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Landesamt für Archäologie Sachsen Dresden, Oktober 2003 Inventarisation/GIS, Dr. R.Göldner e-mail: [email protected] web: www.archsax.sachsen.de/projekte/gis/index.html 1 „Open GIS“ in der Archäologie? Von der Anwendung modernster GIS-Technologien im Landesamt für Archäologie Sachsen Als Landesamt für Archäologie sind wir vielleicht kein typischer GIS-Anwender. Und doch profitieren wir mit dem „Dokumentations- und Informationssystem Archäologie“ (DIA) seit 1994 von dieser Technologie, die wir mit Hilfe von SICAD-Komponenten bei uns implementiert haben. Anfangs ging es dabei „nur“ um die Dokumentati- on und effektive Recherche der ca. 14.000 bekannten archäologischen Denkmal- flächen in Sachsen. Deren Kenntnis und schnelle Ver- fügbarkeit war während des Baubooms Mitte der 90er Jahre für die archäo- logische Denkmalpflege entscheidend. Im Laufe der Zeit hat sich die Datenba- sis enorm verbreitert und das DIA dient längst als universelle Datenbasis für alle archäologischen Aktivi- täten unseres Hauses. Neben der ständigen Aktu- alisierung der Denkmalflä- chen werden z.B. auch die Grabungen und die Luft- bildprospektionen erfasst. Eine Vielzahl von Recherche- und Kartierungsmöglichkeiten steht für die Auswertung der Daten bereit. Ne- ben dem Druck großformatiger Denkmalkarten sei hier nur noch die Erzeugung von Geodaten, z.B. zur Ein- arbeitung in Flächennutzungspläne, und die Erstellung thematischer Kartierungen für wissenschaftliche Ar- beiten genannt. Ein Informationssystem lebt von seinen Daten. Das sind bei uns natürlich in erster Linie die archäologischen Fachdaten. Fast ebenso wichtig sind aber die Geobasisdaten, also die topographischen Karten bzw. das ATKIS des Landesvermessungsamtes. Aber auch die Verschneidung mit Fachdaten anderer Anbieter kann interessant sein. Diese Geodaten werden an verschiedensten Stellen erzeugt und gepflegt. Um sie nutzen zu können, war es bisher meist notwendig, diese Daten zu „beschaffen", in ein vom eigenen System lesba- res Format zu konvertieren und lokal vorzuhalten. Vor allem das Problem der Konvertierung führte tenden- ziell dazu, dass jeder alle Daten lokal verfügbar hielt und aktualisierte, was mit großem Aufwand verbunden war. Zur Lösung dieses Problems setzten sich die großen GIS-Anbieter, so auch SICAD, im Open-GIS- Consortium (OGC) zusammen, um eine einheitliche internettaugliche Geodatenschnittstelle zu definieren, welche es dem Anwender erlaubt, Geodaten von verschiedenen Internetquellen unterschiedlicher Hersteller zu laden und zu kombinieren. Die Beschreibung dieses Geodatenformats bzw. der entsprechenden Daten- quelle bildet die Web Mapping Specification (WMS). Als bei uns im Jahr 2000 im Rahmen der Erneuerung des GIS auch die Frage der Clients auf dem Tisch lag, ergriffen wir die Chance und entschieden uns für die SICAD-Internet-Suite, eine Realisierung der Web Map- ping Specification des OGC 1 . 1 Das Open Gis Consortium (OGC) ist ein Verbund von GIS-Herstellern und GIS-Anwendern, der mit seiner Web Mapping Specification (WMS) ein einheitliches internettaugliches Geodatenformat definiert hat. Dieses erlaubt es dem Anwender, Geodaten von verschiede- nen Internetquellen unterschiedlicher Hersteller zu laden und zu kombinieren.

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Page 1: „Open GIS“ in der Archäologie? - archaeologie.sachsen.de · Title „Open GIS“ in der Archäologie? Author: Dr. R.Göldner Subject: Von der Anwendung modernster GIS-Technologien

Landesamt für Archäologie Sachsen Dresden, Oktober 2003 Inventarisation/GIS, Dr. R.Göldner

e-mail: [email protected] web: www.archsax.sachsen.de/projekte/gis/index.html 1

„Open GIS“ in der Archäologie? Von der Anwendung modernster GIS-Technologien im Landesamt für Archäologie Sachsen Als Landesamt für Archäologie sind wir vielleicht kein typischer GIS-Anwender. Und doch profitieren wir mit dem „Dokumentations- und Informationssystem Archäologie“ (DIA) seit 1994 von dieser Technologie, die wir mit Hilfe von SICAD-Komponenten bei uns implementiert haben. Anfangs ging es dabei „nur“ um die Dokumentati-on und effektive Recherche der ca. 14.000 bekannten archäologischen Denkmal-flächen in Sachsen. Deren Kenntnis und schnelle Ver-fügbarkeit war während des Baubooms Mitte der 90er Jahre für die archäo-logische Denkmalpflege entscheidend. Im Laufe der Zeit hat sich die Datenba-sis enorm verbreitert und das DIA dient längst als universelle Datenbasis für alle archäologischen Aktivi-täten unseres Hauses. Neben der ständigen Aktu-alisierung der Denkmalflä-chen werden z.B. auch die Grabungen und die Luft-bildprospektionen erfasst.

Eine Vielzahl von Recherche- und Kartierungsmöglichkeiten steht für die Auswertung der Daten bereit. Ne-ben dem Druck großformatiger Denkmalkarten sei hier nur noch die Erzeugung von Geodaten, z.B. zur Ein-arbeitung in Flächennutzungspläne, und die Erstellung thematischer Kartierungen für wissenschaftliche Ar-beiten genannt. Ein Informationssystem lebt von seinen Daten. Das sind bei uns natürlich in erster Linie die archäologischen Fachdaten. Fast ebenso wichtig sind aber die Geobasisdaten, also die topographischen Karten bzw. das ATKIS des Landesvermessungsamtes. Aber auch die Verschneidung mit Fachdaten anderer Anbieter kann interessant sein. Diese Geodaten werden an verschiedensten Stellen erzeugt und gepflegt. Um sie nutzen zu können, war es bisher meist notwendig, diese Daten zu „beschaffen", in ein vom eigenen System lesba-res Format zu konvertieren und lokal vorzuhalten. Vor allem das Problem der Konvertierung führte tenden-ziell dazu, dass jeder alle Daten lokal verfügbar hielt und aktualisierte, was mit großem Aufwand verbunden war. Zur Lösung dieses Problems setzten sich die großen GIS-Anbieter, so auch SICAD, im Open-GIS-Consortium (OGC) zusammen, um eine einheitliche internettaugliche Geodatenschnittstelle zu definieren, welche es dem Anwender erlaubt, Geodaten von verschiedenen Internetquellen unterschiedlicher Hersteller zu laden und zu kombinieren. Die Beschreibung dieses Geodatenformats bzw. der entsprechenden Daten-quelle bildet die Web Mapping Specification (WMS). Als bei uns im Jahr 2000 im Rahmen der Erneuerung des GIS auch die Frage der Clients auf dem Tisch lag, ergriffen wir die Chance und entschieden uns für die SICAD-Internet-Suite, eine Realisierung der Web Map-ping Specification des OGC1.

1 Das Open Gis Consortium (OGC) ist ein Verbund von GIS-Herstellern und GIS-Anwendern, der mit seiner Web Mapping Specification (WMS) ein einheitliches internettaugliches Geodatenformat definiert hat. Dieses erlaubt es dem Anwender, Geodaten von verschiede-nen Internetquellen unterschiedlicher Hersteller zu laden und zu kombinieren.

Page 2: „Open GIS“ in der Archäologie? - archaeologie.sachsen.de · Title „Open GIS“ in der Archäologie? Author: Dr. R.Göldner Subject: Von der Anwendung modernster GIS-Technologien

Landesamt für Archäologie Sachsen Dresden, Oktober 2003 Inventarisation/GIS, Dr. R.Göldner

e-mail: [email protected] web: www.archsax.sachsen.de/projekte/gis/index.html 2

Die Vorteile liegen klar auf der Hand, auch wenn in der ersten Phase nur eigene Datenquellen genutzt wer-den: • direkter Online-Zugriff auf die Geodaten (höchste Aktualität) • zentrale Administration und Konfiguration der Datenquellen (geringerer Aufwand) • zentrale Bereitstellung der Web Mapping Clients über das Intranet (geringerer Aufwand) • Einstieg in die standardisierte OGC-WMS-Technologie (Offenheit) • Möglichkeit der Ankopplung anderer OGC-WMS-konformer Datenquellen (Variabilität) Nach der Systemumstellung und einer anschließenden umfassenden Entwicklungsphase steht seit Sommer 2002 das DIA-WebMapping-Tool zur Online-Recherche im Bestand unserer archäologischen Aktivitätsstel-len für alle Mitarbeiter unseres Landesamts zur Verfügung.

Damit ist ein flexibler und ebenengesteuerter Zugriff auf archäologische Fachda-ten und Geobasisdaten möglich. Zu den archäolo-gischen Aktivitätsstellen sind Sachinformationen verfügbar. Die Recherche-ergebnisse können ausge-druckt oder digital über-nommen werden (Beleg-ausdruck als HTML/JPEG oder in hoher Qualität als PDF-Datei). Natürlich sind die eingebundenen Daten-quellen OGC-WMS-konform.

Seit Mai 2003 steht uns nun auch, vorerst test-weise, eine OGC-Quelle des Landesver-messungsamtes Sach-sen mit Geobasisdaten zur Verfügung. Vor kur-zem gelang es uns, diese Datenquelle mit unserer OGC-Quelle zu überlagern und in einem gemeinsamen WebMapping-Prototyp darzustellen (im Beispiel sind das die Ebene „Orthophoto" des Ver-messungsamtes und die Ebene „Archäologie-Denkmale" des Lan-desamts für Archäolo-gie). Damit ist die prinzipielle Funktionsfähigkeit unseres konzeptionellen Ansatzes auch praktisch nachgewiesen. Aktuelle Geobasisdaten werden wir zukünftig auf diesem Wege beziehen, ohne Aufwand für ständige Daten-importe und Laufendhaltung. Aber auch der Weg zur gemeinsamen Bereitstellung von Fachdaten für die Landesbehörden ist damit geebnet. Und damit profitieren wir wieder einmal von einer innovativen Technolo-gie und sind damit wohl doch ein typischer GIS-Anwender. R. Göldner