nachtrag zur „neuen namenliste der vögel deutschlands”

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Zur Ornis der Mark Brandonbui'g. 611 Am Schlusse meiner bisherigen Aufzeichnungen aus der Mark Brandenburg mSchte ich nur noch kurz folgendes bemerken. Bei der au~serordentlichen Vielgestaltigkeit und dem grofsen Wechsel im Aufbau der Landschaft, wodurch ein fiberaus reiches pflanzliches und tierisches Leben, darunter eine arten- und individuenreiche Vogelwelt, bedingt wird, bleibt noch ungeheuer viel zu tun fibrig, ehe die Erforschung dieser Provinz als einiger- mafsen abgeschlossen gelten kann; so mancher grofse Forst, so manches ferne GehSlz, so manches entlegene Erlen-, Ried- oder Rohrbmch, so mancher stillliegende verlandende See oder ver- steckte Pfuhl w~ire noch grandlich zu durchforschen. Dann mtifste man sich abet ganz und gar der Sache widmen und Tag air Tag, zum mindesten w~ihrend der Brutzeit, daffir verwenden kSnnen. Am zweckm~ifsigsten kSnnte dies nur auf dem Wege einer syste- matisch durchgeffihrten zoologischen Landesuntersuchung, wie sie schon yon anderer Seite vorgeschlagen wurde, geschehen, die sich, auf einen Stab yon Fachleuten verteilt, auf alle Tiergruppen und fiber das ganze Deutsche Reich zu erstrecken h~itte, etwa den geologischen Landesuntersuchungen entsprechend; -- aber daffir sind bekanntlich keine Mittel vorhanden. Erst dann warden wir die wahre Zusammensetzung und Verbreitung unserer Fauna, namentlich der selteneren und schwerer auftindbaren Arten, er- fahren, denn wer weirs, wieviel Seltenheiten noch da und dort in Deutschland verborgen leben, wo sie nur noch nicht entdeckt und gefunden wurden i Ffir vieles ist es ja durch die fortschreitende Kultur schon zu sp~it, vieles ist sicher schon l~ingst unerkannt vernichtet, abet so munches kSnnte wenigstens noch jetzt ffir die Wissenschaft festgelegt und gerettet werden. Ffir einen einzelnen aber, dem nur beschr~nkte freie Zeit zur Verfagung steht, ist selbst die abschliefsende faunistische Bearbeitung auch nur einer einzelnen Tierklasse eines grSfseren Gebietes unmSglich. Ultra posse nemo obligatur. Nachtrag zur ,,Neuen NamenHste der Y~gel Deutschlands". In der auf Seite 325--371 gegebenen Namenliste der deutschen Vi~gel haben sich nachtr~iglich zwei Anderungen als notwendig ergeben. Auf Seite 345 unter Nr. 190 habe ich der englischen Hand- list folgend air den Schelladler den Namen Aquila maculata Gin. gebraucht. Dabei ist fibersehen, dafs die Bezeichnung A. maculata bereits frfiher (1771) von Tunstall und, wie angenommen wird, in anderem Sinne benutzt worden ist. Demnach kann der Name nicht angewendet werden, undes bleibt ffir die Art der alte, in den ,,Kennzeichen" gebrauchte Name A. clanga Pall. (A~uita Clanga Pall. Zoogr. Rosso-Asiat. I. 1811, 351) bestehen.

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Zur Ornis der Mark Brandonbui'g. 611

Am Schlusse meiner bisherigen Aufzeichnungen aus der Mark Brandenburg mSchte ich nur noch kurz folgendes bemerken. Bei der au~serordentlichen Vielgestaltigkeit und dem grofsen Wechsel im Aufbau der Landschaft, wodurch ein fiberaus reiches pflanzliches und tierisches Leben, darunter eine arten- und individuenreiche Vogelwelt, bedingt wird, bleibt noch ungeheuer viel zu tun fibrig, ehe die Erforschung dieser Provinz als einiger- mafsen abgeschlossen gelten kann; so mancher grofse Forst, so manches ferne GehSlz, so manches entlegene Erlen-, Ried- oder Rohrbmch, so mancher stillliegende verlandende See oder ver- steckte Pfuhl w~ire noch grandlich zu durchforschen. Dann mtifste man sich abet ganz und gar der Sache widmen und Tag air Tag, zum mindesten w~ihrend der Brutzeit, daffir verwenden kSnnen. Am zweckm~ifsigsten kSnnte dies nur auf dem Wege einer syste- matisch durchgeffihrten zoologischen Landesuntersuchung, wie sie schon yon anderer Seite vorgeschlagen wurde, geschehen, die sich, auf einen Stab yon Fachleuten verteilt, auf alle Tiergruppen und fiber das ganze Deutsche Reich zu erstrecken h~itte, etwa den geologischen Landesuntersuchungen entsprechend; - - aber daffir sind bekanntlich keine Mittel vorhanden. Erst dann warden wir die wahre Zusammensetzung und Verbreitung unserer Fauna, namentlich der selteneren und schwerer auftindbaren Arten, er- fahren, denn wer weirs, wieviel Seltenheiten noch da und dort in Deutschland verborgen leben, wo sie nur noch nicht entdeckt und gefunden wurden i Ffir vieles ist es ja durch die fortschreitende Kultur schon zu sp~it, vieles ist sicher schon l~ingst unerkannt vernichtet, abet so munches kSnnte wenigstens noch jetzt ffir die Wissenschaft festgelegt und gerettet werden. Ffir einen einzelnen aber, dem nur beschr~nkte freie Zeit zur Verfagung steht, ist selbst die abschliefsende faunistische Bearbeitung auch nur einer einzelnen Tierklasse eines grSfseren Gebietes unmSglich. Ultra posse nemo obligatur.

N a c h t r a g zur ,,Neuen NamenHste der Y~gel Deutschlands".

In der auf Seite 325--371 gegebenen Namenliste der deutschen Vi~gel haben sich nachtr~iglich zwei Anderungen als notwendig ergeben.

Auf Seite 345 unter Nr. 190 habe ich der englischen Hand- list folgend air den Schelladler den Namen Aquila maculata Gin. gebraucht. Dabei ist fibersehen, dafs die Bezeichnung A. maculata bereits frfiher (1771) von Tunstall und, wie angenommen wird, in anderem Sinne benutzt worden ist. Demnach kann der Name nicht angewendet werden, undes bleibt ffir die Art der alte, in den ,,Kennzeichen" gebrauchte Name A. clanga Pall. (A~uita Clanga Pall. Zoogr. Rosso-Asiat. I. 1811, 351) bestehen.

612 Nachtrag zur ,,Neuen Nameuliste der VOgel Deutsehlands".

Auf SeRe 347 unter Nr. 203 ist ebenfails nach Vorgang des Handlist fiir den Merlinfalken Falco regulus Pall. (1773) gebraucht. ~lter ist aber der auch friiher allgemein gebriiuchlich gewesene Name Falco aesalon Tunst. (Falco Aesalon Tunst. Orn. Brit. 1771, 1), der somit wieder zu Ehren kommt.

Allerdings wird yon K I e i n s c h m i d t (Berajah 1916 S. 45) nicht mit Unrecht geltend gemacht, dafs die T u n s t a II schen Namen keine Giiltigkeit h~tten, well in der Ornithologia Britan- nica die biniire Nomenklatur nicht folgerichtig durcbgefiihrt ist, welcher Umstand ja mebrfach die Verwerfung der Nameu ~lterer Verfasser veranlafst hat. Man sieht wieder, dafs in der leidigen Nomenklaturfrage aus der Klemme nicht herauszukommen ist. In jeder Richtung stSfst man auf berechtigte Einwiinde und Widerspriiche. Die einfachste LSsung bleibt die des Gordischen Knotens.

Anschliefsend mSchte ich hier noch einen Irrtum in meinen ,,Kennzeichen" berichtigen. Auf S. 83 ist angegeben, dafs der im Riesengebirge briitende Dreizehenspecht die nordische typische Form sei. Nachdem ich Gelegenheit hatte, drei deutsche VSgel (1 aus dem Riesengebirge im Berliner Museum, 1 aus dem Riesen- gebirge und 1 aus dem siichsischen Erzgebirge in Eberswalde) mit einer grofsen Reihe skandinavischer VSgel zu vergleichen, konnte ich feststellen, dafs die deutschen Stiicke dem ~. t. edp/nus Br. angehSren! Auch Herr Prof. J a c o b i schreibt mir, dafs ein im Dresdener Museum befindlicher, aus dem Erzgebirge stammender VSgel der Alpenform angehSrt (vergl. auch vorher S. 431). Die in deutschen Gebirgen briitenden Dreizebenspechte miissen demnach auf D. t. alpinus bezogen werden. Zweifelhaft dagegen bleibt, ob die yon A I t u m in der Mark beobachteten VSgel nicht zur nordischen Form gehSrten, die somit vorl~ufig auch ferner im Verzeichnis der deutschen VSgel aufgefiihrt werden tours.

Reiohenow.

Dem Herausgeber zugesandte Sehriften.

B. B e r g , Siillsynta Fliglar. Liingn~ibban. FSrsta Samlingen. Stockholm.

A. C. C h a n d I e r , A Study of the Structure of Feathers, with Reference to their Taxonomic Significance. (Abdruck aus: Un. California Public. in Zoology 13. No. 11.)

J. C h up i n , The Pennant-Winged Nightjar of Africa and its migration. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. Vol. XXXV, Art. X, 19z6.)

G. K. Ch e r r i e , Two New Birds from Venezuela. New Birds from the Collection of the Collins-Day Expedition to South America. (Bull. Amer. Mus. N. H. XXXV. June 1916.)