlotte Marzinowski, geb. Jannek, Breslauer Str. 5, 3036 Bomlitz