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3-4 2015

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Fachzeitschrift der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Für die Praxis

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exklusiv inklusiv inklusiver Dokumentation: Inklusionsprojekt "Under Construc-tion"

Behinderung ist keine Eigenschaft, sondern ein soziales Phänomen. Menschen werden aufgrund von körperlichen, kognitiven oder psychi-schen Beeinträchtigungen in ihrem Alltag behindert. Inklusion, nach der seit 2009 in Deutschland geltenden UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, fordert sowohl institutionelle Verän-derungen als auch einen Wandel im individuellen und kollektiven Be-wusstsein der Bevölkerung mit dem Ziel der gleichberechtigten Teilha-be von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen und kultu-rellen Leben. Für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen konsta-tiert der 12. Kinder- und Jugendbericht – neben jungen Menschen mit weiteren sozialen Differenzierungsmerkmalen – erschwerte Entwick-lungsbedingungen. Für die Kinder- und Jugendhilfe ergibt sich daraus eine „mehrdimensionale Neuorientierung“ entlang konkreter politischer und pädagogischer Herausforderungen. Inklusionsperspektiven in der Kinder-, Jugend-, und Jugendsozialarbeit sollten im Projekt „Under Construction“ entlang der konkreten Lebensbedingungen und Interes-sen junger Menschen entworfen werden.

15 Projekte kreuz und quer durch NRW wurden von den 5 NRW-Jugendarbeitsträgergruppen ("G5") geplant und durchgeführt. Begleitet wurden diese Projekte von Fortbildungsmodulen für die Mitarbeiter. Es gab vielfältige Ideen unterschiedliche Motivationen und Methoden. Nun, nach einem Jahr Projektzeit wurde Rückschau gehalten. Diese Rück-schau, in Form einer ausführlichen Dokumentation kann eine Hilfe für diejenigen Einrichtungen sein, die beabsichtigen, ihre eigene Arbeit inklusiver zu gestalten.

Unzureichende Kenntnisse über verschiedene Möglichkeiten sowie Unwissenheit und Unsicherheit bezüglich des Umgangs mit Behinde-rung bzw. Beeinträchtigung stehen oftmals der hohen Bereitschaft gegenüber, Inklusionsbestrebungen umzusetzen. Diese Erfahrungswer-te können jedoch nur durch das eigene Erleben sowie den Austausch mit anderen Trägern vermittelt werden. Ausgangslage für das gemein-same Projekt der G5-Träger ist die Überzeugung, dass die bestehende Praxis das Potenzial birgt, die gesamte Fläche der Kinder-, Jugend- und Jugendsozialarbeit unter Berücksichtigung der jeweiligen Spezifika weiterzuentwickeln und inklusiver zu gestalten.

Das Projekt trägt den Titel „Under Construction“, durch den darauf hingewiesen wird, dass sich Inklusion in der Kinder-, Jugend- und Jugendsozialarbeit in einem Umbau- und Weiterentwicklungsprozess befindet. Inhalte des Projekts waren die Entwicklung und Umsetzung inklusiver Praxisprojekte im Bereich der Kinder-, Jugend- und Jugend-sozialarbeit sowie die Durchführung eines darauf zugeschnittenen begleitenden Fortbildungs- und Qualifizierungsprozesses. Die (Weiter-) Entwicklung inklusiver Praxis wurde dabei als umfassender Prozess verstanden: Zum einen übernahmen die Mitgliedsorganisationen und –verbände der G5-Träger der Kinder-, Jugend und Jugendsozialarbeit Verantwortung für die Durchführung neuer inklusiver Praxisprojekte.

Zum anderen nahmen ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter der G5-Träger, die in den Praxisprojekten tätig gewesen sind, an speziell konzipierten Qualifizierungsmodulen teil. Ziel war der Erwerb der erforderlichen besonderen Kompetenzen und Fer-tigkeiten sowie die Sensibilisierung für inklusive Kinder-, und Jugend-sozialarbeit.

Die Dokumentation stellt die Fortbildungsmodule und die vielfältigen inklusiven Einzelprojekte vor und gewährt damit spannende Einbli-

cke in die konkrete Projektpraxis. Die Berichte der Einzelprojekte liefern dabei eine ehrliche Darstellung der Projektumsetzung.

Die Dokumentation besteht aus drei Teilen:

der Gesamtdokumentation, der Dokumentation in Leichter Sprache, dem Dokumentationsfilm.

Die umfangreiche Dokumentation kann bei der AGOT-NRW bestellt werden. Bitte sen-den Sie dazu eine kurze Mail mit Adressda-

ten an [email protected].

Die beiden Texte sind auch online unter http://tinyurl.com/mf7dbdt erhältlich.

Den Film können Sie sich (bei Gelegenheit) ansehen unter https://www.youtube.com/watch?v=rslXbMUlUwQ&feature=youtu.be

AGOT-NRW, März 2015

Neues Wettbewerbskonzept Deutscher Engagementpreis

"Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir die Anerkennung und Wertschätzung für das Engagement der vielen Menschen in unserem Land stärken. Mit der Neuausrichtung des Preises wollen wir das be-stehende Engagement in seiner Vielfalt noch sichtbarer machen", erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig.

Um zu zeigen, wie wichtig die Anerkennungskultur für freiwilliges Enga-gement ist, sind die PreisträgerInnen bereits bestehender regionaler wie überregionaler Engagement- und BürgerInnenpreise ab diesem Jahr automatisch für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Rund 500 verschiedene Auszeichnungen gibt es für die 23 Millionen bürger-schaftlich Engagierten in Deutschland. Förderer des Deutschen Enga-gementpreises ist neben dem Bundesfamilienministerium und dem Generali Zukunftsfonds auch die Deutsche Fernsehlotterie.

Der Deutsche Engagementpreis wird 2015 in folgenden fünf Kategorien verliehen:

Chancen schaffen Grenzen überwinden Leben bewahren Generationen verbinden Demokratie stärken

Was ist neu? Erstmalig sind die Kategorien mit jeweils 5.000 € dotiert. Alle AusrichterInnen von BürgerInnen- und Engage-mentpreisen erhalten eine Einladung, ihre PreisträgerInnen ins "Ren-nen" um den Deutschen Engagementpreis zu schicken. Eine Bewer-bung ist also nicht möglich. Eine ExpertInnenjury bestimmt im Septem-ber die GewinnerInnen der fünf Kategorien. Alle anderen Einreichungen stehen ab dem 15. September für sechs Wochen zur öffentlichen Onli-ne - Abstimmung über den mit 10.000 € dotierten Publikumspreis. Die Bekanntgabe aller PreisträgerInnen findet im Rahmen einer festlichen Preisverleihung am 8. Dezember 2015 in Berlin statt.

Auf der Webseite des Engagementpreises sind in einer neuen Daten-bank alle Auszeichnungen für bürgerschaftliches Engagement anhand verschiedener Kriterien recherchierbar. Das Onlineportal des Deut-schen Engagementpreises berichtet von aktuellen Projekten und Initia-tiven engagierter Menschen, Organisationen, Verwaltungen und Unter-nehmen, die sich vorbildlich für das Gemeinwohl einsetzen.

Weitere Informationen unter www.deutscher-engagementpreis.de

BMFSFJ, 31.3.2015

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"Die Katholische Kirche gegen sich!" Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Die Deutsche Bischofskonferenz hat in diesem Jahr einen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgeschrieben, mit dem sie das Engagement von Einzelnen, Gruppen, Initiativen und Organisa-tionen fördern will, die sich gegen men-schenverach-tendes Handeln einsetzen und sich für Ver-ständigung und respektvolles Miteinander stark machen. Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 € dotiert und kann auf bis zu drei PreisträgerInnen aufgeteilt werden.

Mit dem Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus will die Deutsche Bischofskonferenz noch einmal ein deutliches Zei-chen setzen. Dieser Preis soll das Engagement von Katholiken würdi-gen, die sich aus dem Glauben heraus gegen diese Ideologien einset-zen und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unter-schiedlicher Herkunft eintreten. Er soll auch dazu beitragen, KatholikIn-nen zu weiterem Einsatz zu ermutigen und dazu anregen, neue Projek-te und Initiativen ins Leben zu rufen.

Bewerbungsschluss ist bereits am 30.4.2015.

Nähere Informationen unter: http://tinyurl.com/lhenv6u

"together niederrhein" Modellprojekt abgeschlossen

Besondere Angebote der Jugendarbeit für lesbische und schwule Jugendliche sind auch im ländlich geprägten Raum notwendig und erfolgreich umsetzbar, so das zentrale Ergebnis des dreijähri-gen Modellprojektes „together nieder-rhein“.

Welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen zu Erfolgen führten, was nicht so gut lief und vorerst schwierig bleibt sowie weitere wichtige (auch für

andere ländliche Regionen übertragbare) Erfahrungen, sind im Ab-schlussbericht (PDF, 1 MB) zusammengefasst. Er ist zu finden unter:

http://gerne-anders.de/abschlussbericht-together-niederrhein/

together e.V., 24.3.2015

Jugendpolitik verbessern Politik erklärender Animationsclip In 2 Minuten alles erfahren, um Politik machen zu können: Das Projekt Ichmache>Politik sorgt dafür, dass die Interessen und Meinungen junger Menschen berücksichtigt werden, wenn in der Bundespolitik über eine Demografiestrategie nachgedacht wird.

Mit Ichmache>Politik haben junge Menschen die Chance, die Themen-setzung der AG "Jugend gestaltet Zukunft" im Rahmen der Demogra-fiestrategie zu beeinflussen. So können junge PolitikmacherInnen an der Entwicklung der Demografiestrategie der Bundesregierung mitwir-ken und Einfluss auf Bundespolitik nehmen. Um auch und vor allem den ländlichen Raum zu erreichen, werden regionale Aktivitäten vor Ort unterstützt, durchgeführt und gefördert.

Der bundesweite Prozess zielt darauf ab, eine Jugendpolitik zu gestal-ten, die sich an den Belangen und Interessen junger Menschen orien-tiert. Ichmache>Politik sichert ab, dass Jugendpolitik nicht ohne Ju-gendliche gestaltet wird und deren Sichtweisen und Positionen in den Prozess einfließen.

Alle zwischen 12 und 27 Jahren können teilnehmen. Egal, ob einzeln oder als Gruppe. Alle interessierten jungen Menschen haben Zeit, sich auf ihre Art und Weise vor Ort in einem selbst gewählten Setting mit den Themen der Demografiestrategie zu beschäftigen und hierzu Posi-tionen und Vorschläge zu entwickeln. Die Ergebnisse ihrer Auseinan-dersetzung teilen sie über ein "ePartool" von Ichmache>Politik online mit.

Das Projektbüro von Ichmache>Politik fasst die gesammelten Beiträge zusammen und sorgt dann dafür, dass die Positionen in die Diskussio-nen und Debatten der AG "Jugend gestaltet Zukunft" einfließen und sie ein Feedback von den Fachleuten dazu erhalten.

Die Ergebnisse der Beteiligungsrunde fließen in den bundesweiten Dialogprozess zur Entwicklung einer Demografiestrategie ein. Von den politische EntscheidungsträgerInnen und Fachleuten wird es im An-schluss an eine Beteiligungsrunde ein Feedback geben, was mit den jungen Positionen passiert und wo sie wirken.

Ein Clip erklärt anschaulich, wie Ichmache>Politik funktioniert und wie die Ideen und Forderungen junger Menschen mithilfe des ePartools in den Dialogprozess über eine Demografiestrategie der Bundesregierung eingebracht werden können.

Clip und weitere Informationen zum Projekt sind zu finden auf www.ichmache-politik.de

DBJR, 26.3.2015

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Für die Praxis

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"Für das Quartier aktiv werden!" Vorankündigung: Projektaufruf

Voraussichtlich Anfang Mai wird das Ministerium für Arbeit, Integra-tion und Soziales den Aufruf „NRW hält zusammen … für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ veröffentlichen. Es geht um die Finan-zierung von Modellprojekten und -maßnahmen zur Verbesserung der

Teilhabechancen von Kindern, Jugendli-chen und ihren Familien in benachteilig-

ten Quartieren.

Antragsberechtigt sind – neben Gemeinden und Kreisen – auch Träger der Freien Wohlfahrtspflege sowie weitere Akteure, die für das Quartier aktiv sind, darunter Kirchengemeinden, Jugendzentren usw. in eigener Verantwortung. In Kooperationsverbünden zwischen Gemeinden und den Trägern vor Ort sollen Analysen und Handlungsstrategien entwi-ckelt werden.

Gefördert werden Maßnahmen, Projekte etc. aus folgenden Bereichen:

Sozialplanung und Familienarmut

Projekte/Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabechancen

Projekte/Maßnahmen zur Sensibilisierung, Beteiligung und fachli-chen Qualifizierung

Das Quartier – mein Zuhause

Es können Sach-, Personal- und investive Kosten gefördert werden. Die Förderhöchstgrenze beträgt pro Kreis bzw. pro kreisfreie Gemeinde 75.000 € für das Jahr 2015. Nicht in Anspruch genommene Mittel erhö-hen das Kontingent für die antragstellenden Gebietskörperschaften. Die Förderung von Projekten ist bis zum Jahresende 2016 möglich. Hierfür können je Kreis bzw. je kreisfreier Gemeinde bis zu 75.000 € zusätzlich für das Jahr 2016 in Anspruch genommen werden, soweit entspre-chende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen.

Alle Details unter: www.nrw-hält-zusammen.nrw.de/

Dank+Wertschätzung+praktischer Nutzen NRW-App zur Ehrenamtskarte

Ministerin Ute Schäfer hat Anfang März eine App als Ergänzung zur Ehrenamtskarte Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Die InhaberInnen der Ehrenamtskarte NRW können damit mehr als 3.300 Angebote in kom-munalen Einrichtungen sowie bei öffentlichen und privaten AnbieterIn-nen in NRW nutzen. Diese Vergünstigungen lassen sich jetzt mit Hilfe der App Ehrensache.NRW mobil aufrufen und noch leichter finden. "Wir wollen den Menschen, die sich intensiv ehrenamtlich engagieren etwas zurückgeben. Die Ehrenamtskarte - nun zusammen mit der App - ist ein Zeichen der Anerkennung. Sie verbindet Dank und Wertschät-zung mit einem praktischen Nutzen", erklärte Schäfer. Gerade heutzu-tage sei es für die Inhaber der Ehrenamtskarte wichtig, die vielfältigen Angebote überall und schnell auf ihren Mobilgeräten einsehen zu kön-nen. Auf diese Weise können sie noch besser von den Vergünstigun-gen profitieren.

Die App erläutert das jeweilige Angebot und stellt Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibungen zur Verfügung. Die Angebote werden in den Kategorien Freizeit & Sport, Kultur & Veranstaltung, Banken & Versi-cherungen, Bildung, Gastronomie sowie Einzelhandel & Dienstleistun-gen unterschieden. Die App ist für Smartphones und Tablets in der Android-Version geeignet und kann kostenlos über den Google Play Store abgerufen werden. In Kürze wird die App dann auch für die iOS-Version zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ehrensache.nrw.de

MFKJKS, 9.3.2015

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Hintergründe

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Gesundheitsförderung und Prävention Gesetzesentwurf

Der Deutsche Bundestag beriet Ende März den Entwurf eines Geset-zes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention in erster Lesung. In diesem sollen auch Maßnahmen für Kindertagesein-richtungen, Schulen und Betriebe so festgelegt sein, dass die Gesund-heit unterstützt und Krankheiten vermieden werden.

Hierzu erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: "Ziel ist, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen. Deshalb müssen wir die Umgebung, in der wir leben, lernen und arbeiten, so gestalten, dass sie die Gesundheit unterstützt – in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Mit dem Präventionsgesetz gehen wir jetzt einen wichtigen Schritt hin zu mehr Gesundheitsförderung. Dazu gehört auch, den Impfschutz zu verbessern. In den parlamentari-schen Beratungen zum Präventionsgesetz müssen alle Möglichkeiten auf den Tisch, die dazu beitragen, dass mehr Kinder und Erwachsene gegen gefährliche Infektionskrankheiten geschützt sind. Wir brauchen eine offene Debatte ohne Scheuklappen. Denn wer leichtfertig eine Impfung ablehnt, gefährdet auch die, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können."

Das Präventionsgesetz stärkt die Grundlagen dafür, dass die Sozial-versicherungsträger gemeinsam mit Ländern und Kommunen Präventi-on und Gesundheitsförderung für alle Altersgruppen und in allen Le-bensbereichen gestalten können. Denn Prävention und Gesundheitsför-derung müssen dort stattfinden, wo Menschen einen großen Teil ihrer Zeit verbringen, z.B. in Kindertageseinrichtungen, Schulen, Betrieben und stationären Pflegeeinrichtungen. Zudem werden betriebliche Ge-sundheitsförderung und Arbeitsschutz enger verknüpft und die Früher-kennungsuntersuchungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiterentwickelt. Zudem werden wichtige Maßnahmen ergriffen, um Impflücken in allen Altersstufen zu schließen.

Die wichtigsten Inhalte des Präventionsgesetzes: Der Gesetzentwurf setzt auf die zielgerichtete Zusammenarbeit der

Akteure in der Prävention und Gesundheitsförderung: Neben der gesetzlichen Krankenversicherung sollen auch die gesetzliche Ren-tenversicherung und die gesetzliche Unfallversicherung sowie die Soziale Pflegeversicherung eingebunden werden.

In einer Nationalen Präventionskonferenz legen Sozialversiche-rungsträger unter Beteiligung von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Bundesagentur für Arbeit und der Sozialpartner gemein-same Ziele fest und verständigen sich auf ein gemeinsames Vor-gehen. Dadurch sollen die vielfältigen Ansätze gebündelt und ab-gestimmt bei den Menschen vor Ort ankommen.

Die Unternehmen der privaten Kranken- und Pflegeversicherung sollen sich ebenfalls finanziell beteiligen. Damit können sie die Pro-zesse in der Nationalen Präventionskonferenz als gleichwertige Mitglieder mitgestalten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung der Gesundheitsförde-rung und Prävention im Betrieb: Durch mehr Leistungen der Kran-kenkassen, eine verbesserte Beratung sowie eine engere Verknüp-fung mit dem Arbeitsschutz sollen deutlich mehr Beschäftigte mit Präventionsangeboten erreicht werden.

Die bestehenden Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchun-gen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden weiterentwi-ckelt. Künftig soll ein stärkeres Augenmerk auf individuelle Belas-tungen und auf Risikofaktoren für das Entstehen von Krankheiten gelegt werden, die durch zielgerichtete Maßnahmen beseitigt oder vermindert werden können.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit vom 20.03.2015

"Zu viel Internet macht einsam!" Ergebnisse einer medizinischen Studie

Isoliert, unkommunikativ oder gereizt – laut einer aktuellen Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin der Universitätsmedizin Mainz beeinflusst intensiver Konsum von Onlinespielen und -sexangeboten die Bindungsfähigkeit von Jugendlichen.

Sind Jugendliche über sechs Stunden täglich online, egal ob über Mobiltelefon oder Computer, fällt es Jugendlichen schwerer, Beziehun-gen zu Gleichaltrigen aufzubauen. Die detaillierten Ergebnisse der Studie stellen Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des Deut-schen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, die am 26. März in Berlin stattfindet.

Allein im abgedunkelten Zimmer, Tag und Nacht vor dem Computer, keine Freunde in der wirklichen Welt – viele Eltern machen sich Sor-gen, dass ihr Kind in einem Teufelskreis aus Internetsucht und Einsam-keit landet. Gehen echte Beziehungen zwischen sozialen Netzwerken wie Facebook und Onlinespielen wie World of Warcraft verloren, wo doch der Aufbau von Freundschaften zu den wichtigsten Entwicklungs-aufgaben des Jugendalters gehört? Dieser Frage ist jüngst ein For-scherteam um Professor Dr. med. Manfred Beutel, Direktor der Main-zer Klinik mit einer Befragung von rund 2.400 Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren in Rheinland-Pfalz nachgegangen.

Eines der zentralen Ergebnisse lautet: "Jugendliche, die häufig Ange-bote von Onlinespielen und Sexportalen nutzen, haben eine schlechte-re Bindung zu ihren Freunden. Das heißt, sie kommunizieren weniger, vertrauen ihren Freunden nicht so sehr und fühlen sich von anderen stärker entfremdet. All diese Faktoren begünstigen letztlich die soziale Ausgrenzung." Digitale soziale Netzwerke seien hingegen förderlich für die Beziehung und Bindung zu Gleichaltrigen. Allerdings könnten sie zu einem suchtartigen Gebrauch führen, welcher wiederrum die Bindung zu Gleichaltrigen negativ beeinflusst.

3,4% der befragten Jugendlichen nutzen das Internet suchtartig. Das bedeutet: Sie sind mehr als sechs Stunden täglich online, haben keine Kontrolle mehr über Onlinezeiten, geben ihre Interessen auf und erlei-den schädliche persönliche, familiäre oder schulische Konsequenzen aufgrund der vielen Zeit vor dem Computer oder am Handy. 13,8% zeigen zwar keinen suchtartigen, aber dennoch einen exzessiven und "ausufernden" Gebrauch. Mädchen und Jungen sind davon gleicher-maßen betroffen.

Im Hinblick darauf, mit welchen Inhalten sie sich online beschäftigen, unterschieden sich Mädchen und Jungen allerdings: Mädchen nutzen das Internet häufiger für den sozialen Austausch, zur Recherche und zum Online-Shopping, Jungen verbringen mehr Zeit mit Onlinespielen. Professor Beutel, der in seiner Klinik in der Ambulanz für Spielsucht auch betroffene Jugendliche und Eltern behandelt, stellt zudem fest: "Sozial unsichere oder gehemmte Jugendliche wenden sich eher Onli-ne-Aktivitäten zu, die weniger Kontakt und Austausch erfordern." Seine Empfehlung lautet deswegen: "Eltern und Lehrern haben die Aufgabe, Jugendliche sowohl in der Entwicklung ihrer Mediennutzung zu beglei-ten als auch ihren sozialen Umgang zu beachten."

AG der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 3.3.2015

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Hintergründe

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Herausforderung Europa Diskussionspapier der AGJ

Erneut hat sich die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhil-fe – AGJ europäischer Themen angenommen und sich mit den Heraus-forderungen einer stärkeren europäischen Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland auseinandergesetzt.

In den letzten Jahren wurde deutlich, wie sehr die Europäische Union in ihren sozial- und gesellschaftspolitischen Arbeitsfeldern sowohl indirekte als auch direk-te Effekte auf die Le-benslagen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sowie auf das System der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland hat. Die Europäi-sche Union wird dennoch eher als ein abstraktes Gebilde wahrgenom-men, das weit weg von der eigenen Lebensrealität zum Tragen kommt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisensituation der letzten Jahre werden Europa und die Europäische Union oft mit negativ konnotierten Entwicklungen verbunden, deren Ursachen aber nur bedingt auf das Handeln der EU zurückzuführen sind, wie beispielsweise die durch die Wirtschaftskrise begründete zunehmende Jugendarbeits- und Perspek-tivlosigkeit, eine wachsende soziale Kluft zwischen Regionen, National-staaten und innerhalb der Staaten oder die Zunahme des Rechtspopu-lismus sowie die Abkehr von traditionellen Formen politischer Partizipa-tion und die damit verbundene Vertrauenskrise in politische Institutio-nen.

Dabei werden die Vielzahl an Chancen und Innovationen, die die Euro-päische Union durch ihre Regelungen und Instrumente auf allen Ebe-nen – insbesondere auch auf kommunaler Ebene – erzielt, vielerorts nicht unmittelbar miteinander in Verbindung gebracht. So haben die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa, aber auch die in den letzten Jahren zunehmende Integration von kinder- und jugend(hil-fe)politischen Fragestellungen in andere Politikfelder – wie z. B. in die Bereiche der Bildungspolitik, der sozialen Integration, des Sozialschut-zes, der Gesundheit, der Kinderrechte, des Kinderschutzes und nicht zuletzt des Arbeitsmarktes – positive Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland.

Insbesondere für die kommunale Ebene sind Bildung, Förderung und sozialer Ausgleich wichtige Zukunftsthemen. Es ist die kommunale Kin-der- und Jugendhilfe, die junge Menschen von Beginn an individuell för-dert und ihnen und ihren Familien mit bedarfsorientierten Unterstüt-zungs- und Betreuungsangeboten hilft.

In verschiedenen Stellungnahmen und Diskussionspapieren hat die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ bereits europäi-sche Themen benannt, die einer weiteren Auseinandersetzung in der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland bedürfen. Im seit Ende Februar vorliegenden Diskussionspapier "Die europäischen Dimensionen in der Kinder- und Jugendhilfe – Relevanz und Potential europäischer Politik für die Kinder- und Jugendhilfe" geht es um

die Einordnung der auf europäischer Ebene stattfindenden relevan-ten Entwicklungen für den fachlichen Diskurs in der deutschen Kin-der- und Jugendhilfe,

die Einordnung von "Kinder- und Jugend(hilfe)politik im europäi-schen Kontext", insbesondere mit Blick auf die Zuständigkeiten der EU in den für die deutsche Kinder- und Jugendhilfe relevanten Poli-tikfeldern,

eine Einordnung des im europäischen Diskurs benutzten Begrif-fes "Youth Work",

"Der im europäischen Diskurs benutzte Begriff Youth Work ist im deutschen Kontext nicht mit seiner wortwörtlichen Übersetzung Jugendarbeit gleichzusetzen, da er sich auf ein wesentlich breite-res Spektrum sozialer, kultureller und bildungspolitischer Aktivitä-ten bezieht, die über das deutsche Verständnis von Jugendarbeit im Sinne von §§ 11 SGB VIII hinaus gehen. (…)

Youth Work im europäischen Kontext meint "ein breites Spektrum an Aktivitäten sozialer, kultureller, bildungs- oder allgemeinpoliti-scher Art (…), die von und mit jungen Menschen und für diese durchgeführt werden. Diese erstrecken sich zunehmend auch auf Sport- und Leistungsangebote für junge Menschen. (…)

[Youth Work] gehört zum Bereich der außerschulischen Erziehung sowie der zielgruppenorientierten Freizeitbeschäftigungen, die von professionellen oder freiwilligen Jugendbetreuern und Jugendlei-tern durchgeführt werden. Sie wird in unterschiedlicher Weise or-ganisiert (von jugendgeführten Organisationen, Organisationen für die Jugend, informellen Gruppen oder im Rahmen von Jugend-diensten und staatlichen Behörden). [Youth Work] gibt es in ver-schiedenen Formen und Spielarten (beispielsweise offen zugäng-lich, gruppenbasiert, programmbasiert, im Rahmen der Sozialarbeit und separat) und sie wird auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene konzipiert."

die Erläuterung der Relevanz und des Potenzials europäischer Politikansätze und Programme für die deutsche Kinder- und Ju-gendhilfe anhand der unterschiedlichen Wirkungsebenen europäi-scher Politik, insbesondere auch für die kommunale Ebene.

Im Fazit heißt es unter anderem, dass eine Beförderung europäisch ausgerichteter Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe im Sinne der auf-gelisteten europäischen Dimensionen für Kinder, junge Menschen, Fachkräfte und Organisationen einen Mehrwert bringen kann. Die bisherige Praxis zeigt, dass sie für sämtliche Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe relevant sind und die praktische Arbeit vor Ort bereichern können. Diese Ansätze sind weiterzuentwickeln, um eine Engführung und Funktionalisierung zu vermeiden.

Das gesamte Diskussionspapier (PDF-Datei, 245 KB) steht unter www.jugendhilfeportal.de zum Download zur Verfügung.

AGJ, 9.3.2015

(Wieder-)Belebung der Jugendhilfeplanung Ein weiteres Diskussionspapier der AGJ Die Stärkung infrastruktureller Angebote ist eine Forderung nicht nur der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, son-dern auch der Jugend- und Familienministerkonferenz. Eine entspre-chende Erweiterung und Veränderung der kommunalen Angebotspalet-te im Sinne der anhaltenden Debatten unter der Überschrift "Weiter-entwicklung und Steuerung der Hilfen zur Erziehung" wird nur dann gelingen, wenn vor Ort neben der Einzelfallsteuerung auch die Jugend-hilfeplanung als fallübergreifendes, konzeptionelles Steuerungsinstru-ment entsprechend etabliert ist. Erst über eine partizipative Jugendhil-feplanung, die Kinder, Jugendliche und ihre Familien einbezieht, kann eine flexible, bedarfsgerechte Infrastruktur für junge Menschen und ihre Familien gesichert und das Jugendamt zum strategischen Zentrum werden.

In diesem Sinne soll das AGJ-Diskussionspapier die zentrale Bedeu-tung der Jugendhilfeplanung befördern, mit der die Einzelfallhilfen sowie die Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe zielgruppenbezogen und bedarfsgerecht weiterentwickelt und qualifiziert werden können.

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Die gesetzlichen Vorschriften in den §§ 79, 80 SGB VIII sind eine gute Grundlage, sodass sich der Blick auf die Praxis richtet. Die bloße For-derung, der Jugendhilfeplanung vor Ort mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen zu schenken, dürfte allerdings zu kurz greifen. Im vorlie-genden Diskussionspapier werden daher mögliche Umsetzungshinder-nisse benannt, die in der Praxis eine Qualifizierung der Jugendhilfepla-nung und damit die Entwicklung und Planung von Angeboten erschwe-ren, die an Lebenswelten von jungen Menschen mit ihren Familien und ihren (spezifischen) Bedürfnissen anknüpfen. Hieraus werden konkrete Entwicklungsperspektiven bzw. entsprechende Weiterentwicklungser-fordernisse für eine gelingende Jugendhilfeplanung formuliert.

Das gesamte Diskussionspapier (PDF-Datei, 92 KB) steht zum Down-load zur Verfügung unter www.jugendhilfeportal.de.

AGJ, 11.3.2015

Schlafstörung, Angstzustände, Herzrasen Neues Factsheet klärt über Energy Drinks auf

Energy Drinks versprechen Fun und Leistungsfähigkeit. Die Auswahl ist beachtlich. Energy Drinks sind überall und jederzeit zu kaufen. Doch was ist in diesen Getränken drin, was bewirken sie? Ein neues Facts-heet von Sucht Schweiz klärt darüber auf. Hauptbestandteile einer 250ml-Dose sind Koffein (rund 80 mg, was ungefähr zwei Tassen Espresso entspricht), 25-30 Gramm Zucker (entspricht 6-9 Würfeln), Taurin (das unter anderem für die schnellere Aufnahme des Zuckers sorgt) und Vitamin B.

Kritisch ist der übermäßige Konsum, so die Faustregel. Zu viel Koffein (mehr als 400 mg pro Tag) kann zu Schlafstörungen, Angstzuständen und Herzrasen führen. Insbesondere Jugendliche sollten am Tag nicht mehr als 100 mg Koffein zu sich nehmen. Eine einzige Dose "Monster" (500 ml) enthält aber bereits 160 mg. "Das Risiko besteht, dass sie als Aufputschmittel einen festen Platz im Alltag bekommen, so dass in Leistungssituationen "automatisch" zu Energy Drinks gegriffen wird, weil es ohne vermeintlich nicht mehr geht", erklärt Präventionsexpertin Louisa Sayad von Sucht Schweiz. "Sie können jedoch weder ein Früh-stück ersetzen noch ein Schlafmanko beheben."

Auffallend ist auch der hohe Zuckergehalt der Energy Drinks. Die emp-fohlene Höchstmenge von nicht mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag wird bereits mit dem Konsum von zwei Dosen Energy Drinks überschrit-ten. Eine zu hohe Zuckerzufuhr kann zu Diabetes und Übergewicht führen. Wie bei allen Süßgetränken kann der Zucker schließlich bei den Zähnen Spuren hinterlassen. Die Drinks enthalten auch viel Säure, welche wiederum den Zahnschmelz angreift.

Besonders heikel ist die Mischung von Energy Drinks mit Alkohol: Der Zucker kaschiert die Wirkung des Alkohols, was rasch zu übermäßigem Alkoholkonsum führen kann. Gleichzeitig putscht das Koffein der Ener-gy Drinks auf und täuscht ebenfalls über den Alkohol hinweg. Konzent-ration und Reaktion bleiben auf der Strecke; die Risikobereitschaft steigt.

Das Factsheet kann gratis heruntergeladen werden unter http://shop.addictionsuisse.ch/de/150-factsheets.

BAG Jugendschutz, 5.3.2015

Sehr Offen! Leitlinien für Schulsozialarbeit Mit der Broschüre „Leitlinien für Schulsozialarbeit“ richtet sich der Kooperationsverbund Schulsozial-arbeit an MitarbeiterInnen der Schulsozialarbeit, Lehrkräfte und Schulleitungen sowie Träger und Verbände des Schulwesens und der Jugendhilfe.

Die Broschüre soll zur Stärkung des Handlungsfeldes Schulsozialarbeit beitragen und Sicherheit in der Benennung von Leitlinien und Stan-dards dieser sozialpädagogischen Arbeit im Bereich der Schule geben. Darüber hinaus leisten die Leitlinien einen Beitrag zur Verstetigung und Weiterentwicklung von Schulsozialarbeit und zur Verbesserung ihrer Qualität im jeweiligen Lern- und Lebensraum Schule. Insofern bieten sie einen Rahmen und eine Orientierung für das Handlungsfeld und seine vielfältigen Akteure. Das Selbstverständnis der Leitlinien gründet auf dem Recht eines jeden jungen Menschen auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit (§ 1 SGB VIII Kinder- und Ju-gendhilfegesetz).

Als Grundsätze der Schulsozialarbeit nennt die Broschüre folgende (der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bekannten) Prinzipien:

Diversität, Inklusion und Chancengleichheit

Prävention

Vertraulichkeit

Freiwilligkeit

Ganzheitlichkeit

Partizipation

Lebensweltbezug

Niedrigschwelligkeit

Leistungsanerkennung (jedoch ohne Bewertung)

Das 20-seitige Heft steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter: www.gew.de/Leitlinien_fuer_Schulsozialarbeit.html

GEW, 27.1.2015

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Jugendliche sind offener … … gegenüber Vielfalt als Erwachsene

Jugendliche in Deutschland (16 bis 25 Jahre alt) legen mit Bezug auf Muslime einen offeneren und demokratischeren Umgang mit Vielfalt und Diversität an den Tag als Erwachsene, da sie bereits in kulturell, religiös und demografisch pluraleren Strukturen aufgewachsen sind und Vielfalt ein selbstverständlicher Teil ihres Alltages ist. Das zeigt eine repräsentative Studie mit dem Titel „Deutsch-land postmigrantisch 2 – Einstellungen von Jugendlichen und jungen Erwach-senen in Deutschland zu Religion, Gesellschaft und Identität “, die an der Humboldt-Universität zu Berlin im Berliner Institut für empirische Integ-rations- und Migrationsforschung (BIM) mit über 1.104 Befragten zwischen 16 – 25 Jahren durchgeführt wurde.

Die 16 bis 25-Jährigen haben häufiger Kontakt zu Muslimen als die Erwachsenen, die älter als 25 Jahre sind – nur 8% der Jugendlichen haben gar keinen Kontakt zu Muslimen. Bei älteren Erwachsenen liegt die Zahl jener ohne Kontakt zu Muslimen bei ca. 22%. Die 16 bis 25-Jährigen ziehen ihr Wissen über Muslime hauptsächlich aus nichtmedi-alen Wissensquellen – also aus der Schule und aus persönlichem Kontakt. Das Fernsehen wird nur von 28,2% von Jugendlichen als Wissensquelle angegeben, während die Zahl bei über 25 Jährigen bei 46,3% liegt. Trotzdem finden immer noch deutlich über die Hälfte der 16 bis 25-Jährigen, dass sie nicht viel über Muslime wissen (61,4%). Die Ausweitung des Wissens zum stark konflikthaft diskutierten The-menfeld Islam und Muslime in Deutschland sollte unter dem Aspekt Vielfalt und Diversität, Demokratie, Gleichheit und Minderheitenrechte auch von den Medien stärker als Auftrag angenommen werden.

Eigenschaften, die von Jugendlichen mit Deutschland verbunden wer-den, sind sowohl von Sekundärtugenden, wie Pflichtbewusstsein und Strebsamkeit, aber zunehmend auch von sozialen Werten wie Solidar-gemeinschaft und politischen Werten wie Demokratie bestimmt. Patrio-tismus und emotionale Verbundenheit sind auch bei Jugendlichen hoch, aber nationale Symbolik ist weniger wichtig als bei Erwachsenen. Aber auch die Außenwahrnehmung, als Deutsche oder Deutscher gesehen zu werden, spielt bei Jugendlichen eine weitaus geringere Rolle als bei Erwachsenen.

Nicht nur die abstrakte Anerkennung gegenüber Muslimen ist bei Ju-gendlichen höher als bei Erwachsenen. Tatsächlich erweisen sich Jugendliche als große Unterstützer in konkreten Sachfragen. Eine Mehrheit spricht sich gegen ein Verbot von Beschneidungen von Jun-gen aus. Rund 70% von ihnen sprechen sich für einen islamischen Religionsunterricht aus, ebenso viele lehnen Einschränkungen beim Bau sichtbarer Moscheen ab und befürworten ein Recht für muslimi-sche Lehrerinnen, ein Kopftuch zu tragen - unter denjenigen, die selbst noch Schülerinnen und Schüler sind, sprechen sich sogar mehr als drei Viertel gegen ein Kopftuchverbot aus. Offenbar ist für die jüngere Ge-neration das Kopftuch kein fremdes oder angsterregendes Zeichen, sondern schlichtweg ein religiöses Symbol, welches zum Glauben eines anderen Individuums dazugehört. Damit votiert – mit Ausnahme des islamischen Religionsunterrichts – stets ein signifikant höherer Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Anerkennung von religiösen Rechten als bei den älteren Erwachsenen. Diese stim-men zu 64% für ein Beschneidungsverbot, zu 52% für ein Kopftuch-

verbot für Lehrerinnen und zu 44% für die Einschränkung des Mo-scheebaus.

"Nachdem das Bundesverfassungsgericht die Kopftuchverbote gekippt hat, erwartet uns nun eine sehr spannende Debatte

darüber, wie die Landesgesetzgeber die Entscheidung umsetzen wer-den. Solche Debatten zeichnen die postmigrantische Gesellschaft aus. Hier geht es eben nicht nur um 'ein Stück Stoff'. Hier wird Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit ausgehandelt. Es wird darüber verhandelt, wie Deutschland sich verändert, jetzt wo es zu einem Einwanderungsland geworden ist, ob der Islam dazugehört und was das bedeutet.

Solche Debatten sind jedoch immer der Gefahr ausgesetzt, dass sich eine Polarisierung entlang der Aushandlung von Minderheitenrechten ergibt. Daher bieten auch die vorliegenden empirischen Ergebnisse wichtige Hinweise für die Politik: Über 70% der Jugendlichen und jeder zweite Erwachsene in Deutschland finden, dass muslimische Lehrerin-nen das Recht haben sollten, im Unterricht ein Kopftuch zu tragen. Offenbar ist für die deutsche Gesellschaft und besonders für die jünge-re Generation das Kopftuch kein fremdes oder angsterregendes Zei-chen, sondern schlichtweg ein religiöses Symbol, welches zum Glau-ben eines anderen Individuums dazugehört. Wir können also empirisch von einer großen Offenheit ausgehen, auf die das Urteil trifft", so Naika Foroutan, Sozialwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität.

Die komplette Studie und der Methodenbericht sind hier abrufbar: www.bim.hu-berlin.de/de/deutschland-postmigrantisch-2

BIM, 13.3.2015

Mauern in den Köpfen einreißen Das Projekt SPEECHLESS IN EUROPE

Die Verständigung in Europa ist oft schwierig. Manchmal unmöglich. Aber weil wir nun mal auf Austausch angewiesen sind, brauchen wir – auch – andere Formen als Worte. Willkommen bei SPEECHLESS IN EUROPE, einem Projekt der gemeinnützigen Gesellschaft EURO-SOC#DIGITAL in Berlin. Sprachlos in Europa unterwegs zu sein, das macht den interessierten Beobachter der Szene zunächst natürlich selbst sprachlos, denn wenn irgendwo wirklich viel gesprochen wird, dann doch wohl in Europa.

Und genau da liegt das Problem – beziehungsweise für SPEECHLESS IN EUOPE die Lösung. „Wir wollen, dass sich junge Leute in allen

Ländern Europas miteinander verständigen können, damit wir auch Schichten erreichen, die mit den Idealen nicht so viel am Hut haben“, sagt die Projektko-ordinatorin Leoni Beckmann. Bisher erreichen die vielen Jugendprojekte einen hohen

Prozentsatz von „elitäre“ Gruppen, die über Erasmus+ Erfahrungen sammeln und Beziehungen knüpfen. Das zumindest ist die These, die dem Projekt zugrunde liegt. Deshalb: Wollen wir die Europa-Muffel, die Randgruppen und die Bildungsfernen erreichen, verzichten wir doch „einfach“ auf Sprache.

Der Ansatz nonverbaler Kommunikation in Europa ist neu, zumindest dann, wenn er nicht auf Gehörlose abzielt. Und deshalb ist er auch revolutionär. Gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Partnern aus vier Ländern hat EUROSOC#DIGITAL ein Konzept entwickelt, das emotio-nal belegte Kommunikationsmethoden in den Mittelpunkt der neuen Jugendverständigung stellt. Videos, Theater, Tanz, Fotografie, Graffiti, Rap … alles ist möglich, um Gleichaltrige egal wo in Europa auf sich aufmerksam zu machen, um den Bann zu brechen, um Mauern in den Köpfen einzureißen.

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Hintergründe

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„Guck mal, da ist ein Jugendlicher in Paris, der geht nach der Schule genauso gerne skaten wie Du!“ So stellt Leonie Beckmann ein Beispiel dar, mit dem bei ihrem System der erste Kontakt zustande kommt.

Zu sehen ist der Pariser Skater u.a. auf der Website www.speechlessineurope.org. Die Plattform selbst wird über Liquid

Democracy in Berlin aufgebaut – so wie alle Materialien übrigens auf open-source-Basis erstellt und erhältlich sind.

Zunächst wollen die vier Europa-Partner aus

Deutschland, Italien, Ungarn und Frankreich Fachkräfte sensibilisieren und Schulen ansprechen. EUROSOC#DIGITAL hat durch viele Plan-spiele und andere Europa-Projekte schon ausreichend Kontakte in die Szenen, so dass die Seminare sicherlich rasch gut belegt sind. Die Lehrer, Jugendsozialarbeiter und anderen Experten leiten dann zuhau-se in ihren Einrichtungen die ersten Anläufe ein. Dazu zählen in der so genannten Telling-Phase Videos, Songs, Fotogalerien und ähnliche Auftritte, die das Interesse beim Partner im Ausland wecken sollen. In der zweiten Runde – der Retelling-Phase – antworten Projektgruppen mit eigenen Antworten. Man entdeckt Gemeinsamkeiten, bewertet sich gegenseitig und kommt in Kontakt. Freundschaften und Interessen-gruppen entstehen, SPEECHLESS IN EUROPE nennt sie „Buddies“.

„Wir haben viel Erfahrung in Planspielen und Arbeit in Schulen, in denen das Thema Europa im Mittelpunkt steht. Das ist hier gar nicht der Fall.“ Es geht um die Jugendlichen, um die Freude an den Gemein-samkeiten. Um die Entdeckung der Tatsache, dass Europäer sich in vielen Dingen viel ähnlicher sind, als junge Menschen das oft denken. „Es braucht noch nicht mal Interesse an der Institution Europa, um an dem Projekt teilzunehmen“, erklärt Leonie Beckmann.

Die besten Videos und Präsentationen werden später im Rahmen einer Abschlusspräsentation bei Storytelling-Festival in Rom im Mai 2016 prämiert. Es lebe der Wettbewerb, von dem bekannt ist, dass er neue Fantasien weckt und Kreativität freisetzt. „Wir sind wirklich nicht elitär angelegt“, betont Leonie Beckmann noch einmal. Aber vielleicht ist gerade die Idee der sprachlosen Kommunikation in der europäischen Polyphonie ein ganz besonders extravaganter Ansatz, um Menschen für das zu begeistern, was Europa auch in der Bildungsarbeit ausma-chen sollte: Die Menschen in Europa.

JUGEND für Europa, 19.3.2015

IARC Alterskennzeichen für Online-Spiele und Apps

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) gab Mitte März bekannt, dass sie als Mitgründerin der International Age Rating Coali-tion (IARC) gemeinsam mit anderen offiziellen Institutionen auf der ganzen Welt Alterskennzeichen nun auch für Online-Spiele und alle anderen Arten von Apps vergibt. IARC ist eine bislang nie dagewesene internationale Kooperation, die erstmals regional eigenständige Ju-gendschutzbewertungen innerhalb eines einheitlichen globalen Sys-tems für Millionen von Apps ermöglicht. Manuela Schwesig, Bundes-ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, begrüßt die Initia-tive: "Mit IARC berücksichtigt ein internationales System zur Altersein-stufung von Apps auch deutsche Standards: Die Mitwirkung der USK ermöglicht es, dass der Jugendschutz bei Spielen auf DVDs und in den App-Stores nach vergleichbaren Prinzipien funktioniert. Eltern haben so

die Chance, auch auf den Smartphones und Tablets für ihre Kinder Spiele und Apps anhand der bekannten Altersstufen auszuwählen."

Das IARC-System umfasst die Alterskennzeichen der USK (Deutsch-land), PEGI (Europa), ESRB (Nordamerika), Classification Board (Aust-ralia) und ClassInd (Brasilien). Die länderspezifischen kulturellen Nor-men und lokalen Kriterien werden dabei berücksichtigt. Zudem werden die Nutzer durch zusätzliche Inhaltsdeskriptoren informiert. Als erste Plattformen haben sich Google Play Store und Firefox Marketplace dem System angeschlossen.

Mehr Informationen, Infografiken und Videos unter www.usk.de/iarc und www.globalratings.com

Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), 17.3.2015

"Phantasie fürs Leben" Leitbild Jugendkunstschule beschlossen

Nach gut 30 Jahren Verbands- und fast 50 Jahren Einrichtungsge-schichte hat sich der Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrich-tungen (bjke) e.V. mit einem Positionspapier „Phantasie fürs Leben“, das die Qualitätsmerk-male des Einrichtungstyps programmatisch bündelt, erst-mals ein bundeseinheitliches Leitbild gegeben.

Drei Gründe geben aus Sicht des bjke Anlass zur Profilschärfung der bundesweit 400 Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrich-tungen:

1. Die aktuelle Hochkonjunktur kultureller Bildungsprojekte hat zu einer Unübersichtlichkeit in der Einrichtungs- und Angebotsland-schaft geführt.

2. Die unterschiedlichen Landesentwicklungen sollen durch ein abge-stimmtes, bundeseinheitliches Profil eine stärkere konzeptionelle und auch förderrechtliche Dynamik entfalten.

3. Die Kooperationskultur in den durch die Ganztagsschule veränder-ten Bildungslandschaften braucht qualitativ hochwertige und identi-fizierbare BildungspartnerInnen.

Das Leitbild kann auf www.bjke.de abgerufen werden.

bjke, 31.3.2015

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Hintergründe

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Das wichtigste Medium: Fernsehen KIM-Studie 2014 zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger

Die Verbreitung von Tablet-PCs ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, aufgrund der intuitiv bedienbaren Oberfläche wird oft auch die Nutzung der Geräte durch Kinder diskutiert. Laut Ergebnissen der aktuellen KIM-Studie ist die Nutzung eines Tablets jedoch nur für eine Minderheit der deutschen Kinder eine Option: Ein Tablet-PC ist in 19% der Haushalte mit Kindern zwischen sechs und 13 Jahren vorhanden (2012: 12%), nur 2% der Kinder dieser Altersgruppe besitzen selbst ein Tablet (2012: 1%). Betrachtet man nur diejenigen Kinder, die zuhause ein Tablet zur Verfügung haben, so nutzt die Hälfte das Gerät regelmä-ßig zum Spielen, gut jeder Dritte sieht darauf Fotos oder Videos an oder surft im Internet. Dies sind Ergebnisse der KIM-Studie 2014 "Kin-der + Medien, Computer + Internet"), die Ende Februar veröffentlicht wurden.

Insgesamt 63% der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen zumindest selten das Internet, dieser Anteil hat sich seit der letzten Erhebung der KIM-Studie 2012 nur marginal um einen Prozentpunkt erhöht. Angestiegen ist jedoch die Häufigkeit der Nutzung: Zählen Kinder zu den Nutzern des Internets, dann surfen 40% jeden oder fast jeden Tag im Netz (2012: 36 %, 2010: 26 %), 44% sind ein- oder mehrmals pro Woche online und 16% zählen zu eher sporadischen Nutzern (weniger als einmal pro Woche). Während Mädchen und Jungen bei der täglichen Nutzung so gut wie keine Unterschiede aufweisen, sind die Jüngeren zu einem deutlich geringeren Anteil vertreten (6-7 Jahre: 15 %, 8-9 Jahre: 18 %, 10-11 Jahre: 38 %, 12-13 Jahre: 60 %).

Trotz der wachsenden Bedeutung des Internets ist das Fernsehen für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren das wichtigste Medium. 61% wählen das Fernsehen als das Medium, auf das sie am wenigsten verzichten können. Nur ein Viertel der Kinder entscheidet sich für Com-puter und Internet. Und auch bei der täglichen Nutzung ist das Fernse-hen Spitzenreiter: 79% der Kinder schauen täglich fern, das Internet nutzt nur jeder Vierte jeden oder fast jeden Tag.

Die Studienreihe KIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsver-bund Südwest (mpfs) seit 1999 durchführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland ab. Für die KIM-Studie 2014 wurden rund 1.200 Kinder und deren HaupterzieherInnen im Frühsommer 2014 zu ihrem Mediennutzungs-verhalten befragt.

Download unter http://mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf14/KIM14.pdf

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 25.2.2015

"Mission Osterei" Eine Entdeckungsgeschichte

"Seltsam die Deutschen! Sie haben ein Fest für Eier." Jedes Jahr zu Ostern ging uns (Muslimen) dieser Gedanke mindestens einmal durch den Kopf, seitdem ich denken kann. Nicht, dass wir "Andersgläubigen" keinen Gefallen daran gehabt hätten, ganz im Gegenteil: Mein Bruder und ich waren von Ostern begeistert. So ein Schokoladen-Ei musste unbedingt gefeiert werden!

Wir hatten zwar den Dreh mit dem Hasen noch nicht ganz raus, aber solange der auch aus Schokolade bestand, war alles in Ordnung. So pusteten wir Jahr für Jahr Eier aus, bemalten diese ohne sie aufzu-hängen, aßen jede Menge Schokoladen-Eier und waren dem lieben Gott sehr dankbar, dass er den Deutschen das Ei geschenkt hat. Auch wenn wir es ihm schon etwas übel nahmen, warum er nicht uns das heilige Ei geschickt hatte.

So vergingen viele Jahre, denn die Möglichkeit, die wahre Geschichte des Ostereis zu erfahren, war für uns muslimische Kinder eher selten. Die meisten von uns nahmen nicht am christlichen Religionsunterricht in der Grundschule teil und Religionsunterricht für Nichtchristen wurde nicht angeboten. Also war die Chance für unsere Aufklärung gleich Null.

Als ich das erste Mal überhaupt über die Bedeutung von Gründonners-tag nachdachte, war viel Zeit vergangen. Dazu kam die Neugierde, welchen tieferen Sinn der Karfreitag verbirgt. Kein Deutscher und keine Deutsche kann sich vorstellen, aus wie vielen Wolken ich fiel, als ich die ganze Geschichte über Ostern, vom Verrat bis zur Auferstehung, erfuhr!! Meine Betroffenheit war sehr groß und ich schämte mich wegen den hunderten Schokoladen-Eiern, die mein Bruder und ich bisher, wenn auch sehr ehrfürchtig, jedoch unwissend verschlungen hatten.

Heute habe ich selber zwei Kinder und organisiere Bildungs-veranstaltungen für Kinder und Jugendliche bei der PariSozial in Solin-gen, u.a. zur Bedeutung des Osterfestes. Es ist ganz leicht zu vermit-teln, dass der Frühling und das Ei für neues Leben und die Auferste-hung stehen. Dass für Christen der Karfreitag ein Tag voller Trauer ist und Ostern als Auferstehung Festtage sind, an denen wir alle gemein-sam nicht arbeiten oder zur Schule gehen müssen. Es ist eigentlich gar nicht schwer zu verstehen. Also waren die Deutschen doch nicht so seltsam, wie wir lange Jahre dachten!

P.S.: Welche Rolle der Osterhase spielt, habe ich allerdings immer noch nicht raus!

Nurten Kilic, in info 1/2015 des Paritätischen Jugendwerkes NRW

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Aus der Praxis

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Weiterhin zauberhaft Zirkus Fantastello mit neuem Zirkusprogramm

Ende Februar feierte der Zirkus Fantastello des Jugendbegeg-nungszentrum Liebfrauen die eindrucksvolle Premiere seines neuen Zirkusprogramms „Die zauberhafte Welt der Emelie“. Mit einem Feuer-werk aus Akrobatik, Einrad, Jonglage, Fakir Kunst, Clownerie und Magie begeisterten die 36 ArtistInnen im Alter von 7 bis 24 Jahren die ZuschauerInnen und nahmen sie mit auf eine zweistündige Reise durch die „Traumwelt Fantastello“.

In dem neuen Programm erzählt der Zirkus Fantastello die Geschichte des Mädchens Emelie, das sich von der Last des Alltags erdrückt fühlt und durch ihr Tagebuch in eine Traumwelt springt. Hier wird sie von den InselbewohnerInnen einer Pirateninsel freundlich empfangen und mit auf eine abenteuerliche Reise genommen, die ihr wieder Kraft gibt.

Neben den inszenierten Zirkuselementen konnten die jungen Artisten auch durch selbst produzierte Songs glänzen, die in Zusammenarbeit mit dem Tonstübchen Arnsberg aufgenommen wurden. Die in wo-chenlanger Vorbereitungszeit entstandenen Bühnenbilder und die besondere Lichtperformance unterstrichen das anspruchsvolle Pro-gramm.

Beide Vorstellungen waren komplett ausverkauft und wurden am Ende mit langanhaltendem Applaus von den ZuschauerInnen honoriert.

Bei der gelungenen Premiere wurden außerdem die langjährigen eh-renamtlichen Mitarbeiter des Zirkus, Norbert Plaßwilm, Christina Leisse-Dielitz und Brigitte Bermel-Bertmann feierlich verabschiedet. Sie hatten in den vergangenen 25 Jahren den Zirkus Fantastello we-sentlich mit gestaltet.

Das Zepter haben nun die Jugendlichen aus dem Zirkus selbst übernommen. Han-na Radischewski, Helena Steinfeldt, Sven Kasischke, Helena Radischewski, Carla Kröhnert, Lara Steinfeldt und Buket Özmen leiten nun zusammen mit Petra Fromm und Peter Radischewski die Geschicke des Zirkus.

Ausgebildet wurde das junge ehrenamtli-che Zirkusteam durch eine einjährige Zirkusjugendleiterausbildung im Zirkus und Artistik Zentrum (ZAK) in Köln. Die nächsten Jugendlichen stehen schon in den Startlöchern, um die Ausbildung im August 2015 zu beginnen. „Finanziert wird die Ausbildung, die mit einer Lehrprobe und einem Zertifikat abschließt, durch unseren Freundes- und Förderkreis, “freut sich JBZ Leiter Peter Radischewski. Denn

damit ist die Arbeit im Zirkus für die kommende Zeit gesichert.

Der Zirkus Fantastello freut sich nun auf weitere Aufführungen mit dem aktuellen Programm. Pünktlich zur Premiere hat der Zirkus übrigens auch seine erste CD veröffentlicht. Mit dem Verkauf wird unter anderem die anstehende Zirkustournee in den Herbstferien finanziert.

Peter Radischewski, 4.3.2015

Tauschparty Aktion im Kinder- und Jugendzentrum

Die Herstellung eines T-Shirts verbraucht im Durchschnitt 5 kg CO2, die einer Hose 15 kg, eines Paar Schuhes 60 kg und eines Smartpho-nes sogar 80 kg. Dies macht man sich im Alltag und auf diversen Shoppingtouren nicht wirklich bewusst und somit auch nicht, was das eigene Konsumverhalten mit dem Klimawandel zu tun hat und dass man vielleicht selber doch mehr zum Umweltschutz beitragen kann, als man so meint.

Damit dies sich ändert, beteiligte sich das Kinder- und Jugendzent-rum - KiJu - am St. Georgs-Pfad, Neheim, im Rahmen einer Tausch-party an der Jugendaktion „Basta, wir brechen die Flut“ von Misereor und dem BDKJ.

Es muss gar nicht alles immer neu gekauft sein, um chic und aktuell gekleidet zu sein, Spiele machen auch noch Spaß, wenn sie schon vorher jemand anderem gehört haben und auch Bücher, CD`s und Co sind Second Hand nicht schlechter als neue.

Daher lud das KiJu-Team Ende März alle Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern dazu ein, ihre Schränke zu Hause durchzustöbern und mit den "Fundsachen" zu einer Tauschparty ins KiJu zu kommen. So kamen eine Vielzahl gut erhaltener Dinge (Kleidung, Spiele, Bücher, CD`s,…) zum Vorschein, die dann im KiJu ihren besonderen Marktwert erhielten. Es handelte sich hierbei wirklich nur um ein reines Tauschge-schäft, nicht um einen Trödelmarkt, da so neben einer Menge Energie auch noch jeder viel Geld sparen konnte.

Nicht eingespart wurde natürlich das Angebot von Kaffee und Kuchen als Stärkung aller tauschfreudigen Menschen. Von dem Verkaufser-lös unterstützt das KiJu ihr Patenkind in Uganda.

Hilka Scherf-Theißen, 9.3.2015

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Aus der Praxis

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Überwältigt von … … einer Welle der Hilfsbereitschaft in Finnentrop

Regelrecht überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft zeigte sich jetzt das Team des kinder-jugend-&kulturhauses der St. Nepomuk Gemeinde in Finnentrop. Im Rahmen der Themenwoche „Kinder helfen Kindern“ zur aktuellen Flüchtlingsthematik hatte das kjkhaus zu Kleider- und Spielzeugspenden aufgerufen. Insgesamt konnten über 6 Tische und mehrere Kisten mit Waren in die gewissenhaften Hände der zwei Vertreterinnen der Caritas Kleiderkammer, Frau Kleine und Frau Beck, übergeben werden. Die Spenden wurden von Kindern, die einzelne Dinge bei sich zuhause aussortiert und zur Verfügung gestellt haben, über Einzelpersonen, die Spiele gespendet haben und von Eltern, die gleich kistenweise Materialien mitgebracht haben, erbracht.

Im Rahmen der Themenwoche wurden die Kinder zudem über das Buch „Akim rennt“ für die Flüchtlingsthematik sensibilisiert, sie malten Bilder zum Thema und in 2 Ordnern wurden lokale und überregionale Presseartikel zur Flüchtlingsthematik gesammelt und besprochen. Am Ende der Aktionstage wurden internationale Gerichte mit den Kindern zubereitet, wofür sich Eltern bereiterklärt haben.

Die Aktionswoche ist erfolgreich abgeschlossen, das Engagement des kjkhauses für Flüchtlinge geht jedoch nachhaltig weiter. Es besteht enger Kontakt zu den ortsansässigen Schulen, um die Kinder und Jugendlichen auch ins Freizeitleben zu integrieren. Das kjkhaus ist Teil des neu gegründeten „Netzwerkes Integration“ der Gemeinde Finnentrop und wirkt im Arbeitskreis „Freizeit“ mit, der sich im kjkhaus trifft.

Michael Hunold, 28.2.2015

Improvisation ist Trumpf HiP-Kindertheaterprojekt

Ein Theaterstück, in dem die Mitwirkenden spielen können, wozu sie Lust haben: Diese Idee hat zehn Kindern im Alter von 9 bis 13 Jahren so gut gefallen, dass sie sich gleich für das Theaterprojekt "Meine Geschichte", ein Ferienangebot des Kinder- und Jugendzentrums HiP, Bonn-Beul, angemeldet haben.

Das vom Landesprogramm Kulturrucksack NRW geförderte Projekt lief während der Osterferien über insgesamt acht Vormittage und wurde am 11. April im Pfarrheim St. Josef "ur"aufgeführt.

Facebookeintrag der Einrichtung

Rund um die Uhr Ein Tag in Rösrath - aus jugendlicher Sicht

Jugendliche haben in einem Filmprojekt festgehalten, wie sie den 29. November 2013 erlebt haben. In 60 Minuten haben die jungen Ama-teurfilmer ein Stadt-Porträt von Rösrath aus ihrer Sicht geschaffen. Die Katholische Jugendfreizeitstätte "juze", Rösrath, rief dieses Filmprojekt ins Leben, Teammitglieder zwischen 12 und 23 Jahren sichteten das eingereichte Filmmaterial, wählten Szenen aus und unterlegten sie mit Musik. Filmproduzent René Werner und das juze unterstützten sie, das Land NRW förderte das Projekt finanziell.

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete am 25.2. ausführlich über das Filmprojekt. Siehe: http://tinyurl.com/khlp3ny

Der Film kann angesehen werden unter: https://www.youtube.com/ watch?v=fJoUtIbhyp0.

Facebookeintrag der Einrichtung

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So sieht es innerhalb einer Arche aus, jedenfalls in Duisburg

Und so sieht eine (digitale) Ansicht dersel-ben Arche von außen aus:

Der (interne) Link des Monats http://www.arche-duisburg.de/index.php

O-Ton "total gefreut" ("Total gefreut!")

"ich habe gehörlose

getroffen.

Ich habe sie in gebärdensprache angesprochen und sie haben sich total gefreut!"

Aussage eines Teilnehmers aus dem Gebärdenkurs für Jugendliche im Bugs Jugendcafé, Köln

Aus Megaphon wurde Megafon Neues Jugendzentrum der KJA LRO

Über 150 BesucherInnen ließen es sich Mitte Februar nicht nehmen, einen ersten Blick ins neue Burscheider Megafon zu nehmen. Bürger-meister Stefan Caplan überreichte einen symbolischen Schlüssel an den neuen Einrichtungsleiter Marc Munz. Caplan bedankte sich bei den vielen UnterstützerInnen, die diese Einrichtung ermöglicht haben.

Die Stadt Burscheid als Eigentümer der Immobilie hatte die Einrichtung des Foyers, der Küche, der Werkstatt und in Teilen auch des Veranstal-tungssaals fertiggestellt. Das Tonstudio wird derzeit noch eingerichtet.

Der Geschäftsführer der Katholischen Jugendagentur Leverkusen, Rhein-Berg, Oberberg, Thomas Droege, betonte die Absicht, das Megafon als Ort der Offenheit und der Begegnung zu etablieren. Das kurzweilige Rahmenprogramm zur Eröffnung wurde präsentiert von SchülerInnen der Burscheider Hauptschule.

Marc Munz, der übrigens nicht nur Sozialpädagoge sondern auch ausgebildeter Tontechniker ist, ist neuer Leiter der Einrichtung und freut sich auf seine Aufgabe. Zunächst steht der offene Café-Bereich der Einrichtung im Vordergrund, von hier aus soll nach und nach mit den jugendlichen BesucherInnen auch der Veranstaltungsbereich geplant werden. Zudem kommt ein beachtliches Workshopangebot mit Töpfer-, Musik-, Koch- und weiteren Angeboten.

Das pädagogische Konzept des Kinder- und Jugendzentrums sieht - nach eigenen Worten - vor, "offen, tolerant und ressourcenorientiert mit den jungen Menschen zu arbeiten. Wir lenken unseren Blick nicht auf die Defizite, sondern sind bestrebt, den Kindern und Ju-gendlichen durch regelmäßige Ansprache, Unterstützung im Ausbau ihrer Fähigkeiten zu bieten."

www.kja-lro.de

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Impressum

Herausgeberin:

Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG Kath. OKJA NRW)

Am Kielshof 2 51105 Köln

0221 - 899 933-0

0221 - 899 933-20

E-Mail: [email protected]

Aktuelle Infos, Arbeitshilfen, (geldwerte) Impulse, wichtige Links, Hin-weise auf aktuelle Buchveröffentlichungen usw. finden Sie auf unserer Homepage: www.lag-kath-okja-nrw.de

Redaktion:

Norbert Hubweber (verantw. i.S.d.P.), Andrea Heinz, Anke Oskamp, Doris Reiß

Fotonachweis: (soweit nicht aus dem Artikel ersichtlich)

Titel KiJu, Neheim (c/o Hamburg)

Redaktionsschluss:

13. April 2015

nächste Ausgabe: Juni 2015

Wir nutzen in dieser Ausgabe "tinyurl.com" zur Komprimierung (allzu) langer Links.

Alle Artikel ohne Quellenangabe stammen aus der Offen-Redaktion. Nachdruck eigener Artikel ist bei Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.

Die Herausgabe dieser Zeitschrift ist gefördert aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW.