orthopädie und unfallchirurgie januar 2013 - mitteilungen und nachrichten

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Januar 2013 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten 1/13 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten Implantieren wir zu viel? Oberärzte unter Druck Qualitätszirkel im TNW DGU ®

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2013 – ein Jahr wie jedes andere? Das dürfte Frau Merkel anders sehen. Eine dritte Amtsperiode ist auch für sie eine Herausforderung. In den USA gibt es das nicht. Nach zwei mal vier Jahren ist Schluss.

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  • Januar 2013

    Orthopdie und U

    nfallchirurgie Mitteilungen und N

    achrichten 1/13

    Orthopdie undUnfallchirurgieMitteilungen und Nachrichten

    Implantieren wir zu viel?

    Oberrzte unter Druck

    Qualittszirkel im TNW DGU

  • 1Editorial

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    2013 ein Jahr wie jedes andere? Das drfte Frau Merkel anders sehen. Eine dritte Amtsperiode ist auch fr sie eine Herausforderung. In den USA gibt es das nicht. Nach zwei mal vier Jahren ist Schluss. Obama wird Putin wohl kaum nacheifern und dem Altkanzler Helmut Kohl auch nicht.

    Minister Bahr ist noch jung und sehr gut in die Materie Gesundheit eingearbeitet. Mit Erfolg hat er die Brokratie der zehn Euro Praxisgebhr abgeschafft und die Ausgaben fr Arzneimittel in den Griff bekommen. Das in Aussicht gestellte Sig-nal, die fachrztliche Weiterbildung in der Praxis wie auch immer zu frdern, lsst noch auf sich warten. Er war in den letzten Jahren sehr fleiig. Wem auch immer Sie Ihre Stimme fr den Bundes-tag geben werden, bitte gehen Sie wh-len, und vielleicht gehen Sie schon vorher in die Sprechstunde der Kandidaten. Die Wahlprfsteine des Spitzenverbandes der Fachrzte (SpiFa) sind geeignete The-men fr ein Treffen mit den MdB. Diese organisieren auf Anfrage fr Ihre Praxis-teams auch einen Besuch mit Fhrung durch den Bundestag einschlielich Dis-kussion. Mein Personal war begeistert.

    Licht im Tunnel

    Fr uns Fachrzte gab es etwas Licht im Tunnel, besonders fr die konservativ ttigen Kollegen in der Praxis. Ein Trop-fen auf den heien Stein? Steter Tropfen hhlt auch diesen! So langsam wird auch den Kassen klar, dass Steigerungsraten bei OPs sich umgekehrt proportional ver-halten zu den Einsparungen bei der kon-servativen Behandlung. Das Umdenken dieser Behrde hat Schneckentempo und kostet viel Geld.

    Die Milliardenberschsse der Kassen sind bekannt. Wohin mit dem Geld? Ins Marketing: zum Beispiel 360 Euro fr die Behandlung beim Heilpraktiker im Rahmen der von uns geforderten Kos-tenerstattung mit Eigenbeteiligung des Versicherten in Hhe von 20 Prozent. Es geht also auch bei den gesetzlichen Kas-sen, was diese immer bestritten haben. Wie viel den Kassen unsere fachrztliche Ttigkeit wert ist, wissen Sie. Der BVOU

    hat seine Schularbeiten gemacht. Der Ball liegt nun bei KBV und Bewertungs-ausschuss.

    Erfolgreiche ffentlichkeitsarbeit

    Die ffentlichkeitsarbeit des BVOU hatte Erfolge: Zeigt her Eure Fe fand unter der Schirmherrschaft von namhaften Po-litikern statt. Die Kompetenznetze sind eine sehr gute Idee aus Schleswig-Hol-stein. Der Relaunch der Orthinform.de steht auf der Agenda, knftig vielleicht in Zusammenarbeit mit der DGOU? Die Kampagne unter Leitung des Kollegen Schwokowski fr die Rheumatologie luft. Das Weibuch Konservative Or-thopdie steht vor der Fertigstellung. Den Beteiligten gilt unser Dank.

    Nachwuchsarbeit luft

    Erfolgreich angelaufen ist unser Pro-gramm fr die Studenten, die Youngs-ters. Sie erinnern sich, dass wir die Sat-zung dafr (fr die Assistenten dann im zweiten Anlauf) gendert hatten. Wir wollen die jungen Leistungswilligen fr das schnste, fr unser Fach begeistern: Orthopdie UND Unfallchirurgie. Die DGOU ist mit im Boot, und wir freuen uns ber den Mitgliederzuwachs aus dem Jungen Forum der DGOU.

    Die Aufgabenstellungen der DGOU und des BVOU ergnzen sich ideal. Das wissen selbst manche von uns Alten nicht. Die regionale Vernetzung des BVOU in Kam-mern und Kassenrztlichen Vereinigun-gen ist auch fr eine Fachgesellschaft von unschtzbarem Wert. Das O und U fr unsere Patienten steht ber allem. Dafr wollen wir uns mit Empathie engagieren, und dafr wollen wir unsere knftigen Mitglieder einwerben. Deshalb mein wiederholter Appell an VLOU, DGOU, DGOOC, DGU, an die Chefs in den Klini-ken: Werben Sie bei Ihren Assistenten fr eine Mitgliedschaft im BVOU zur Str-kung von O und U in den Kammern und fr eine Verbesserung der Weiterbildung.

    Ein anderes Thema ist die Wahl zum Vorstand des BVOU auf dem DKOU 2013. Als Prsident blicke ich zurck auf eine Teamleistung mit spannender Umstruk-

    turierung des Verbandes in Geschfts-fhrung, GmbH, ADO und Haushalt. Wer auf der Mitgliederversammlung war, wei, dass intern im BVOU viel passiert ist. Nebenbei: Wir haben inzwischen den hchsten Kontostand seit langem erreicht. Fr eine Beitragssenkung ist die Begeisterung des geschftsfhren-den Vorstands noch gering. Vielleicht im nchsten Jahr?

    Mir persnlich hat die Arbeit im Team (die MitarbeiterInnen der Geschftsstelle natrlich eingeschlossen) Spa gemacht. Und so lange es gemeinsam Freude macht und mir weiterhin erlaubt ist, meine Enkel zu sehen, bin ich bereit, mich wei-ter fr unser O und U im Vorstand zu en-gagieren. Die Auendarstellung unseres schnen Faches bedarf der Untersttzung aller. Im Wahljahr haben wir eine beson-ders gute Gelegenheit. Nutzen wir sie. 2013 ist ein besonderes Jahr.

    Ihnen wnsche ich Gesundheit und Er-folg.

    Ihr

    Helmut Mlzer

    2013 ein besonderes Jahr!

    Helmut Mlzer, BVOU-Prsident

  • Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 20132

    Editorial2013 ein besonderes Jahr! 1

    Impressum 4

    NachrichtenKurz und bndig 6

    Ultraschall macht Unterarmbrche im Kindesalter sichtbar 6

    Mehr Rckengesundheit und neues Heilverfahren 7

    SpiFa beim Bundesgesundheits-minister Daniel Bahr 8

    SpiFa erstmals bei Pflegekonferenzder Heimtrger 8

    Pflege: Fachrzte fehlen Medikamentse Versorgung ist Gradmesser 8

    Aus unserem Fach

    GRUSSWORT Menschen bewegen Erfolge erleben 10

    AKTUELLE VERSORGUNGSDATEN Implantieren wir wirklich zu viel? 13

    G - D RG -S YS T E M 2 0 1 3 Wesentliche Neuerungen aus der Perspektive von O und U 16

    FA M I L I E U N D B E RU FWege zur familienfreundlichen Klinik 18

    INTERVIEW Oberrzte unter Druck 20

    WEITERBILDUNGWir sind die Zukunft! 22

    EFOSTWo Europa auch zusammenwchst 23

    FIT AF TER EIGHT Just do it! 26

    ORTHOFIT-AK TION 170 Praxen bringen Prvention und Spa in 400 Schulen 28

    T R AU M A N E T Z W E R K D G U Zentrumszuschlge fr Traumazentren 30

    D G O U -S T R AT E G I E WO R K S H O P Positive Zwischenbilanz 33

    VERSORGUNGSFORSCHUNGSKONGRESSErfolge evaluieren am Patienten orientieren 34

    VS O U - J A H R E S TAG U N G 2 0 1 3Mageschneidertes Intensiv-programm fr den Nachwuchs 36

    Qualitt und Sicherheit

    T N W D G U

    Qualittszirkel im Traumanetzwerk 38

    Q UA L I TT SS I CH E RU N G R N TG E NStichprobenprfung im Einzelfall 42

    Recht und Wirtschaft

    L E I T L I N I E N U R T E I LWettbewerbsrecht greift in der Wissenschaft nicht 44

    H O CH S CH U L A M B U L A NZE NFallzahlbegrenzungen im Wanken 47

    L E S E R B R I EFNicht ohne Einschrnkung 48

    Unterwegs

    A S G - F E L LOWS H I P Making new Friends 50

    EFO R T T R AV E L L I N G F E L LOWS H I P Gelebtes Europa 53

    NamenPersonalia 54

    Wir gratulieren... 55

    13 Implantieren wir zu viel? Handfeste Argumente gegend diesen Vorwurf liefert der Versorgungsatlas, den die DGOOC gemeinsam mit der AOK initiiert hat. Seit 2009 sinken die OP-Zahlen bei Hftgelenken sogar.

    20 Oberrzte unter Druck: ber die Arbeitssituation von Oberrzten, die viele Kollegen in andere Arbeitsbereiche ausweichen lassen, reden Prof. Dr. Ulrich Nth und Dr. Kai Dragowsky in unserem Interview.

    42 Qualittszirkel imTraumaNetzwerk DGU: Im Traumanetzwerk DGU kommen regelmig Qualittszirkel zusammen, um die Qualitt der Behandlung von Schwerverletzten zu unter-sttzen.

    Qualittszirkel

    Moderator Kleingruppen

    Optimierung Selbststeuerndes Lernsystem

    Strukturen

    Prozesse Ergebnisse

  • 3Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    BVOUBericht vom 2. Hessischen Orthopdentag 57

    Bleibt alles anders... 59

    Wen das Fernweh packt 60

    Neuigkeiten aus der ADO 65

    Tipps zum Umgang mit dem Arzt-Haftpflicht-Versicherer im Schadenfall 66

    Neue Mitglieder 68

    DGOU

    Bericht des Ausschusses Forschung und Wissenschaft 70

    Jahresbericht der Sektion Wirbelsule 71

    Der gemeinsame Weg zu O und U 75

    DGOU lobt Gurndlagenforschungs- 75preis aus

    Neue Mitglieder 77

    DGOOCHher, schneller, weiter 78

    Gruwort des DGOOC-Prsidenten 81

    Symposium rund um den Fahrersitz 82

    Neue Mitglieder 84

    DGUGruwort des DGU-Prsidenten 2013 86

    Nchster DSTC-Intensivkurs im April 2013 87

    Bericht ber die Mitglieder-versammlung der DGU 88

    Neues Forschungsstipendium Osteologie 91

    Benennung von Kandidaten fr den Nichtstndigen Beirat 2014 2016 92

    Neue Mitglieder 93

    Fr Sie gelesen 94

    Fr unsere Mitglieder

    Service/Preise 98

    Kursangebote 102

    Kleinanzeigen 120

  • Impressum

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 20134

    HerausgeberFr den Berufsverband der Fachrzte frOrthopdie und Unfallchirurgie e. V.PrsidentHelmut MlzerFr die Deutsche Gesellschaft frOrthopdie und Orthopdische Chirurgie e. V.GeneralsekretrProf. Dr. med. Fritz Uwe NiethardFr die Deutsche Gesellschaft fr Unfallchirurgie e. V.GeneralsekretrProf. Dr. med. Hartmut Siebert

    Schriftleitung DGOOCProf. Dr. med. Fritz Uwe Niethard (V.i.S.d.P.)Geschftsstelle DGOOCLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 84 71 21 31Fax: (0 30) 84 71 21 32E-Mail: [email protected]

    Schriftleitung BVOUProf. Dr. med. Karsten Dreinhfer (V.i.S.d.P.)Abt. Orthopdie und UnfallchirurgieMedical Park Berlin HumboldtmhleAn der Mhle 2 913507 BerlinTel.: (0 30) 30 02 40 92 12Fax: (0 30) 30 02 40 92 19

    Schriftleitung DGUProf. Dr. med. Hartmut SiebertJoachim ArndtGeschftsstelle der DGULuisenstr, 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 20 21 54 90Fax: (0 30) 20 21 54 91E-Mail: [email protected]

    RedaktionJana Ehrhardt-JoswigTel.: (0 30) 84 71 21 31E-Mail: [email protected]

    VerlagGeorg Thieme Verlag KGKathrin JrgensRdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 617Fax: (07 11) 89 31 623E-Mail: [email protected]

    Verantwortlich fr den AnzeigenteilChristine Volpp, Thieme Media, PharmediaAnzeigen- und Verlagsservice GmbHRdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 603Fax: (07 11) 89 31 569E-Mail: [email protected]

    Erscheinungsweise6 x jhrlich:Februar/April/Juni/August/Oktober/Dezember

    Zur Zeit gltiger Anzeigentarif Nr. 16vom 1. Oktober 2011ISSN 2193-5254

    Satz und LayoutGeorg Thieme Verlag KG

    DruckGrafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KGGewerbering West 2739240 Calbe

    Mitglied der ArbeitsgemeinschaftLA-MED Kom munikationsforschung im Gesundheitswesen e. V.

    Mitglied der Informationsgesellschaft zur Fest stellung der Verbreitung von Werbetrgern e. V.

    Berufsverband der Fachrzte fr Orthopdie und Unfallchirurgie e. V.

    Vorstand

    PrsidentHelmut Mlzer, Berlin

    VizeprsidentDr. med. Andreas Gassen, Dsseldorf

    VizeprsidentProf. Dr. med. Karsten Dreinhfer, Berlin

    SchatzmeisterDr. med. Peter Heppt, Erlangen

    VorstandsmitgliedDr. med. Helmut Weinhart, Starnberg

    VorstandsmitgliedProf. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

    VorstandsmitgliedDipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Brandenburg

    Generalsekretr der DGOUProf. Dr. med. Hartmut Siebert, Schwbisch Hall

    Geschftsstelle des BVOUKantstr. 1310623 BerlinTel.: (0 30) 79 74 44 44Fax: (0 30) 79 74 44 45E-Mail: [email protected]

    Deutsche Gesellschaft fr Unfallchirurgie

    Geschftsfhrender Vorstand

    PrsidentProf. Dr. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main

    Erster VizeprsidentProf. Dr. Christoph Josten, Leipzig

    Zweiter VizeprsidentProf. Dr. Bertil Bouillon, Kln

    Dritter VizeprsidentProf. Dr. Michael Nerlich, Regensburg

    GeneralsekretrProf. Dr. Hartmut Siebert, Schwbisch Hall

    SchatzmeisterProf. Dr. Joachim Windolf, Dsseldorf

    Schriftfhrer und Schriftleiter der Website www.dgu-online.deProf. Dr. Andreas Seekamp, Kiel

    Geschftsstelle der DGULuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 20 21 54 90Fax: (0 30) 20 21 54 91E-Mail: [email protected]

    Deutsche Gesellschaft fr Orthopdie und Unfallchirurgie

    Geschftsfhrender Vorstand

    Prsident (und Prsident der DGU)Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main

    Stellv. Prsident (und Prsident der DGOOC)Prof. Dr. Bernd Kladny, Herzogenaurach

    2. Vizeprsidenten von DGU und DGOOCProf. Dr. Bertil Bouillon, KlnProf. Dr. Henning Windhagen, Hannover

    Generalsekretr (und Generalsekretr der DGU)Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwbisch Hall

    Stellv. Generalsekretr (und Generalsekretr der DGOOC)Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen

    SchatzmeisterProf. Dr. Werner E. Siebert, Kassel

    Vertreter der nichtselbstndigen rzte aus dem nichtstndigen BeiratDr. Richard Stange, Mnster/Dr. Babak Moradi, Heidelberg

    Leiter des Ausschusses Versorgung, Qualitt und SicherheitDr. Daniel Frank, Dsseldorf

    Leiterin des Ausschusses Bildung und NachwuchsProf. h.c. Dr. Almut Tempka, Berlin

    Leiter des WissenschaftsausschussesProf. Dr. Dr. h.c. Joachim Grifka, Bad Abbach

    Vertreter des Berufsverbandes der Fachrzte fr Orthopdie und UnfallchirurgieHelmut Mlzer, Berlin

    Vertreter des Berufsverbandes Deutscher ChirurgenDr. Jrg-A. Rggeberg, Bremen

    DGOU-GeschftsstelleLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (030) 20 21 54 80Fax: (0 30) 20 21 54 [email protected]

    Deutsche Gesellschaft fr Orthopdieund Orthopdische Chirurgie e. V.

    Geschftsfhrender Vorstand

    PrsidentProf. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach

    1. VizeprsidentProf. Dr. med. Wolfram Mittelmeier, Rostock

    2. VizeprsidentProf. Dr. med. Henning Windhagen, Hannover

    Generalsekretr Prof. Dr. med. Fritz Uwe Niethard, Berlin

    SchatzmeisterProf. Dr. med. Werner E. Siebert, Kassel

    Prsident des Berufsverbandes BVOUHelmut Mlzer, Berlin

    Leiter der OrdinarienkonferenzProf. Dr. Dr. h. c. Joachim Grifka, Bad Abbach

    2. Vorsitzender des VLOUProf. Dr. med. Volker Ewerbeck, Heidelberg

    Geschftsstelle der DGOOCLangenbeck-Virchow-Haus Luisenstr. 58/59 10117 Berlin Tel.: (0 30) 84 71 21 31 Fax: (0 30) 84 71 21 32E-Mail: [email protected] www.dgooc.de

    Vorstand

    PrsidentProf. Dr. Stefan Nehrer, Krems/sterreich

    1. VizeprsidentPrim. Dr. Josef Hochreiter, Linz/sterreich

    2. VizeprsidentPrim. Dr. Peter Zenz, Wien/sterreich

    GeneralsekretrUniv. Prof. Dr Alexander Giurea, Wien/sterreich

    KassiererPrim. Univ. Prof. Dr. Karl Knahr, Wien/sterreich

    SchriftfhrerProf. Dr. Catharina Chiari, Wien/sterreich

    FachgruppenobermannDr. Rudolf Sigmund, Oberwart/sterreich

    Sekretariat der GOc/o Wiener Medizinische AkademieAlserstrae 4A-1090 Wien Kontakt: Silvia KonstantinouTel.: +43-1 - 405 13 83 21Fax: +43-1 - 405 13 83 23E-Mail: [email protected]

    Mitglieder dieser Vereine erhalten die Zeitschrift im Rahmen der Mitgliedschaft.

    Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main

  • Nachrichten

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 20136

    Kurz und bndig

    rzte verzichten wegen Rechtsrisiken auf eigene Website

    BMBF frdert handgehaltenen Operationsroboter

    Mit der Initiative KMU-inno-vativ: Medizintechnik will das Bundesministerium fr Bildung und Forschung (BMBF) kleine und mittelstndische Medizin-technikunternehmen frdern. Die stattliche Summe von 1,3 Millionen Euro geht nun an ein Verbundprojekt unter der Lei-tung der am Orthopdisch-Un-fallchirurgischen Zentrum der Universittsmedizin Mannheim angesiedelten Sektion experi-mentelle Orthopdie und Unfall-chirurgie. Dort wird der Intelli-gent Tool Drive (ITD) erprobt, ein handgehaltenes robotisches System fr chirurgische Anwen-dungen. Aufgabe des ITD ist es, Strbewegungen auszugleichen und zwar die der Hand des Chi-rurgen ebenso wie mgliche Be-wegungen des Patienten um damit die Przision der Opera-tionstechnik zu erhhen. (red)

    Erratum

    In der Ausgabe 6/2012 hat der Fehlerteufel sein Unwesen ge-trieben. Im Bericht ber die Jahrestagung der Vereinigung der Bayrischen Chirurgen (VBC) auf Seite 697 hat er aus Prof. Harald Tscherne, der mit der Ehrenmitgliedschaft der VBC ausgezeich-net wurde, Hartmut Tscherne gemacht. Die Redaktion bittet dies zu entschuldigen. (red)

    Ultraschall macht Unterarmbrche im Kindesalter sichtbar

    Um Knochenbrche bei Kindern sichtbar zu machen, bedarf es nicht immer der potenziell schdlichen Rntgenstrahlung. Eine aktuelle Studie belegt, dass viele Unterarmbrche mit Ultraschall ebenso gut dargestellt werden knnen wie im Rnt-genbild.

    Da Rntgenstrahlung fr Kinder besonders zurckhaltend und wohlberlegt eingesetzt werden sollte, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft fr Ultraschall in der Medizin (DEGUM), wann im-mer es mglich und sinnvoll ist, zur Diagnostik von Knochen-brchen im Kindesalter die Sonografie anzuwenden. Bisher ist die Sonografie kein etabliertes Verfahren fr die Diagnose von Frakturen, erklrt Prof. Dr. Rainer Wunsch, stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Pdiatrie. Von einem qualifizierten Ultraschallmediziner durchgefhrt, bietet die Technik jedoch ein groes Potenzial. So kommt eine krzlich erschienene Un-tersuchung in der Fachzeitschrift Pediatric Emergency Care zu dem Ergebnis, dass das Ultraschallverfahren fr die Diagnos-tik von bestimmten Unterarmfrakturen der Rntgenaufnahme gleichwertig ist. Bei Kindern und Jugendlichen gehren diese Brche von Elle oder Speiche im Bereich der so genannten Me-taphyse zu den hufigsten Knochenbrchen.

    Den diagnostischen Vergleich unternahmen Dr. Kolja Eckert von der Klinik fr Kinderchirurgie am Elisabeth-Krankenhaus in Essen und Dr. Ole Ackermann, leitender Oberarzt an der Kli-nik fr Orthopdie und Unfallchirurgie am Klinikum Duisburg und Mitglied der AG Ultraschall der DGU, gemeinsam mit ihren Kollegen bei 76 Kindern und Jugendlichen zwischen 1 und 14 Jahren. Die rzte hatten die Mdchen und Jungen, die mit dem Verdacht auf eine Unterarmfraktur in der Nhe des Handge-lenks in die Klinik gekommen waren, sowohl mittels Ultraschall als auch mit der klassischen Rntgendiagnostik untersucht. Mit beiden Verfahren stellten sie insgesamt 52 Knochenbrche bei 42 der untersuchten Patienten fest. Unsere Untersuchung be-sttigt, dass Ultraschall bei metaphysren Unterarmbrchen, bei denen sich die Knochen nicht verschoben haben, eine geeig-nete und sichere Alternative zur Rntgendiagnostik darstellt, erklrt Dr. Eckert.

    Die Ultraschalluntersuchung biete gegenber dem Rntgen zu-dem auch andere Vorteile: Die Untersuchung kann direkt vom Erstuntersucher durchgefhrt werden. Das Kind muss zur Diag-nose nicht zu einem andern Arzt, erklrt Dr. Eckert. Anders als die Rntgenaufnahme mache das Ultraschallbild zudem auch Knorpel und Weichteilgewebe sichtbar.

    Quelle: DEGUM

    Fast jeder vierte Arzt, der keine Praxis-Website besitzt, begrn-det dies mit zu vielen rechtlichen Unsicherheiten. Das ergab die Studie rzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2012 der Stiftung Gesundheit. Indes berichtet nur etwa jeder elfte Arzt, der eine Website hat, wegen dieser schon einmal abgemahnt worden zu sein. Laut der Erhebung besitzt von den niedergelassenen rzten in Deutschland knapp die Hlfte (47,5 Prozent) keine Praxis-Website. Als hufigste Ursache hierfr nennen die rzte, keine Werbung ntig zu haben (52,5 Prozent). Zudem halten zu viele rechtliche Unsicherheiten beim Erstellen und Pflegen einer Pra-xis-Website 22,6 Prozent vom Auftritt im Internet ab. 90 Prozent der rzte, die eine Praxis-Homepage besitzen, gaben an, noch nie eine Abmahnung wegen eines mutmalichen Rechtsverstoes ihrer Website erhalten zu haben. 8,7 Prozent wurden einmal abgemahnt, 0,5 Prozent mehrfach. (Quelle: Stiftung Gesundheit)

    Lesen Sie zu diesem Thema den Leserbrief Nicht ohne Ein-schrnkung auf Seite 48.

    Der Intelligent Tool Drive

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  • 7Nachrichten

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

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    Denk an mich. Dein Rcken zum Auftakt der neuen Pr-ventionskampagne am 10. Januar dieses Jahres informierte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bei einem Pressegesprch in Berlin gleich ber zwei aktuelle Themen: Die Neuordnung des stationren Heilverfahrens in der gesetzlichen Unfallversicherung und die Kampagne selbst.

    Getragen wird die Aktion von gewerblichen Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen, der Landwirtschaftlichen Sozialver-sicherung sowie der Knappschaft Bahn See. Ihr Ziel: Rckenbe-lastungen bei der Arbeit, in Schule und Freizeit zu verringern. Dazu gehrt nicht mehr nur eine ber-, sondern auch eine Un-terforderung. Wir wissen heute, dass die Gesundheit des Mus-kel-Skelett-Systems zunehmend durch mangelnde Bewegung beeintrchtigt werden kann, macht Dr. Joachim Breuer, Haupt-geschftsfhrer der DGUV, deutlich. Lngst sind nicht mehr nur Erwachsene betroffen: Laut einer Studie des Robert Koch-Insti-tuts (RKI) gaben knapp 50 Prozent der 11- bis 16-Jhrigen bei einer Befragung an, in den letzten drei Monaten unter Rcken-schmerzen gelitten zu haben. Schulen, Betriebe und die breite ffentlichkeit sind aufgerufen, sich mit dem Thema Rckenge-sundheit verstrkt zu befassen. Das dafr notwendige Wissen vermitteln die Trger der Kampagne in zahlreichen Beratungs- und Informationsangeboten.

    Stationres Heilverfahren neu geordnet

    Bereits seit Jahresbeginn steht das neu eingefhrte Schwerst-verletzungsartenverfahren (SAV) an der Spitze des stationren Heilverfahrens der gesetzlichen Unfallversicherung. Es ergnzt die bewhrten Durchgangsarztverfahren (DAV) und Verlet-zungsartenverfahren (VAV) und widmet sich der Behandlung und Rehabilitation besonders schwerer Verletzungen. Deren Bedeutung nahm in den letzten Jahrzehnten zu, obwohl die Zahl der Arbeitsunflle kontinuierlich zurckging. Im SAV handelt es sich um Verletzungen, die mit lang andauernden Ar-beitsunfhigkeitszeiten, einer besonders hohen Rentenrelevanz oder einem hohen Reha-Aufwand verbunden sind. Polytrauma, Amputationsverletzungen, schwere Schdel-Hirn-Verletzungen

    oder auch Querschnittlhmungen sind hier zu nennen, erklrt Joachim Breuer. Darber hinaus gerieten mit der wachsenden Spezialisierung in der Krankenhauslandschaft die auf die Not-fallversorgung rund um die Uhr ausgerichteten, rein unfall-chirurgischen Abteilungen mehr und mehr in die Defensive. Die Versorgung von Schwer-Arbeitsunfallverletzten in beson-ders qualifizierten und erfahrenen Kliniken zu konzentrieren, war hier eine logische Schlussfolgerung, betont Prof. Dr. Vol-ker Bhren, rztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau.

    TraumaNetzwerk DGU war Vorbild

    Richtungsweisend fr die Neuordnung des stationren Heilver-fahrens war das von der Deutschen Gesellschaft fr Unfallchir-urgie (DGU) initiierte Projekt TraumaNetzwerk DGU mit sei-ner dreistufigen Systematik und den klaren Qualittsvorgaben. Immerhin haben sich mehr als 850 der gut 2.000 Kliniken in Deutschland im Projekt registrieren lassen, um an einer quali-fizierten und qualittsgesicherten Versorgung von Schwerver-letzten teilnehmen zu knnen. Entsprechend einheitlich defi-nierter Qualittsansprche orientieren sich die Anforderungen an SAV-Kliniken teilweise an denen, die berregionale Trauma-zentren gem dem Weibuch der DGU erfllen mssen. Dar-ber hinaus gelten auf dieser Ebene gestiegene Anforderungen an die Versorgung schwer verletzter Kinder und Jugendlicher sowie im Bereich der Krankenhaushygiene.

    Elke Leopold, DGU

    MEHR INFOSwww.deinruecken.deWebsite zur Kampagne Denk an mich. Dein Rcken

    www.dguv.de/landesverbaende/de/medien/faq/neu_stat_hv/index.jspDort fi nden Sie hufi g gestellte Fragen und Antworten zur Neuord-nung des stationren Heilmittelverfahrens der DGUV.

    Mehr Rckengesundheit und neues Heilverfahren

    Bei der Arbeit mssen 23 Prozent der Erwerbsttigen hufig schwere Lasten be-

    wegen, vor allem Bau- und Baunebenberufe sind berdurchschnittlich stark betroffen. Mit ihrer aktuellen Prventionskampagne Denk an mich. Dein Rcken vermitteln

    DGUV und Partner das ntige Wissen, um Rckenbelastungen bei der Arbeit, in

    Schule und Freizeit zu verringern.

  • Nachrichten

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 20138

    Weiterbildung in der Praxis, Prventionscheck, Reha/Pflege und die Integrierte Versorgung nach 140 SGB V waren The-men des SpiFa-Gesprchs bei Bundesgesundheitsminister Da-niel Bahr, FDP. Wir konnten fr die Fachrzte wichtige Themen bei Minister Daniel Bahr platzieren. Der SpiFa wirkt durch sei-ne kontinuierliche Prsenz in Berlin in die Politik, so SpiFa-Vorstand Dr. Andreas Gassen. In Sachen Weiterbildung in der Praxis erklrten die Fachrzte, dass es zu einer befriedigenden Situation kommt, wenn der Assistent von den Kassen bezahlt und die Leistungsausweitung innerhalb der weiterbildenden

    Praxis genehmigt wird, so der SpiFa. Ein weiteres Thema: Die Prvention durch den Facharzt knnte ein bis zweimal im Jahr in Verbindung mit einem lngeren Gesprch zwischen Patient und Facharzt umgesetzt werden. Der SpiFa unterstrich die Not-wendigkeit des 140 (Integrierte Versorgung) als Ergnzung zu den trgen Systemen der GO und des EBM: Wir knnen mit dem 140 schneller innovative Medizin umsetzen. Bis sich dies in den Behrdenbchern GO und EBM widerspiegelt, bleibt dem Patienten die bestmgliche Versorgung versagt, erklrt Gassen. (JS)

    SpiFa beim Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr

    Der Spitzenverband Fachrzte Deutschland (SpiFa) zeigte Flag-ge beim Altenheim Jahresgesprch 2012 Ende November in Berlin. Erstmals war dort der SpiFa vertreten. Der SpiFa-Vor-stand bermittelte das Signal der fachrztlichen Gesprchs-bereitschaft an die Adresse der ambulanten und stationren Pflegeheimbetreiber. In der Folge soll ein Gesprch mit dem Dachverband der Freien Wohlfahrtsverbnde vereinbart wer-den. Auf der Jahrestagung wurde unter anderem ber die fach-rztliche Versorgung gesprochen. Dabei stellte sich heraus, dass Heimbetreiber und Fachrzte in der Ursachenanalyse sehr dicht beieinanderliegen. Zusammengefasst die Grnde fr die man-gelnde fachrztliche Versorgung aus Sicht der Heime:

    Grnde, die im fachrztlichen Bereich liegen:

    hohe Arbeitsbelastung der Fachrzte Facharztmangel in lndlichen Regionen

    Prsenzpflicht der Fachrzte in ihren Praxen unzureichende Honorierung der Fachrzte

    Grnde, die nicht im rztlichen Bereich zu suchen sind:

    freie Arztwahl Bewilligungspraxis fr Krankenhaustransporte materieller Interessenkonflikt zwischen Kranken- und Pfle-

    gekassen

    Das Fazit der Grnde fachrztlicher Mangelversorgung:

    Fachrzte und ihre Arbeitsbedingungen Strukturfehler in der Sozialversicherung mangelhafte Finanzierung

    (JS)

    SpiFa erstmals bei Pflegekonferenz der Heimtrger

    Es ist offensichtlich, dass die fachrztliche Versorgung erheb-liche Lcken aufweist. Die Folge ist eklatant: In den Pflegehei-men wird eine medikamentse Unterversorgung festgestellt. Die frhere Bundesfamilienministerin Ursula Lehr kommt zu dem Fazit: Die medikamentse Unterversorgung korreliert mit der mangelnden Besuchshufigkeit der entsprechenden Fach-arztdisziplinen. Die hohe Dichte der Versorgung durch den All-gemeinmediziner kann dies nicht kompensieren. Der Schluss

    daraus ist glasklar: Der Facharzt ist in der ambulanten und sta-tionren Pflege nicht zu ersetzen. Der SpiFa hat einen Basisvor-trag Pflege erarbeitet, den Dr. Thomas Scharmann whrend des Deutschen Kongresses fr Orthopdie und Unfallchirurgie auf Einladung von Dr. Andreas Gassen (26. Oktober 2012) hielt; ein zweiter Vortrag auf dieser Basis erfolgte whrend des Exzel-lenz Forums Pflegepolitik Anfang November. (JS)

    Pflege: Fachrzte fehlen Medikamentse Versorgung ist Gradmesser

  • Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201310

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir hoffen, Sie hatten einen guten Start in das neue Jahr und wnschen Ihnen als Ihre diesjhrigen Kongressprsidenten des Deutschen Kongresses fr Orthopdie und Unfallchirur-gie ein glckliches und erfolgreiches Jahr 2013. Wir, das sind Karl-Dieter Heller, Reinhard Hoffmann und Bernd Kladny. Es ist unser Ziel, Ihnen einmal mehr ein interessantes und quali-tativ hochwertiges Programm zu bieten. Wir laden Sie daher ganz herzlich ein, den Kongress zu besuchen, in dem wir mit Schwerpunktthemen die gesamte Breite des Faches fr Nieder-gelassene, Kliniker und Forscher abbilden werden.

    DKOU 2013

    Menschen bewegen Erfolge erleben: Dies ist das Motto un-seres Jahreskongresses 2013. Orthopden und Unfallchirurgen bewegen Menschen im doppelten Sinne des Wortes. Wir be-

    handeln, heilen oder lindern Erkrankungen und Verletzungen des muskuloskelettalen Systems sowie Polytraumen. Damit ermglichen wir unseren Patienten wieder eine schmerzfreie Bewegung, Mobilitt, Teilhabe und Lebensqualitt. Dies sind unbestreitbare Erfolge fr uns und vor allem fr unsere Pa-tienten. Das wird von einer breiten ffentlichkeit und der Ge-sundheitspolitik auch erwartet und anerkannt.

    Zunehmend gert die rzteschaft jedoch in die ffentliche Kritik. Die teils begrndeten, teils aber auch nicht nachvoll-ziehbaren Diskussionen um Transplantationsmedizin, Prothe-senmengen und OP-Indikationen nebst Zweitmeinungssystem beweisen dies derzeit besonders drastisch. Wir befinden uns in einer mediengesteuerten Diskussion um Behandlungsqualitt, Indikationsstellung, Mittelzuteilung und Profitinteressen und sind hieran keineswegs unbeteiligt. Wir Mediziner werden zu-nehmend konomisiert und laufen dabei Gefahr, unser vor-nehmstes Ziel die individualisierte, optimale Behandlung fr unsere Patienten aus den Augen zu verlieren. Betriebswirt-schaftliche Erfordernisse von Praxen und Klinikabteilungen sind hierfr nur einige urschliche Faktoren. In der Orthopdie und Unfallchirurgie werden hochspezialisierte Innovationen, zum Teil ohne ausreichende vorherige klinische Erprobung, einem breiten Anwenderkreis mit manchmal zweifelhaftem Erfolg zugnglich gemacht. Beispiele sind speziell aus der Endo-prothetik in den vergangenen Jahren bekannt. Gefrdert wer-den derartige Fehlentwicklungen von dem Wunsch, an diesem Markt teilzuhaben und nichts zu verpassen. Hier sitzen die Industrie, die Medien, die Patienten und die rzteschaft vereint in einem Boot, das es geschickt zu lenken gilt. hnliches gilt fr die Diskussion um fraglich motivierte Mengenausweitun-gen bestimmter Behandlungsverfahren, Krankenhauseinwei-sungen gegen Entgelt, IGeL-Leistungen, Kick-back-Zahlungen,

    G RUSS WO R T

    Menschen bewegen Erfolge erlebenProf. Dr. Karl-Dieter Heller ist BVOU-Kongressprsident 2013, Prof. Dr. Bernd Kladny ist Prsident der DGOOC und Prof. Dr. Reinhard Hoffmann Prsident von DGOU und DGU. Gemeinsam wollen sie in diesem Jahr O und U voranbringen und einen interessanten Jahreskongress auf die Beine stellen.

    www.dkou.orgDort fi nden Sie stn-dig aktualisierte In-formationen rund um den Deutschen Kon-gress fr Orthopdie und Unfallchirurgie 2013, der vom 22. bis 25. Oktober 2013 in Berlin stattfi ndet. Sie

    fi nden dort auch fotografi sche Impressionen vom diesjhrigen neu-en Veranstaltungsort, der Messe Sd.

    DER DKOU IM NE TZ

    Kongressprsidenten 2013 (v.l.n.r): Prof. Dr. Bernd Kladny (DGOOC), Prof. Dr. Reinhard Hoffmann und Prof. Dr. Karl-Dieter Heller (BVOU) F

    oto:

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    Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    Firmen-Incentives, unreflektierte Verffentlichung von Kli-niknavigatoren und vieles mehr.

    Diese fast tglich in den Medien gefhrten Diskussionen wer-den im Ergebnis zu einem ehrverletzenden Verlust des Anse-hens und der Professionalitt unseres Berufsstandes sowie zu weiteren gesund-heitspolitischen Re-gulierungen fhren. Nur wir rzte sel-ber knnen diesen Prozess durch eine Rckbesinnung auf persnlich jederzeit einwandfreies, ehrenhaftes und medizi-nisch begrndbares Verhalten aufhalten. Auch wir als Orthop-den und Unfallchirurgen sind hierbei gefordert! Dann werden wir auch zuknftig Menschen bewegen Erfolge erleben.

    Dieser schwierigen Diskussion stellen wir uns gerne und wer-den auf dem von uns gestalteten Kongress unsere wissen-schaftlichen und berufspolitischen Themenschwerpunkte wie-der selbstkritisch, aber auch sehr selbstbewusst gemeinsam mit Ihnen bearbeiten und ffentlich vertreten. Der Kongress wird nun bedingt durch Umbau- und Renovierungsarbeiten am ICC erstmalig auf dem Messegelnde stattfinden. Eine Herausforderung fr alle Beteiligten! Wir vertrauen auf Ihr wohlwollendes Verstndnis bei dieser Premiere und freuen uns, dass der DKOU zudem parallel und im engen Austausch mit dem Deutschen Kongress fr Versorgungsforschung (DKVF) 2013 stattfinden wird. Dieser 12. DKVF wird vom Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung gemeinsam mit der DGOU und dem BVOU ausgerichtet und findet im ICC und mit einem Sitzungs-Track auf dem Messegelnde statt.

    Der internationale Erfahrungsaustausch wird in diesem Jahr schwerpunktmig durch unsere Gste aus Spanien und ster-reich gewhrleistet.

    Wissenschaftliche und berufspolitische Schwerpunkte

    Wissenschaftliche Schwerpunktthemen sind: Der alte Patient und dessen Besonderheiten von Verletzun-

    gen und Erkrankungen der Bewegungsorgane Endoprothetik und Revisionsendoprothetik Fortschritte

    und Grenzen Innovative Osteosyntheseverfahren und Operations-

    techniken Konservative Behandlungsverfahren und Rehabilitation

    Berufspolitische Schwerpunkte bilden: Schnittstelle ambulant stationr Mglichkeiten und Grenzen der Implementierung von

    Kooperationsarztmodellen Akademisierung neuer Berufsbilder Neue stationre Heilverfahren der DGUV

    Fnf Jahre DGOU

    Die DGOU feiert in 2013 ein kleines nmlich ihr fnfjhri-ges Jubilum. Fr diesen kurzen Zeitraum eine beeindrucken-de Erfolgsgeschichte mit stetig wachsenden Mitgliederzahlen und mittlerweile 18 eigenstndigen Sektionen. Hierbei haben

    sich ganze wissenschaftliche Fachgesellschaften in die DGOU als Sektionen eingebracht. Dies zeigt zum einen die Anerken-nung der Notwendigkeit einer gemeinsamen und strukturier-ten Dachgesellschaft fr O und U, ist gleichzeitig aber auch Ausdruck einer fortschreitenden Spezialisierung. Nicht zuletzt drckt sich hierin ein gemeinsames Bestreben aus, Synergien

    zu schaffen und zu strken sowie Dop-pelstrukturen mg-lichst zu vermeiden. Ein Anliegen, das fr unser Fach auch im Sinne einer ganz-

    heitlichen Auendarstellung unverzichtbar ist.

    Im kommenden Jahr stehen wir als wissenschaftliche Fachge-sellschaft der Orthopden und Unfallchirurgen erneut und nach wie vor vor groen Herausforderungen. Bereits laufende Projekte mssen mit DGU, DGOOC und BVOU weiter bewegt und zum Erfolg gebracht werden. Zu nennen sind das Endopro-thesenregister (EPRD), die Initiative EndoCert, das Traumare-gisterDGU oder das DGOU-Projekt Physician Assistant. Auch die konsequente Weiterentwicklung und Modernisierung der GO ist von hoher Bedeutung fr den Berufsstand. Zudem ist die Strukturierung unseres gemeinsamen Fachs O und U an manchen Universittsfakultten noch nicht befriedigend gelst.

    Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung

    Besonders die Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) wird uns und unsere Gremien und Sektionen sehr in Anspruch nehmen. Dies mit besonderem Augenmerk auf die Erfordernisse der Zukunft. Zu nennen sind neben allgemeinen und speziellen, operativen und konservativen Weiterbildungs-inhalten hier besonders auch Aspekte der Bedarfsermittlung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und zuneh-mend sektorenbergreifenden Versorgungsstrukturen. Hier werden neben den wissenschaftlichen Fachgesellschaften auch die Berufsverbnde besonders gefordert sein.

    Das junge gemeinsame Fach Orthopdie und Unfallchirurgie ist in der Systematik der Bundesrztekammer ein chirurgisches. Dennoch ist die nicht-operative konservative Therapie fester und nicht weg zu diskutierender Bestandteil. In O und U sind konser-vative Inhalte fest verwurzelt, und dies sollte auch in der neuen Fachgesellschaft gelebte Tradition werden. Nur dadurch wird uns die umfassende und ganzheitliche Behandlung von Patienten mit Erkrankungen und Verletzungen der Bewegungsorgane und deren Folgen mglich. Der Facharzt fr Orthopdie und Unfall-chirurgie soll schlielich mehr sein als ein Mechaniker in einem zunehmend konomisch determinierten Reparaturbetrieb. In unserem Fach haben wir zur Behandlung der uns anvertrauten Patienten von der Prvention ber die Akuttherapie bis hin zur Rehabilitation sowohl konservative als auch operative Verfahren im ambulanten und stationren Sektor in einem Gebiet vereint.

    Nachwuchs soll O und U mitgestalten

    Die Nachwuchsgewinnung und eine aktive Beteiligung junger Kolleginnen und Kollegen gerade in den Zukunftsfragen un-serer Fachgesellschaft ist ein besonderes Anliegen der Fachge-

    Der Facharzt fr Orthopdie und Unfallchirurgie soll mehr sein als ein Mechaniker in einem zunehmend konomisch determi-nierten Reparaturbetrieb.

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201312

    sellschaften und des Berufsverbandes. Das Junge Forum der DGOU unter Ein-beziehung der BVOU-Youngsters bietet hier mit verschiedenen Aktivitten dem interessierten Nachwuchs bis in die Stu-dentenschaft hinein eine geeignete Platt-form zur frhzeitigen, aktiven Mitgestal-tung von O und U.

    Bringen Sie sich in die DGU und die DGOOC ein! Arbeiten Sie aktiv in ihrer DGOU mit! Eine Triple-Mitgliedschaft war durch die neue Beitragsordnung noch nie so einfach. Engagieren Sie sich im BVOU in einem starken Team!

    Wir bedanken uns bei Ihnen fr Ihr Ver-trauen und bei allen Aktiven unserer Fachgesellschaften und des BVOU fr die konstruktive Untersttzung. Wir stellen uns im Jahr 2013 gerne als Ihre Prsi-denten und gestrkt durch Ihre Unter-sttzung der Verantwortung fr unsere Fachgesellschaften, den Berufsverband und unser gemeinsames Fach O und U.

    Reinhard HoffmannPrsident DGU 2013Prsident DGOU 2013

    Bernd KladnyPrsident DGOOC 2013Stv. Prsident DGOU 2013

    Karl-Dieter Heller Kongressprsident BVOU 2013

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    Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    In der Tat sind die stationren Fallzahlen von 2006 bis 2010 vor allen Dingen bei muskuloskelettalen Erkrankungen, gefolgt von den kardio-vaskulren Erkrankungen, gestiegen (Gutachten des Rheinisch-Westflischen Institutes fr Wirtschaftsforschung, RWI). Beide zusammen machen ber 40 Prozent des Gesamtan-stieges in diesen fnf Jahren aus. Aber sind diese fr den An-stieg bei der Hft- und Kniegelenksendoprothetik wirklich ver-antwortlich?

    Weiterhelfen kann hier der von der DGOOC und der AOK auf den Weg gebrachte Versorgungsatlas, ber den bereits mehrfach berichtet wurde. Die Daten konnten nun mit den Zahlen von 2011 aktualisiert werden. Sie stellen die Versorgungshufigkeit von AOK-Patienten auf Lnder- oder sogar auf Kreisebene dar und erlauben eine Betrachtung im Lngsschnitt der Jahre 2005 bis 2011. Da die Daten ausschlielich AOK-Versicherte einbezie-hen, die etwa 40 Prozent aller Versicherten ausmachen, ist de-ren bertragbarkeit zu berprfen. Ein statistischer Vergleich mit denjenigen anderer Ersatzkassenversicherter zeigt jedoch, dass keine Unterschiede bestehen und die Daten daher fr alle gesetzlich Krankenversicherten gltig sind. Demnach war ein Anstieg von Hftgelenkersatzoperationen nur zwischenzeitlich nachzuweisen. Die Zahlen von 2011 sind im Vergleich zu 2005 praktisch gleich (Abb. 1).

    Fr die Kniegelenksendoprothetik ist fr 2011 eine miggra-dige Steigerung von 12 Prozent gegenber 2005 nachzuweisen. Seit 2008 ist jedoch durchgngig ein Rckgang zu verzeich-nen (Abb. 2) . Auffllig ist allerdings die deutliche Zunahme

    A K T U E L L E V E R S O RG U N GS DAT E N

    Implantieren wir wirklich zu viel?Der Vorwurf hlt sich hartnckig: Es werden zu viele knstliche Hft- oder Kniegelenke eingesetzt. So stell-te Gesundheitsminister Bahr am 1. Mai 2012 fest: Deutschland gilt als Weltmeister bei den Endoprothe-sen fr Knie und Hften. Krankenkassen und Experten bezweifeln, ob die Fallzahlsteigerung notwendig ist. Bei einer Pressekonferenz am 7. Dezember 2012 wies die AOK auf erhebliche Fallzahlsteigerungen gerade im Bereich der muskuloskelettalen Erkrankungen hin. In der Presse hie es dementsprechend: Deutsche werden unntig oft operiert (Die Welt vom 8. Dezember 2012).

    Abb.1 Hftendoprothetik (Fallzahlen nach Jahren)

    Abb. 2 Knieendoprothetik (Fallzahlen nach Jahren)

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201314

    der Revisionen (+43 Prozent). Diese Daten entsprechen damit auch denjenigen der externen stationren Qualittssicherung

    (ESQS), die alle im Krankenhaus erbrachten Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung erfasst. Auch hier wird seit 2009 ein Rckgang der Fallzahlen bei Hft- und Kniegelenksen-doprothetik festgestellt.

    Betrachtet man die regionale Verteilung von Hft- und Kniege-lenksendoprothetik auf Lnderebene, so zeigt sich eine auffl-lige mitteldeutsche Schiene mit hheren Operationsfrequen-zen zwischen Schleswig-Holstein ber Niedersachsen, Hessen, Thringen nach Bayern (Abb. 3). Besonders interessant sind die aufflligen Unterschiede im sddeutschen Raum. Auf Kreis-ebene sind im Grenzbereich zwischen Baden-Wrttemberg und Bayern deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich der Versorgungshufigkeiten festzustellen. (Abb. 4)

    Zwischen 2009 und 2011 sinken die Operationszahlen

    Demnach ist festzuhalten, dass ein deutlicher Anstieg von Hft- und Kniegelenksersatzoperationen zwischen den Jahren 2003 und 2005 stattfand, also zu Zeiten der Einfhrung des poli-tisch gewollten (DRG-)Fallpauschalensystems in den Kranken-husern. Der Anstieg in diesen Zeiten ist berwiegend auf Do-kumentationsprobleme zurckzufhren. Seit 2008 dagegen ist mit Ausnahme der Knieendoprothesenrevisionen keine Zu-nahme der Operationshufigkeit mehr festzustellen. Auch nach offiziellen Daten der externen stationren Qualittssicherung ist sowohl bei der Hft- als auch bei der Knieendoprothetik von 2009 auf 2011 sogar ein Rckgang zu beobachten.

    Das bedeutet allerdings zugleich, dass sich die Versorgungsra-te in Deutschland auf einem international hohen Niveau ein-gependelt hat. Gemeinsam mit der Schweiz steht Deutschland hinsichtlich der Hft- und Kniegelenksersatzoperationen pro 100.000 der Bevlkerung an der Spitze. In anderen Lndern der westlichen Welt finden sich deutlich niedrigere Zahlen, wenngleich auch mit steigender Tendenz (Abb. 5). Die Daten sind allerdings nur eingeschrnkt miteinander vergleichbar, da die angegebenen Prozedurenraten in der Regel nicht zwischen elektiver bzw. frakturbedingter Endoprothetik unterscheiden und auch die Revisionen in unterschiedlicher Weise berck-sichtigt werden.

    Ob die Versorgungsraten in Deutschland angemessen sind, kann zum Teil durch die so genannte Varianz beurteilt wer-den, das heit ein Vergleich der Regionen mit niedrigster bzw. hchster Versorgungsrate. Sie betrgt fr die Hftendopro-thetik in Deutschland derzeit 2,2 mit einer Versorgungsra-te zwischen 110 bzw. 243 pro 100.000 AOK-Versicherten. In Grobritannien betrgt die Varianz 2,8, in den USA 6,6. Fr die Kniegelenksendo prothetik liegt in Deutschland eine Varianz von 1,8, in den USA jedoch 5,2 vor.

    Keine angebotsinduzierte Nachfrage in Deutschland

    Die sehr unterschiedlichen regionalen Versorgungsraten in den USA haben dort zu einer sehr umfassenden Diskussion ber eine vermeintliche berversorgung gefhrt. Die in den USA an Medical Care Patienten erhobenen Daten (berwiegend ltere Patienten) haben die Frage aufgeworfen, welche Rate denn nun die richtige ist. Die Arbeitsgruppe um Wennberg hat sich be-

    Abb. 3 Hftgelenksendoprothetik: Regionale Unterschiede der Versorgungsrate/100.000 Versicherter nach Bundeslndern, 2011

    Abb. 4 Kniegelenksendoprothetik: Regionale Unterschiede der Versorgungsrate/100.000 Versicherter nach Kreisen, 2005 bis 2011

    Abb. 5 Versorgungsrate Hftendoprothetik pro 100.000 Personen interna-tional

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    Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    reits in den 80er Jahren und spter unter der Regierung Clinton sehr intensiv mit einer Neuordnung des Gesundheitssystems beschftigt und zahlreiche Daten zur Versorgungssituation in den USA vorgelegt. Der sogenannte Dartmouth-Atlas ist bei-spielhaft fr eine kritische Analyse der Versorgungssituation (www.dartmouthatlas.org). Detaillierte Analysen dieser Stu-die haben ge-zeigt, dass extreme Vari-anzen in der Versorgungs-hufigkeit auf r e g i o n a l e r Ebene sys-temgetriggert sind. In den USA wird vielfach die angebotsinduzierte Nachfrage (supply induced demand) als ein wesentlicher Faktor fr unterschied-liche Versorgungshufigkeiten angesehen.

    In Deutschland lie sich jedoch eine angebotsinduzierte Nachfrage im Versorgungsatlas der DGOOC nicht nachwei-sen. Gerade in Stdten mit groer Krankenhausdichte ist die Implantations rate von Endoprothesen niedrig, whrend sie in lndlichen Regionen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Thringen und Bayern eher berdurchschnittlich ist.

    Welche Faktoren knnen nun in einen Zusammenhang mit den unterschiedlichen Versorgungsraten gebracht werden? Von be-sonderem Interesse ist die Beobachtung, dass sich die Implan-tationen von Hftendoprothesen umgekehrt proportional zur Zahl der niedergelassenen Orthopden verhalten: Hier tun sich die Grostdte und die Ballungsgebiete mit einer hheren Zahl an Niedergelassenen besonders hervor, wo die Operationsrate unter dem Durchschnitt liegt. In lndlichen Regionen dagegen mit einer niedrigen Facharztversorgung steigt die Operations-rate an. Als ebenso statistisch signifikant hat sich der Zusam-menhang zwischen Operationszahlen und der so genannten sozialen Deprivation gezeigt (Abb. 6). Der hierfr zur Verf-gung stehende Deprivations-Faktor zeigt, dass in Regionen mit einer greren sozialen Deprivation eine niedrigere Opera-tionsfrequenz vorliegt (vor allem neue Bundeslnder, verglei-che auch Abb. 4 und umgekehrt).

    Die Ursachenforschung im Einzelnen bedarf weitergehender Analysen. Von besonderem Interesse sind Grenzregionen zwi-schen auffallend hohen bzw. niedrigen Versorgungsraten. Be-obachtungen aus den USA haben gezeigt, dass regionale Struk-turbesonderheiten des Versorgungssystems eine groe Rolle spielen. Diese sind multifaktoriell und nicht allein konomisch bedingt. Bei Untersuchungen zur Prostatahyperplasie hat sich zum Beispiel gezeigt, dass die in stdtischen Krankenhusern durchschnittlich jngeren rzte einen 60-jhrigen Patienten anders aufklren als ltere und erfahrene rzte in einer lndli-chen Region. Entscheidend fr den Patienten ist, ob ihm durch den Eingriff in seiner speziellen Lebenssituation wirksam ge-holfen werden kann. Die Storichtung der amerikanischen Orthopden war es daher, die Effizienz der durch extrem un-

    terschiedliche Versorgungs-raten beson-ders aufflligen Eingriffe durch q u a l i f i z i e r -te Studien zu h i n te r f r age n und ande-rerseits die

    Patientenauf klrung voranzutreiben. Fr zahlreiche Wirbel-suleneingriffe hat sich daraus eine vernderte Sichtweise und auch Operations indikation ergeben.

    Wie sieht das Fazit fr Deutschland aus?

    Ein Anstieg der Hft- und Knie-TEP-Versorgungsraten fin-det nicht mehr statt.

    Die Versorgungsrate ist im internationalen Vergleich hoch. Ob die Versorgungsrate zu hoch ist, kann nur mit einer wei-

    teren Versorgungsforschung beantwortet werden. Die Fachgesellschaften sind aufgerufen, patientengerech-

    te Konzepte einschlielich der Aufklrung fr die Versor-gungskette zu entwickeln.

    Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard

    Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard ist Generalsekretr der DGGOOC und stellvertretender Generalsekretr der DGOU.

    Die Implantationen von Hftendoprothesen verhalten sich umgekehrt proportional zur Zahl der niedergelassenen Orthopden: In Grostdten und Ballungsgebieten mit einer hheren Zahl an Niedergelassenen liegt die Operationsrate unter dem Durchschnitt. In lndlichen Regionen mit einer niedrigen Facharztversorgung steigt die Operationsrate an.

    Fritz Uwe Niethard, DGOOC/DGOUJrgen Malzahn, AOKKlaus-Peter Gnther, AOTorsten Schfer, Epidemiologe, ImmenstadtCilla Jeszensky, inzwischen ausgeschiedenFranziska Hannemann, ZEGV DresdenRon Pritzkuleit, Dipl.-Geogr., Dresden

    ARBEITSGRUPPE VER SORGUNG SATL A S

    Abb. 6 Soziale Deprivation und Versorgungsrate

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201316

    Allgemeine Entwicklungen

    Die Anzahl der G-DRGs sinkt 2013 ge-genber der Vorjahresversion um sechs Fallpauschalen. Damit setzt sich der 2012 begonnene Trend eines leichten Rckgangs der zur Verfgung stehenden G-DRGs fort. Die dem Deutschen DRG-Institut (InEK) fr die Kalkulation des G-DRG-Systems 2013 zur Verfgung ste-henden Daten (Kalkulationsstich probe) entsprachen im Wesentlichen denen des Vorjahres. Die bundesweite mittlere Verweildauer aller stationren Flle sank um 2,5 Prozent auf 6,69 Tage. Von den Umstrukturierungen des Fallpauschalen-Kataloges profitieren (positiver Katalog-effekt) erneut tendenziell Kliniken mit einer hheren Bettenzahl (> 800 Betten) bzw. mit einem Casemix-Index oberhalb von 1,3. Kliniken mit weniger als 300 Betten mssen tendenziell mit einem ne-gativen Katalogeffekt rechnen, das heit bei gleicher Leistung wie in 2012 gerin-ger G-DRG-Erls 2013.

    Entwicklungen fr O und U

    Seit mehreren Jahren besteht zwischen dem Arbeitskreis DRG des Ausschus-ses fr Versorgungs- und fachbezogene Fragen der DGOU, untersttzt durch die DRG-Research-Group des Universitts-klinikums Mnster und dem InEK, ein regelmiger konstruktiver Austausch ber relevante Abbildungsprobleme der Orthopdie und Unfallchirurgie. Im Jahr 2012 wurden die Themen Wirbelsulen-behandlung, komplexe Fuchirurgie und Probleme der Abbildung der Wechsel-endoprothetik besprochen. Auch wur-de das aktuell durch die DGOU, die Ar-beitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) und den BVOU untersttzte und durch die DRG-Research-Group umzusetzen-de Projekt Analyse der Abbildung der Revisionsendoprothetik an Hft-, Knie-, Schulter- und Sprunggelenk im G-DRG-

    System vorgestellt. Fr das Treffen 2013 stehen erneut aktuelle Abbildungspro-bleme zur Wechselendoprothetik ins-besondere septische Verlufe , die kom-plexe Fuchirurgie und Schwerstverletz-tenbehandlung auf der Tagesordnung. Darber hinaus werden die Erlssitua-tion der Notfall behandlung und hierbei insbesondere die Abbildung der Vorhal-tekosten sowie die Identifikation von Manahmen zur Qualittssicherung und zum Risikomanagement auf der Agenda stehen.

    Die groe Bandbreite der medizinischen Leistungen der Orthopdie und Unfall-chirurgie wird ber eine groe Zahl von G-DRGs abgebildet, wobei der grte Teil zur Hauptdiagnosekategorie 08 Krank-heiten und Strungen an Muskel-Ske-lett-System und Bindegewebe zhlt. Im G-DRG-System 2013 sinkt die Zahl der bundesweit bewerteten Fallpauschalen in der Hauptdiagnosekategorie 08 um 2 auf 132. In den beiden Basis-DRGs I10 Andere Eingriffe an der Wirbelsule und I27 Eingriffe am Weichteilgewebe steht 2013 je eine G-DRG weniger zur Verf-gung. Die fr die Orthopdie und Un-fallchirurgie relevanten Zusatzentgelte bleiben hinsichtlich ihrer Art und ihrer Anzahl unverndert. Inhaltlich gibt es beim Zusatzentgelt fr modulare Endo-prothesen relevante Vernderungen.

    Osteosynthese durch Platten

    Bei der Kodierung von Plattenosteosyn-thesen gibt es fr 2013 eine fr die Kli-niken positive Klarstellung bezglich der OPS-Kodierung. In den OPS-Katalog wurde der Hinweis aufgenommen, dass bei der Kodierung von Plattenosteosyn-thesen ber einen Zugang jede Platte ein-zeln zu kodieren ist. Dies wurde bisher vom Medizinischen Dienst der Kranken-versicherung (MDK) in entsprechenden Kodierempfehlungen negiert und bei der

    MDK-Begutachtung allerdings bundes-weit uneinheitlich umgesetzt. Die spe-zifische Kodierung einzelner Platten an der gleichen Lokalisation im Sinne ei-ner Doppelplattenosteosynthese fhrt bei diversen Lokalisationen (zum Beispiel obere und untere Extremitt) oftmals zu hheren G-DRG-Bewertungen. Kliniker und Kliniken sollten daher komplexere Osteosynthesen mit Schrauben, Platten, winkelstabilen Platten, Ngeln etc. wie in den Deutschen Kodierregeln beschrie-ben, separat, korrekt und vollstndig ko-dieren. Hierdurch werden auch zuknftig fr das InEK kostenintensivere Flle kal-kulierbar und sachgerechte DRG-Abbil-dungen mglich.

    Revisionsendoprothetik

    Zweizeitige Wechseloperationen knnen seit 2013 mit dem OPS-Kode 5-829.n Implantation einer Endoprothese nach vorheriger Explantation kodiert werden. Es handelt sich um einen Zusatzkode. Die endoprothetischen Eingriffe sind weiter-hin gesondert zu kodieren. Durch diesen Zusatzkode wird zuknftig die Identifi-kation zweizeitiger Wechsel gegenber einzeitigen endoprothetischen Wechsel-eingriffen erleichtert, wodurch zum Bei-spiel die spezifische Kalkulation zweizei-tiger Wechseloperationen durch das InEK in zuknftigen G-DRG-Systemen ermg-licht wird.

    Der OPS-Kode zur Kodierung modula-rer Endoprothesen und individueller Implantate (5-829.d) wurde fr 2013 umfangreich umstrukturiert. Seit Jah-resbeginn gilt fr modulare Endoprothe-sen der OPS-Kode 5-829.k Implantation einer modularen Endoprothese oder (Teil-)Wechsel in eine modulare Endo-prothese bei kncherner Defektsituati-on und ggf. Knochen(teil)ersatz und fr indivi duelle Implantate der OPS-Kode 5-829.m Implantation von oder (Teil-)

    G - D RG -S YS T E M 2 0 1 3

    Wesentliche Neuerungen aus der Perspektive von O und UDieser Beitrag beschreibt in einer kurzen bersicht die wesentlichen Vernderungen des G-DRG-Systems 2013 im Allgemeinen und fr die Orthopdie und Unfallchirurgie im Besonderen.

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    Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    Wechsel in ein patientenindividuell an-gefertigtes Implantat bei kncherner Defektsituation oder angeborener oder erworbener Deformitt. Sowohl fr die Implantation modularer Endoprothesen als auch fr die Verwendung individu-eller Implantate wird eine kncherne Defektsituation vorausgesetzt. Was un-ter einer knchernen Defektsituation zu verstehen ist, wird durch neu formulierte Hinweise zu beiden OPS-Kodes einge-grenzt. Auch hat das fr die Pflege und Weiterentwicklung des OPS-Kataloges zustndige Deutsche Institut fr Medizi-nische Dokumentation und Information (DIMDI) bereits im Sommer 2012 hierzu Informationen auf der Homepage verf-fentlicht (www.dimdi.de Klassifika-tionen, Terminologien, Standards FAQ Kapitel 5 Operationen) Darber hinaus wurde die Anforderung an die Struktur der modularen Endoprothese geschrft. Bezglich der Zahl der Bauteile und ihrer Art wurde die mechanische Bauteilsi-cherheit der gesamten Prothese als Be-zugsparameter eingefhrt. Die aktuelle Formulierung wurde sowohl durch die DGOU als auch durch Vertreter des MDK (Sozial medizinische Expertengruppe 4 des MDK) gemeinsam konsentiert. Das Zusatzentgelt fr modulare Endoprothe-sen (ZE2013-25) gilt fr beide OPS-Kodes (5-829.k und 5-829.m).

    Wirbelsulenchirurgie

    Operative Eingriffe an der Wirbelsule werden mehrheitlich drei Basis-DRGs zugeordnet: I06 Komplexe Eingriffe an der Wirbelsule, I09 Bestimmte Eingriffe an der Wirbelsule und I10 Andere Ein-griffe an der Wirbelsule. Vor allem die Basis-DRGs I09 und I10 wurden fr die G-DRG-Version 2013 zum Teil erheblich umstrukturiert. Das Ziel dieser Struktur-vernderung war es, komplexere und weniger komplexere Eingriffe schrfer zu differenzieren. Dies wurde durch Abwer-tungen weniger komplexer Opera tionen innerhalb der Basis-DRGs I09 und I10 oder von der Basis-DRG I09 in die Basis-DRG I10 erreicht (zum Beispiel kurzstre-ckige zervikale ventrale Spondylodesen). Dies fhrte parallel zu Aufwertungen komplexerer Eingriffe. Allerdings kommt es bei der Bewertung wirbelsulen-chirurgischer Eingriffe neben den OPS-Kodes auch in besonderem Mae auf die Kodierung der Komorbiditt der Patien-ten an. Inwiefern Kliniken von den Ver-nderungen profitieren, kann daher nur

    anhand der klinikindividuellen Daten-lage geprft werden.

    Komplikationen

    Im Sommer 2012 hat das Bundes-sozialgericht (BSG) zwei Urteile zum zwischen Kliniken und Kostentrgern umstrittenen Thema Fallzusammenfh-rung wegen Komplikation gefllt. Die-se Urteile (Az.: B 3 KR 15/11 R sowie B 3 KR 18/11 R) knnen nach Auffassung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) dazu fhren, dass knftig gege-benenfalls eine deutlich hhere An-zahl von Fallkonstellationen aufgrund von Komplikationen zusammengefhrt werden muss. In einer Protokollnotiz zur Fallpauschalen-Vereinbarung 2013 weist die DKG darauf hin, dass es nicht akzeptabel sei, dass aufgrund der BSG-Urteile offensichtlich auch Komplikati-onen, die nicht durch ein vorwerfbares Verhalten des Verantwortungstrgers (Krankenhaus) entstanden sind, dessen Verantwortungsbereich zugerechnet werden sollen. Der entsprechende Pa-ragraf der Fallpauschalen-Vereinbarung soll daher neu formuliert werden. Bis zu einer Neuformulierung mssen sich die Kliniken jedoch auf die gegenwrtige Situation einstellen.

    Zusammenfassung

    Das G-DRG-System ist ein lernendes System. Auch die Weiterentwicklungen fr die Systemversion 2013 und hierbei insbesondere die beschriebenen Vern-derungen fr komplexe (Platten-)Osteo-synthesen, die Revisionsendoprothetik und die Wirbelsulenchirurgie sind dazu geeignet, die Sachgerechtigkeit der DRG-Abbildung des Faches Orthopdie und Unfallchirurgie zu erhhen. In allen drei genannten Bereichen zeigt sich umso mehr, dass es fr die Orthopdie und Unfallchirurgie auf eine hohe Kodier-qualitt sowohl der OPS-Kodes als auch der ICD-Diagnosen ankommt, um eine hohe Abbildungsqualitt zu erreichen. Dies gilt auch fr die Bereiche, zum Bei-spiel komplexe Fuchirurgie, septische Chirurgie und Hftarthroskopie, in de-nen die Sachgerechtigkeit der Leistungs-abbildung noch verbessert werden muss. Eine hohe Kodierqualitt untersttzt wesentlich die Manahmen der DGOU, im Dialog mit dem InEK die Abbildungs-qualitt innerhalb des Faches weiter zu erhhen. Um eine hohe Kodierqualitt

    sicherzustellen, ist auf allen Ebenen der Dokumentation, Kodierung und Abrech-nung eine hohe Sensibilitt fr die Funk-tionsweise des G-DRG-Systems einzufor-dern.

    Dominik FranzFrank SchemmannHartmut SiebertLutz Mahlke

    Dr. Dominik Franz, DRG-Research-Group, Universittsklinikum Mnster Kontakt: [email protected]

    Dr. Frank Schemmann, Alfried Krupp Krankenhaus Rttenscheid, Klinik fr Orthopdie und Orthopdische Chirurgie

    Prof. Dr. Hartmut Siebert, Generalsekretr der Deutschen Gesellschaft fr Orthopdie und Unfallchirurgie, Berlin

    Dr. Lutz Mahlke, St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn, Klinik fr Unfallchirurgie und Orthopdie

    Literatur

    1 InEK (2012), Abschlussbericht Weiterent-wicklung des G-DRG-Systems fr das Jahr 2013, Klassifi kation, Katalog und Bewer-tungsrelationen, Teil I Projektbericht

    2 DIMDI (2012) Operationenschlssel (OPS) Version 2013 (www.dimdi.de)

    3 InEK (2011), Fallpauschalen-Katalog 2013 (www.g-drg.de)

    4 InEK (2011), Fallpauschalen-Vereinbarung 2013 (www.g-drg.de)

  • Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201318

    Als erstes Kriterium fr eine aktive Fr-derung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie nennt die Checkliste Das familienfreundliche Krankenhaus im Handbuch der Bundesrztekammer, dass Eltern- und Schwangerschaft sowie die Pflege von Angehrigen als natrliche Lebensereignisse und nicht als Strfakto-ren der klinischen Organisationsablufe wahrgenommen werden drfen.

    Einer der wichtigsten Bestandteile fa-milienfreundlicher Manahmen ist laut Umfragen eine klinikeigene Kindertages-sttte. Vorreiter in dieser Hinsicht war die Berufsgenossenschaftliche Unfall-klinik Murnau, deren Kita bereits seit 1977 existiert und heute 125 Pltze fr die Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses bietet. Das Alters spektrum reicht von der 9. Lebens-woche bis zum 11. Lebensjahr. Um zwei

    Schichten vollstndig abzudecken, hat sie an 365 Tagen im Jahr von 5.30 bis 21.30 Uhr geffnet, also auch an Wochenenden und Feiertagen. Die Betreuung erfolgt whrend der Arbeitszeiten der Mtter und Vter, aber auch auerhalb der Ar-beitszeit, soweit Kapazitten frei sind. So knnen teilzeitbeschftigte Mtter ihre Kinder beispielsweise auch whrend eigener Krankheitszeiten unterbringen. Zudem werden auch Kinder mit medizi-nischen Problemen betreut, da eine Kin-derkrankenschwester zum Kita-Personal gehrt.

    Kita fr alle, die Schichtarbeit leisten

    Mittlerweile betreiben rund 20 Pro-zent aller Kliniken in Deutschland eine Kindertagessttte (Deutsches Kranken-hausinstitut 2008). Doch gibt es groe Unterschiede, zum Beispiel, was die ff-

    nungszeiten anbelangt. Viele Klinik-Kitas sind aufgrund ihrer eingeschrnk-ten ffnungszeiten vorwiegend fr die Unterbringung von Kindern des Verwal-tungspersonals geeignet, sagt Dr. Astrid Bhren, Ehrenprsidentin des rztin-nenbundes. Das unterscheidet sie leider nicht wesentlich von jeder anderen Kita.

    In einer 2011 durchgefhrten Online-Umfrage des Berufsverbands der Deut-schen Chirurgen (BDC) zu familien-freundlichen Krankenhusern gaben rund 40 Prozent der Befragten an, dass ihre Klinik ber eine Kita verfge al-lerdings sei nur ein Drittel rumlich in das Krankenhaus integriert oder daran angegliedert. Zudem gab ein Drittel der Befragten an, dass bevorzugt Kinder von Pflege- und Verwaltungspersonal aufge-nommen wrden. Wichtig ist, dass eine Krankenhaus-Kita fr die Kinder all jener

    FA M I L I E U N D B E RU F

    Wege zur familienfreundlichen KlinikWer qualifizierte Chirurginnen und Chirurgen fr die eigene Klinik gewinnen und dauerhaft binden mch-te, kommt um Familienfreundlichkeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance nicht herum. Sie reduzie-ren Fehlzeiten, sind der Produktivitt und der Chancengleichheit frderlich und ermglichen einen schnel-leren Wiedereinstieg nach Mutterschutz und Elternzeit.

    Lieber Elternzeit kompensieren als Mitarbeiterinnen verlieren: Das ist die Devise von Prof. Tim Pohlemann, Unfallklinik Homburg/Saar. Allein 2012 haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Abteilung insgesamt neun Kinder bekommen.

    Foto

    : UKS

  • 19Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    da ist, die Schichtarbeit leisten, von der Reinigungskraft bis hin zu den rztinnen und rzten, betont Bhren.

    Die Einrichtung einer Kita mit all die-sen Voraussetzungen ist auch kono-misch rentabel. Eine Kosten-Nutzen-Analyse des BG-Unfallklinikums Mur-nau auf Grundlage der Prognose-Studie Betriebswirtschaftliche Effekte fami-lienfrdernder Manahmen frderte 2006 erstmals berraschend zutage: Ob-wohl der Betrieb den wesentlichen Teil der Unterhaltskosten trage, rechne sich die Kita und schlage sogar gewinnbrin-gend zu Buche. Denn durch sie lassen sich Personalwechsel vermeiden und Ausfallzeiten minimieren, die oft auf De-fizite in der Unterbringung und Versor-gung von Kindern zurckzufhren sind.

    Aber bereits mit Beginn der Schwanger-schaft einer Chirurgin mssen Kliniken das Aufgabengebiet umplanen. Der Ein-satz von Schwangeren im OP ist umstrit-ten. In vielen Fllen werde die Mutter-schutzgesetzgebung von den Gewerbe-aufsichtsmtern mit einem generellen Beschftigungsverbot im OP gleich-gesetzt. Groe Krankenhuser sind sehr wirtschaftlich ausgerichtet. Wenn eine Mitarbeiterin schwanger wird, ist dies problematisch, weil es wenig Mglich-keiten gibt, kurzfristig einen Ersatz zu finden, um den Ausfall zu kompensie-ren, sagt Dr. Julia Seifert, Leitende Ober-rztin der Klinik fr Unfallchirurgie und Orthopdie am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) und Vizeprsidentin des BDC. Auf dem Arbeitsmarkt stnde heutzutage niemand zur Verfgung, der befristet eine Stelle antritt. Dieses Problem sei derzeit sehr schwer zu lsen.

    Auch Professor Tim Pohlemann, Leiter der Klinik fr Unfall-, Hand- und Wieder-herstellungschirurgie am Universitts-klinikum des Saarlandes in Homburg und ehemaliger DGU-Prsident, spricht die wirtschaftlichen Aspekte an. Wenn eine Frau oder ein Mann lnger in der Elternzeit bleibt oder ganz wegfllt, geht Expertise verloren. Was bedeutet es rein konomisch fr ein Klinikum, wenn man eine Facharztstelle nicht adquat oder gar nicht ersetzen kann? In seiner Un-fallklinik Homburg/Saar arbeiten einige Chirurginnen, die Kinder haben. Allein im letzten Jahr sind neun Kinder auf die Welt gekommen. Hier konnten die El-

    ternzeiten durch die anderen Mitarbeiter kompensiert werden. Doch das ist nicht berall so.

    Wir brauchen die Aufarbeitung von konkreten Beispielen

    Das Idealbild wre, einen Personalpool fr solche Situationen vorzuhalten. In dem Moment, wo eine Kollegin eine Schwangerschaft anzeigt, wrde dieser Pool bereitgehalten, sagt Pohlemann. Hiermit wre sichergestellt, dass mit Beginn des Mutterschutzes eine einge-arbeitete Ersatzkraft hinzukme. Allge-mein wird viel an den Rahmenbedingun-gen geschraubt. Aber an den konkreten Missstnden ndert sich wenig. Was wir brauchen, ist eine konkrete Diskussion, in der definiert wird, was machbar ist. Ganz konkret die Aufarbeitung von Bei-spielen, wo es gut geht und wo nicht.

    Genau diese Diskussion wurde in Zu-sammenarbeit der DGU mit anderen be-troffenen Fachgesellschaften wie der Gynkologie und Geburtshilfe sowie der Ansthesie gestartet. Die OP-Kataloge werden durchgeforstet, um die auch von Schwangeren durchfhr baren Eingriffe zu identifizieren. Beim vorrangig zustn-digen Bundesfamilienministerium und auch im Bundesgesundheitsministerium wird bestndig die Aktualisierung der Mutterschutzverordnungen eingefor-dert, berichtet Bhren.

    Ein Problem fr viele Frauen ist auch der Wiedereinstieg in den OP nach der Elternzeit, weil sich schon nach ein bis zwei Jahren vieles gendert hat. Der BDC hat vor, dieses Problem anzugehen, indem er gezielt Kurse fr Frauen anbie-ten mchte, die lnger nicht am OP-Tisch standen, sagt Seifert. Zu den Schwer-punkten der Kurse sollen neue Operati-onstechniken und das Wechseln von Im-plantaten gehren.

    Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass Teilzeitstellen in der Chirurgie eher ungewhnlich sind. Operationen sind nur bedingt planbar. Sie beginnen auch mal versptet oder dauern lnger. Daher sind OP-Arbeitspltze auf die Flexibilitt der Mitarbeiter angewiesen. Derzeit ar-beiten in der Chirurgie etwa 17 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Mnner in Teilzeit. Mglich sei dies aber vor al-lem im Bereich der Rettungsstelle oder

    der BG-Sprechstunde. Um Frauen in der Schwangerschaft, whrend des Mutter-schutzes oder danach in Teilzeit einzu-setzen, gibt Pohlemann ein Beispiel aus seiner Klinik: Eine seiner Chirurginnen arbeitet an zweieinhalb Tagen pro Wo-che: Montags bernimmt sie Patienten-gesprche, am Dienstag steht sie im OP, am Mittwoch macht sie einen halben Tag Visite.

    Seifert sieht ein groes Problem vor al-lem in der gesellschaftlichen Akzeptanz: Das Problem der Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf lastet noch immer auf den Frauen. Kinder sollten aber ein ge-sellschaftliches Anliegen sein. Arbeit-geber mssen hier umdenken und eine Vorbildfunktion wahrnehmen.

    Miriam Buchmann-Alisch

    Miriam Buchmann-Alisch ist Redakteurin bei der DGU.

    Handbuch Familienfreundlicher Arbeits-platz fr rztinnen und rzte Lebensqua-litt in der Berufsausbung (Hrsg.: A. Bh-ren, A. E. Schoeller)www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=1.144.8853

    Der BDC bietet seit Ende 2012 eine deutschlandweite Suchmaschine unter an-derem fr rztinnen und rzte, die ihre Weiterbildung in Krankenhusern oder Praxen machen mchten und dort neben fachspezifi schen Klinik- bzw. Praxisdaten auch Informationen zur Familienfreund-lichkeit der Weiterbildungsstelle erhalten knnen:www.chirurgie-suche.de

    MEHR INFOS

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201320

    Wenn ber Arbeitsbedingungen an den Kliniken diskutiert wird, ist die Rede entweder von dem unglaublichen Druck, der auf Chefrzten lastet, oder aber von den Weiterbildungsassistenten, die Schwierigkeiten haben, ihre OP-Kataloge zu erfllen. Wie sieht es an der Front der Oberrzte aus?

    Prof. Nth: Oberrzte stehen ebenfalls unter starkem Druck. Sie mssen, insbe-sondere wenn sie eine leitende Position haben, Fhrungs- und Managementauf-gaben, fachliche Kompetenz und die Or-ganisation der Weiterbildung unter einen Hut bringen. Wenn sie an Universitts-kliniken ttig sind, mssen sie das Ganze mit Forschung und Lehre kombinieren. Und nicht zu vergessen: mit ihrem Pri-vatleben. Dieses Spannungsfeld ist mit dem, in dem sich ein Chefarzt befindet, teilweise durchaus vergleichbar. Die ta-riflich festgelegte Entlohnung wird dem

    Spannungsfeld der Oberrzte derzeit al-lerdings nicht gerecht.

    Dr. Dragowsky: Ich sehe das ganz hn-lich. Viele Leistungsvorgaben, die an die Chefrzte adressiert werden, werden direkt weitergegeben. Oberrzte haben also Aufgaben zu erfllen, die denen ei-nes Chefarztes schon sehr nahe sind. Das gehrt dazu man soll ja darauf vorbe-reitet werden, irgendwann vielleicht selbst Chefarzt zu sein. Ehe man es sich versieht, hat man so viel zu erledigen, dass man die Aufgaben nur noch so um-setzen kann, wie es die Zeit zulsst, und nicht so, dass man selber oder der Chef zufrieden damit sein kann. Ich htte mich zum Beispiel gerne mehr um die Weiterbildung gekmmert, war darin aber durch andere Aufgaben stark einge-schrnkt. Ich habe schon den Eindruck, dass die Frustration unter den Oberrz-ten stark zugenommen hat.

    In einem Blog habe ich gelesen, die net-ten Oberrzte steigen irgendwann aus, suchen sich eine schne, immer noch profitable Praxis, whrend die bsen Oberrzte Chef werden. Ist das so?

    Prof. Nth: Das hat nichts mit nett und bse zu tun. Ich wrde es eher so formulieren: Viele nehmen die Oberarzt-zeit als Sprungbrett, entwickeln sich in dieser Position eigenverantwortlich in ihrem Spezialgebiet. Sie geben aber die Position als Oberarzt nach einigen Jahren auf, um sich in einer Praxis eine mehr unabhngige Struktur zu schaffen. Das angefhrte Spannungsfeld spielt hier-bei natrlich eine ganz entscheidende Rolle. Wenn man Familie hat, werden auch das Privatleben und die finanziellen Per spektiven zunehmend wichtiger. Da dreht man sich im Kreis, wenn die Ver-dienstmglichkeiten als Oberarzt ver-gleichsweise geringer sind.

    I N T E RV I E W

    Oberrzte unter DruckDie Oberarztposition wird oft unterschtzt, kann jedoch eine attraktive sein, die fr ein ganzes Berufs-leben reicht. Die Arbeitsbedingungen sind allerdings oft so, dass viele Kollegen in ein anderes Arbeitsge-biet ausweichen. Wir sprachen darber mit Prof. Dr. Ulrich Nth und Dr. Kai Dragowsky.

    Prof. Dr. Ulrich Nth ist geschftsfhrender Oberarzt der Orthopdischen Klinik Knig-Ludwig-Haus der Julius-Maximilians-Universitt Wrzburg.

    Dr. Kai Dragowsky war Oberarzt am Unfallkrankenhaus Berlin. Seit Anfang des Jahres ist er in einer Gemeinschaftspraxis (punctum medico) in Berlin ttig.

  • 21

    Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    Herr Dr. Dragowsky, Sie haben Anfang des Jahres den Weg aus der Klinik hinaus in die Niederlassung gewhlt. War das schon eine Option fr Sie, als Sie Ihre Facharztprfung frisch in der Tasche hatten?

    Dr. Dragowsky: Im Prinzip habe ich mir damals alles vorstellen knnen. Es hat sich dann eben so entwickelt, dass ich Oberarzt wurde. Es gibt Oberrzte, die mit Leib und Seele Oberarzt sind und es gar nicht als ihr primres Ziel sehen, ein-mal Chefarzt zu werden. Aber eine Klinik sollte den beschriebenen Druck, der auf den Oberrzten lastet, durch bestimmte Anreize kompensieren, damit die Ober-arztposition auch attraktiv bleibt. Da-mit meine ich nicht nur Geld auch ein gutes, wertschtzendes Betriebsklima macht es erstrebenswert, Oberarzt zu sein und zu bleiben.

    Natrlich htte ich noch vier oder fnf Jahre so weitermachen knnen. Aber was wre danach gekommen? Ich habe eine Frau und drei Kinder. Das heit, ich htte in fnf Jahren nicht einfach sagen kn-nen: So, wir ziehen jetzt mal ans andere Ende der Republik. Diese Mobilitt wird von einem, der Chefarzt werden will, aber erwartet. Das heit, Brandenburg wre meine einzige Perspektive gewesen. Natrlich habe ich nichts gegen Bran-denburg, aber ich kenne viele Kollegen, die in dieser strukturschwachen Region gescheitert sind. Da kann es Ihnen pas-sieren, dass der Klinikleiter ein 28 Jahre alter BWL-er ist, der beschliet, dass 100 Knieprothesen im Jahr eingebaut werden mssen. Und wenn Sie das in zwei Jahren nicht hinbekommen weil vielleicht nur 1.000 Menschen im Einzugsgebiet leben , dann wird der Vertrag eben nicht ver-lngert. Das ist fr Jemanden, der hoch-qualifiziert ist, absolut keine Alternative. Und so luft das eben in der Medizin auch nicht.

    Haben Sie ein schlechtes Gewissen, dass Ihre Spezialisierung Sie sind zum Bei-spiel fr einen Massenanfall von Verletz-ten bestens ausgebildet in der Praxis womglich verschtt geht?

    Dr. Dragowsky: Nein. Als Durchgangs-arzt ist eine Spezialisierung in der Unfall-

    chirurgie ja schon immer vorgeschrie-ben. Meine Erfahrung und mein Wissen um die Behandlung Unfallverletzter sind im niedergelassenen Bereich genauso anwendbar und wichtig wie in der Kli-nik. Der Begriff schlechtes Gewissen suggeriert, dass ich nur genommen und genossen htte, aber ich habe meinem Arbeitgeber auch viel gegeben und auch gelitten.

    Knnen es sich die Kliniken noch lange leisten, Spezialisten wie Herrn Dr. Dra-gowsky auszubilden und sie dann in die freie Wirtschaft abwandern zu lassen?

    Prof. Nth: Nein, ich glaube nicht. Um sie zum Bleiben zu bewegen, msste man ihnen mehr Unabhngigkeit und finan-zielle Anreize geben. Ich sehe es immer mit einem weinenden Auge, wenn ein gut ausgebildeter Kollege in die Nieder-lassung oder zu einem privaten Anbieter geht, weil er sich dort mehr Gestaltungs-mglichkeit und eine besseres Einkom-men verspricht. In den angloamerika-nischen Systemen arbeiten oft mehrere Kollegen auf einer Hierarchieebene in einem Departmentsystem nebeneinan-der, und dann gibt es an einer Klinik eben vier oder fnf Leuchttrme.

    Wie kann ein Oberarzt seine Arbeit in mehr Geld umwandeln und dennoch an der Klinik bleiben?

    Prof. Nth: Die klassischen Wege der Chefarztposition und der Niederlassung bestehen zwar, werden aber immer mehr durch neue Formen ergnzt, etwa indem man sich als Konsiliararzt oder Belegarzt verdingt. Wir kennen dies von den an-gloamerikanischen Lndern, wo es das Konsiliararztwesen schon immer gege-ben hat. Die Spezialisten gehen an der Universitt ihrer Forschung und Lehre nach und operieren dort an bestimmten Tagen. Darber hinaus sind sie an ande-ren Krankenhusern in der Patientenver-sorgung ttig und knnen dort liquidie-ren. Trotzdem bleibt ihr Know-how an den Universitten. Erste Beispiele hierfr gibt es auch an deutschen Universitts-kliniken.

    Dr. Dragowsky: Ein anderer Weg wre, endlich die vielbeschworene integrative

    Versorgung richtig umzusetzen. Nicht nur der niedergelassene Arzt als Konsi-liararzt im Krankenhaus, sondern auch das Krankenhaus sollten entsprechende Mglichkeiten eingerumt bekommen, diese Art von Versorgung umzusetzen. Es gibt jedoch leider sowohl im Bereich der Niedergelassenen als auch bei den Krankenhausverantwortlichen zu viele Personen, die nur ihr Eigenwohl im Sinn haben. Es knnten beide Seiten vonein-ander profitieren. In dieses Konstrukt knnten rzte eingebunden werden, die bislang im Krankenhaus ttig waren, jetzt aber eine Praxis aufmachen mch-ten. Das Krankenhaus msste dann auf ihre Expertise nicht verzichten. Das wre auch im Sinne der Patienten.

    Als Oberarzt in Teilzeit arbeiten, um dann als Konsiliararzt ttig sein zu knnen, macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wahrscheinlich nicht einfacher.

    Dr. Dragowsky: Sie mgen zwar das Ge-fhl haben, dass Sie wie ein Hamster in seinem Rad arbeiten. Aber wenn Sie per-snlich etwas von Ihrer Leistung haben, fllt Ihnen das gewiss leichter.

    Prof. Nth: In meinem speziellen Fall ist es ja so: Ich habe sehr viel Zeit in die Forschung investiert, das gibt man nicht einfach so auf. Eine Niederlassung ist nicht das, was ich eigentlich anstre-be. Auch mit einem Chefarzt-Vertrag an einer nicht universitren Klinik msste ich mein wissenschaftliches Interesse einstellen. Eine Kombination aus meiner universitren Arbeit und einer Konsiliar-ttigkeit knnte durchaus eine Alternati-ve sein.

    Vielen Dank fr das Gesprch!

    Interview: Jana Ehrhardt-Joswig

    Jana Ehrhardt-Joswig ist freie Journalistin und Redakteurin der OUMN.

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201322

    Wir sind die Zukunft! Wer sind wir genau? Und was heit eigentlich Zukunft? Wir, das sind alle Weiterbildungsassistenten/-innen zum Facharzt fr Orthopdie und Unfallchirurgie (O und U) sowie junge Fachrzte/-innen fr O und U in Deutsch-land.

    Wie viele wir sind, ist nicht bekannt, da weder die Bundes- noch die Landes-rztekammern ein Register ber die An-zahl der sich im Fach O und U in Weiter-bildung befindlichen Assistenzrzte/-in-nen fhren. Deshalb ist es ein besonderes Bestreben des Jungen Forums der DGOU, diese wichtigen Zahlen in Zukunft zu er-heben.

    Wann beginnt unsere Zukunft genau? Morgen, nchste Woche oder erst in ein paar Jahren? Das ist eine gute Frage Fakt ist jedoch, dass wir die Generation sind, welche das Fach O und U in der Zu-kunft wann auch immer diese genau beginnen wird reprsentieren und mit Leben fllen werden.

    Eine weitere wichtige Frage ist, wer sich fr unsere Zukunft also auch unsere Weiterbildung interessiert? Beim Deut-schen Kongress fr Orthopdie und Un-fallchirurgie im Oktober 2012 in Berlin gab es genau eine berufspolitische Sit-zung zu diesem Themenkomplex (Such-wort: Zukunft), in der ich den Inhalt dieses Artikels prsentiert habe. An die-ser Stelle ein Dankeschn an die beiden Organisatoren und Vorsitzenden, Herrn Professor Niethard und Herrn Professor Rther.

    Bei Eingabe des Suchbegriffes Weiterbil-dung lag die Trefferquote bei genau zwei Sitzungen, organisiert vom Ausschuss Fort- und Weiterbildung der DGOU. Eine weitere Sitzung Der Weg zum Facharzt in O und U wurde vom Jungen Forum der DGOU veranstaltet. Beim weltweit grten deutschsprachigen Kongress fr O und U gab es im Jahr 2012 somit ganze

    vier Sitzungen, die sich mit unserer Zu-kunft sprich Weiterbildung befasst haben. Meiner Meinung nach ist dies symptomatisch fr die aktuelle Situation der sich in Weiterbildung befindlichen Kollegen/-innen. Die Weiterbildung ist ein Mittel zum Zweck, und keiner inte-ressiert sich dafr! Jeder einzelne muss sich im Prinzip selber um seine Weiter-bildung kmmern. Eigentlich sollten jedoch die weiterbildungsermchtigten Kliniken in die Pflicht genommen wer-den und ihrem Weiterbildungsverspre-chen uneingeschrnkt nachkommen. Es muss unser gemeinsames Bestreben sein, die Weiterbildung vor allem die zeit-liche und inhaltliche Struktur zu ver-bessern und dem Bedarf anzupassen. Als Beispiel sei hier kurz das Gttinger Wei-terbildungs-Curriculum zum Facharzt fr O und U erwhnt. Dieses strukturierte Curriculum sieht verschiedene klinische Stationen (Notaufnahme, Intensivstation, Normalstation etc.), Operationen unter-schiedlicher Schwierigkeitsgrade sowie den Besuch spezieller Kurse (FAST-Sono-grafie, Rntgen-Kurs, AO-Operationskur-se, ATLS etc.) zu bestimmten Zeitpunk-ten whrend der Weiterbildung in O und U vor.

    Vielversprechende Zukunftschancen

    Passend fr die Gesamtsituation in Deutschland wre der Spruch Lehrjah-re sind keine Herrenjahre, sind doch die Zukunftschancen im Fach O und U nach erfolgreicher Facharztprfung vielver-sprechend und vor allem vielfltig. Den Fachrzten/-innen in O und U steht eine breite Palette an Ttigkeitsfeldern zur Auswahl: mehr O als U, mehr U als O, O gleich U, konservative und operative Behandlungspfade, Superspezialisierung auf Krperregionen und Eingriffe, Pr-vention und Rehabilitation, muskuloske-lettale Forschung, Niederlassung in eige-ner Praxis oder Klinik, Gutachter wesen und paramedizinische Berufsfelder in der Wirtschaft, Politik und Industrie, um

    nur die hufigsten Beispiele zu nennen. Diese breite Fcherung ist auf der einen Seite eine groe Chance, jedoch birgt zum Beispiel eine frhe Spezialisierung auf bestimmte Krperregionen oder The-rapieverfahren die Gefahr, dass der All-rounder, der zumindest O und/oder U in der gesamten Breite des Faches abdecken kann, in Zukunft droht auszusterben.

    Was muss sich in Zukunft ndern? Ein Lsungsansatz wre eine Facharztweiter-bildung fr O und U oder U und O je nach Kernkompetenz der Weiterbildungsstt-te mit anschlieender Zusatzqualifika-tion in Form der Speziellen Orthop-dischen Chirurgie bzw. der Speziellen Unfallchirurgie.

    Fazit

    Wir die Weiterbildungsassistenten/-innen in O und U mssen zunchst einmal lernen zusammenzuhalten und dieses dann auch tun, Synergien bndeln, um unsere Zukunft gemeinsam zu gestal-ten, und vor allem mssen wir endlich als eine Familie also als O und U denken und diese danach auch werden!

    Dr. Jan Philipp Schttrumpf

    Dr. Jan Philipp Schttrumpf ist Weiterbildungsassistent in Gttingen und Mitglied im Jungen Forum der DGOU. Kontakt: [email protected]

    W E I T E R B I L D U N G

    Wir sind die Zukunft!Unter dieser berschrift sprach Dr. Jan Philipp Schttrumpf im Rahmen der Sitzung Die Zukunft von O und U beim Deutschen Kongress fr Orthopdie und Unfallchirurgie 2012 ber Zukunftsaussichten im Fach O und U. Nachfolgend ein Auszug aus seinem Vortrag.

  • 23Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februar 2013

    Was macht fr Sie die EFOST aus?

    Dr. Gernot Felmet: Die EFOST ist ein eu-ropischer Schmelztiegel von Verbnden, dessen Infrastruktur in den letzten Jah-ren gut vorangekommen ist und weiter ausgebaut wird. EFOST ist ein kollegiales Team mit Freundschaftsgeist, in dem das Motto Alle fr einen Einer fr alle ge-lebt wird. Selten habe ich das so intensiv und ber Grenzen hinweg erlebt alle Achtung. Das ist auch der Grund, warum ich dabei sein mchte.

    Welche Instrumente haben Sie?

    Die Inhalte der EFOST werden allen zu-gnglich gemacht wissenschaftliche Diskussionsinhalte und Empfehlungen. Dies geschieht ber Newsletter und ber unser wissenschaftliches Journal M.L.T.J. Muscles, Ligaments and Tendons Jour-nal (www.mltj.org). Die besten Botschaf-ter sind die Mitglieder selbst. In ihre me-

    dizinische Arbeit vor Ort fliet das Wis-sen ein, das im gemeinsamen Austausch ber EFOST gewonnen wurde. Wichtig ist auch, dass wir fr junge Kolleginnen und Kollegen Fellowships anbieten. Alle zwei Jahre fhren wir unseren eigenen Kongress durch in 2012 fand er in Lon-don statt; dazwischen sind wir mit ei-nem eigenen Slot jedes Jahr beim EFORT-Kongress etabliert, der im vergangenen Jahr in Berlin stattfand. Auf anderen Kon-gressen, die fr unser Gebiet relevant sind, sind wir mit Vortragsreihen ver-treten, die dann mit unter dem Label der EFOST laufen.

    Wie ist ein solches Projekt ber Landesgrenzen hinweg zu organisieren? Gibt es in den Mitgliedslndern gleiche Strukturen?

    In den Mitgliedslndern gibt es nicht gleiche, aber hnliche Strukturen. Ge-nau das ist das Spannende und Heraus-

    fordernde an unserem europischen Zusammenschluss der EFOST, der ber derzeit 18 Mitgliedsstaaten verfgt. Wir haben durch den internationalen Aus-tausch bereits viel fr die Standards in der Sporttraumatologie in Europa fr den Spitzen-, aber auch den Breitensport er-reicht. Ich formuliere es so: Das Wissen ist fr alle Experten verfgbar, aber die Umsetzung muss sich an den nationa-len Gegebenheiten orientieren. Das gibt Raum fr kreative Lsungen. Bedenken Sie, dass wir Mitgliedstaaten aus Osteu-ropa haben, die sich in einem enormen Aufholprozess befinden. In Polen wird in diesem Jahr die Orthopdie 100 Jahre alt. Dort wird die Hochleistungsmedizin gerade immer strker privatisiert, gleich-zeitig ist aber auch die Breitenversorgung deutlich besser geworden.

    Ein anderes Beispiel Trkei oder Grie-chenland. Beide Lnder haben interes-sante Anstze gerade unter dem Aspekt,

    EFOS T

    Wo Europa auch zusammenwchstDr. Gernot Felmet ist zum Vizeprsidenten des europischen Dachverbandes der Sporttraumatologen EFOST (European Federation of National Associations of Orthopaedic Sports Traumatology) gewhlt wor-den. Ein Grund, mit ihm ber die Sporttraumatologie, aber vor allem ber Europa zu sprechen. Gernot Felmet ist niedergelassener Orthopde und rztlicher Leiter der Artico Sportklinik in Villingen-Schwen-ningen/Schwarzwald.

    Das EFOST-Prsidium: Gernot Felmet, Vice President, Nicola Maffuli, President, und Francois Kelberine, Past-President (v.l.n.r.)

    Foto

    : EFO

    ST

  • Aus unserem Fach

    Orthopdie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Februrar 201324

    dass dort die finanziellen Ressourcen nicht gro sind. Ein Beispiel anderer Natur sind die Franzosen: Hier wird eine exzellente Sporttraumatologie be-trieben, die aber wenig ber die eige-nen Landesgrenzen hinaus bekannt war weil sie berwiegend in Franzsisch publiziert wird. Die Italiener sind ang-loamerikanisch ausgerichtet brigens auch mit einer starken deutschen Orien-tierung. Sie sehen, Europa ist spannend und kommt zunehmend zusammen. brigens, das wird verwundern: In den meisten Lndern sind sportmedizinische Leistungen teils erheblich teurer als bei uns.

    Wie lange werden Sie jetzt im Prsidium des EFOST engagiert sein?

    Fr insgesamt sechs Jahre im Prsidium erst Vize, dann Prsident und schlielich zwei weitere Jahre als Past-Prsident; als Vize heit das Einarbeitung und persn-licher Kontaktausbau zu den nationalen und internationalen Verbnden. In die-sem Jahr sind an Kongressen besonders der EFORT-Kongress in Istanbul vom 5. bis 8. Juni und die Feiern zum 100-jh-rigen Bestehen der Orthopdie in Polen in Pozna vom 20. bis 22. Juni und auch der ISAKOS Kongress in Toronto zu nen-nen. Innerverbandlich fhren wir vier bis sechs Prsidiumstreffen durch mit Telefonkonferenzen sind es mehr. Es gibt einen stndigen Dialog ber das Internet. Unsere erste Zusammenkunft in 2013 wird im Januar in Frankfurt stattfinden.

    Welche medizinischen Schwerpunkte setzt die EFOST in der Sporttrauma-tologie?

    Themen sind immer neben der prim-ren kurativen wie operativen Versorgung auch die Rehabilitation und Prventi-on. So sind zum Beispiel unter diesem Aspekt Trainingsinhalte zu definieren. Wichtig ist aber auch die Rehabilitation mit berfhren in das sportartspezifi-sche Aufbautraining, bei dem dann auch ein Teil von Prvention wieder eine Rolle spielt. Mir persnlich ist das operative Feld der Gelenkchirurgie in der tglichen Auseinandersetzung sehr vertraut: Me-niskuschirurgie, Kreuzbandchirurgie, in der ich eine eigene fremdmaterialfreie Methode entwickelt habe, Knorpelver-sorgung, Management von Kapsel-Band-Verletzungen der groen Gelenke. Gera-de die subtile Analyse der Verletzungs-

    muster hilft auch, die Prvention besser werden zu lassen.

    Und dies wollen Sie dann in eigene Leitlinien umsetzen?

    Eines meiner Ziele ist, Empfehlungen und Leitlinien weiter zu entwickeln. Wir haben erst krzlich eine Klausurtagung einer internationalen Expertenrunde zu sporttraumatologischen Fragen gehabt, um Leitlinien zu aktualisieren. Hier wol-len wir auch knftig weiter Akzente set-zen.

    Welche Sportarten sind denn bei der EFOST vertreten?

    Vertreten sind bei uns alle Sportarten, seltsamerweise weniger das Reiten, ob-wohl das auch sehr unfalltrchtig ist. Fuball nimmt wohl mit Abstand den meisten Raum ein.

    Wenn Sie jetzt von Europa zurck nach Deutschland schauen ...

    Wir drfen stolz hierzulande sein, in ei-ner solchen Breite und Hochwertigkeit arbeiten zu knnen. Dies ist keineswegs nur auf das Segment der Sportmedizin bezogen, sondern auch auf die gesamte Breitenversorgung der Bevlkerung. Wir drfen uns als rzte im Allgemeinen und Orthopden und Unfallchirurgen im Spe-ziellen weder von der Politik noch an-deren Mitspielern im Gesundheitssystem in eine Ecke drngen lassen, in die wir nicht hineingehren. Hier wrde allen der Blick ber den deutschen Tellerrand hinaus gut tun: Selbst an Orten im rela-

    tiv reichen Europa sind Unterschiede zu uns vorhanden, sodass man das hier Er-reichte nicht leichtfertig schlecht reden darf! Unser Handeln muss sich auf den Leistungserhalt unseres Gesundheitssys-tems konzentrieren. Dass es finanzierbar ist, zeigen 2,4 Milliarden berschuss der Krankenkassen allein im ersten Halbjahr 2012. Tr