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MODELLPROJEKT „HelferIn in der Kita“ Eine Qualifizierungsmaßnahme für junge Menschen mit geistiger Behinderung für die Arbeit in Kindertagesstätten In diesem neuen Projekt werden junge Menschen mit geistiger Behinderung vier Jahre lang darauf vorbereitet, HelferIn in einer Kindertagesstätte zu werden. Ihre zentrale Aufgabe ist die Begleitung der Kinder während des Tages; sie begleiten die Kinder als erwachsene Menschen in deren Haupttätigkeiten, Interessen und Bedürfnissen. Die zukünftigen „Kita-HelferInnen“ tragen dazu bei, den Tagesablauf der Kinder mit zu gestalten, so dass sich diese in ihrer Einrichtung wohl fühlen. Innerhalb der vierjährigen Qualifizierung wird mit Hilfe eines Entwicklungsplan ein individueller Arbeitsplatz in der Kindertagesstätte geschaffen: je nach Fähigkeit des behinderten Menschen helfen sie z.B. bei Mahlzeiten, in Spielsituationen, bei der Gestaltung des Außengeländes, der Gartenarbeit oder bei einfachen handwerklichen Arbeiten der Kita. Nach den 4 Jahren werden sie als MitarbeiterIn der ELBE-Werkstätten in einem ausgelagerten Arbeitsplatz Kita arbeiten. Bislang haben wir in den Schuljahren 2002 und 2003 zwei Klassen eingeschult. Z.Z. arbeiten wir an der Projektauswertung und hoffen, ab Schuljahr 2006 weitere Klassen einzuschulen. ____________________________________________________________

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Page 1: MODELLPROJEKT „HelferIn in der Kita“ · In diesem neuen Projekt werden junge Menschen mit geistiger Behinderung vier Jahre lang darauf vorbereitet, HelferIn in einer Kindertagesstätte

MODELLPROJEKT „HelferIn in der Kita“

Eine Qualifizierungsmaßnahme für junge Menschen mitgeistiger Behinderung für die Arbeit in Kindertagesstätten

In diesem neuen Projekt werden junge Menschen mit geistiger Behinderungvier Jahre lang darauf vorbereitet, HelferIn in einer Kindertagesstätte zuwerden.Ihre zentrale Aufgabe ist die Begleitung der Kinder während des Tages; siebegleiten die Kinder als erwachsene Menschen in deren Haupttätigkeiten,Interessen und Bedürfnissen. Die zukünftigen „Kita-HelferInnen“ tragen dazubei, den Tagesablauf der Kinder mit zu gestalten, so dass sich diese in ihrerEinrichtung wohl fühlen. Innerhalb der vierjährigen Qualifizierung wird mitHilfe eines Entwicklungsplan ein individueller Arbeitsplatz in derKindertagesstätte geschaffen: je nach Fähigkeit des behinderten Menschenhelfen sie z.B. bei Mahlzeiten, in Spielsituationen, bei der Gestaltung desAußengeländes, der Gartenarbeit oder bei einfachen handwerklichen Arbeitender Kita.

Nach den 4 Jahren werden sie als MitarbeiterIn der ELBE-Werkstätten ineinem ausgelagerten Arbeitsplatz Kita arbeiten.

Bislang haben wir in den Schuljahren 2002 und 2003 zwei Klasseneingeschult. Z.Z. arbeiten wir an der Projektauswertung und hoffen, abSchuljahr 2006 weitere Klassen einzuschulen.____________________________________________________________

Page 2: MODELLPROJEKT „HelferIn in der Kita“ · In diesem neuen Projekt werden junge Menschen mit geistiger Behinderung vier Jahre lang darauf vorbereitet, HelferIn in einer Kindertagesstätte

Kontaktinformationen ____________________________________________________ 3

AnsprechpartnerInnen____________________________________________________________3

Anmeldung und Bewerbung_______________________________________________________3

Weitere Informationen____________________________________________________________3

Arbeitsplatzbeschreibung ________________________________________________ 5

Vorbemerkungen _________________________________________________________________5

Einsatzort in der Kindertagesstätte________________________________________________5

Aufgaben_________________________________________________________________________5

Unterstützende Tätigkeiten im Pädagogischen Bereich_____________________________6

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten (zeitweise zusammen mit den Kindern) ____________6

Büroarbeiten _____________________________________________________________________6

Sonstige Arbeiten in der Kita _____________________________________________________6

Sie sind MitarbeiterIn oder LeiterIn einer Kita und interessieren sichfür dieses Projekt? _______________________________________________________ 7

Erste Erfahrungen ________________________________________________________ 8

1 Einführung:_________________________________________________________________8

2 Aufnahmeverfahren _______________________________________________________92.1 Vorpraktikum ___________________________________________________________________9

3 Die Schüler und Schülerinnen ____________________________________________10

4 Erfahrungen im Unterricht _______________________________________________114.1 Mitarbeit/Motivation____________________________________________________________114.2 Lernfeldarbeit__________________________________________________________________11

5 Erfahrungen in den Kindertagesstätten__________________________________125.1 Die Rolle der Anleiterin / Anleiter_______________________________________________125.2 Kennen lernen und Kommunikation mit den Menschen in der Kita _______________135.3 Orientierung in Räumen und deren Material_____________________________________135.4 Individuelle Kompetenzen der Kita-HelferIn_____________________________________14

6 Die Zusammenarbeit von Schule und Praxisstelle_______________________156.1 Anleitertreffen _________________________________________________________________156.2 Praxisbeurteilungen____________________________________________________________156.3 Fortbildung ____________________________________________________________________15

7 Akzeptanz der Qualifizierungsmaßnahme BV-TQ in der Praxis _________157.1 Vorbereitungen ________________________________________________________________157.1 Erfahrungen ___________________________________________________________________17

8 Schlußfolgerungen________________________________________________________17

Kurzbeschreibung des Modellprojekts _________________________________ 18

Struktur der Qualifizierungsmaßnahme______________________________________201. und 2. Jahr: Berufsvorbereitung (BV-TQ) ___________________________________________203. und 4. Jahr: Qualifizierung – Ambulanter Berufsbildungsbereich (AB) ________________20Träger der Maßnahme_________________________________________________________________21Ab 5. Jahr: MitarbeiterIn der Elbe Werkstätten in einem Ausgelagerten Arbeitsplatz_____21

Übersicht _________________________________________________________________ 22Praxis ________________________________________________________________________________22

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Organigramm Arbeitsplatz ______________________________________________ 23

Kontaktinformationen

AnsprechpartnerInnen

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:

Frau Klaver-Wilrodt 040 42811-2979 fax 040 42811-3374

Frau Schumann 040 42811-2762 fax 040 42911-3339

e-mail: [email protected]

oder in unserem Büro: 42811-3313 Montag bis Freitag 9.00-14.00 Uhr

Anmeldung und Bewerbung

Die Anmeldung zur Kita-HelferIn läuft – wie bei anderenBerufsvorbereitungsmaßnahmen auch – über das SIZ.Schulinformationszentrum, Hamburger Straße 35, 22083 HamburgHerr Bigalke 040 42863 4233

Sie melden sich dort an und werden an uns, die FSP II weiter vermittelt.

Weitere Informationen

Nach den Erfolgen in der Integration in der Kita, der Grundschule und derweiterführenden Schule möchte die FSP II zur beruflichen Integration jungerMenschen beitragen:Ab Schuljahr 2002 führen wir eine Qualifizierungsmaßnahme zur Kita-HelferIndurch.Die „Helfer“ gibt es schon im handwerklichen, technischen undhauswirtschaftlichen Bereich. Wir sind der Meinung, dass Menschen mitBehinderung gerade aufgrund ihrer Behinderung eine Bereicherung auch inder sozialpädagogischen Arbeit darstellen. Aufgrund unserer Erfahrungen inder Integration wissen wir, daß viele junge Menschen mit Behinderung sichwünschen, im Kindergarten zu arbeiten; dies war aber bislang für sie nichtmöglich.

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Die Maßnahme gliedert sich in 2 Jahre BV-TQ und 2 Jahre AmbulanterBerufsbildungsbereich. Im Anschluss an die Maßnahme werden dieTeilnehmer/innen als Angestellte der Elbe-Werkstätten GmbH in einemausgelagerten Arbeitsplatz im Kindertagesheim arbeiten.

Die AbsolventInnen sollen grundsätzlich im Gruppendienst in Kitas eingesetztwerden. Ihre zentrale Aufgabe ist die Begleitung der Kinder während desTages; sie begleiten die Kinder als erwachsene Menschen in derenHaupttätigkeiten, Interessen und Bedürfnissen. Die zukünftigen „Kita-HelferInnen“ tragen dazu bei, den Tagesablauf der Kinder mit zu gestalten,so dass sich diese in ihrer Einrichtung wohl fühlen. Je nach Fähigkeit desbehinderten Menschen helfen sie z.B. bei Mahlzeiten, in Spielsituationen, beider Gestaltung des Außengeländes, der Gartenarbeit oder bei einfachenhandwerklichen Arbeiten der Kitas.

Bei der Maßnahme handelt es sich um eine differenzierende Qualifizierung,deren Lerninhalte sich an den Interessen und Fähigkeiten der behindertenMenschen orientieren.

Die TeilnehmerInnen sollten• ein starkes Interesse an einer langfristigen Tätigkeit mit Kindern im

Elementarbereich haben,• sich in Gruppen wohl fühlen, d.h. über eine soziale Kompetenz verfügen• über eine räumliche Orientierung in einer ihnen bekannten Umgebung

verfügen• eine zeitliche Orientierung haben• Grundkenntnisse bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln

besitzen und• sich sprachlich ausdrücken können

Die Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme ist an zwei Bedingungengeknüpft,die TeilnehmerInnen besuchen• nach dem Abschluss der Klasse 10 die Kita-Helfermaßnahme (BV-TQ)

haben• mindestens ein, besser zwei Betriebspraktika im Kindergarten absolviert

haben, und haben• die Zusage des Arbeitsamtes, Abteilung Rehabilitation, die Kita-

Helfermaßnahme im Rahmen des Ambulanten Berufsbildungsbereichs zubesuchen.

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HelferIn in der KitaArbeitsplatzbeschreibung

VorbemerkungenUnser Ziel ist die konsequente Integration von Menschen mit Behinderung jedenAlters in alle Lebensbereiche. Integration soll auch vor sozialen Arbeitsfeldern nichtHalt machen. Dennoch hat ihr Aufgabenfeld im Rahmen dieses Modellprojekts einenbesonderen Stellenwert.Bei Menschen mit Behinderung ist es erforderlich, die Arbeit und deren Inhalte demMenschen und seinen individuellen Fähigkeiten anzupassen und auf ihnabzustimmen; das bedeutet natürlich nicht die Veränderung des Kindergartenalltags,sondern die präzise Abstimmung klar umrissener Aufgaben innerhalb dersozialpädagogischen Arbeit im Kindergarten. Für den Prozeß der beruflichenRehabilitation bedeutet das, daß der Mensch sich nicht dem Arbeitsplatz anpaßt,sondern seine individuellen Fähig- und Fertigkeiten die Grundlagen für die zu erbrin-gende Leistung ist.Ziel der vorgeschalteten Qualifizierungsmaßnahmen (Berufsvorbereitung mitTeilqualifikation (BV-TQ) und ambulanter Berufsbildungsbereich) ist, mit derAnleiterIn vor Ort, dem Menschen mit Behinderung und zeitweise auch mit denLehrerInnen der FSP unter Berücksichtigung der institutionellenRahmenbedingungen aber auch den individuellen Fähigkeiten und Interessen desMenschen mit Behinderung die Arbeitsinhalte festzulegen, ein individuelles Anforde-rungsprofil zu erstellen.

Einsatzort in der KindertagesstätteDie Absolventinnen sol len grundsätzl ich im Gruppendienst inKindertageseinrichtungen eingesetzt werden. Sie stehen den Kindern alsaufgeschlossene Menschen zur Seite, nehmen teil an deren Leben und Lernen undlassen wiederum die Kinder an ihren Gedanken, Gefühlen und Tätigkeitenteilnehmen. Sie sind erwachsene Menschen, die Lust am Lernen, Spielen, Gestalten,Singen haben. Auf dieser Grundlage initiieren sie auch gemeinsame Handlungen mitKindern. Es ist Aufgabe der Erzieherin, die Helferin so in die pädagogische Arbeiteinzubinden, daß die Kinder dadurch einen Nutzen haben. Die Helferinnenübernehmen keine Aufgaben der Aufsichtspflicht. Diese bleibt bei der Erzieherin.Der Einsatzort wird in Kindertagesstätten im Gruppendienst von 7 Uhr - 18 Uhr sein.Die Anleitung wird eine Erzieherin der Gruppe übernehmen, wobei regelmäßigeAnleitungsgespräche und eine gründliche Einarbeitung/Eingewöhnung eingeplantsind.Die Kindertagesstätte bzw. die ErzieherInnen und das sonstige Personal sind bereit,die/den Kitahelferln in jeglicher Form zu unterstützen; Eltern und Kinder werdendurch Elternabende bzw. in Gesprächen über den Einsatz des/r Kita-HelferIninformiert.

AufgabenDie Kitahelferln übernimmt Aufgaben, die die anderen MitarbeiterInnen in der Kitaauch haben, nur in modifizierter, individuell abgestimmter Form.Die nachfolgende Auflistung der Tätigkeiten und die damit verbundenen Aufgabenkann also nur eine beispielhafte und keineswegs abschließende Aufzählung sein.

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Unterstützende Tätigkeiten im Pädagogischen Bereich} Begrüßung der Kinder am Morgen} Bilderbücher ansehen und vorlesen} Lieder singen und Musik machen} Geschichten erzählen} mit Kindern kochen} mit Kindern spielen (in der Gruppe, mit einem Kind)} Bastelarbeiten vorbereiten und durchführen} mit Kindern werken mit Holz und Metall} Raumgestaltung z.B. durch Wand-, Tisch- oder Fensterdekorationen} Begleitung bei Ausflügen (z.B. Museum, Bauernhof u.ä.)} Unterstützung der ErzieherInnen beim Aufbau von Bewegungslandschaften oder

Spielsituationen} Präsenz in den Spielecken und im Außengelände} Bring- und Abholzeiten gestalten} Mitgestaltung von Festen und Feiern} Unterstützung der ErzieherInnen beim Schwimmengehen (Begleitung, Umziehen)} Mitfahrt bei der Ferienfahrt der Kita

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten (zeitweise zusammen mit den Kindern)} Essen/Mahlzeiten vor- und nachbereiten (Tisch decken, abräumen,

Geschirrspülmaschine ein- und ausräumen, Brote schmieren usw.) in der Regel:Frühstück, Mittagessen, Nachmittagsmahlzeit

} Reinigungsarbeiten rund um die Mahlzeiten: z.B. Raum ausfegen, Tischeabwischen usw. Hilfe beim An- und Ausziehen (einschließlichMittagsschlafsituation)

} Toilettengänge} Hände waschen und Zähne putzen üben} Gruppenräume und Garderobe aufräumen, ausfegen} Aufräumarbeiten der Spielecken, Sortierarbeiten

Büroarbeiten} Kopieren} Geld für Gruppenkasse entgegennehmen und Liste fortführen} kleinere Einkäufe erledigen} Post frankieren und zur Post bringen

Sonstige Arbeiten in der Kita} Gartenarbeit (Laub harken, Beete anlegen usw.) Gartengestaltung} Außengelände reinigen} Spielgeräte aufräumen} kleinere Reparaturen durchführen (z.B. an Spielgeräten oder Regale installieren)} Aufräumen und Saubermachen} Teilnahme an den wöchentlichen Dienstbesprechungen

Diese kurze Aufzählung von unterschiedlichen Tätigkeiten zeigt wie vielfältig derzukünftige Arbeitsplatz und die Entlastungsmöglichkeiten für die ErzieherInnen seinkönnen, um ihnen Raum für qualifizierte Tätigkeiten wie zum BeispielEinzelförderung, Kleingruppenarbeit, konzeptionelle Arbeit usw. zu geben.

Stand November 2003

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Sie sind MitarbeiterIn oder LeiterIn einer Kita undinteressieren sich für dieses Projekt?

„HelferIn in der Kita“

Eine Qualifizierungsmaßnahme für junge Menschen mitgeistiger Behinderung für die Arbeit in Kindertagesstätten

Wollen Sie und Ihr Team sich an diesem neuen,einzigartigen Projekt in der Integrationsbewegung

beteiligen?

Nach den Erfolgen in der Integration in der Kita, der Grundschule und derweiterführenden Schule möchte die FSP II zur beruflichen Integration jungerMenschen beitragen:Seit dem Schuljahr 2002 führen wir eine Qualifizierungsmaßnahme für jungeMenschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen zur Kita-HelferIn durch.Die „Helfer“ gibt es schon im handwerklichen, technischen undhauswirtschaftlichen Bereich. Wir sind der Meinung, daß Menschen mitBehinderung gerade aufgrund ihrer Behinderung eine Bereicherung auch inder sozialpädagogischen Arbeit darstellen. Aufgrund unserer Erfahrungen inder Integration wissen wir, daß viele junge Menschen mit Behinderung sichwünschen, im Kindergarten zu arbeiten; dies war aber bislang für sie nichtmöglich.Seit 1999 arbeiten wir zusammen mit den ELBE-Werkstätten, demArbeitsamt, der BSF und dem Amt für Jugend an dem Konzept. Wir sind unsalle einig, daß keine Konkurrenzsituation zwischen ErzieherIn und Kita-Helferin geschaffen werden darf, die Kita-HelferIn also nicht auf einePlanstelle kommt und daß die Besoldung der Kita-HelferIn nicht zu Lasten derErzieherInbesoldung geht.

Weiterhin suchen wir engagierte Teams aus Kitas, die bereit sind eine/nPraktikantIn für unsere 4-jährige Qualifizierungsmaßnahme aufzunehmen.

Falls Sie Interesse an der Mitarbeit in diesem Projekt haben, rufen sie unsdoch an; für Fragen stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Richarda Klaver-Willrodt Petra Schumann

____________________________________________________________Fachschule für Sozialpädagogik Altona, Max-Brauer-Allee 134, 22765 Hamburg

040 42811 3313, 6 040 42811 3339e-mail: [email protected]

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Erste Erfahrungen

Zum Modellprojekt „HelferIn in

Kindertagesstätten“

Eine Qualifizierungsmaßnahme BV-TQ

1. Einführung2. Aufnahmeverfahren3. Die Schülerinnen und Schüler4. Erfahrungen im Unterricht5. Erfahrungen in den Kindertagesstätten6. Zusammenarbeit von Schule und Praxisstelle7. Akzeptanz der Qualifizierungsmaßnahme in der Praxis8. Schlußfolgerungen

1 Einführung:

Im Januar 1999 begann eine Arbeitsgemeinschaft der FSP II an einem Konzept zurberufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Ausgehend vonden positiven Erfahrungen der beruflichen Integration von Menschen mit geistigerBehinderung über die Berufsvorbereitungs- und Qualifizierungslehrgänge an berufs-bildenden Schulen in den Berufsfeldern Handel, Gastronomie, Altenpflege entstanddie Idee, auch das Berufsfeld der Sozialpädagogik für junge Menschen zu öffnen, dievon einer Intelligenzbeeinträchtigung betroffen sind.Die FSP II befand sich zu der Zeit in einem großen Umstrukturierungsprozess: ausder ehemaligen „Erzieherfachschule“ wurde eine Berufsschule, die unterschiedlicheAusbildungen in der sozialpädagogischen Arbeit anbot; ehemalige Fächer solltendurch Lernfelder ersetzt werden.Zudem würde die Vision Menschen mit Behinderung für die Arbeit inKindertagesstätten zu qualifizieren die Entwicklung der FSP II zu einer„sozialpädagogischen Gesamtschule“ fördern, die in dieser Form einzigartig wäre undexemplarischen Charakter hätte - auch in Hinblick auf eine Integration vonMenschen mit Behinderung in diese Gesellschaft.

Nach einer Vorbereitungsphase von fast vier Jahren konnte das Modellprojekt „Hel-ferIn in Kindertagesstätten“ als Qualifizierungsmaßnahme für Menschen mit geistigerBehinderung gestartet werden.Am Ende der langen Vorbereitungszeit einigten sich Vertreter und Vertreterinnen ausfolgenden Institutionen gemeinsam für die Qualifizierung von Menschen mit geistigerBehinderung einzutreten und ihnen zukünftig eine Tätigkeit in Kindertagestätten zuermöglichen:

FSP II (als koordinierende Berufsschule)

Elbe-Werkstätten GmbH

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Trägerverbände von Kindertagesstätten

Arbeitsamt Hamburg

Amt BW der Behörde für Bildung und Sport

SIZ (Schulinformationszentrum)

BFS (früher BAGS)

Das Amt BW bewilligte der FSP II im Rahmen eines Modellprojekts je eine Klassezum Schuljahr 2002/03 und 2003/04 einzuschulen.Der vorliegende Zwischenbericht stellt unsere Erfahrungen über die ersten 14Monate der BV TQ – Maßnahme „HelferIn in Kindertagesstätten“, August 2002 –Oktober 2003, dar.Im Folgenden beziehen wir uns auf die erste Klasse der Maßnahme, in Einzelfällenbeziehen wir Kenntnisse aus der zweiten Klasse mit ein.

2 Aufnahmeverfahren

Am 12.12.2001 wurde in einem Gespräch zwischen Vertreterinnen und Vertreterndes Schulinformationszentrums (SIZ), dem Arbeitsamt, und der FSP II folgendesAufnahmeverfahren vereinbart:

„Die Aufnahme der Schülerinnen und Schüler für die Maßnahme zur Kita – HelferInerfolgt über das SIZ mit Zustimmung des Arbeitsamtes und der FSP II. Die FSP II istbereit zwischen 14 und 16 Schülerinnen aufzunehmen.“

Die Aufgaben im einzelnen:o Das SIZ sammelt die InteressentInnen auf einer Liste mit Erst- und Zweitwunsch.o „Ab Februar werden die Schülerinnen zur Praktikumsmeldung in das PIZ der

FSP II geschickt.“o „Sie absolvieren ein einwöchiges Praktikum in einer kooperierenden Einrichtung

(KTH). Die Einrichtung gibt der FSP eine Rückmeldung über die Eignung derbetreffenden Schülerin. Nur mit Zustimmung der aufnehmenden Schule kanneine Einschulung in die BV–TQ–Maßnahme erfolgen.

o Die FSP II meldet das Ergebnis dem SIZ zurück.o Frau Ortmann und Frau Schumann halten Rücksprache über die teilnehmenden

Schülerinnen“

2.1 VorpraktikumZur Feststellung des grundsätzlichen Interesses und der persönlichen Eignung wardas einwöchige Vorpraktikum während der Berufsorientierung derallgemeinbildenden und Sonderschule in einer der Einrichtungen, die sich an derQualifizierungsmaßnahme beteiligen, zu kurz. Im Verlauf der Maßnahme stellte sichheraus, dass Probleme in der Praxis, also der Kita, erst deutlich wurden, als wir aufWunsch der AnleiterInnen und SchülerInnen längere Praxisblöcke einrichteten.Zudem ist es auch für die Schülerinnen und Schüler leichter möglich festzustellen,ob ihnen die Arbeit in der Kita wirklich gefällt.

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] Das Vorpraktikum sollte mindestens 3 Wochen dauern.] Das Vorpraktikum muss Vorraussetzung für die Aufnahme in die Qualifizierungsmaß-nahme sein. Damit ist eine frühere Rückmeldung an das SIZ und eine engere und frü-here Zusammenarbeit zwischen FSP II und SIZ verbunden.

3 Die Schüler und Schülerinnen

Die erste Klasse wurde mit 13 Schülerinnen und 2 Schülern zum Schuljahr2002/2003 aufgenommen. Sie befindet sich gegenwärtig also im 2. Jahr derschulischen Maßnahme. Drei Schülerinnen verließen die Qualifizierungsmaßnahmewährend des ersten Jahres (s.u.).Die zweite Klasse wurde zum Schuljahr 2003/2004 mit 10 Schülerinnen und einemSchüler aufgenommen.Zur Situation in der ersten Klasse:

o Bei einer Schülerin zeigte sich schon nach kurzer Zeit, dass sie wegen ihrerVerhaltensprobleme nicht lernbereit war. Hier fehlte die realistische Auskunftder abgebenden Schule.

o Eine andere hatte eigentlich keine Lust dazu mit Kindern zu arbeiten. Daszeigte sich erst nach dem ersten dreiwöchigen Praktikum im 2. Semester.

o Die dritte Schülerin ist selbst noch so kindlich und behütet und damit ihreneigenen Bedürfnissen noch sehr verhaftet. Sie hatte Schwierigkeiten mit demRollenwechsel, also damit zu begreifen, dass sie „arbeiten“ muss, etwas tunmuss, auch wenn es nicht ihren eigenen augenblicklichen Bedürfnissenentgegenkommt. Sie spielte für sich in der Sandkiste – aber nicht mit denKindern. Sie aß für sich am Frühstückstisch – aber nicht mit den Kindern. Hierliegt ein großes Erziehungsdefizit vor, das mit Sicherheit aus der Überbehütungin Schule und Elternhaus resultiert. Die Kita hätte für ihre Ausbildung eineAssistentin benötigt. Das ist in der Maßnahme bisher nicht vorgesehen.

Gemeinsam ist allen SchülerInnen das außerordentliche Interesse an der Arbeit mitKindern im zukünftigen Praxisfeld und eine große Schulmüdigkeit.Lieber würden sie alle schon „richtig“ in der Kindertagesstätte arbeiten und Geld ver-dienen.Viele Schülerinnen zeigen in der Praxisstelle ein anderes Verhalten als in der Schule.Hier fühlen sie sich wieder wie Kinder, in der Kita sind sie Erwachsene und zeigensich auch so.

Die SchülerInnen kommen aus sehr unterschiedlichen schulischen Sozialisationspro-zessen:Integrative Gesamtschule, Schule für Körperbehinderte, Schule fürGeistigbehinderte.

Wir nehmen bei den Schülerinnen aus den Sonderschulen wahr, dass sie sich eherangepasst und vorsichtig den sozialen Anforderungen annähern, während die Abgän-gerInnen aus den Integrationsschulen dieser Aufgabe offener und teilweise auchdurchsetzungsfähiger begegnen.

Aus Gesprächen mit den Schülerinnen und Eltern haben wir erfahren, dass sie sichso verhalten, wie sie es in der Regelschule am eigenen Leibe erlebt haben.Insgesamt bietet das neue Lernumfeld allen Schülerinnen und Schülern neue sozialeLernerfahrungen.

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Der Unterricht ist in hohem Maße abhängig von dem individuellen Wohlbefinden in-nerhalb der Klassengemeinschaft. Deshalb ist es erforderlich, überKonfliktsituationen innerhalb der Klasse zu reflektieren und Probleme zu besprechen.Das gelingt in Klassen- und in Einzelgesprächen.Oft müssen zu Konfliktlösungsgesprächen und –verhalten auch Eltern einbezogenwerden; wie umgekehrt auch eine Schülerin bei der Erziehungskonferenz von einerKollegin begleitet wurde.Die Schülerinnen und Schüler zeigen soziale Verhaltensweisen, die aus gesellschaft-lichen Sozialisationsprozessen entstanden sind, die sie zu Randständigen gemachthaben. Die Behinderung allein ist für dieses Verhalten nicht verantwortlich.Diese Erfahrungen beeinflussen die Lernfähigkeit und Lernbereitschaft der einzelnenund der Gruppe erheblich. Dennoch sind Konfliktlösungsstrategien natürlich auchberufsbezogene Unterrichtsinhalte.

4 Erfahrungen im Unterricht

4.1 Mitarbeit/MotivationDie grundsätzliche Motivation für die Arbeit in einer Kindertagesstätte reicht in denUnterricht hinein. Sobald der Bezug zur Praxis und zu ihrer späteren Tätigkeit herge-stellt wird, sind die Schülerinnen und Schüler motiviert und arbeiten gern und fleißigmit.Wird dieser Bezug nicht deutlich, fürchten sie „Babykram“ machen zu sollen.Sehr schnell fühlen sie sich dann herabgesetzt oder diskriminiert. Lernen als lebens-langen Prozess zur Weiterentwicklung eigener Fähigkeiten zu verstehen, das habensie bisher nicht erfahren.

4.2 LernfeldarbeitAus unserer Sicht hat sich das Lernfeldkonzept für unsere Zielgruppe bisherbewährt, weil es ganzheitliche Lernprozesse ermöglicht und individuelleLernausgangslagen und Lernschritte berücksichtigt. Lernsituationen nehmen meistihren Ausgangspunkt im Ablauf in der Kita, im Verhalten der Kinder oder ihrereigenen Tätigkeit in der Kita. Die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen derSchülerInnen erfordern in hohem Maße Differenzierung im Unterricht.

Teilweise führen wir auch lernfeldübergreifende Unterrichtsvorhaben durch,um das Verständnis der SchülerInnen für das Praxisfeld Kita zu erweitern.In der Zukunft möchten wir das ausbauen, um projektorientierten Unterrichtund dadurch die selbständigere Aneignung von Wissen zu ermöglichen.

Zur Zeit wird im Unterricht immer wieder die Lehrkraft gefragt, ob das so„richtig“ sei. Kaum ein Schritt wird allein gewagt. Diese Unselbständigkeit beider Mehrheit der Schülerinnen und Schüler scheint auf die Angstzurückzuführen sein, Fehler zu machen. Frühere Lernerfahrungen mögenhierfür verantwortlich sein. Wir versuchen Fehler positiv für den Lernprozesszu nutzen.

Vor jedem Praktikum legen die Schülerinnen und Schüler ihrePraktikumsmappe an. In Absprache mit den AnleiterInnen werden dortpraktische Beispiele aus dem Lernfeldunterricht gesammelt (z.B. Keksrezeptefür die Weihnachtsbäckerei, der Tagesablauf und meine wiederkehrenden Tätigkeiten

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in meiner Kita u.a.m.) Nach Absprache mit der AnleiterIn können die Schülerinnenund Schüler mit dieser Hilfe selbständig einzelne Aufgaben übernehmen.

Bei der Gestaltung von Lernsituationen bemühen sich die PädagogInnen darum, dassdurch Einsicht gelernt werden kann. Wir freuen uns über die guten Ergebnisse, diedie SchülerInnen bei diesen Lernprozessen zeigen:

o Sie können einige in der Schule bearbeitete Inhalte in ihrer Kita umsetzen.o Sie sind in der Lage, sich durch Perspektivenwechsel in andere Menschen (Kin-

der und Erwachsene) hineinzuversetzen: Sie können aus mehreren möglichenHandlungsvorschlägen in einer Situation die adäquaten kreativ herausarbeiten.

o Das heißt, dass sie über Vorstellungen verfügen und diese gezielt einsetzenkönnen. Sie sind in der Lage, abstrakte gedankliche Vollzüge herzustellen,wenn es darum geht aus mehreren Situationen z.B. Oberbegriffe zu bilden oderzusammenzufassen, worum es insgesamt gehen mag.

o Sie können in Kleingruppen miteinander arbeiten und Schwächere unter-stützten.

o Und sie können ihr Verhalten reflektieren und es dem Verhalten anderer Perso-nen (aus der Realität, aus dem Film, aus Geschichten oder Bilderbüchern)gegenüber stellen.

Ihre Lernprozesse spiegeln sich in der Veränderung ihres Verhaltens.

Ihre angestrebte berufliche Tätigkeit verlangt Selbständigkeit von ihnen, die sie erstlernen müssen. Diese Aspekte müssen bei der Gestaltung des Unterrichts beachtetwerden.Eine intensive Planung und differenzierte Strukturierung des Unterrichts, die Koope-ration aller Lehrkräfte und Teamwork ist deshalb die Voraussetzung für das Gelingenvon Lernprozessen. Zukünftig muß im Stundenplan eine Teamstunde für Absprachenund Besprechungen aller KollegInnen berücksichtigt werden.

Die mangelnde Sozialkompetenz einiger Schülerinnen macht deutlich, dass LehrerIn-nen für diese Arbeit über sonderpädagogische Kenntnisse und neben der unterricht-lichten auch über sozialpädagogische Kompetenz verfügen müssen. Es musssichergestellt sein, dass die Lehrkräfte durch gezielte Fortbildung und einentsprechendes Zeitkontingent diesen Erfordernissen entsprechen können.

5 Erfahrungen in den Kindertagesstätten

5.1 Die Rolle der Anleiterin / AnleiterDie Anleiterin / der Anleiter in der Praxis hat eine wichtige Rolle für die Schülerin /den Schüler. Innerhalb dieser Rolle sind mehrere Funktionen miteinander verknüpft:

o Ausbildungsleitung:Darin enthalten ist auch die Reflexion des Verlaufs der Qualifizierung

o Ansprechpartner/in bei Problemeno Unterstützung bei der Kommunikation zwischen Kita-HelferIn und den anderen

Mitarbeitern, den Eltern und Kinderno Kooperation mit den Lehrkräften und der WfBo Mitentwicklung der Qualifizierungsmaßnahme im laufenden Prozesso Mitarbeit bei der Entwicklung der individuellen Entwicklungsaufgabeno Bedarf ermitteln für Unterstützung von außeno Reflexion eigener Positionen bezüglich des Menschenbildes

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Diese Funktionen erfordern ein besonderes Engagement und eine große fachlicheKompetenz. Wir sind sehr froh, dass sich so viele Menschen bereit gefunden haben,neben ihrer eigentlichen Aufgabe in der Kindertagesstätte mit uns gemeinsam dieQualifizierungsmaßnahme zu gestalten.

Das Ausbildungsziel in der Praxis besteht darin, einen individuellen Arbeitsplatz fürdie Schülerin / den Schüler zu entwickeln.Ob dieser Arbeitsplatz in der Gruppe in dem Bereich angesiedelt ist, in dem dieAnleiterin / der Anleiter arbeitet oder ob er gruppen- bzw. bereichsübergreifend auchhauswirtschaftliche, gärtnerische oder haustechnische Tätigkeiten beinhaltet, soll inZusammenarbeit von Anleiter/in, Schüler/in, Lehrer/in und später Sozialpädagoginder WfB ermittelt werden.

5.2 Kennen lernen und Kommunikation mit den Menschen in der KitaDie Grundlage für diesen o.g. Entwicklungs- und Bildungsprozess bildet das gegen-seitige Kennenlernen von Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern und Schülerin / Schüler so-wie das Kennenlernen der Kinder.Diese Beziehungen können inzwischen in den meisten Einrichtungen als gelungenbezeichnet werden. Es ist nach unserer Erfahrung wichtig, dass alle Mitarbeiter undMitarbeiterinnen der Einrichtung an diesem Prozess beteiligt werden. Denn dieIndividualität der Schülerin / des Schülers wirft viele Fragen auf, die beantwortetwerden müssen.So ist auch die Antwort von 6 Einrichtungen in einem Fragebogen an die Einrichtun-gen zu verstehen, die darin den Wunsch nach Fortbildung / Supervision für alle Mit-arbeiterinnen des Hauses wünschen. Es muss von allen Mitarbeiterinnen akzeptiertwerden, dass der junge Mensch so ist, wie er ist. So will er respektiert und geachtetwerden. Ob er sich verändern wird, hängt von den Bedingungen ab, die er in seinerUmwelt vorfindet und von seiner eigenen Bereitschaft zur Veränderung.

Wir konnten feststellen, dass der Praxisplatz den Schülerinnen und Schülern so vielbedeutet, dass sie sich dem Anspruch nach Verhaltensänderungen durchaus positivstellen und sich Mühe geben, ihrem inneren Bild der „Kita – Helferin“ und dem vonaußen herangetragenen Anspruch der Einrichtung zu genügen.Grundsätzlich wird Integration am Arbeitsplatz von allen Beteiligten dadurch herge-stellt, dass gegenseitige Akzeptanz herrscht. Aus dieser Sicherheit heraus hat jederdie Möglichkeit zur Selbstreflexion und Weiterentwicklung.

Im Kontakt mit den Kindern verhalten sich die Schüler und Schülerinnen zunächsteinmal so, wie sie es am Vorbild ihrer Eltern und Lehrer gelernt haben.Das ist überwiegend sehr wohlwollend, hilfsbereit und freundlich. Bei zwei Schülerin-nen stellten die AnleiterInnen fest, dass dieses Vorbild nicht ihren pädagogischenVorstellungen entspricht. Die Schülerinnen kommunizieren mit den Kindern in einemTonfall, der bei jüngeren Kindern Angst erzeugt. In Kooperation mit ihrer AnleiterInüben die beiden Schülerinnen eine freundlichere Ansprache zu entwickeln. Auch imKlassenverband setzen sie inzwischen eine weniger herbe Sprache ein.

5.3 Orientierung in Räumen und deren MaterialNeben dem Aufbau von Beziehungen ist es für die Schülerinnen und Schüler wichtig,die Räume und die Materialien in ihrer Bedeutung für die Kinder zu erfassen. So kön-nen jetzt alle Schülerinnen und Schüler unterscheiden, was es bedeutet, wenn vonBereichen und Funktionsräumen in der Kita gesprochen wird oder wenn jemand vonseiner Krippengruppe spricht. Alle Kindertagesstätten sind im ersten Semester mitder gesamten Klasse am Exkursionstag zum Lernfeld „Die Stadt in der wir leben undarbeiten“ besucht worden, so dass die Schülerinnen und Schüler ein Bild davon

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haben, wie unterschiedlich Kindertagesstätten sind. Auch die Anleiterinnen konntendabei alle Schülerinnen und Schüler einmal zusammen erleben. In den Einrichtungenfand die Klasse eine herzliche Aufnahme.

Inzwischen wird den Praktikantinnen und Praktikanten auch die Aufgabe übertragen,die Räume mit zu gestalten, was bei ihnen viel Stolz auslöst.

5.4 Individuelle Kompetenzen der Kita-HelferInEin dritter Schwerpunkt der Praktika war die Feststellung und das Herausarbeitenbestimmter Kompetenzen und Interessen. Denn an diesen Kompetenzen undInteressen soll die Arbeitsplatzgestaltung ausgerichtet werden.

Es kristallisierten sich in allen Fällen wiederkehrende Aufgaben im Tagesablauf her-aus: Begrüßung der Kinder, Maltisch einrichten, mit den Kindern Zähne putzen,Kinderfahrzeuge herausgeben, Tische decken und abdecken, Anwesenheitsliste füh-ren usw.Zwischen diesen festgelegten Arbeitsaufträgen gibt es Zeiten, die teilweise für dasfreie Spiel mit Kindern genutzt werden.Diese Zeiten könnten aber auch für andere Aufgaben offen stehen, an die Kitahelfe-rInnen herangeführt werden müssen: Tisch abhobeln und neu lackieren, Rasen har-ken, Blumen pflanzen und Unkraut jäten, Bilderbücher reparieren, Stifte anspitzen,etwas für die Einrichtung nähen, Einkaufen gehen, Aufgaben in der Küche bei derGestaltung der Malzeiten übernehmen usw.

Für manche Schülerin ist es ein großer Gewinn, derartige Aufträge regelmäßig zuübernehmen, denn für einige SchülerInnen ist es schwierig, sich dauerhaft auf dieInteressen und Bedürfnisse der Kinder im Freispiel einzulassen.Andere bieten aber auch gern selbst den Kindern Aktivitäten an: sie lesen vor,spielen mit ihnen im Kreis, malen mit den Kindern, spielen mit ihnen Fußball oderverkleiden sich mit ihnen.

Es wurde von den Anleiterinnen geäußert, dass die Schülerinnen undSchüler bereits jetzt eine Bereicherung für die Einrichtung darstellen.Die Kollegin einer Einrichtung formulierte sogar, dass ihrePraktikantin eine Entlastung darstelle.

Entsprechend positiv fällt das Ergebnis einer Befragung derPraxisstellen aus. Im 2. Qualifizierungsjahr haben sich 6 von 10Einrichtungen prinzipiell dazu bereit erklärt, die Kita – Helferin / denKita – Helfer nach der Qualifizierungsmaßnahme zu behalten! Für dreiEinrichtungen ist es noch zu früh, jetzt hierzu ein Statementabzugeben. Eine hat sich nicht geäußert.Dies zeugt insgesamt von einer hohen Akzeptanz der SchülerInnen inder Praxis.

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6 Die Zusammenarbeit von Schule und Praxisstelle

6.1 AnleitertreffenDie oben beschriebenen Schwerpunkte der Qualifizierung in der Praxis wurden teil-weise gemeinsam mit den Anleiterinnen und Anleitern entwickelt.Das geschah bei den regelmäßigen AnleiterInnentreffen nach jedem Praktikum sowieim Rahmen von Einzelbesuchen vor der Aufnahme der SchülerInnen und währendder Praktika.Jede Lehrerin / jeder Lehrer im Team hatte entsprechend dem jeweiligen Stunden-kontingent eine Anzahl von SchülerInnen in der Praxis zu betreuen.Bei den AnleiterInnentreffen war auch das gesamte LehrerInnenteam zugegen.

] Die Anleitertreffen stellen eine wesentliche Grundlage für das Gelingen derZusammenarbeit aller Beteiligten (SchülerIn, LehrerIn, AnleiterIn, SozialpädagogInder Elbe Werkstätten) dar; es ist für alle hilfreich aus den Erfahrungen anderer zulernen, die eigene Einstellung zu überprüfen oder sich einfach nur über dieSchülerInnen und deren Individualität auszutauschen.

6.2 PraxisbeurteilungenFür jedes Praktikum wurde ein Beurteilungsbogen (siehe Anlage) erarbeitet und denSchülerinnen und Schülern mitgegeben. Die einzelnen Aspekte innerhalb des Bogensstellten gleichzeitig die Lernaufgaben für das jeweilige Praktikum dar.

6.3 FortbildungVor Beginn der Qualifizierungsmaßnahme führten wir eine gemeinsame Fortbildungvon AnleiterInnen und Lehrkräften unter der Leitung einer Mitarbeiterin von ForUme.V. durch. Die Tatsache, dass sie blind ist, unterstützte bei den TeilnehmerInnendie Entwicklung eines Verständnisses für die Bedeutung einer Behinderung im sozia-len Miteinander.

Zu Beginn des zweiten Qualifizierungsjahres führten Herr Carsten Adden und seinKollege Tobias Engel (Elbe Werkstätten GmbH) in das Thema „Individuelle Arbeits-hilfen“ ein. Diese Einführung, so meinten die Anleiterinnen, war sehr hilfreich imUmgang mit einer „MitarbeiterIn“ mit Behinderung und hätte bereits zu Beginn derQualifizierungsmaßnahme stattfinden sollen.

] Für alle beteiligten Lehrkräfte und AnleiterInnen sollten vor und währendder Maßnahme regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen stattfinden.Erfahrungen mit und Kenntnisse über Menschen mit einer geistigenBehinderung sind aufgrund der historisch gewachsenen Aussonderung vonMenschen mit Behinderung auf dem 1. Arbeitsmarkt auch im (sozial-)pädagogischen Arbeitsfeld gering.

7 Akzeptanz der Qualifizierungsmaßnahme BV-TQ in der Praxis

7.1 VorbereitungenBei der Entwicklung der Maßnahme wurden von Anfang an Kindertagesstätten undTräger einbezogen. Die Leiterin der Kindertagesstätte Lummerland nahmregelmäßig an allen Vorbereitungstreffen teil. Dadurch konnten für die Praxis

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wichtige Aspekte in das Konzept einbezogen werden. Folgende Träger sagten ihreUnterstützung des Projektes zu:

Diakonisches Werk, Fachbereich Kindertagesstätten; Arbeiter-Samariter-Bund Deutsches Rotes Kreuz, Fachabteilung Kindertagesstätten; DPWV; AWO – Landesverband, Fachbereich Kinder und Jugend.

Für die beiden Modellklassen mussten mindestens 32 Praxisstellen angeworben wer-den, damit jede Schülerin / jeder Schüler einen Praxisplatz bekommt.Insgesamt haben gegenwärtig 29 Einrichtungen ihre Mitarbeit schriftlich zugesagt.Davon sind 23 mit Schülerinnen und Schülern aus den beiden Klassen belegt. Einerdieser Einrichtungen droht die Schließung. Das heißt dann auch für deren Praktikan-tin, sich neu orientieren zu müssen.

Bei der Verteilung der Schüler und Schülerinnen auf diese geringe Anzahl von Praxis-stellen konnte die Wohnortnähe nicht immer berücksichtigt werden. So müssenmanche SchülerInnen einen einstündigen Weg zur Kita in Kauf nehmen .Das ist einezusätzliche Erschwernis für die SchülerInnen.

Für die Praxisstelle bedeutet die Teilnahme an dem Projekt, eine zeitlicheFestlegung auf die 4 Jahre dauernde Qualifizierungsmaßnahme. Dies ist denKindertagesstätten sehr schwer gefallen. Denn sie befinden sich unter einem starkeninternen und externen Druck. Die Vorbehalte, eine so große Verantwortung zuübernehmen, wuchsen noch durch die Einführung der Kita – Card zum 1. August2003, was allen Beteiligten seit 2000 bekannt war. Trotz einer grundsätzlichpositiven Motivation zur Teilnahme an dem Projekt zogen viele Einrichtungen ihremündliche Zusage aus den genannten Gründen kurzfristig zurück.Uns macht dieses verständliche Verhalten der Kindertagesstätten deutlich, dass derpolitische Druck auf die Kindertagesstätten dazu führt, dass Menschen mit gesell-schaftlich geringen Bildungschancen weiter ins gesellschaftliche Abseits gedrängtwerden.

Neben der unsicheren politischen Situation spielten auch andere Gründe eine Rollebei der Skepsis eine Kita–Helferin in der eigenen Einrichtung aufzunehmen:

o Es bestand eine große Unsicherheit darüber, wie die zu erwartendePraktikantin / der Praktikant ist, welche Behinderung sie oder er hat und wiediese sich auswirken würde. Unter dem Begriff „Kita-HelferIn“, ein junger„Mensch mit „geistiger Behinderung“ kann sich kaum jemand eine Mitarbeiterinoder einen Mitarbeiter vorstellen oder es gibt negative Assoziationen. „Was fürMenschen kommen da auf uns zu? Können wir ihnen gerecht werden?“ wareine immer wiederkehrende Frage.

o Manche Kita hatte die Sorge an Prestige im Stadtteil zu verlieren, wenn einegeistig behinderte Praktikantin in der Einrichtung arbeitet. AndereEinrichtungen erwarten im Gegenteil ein steigendes Image durch dieseMaßnahme der Integration.

o Eine Sorge bestand darin, dass die Kita–Helferin /der Kita–Helfer eventuellüber den Personalschlüssel finanziert werden müsste. Das hätte keineEinrichtung und kein Träger akzeptiert.

o Es war für alle Einrichtungen sehr fraglich, ob die Kita – Helferin / der Kita –Helfer wirklich eine Entlastung bei der Arbeit bringen wird. Zunächst, das warallen klar, müssen die AnleiterInnen viel Arbeit leisten, damit einbehindertengerechter individueller Arbeitsplatz in Zusammenarbeit mit derSchule, der Praktikantin und der WfB gestaltet werden kann. Aber aus den

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Erfahrungen der WfB mit anderen Qualifizierungsmaßnahmen schöpften vieleMut und entschieden sich für Aufnahme einer Kita – HelferIn.

7.1 ErfahrungenUnter diesen Bedingungen freuen wir uns über die ausgesprochen engagierteZusammenarbeit mit den Einrichtungen, die jetzt Kita – HelferInnen qualifizieren.Einige wünschen sich Supervision und Fortbildungen für ihr gesamtes Team, um dieKita – Helferin / den Kita – Helfer besser verstehen zu lernen. Auch dieser Wunschzeugt von der Ernsthaftigkeit und dem Engagement der Einrichtungen!

Die Tatsache, dass die Praktikantinnen und Praktikanten nach dem ersten Jahr derQualifizierungsmaßnahme teilweise schon als Entlastung erlebt werden und dassschon jetzt einige Einrichtungen es sich vorstellen können, die Kita – Helferin / denKita – Helfer nach vier Jahren zu übernehmen zeugt von der Akzeptanz der Maß-nahme in der Praxis und stellt aus unserer Sicht einen Erfolg dar.

8 Schlußfolgerungen

Grundsätzlich konnten wir feststellen, dass die Qualifizierungsmaßnahmebeginnt, sich in Schule und in Praxis, positiv zu etablieren. Dies zeigt dasInteresse und die Nachfragen auf Seiten der Eltern, Behindertenbetreuer,LehrerInnen der allgemeinbildenden Schulen, BeraterInnen des Arbeitsamtessowie Mitarbeiterinnen von Trägern der Behindertenhilfe.Dieser Prozess ist noch instabil und seine Entwicklung hängt davon ab, ob dieKontakte gepflegt und die Strukturen gefestigt oder ausgebaut werdenkönnen.

Auf jeden Fall können wir sagen, dass die jetzigen Schülerinnen und Schülersich in der Praxis bewähren. Einige stellen laut Aussage der KollegInnen inder Kita bereits jetzt eine Bereicherung dar. Für die Bewährung in der Praxissind die beschriebenen ethischen, personellen und strukturellenVoraussetzungen notwendig, deshalb müssen diese auch zukünftig bereitgestellt werden.

Darüber hinaus meinen wir, dass bereits jetzt deutlich wird, dass die

Maßnahme im Bereich der Eingliederung von Menschen mit intellektuellen

Behinderungen in die Berufswelt positive Ergebnisse zeigt. Sie sollteunbedingt weitergeführt werden. Denn die Qualifizierungsmaßnahme zur Kita

– Helferin ist ein wichtiges Instrument auf dem Weg zur Normalisierung.

Diese politisch wichtige Aufgabe übernimmt die FSP II gerne.

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„HelferIn in der Kita“

Eine Qualifizierungsmaßnahme für junge Menschen mitgeistiger Behinderung für die Arbeit in Kindertagesstätten

Kurzbeschreibung des Modellprojekts

Die FSP II führt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, beginnend mit dem Schuljahr2002 eine Qualifizierungsmaßnahme für junge Menschen mit intellektuellenBeeinträchtigungen für die Arbeit in Kindertagesstätten durch. Diese Maßnahmegliedert sich in 2 Teile:• Berufsvorbereitung mit Teilqualifikation BV TQ (2 Jahre)• Ambulanter Berufsbildungsbereich AB (2 Jahre)Es soll sich um eine differenzierende Qualifizierung für junge Menschen mitintellektuellen Beeinträchtigungen handeln, eine Qualifizierung, deren Lehr-und Unterrichts- und Qualifikationsinhalte sich an den Interessen undFähigkeiten des einzelnen Menschen mit Behinderung orientiert.

Für einzelne SchülerInnen mit Behinderung bedeutet dies eine Qualifizierung,die sie bislang trotz geeigneter Fähigkeiten nicht aufnehmen konnten. DieEinmündung in einen ausgelagerten Arbeitsplatz als MitarbeiterIn derWfbM/ELBE-Werkstätten bedeutet wieder einen wesentlichen Schritt inRichtung Integration von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft.

Wir sind der Meinung, daß Menschen mit Behinderung nicht nur imhandwerklichen, technischen oder hauswirtschaftlichen Bereich arbeitenkönnen, sondern daß sie gerade aufgrund ihrer Behinderung eineBereicherung auch in der sozialpädagogischen Arbeit darstellen. Nachunseren Erfahrungen bezieht sich dies bei einigen Menschen mit Behinderungbesonders auf ihre Fähigkeiten in der sozialen Wahrnehmung, ihrerZuwendung und Konzentration auf den Menschen.

Die TeilnehmerInnen der Maßnahme sind junge Menschen mit Behinderungaus den Schulen G oder Integrationsklassen der Gesamtschulen ohneHauptschulabschluß, deren Berufswunsch die Arbeit mit Kindern ist. Wirmöchten ihnen, nach Absolvierung einer BV-Maßnahme, eine Qualifizierungim Sinne des „Ambulanten Berufsbildungsbereichs“ (AB) anbieten, in der sielernen können, auf die Bedürfnisse und Interessen von Kindern im Krippen-,Elementar- und Vorschulalter einzugehen und sie in ihrer Entwicklung und inihrem institutionalisierten Alltag im Kindergarten positiv zu begleiten.

Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen die TeilnehmerInnen folgendeVoraussetzungen erfüllen:• Betriebspraktikum (besser 2 Praktika) im Kita während der Schulzeit• Starkes Interesse an einer langfristigen Tätigkeit mit Kindern im

Elementarbereich• Das selbständige Erreichen und Verlassen des Praktikumplatzes und der

FSP

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• Räumliche Orientierung in Kita und Schule (d.h. das sichere Sich-Bewegen-Können in den verschiedenen Räumlichkeiten: Gruppenräume.sanitäre Einrichtungen, Küche ...)

• Zeitliche Orientierung (d.h. pünktlicher Arbeitsantritt, Verständnis vonArbeitsabläufen/Kita-Alltag entwickeln)

• Grundkenntnisse bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln• Beherrschung wesentlicher lebenspraktischer Verrichtungen• Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit auch mit nicht behinderten Kindern

und KollegInnen• Sprachliche AusdrucksfähigkeitKeine Rolle spielt das Geschlecht.

Die AbsolventInnen sollen grundsätzlich im Gruppendienst inKindertageseinrichtungen eingesetzt werden. Sie nehmen teil an Leben undLernen der Kinder und lassen wiederum die Kinder an ihren Gedanken,Gefühlen und Tätigkeiten teilnehmen. Sie sind erwachsene Menschen, dieKinder in ihren Haupttätigkeiten, Interessen und Bedürfnissen begleiten, dieLust haben am Lernen, Spielen, Gestalten, Singen u.v.m.. Auf dieserGrundlage initiieren sie auch gemeinsame Handlungen mit Kindern.

Das kann bedeuten, daß sie die Mahlzeiten, die Bring- und Abholzeiten, dieSpiel- sowie Ruhephasen mitgestalten. Auch die Raumgestaltung kann vonihnen mit übernommen werden. Das Kindertagesheim mit seinen Innen- undAußenräumen ist für die Kinder Spiel-, Erfahrungs-, Bewegungs- undErlebnisraum. Es so herzurichten, daß Kinder diesen Bedürfnissen dort nach-kommen können, ist eine wichtige Aufgabe.Eine weitere Aufgabe der zukünftigen „Kita-HelferIn“ kann in handwerklichenTätigkeiten im Innen- und Außenbereich des Kindertagesheimes liegen.Dieses könnte bedeuten, daß sie mit Kindern gemeinsam Laub harken, Beeteanlegen oder Regale installieren, Wanddekorationen entwickeln oder mitKindern werken mit Holz und Metall. Alle diese Aufgaben werden in engerZusammenarbeit mit dem pädagogischen und therapeutischen Personaldurchgeführt. Das bedeutet, daß die behinderten KollegInnen sowohl an denTeambesprechungen als auch an den Elternabenden teilnehmen.

Aus dieser kurzen Arbeitsplatzbeschreibung geht hervor, daß es sich hier umeinen neuen Aufgabenbereich im Kindertagesheim handelt, der von Menschenmit Behinderung gut ausgefüllt werden kann. Da die zukünftige Kita-HelferInzusätzlich zum Stellenplan eingestellt werden soll, kann dies für das Teameine wertvolle Ergänzung sein.

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Struktur der Qualifizierungsmaßnahme

1. und 2. Jahr: Berufsvorbereitung (BV-TQ)

Diese Maßnahme geschieht im Rahmen der Berufsvorbereitungsschule:„Die Berufsvorbereitungsschule soll Schülerinnen und Schüler befähigen, indie Berufsausbildung, in weiterführende Schulen oder in die Arbeitswelteinzutreten...“1

Somit stehen auch jungen Menschen mit Behinderung aus Sonderschulenoder Integrationsklassen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben odernicht sofort in die WfbM zum AB wechseln, berufsvorbereitende Maßnahmen(BV-TQ) offen, in denen sie eine berufliche Vorbereitung erhalten. Sie könnenhier überprüfen, ob der Alltag in der Kita für sie der richtige zukünftigeArbeitsplatz ist.Die Auswahl der SchülerInnen erfolgt in Zusammenarbeit mit den Reha-BeraterInnen des Arbeitsamtes, die die SchülerInnen i.d.R. ab der vorletztenAbschlußklasse der Sonderschule betreuen, MitarbeiterInnen des SIZ undLehrerInnen der FSP II. Ausführliche Praktikumsberichte der Lehrerinnen derabgehenden Schulen sind dringend erwünscht.Diese 2jährige Berufsvorbereitungsmaßnahme findet sowohl in derBerufsschule (FSP II) als auch im Praktikum im Kita statt. Eine engeZusammenarbeit zwischen den AnleiterInnen im Kita und den LehrerInnender FSP ist zwingend notwendig.Die Praktikumsverläufe werden dokumentiert, Prognosen erstellt.Das erste Halbjahr der BV-TQ-Maßnahme ist ein Probehalbjahr2 in dem vonallen beteiligten Fachkräften aus Schule und Kita entschieden wird, ob dieSchülerIn für die Arbeit als Kita-HelferIn geeignet ist.Vor Beginn des Ambulanten Berufsbildungsbereichs, im 4. Semester BV-TQ,wird in einem Fachausschuß (VertreterInnen aus FSP II, Arbeitsamt, ELBE-Werkstätten, Kita) für jede/n SchülerIn entschieden, ob der Übergang in denAmbulanten Berufsbildungsbereich sinnvoll ist. Eventuell frei gewordenePlätze können zu Beginn des AB durch „Quereinsteiger“ genutzt werden.

3. und 4. Jahr: Qualifizierung – Ambulanter Berufsbildungsbereich (AB)

Im letzten Semester der BV-TQ-Maßnahme nehmen die MitarbeiterInnen derELBE-Werkstätten mit den TeilnehmerInnen, den MitarbeiterInnen der Kitasund den LehrerInnen der FSP II Kontakt auf, um eine Übergabe und denBeginn des Ambulanten Arbeitstrainings zu gewährleisten.Mit Beginn des 3. Jahres wechselt der/die Teilnehmerin der BV-TQ-Maßnahmein den Ambulanten Berufsbildungsbereich und wird MitarbeiterIn der Elbe-Werkstätten GmbH. Aufgrund der Erfahrungen aus den ersten zwei Jahrenentwickelt die sozialpädagogische Fachkraft der Elbe-Werkstätten GmbH inZusammenarbeit mit den PraxisanleiterInnen und der Lehrkraft des FSP eineentwicklungsdiagnostische individuelle Maßnahmenplanung.

1 APO-BVS, FHH 19992 APO-BVS, FHH 1999

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Diese ist Grundlage der Qualifizierung im 3. und 4. Jahr und bedarf derregelmäßigen Überprüfung und Fortschreibung.

Der Ambulante Berufsbildungsbereich ist eine berufsförderndeBildungsmaßnahme zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten in dasArbeitsleben unter Einschluß angemessener Maßnahmen zur Weiterent-wicklung der Persönlichkeit3.Der Berufsbildungsbereich eine Fördermaßnahme nach demArbeitsförderungsgesetz. Kostenträger ist das Arbeitsamt. DieFörderungsdauer beträgt pro Lehrgang 12 Monate; max. 24 Monate.

Die berufliche Förderung findet in einem aufbauenden System statt: nachdem Konzept von Orientierung - Qualifizierung - Stabilisierung werdenTätigkeiten und Arbeitsabläufe kleinschrittig in der Praxis vor Ort (Kita) undauch im Berufsschulunterricht der FSP II erlernt. ( 3 Tage Praxis / 2 TageSchule).

Träger der MaßnahmeDie Elbe-Werkstätten GmbH ist Träger der Maßnahme.Die TeilnehmerInnen sind über die Elbe-Werkstätten GmbH der Kranken-,Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung zugehörig.Die Teilnehmerinnen erhalten ein Ausbildungsgeld:im ersten Jahr ca 60,-- / Monatim zweiten Jahr ca 70,-- / Monat (z. Zt.).Fahrtkosten werden in der Regel von der Elbe-Werkstätten GmbHübernommen.

Ein/e Sozialpädagoge/in der Elbe-Werkstätten GmbH übernimmt diePraxisbetreuung vor Ort in der KITA.Aufgaben:• Organisation und Leitung der Entwicklungsplanung in Zusammenarbeit mit

den KITA's.• Unterstützung und Anleitung der Teilnehmerinnen• Anleitung und / oder Supervision der AnleiterInnen der KITA 's• Erstellung eines Ausbildungsplanes in Zusammenarbeit mit der

TeilnehmerIn, der AnleiterIn und der begleitenden Lehrkraft (TutorIn) derFSP.

Ab 5. Jahr: MitarbeiterIn der Elbe Werkstätten in einem AusgelagertenArbeitsplatz

Nach Beendigung der Arbeitstrainingsmaßnahme verbleiben dieTeilnehmerInnen in den KITA's auf einem Außenarbeitsplatz der Elbe-Werkstätten GmbH.• Sie bleiben Mitarbeiterinnen der WfB und schließen eine Vereinbarung mit

den KITA und der Elbe-Werkstätten GmbH (analog zum Werkstattvertrag).• Diese Vereinbarung regelt die Arbeitsbedingungen incl. Urlaub und Entgelt.

3 Auszug aus § 4 Teil B Werkstättenverordnung

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Übersicht

BV-TQ2 Projektjahre

AmbulanterBerufsbildungsbereich2 Projektjahre

ab5. Jahr

Ort Fachpraxis und -theoriein der FSPbetreute Praktika im KITA

2 Tage Schule3 Tage KITAbetreute KITA-Praxis

AusgelagerterArbeitsplatzKITA

Struktur BerufsfeldbreiteGrundbildungbreite GrundbildungPersönlichkeitsbildung

Fachliche QualifizierungOrientierung an fachlichenAnforderungen der Arbeit imKita und den Interessen derTeilnehmerInnen

Speziell abgestimmteTeilqualifikation/Spezialisierung

Entsprechend der speziellenAnforderungen des einzelnenArbeitsplatzes und d. Teil-nehmerIn„Spezialisierung“

MitarbeiterIn derWfbMWerkstattvertragzw.KITA + Elbe-Werkst. GmbH

Lernorte FSP und KITATheorie u. Praxislernortübergreifend durchProjekttag/e (u.a. inKitas) und Exkursionen

KITA und FSP

AmbulantesArbeitstraining

Praktika2 dreiwöchige Praktika

begleitetePraxis

Träger und Kindertagesstätten haben unsere Idee positiv aufgenommen undsich bereit erklärt, SchülerInnen mit geistiger Behinderung unsererzukünftigen Qualifizierungsmaßnahme sowohl in Praktika, im Abschnitt derQualifizierung, dem Arbeitstraining, im KITA aufzunehmen als auch später mitden ELBE-Werkstätten bzgl. eines Außenarbeitsplatzes zu kooperieren.

Von Seiten der FSP II kann das Projekt außerordentlich gut betreut werden:Es gibt genügend Personal, das qualifizierten Unterricht gewährleistet. DiePraktika können gut von LehrerInnen in Zusammenarbeit mit SchülerInnen,die sich im Schwerpunktpraktikum der ErzieherInnenausbildung befinden,betreut werden. In den Bewegungs-, Musik- und Werkstatträumen könnenentsprechende Qualifizierungsziele erarbeitet werden; dies betrifft auch denHauswirtschaftsbereich und das Außengelände der FSP; in Zusammenarbeitmit dem Praxisausbildungszentrum können zusätzliche Praktikumsplätze fürdie SchülerInnen mit Behinderung sehr differenziert gefunden werden.Die FSP II könnte sich so zu einer „sozialpädagogischen Gesamtschule“entwickeln, die in dieser Form einzigartig wäre und exemplarischen Charakterhätte - auch in Hinblick auf eine Integration von Menschen mit Behinderungin diese Gesellschaft.

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Die ELBE-Werkstätten haben großes Interesse an diesem Projekt undbeteiligen sich an der gesamten Qualifizierungsmaßnahme: Sie sind Trägerder Maßnahme AB und schließen für ihre MitarbeiterInnen (den jungenMenschen mit Behinderung) Kooperationsverträge mit den Kitas ab, die an-schließend in einen ausgelagerten Arbeitsplatz einmünden; zu Beginn des 4.Semesters der BV-TQ-Maßnahme trifft sich das Personal der ELBE-Werkstätten mit den AnleiterInnen, um die Anleitungsmodalitäten mit demjeweiligen Kita für einen Menschen mit Behinderung zu klären; am Ende derBV-TQ-Zeit kann dann während des 4-wöchigen Praktikums eine genauePlanung vor Ort stattfinden; sie übernehmen die Betreuungsarbeit währenddes AT und der Zeit des Außenarbeitsplatzes.Auch hier können wir dazu beitragen einen wesentlichen Schritt zu leisten inRichtung beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung.

Stand Januar 2004

Organigramm Arbeitsplatz