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Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach! (Predigt von Angi Abasolo am 27.11.2011) 3 Stationen aus meinem persönlichen Glaubensleben Die Offenbarung als Kind tiefgläubig, als Jugendliche auf der Suche in alle Richtungen, als junge Erwachsene hat Gott in mein Leben hineingesprochen und mir seinen Sohn offenbart. Ich war damals Studentin an einer Musikhochschule. Einige meiner Kolleginnen waren wiedergeborene Christinnen und ich kam mit ihnen und ihrem lebendigen Glauben in Kontakt und merkte, dass ich diesen Jesus, den sie so glühend verehrten, in dieser Weise noch nicht kannte. Also begann ich IHN zu suchen, las Bücher, diskutierte mich heiß, besuchte Gottesdienste. Dann kam der Moment, wo Er mein Herz berührte (Zug) und ich einfach wusste: es gibt ihn wirklich und er ist Gottes Sohn und er kennt mich. Es folgte die Zeit der „Zeichen und Wunder“ mit denen Gott mich als geistliches Baby nun verwöhnte… Die Fußwaschung Jesus begann mir zu dienen. Er zeigte mir meine Sünde, meinen Stolz und meine Arroganz, meine inneren Wüsten. Er überzeugte mich, dass ich seine Vergebung brauche und ich erkannte meine Sündhaftigkeit. Meine Schuldgefühle und diesbezüglichen Ängste konnte ich ablegen, ich wurde „heil“. Beziehungen gesundeten, klare Werte konnten in meinem Leben Fuß fassen, usw. Ich war begeistert, endlich Halt, endlich Klarheit, endlich eine Perspektive – zu wissen, es wird alles gut mit mir. Und während ich so dasitze in meinem Glaubensleben und meine Füße von mir strecke und wieder einmal eine Fußmassage erwarte, bleibt diese aus. Ich öffne meine Augen und merke, Jesus hat aufgehört mir meine Füße zu waschen und er kniet auch nicht mehr vor mir auf dem Boden. Ich blicke mich um und merke, dass Jesus sich aufmacht zu gehen. Die Einladung „Es ist Zeit, nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach.“ Dann setzt sich Jesus langsam in Bewegung. Ich blicke verwirrt um mich, springe auf, renne ihm nach und flehe ihn an: „Jesus, komm gehen wir doch wieder zurück zur ersten Station, da wo ich die vielen Wunder erlebt habe, wo ich jeden Tag was Neues und Spannendes an Dir entdecken durfte!“ Aber Jesus schüttelt den Kopf und entgegnet: „Angi, ich brauche keine Fans und auch keine Bewunderer, ich brauche Nachfolger.“ „Dann lass uns doch noch ein bisschen länger beim Stuhl bleiben, ich bin noch nicht fertig, nicht stark genug, ich brauche noch ein paar Fußwaschungen von dir!“ Aber Jesus antwortet: „Ich brauche auch keine Kundschaft, die darauf wartet, dass ihre religiösen Bedürfnisse zufrieden gestellt wird, ich brauche Nachfolger.“ Mir ist nicht geheuer, vor mir liegt ein Kreuz, mein Kreuz, ich weiß nicht, was es mir abverlangt und ich schaue Jesus fragend an.

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Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach! (Predigt von Angi Abasolo am 27.11.2011)

3 Stationen aus meinem persönlichen Glaubensleben

Die Offenbarung

als Kind tiefgläubig, als Jugendliche auf der Suche in alle Richtungen, als junge Erwachsene

hat Gott in mein Leben hineingesprochen und mir seinen Sohn offenbart. Ich war damals

Studentin an einer Musikhochschule. Einige meiner Kolleginnen waren wiedergeborene

Christinnen und ich kam mit ihnen und ihrem lebendigen Glauben in Kontakt und merkte,

dass ich diesen Jesus, den sie so glühend verehrten, in dieser Weise noch nicht kannte. Also

begann ich IHN zu suchen, las Bücher, diskutierte mich heiß, besuchte Gottesdienste. Dann

kam der Moment, wo Er mein Herz berührte (Zug) und ich einfach wusste: es gibt ihn

wirklich und er ist Gottes Sohn und er kennt mich. Es folgte die Zeit der „Zeichen und

Wunder“ mit denen Gott mich als geistliches Baby nun verwöhnte…

Die Fußwaschung

Jesus begann mir zu dienen. Er zeigte mir meine Sünde, meinen Stolz und meine Arroganz,

meine inneren Wüsten. Er überzeugte mich, dass ich seine Vergebung brauche und ich

erkannte meine Sündhaftigkeit. Meine Schuldgefühle und diesbezüglichen Ängste konnte ich

ablegen, ich wurde „heil“. Beziehungen gesundeten, klare Werte konnten in meinem Leben

Fuß fassen, usw. Ich war begeistert, endlich Halt, endlich Klarheit, endlich eine Perspektive –

zu wissen, es wird alles gut mit mir. Und während ich so dasitze in meinem Glaubensleben

und meine Füße von mir strecke und wieder einmal eine Fußmassage erwarte, bleibt diese

aus. Ich öffne meine Augen und merke, Jesus hat aufgehört mir meine Füße zu waschen und

er kniet auch nicht mehr vor mir auf dem Boden. Ich blicke mich um und merke, dass Jesus

sich aufmacht zu gehen.

Die Einladung

„Es ist Zeit, nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach.“ Dann setzt sich Jesus langsam in

Bewegung. Ich blicke verwirrt um mich, springe auf, renne ihm nach und flehe ihn an: „Jesus,

komm gehen wir doch wieder zurück zur ersten Station, da wo ich die vielen Wunder erlebt

habe, wo ich jeden Tag was Neues und Spannendes an Dir entdecken durfte!“ Aber Jesus

schüttelt den Kopf und entgegnet: „Angi, ich brauche keine Fans und auch keine

Bewunderer, ich brauche Nachfolger.“ „Dann lass uns doch noch ein bisschen länger beim

Stuhl bleiben, ich bin noch nicht fertig, nicht stark genug, ich brauche noch ein paar

Fußwaschungen von dir!“ Aber Jesus antwortet: „Ich brauche auch keine Kundschaft, die

darauf wartet, dass ihre religiösen Bedürfnisse zufrieden gestellt wird, ich brauche

Nachfolger.“ Mir ist nicht geheuer, vor mir liegt ein Kreuz, mein Kreuz, ich weiß nicht, was es

mir abverlangt und ich schaue Jesus fragend an.

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Er stellt mich vor eine Entscheidung, er stellt uns alle vor eine Entscheidung: Willst du nur

ein Fan von mir sein? Oder willst du nur, dass ich zurechtbiege, was du vermasselt hast in

deinem Leben? Oder willst du mir auch wirklich nachfolgen, zu meinen Bedingungen, dann

„verleugne dich selbst und nimm dein Kreuz auf dich“.

Die Straßen

Das ewige Leben wollen wir natürlich alle, aber wie gut sind die Straßen, auf denen wir

unterwegs sein werden? Auf jeden Fall sind sie eng und nur wenige sind bereit auf ihnen zu

gehen.

Die Straße der Verfolgung und des Hasses

Viele Christen vermeiden diese Straße, indem sie ihren Glauben zur Privatangelegenheit

erklären. Nur ja nicht andere mit meinen Glauben belästigen, nur nicht den Leuten zu nahe

treten. Mit dieser Einstellung wäre ein Paulus wohl nicht weit gekommen. Private Christen

bleiben diskret, im geschützten Raum etablierter Traditionen. Christsein ja, aber nur wenn

man damit salonfähig bleibt.

Draußen jedoch, am Kreuzesweg Jesu, wurde nicht wohlwollend genickt, dort standen die

Spötter, Menschen, die ihn hassten und ihm sein Leiden vergönnten. Spötter und Hasser gibt

es heute genauso wie damals, und ihr Hass richtet sich gegen alle, die ihm nachfolgen.

Bekennendes Christsein stößt nicht nur auf Gegenliebe. Bist du bereit, Jesus auch auf dieser

Straße zu folgen?

„Wenn euch die Welt hasst, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ (Joh. 15,18)

Weltweit werden viele Christen ermordet, weil sie das Kreuz aufgenommen haben und nicht

mehr abgelegt haben.

Die Straße der Krankheit und des Leides

Diese Straße darf es nach Meinung so mancher Christen gar nicht geben, denn hättest du

genug Glauben, wärst du nicht krank, und hättest du genug Glauben hättest du keine Not,

und würdest du richtig beten… eine Auffassung, die so manchem aufrichtigen Gläubigen das

Leben zur Hölle macht. Christen mit einer solchen Auffassung suchen nach Abkürzungen und

vor allem nach Erklärungen. Warum nur? Es fällt ihnen schwer, persönliches Leid aber auch

das Leid anderer anzunehmen und tragen.

„Und muss ich auch durchs finstre Tal – ich fürchte kein Unheil! Du Herr bist ja bei mir, du

schützt mich und du führst mich, das macht mir Mut.“ (Ps 23, 4)

Jesus verspricht uns nirgends ein Leben ohne Krankheit, Leid und Qual, aber er verspricht bei

uns zu sein und uns beizustehen.

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Die Straße der Anfechtung und Prüfung

Prüfungen, Versuchungen, Zweifel, Enttäuschungen, Erschöpfung, Verzweiflung und Angst

säumen diese Straße. Ich habe diese Momente erlebt, wo ich meinen Glauben fast an den

Nagel gehängt hätte, wo ich mir sicher zu sein schien, dass alles nur Einbildung sei. Zeiten, in

denen ich am liebsten geflüchtet wäre, aus meinem Glauben, aus meiner Ehe, aus meinen

Verantwortungen, aus meinem Leben.

Ergriffen hat mich dann doch immer wieder der Vers: „Gott ist treu; er wird nicht zulassen,

dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen

Ausweg schaffen, sodass ihr sie bestehen könnt.“ (1.Kor.10,13)

Wenn wir auf all diesen Straßen mit Jesus unterwegs sind, ist das aber keine verlorene Zeit.

Krisenzeiten sind die Zeiten, in denen wir am meisten wachsen, wenn wir bereit sind, sie mit

Jesus zu meistern. Darum schreibt Jakobus: „Freut euch, wenn ihr in vielfältiger Weise auf die

Probe gestellt werdet. Denn ihr wisst: wenn euer Glaube erprobt wird, führt euch das zur

Standhaftigkeit.“ (Jak. 1, 2-3)

Dazwischen gibt auch noch andere Plätze, an die Jesus uns führen will:

„Er bringt mich auf saftige Weiden, lässt mich ruhen am frischen Wasser und gibt mir neue

Kraft. Auf sicheren Wegen leitet er mich, dafür bürgt er mit seinem Namen.“ (Ps 23,2-3)

Grundsätzlich ist der Weg ein schmaler und nur wenige sind es, die darauf gehen. Die

meisten scheinen den breiten, geräumigen und bequemen Weg zu wählen, ein Weg, der

allerdings in den Tod führt.

Das Kreuz

Wie soll ich das mit dem Kreuz verstehen, von dem Jesus da spricht?

Meistens werden damit Schicksalsschläge, Krankheit oder Leid gleichgesetzt. „Es ist halt a

Kreuz mit meinem Kreuz“, sagt der Volksmund. Wie aber Jesus vom Kreuz sprach, wurde das

ganz anders verstanden. Zu seiner Zeit war das Kreuz nicht bekannt als eine Last, sondern als

Todesurteil. Nach unserem Verständnis, müsste der Vers vielmehr so gelesen werden: „Wer

mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Todesurteil auf sich und folge

mir nach.“ Für viele Christen bedeutete und bedeutet das heute noch den Märtyrertod.

Was bedeutet es für uns?

Sollte Gott uns den Märtyrertod ersparen, so gilt es dennoch heute schon unser Kreuz auf

uns zu nehmen. Es geht dabei nicht um unseren körperlichen Tod, sondern um das Sterben

unseres egozentrischen Eigenwillens. Nicht mehr „Mein Wille geschehe“ sondern „Dein

Wille geschehe“! Das war die Gesinnung Jesu. Am Kreuz erlitt Jesus seinen körperlichen Tod

unter unbeschreiblichen Qualen, zuvor hatte er aber auch schon einen weiteren Tod erlitten,

den Tod seines Willens. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sich sein Kreuzesleiden

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ersparen wollen. Aber unter Todesängsten unterwarf er sich ganz dem Willen des Vaters –

„Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“

Röm (8,12-13) „Brüder und Schwestern! Wir stehen also nicht mehr unter dem Zwang,

unserer selbstsüchtigen Natur zu folgen. Wenn ihr nach eurer eigenen Natur lebt, werdet ihr

sterben. Wenn ihr aber in der Kraft des Geistes euren selbstsüchtigen Willen tötet, werdet ihr

leben.

Ein Beispiel - Meine Natur sagt mir: „Dein Nachbar ist ein Idiot, der hat’s nicht einmal

verdient, dass er gegrüßt wird, der ist durch und durch boshaft.“ Aber der Geist sagt: „Liebe

deine Feinde und bete für die, die dich hassen.“ Dann geht der Kampf in mir los: Nein, ich geh

ihm aus dem Weg, ich muss mich schließlich selbst schützen. Für mich ist er unten durch,

und das ist alles seine Schuld, ich habe ja alles versucht… Und alle Welt wird mir zurufen: Du

hast vollkommen recht, nach allem, was er dir angetan hat! Aber ganz tief drinnen sagt eine

Stimme: „Vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut.“ Das geht dann so hin und her, und

zwar solange, bis ich meinen Anspruch auf Gerechtigkeit und Feindseligkeit opfere und mich

dadurch selbst verleugne. Dabei stirbt ein Teil meines rachsüchtigen Ichs, ich habe das

Todesurteil dafür auf mich genommen.

Sterben unseres Ich's ist...

...wenn Du zuschaust, wie die Wünsche anderer in Erfüllung gehen, während manche Deiner

Bedürfnisse ungestillt bleiben und Du trotzdem nicht an Gottes Gnade zweifelst, sondern

ihm danken kannst für das, was Du hast.

...wenn Du Dich entscheidest, Deiner Familie zu dienen und ihre Bedürfnisse vor die eigenen

zu stellen.

...wenn Du Deinen Glauben an Jesus und sein Himmelreich, trotz Ablehnung, Spott und

Beleidigung, weiter bezeugst.

...wenn andere Dich kritisieren, Dir falsche Motive unterstellen oder Dich sonst enttäuschen

und Du es nicht zulässt, dass Du bitter wirst.

...wenn Du ungerecht behandelt wirst, aber Gott die Vergeltung überlässt und Dich auf

Deinen Lohn im Himmel freust.

Du opferst dich selbst, du verleugnest dich freiwillig weil du Teil dieser neuen

Schöpfungsordnung sein willst und an die Gesetzmäßigkeiten des Reiches Gottes glaubst.

Was passiert, wenn Christen versuchen ein Stück vom Kreuz abzusägen, weil es ihnen zu

schwer zu sein scheint?

Eine Geschichte - Drei Männer trugen ihr Kreuz hinter Jesus her. Einer von ihnen beschloss

ein Stück davon abzusägen, denn es schien ihm zu schwer. Gesagt, getan, und tatsächlich, es

trug sich viel leichter, sein gekürztes Kreuz. Schließlich gelangten sie an eine Schlucht, über

die keine Brücke führte. Es gab auch nirgends einen Weg durch sie hindurch. Doch da kamen

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sie auf einen guten Gedanken: der erste legte das Kreuz über den Abgrund und konnte

unbehelligt darüber gehen. Der zweite tat es dem ersten gleich und erreicht ebenfalls die

andere Seite der Schlucht. Als nun der dritte versuchte sein Kreuz als Brücke zu verwenden,

war dieses viel zu kurz, so dass er den Anschluss verlor…

Auch vielen Anhängern Jesu war es so ergangen. Sie stellten fest, dass das, was Jesus da von

sich gab, zu heftig war, zu schwer zum Ertragen. In Joh. 6,66 lesen wir: „Als sie das hörten,

wandten sich viele seiner Anhänger von ihm ab und wollten nicht länger mit ihm gehen.“ Sie

hatten den Anschluss verloren und haben Jesus verlassen.

Wem ist es nicht schon so oder ähnlich ergangen? „ Ich liebe Jesus, aber das muss ich ja

niemandem auf die Nase binden.“ „Natürlich will ich nach der Bibel leben, aber ich lass mir

von niemandem was dreinreden.“ „Ich bin durchaus bereit den anderen zu vergeben, aber

nur wenn sie es auch einsehen.“ Lauter verkürzte Kreuze.

Das Kreuz absägen und den Anschluss verlieren… Es besteht für jeden die Gefahr stecken zu

bleiben, verbittert zu werden, weil man irgendwann beschlossen hat, sein Kreuz abzusägen,

eine Abkürzung einzuschlagen. Wie gut, dass Jesus verspricht, die 99 stehenzulassen und das

verirrte Schaf zu suchen, wir würden wahrscheinlich alle schon hoffnungslos

herumstreunen…

Die Kosten

Lukas 14, 28 - 35

Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die

Kosten, ob er [das Nötige] zur Ausführung habe? Damit nicht etwa, wenn er den Grund

gelegt hat und nicht vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten, und

sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht vollenden. (…)

So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.

Das Salz ist gut; wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gewürzt

werden? Es ist weder für das Land noch für den Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer

Ohren hat zu hören, der höre!

Jesus spricht nicht nur vom Lohn der Nachfolge, sondern auch ganz klar von den Kosten. Der

Deal ist: das neue, ewige Leben gegen dein altes, sterbliches. Wenn du nicht bereit bist, alles

für Jesus aufzugeben, um ihm nachzufolgen, bist du seiner nicht wert. Wenn du dein

Glaubenshaus bauen willst, dann musst du dafür sorgen, alles zu haben, was für die

Fertigstellung nötig ist – die Entschlossenheit, dass dein Wille immer an Gott ausgeliefert

sein soll. Das ist der Preis. Und solange du nicht bereit bist, darauf zu verzichten, dein

eigener Herr zu sein, wirst du nie in einer festen Verbindung mit Gott leben und wirst auch

nicht von seinem Geist geleitet werden, sondern letztendlich von deinem eigenen. Du denkst

vielleicht, du bist Christ, du gehst davon aus, ohnehin Jesus nachzufolgen, aber gehst in die

Irre, du hast dich selbst betrogen.

Einige sehr dramatische Stellen im Neuen Testament (Lk 6,46; Mt 7,21; Lk 13,25) lassen sich

sinngemäß so kombinieren:

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„Was nennt ihr mich: Herr, Herr! und tut nicht was ich sage? Nicht jeder der zu mir sagt:

Herr, Herr! wird eingehen in das Königreich des Himmels, sondern wer den Willen meines

Vaters in den Himmeln tut.

Viele werden zu mir sagen an jenem Tag: Herr, Herr! Wir haben gegessen vor dir und

getrunken, auf den Straßen hast du uns gelehrt. In Deinem Namen haben wir prophetisch

geredet, und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele

Wunder getan. Und dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht, das habt ihr alles

ohne mich getan!“

Das waren ja durchaus lobenswerte Aktivitäten dieser vermeintlichen Nachfolger: sie haben

Dämonen ausgetrieben, prophetisch geredet, ja sogar Wunder im Namen Jesu getan – aber

sie waren ihr eigener Herr, ihr eigener Herr über ihre eigenen guten Werke – und Jesus

erkennt sie nicht.

Absolut entscheidend ist deshalb unser Bestreben, die Herrschaft Jesu in unserem Leben

aufzurichten, das heißt: ein für alle Mal festzulegen: Dein Wille geschehe! Du bist Herr!!

Mk 8:34-35 „Wer mir folgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich

nehmen und auf meinem Weg hinter mir her gehen. Denn wer sein Leben retten will, der wird

es verlieren. Aber wer sein Leben wegen mir und wegen des Evangeliums willen verliert, wird

es retten“.

Zurück zu den 3 Stationen: Ich sehe, wie sich Jesus meinem Stuhl nähert, auf dem ich immer

noch sitzend meine Füße von mir strecke. Er beugt sich zu mir herunter und sagt: „Ich will

jede Stunde deines Lebens bestimmen, nicht nur am Sonntag beim Gottesdienst. Ich werde

dir auch überall dreinreden – auch in deine Privatsachen. Selbst dort, wo dir nicht einmal

deine besten Freunde dreinreden dürfen. Du wirst lernen dein Leben neu einzurichten –

nach meinen Worten und Geboten. Selbst da, wo es dir nicht passt. Und bei all dem wirst du

immer wieder spüren – es lohnt sich trotzdem. Ja sogar – es gibt nichts Besseres auf der

ganzen Welt, als ein Leben mit mir. Bist du sicher, dass du das willst? Denke darüber nach.“

Nachdem viele seiner Anhänger Jesus verlassen haben, weil ihnen sein Anspruch zu extrem

war, wendet sich Jesus an seine Jünger und stellt ihnen die Frage: „Und ihr, was habt ihr vor?

Wollt ihr mich auch verlassen?“ Darauf gibt Ihm Petrus die Antwort: „Herr, zu wem sollten

wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens.“

Die Kosten wiegen nur halb so schwer, wenn wir uns das Ziel vor Augen halten.

Der Siegeskranz

Jesus spricht davon, was es kostet, ihm nachzufolgen, und der Preis scheint sehr hoch. Aber

um wie viel höher ist der Preis, wenn wir es nicht tun! Petrus hat das richtig erkannt: „Herr,

zu wem sollten wir gehen?“ Wer, wenn nicht er, was für Alternative gibt es?

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Von außen betrachtet scheint der Preis sehr hoch. Die Liste, wie die Welt über bekennende

Jesusnachfolger denkt, ist lang: Fanatiker, Fundamentalisten, Ewig-Gestrige, Erzkonservative,

Schwächlinge, die sich alles gefallen lassen, willenlose und manipulierte Individuen, die sich

selbst aufgeben, Schwarzweißdenker, Eingeengte, Beschränkte, intolerante Spinner… Es

entspricht auch nicht dem menschlichen Freigeist sich selbst zu verleugnen, denn reine

Selbstverwirklichung ist angesagt. Wenn dein Glaube dir dazu dient, dich besser zu fühlen

und deine Ziele zu erreichen, ist es ja gerade noch verständlich. Aber Jesus will keine

Kundschaft, deren religiöse Bedürfnisse er befriedigen soll, er will Jünger, die Ihm dienen.

Darum formuliert es Paulus auch so treffend, wenn er schreibt:

"Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet

werden, ist es Gottes Kraft.” (1Ko 1,18).

Sich selbst freiwillig zu verleugnen, und dabei doch noch Lebensfreude zu erfahren ist

paradox. Zu geben und dennoch zu empfangen, in seiner Schwäche stark zu sein, der letzte

zu sein und dennoch der erste, ein Joch auf sich zu nehmen und sich dennoch frei zu fühlen,

eine schwere Last zu tragen, die leicht ist, zu leben, auch wenn man gestorben ist – das ist

alles paradox. Das entspricht nicht unserer Logik, das ist auch die Logik einer neuen

Weltordnung, die bereits angebrochen ist und einmal vollendet werden wird. Es ist das

eigentliche Geheimnis des Christenlebens. Ein Geheimnis, das von außen nicht sichtbar und

auch nicht zu erklären ist, das man erst erleben muss. Das ist auch das Geheimnis, warum

das Christentum trotz schwerer Verfolgungen und gröbster Verirrungen bis heute überlebt

hat und bis ans Ende der Zeiten überleben wird: weil es Menschen gibt, die entscheiden, sich

selbst zu verleugnen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und Jesus nachzufolgen, so wie er sie

führt.

Es ist auch nicht möglich von uns aus. Denn wäre Jesus nicht für mich ans Kreuz gegangen,

würde ich niemals mein Kreuz aufnehmen und mich selbst verleugnen. Betrachten wir aber

unser Leben im Lichte von Jesu Leben, Tod und Auferstehung, dann wird das Unmögliche

möglich.

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Fragen für den Hauskreis:

1. Welche Gedanken der Predigt haben dich besonders berührt oder angesprochen?

2. Gibt es Straßen, die du meidest?

3. Gibt es Dinge in deinem Leben, über die du die Kontrolle behalten möchtest und die

deiner Nachfolge im Weg stehen?

4. Welche konkreten Schritte möchtest du in nächster Zeit setzen, um auf das Gehörte

zu reagieren?

5. Welche Ideen und Gedanken habt ihr in diesem Zusammenhang für uns als

Glaubensgemeinschaft?