nachruf prof. dr. med. walter mohing

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Nachruf Prof. Dr. med. Walter Mohing Z Rheumatol 64:359–360 (2005) DOI 10.1007/s00393-005-0754-0 ZfRh 754 NACHRUF Professor Dr. Walter Mohing wur- de am 16. März 1920 in Schwelm/ Westfalen geboren. Schon während seines Studiums der Medizin ent- deckte er seine Liebe für das Fach- gebiet Orthopädie. Es lag daher nahe, dass er nach dem 1947 mit der Note „gut“ bestandenem medi- zinischen Staatsexamen und ein- jähriger chirurgischer Ausbildung, 1948 seine erste orthopädische Ausbildungsstelle an der Ortho- pädischen Universitätsklinik in Münster antrat, um auch dort 1952 die Anerkennung als Facharzt für Orthopädie zu erhalten. Bereits während seiner Assis- tentenzeit wurde es Walter Mo- hing klar, dass seine Zukunft in einer universitären Kliniktätigkeit liegen würde. Der 1953 vollzogene Wechsel als Oberarzt an die orthopädische Universitätsklinik Göttingen war eine logische Kon- sequenz. Während dieser Zeit bis 1960 war Walter Mohing gleich- zeitig stellvertretender Landesarzt für Körperbehinderte in Hessen, eine Tätigkeit, die seinen weiteren Werdegang entscheidend prägen sollte. Die Veränderung als Ober- arzt an die medizinische Aka- demie Düsseldorf ermöglichte ihm 1962 die Habilitation. Im gleichen Jahr erhielt Walter Mohing einen Ruf als ärztlicher Leiter der orthopädischen Abtei- lung im Universitätsklinikum Er- langen-Nürnberg. 1963 erfolgte die Ernennung zum Privatdozen- ten, 1969 jene zum außerplanmä- ßigen Professor. Während seiner „Erlanger Zeit“ entdeckte Walter Mohing seine zweite große Liebe in der Ortho- pädie; die operative Behandlung des entzündlichen Rheumatismus. Geprägt von Studienaufenthalten in Skandinavien zählte Walter Mo- hing bald zu jenem kleinen „Häuf- lein der Aufrechten“, die die Rheu- maorthopädie in Deutschland etablierten. Erste fachübergreifen- de Kontakte (K. Miehlke) und ge- meinsame Patienten schufen im süddeutschen Raum die Grund- lage für die interdisziplinäre mo- derne Rheumatherapie. 1970 wurde Professor Walter Mohing zum Chefarzt der ortho- pädischen Klinik der Hessing Stif- tung, der damals drittgrößten or- thopädischen Klinik in Deutsch- land, gewählt, welcher er bis 1985 vorstand. Unter Professor Walter Mohing erhielt die Klinik den Sta- tus eines akademischen Kranken- hauses der Universität Ulm, deren orthopädische Belange er bis 1984 betreute. In der Hessingklinik hatte Pro- fessor Walter Mohing die Möglich- keit, seine Vorstellungen und Wünsche zu realisieren. In erster Linie lag ihm der Ausbau der inter- disziplinären Rheumatologie am Herzen. Die Zusammenarbeit mit Fachkollegen, mit anderen Klini- ken und Einrichtungen erstreckte sich weit über die Region hinaus. Hier war ihm kein Weg zu weit. Es sei besonders die langjährige Kooperation mit Franke (Baden- Baden) und Albrecht (Ober- ammergau) erwähnt. Für eine gute kollegiale Zusammenarbeit kam Walter Mohing nicht nur seine ver- bindliche integrative Art zu Gute, sondern vor allem die Tatsache, dass er in der Fachwelt hoch ge- achtet war und sich einen weit über die Region hinausreichenden, hervorragenden Namen gemacht hatte. Zahlreiche nationale und inter- nationale Vorträge sowie wissen- schaftliche Publikationen und Bei- träge in Lehrbüchern tragen sei- nen Namen. Prof. Dr. med. Walter Mohing

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Page 1: Nachruf Prof. Dr. med. Walter Mohing

Nachruf Prof. Dr. med. Walter Mohing

Z Rheumatol 64:359–360 (2005)DOI 10.1007/s00393-005-0754-0

ZfR

h754

NACHRUF

Professor Dr. Walter Mohing wur-de am 16. März 1920 in Schwelm/Westfalen geboren. Schon währendseines Studiums der Medizin ent-deckte er seine Liebe für das Fach-gebiet Orthopädie. Es lag dahernahe, dass er nach dem 1947 mitder Note „gut“ bestandenem medi-zinischen Staatsexamen und ein-jähriger chirurgischer Ausbildung,1948 seine erste orthopädischeAusbildungsstelle an der Ortho-pädischen Universitätsklinik inMünster antrat, um auch dort 1952die Anerkennung als Facharzt fürOrthopädie zu erhalten.

Bereits während seiner Assis-tentenzeit wurde es Walter Mo-hing klar, dass seine Zukunft ineiner universitären Kliniktätigkeitliegen würde. Der 1953 vollzogene

Wechsel als Oberarzt an dieorthopädische UniversitätsklinikGöttingen war eine logische Kon-sequenz. Während dieser Zeit bis1960 war Walter Mohing gleich-zeitig stellvertretender Landesarztfür Körperbehinderte in Hessen,eine Tätigkeit, die seinen weiterenWerdegang entscheidend prägensollte. Die Veränderung als Ober-arzt an die medizinische Aka-demie Düsseldorf ermöglichteihm 1962 die Habilitation.

Im gleichen Jahr erhielt WalterMohing einen Ruf als ärztlicherLeiter der orthopädischen Abtei-lung im Universitätsklinikum Er-langen-Nürnberg. 1963 erfolgtedie Ernennung zum Privatdozen-ten, 1969 jene zum außerplanmä-ßigen Professor.

Während seiner „Erlanger Zeit“entdeckte Walter Mohing seinezweite große Liebe in der Ortho-pädie; die operative Behandlungdes entzündlichen Rheumatismus.Geprägt von Studienaufenthaltenin Skandinavien zählte Walter Mo-hing bald zu jenem kleinen „Häuf-lein der Aufrechten“, die die Rheu-maorthopädie in Deutschlandetablierten. Erste fachübergreifen-de Kontakte (K. Miehlke) und ge-meinsame Patienten schufen imsüddeutschen Raum die Grund-lage für die interdisziplinäre mo-derne Rheumatherapie.

1970 wurde Professor WalterMohing zum Chefarzt der ortho-

pädischen Klinik der Hessing Stif-tung, der damals drittgrößten or-thopädischen Klinik in Deutsch-land, gewählt, welcher er bis 1985vorstand. Unter Professor WalterMohing erhielt die Klinik den Sta-tus eines akademischen Kranken-hauses der Universität Ulm, derenorthopädische Belange er bis 1984betreute.

In der Hessingklinik hatte Pro-fessor Walter Mohing die Möglich-keit, seine Vorstellungen undWünsche zu realisieren. In ersterLinie lag ihm der Ausbau der inter-disziplinären Rheumatologie amHerzen. Die Zusammenarbeit mitFachkollegen, mit anderen Klini-ken und Einrichtungen erstrecktesich weit über die Region hinaus.Hier war ihm kein Weg zu weit.Es sei besonders die langjährigeKooperation mit Franke (Baden-Baden) und Albrecht (Ober-ammergau) erwähnt. Für eine gutekollegiale Zusammenarbeit kamWalter Mohing nicht nur seine ver-bindliche integrative Art zu Gute,sondern vor allem die Tatsache,dass er in der Fachwelt hoch ge-achtet war und sich einen weitüber die Region hinausreichenden,hervorragenden Namen gemachthatte.

Zahlreiche nationale und inter-nationale Vorträge sowie wissen-schaftliche Publikationen und Bei-träge in Lehrbüchern tragen sei-nen Namen.

Prof. Dr. med. Walter Mohing

Page 2: Nachruf Prof. Dr. med. Walter Mohing

360 Zeitschrift für Rheumatologie, Band 64, Heft 5 (2005)© Steinkopff Verlag 2005

Während seiner aktiven Tätig-keit bekleidete Professor WalterMohing zahlreiche Ämter in wis-senschaftlichen Fachgesellschaf-ten. So war er 1969–1970 der Vor-sitzende der süddeutschen Ortho-pädenvereinigung und von 1980bis 1985 auch Präsident des Baye-rischen Landesverbandes derDeutschen Rheumaliga.

1995 gab Professor Mohing dieLeitung der Orthopädischen Kli-nik ab und wurde Leiter des neugeschaffenen Zentrums für Or-thopädische Rheumatologie und

Rehabilitation, das er ein Jahrlang führte. Seine Vorstellung voneiner integrierten Akut- und Re-habilitationsbehandlung unter ei-nem Dach hatte sich am Ende sei-ner Zeit als Klinikchef realisiert.Sie war zwanzig Jahre zuvor nochals futuristisch bezeichnet undvon nicht wenigen als „Spinnerei“abgetan worden. Professor WalterMohing hat sie eines Besseren be-lehrt: Heute sind solche Versor-gungskonzepte Standard.

Seine große Schaffenskraftdankten ihm die wissenschaftli-

chen Gesellschaften mit Ehren-mitgliedschaften, so die DeutscheGesellschaft für RheumatologieDGRh und die Assoziation Ortho-pädische Chirurgie ARO.

Nach langer, schwerer Krank-heit verstarb Professor Dr. WalterMohing am 17. 2. 2005.

Prof. Dr. Gerd KöhlerChefarzt der III. OrthopädischenKlinik, Hessing Stiftung Augsburg

Prof. Dr. Wolfgang RütherPräsident der ARO