müll - dossier eines notstandes - 1993 kopie

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Diverse Aspekte der massenhaften Übel-Produktion, Beseitigung, Verbrennung bzw. Umweltverseuchung - zu Wasser, zu Lande + in der Luft / Seit der Erst-Publikation dieses illustrierten Dossiers verschärft kritisch zu betrachten bzw. zu bekämpfen

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Page 1: Müll - Dossier Eines Notstandes - 1993 Kopie

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Aus den Augen,ous dem Sinn. Doswor longe Zeit dieDevise der Deut-schen beim Müll.Donn mochte giffi-ger Abfoll, der dosGrundwosser ver-seucht, Schlogzei-len. Die Geschöf-te von Mtillschie-bern erregten dieGemüter ebenso-sehr wie horrendgestiegeneGebüh-ren für die Entsor-gung. Und dobeibleibt die Froge:

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In der deutschen

vetmeiden,vo tmmgr esgerrt. Recy-cling is, üiescffieclüereßtemative -sher imnrernonh öessersls llerbren-nung, dasOepnierenaderdoeVerxhiehenins Auslsnd"OR.IIEI!{RICH FRt|ilNRv0t'lttNltER, roi$0fl$DtS UMU,ttT- BU i'|DESAi,1IESI}I BEMJi|

angsam zieht das Lauf-band des Ekels vorbei.Es ist beladen mit alldem scheckigen und

schmierigen Auswurf derKonsumgesellschaft. BeiWittko in Neumünster, einerder vielen Abfallsortier-Fir-men der Republik, greifenMänner acht Stunden lang indieses süßlich-saure Geman-sche , das Bürger aus Kiel undanderen schleswig-holsteini-schen Kommunen in gelbeSarrmelsäcke des DualenSystems gestopft haben. Da-bei ist auch vieles, was nichthineingehört : aufgequolleneWindeln etwa oder abgenag-te Hühnerknochen.

Einer der Sortierer holtMilchtüten aus dem Wustund wirft sie als >Wertstoff.<zur Wiederaufarbeitung ne-ben sich in eine Fallgrube.Ein zweiter zerrt Plastiktü-ten hervor. ein drittergrapscht nach den Joghurt-becherrl. Und nachdemWeißblech und anderes Me-tall unter dem Magneten ausdem stinkenden Wirrwarrgehüpft ist, schiebt derletzteMann am Band mit einerHandschaufel weg, was un-sortierbar übrigbleibt. ZehnTonnen puut eine Schichtweg, rund um die Uhr wirdbei Wittko gearbeitet.

"Geregelt und gut organi-siert<. sei die Abfallbeseiti-gung, sagt UmweltministerKlaus Töpfer. Daß Men-schen dabei unzumutbar pri-mitive Handarbeit verrich-ten müssen. scheint noch der

geringste Widerspruch zuseiner These.I Schlimm ist, daß dieWiederaufarbeitung solcherWertstoffmassen sich kaumlohnt. Ein Beispiel: PVC,aus Hausmüll recycelt, ko-stet bis zu dreieinhalb Markpro Kilo, importierte Neu-ware nur 90 Pfennig.O Schlimmer ist,>Wertstofkreisläufe< orga-nisiert werden, die oft nichtstaugen. Das Duale Systembeispielsweise paktiert rnitder >Verwertungsgesell-schaft Gebrauchte Kunst-stoffuerpackungen( und diewiederum mit dem französi-schen Müllmakler >Concor-de". 50 Lkw-Ladungen mitdeutschen Einkaufstütenund Keksschachteln sollen insalzwasserfeste Pfähle fürbretonische Austernzüchterverwandelt werden. Doch eskommt anders: Die Frachtwird in einer Kiesgrube imnordfranzösischen Fragniö-res verscharrt.a Am schlimmsten ist, daßdas Duale System, 1991über'stürzt gestartet,schon mehr-fach auf der Kippe stand.Denn viele Lizenznehmerdes Grünen Punktes scherensich einen Dreck darum, fürdas Öko-Etikett zu zahlen.

Schuld an der deutschenMüllkatastrophe hat jedochnicht der Chaos-Club DualesSystem. Das Berliner Um-weltbundesamt hat errech-net, daß in gut drei Jahrzehn-ten fast alle Deponien rand-voll sein werden.

In tllm brach der Müllnot-stand schon im vergangenenJahr aus. Frankreich hattesich geweigert, länger dieSchmutzfracht aus der Do-naustadt, 160 Tonnen täg-lich, anzunehmen, weil imimportierten deutschenHausmüll Einwegspritzenund glibberige Beutel nitBlutplasma entdeckt wor-den waren.

Während der Oberbürger-meister erfolglos Bettelbrie-fe an Amtskollegen in an-deren baden-württembergi-schen Kommunen verschick-te. stanken die Zwischenla-

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WE1TTIEISTERSI]ID DIT USAFost die Hölffe desHousmülls der west-lichen lnduslriestoolen{öllrin Amerika an.DortwirftiederAmerikaner pro Johr721 KiloDreckweg,jeder Deutsche knoppdie Hölfre. Auf derliste derSchmufz-finken stehen dieNiederlonde undNorwegen weitvor derBundesrepublik, omumweltf reundlichenEnde die Porlugiesen.

ger in der Sommerhitze ta-gelang zum Himmel, bisder Kreis Ludwigsburg dieUlmer von ihrem Unrat be-freite.

Unter einem ganz anderenNotstand leidet das bayeri-sche Neu-Ulm am anderenDonauufer. Da wurde einbrandneuer Müllofen ge-traut. Er kann jährlich 90 t[0Tonnen Abfall verfeuern.Nur: Die Anlage bekommtnicht genug Stoff, weil dieBürger nicht mehr sovielwegwerfen wie früher - aberzur Finanzierung des Kolos-ses müssen sie nun20Prozenthöhere Gebühren bezahlen.

Doch das sind Schildbür-gerstreiche gemessen daran,welche gigantischen Abfall-probleme künftig zu bewälti-gen sind.I Eine Schlange, gebildetaus europäischen Schrottau-tos. würde bis zur Jahrtau-sendwende den Mond er-reicht haben.O Allein in Deutschlandwerdcn eine Million Ton-nen Elektronikmüll anfallen.Dabei verschlingt, so Di-plom-Ingenieur Rolf Stein-hilper vom Fraunhof'er-In-stitut für Produktionstech-nik und Automatis ierung inStuttgart, das >verantwor-tungsbewußte Entsorgen derBildröhren von ausrangicr-ten Fernsehgeräten oderPC-Bildschilmen Summen,die bei weitem die Produk-tionskosten dieser in Groß-serie hergestellten Glaskol-ben übersteigt".

Drastischer formulicrt csein leitender Mitarbeiter vonSiemens: "Übermorgen wirdman für wenig Geld fast alleskaufen können,- aber nachGebrauch nichts mehr los-werden * auch nicht für vielGeld."

Wie Hohn aus der Öko-Steinzcit klingt dagegeneine DIN-Norm, wonachMülltonnen wegen der er-forderlichen Bruchsicher-heit nur aus neuem Kunst-stoff und nicht aus wieder-aufgearbeitetem Materialgegossen werden dürfen.

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,D enksnn ssgen, setzen sich vielewdche *had- Bürger einer ge-

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erbert Holle ist einbesonnener Mann.Nun, zum ersten Malin seinem lrben,

wird der 67jährige Rentneraus Pirmasens gelegentlichlaut. Der Anla8 dazu: Voreinigen Jahren besuchtenihn freundliche Herren undboten ihm viel Geld filr bisdahin wertloses Land in Pir-masens-Fehrbach. Man wol-le dort eine Müllverbren-nungsanlage bauen, sagtensie.

Holle hörte zu, befragteExperten, las meterweiseAkten - und saste nein. An-

dere verkauften, der Ofensollte gebaut werden. DochHerbert Holle und fünf Fa-milienmitglieder klagen ge-gen die geplante Anlage,stellvertretend für mehr als30 000 Bürger, die das Mon-ster nicht wollen. Die Holleswohnen im Pfälzer Wald, inunberührter Natur und rei-ner Luft . So scheint es. Wahrist: Die Irbenserwartung istin der Region Pirmasens be-deutend geringer als im übri-gen Bundesgebiet. Pirma-senser erkranken öfter anAsthma, Krebs und Blut-hochdruck. sie kriegenstslfro" hei

der |flüllver-brennungffistuhlkheffislehenund wo sieIanden"Dn" nilO [4ffi, tHflvllffiR UND PHYSIXR,BE*ÄIM M PNÄ{A5TI{ffi BÜRGR.It'truTn|t G$lt t{ütlnB$}lltu}16

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schneller einen Herzinfarkt.ihre Nieren und Lebern ver-sagen früher, ihre Säuglingesterben häufiger. >Das kannnicht nur daran liegen, daßdie Leute mehr Saumagenessen<<, sagt der Urologe Dr.Christian Dommes. Grundist wahrscheinlich der Um-gang vieler Einwohner mitChemikalien in den vielenSchuhfabriken. Schuld dar-an könnten auch die Schwer-industrie und das Kohle-kraftwerkBexbach im nahenSaarland sein.

In dieser gebeutelten Ge-gend soll nun ein Müllheiz-kraftwerk (MHKW) gebautwerden und den MülI derSüdpfalz verfeuern. Der Be-treiber, der ZweckverbandAbfallverwertung Südwest-pfalz (ZAS), beantragte dieVerbrennung von jährlich263 000 Tonnen Müll. Tat-sächlich fielen im la};rr 1992,abernur 190 O00Tonnen an,ein Rückgang im Vergleichzum Vorjahr von mehr als 18Prozent.'Der Pirmasenser"Verein für ökologischeMüllverwertung< (VöM)ließ errechnen, daß es imJahr 2000 nur noch 160 000Tonnen sein werden. Also

zHtlt tütt-ilpsa Überflüssig ver-pockfe Waren meidenoderVerpockungen imloden zurücklsssen.o Woren mitwieder-vewertborerVerpak'kung kaufen.o Verpockung etwofür Gemüse oder Fleischselber miibringen.o Speisen im Yöhl-schronk m it leller stoftAlufolie obdecken.o Nur Woren ouswiederverweftbaremKunstsfoff koufen.) Mehrweg- rsf besserols Einwegglos. Finweg-glos besserols Dosenoder Plostikfloschen.I Nur Recyclingpopierkoufen.I OrgonischeAbföllekomposlieren.I Forbresfe, Balterien,Medikomenfe zu Som-melstellen bringen.o Zu Putzmitteln mifschorfen lougen undSöuren, Bofferie- Uhrenoder Einwegfeuerzeu-gen gibf es Alternofiven.

müßten die Hinterpfälzermehr Abfälle produzierenoderdie ZASmüßtezusätzli-chen MüIl herankarren. Da-zu Kurt Langguth vom >>Ver'ein für ökologische Müllver-wefrung{<: >>Das fördertMülltourismus statt Mtillver-meidung.<

Hinzu kämen, so fürchtendie Anwohner. zusätzlicheGefahren für sie. Ein Gut-achten des fiV ergab zwar,da8 von der geplanten Anla-ge nur >Bagatell-Emissio-nen< vJ erwarten seien.Doch der von PirmasenserBürgern beauftrage Physi-ker und Chemiker Dr. TinoMerz kam zu dem Schlu$,daß der Ausstoß an giftigenSchwermetallen bis zu tau-sendmalhöhersein werde alsvom TÜV angenommen.Zudem wurde die Zusatzbe-lastung prozentual und nichtin absoluten Werten errech-net. Sprich: Wo schon vielist, macht viel mehr relativwenig aus.

Das abwiegelnde TUV-Gutachten hatte zur Folge,daß eine normalerweise ge-setzlich vorgesehene >Son-derfallprüfung< hinfälligwurde. Dagegen klagen die

StellYerfrefend fürnehr dt 30 000 Pirno'sGrsel klad llerüertllolle nit seiner lcniliegegen die lrrithtungeiner lnhge, die iöhr-lidr 2öil 000fonnenlbfoll uerfeuern soll

Pfälzer nun beim Obewer-waltungsgericht Koblenz.Sie sammelten mehr als40 000 Einwendungen be-sorgter Bürger. 168 Medizi-ner, nahezu alle niedergelas-senen Arzte der Stadt,schlossen sich zu der Initiati-ve rrÄrzte gegen Müllver-brennung.< zusammen.

Sie bemängeln vor allem,daß kein humantoxikologi-sches Gutachten vorgesehenist und die Planer sich aufeine pauschale Stellungnah-me der Bundesärztekammerberufen.

Die Primasenser Arztedrängen nun aufein objektives Gutachten. Ihr SprecherDr. Christian Dommes: >Jemehr ich mich damit beschäf-tige, desto gruseliger wirdmir.<.

Die Primasenser wollendas MHKW vor ihrer Haus-tür verhindern. Sie fordernaber nicht. daß der Müllmo-loch anderswo gebaut wird,sondern plädieren für ein an-deres Konzept - wie etwa imbayerischen Landkreis Weil-heim-Schongau. Dort wurdeder Bau eines Müllofens ge-kippt, statt dessen eine öko-logisch unbedenkliche An-lage genehmigt. Da wirddann nichts verbrannt, son-dern alles wiederverwertet.

Die Pfälzer Mällverfeu-erer halten derweil Aus-schau nach ausreichendBrennstoff ftir ihren Ofen:Landrat Hans Jörg Dupprdläßt derzeit untersuchen, obein Bio-Kompostierwerk aufdem Gelände des ehemali'gen Giftgaslagers der US-Army in Clausen, das längstbeschlossene Sache war,>überhaupt noch wirtschaft -

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SAUTRAUF GEIBVon den trouri-gen Erfohrungeneines umwelt-

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E$r Reduriervngüer Ahfullbergehei. Sie sorgenn tr dafifr,daß üer f/rüllschnell ousdem Blickfeldder BürgervercchwindeloI)R" JÜreEll I|OPFII'1AI'II'I,il{$nuT rüR u/'Ä|l/ftTcfsütcHliIJND REGIOITAI.B{NilIftUNGII'I BERU}.I, AIJTOR DTS BUCHISr UfiIWELTSIIAIIGIIa

ieFahrtzudenAbfall-Containerngehörtzurneinem Leben wie

der Gang zum Bäckeroder zur Zeitungsfrau urn dieEcke. Jeden Samstag mittagist es soweit. Drei bis vierTü-ten, geftillt mit Zeitungen.Prospehten, Saft- und Wein-flaschen, wuchte ich zu denSammelstellen. Daß ich deninneren Schweinehund nochnicht überwunden und michmit dem Auto dorthin be-wegt habe, macht mir Sor-gen. Aber, na ja, die paarAbgase, undichtue jawasfürdie Umwelt, wenn ich mei-nen Müll getrennt entsorge.

Erste Zweifel am Systemkeimten in mir, als meinFreund kaltlächelnd be-hauptete: >Das kannst dudirsparen. Das Papier verbren-nen die ja doch.< Schwer zudenken gab mir auchdie Ver-mutung einer Frau, die ichoft an den Containern treffe:>>Könnte wetten, daß die dieFlaschen heimlich wieder aufeinen Haufen schmeißen.<<Aber wozu würde man dasbraune, grüne oder helleGlas dann vorher mühsamtrennen?

Dennoch, richtig erschüt-tern konnten solche Horror-meldungen meinen Eifernicht. Als dann das >>DualeSystem<< mit seinem >>Grü-nen Punkt<< anlief, war ichfest entschlossen, es zu un-terstützen.

Fortan wurde in meinemHaushalt so gut wie alles, wasmit Müll zu tun hatte, ge-schichtet, getrennt und ge-

hortet, nur noch ein kläglicher Rest einfach wegge-worfen. DaS die "GelbenSäcke<., in denen künftigaller Abfall mit GrünernPunkt landen sollte, nichtzum Stichtermin da waren,fiel rnir zwar ünangenehmauf. Als sie aber endlichim Haus verteilt wurden,gab's kein Halten mehr.Von der leeren Fischdoseüber Wurstpellen und Scho-koladenpapier bis zvmKronkorken. alles schmißich in den Gelben Sack.Anfängerfehler, daß ichauch Glas und Papier hin-einstopfte, wurden ausge-merzt.

Als der Superbeutel dannvoll war, wutde er promptnicht abgeholt. Exakt zehnMinuten zu spät hatte ichihn vor die Tür gestellt, ob-wohl ich dafür mitten in der

r([ssElTACHI'S UORFrüherlondeten inKosselpro JohrsechsMillionen Poppbe-cher auf der Müll-kippe. oVöllig unnö-tig<,befand derStodt-rat und beschloßeine > Bogotellsteuer<.Die isrföllig,wennHotel oderHamburger-Stond, Kontine oderKiosk Einweg-behölter und Einweg-geschirr verwenden.40 Pfennig proBecher befrögfdie Abgobe,5A proIeller. Seif Einführungdieser Sfeue r verri ngertesich derAbfollbergum etwo 5AATonnen,wöhrend bislong1A0 00A Morkin denSfodfsöckel flossen.An lmbißstönden kauftman iefr Pornmes inmiteßbaren Schölchen.Auf Volksfesten gibt esobspülbores Geschirr.Und im Hotel wirdBufler wieder offenservierf und Sohneim Könnchen.

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Nacht aufgestanden war.Der nächste Abholterminstand erst vier Wochen spä-ter auf dem Plan. So stankes denn vorn Balkon. mei-nem damaligen Depot fürGelbe Säcke, immer mehrzum Himmel. Trotz gutenSäuberns der Milch- oderSahnebeutel blieb vermut-lich doch ein Rest hängen inden wertvollen Sammel-stücken. Auch der Gedan-ke, daß ich beim Spülendieses grünen Öko-Abfa[svielleicht mehr kostbaresFrischwasser verschwendenkönnte, als die ganze Sachebringt, machte mir zu schaf-fen. Nachdem sich Fliegen,Käfer und sonstiges Getieran den zwar zugebundenen,aber offenbar nicht völligundurchlässigen Säcken aufdem Balkon laLrten, warf siemein Freund in einerNacht- und Nebelaktion inden normalen Müll. Wirsprachen an diesem Abendkein Wort mehr.

Das muß ungefähr passiertsein. als die ersten Pleitege-rüchte über das Duale Sy-stem Deutschland (DSD)aufkamen und man hörte,daß diE Entsorger den Pla-stikmüll einfach nach Indo-nesien verfrachteten. InTanjung Priok, dem Hafender Hauptstadt Jakarta, ver-rotten die Plastikballen nunim tropischen Regen.

AU€EII ZI'Uf,D DUNCü!

Dabei erinnerte ich michan die 7eit. in der DSD-Geschäftsführer WolframBrück nicht gerade erfolg-reich Oberbürgermeistervon Frankfurt war. Und dar-an, daß der jetzige >Ober-entsorger<< des DSD, Brücks

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CDU-Parteifrcund ManfrcdSutter. schon als Sozialde-zernent in Frankfurt keineglückliche Hand im [Jmgangrnit öffbntlichen Geldcrnhat te.

Dennoch sammelte ichflcißig weiter, dachte: >>Au-gcn zu und durch!< Schließ-lich ist cs nicht so einfach.

so ein Uber-Müllprogrammzum Lauf'en zu kriegen

Doch die Schreckensmel-dungen nchmen kein Ende .Städte drohen mit Klagen,weil sie teure Zwischenlagermieten oder für das Sammelncler Gelben Säckc vom DSDkcin Geld bckommen. Übcr-dies habcn auch irgendwel-

che Halunken einfach denGrünen Punkt auf ihre Ver'packungen geclruckt, ohncdafür Lizenzgebühren ansDSD zu zahle n und ohne daßes Brück & Co. üherhauptgemerkt hätten. Ganze Stra-ßenzüge in meiner Umge-trung erinnern ofi an Elends-bilder aus der Dritten Welt,

weil aufgeplätzte, von Hun-den durchwühlte oclcr vonAuros überrollte Gelbe Säk-ke tagelang die Gegend ver-schandeln. Da beneidc ichdann immer Stadte, die stattdieses verdammten Sackeseine Gelbe Tonne haben.

Nein. so kann's nicht wei-tergehen. Ich rufe HerrnBrück an, hänge sieben Mi-nuten in der Leitung, einefreundlichc Crtmputerstim-me sagt mir: >runsere Tele-fonzcntrale ist zur Zeit über-lastet. Bitte wartcn!., KeinWunder. denke ich. frageden hcssischen Umweltmini-stcr Joschka Fischer von denGrünen nach einer Lösungder Abfallprobleme. Dochder meint nur: >Hab' ichdoch glcich gesagt, daß dasmit dem Grünen Punkt allesS c h . . . i s t l <

uEnRU(|ll,ICII GIB'S AI'F

Ich bin deprimiert. MeineSammclwut ist gebremst. Ir-gendwann erwische ich michcrstmals dabei" wie ich Pla-stikbecher in clen ganz nor-malen Müll werfe. Vielleichtsol l tc man einfach wcnigeressen, trinken. kaufen undstatt dcr Papierküchentü-cher wieder welche ausLeincn verwenden. Aberclie müssen ja gewaschenwerden. Und jeder weißdoch, wie umweltschädigendWaschpulvcr sein kann.

Verflucht. ich geb's auf.Die Gelben Säcke hab' ich

jetzt unseren Nachbarskin-dern geschenkt. Haben diesich gefreut. >Toll. damitkann man prima Drachenbauen!<

Einzig zu den Sammelcon-tainern fahre ich noch sams-tags. Da wciß man wenig-stens. was man hat. Sie sindhäßlich, immer überfüllt,umgeben von Dreck, Unrat*und manchmal auch vonGelben Säcken. RECDiAwEITz

P.S: Gestcrn wurdc in mei-nem Heimatort erstmals einpraller Gelber Sack auf demFriedhof gefunden.

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HAUPISA(H[,RUIfTER V0lrl H(}rDeutsche Firmen lossen sichouf preiswerte Anqebote vonMülischiebern ein]um ihrenAbfoll loszuwerden

poldu de Sus, einDorf in Rumänien.Vom Rost zsrfres-sen, laufen in einer

Apfelplantage 40 Fässer mitPflanzengift aus. Ein paar Ki-lometerweiterlagern in einerlandwirtschaftlichen Koope-rative aufgequollene Säckemit Lachesten aus DDI{-Produktion. Weil die Bauernnicht ahnen, was ihnendeutsche Müllschieber ange-liefert haben, streuen sie diegefährliche Fracht als Kunst-dünger aufihre Felder.

Stettin, Hafen. Dort sitztdie Zollamtsleiterin Stani-slawa Kryk seit 1990 auf zwei

schwarzen Halden: 7000Tonnen Filterstaub aus deut-schen Stahlöfen, durchsetztmit Schweruretallen. ImSommer wehen die Man-gan-, Arsen- und Quecksil-berpartikel über den Zoll-hof, im Winter spült der Re-gen denDreckin denBoden.

Vagabundierender Müllmit dem Gütesiegel >made inGermany< ist weltweit zu or-ten. 1,15 Millionen TonnenSonderabfälle und Hausmüllwurden im Jahr 1991 vonDeutschland exportiert.Frankreich etwa schaffte nur100 m0 Tonnen ins Aus-land, weil dort, wie auch in

AlbanienBelgienBulgarienDänemarkEsllandFinnlandFrankreichGroBbritannien

; ' : * r : - - ' l ' : : i . * : ; l F t p $RumänienRuBlandSchweizSpanienTschech. Hep.UkraineUngamWeißrußland(be

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DnEl(ilIRDRECI(mgIAUt;l$All!ilromruE----------------]|iltWeltweil werden Housmüll und Fössermit giftigem Abfoll ous der Bundesrepublikexporliert. Den Nochborn Polen beliefertenMüllschieber fosf fünf dutzendmol

ItalienLettlandLitauenNiederlandeNorwegenOsteneichPolen

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Page 9: Müll - Dossier Eines Notstandes - 1993 Kopie

Großbritannien, bei Gift-müllverbrennung oder De-ponierung viel weniger Auf-wand betrieben wird und dieKosten dafür bis zu fünlmalgeringer sind als bei uns, wodie Entsorgungstechnikenvergleichsweise weit entwik-kelt und deshalb teuer sind.

Da wird der Transfer insAusland lukrativ. beson-ders, wenn er illegal ge-schieht: Bei Greenpeacesind inzwischen rund 1000Fälle in 60 Ländern regi-striert, in denen Giftschie-ber deutschen Müll klamm-heimlich verschwinden las-sen wollten, Das BonnerUmweltministerium schätzt,daß die Entsorgungsbrancheauf kriminelle Weise >drei-stellige Millionensummen<<pro Jahr umsetzt.

Seit im Januar 1991 insge-samt 51 afrikanische Staatendem Giftmüllimport mit ei.ner Konvention einen Rie'gel vorgeschoben haben, istdie deutsche Händlerkara-

STEFN 45/93

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wane nach Süd- und Osteu-ropa und Asien weitergezo-gen. Besonders attraktiv:die Staaten der GUS.

Rund 15ffi Mark kostet inDeutschland durchschnitt-lich die Beseitigung einerTonne alter Farben oderLacke, 5000 bis 11 000 Markdie gleiche Menge an Alt-Pestiziden. Bietet da einwortgewandter Müllmakleran, die brisante Ware für dieHälfte der Summe abzuneh-men, ist der Abfall meistvom Hof.

Seit Ende der achtzigerJahre war Ulrich Fromm-herz im Geschäft. dessenTaurus UmwelttechnikGmbH im südbadischenSchopfheim neun Auslands-niederlassungen qnterhielt.Voriges Jahr kam seine De-pendance in Agypten insGerede: Frommherz hatteden dänischen Frachter Citomit 950 Tonnen bleibelaste-tem Plastikschredder nachAlexandria beordert. DerOfen des dortigen Zement-werks, für das die Frachr be-stimmt war, ist ölbefeuertund kann deshalb keine fe-sten Stoffe verbrennen.Doch Frommherz hatte wiealle Müllmakler sein Ge-schäft bereits gemacht, alser vom Produzenten desSondermülls für die Abho-lung bezahlt worden war.

Als besonders phantasie-voll gilt in einschlägigenKreisen der SaadänderHeinz-Werner l{elmcke.Seine Firma Tyre RecyclingIndustrie GmbH bot überrumänische Geschäftspart-

ner, zwei ehe-malige Securi-tate-Geheim-dienstmänner,in Bukarestan, drei kom-plette Müll-verbrennungs-anlagen zumPreis von450 MillionenMark in dieKaparten z\stellen - undanschließendL5 Jahre langMüll aus West-europa zu lie-fern. Der Dealplatzte. Das

ilF lUHUTNPAffEIAufblosborePlosfikbeufel stoffStyropor-Chips imKarton bewohren beimEl ekt ro g er öfe- HerstellerMiele neueidingsempfindlicheWarevor Beschödigungen.Die luffkissen(Airpo ck) ou s Polyethy-len schützen wieder Airbagim Autoundsind, wenn dieLuft raus ist, wieder-zuvewenden. 600 Srückübereinonder ergebeneinen Slopel von nur50 Zentimeter Höhe.Noch beschrönktdss GüfersloherUnfernehmen denEinsatz der Polslerollerdings auf denhousinternen Versondvon Ersaffieilen.Beim Kundenverssnd,heißtes, sei dieRückloufquofe derBeutel zu gering.

Landgericht Saarbrückenhat Helmcke wegen weitausprofaneren Geschäften ftirdrei Jahre ohne Bewährungaus dem Verkehr gezogen:Er hatte 40 Fässer DDR-Sondermüll - hochgiftig undbrennbar * im rumänischenSibiu (Hermann$tadt) vomLkw kippen lassen. Daß insolchen Fällen überhauptAnklage erhoben wird oderdaß gar ein Müllschieber insGefängnis kommt, isr sel-ten.

Als im vergangenen Jahrdas Bundesumweltministe-rium einen Gesetzentwurfvorlegte, wonach unrecht-mäßiger Umgang mit Se-kundärrohstoffen bestraftwerden sollte, machte derDeutsche Industrie- undllandelstag dagegen mobil.Ein Vorwurf der Industrie-Lobby: Der Entwurf mündein >>ein faktisches Export-vetbot<<. JocHENvoRFET.DER

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Page 10: Müll - Dossier Eines Notstandes - 1993 Kopie

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s ist noch sar nichtlange her. da war Müll-abfuhr ein bescheide-nes Geschäft. Bis in die

70er Jahre hatte es so man-che Kcmmune auf ein paarkleine Firmen übertragen.Die Müllkutscher holtenden Dreck aus den Tonnen,während sich eingesesseneSchrotter und Trödler umAltmetall und Möbel, Klei-der und Zeitungspapierkümmerten.

Diese Struktur der Mü11-branche hat sich radikal ge-rvandelt. Aus primitiverAbfallbeseitigung wurdeein Industriezweig - undder hat Konjunktur. Es gibtnoch immer die kleinenDreckspediteure. dochweithin beherrschen Unter-nehmen den Müllmarkt,die hochentwickelte undkapitalintensive Anlagenzur Sortierung, Aufberei-tung, Lagerung oder Ver-brennung des Mülls aufge-baut haben.

Nicht nur Unternehmenin Westdeutschland mach-ten gutes Geld seit den 80erJahren an dem. was dieWohlstandsgesellschaft soalles wegschmiß. Auch dieeinstige DDR verdiente rnitstaatlich organisierten Müll-importen aus der Bundesre-publik Milliarden der be-gehrten D-Mark.

Bestes Beispiel: Europasgrößte Kippe in Schönbergvor den Toren Lübecks, jen-seits der ehemaligen Gren-

ze. Dorthin wurden noch imJahr vor der Wende eineMillion Tonnen we$tdeut-schen Abfalls gekarrt.

Auf die Halde oder in denOfen, lautete die Devise.Der Abfall häufte sich in gi-gantischen Mengen, vor al-lem auch deshalb, weil diePreise für Rohstoffe aufdem Weltmarkt extremniedrig waren. Dadurch hat-te kaum ein HerstellerGrund, sparsam mit ihnenumzugehen. Also wurde im-merfort neu produziert.Und nach alsbaldigem Ver-brauch landete die Ware aufdemMüll.

Heute sind die meistenDeponien bis fast an denRand geftillt, und neue Ver-brennungsanlagen stoßenwegen der Angst vor giftigen Abgasen allerorten auferbitterten Widerstand derAnlieger. Diese Engpässe inder Entsorgung zwingen diePolitik seit einiger Zeit zuneuen Lösungen. >Von derAbfallwi*schaft zur Kreis-laufuirtschaft<., heißt dasMotto der 90er Jahre. Sowerden den HentellemRüeknahme- und Verwer-tungspfl ichten auferlegt. Dajedoch viele Firmen mit derEinhaltung solcher Verord-nungen überfordert sind.springt die Entsorgungs-branche für sie ein.

Die rund 870 Firmen mitihren 80 [S0 Beschäftigten,die im Bundesverband derdeutschen Entsorgungswirt-schaft (BDE) zusammenge-

EDElffETÄllTU] HA1DEIm Jahre 1995 wer-den etwo eine MillionKotolysotoren ob-gebronntsein. EineIonne ousge-schlschfeter Schod-sfoff-Filter e nthölt1,5 Kilo Platin undA3 Kito Rhodium.We*:44 AA0 Mark.Aufarbeitungs-kosfen: etwa 12 Aalbis 15 A00 Mqrk.

schlossenen sind, setzten imvergangenen Jahr 20 Milli-arden Mark um. Trotz wirt-schaftlicher Flaute inDeutschland können dieAbfallspezialisten sensatio-nelle Erfolge bejubeln: Fürdas Jahr 1993 erwarten sieWachstumsraten bis zu 20Prozent. In zehn Jahren,schätzen Insider, könnte der;sfupgs'rmsatz auf 200 Milli-arden Mark klettern.

Bereits jetzt tdilen sichnur zehn Firmen mehr alsdie Hälfte des bundeswei-ten Jahresumsatzes. Alleindie Gruppe der RWE-Ent-sorgungs AG konnte ihreUmsätze im Geschäftsjahr1997192 um 4B Prozentauf 1,4 Milliarden Marksteigern. Die VereinigtenElektrizitätswerke (VEW),der Mischkonzern Veba undder Stromproduzent Baden-werke stehen keineswegsnach.

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Seit langem sind die Ener-giemultis Partner der Kom-munen bei der Stromversor-gung. Jetzt übernehmen sieauch deren Müllentsorgung.Zur Bewältigung solcherAufgaben kaufen sie kleineund mittelständische Abfall-betriebe auf. Vor kurzemerwarben die VEW Teileder Edelhoff-Gruppe (Um-satzerlöse: mehr als 600 Mil-lionen Mark). Der größtenoch eigenständige Entsor-ger Rethmann (Umsatz1991: 570 Millionen Mark)soll. so Branchenkenner, inKürze von der Veba ge-schluckt werden.

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Kritiker warnen unterdes-sen vor unkontrollierbarerMachtkonzentration in derEntsorgungsbranche. Wirt-schaftliche Verflechtungender Energieversorgungsun-ternehmen im Müllgeschäftgibt es schon jetzt. Ein Bei-spiel: Der Veba und derRuhrkohle gehört zu je 50Prozent eine Demonstra-tionsanlage in Bottrop, diePlastik in Öl verwandelnkann. Hier soll Kunststoff-atrfall aus dem Dualen Sy-stem verarbeitet werden.Die neue Verpackungsver-ordnung gibt den Betreiberndafür die nötige Investi-tionssicherheit.

Einen weiteren Boomwird es durch eine andereneue Vorschrift geben, dieseit dem 1. Juli 1993 gilt. Sieregelt die Erfassung, Sortie-rung, die Aufbereitung oderDeponierung von Sied-lungsabfällen: Haus- undSperrmüll, Straßenkehricht,Bauschutt von kommunalenEinrichtungen sowie Klär-schlamm.

Nach Schätzungen vonExperten steht dem Bundes-verband der deutschen Ent-sorgungswirtschaft dadurchein Investitionsschub vonrund 100 Milliarden Markins Haus. Da sollen bundes-weit 500 Kompostwerke,200 Sortieranlagen, bis zu50 Anlagen für Vorbehand-lung und Verbrennung so-wie 150 neue Deponien ge-baut werden. >Das bringtSchwung in die Sache<<,frohlockt UmweltministerKlaus Töpfer. Die Abfallin-dustrie geht goldenen Zei'ten entgegen.

Aus ökologischer Sicht istdie derzeitige Müllpolitikjedoch eine Katastrophe:Denn solange die Regieren-den von Konsumeinschrän-kung noch nicht einmal zureden wagen, schwillt dieDreckflut weiter an.

AGNES BÜNEMANN/GUNDA RACHUT

Die Verfasserinnen leil€n die Um-weltberatungsgesellschaft 'cY-clos" und haben im Verlag C. F.Müller das Buch .Der grÜnePunkt. Eine Versuchung der Wirt-schaft " veröffentlicht.

iltEllRltIo oDrR EllllllEo -It[lS FT DER RICHTIGI KUNS?>Joghurt im Pfondglos?n Die Kundin überlegteinenAuglnblick - und greift doneben. Zu den hsndli-chen Wegwerfbechern im Sechserpock, wie ge-habt. uDie sind einfoch proklischer.<

Wos der Köuferin bei Bier und Sprudel recht isl -

nömlich Mehrweg -, ist ihr wie vielen onderen Köu-fern beiJoghurt, Milch und Obslsöften noch longenicht billig. Einweg oder Mehrweg - wofür soll sichderVerbäucher nun entscheiden? Seif bold 30 Jsh-ren wird dorüber gesfritlen, wos ökologisch sinn-voll ist. Auf dem Morkt iedoch bleibr Ex-und-Hoppouf dem Vormorsch. Von

'1966 bis heute erhöhte

sich die Zohl der Einwegfloschen von vier Millionenouf mehr ols vier Milliorden. Einem drohenden Ein-wegverbol begegnete die Glosindustrie domit, doßsie äi n b u ndesweiles Recycl i ngsystem oufboule.

Zum Wegwerfglos kommen Milliorden Alu- undWeißblechdosen s,owie iede Menge Telro Poksund Plosfikpullen. Nur Kunstslofffloschen ver-schwonden fosl gonz ous den Regolen, ols Urnwelt-minister Töpfer sie vor vier Johren mil Zwongs-pfond belegte.

Mehrwegbeholter sind bis zu 50mol wiederver-wendbor, reduzieren somit die Abfollmengen undsporen Rohstoffe. Domit sie besser onkommen,muß dem Verbroucher vor ollem die Rückgobeleichtgemocht werden. Etws durch Rücknohme-Au-lomoten, wie sie in Schweden löngsf gebröuchlichsind. Dos iedoch selzf vorous, doß nicht mehr iederHersteller sein Produkl mit einem speziellen Flo-schen-Design schmockhqft zu mochen versuchl,sondern Normbehölter verwendel, und es nur nochouf den Inholt qnkommen lößt. Bei Limonode, Bierund Minerolwosser gibt es dqs schon. Milch in Liter-floschen ist seit zweiJohren der Renner. Und immermehr Molkereien bieten nun cuch Sohne, Joghurtund Quork in Pfondglösern on. oLrvER scHMrDr

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