modellphase schulpastoral 2015–2020

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Anknüpfen bei Menschen an vielen Orten Referat Schulpastoral Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.) Modellphase Schulpastoral 2015–2020 Jahresbericht und Praxisbeispiele 2016/2017 2

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Anknüpfenbei Menschen

an vielen Orten

Referat Schulpastoral Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.)

Modellphase Schulpastoral2015–2020Jahresbericht und Praxisbeispiele 2016/20172

Page 2: Modellphase Schulpastoral 2015–2020

HerausgeberDiözese Rottenburg-Stuttgart,HA IX – Schulen, Referat Schulpastoral Karmeliterstraße 2, 72108 Rottenburg Telefon: 0 7472/169-546 oder 169-408

1. Auflage, Rottenburg, 2018

RedaktionDr. Beate Thalheimer, Referentin für Schulpastoral, HA IX – Schulen, RottenburgAnnette Steck, Mitarbeiterin im Referat SchulpastoralRudolf Kromer, Religionslehrer, Schulseelsorger und Beauftragter für schulpastorale Fort- und Weiterbildungen

Schutzgebühr: 8,00 Euro

BestelladresseBuchdienst WernauAntoniusstr. 3, 73249 Wernau Telefon: 0 71 53/3001-1 64Fax: 0 71 53/3001-6 21E-Mail: [email protected]

BildmaterialDas Bildmaterial wurde jeweils von denAutorinnen und Autoren zur Verfügung gestellt.

HerstellungDruckerei Maier, Rottenburg

Kostenloser Download unter http://schulpastoral.drs.de

Alle Rechte vorbehalten.Namentlich gekennzeichnete Artikel gebendie Meinung der Verfasserin/des Verfassers wieder.

KLIMAINITIATIVE DRUCK – wir machen mit!Diese Broschüre wurde CO2 neutral produziert.

SCHULPASTORAL

Id-Nr. 1871479www.bvdm-online.de

K

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INHALTSVERZEICHNIS

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

1

Vorwort: Das Netzwerk weiterspinnen (Ute Augustyniak-Dürr) 2

Einführung: Anknüpfen bei Menschen an vielen Orten – Rückblick auf eineinhalb Jahre in der ModellphaseSchulpastoral 2015–2020 (Dr. Beate Thalheimer) 4

Ausgewählte Schwerpunkte

1. Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und Schule

1.1 ... aus der Sicht zweier Dekane 10

1.2 ... aus der Sicht von zwei Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schule 13

1.3 ... aus der Sicht von zwei Schuldekanen 17

1.4 Ansprechpersonen, Brückenbauer/innen, Dolmetscher/innen, Netzwerker/innen, Ideengeber/innen und Vermittler/innen (Dr. Beate Thalheimer und Lioba Diepgen) 20

2. Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger2.1 Schulpastorales Wirken aus der Sicht von drei Schulleitungen 23

2.2 Fachtag „Schulen und außerschulische Kooperationspartner“ im Dekanat Rems-Murr (Heinz Rupp und Beate Baur) 27

3. Kooperation Jugendarbeit und Schule / Schulpastoral3.1 Gemeinsam geht mehr – Jugendarbeit und Schule / Schulpastoral (Dr. Beate Thalheimer und

Dominik Nawratil) 29

3.2 Jugendarbeit und Schule – ein Netzwerk, das wächst! (Dominik Nawratil) 33

3.3 Qualifizierung von Jugendleiter/innen an Schulen (Michael Friedmann) 35

3.4 Erfahrungen mit der Schulpastoral / Kooperation Jugendarbeit und Schule in Stuttgart(Katharina Weigel und Bruder Matthias Bogoslawski SDB) 37

Was Netzwerkarbeit bewirken kann – Statements von beauftragten Schulseelsorger/innen 40

Praxisbeispiele

Orientierungsfahrt ins Kloster (Ilona Jahn) 42

„Wir sind dann mal weg!“ – Gehen und Gott begegnen (Patricia Diethelm) 45

„Wir sind dann mal weg!“ – Pilgertag auf dem Jakobusweg (Michael Jungerth) 47

Nacht der Lichter – eine Einstimmung in die Adventszeit (Karin Pflüger-Metz) 50

Meins wird Deins – Jeder kann Sankt Martin sein (Regina Bitto) 53

Martinusladen – „Dankbarkeit, Überfluss und Solidarität“ (Thomas Weiss) 55

„Stark fürs Leben“ – ein Präventionstag (Karin Walter) 58

Ruhe durch Atmen: „Frau Yoga“ im VABO (Daniela Wachtel-Teichmann) 61

Projekt „Willkommenskultur“ – Integration von Flüchtlingskindern in Klassen (Christine Kuhn) 63

Damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10) Ein Tod- und Trauerseminar (Ursula Lutz) 67

Inhaltsverzeichnis der ersten Dokumentation „Den Faden aufnehmen“ 71

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Netzwerke zeichnen sich durch Menschen aus, die inBeziehung treten, die ein Thema von unterschied-lichen Standpunkten und Aspekten aus, aber gemein-sam verfolgen, ihm Haltepunkte und tragfähige Kno-ten geben wollen, um eine Sache voranzutreiben undeine wichtige Entwicklung zu befördern.

Mit Erreichen der Halbzeit der Modellphase Schulpas-toral 2015–2020 ist es Zeit, auf das zu schauen, wasdas Netzwerk „Schulpastoral“ ausmacht, was es trägt,wie es weitergeknüpft worden ist und welcher Kno-ten es noch bedarf, um es tragfähig zu halten undweiter zu gestalten. Vorrangig geht es im Netzwerk„Schulpastoral“ darum, Schülerinnen und Schülern imLebensraum Schule Anknüpfungspunkte zu bieten fürBegegnung, für geteiltes Leben, für eine über den Un-terricht hinausgehende Persönlichkeits- und Herzens-bildung im Blick auf die eigene Identität, das eigeneLeben und die persönliche Entwicklung, aber auch ineinem wertorientierten Miteinander an der Schuleund im Sozialraum sowie in der Verantwortung für dieeine Welt.

Die im Netzwerk „Schulpastoral“ geleistete Entwick-lung verdankt sich vor allem einer großen Anzahl be-teiligter Personen, deren Herzensanliegen es ist,Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen imReligionsunterricht und über diesen hinaus in vielenFeldern Sinn-, Lebens-, Erfahrungs-, und Gestaltungs-räume zu erschließen.

Im Hinblick auf die vielen Initiativen, wenngleich siestatistisch nicht in ihrer ganzen Breite erfasst werdenkönnen, zeigt die Diözesankarte im Vergleich mit derKarte von 2016 doch auf den ersten Blick, dass deutlich

mehr Schulen, Dekanate, jugendspirituelle Zentrenund Jugendreferate als Netzwerkknotenpunkte hin-zugekommen sind.

Das schulpastorale Netzwerk wächst vor allem dort,wo sich die handelnden Personen einlassen auf die Si-tuation vor Ort, ihre spezifischen Herausforderungenund Bedarfe, und wo sie offen sind für neue Wege, sicham Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule zubeteiligen. Ansatzpunkte für die Mitgestaltung desLebensraumes Schule gibt es vielfältige. Das zeigenu.a. die Praxisbeispiele in dieser Dokumentation.

In den kommenden Jahren werden sich die Ansatz-punkte z.B. im Bereich der sich ausweitenden Ganz-tagsschulen noch vervielfältigen. Denn das Konzeptder Ganztags(grund-)schule setzt bewusst auf die Ko-operation mit außerschulischen Partnern, um ihremAnspruch, nicht nur Schul- sondern auch Lebensraumzu sein, am besten gerecht zu werden. Die Verwirk-lichung dieses Konzepts wird dazu führen, dass die Bildungsarbeit in den Schulen flexiblere Räume, Zeiten und neue Orte bietet, in denen verlässlichekirchliche Angebote ein werteorientiertes Lernen unterstützen können.

Im diözesanen Entwicklungsprozess „Kirche am Ort –Kirche an vielen Orten gestalten“ stehen Kirchenge-meinden und Seelsorgeeinheiten vor der Herausfor-derung, neue Akzente zu setzen und sich gegebe-nenfalls auch an der Gestaltung der Ganztages-bildung zu beteiligen. Denn in der Schule finden siedie Kinder und Jugendlichen, die zu erreichen ein we-sentliches pastorales Anliegen ist, aber daneben auchderen Eltern und Familien insgesamt. Das gewach-

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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VORWORT

Ute Augustyniak-Dürr, Ordinariatsrätin, Leiterin der Hauptabteilung IX – Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Das Netzwerk weiterspinnen

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VORWORT

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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sene Netzwerk „Schulpastoral“ kann diese Initiativenin vielen Regionen durch Schulseelsorger/innen, Dekanatsbeauftragte „Kirche und Schule“ sowiedurch Jugendseelsorger/innen und Jugendreferent/-innen unterstützen.

An vielen Orten haben ganz unterschiedliche Men-schen und Berufsgruppen in den vergangenen Jahrenan das Netzwerk angeknüpft. Dabei war es vor allemin der Anfangsphase nötig, manche Durststrecke aus-zuhalten. Manche zugespielten Fäden wurden nichtaufgenommen, manche auch wieder losgelassen. An-dere sind in der Luft hängen geblieben und wartendarauf, neu aufgenommen zu werden. Lebendig ist

das Netzwerk überall dort, wo Menschen bezogen aufdieses Handlungsfeld miteinander in Kontakt treten,Beziehungen aufnehmen, weil ihnen die Hoffnungen,Ängste, Fragen und Bedürfnisse der Menschen imSchulbereich wichtig sind. Eine Schulseelsorgerin hat es auf den Punkt gebracht:„Ich muss mit dem Herz dabei sein, dann kann es wei-tergehen.“ Beispiele für den vielfältigen Ausdruck solcher Her-zensanliegen finden sich in der vorliegenden Doku-mentation. Möge Sie die Lektüre inspirieren, Fäden indiesem Netzwerk mitzuspinnen oder mit ihren Ideenund Initiativen daran anzuknüpfen!

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Die Halbzeit der Modellphase Schulpastoral ist nunerreicht. Das Netzwerk Schulpastoral ist gewachsen,lebendig und dynamisch. Das zeigt sich deutlich, auchim Rückblick auf die eineinhalb Jahre von Sommer2016 bis zum Jahresende 2017, auf die sich diese Do-kumentation bezieht. In den roten Fäden der Netz-werkarbeit, die die Modellphase seit der Auftakt-tagung im März 2015 symbolisch begleiten, sindstarke Wirkkräftewahrzunehmen:• die Sehnsucht der Menschen in der Schule nacheinem echten und geglückten Leben,

• viel Herzblut, das in der Schulpastoral tätige Men-schen (täglich) christlich motiviert in die schulpas-torale Arbeit einfließen lassen,

• Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe, die oft in derschulpastoralen Arbeit durchscheint und als Zu-wendung zu Menschen erlebt werden kann.

In den Fäden und Knotenpunkten, die in der neuenNetzwerkorganisation in Verbindung stehen, lassensind nun Grundstrukturen erkennen:• Als stabilisierende Faktoren haben sich im Netz-werk u.a. das Engagement der Schulseelsorger/ -innen und der Dekanatsbeauftragten Schulpas-toral/Kirche und Schule erwiesen. Sie werden zu-nehmend als verlässliche Kommunikations- undKooperationspartner/innen wahrgenommen, dieAuskunft geben, mit anderen vernetzen, Initiativenanstoßen, aufgreifen und begleiten können.

• Die Kooperation der inner- und außerschulischenTräger belebt die Netzwerkarbeit: Durch Kommu-nikation der Kooperationspartner/innen, Teilen vonAnliegen, Entwickeln und Umsetzen von Ideen, die das Leben in der Schule bereichern, werden Gemeinschaftserfahrungen gefördert und neue

Erfahrungsräume eröffnet. Dies befreit aus einemEinzelkämpfer/innendasein, bringt dadurch Entlas-tung, aber andererseits auch mehr Vernetzungs-aufgaben mit sich.

• Viele Organisationen und Träger beteiligen sich aufallen Ebenen im Netzwerk Schulpastoral in der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Schulen, Kirchenge-meinden/Seelsorgeeinheiten, Dekanate und die diözesane Ebene. Sie alle sorgen dafür, dass die Ar-beit an den Schulen einen verlässlichen Rahmenvorfindet damit diejenigen, die konkrete Angeboteund Projekte für Menschenin den Schulen bereitstellen, sich innerhalb dieses Rahmens auf die Lebenswirklichkeit der Menschen in den Schuleneinlassen und konzentrieren können.

Die Tragfähigkeit der entstandenen Netzwerkorgani-sation wurde erreicht, indem an vielen Stellen beste-hende Verbindungen gefestigt wurden, wie z.B. in der Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnerndes BDKJ/Bischöflichen Jugendamtes. Zudem stabili-siert eine verlässliche Zusammenarbeit mit der evan-gelischen Landeskirche und dort dem Pädagogisch-Theologischen Zentrum (ptz), dem evangelischen Jugendwerk (EJW) und dem für Kirche und Bildungzuständigen Dezernat 2 das Netzwerk kirchlichenschulbezogenen Handelns. Mit dem zweiten Teil der Modellphase hat der bislangvorhandene Fokus „Schulpastoral an öffentlichenSchulen“ bereits eine Weitung hin auf „Schulpastoralin Schulen in katholischer Trägerschaft“ erfahren. DieSchulpastoral in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sollnun konsequenter und kooperativ für beide Schul-bereiche entwickelt werden. Zwei schulpastoraleNetzwerke verbinden sich, z.B. hier:

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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EINFÜHRUNG

Dr. Beate Thalheimer, Referentin für Schulpastoral

Anknüpfen bei Menschenan vielen Orten –Rückblick auf eineinhalbJahre in der ModellphaseSchulpastoral 2015–2020

Ausatmen – Reflektieren – Kraft schöpfenOasentage am Ende des SchuljahresFür Religionslehrkräfte und Schulseelsorger/innenan staatlichen Schulen sowie Lehrkräfte und päda-gogische Mitarbeiter/innen an katholischen freienSchulenTermin/Ort: 26.–28. Juli 2018, ObermarchtalReferent: Martin Mayer, Religionslehrer und

Schul seelsorger, Holzkünstler, UlmAnmeldung: Kirchliche Akademie der Lehrerfort-

bildung, Klosteranlage 2/1 89611 Obermarchtal Tel.: 07573 959-100 E-Mail: [email protected]

Meldeschluss: 18. Mai 2018

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EINFÜHRUNG

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Ein größerer Entwicklungsbedarf zeigt sich, wenn es(über Grundschulen hinausgehend) um eine Koope-ration von Schulen und Kirchengemeinden/Seelsor-geeinheiten geht. Von Beginn der Modellphase anläuft die Frage mit, wie der Lebensraum Schule aktiverin den Sozialraum der Kommunen, Kirchengemeindenund Seelsorgeeinheiten vernetzt werden kann. DieseFrage gewinnt u.a. durch eine sich ausweitende schu-lische Ganztagesbildung an Brisanz.Mit einem hohen Maß an Aufmerksamkeit korreliertu.a. der beschriebene Entwicklungsbedarf mit dempastoralen diözesanen Prozess „Kirche am Ort – Kirchean vielen Orten gestalten“.1 Seit 2016 verschränkensich dieser Prozess und die Modellphase Schulpastoralzunehmend. Erfahrungen, die in beiden Prozessen ge-sammelt und reflektiert werden, wurden im vergan-genen Jahr mehrfach zusammengeführt:• Zahlreiche Schulseelsorger/innen und Dekanatsbe-auftragte Schulpastoral/Kirche und Schule habenan den „Wandlungstagungen“, die den Prozess be-gleiten, teilgenommen und sich dort mit pastora-len Mitarbeiter/innen der Seelsorgeeinheiten undDekanate vernetzt.

• Der diözesane Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ stand im Schujahr2017/2018 als Thema im Mittelpunkt der drei schul-pastoralen Jahres- und Fachtagungen. Michael Elmentaler informierte als einer der Koordinatorenin der Prozessleitung bei allen drei Tagungen überLeitgedanken, den aktuellen Stand und Perspek-tiven des Prozesses.

Alle Schulseelsorger/innen setzten sich mit dem Kon-zept auseinander und erkundeten gemeinsam, wel-

che Chancen, Gelingensfaktoren und Hindernisse sichin der Kooperation zwischen Kirche und Schule erge-ben können.Die im Rahmen der Modellphase Schulpastoral ge-sammelten Erfahrungen werden weiterhin konse-quent auch auf dem Hintergrund der Leitlinien von„Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ reflektiert. Dabei zeigt sich u.a., wie sich an den Schu-len je eigene, zu den Bedürfnissen, Bedarfen, Bedin-gungen und Ressourcen passende Profile schul-pastoralen Handelns entwickeln. Schulpastoral/Kircheund Schule leisten dabei insofern Pionierarbeit, als sieerkunden, wie an öffentlichen Orten sensibel, hier be-1 Vgl.: https://www.kirche-am-ort.de

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EINFÜHRUNG

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wusst unter den konkreten Bedingungen von Schule,pastorale Intentionen kommuniziert und im Einver-nehmen mit den Anwesenden weitere Anbote zur Le-bensgestaltung, Persönlichkeitsentwicklung, Bildungund Hilfeleistung gemacht werden können.

Zu den Schwerpunkten dieser Dokumentation

Als spezifisch relevante Netzwerkknotenpunkte, daswurde hier bereits deutlich, haben sich in den vergan-genen 2,5 Jahre die Schulseelsorger/innen und Deka-natsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schuleerwiesen. Nun sind es 15 Dekanate, in denen Dekanats-beauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule Interes-sierte und Engagierte miteinander in Kontakt bringenund neue Initiativen an Schulen in der Zusammen-arbeit mit Schulseelsorger/innen und außerschuli-schenTrägern beraten und auf den Weg bringen. In der ersten Dokumentation „Den Faden aufneh-men“ wurden die Rahmenbedingungen und erste Er-kenntnisse, die die Arbeit der DekanatsbeauftragtenSchulpastoral/Kirche und Schule mit sich bringen, be-schrieben (vgl. S. 18–21).In der nun vorliegenden Dokumentation kommenerstmals Dekane und Schuldekane sowie zwei Deka-natsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule zuWort. Eindrücklich heben sie den Mehrwert hervor,der sich durch die Arbeit der Dekanatsbeauftragtenabzeichnet.Diese Eindrücke werden aufgenommen, ergänzt undsystematisiert durch die Ergebnisse einer Evaluation,die 2017 in 12 der 15 Dekanate durchgeführt wurde. Fürdie Profilierung der Stellen und Aufgaben über 2020hinaus wurde frühzeitig erkundet, was sich durch dieStellen verändert hat, wie die Anbindung in das Deka-nat und die Diözese gelingen kann und welche Res-sourcen ein Gelingen der Arbeit unterstützen. WelcheErkenntnisse sich aus dieser Erkundung ergebenhaben, ist auf S. 20–21 nachzulesen.

Seit Sommer 2017 sind 55 beauftragte Schulseelsor-ger/innen an Schulen tätig.

In der ersten Dokumentation wurden die Rahmenbe-dingungen und Profile der Schulpastoralaufträge vonSchulseelsorger/innen ausführlich beschrieben.

Zudem schilderten Schulleitungen ihre ersten Eindrü-cke zur Wirkweise dieses kirchlichen Engagements anSchulen. In der vorliegenden Dokumentation kommendrei weitere Schulleitungen zu Wort. Dabei zeigt sichunter anderem wie unterschiedlich schulpastoraleProfile an den konkreten Schulen sein können (sieheS. 23–26).

Zur Halbzeit der Modellphase Schulpastoral ergibtsich aus der Analyse der statistischen Daten folgendesBild:

Ende 2017 sind die 55 Schulseelsorgerinnen und Schul-seelsorger an konkreten Schulen mit 1–4 Deputats-stunden (bis 2020 befristet) beauftragt. Insgesamtverfügen nun 60 Schulen über beauftragte Schulseel-sorger/innen. Im Vorfeld der Beauftragung wurdenKooperationsvereinbarungen mit den Schulleitungenan 14 Grund-, 6 Gemeinschafts-, 3 Werkreal-, 5 Real-schulen, 4 Sonderpädagogische Bildungs- und Bera-tungszentren, 19 Beruflichen Schulen und 9 Gymna-sien geschlossen.

Schulseelsorger/innen

14

6

3

5

9

19

GS

GMS

WRS

RS

Gym

BS4 SBBZ

Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und Schule in der Modellphase Schulpastoral2015–2020

Ausführlich wurde über die Rahmendbedingun-gen und Tätigkeitsfelder der DekanatsbeauftragteSchulpastoral/Kirche und Schule in der ersten Dokumentation zur Modellphase berichtet: Den Faden aufnehmen, Jahresbericht 2015/2016, S. 18–21, https://schulpastoral.drs.de/service/arbeitshilfen.html

In insgesamt 15 Dekanaten sind Dekanatsbeauf-tragte SP/KuS tätig: Allgäu-Oberschwaben, Balingen, Biberach, Böblin-gen, Calw, Esslingen-Nürtingen, Freudenstadt,Göppingen-Geislingen, Heilbronn-Neckarsulm, Hohenlohe, Ludwigsburg, Mergentheim, Ostalb,Rems-Murr und Stuttgart.

Hier befinden sich die Kontaktdaten: https://schulpastoral.drs.de/dekanatsbeauf-tragte.html

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EINFÜHRUNG

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In Berufsgruppenzugehörigkeit aufgeteilt ergibt sichfolgendes Bild:

An den laufenden Weiterbildungen Schulpastoral(2015–2018, 2016–2019, 2017–2020) nehmen aktuell 47Religionslehrkräfte, die an öffentlichen und kirchli-chen Schulen tätig sind sowie ein Jugendreferent teil.Nicht erfasst sind bislang die zahlreichen Religions-lehrerinnen und Religionslehrer, die sich über den Re-ligionsunterricht hinaus für die Kinder, Jugendlichenund Erwachsenen in den Schulen in einem hohenMaß engagieren.Insgesamt zeigt die Entwicklung der vergangenenJahre, dass sich die Schulpastoral kontinuierlich wei-terentwickelt. Gelegentlich wird deutlich, dass kirch-liche Angebote nicht an allen Schulen als solchewahrgenommen werden. Die Öffentlichkeitsarbeitwurde u.a. deswegen in den vergangenen Jahrenebenfalls intensiviert und ausgeweitet. Exemplarisch

21

24

kirchlich

staatlich

10 pastoral

zeigt der Fachtag „Schule und außerschulische Koope-rationspartner“ (siehe S. 27–28) wie wichtig es ist,Schulleitungen unter anderem über die vielfältigenAngebote (ökumenischen) kirchlichen Handelns anSchulen zu informieren. Darüberhinaus liegen im sichausweitenden Ganztagesbereich zahlreiche Chancen,für eine Kooperation von Schulen und kirchlichen Trä-gern.

Die Kooperation der Kirchlichen Jugendarbeit mitSchule/Schulpastoral hat richtig Fahrt aufgenommenund trägt ihre Früchte in einer Vielzahl an konkretenAngebote für Schüler/innen. Dies zeigt sich nicht nurin der steigenden Anzahl von Tagen der Orientierungmit Schulklassen, sondern auch in den Angeboten desBDKJ/Bischöflichen Jugendamtes in den Bereichender „werde WELTfairÄNDERER!“ Projektwochen, derSchülermentorenprogramme (SMP und jSMP) „Soziale Verantwortung lernen“, dem Aufbau und derInitiierung von Schülerweltläden sowie den fairenSchüleraktionscafés (siehe S. 33–34 und 37–39). Zudem gab es auf der Ebene der konzeptionellen undorganisatorischen Zusammenarbeit entscheidendeImpulse für die Weiterentwicklung der Kooperation.Beispielhaft zeigt sich dies am aufgenommenen Gesprächsfaden rund um das #Jugendforum 2016:Der Leitgedanke „Mehr voneinander wissen“ führtenicht nur zu einer umfassenden Information aller

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EINFÜHRUNG

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Schulseelsorger/innen über kirchliche Jugendarbeit.Bei den schulpastoralen Fach- und Jahrestagungen2016/2017 begegneten sich Schulseelsorger/innenund Mitarbeiter/innen der kirchlichen Jugendarbeitpersönlich. Aus dem entstandenen Kontakt habensich zahlreiche Impulse und Kooperationen ergeben(siehe S. 29–32). Darüber hinaus hat sich die Kooperation zwischendem Buchdienst Wernau und dem Referat Schulpas-toral bewährt. Durch den Buchdienst Wernau werdenbundesweit exklusiv die Materialien vertrieben, diedas Referat Schulpastoral erstellt.Im Beitrag von Katharina Weigel und Bruder MatthiasBogoslawski zeigt sich ein weiterer Aspekt der inten-sivierten Zusammenarbeit zwischen kirchlicher Ju-gendarbeit und Schulen. Sie zeigen ein großesSpektrum an Möglichkeiten auf, wie ein Dekanats-jugendreferat diese Kooperation konkret gestaltenkann (S. 37–39).Mit einem kleinen Teilauftrag werden im DekanatLudwigsburg Jugendbegleiter/innen für eine Tätigkeitim Ganztagesbildungsbereich qualifiziert. MichaelFriedmann stellt das Programm vor. Dabei zeigt sich,dass diese dekanatsübergreifende Bildungsarbeit alsDienst an Menschen und an der Gesellschaft wirksamwird (S. 35–36).

Zu den zehn Praxisbeispielen, die auf Ansatzpunkteschulpastoraler Angebote verweisen„Wie kommen schulpastorale Angebote zustande?“ –eine erste spannende Frage! „Wie unterscheiden sich schulpastorale Angebote von(außerunterrichtlichen) Angeboten des Religions-unterrichts?“ – eine weitere spannende Frage!Die in dieser Dokumentation vorliegenden Praxis-bespiele zeigen die Vielfalt an Möglichkeiten, die inkonkreten Schularten entwickelt wurden, auf. Sie lassen auch erkennen, inwiefern die Beispiele so weitals möglich den Prinzipien schulpastoralen Handelns

Projekt/Angebot Schulart Anlass / Profil Intention

Orientierungsfahrt ins KlosterIlona Jahn

„Wir sind dann mal weg!“ –Gehen und Gott begegnenPatricia Diethelm

GS

SBBZ

SchulabschlussKlasse 4Passageritualim Kloster

Schulische ProjekttagePilgern

Gemeinschaft erfahrenKlosterleben kennenlernenSpirituelle Impulse erhaltenMenschen, die mit Handicap leben, kennenlernen

Stille, Ruhe, Gemeinschaft erfahrenPilgern kennenlernenNatur erfahren

folgen: „Zu den Prinzipien der Schulpastoral gehörtein situationsbezogener Ansatz, der zunächst das Miteinander im Lebensfeld Schule wahrnimmt, sie als„Zeichen der Zeit“ erkennt und beurteilt und über Elemente der Analyse zu den Angeboten findet, die zuden Bedürfnissen der Menschen passen. Schulpasto-rale Angebote sind für alle offen, die freiwillig teil-nehmen wollen. Schulpastoral vollzieht sich in Koope-rationen mit engagierten evangelischen Christen undChristinnen, mit Trägern der kirchlichen Jugendarbeit,mit den Kirchengemeinden und mit anderen kirchli-chen und nichtkirchlichen Trägern. Gastfreundschaft,eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und Partizi-pation, eine offene und faire Kommunikation prägenschulpastorale Aktivitäten ebenso wie eine Sensibili-tät für Gläubige anderer Konfessionen, Religionen undSuchende.“2

In der Darstellung der vorliegenden Praxisbeispielezeigt sich, das es zunächst darum geht, „Zeichen derZeit“ in Schulen wahrzunehmen. In der Regel stehtdieser Prozess in einem Zusammenhang mit ei-nem konkreten Anlass wie z.B. dem Wunsch von Schüler/innen, ein Thema des Religionsunterrichtsausführlicher zu behandeln oder mit eigenen Erfah-rungen zu verbinden, dem Ende einer Schulzeit aneiner konkreten Schulen oder auch Veränderungen,die sich im Schulalltag ergeben. In einem weiterenSchritt folgt die Klärung der Intentionen, die miteinem möglichen schulpastoralen Angebote verbun-den werden können. Schließlich nimmt das einmaligeProjekt oder das auf Kontinuität angelegte Angebotein konkretes Profil an.Exemplarisch wird dies an den Praxisbeispielen, die indieser Dokumentation veröffentlicht werden, darge-stellt.

2 Diözese Rottenburg-Stuttgart: Konzept Schulpastoral an öffent-lichen Schulen. 18.3.2014, in: Bischöfliches Ordinariat der DiözeseRottenburg-Stuttgart (Hrsg.), Konzepte 12, Rottenburg-Stuttgart2014, 13.

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EINFÜHRUNG

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Projekt/Angebot Schulart Anlass / Profil Intention

„Wir sind dann mal weg!“ –Pilgertag auf dem Jakobus-weg mit Berufsschülern Michael Jungerth

Nacht der Lichter – eine Einstimmung in die Adventszeit Karin Pflüger-Metz

Meins wird Deins –Jeder kann Sankt Martin sein Regina Bitto

Martinusladen –„Dankbarkeit, Überfluss undSolidarität“ Thomas Weiss

„Stark fürs Leben“ –ein Präventionstag Karin Walter

Ruhe durch Atmen: „Frau Yoga“ im VABO Daniela Wachtel-Teichmann

Projekt „Willkommenskultur“– Integration von Flüchtlings-kindern in Klassen Christine Kuhn

Damit sie das Leben habenund es in Fülle haben (Joh 10,10). Ein Tod- und Trauerseminar(Ursula Lutz)

BS

GS

GSGMSRS

RS

Gym

BS

GSRSWRS

SBBZ

Thema im Religions-unterricht:„Gottesbegegnung“Pilgern

Kirchenjahr gestaltenBesinnung im Laby-rinth und Begegnung

Kirchenjahr gestaltenSt. MartinTeilen

Thema im Religions-unterricht:„Kirche“ und Kirchen-jahresbezug„Erntedank“

Erkenntnis, wie wich-tig es ist, Lebens-krisen in der Schulezu thematisieren

Sprach-, Integrations-,Motivations-, Schlaf-und Pubertätspro-bleme von Flüchtlin-gen und Migranten

Integration von Kindern mit Flucht- und Migrationserfah-rungen in reguläreKlassen

Unterrichtsmaterialzum #JugendforumThema im Religions-unterricht

Pilgern kennenlernen„Gott auf die Spur kommen“Gemeinsam unterwegs sein

Einstimmung in den AdventRuhe und BesinnungAustausch und BegegnungMenschen aus Schule und Kirchenge-meinde miteinander verbinden

Globales Lernen und Aktion von Kindern für Kinder in NotChristlich motiviertes Engagement erleben

Mehr über die Arbeit des Martinusladens(ähnlich den Tafelläden) erfahren, konkrete Armut und Not in Deutschlandwahrnehmen, die Arbeit des Ladens durcheine Sammelaktion unterstützen –als Initiative der SMV

Jugendliche für Lebenkrisen vorbereitenund stark machen, ihren Lebensmut fördernKooperation mit Schulsozialarbeit

Dem Bedürfnis nach Ordnung, Ruhe undFrieden mit einem meditativen AngebotbegegnenAnleitung zum Körperbewusstsein undStressmanagement

Information über Herkunftsländer,Sensibilisierung für Migrations- undFluchterfahrungen,Empathiefähigkeit stärken, Schüler/innen vorbereiten, Kind(er) mitden entsprechenden Erfahrungen in dieKlasse aufzunehmen

Anliegen der Schüler/innen aufgreifen,mehr über „was nach dem Tod kommt“und Beerdigungen zu erfahren.Gesprächsgelegenheiten schaffen, Friedhofsbesuch, interkultureller und religiöser Austausch über Traditionen, Vorstellungen und Rituale

Auf S. 40–41 bennen Schulseelsorger/innen Erfahrungen, die sie beim Netzwerken gemacht haben.Anknüpfen bei Menschen an vielen Orten – diese Entwicklung geht weiter.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

10

Aufgaben der Dekanatsbeauftragten Schul-pastoral/Kirche und Schule:

• die Information und Beratung von Schulseelsor-ger/innen, Schulen, Seelsorgeeinheiten, Kirchen-gemeinden, kirchlichen (Jugend)Verbänden,Einrichtungen und Institutionen sowie Schulenim Hinblick auf schulpastorale Angebote bzw.die Kooperation zwischen Kirche und Schule,

• die Initiierung und Förderung konkreter schul-pastoraler Projekte und Angebote,

• die Vernetzung der in der Schulpastoral Aktiven(in den Schulen, Kirchengemeinden, Verbändenund Institutionen),

• die Beratung, Begleitung und Qualifizierung vonEhren- und Hauptamtlichen im Bereich Schul-pastoral / Kirche und Schule,

Der Stellenumfang beträgt in der Regel 25% – 30%und ist in zwei Dekanaten um 20% für eine schul-pastorale Schwerpunktsetzung erweitert (deka-natsübergreifendes Jugendbegleiterprogramm,Arbeit mit benachteiligten Schüler/innen).

Ausgewählte Schwerpunkte

Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule(DBA SP/KuS) sind im Rahmen der Modellphase Schul-pastoral mit kleinen Stellenanteilen ausgestattet, um schulpastorale Anliegen bekannter zu machen,Beteiligte miteinander zu vernetzen, neue schulpas-torale Angebote zu initiieren und dabei zu erkunden,was Menschen im Lebensraum Schule brauchen undwas Kirche ihnen anbieten kann.

Die Erkundungen der Dekanatsbeauftragten Schul-pastoral/Kirche und Schule werden u.a. begleitet von„Steuerungsgruppen“, in denen Dekane oder ihreStellvertreter, Dekanatsreferent/innen, Jugendrefe-rent/innen, Schuldekan/innen und weitere Personensich zusammen mit den Dekanatsbeauftragten undeiner Referentin für Schulpastoral über die Erfahrun-gen und die Perspektiven zielorientiert austauschenund weitere Schritte abstimmen.

Im Folgenden reflektieren und bewerten zwei Dekane,zwei Schuldekane sowie zwei DekanatsbeauftragteSchulpastoral/Kirche und Schule die begonnenen Ent-wicklungen und verweisen auf mögliche Wege in dieZukunft der Schulpastoral bzw. der Kooperation Kircheund Schule in den jeweiligen Dekanaten.

1. Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule

Dekanat: Göppingen-GeislingenDekan: Pfarrer Martin EhrlerDekanatsbeauftragter: GemeindereferentGeorg Lehnert

„Schulpastoral soll einen pastoralen Schwerpunkt bilden und einen anerkannten Platz unter den anderen Fachdiensten haben.“

Zur Ausgangssituation

Das Dekanat Göppingen-Geis-lingen hat am Projekt Kircheund Schule (2012-2015) teilge-nommen. Die Projektstellebezog sich schwerpunktmäßigauf die Seelsorgeeinheit Geis-lingen und wurde an zwei„Modellschulen“ durchgeführtund um ein Jahr verlängert.

Die Modellphase „Schulpastoral/Kirche und Schule“startete im Dekanat Göppingen-Geislingen am01. 09. 2016.

Herr Ehrler, in Ihrem Dekanat gibt es einen Dekanats-beauftragten für Schulpastoral/ Kirche und Schule.Worin besteht aus Ihrer Sicht das Neue bzw. das Beson-dere?Durch die Projektphase Kirche und Schule konnte vorallem der Blick Richtung Schule und Schule als Le-bensraum im Dekanat gestärkt werden. Schule wurde so als pastoraler Ort wahrgenommen,in dem Kirche bereits in vielfältiger Weise durch en-gagierte Menschen vertreten ist, die ganz unter-schiedlich an der Verkündigung des Evangeliumsbeteiligt sind.Es ergab sich die erfreuliche Erkenntnis, dass vieleSchulen und Schulleitungen sehr offen sind gegen-

1.1 . . .aus der Sicht zweier Dekane

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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über kirchlicher Arbeit und kirchlichen Akteuren imSchulalltag. Schülerinnen und Schüler haben die An-gebote der Schulpastoral gut angenommen. Darüberhinaus kam es zur Vertiefung ökumenischer Kontakte.Es besteht daher kein Zweifel, dass im HandlungsfeldSchule Interesse und Bedarf an kirchlichen Angebotenund schulpastoralen Impulsen bestehen. Die Kircheist als verlässliche Kooperationspartnerin durchausgefragt.

Die in der Projektphase durch die praxisorientierte Arbeit von Herrn Lehnert erlangten Erfahrungenkonnten gewinnbringend für die Kirchengemeindenund deren pastoralen Mitarbeiter sowie für anderekirchlichen Einrichtungen fruchtbar gemacht werden.

Was hat sich durch die DBA-Stelle in Ihrem Dekanatverändert?

Schulpastoral ist nun als wichtiges Thema im DekanatGöppingen-Geislingen angekommen: im Dekanatsrat,in der Dekanatskonferenz, bei den pastoralen Mitar-beitern und auch bei Fortbildungsmöglichkeiten fürEhrenamtliche. Schulpastoral ist Teil des Prozesses Kirche am Ort in unserem Dekanat.

Gibt oder gab es Stolpersteine? Wenn ja, welche?

Die Struktur des Lebensraums Schule hat sich als sehrkomplex und differenziert erwiesen. Es gibt sowohlvon kirchlicher als auch von staatlicher Seite unter-schiedlichste fachliche und räumliche Zuständig -keiten (Schuldekane, Schulbezirke …). Es gibt unter-schiedlichste Menschen, die in der Schulpastoral tätigsind und tätig sein werden, sei es mit Schulpastoral-ausbildung oder ohne, sei es mit Stundendeputatoder ohne.

Dies stellt erhebliche Anforderungen an eine zukünf-tige Entwicklung des Bereichs Schule/Kirche.

Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Die Entwicklung bewerte ich seit den ersten Monatender Modellphase als positiv. Es gelang bereits in Kürzedie Projektstelle in die Fachdienste des Dekanats zuintegrieren. Die Modellphase „Schulpastoral/Kircheund Schule“ war Thema einer eigenen Dekanatskon-ferenz, um so auch den Einstieg und die damit ver-bundene Tätigkeit von Herrn Lehnert nochmalsverstärkt in das Bewusstsein der im Dekanat tätigenpastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu brin-gen. Die Steuerungsgruppe für die Modellphase hatdie Arbeit aufgenommen. Aktionen wurden geplantund auf den Weg gebracht.

Vom Ende der Modellphase her gedacht: Was soll sichbis dahin aus Ihrer Sicht entwickelt haben?

Bis zum Ende der Modellphase soll sich ein NetzwerkSchulpastoral/ Kirche und Schule entwickelt haben,das alle Akteure, die in der Schulpastoral tätig sind,miteinander in Kontakt bringt und das HandlungsfeldKirche/ Schule nachhaltig in der Pastoral verankert.

Schulpastoral soll im Dekanat Göppingen-Geislingeneinen pastoralen Schwerpunkt bilden und einen anerkannten Platz unter den anderen Fachdienstengefunden haben.

Die bis zum Ende der Modellphase erzeugten Erfah-rungen sollen darüber Aufschluss geben, wie der Be-reich der Schulpastoral zukünftig personell undfinanziell auszustatten ist und wie das Zusammen-spiel aller Kräfte am besten strukturell gewährleistetwerden kann.

Dekanat: Heilbronn-Neckarsulm Stellvertretender Dekan: Michael DonnerbauerDekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule:Lioba Diepgen

„Schulpastoral ist gelebte Kirche am Ort.“

Herr Donnerbauer, seit Januar2016 arbeitet in Ihrem Deka-nat eine Dekanatsbeauftragtefür Schulpastoral/Kirche undSchule. Worin besteht aus IhrerSicht das Neue bzw. das Beson-dere?

Die Dekanatsbeauftragte lenkt den Blick auf die Not-wendigkeit, den Lebensraum Schule wahrzunehmen:Eine inhaltliche Auseinandersetzung wird angesto-ßen, unser Blick auf die Lebenswirklichkeiten der Men-schen im Lebensraum Schule gelenkt:

… zu den Kindern und Jugendlichen und ihren täg -lichen Lebenssituationen

… auf die Herausforderungen, denen sich dieLehrer/innen, pädagogische Mitarbeiter/innenund Schulleitungen stellen müssen,

… auf persönliche Nöte und Lebenskrisen.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Was hat sich durch die DBA-Stelle in Ihrem Dekanat verändert?

Durch die Arbeit der Dekanatsbeauftragten ist dasThema Lebenswirklichkeit Schule dauerhaft präsentgeworden.

Sie leistet Vernetzungsarbeit mit kirchlichen Einrich-tungen und Kirchengemeinden, bietet Möglichkeitenzum Austausch an, begleitet Schulseelsorger/innen,thematisiert Kooperations- und Vernetzungsmöglich-keiten und fordert sie ein, bietet Beratung, Unterstüt-zung und Begleitung vor Ort an, greift gute Beispieleauf, veröffentlicht und multipliziert sie als bestpractice.

Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Durchweg positiv, obwohl sie uns auch vor neue Fragen stellt:

In vielen Kirchengemeinden und Seelsorgeeinheitensind die Strukturen im Umbruch. Die Lebensräumeder Menschen haben sich verändert, der Prozess Kir-che am Ort - Kirche an vielen Orten zeigt diese Verän-derungen auf. Wir suchen neue Möglichkeiten, unsereseelsorgerliche Arbeit zu gestalten und Kirche undSchule/ Schulpastoral ist eine davon. Daher bin ichfroh um Personen, die in unserem Dekanat „quer“denken, weil sie die unterschiedlichsten Einrichtun-gen, Kirchengemeinden und Lebensräume miteinan-der vernetzen und damit unsere Entwicklungsarbeitunterstützen. Kirche muss aus sich heraus gehen unddie Schule ist m.E. ein wichtiger Ansprech- und Koope-rationspartner. Durch die Arbeit der Dekanatsbeauf-tragten erfahren wir viel Ermutigung, Schritte auf dieSchulen zuzugehen.

Gibt oder gab es Stolpersteine? Welche?

Für die Vernetzung braucht die DekanatsbeauftragteResonanz vor Ort: in Schulen, in kirchlichen Einrichtun-gen und vor allem auch in Kirchengemeinden. Ge-sucht sind Menschen, die motiviert sind, in dieSchulen zu gehen und gern ihre Fähigkeiten in eineKooperation mit den Schulen einbringen möchten.

Hier sind die Kirchengemeinden gefragt. Wir möchtenentwickeln und darstellen, welchen Mehrwert die Ge-meinden durch die Kooperation mit Schulen haben.Neue pastorale Perspektiven können entstehen, dieuns allerdings aus dem typischen althergebrachtenKirchengemeindebild herausführen. Schulpastoral istgelebte Kirche am Ort. Sie lebt von der Vielfalt der

Menschen, die dort aufeinander zugehen und sich be-gegnen. Wer in der Schule pastoral arbeitet, orientiertsich an Grundprinzipien: hinhören, wahrnehmen, Zei-chen der Zeit erkennen – daraus entwickelt sich danndie Arbeit vor Ort gemeinsam mit anderen. So eröff-nen sich Möglichkeiten für unterschiedliche kleineSchritte oder größere Projekte. Der wichtigste ersteSchritt ist es, sich kennenzulernen und Wertschät-zung spürbar zu machen. Wir staunen, wie viele span-nende und innovative pastorale Perspektiven sich ausdiesem ersten Schritt ergeben.

Vom Ende der Modellphase her gedacht: Was soll sichbis dahin aus Ihrer Sicht entwickelt haben?

Für die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeindenvor Ort ist es aus meiner Sicht eine Überlegung wert,gemeinsam einen Entwicklungsplan mit den Baustei-nen Vernetzung und Resonanz zu erarbeiten, der alsGrundlage zur Verfügung stehen kann. Dies kann ichmir auch gut vorstellen in Zusammenarbeit mit denVerantwortlichen im Prozess Kirche am Ort – Kirchean vielen Orten.

Der Vernetzungsgedanke, der der Konzeption derSchulpastoral in der Diözese zugrunde liegt, erweistsich als einer der wichtigsten Bausteine weit über dieSchulpastoral hinaus. Die Kooperation mit kirchlichenEinrichtungen, z.B. mit dem Jugendreferat, der Caritasoder dem Schuldekanatamt entwickelt sich positiv.Durch die Vernetzung ist es möglich, Kompetenz-module auf Dekanatsebene aufzubauen, die den Kir-chengemeinden als Angebot zur Verfügung stehen,kompetente Begleitung und Beratung ist vor Ort abrufbar, es kommt zu Synergieeffekten, die die ein-zelnen Kirchengemeinden entlasten. Die Basisarbeitvor Ort von der Kirchengemeinde in die Schule hineinist unverzichtbar. Die Vernetzungsarbeit der Deka-natsbeauftragten ermöglicht es, gemeinsam statt parallel vor Ort Pastoral zu gestalten und dabei Unter-stützung zu erfahren.

Der Vorteil des Modellversuchs liegt u.a. in der Verknüpfung der unterschiedlichen Ebenen: in denSchulen gibt es Schulseelsorger/innen und Schulpas-toralteams, die Diözese hat ein gelungenes Konzeptzur Schulpastoral erstellt und bietet entsprechendeWeiterbildungen an, vermittelt wird die Arbeit durchdie Dekanatsbeauftragten als kompetente Ansprech-partner/innen, die ihrerseits durch Steuerungsgrup-pen und Vernetzungstreffen mit beiden anderenEbenen vernetzt sind. Dieses erfolgversprechendeModell sollte innerhalb der möglichen Ressourcen er-halten bleiben.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Abschließende Bemerkung: Was ist Ihnen wichtig, darüber hinaus mitteilen?

Im Lebensraum Schule begegnen sich täglich Kinder,Jugendliche und Erwachsene. Wir können den ge-meinsamen Weg durch die Schule aus dem Licht desGlaubens heraus mitgestalten. Schulpastoral setzteinen Kontrapunkt zur allgemeinen schulischen Wirk-lichkeit und tut damit dem Zusammenleben gut: siebewertet nicht, arbeitet mit freiwilligen Angeboten,partnerschaftlich, partizipierend und kooperativ, kannin Lebenskrisen begleiten und ist nach wie vor sehrgefragt, wenn das Leben in Frage steht durch Krank-

heit oder Tod. Kompetente Religionslehrer/innen undSchulseelsorger/innen stehen persönlich mit ihrerGlaubenserfahrung als Ansprechpartner/innen vorOrt zur Verfügung, stellen sich Tag für Tag seelsorger-lichen Aufgaben, die sie aus ihrer inneren Haltung heraus annehmen und gestalten. Ihnen gebührt meingroßer Dank. Für die Pastoral in den Kirchengemein-den ist dies ein wertvoller Beitrag, den wir oft nochgar nicht kennengelernt haben. Ich bin dankbar fürden Blickwechsel, der durch die Modellphase Schul-pastoral möglich wird.

1.2 . . . aus der Sicht von zwei Dekanats beauftragtenSchulpastoral/Kirche und Schule

Michael FriedmannProjektleiter von Kirche+Bildung+Schule von 2013 bis2017, sowie bis 2016/17 Dekanatsbeauftragter Schul-pastoral/Kirche und Schule

„Mit einer Person kann esbeginnen…“.

Herr Friedmann, das Dekanat Ludwigsburg hat sich alserstes Dekanat für den Schwerpunkt „Kirche+Bildung+Schule“ stark gemacht und mit Stiftungsgeldern 2010bereits eine erste Referentenstelle in diesem Bereich aufden Weg gebracht.

Wie haben Sie die Übergänge aus der Pilotphase in dieModellphase Schulpastoral 2015–2020 erlebt?

Kirche+Bildung+Schule gibt es als Einrichtung des De-kanats Ludwigsburg seit 2010 und hat über die Jahrebereits nachhaltig an vielen Orten Kirche und Schule,ja vielmehr die Menschen wertvoll miteinander inKontakt gebracht. So bestehen noch heute Projekteder Anfangszeit, wie Zusammen-Lernen-Spielen (kurzZLS) in Bietigheim-Bissingen. Es haben sich Ideen aus dem Dekanat auch an anderen Orten der Diözeseweiterentwickelt, wie die Sternsingerkiste für Schul-klassen oder richtige „Marken“, wie der inzwischen 9. Jugendbegleiterkurs im Dekanat und für die Region.

„Sinnvoll – Kirchenführung leicht gemacht“ ist in Kooperation mit Kirche und Schule im Dekanat Böb-lingen entstanden. Nicht zuletzt ist „Kirche+Bil-dung+Schule“ und der Ansatz, dass Kirche und Schulewertvolle Partner sein können, mehr als eine gute Idee– was schon fast so etwas wie ein Werbeslogan geworden ist – sondern vielfach schon WERT- undSINNvoll mit Leben durch engagierte Menschen mitHerz, Hand und Esprit gefüllt.

Daher war es für die Dekanatsleitung, die Mitgliederder Steuerungsgruppe von Kirche+Bildung+Schuleund dem Dekanatsrat zum Ende der Projektphase klar und erklärter Wunsch, diese Arbeit fortzusetzen.Denn trotz aller Erfolge stehen wir vielfach erst amAnfang der Zusammenarbeit von Kirche und Schule,sehen noch viele Chancen der Weiterentwicklung anden verschiedensten Orten im Dekanat Ludwigsburgund möchten gerade auch bei bestehenden Koopera-tionen weiterhin den Schulen, Kirchengemeinden undKirchlichen Einrichtungen ein verlässlicher Partnersein.

Mit unserer Bewerbung für die Modellphase verban-den wir die Hoffnung, Kirche+Bildung+Schule in seiner eingeführten und bewährten Form in die Liniedes Dekanats überführen zu können. Der Übergang indie Modellphase gestaltete sich dann für uns viel-mehr als Anlass zur Klärung offener Fragen. Was alsEinrichtung des Dekanats gewachsen war, sollte in be-währter Weise fortgeführt werden. UnterschiedlicheFinanzierungsregeln in den verschiedenen diözesa-

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nen Hauptabteilungen erforderten intensive Ab -sprachen, um die Einrichtung inklusive der Jugend -begleiterausbildung fortführen zu können. Rück-blickend waren diese Klärungen für die Kooperationvon Diözese und Dekanat sehr fruchtbar und lehr-reich. Die Bischof-Moser-Stiftung hat unser Projektsechs Jahre lang finanziell und beratend unterstützt.Neben den Finanzen war uns vor allem die persönli-che Begleitung und Beratung durch Gerhard Rauschersehr wertvoll. Nun war es für die Stiftung an der Zeit,sich neuen innovativen Projekten zuzuwenden: Füruns ein schmerzlicher Verlust. Nicht zuletzt musstedurch veränderte Rahmenbedingungen die Verwal-tungskraft von 10 auf 4 Wochenstunden reduziertwerden, was im Alltag deutlich zu spüren ist, da ins-besondere das Engagement rund um den Jugendbe-gleiterkurs ein hohes Maß an Kundenkontakten,sowie Organisations- und Verwaltungsaufgaben mitsich bringt.

Was hat sich durch die Modellphase in Ihrem Dekanatneu ergeben? Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Durch die Fortführung unserer Arbeit in der Modell-phase können wir wertvolle Entwicklungen vor Ortweiter fördern und die „Idee“, die an vielen Orten undinsbesondere in Menschen langsam aber stetig keimt,weiter unterstützen. So konnte in diesem Schuljahrbereits an der Gemeinschaftsschule Ludwigsburg derSchüler-Kolping-Chor (kurz SchüKoCho) starten; dieneu aufkeimende Zusammenarbeit mit dem Jugend-referat und den Jugendverbänden wurde weiter ge-pflegt und aus Ideen entstanden neue Projekte. Aucheine starke Kooperation mit 5 Schulen der Ludwigs-burger Weststadt und Pflugfelden zusammen mit derKath. Kirche Ludwigsburg hat einen mit 100 Teil-nehmenden sehr gut besuchten Vortragsabend mitDetlef Träbert im November 2016 ermöglicht.

Erfreulich ist zudem, dass im Januar 2017 der 9. Ju-gendbegleiterkurs mit 23 Teilnehmer/innen startenkonnte, nachdem im Jahr zuvor der Kurs mangels Teil-nehmer/innen zum ersten Mal seit Bestehen abge-sagt werden musste. Die seit diesem Kurs wiederverstärkte Kooperation mit den Dekanaten Heilbronnund Rems-Murr trägt erste Früchte, so nehmen aktuell drei Teilnehmerinnen aus dem Dekanat Rems-Murr teil und die Kolleg/innen der Nachbardekanateübernehmen einige Bausteine – wie Lioba Diepgen„Umgang mit Konflikten“, Heinz Rupp mit der Jugend-referentin Klara Merz „Echt Lernen – Spiel ist mehr alsSpaß“.

Noch klein, aber stetig am Wachsen ist das Pflänzchen„Das kann ich gut – das ist es mir wert“. Mit Flyern

und Plakaten, sowie Artikeln in Gemeindebriefen undüber das Programmheft des Jugendbegleiterkurseswird dafür geworben, einzelne Menschen in ihrem In-teresse an einem Engagement mit Kindern und Ju-gendlichen im Lebensraum Schule zu begleiten. Dabeiwerden keine Menschen für konkrete Angebote ge-sucht, sondern mit dem je einzelnen Menschen wirdgeschaut, welche Interessen, Talente und Ressourcensie/er mitbringt bzw. einbringen möchte. In diesem„Werkstattangebot“ wird dann persönlich begleitetund beraten, wie daraus ein SINNvolles und WERTvol-les Angebot für Kinder und Jugendliche gestaltet undeine entsprechende Schule dafür gefunden werdenkann. Hierbei leitet uns auch der Gedanke „Mit einerPerson kann es beginnen…“.

Als Aufgabengebiet neu hinzugekommen ist in derModellphase, gemeinsam mit dem zuständigenSchuldekanatamt die Schulseelsorger/innen im Deka-nat zu beraten und zu begleiten. Erste Treffen fandenmit den aktuell drei beauftragten Schulseelsorgerin-nen im Dekanat statt. Sie dienten dem Austausch vonErfahrungen, Ideen und Informationen, wie auch dergegenseitigen Vernetzung und kollegialen Beratungbei Herausforderungen und Problemen.

Welche Chancen sehen Sie bis zum Ende der Modell-phase 2020?

Von Seiten der Schulen wird nicht nur eine große Of-fenheit erlebt, mit Kirche – ob Kirchengemeinden oderkirchlichen Einrichtungen – Kooperationen einzuge-hen, sondern zugleich auch eine große Not, den Ganz-tag zu gestalten und auch diesbezüglich aufvielfältigste Partner angewiesen zu sein. Ein Bedürfnisoder gar eine Not zur Kooperation mit „außerkirchli-chen Partnern“ erlebe ich dagegen nicht. Vielmehrsind die Kirchengemeinden mit ihren pastoralen Mit-arbeiter/innen und den in den Gremien und Gruppenbereits ehrenamtlich Engagierten in großem Maßausgefüllt und vielmals auch an der Grenze des Mög-lichen. Wenn dann der Impuls kommt, Schule als Le-bensraum mit zu bedenken, sich auch darin zuengagieren oder miteinander zu vernetzen, fehlt nichtselten die Energie. Eine Chance stellt sicherlich derProzess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten“ dar.Wenn der Lebensraum von Menschen neu bedachtund Möglichkeiten neu ausgelotet werden, kommenauch neue, wertvolle und zukunftsträchtige pastoraleFelder in den Blick – wie eben die Schule. Umso wich-tiger, wenn wir neue Personenkreise für ein Engage-ment im christlichen Sinn gewinnen, beraten,begleiten und in ihrem Tun stärken können – wie bei„Das kann ich gut – das ist es mir wert“!

AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Nicole SchmiederDekanatsbeauftragte Schul-pastoral/Kirche und Schule

„Die Vielfalt an Aufgabenund Möglichkeiten an derSchule zeigt auch, dass esweiterhin notwendig ist, dies professionell zu begleiten.“

Frau Schmieder, Sie haben Ihre Aufgabe als Dekanats-beauftragte schon in der Projektphase Kirche undSchule 2012–2015 wahrgenommen. Wie haben Sie denÜbergang von der Projektphase in die ModellphaseSchulpastoral 2015–2020 erlebt?

Der Übergang von der Projektphase in die Modell-phase ging, bedingt durch das eindeutige Votum desDekanats für diese Stelle, reibungslos. Vorab hattensowohl die Dekanatsleitung als auch der Dekanatsratfür eine Überführung der Stelle von der Projektphasein die Modellphase gestimmt. Der Beschluss wurdeunterstrichen durch die Übernahme eines Eigenan-teils von 20% Personalkosten. So kann die Stelle auchkünftig mit 50% weitergeführt werden. Inhaltlich kames zu einer Neuausrichtung bzw. Erweiterung des Auf-trags, organisatorisch jedoch zu keiner Veränderung.Der Übergang wurde durch die Fachstelle Schulpas-toral in Rottenburg gut begleitet.

Was hat sich durch die Modellphase in Ihrem Dekanatneu ergeben?

Die Modellphase machte den notwendigen Blick aufdie Schulpastoral und die Schulseelsorger/innen imDekanat möglich, sowie auf die darüber hinaus enga-gierten Religionslehrer/innen ohne expliziten Schul-pastoralauftrag. Der neue Fokus auf ihre Begleitungund Unterstützung hin ist eine Bereicherung für dieStelle der Dekanatsbeauftragten. Durch den Besuchdes Dienstgesprächs der Religionslehrer/innen i.K.und Reli-Lehrer-Treffen auf der Ebene der Seelsorge-einheit ist der Fachdienst zu einer „Marke“ geworden.Je nach Themenschwerpunkt werden die Dekanatsju-gendreferentin Frau Eberle oder ich zu bestimmtenThemen angefragt. Dies zeigte sich, als über 20 Teil-nehmer/innen den Fortbildungsnachmittag „Kirchen-raumführung mit allen Sinnen“ besuchten, darunterpastorale Mitarbeiter, Religionslehrer/innen und Eh-renamtliche. Fast 80% der Teilnehmer/innen kannteich bereits (wenigstens namentlich) über mein Netz-werk. Sie haben sich sowohl vom Thema, als auch von

der Verortung beim Fachdienst Schulpastoral/Kircheund Schule ansprechen lassen.

Auch die Zusammenarbeit auf ökumenischer Ebeneund mit der Kommune (Kreisjugendring/Stadjugend-ring/Stadt Esslingen) ist selbstverständlicher gewor-den; wir werden als kath. Kirche beim ThemaSchule/Schulentwicklung selbstverständlicher mitge-dacht und miteinbezogen. Dies hatte sich nach derProjektphase zwar schon angedeutet, brauchte jedochdiese längere Zeit, damit wir wirklich als dauerhafterPartner wahrgenommen werden.Durch die Projektphase angeregt, gab es in zwei Seel-sorgeeinheiten Überlegungen, Jugendreferentinnenauf SE-Ebene anzustellen. Im Laufe der Modellphasekonnte dies realisiert werden. Beide Jugendreferentin-nen haben neben der klassischen Jugendarbeit aucheinen Anteil Jugendarbeit/Kirche und Schule. In Nür-tingen und Kirchheim konnten beide Kolleginnen be-gonnene Projekte aus der Jugendarbeit fortführenund von Frau Eberle übernehmen, sowie Felder vonSchulpastoral/Kirche und Schule bespielen. Beispiels-weise konnte in Nürtingen an zwei Schulen (Gymna-sium und Berufsschule) durch die Jugendreferentinund durch mich in Ostfildern an einer Realschule einAngebot zum ökumenischen Jugendkreuzweg in un-terschiedlicher Weise gemacht werden. Die Erkennt-nisse, die wir daraus gewonnen und ausgetauschthaben, sind entscheidend für das „Wie“ der Durchfüh-rung im kommenden Jahr und helfen bei der Übertra-gung auf andere Seelsorgeeinheiten.Durch die Modellphase wurde außerdem eine Festi-gung bestehender Projekte möglich. Bestes Beispieldafür ist das „Faire Frühstück“. Dieses wird bereitszum dritten Mal an einer Grundschule in Plochingendurchgeführt; die Grundschule in Hochdorf ist im ver-gangenen Jahr dazugekommen. Aktuell findet diezweite Runde Faires Frühstück statt. Eine dritte Schulein der Seelsorgeeinheit soll im kommenden Schuljahrfolgen. Dieses Projekt zeigt: die Arbeit an der Schulekann Kreise ziehen, wenn Ehrenamtliche begeistertsind und wenn sie ihr punktuelles Engagement in derSchule mit ihrem Leben verbinden. So wurde nicht nurder Mehrwert dieser Arbeit für die Seelsorgeeinheiterkannt. Das Projekt hat darüber hinaus den Anstoßim Gemeinderat gegeben „FairTradeTown“ zu werdenund einen Weltladen ins Leben zu rufen.Hier wird Kirche an vielen Orten sichtbar und Schuleals kirchlicher Ort erfahrbar.

Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Die Entwicklungen sind sehr erfreulich und zeigen,dass es eine große Offenheit für das Thema „Schule

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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als pastoraler Ort“ gibt. Die Vielfalt an Aufgaben undMöglichkeiten an der Schule zeigt auch, dass es wei-terhin notwendig ist, dies professionell zu begleiten.Hier sehe ich die große Chance in der Vernetzung derArbeit des BDKJ, der Fachstelle Jugendarbeit undSchule und der Hauptabteilung Schulen bzw. derSchulpastoral. Dies muss uns sowohl auf Diözesan-ebene, wie auch auf Dekanatsebene und mit/in denSeelsorgeeinheiten gelingen.

Welche Chancen sehen Sie bis zum Ende der Modell-phase 2020?

Ein Ziel für das kommende Schuljahr ist es, die Zusam-menarbeit mit den Religionslehrer/innen und Schul-seelsorger/innen zu verstärken. Dies geschieht überdie bereits bestehenden Wege der Beratung und Be-gleitung von Projekten. Hinzukommen soll ein regel-mäßiges seelsorgerliches bzw. spirituelles Angebot,das dem spirituellen Auftanken dienen soll. Darüberhinaus bieten solche Treffen auch stets die Möglich-keit der Vernetzung.Nachdem die erste Fortbildung im Bereich Kirchen-raumpädagogik sehr gut angenommen wurde, sollendie bestehenden Erfahrungen bei den Teilnehmer/ -innen unterstützt und vertieft werden. In der Folgekann sich ein weiteres Angebot anschließen. Im Dekanat gibt es vier Schulseelsorger/innen an Be-rufsschulen/beruflichen Schulen, die alle zur selbenSeelsorgeeinheit gehören. Das ist eine Besonderheit,die es zu nutzen gilt. Für die noch anstehende Zeitsehe ich Potenzial in der Zusammenarbeit mit derFachstelle J.A.B. – Jugend.Arbeit.Bildung. beim BDKJ/Bischöflichen Jugendamt in Wernau, da diese sich ins-besondere an benachteiligte Jugendliche und jungeErwachsene wendet und Jugendliche beim ÜbergangSchule/Beruf begleiten möchte.

Gibt oder gab es Stolpersteine? Welche?

Die Schulen sind intern stark mit eigenen Themen be-schäftigt. Teilweise ist es schwierig, sich als Partneranzubieten und als solcher wahrgenommen zu wer-den. Nicht immer sind außerdem Schulalltag undSchulrhythmus mit dem Lebensrhythmus von Kir-chengemeinden in Einklang zu bringen. Dies bleibteine Herausforderung für die Arbeit.

Ein weiterer Stolperstein ist das fehlende pastoralePersonal in den Seelsorgeeinheiten (SE), das sich mitdem Thema Schulpastoral/Kirche und Schule ausei-nandersetzen könnte. Für mich ist es daher eine Auf-gabe der DBA, dies mit den Hauptamtlichen zu tun,mich immer wieder in die Gremien auf SE/KG-Ebenedie Kirche am Ort „Schule“ einzubringen und dafür zu

werben. Als Chance, trotz des Personalmangels, seheich, die DBAs als abrufbare und kompetente Unter-stützung für die Gemeinden/SE und Schulen zu ver-stehen.

Was hat sich bewährt?

Unverzichtbar ist die Mitarbeit in den unterschiedli-chen Pastoralkonferenzen, die den Blick weiten unddas Thema Kirche und Schule bei den vielfältigen Part-nern im Dekanat wach halten. Um selbst bei dem viel-seitigen Thema immer auf dem neuesten Stand zubleiben, ist der Besuch von Fachtagen (z.B. der Fach-stelle Jugendarbeit und Schule) unverzichtbar. DerAustausch mit den anderen DBAs und der enge Kon-takt zur Fachstelle Schulpastoral in Rottenburg sindjedes Mal aufs Neue bereichernd. Darüber hinausschätze ich die Möglichkeit, bei den JahrestagungenSchulpastoral dabei zu sein, entweder inhaltlich mit-gestaltend oder „nur“ als Teilnehmerin.Sehr bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit demJugendreferat. Durch den aktuell bestehendenSchwerpunkt „Jugendarbeit und Schule“ im Jugend-referat gibt es immer wieder Schnittpunkte, Möglich-keiten der Zuarbeit und ein Mitschauen von beidenSeiten auf die je eigenen Themen. Die projekt- bzw.themenbezogenen Kontakte mit den Schuldekanen/-innen haben sich ebenfalls als sinnvoll und praktika-bel erwiesen. Mit 25–30% Stellenanteil kann diese breite Form derVernetzung nicht geleistet werden. Zu einem Netz-werk gehört die Kontaktpflege, die zeitintensiv ist.Dies ist in meinen Augen nur mit einer 50%-Stellemöglich.

Abschließende Bemerkung: Was ist Ihnen darüber hinaus wichtig anzumerken?

Im Bereich Schulpastoral/Kirche und Schule bzw. Ju-gendarbeit und Schule kann man – wie in der Pastoralallgemein – immer noch mehr machen. In der gutenZusammenarbeit mit dem Jugendreferat habe ich ge-sehen, dass es hier bereits funktionierende und zu-kunftsfähige Konzepte gibt bzw. diese entwickeltwerden. Hier braucht es nicht unbedingt ein Mehr,sondern lediglich ein weiter so. Beide Bereiche solltenauf jeden Fall in sich ergänzender Weise im Dekanatihren Platz haben. So unterschiedlich der Prozess „Kir-che am Ort – Kirche an vielen Orten“ im Dekanat inden einzelnen SE abläuft, so unterschiedlich ist auchdie Wahrnehmung der verschiedenen pastoralen undkirchlichen Orte. In dieser Unterschiedlichkeit ist esgelungen, dass Schulpastoral/Kirche und Schule alspastorales Feld im „Kirche am Ort – Kirche an vielenOrten“-Prozess wahrgenommen wird.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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1.3 . . . aus der Sicht von zwei Schuldekanen

Schuldekan Klemens DieterleSchuldekanat: Rottweil

Dekanatsbeauftragte Schul-pastoral/Kirche und SchuleChristina Rehberg

Herr Dieterle, durch die Einrichtung der Stelle eines Dekanatsreferenten Schulpastoral/Kirche und Schuleund durch die Arbeit von Schulseelsorger/innen anSchulen gibt es unter anderem Veränderungen für Sieals Schuldekan und für die Arbeit in Ihrem Schuldeka-nat. Welche Veränderungen nehmen Sie wahr?

Durch die Einrichtung der Dekanatsstelle Schulpasto-ral/Kirche und Schule ist ein weiterer Bereich entstan-den, der eine gewisse Zeit beansprucht. Im Vorfeldbetraf dies die Vorbereitung des Antrags, mit einerAnalyse der Situation in den Gemeinden, Seelsorge-einheiten und in den Schulen, daraus resultierend dieFormulierung von realistischen Zielen und abschlie-ßend die Durchführung des Bewerbungsverfahrens.

Seit die Dekanatsbeauftragte ihre Arbeit aufgenom-men hat, trifft sich die Steuerungsgruppe halbjährlich.In den bisher zwei Treffen der Steuerungsgruppewurde intensiv beraten, wie die formulierten Ziele an-gegangen werden können, Teilschritte wurden verein-bart und dann auch ausgewertet und überprüft. DerAspekt der „Werbung“ für die Dekanatsstelle betrifftauch die Abläufe im Schuldekanatamt. Wer wird wieüber wen informiert? Welche Kommunikationswegekönnen durch das Schuldekanatamt angeboten wer-den? Arbeitet die Sekretärin des Schuldekanatamtesautomatisch für die Dekanatsstelle mit, z.B. bei der Er-stellung von Verteilern, dem Versand von Informatio-nen usw.? Hier braucht es gute Absprachen undpraktikable Lösungen. In unserem Schuldekanatamthaben wir die Erstinformation an die Schulen und Religionslehrkräfte übernommen, für die weitere Arbeit macht es mehr Sinn, wenn sich die Dekanats-beauftragte einen eigenen Verteiler mit Kontaktper-sonen aufbaut, die Interesse und Bereitschaft zurZusammenarbeit zeigen.

Welche Chancen sehen Sie in der Modellphase Schul-pastoral 2015–2020?

Für die Schulen bzw. Lehrkräfte bietet die Dekanats-beauftragte tatsächliche Unterstützung. Dies sehe ichals Unterschied zu vielen Angeboten, die an derSchule ankommen. Es gibt eine Person, die sich umVernetzung kümmert, die Kontakte in die Gemeindenhat und so Kommunikation zwischen Schule und Ge-meinde herstellt und vereinfacht. Hier könnte nach-haltige Vernetzung gelingen und Projekte entstehen,die Bestand haben. Voraussetzung ist hier sicher dieBegleitung beider Seiten: Die Schule bzw. die Lehr-kräfte sollten bestrebt sein, solche Projekte so zu in-tegrieren, dass sie auch bei Weggang einer Lehrkraftnoch Bestand haben. Sinnvoll wäre hier aus meinerSicht, wenn eine Fachschaft (soweit vorhanden) sichauch mit diesem Gedanken der Zusammenarbeit be-schäftigt und den Gedanken von Schulpastoral insSchulleben einbringt.

Für Ehrenamtliche in der Gemeinde liegt die Chancedarin, dass sie in der Person der Dekanatsbeauftrag-ten einen Türöffner in das komplexe System „Schule“haben, die beide Seiten kennt – sowohl die Situationvon Ehrenamtlichen mit starker Verortung in der Kir-chengemeinde als auch die Situation von Lehrkräften,die oft von außen kommen und mit vielen weiterenAufgaben an der Schule sind – und so überzogene Erwartungen verhindern kann. Man kann weder voraussetzen, dass Ehrenamtliche methodisch-didak-tisch geschult sind und auch gelungene Projekte nichtunbedingt am weiteren ehrenamtlichen Engagementvon Schülerinnen und Schülern in der Gemeinde messen.

Eine weitere Chance sehe ich in der Wirkung, die dieDekanatsbeauftragte für den Prozess „Kirche an meh-reren Orten“ haben kann. Sie kann dafür sensibilisie-ren, dass auch die Schule ein Ort ist, an dem Kirchestattfindet. Die Rolle der Dekanatsbeauftragten seheich hier in der Bewusstseinsbildung (ohne einen zustarken Druck auf Gemeinden auszuüben, der danneher zu Ablehnung oder Überforderung führt). DieVernetzung betrifft hier aber nicht nur Schule und Ge-meinde, sondern auch weitere Stellen auf Dekanats-ebene, wie z. B. Jugendreferat oder Caritas. Dass einePerson als „Knotenpunkt“ zwischen diesen Bereichenund Stellen agiert, macht eine Kontaktaufnahme undBegleitung von Kooperationen einfacher.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Mit welchen Schwierigkeiten müssen Sie als Schuldekanumgehen?

Schwierig ist in der Anfangsphase, Personen und Or-ganisationen für diese Kooperationen und Projekte zugewinnen. Als Schuldekan kann ich auf die Stelle alssolches hinweisen, die konkreten Kontakte müssenaber direkt hergestellt werden. Hier braucht es immerwieder klare Absprachen über Informationswege. Ichhabe Kontakte zu allen Schulleitungen und zu den je-weiligen Religionslehrkräften und kann manchmalabschätzen, welche Personen anfragbar sind. ZumKollegium als Ganzes habe ich wenig Bezug, dies wäreaber für eine Schulpastoralbeauftragte manchmalauch von Bedeutung. Die ersten Erfahrungen zeigen,dass ein schulpastoraler Anstoß hauptsächlich dortgelingt, wo die Ansprache über persönliche Kontakteerfolgt. Schriftliche Informationen über einen Gesamtverteiler sind hier bisher wenig hilfreich undzielführend. Das bedeutet, dass viel Zeit in persönlicheAnsprache und Kontaktaufnahme investiert werdenmuss, um ein tragfähiges Netzwerk zu entwickeln.Zudem sollte dieses Netzwerk dann auch wieder unabhängig von der Dekanatsbeauftragten tragfähigsein. Dieser Spagat zwischen persönlicher Kontakt-aufnahme und Begleitung und dem sich wieder freimachen für andere Projekte sehe ich als große Herausforderung. Die Gefahr besteht, dass die Deka-natsbeauftragte zu sehr in konkrete Projekte ein-gebunden bleibt und damit zum „Macher“ wird aufKosten der Begleitung und Festigung von Kooperatio-nen.

Was bleibt zu tun, bis zum Ende der Modellphase 2020?

Es braucht eine gute Begleitung durch die Steue-rungsgruppe, um auch die Dekanatsbeauftragte vorzu hohen Erwartungen zu schützen. Für mich alsSchuldekan ist es wichtig, die Stelle mit den damitverbundenen Chancen und Angeboten immer wiederins Gespräch zu bringen und gleichzeitig zu signali-sieren, dass der Impuls und das Engagement im schul-pastoralen Bereich von der Gemeinde bzw. von derSchule mit ihren Lehrkräften kommen muss. Die Stelleist nicht mit hauptamtlichen „Machern“ gedacht, sondern mit „Netzwerkern“, dies muss sicher immerwieder neu vermittelt werden. Hier ist auch ein kriti-scher Blick darauf zu werfen, welche Ziele mit einer25%-Stelle realistisch zu verwirklichen sind. Wichtigfinde ich auch, gelungene Projekte und Kooperationeneiner Öffentlichkeit zu präsentieren und damit kirch-liches Engagement ins Gespräch zu bringen. Dieskann vielleicht auch Signalwirkung in andere Schulenund Gemeinden haben.

Wie gelingt die Vernetzung mit anderen Schularten?

Dies gelingt dort, wo über die Person der Schulbeauf-tragten schon persönliche Kontakte in verschiedeneSchularten hinein bestehen. Auch hier bestätigt sich,dass der persönliche Bezug ein wichtiger Gelingens-faktor für mögliche Zusammenarbeit ist. Auch hier istdarauf zu achten, dass diese Türöffnerfunktion nichtdazu führt, dass die Dekanatsbeauftragte in die insti-tutionelle Durchführungsrolle kommt.

Was ist Ihnen darüber hinaus wichtig anzumerken?

Als Dekanatsbeauftragte muss man viel in persön-liche Begegnung investieren und dabei die eigeneRolle immer wieder kritisch hinterfragen.

Als Schuldekan und Mitglied der Steuerungsgruppebin ich für eine gute Begleitung mitverantwortlich.

Schuldekan: Wolfgang Weiß Schuldekanate: Bad Mergent-heim und Hohenlohe

Dekanatsbeauftragte Schul-pastoral/Kirche und SchuleMarion Jünger

Herr Weiß, durch die Einrich-tung der Stelle einer Deka -natsreferentin Schulpastoral/

Kirche und Schule und durch die Arbeit von Schulseel-sorger/innen an Schulen gibt es Veränderungen für Sieals Schuldekan und für die Arbeit in Ihren beiden Schul-dekanaten. Welche Veränderungen nehmen Sie wahr?

Hier gilt es zu differenzieren. Im Dekanat Hohenlohewurde mit Marion Jünger eine Dekanatsbeauftragteseit der ersten Stunde tätig. Zustande gekommen istdies aus einzelnen Projektphasen, verknüpft mitihrem ehrenamtlichen Engagement an der Schuleund z.B. im Weltladen und in der „Jungen Kirche“ inHohenlohe. Diese Verknüpfung von Aufgaben übereine Person hat Chancen und Nachteile. Der Sitz derDBA ist im Dekanatsbüro. Die Dienstaufsicht liegtbeim Dekan und die Fachaufsicht wird von ihm gemeinsam mit dem Referat Schulpastoral wahrge-nommen.

Welche Chancen sehen Sie in der Modellphase Schul-pastoral 2015–2020?

Die neue Konzeption ist ein Segen. Wir brauchen dieSchulpastoral an den Schulen und sollten möglichst

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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viele geeignete Personen mit Schulpastoral beauftra-gen, so dass es ein vernetztes Team gibt. Dadurch wirddie Seelsorge an der Schule gestärkt, z.B. mit Angebo-ten wie Morgenimpulse, Prüfungscafés usw. Diesmuss vor Ort von profilierten Personen geleistet werden. Die Schulseelsorger/innen müssen die Kol-leg/innen vor Ort befähigen, dass sie entsprechendeAufgaben mit übernehmen.Wichtig ist dabei, dass über die Dekanatsbeauftragtenein Netzwerk aufgebaut und die Möglichkeit der Ver-zahnung geschaffen wird, so dass es zu einer gutenErgänzung des Religionsunterrichtes kommt, in demdie religiöse Kompetenz im Mittelpunkt steht.Im Dekanat Hohenlohe gilt es dabei weiterhin dieüber die Dekanatsbeauftragte gewachsene Strukturzu nutzen.

Mit welchen Schwierigkeiten müssen Sie umgehen?

Im Dekanat Hohenlohe bringt die bereits vorhandeneVernetzung das Problem der Trennschärfe mit sich.Hier stehen Fragen im Raum wie: „In welchem Auftragmache ich was?“ und „Wann bin ich nur Netzwerkerinund wann bin ich die Organisatorin bzw. Hauptverant-wortliche? Hinzu kommt die übliche Problematik derGewinnung von Ehrenamtlichen. Es geht darum, denHerausforderungen in der Modellphase gerecht zuwerden, so dass neue Projekte angestoßen werdenkönnen. Im Dekanat Mergentheim gibt es einen absoluten Neubeginn im Umfang von zunächst zwei,inzwischen 6 Deputatsstunden, wobei bislang keiner-lei Vernetzung bzw. Strukturen vorhanden sind. Hiersind viele Dienststellen beteiligt: das kirchliche Jugendamt/der BdKJ, das Referat Schulpastoral, dasDekanat und das Schuldekanat.

Was bleibt zu tun, bis zum Ende der Modellphase 2020?

Im Dekanat Mergentheim muss die Vernetzung derverschiedenen Schularten mitsamt ihren zuständigenschulartbezogenen Schuldekanen noch weiterge-bracht werden. Hier gilt es, geeignete Schulseelsor-ger/innen zu gewinnen, die der Schulpastoral vor Ortein Gesicht geben. Dazu gehört auch eine positiveDarstellung in der Öffentlichkeit. Zudem sollte dieSchulpastoral sich an der Schulentwicklung beteiligen(Beziehung, Kommunikation, personale und sozialeKompetenzen als Schwerpunkte) und auch in jedemKriseninterventionsteam vertreten sein.

Aus der Sicht als Mitglied der Steuerungsgruppe: Wie gelingt die Vernetzung mit anderen Schularten?

In Bad Mergentheim hat ein Treffen mit den Verant-wortlichen der Fachschaften stattgefunden. Ina Wei-gand kümmert sich als zusätzliche Jugendreferentin

um die Umsetzung der regionalen schulbezogenenJugendpastoralkonzeption und bringt demnächsteine Broschüre zum Thema Angebote ihrerseits (fürSchule und Jugend) heraus.In Hohenlohe ist bereits ein gutes Netzwerk mit jährlichen Treffen mit Austausch zu schulpastoralenThemen wie z.B. zur Einrichtung und Nutzung einesRaumes der Stille vorhanden.

Abschließende Bemerkung: Was ist Ihnen darüber hinaus wichtig anzumerken?

Das neue Konzept Schulpastoral der Diözese bieteteine große Chance für die Kirche. Die Schulpastoral istm. E. eine wichtige Säule innerhalb der Hauptabtei-lung Schulen, die Neues ermöglicht. Ich hoffe, dassdieses Modell fest implementiert wird und über dasJahr 2020 hinaus weitergeführt werden wird. Gut ist,dass es eine Weiterbildung und klare Kriterien für eineBeauftragung gibt, so dass wir uns vor Missbrauch –wie z. B. dass es einen persönlichen Glaubenskurs gibt – schützen können. Dazu trägt auch die in den 3 Jahren der Weiterbildung erfolgte Professionalisie-rung ihren Teil bei.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Dekanats-beauftragten Schulpastoral/ Kirche und Schule

2017 wurde eine erste Evaluation zu den Dekanats-beauftragtenstellen Schulpastoral/Kirche und Schule(DBA SP/KuS) im Rahmen der Modellphase Schulpas-toral 2015–2020 durchgeführt.

In 12 der insgesamt 15 Dekanate wurde an einem run-den Tisch Evaluationsgespräche geführt: Allgäu-Ober-schwaben, Balingen, Biberach, Böblingen, Esslingen,Freudenstadt, Geislingen-Göppingen, Heilbronn, Ho-henlohe, Ludwigsburg, Ostalb und Rems-Murr. Da die Dekanatsbeauftragten SP/KuS in den DekanatenCalw, Mergentheim und Stuttgart weniger als ein Jahrim Rahmen der Modellphase tätig waren, wurde hierzu diesem frühen Zeitpunkt auf eine Evaluation verzichtet.

An den Gesprächen waren in der Regel beteiligt: der(stellvertr.) Dekan, Dekanatsreferent/innen, Verwal-tungsaktuar/innen, Schuldekan/innen und Jugendre-ferent/innen und eine Referentin des ReferatsSchulpastoral oder ein Referent der HA IV. In einzelnenDekanaten waren die zweiten Vorsitzenden des De-kanatsrats und ein geschäftsführender Schulleiter beteiligt.

Die hier gewonnen Erkenntnisse wurden durch Eva-luationen der Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schule ergänzt.

In anregenden Gesprächen wurden die Erkenntnisseüber die strukturelle Einbindung der Stellen, das Profildes Tätigkeitsfeldes und die Wirksamkeit der DBASP/KuS beschrieben und gesammelt.

Zusammenfassung der markanten Ergebnisse zumMehrwert, der sich aus den Dekanatsbeauftragten-stellen Schulpastoral/Kirche und Schule in den Dekanaten und für Menschen in Schulen ergibt

Auf den Punkt gebracht: Dekanatsbeauftragte Schul-pastoral/Kirche und Schule sind das Gesicht, das inden Dekanaten für die kirchliche schulbezogene Arbeit steht, dieses pastorale Feld immer wieder in Erinnerung zu rufen und vielfältige Initiativen auf den Weg zu bringen.

Es hat sich deutlich gezeigt, dass der pastoralen Arbeitin den Schulen ohne Dekanatsbeauftragte Schul -pastoral/Kirche und Schule wichtige Impulse, die Vernetzung der Interessierten und Beteiligten, dieKontinuität und Innovation fehlen würden. Die Betei-ligung der DBA SP/KuS in den Gremien der Dekanate(Dekanatsrat, Konferenzen in Kirchengemeinden und Seelsorgeeinheiten, Jugendseelsorge- und Fach-dienstleitungskonferenzen, Dienstbesprechungen derReligionslehrkräfte mit Schuldekan/inn/en ...) trägtwesentlich dazu bei, dass Schulen im Prozess „Kircheam Ort – Kirche an vielen Orten“ nicht nur in der So-zialraumanalyse zur Kenntnis genommen werden,sondern im Blick bleiben, sodass neue schulpastoraleFelder in der Zusammenarbeit zwischen kirchlichenTrägern und Schulen gestaltet werden können.

Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schulebewirken in den Dekanaten eine anhaltende Sensi -bilisierung für Menschen im Lebensraum Schule.Dabei intensivieren sie eine sozialräumliche Anbin-dung von Schulen in ihr Umfeld. Die DBA SP/KuS tragen dazu bei, dass mehr Menschen in Schulen teil-haben können an der Feier des Lebens und Glaubensin Gemeinschaft, an einer Begleitung in Krisensitua-tionen, an spirituellen Impulsen (für Kinder, Jugendli-che und Erwachsene), an generationenverbindendenProjekten (Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen pil-gern gemeinsam) usw. Zudem haben sie durch vielKontaktarbeit eine bessere Vernetzung der kirchlichenJugendarbeit mit Schulen unterstützt und zur Erwei-terung der Erziehungs- und Bildungspartnerschaftzwischen Kirche und Schule beigetragen.

Die Netzwerkarbeit von Dekanatsbeauftragten Schul-pastoral/Kirche und Schule führt Kooperationspart-ner/innen so zusammen, dass Win-Win-Situationenentstehen können.

Dr. Beate Thalheimer und Lioba Diepgen, Referentinnen für Schulpastoral

1.4 Ansprechperson, Brückenbauer/innen, Dolmetscher/innen, Netzwerker/innen, Ideengeber/innen und Vermittler/innen

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Aus der Evaluation hat sich auch ergeben, dass es inden Dekanaten unterschiedliche Zugänge mit ver-schiedenen Schwerpunktsetzungen gibt. So hat sichgezeigt, dass in manchen Dekanaten an einzelnenSchulstandorten schulpastorale Konzeptionen undTeams neu entwickelt wurden. In anderen Dekanatensteht die Vernetzung der Akteure in den Kirchenge-meinden, in der Jugendarbeit und an den Schulen imVordergrund. Darüber hinaus war in einigen Deka-naten festzustellen, dass sich das Initiieren von Pro-jekten und schulpastoralen Angeboten und teilweisedie Begleitung und Mitarbeit in der Startphase bewährt haben.In den Dekanaten mit Dekanatsbeauftragten Schul-pastoral/Kirche und Schule haben (beauftragte)Schulseelsorger/innen eine konkrete Ansprechperson,die die Vernetzung unter den Schulseelsorger/innen,kollegiale Beratungen und Begleitung ermöglicht.Auf die Gesamtgruppe der Dekanatsbeauftragten Schul -pastoral/Kirche und Schule hin kann festgehaltenwerden, dass die Berufsgruppenzugehörigkeit, entwe-der sind sie Religionslehrkräfte und/oder pastoraleMitarbeiter/innen, eine wichtige Ressource darstellt.Während die einen sich besser mit den pastoralenStrukturen und Arbeitsweisen auskennen, kennen dieanderen besser die innerschulischen Abläufe und Re-gelwerke. Gemeinsam ergibt sich daraus ein Orientie-rungswissen, das eigene blinde Flecken überwindetund mehr Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Aus der Perspektive von „Kirche am Ort – Kirche anvielen Orten“ lässt sich die Aufgabe der Dekanatsbe-auftragten Schulpastoral/Kirche und Schule auch alsPionierarbeit charakterisieren. Sie sind als Kundschaf-ter/innen für die Gestaltung von „Kirchesein an vielen(Schul)Orten“ unterwegs.

Bei den Evaluationsgesprächen an den runden Ti-schen wurde deutlich auf das große Entwicklungs-potenzial hingewiesen. Schulen, Kirchengemeinden,die Jugendarbeit, Caritas und Erwachsenenbildungkönnen an mehr Schulstandorten Kooperationen ein-gehen. Insbesondere gilt dies an den Standorten, andenen die Ganztagesbildung sich über die Grund-schulen hinaus bald auch an weiterführenden Schu-len etablieren wird. Auch die Ausweitung der Vielfaltund Standorte für die Kooperation kirchliche Jugend-arbeit und Schule soll fortschreiten.

Als Aufgabe für die kommenden Jahre zeichnet sichfür Dekanatsbeauftragte Schul pastoral/Kirche undSchule ein Tätigkeitsfeld ab, das auch darauf angelegtist, das Begonnene zu sichern, neue Initiativen auf denWeg zu bringen, das entstandene Netzwerk zu pfle-gen und zu erweitern, die gesammelten Erfahrungenund Fragen in die konzeptionelle Entwicklung derschulpastoralen Arbeit in den Dekanaten und auf derDiözesanebene inhaltlich und qualitativ weiter zuentwickeln.

Häufig wurde die Ressourcenfrage gestellt. In vielenDekanaten wurde dafür plädiert, die 25%-Stellendeutlich zu erhöhen, um die Entwicklungen angehenzu können.

Einhellig stand bei allen Gesprächen die Erkenntnisim Raum, dass die Kooperation zwischen kirchlichenTrägern und Schulen nicht nur als Gewinn bei denje-nigen erfahren wird, die sich konkret begegnen. Erzählt wurde auch von Gesprächen und Rückmel-dungen, in denen deutlich wurde, dass kirchlichesHandeln hier als sinnvolles Handeln erlebt wird.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Profil der Schulpastoralaufträge für Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger im Rahmen der Modellphase Schulpastoral 2015–2020

Das Profil dieser Schulpastoralaufträge ergibt sich aus den Anliegen,

• vorrangig mit Kindern und Jugendlichen in den Schulen in Kontakt zu sein und ihnen dabei christlich motiviert Orientierungen für ein gelingendes Leben anzubieten und zu ermöglichen und dadurch zudem einen Beitrag zum Erziehungs- und Bildungsauftrag von Schule zu leisten.

• aufmerksam zu sein für die Bedingungen im konkreten Lebensraum Schule und gemeinsam (alleKinder, Jugendliche und Erwachsene) mit anderen - inner- und außerschulischen Kooperations-partnern - dazu beizutragen, dass ein friedvolles Miteinander gelingt, eine Kultur der gegenseitigenWahrnehmung und des sich Kümmerns umeinander- in allen Lebenslagen - gepflegt wird sowie Erfahrungen des miteinander Lebens, Feierns und Glaubens eröffnet werden.

• schulpastorales Handeln in Schulen so zu kommunizieren und zu profilieren, dass grundlegendeschulpastorale Intentionen und konkrete kontinuierliche Angebote sowie einmalige bzw. initiativeProjekte langfristig nicht ausschließlich an die Person und Funktion von Schulseelsorger/innen gebunden sind, sondern einen Eingang gefunden haben in die Schulkultur und das Schulprofil.

Daraus ergibt sich ein Profil der Schulpastoralaufträge für Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger,das zum einen seinen Ausdruck findet in Aktivitäten der inner- und außerschulischen Vernetzung,des Aufbaus eines Schulpastoralteams an der Schule, der ökumenischen Zusammenarbeit, der Mit-arbeit im Krisenteam der Schule sowie der Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus ist mit dem Schul-pastoralauftrag die Durchführung von schulpastoralen Projekten und Angeboten verbunden.

Zu den Voraussetzungen dieser Schulpastoralaufträge zählen

• eine erfolgreiche Teilnahme an einer Weiterbildung Schulpastoral,

• die Zustimmung der Schulleitung und Fachschaft Religion zum Schulpastoralauftrag und dendamit verbundenen Konditionen,

• eine verlässliche Rückbindung der schulpastoralen Ideen und Initiativen an die Schulleitung und in die Fachschaft,

• eine Beauftragung / Sendung durch den Bischof,

• die Erstellung eines Jahresberichts,

• die jährliche Teilnahme an einer Jahrestagung Schulpastoral.

Ausführlich wurde über die Rahmendbedingungen und Tätigkeitsfelder der Schulseelsorger/innen inder ersten Dokumentation zur Modellphase berichtet: Den Faden aufnehmen, Jahresbericht 2015/2016,S. 13–15, https://schulpastoral.drs.de/service/arbeitshilfen.html

Hinweise zur Weiterbildung Schulpastoral befinden sich hier: https://schulpastoral.drs.de/fortbildungen.html

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Christiane Sturm, Schulleiterinam Immanuel-Kant-Gymna-sium Tuttlingen

„Ohne die schulpastorale Ar-beit an unserer Schule wäreunsere Schule auf spirituel-ler und persönlichkeitsbil-dender Ebene wesentlichärmer und das soziale Enga-gement wäre an unsererSchule geringer“.

Frau Sturm, in welchen Feldern ist die Schulpastoral beiIhnen an der Schule aktiv?

Am IKG wird in den Feldern soziales Engagement, Per-sönlichkeitsbildung und Spiritualität ein wesentlicherBeitrag zum Schulleben geleistet. Frau Keicher ist imKrisenteam der Schule vertreten und hat sich dort bereits mehrmals stark engagiert. Es gibt eine guteZusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit, vor allemin Bezug auf den Einsatz von „Streitschlichtern“. DieSchulpastoral ist bei Projekten zum Schulfest, beim In-formationsabend und beim jährlichen Tag der offenenTür involviert. Es gibt kleinere spirituelle Projekte inder Advents- und Fastenzeit, außerdem finden jährlichfünf große Schulgottesdienste statt.

Die wichtigsten Projekte sind wohl das Projekt „Sozia-les Engagement“, in das die Klassenstufe 9 eingebun-den ist und das Projekt „Besinnungstage in Assisi“, das

zur persönlichen und spirituellen Entwicklung in Klas-senstufe 10 angeboten wird.

Wie wird diese Arbeit jeweils von den Schüler/innen,vom Kollegium, von der Schulleitung und von den Elternwahrgenommen?

Die Projekte und Aktionen sind bei allen Schülerinnenund Schülern bekannt und beliebt. Sie schätzen dieseAbwechslung im Schulalltag, sie profitieren für ihrepersönliche Entwicklung und die ihrer sozialen Kom-petenzen. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen.

Das Kollegium hat die großen und wichtigsten Pro-jekte schon vor Jahren in der GLK diskutiert und fürderen Einführung gestimmt. Die Bereicherung durchdie schulpastorale Komponente wird allseits ge-schätzt. Durch die Zusammenarbeit mit der Bera-tungslehrerin, dem Krisenteam und der Schulsozial-arbeit ist die Schulpastoral sehr integriert und ver-netzt.

Die Schulleitung schätzt und unterstützt die Arbeitder Schulpastoral sehr. Die vielen unterschiedlichenProjekte leisten einen wichtigen Beitrag zum wunder-baren Miteinander am IKG. Das „Soziale Lernen“ ent-wickelte sich durch die Schulpastoral zu einem ganzwesentlichen Schwerpunkt im Schulleben des IKG.

Auch die Eltern nehmen die Schulpastoral an unsererSchule positiv wahr und schätzen ihre weiterführen-den Angebote. Dies lässt sich den guten Rückmeldun-gen zum Sozialprojekt und zu den Besinnungstagenin Assisi immer wieder entnehmen.

2. Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger

2.1 Schulpastorales Wirken aus der Sicht von drei Schulleitungen

In der ersten Dokumentation „Den Faden aufneh-men“ wurden die Rahmenbedingungen und Profileder Schulpastoralaufträge von Schulseelsorger/innenausführlich beschrieben (vgl. dort S. 9–15).

In der vorliegenden Dokumentation kommen dieSchulseelsorger/innen im Praxisteil zu Wort. Dort beschreiben sie konkrete durchgeführte Projekte, die unter anderem eindrucksvoll zeigen, wie schulpas-torale Angebote zustande kommen können.

Aufgrund der spezifischen Struktur der Schulpastoral-aufträge (vgl. S. 22) ist die Sichtweise der Schulleitun-gen auf das Selbstverständnis und die Aktivitäten derSchulseelsorger/innen von großer Bedeutung. Wievon Seiten der Schulleitungen der Mehrwert derSchulpastoral wahrgenommen wird, zeigt sich in dreieindrucksvollen Beiträgen.

Wie versucht werden kann, mehr Schulleitungen dieChancen der Kooperation mit kirchlichen Trägern darzustellen, ergibt sich aus dem Fachtag „Schule undaußerschulische Kooperationspartner“ (vgl. S. 27–28).

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Beschreiben Sie bitte, inwiefern die Schulseelsorgerinmit anderen Kooperationspartnern verbunden ist.

Es gibt immer wieder Gespräche mit der Beratungs-lehrerin bei speziellen Problemen. In der Schulsozial-arbeit und der federführenden Kollegin gibt es eineZusammenarbeit in Bezug auf die Streit-Schlichter. ImKrisenteam ist die Schulpastoral gefragt, wenn eineseelsorgerliche Betreuung in Krisensituationen nötigist. Zusammen mit der Fachschaft Religion werden imLaufe eines Schuljahres fünf große Schulgottes-dienste durchgeführt. Bei spirituellen Angeboten imAdvent und in der Fastenzeit ist die Fachschaft Reli-gion integriert. Bei allen Gottesdiensten wird intensivmit der Fachschaft Musik zusammengearbeitet (unsere Schule hat ein Musikprofil).

Hat dies Folgen für die Atmosphäre in der Schule?

Ja, an unserer Schule herrscht u.a. dadurch eine posi-tive Atmosphäre der gegenseitigen Unterstützungund Wertschätzung.

Ist die Schulpastoral auch mit außerschulischen Koope-rationspartnern vernetzt?

Es gibt Kooperationen sowohl mit den katholischenals auch mit den evangelischen Kirchengemeindenvor Ort in Bezug auf unsere Schulgottesdienste. Fer-ner gibt es Gespräche mit der kath. Dekanantsjugend-referentin über Zukünftiges, was gemeinsam geplantwerden könnte. Konkrete Projekte sind noch nicht bekannt. Durch unser Sozialpraktikum sind wir mitden Flüchtlingsinitiativen der evang. Kirchengemein-den verbunden. Außerdem gibt es Beziehungen zum Hospizverein der Nachbarstadt.

Wie wird die Zusammenarbeit erlebt?

Wenn sie möglich ist, wird diese Zusammenarbeitstets als positiv erlebt. Durch die unterschiedlicheStruktur von Kirche und Schule ist es aber oft schwer,geeignete Zeitkorridore dafür zu finden. Grundsätz-lich ist diese Zusammenarbeit sicher noch ausbau-fähig.

Was möchten Sie für die Schulpastoral abschließendmit auf den Weg geben?

Die Arbeit der Schulpastoral wird an unserer Schulesehr positiv wahrgenommen und geschätzt. Es isteine zusätzliche Chance zur Bereicherung unsererSchülerinnen und Schüler. Eine Anregung für die Zu-kunft wäre es vielleicht, die Sorge um das Wohl inBezug auf die Kolleginnen und Kollegen mehr insAuge zu fassen.

Dorothee Glage-Saur, Schul-leiterin an der Grundschuleim Buch, Bietigheim

„Ohne die Arbeit der beauf-tragten Schulseelsorgerin anunserer Schule wäre das Pro-jekt Fairer Handel/MISEREORnicht entstanden“.

Frau Glage-Saur, können Sie uns bitte einen Einblickgeben in die vielfältigen schulpastoralen Aktivitäten anIhrer Schule?

Es gibt eine Reihe von Aktionen entlang des Jahres-kreises:

Der Schulgottesdienst am ersten Schultag, der Ein-schulungsgottesdienst, Adventskranzbinden jedesJahr im November, Adventskalender im Schulflur mitAufträgen fürs Miteinander, Adventsdekoration und -kalender im Lehrerzimmer, Krippenspiel der gesam-ten Schule in der kath. Kirche, Kleiner Gruß in den Fächern des Kollegiums vor Weihnachten, Fastenka-lender im Lehrerzimmer, Oster-Kaffee, Vorbereitungeines „Tages der Orientierung“ für interessierte Viert-klässler-Klassenlehrer/innen, Segnungsfeier der Viert-klässler, Kleiner Gruß in den Fächern des Kollegiumsvor den Sommerferien.

Weitere Aktionen zum Themenfeld Fairer Handel / MISEREOR sind:

Gründung und Leitung eines Fairtrade-Teams aus Leh-rern, Eltern und Schülern, Zertifizierung zur Fairtrade-Schule im Januar 2016, Faire Woche mit Spendenlaufzugunsten von „Ein Dorf macht Schule“ im Juli 2016,Zertifizierung zur MISEREOR-Partnerschule im Okto-ber 2016, Vortrag von Abbé Isidore Quédraogo aus Burkina Faso zur Fastenaktion von MISEREOR im März 2017. Planung einer Projektwoche mit demThema „Wir sind Kinder einer Welt“ mit Spendenlaufim Juni 2017.

Das wichtigste schulpastorale Projekt ist der „FaireHandel/MISEREOR“, weil der ganzheitliche Ansatzeine sehr große Breitenwirkung hat und damit dieSinnhaftigkeit wahrgenommen wird.

Wie wird diese Arbeit jeweils von den Schüler/innen,vom Kollegium, von der Schulleitung und von den Elternwahrgenommen?

Die Schüler/innen haben Freude an Projekten wiedem Adventskalender und dem Spendenlauf. Auch

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

das Thema Fairer Handel ist den Schüler/innen wichtig geworden. Das Kollegium unterstützt die Fair-trade-Arbeit (zeigt sich an der Nutzung des Fairtrade-Korbs und des Fairen Kaffees im Lehrerzimmer,GLK-Beschlüssen und Auswertung der Fairen Woche)und die Gottesdienste. Einigen ist es aber auch wich-tig, dass die Projekte angesichts unserer Schülerschaftnicht zu religiös werden, sondern ebenso einen allge-mein ethischen Charakter haben. Die Elternschaftkommt zahlreich zu den Gottesdiensten, unterstütztVerkaufsaktionen, den Spendenlauf (letztes Ergebnis:knapp 9.500 €) und die Arbeit des Fairtrade-Teams.

Die Schulleitung schätzt die zuverlässige Arbeit desFairtrade-Teams und die umsichtige Leitung durchFrau Hughes. Durch die vielfältigen Zusatzaktionen er-hält das Projekt große Tiefe und Nachhaltigkeit.

Können Sie uns einen Einblick geben, inwiefern dieschulpastoralen Angebote mit Kooperationspartnernverbunden sind und wie sich das auf die Schulgemein-schaft auswirkt?

Im Faitrade-Team engagieren sich Kolleginnen unter-schiedlicher Fächer. Zudem gibt es eine Zusammen-arbeit mit dem Förderverein der Schule. Besonders dieArbeit des Fairtrade-Teams fördert viele gemein-schaftsstiftende Elemente.

Außerschulisch ist die Schulpastoral verbunden mitder katholischen und der evangelischen Kirchenge-meinde, mit dem Dekanatsbeauftragten Schulpasto-ral/Kirche und Schule und auch mit der Referentin fürGlobales Lernen/MISEREOR, Frau Weitzenberg.

Alle Partner sind zuverlässige und engagierte Unter-stützer unserer Arbeit.

OSD Wolfram Freitag war Schulleiter am Welfen-Gymnasium Ravensburg

„Gemeinschaft zu erlebenund mit anderen das Lebenzu feiern, gehört einfachzum Leben dazu. Bei Gottes-diensten und vor allem beiTrauerfällen kommt dieszum Tragen.“

Herr Freitag, können Sie uns bitte einen Einblick gebenin die vielfältigen schulpastoralen Aktivitäten an IhrerSchule?

Das erste Feld sind sicher die Gottesdienste, die einegroße Bedeutung für alle an der Schule haben. Beson-ders der Weihnachtsgottesdienst ist ein Höhepunkt,aber auch die Begrüßungsgottesdienste für die neuenFünftklässler, der Fastengottesdienst und der An-fangs- und Abschlussgottesdienst gehören unbedingtdazu. Die Gottesdienste sind mir wichtig, weil sie dieganze Schulgemeinschaft umfassen, ansprechen undvon vielen, sprich Lehrkräften und Schüler/innen, gemeinsam durchgeführt werden. Ein besondererGottesdienst findet für die 9er als Abschluss des Besuchs der KZ-Gedenkstätte Dachau statt und isteine gute Gelegenheit, diesen Besuch aufzuarbeiten.Für die Klassen 10 gibt es Tage der Orientierung. DieAbiturienten haben ihren eigenen Abi-Gottesdienstzum Ende der Schulzeit und vorher einen Abi-Prü-fungssegen.Da es vor einigen Jahren einen Arbeitskreis „Tod undTrauer an der Schule“ gegeben hat, sind wir bei sol-chen Anlässen gut gerüstet und betreut. Wenn eseinen so tragischen Fall gibt, wie 2016, als eine Schü-lerin Opfer einer Familientragödie wurde, ist die ganzeSchule involviert. Die Schulpastoral hat einen wichti-gen Anteil. Die Nachbereitung dieses Ereignisses fandnun vor Kurzem am Jahresgedenktag mit dem Setzeneiner Gedenkrose in kleinem Rahmen statt.Dazwischen gibt es immer wieder kleinere Aktionen,wie das Projekt „spirituelle Zugänge zu mir und Reli-gion“ an Projekttagen, der Besuch von Schüler/innenaus der „Eine-Welt-AG“ bei einer SEZ-Tagung und vie-les mehr.

Wie werden die Angebote angenommen?… von den Schülerinnen und Schülern?

Von den Schüler/innen werden die Tage der Orientie-rung sehr gelobt, auch die Gottesdienste werden sehrgut angenommen. Zum Abi-Segen kamen zwar nichtan allen Tagen viele Schüler, aber diejenigen, die regel-mäßig kamen, waren sehr angetan.

… vom Kollegium?

Das Kollegium besucht die Gottesdienste gern, istfroh, einen Ansprechpartner zu haben, wenn es umTod und Trauer geht. Natürlich ist es immer mitSchwierigkeiten verbunden, wenn Unterricht für Tageder Orientierung ausfallen muss, aber es wird von einigen auch wahrgenommen, dass es den Schüler/-innen und der Klassengemeinschaft gut tut.

… von der Schulleitung?

Ich unterstütze diese Aktivitäten sehr gern, weil mirauch persönlich der Glaube wichtig ist. Und wenn es

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

die Schüler/innen auf einen wichtigen Aspekt des Lebens anspricht und sie weiterbringt auf ihrem Le-bensweg, ist das doch großartig.

… von den Eltern?

Ich bekomme anerkennende Rückmeldungen – nichtnur von Eltern, die selbst gläubig sind.

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit der Schulpastoral /Schulseelsorge mit den (schulinternen) Beratungsange-boten?

Die Hauptarbeit bei den Beratungen leisten sicher dieKlassenlehrer/innen, die Schulsozialarbeit und die Be-ratungslehrerin. Mit der Schulseelsorge gibt es einenguten und intensiven Austausch auf persönlicherEbene. Ein eigenes schulpastorales Beratungs- undGesprächsangebot haben wir offiziell nicht. Ich binmir aber sicher, dass es das eine oder andere Gesprächgibt, von dem ich nichts weiß und zu wissen brauche.Da habe ich volles Vertrauen zu Herrn Bumüller undauch zu den anderen Religionslehrer/innen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit außerschulischenKooperationspartnern aus?

Wir sind mit unseren Gottesdiensten Gäste der Kir-chengemeinden. Der Ortspfarrer ist als Kollege an derSchule und somit immer ansprechbar. Eine Zusam-menarbeit mit Jugendverbänden gibt es bisher nichtan der Schule, wenn man von der Jugendkirche Joel

mal absieht, die im Unterricht wirbt und Angebotewie z. B. spirituelle Kirchenführungen macht. Die Seg-nungsgottesdienste vor dem Abitur finden in Joelstatt. Zudem kommt die Leiterin des Hospizdienstesimmer wieder in den Unterricht und berichtet überihre Arbeit. Das ist für die Schüler/innen sehr ein-drucksvoll. Darüber hinaus gibt es verschiedene persönliche Kon-takte zu kirchlichen Mitarbeitern und Einrichtungen.Auch der Gefängnisseelsorger war z.B. schon im Un-terricht. Und mit Sr. Marie-Therese kommt die Leitungder Jugendkirche Joel als Kollegin an das Nachbar-gymnasium, das sich auf dem gleichen Campus befindet. Damit wird der Kontakt in Zukunft wahr-scheinlich enger und leichter.Die Zusammenarbeit mit den außerschulischen kirch-lichen Kooperationspartnern ist für uns sehr berei-chernd.

Wonach möchten Sie uns sonst noch mitteilen?

Wichtig ist mir noch: Herr Bumüller steht persönlichfür seine christliche Überzeugung, ohne dogmatischoder überstülpend zu wirken, ist initiativ und zuver-lässig. Damit erreicht er sowohl Schüler/innen alsauch Kolleg/innen als authentischer Vertreter derchristlichen Botschaft. Ich halte dies für sehr bedeut-sam im Hinblick auf die Bedürfnisse unsererSchüler/innen und unserer Gesellschaft und bin froh,ihn in dieser Funktion an meiner Schule zu wissen.

„In diesen 21/2Tagen habe ich mehr über mich undandere erfahren als während des ganzen Schul-jahres!“Sie wollen Ihren Schüler/innen die Gelegenheitgeben, ihre eigene Persönlichkeit weiter zu ent-wickeln? Dann sind Tage der Orien-tierung (TdO)genau das Richtige!TdO sind ein außerschulisches Angebot des Referates Schulpastoral für Schüler/innen abKlasse 9 aller Schularten, unabhängig von Kon-fessions- oder Religionszugehörigkeit. TdO wol-len Jugendlichen Raum bieten, sich mit Themenund Fragen auseinanderzusetzen, die sie in ihrerLebenssituation beschäftigen. Gemeinsam mit

Gleichaltrigen können die Jugendlichen ihr Leben in den Blicknehmen, Einstellungen kritisch hinterfragen und eine eigene Lebens- und Glaubensorientierung entwickeln. Darüber hinausstärken TdO die Klassengemeinschaft.Im Rahmen eines Schulbesuches wählen die Schüler/innen einThema aus, mit dem sie sich während der TdO in einem geschütz-ten Rahmen beschäftigen. Themen sind z.B. Mein Lebensweg,Freundschaft und Liebe, Umgang mit Stress und Ängsten, Glaubeund Spiritualität.

TdO finden während der Schulzeit statt und dauern 2 1/2 Tage. Die Teilnahmegebühr beträgt 45 Euro (Selbstversorgerhaus) bzw. 60 Euro (vollversorgtes Haus) zuzüglich Fahrtkosten. Die Mindestteilnehmerzahl liegt bei 14 Schüler/innen.

Besonders hinweisen möchten wir auf unser neues Angebot „TdO inklusiv“. Bei diesen „TdO inklusiv“ geht es nicht nur um TdO für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf, sondern umeine gemeinsam durchgeführte TdO mit Schüler/innen unter-schiedlicher Schularten oder Anforderungen. Das können bei-spielsweise TdO mit Schüler/innen aus einer Sonderschule undeinem Gymnasium oder TdO mit Schüler/innen einer Vorbe -reitungsklasse / VABO / IKL und einer Regelklasse derselbenSchule sein.

Wir haben Ihr Interesse an TdO geweckt oder Sie haben weitereFragen? Dann freuen wir uns über Ihre Anfrage!

Kontakt: Detlev Denner, Referat Schulpastoral, Tel.: 07472 169-740, Mail: [email protected] oder im Internet unter schulpastoral.drs.de/praxisfelder/tage-der-orientierung

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Zielgruppe:

Schulleitungen, Verbände und Vereine, Religions -lehrer/innen, Kirchengemeinderäte und sonstige Interessierte

Schulart:

Grund-, Haupt-, Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen sowie Sonderpädagogische Bildungs-und Beratungszentren.

Beteiligte/Kooperationspartner:

Staatliches Schulamt Backnang, KreisjugendringRems-Murr e.V., Turngau, Fußballbezirk, Württem -bergischer Tennisbund, Judo-Verband, BW Triathlon-verband, DLRG, Golf, DRK, El mundo, Feuerwehr,Referat Schulpastoral der Diözese Rottenburg-Stgt.,evangelisches Jugendwerk, kath. Jugendreferat, werdeWELTfäirÄNDERER, Jugendbegleiter, ökumeni-sche Schulgemeinschaft, Fairtrade-Schülercafé, Naturfreunde, Musikschule, Bläserjugend, Kreisland-jugend, Landfrauen, Naturparkschule u.v.a.m.

Kontaktdaten:

[email protected]

Im Zuge des Umbaus vieler Schulen auf den Ganz -tagesbetrieb ist die Jugendverbandsarbeit vor die Herausforderung gestellt, ihre Angebote dem neuenAlltag Jugendlicher anzupassen. Eine Möglichkeit istdabei, die Jugendverbandsarbeit in die Schule zu tragen und vor Ort Angebote durchzuführen. AuchSchulen, die gar keine Ganztagesschulen sind, könnenbereits von diesem Angebot der Jugendverbände profitieren.

Die katholische Kirche nennt diese Angebote „schul-pastorale“ Projekte. So wird Kirche zunehmend auchin den Schulen sichtbar und stellt neben den bisheri-gen, traditionellen Schulseelsorgediensten in der Begegnung mit den einzelnen Schüler/innen und Lehrer/innen, wie z.B. bei Trauergesprächen oder Einzelberatungen, ein neues Angebot für viele Schüler/innen und Lehrer/innen auf. Die Gruppe rücktdabei in den Blickpunkt und bekommt, neben demPflichtunterricht und den bisherigen Aufgaben einerFachschaft Religion (meist auch mit Ethik zusammen),ein zusätzliches, freiwilliges Angebot von Seiten derKirche: „Schulpastoral“ oder auch „Schulseelsorge“. Im Zuge des momentan laufenden Reformprozessesin der katholischen Kirche („Kirche am Ort- Kirche anvielen Orten“) soll Kirche auch an vielen Orten sicht-bar und gestaltet werden: Ein Hinwenden zur Lebens-wirklichkeit der jungen Menschen in den Schulen, einÖffnen für die Belange des Sozialraumes Schule, einInteresse entwickeln für die anderen kirchlichen undpastoralen Orte, ein Mitgestalten einer gemeinsamenund humaneren Schulwelt, verbunden mit einer effektiven Vernetzung möglichst vieler sozialer undkirchlicher Dienste.

Heinz Rupp, Religionslehrer, Schulseelsorger und Dekanatsbeauftragter Schulpastoral / Kirche und Schule

Beate Baur, Bildungsreferentin vom Kreisjugendring Rems-Murr e.V.

2.2 Fachtag „Schulen und außerschulische Ko operationspartner“ im Dekanat Rems-Murr

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Bildungsbiographien von Menschen setzen sich nichtnur aus formal erworbenem Wissen zusammen. Sehrwichtig bei der Ausbildung eines jeden Menschensind auch die Fähigkeiten, Haltungen und das Wissen.Dies kann informell durch das eigene Ausprobieren er-worben werden oder freiwillig in einem abgegrenztenBetätigungsfeld, sei es die Trainerin beim Fußball oderder Jungscharleiter in der kirchlichen Jugendarbeit.Hier liegt die Stärke der Jugendverbandsarbeit! Ju-gendliche engagieren sich ehrenamtlich, probierensich aus, machen Fehler und lernen daraus, müssenmit anderen das Aushandeln lernen und mit den Er-gebnissen umgehen. Sie haben auch die Möglichkeitsich einzubringen und an der Gestaltung der Vereinebzw. auch an den Schulen teilzuhaben.

Jugendarbeit ist ein wichtiger Träger von Bildungsar-beit nicht nur außerhalb von Schulen, sondern auchinnerhalb der Schulen.

Gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt Backnanghaben viele Mitgliedsverbände des Kreisjugendringsund weitere Anbieter der Jugendarbeit im Zuge derkreisweiten Schulleiterdienstbesprechung in Sulz-bach/Murr ihre große Vielfalt an Angeboten präsen-tiert. Schon seit Monaten saßen Vertreter undVertreterinnen der Verbände, der Kirchen, des Kreisju-gendrings und des Schulamts beisammen, um diesesVernetzungstreffen zu organisieren. Nach einigen interessanten Einblicken über gelungene Koopera-tionen an Schulen im Landkreis und einer ersten Ein-führung zu Möglichkeiten der Kooperation, war dochder Höhepunkt der Markt der Möglichkeiten, bei dem25 Vereine und Verbände Ihre Angebote präsentierten.

Im Bereich Sport konnten die Sportkreisjugend undder Turngau neben dem Kinderturnen, Leichtathletikund vielen anderen Sportbereichen auch das AngebotGolfen für Kinder und Jugendliche darstellen. Auchdas DLRG und die Jugendfeuerwehr waren mit einemStand vertreten und machten auf ihre vielfältigen An-gebote aufmerksam.

Die konfessionelle Jugendarbeit auf Seiten der evan-gelischen und katholischen Kirche waren ebenfallsmit einer Vielzahl verschiedener Angebote vertreten,sei es mit der Möglichkeit der Einrichtung einer „be-auftragten Schulseelsorge“, einer Projektwoche„werde WELTfairÄNDERER“ oder der Ausbildung von„Schülermentoren“ und „Jugendbegleiter“ sowie derEinrichtung von Räumen der Stille in den Schulen.

In einer Inforunde im Podium erläuterte Dr. BeateThalheimer von der Diözese Rottenburg-Stuttgart dieverschiedenen schulbezogenen Angebote und Koope-rationen von Kirche in Württemberg:

Wie konkret gelungene Kooperationen zwischen Kirche und Schule aussehen können, wurde für dieTeilnehmer am Beispiel einer ökumenischen Schul-gemeinschaft an der Albertville-Realschule in Win-nenden deutlich oder an der Gründung eines neues„Fairtrade-Schülercafés“ an der Salier-Realschule inWaiblingen in enger Kooperation mit dem Dekanats-jugendreferat.

Auch der Weltladen ElMundo gestaltete einen Standund stellte unter anderem sein globales Klassenzim-mer in Schorndorf vor. Viel Aufmerksamkeit hat auchder Stand des DRKs auf sich gezogen. Der OrtsverbandSulzbach brachte nämlich nicht nur viel Informations-und Verbandsmaterial mit, sondern konnte auch vieleJugendliche aus einem Schulprojekt dafür gewinnen,ihre Erfahrungen an die interessierten Schulleiter undSchulleiterinnen weiterzugeben. Auch die Musik-schule, die Bläserjugend und der Naturpark Schwä-bisch-Fränkischer Wald stellten ihre Angebote vor. Dieletzten Stände auf dem Markt der Möglichkeiten be-treuten noch der Kreisjugendring Rems-Murr, der ins-besondere die Möglichkeit eines Freiwilligen SozialenJahrs vorstellte und das Staatliche Schulamt selbst,das für Fragen der Finanzierungsmöglichkeiten fürmögliche Kooperationen zur Verfügung stand. Das In-teresse der Schulleiterinnen und Schulleiter war groß,es fanden viele angeregte Gespräche an den Stand-tischen statt. Vielen Schulleiter/innen war eine solcheVielfalt von Möglichkeiten der Kooperationen nochnicht bekannt. Alles in allem eine gelungene Veran-staltung! Herzlichen Dank gilt hierbei den vielen eh-renamtlichen Helferinnen und Helfern, die es erstmöglich gemacht haben so viel präsentieren zu kön-nen, dem Organisationsteam und den vielen Men-schen, die vorne auf der Bühne standen und ihreErfahrungen in der Kooperation geteilt haben.

Eine Fortsetzung dieses Fachtages „Schulen und au-ßerschulische Kooperationspartner“ für die Schullei-tungen der Gymnasien und der beruflichen Schulenim Dekanat Rems-Mur ist in Planung.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Schulseelsorger/innen, Jugendreferent/innen, pasto-ralen Mitarbeiter/innen und DekanatsbeauftragtenSchulpastoral/Kirche und Schule vernetzen können.Zentrales Thema der Jahrestagungen des Schuljahres2016/2017 war die Kooperation zwischen Jugendarbeitund Schule. Nachdem Dominik Nawratil in einem an-regenden Vortrag einen Überblick über Ziele, Formen,Inhalte und Profile der (verbandlichen) Jugendarbeitin der Diözese gegeben hatte, bestanden für die Tagungsteilnehmer/innen auf einem Markt der Mög-lichkeiten vielfältige Gelegenheiten, am TagungsortMitarbeiter/innen der kirchlichen Jugendarbeit undihre Angebote kennen zu lernen. Aus diesen Begegnungen sind viele Kontakte und kon-krete schulpastorale Angebote entstanden. Alle Betei-ligten konnten dabei erfahren, dass es weit mehrAnsätze für konkrete Kooperationen gibt, als die An-wesenden bis dahin vermutet hatten.Durch diese Fortbildungen haben zudem alle beauf-tragten Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger dieaktuellen Angebote der kirchlichen Jugendarbeit ken-nengelernt.

Zu den Säulen der Modellphase Schulpastoral2015–2020 zählt die Weiterentwicklung der Vernet-zung der schulbezogenen pastoralen Arbeit. Im Rück-blick auf die letzten 2 1/2 Jahre zeigt sich, dass dieZusammenarbeit zwischen dem Referat Schulpastoralund der kirchlichen Jugend(verbands)arbeit desBDKJ/BJA einen großen Aufschwung erlebt hat.

Auf die konkreten jugendpastoralen Angebote anSchulen, wie den WerdeWeltfairÄnderer, Orientie-rungstage und schulbezogene Jugendpastoralkon-zepte geht der Beitrag von Dominik Nawratil „Jugend-arbeit und Schule – ein Netzwerk, das wächst!“ (Seite33–34) ein. Die intensive Kooperation zwischen demReferat Schulpastoral und dem BDKJ/BJA setzt sich ineiner Kooperation mit Einrichtungen der evangeli-schen Landeskirche (u.a. Evangelisches Jugendwerk,Pädagogisch-Pastorales Zentrum) fort. Mehr dazu er-fahren Sie in der 3. Dokumentation der Modellphase.Auf vielen Ebenen und in verschiedenen Bereichen hatsich die Zusammenarbeit innovativ, qualitativ und imBlick auf die Anzahl der Angebote für Schülerinnenund Schüler an konkreten Schulen ausgeweitet:

1. Jugendarbeit und Schule als zentrales Thema derFachtagungen Schulpastoral 2016/2017

Insgesamt drei Fachtagungen Schulpastoral stellenjährlich diözesane Foren zur Verfügung, in denen sichan Schulpastoral Interessierte informieren und mit

3. Kooperation Jugendarbeit und Schule / Schulpastoral

3.1 Gemeinsam geht mehr – Jugendarbeit und Schule / Schulpastoral

Dr. Beate Thalheimer, (Hauptabteilung IX – Schulen,Referat Schulpastoral), Dominik Nawratil (BDKJ/BJA, Fachstelle Jugendarbeitund Schule)

Einige Gelingensfaktoren für Kooperationen zwi-schen Jugend(verbands)arbeit und Schule

• Kooperationen gelingen meistens nur über diedirekte Beziehungsarbeit. Die Jugendarbeitbraucht einen Kontakt in der Schule (Lehr-kräfte, Schulleitungen, Schulsozialarbeit, Schul-seelsorger/innen).

• Jugendverbände und Gruppen wünschen sicheine Kooperation auf Augenhöhe.

• Mit Jugendarbeit und Schule prallen zwei völ-lig unterschiedliche Organisationsmuster auf-einander. Beide Seiten müssen bereit sein, sichauf die andere Seite einzulassen.

• Flexibilität und verlässliche Absprachen sindauf beiden Seiten notwendig.

• Win-win-Situationen schaffen• Netzwerke aufbauen. Erster Ansprechpartnerfür Lehrkräfte ist das Jugendreferat vor Ort.

• Räume im Unterricht für Jugendarbeit schaf-fen. Bei vielen Themen gibt es Anknüpfungs-punkte, z.B. können Schüler/innen von ihrenErlebnissen aus der Jugendarbeit berichten.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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2. #Jugendforum 2016 – neue Impulse für die Koope-ration zwischen Jugendarbeit und Schule

Erstmals beteiligten sich bei der Vorbereitung undDurchführung eines Jugendforums im Religionsun-terricht insgesamt 62 Schulklassen aus BeruflichenSchulen, aus Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen,Förderschulen, Realschulen, Gymnasien und Grund-schulen. Beim #jugendforumEvent in Rottenburg diskutiertenBischof Dr. Fürst und Verantwortliche der Diözese am11. Juni 2016 über die aktuellen Themen von Kindernund Jugendlichen. Einer der Workshops konzentriertesich auf „Schule als zentralen Lebensort junger Men-schen und Kontaktort zu Kirche und Glaube mehr inden Fokus rücken“.1 Aus dem angeregten Gesprächder Jugendvertreter/innen mit Vertreterinnen derHauptabteilung IX – Schulen wurden für die Weiter-entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Jugend-arbeit und Schule im Anschluss an das #Jugendforumfolgende Empfehlungen formuliert:

­ 1. Kirchliche Jugend(verbands)arbeit muss im Religionsunterricht Thema seina) Diözesane Verantwortliche lesen gemein-sam mit Jugendlichen den Bildungsplan unddiskutieren, wo kirchlicheJugend(verbands)arbeit Thema im Religions-unterricht sein kann.

b) Kirchliche Jugend(verbands)arbeit soll im Religionsbuch auftauchenAls Hilfestellung soll eine Handreichung mitkonkreten Unterrichtsentwürfen für ver-schiedene Stufen/Schularten erstellt undverschickt werden.

c) ReligionslehrerInnen sollen mit kirchlicherJugend(verbands)arbeit in Kontakt kommen – über Fortbildungen, Notizblock, direkteKontakte vor Ort (z.B. Teilnahme Jugendli-cher am Gespräch Kirchengemeinde undReligionslehrerInnen) ...

2. Ressourcen erhöhen angesichts der Bedeu-tung der Schule als Lernort/Kontaktort zuGlaube und Kirche a) Schulpastorale Stellen müssen aufgestocktwerden

b) Zuschüsse für Tage der Orientierung sollenerhöht werden

aus: Ergebnisse und Empfehlungen. ‚#Jugendforum, Fach-stelle Jugendpastoral beim BDKJ/BJA,https://www.bdkj.info/fileadmin/BDKJ/Fachstelle_Jugend-pastoral/Jugendforum_2015/_jugendforum-Ergebnisse_undEmpfehlungen_01.pdf, S. 9f.

1 Vgl.: https://www.bdkj.info/fileadmin/BDKJ/Fachstelle_Ju-gendpastoral/Jugendforum_2015/_jugendforum-Ergeb-nisse_undEmpfehlungen_01.pdf, S. 9f.

2 Fachzeitschrift der Diözese Rottenburg-Stuttgart für den Religionsunterricht. https://schulen.drs.de/religionsunter-richt/zeitschrift-notizblock.html

Das Gespräch hatte u.a. auch dazu beigetragen, dasgegenseitige Verständnis zu verbessern und für mehrKlarheit über konkrete Chancen und Grenzen der Zu-sammenarbeit zu sorgen.

Deutlich wurde auch hier erneut, wie wichtig es ist,dass sich die Akteure persönlich kennen und über gemeinsame Intentionen und Ziele verständigen, soz.B. dass die Religionslehrkräfte und Schulseelsor-ger/in nen mit den in der Jugendarbeit Aktiven per-sönlich miteinander bekannt sind. Netzwerkverbin-dungen basieren auf persönlichen Kontakten.

Das #Jugendforum hat viele Impulse gesetzt. Exem-plarisch wird dies hier an vier Beispielen für die Wei-terentwicklung der Kooperation Jugendarbeit undSchule deutlich:• am Beitrag von Ursula Lutz (S. 67–69). Aus dem Ju-gendforum heraus hat sich an einem Sonderpäda-gogischen Bildungs- und Beratungszentrum ein Todund Trauer Projekt entwickelt.

• an der Planung einer Ausgabe des „Notizblocks“2zur Kirchlichen Jugendarbeit und ihrer Kooperationmit Schulen für 2019. Hier konkretisiert sich die eine

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Initiative, bei der Vertreter/innen der kirchlichen Ju-gendarbeit die neuen Bildungspläne studierten undnach Möglichkeiten suchten, die Angebote der Ju-gendarbeit mit den Themen des Religionsunter-richts zu verbinden.

• ein Fördertopf für die Bezuschussung von Schü-ler/innen, die an Tagen der Orientierung teil nehmenwollen, wurde von der HA III – Jugend und der HAIX – Schulen bereits eingerichtet. -> siehe unten.

• die nächste 72-Stunden-Aktion des BDKJ ist nunauch offen für die Beteiligung von Religions-/Schul-klassen (siehe S. 39).

3. Diözesane Koordination von Tagen der Orientierung

Seit einigen Jahren gibt es neben den Tagen der Orien-tierung, die vom Referat Schulpastoral für Schülerin-nen und Schüler ab Klasse 8 angeboten werden,weitere Anbieter von Tagen der Orientierung (TdO)und eintägigen Orientierungstagen (OT) in der Diö-zese Rottenburg-Stuttgart. Dazu zählen u.a. die An-gebote im Jugendspirituellen Zentrum auf dem Michaelsberg und in einzelnen Dekanatsjugend -referaten.

Die Ausweitung dieser gefragten jugendpastoralenAngebote hatte eine Reihe von gemeinsamen Initia-tiven zur Folge:

• Um möglichst vielen Schülerinnen und Schülern dieTeilnahme an Tagen der Orientierung und Orientie-rungstagen zu ermöglichen, wurde gemeinsamvom BDKJ/BJA und der Hauptabteilung IX – Schulenein neuer Fördertopf TdO/OT entwickelt und einge-richtet. Die Förderrichtlinien befinden sich hier:https://www.bdkj.info/service/zuschuesse.

• Um die Angebote, die es nun in der Diözese Rotten-burg-Stuttgart gibt, öffentlichkeitswirksam zugäng-lich zu machen, wurde eigens eine Landingpageeingerichtet: https://tage-der-orientierung.drs.de.

• Nun sind zahlreiche Akteure als Anbieter vonTdO/OT und als Teamerinnen und Teamer, die TdOgestalten, in der Diözese aktiv. Unter der Federfüh-rung des Referats Schulpastoral und der FachstelleJugendarbeit und Schule beim BDKJ/BJA in Wernauwerden die Initiativen miteinander vernetzt undKonzepte weiter entwickelt. Neben jährlichen Aus-tauschtreffen der Träger von TdO werden Teamerin-nen und Teamer gemeinsam fortgebildet. Derzeitgibt es erste Schritte, die begonnene Vernetzungmit den Trägern von TdO im evangelischen Jugend-werk in Württemberg zu intensivieren.

4. Dokumentationen und Materialien für die schul-pastorale Praxis – Zusammenarbeit des ReferatsSchulpastoral und des Buchdienstes Wernau

Exklusiv vertreibt der Buchdienst Wernau bundesweitMaterialien, die für die Praxis im Referat Schulpastoralentwickelt werden. Dazu zählen seit vielen Jahren Ge-bets- und Segenskärtchen und Dokumentationenüber schulpastorale Praxisfelder und -beispiele sowieüber schulpastorale Projekte. Erweitert wurde das Sor-timent an Segens- und Gebetsbändchen, die z.B. inSchulgottesdiensten verwendet werden können:https://www.buchdienst-wernau.de/referat-schulpastoral-7745.

Während durch diese Zusammenarbeit das ReferatSchulpastoral vom Vertrieb der Materialien entlastetist, profitiert der Buchdienst Wernau von den gemein-samen Werbemöglichkeiten. Zudem kommt der Erlösdes Verkaufs von Materialien der Kirchlichen Jugend-arbeit der Diözese zugute.

5. jSMP im Bereich Fairer Handel

Entwickelt wurde in den vergangenen beiden Jahrenin Kooperation zwischen der KSJ (Katholische Studie-rende Jugend, Verband im BDKJ) und der FachstelleGlobales Lernen (in der Hauptabteilung IX – Schulenin Kooperation mit MISEREOR Aachen) ein neues Juniorschülermentorenprogramm (jSMP). Dabei wer-den Schüler/innen für die Einrichtung und Gestaltungvon Weltläden an Schulen ausgebildet:

https://schulen.drs.de/fort-und-weiterbildung/globales-lernen.html

http://www.ksj-rostu.de/index.php/kurse.html

6. Schulbezogene/schulnahe Initiativen mit Flüchtlingen

Zahlreiche Flüchtlinge und Migranten im Kinder- undJugendalter sind nach Deutschland gekommen undbesuchen Schulen. Frühzeitig wurde der Versuch un-ternommen, schulnahe und schulbezogene Initiativenkirchlicher Träger zur Unterstützung der Integrationin den Blick zu nehmen. Beschränkt wurde dieserÜberblick nicht nur auf die Hauptabteilungen Schulenund Jugend. Am Erfahrungsaustausch und der Über-sicht über die Initiativen beteiligten sich auch der

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Caritasverband, die Stiftung Freie Katholische Schulensowie die Freiwilligendienste gGmbH der Diözese:https://schulpastoral.drs.de/praxisfelder/initiativen-mit-fluechtlingen.html

Diese Übersicht über die vernetzte Kooperation zwi-schen der Kirchlichen Jugendarbeit und Schulen anden konkreten Schulen vor Ort sowie in den Organi-sationsebenen der Dekanate und Diözesanebene zei-gen sehr deutlich, dass gemeinsam mehr möglich ist.Vorrangig geht es darum, mehr spannende, spiri-tuelle, kreative, soziale und diakonische Angebote undProjekte für die Kinder und Jugendlichen an Schulenanzubieten, bekannter zu machen, welche Möglich-keiten die kirchliche Jugendarbeit für die Persönlich-keitsentwicklung eröffnet und christlich motivierteninner- und außerschulischen Mitarbeiter/innen ein lebendiges Miteinander zu ermöglichen.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Mit der Einführung der neuen Bildungspläne im Jahr2004 und dem schrittweisen Ausbau der Ganztages-schulen geht eine starke Öffnung von Schulen hin zuraußerschulischen Jugendbildung aus. Dadurch bietetsich Jugendverbänden und Vereinen die Möglichkeit,Kooperationen in sogenannten Bildungspartnerschaf-ten mit Schule einzugehen. Der Bund der DeutschenKatholischen Jugend (BDKJ) verfolgt das Ziel, dass alleKinder und Jugendlichen von einem ganzheitlichenBildungsansatz profitieren und auf diese Weise Bildung non-formaler und informeller Art erfahren.Konkret heißt das, dass junge Menschen eigenverant-wortlich miteinander und voneinander lernen sollen.Kinder und Jugendliche sind hierbei Vorbilder undPartner zugleich. Sie können sich ausprobieren, über-nehmen neue Rollen und Verantwortung, testen ihreGrenzen und erfahren Bildung auf ganz persönlicheWeise.

Um Kindern und Jugendlichen auch im schulischeKontext den Zugang zu diesem Ziel zu ermöglichen,wurde im Jahr 2006 die Fachstelle Jugendarbeit undSchule gegründet, die es sich zur Aufgabe gemachthat, Angebote und Projekte für Schüler/innen zu entwickeln und als Beratungsstelle zur Verfügung zustehen.

Durch die Einführung der Modellphase „Schulpasto-ral/Kirche und Schule“ im Jahr 2015 konnte das Netz-werk Jugendarbeit und Schule weiter vergrößertwerden. Auf den Schulpastoraltagungen, Religionsleh-rertagen aber auch bei den Vernetzungstreffen derDekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche undSchule konnte die Jugendarbeit einem breiten Perso-nenkreis von in der Schule-Tätigen vorgestellt werden.

Daraus ergaben sich in den letzten Jahren viele neueund nachhaltige Kooperationen zwischen örtlicherJungendverbandsarbeit und Schulen. Noch wichtigerals Kooperationen selbst ist die Tatsache, dass durchdie Modellphase „Schulpastoral/Kirche und Schule“das Thema und die Angebote der Fachstelle Lehrer/-innen bekannt gemacht wurden und sie Ansprech-partner im Netzwerk kennenlernten.

Auch die Jugendpastoralkonzepte in den Dekanaten,die zur Schwerpunktsetzung dienen, bereichern dasNetzwerk weiter, denn um den Bereich der Schulpas-toral anzugehen, bedarf es tragfähige Kooperationenzwischen Jugendreferenten/innen, Dekanatsbeauf-tragten, Schulseelsorger/innen und auch Religions-lehrkräften. So bereichern Dekanatsbeauftragte fürden Bereich „Schulpastoral/Kirche und Schule“ z.B.ganz konkret eine „werde WELTfairÄNDERER!“ Projekt-woche, da zum einen die Kontakte zur Schule selbstaufgebaut werden und zum anderen in der Vorberei-tung das Netzwerk zu anderen außerschulischen Kooperationspartnern genutzt werden kann um einebunte Angebotsvielfalt zu ermöglichen. Auch im Be-reich der Nachhaltigkeit ist das Netzwerk sehr wert-voll, da durch Schulseelsorger/innen oder Religions -lehrer/innen der Kontakt zur Jugendarbeit bleibt undso Angebote über Jahre etabliert werden können. Aktuell haben 15 Jugendreferate den Schwerpunkt Jugendarbeit und Schule (siehe Landkarte auf hintererUmschlagseite dieser Dokumentation).

Konkret bietet die Fachstelle Jugendarbeit und Schulein Kooperation mit den Jugendreferaten in den Deka-naten folgende Angebote an:

• Das Schülermentorenprogramm (SMP) „Soziale Ver-antwortung lernen“ ist eine Ausbildung der KSJ für Schüler/innen ab 15 Jahren. Die Schülermento-ren organisieren sich als KSJ Schulgruppe und ge-stalten abwechslungsreiche Freizeitangebote vorallem für die Unter- und Mittelstufe. Die Teilnahmean der Qualifizierung berechtigt die Schüler/innenu.a. zum Erhalt der bundesweit gültigen Jugendlei-ter/innencard (JULEICA) für Gruppenleiter/innen.

• SchülerInnen ab 13 Jahren können an allen Schular-ten das junior- Schülermentorenprogramm ( jSMP)„Soziale Verantwortung lernen“ absolvieren. Als Teilder Ausbildung wird ein konkretes Praxisprojekt zurBereicherung des Schulalltags erarbeitet und durch-

3.2 Jugendarbeit und Schule – Ein Netzwerk, das wächst!

Dominik Nawratil, Bildungsreferent Jugendarbeit und Schule, BDKJ/BJA Wernau

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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geführt. Das jSMP wird auch mit dem SchwerpunktIntegration angeboten. Jugendliche werden hierbeifür die Themen Migrationshintergrund oder Behin-derung sensibilisiert.

• Tage der Orientierung oder eintägige Orientie-rungstage ermöglichen Schulklassen oder Schüler/-innengruppen an einem selbstgewählten Themazu arbeiten. Die Schüler/innen werden in ihrer Per-sönlichkeitsentwicklung begleitet und unterstützt.Träger von Tagen der Orientierung sind neben demReferat Schulpastoral und dem JugendspirituellenZentrum Michaelsberg einzelne Kirchengemeinden,Kath. Jugendreferate/BDKJ-Dekanatsstellen, Ju-gendverbände, Ordensgemeinschaften und vieleandere.

• Die KSJ berät den Aufbau und die Initiierung einesSchülerweltladens oder fairen Schüleraktionscafés.Für interessierte Schüler/innen gibt es eine Ausbil-dung über zwei Wochenenden. Sie erfahren Wis-senswertes über den fairen Handel und setzen dasThema kritischer Konsum in kleinen Aktionen ju-gendgerecht an der Schule um.

• „werde WELTfairÄNDERER!“ ProjektwocheUnter dem Motto „werde WELTfairÄNDERER!“ ko-operiert der BDKJ mit weiterführende Schulen, insbesondere mit Schulzentren mit Grund- undWerkrealschulen. Bei dieser unterrichtsbegleitendenProjektwoche geht es inhaltlich darum, wie jederEinzelne durch sein Denken, Verhalten und Tun dieWelt fairändern kann, sei es im sozialen Umgang un-tereinander oder durch eine nachhaltigere Lebens-weise. In Zelten auf dem Schulhof werden dieThemen im Klassenverbund bearbeitet.

Auch im Bereich der Berufsschulen und für Jugendli-che im Übergang von Schule zu Beruf werden von Sei-ten des BDKJ Angebote entwickelt und durchgeführt.Dafür zuständig ist die Fachstelle Jugend Arbeit Bil-dung (J.A.B.) deren Zielsetzung und Angebote findenSie unter: http://jab.bdkj.info

Darüber hinaus erarbeitet die Fachstelle Jugendarbeitund Schule ein Angebot speziell für Grundschulenzum Thema Persönlichkeitsbildung.

Nähere Informationen erhalten Sie bei der FachstelleJugendarbeit und Schule: https://www.bdkj.info/fachstellen/jugendarbeit-schuleTel.: 07153 3001-126E-Mail: [email protected]

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Entstehungsgeschichte und Profil

Seit 2008 werden im Dekanat Ludwigsburg jährlichAus- und Weiterbildungsangebote für Jugendbeglei-ter/innen angeboten, welche bereits an Schulen tätigsind oder sich für ein solches ehrenamtliches Engage-ment interessieren. Wurden die ersten beiden Kursenoch von der Dekanatsgeschäftsstelle initiiert und or-ganisiert, übernahm 2010 diese Aufgabe die neu ein-gerichtete Projektstelle Kirche+Bildung+Schule mitfolgender Zielformulierung:

Jugendbegleiter/innen in der Region Stuttgart erhal-ten qualifizierte Aus- und Weiterbildungsmöglichkei-ten für den pastoralen, pädagogischen, praktischenund schulischen Kontext ihrer Tätigkeit.

So wurde bereits zu Beginn eine Kooperation mit denbenachbarten Dekanaten Rems-Murr und Stuttgartgepflegt, welche seit 2016/17 mit den Dekanatsbeauf-tragten Schulpastoral/Kirche und Schule enger ver-knüpft wurde, so dass heute die Kollegen vonHeilbronn, Rems-Murr und Stuttgart (seit 2017) mitihren Dekanaten diesen Verbund stärken und fürMenschen ihrer Region diese Jugendbegleiterkurseanbieten.

Zielgruppen

Als Zielgruppe waren zunächst Menschen im Blick, die aus dem kirchlichen Bereich kommen und als sol-che den Lebensraum Schule mitgestalten möchten

– inzwischen über 180 – engagierte Menschen, davonder Großteil Frauen. Inzwischen nutzt eine Vielzahl anMenschen unabhängig von ihrer persönlichen kirch-lichen Bindung die Angebote, um das Engagement imLebensraum Schule qualifizierter tun zu können.Neben Jugendbegleiter/innen nahmen in den letztenJahren immer wieder auch Mitarbeiterinnen der Kern-zeitbetreuung teil, welche ein ähnliches Engagementund vergleichbare Fragestellungen mitbringen.

Resonanz der Teilnehmer/innen

Entscheidet sich ein kleiner Teil bewusst für einenkirchlichen Anbieter, war dies für den Großteil eherunrelevant. Erfreulich ist hierbei, dass durch die Kurs-arbeit das Bild von Kirche vielfach positiv verändertoder sogar verstärkt wurde.

Auszugsweise ein paar Kommentare aus den Rück-meldebögen auf die Frage „Welches Bild von Kirchewurde durch die Kurse erlebt/geprägt/verändert ...“

• „Ich habe die Kirche in den Kursen sehr wirklich-keitsnah erlebt – im Alltag gelebt!“

• „Durch den Kurs habe ich gesehen, dass die Kirchein bestimmten Bereichen doch nicht so weit wegvom täglichen Leben ist.“

• „Das sind genau die Aktionen, die mich in der Kircheals Beitragszahler halten.“

• „Kirche ist für mich näher als gedacht. Kirche lebtdurch die Menschen, die in und für sie da sind.“

• „Die katholische Kirche ist kein Begriff mehr, son-dern wird von mir mit wunderbaren Menschen inBezug gebracht.“

• „Da ich keinen Kontakt mit der Kirche hatte, fand iches eine schöne (nette) Gelegenheit mit Kirche über-haupt in Kontakt zu kommen.“

• „Ich erlebe die katholische Kirche als weltoffener,warmherziger, näher am Puls der Zeit und Gesell-schaft 'als erwartet'.“

Themen und Inhalte

Inhaltlich sind die einzelnen Kursbausteine an päda-gogischen, psychologischen und alltagsrelevantenThemen und Fragestellungen der Jugendbegleiter orientiert, wie z.B. „Lebenswelt von Kindern und Ju-

Michael FriedmannProjektleiter von Kirche+ Bildung+Schulevon 2013 bis 2017, sowie 2016/17 Dekanatsbeauftragter Schulpastoral/Kirche und Schule

Weitere Informationen und aktuelle Angebote für Jugendbegleiter/innen:

www.kbs-ludwigsburg.de

3.3 Qualifizierung von Jugend begleiter/innen an Schulen –Ein Angebot der Kirche im Dekanat Ludwigsburg

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gendlichen“, „Gruppen verstehen und begleiten“,„Schule als Institution und Organisation verstehen“.Immer wieder steht aber auch die Person des Jugend-begleiters bzw. der Jugendbegleiterin im Mittelpunktund soll durch die Kursbausteine gestärkt werden, wiebei „Achtsamer Umgang mit sich selbst“ und „Dieklangvolle Sprechstimme“. Grundlage aller Inhalte istein wertschätzendes und christliches Menschenbild,was mal weniger und mal mehr zur Sprache kommt.So fließen auch bewusst uns als Kirche wichtige Themen mit ein, wie „Rituale machen stark“, „WennKinder nach dem Tod fragen...“, Kindeswohl und auchder Besuch einer Moschee oder der Themen, die dieIntegration von jungen Menschen nach Migration fördern.

Mitwirkende

Prägend für unsere Kursarbeit ist zudem, dass die ein-zelnen Bausteine von Fachleuten aus der Praxis undhäufig aus dem kirchlichen Umfeld vermittelt wer-den, von der Beraterin der Psychol. Familien- und Le-bensberatung der Caritas, dem evangelischen Diakonund Sozialwirt des Evang. Jugendwerks, bis zur Mitar-beiterin des Malteser Hilfsdienstes oder der Jugend-kirche bzw. des Jugendreferats. Aber auch ein breites Netzwerk an Menschen „überden eigenen Kirchturm hinaus“ bereichern das Ange-bot: eine Referentin der Beratungsstelle Silberdistel,ein Personalentwickler, eine Referentin für Jugend -begleiterqualifizierung des Kreisjugendrings, eine Gesangslehrerin, ein Schulleiter und nicht zuletzt ein Motivationscoach. Einzelne Elemente werden auch vom Team der Deka-natsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schuleselbst gestaltet. Zudem ist bei allen Bausteinen derLeiter von Kirche+Bildung+Schule immer mit präsent,um so auch den roten Faden durch die verschiedenen

Einheiten und Referenten mit zu knüpfen, Fragestel-lungen aufzugreifen und z.T. später zu vertiefen undinsgesamt ein direktes und verlässliches Gegenübervon und für Kirche zu sein, was von den Teilnehmen-den sehr geschätzt wird und für die vorangestelltenRückmeldungen sicherlich Grundlage ist.Neben der/dem Dekanatsbeauftragten ist die Verwal-tungskraft bei Kirche+Bildung+Schule nicht nur dieVieles koordinierende Kraft im Hintergrund undfreundliche Stimme am Telefon, sondern immer wie-der auch selbst bei Kursen präsent, nicht zuletzt alsVertretung bei Ausfällen des Dekanatsbeauftragten.

Fazit

Mit dem Jugendbegleiterkurs wurde Kirche+Bil-dung+Schule über die Jahre zu einer Marke in der Region, die von den Verantwortlichen in den Schulenebenso geschätzt ist, wie von der JugendstiftungBaden-Württemberg, welche die Konzeption der Ju-gendbegleiter für das Land Baden-Württembergdurchführt und jährlich Kirche+Bildung+Schule legi-timiert, den Kursteilnehmer/innen mit 40 Unter-richtseinheiten ein anerkanntes Zertifikat ausstellenzu dürfen. Dadurch öffnen sich immer wieder Türenfür Gespräche und Kooperationen, da man durch dieKursarbeit als verlässlicher Partner mit qualitativwertvollen Angeboten wahr- und ernst genommenwurde. Evtl. Bedenken, ob Kirche hier missionierenmöchte, wurden durch die Erfahrung fallen gelassen.Vielmehr wurde das Engagement von Kirche ge-schätzt, da hier sinn- und wertvolle Angebote nichtnur selbst von der Kirche in der Region angebotenwerden, sondern eben auch Jugendbegleiter/innen„aller Couleur“ für ihre Aufgabe in der Freizeitgestal-tung von Kindern und Jugendlichen im LebensraumSchule gestärkt werden. So sind es letztlich auch dieJugendbegleiter/innen selbst, welche die Qualifizie-rung für ihr Ehrenamt schätzen. Die Vielfalt an The-men und Referent/innen, sowie die persönlicheBegleitung durch das Team von Kirche+Bildung+Schule mit ihrem offenen Ohr und ihrer Gastfreund-schaft sind somit Grundpfeiler des Angebots, welchesstets auch von ehemaligen Kursteilnehmer/innenaktiv weiter beworben wird und inzwischen nichtmehr wegzudenken ist und kontinuierlich nachge-fragt ist.

Die Chancen, welche sich für Kirche und für Schule zu-gleich ergeben, werden von beiden Seiten genutztund geschätzt, so dass im Jugendbegleiterkurs erleb-bar wird, wie beide Partner voneinander profitierenzum Wohl und Segen für die Menschen im Lebens-raum Schule.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Die Kooperationen zwischen der kath. Jugendarbeitund den Schulen sind in Stuttgart vielfältig. Einige Ko-operationsprojekte bestehen im Bereich der Tage derOrientierung (TdO), in den Schülermentorenprogram-men (SMP), der interaktiven Ausstellung zum Kreuz-weg der Jugend und im Bereich von Unterrichts-projekten und kirchenraumpädagogischen Angebo-ten. Die verschiedenen Kooperationen werden vonden Mitarbeiter/innen des Katholischen Jugendrefe-rats/BDKJ-Dekanatsstelle Stuttgart und den Salesia-nern Don Boscos unter dem Dach des Jugend-pastoralen Zentrums YouCh koordiniert, begleitet unddurchgeführt.

Die Tage der Orientierung werden den Schulklassenab der Klasse 8 aller Schulformen in Stuttgart ange-boten. Dabei wird den Schüler/innen neben einem at-traktiven Freizeitprogramm vor allem die Möglichkeitgegeben, über tiefer liegende Fragen und Themen desLebens nachzudenken und ins Gespräch zu kommen.Wichtige Kooperationspartner für die Durchführungdieser Tage sind junge Leiterinnen und Leiter aus denkath. Jugendverbänden und Organisationen, die vonden Mitarbeiter/innen des kath. Jugendreferates fürdiese Aufgabe eigens geschult werden. Mit diesenTeamer/innen haben wir sehr gute Erfahrungen, weilsie ihr je eigenes Know-how aus ihrer je typischen Ver-bandsarbeit mitbringen und in die Inhalte der Orien-tierungstage einfließen lassen. Leiter/innen aus der

Pfadfinderschaft bringen beispielsweise viele Erfah-rungen aus dem Umgang mit der Natur ein. Da vieleStuttgarter „Stadtkinder“ dies nicht oder wenig ken-nen, sind diese Ansätze aus der Naturpädagogik einewichtige Bereicherung für ihren Erfahrungshorizont.Die Teamer/innen aus den Jugendverbänden gebenuns oft die Rückmeldung, dass sie auch mit neuen Impulsen wieder in ihre Verbandsarbeit gehen, weilsie so Jugendliche aus anderen Milieus erleben undsie damit vor andere pädagogische Herausforderun-gen gestellt sind als in der „normalen“ Jugendver-bandsarbeit.

Seit vier Jahren gestalten wir in Kooperation mit verschiedenen Schulen, Firm- und Konfirmanden-gruppen und einzelnen Jugendverbänden eine Aus-stellung zum jeweiligen ökumenischen Kreuzweg derJugend. Für diese Ausstellung, die in der Fasten- undPassionszeit jeweils ein bis zwei Wochen in der katho-lischen und evangelischen Jugendkirche zu sehen ist,bereiten Religionsklassen und Jugendgruppen unterAnleitung eines Mitarbeiters des jugendpastoralenZentrums oder der evangelischen Jugendkirche Expo-nate vor, die dem Geschehen des Kreuzweges eine aktuelle und Jugend gemäße Deutung und Ausgestal-tung geben. Dabei werden die Exponate nach denIdeen der Jugendlichen so gestaltet, dass sie während

Katharina Weigel, Jugendreferentin,Bruder Matthias Bogoslawski SDB, Dekanats- jugendseelsorger

3.4 Erfahrungen in der Schulpastoral /Ko operation Jugendarbeit und Schule in Stuttgart

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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der Ausstellung auf interaktive Weise den Betrachterin das Geschehen einbeziehen und eine Weitergestal-tung der Stationen durch die jugendlichen Besuchergewünscht und angeregt wird. Gern nehmen Reli-gionslehrer/innen mit ihren Klassen besonders dieVorbereitung bzw. Gestaltung einer Station an, ob-wohl sie von den zeitlichen Ressourcen her oft einge-schränkt sind. Künftiges Ziel dieser Arbeit ist, dass Jugendliche noch mehr in die konzeptionelle Vor-bereitung der Ausstellung einbezogen und mehr nochzu Animateuren im Rahmen der Begleitung andererSchülerinnen und Schüler durch die Ausstellung werden.

Außerdem gehen die Salesianer und Jugendreferent/-innen auf Anfrage der Schulen in unterschiedlicheKlassen, um in Form von Unterrichtsprojekten mit denSchüler/innen über verschiedene Themen ins Ge-spräch zu kommen. Beispielsweise regte das diöze-sane #Jugendforum zu intensiven Gesprächen an.Dabei ging es vor allem um die Wünsche und Fragender Jugendlichen an die Kirchenleitung und um dieBeteiligung von jungen Menschen an der Weiterent-wicklung kirchlicher Jugendarbeit. Ein spannenderDiskussionsprozess, der auch außerhalb dieses Fo-rums fortgesetzt wird und von Schulen angefragtwird. Leider bleibt dieses Thema mit diesem Ange -bot noch auf der Ebene des schulischen Unterrichts.Wünschenswert wäre ein Bezug zu einer konkretenGemeinde oder zu kirchlichen Institutionen, wo dieaus dem Gespräch resultierenden Ideen in die Praxisumgesetzt werden können.

Seit einigen Jahren begleitet das kath. Jugendreferatzusammen mit dem katholischen Schülerverband KSJ(Katholische Studierende Jugend) und in Kooperationmit dem Ministerium für Kultus, Jugend und SportSchülermentorenprogramme an Stuttgarter Schulen.Aktuell wird das junior-Schülermentorenprogramm(jSMP) „Soziale Verantwortung lernen“ an einemStuttgarter Gymnasium in Kooperation mit einer Re-alschule in Waldstetten begleitet. Das junior-Schüler-mentorenprogramm ist für Schüler/innen ab 13Jahren aller Schularten angedacht und beinhaltet einkonkretes Praxisprojekt, das im Rahmen der Ausbil-dung zur Bereicherung des Schulalltags erarbeitetund durchgeführt wird. Bei der bestehenden Koope-ration werden die Schüler/innen befähigt, eigenver-antwortlich als Schülerverband ein Schüleraktions-café zu betreiben. Sie organisieren sich als KSJ-Schul-gruppe und koordinieren darin den Verkauf, be -schließen in Auseinandersetzung mit Themen deskritischen Konsums und fairen Handels sowie dem je-weiligen Bedarf der Schulen die Angebotspalette undplanen vielfältige Aktionen. Die Aktionen reichendabei von Verkaufsaktionen, wie beispielsweise eineinternationale Verkaufswoche im Schülercafé bis hin zu Motto-Übernachtungen für Unterstufen-Schü-ler/innen. Als Schülerverband engagieren sich dieSchüler/innen freiwillig, organisieren sich selbst undtreffen demokratisch eigene Entscheidungen. Dabeiwerden die Schüler/innen von der KSJ und Mitarbei-ter/innen aus dem katholischen Jugendreferat undder jeweiligen Schule begleitet. Die Begleitung um-fasst in der bestehenden Kooperation eine 5-tägigeKurswoche zu Inhalten der kath. Jugendarbeit, Grup-penpädagogik, kritischem Konsum und Projektpla-nung, die Praxisprojekte an der Schule, einenReflexionstag der Projektarbeit sowie einen Klausur-tag mit dem gesamten Schülercafé-Team an der jeweiligen Schule.

Das junior-Schülermentorenprogramm kann von denInhalten und von der zeitlichen Planung flexibel anden Bedarf der Schulklassen angepasst werden. Es wird beispielsweise auch mit dem Schwerpunkt„Vielfalt“ angeboten und die Theorieinhalte könnenmodulhaft über mehrere Wochen an der Schule ver-mittelt werden.

Durch die Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmenvon Jugendleiterschulungen, wie dem Schülermento-renprogramm, werden für die Jugendarbeit neue zeitliche Räume geschaffen, die in Zeiten von Ganzta-gesschule und einer Lernverdichtung durch G8 drin-gend notwendig sind. Schüler/innen bekommen vonder Schule Freistellungen für die Ausbildungskurseund bringen sich im Gegenzug dazu mit ihren sozia-

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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len Fähigkeiten und Projektideen eigenverantwortlichim Sozialraum Schule ein. Damit dies gelingen kann,sind eine gute Kommunikation zwischen Schule undJugendarbeit ausschlaggebend sowie ein Verständnisbeider Kooperationspartner für die unterschiedlichenArbeitsweisen/-prinzipien und Kontexte von Jugend-arbeit und Schule. Die Jugendarbeit muss (trotz ehrenamtlicher Teams) verlässlicher Kooperations-partner sein und die Projekte der Schüler/innen kon-tinuierlich begleiten und die Schulen müssen Jugend-lichen Räume geben, in denen sie eigenverantwortlichagieren und entscheiden dürfen.

Eine Schwierigkeit der Kooperationen zwischen Ju-gendarbeit und Schule ist noch immer die Vielfalt vonSchulen und Anbietern von Jugendarbeit und dieFrage, wie interessierte Schulen mit dem passenden

Angebot in Kontakt kommen. Durch die Schließungvon Werkrealschulen werden traditionelle bewährteKooperationen des YouCh in den kommenden Mona-ten enden und die Suche nach neuen Kooperations-partnern stellt eine große Herausforderung dar. Durchdie neue Stelle „Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule“ können Anliegen der Schulen ge-bündelt an die Anbieter von Jugendarbeit weiterge-geben werden und Schulen durch eine zuverlässigeStelle von den Möglichkeiten der Jugendarbeit erfah-ren. Dies ermöglicht ein besseres Zusammenspiel von Jugendarbeit und Schule und eine nachfrage-orientierte Weiterentwicklung von Angeboten in derJugendarbeit und damit eine Win-Win Situation fürSchule und Jugendarbeit, insbesondere aber für dieSchülerinnen und Schüler, denen so ein ganzheitlichesLernen ermöglicht wird.

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Netzwerk bedeutet für mich, gemeinsam Ideen zu entwickeln

im Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist wirkt.

Die Kirche hat hier eine Kompetenz. Das gibt es nur hier.

AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Schulpastoral vollzieht sich in einem großen Netz-werk. Es dient den Menschen in der Schule. BeimNetzwerken (Networking) geht es darum, ein Kontakt-netz zu anderen Personen zu knüpfen, zu erhalten, zupflegen und auszubauen. Dabei ist Netzwerk als Pro-zess zu verstehen, in dem unterschiedliche Menschenmit vielfältigen Fähigkeiten, Beziehungen und Unter-stützungssysteme in Verbindung stehen. Nicht seltenmüssen dabei verschiedene Funktionen bzw. Rollen,Aufgaben, Knotenpunkte und Beziehungen in Ein-klang gebracht werden. Für beauftragte Schulseel-sorgerinnen und Schulseelsorger besteht eine Auf-gabe ausdrücklich darin, ein inner- und außerschuli-sches schulpastorales Netzwerk aufzubauen.

Bei den Jahrestagungen Schulpastoral 2017 wurdendie Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger ge-fragt, welche Erfahrungen sie in den von ihnen initiierten schulpastoralen Netzwerken gemachthaben.

Netzwerken heißt – miteinander in Beziehung sein

In einem Netzwerk treffen sich Bekannteimmer wieder, erinnern sich und bauen

darauf auf.

Von einem Netzwerk fühle ich mich getragen.

Immer wieder neu daran anknüpfen können – das bietet das Schulpastoral-

Netzwerk.

Was Netzwerkarbeit bewirken kann – Statements von beauftragtenSchulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Toll – andere knüpfen an mir an.

Das Gute am Netzwerk ist – ich kann es auch lassen, entspannen –

das Netzwerk bleibt in der Zeiterhalten und ich kann mich später

wieder hinein begeben.

Ich erlebe die Menschen in einem Netzwerk anders.

Offener.

Für mich ist es hilfreich, im diözesanen Schulpastoral -netzwerk einmal im Jahr in die

Metaebene zu gehen. Der Erfahrungsaustausch unddie Ideen sind sehr positiv.

Ein Netzwerk spannt sich auf der Herzensebene.

Hier sind wir miteinander verbunden.

Ich bedauere, dass mein Netzwerk so klein ist. Ich wünsche mir mehr Netzwerkbegleiter.

Viele Querverbindungen erhöhen die Spannkraft des Netzwerkes. Spannkraft –

Spannung erzeugt Kraft.

Für mich ist es von Bedeutung, nicht alles an einer Zentrale festzumachen, sondern mehr

„quer“ zu vernetzen.

Ich brauche Freiraum in Netzwerken, um die Übersicht zu behalten.

Die Vernetzung mit den Dekanats -beauftragten Schulpastoral / Kirche

und Schule und mit den Jugendreferaten ermöglicht mir neue Perspektiven.

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Ilona Jahn, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der GrundschuleHirsau

Orientierungsfahrtins Kloster

Zielgruppe:

Schülerinnen und Schüler aus dem Religions-unterricht

Schulart:

Passend für alle Schularten ab Klasse 3. Hier wird über eine Religionsgruppe der Grundschul-klassen 3 und 4 berichtet.

Beteiligte/Kooperationspartner:

Die für die Grundschule zuständigeKirchenge-meinde und das Kloster Heiligenbronn, dort die fürden Jugendbereich zuständige Schwester Johanna

Kontaktdaten:

Grundschule Hirsau:[email protected]

Sr. M. Johanna Konrad, Kloster Heiligenbronn, 78713 Schramberg-Heiligenbronn Telefon: 07422 / 569-.3514, E-Mail: [email protected]

„Gemeinschaft und Orientierung finden“ –religiöse Orientierungstage für Grundschülerinnenund Grundschüler im Kloster Heiligenbronn

Die katholischen Schülerinnen und Schüler der 3. und4. Klasse aus der Grundschule Hirsau begaben sich gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin Ilona Jahn fürdrei Tage auf eine religiöse Orientierungsfahrt. Zielwar das Kloster Heiligenbronn.

Leitgedanken

Am Ende der Grundschulzeit soll den Schülerinnenund Schülern aus dem Religionsunterricht herausetwas ganz Besonderes mit auf ihren weiteren Le-bensweg gegeben werden. Dabei ist es wichtig, dasssich die aus mehreren Klassen zusammengewürfelteReligionsgruppe noch einmal verstärkt als Gemein-schaft erfährt.

Erfahrungsmöglichkeiten im Kloster Heiligenbronn

Der Jugendbereich befindet sich auf zwei Etagen undwird von der Gruppe während des Aufenthalts alleinebewohnt. Neben Zimmern mit Stockbetten, einer Küchenzeile und mehreren Aufenthalts- und Grup-penräumen steht ein heller großer Meditationsraumzur Verfügung – ideal für eine flexible und gruppen-bezogene Gestaltung der Tage.

Zudem gibt es auf dem Klostergelände zwei beson-dere Angebote:

Zum einen die Figurenausstellung aus dem LebenJesu, die von einem südamerikanischen Künstler, RaulCastro, gestaltet wurde. Dort können die Kinder anvielen Begegnungsgeschichten aus dem Leben aufAugenhöhe teilnehmen. Erzählungen aus dem Reli-gionsunterricht werden dabei neu aufgenommenund reflektiert.

Zum anderen gibt es auf dem Gelände Behinderten-werkstätten, u.a. eine Korb -und Bürstenmacherei. Diebehinderten Menschen freuen sich, mit den Schüle-rinnen und Schülern in Kontakt zu treten und sindstolz, ihre Arbeit zu präsentieren. Die Kinder lernenviele Hilfsmittel für Hör-und Sehbehinderte kennenund verlieren die Scheu im Umgang mit Menschenmit Handicaps, ein wichtiges Thema für die Inklusion.

Praxisbeispiele

BEISPIELE AUS DER SCHULPASTORALEN PRAXIS

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BEISPIELE AUS DER SCHULPASTORALEN PRAXIS

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Den Schülerinnen und Schülern wird deutlich, dassauch Behinderte ein glückliches, ausgefülltes Lebenhaben können.

Vorbereitung der Orientierungstage

• Das Projekt „religiöse Orientierungstage im Kloster“wird den Kindern vorgestellt und ihr Interesse aneiner Teilnahme abgefragt. Da es Kindern im Grund-schulalter oft schwer fällt, mehrere Tage von den Eltern getrennt zu sein, wird alternativ eine christ-liche Lesenacht im Gemeindehaus angeboten.

• Falls sich die Kinder für einen Aufenthalt im KlosterHeiligenbronn entscheiden, wird der optimale Zeit-punkt mit der Schulleitung und den Kolleginnen ge-funden. Da viele Kinder anderer Religionszugehörig-keit während unseres Klosteraufenthalts den Unter-richt besuchen, sind eine gegenseitige Rücksicht-nahme und klare Absprachen sehr wichtig.

• Rücksprache mit dem Kloster Heiligenbronn überden Termin und die Kosten der Reise.

• Berechnung der Verpflegungskosten bei Selbst-verpflegung und der Fahrtkosten (Bus/Bahn oder Gemeindebus)

• Information an die Eltern mit Kostenplan und derBitte um Rückmeldung.

• Beantragung der Zuschüsse bei der Kirchenge-meinde und/oder dem kirchlichen Jugendplan.

• Besprechung mit den Schülerinnen und Schülernüber die Art der Mahlzeiten und die Freizeitgestal-tung.

• Tages- und Einkaufsplan erstellen.

• Packliste für die Eltern.

Gestaltung der Tage

Tag 1

Mit dem gemeindeeigenen Bus erfolgt am Montag-morgen die Anreise. Deutlich war den Schülerinnenund Schülern die Aufregung anzumerken, war es dochfür einige das erste Mal, dass sie ohne Eltern mehrereTage unterwegs sein würden. Bei der Ankunft wurdenwir von Schwester Johanna herzlich begrüßt. Das Ge-päck wurde im Aufzug verstaut. Sie machte uns mitdem Haus und dem Gelände, v.a. mit den vielen wun-derschönen Spielplätzen, bekannt. Nach der Vertei-lung der Zimmer und einem leckeren Mittagessen

wurde zunächst die Ausstellung der Tonfiguren vonRaul Castro, einem peruanischen Künstler, besucht. In drei Räumen mit Szenen aus dem Leben Jesu konn-ten die Kinder die im Unterricht behandelten bibli-schen Geschichten vertiefen. Beim anschließendenTöpfern stellten sie eigene Figuren und Kreuze her.Mit einem gemütlichen Filmabend und einem ge-meinsamen Abendlob im Meditationsraum wurdeder Tag beendet.

Tag 2

Am Dienstag beschäftigten wir uns über eine Ge-schichte: "Die Mutter und die Insel des Glücks" mitdem Tod und dem Ewigen Leben. Zu dieser Geschichtegestaltete jedes Kind mit viel Einfühlungsvermögenein kleines Buch mit eigenen Bildern. Nach dem Mittagessen stand die Besichtigung der Korbflech-terei und der Besenbinderei auf dem Plan. Es war einbesonderes Erlebnis, blinde und taubstumme Men-schen bei der Arbeit zu erleben. Freudig führten sie

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den Kindern nicht nur die Arbeitstechniken vor, son-dern auch ihre Kommunikationsmöglichkeiten überdas Lorm-Handalphabet. Am Nachmittag wandertenwir bei strahlendem Sonnenschein mit einem vollge-packten Handwagen nach Waldmössingen, einemNachbarort von Heiligenbronn. Während die Kindersich auf dem großen Spielplatz vergnügten, versuch-ten die Erwachsenen das Lagerfeuer anzuzünden.Nachdem Schwester Johanna einen Anwohner um Holz gebeten hatte, konnten alle mit leckeremGrillfleisch und gebackenem Stockbrot ihren Hungerstillen.

Bei Anbruch der Dunkelheit machten wir uns mitbrennenden Fackeln auf den Rückweg.

Tag 3

Der letzte Tag begann mit einem Morgenkreis. Koffer-packen und eine Klosterrallye standen ebenfalls aufdem Plan. Natürlich fehlte der Einkauf im Andenken-

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laden nicht. Beladen mit mehreren Litern Wasser ausder "Heiligen Quelle" erreichten wir gesund und fröh-lich unsere Schule im Kloster Hirsau.

Im Rückblick

Die Schülerinnen und Schüler nahmen sich nach derFahrt verstärkt als Gruppe wahr. Mit den Gegenstän-den, die ihnen die Bürstenbinder und Korbflechter geschenkt haben, gestalteten sie in der Schule einekleine Ausstellung für andere Schulkinder. Rituale ausden Orientierungstagen, wie zum Beispiel die Anwen-dung des "heiligen Wassers", übernahm ein Teil derSchülerinnen und Schüler mit ihren Eltern oder Groß-eltern in den Alltag. Die Kinder äußerten den Wunsch,den Ort Heiligenbronn auch mit ihren Eltern zu besu-chen, was zum Teil mittlerweile geschehen ist. Bildervon der Figurenausstellung sowie die eigenen ge-töpferten Figuren fanden zuhause einen besonderenPlatz. Geschichten aus dem Neuen Testament, be-sonders die "Wundergeschichten", bekamen für dieSchülerinnen und Schüler eine intensive Bedeutung,da sie das Leben mit Behinderungen kennen gelernthatten.

In der Abschlussrunde äußerten die Kinder: „Es warenso schöne Tage, warum konnten wir nicht länger bleiben?“ „Ich konnte nur staunen, dass blinde undgleichzeitig gehörlose Menschen so fröhlich sein können. Das hat mich besonders beeindruckt.“„Schwester Johanna ist ja eine lustige Nonne, mit ihrhat es richtig Spaß gemacht, ich dachte immer, Nonnen sind mürrisch und alt.“ Und die Kinder der 3. Klasse fragten sofort: „Fahren wir im nächsten Jahrwieder nach Heiligenbronn? Ach bitte wir möchten sogerne wieder dahin.“

Mit den Besinnungstagen im Kloster Heiligenbronnhabe ich mehrfach sehr gute Erfahrungen gemacht.

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Patricia Diethelm, Religionslehrerin undSchulseelsorgerin Peter-Meyer-Schule, Schramberg

„Wir sind dann malweg!“ – Gehen und Gottbegegnen

Zielgruppe:

Klasse 3–9

Schulart:

Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungs-zentrum

Beteiligte/Kooperationspartner:

Schulsozialarbeiterin, Schulsekretärin, Kollegin

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorbemerkungen

Im Rahmen der Projekttage an der Peter-Meyer-Schule, SBBZ habe ich erstmals Pilgern angeboten. Beimeiner täglichen Arbeit und meinem Angebot derwöchentlichen „Stillen Pause“ ist es mir ein großesAnliegen, die Kinder immer wieder zu Stille und Ruhehinzuführen. Während der warmen Jahreszeit gehenwir gerne in die Natur und so ist schon lange derWunsch gewachsen, mit Schüler/innen zu pilgern. Als die Projekttage vom 02.–04. Mai 2016 terminiertwurden, konnte dies nun in die Tat um gesetzt werden.

Durchführung

In einem Plenum der Schulgemeinschaft wurde jedesProjekt vorgestellt. Schüler/innen wählten ihr bevor-zugtes Projekt aus und trugen sich in entsprechendeListen ein. Danach hörte ich, wie ein Schüler zu einemanderen sagte: „Ich geh zu Frau Diethelm, da mussman zwar beten, aber sonst ist es chillig!“ Das warengute Voraussetzungen. Tatsächlich haben sich 13Schüler/innen von der 3. bis zur 8. Klasse angemeldet.

Montag, 02. Mai 2016: Pilgern auf den Dreifaltigkeits-berg bei Spaichingen

Treffpunkt war der Busbahnhof in Schramberg. Vondort fuhr die Gruppe mit dem Bus zunächst nachRottweil und von dort aus mit dem Ringzug weiternach Spaichingen. Da wurden wir von meinem Bruder,der in Spaichingen lebt, in Empfang genommen. Ersollte unser Gepäck und gegebenenfalls gesundheit-lich eingeschränkte Kinder mit dem Auto auf denDreifaltigkeitsberg fahren. Kinder fuhren dann keinemit. Alle waren fit und motiviert. So konnten wir mitleichtem Gepäck vom Bahnhof in Spaichingen auf denDreifaltigkeitsberg pilgern. Der Weg führte steil berg-auf. An den Kreuzwegstationen wurde Halt gemacht,um innezuhalten, still zu werden und zu hören. Dasletzte Wegstück wurde in Stille zurückgelegt. Auf demDreifaltigkeitsberg angekommen, genossen wir diewunderbare Aussicht. Die letzte Wegstation wurde inder Kirche und in der naheliegenden Brunnenstubegestaltet. Nach einem ausgedehnten Picknick sind wirzurück zum Bahnhof gewandert und dann mit Zugund Bus nach Schramberg zurück gefahren, wo wirgegen 17.00 Uhr müde, aber sehr zufrieden, ankamen.

Dienstag, 03. Mai 2016: Pilgern auf den Sulgen zur Marienkapelle

Direkt von der Peter-Meyer-Schule in Schramberg ausgingen wir auf einem Fußweg nach Sulgen. Auch die-ser Weg war steil und mühsam. Immer wieder wurde

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er für Stilleübungen und Impulse unterbrochen. Aufdem Sulgen angekommen genossen wir die schöneAussicht über den Schwarzwald bis zu den Vogesen.Nachdem dann die Marienkapelle erreicht war, erfuh-ren die Kinder mehr über das Leben von Maria. Einekurze Andacht folgte in der Kapelle. Der Rückweg insTal wurde nach dem Vespern und einer Spielpause an-getreten. Der Projekttag endete in Schramberg gegen13.00 Uhr.

Mittwoch, 04. Mai 2016: Pilgern zur Falkenstein Kapelleund Berneckstrand in Schramberg

Durch den Wald führte am dritten Tag der Weg zurFalkensteiner Kapelle, einem Kleinod am Stadtrand,Richtung Tennenbronn. Dort angekommen betrach-teten wir die Falkensteiner Kapellen und ließen unsvon ihrer Ruhe und Ausstrahlung einnehmen, betetenein Vater unser und sangen „Laudato si“, das Lied, dasuns jeden Tag begleitete.

Weiter ging es über die Straße zum Berneckstrand.Der Berneckstrand wurde von der Stadt Schrambergvor ein paar Jahren am Platz des alten Schwimmbadsterrassenförmig angelegt. Die Berneck, die ein paarhundert Meter weiter durch den Zufluss von Kirnbachund Lauterbach zur Schiltach wird, ist am Berneck-strand frei zugänglich. Hier gibt es Grillstellen, Holz-möbel und aufgebaute Spielgeräte für Kinder. KleineBäche fließen vom Berghang in die Berneck. An derFeuerstelle auf der oberen Terrassenebene, direktneben einem kleinen Bach, wurde den Kindern eineKörperübung angeboten. Es folgte ein Frühstückunter freiem Himmel. Dieser Platz hat eine wohltu-ende Ausstrahlung. Die Ruhe und die Kraft der Natur

haben auf die Kinder eine wunderbare Wirkung. Zum Schluss war die ganze Schulgemeinschaft amBerneckstrand versammelt, sodass hier die Projekt-tage spielerisch ausklingen konnten. Um 13.00 Uhrwar die Gruppe an der Schule zurück angekommen.Drei erlebnisreiche Tage gingen zu Ende.

Kooperationen und Finanzierung

Kooperationspartnerinnen waren eine Kollegin, dieSchulsekretärin, die uns auf den Dreifaltigkeitsbergund die Schulsozialarbeiterin, die uns in die Marien-kapelle auf den Sulgen begleiteten. Finanziert wurdeunser Projekt durch einen Schülerbeitrag von 5 Euro.Den Rest der Kosten trug die Schule.

Schlussbemerkung

Die drei Tage Pilgern wurden von den Kindern sehr positiv aufgenommen. Sie waren mit Begeisterungdabei, obwohl die Wege steil und anstrengend waren.Beeindruckend war, dass die Schüler/innen das Ange-bot zur Stille dankbar annahmen. Immer wieder fragen sie nach, wann wir wieder pilgern. Der Ab-schlussklasse habe ich versprochen, dass wir vor ihrerVerabschiedung noch einen Tag pilgern werden.

Ich bin davon überzeugt, dass sich durch das Einübenvon Stille die Atmosphäre in der Schule verändert.Schüler/innen der 8. Klasse wollten den letztjährigenWeihnachtsgottesdienst mit einer Stilleübung be -ginnen. Trotz vorhandener Bedenken ist dies gut gelungen.

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Michael Jungerth, Religionslehrer undSchulseelsorger an der Eduard-Breuninger-Schule und der Anna-Haag-Schule in Backnang

„Wir sind dann malweg“ – Pilgertag aufdem Jakobsweg

Zielgruppe:

Abschlussklasse 2BKSP2 (Fachschule für Sozialpäda-gogik), aber auch alle anderen Klassen der Beruf-lichen Schulen

Schulart:

Berufliche Schulen

Beteiligte/Kooperationspartner:

Evangelische Religionslehrerin

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorbemerkungen

Beim Thema „Gottesbegegnung“ im Unterricht beka-men die Schüler/innen einen Textauszug aus HapeKerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ zur Be-arbeitung. Hape Kerkeling beschreibt darin, dass erauf seinem Pilgerweg 12 Kilometer schweigend unter-wegs war und am Ende Gott begegnet sei.

Im Gespräch mit den Schüler/innen entwickelte sichdie Idee ebenfalls auf dem Jakobsweg zu pilgern, umvielleicht Gott auf die Spur zu kommen.

Planung und Durchführung des Projekts

Gemeinsam mit meiner evangelischen Kollegin, derenReligionsgruppe auch mit einbezogen werden sollte,begannen wir mit den Planungen.

Da an Backnang ein ausgeschilderter Jakobsweg vor-beiführt, war schnell klar, dass dieser Weg vor Ort fürunser Projekt genutzt werden soll.

Zuerst nahmen wir uns selbst den Weg vor und ließenuns von den Gegebenheiten und der Umgebung in-spirieren. Der ca. 9 km lange Weg führt von Allmers-bach im Tal nach Winnenden zur Schlosskirche, in dersich ein bedeutender mittelalterlicher Jakobsaltar be-findet. Die Strecke von Backnang nach Allmersbachwurde mit dem Bus bewältigt, die Rückfahrt von Winnenden nach Backnang mit der S-Bahn. Die Fahrt-kosten waren die einzigen Ausgaben, die geleistetwerden mussten.

Die Schüler/innen wurden durch eingeladen und mitallen wichtigen Informationen von den Busabfahrts-zeiten bis zum Hinweis auf Sonnencreme versorgt.

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„Hier auf der Höhe bekommt man eine Ahnung vonder Größe der Welt, der Schöpfung. Vielleicht stauntman oder fühlt Demut und Dankbarkeit.“Lied: Laudato si Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

6. Bürg an der Treppe mit Aussicht„Wir haben schon ein großes Wegstück geschafft, dasZiel ist in Sichtweite, ein Berg wurde überwunden. Sol-che Situationen kannten Menschen früherer Zeitauch. Das Empfinden hat einer als Psalm zusammen-gefasst:Text: Psalm 18,2–7;17–20;29f;36f;50 (oder: altes Gottes-lob 712)Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

7. Vor Höfen Steinbruch mit KunstwerkEntdecken lassen, was auf dem Kunstwerk steht:„Schmerzhaft ist das Sterben einer Illusion“. Gemein-sam das Kunstwerk deuten.Impuls: „Im Weitergehen schweigend überlegen, wel-che Illusion bzw. Illusionen ich hinter mir lasse. Unter-wegs ein Symbol für diese Illusion suchen.“Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

Ablauf

1. Startpunkt: Friedhofparkplatz in Allmersbach

Kurze Begrüßung, anknüpfend an Hape Kerkeling „Ichbin dann mal weg“ begeben wir uns jetzt für einigeStunden auf den Jakobsweg. Wir möchten ganz be-wusst starten, den Weg bewusst gehen, uns selbstund unsere Umgebung aufmerksam wahrnehmen.An jeder Station werden wir den Liedruf „Geh mituns“ singen. Dieses Lied kennen Sie von der erstenStunde des Schuljahres, bei der es auch um den Wegging. Wir beginnen mit einem Wegsegen:Segen „Weltsicht“ In: Du bist unser Weg S.135“Liedruf (3x). „Geh mit uns...“Impuls: „... versuchen, offen zu sein. Mit allen Sinnenden Weg wahrnehmen.“

2. Weggabelung vor dem Wald„Wir stehen vor einer Weggabelung, rechts und linksgehen große, breite, vermeintlich einfache Wege. Inder Mitte geht ein schmaler, enger unscheinbarerWeg.Welchen Weg nehmen wir? Wie ist das in unseremLeben? Welche Wege gehen wir, die breiten oder dieschmalen, die leichten oder die schwierigen?Impuls: im Weitergehen für sich, schweigend, nach-denken, welche Wege bin ich schon gegangen, wel-cher Weg hat sich als der Richtige gezeigt.“Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

3. Grillplatz „Wir machen eine Rast und stärken uns.“Impuls: „Im Weitergehen ganz bewusst die uns um-gebende Natur mit allen Sinnen wahrnehmen mitden Augen, den Ohren, der Nase, den Füßen.“Text: In deinem Licht sehn wir das Licht (Ps 36 in Dirsing ich mein Lied)Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

4. Waldrand vor StöckenhofPaare bilden, um sich im Weitergehen über das Wahr-genommene auszutauschen.

5. Weggabelung nach Stöckenhof, beim SteinmandlMöglichkeit, einen mitgebrachten Stein abzulegen alsSymbol für die Lebenslast.

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8. Brücke/Spielplatz in Höfen„Das Symbol für die zerstörte Illusion in unseremLeben wollen wir in den Bach werfen zum Zeichen,dass wir sie hinter uns lassen, damit wir befreit unse-ren Weg weitergehen können.“„Wir machen eine kurze Rast am danebenliegendenSpielplatz.Wer möchte, kann sich erfrischen durch Kneippen.“ Ritual: sich gegenseitig mit Wasser ein Kreuz in dieHand zeichnen, dazu gemeinsam sagen: „Wasser desLebens – Gott segne und begleite deinen Lebensweg.“Liedruf (3x). „Geh mit uns...“

9. Schlosskirche WinnendenBesichtigung der Kirche, kurze Erklärung des Altars.Rückblick auf das Pilgern. Dank, Lob für das Durch -halten.

Abschlusssegen

Gott segne deinen Wegdie sicheren und die tastenden Schrittedie einsamen und die begleitetendie großen und die kleinen

Gott segne dich auf deinem Wegmit Atem über die nächste Biegung hinausmit unermüdlicher Hoffnungdie vom Ziel singt, das sie nicht siehtmit dem Mut, stehen zu bleibenund der Kraft, weiterzugehen

Gottes Segen umhülle dich auf deinem Wegwie ein bergendes ZeltGottes Segen nähre dich auf deinem Wegwie das Brot und der WeinGottes Segen leuchte dir auf deinem Wegwie das Feuer in der Nacht

Geh im Segenund gesegnet bist duwohin der Weg auch führt

(Quelle unbekannt)

Schlussbemerkungen

Der Pilgertag auf dem Jakobsweg wurde von denSchüler/innen sehr gut aufgenommen. Als Abschlussder Schulzeit fühlten sie sich nochmals richtig gewür-digt und gesegnet.

Die nachfolgende Klasse hatte von dem Pilgertag ge-hört und wollte ein Jahr später ebenso pilgern. Mitt-lerweile habe ich den Pilgertag auch mit einer Klasse13 des Wirtschaftsgymnasiums durchgeführt undbiete ihn im Juli 2017 bei Projekttagen an.

Einige Kolleg/innen hatten von dem Projekt gehörtund wünschten sich ebenfalls einen Pilgertag, den ichdann an einem Sonntag angeboten habe. Sechs KollegInnen nahmen teil.

Quellen, Literatur

Kurt Rainer Klein, Du bist unser Weg, Das Pilger-Werk-buch, Herder-Verlag, Freiburg, 2009

Hape Kerkeling, Ich bin dann mal weg, München,2006

Dir sing ich mein Lied, Das Kinder- und Familien-gesangbuch, Ostfildern, 2006

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Kooperation mit der katholischen und evangelischenKirchengemeinde vor Ort und der Blick auf das öku-menische Miteinander sind mir wichtig. Im Jahr 2014hat sich ein ökumenischer Elternkreis für die Schul-pastoral gebildet, der für mich ein wichtiger Koopera-tionspartner ist.

Die Katholische Kirche hat seit einigen Jahren ein begehbares Labyrinth nach dem Vorbild von Chartres.Da dies im Religionsunterricht häufig genutzt wird,reifte die Überlegung, es in schulpastorale Projektemit einzubeziehen. Außerdem war ich schon längerauf der Suche nach einem spirituellen Angebot.

So entstand die Idee, eine Lichternacht im Labyrinthzu gestalten. Das Elternteam war von dieser Ideegleich begeistert und auch die Gemeindereferentin-nen der katholischen Kirchengemeinde waren zueiner Kooperation bereit.

Umsetzung

Als Zielgruppe wurde festgelegt: Familien aus unsererSchule, das Kollegium sowie weitere Personen aus deröffentlichen Gemeinde und den Kirchengemeinden,die sich angesprochen fühlen.

Inhalt und Ablauf

Im Mittelpunkt sollte das nur mit Kerzen beleuchteteLabyrinth stehen. Ruhe und Besinnung in der Kirche,sowie Begegnung und Austausch im Gemeindehaus,sollten als Möglichkeiten offenstehen. Bei einem ge-meinsamen Treffen der Kooperationspartner entstandfolgendes Konzept:

Im Gemeindehaus: Bewirtung durch die Kirchenband(Teepunsch, Glühwein, Waffeln und Crêpes)

Karin Pflüger-Metz, Religionslehrerinund Schulseelsorgerin an der Apfelbachschule Affalterbach

Nacht der Lichter – eine Einstimmung in dieAdventszeit

Zielgruppe:

Familien der Grundschule, alle Interessierten aus derKirchengemeinde und aus dem Ort

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Katholische Kirchengemeinde Affalterbach, Kirchen-band, Religionslehrer, Schulseelsorgerin

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorgeschichte

In der religionspädagogischen Arbeit fällt auf, dass invielen Familien die Feste im Kirchenjahr oft nichtmehr gestaltet und erlebt werden. Die Adventszeit ist bei den meisten Familien durch Hektik und Stressgeprägt. Das Konzept der Schulpastoral an der Apfel-bachschule Affalterbach sieht vor, das Kirchenjahrdurch Angebote wieder mehr in den Blickpunkt zu rücken und zu ritualisieren.

Als Religionslehrerin und seit 2013 als Schulseelsorge-rin bin ich an der Apfelbachschule tätig.

Es handelt sich um eine reine Grundschule mit 4 Klassen in der Eingangsstufe (Klassen 1/2 jahrgangs-gemischt) und 4 Klassen in der Aufbaustufe.

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Zeitlicher Ablauf des Projekts

• September/Oktober: Vorbereitungen und Abspra-chen mit den Beteiligten

• Oktober: Gestaltung des Einladungs-flyers, Werbung

• In der Woche davor: Einkauf für die Bewirtung imGemeindehaus, Organisationder Kerzen, letzte Absprachen

• Am Tag selbst: Aufbau des Kerzenlabyrinths,Vorbereitung der Bewirtung,Vorbereitung der Kirche mitder technischen Ausstattung(Mikro, CD-Player) und Stel-len des Kerzenlabyrinths

Nacht der Lichter 2015

Wir waren gespannt, wie viele Menschen sich vondem neuen Angebot angesprochen fühlen und kom-men würden. Die Kirche strahlte durch das beleuch-tete Labyrinth eine ganz besondere Stimmung aus,die alle sofort ansprach. Wir waren positiv überrascht,dass die Kirche mit Familien der Schulkinder sehr gutbesucht war. Die Kirchenband hatte Lieder zumThema „Licht“ eingeübt und die Besucher sangengerne mit. Das Bilderbuch „Ein Glas voll Zeit“ wurdevon zwei Mädchen aus der Band vorgetragen. Es wardann eine halbe Stunde Zeit, um in der Kirche zu verweilen oder sich im Gemeindehaus bewirten zulassen. Zu den weiteren Programmpunkten um 19.00 und 20.00 Uhr kamen dann gezielt Menschenaus der Gemeinde, die sich bewusst für einen Pro-grammpunkt entschieden hatten und diesen wahr-nehmen wollten.Alle Besucher verweilten dann auch im Gemeinde-haus.

Unser Konzept – Ruhe und Besinnung in der Kirchesowie Austausch und Begegnung im gegenüberlie-genden Gemeindehaus – zur Einstimmung in den Advent ging auf.Das strahlende Kerzenlabyrinth in Kombination mitmeditativer Livemusik eines jungen Gitarristen, bil-dete einen gelungenen Abschluss.Wir erhielten noch am selben Abend sehr viele posi-tive Rückmeldungen und so waren sich alle Beteilig-ten einig: Es muss eine Fortsetzung geben.

Nacht der Lichter 2016

Unsere Erfahrungen aus 2015 haben bei der erneutenDurchführung der „Nacht der Lichter“ zu einigen Ver-änderungen geführt. Das Grundkonzept blieb aberbestehen.Das Team war sich einig, dass drei Programmpunktegenügen. Das spirituelle Erleben des Labyrinths sollteganz im Mittelpunkt stehen. Wir entschieden unsdaher, die Labyrinth-Begehung unter ein Thema zustellen. Den Besuchern des Abends sollte mit Impul-sen auf Karten die Möglichkeit gegeben werden, sichdamit auf den Weg durch das Labyrinth zu machen.Die Gemeindereferentin stand den ganzen Abendüber für Gespräche und Einführungen zur Verfügung.Erstmals war ein Blick von der Empore auf das be-leuchtete Labyrinth möglich, der viele zum Staunenbrachte. Der Vorplatz zur Kirche war dieses Jahr miteiner Feuerschale und Lichtern gestaltet, was zumstimmungsvollen Abend beitrug.Erneut zeigte sich, dass sich viele Besucher gerne vonder besonderen Atmosphäre des Lichterlabyrinths an-gesprochen fühlten. Familien, Einzelpersonen aus derGemeinde oder Gruppen (wie z. B. eine Hauskreis-gruppe) trafen sich zur Nacht der Lichter. Die Mischung aus Ruhe und Besinnung einerseits, sowieGespräch und Begegnung andererseits stimmte.

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Zusammenfassung

Besonders erfreulich aus der Sicht der Schulpastoralist es, dass die „Nacht der Lichter“ ganz verschiedeneMenschen und Gruppen zusammenbringt und dassschon im Herbst danach gefragt wird.

Folgendes hat sich gut bewährt:

• Das Catering im Gemeindehaus übernimmt in voller Verantwortung die Kirchenband (7 Jugend -liche im Alter von 12-15 Jahren und 2 Mütter)

• Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Part-nern (in unserem Fall mit der Gemeindereferentinder Kirchengemeinde), die den Inhalt der Pro-grammpunkte übernehmen

• Erwachsene, die beim Aufbau, Abbau und bei derAufsicht mithelfen

• Die Kooperation mit der Kirchengemeinde hinsicht-lich Raumnutzung (Kirche und Gemeindehaus) undKlärung des Versicherungsschutzes

Welt-AGVerkaufsstand bei derNacht der Lichter

Ökumenischer Elternkreis

Mithilfe bei der Organisation

Katholische Kirchengemeinde

Kirche undGemeindehaus

Kirchenband der katholischen

Kirchengemeindemusikalischer Beginn

Bewirtung im Gemeindehaus

Weltladen BacknangBeziehung der Waren für den Verkaufsstand

Gemeindereferentin der katholischen Kirchengemeinde

inhaltliche Mitgestal-tung des Programms

innerschulische Partner

SchulleitungEinzelne

Kollegen/innenHerstellen von Bastelarbeiten

Nacht der Lichter

außerschulische Partner

Projekt-Netzwerkkarte

• Die gute meditativ ausgerichtete Livemusik zumAbschluss als ein Höhepunkt des Abends

2017 haben wir zwei Dinge verändert:

• Durch Unachtsamkeit werden zu viele Kerzengläs-chen umgestoßen, was durch bessere Aufsicht undAufkleben der Gläschen am Boden gelöst werdensoll.

• Die Impulskarten zur Labyrinth-Begehung warennicht so stark gefragt, wie ursprünglich angenom-men. Bei der nächsten Planung sollte dies berück-sichtigt und neu bedacht werden.

Das Angebot der „Nacht der Lichter“ kann in der Ad-ventszeit neue Impulse setzen und die Kirche als Ortder Ruhe, der Spiritualität aber auch der besonderenAtmosphäre in den Blickpunkt rücken. Kirche wird da-durch auch von einem Teil der Familien unserer Schuleneu und anders wahrgenommen. Hervorzuheben istauch das Miteinander verschiedener Gruppierungenin unserer Gemeinde. Vielleicht kann der Advent durchdiese „Nacht der Lichter“ neu entdeckt werden.

Schulseelsorgerin

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Vorbemerkungen

Die Engelbergschule ist eine kleine Grundschule mitzur Zeit 10 Lehrkräften und 7 Klassen mit insgesamt156 Kindern. Schon immer sind an unserer Schulechristliche Feste im Schuljahr wichtig und werden inverschiedener Form bedacht und gefeiert. Auch dasHandeln nach christlichen Maßstäben ist im Leitbildder Schule wiederzufinden. So heißt es in einem derpädagogischen Leitsätze:

„Wir erziehen die Kinder zum achtsamen Umgangmit Mensch und Natur.“

Da es sich im Jahr 2016 um ein Jubiläumsjahr – 1700Jahre Martin von Tours handelte, kam mir die Aktions-idee vom Kindermissionswerk und der aktion hoff-nung „Mach es wie St. Martin – teile!“, als sehrpassend für unsere Schüler/innen entgegen. Ging esdoch um eine Kleiderteilaktion für Nomadenkinder inKenia, die an den verheerenden Folgen des Klimawan-dels – des fehlenden Regens – an Mangelernährung,Krankheiten, schlechten Bildungsperspektiven undBerufsaussichten und teilweise auch an Unfriedenwegen des Kampfes um Wasser leiden.

Die Schulleitung, Kolleginnen, Elternbeiräte und ichwaren uns einig: Wir machen mit!

Unser Ziel war es, uns mit diesem Projekt für GottesSchöpfung – Mensch und Natur – in Kenia ein Stück-weit einzusetzen und die SchülerInnen für ihre Ver-antwortung für das Leid von Kindern in der Welt zusensibilisieren. Ist doch auch der Heilige Martin demWort Jesu: „... Was ihr dem Geringsten meiner Brüder(und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“(Mt 25,40) gefolgt und hat es als seine christliche Auf-gabe erkannt und gelebt.

Planung

Anfang Oktober wurde ich auf die Aktionsidee „Meinswird Deins“ in der Broschüre St. Martin vom Kinder-missionswerk aufmerksam. Weitere Informationenfanden sich auf der Internetseite des Projektpartnersaktion hoffnung. Es sollte bereits die 14. bundesweiteAktion „Meins wird Deins“ in Schulen und anderenEinrichtungen für Kinder sein, um nach dem Vorbilddes Heiligen Martin Kleidung zu teilen. Die Sammel-aktion sollte um den St. Martinstag stattfinden. Ichnahm Kontakt zu der Projektverantwortlichen von deraktion hoffnung auf. Sie schickte mir Bildplakate undFlyer für die Werbung in der Schule zu. Nach der Zu-stimmung durch Schulleitung und Kolleginnen,musste das Vorhaben Anfang November vom neuen

Ziegruppe:

Klassen 1–6

Schulart:

Grundschule, GMS, RS, Sekundarstufe 1

Beteiligte/Kooperationspartner:

Religionslehrerinnen, Klassenlehrerinnen, Schulseel-sorgerin, Eltern, Katholische Kirchengemeinde,Kindermissionswerk, aktion hoffnung

Kontaktdaten:

[email protected]

Regina Bitto, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der Engelberg-schule, Stuttgart-Bergheim

Meins wird Deins –Jeder kann Sankt Martinsein

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Elternbeirat genehmigt werden. Er stimmte einstim-mig zu. Ich informierte schon vorab die Eltern, die zumeinem Religionselternabend kamen. Sie warenebenfalls begeistert von der Aktionsidee.

In den Internetmaterialien der aktion hoffnung fandsich ein Elternbrief zu dem Projekt, den ich dann fürunsere Schule angepasst habe. So wurden die Elternüber das Projekt informiert.

Es wurde mit Text und Bild eingeladen, ein sehr gutesKleidungsstück an einem bestimmten Tag zu spendenund in die Schule zu bringen. Dort sollte die Kleidungin Umzugskartons verpackt werden und zum Eine-Welt-Zentrum der aktion hoffnung geschickt werden.In Secondhand Modeshops der aktion hoffnung wer-den diese guten Kleidungsstücke verkauft und derErlös geht an das Projekt der Nomadenkinder im Norden Kenias – für Ausbildung und Gesundheit.

Um die Schüler/innen über die aufgrund des Klima-wandels sehr schwierigen Lebensbedingungen derTurkanakinder in Kenia zu informieren, zeigte ich inReligionsstunden in ökumenischer Zusammenarbeitden Film „Willi in Kenia Gemeinsam für Gottes Schöp-fung – in Kenia und weltweit!“. Auch Klassenlehrernahmen teilweise den Film des Kindermissionswerksin ihren Unterricht auf, dass auch alle SchülerInnenihn sehen konnten. Dazu gab es für jedes Kind auchein Spezialheft zur Sternsingeraktion, die ja das glei-che Projekt unterstützte wie die Martinsaktion.

Durchführung

Eine Woche nach dem Martinstag war der Kleider-sammlungstermin für einen Freitagvormittag ange-setzt worden. Schon gleich morgens kamen vieleSchüler/innen und brachten voll Freude und Stolz ihreschönen, zu klein gewordenen Kleidungsstücke in denMusiksaal, damit Kinder in Kenia besser leben und ler-nen können.

Zusammen mit einigen Frauen des Elternbeirats, diesich für verschiedene Zeiten zur Mithilfe angemeldethatten, packten wir die Kleidung in Umzugskartons,klebten sie mit Klebeband zu, versahen sie mit demAdressaufkleber und brachten sie mit einem Handwa-gen zur Post.

Es kamen immerhin fast 35 kg Kinderkleidung zusam-men. Dazu je eine Portospende von Eltern und demPfarrer der katholischen Kirche, den ich dafür ange-fragt hatte.

Die aktion hoffnung schickte uns einen freundlichenDankesbrief zum Aushängen.

Es kamen bundesweit 6.233 kg Kleidung, Schuhe undStofftiere von der Aktion „Meins wird Deins“ 2016 zu-sammen. Gemeinsam mit dem Kindermissionswerkunterstützt die aktion hoffnung die Kinder und Müt-ter im Norden Kenias mit 23.000 Euro. So soll nach-haltig geholfen werden – für eine Zukunft auf eigenenBeinen in der Turkana/Kenia.

Reflexion und weiterführende Überlegungen

Sehr wichtig war, die Schüler/innen und Lehrkräfteüber das Projekt, die Situation der Nomadenkinder inKenia zu informieren und zu sensibilisieren. Das istmithilfe des Films und auch der ausgehängten Plakateund Flyer sehr gut gelungen. Bei den Eltern ist das Pro-jekt teilweise mit dem Projekt „Weihnachten imSchuhkarton“ verwechselt worden, zu dem kurze Zeitdavor von Elternseite eingeladen wurde. Von dahersind zwei in kurzer Zeit nacheinander folgende Sam-melaktionen ungünstig. Auch bekam ich die Rückmel-dung, dass die Kleidung schon vorher für einenKleiderbazar aussortiert wurde und nun daher nichtmehr verfügbar sei. Daher sollte die Aktion beimnächsten Mal früher angekündigt und dazu eingela-den werden, so dass die Eltern sich frühzeitig daraufeinstellen können. Einige Kinder hatten am Sammel-tag die Kleidung vergessen. Um dem Rechnung zu tra-gen, könnte die Sammelaktion über mehrere Tage undevtl. schon vor dem Martinstag und damit zeitlichweiter entfernt von Weihnachten angeboten werden.

Insgesamt hat dieses Projekt der Schule gut getan –als Horizonterweiterung und Tat der Nächstenliebenach dem Vorbild des Heiligen Martin. Wir werden„Meins wird Deins“ wiederholen und es wird imnächsten Jahr, beim zweiten Mal, sicher noch mehrZuspruch und Teilnahme finden.

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Thomas Weiss, Religionslehrer undSchulseelsorger an der Max Weishaupt Realschule in Laupheim

Martinusladen –„Dankbarkeit, Überflussund Solidarität“

Zielgruppe:

alle Schüler/innen, Lehrerkräfte, Eltern

Schulart:

Realschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Kooperationspartner: Martinusladen Laupheim (in Trägerschaft der kath. und evang. Kirchen -gemeinden), SMV, Verbindungslehrkräfte

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorbemerkungen

Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Kirche“, das auchdie Inhalte zum „Kirchenjahr“ und den „ersten christ-lichen Gemeinden“ umfasst, kam in der Klasse 6c dieFrage nach der Gestaltung des „Erntedankfestes“ inunserem Schulgebäude auf. Das Kirchenjahr, aberauch das Schulleben im Laufe des Schuljahres, wirdimmer wieder in der Aula auf verschiedenste Weisendargestellt. Die Schüler sind oftmals an der Gestal-tung beteiligt.

Ein Unterrichtsgespräch ging in die Richtung: „Ernte-dankaltäre“ seien doch nur Dekoration. „Danken“wäre aber schon wichtig, denn wir hätten genügendNahrungsmittel und seien gut versorgt, aber ebennicht alle Menschen, sagten einige Schüler und frag-ten sich: Was nützte dann eine Deko im Schulge-bäude?

In diesem Zusammenhang war einigen Schülern auf-gefallen, dass gegenüber eines großen Discounters inLaupheim, zu welchem die Schüler gemeinsam mitihren Eltern zum Einkaufen gehen, ein Laden ist, beidem die Menschen in einer lange Schlange anstehen.Die Schüler wussten nicht, um was für einen Laden essich dabei handelt.

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stehen, sondern die Solidarität mit Menschen, die einganz geringes Einkommen haben und darauf ange-wiesen sind, dass sie ihre Lebensmittel möglichst billig einkaufen können. Der „ökumenische Martinus-laden“ in Laupheim möchte diesen Menschen helfenund möchte sie unterstützen. Und auch wir könnenetwas dazu beitragen, die Not in unserem direktenUmfeld etwas zu lindern.

Die Schülerinnen und Schüler wurden aufgerufen,dass jeder ein Lebensmittel spenden sollte, z.B. einePackung Kaffee, eine Dose Ananas, Cornflakes, Zucker,Dosensuppe, Kakao, eine Tafel Schokolade, etc. egalwas. Ein Teil! Und es gab den Hinweis: Wichtig wärees, dass die Lebensmittel länger haltbar sind, also keinObst und Gemüse.

In jedem Klassenzimmer wurde dann ein Plastiksackoder ein Karton für die Lebensmittelspende bereit-gestellt.

Zusätzlich zu diesen Informationen wurde noch eineListe ausgehängt, auf die sich die Schüler eintragenkonnten, welche noch mehr über den „Martinus-laden“ in Laupheim erfahren wollten, also wissenwollten, woher die Lebensmittel sonst kommen, diedort verkauft werden, wer im Laden so alles mitar-beitet, wer zur Kundschaft gehört, wie die Räumlich-keiten aussehen, etc.

Alle interessierten Schülerinnen und Schüler konntendann den „Martinusladen“ besuchen und die Lebens-mittelspenden überbringen.

Die Abgabe der Lebensmittel erfolgte durch einenZeitplan, der festlegte, wann die einzelnen Klassenihre Lebensmittel in die Aula bringen sollten.

Der „Martinusladen“ ist ein Tafelladen in ökumeni-scher Trägerschaft der beiden Laupheimer Kirchenge-meinden. Als dies geklärt war, war es den Schülernwichtig, dass dieses Thema nicht nur theoretisch be-sprochen wurde, sondern es wurde deutlich, dass die-ses Thema auch Anlass zum Handeln gibt. Die Idee:Wenn jeder Schüler nur ein Lebensmittel mitbringenwürde, dann würde dies bestimmt eine große Hilfe fürden „Martinusladen“ darstellen.

Damit waren auch die Ziele dieses Projektes klar: Wirwollten mit unseren Möglichkeiten ein Stück weit den„Martinusladen“ in seiner Arbeit unterstützen. Wirwollten den „Martinusladen“ kennenlernen und mehrüber die Arbeit, die dort geleistet wird, erfahren undwir wollten den „Martinusladen“ an unserer Schuleins Gespräch bringen und konkret etwas für andereMenschen tun.

Planung

Vor Beginn der Aktion, wurde mit der Leitung des„Martinusladens“ abgeklärt, ob eine solche Aktionüberhaupt gewünscht wird. Die Leitung zeigte sichhoch erfreut, weil die Beschaffung von Lebensmittelnimmer wieder zu Problemen führt. Vor allem das Ab-holen der Lebensmittel ist für das ehrenamtlicheTeam eine große Herausforderung. Grundnahrungs-mittel werden aus Spendenmittel und der Unterstüt-zung der beiden Kirchengemeinden eingekauft undfinanziert. Über alle zusätzlichen Lebensmittel, diemehr als Grundnahrungsmittel sind, ist der „Marti-nusladen“ sehr dankbar. Die Idee den „Martinusladen“zu unterstützen, wurde auch mit der SMV und denVerbindungslehrern besprochen. Die Idee fand großeZustimmung und die SMV unterstützte tatkräftigdiese Aktion.

Da diese Aktion sehr prozesshaft verlaufen ist und imVorfeld nicht geplant war, war das Erntedankfestschon vorüber und der Platz in der Aula, an dem sonst„Erntedank“ seinen Ausdruck bekam, war leer. Ein großes Fragezeichen machte auf die neue Situationaufmerksam. Ein realistisches Ziel zur Durchführungder Aktion war der Zeitraum zwischen Mitte Oktoberund Anfang November. Die Abgabe der Lebensmittelsollte dann vor dem Martinusfest erfolgen, weil dazwischen noch die Herbstferien lagen.

Unter dem Titel „Dankbarkeit, Überfluss und Solida-rität“ wurde über die Aktion auf der Homepage derRealschule und einem Aushang informiert.

Es wurde deutlich gemacht: Nicht die Gestaltung desErntedankfestes soll dieses Jahr im Vordergrund

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Durchführung

Da die Klasse 6c inhaltlich mit der Problematik ausei-nandergesetzt hatte und vor allem auch die SMV undviele Kolleginnen und Kollegen hinter dieser Aktionstanden, kamen viele Lebensmittelspenden zusam-men. Es wurde in den Elternhäusern diskutiert undviele haben gleich mehrere Lebensmittel mitgebrachtund dabei waren auch viele Genussmittel, wie Kaffeeund Schokolade. Der „Martinusladen“ war im Ge-spräch.

Unsere schulpastoralen An gebote müssen währendder Schulzeit stattfinden, da die Schülerinnen undSchüler auf die jeweiligen Busverbindungen angewie-sen sind. Die Übergabe erfolgte in Absprache mit derLeitung des „Martinusladen“ an einem Nachmittag,an dem sonst auch normaler Unterricht gewesenwäre.

13 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 5 – 7 hatten sich zur Fahrt zum „Martinusladen“ angemel-det, und vier Lehrkräfte übernahmen den Fahrdienstund den Transport der Lebensmittel.

Die Leiterin des „Martinusladen“ hatte darum gebe-ten, nicht zu den Öffnungszeiten zu kommen, sondernmit ihr einen extra Termin auszumachen, damit sie inRuhe alles vorstellen und erklären konnte.

Es war für uns alle ein merkwürdiges Gefühl, einen Le-bensmittelladen zu betreten, in dem es keine großenWerbeplakate, keine tolle Beleuchtung und keine Ein-kaufswagen gibt, in dem auch die Regale ziemlich leerund nur mit Mehl, Zucker, Öl, Butter, Marmelade undeinigen Dosenprodukten bestückt sind.

Den Schülern fiel sofort auf, dass es alles zwar zumhalben Preis gibt, aber von Auswahl nicht die Rede

sein kann, sondern eher ein bescheidenes Angebotvorhanden ist. Auch fiel auf, dass es gar keine frischenSachen gibt, denn die frischen Sachen, wie Obst undGemüse, werden erst am Eröffnungstag von den um-liegenden Supermärkten geholt. Sie müssen aber vor-her noch sortiert werden, denn nicht mehr alles istbrauchbar.

Es wurde bestätigte, was einigen Schülern selbstschon aufgefallen war: Vor dem Laden bildet sichimmer eine lange Menschenschlange. Bis zu 40 Men-schen stehen schon vor Ladenöffnung an. Zuvor müs-sen sie eine Nummer ziehen, weil immer jeweilshöchstens 10 Personen zum Einkaufen in den Ladendürfen, da der „Martinusladen“ so klein und eng ist.Und so wurde deutlich, dass manche bis zu einerStunde warten müssen, um dann endlich einkaufenzu können. Viele nehmen das gerne in Kauf, denn füretwa 10,– € kann man so viele Lebensmittel kaufen,dass es wieder für die nächsten Tage reicht.

Es wurde auch nach dem Personenkreis gefragt, wel-cher dieses Angebot annimmt. Die Leiterin berichtete,dass es momentan vor allem Flüchtlinge und Arbeits-lose sind, aber auch alte Menschen mit geringer Renteoder alleinerziehende Mütter gehörten zum Kunden-kreis des „Martinusladen“. Nicht wenige schämensich, in diesem Laden einkaufen gehen zu müssen.

Schlussbemerkung

Den Schülerinnen und Schülern wurde bewusst, wiewichtig dieser Laden für viele bedürftige Menschengeworden ist. Ein Schüler äußerte sich spontan: „Undich dachte, Deutschland wäre ein reiches Land, unddann so ein Laden!“

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Karin Walter, Schulseelsorgerin am Pestalozzi-Gymnasium Biberach

„Stark fürs Leben“ –ein Präventionstag

Zielgruppe:

Klasse 10

Schulart:

Allgemeinbildendes Gymnasium

Beteiligte/Kooperationspartner:

Lehrer/innen, Eltern, Referent/innen von der Caritas und weiterer externer Anbieter, Schulsozialarbeiterin und Schulseelsorgerin

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorbemerkungen

Am Anfang stand ein Gespräch zwischen mir alsSchulseelsorgerin und der Schulsozialarbeiterin übereine mögliche Kooperation des Pestalozzi-Gymna-siums Biberach mit der Online-Suizidprävention derCaritas Biberach [U25] aus dem Wissen heraus, dassJugendliche weitaus suizidgefährdeter sind, als diemeisten von uns wahrhaben wollen. Die Caritas bildetjunge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren zu ehren-amtlichen Krisenberater/innen aus, die suizidgefähr-dete Jugendliche online zum Gespräch zur Verfügungstehen. Diese Anonymität und der Austausch mitGleichaltrigen soll den Zugang zur Beratung erleich-tern.

Nach anfänglichen Überlegungen hatten wir dann jedoch das Gefühl, hier zu spät und auch zu einseitiganzusetzen. Suizidale Gedanken sind das eine, aber esgibt unzählige weitere Krisen, mit denen sich Jugend-liche auf ihrem Weg zum Erwachsensein auseinan-dersetzen müssen. Deshalb fassten wir einen „Krisen-präventionstag“ – so der Arbeitstitel – ins Auge. Ziel-gruppe dieses Tages sollten die Schüler/innen derKlassenstufe 10 sein. Und da wir gleichzeitig die Jugendlichen nicht nur für den Umgang mit Lebens-krisen vorbereiten, sondern ihnen auch innere Stärkeund Lebensmut vermitteln wollten, entstand letztlichder „Thementag für 10er: Stark fürs Leben“ unter demMotto: „Unser größter Ruhm ist es nicht, niemals zufallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“ (RalphWaldo Emerson)

Kooperationen

In Kooperation mit verschiedenen Mitarbeiter/innender Caritas Biberach, mit Eltern, mit LehrerInnen sowieweiteren Anbietern aus der Stadt – Ärzte, Psycholo-gen, Mediatoren – konnten wir für einen Tag insge-samt 13 Workshops anbieten, wobei wir als Schul-sozialarbeiterin und Schulseelsorgerin hier ebenfallsaktiv waren.

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Ablauf

Nach einer kurzen gemeinsamen Auftaktveranstal-tung, bei der die Mitglieder der schuleigenen Theater-AG eindrücklich verschiedene Lebenskrisen in Szenesetzten, nahmen die Jugendlichen jeweils an dreiWorkshops teil.

Die 90-Minuten-Workshops im Einzelnen:

• Frust, Ärger, Neugier, Langeweile … Und dann?! ImUmgang mit negativen Gefühlen kann es gesche-hen, dass wir zu negativen Bewältigungsstrategiengreifen, weil sie einfach erscheinen – Suchtverhaltenentsteht ungewollt und zunächst meist unbemerkt.Im Workshop ging es um deren Folgen und Auswir-kungen.

• Lebenskrisen und Suizidalität bei Jugendlichen: Vielen Menschen fällt es im Allgemeinen schwer,sich mit ihren Suizidgedanken jemandem anzuver-trauen und gerade Jugendliche werden durch dieüblichen Hilfsangebote häufig nicht erreicht. DerWorkshop schuf einen Raum, über dieses im all-gemeinen tabuisierte Thema ins Gespräch zu kommen.

• Trennung – Katastrophe oder Chance? Eine Tren-nung wirbelt zunächst das Leben aller Beteiligtendurcheinander, besonders das der Kinder und Jugendlichen. Im Workshop wurde erarbeitet, wasfür Jugendliche wichtig und hilfreich ist, um dieseKrise zu bewältigen und daran zu wachsen.

• Umgang mit Tod und Trauer: Wenn ein geliebterMensch stirbt, erleben wir uns hilflos, ratlos und innerlich leer. Der Workshop gab Impulse, mit der eigenen Trauer umzugehen sowie verschiedeneTrauerreaktionen besser zu verstehen.

• Krankheitsbedingte Lebenskrisen: Im Workshopwurden medizinische Aspekte zur Bewältigungkrankheitsbedingter Lebenskrisen thematisiert undMöglichkeiten zur Hilfe, Therapie und Beratung beiKrankheit von Betroffenen oder Angehörigen – auchanhand von Fallbeispielen – aufgezeigt.

• (Häusliche) Gewalt: „Eine Person ist mehr oder weniger selbst schuld daran, wenn sie in ihrer Beziehung verletzt oder bedroht wird“, meinten30,4% der Jugendlichen laut einer anonymen Fra-gebogenerhebung. Darüber und über das Thema(Häusliche) Gewalt wurde in diesem Workshop diskutiert und informiert.

• Resilienz = Stehaufmännchen-Prinzip: Resilienz hilftMenschen, Krisen unbeschadet zu überstehen.

Wir alle brauchen Resilienz, um mit den vielen verschiedenen Herausforderungen im Leben gutumgehen zu können. Der Workshop vermittelteTipps zur Stärkung der Resilienz.

• Impulse zum Glück: Zu wissen, was Glück ist undwas uns glücklich macht, ist hilfreich und gut, reichtaber noch nicht, dass wir uns auch glücklicher füh-len. Der Workshop gab die Möglichkeit, sich durchErfahrungen und Übungen mit dem Glück ausei-nanderzusetzen.

• Gewaltfreie Kommunikation: Die Teilnehmer/innenkonnten sich hier über menschliche Gefühle undBedürfnisse austauschen, Grundlage für eine Kom-munikation, die auf gegenseitigem Vertrauen undVerständnis basiert.

• Stressabbau: Zeitdruck, ein Zuviel an Aufgaben, Zoffmit der Familie oder im Freundeskreis, inhaltlicheÜberforderung … Ein allgemeingültiges Rezeptgegen Stress gibt es nicht. Aber der Workshop zeigteden Weg zu den persönlichen Krafttankstellen undInseln im Alltag.

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• Stopp! Bis hierher und nicht weiter! Im Mittelpunktstand hier die Fähigkeit, sich selbst zu behaupten,zu lernen, die eigenen Grenzen zu ziehen, diese zubewachen und notfalls auch zu verteidigen. Gewalt-prävention, Maßnahmen zur Gewalterkennungsowie Selbstbehauptung durch den Einsatz vonStimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung.

• Nur Mut! Wer wagt, gewinnt! Wir sind oft versucht,Mut als das Gegenteil von Angst zu bezeichnen.Doch das Gegenteil ist der Fall: Mut hat Angst zurVoraussetzung, Mut hat, wer die Angst überwindet.Der Workshop gab Impulse, mutig sich selber, denanderen und der Welt zu begegnen.

• Wer bin ich? Wesentliche Aspekte der Selbstzufrie-denheit sind, sich selber zu kennen und anzuneh-men: Ja zu sagen zum eigenen Ich. Der Workshopging mit den Teilnehmer/innen erste Schritte aufdem spannenden Weg, sich selbst zu finden.

Finanzierung

Für die Finanzierung der Honorare für die Referent/-innen – einige von ihnen arbeiteten auch unentgelt-lich mit – stellten wir einen Antrag bei der Stadt Biberach, die durch ihren Kommunalen Bildungs -plan Projekte der städtischen Bildungseinrichtungen finanziell unterstützt.

GewaltpräventionBiberach

Stadt Biberach(Kommunaler Bildungsplan)

Caritas

VereinJugend aktiv e.V.

Schulpastoral

Eltern Theater-AG

Lehrer/innen

Bestuhlung derKlassenräume Catering Workshops

Suchtberatung Psych. Beratung

Schulsozialarbeit

innerschulische Partner

Krisenpräventionstag „Stark fürs Leben“

außerschulische Partner

Projekt-Netzwerkkarte

Vorarbeit

Die Schüler/innen wurden zwei Wochen vorher vonuns über Ziel und Inhalte des Tages informiert undkonnten hier auch gleich ihre Workshops wählen,wobei sie zu jeder ersten Wahl auch eine Alternativeangeben mussten. In der Verteilung zeigte sich, dasswir alle Wünsche erfüllen konnten.

Schlussbemerkungen

Der Abschluss des Tages fand wieder gemeinsamstatt, verbunden mit einer Evaluation, die 100 ProzentZustimmung ergab: „Wir haben etwas fürs Leben ge-lernt.“ – „Dieses Wissen wird einem irgendwann sehrweiterhelfen.“ – „Der Tag hat mir sehr geholfen.“ –„Sehr schöner Tag, hilft einem auf positive Sichtweisezu kommen. Super Idee!“ – „Hat etwas fürs Leben ge-bracht.“ – „Sehr aufmunternd, hilft wirklich weiter.“ –„Man lernt viel, was man normal nicht im Unterrichtlernt.“ – „Hoffentlich wird es diese Veranstaltung fürdie zukünftigen 10er auch geben.“

Nach dieser großen Zustimmung durch die Schü-ler/innen, aber auch durch Eltern und Lehrer/innenwird dieser Tag auch in Zukunft stattfinden und damitfester Bestandteil des Schuljahres sein – passend zumLeitbild des Pestalozzi-Gymnasiums „Mit Kopf, Herzund Hand“.

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Zielgruppe:

VABO Klassen (Vorbereitung Arbeit und Beruf ohneDeutschkenntnisse)

Schulart:

Berufliche Schule, Johannes-Gutenberg-Schule inStuttgart

Beteiligte/Kooperationspartner:

VABO-Klassen, Kolleginnen und Kollegen

Kontaktdaten:

[email protected]

Vorbemerkung

Seit 2010 biete ich Meditation und Yoga an der Johan-nes-Gutenberg-Schule an. Ich habe selbst eine Yoga-lehrer-Ausbildung absolviert und bringe viele JahreErfahrung in Sitz-Meditation und Yoga mit.Schon im Schuljahr 15/16 leitete ich in der Mittags-pause VABO-Schüler/innen zusammen mit Berufs-und TG-Schüler/innen in kleinen Gruppen in Medita-tions- und Entspannungstechniken an. Der Medita -tionsraum ist inzwischen dem Umbau der Schule zumOpfer gefallen. Ein Großteil der Schüler/innen ist ineinen anderen Stadtteil ausgelagert, darunter auch 7 von 8 VABO-Klassen.Die JGS bekam im SJ 2015/16 zwei Klassen VABO, imvergangenen SJ 2016/17 kamen sieben neue mit ca. 120 Schüler/innen dazu. Das enge Mit- und Neben-einander ist eine große Herausforderung für alle.

Daniela Wachtel-Teichmann, Oberstudienrätin für Deutsch und Katholische Religion, Schulseelsorgerin

Ruhe durch Atmen:„Frau Yoga“ im VABO

Die Klassen setzen sich zusammen aus Flüchtlingenund Migranten unterschiedlicher Herkunftsländermeist jugendlichen Alters (davon ca. 95 % männlich)mit Sprach-, Integrations-, Motivations- sowie Puber-tätsproblemen. Mehr als 10 Kolleginnen und Kollegenwurden für den notwendigen Deutschunterricht befristet eingestellt. Als Schulseelsorgerin besuchteich die sieben VABO-Klassen und stellte den Schü -ler/innen wie auch den Lehrer/innen mein Konzeptvor. Mit einer der sieben Klassen wurden kontinuier-lich das ganze Schuljahr einmal pro Woche Entspan-nungstechniken eingeübt, eine 2. Stunde wurdeabwechselnd in den anderen sechs Klassen gehalten.Die Kolleginnen und Kollegen freuten sich immer sehrauf die Stunden und bestätigten den Erfolg der ein-gesetzten Methoden. Aufgrund meiner vorjährigen Erfahrungen hatte ichkeine Zweifel, dass die Schüler/innen den Anleitungenfolgen konnten trotz sehr geringer Sprachkenntnisse.Gestik, Mimik und Körperhaltungen erleichterten die Kommunikation erheblich. Arabisch sprechendeKolleginnen und Kollegen unterstützten anfangs mitÜbersetzen und nahmen gerne selbst an den Stundenteil. Fraglich war hingegen, ob sich junge Muslime ausdem arabischen Raum überhaupt auf Yoga, Balance,Atemübungen und Meditation einlassen würden.

Projektdurchführung

In der Eingangsstunde wurde als Erstes mit allen Klassen über vorwiegend nachts auftretende innereUnruhe, Schlafstörungen und damit verbundene Konzentrationsschwäche gesprochen und dabei erklärt, dass mit erlernbaren Übungen das eigeneWohlbefinden wieder gesteigert werden könne.Bei Menschen mit teilweise traumatischen Erlebnis-sen geht es nicht um eine an westlichen Maßstäbenorientierte Wellnesserfahrung, sondern um die Stär-kung des ursprünglichen Vertrauens in sich selbst undeine sie tragende Kraft. Ich erklärte ihnen, dass allegroßen Religionsstifter in bestimmten Phasen ihresLebens meditierten und daraus Kraft und Energie fürihr Handeln, Denken und Fühlen schöpften. Das be-kannte jüdische Sprichwort über den Zusammenhangvon Gedanken, Worten, Taten, Gewohnheiten, Charak-ter und Leben wurde uns zum Leitfaden. Wie lässt sichnun das Denken positiv beeinflussen? Das spürbartiefe Bedürfnis nach Ordnung, Ruhe und Friedenweckte das Schülerinteresse.Unser Einstieg fand über einfachere Gleichgewichts-übungen statt (Ein-Bein-Stand, Yoga-Baum, Halb-mond, etc.). Für viele der Übungen bedarf es keiner

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Deutschkenntnisse, da sie vorgemacht werden. Ganzkonkret stellte ich für den nächsten Schritt einenStuhl aufs Pult, um einen korrekten aufrechten Sitz zuverdeutlichen. Fiel diese Haltung zu Beginn nochschwer, konnte sie durch das regelmäßige Üben mitder Zeit auf 10 Minuten gesteigert werden (Füße hüft-breit, Ober- und Unterschenkel im rechten Winkel,Kinn leicht nach vorne geneigt, Schultern tief).Als Nächstes wurde die Atmung fokussiert (Brust-,Rippenbögen- und Bauchatmung) und dabei zu-nächst auf den körpereigenen Rhythmus geachtetsowie die Wahrnehmung von Ein- und Ausatmunggeübt. Dabei sollten die Atemzüge im Kopf in der ei-genen Landessprache gezählt werden. Alternativ kanndas zweisilbige Wort „Ruhe“ für die Ein- und Aus-atmung gedacht werden. Alle zweisilbigen Überset-zungen in die Muttersprachen sind hierfür geeignet(zet-bel/ka-ror/ra-hat…). Dadurch kann Ruhe im eigenen Gehirn und im Herzen hergestellt werden.Diese Übung wurde im Laufe der Wochen auf 15 Mi-nuten gesteigert, während ich durch die Schülerrei-hen ging, die Körperhaltung korrigierte und dieAtemzüge halblaut vorzählte (Einatmen auf 4, Ausat-men auf 5 bzw. 6). Das langsame Herumgehen hatteeine beruhigende Wirkung auf die Schüler/innen.Kontinuierliches Üben eines festen Ablaufs erleich-terte die Bewusstseinsarbeit und führte mit der Zeitzu immer schneller eintretender Ruhe.Nach den Atemübungen im aufrechten Sitzen schlosssich eine körperorientierte Methode zur Verstärkungdes Körperbewusstseins an. Dabei werden einzelne

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Körperregionen systematisch benannt und ent-spannt. Diese sog. eutonische Übung hilft, Spannun-gen aufzulösen und das Wohlbefinden zu steigern.Die Schüler/innen legten sich hierfür mit ihrem Ober-körper bequem auf die Tischplatte. Anstelle dieser Übung kann auch progressive Muskel-entspannung treten, wenn die Schüler/innen über dieAtemübungen noch nicht ausreichend auf Eutonievorbereitet sind. Es können alternativ auch ange-nehme Situationen oder Bilder imaginiert werden(Felder, Wiesen, Bäume, Berge, kein Meer!) Im Laufedes Schuljahres kamen auch immer häufiger Übungs-einheiten auf dem Boden (einfache Matten genügen)hinzu, sodass eine Tiefenentspannung im Liegen ein-geübt werden konnte. Wer nicht mitmachen konnteoder wollte, verhielt sich ruhig an seinem Platz ohnedie anderen zu stören. Diese Regel wurde im Wesent-lichen immer eingehalten.

Fazit

Stille will geübt sein, mit Störungen ist positiv umzu-gehen. Manchmal lachten wir alle laut, dann ging esmeist entspannt weiter. Bisweilen gab es auch eineÄnderung des Ablaufs (gruppendynamische Spiele,Pantomime, Kraftübungen aus dem Yoga…).Besonders schön war die stets herzliche Aufnahmedurch die Kolleginnen und Kollegen und die großeFreude der Schüler/innen, wenn ich zum Üben kam:„Hallo, Frau Yoga!“Die Abschlussstunde mit Feedback zeigte mir, dasssehr viel gelernt wurde für das eigene Stressmanage-ment. Im neuen Schuljahr wird das Gelernte weiterverankert werden.Etliche Schüler berichteten von ihren Erfolgen, wennsie bei akuten Schlafstörungen die gelernten Übun-gen anwandten.„Die sind heute wieder unmöglich! Brauchst duHilfe?“ Diese Frage einer besorgten Kollegin zu negie-ren und Ruhe in kürzester Zeit herzustellen, ist fürmich eine große Bestätigung der Meditationsmetho-den.Einer völlig verschlossenen Schülerin gelang es, sichzu öffnen, ersten Blickkontakt aufzunehmen undsogar einzelne Worte zu sprechen, sodass die Schul-leitung auf den Erfolg aufmerksam wurde.Mein persönliches Fazit: Es bleibt sehr viel zu tun aufdem langen Weg der Integration von entwurzel-ten, teilweise traumatisierten Jugendlichen: nebenSprachvermittlung lohnt es sich, auch andere Wegezu gehen – z.B. den der Meditation.

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Ausgangssituation

Das Schulleben am Schulzentrum Rudersberg ist ge-prägt von einer Vielzahl an schulischen und außer-schulischen Aktivitäten. Hier will die Schulpastoralihren Beitrag leisten und die bereits vorhandenen Angebote erweitern und ergänzen.

Einen konkreten Anlass dazu ergab sich aus demZuzug von zahlreichen Migranten, Flüchtlingen undFlüchtlingsfamilien aus den Krisengebieten desNahen und Mittleren Ostens.

Ende 2015 kamen über 50 Personen in eine Sammel-unterkunft der Gemeinde. Darunter 12 schulpflichtigeKinder, die seit Januar 2016 unsere Schule besuchen.Anfang Februar kamen weitere 50 Personen, darunter10 schulpflichtige Kinder. Das war nicht nur für die politische Gemeinde eine Herausforderung. Kinderverschiedenster Altersstufen zwischen 7 und 17 Jahrensollten die deutsche Sprache lernen und musstennach und nach in den Schulalltag integriert werden.Der zweite Teil der Schüler/innen konnte erst im Aprilaufgenommen werden, da es nicht genügend Lehr-kräfte gab.

Die Schule musste sich darauf beschränken, nur dieKinder aufzunehmen, die 7 Jahre oder älter waren. Fürein paar jüngere, schon schulpflichtige Kinder, konn-ten Kindergartenplätze organisiert werden.

Die Kinder kommen hauptsächlich aus Syrien, Afgha-nistan, dem Iran und dem Irak. Seit September 2016besuchen auch 3 unbegleitete Flüchtlinge aus Äthio-pien und Somalia die Schule.

Die Kinder und Jugendlichen besuchten zunächst nur ihre VKL-Klassen (Vorbereitungsklassen) und nahmen dann stundenweise am Unterricht der Regel-klassen teil. Die Integration in den Klassen und dasMiteinander in den Pausen waren nicht immer ohneProbleme. Missverständnisse auf beiden Seiten, Konflikte, die mit Gewalt gelöst wurden, aber auchVorurteile der Rudersberger Schüler/innen kamen imAlltag vor.

Ziele

Das Miteinander im Schuljahr 2016/17 sollte von Anfang an besser gelingen.

Deshalb entwickelte ich – zusammen mit meinerevangelischen Kollegin – ein Konzept, das die Klassen,die Flüchtlingskinder aufnehmen, auf ihre neuen Mit-schülerinnen und Mitschüler besser vorbereitensollte.

Zielgruppe:

Klassen, die Flüchtlingskinder integrieren sollen

Schulart:

Grundschule, Werkrealschule und Realschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Kooperationspartner: Klassenlehrerinnen, Fachleh-rer/innen, Schüler/innen mit und ohne Fluchterfah-rung, Schulseelsorger/innen

Kontaktdaten:

[email protected]

Christine Kuhn, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin am Schulzentrum Rudersberg

Projekt „Willkommens -kultur“ – Integration von Flüchtlingskindern in Klassen

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Zuvor lag der Schwerpunkt an der Schule auf der Arbeit mit den Flüchtlingskindern selbst. Die aufneh-menden Klassen wussten jedoch wenig über die Kinder, die in ihre Klassen kommen würden.

Durch das Projekt sollen sie etwas über die Herkunfts-länder, die Sprache und Kultur und auch über Flucht-erfahrungen (wie z. B. Traumatisierung) erfahren.

Im Klassenverband sollen die Schüler/innen ver-suchen, sich in Kinder hineinzuversetzen, die ihre Heimat verlassen und in einem fremden Land völligneu anfangen müssen.

Ansatzpunkte

Die Klassen, die Kinder und Jugendliche mit Migra-tions- und Fluchterfahrungen aufnehmen, sollen überderen Situation informiert werden. Das geschiehtgrundsätzlich, bevor ein neues Kind in die Klassekommt.

Die Schüler/innen werden angeleitet, sich in die VKL-Schüler/innen hineinzuversetzen und sensibel zuwerden für „fremde“ Kulturen und Religionen.

Durch diese Stunde sind die Klassen auf dem gleichenInformationsstand. Das stärkt das Gemeinschafts-gefühl und die Schüler/innen können sich gegenseitighelfen, wenn es in den täglichen Begegnungen mitden neuen Schülern Schwierigkeiten gibt.

Schüler/innen mit eigenen oder familiären Flucht -erfahrungen können ihre Erlebnisse erzählen undwichtige Hinweise für die täglichen Begegnungengeben.

Planung

Die Informationsstunde findet während des Unter-richts am Vormittag im Klassenzimmer der jeweiligenKlasse statt. Der zeitliche Rahmen beträgt 70 Minu-ten, das entspricht einer an der Schule üblichen Doppelstunde.

Die beiden Schulseelsorgerinnen teilen sich die Termine nach Absprache mit den Klassenlehrer/innenso auf, dass die Klassen sie aus dem Religionsunter-richt schon kennen.

Die betroffenen Klassenlehrer/innen wurden im Vor-feld in persönlichen Gesprächen informiert. Dem ge-samten Kollegium wurde das Projekt in einer GLK kurzvorgestellt.

Die jeweiligen Klassenlehrer/innen nehmen teil,ebenso – wenn möglich – eine Fachlehrkraft derKlasse. Diese Kollegen übernehmen auch die Leitungeiner Gruppenarbeit. So kann das Thema in der Klasseanschließend weitergeführt und bei eventuellen Fra-gen und Problemen auf die gemeinsame StundeBezug genommen werden.

Der Ablauf der Stunde variiert je nach Klassenstufeetwas. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern wirddie Geschichte etwas gekürzt.

Der finanzielle Aufwand ist mit dem Erwerb des Buches sehr gering.

Durchführung

1. Begrüßung und Einführung ins Thema, Vorwissender Schülerinnen und Schüler sammeln (auf Welt-karte Syrien zeigen)

2. Geschichte „Bestimmt wird alles gut“ (Boie, Kirstenund Birck, Jan. 2016. Bestimmt wird alles gut. Leip-zig: Klett Kinderbuch), unterstützt durch Power-point-Präsentation oder Farbfolien, vorlesen

(kurze Inhaltsangabe: Das Buch beschreibt die realeGeschichte von Rahaf, einem zehnjährigen Mädchen,die mit ihrer Familie aus Homs in Syrien auf derFlucht ist und schließlich in Deutschland ankommt.Das Buch beschreibt den Entschluss des Vaters, vorden Bomben zu fliehen, die abenteuerliche Fluchtdurch verschiedene Länder und die erste Zeit der Familie in einem neuen Land. Sie macht erste Begeg-nungen mit Kindern aus Deutschland, und versucht,Kontakte zu knüpfen. Beschrieben werden auch dieverschiedenen Reaktionen der Mitschüler/innen undschließlich das vorläufige „Ankommen“ und der Be-ginn einer Freundschaft mit einem Mädchen ausihrer Klasse. Der Schluss ist bewusst offen gelassen,sodass Raum für eigene Ideen bleibt, wie die Ge-schichte weitergeht.)

3. Gruppenarbeit in 3 Gruppen, wobei die Ergebnissejeweils auf einem Plakat festgehalten werden.

– Alte Heimat

• Wie sah der Alltag in der alten Heimat aus – waswar schön, was schwierig?

• Wie fühlen sich Kinder, die sich überall undimmer wieder vor Flugzeugen mit Bomben in Sicherheit bringen müssen?

• Welche Gründe bewegen Menschen, aus ihrerHeimat zu flüchten?

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– Flucht • Wie reagieren Kinder auf die Nachricht, dass sieihre Heimat verlassen müssen?

• Fast alles müssen sie zurück lassen: Bücher,Spielzeug usw. – doch was vermissen sie ammeisten?

• Welche Begriffe (Adjektive) passen für ihre Zeitauf der Flucht?

• Was erleben die Menschen auf der Flucht mög-licherweise?

– Neue Heimat• Hoffnungen und Ängste zur neuen Heimat –Worauf freuen sie sich? Wovor haben sie Angst?

• Was ist in der neuen Heimat anders?• Welche Bedenken bzw. Ängste haben sie vor derneuen Schule?

4. Im Plenum die Ergebnisse aus der Gruppenarbeit(Plakate) vorstellen und besprechen.

5. Austausch im Gespräch: Stellt Euch vor, ein neuesKind kommt in Eure Klasse – wie wollt Ihr es will-kommen heißen?Vorschläge der Schülerinnen und Schüler werdenauf Papierstreifen gesammelt. Diese werden aufein Plakat geklebt und im Klassenzimmer aufge-hängt.

6. Verabschiedung und Dank

Fazit

Das Projekt kam bei den Schülerinnen und Schülerngut an und die Rückmeldungen der Klassenlehrer/-innen waren durchweg positiv. Die Fachlehrer/innennahmen gerne teil und sind sicher auch wieder für andere Projekte ansprechbar.

Die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen ineinem gewissen zeitlichen Abstand zum Projekt zeig-ten, dass das Projekt zu einem besseren Verständnisder Situation der Flüchtlingskinder beigetragen hat.Im alltäglichen Umgang bleiben Konflikte dennochnicht aus.

Die Geschichte von Kirsten Boie erzeugt auf eine guteArt und Weise Betroffenheit bei den Schülerinnen undSchülern. Das bildet eine wichtige Basis für die Grup-penarbeit und das Schaffen einer „Willkommenskul-tur“ in der jeweiligen Klasse. Die Klassen hatten vielegute Ideen, was den neuen Schülerinnen und Schü-lern helfen könnte. Leider kam dieser letzte Teil in derRegel etwas zu kurz, wurde aber in einer Klassenleh-rerstunde von der jeweiligen Klassenlehrkraft noch-mal aufgegriffen und auch später immer wiederthematisiert.

Bei Schüler/innen aus höheren Klassen müsste dieGeschichte angepasst oder nach einer Alternative, z.B.in Form eines Films gesucht werden.

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Schlussbemerkungen

Ursprünglich war der Abschluss des Projektes für Januar 2017 geplant. Da es aber Ende Februar nocheinen Zuzug in einer 2. Klasse gab, wurde das Projektdort ebenfalls noch durchgeführt.

Im neuen Schuljahr ist – je nach Bedarf – eine Durch-führung in den neuen Klassen 5 möglich.

In den Klassen 1 wurden im Schuljahr 2016/17 gleichzu Beginn Kinder mit Fluchterfahrungen aufgenom-men. Teilweise kannten sich die Schüler/innen schonvorher aus dem Kindergarten. Im Verlauf des Schul-jahres entstanden dort aber trotzdem Konflikte, wes-halb Anfang des Jahres ein ähnliches Projekt zumThema „Freundschaft“ durchgeführt wurde.

Weitere „Begegnungen“ zwischen den Flüchtlings-kindern und Schüler/innen des Schulzentrums außer-halb des Unterrichtes finden in Form von gemein-samen Projekten im Bereich Sport und Hauswirt-schaft (z.B. gemeinsames Backen in der Adventszeit,Nähen von Kissenbezügen etc.) statt.

Der Vorschlag einer regelmäßigen Hausaufgabenhilfefür die Flüchtlingskinder im Rahmen des Projektes„Soziales Engagement“ der Klassen 8 (Realschule)wurde von den Schülerinnen und Schülern leidernicht angenommen.

Der Kontakt zur örtlichen Kirchengemeinde könntenoch ausgebaut werden. Im letzten Jahr haben dieSchüler/innen der VKL-Klasse der Grundschule Later-nen gebastelt und am Martinsumzug teilgenommen.

Im Dezember haben sie den ökumenischen Weih-nachtsgottesdienst besucht.

Die Schülerinnen und Schüler verbringen heute einenGroßteil ihres Tages an der Schule. Damit wird sieimmer mehr zu einem Lern- und Lebensort, an demMenschen unterschiedlicher Herkunft, Religion undWeltanschauung zusammen kommen.

Das schulpastorale Projekt „Willkommenskultur“setzt an einer konkreten Situation der Schule an, inder Schwierigkeiten zu beobachten sind und fragt:Was ist jetzt „dran“, was wird benötigt, was trägt zueinem menschenfreundlicheren Schulklima bei?Durch das Projekt wird die Persönlichkeitsentwicklungder Schüler/innen gefördert und das soziale Lernenunterstützt. Es zeigt auf, wie wichtig gegenseitigerRespekt und Rücksichtnahme, Offenheit und Verant-wortung für andere sind.

Fachlehrer/innen Schüler/innen

Schüler/innen mit Flucht- und Migrationserfahrungen Schulseelsorger/innen

Klassenlehrer/innen

innerschulische Partner

Integrationsprojekt

Projekt-Netzwerkkarte

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Als Leitbild der J.-G.-Fischer-Schule wurde „STARK IMLEBEN“ erarbeitet. Es hängt als von Schüler/innen gestaltetes Mosaikbild im oberen Treppenhaus.

Hier ist es eine gute Lösung, Angebote offen und frei-willig zu gestalten. Die schulpastoralen Angebote sollen die sonderpädagogischen Angebote und dieBetreuung ergänzen und sensibel machen für eineandere Dimension des Lebens, sowie versuchen,Glaube lebendig zu machen. Ich möchte aus Situatio-nen des Schullebens heraus Angebote für Menschenmachen, die sich mit der Schule verbunden fühlen. ImVordergrund steht das, was gerade angebracht ist,und nicht irgendein Lieblingsprojekt. Idealerweisekommt die Idee dazu von Schüler/innen oder aus dem Kollegium. Impulse können sich auch aus demReligionsunterricht ergeben, so dass ein vertiefendesProjekt entsteht, das über den Unterricht hinausführtund von interessierten Schüler/innen angenommenwird.

Entstehung des Projekts

Materialien, die die Vorbereitung des Jugendforums1

2016 begleiteten, wurden im Religionsunterricht inder Klassenstufe H2 (Klasse 6/7) und H3 (Klasse 8/9)verwendet. Bearbeitet wurden dort die Haftnotizzet-tel mit der Frage „Wann bist du glücklich?“ sowie derFragebogen2. Die Schülerinnen und Schüler der H2und H3 bearbeiteten den Fragebogen. Die Ergebnisseder beiden Klassen wurden zusammengefasst undzusammen mit einem Plakat mit handschriftlichen Fragen der Schüler/innen abgeschickt. Die Klassen -ergebnisse wurden im Unterricht besprochen.

Bei Frage 7 „Zu welchen Themen und in welchen Lebenssituationen sollte die Kirche Jugendlichen Ratund Hilfe anbieten?“ fiel auf, dass sich viele darübernoch keine Gedanken gemacht hatten. Diejenigen, die eigene Anliegen hatten, wünschten ein Angebotzum Thema „Tod und Trauer“.

Zielgruppe:

Schüler und Schülerinnen der Klassen 7/8/9

Schulart:

Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszen-trum mit Förderschwerpunkt Lernen

Beteiligte/Kooperationspartner:

Klassenlehrerin, Lernzeitbetreuerin

Kontaktdaten:

[email protected]

1 Vgl. https://www.bdkj.info/projekte-aktionen/jugendforum/ undMaterialien für den Religionsunterricht unter: http://bdkj2015.devel.b-factor.de/fileadmin/BDKJ/Fachstelle_Jugendpastoral/Jugendforum_2015/ReligionsunterrichtBausteine_jugendforum.pdf

2 ebs. S. 24.

Ursula Lutz, Gemeindereferentin im Religionsunterricht und Schulseelsorgerin an der Johann-Georg-Fischer Schule, Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum in Süßen

Damit sie das Leben habenund es in Fülle haben

(Joh 10,10)

Ein Tod-undTrauerseminar

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ritual wurden sternähnliche Objekte auf das schwarzeTuch als Lichtpunkt und Hoffnung für unsere Verstor-benen gelegt. Die Hände bildeten einen Kraftkreis, Ge-meinschaft wurde spürbar. Nach einem kurzen Gebetsegneten sich die Anwesenden gegenseitig, was denSchülerinnen und Schülern bereits bekannt war: „Legdeine Hand in meine Hand und spüre, dass du gehal-ten bist ...“

Zweites Treffen: Besuch auf dem Friedhof

Als sich Sonnenschein ankündigte, wurde ein Fried-hofbesuch geplant. Alternativ gab es die Möglichkeit,in der Schule zu bleiben, eine Betreuung war vorhan-den. Die Zeit war knapp. Vor dem Betreten des Fried-hofs wurde die Friedhofsordnung gelesen. Es war fürviele überraschend, dass es hier Regeln gibt, dass Rad-fahren und Hunde nicht erlaubt sind und dass einFriedhof Öffnungszeiten hat. Die Aussegnungshalleund das Kriegerdenkmal wurden besucht. Interessantwar auch, dass man Gießkannen ausleihen kann undwie die Brunnen funktionieren. Verschiedene Gräber-arten wurden aufmerksam wahrgenommen. BeimGemeinschaftsgräberfeld gibt es Bänke. Hier konntenFragen geklärt werden. Der muslimische Schüler, dersich am Friedhofsbesuch beteiligte, war besonders interessiert, da er eine andere bzw. keine Friedhofskul-tur kannte. Besonders beeindruckten die Kindergräbermit den vielen Erinnerungszeichen. An Hand der Ge-burts- und Sterbedaten nahmen die Jugendlichen zurKenntnis, dass es nicht selbstverständlich ist, dreizehnJahre alt zu werden. Auf dem Rückweg wurde erneutvon Beerdigungen in der Familie erzählt.

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Eine Schülerin machte den Vorschlag, im Religions-unterricht darüber zu reden, der jedoch von anderenabgelehnt wurde. Gerne griffen die interessiertenSchüler/innen den Vorschlag auf, sich außerhalb desUnterrichts zu treffen. Schnell war klar, dass es dafüreigentlich keine Zeitfenster im Schulalltag gibt; even-tuell noch in den großen Pausen oder in der Mittags-betreuung.

Planung des Projekts

Die beiden Klassenlehrerinnen und die Schulleitungbefürworteten die Durchführung, problematischblieb jedoch die Zeitfrage. Nachdem der Pausenter-min verworfen werden musste und die Prüfungsvor-bereitungen und Betriebspraktika berücksichtigtwurden, fiel die Entscheidung, jeweils montags inner-halb der Lernzeit bis zu 45 Minuten für das Projekt zureservieren. Parallel dazu wurde im Religionsunter-richt versucht, das Interesse der Schülerinnen undSchüler am Thema besser zu verstehen. Das größte Interesse bestand darin, möglichst viel über „Beerdi-gung“ und „was nach dem Tod kommt“ zu erfahren.

Das Projekt bekam den Namen „Tod und Trauer Semi-nar“. Vorgesehen waren 3 Termine. Es meldeten sichsieben Schüler und Schülerinnen an.

Durchführung des Projekts

Erstes Treffen: „Tod und Trauer ist wie ...“

Ausgesuchte Bilder der Symbolkartei dienten als Ein-stieg mit der Aufgabe, sich ein Bild zum Thema Todund Trauer zu suchen. In der nächsten Runde konnte,wer wollte, mit Hilfe des Brückensatzes „Trauer istwie...“ oder „Tod ist wie...“ etwas dazu sagen. Genanntwurde u.a.: „… ist wie ein einsamer Weg, … ein alterLöwe, … eine Höhle, ...wenn man heult, ...wenn mannur da sitzt.“ Die Schüler/innen wollten dann vonihren Erfahrungen in der Familie mit Krankheit, Ster-ben, Tod und Beerdigungen erzählen. Als Abschluss-

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Drittes Treffen: offene Fragen „Friedhof“

Zu Beginn übergoss eine Schülerin die Rose von Jeri-cho mit Wasser. Offene Fragen vom Friedhofsbesuchwurden erörtert. Dieses Mal kamen besonders die zu-rückhaltenden Schüler/innen zu Wort. Die Schülerin-nen und Schüler machten das Leben nach dem Todzum Thema. „Was kommt? Kommt überhaupt etwas?Woher können wir es wissen? Begegnen wir anderengeliebten Menschen wieder? Auch den nicht so Ge-liebten? Wann kommt das Leichengift? Warum betetman den Rosenkranz, wenn jemand gestorben ist?Gibt es die Hölle? Wie sieht es da aus? Wie sieht derTeufel aus? Wer kommt in den Himmel, wer in dieHölle? Auf dem Friedhof spukt es!? Wann und wokommen die Geister und sind sie schlimm? Wie ist esbei Muslimen? ...“

Eine Schülerin aus Rumänien hatte noch viele Erleb-nisse und Fragen. Sie bot an, ein Fragenblatt zusam-menzustellen. Deshalb wurde ein weiteres Treffenvereinbart. Zum Abschluss beteten wir für unsere Familien und unsere Verstorbenen. Die Rose von Jeri-cho blieb im Klassenzimmer und ging dort weiter auf.

Viertes Treffen: offene Fragen und Abschluss des Todund Trauer Seminars

Beim vierten Treffen hatte die Schülerin ihr Fragen-blatt vergessen. Vieles wusste sie jedoch noch und er-zählte von rumänischen Friedhöfen. Schülerinnen auskroatischen und italienischen Familien erzähltenebenso von ihren Erfahrungen. Mit einem kurzenGebet und einem Dank für die rege Beteiligung endete das Seminar.

Reflexion

Ein Projekt, das aus dem Religionsunterricht heraus-wächst und dann als freiwilliges Angebot stattfindet,erlebten die Schüler/innen und die Kolleginnen daserste Mal. Beim Besuch auf dem Friedhof konnten dieTeilnehmer/innen viele verschiedene Gräber kennen-lernen und sie mit ihren Erfahrungen in Verbindungbringen. Schüler/innen, die sich im Unterricht kaumzu Wort melden, waren im Erzählen kaum zu brem-sen. Schüler/innen, die sich am Unterrichtsgescheheneher ungern oder mit viel Mühe beteiligten, sind auf-geblüht. Vielleicht war es für sie angenehm, dass sienichts produzieren mussten. Als Religionslehrerinkonnte ich die Teilnehmer/innen auf andere Weisewahrnehmen. Das wirkt sich bis heute positiv auf denReligionsunterricht aus.

Für ein vergleichbares Angebot erscheint es sinnvoll,kreative Elemente wie die Gestaltung von Trauerkar-ten, Trauer- oder Osterkerzen zu integrieren. Auf demFriedhof entdeckte Auferstehungssymbole könnten inTon nachgebildet werden.

Das Ausprobieren hat sich gelohnt. Allerdings ist imVorfeld gut zu bedenken, wer über das Seminar infor-miert sein muss und wer konkret wie beteiligt werdenkann.

Unerwartete Fortsetzung des Projekts

Im Umfeld des Projekts ergaben sich zudem unter denErwachsenen mehrere Gespräche über das eigeneSterben, Organspenden und Patientenverfügungen.

Eine Fortsetzung fand das Projekt schließlich in derAnschaffung eines Trauerkoffers. Während des Pro-jekts hatte sich in Gesprächen herausgestellt, dasssich die Schule schon länger einen Trauerkofferwünscht, bislang jedoch noch niemand dem Impulsgefolgt war, das Anliegen umzusetzen.

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freiwilligessoziales jahr

Freiwilligendienste Diözese Rottenburg-Stuttgart

fsj

FSJ macht

Gefördert vom

SchuleFSJler*innen unterstützen…

bei der Betreuung von Schüler*innen mit Eingliederungsbedarf

beim Organisieren von Exkursionen und Schulfesten

bei der schulischen Gremienarbeit (SMV) und bei AG’s

in der Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung

in der Verwaltung und bei hausmeisterlichen Tätigkeiten

bei Hol- und Bringdiensten von Schüler*innen

Freiwilligendienste DRS gGmbHAntoniusstr. 3, 73249 Wernau [email protected]

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Speziell für Schulen organisieren wir die Bildungsseminare im FSJ in den Schulferien.

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Page 73: Modellphase Schulpastoral 2015–2020

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

Vorwort: „Wir spinnen, knüpfen, weben, wir säen neues Leben...“ (Ute Augustyniak-Dürr) 2

Einführung: Der Faden ist aufgenommen – Rückblick auf das erste Jahr der Modellphase Schulpastoral 2015–2020 (Dr. Beate Thalheimer) 4

Ausgewählte Schwerpunkte

1. Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innenInterview mit Schulleitungen – „Schulseelsorge ist (…) ein ganz wesentliches und bereicherndes Element, das von uns als Schule inzwischen als unverzichtbar erlebt wird.“ (Jutta Taege-Müller) 9

Schulpastoralaufträge bedürfen einer verbindlichen Grundlage (Jutta Taege-Müller) 13

Was die Beauftragung bewirkt – Statements von neu beauftragten Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern 16

2. Schulpastoralaufträge für Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und SchuleDekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und Schule in der Modellphase Schulpastoral 2015–2020 (Dr. Beate Thalheimer) 18

3. Fortbildungsangebot des Referats SchulpastoralVom Umgang mit Tod und Trauer in der Schule (Jürgen Karasch) 22

4. Tage der OrientierungTage der Orientierung – auf dem Weg ins Leben (Detlev Denner) 24

Praxisbeispiele

Die Fastenmauer (Christiane Höptner, Realschule) 27

Fairtrade Schoolwerden – wie alle am Schulleben Beteiligten an einem Strang ziehen und man dabei etwas Gutes tut (Diana Hughes, Grundschule) 31

„Wir gemeinsam mit anderen“ – unterwegs als Sternsinger in der Schule(Hildegard Kramer-Götz, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 36

Sankt Martinsfest und Martinslauf durch die Gemeinde Affalterbach (Karin Pflüger-Metz, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 39

Rückblick auf das Hilfsprojekt „Wir leben gemeinsam auf unserer Welt – Ein Fest für Afrika“ (Heinz Rupp, Realschule) 42

„Dann geh und handle genauso!“ – Religionen-sensible Seelsorge an der Humpis-Schule Ravensburg(Frauke Schönenberg, Berufliche Schule) 44

„Kein Raum wie jeder andere!“ – Der Raum der Stille an der Grundschule Ulm-Einsingen (Tanja Strobel, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 47

„Gnade?!…“ – Ein Orientierungstag für Klasse 8 im Rahmen einer Unterrichtseinheit zur Reformation (Jutta Taege-Müller, Gymnasium / Kooperation Kirche und Schule) 50

„Heaven-Inn im Advent – Eine andere groß(artig)e Pause“ (Carla Ulrich, Gymnasium) 54

„Einmal auftanken bitte!“ – Kleine Auszeit im Kloster Untermarchtal (Karin Walter, Lehrer/innen Gymnasium / Kooperation Kirche und Schule) 56

„Erbarmende Liebe erobert die Welt“ (Vinzenz von Paul) – Vinzentinische Ersthelfer in der Ignaz-Demeter-Schule Albstadt-Lautlingen (Michael Weimer, Gemeinschaftsschule/ Kooperation Kirche und Schule) 58

St. Paulus – Empowerment for Kids (Ralf Weitzenberg, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 61

„Willkommen an unserer Schule“ – Elterncafé bei der Schulanmeldung (Karoline Becker, Eltern Grundschule / Ganztagesschule) 67

INHALTSVERZEICHNIS DER ERSTEN DOKUMENTATION „DEN FADEN AUFNEHMEN“

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Sie werden gebraucht

bundes-freiwilligendienst

Freiwilligendienste Diözese Rottenburg-Stuttgart

bfd Gefördert vom

www.ich-will-bfd.de

Der bfd27+ ist die Möglichkeit für alle über 27 Jahren…

... die neue Herausforderungen suchen.

... die andere Tätigkeitsfelder kennenlernen wollen.

...die sich privat oder berufl ich umorientieren möchten.

… die sich gerne in Voll- oder Teilzeit in einer sozialen Einrichtung engagieren.

Mehr dazu unterwww.ich-will-bfd.de07153/[email protected]

Neue Meditations- und Gebetskärtchen und drei neue Gebetsbändchen

Im Referat Schulpastoral wurden neue Gebets- und Meditationskärtchen entwickelt, die vielseitig eingesetzt werden können.Die ästhetisch ansprechenden Kärtchen im praktischen Kleinformat laden nicht nur dazu ein, sie mitzunehmen und immer wie-der zur Hand zu nehmen. Sie können außerdem dazu beitragen, dass zunächst angeleitete Meditationen an anderen Ortenselbstständig wiederholt werdenkönnen.

Gebetskärtchen liegen nun vor zuden Themen Frieden, Lebensfreude,Zuspruch und dem Tod eines per-sönlich bekannten Menschen (weib-liche und männliche Fassung - auchgeeignet für einen „Trauerkoffer“ ander Schule).

Um bei multireligiösen Feiern mitmuslimischen Schülerinnen undSchülern gemeinsam freie Gebetesprechen zu können, wurden zuFrieden, Gerechtigkeit und dieBewahrung der Schöpfung drei neue

Gebetsbändchen entwickelt. Sie enthalten neben einer Bitte um denBeistand Gottes einen Vorsatz bzw. eine Art Selbstverpflichtung, sich sel-ber für Frieden, Gerechtigkeit und die Schöpfung einzusetzen.

Die Gebets- und Meditationskärtchen können erworben werden beimBuchdienst Wernau: http://www.buchdienst-wernau.de/referat-schulpastoral-7745

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Diözese Rottenburg-Stuttgart / Abt. Kirchengemeinden / 19.03.2018 MR