methoden zur ermittlung der risikoakzep- tanz in ... · methoden zur ermittlung der...

161
Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina Jacob, Gabriele Gönnert, Andreas Burzel, Hocine Oumeraci 13. April 2012 Zusammenfassung: In diesem Zwischenbericht werden die Ergebnisse der Aktivität 4.3 “Bestimmung der Akzeptanz- grenzen” des XtremRisK Teilprojekts 4 “Risikoanalyse, Risikobewertung und Empfehlungen für die Risikobeherrschung” zusammengefasst. Der Zwischenbericht basiert auf der im Rahmen des Projekts durchgeführten Diplomarbeit von Katharina Jacob und stellt verschiedene Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz vor. Ab- schließend wurde eine Online-Befragung zur Akzeptanz von Überflutungsrisiken durchgeführt, deren Ergebnisse in diesem Zwischenbericht dargestellt werden. Die Methodik soll im weiteren Verlauf des XtremRisK-Projekts genutzt werden, um die erzielten Ergebnisse der Risikoanalyse hinsichtlich ihrer Akzeptanz einzuordnen und damit einen Hand- lungsbedarf für Maßnahmen zur Reduzierung des Überflutungsrisikos ableiten zu können. Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 03F0483A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

Upload: duongkhuong

Post on 10-Aug-2019

217 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten

Zwischenbericht Aktivität 4.3

Katharina Jacob, Gabriele Gönnert, Andreas Burzel, Hocine Oumeraci

13. April 2012

Zusammenfassung:

In diesem Zwischenbericht werden die Ergebnisse der Aktivität 4.3 “Bestimmung der Akzeptanz-grenzen” des XtremRisK Teilprojekts 4 “Risikoanalyse, Risikobewertung und Empfehlungen für die Risikobeherrschung” zusammengefasst.

Der Zwischenbericht basiert auf der im Rahmen des Projekts durchgeführten Diplomarbeit von Katharina Jacob und stellt verschiedene Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz vor. Ab-schließend wurde eine Online-Befragung zur Akzeptanz von Überflutungsrisiken durchgeführt, deren Ergebnisse in diesem Zwischenbericht dargestellt werden.

Die Methodik soll im weiteren Verlauf des XtremRisK-Projekts genutzt werden, um die erzielten Ergebnisse der Risikoanalyse hinsichtlich ihrer Akzeptanz einzuordnen und damit einen Hand-lungsbedarf für Maßnahmen zur Reduzierung des Überflutungsrisikos ableiten zu können.

Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 03F0483A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

Page 2: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Inhalt

Zwischenbericht Akt. 4.3 - i - April 2012

Inhalt

Inhalt ............................................................................................................................ i

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ iv

Tabellenverzeichnis ................................................................................................ vii

1 Einleitung .......................................................................................................... 9

2 Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen ............................................................ 12

2.1 Subjektives und objektives Risiko 12

2.2 Der Akzeptanzbegriff 14

2.3 Risikoakzeptanz 15

2.4 Zieldefinition der Risikoakzeptanzanalyse 18

2.5 Rahmenbedingungen: Staatliche Aufgaben und persönliche Absicherung 19

3 Schäden durch Hochwasser .......................................................................... 21

3.6 Tangible Schäden 22

3.7 Intangible Schäden 23

3.8 Resilienz 25

4 Risikoakzeptanz von Naturgefahren ............................................................. 28

4.9 Erklärungsansätze zur Risikoakzeptanz 28

4.9.1 Formal-normative Ansätze ......................................................... 31

4.9.2 Psychologisch-kognitive Ansätze ............................................... 33

4.9.2.1 Dominante Faktoren ............................................... 35

4.9.3 Soziologisch-kulturelle Ansätze ................................................. 40

4.9.4 Ansatz der Chicagoer Schule der Naturgefahrenforschung ....... 43

4.10 Verfahren zur Ermittlung der Risikoakzeptanz 45

4.10.1 Risikoakzeptanz bei PLANAT .................................................... 45

4.10.1.1 Aversionsfaktor ....................................................... 46

4.10.1.2 Akzeptanzfaktor ...................................................... 50

4.10.1.3 Prospect-Modell ...................................................... 52

4.10.1.4 Erweitertes Prospect-Modell ................................... 55

4.10.2 Risikoakzeptanz bei Oumeraci & Kortenhaus ............................ 57

Page 3: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Inhalt

Zwischenbericht Akt. 4.3 - ii - April 2012

4.10.3 Risikoakzeptanz bei Slaby & Urban ........................................... 59

4.10.4 Risikoakzeptanz durch partizipative Verfahren .......................... 62

4.10.5 ALARP-Ansatz ........................................................................... 67

4.10.6 Integration der Risikoakzeptanz in das Risikomanagement ...... 71

4.11 Zwischenfazit 73

5 Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz ....................... 78

5.12 Kommunikation von Risiken 78

5.13 Komplexität des Themas 81

6 Qualitative oder quantitative Methoden? ...................................................... 83

6.14 Hermeneutische Sozialgeographie und unstrukturierte Interviews 83

6.15 Quantitative Forschung und Online-Befragung 86

7 Auswertung der Online-Befragung ............................................................... 88

7.16 Ziel der Umfrage und Auswahl der Fragen 89

7.17 Auswertung der Fragebögen 91

7.17.1 Persönliche Angaben ................................................................. 91

7.17.2 Bezug zum Thema Hochwasser ................................................ 92

7.18 Ergebnisse 94

7.18.1 Vorgehen ................................................................................... 94

7.18.2 Konstruktion einer Variable „Risikoakzeptanz“ .......................... 95

7.18.2.1 Auswertung Frage 11 ............................................. 95

7.18.2.2 Auswertung Frage 12 ............................................. 97

7.18.2.3 Auswertung Frage 13 ............................................. 98

7.18.2.4 Berechnung einer Gesamtvariable „Risikoakzeptanz“ ................................................... 99

7.18.2.5 Inhaltliche Bewertung der Risikoakzeptanz .......... 100

7.18.3 Risikoakzeptanz im Zusammenhang mit Hochwassermerkmalen ........................................................... 103

7.18.3.1 „Was ist für Sie Hochwasser?“ .............................. 103

7.18.3.2 Ursachenzuschreibung ......................................... 104

7.18.3.3 Bedrohlichkeit des Hochwassers .......................... 106

7.18.3.4 Beeinflussbarkeit des Hochwassers ..................... 108

7.18.4 Risikoakzeptanz resultierend aus persönlichen Merkmalen .... 109

7.18.4.1 Bezug zum Thema Hochwasser ........................... 109

7.18.4.2 Verantwortlich für Hochwasserschutz ................... 113

Page 4: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Abbildungsverzeichnis

Zwischenbericht Akt. 4.3 - iii - April 2012

7.18.4.3 Wohneigentum ...................................................... 114

7.18.4.4 Bildungsstand ....................................................... 115

7.18.4.5 Alter ...................................................................... 116

7.18.4.6 Risikobereitschaft ................................................. 116

7.18.4.7 Geschlecht ............................................................ 118

7.19 Diskussion der Ergebnisse 119

7.19.1.1 Konstruktion der Variable Risikoakzeptanz .......... 120

7.19.1.2 Zusammenhang zu Risikomerkmalen ................... 123

7.19.1.3 Persönliche und sozialstrukturelle Merkmale ........ 124

8 Fazit ................................................................................................................ 128

Literatur .................................................................................................................. 133

Anhang ................................................................................................................... 140

Page 5: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Abbildungsverzeichnis

Zwischenbericht Akt. 4.3 - iv - April 2012

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: „Source-Pathway-Receptor“-Konzept (aus Oumeraci et al. 2008: 3) .................................................................................................... 10

Abbildung 2: Akzeptanzbegriff nach Lucke (eigene Darstellung) .............................. 15

Abbildung 3: Risikoakzeptanz von Hochwasser im Akzeptanzmodell (eigene Darstellung) .............................................................................................. 17

Abbildung 4: Unterscheidung in direkte/indirekte und tangible/intangible Schäden bei Überflutungen (aus Kaiser 2006: 67) ................................... 21

Abbildung 5: Resilienz in einem System, dessen Regenerationsprozess durch ein Folgeereignis unterbrochen wird (aus Heinimann et al. 2005: 20) ...... 26

Abbildung 6: Historische Entwicklung der Erklärungsansätze zur Risikowahrnehmung (aus Heinimann et al. 2005: 50) .............................. 29

Abbildung 7: Vergleich von freiwilligen und unfreiwilligen Risiken (aus Fischhoff et al. 1979: 20) (X = freiwillige Risiken, = unfreiwillige Risiken, O = nicht eindeutig freiwillig oder unfreiwillig) ........................................... 32

Abbildung 8: Schwellenkonzept der Wahrnehmung und der Handlungsentscheidungen (aus Markau 2003: 148) ................................ 44

Abbildung 9: Aversionsfunktion „Todesopfer in Wohnhäusern“ durch Lawinen (Wilhelm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 33) ........................................ 48

Abbildung 10: Aversionsfunktion „Todesfälle auf Verkehrsachsen“ durch Lawinen (Wilhelm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 34) .......................... 49

Abbildung 11: Vorschlag von PLANAT für eine allgemein gültige Aversionsfunktion für Naturgefahren mit dem Schaden „Todesopfer“ (aus Heinimann et al. 2005: 36) ............................................................... 49

Abbildung 12: Akzeptanzlinie der Störfallverordnung (gemäß BUWAL 1991, aus Heinimann et al. 2005: 42) ....................................................................... 51

Abbildung 13: Hypothetische Wertefunktion der Prospect-Theorie (aus Tversky & Kahnemann 1979: 279) ......................................................................... 52

Abbildung 14: Gewichtungsfunktion der Eintrittswahrscheinlichkeit, gestrichelte Linie = risikoneutrales Verhalten, graue Linie = Wahrnehmungsfunktion, schwarz gestrichelte Linie = Potenzfunktion (aus Heinimann et al. 2005: 57) ........................... 53

Abbildung 15: Vergleich verschiedener Wahrnehmungsfunktionen (aus Heinimann et al. 2005: 64) ....................................................................... 54

Abbildung 16: Flussdiagramm zur Evaluierung des akzeptablen Flutrisikos (aus Oumeraci & Kostenhaus 2002: 10). .......................................................... 58

Abbildung 17: Risiko-Niveaus und der ALARP-Bereich (aus Sayers et al. 2002: 16) .................................................................................................. 68

Page 6: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Abbildungsverzeichnis

Zwischenbericht Akt. 4.3 - v - April 2012

Abbildung 18: Ampelmodell (aus Renn 2005: 37) ..................................................... 68

Abbildung 19: Prozess der Risikobeurteilung durch die RISKO (aus Hartnagel 2003: 2) .................................................................................................... 71

Abbildung 20: Risikoakzeptanz als Kehrwert der Risikowahrnehmung ..................... 74

Abbildung 21: Hamburger Abendblatt vom 16.11.2010 mit Hinweis auf die Internetplattform von Klimzug-Nord .......................................................... 88

Abbildung 22: Verteilung der Risikoakzeptanz aufgrund des Einflusses vergangener Hochwasser (N = 78) ........................................................... 96

Abbildung 23: „Gibt es etwas, dass Sie dazu bewegen könnte, in ein von Hochwasser erheblich gefährdetes Gebiet zu ziehen?“ (keine Mehrfachantworten möglich, N = 78) ........................................................ 97

Abbildung 24: Verteilung der Risikoakzeptanz zur Frage „Gibt es etwas, dass Sie dazu bewegen könnte, in ein von Hochwasser erheblich gefährdetes Gebiet zu ziehen?“ (keine Mehrfachantworten möglich, N = 78)...................................................................................................... 98

Abbildung 25: Verteilung der Risikoakzeptanz zur Frage „Fänden Sie eine Sichteinschränkung durch Deichbau zu Gunsten der Sicherheit akzeptabel?“ (N = 78) ............................................................................... 99

Abbildung 26: Häufigkeitsverteilung der Gesamtvariable Risikoakzeptanz (N = 78) .................................................................................................. 100

Abbildung 27: Zustimmung zu Ursachen von Hochwasser (Angaben in %, Nnatürlich = 77, NRache = 65, NMensch = 73, NKlimawandel = 74) ........................ 105

Abbildung 28: Zustimmung zur Frage „Ist Hochwasser für Sie bedrohlich?“ (1 = überhaupt nicht bedrohlich, 6 = außerordentlich bedrohlich, N = 77).................................................................................................... 107

Abbildung 29: Zusammenhang zwischen Bedrohlichkeit des Hochwassers und Risikoakzeptanz, interpolierte Linien (1 = überhaupt nicht bedrohlich, 6 = außerordentlich bedrohlich, N = 77) ................................................. 107

Abbildung 30: Zustimmung zur Frage „Halten Sie Hochwasser für ein beeinflussbares Risiko?“ (1 = überhaupt nicht beeinflussbar , 6 = sehr stark beeinflussbar, N = 77) ...................................................... 108

Abbildung 31: Zusammenhang zwischen Beeinflussbarkeit des Hochwassers und Risikoakzeptanz (1= überhaupt nicht beeinflussbar , 6 = sehr stark beeinflussbar, N = 77) .................................................................... 109

Abbildung 32: Zusammenhang zwischen dem Bezug zum Thema Hochwasser und der Risikoakzeptanz (N = 78) .......................................................... 110

Abbildung 33: Zusammenhang zwischen der persönlichen Erfahrung mit Hochwasser und der Risikoakzeptanz (N = 78) ...................................... 111

Abbildung 34: Zusammenhang zwischen dem Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet und der Risikoakzeptanz (N = 72) ........ 112

Page 7: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Tabellenverzeichnis

Zwischenbericht Akt. 4.3 - vi - April 2012

Abbildung 35: Arithmetisches Mittel der Risikoakzeptanz nach Entfernung zum nächsten Gewässer (N = 77) .................................................................. 112

Abbildung 36: Zusammenhang zwischen der Entfernung zum nächsten Gewässer und der Risikoakzeptanz (N = 77) ......................................... 113

Abbildung 37: Zusammenhang zwischen der Verantwortung für den Hochwasserschutz und der Risikoakzeptanz (NBürger = 15, NStaat/Stadt/Gemeinde = 51, NKombination = 9) ..................................................... 114

Abbildung 38: Zusammenhang zwischen Wohneigentum bzw. Wohnen zur Miete und der Risikoakzeptanz (N = 77) ................................................ 115

Abbildung 39: Zusammenhang zwischen Alter der Befragten und Risikoakzeptanz (N = 68) ....................................................................... 116

Abbildung 40: Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft (1 = sehr vorsichtiger Mensch, 6 = sehr risikobereit, N = 78) .................................................... 117

Abbildung 41: Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft und Risikoakzeptanz (N = 78) ................................... 118

Abbildung 42: Zusammenhang zwischen Geschlecht und Risikoakzeptanz (N = 69) .................................................................................................. 118

Abbildung 43: Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft (N = 69) ............................... 119

Page 8: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Tabellenverzeichnis

Zwischenbericht Akt. 4.3 - vii - April 2012

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Funktionen von Küstenlandschaften (aus Elsner et al. 2005: 60) ............. 24

Tabelle 2: Betrachtungsperspektiven in der Risikoforschung (aus Markau 2003: 27) .................................................................................................. 30

Tabelle 3: Relative Relevanz der PAF Naturgefahren, ermittelt in einem Workshop von 18 Experten zum Thema Risiko (aus Heinimann et al. 2005: 84) .................................................................................................. 39

Tabelle 4: Berechnung des Aversionsfaktors „Todesopfer in Wohnhäusern“ durch Lawinen (Wilhelm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 32) ................ 48

Tabelle 5: Partizipationsansätze, Ziele und Eigenschaften (aus Ulbig et al. 2010: 132) ................................................................................................ 64

Tabelle 6: Partizipative Verfahren und ihre Eignung für die Risikobewertung Scheer et al. (2010) .................................................................................. 65

Tabelle 7: Ausgewählte Risikomerkmale und ihre Auswirkung auf die Wahrnehmung des Risikos (nach Renn & Zwick 1997: 92; Jungermann & Slovic 1993: 171-181) ...................................................... 90

Tabelle 8: Wohnorte der Befragten (N = 66) ............................................................. 92

Tabelle 9: Tätigkeitsfelder der Befragten, die beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema Katastrophen zu tun haben .................................................. 93

Tabelle 10: Verteilung der Befragten mit engem Bezug zum Thema Hochwasser auf den Wohnort und das Alter (N = 58) .............................. 94

Tabelle 11: Einfluss vergangener Hochwasser auf die Vorstellung, in ein Traumhaus einzuziehen (N = 78) ............................................................. 95

Tabelle 12: Vergleich der qualitativen und der quantitativen Variable der Risikoakzeptanz. Unterschiedliche Bewertungen sind fett hervorgehoben ....................................................................................... 101

Tabelle 13: Zustimmung zu Ursachen von Hochwasser auf einer Skala von 1 bis 6 (1 = keine Zustimmung, 6 = volle Zustimmung) .......................... 105

Tabelle 14: Arithmetisches Mittel der Zustimmung zu Ursachenzuschreibungen.... 106

Tabelle 15: Risikoakzeptanz bei den Befragten, die nicht im hochwassergefährdeten Gebiet wohnen (N = 50) .................................. 111

Tabelle 16: Bildungsstand der Befragten (N = 65) .................................................. 115

Tabelle 17: Arithmetisches Mittel und Median der Risikoakzeptanz nach Alter der Befragten (N = 68) ............................................................................ 116

Tabelle 18: Arithmetisches Mittel und Median der Risikoakzeptanz nach Geschlecht der Befragten (N = 69) ......................................................... 119

Page 9: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina
Page 10: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Einleitung

9

1 Einleitung

Schon immer waren Menschen bereit auch dort zu siedeln, wo sie Naturgefahren ausgesetzt waren. Die Risiken, die sie damit eingingen, wurden durch die Vorteile, die der Standort bot, wieder aufgehoben. Die breiten, ebenen Flächen, die Flüsse im Laufe der Zeit erschaffen, sind fruchtbar und gut zu besiedeln; direkt am Meer sind Handelswege und Fischfanggründe leicht zugänglich; der Boden rund um Vulkane ist sehr ertragreich.

Der Umgang mit Risiken fand in einem kollektiven Lernprozess statt, natürliche Risiken wurden bei der Besiedelung eines Raumes in Rechnung gestellt, es wurde mit ihnen koexistiert. Natürliche Ereignisse waren allgegenwärtig, die Fähigkeit diese einzuschätzen, ihnen aus dem Weg zu gehen oder sie durch gezielte Ein-griffe zu reglementieren, war kulturell gesehen eine herausragende Leistung (Schneider et al. 1994: 19). Der Eingriff und der Versuch der Zähmung der Natur zur Schaffung sicherer oder neuer Siedlungsräume z. B. durch Deiche, Lawinen- und Bachverbauungen zeigt, dass der Mensch diese Ereignisse nicht einfach ak-zeptierte, sondern ein Interesse daran hatte, die Gegebenheiten zu seinen Guns-ten zu verändern (Schneider et al. 1994: 19).

In der modernen Gesellschaft wird die Verantwortung für den Umgang mit dem Risiko nicht nur individuell gesehen, sondern ist im Zuge der Schutzpflicht und der Raumordnung auch Aufgabe des Staates (Knieling et al. 2009: 21; Stoll 2003: 10-11). Dieser soll Informationen und Erkenntnisse beschaffen und bewerten, Inte-ressen abwägen und Entscheidungen treffen. Für die wirksame Wahrnehmung dieser Aufgaben braucht es Kenntnisse von Ausmaß, Häufigkeit und Dauer von Naturgefahren und davon, welches Risiko für die Bevölkerung besteht. Für ein angemessenes Vorgehen ist es für den Staat auch entscheidend zu wissen, wie die Bevölkerung mit der Naturgefahr umgeht, mit ihr lebt und sie einschätzt (Stoll 2003: 10-11).

Für Norddeutschland ist Hochwasser durch Sturmfluten eine entscheidende Na-turgefahr und birgt großes Katastrophenpotenzial. Die Gefahr von schweren Sturmfluten an den Küsten und Tideästuaren ist ständig gegeben, ein absoluter Schutz ist auch durch technische Maßnahmen nicht möglich (Oumeraci et al. 2008). Zudem ist durch den Klimawandel in Zukunft eine Zunahme der Gefahr zu erwarten, da laut IPCC 2007 mit einem Anstieg des Meeresspiegels und verstärk-ten Sturmfluten zu rechnen ist (Oumeraci et al. 2008: 1). Aus diesem Grund be-schäftigen sich verschiedene Forschungsprojekte mit dem Thema Hochwasser. Eines davon ist das Verbundprojekt „XtremRisK – Extremsturmfluten an offenen Küsten und Ästuargebieten – Risikoermittlung und Risikobeherrschung im Klima-wandel“, das in Zusammenarbeit des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Ge-wässer Hamburg (LSBG), Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Universität Siegen (fwu), Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig (LWI) und des Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) bearbeitet wird.

Page 11: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Einleitung

10

Zu den Zielen des Projektes heißt es im Antrag: „Angesichts des sehr langsamen Meeresspiegelanstiegs und der besseren Möglichkeiten zur Anpassung besteht die dringlichste Aufgabe darin, die Folgen der Zunahme extremer Sturmfluten hin-sichtlich der Häufigkeit, Intensität und Verweildauer für den Hochwasser- und Küs-tenschutz abzuschätzen, um mögliche Katastrophen abzuwenden“ (Oumeraci et al. 2008: 1). Hierfür wird im Projekt der Ablauf der Sturmflut in drei Wirkungsberei-che untergliedert (Risk Source-Pathway-Receptor“-Konzept) (Abbildung 1).

Abbildung 1: „Source-Pathway-Receptor“-Konzept (aus Oumeraci et al. 2008: 3)

Dementsprechend gliedert sich auch das Projekt in die Teilprojekte „Extreme Sturmfluten (Risikoquelle)“, „Belastung, Bruch und Bruchentwicklung von Hoch-wasserschutzwerken (Risikowege)“ und „Schadensermittlung und -bewertung (Ri-sikoempfänger)“ (Oumeraci et al. 2008: 3). Hinzu kommt ein Teilprojekt 4, in dem zum Ende des Projektes eine Risikoanalyse auf Grundlage aller Einzelergebnisse durchgeführt wird. Um die Ergebnisse zu bewerten, wird die Risikoakzeptanz der Bevölkerung ermittelt: „Zur Bewertung der ermittelten Flutrisiken unter den derzei-tigen und den veränderten Klimabedingungen werden in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und den Betroffenen die Akzeptanzgrenzen von Flutrisiken ermittelt. Anschließend werden Handlungsempfehlungen für die Redu-zierung der Flutrisiken auf ein hinnehmbar erträgliches Maß erarbeitet“ (Oumeraci et al. 2008: 5).

Die Untersuchung der Risikoakzeptanz von Naturgefahren allgemein und von Sturmfluten und Hochwasser im Besonderen ist bisher zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen (Markau 2003: 10). Sie ist interdisziplinär ausgerichtet und stellt ein Untersuchungsfeld zwischen Geographie, Sozialwissenschaften, Ingeni-eurwissenschaften und Psychologie dar.

Page 12: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Einleitung

11

Diese Arbeit soll zunächst die Rahmenbedingungen erläutern, die zur Ermittlung der Risikoakzeptanz notwendig sind und anschließend vorhandene Ansätze der Ermittlung von Risikoakzeptanzprozessen zusammentragen. Im Rahmen des Pro-jektes Klimzug-Nord konnte eine Online-Befragung durchgeführt werden. Auf der Grundlage der Forschungsliteratur und der Auswertung der Befragung werden schließlich Methodenvorschläge zur Ermittlung der Risikoakzeptanz unterbreitet.

Page 13: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

12

2 Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

2.1 Subjektives und objektives Risiko

In der Risikoforschung besteht kein einheitlicher Risikobegriff, vor allem die Natur- und Technikwissenschaften sowie die Sozialwissenschaften haben jeweils ver-schiedene Betrachtungsweisen (Ratter et al. 2009: 55; Liebermann & Mai 2002: 2). Einigkeit besteht weitestgehend darüber, dass zwischen „Gefahr“ und „Risiko“ unterschieden wird. Diese Unterscheidung wurde Anfang der 1990er Jah-re von dem Soziologen Niklas Luhmann in die Risikodiskussion eingeführt (Dikau 2008: 51). Mit Gefahr werden demnach natürliche oder auch anthropogen beein-flusste natürliche Ereignisse oder Prozesse beschrieben, die für den Menschen und seine Güter oder die Umwelt potenziell einen Schaden oder Verlust bewirken können (Dikau 2008: 51; Markau 2003: 22).

Die Natur-, Ingenieur- und Technikwissenschaft sowie die Versicherungswirtschaft bezieht in den Begriff „Risiko“ die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Scha-dens ein (Mertsch 2004: 34; Markau 2003: 22). Es wird eine objektive Betrach-tungsweise des Risikos gewählt, bei der sich das Risiko quantitativ bemessen lässt (Ratter et al. 2009: 55). Mit Hilfe der aus der Versicherungswirtschaft entlie-henen Risikoformel R = P * D (Risiko = Ereigniswahrscheinlichkeit * Schadenser-wartung) kann so ein Risikomaß ermittelt werden (Markau 2003: 26; Plapp 2003: 12). Es handelt sich hierbei um einen probabilistischen Risikoansatz, mit dem versucht wird, den Erwartungswert eines Schadens zu beziffern, der, da er erst in Zukunft eintreten wird, mit Unsicherheiten belastet ist.

Von den verantwortlichen Planungsstellen im Küstenschutz wird Risiko „analy-tisch-objektiv definiert als das Produkt aus der Versagenswahrscheinlichkeit von Küstenschutzanlagen und dem Schadenspotenzial im Überflutungsgebiet, d.h. den Verlust an Menschenleben und materiellen Schäden“ (Mertsch 2004: 34-35). Aus dieser objektiven Sichtweise bezeichnet die Risikobewertung die Überprü-fung, ob berechnete Risiken über oder unter festgelegten Schutzzielen liegen. Die Schutzziele sind wert- und zeitvariabel und werden immer wieder den aktuell ge-gebenen Ansprüchen der Gesellschaft sowie demographischen, wirtschaftlichen, finanziellen und technischen Möglichkeiten angepasst (Ammann 2004: 263).

Die Anwendung des objektiven, probabilistischen Risikobegriffs hat nach Dikau (2008) bei extremen Ereignissen jedoch ihre Grenzen:

„Der probabilistische Risikoansatz ist im Grunde nur dann sinnvoll anwendbar, wenn sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch das Aus-maß des Schadens empirisch bestimmt werden können. Wenn das Ereignis jedoch

sehr selten eintritt (z. B. eine Reaktorschmelze oder eine Tsuna-miwelle von 50m Höhe),

nicht ausreichend empirisch beobachtet werden kann (z. B. die

Page 14: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

13

Materialermüdung einer Reaktordruckleitung oder der Spannungs-aufbau in der Erdkruste),

ein episodisches Auftreten aufweist (z. B. ein Erdbeben oder ein Bergsturz),

nicht eindeutig einer Ursache zugeordnet werden kann (also keine identifizierbare Ursache-Wirkungs-Beziehung hergestellt werden kann),

dann wird die Risikoquantifizierung von höchster Unsicherheit bestimmt sein“ (Dikau 2008: 54).

Als Antwort und Kritik an der objektiven Auffassung des Risikos entwickelte sich der soziologische Risikobegriff. Nicht die Perspektive des Entscheiders, der seine Entscheidungen anhand formaler Kriterien über eine Risikoformel trifft, soll im Mit-telpunkt stehen, sondern der Umgang mit Sicherheit und Unsicherheit in der Ge-sellschaft (Dikau 2008: 55). Sozialwissenschaftler betonen, dass eine Gefahr dann zu einem Risiko wird, wenn eine eigene Entscheidung getroffen wird, sich einem gefährlichen Prozess und dem potenziellen Schaden auszusetzen. Das heißt „Ri-siken geht man durch Entscheidungen ein, Gefahren ist man ausgesetzt“ (Reese-Schäfer 1996: 84; zitiert nach Markau 2003: 20). Der Entscheidungsbegriff setzt hierbei auch das Vorhandensein von Alternativen voraus. Ein Risiko eingehen heißt eine Entscheidung zu treffen, sich einer gefährlichen Situation auszusetzen und damit gleichzeitig die damit verbundenen Vorteile und Chancen zu nutzen (Dikau 2008: 53; Plapp 2003: 5; Luhmann 1993: 143).

Die subjektive Risikobewertung ist ein Prozess, der sich gliedert „in eine Wahr-nehmungsphase (Perzeption), in der Risiken identifiziert, analysiert und formuliert werden und eine Evaluationsphase, in der Alternativen entworfen und bewertet sowie Handlungen entschieden werden“ (Markau 2003: 23). Beide Phasen sind im Alltag nicht zu trennen, da sie unbewusst und teilweise auch gleichzeitig ablaufen (Plapp 2003: 21). Auf die Risikowahrnehmung wirkt eine Vielzahl von Faktoren ein. Ähnliche bisherige Erfahrungen, gemeinsame gesellschaftliche und politische Werte einschließlich der entworfenen Leitbilder für die Zukunft der Gesellschaft, die Bewertung von politischen Entscheidungsprozessen, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in Institutionen sowie der Zugang zu Informationen schaffen dabei ein ähnliches Risikobewusstsein (Schlepütz 2004: 10; Nowotny 1993: 290–292). Soziale Gruppen mit einem gemeinsamen Erfahrungs- und Interessenszusam-menhang weisen oftmals ähnliche Sichtweisen und Bewertungsmaßstäbe auf, die sich auch in der Wahrnehmung des Risikos widerspiegeln (Hellmuth Lange, pers. Komm.).

Die subjektive Risikoeinschätzung kann zu einem anderen Ergebnis kommen als die scheinbar wissenschaftliche, objektive Betrachtungsweise (Mertsch 2004: 34). Im Vergleich zur objektiven Bewertung erscheint die subjektive Bewertung eines Risikos oftmals falsch. So wird das Hochwasserrisiko aufgrund von aktuellen Er-fahrungen, z. B. zwei sehr hohe Fluten innerhalb weniger Jahre, oftmals über-schätzt. Ebenso werden seltene, aber gewaltige Naturereignisse in ihrem Scha-denspotenzial von Menschen häufig zu hoch bewertet (Pohl 1998a: 157). Jedoch

Page 15: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

14

führt auch die objektive Risikobewertung nicht zu einem „richtigen“ Ergebnis. Vor allen Dingen bei der Ermittlung der Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. der Gefähr-dung treten große Unsicherheiten auf (Merz 2008: 8; Reese et al. 2003: 145-146). Zudem unterliegt auch der „objektive“ Wissenschaftler spezifischen Interessen sowie kognitiv-psychologischen Prozessen; seine Bewertung ist damit nur schein-bar objektiv (Ratter et al. 2009: 55).

Die unterschiedliche Risikokonstruktion in der Öffentlichkeit, im politisch-administrativen System und in der Wissenschaft, sowie deren interne Heterogeni-tät bergen ein Konfliktpotenzial. Von der Gesellschaft mitgetragene risikopolitische Entscheidungen können nicht allein mit einem formalen Ansatz getroffen werden, gruppenspezifische und individuelle Risikobewertungen der Gesellschaft müssen berücksichtigt werden (Schuchardt et al. 2008: 43). Damit dies gelingt, muss ein gesellschaftlicher Kommunikations- und Aushandlungsprozess angestoßen wer-den (Schuchardt et al. 2008: 43).

2.2 Der Akzeptanzbegriff

Die Akzeptanzforschung ist ein relativ neues Themenfeld. Der Begriff der „Akzep-tanz“ tritt erst seit den 1980er Jahren vermehrt in Erscheinung. Bis dahin war er in wichtigen Wörterbüchern und Enzyklopädien wie z. B. im Duden oder im Brock-haus nicht aufgeführt (Schlepütz 2004: 21).

Akzeptanz drückt Anerkennung, Zustimmung, Befürwortung und Bestätigung be-zogen auf Einstellungen, sowie auf Mitmenschen und deren Meinungsäußerungen aus (Lucke 1995: 35). Akzeptiert werden können auch Gesetze, Bauwerke, wis-senschaftliche und politische Projekte. Ebenfalls häufig wird Akzeptanz für Hand-lungen, Werte und Normen, Personen, Personengruppen und Sozialkategorien verwendet (Lucke 1995: 36). „Etwas akzeptieren“ bedeutet, sich etwas in einem Prozess anzueignen und (aktiv) zu befürworten. Der passive Begriff „Toleranz“ beschreibt eher die Duldung einer Tatsache (Lucke 1995: 64). Akzeptanzgrenzen sind ein individuelles Gut und nicht fest justiert (Weichselgartner 2001: 196). Die Gesellschaft, Institutionen, Parteien oder Interessensverbände beeinflussen die Akzeptanz und wirken auf Akzeptanzgrenzen ein, versuchen diese so zu verbrei-tern oder zu verschlanken.

Nach Lucke (1995: 89) wird unterschieden in das Akzeptanzsubjekt (z. B. betrof-fene Bürger) und das Akzeptanzobjekt (z. B. die Deichhöhe) die im Akzeptanzkon-text zusammengebracht werden. Demnach ist Akzeptanz ein Prozess, der sich zwischen Akzeptanzsubjekt und Akzeptanzobjekt vor einem spezifischen Akzep-tanzkontext abspielt (Pfeil 2000: 13). Der Akzeptanzkontext kann eine räumliche Ebene sein, sich aber auch durch soziale, kulturelle, gesellschaftliche, technische, rechtliche und politische Faktoren bilden (Lucke 1995: 89).

Page 16: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

15

Abbildung 2: Akzeptanzbegriff nach Lucke (eigene Darstellung)

2.3 Risikoakzeptanz

Die Risikoakzeptanz gibt die Antwort auf die Frage „Was darf passieren?“ (Kien-holz 2004: 250). In der Literatur wird dabei, analog zum subjektiven und objektiven Risiko, zwischen intuitiver oder formaler Risikoakzeptanz unterschieden (Plattner et al. 2006: 471). Schlepütz (2004) definiert in ihrer Arbeit zur Risikoakzeptanz von Hochwasserschutzmaßnahmen in Köln die intuitive Risikoakzeptanz wie folgt:

„Die Risikoakzeptanz ist das Ergebnis komplizierter, rational wie emotional vollzo-gener Wertungs- und Entscheidungsprozesse gegenüber Risiken, bei denen die erwarteten Implikationen, ihre Unbestimmtheiten und ihre Auftretens- bzw. Ein-trittswahrscheinlichkeiten individuell gewichtet werden und mit anderen Faktoren (vor allem gesellschaftlich-kulturellen) zu einem Gesamturteil verschmelzen. Es kommt zu einer Güterabwägung zwischen dem subjektiv gewichteten angestreb-ten Nutzen und den möglichen Gefahren. Diese Wahrnehmung führt entweder zur Akzeptanz, auch in Form einer Duldung, oder der Ablehnung des Risikos oder bestimmter Schutzmaßnahmen“ (Schlepütz 2004: 25).

Dieser Prozess, in dem vor dem Hintergrund persönlicher, sozialer, kultureller, ökonomischer und politischer Einflussfaktoren ein ständiges Wahrnehmen und Beurteilen stattfindet, ist fortwährender Veränderung unterworfen. Von den Betrof-fenen werden zunächst, bewusst oder unbewusst, (Schutz-) Ziele definiert und dann überprüft, inwieweit sich das Akzeptanzobjekt mit diesen Zielen verträgt (Kienholz 2004: 250; Schlepütz 2004: 22–23). Ob damit das Risiko immer „richtig“ eingeschätzt wird, ist für die Untersuchung der Risikoakzeptanz nicht entschei-dend, für potenziell Betroffene eines Hochwasserereignisses ist diese wahrge-nommene Wirklichkeit die objektive Realität (Pohl 1998a: 155).

Die formale Risikoakzeptanz ist das Ergebnis einer formalisierten Risikobewer-tung. Sie wird hauptsächlich von öffentlichen Stellen genutzt (Plattner et al. 2006: 472). Aufgrund von Normen wird entschieden, ob ein Risiko als akzeptabel gilt oder nicht. Diese Normen werden auf Grundlage von gesellschaftlichen und politischen Werten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und juristischen Vorgaben gutachterlich bestimmt oder in einem Konsensfindungsprozess der betroffenen und involvierten Stellen und Behörden definiert (Renn et al. 2007: 90; Heinimann

Page 17: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

16

et al. 2005: 5, 27-28; Reese et al. 2003: Anhang B/o.S.). Im Idealfall erfolgt die Bestimmung des akzeptablen Risikos in einem politischen Meinungsbildungspro-zess zwischen Experten, Interessensgruppen und politischen Entscheidungsträ-gern (Plattner et al. 2006: 473; Heinimann et al. 2005: 5). Die formale Risikoak-zeptanz ist typenspezifisch und muss für jeden Risikotyp neu bestimmt werden (Heinimann et al. 2005: 28).

In Abgrenzung von der intuitiven Akzeptanz wird die formale Akzeptanz als Akzep-tabilität bezeichnet: „Mit Akzeptanz markierten wir die ‚Billigung’ einer Sache aus Sicht des von einer Entscheidung Betroffenen. Demgegenüber bezeichneten wir mit Akzeptabilität die ‚Zumutbarkeit’ im Sinne der Durchführbarkeit einer Sache aus der Sicht des Entscheiders“ (Weichselgartner 2001: 196).

Bislang besteht ein Mangel an Methoden, wie der gesellschaftliche Bewertungs-prozess hinreichend in die formale Risikoakzeptanz integriert werden kann (Ou-meraci et al. 2008: 4/TP4). Die Prozesshaftigkeit und die Menge der ermittelten Faktoren, die die Risikoakzeptanz beeinflussen, erschweren es, eine endgültige Methode zu entwerfen. Die Forschung hierzu sollte jedoch vorangetrieben werden, denn „solche Modelle [sind] hilfreich, da mit geringem finanziellen und zeitlichen Aufwand wichtige Informationen zur Risikoakzeptanz erhältlich sind“ (Plattner 2005: 16).

Eine transparente Definition der Akzeptanz „ist unverzichtbar, um abschließend Handlungsempfehlungen hinsichtlich optimierter Maßnahmen zur Risikobeherr-schung im Sinne einer integrierten Betrachtung im Klimawandel herleiten zu kön-nen“ (Oumeraci et al. 2008).

Viele bestehende Untersuchungen zur Risikoakzeptanz beziehen sich auf die Ge-fahren, die durch Technikrisiken verursacht werden (z. B. Gottschalk-Mazouz 2007; Zwick et al. 2002). Als Technikrisiken werden anthropogen verursachte Ri-siken bezeichnet, vor allem Risiken der Kernkraft, der Gentechnik, von Gefahren-stoffen oder Risiken, die durch die Einnahme von Medikamenten eingegangen werden. Auch der Klimawandel wird von vielen Autoren zu den nicht-natürlichen Risiken gezählt, da davon ausgegangen wird, dass die anthropogen entwickelten Technologien Ursache für diese Umweltveränderung sind (Wachinger & Renn 2010: 16).

Zur Untersuchung der Risikoakzeptanz von Naturgefahren liegt es zunächst nahe, Untersuchungsansätze aus der Akzeptanz von Technikrisiken zu übernehmen. Natürliche Risiken werden jedoch anders bewertet als Technikrisiken. Die Frage der Verursachung, der Freiwilligkeit der Risikoübernahme und der Verantwor-tungszuweisung machen hier einen entscheidenden Unterschied aus (Karger 1996: 1–2). Unabhängig von den immensen Zerstörungen, die natürliche Risiken anrichten können, ist das wahrgenommene Risiko durch sie relativ gering im Ver-gleich zur Wahrnehmung von technologischen Gefahren (Wachinger & Renn 2010: 18). Technische Risiken führen deshalb zu einem Unbehagen, weil die Ge-fahren die von ihnen ausgehen, oftmals nicht spürbar oder indirekt sind. Zudem ist tieferes Wissen notwendig, um ihre Funktionsweise zu verstehen (Wachinger & Renn 2010: 17). Natürliche Risiken schlagen hingegen unvermittelter und direkter

Page 18: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

17

zu und es gibt oftmals niemanden, der dafür zur Verantwortung gezogen werden kann (Wachinger & Renn 2010: 17).

Bei der objektiven Bewertung eines Risikos werden häufig die Kosten in Relation zum möglichen Nutzen gesetzt. Aus einer risikohaften Handlung im technischen Bereich lässt sich offensichtlicher ein (ökonomischer) Nutzen ableiten, als dies bei Naturrisiken der Fall ist (Wachinger & Renn 2010: 16). So sind Menschen zwar auch wegen eines ökonomischen Nutzens (z. B. durch den Besitz von landwirt-schaftlichen Flächen) bereit, sich einem Risiko auszusetzen, jedoch spielt auch der „emotionale Nutzen“ eine wichtige Rolle, der sich nur schwer messen lässt. Aufgrund einer engen Bindung zu ihrer Heimat sind Menschen z. B. bereit, Risiken durch Erdbeben, Dürre oder Überflutungen einzugehen (Wachinger & Renn 2010: 16).

Ansätze der Technikakzeptanz können dementsprechend nicht ohne Weiteres auf die Akzeptanz der Risiken aus Naturgefahren übertragen werden, insbesondere nicht, wenn mit ökonomischen Annahmen oder Risikovergleichen gearbeitet wird.

Im Sinne der Definition von Lucke ist bei der Untersuchung der Risikoakzeptanz als Akzeptanz von Hochwasser das Akzeptanzsubjekt der betroffene Bürger, das Akzeptanzobjekt ist das Hochwasser und der Akzeptanzkontext ist die Gesell-schaft (Abbildung 3).

Abbildung 3: Risikoakzeptanz von Hochwasser im Akzeptanzmodell (eigene Darstellung)

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Begriff „Risikoakzeptanz“ im Zusam-menhang mit Hochwasser auch anderweitig verwendet wird:

„Risikoakzeptanz“ als Akzeptanz des vorhandenen Hochwasserrisikos untersucht die Frage, inwieweit Betroffene akzeptieren, dass sie einem Ri-siko ausgesetzt sind. Ziel der Forschungsarbeit ist die Entwicklung von Me-thoden zur Steigerung des Risikobewusstseins (z. B. Geissler 2006; Motoyoshi 2006; Mertsch 2004). Das Akzeptanzsubjekt ist in diesem Fall der betroffene Bürger, das Akzeptanzobjekt ist das Risiko des Hochwas-sers, der Akzeptanzkontext ist die lebensweltliche Situation.

„Risikoakzeptanz“ als Akzeptanz von Schutzmaßnahmen untersucht die Akzeptanz der Anwohner für bestimmte Schutzmaßnahmen, z. B. Re-tentionsräume, Deiche oder Umsiedelung. Ziel ist die Steigerung der Ak-

Page 19: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

18

zeptanz, oftmals durch partizipative Planungen sowie eine Konfliktlösung zwischen Behörden und Anwohnern (z. B. Schlepütz 2004; Pfeil 2000). Ak-zeptanzsubjekt ist der betroffene Bürger, das Akzeptanzobjekt sind die Schutzmaßnahmen, der Akzeptanzkontext ist wiederum die gesellschaftli-che Wahrnehmung des Hochwasserrisikos.

2.4 Zieldefinition der Risikoakzeptanzanalyse

Um die richtige Methode zur Ermittlung der Risikoakzeptanz von Hochwasser auszuwählen, muss das Ziel der Untersuchung im Vorfeld definiert werden. Als Zielvorgaben sind sowohl inhaltliche Ziele des Prozesses zu benennen, als auch die Festlegung, welche Art von Ergebnis am Ende stehen soll.

Im Entscheidungsprozess eines Planungsvorhabens zum Küstenschutz bedeutet die Integration der Risikoakzeptanz zunächst, dass festgelegt werden muss, ob die Entscheidung unter Berücksichtigung der Akzeptanz oder der Akzeptabilität getroffen werden soll. Soll die Bevölkerung intensiv in den Prozess einbezogen werden und besteht eine Offenheit gegenüber unterschiedlichen Wertesystem und Argumenten, bietet sich die gemeinsame Ausarbeitung von Toleranzgrenzen und Akzeptanzniveaus mittels partizipativer Prozesse an (vgl. Renn 2011). Die Kom-munikation und die Berücksichtigung verschiedener Interessen kann dann dazu führen, dass die emotionale Ablehnung gegenüber Entscheidungen reduziert wird (Markau 2003: 38–39).

Ist das Ziel der Untersuchung der Risikoakzeptanz, die Bevölkerung in ihrer Ein-stellung zum Hochwasser besser einschätzen zu können, um so gezielte Maß-nahmen zu entwickeln, die die Anwohner akzeptieren, bzw. die ihre Handlungsfä-higkeit verbessern und so diffuse Ängste vor Hochwasser abbauen, sind wiede-rum andere Methoden gefragt. Um eine ehrliche Meinung der Bevölkerung zu er-halten, ist es in diesem Prozess besonders wichtig, zielgruppenspezifische Akzen-te in den Ermittlungsprozess der Risikoakzeptanz zu integrieren (H. Lange, pers. Komm.).

Das Anliegen der mittels der formalisierten Risikobewertung ermittelten Akzeptabi-lität ist es hingegen nicht, die Meinung der Öffentlichkeit fehlerfrei wiederzugeben. Sie möchte vor allem eine Möglichkeit eröffnen, mittels formalisierter Prozesse eine näherungsweise Beschreibung der Risikoakzeptanz zu ermöglichen, die öf-fentlichen Stellen eine gute und weniger aufwändige Möglichkeit bietet, wichtige Informationen zur Bewertung und Akzeptanz eines Risikos in die Risikoakzep-tanzanalyse und das Risikomanagement zu integrieren (Plattner 2005: 23).

Je nach Auftraggeber der Untersuchung der Risikoakzeptanz wird als Ergebnis der Risikobewertung ein numerischer oder ein qualitativer Risikograd des akzep-tierten Risikos erwartet (Markau 2003: 23): Versicherungen erwarten monetäre Einheiten als Ergebnis, während Bürgerinitiativen eher eine inhaltliche Einschät-zung und Beschreibung der Akzeptanz fordern. Ingenieure führen zur Ermittlung der Risikoakzeptanz mathematische Berechnungen durch, entwickeln Risikoak-

Page 20: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

19

zeptanz-Formeln und Akzeptanzfaktoren, mit denen die Risikoformel erweitert werden kann.

Sozialwissenschaftler schauen auf die gesellschaftlichen Prozesse, die die Risiko-akzeptanz beeinflussen und ziehen dafür Akzeptanzvergleiche und Rangfolgen der Akzeptanz zu Rate. Die Geographie steht genau in diesem Spannungsfeld, so dass ein eher humangeographischer Ansatz zu einer verstärkten Auseinanderset-zung mit den Prozessen der Risikoakzeptanz führt und zu sozialwissenschaftli-chen Methoden tendiert, während der Blickwinkel der physischen Geographie sich vorrangig mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten und den Abläufen von Hochwas-sern beschäftigt und sich von daher auch der Frage der Akzeptanz eher aus for-maler Perspektive nähert.

Jedoch auch dann kann die Zielvorgabe vielfältig sein: sollen Prozentangaben be-stimmter Risikoakzeptanzaspekte ermittelt werden (z. B. 90% der Anwohner ak-zeptieren 1x im Jahr ein Hochwasser in Gummistiefelhöhe vor ihrer Haustür), sol-len verschiedene Hochwasserscheitelhöhen auf ihre Akzeptanz hin untersucht werden (z. B. in Szenario C ist eine maximale Sturmflut von 9,30m zu erwarten, ist dies für die potenziell Betroffenen noch im akzeptablen Bereich), oder sind be-stimmte Schadenserwartungen oder Eintrittswahrscheinlichkeiten auf ihre Akzep-tanz hin zu untersuchen.

Eine klare Zielformulierung, warum die Risikoakzeptanz untersucht werden soll und welches Ziel damit verfolgt wird, ist aufgrund der Vielfalt an Ansätzen und Möglichkeiten unerlässlich. Nur dann kann die für dieses Ziel am besten geeignete Methode entwickelt werden und die Ermittlung der Risikoakzeptanz letztendlich zum gewünschten Ergebnis führen.

2.5 Rahmenbedingungen: Staatliche Aufgaben und persönli-che Absicherung

Die Anwohner der Küstenregionen Norddeutschlands und der Elbe werden von staatlicher Seite bestmöglich gegen Hochwasser geschützt, eine hundertprozenti-ge Sicherheit kann jedoch auch im besten Falle vom Staat nicht gewährleistet werden: „Ein absoluter Schutz wird aber nie möglich sein. Wie alle technischen Bauwerke ist auch eine Küstenschutzanlage mit einem Restrisiko behaftet. Dieses muss im Rahmen des Machbaren verringert werden. Das Restrisiko wird durch Sicherheitsstandards quantifiziert, wobei der anthropogene Klimawandel und sei-ne möglichen Konsequenzen explizit berücksichtigt werden“ (LKN-SH 2010).

Die Grenzen der Sicherheit vor Naturgefahren werden von behördlicher Seite in Schutzzielen oder Bemessungsereignissen definiert, deren Zweck es ist, Grenz-werte für Schutzanstrengungen zu bestimmen (Ammann 2004: 262). Idealerweise wird mit den Schutzzielen das aktuell gesellschaftlich akzeptierte Risikoniveau in Normen und Vorgaben verankert. So spricht sich der Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein explizit dafür aus, dass Sicherheitsstandards nicht rein technisch entwickelt werden dürften, sondern ein „akzeptabler Sicherheits-standard“ für den Küstenschutz gefunden werden müsse:

Page 21: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Begriffe, Ziele, Rahmenbedingungen

20

„Eine schwerste denkbare Sturmflut lässt sich daher nicht ermitteln. Außerdem besteht bei Deichen ebenso wie bei allen technischen Bauwerken eine gewisse Versagenswahrscheinlichkeit. Aus diesen Gründen können Deiche keine absolu-te Sicherheit gegen Überflutungen bieten. Vielmehr muss ein akzeptabler Sicher-heitsstandard gefunden und definiert werden“ (MLR 2001: 24).

Der Schutz vor Naturgefahren steht auch immer in Konkurrenz zu anderen An-sprüchen an die personellen, wirtschaftlichen und finanziellen Ressourcen einer Stadt oder eines Landes (Ammann 2004: 262). Im Generalplan Küstenschutz für Schleswig-Holstein werden die Schutzziele nach Prioritäten geordnet. Demnach hat der Schutz von Menschen und ihren Wohnungen durch Deiche und Siche-rungswerke oberste Priorität. Anschließend folgen Landflächen und Sachwerte. Unbedeichte Küsten werden dann gesichert, wenn Siedlungen oder wichtige Infra-strukturanlagen vom Küstenabbruch bedroht sind (MLR 2001: 6–7).

Die Festlegung der staatlichen Aufgaben findet sich in Gesetzestexten wieder. Zum einen ist hier bundesweit das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) von 2009 bin-dend, zum anderen gibt es Gesetze auf Länderebene. Für Hamburg ist dies das Hamburgische Wassergesetz (HWaG), für Schleswig-Holstein das Landeswas-sergesetz (LWG).

Laut WHG (§73, Absatz 1) sind Behörden verpflichtet, das Hochwasserrisiko zu bewerten und Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko auszuweisen. Zudem müssen Risikomanagementpläne erstellt werden, die dazu dienen „die nachteili-gen Folgen, die an oberirdischen Gewässern mindestens von einem Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit und beim Schutz von Küstengebieten mindestens von einem Extremereignis ausgehen, zu verringern, soweit dies möglich und ver-hältnismäßig ist“ (WHG, §75, Absatz 2). Zudem sollen Maßnahmen zur Verminde-rung der Hochwasserwahrscheinlichkeit getroffen werden (WHG, §75, Absatz 2).

Die Verantwortung liegt jedoch nicht allein beim Staat. Sowohl nach WHG (§5, Absatz 2), als auch nach HWaG (§ 52, Absatz 2) sind alle Personen verpflichtet, sich im Rahmen ihrer Möglichen und des Zumutbaren gegen Hochwasserfolgen zu schützen und Maßnahmen zur Schadensminderung zu treffen. Daraus folgt, dass weder der Staat, noch die Länder oder Gemeinden im Schadensfall an priva-ten Gebäuden und Grundstücken haften. Rechtsansprüche auf finanzielle oder sonstige staatliche Unterstützung bestehen nicht, der Bürger ist verpflichtet, sich selbst ausreichend vor Hochwasser und deren Folgen zu schützen (LSBG 2009: 39).

Im Bereich der privaten Vorsorge stehen neben persönlichen Schutzmaßnahmen vor allem private finanzielle Rücklagen zur Verfügung. Im Gegensatz zu Fluss-hochwassern, bei denen unter bestimmten Bedingungen Elementarschadensver-sicherungen angeboten werden (LSBG 2009: 39), werden Versicherungen für Schäden durch Sturmfluten nicht angeboten (Knieling et al. 2009: 19; Reese et al. 2003: 48). Versicherungen sind nicht bereit, die hohen Schadenssummen, die bei einem solchen Extremereignis drohen, zu tragen. Das mögliche Schadenspotenti-al bei einer Sturmflut in Hamburg wird auf über 10 Milliarden Euro geschätzt (Knie-ling et al. 2009: 19). Nach Aussagen der Versicherungswirtschaft sind jedoch be-

Page 22: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

21

reits Schadenssummen ab 5 Mrd. Euro im Rahmen eines einzelnen Ereignisses für eine Versicherung nicht tragbar. Die Prämienforderung des Versicherungsun-ternehmers wäre so hoch, dass sich kaum Personen finden würden, die bereit sind eine solche Prämie zu zahlen (Knieling et al. 2009: 19).

3 Schäden durch Hochwasser

Zur Ermittlung der Risikoakzeptanz von Hochwasserrisiken wird sowohl die Ak-zeptanz der Überflutungswahrscheinlichkeit (Tolerable flooding probability) als auch die Akzeptanz der Schäden durch Hochwasser (Tolerable damages and losses) untersucht (Oumeraci 2005: 168). Bei der Untersuchung der Akzeptanz der Schäden wird ermittelt, ob und in welchem Umfang akzeptiert wird, dass per-sönliche oder gesellschaftliche Werte zerstört werden oder Menschen zu Schaden kommen. Dabei reicht es nicht aus, die direkten Wirkungen der Flut zu beachten. Auch zeitlich nachfolgende und räumlich entfernte Konsequenzen der Überflutung sind für Akzeptanzaspekte von entscheidender Bedeutung.

Die Vielfalt an Schäden in Folge eines Hochwassers ist nahezu unbegrenzt. Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, werden bei der Erfassung mögliche tangible und intangible Schäden aufgenommen.

Abbildung 4: Unterscheidung in direkte/indirekte und tangible/intangible Schäden bei Überflutungen (aus Kaiser 2006: 67)

Vor allem die Erfassung und Bewertung intangibler Schäden ist dabei eine Her-ausforderung, da sich diese meist nur schwer bewerten lassen (Oumeraci 2004: 12) und deswegen oftmals nur in ihrer Anzahl oder deskriptiv erfasst werden (Reese et al. 2003: 47).

Die Analyse möglicher Schäden in einem Gebiet erfolgt über eine Vulnerabilitäts-analyse. Aufgrund der Komplexität der Wertestrukturen und des Umfangs an Wer-ten ist es jedoch kaum möglich alle Risikoelemente in einem Gebiet vollständig zu bestimmen.

Page 23: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

22

Neben Aufwands- und Kostenaspekten sind limitierende Faktoren z.B. schwer zu bewertende Folgen für das Ökosystem oder auch Auswirkungen auf individuell wahrgenommene Werte wie z. B. kulturhistorisch bedeutsame Elemente. Wegen des großen Aufwandes sind es vor allem die intangiblen und sozialen Faktoren, die indirekten Folgen sowie ökologische und kulturelle Güter, die nicht vollständig erfasst werden (Kaiser 2006: 110; Reese et al. 2003: 46; Liebermann & Mai 2002: 5).

3.6 Tangible Schäden

Die offensichtlichsten tangiblen Schäden eines Hochwassers sind die Zerstörun-gen von Kapitalwerten. Deren Wiederherstellung oder Neukauf ist mit Kosten ver-bunden. Private und öffentliche Gebäude, Verkehrswege und Industrieanlagen können vom Wasser oder der damit verbundenen Erosion zerstört werden (Kaiser 2006: 152). Hinzu kommt der Verlust oder die Beschädigung von privaten Gütern (Konsumgütern) wie Autos, Möbel etc. und Wirtschaftsgütern wie Maschinen und Erzeugnissen. Auch Ernte- und Viehverluste sowie Schäden in Forsten zählen zu den direkten tangiblen Schäden (Kaiser 2006: 67).

Indirekte tangible Schäden wirken sich hingegen zeitlich und regional weiter aus, als die eigentliche Flut reicht (Merz 2008: 8). Es wird davon ausgegangen, dass die indirekten Kosten eines Großereignisses um den Faktor 2,5 höher sind als die direkten Schadenskosten, zudem steigen bei Großereignissen die indirekten Schäden nicht linear, sondern überproportional an (Heinimann et al. 2005: 22).

Beispiele für indirekte Schäden können Produktionsausfälle in beschädigten Fab-riken, Änderungen im Beschäftigungsverhältnis der Angestellten, Folgen für Liefe-ranten ortsansässiger Unternehmen oder Verluste von Marktanteilen wegen ver-späteter Lieferungen sein (Ammann 2004: 260). Es kommt zu Problemen, die sich von dem betroffenen Unternehmen aus entlang der Wertschöpfungskette ausbrei-ten (Elsner et al. 2005: 49). Als Folge können sich Investitionen in der Region ver-ringern und die Bruttowertschöpfung reduzieren (Kaiser 2006: 67). In einer Küs-tenregion, die stark vom Tourismus abhängig ist, wirken sich Überflutungen und Stranderosionen doppelt aus. Zum einem geht es um den direkten Verlust z. B. von Strandflächen und Infrastruktur, zum anderen aber auch um die Wahrneh-mung der Touristen, die diese Region aus Angst vor der Naturgefahr oder Sorge um das Fehlen der touristischen Infrastruktur zunächst meiden werden und damit der Tourismusbranche ökonomische Verluste bescheren (Kaiser 2006: 152).

Zu indirekten tangiblen Schäden zählen auch Kosten von Rettungsmaßnahmen aufgrund der Flut sowie die Kosten der Maßnahmen, die getroffen werden, um stärkere Flutschäden zu vermeiden (Kaiser 2006: 67). Im Nachgang eines Groß-ereignisses werden Risiken häufig überschätzt. Hieraus können „zu teure“ Schutzanlagen bzw. das Verlangen nach übertriebenen und ineffektiven Schutz-maßnahmen resultieren (Heinimann et al. 2005: 22). Auch Kosten die durch die Entwicklung von neuen Gesetzen in Folge eines Ereignisses entstehen, gehören zu den indirekten Schäden (Heinimann et al. 2005: 22).

Page 24: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

23

In Deutschland existieren kaum Erfahrungen hinsichtlich der Konsequenzen einer Überflutung für die Vermögens- und Wertschöpfungskette, die über direkte Ver-mögensschäden hinausgeht (Elsner et al. 2005: 52). Die aufkommenden Belas-tungen müssen privat getragen werden, da keine Versicherungen für Schäden aus Sturmfluten existieren (Knieling et al. 2009: 19). Bei öffentlichen Gebäuden und Verkehrsanlagen wie Straßen oder Bahnstrecken wird jedoch vor allen Dingen die öffentliche Hand belastet.

Die Schadenssummen, die aus Naturgefahren resultieren, stiegen in den vergan-genen Jahrzehnten immer weiter an. In Europa sind hierfür eine immer dichtere Besiedelung, die stetige Wertsteigerung von Gebäuden, Sachwerten und Infra-strukturanlagen, zunehmender Verkehr, steigende Ansprüche an Mobilität, Ener-gieversorgung und Kommunikation und die stärkere globale Vernetzung des Wirt-schaftslebens verantwortlich (Ammann 2004: 259).

3.7 Intangible Schäden

Als intangible Schäden werden Verluste bezeichnet, die sich nicht oder nur schwer in monetären Werten ausdrücken lassen. Hierzu gehören z. B. Tod, Verletzungen, Gesundheitsbeeinträchtigungen, psychologische Folgen, Stress, Verlust von Erin-nerungsstücken, Umweltschäden und kulturelle Verluste (Oumeraci 2004: 12–13; DEFRA 2000: 24). Auch Beeinträchtigungen im Alltag durch den Ausfall und das Nicht-Nutzen-Können der Infrastruktur ist eine intangible Folge des Hochwassers. Betroffen sind z. B. Straßen, Eisenbahnlinien, Flughäfen, Stromversorgung, Was-serversorgung und Müllabfuhr, aber auch Wohnflächen, Industrieanlagen und La-gerflächen. Für die Frage der Akzeptanz spielt das Ausmaß und die Dauer der Beeinträchtigung eine wichtige Rolle.

Während ein Teil der intangiblen Schäden bereits während des Hochwassers auf-treten können, treten andere intangible Folgewirkungen erst lange nach dem Er-eignis auf. Hierzu gehören z. B. Auswirkungen auf den „Ruf“ einer Region, Migra-tion, oder die Unannehmlichkeiten beim Wiederaufbau (Kaiser 2006: 67).

Da die (monetäre) Bewertung menschlichen Lebens aus ethischer Sicht eine kaum lösbare Aufgabe darstellt, gehören Personenschäden zu den intangiblen Schäden. Eine realistische Prognose, wie viele Verletze und Todesopfer bei einer Flutkatastrophe zu erwarten sind, ist jedoch praktisch unmöglich (Elsner et al. 2005: 30). Dies hängt damit zusammen, dass Ertrinken und sich Verletzen nicht nur eine Folge der Überflutungs-Charakteristik (Tiefe, Ablauf, Anstieg des Hoch-wassers) ist, sondern auch von Vorwarnungen, Evakuierungen und anderen risi-koreduzierenden Maßnahmen abhängt. (Oumeraci 2004: 12).

Zu den intangiblen Schäden, die eine Person erleiden kann, gehören auch emoti-onale und psychische Folgen. Untersuchungen in England und den USA haben ergeben, dass der Stress, der während und nach einer Überflutung auftritt, zu starken physischen und psychischen Gesundheitsschäden führen kann. Grund hierfür sind Angst und Sorge im Vorfeld einer Überschwemmung, das Erleben der Flut selbst, eine mögliche Evakuierung, die eventuell länger andauernde

Page 25: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

24

Unbewohnbarkeit des eigenen Hauses, die Belastung durch Aufräumarbeiten, Auseinandersetzungen mit Versicherungen und staatlichen Stellen, Verlust von Eigentum und persönlichen Erinnerungsstücken mit hohem finanziellen oder ideel-len Wert (Elsner et al. 2005: 31). Während die physischen Verletzungen meist während der Flut auftreten, werden psychische Folgewirkungen häufig erst nach Ende der eigentlichen Flut erkennbar. Angstzustände, Wahnzustände, Verhal-tensprobleme und Schlafstörungen können Folge eines unverarbeiteten Schocks sein (Beckmann et al. 2007: 114).

Der Schaden am ökologischen Lebensraum durch Hochwasser ist nicht nur für die Natur an sich bedeutsam, sondern auch für den Menschen (Kaiser 2006: 153). Die Regulierungs-, Produktions-, Nutzungs- sowie Informationsfunktionen, die dem Ökosystem zugeschrieben werden, stellen sich im Bezug auf Küstenlandschaften wie folgt dar:

Tabelle 1: Funktionen von Küstenlandschaften (aus Elsner et al. 2005: 60)

Regulierungsfunktion Produktions- und Nutzungs-

funktion Informationsfunktion

Regulation der lokalen Energie- und Stoffbilanz

Regulation der chemischen Zu-sammensetzung von Wasser und Sediment

Regulation des Wasseraustau-sches zwischen Land und Meer

Regulation von Erosions- und Sedimentationsprozessen

Schutz vor Sturmfluten

Speicherung bzw. Verteilung von Nährstoffen und organischer Substanz

Regulation der biotischen Nah-rungsnetze

Nähr- und Schadstofffilterung

Erhalt von Lebens- und Aufwuchsräumen

Erhalt der Artenvielfalt

Produktion von Sauerstoff

Produktion von Trink- und Brauchwasser

Produktion pflanzlicher und tierischer Nahrung

Produktion von Rohstoffen, Baumaterial etc.

Produktion biologisch-genetischer Ressourcen

Raum- und Ressourcen-angebot für menschliches Le-ben, Wohnen und Wirtschaf-ten

Raumangebot für Küsten-schutzinfrastruktur

ästhetische Information

spirituelle und religiöse Informationen

historisch- kulturelle Infor-mation

erzieherische und wissen-schaftliche Funktion

Bei einer Überflutung wird dieses Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen. Es kann z. B. zur Kontaminierung des Grundwassers, Verlust eines funktionierenden und intakten Ökosystems (z. B. der Produktion von Bio-Gemüse, Unterbrechung des Erntezyklus, physikalische Umstrukturierung des Bodens, Einschränkung der Bio-diversität und Verlust der natürlichen Anmutung der Umwelt) kommen (Oumeraci 2004: 13). Zudem ist ein intaktes Ökosystem wichtig für einen, in Küstenregionen oftmals sehr wichtigen, funktionierenden Tourismus. Ist die Landschaft zerstört oder beschädigt, verliert das Gebiet an Attraktivität und Reiz, die Besucherzahlen gehen zurück.

Page 26: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

25

Hochwasser verursacht zudem Schäden am kulturellen und geschichtlichen Erbe einer Region, z. B. an Kulturgütern wie archäologischen Stätten, der Architektur oder an Gemälden. Mit dem direkten materiellen Schaden geht auch ein ideeller und gesellschaftlicher Verlust einher (Dassanayake et al. 2010: 17; Elsner et al. 2005: 33).

Intangible Schäden können langfristig Menschen stärker belasten als tangible Schäden. Bislang ist eine Integration in die Vulnerabilitätsanalyse jedoch schwie-rig, da keine ausreichenden Methoden und Bewertungsmodelle für intangible Schadenskategorien zur Verfügung stehen (Beckmann et al. 2007: 117; Oumeraci 2004: 12–13; DEFRA 2000: 24). Oftmals wird der Ansatz „willingness to pay“ ge-nutzt (Dassanayake et al. 2010: 22), mit dem der Betrag ermittelt wird, den eine Person bereit ist zum Erlangen eines Ziels, z. B. Reduzierung des Risikos, zu zah-len (DEFRA 2000: 80). Somit wird z. B. der „Wert“ eines Menschenlebens mit Werten zwischen 1 und 10 Millionen US$ angegeben (Oumeraci & Kortenhaus 2002: 10).

Um einen Vergleich von tangiblen und intangiblen Schäden zu ermöglichen, wer-den im Projekt XtremRisK Methoden entwickelt, mit denen intangible Schäden ebenfalls in monetären Größen ausgedrückt werden können. Da dies nicht direkt geschehen kann, werden verschiedene Bewertungstechniken angewandt (z. B. contingent valuation, travel cost, hedonic price, life quality index etc.) (Dassa-nayake et al. 2010: 66). Für Todesfälle und physische Verletzungen gelingt dieses Vorgehen bereits recht gut, für den Einbezug von psychologischen Belastungen, kulturellen und ökologischen Verlusten müssen jedoch neue, spezifische Metho-den entwickelt werden (Dassanayake et al. 2010: 70–74).

3.8 Resilienz

Die Folgen eines Hochwassers sind nicht nur von den hinterlassenen Schäden abhängig, sondern auch von der Regenerationsfähigkeit und Resilienz des Sys-tems. Damit ist die Fähigkeit des Systems gemeint, „sich nach einer Störung wie-der in einen stabilen Zustand zu begeben“ (Heinimann et al. 2005: 19). Diese Fä-higkeit kann massiv beeinträchtigt sein, wenn (Heinimann et al. 2005: 19):

„ein Großereignis dermaßen viel Schaden verursacht, dass die Resilienz des betroffenen Systems überfordert ist, oder wenn

mehrere Ereignisse in kurzen Abständen kumuliert aufeinander folgen, so dass die Regenerationsfähigkeit des Systems überfordert ist“.

So ist es vorstellbar, dass ein Großereignis die Zerstörung eines kompletten ge-sellschaftlichen Systems (z. B. einer Stadt oder eines Staates) zur Folge hat (Heinimann et al. 2005: 19).

Bezüglich des Regenerationsverlaufs nach einem Großereignis wird davon aus-gegangen, dass:

Page 27: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

26

1. die Regenerationsrate eines Systems geringer wird, wenn die Ausmaße der Konsequenzen eines Ereignisses (also direkte und indirekte Schäden) zu-nehmen;

2. nach einem Großereignis überproportional viel Zeit und Ressourcen einge-setzt werden müssen, um wieder in einem Vor-Ereignis-Zustand zu gelan-gen;

3. jedes System einen stabilen Bereich besitzt, in dem es sich selbst wieder regenerieren kann, sowie einen kritischen Übergangsbereich und einen in-stabilen Bereich, in dem es sich nicht selbstständig regenerieren kann (Heinimann et al. 2005: 19).

Kommt es während der Regenerationszeit eines Systems zu weiteren, auch klei-neren Schadensereignissen, so stören diese den Regenerationsprozess. Sie wer-fen das System zurück oder bringen es noch tiefer in den kritischen Bereich bzw. in den instabilen Bereich hinein (Heinimann et al. 2005: 20). Große Schadenser-eignisse in Kombination mit vorherigen oder folgenden großen und kleinen Scha-densereignissen bedürfen daher einer besonderen Betrachtung (Heinimann et al. 2005: 21). Als aktuelles Beispiel seien die Auswirkungen des Erdbebens und des darauf folgenden Tsunamis in Japan am 11. März 2011 genannt. Die Regenerati-on des Systems wird immer wieder durch darauffolgende Ereignisse gestört, etwa durch Nachbeben oder durch die Nach-und-nach Zerstörung der Atomkraftwerke von Fukushima. Es ist davon auszugehen, dass diese Folgeereignisse das Sys-tem immer wieder auf eine tiefere Regenerationsstufe zurückstufen. In welchem Stadium sich Teilsysteme momentan befinden und ob es Regionen gibt, die sich bereits in einem instabilen Bereich befinden, so dass sie sich nicht mehr selbst regenerieren können, ist bislang nicht abzusehen und wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Abbildung 5: Resilienz in einem System, dessen Regenerationsprozess durch ein Folgeereignis unterbrochen wird (aus Heinimann et al. 2005: 20)

Page 28: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Schäden durch Hochwasser

27

Auch Systeme, die von einer Reihe von kurz aufeinander folgenden, kleinen Schadensereignissen betroffen sind, bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit. Fallen die Folgeereignisse in die Regenrationszeit, so verlangsamt sich zum einen die Regeneration, zum anderen kann diese Verkettung ein System in den kriti-schen oder instabilen Bereich bringen. Da die Regeneration nun auf einem niedri-geren Niveau beginnt, ist das System anfälliger für weitere Schadensereignisse (Heinimann et al. 2005: 21–22). Um ein instabiles Stadium zu vermeiden, besteht für Staaten, Städte und Gemeinden deswegen die Notwendigkeit das Auftreten von Großereignissen und die Anhäufung von kleinen und mittleren Ereignissen sowie das Überschreiten von kritischen Schadenswerten zu verhindern (Heinimann et al. 2005: 22).

Page 29: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

28

4 Risikoakzeptanz von Naturgefahren

Die wesentlichen Erkenntnisse der Akzeptanzforschung entstammen den Sicher-heitswissenschaften sowie der Naturgefahrenforschung. Zur Untersuchung der Risikoakzeptanz von Naturgefahren sollen daher Erkenntnisse der Technikfolgen-forschung einbezogen werden. Auf den folgenden Seiten wird der Forschungs-stand zur Erklärung von Risikowahrnehmung und Risikobewertung dargestellt. Anschließend werden formale und deskriptive und partizipative Ansätze zur Ermitt-lung der Risikoakzeptanz vorgestellt.

4.9 Erklärungsansätze zur Risikoakzeptanz

Die Bewertung, Akzeptanz und Konsensbildung über Risiken steht im Mittelpunkt der gesellschaftswissenschaftlichen Risikoforschung. Eine vollständige, empirisch überprüfbare Theorie zu Risiko und Risikowahrnehmung konnte jedoch nicht ent-wickelt werden (Markau 2003: 26; Plapp 2003: 21–22).

Seit den 1960er Jahren haben sich drei Ansätze herauskristallisiert, die für ver-schiedene Forschungsperspektiven besser oder schlechter geeignet scheinen: der aus der Technikfolgenforschung stammende formal-normative Ansatz, der aus der Psychologie kommende psychologisch-kognitive Ansatz und der aus der Anthro-pologie hervorgegangene kulturell-soziologische Ansatz (Plapp 2003: 21–22; Bechmann 1993). Auch wenn die Ansätze in einer historischen Reihenfolge und teilweise aus der Kritik an vorhergehenden Ansätzen entstanden sind und somit oftmals der Eindruck entsteht, dass der eine Ansatz vom folgenden abgelöst wur-de, ist dies nicht der Fall.

Wenn in der empirischen Risikoforschung vor allen Dingen den psychologisch-kognitiven und den kulturell-soziologischen Ansätzen gefolgt wird (Plapp 2003: 21–22), so hat der formal-normative Ansatz insbesondere bei der Gewin-nung von Daten in den Naturwissenschaften, in den Ingenieurwissenschaften, bei Kosten-Nutzen-Überlegungen oder in der Versicherungswirtschaft seinen Platz (Markau 2003: 28; Weichselgartner 2001: 24–25).

In der geographischen Naturgefahrenforschung stand zunächst der reine Prozess der Naturgefahr im Mittelpunkt. Die Chicagoer Schule der Hazard-Forschung brachte in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Naturgefahr mit sozialen Aspekten in Verbindung (Markau 2003: 28). Die Wechselwirkung mit dem menschlichen Nut-zensystem, die Wahrnehmung von bereits aufgetretenen Naturereignissen sowie der individuelle Umgang des Einzelnen mit dem „natural hazard“ wurden zum For-schungsgegenstand (Plapp 2003: 23). Der Ansatz der Chicagoer Schule ist bis heute in der Naturgefahrenforschung präsent und weist große Gemeinsamkeiten mit dem psychologisch-kognitiven Ansatz auf (Markau 2003: 28).

Page 30: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

29

Abbildung 6: Historische Entwicklung der Erklärungsansätze zur Risikowahrnehmung (aus Heinimann et al. 2005: 50)

In den 1970er Jahren rückten soziologische Aspekte in den Fokus der Risikobe-trachtung (Markau 2003: 28). Die Auswirkungen von sozialen, ökonomische, kultu-rellen und gesellschaftlichen Strukturen und Bedingungen auf die Verletzlichkeit des Menschen, z. B. durch Naturgefahren, wurde in der Vulnerabilitätsforschung untersucht. Hier findet sich der soziologisch-kulturelle Risikoansatz wieder (Mar-kau 2003: 28).

Eine systematische quantitativ-analytische Betrachtung von Naturrisiken findet in der Naturgefahrenforschung erst seit den 1980er Jahren statt (Markau 2003: 28). Zur quantitativen Bestimmung von Vulnerabilitäten werden Methoden herangezo-gen, die in der Technikfolgenabschätzung entwickelt worden sind. Dabei etablierte sich auch hier die formal-normative Definition des Risikos als Produkt aus Scha-denserwartung und Eintrittswahrscheinlichkeit (Markau 2003: 28–29).

In Tabelle 2 findet sich ein Überblick über den formal-normativen, den psycholo-gisch-kognitiven und den kulturell-soziologischen Ansatz; in den folgenden Kapi-teln werden die Ansätze näher erläutert.

Page 31: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

30

Tabelle 2: Betrachtungsperspektiven in der Risikoforschung (aus Markau 2003: 27)

Formal-normativer An-satz

Psychologisch-kognitiver Ansatz

Kulturell-soziologischer Ansatz

Ziel Ermittlung des Risikos als ein universelles, generalisiertes Risikomaß zum Vergleich un-terschiedlicher Risikotypen

Ermittlung des individuell bewerteten Risikos und des wirklichen Entscheidungsver-haltens in Risikosituationen (Gewinn empirischer Daten)

Ermittlung des akzeptierten bzw. akzeptablen Risikos und der Faktoren durch die Meinungsdominanzen inner-halb sozialer Einheiten, Polari-sierungen und Konflikte ent-stehen

Disziplin Versicherungswirtschaft

Sicherheitswissenschaft

Psychologie

Sozialpsychologie

Soziologie

Kommunikationsforschung

Definition Objektives Risi-ko = Schadenserwartung x Wahrscheinlichkeit;

Auch: Erwartungswert des Produktes von Nutzen und Schaden (Entscheidungstheo-rie)

Subjektives Risiko als Ergeb-nis der individuellen Risiko-bewertung auf der Basis einer unmittelbaren Risikoerfahrung

Risiko ist ein Konstrukt aus zahlreichen gesellschaftlichen Faktoren, wie z. B. öffentli-cher Meinung, sozialstruktu-reller Position und Einstellung zu übergreifenden Werten (z. B. Zufriedenheit und Zu-kunftsaussicht)

Methodik Risikoanalyse als Kombinati-on aus:

Wahrscheinlichkeitsschätzung (Statistiken oder plausible hy-pothetische Wahrscheinlich-keiten)

Schadensschätzung auf Basis empirischer Daten; auch: Ska-lierung von Nutzen und Scha-den über individuelle Präfe-renzstrukturen

Ermittlung der Risikobewer-tung durch Befragungen

Analyse der Einflussfaktoren der Risikobewertung (psycho-logischer Ansatz)

Analyse der Risikoattitüden, der sozialstrukturellen Zuge-hörigkeit und der kommunika-tiven Interaktion der Einstel-lungsträger (sozialpsychologi-scher Ansatz)

Analyse der öffentlichen Meinungen und Einstellungen zu Risikofragen durch Befra-gungen

Korrelation der Meinungsver-teilungen mit sozialstrukturel-len Faktoren

Kritik Kein einheitliches Maß für Schadens- bzw. Nutzenaspekte

Oftmals keine empirischen Daten, daher nur subjektive Wahrscheinlichkeiten und un-sichere Schadensschätzung

Wissenschaftliche Evaluatio-nen für die Öffentlichkeit meist nicht nachvollziehbar

Akzeptanzrelevante Aspekte in der Zahl unendlich

Entfernung von einem einheit-lichen gesellschaftlich akzep-tierten Risikomaß

Gewichtung der identifizierten Risiko und Nutzenfaktoren je nach Grundeinstellung

Ermittlung der Risikoakzep-tanz und die Offenlegung der Möglichkeiten der Einfluss-nahme birgt die Gefahr, durch interessengeleitete Informati-on/ Kommunikation die Ak-zeptanz zu regulieren

Fazit Formales Risiko ist nur in Einzelfällen unter Nutzung empirisch gewonnener Kennt-nisse über Ereigniswahr-scheinlichkeiten und Scha-denshöhen abzuschätzen

Formales Risiko kann eine Basis für die Risikobewertung darstellen

Formaler Risikobegriff geht bei sehr hohen Gefährdungs-potenzialen an der öffentlichen Risikobewertung vorbei und findet daher wenig Vertrauen bzw. Akzeptanz

Psychologisch-kognitiver Risikobegriff berücksichtigt zwar individuelle Wahrneh-mungs- und Bewertungsaspek-te für einen subjektiven Ent-scheidungsakt, vernachlässigt aber die gesellschaftlichen und politischen Werte

Soziologischer Ansatz für die Ermittlung des zumutbaren und durchsetzbaren Risikoni-veaus bei Planungsvorhaben geeignet

Wissenschaft, Massenmedien und Politik beeinflussen hier-bei die Risiken- und Nutzen-diskussion, daher besteht auch die Gefahr der subjektiven Einflussnahme (Risiko wird akzeptabilisiert)

Page 32: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

31

4.9.1 Formal-normative Ansätze

In der formalen Betrachtungsweise der Risikoforschung wird das Risiko als ein objektives Risiko definiert. Es wird davon ausgegangen, dass sich ein Risiko ob-jektiv ermitteln lässt und somit ein Risikomaß gefunden werden kann, das einen Vergleich von verschiedenen Risikoarten ermöglicht (Markau 2003: 26; Weichsel-gartner 2001: 25). Die Idee besteht bei der formal-normativen Risikobetrachtung darin, mathematisch-formulierbare Gesetzmäßigkeiten zur sozialen Bewertung und Akzeptanz zu entwickeln, die in die politische Risikoplanung integriert werden können (Heinimann et al. 2005: II, Plapp 2003: 23). Vor allem der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Nutzen und dem damit verbundenen Risiko steht im Mittelpunkt des Interesses, wobei der Nutzen meist als ökonomische Größe und das Risiko in der Regel als Todeswahrscheinlichkeit bestimmt wird (Weichselgart-ner 2001: 26).

Erster wichtiger Vertreter dieses Ansatzes war Ende der 1960er Jahre der Ingeni-eur Chauncey Starr, der mit seiner Fragestellung „How Safe is Safe Enough?“ der Risikoforschung einen entscheidenden Anschub verlieh. Starr (1969: 1232) geht davon aus, dass sich die Gesellschaft durch Versuch und Irrtum und die daraus folgende Korrektur ein „historisch gesellschaftlich akzeptiertes Risikoniveau“ (Mar-kau 2003: 130) erarbeitet hat: „Our society historically has arrived at acceptable balances of technological benefit and social cost empirically – by trial, error, and subsequent corrective steps” (Starr 1969: 1232).

In einem Risikovergleich werden heute eingegangene Risiken mit in der Vergan-genheit akzeptierten Risiken verglichen. Diese Methode wird auch als Methode der verdeckten Präferenz (revealed preference approach) bezeichnet (Markau 2003: 130). Zur Entwicklung seines Ansatzes analysierte Starr historische Daten und kam zu folgenden Schlüssen (nach Slaby & Urban 2002: 2–3):

1. „Zwischen Risiken und Nutzen einer Aktivität gibt es einen tradeoff. Die An-nehmbarkeit eines Risikos entspricht ca. der dritten Potenz des Nutzens.

2. Die Bereitschaft, ein freiwilliges Risiko zu akzeptieren, ist ca. 1000-mal grö-ßer als die Bereitschaft, ein unfreiwilliges Risiko anzunehmen.

3. Ein Risiko ist umso weniger akzeptabel, je mehr Personen diesem ausge-setzt sind.

4. Als Maßstab für die Annehmbarkeit eines Risikos kann das statistische Ri-siko für den Tod durch Krankheit herangezogen werden“.

Starr benennt nicht, welche Entscheidungsmechanismen er der individuellen Risi-kobewertung zu Grunde legt; aufgrund seiner Texte kann jedoch von einer An-nahme der individuellen Nutzenmaximierung ausgegangen werden (Slaby & Ur-ban 2002: 3).

Fischhoff et al. (1978) wiederholten die Untersuchungen von Starr zum Zusam-menhang von freiwilligen und unfreiwilligen Risiken. Das Ergebnis ist in Abbil-dung 7 zu sehen. Die Ergebnisse ähneln denen von Starr: es besteht ein positiver

Page 33: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

32

Zusammenhang zwischen Nutzen und Risiko, bei gleichem Nutzen werden freiwil-lige Risiken eher eingegangen als unfreiwillige Risiken.

Abbildung 7: Vergleich von freiwilligen und unfreiwilligen Risiken (aus Fischhoff et al. 1979: 20) (X = freiwillige Risiken, = unfreiwillige Risiken, O = nicht eindeutig freiwillig oder unfreiwillig)

Jedoch stellten Fischhoff et al. (1978) auch fest, dass viele Risiken als unakzepta-bel hoch eingestuft wurden. Ein balancierter Ausgleich zwischen Kosten und Nut-zen hatte offensichtlich nicht überall stattgefunden (Fischhoff et al. 1978: 148). Sie übten umfangreiche Kritik an den theoretischen Überlegungen, die hinter dem An-satz von Starr stecken: „Although based upon an intuitively compelling logic, the method of revealed preferences has several drawbacks. It assumes that past be-haviour is a valid predictor of present preferences, perhaps a dubious assumption in a world where values can change quite rapidly” (Fischhoff et al. 1979: 32).

Dieser Kritikpunkt wurde in der Folgezeit von weiteren Wissenschaftlern aufgegrif-fen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung zu globalen Umweltverän-derungen geht inzwischen davon aus, dass ein historischer Vergleich zwischen Risiken nur dann sinnvoll ist, wenn „das risikobegründende Ereignis ein homoge-nes ist, welches darüber hinaus sehr häufig eintritt und gut beobachtet werden kann“ (Markau 2003: 130–131).

In Anbetracht der Forschung zur Psychologie der Entscheidungsfindung haben Fischhoff et al. (1979: 32) zudem Zweifel an der angenommenen Wahlfreiheit der Menschen sowie der Rationalität des Handelns, wenn Menschen Entscheidungen treffen. Der Ansatz von Starr gehe nicht nur davon aus, dass der Mensch vollstän-dig informiert sei, wenn er Entscheidungen trifft, sondern auch davon, dass er die-se Informationen optimal nutzt. Zuletzt gibt es Unbehagen mit den mathemati-schen Berechnungen in dem Ansatz von Starr, da sowohl die erwarteten Nutzen

Page 34: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

33

als auch die Kosten schwer zu definieren und mit großen Unsicherheiten belastet sind (Fischhoff et al. 1979: 32).

Auch wenn bis heute keine allgemein akzeptierte Theorie entwickelt wurde, wel-che die gesellschaftliche Risikoakzeptanz in eine wissenschaftliche Risikokalkula-tion einbettet, so wurde der „revealed preference approach“ jedoch zum Katalysa-tor für weitere Überlegungen der Risikoforschung, zur Untersuchung von Kriterien wie Nutzen, Kosten, Schaden und Sicherheit sowie sozialen Werten, die die Risi-koakzeptanz beeinflussen (Weichselgartner 2001: 26–27). Auch heute ist die Idee von einem mathematisch-formulierbaren Zusammenhang zwischen Risiko und Risikobewertung nach wie vor präsent. Sie bietet bei Planungsprozessen sowie dem Risikomanagement insbesondere der Verwaltung eine gute und weniger auf-wändige Möglichkeit, Informationen zur Bewertung und zur Akzeptanz einzubezie-hen (Plattner 2005: 16; 23).

4.9.2 Psychologisch-kognitive Ansätze

Ende der 1970er Jahre verdeutlichte die Sicherheitsdebatte um die Kernenergie die Grenzen des formalen Risikoansatzes. Der Unterschied zwischen dem formal errechneten und dem gesellschaftlich bewerteten Risiko wurde offensichtlich. Au-ßerdem unterlagen sowohl die Schadenswahrscheinlichkeit als auch die Scha-denserwartung großen Unsicherheiten. Vor allem die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zeigte die Diskrepanz zwischen dem Wahrscheinlichkeitskalkül der Anlagenbetreiber und den Ausmaßen des Ereignisses. Die Betrachtung der sub-jektiven Einschätzungen eines Risikos rückte in den Fokus. Zudem wurden die Optionen und Restriktionen des öffentlichen Handelns immer stärker von individu-ellen Risikobewertungen der Gesellschaft und weniger von einer objektiv-statistischen Risikobewertung geprägt. Ein quantitativ-analytischer Ansatz reichte nicht mehr aus, um risikopolitische Entscheidungen treffen zu können. Vielmehr sollte nun auch die individuelle Betrachtungsweise in den Umgang mit Risiken in-tegriert werden (Markau 2003: 129–131).

Paul Slovic, Baruch Fischhoff und Sarah Lichtenstein (1978) entwickelten aus der Kritik am Ansatz von Starr heraus einen psychologisch-kognitiven Ansatz der Risi-kobewertung. Sie gingen von der Beobachtung aus, dass Experten und Laien eine unterschiedliche Risikobeurteilung haben und stellten die These auf, dass es die Art und Weise der Wahrnehmung sei, die den Umgang der Laien mit dem Risiko bestimme (Heinimann et al. 2005: 1). Es gebe eine subjektive, individuelle Kom-ponente der Risikowahrnehmung und Risikobewertung, die nur unter den gegebe-nen Umständen und zum gegenwärtigen Zeitpunkt aktuell sei. Diese qualitativen Eigenschaften des Risikos bestimmen die Risikoakzeptanz, wobei sich die indivi-duelle Beurteilung vor einem breiten Horizont an psychologischen, sozialen, insti-tutionellen und kulturellen Faktoren abspielt (Slaby & Urban 2002: 61–62; Slovic 1992: 120).

Sie wandten sich gegen die Methode der „verdeckten Präferenz“ (revealed prefe-rence) und entwickelten die Methode der „offenbarten Präferenz“ (expressed pre-ference), in der durch direkte Befragung der Bevölkerung Daten zur Risikowahr-

Page 35: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

34

nehmung und -bewertung erhoben werden (Fischhoff et al. 1979: 32). Grundlage für ihre Ausführungen sind entscheidungstheoretische Modelle, die psychologisch-kognitiv erweitert werden (z. B. das von Tversky & Kahnemann (1979) entwickelte Prospect-Modell). Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den Faktoren, die diese Entscheidungsfindung beeinflussen (Weichselgartner 2001: 34). Hierfür soll-ten Befragte auf Skalen ihre Bewertung über die Gefährlichkeit, über Vorteile und Risiken von Aktivitäten, Produkten oder Technologien abgeben. Des Weiteren werden die Risikomerkmale untersucht. Hierzu gehört die persönliche Einschät-zung der Beherrschbarkeit des Risikos, das Verständnis der Schadenswirkung, die Freiwilligkeit der Risikoübernahme oder die persönliche Kontrollierbarkeit. Mit-tels einer Faktoren- oder Clusteranalyse werden diese Merkmale ausgewertet und die relevanten Einflussfaktoren bestimmt (Markau 2003: 131–132). Durch die Auswertung der Ergebnisse lässt sich belegen, dass die Risikobeurteilung von Laien ein mehrdimensionales Konstrukt ist, das nicht nur auf den Parametern Ein-trittswahrscheinlichkeit und Schaden beruht. Vielmehr gibt es sowohl qualitative als auch quantitative Merkmale, die die Risikowahrnehmung beeinflussen (Plapp 2003: 28). In der psychologischen Risikoforschung weisen neuere Erkenntnisse darauf hin, dass z. B. Emotionen bei der Risikowahrnehmung eine bedeutende Rolle spielen. Auf der neurobiologischen Ebene wird damit die Wahrnehmung als eine Wechselwirkung des rational-analytischen (kognitiven) und des intuitiv-emotionalen (affektiven) Systems erklärt (Heinimann et al. 2005: 49). Daraus ent-stehen neue Forschungsfelder, so dass sich altbekannte Forscher des psycholo-gisch-kognitiven Ansatzes wie z B. Slovic oder Löwenstein seit den 2000er Jahren mit Konzepten der „Affekt-Heuristik“ oder dem „Risiko als Gefühl“-Konzept befas-sen (Heinimann et al. 2005: 49).

Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte werden mit psychologisch-kognitiven An-sätzen schwerpunktmäßig Risikoquellen untersucht, die von Menschen selbst produziert werden, z. B. technische und chemische Risiken, später auch Umwelt-risiken. Risiken aus Naturgefahren werden eher weniger betrachtet (Plapp 2003: 27). Die Analyse der Risikobewertung mittels der Methode der offenbarten Präferenz hat jedoch auch ihre Schwachstellen. Werden in Studien Personen nach ihrer individuellen Bewertung von Risiken befragt, gilt es zu bedenken, dass Menschen im Alltag nach bestimmten Denkmustern, sogenannten Heuristiken handeln. Folgende Heuristiken sind für die individuelle Bewertung von Risiken ty-pisch (nach Markau 2003: 135):

Verfügbarkeitsheuristik: Ereignisse, an welche die Person Erinnerungen knüpft, werden als wahrscheinlicher eingestuft als solche, die weniger im Gedächtnis verfügbar sind.

Spielerfalle (aus Beobachtungen von Personen bei Würfelspielen entwi-ckelt): Menschen, die erst vor kurzem Opfer eines Ereignisses wurden, glauben nicht, dass sich in Kürze ein solches Ereignis wiederholt;

Prospekt-Theorie (Framing): Ereignisse werden als risikoreicher einge-schätzt, wenn sie negativ dargestellt werden (z. B. Angabe der Todesrate von 60 % anstelle der Überlebensrate von 40 %)

Page 36: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

35

Dem Ansatz der offenbarten Präferenz ist es mit seinen Untersuchungen gelungen zu belegen, dass Risikobeurteilungen für Laien nicht zu komplex und damit im Er-gebnis irrational sind (Plapp 2003: 28; Krohn & Krücken 1993: 28–29). Vertreter dieses Ansatzes plädieren deswegen dafür, dass die Risikobeurteilung der Bevöl-kerung in Entscheidungsprozessen ernst genommen wird (Krohn & Krücken 1993: 28–29).

Krohn & Krücken stellen jedoch auch fest, dass der Ansatz das selbstgesteckte Ziel „einigermaßen stabile Faktoren der Risikowahrnehmung zu finden, auf die auch eine Risikopolitik aufgebaut werden könnte, die auf die Einstellung der Be-troffenen abgestimmt und daher akzeptabel wäre“ (Krohn & Krücken 1993: 28) weitestgehend aufgeben musste. Je mehr Daten erhoben wurden, desto vielfälti-ger wurden die möglichen Einflussfaktoren. Es stellten sich nationale, regionale und lokale Unterschiede heraus, sozial veränderliche Faktoren wie Ausbildung und Einkommen beeinflussten die Risikobewertung und schließlich wurde die La-bilität von Werthaltungen erkannt. Es stellte sich heraus, dass sich Einstellungen zu verschiedenen Risiken im Laufe der Zeit änderten (Krohn & Krücken 1993: 28). Somit ist auch mit dem psychologisch-kognitiven Ansatz die Ermittlung einer uni-versellen Risikoformel oder auch nur eine längerfristige Akzeptanzprognose nicht möglich (Weichselgartner 2001: 64; Krohn & Krücken 1993: 28).

4.9.2.1 Dominante Faktoren

Im Rahmen des psychologisch-kognitiven Ansatzes ist eine Vielzahl an möglichen Einflussfaktoren auf die Risikowahrnehmung und Risikobewertung denkbar. Eine wichtige Aufgabe der Risikoforschung liegt darin, diese Faktoren aufzuspüren und zu ermitteln, welche eine besonders große Rolle spielen. Die Faktoren lassen sich in drei Gruppen einordnen: Risikomerkmale, Personenmerkmale und Umweltbe-dingungen (Markau 2003: 132).

Risikomerkmale

Die psychologisch-kognitive Forschung geht davon aus, dass es vor allen Dingen die Risikomerkmale sind, die die Risikowahrnehmung und Risikobewertung prä-gen. Slovic, Fischhoff und Lichtenstein identifizierten als wesentliche Faktoren die „Schrecklichkeit“ (dread risk) eines Risikos, die „Bekanntheit“ (familarity) eines Risikos sowie das „Ausgesetztsein“ (exposure) (Markau 2003: 132).

Mit dem Begriff „Schrecklichkeit“ wird das eingeschätzte Schadensausmaß eines Risikos beschrieben. Es beinhaltet eine Reihe von Risikoeigenschaften (nach Weichselgartner 2001: 34):

beherrschbar - nicht beherrschbar

nicht schrecklich - schrecklich

keine Gefahr einer globalen Katastrophe - Gefahr einer globalen Katastro-phe

Folgen nicht tödlich - Folgen tödlich

Page 37: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

36

Nutzen gerecht verteilt - Nutzen ungerecht verteilt

Schaden für ein Individuum - Schaden für viele

geringes Risiko für künftige Generationen - hohes Risiko für künftige Gene-rationen

leicht reduzierbar - schwer reduzierbar

Risiko nimmt ab - Risiko nimmt zu

freiwillig - unfreiwillig

Weitere Untersuchungen sind sich über die Stärke des Einflusses der Schreck-lichkeit auf die Risikobeurteilung uneinig. Während einige von ihnen zu dem Er-gebnis kamen, die Beurteilung eines Risikos erfolge bei Laien vor allen Dingen aufgrund der wahrgenommenen Schrecklichkeit eines Risikos und weniger auf-grund der erwarteten Eintrittswahrscheinlichkeit, sprechen andere dafür, dass die Wahrscheinlichkeit einen größeren Einfluss hat und sich Menschen z. B. eher ge-gen häufige kleine Schäden versichern als gegen Unfälle mit hohem Schaden aber geringer Häufigkeit (Markau 2003: 132).

Der Faktor „Bekanntheit“ beschreibt den gesellschaftlichen Bekanntheitsgrad ei-nes Risikos. Es wird davon ausgegangen, dass ein Risiko umso gefährlicher ein-geschätzt wird, je unbekannter es ist (Slovic 1987: 283). Zusammengefasst wer-den im Faktor „Bekanntheit“ folgende Merkmale (nach Weichselgartner 2001: 35):

wahrnehmbar - nicht wahrnehmbar

den Betroffenen bekannt - den Betroffenen nicht bekannt

unmittelbare Wirkung - verzögerte Wirkung

altes Risiko - neues Risiko

wissenschaftlich geklärt - wissenschaftlich nicht geklärt

Als dritter wesentlicher Risikofaktor benennt Slovic das „Ausgesetztsein“, das die Anzahl der betroffenen Menschen repräsentiert (Weichselgartner 2001: 35). Die Spannbreite reicht dabei von globalem Ausgesetztsein, z. B. beim Treibhauseffekt, bis hin zu einzelnen Akteuren, z. B. beim Klettern (Weichselgartner 2001: 35).

Persönliche Merkmale

In der zweiten Gruppe werden persönliche Begleitumstände für die Risikobeurtei-lung zusammengefasst. Nach Renn (1993: 69; zitiert nach Weichselgartner 2001: 36) beeinflussen folgende kontextbezogene Faktoren die Risikobewertung:

Gewöhnung an die Risikoquelle

Freiwilligkeit der Risikoübernahme

Persönliche Kontrollmöglichkeit des Riskantheitsgrades

Wahrgenommene Natürlichkeit versus Künstlichkeit der Risikoquelle

Sicherheit fataler Folgen bei Gefahreneintritt

Möglichkeit von weitreichenden Folgen

Page 38: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

37

Unerwünschte Folgen für kommende Generationen

Sinnliche Wahrnehmbarkeit von Gefahren

Eindruck einer gerechten Verteilung von Nutzen und Risiko

Eindruck der Reversibilität der Risikofolgen

Kongruenz zwischen Nutznießer und Risikoträger

Vertrauen in die öffentliche Kontrolle und Beherrschung von Risiken

Umweltbedingungen

Des Weiteren beeinflussen Umweltbedingungen die Beurteilung von Risiken. Hierzu gehört die räumliche Nähe z. B. zu einer großtechnischen Anlage, aber auch politisch-wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen (z. B. Krieg, Pri-märenergiekrisen, Rezession, Vermögensumverteilung) (Markau 2003: 135–136).

Auswertung der Faktoren

Zur Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Risikobewertung liegen in Deutsch-land wenige empirische Untersuchungen vor. Plapp (2003) untersucht die Bewer-tung der Gefährlichkeit von Erdbeben, Hochwasser und Stürmen in sechs deut-schen Städten bzw. Stadtgebieten. Ein Schwerpunkt ihrer Untersuchung liegt auf der Analyse der relevanten Einflussfaktoren. Sie ermittelt für die Gefahrenbewer-tung fünf Risikomerkmale und ein persönliches Merkmal, mit der sich 26% der Va-rianz erklären lassen (Plapp 2003: 230):

Angstgefühl

Persönliche Gefährdung

Bekanntheit

Wahrscheinlichkeit von Todesfolge

Häufigkeit

Alter

Aufgrund des geringen Prozentanteils der erklärenden Varianz kommt sie jedoch zu dem Schluss, dass „die Vorhersagekraft der erhaltenen Modelle für die Ein-schätzung von Risiken aus extremen Naturgefahren nicht sehr hoch (ist)“ (Plapp 2003: 230).

Einen anderen Versuch, die dominanten Faktoren der Risikobewertung von Na-turgefahren zu ermitteln, unternimmt die Nationale Plattform Naturgefahren (PLANAT) der Schweiz (Plattner et al. 2006: 474; Heinimann et al. 2005: 54–55). Zusammen mit Experten, die in der Forschung zur Risikowahrnehmung tätig sind, versuchen sie in einem qualitativen Delphi-Prozess und einem anschließenden Workshop die herausragenden Faktoren in der Risikowahrnehmung von Naturge-

Page 39: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

38

fahren (Perception Affecting Factors – PAF) zu bestimmen (Heinimann et al. 2005: 82–85; Plattner et al. 2006: 474).

Hierzu wurden zunächst aus einer möglichst vollständigen Liste von relevanten Faktoren, die der Literatur entnommen wurden, die relevantesten Faktoren her-ausgearbeitet und mit den Untersuchungsergebnissen von Plapp abgeglichen (Heinimann et al. 2005: 54). Auf einem Workshop, der im November 2004 in der Schweiz stattgefunden hat, wurden diese dann von 18 Experten genauer definiert und bewertet:

„der paf(v) ‚Freiwilligkeit’ lässt eine Aussage über das Ausmaß der äußeren Zwänge und der eigenen Entscheidungsmöglichkeiten zu. Geht ein Indivi-duum ein Risiko freiwillig ein, bedeutet dies, dass es das ohne den Druck äußerer Zwänge und aus eigenem Antrieb macht. Ein Grund für die freiwil-lige Risikoübernahme kann der ‚Nutzen’ sein, der durch das Eingehen des Risikos erwartet werden kann. Wie dieser ‚Nutzen’ geartet ist, ob es sich z. B. um einen finanziellen Gewinn, um einen persönlichen Lustgewinn oder die Befriedigung eines persönlichen Bedürfnisses handelt, ist von Fall zu Fall verschieden. Der ‚Nutzen’ muss immer neu definiert werden.

der paf(r) ‚Reduzierbarkeit’ lässt eine Aussage über das Ausmaß der Reduzierbarkeit eines Risikos durch technische und/oder organisatorische Maßnahmen sowie durch das Verhalten der betroffenen Personen zu. Es sind die verschiedenen Komponenten des Risikos zu beachten, wie z. B. das Schadenausmaß, die Eintrittswahrscheinlichkeit, die Exposition und die Vulnerabilität. Eine Reduktion des Risikos ist möglich durch die Reduktion der einzelnen Risikokomponenten. Zur Reduktion eines Risikos ist es un-abdingbar, dass Wissen (siehe Faktor ‚Erfahrung’) über das Risiko vorhan-den ist.

der paf(ex) ‚Erfahrung’ lässt eine Aussage darüber zu, ob das Risiko be-kannt ist und ob Wissen zum Risiko vorhanden ist. Dieses Wissen ist rele-vant, um das Risiko einschätzen und beurteilen zu können. Das Wissen über ein Risiko kann dabei auf dem persönlichen Erleben eines Schaden-prozesses und/oder auf dem fachlichen Wissen über ein Risiko basieren.

der paf(d) ‚Bedrohung’ lässt eine Aussage darüber zu, wie bedrohlich das Risiko wahrgenommen wird. Die Bedrohlichkeit eines Risikos basiert dabei vor allem auf der Art und Weise des Schadens (z. B. Personenschäden oder ‚nur’ Sachschäden, Tote oder ‚nur’ Verletzte, Schwer- oder ‚nur’ Leichtverletzte), seiner Folgewirkungen (ist er existenzbedrohend oder nicht?) sowie auf den Begleitumständen mit denen er auftritt (plötzlicher Schadeneintritt?)“ (Heinimann et al. 2005: 54–55).

Anschließend wurden diese vier Faktoren sowie die Einflussfaktoren „Schadens-ausmaß“ und „Eintrittswahrscheinlichkeit“ in einem Analytischen Hierarchiepro-zess (AHP) gewichtet (Heinimann et al. 2005: 54). Als wichtigster Faktor für die Wahrnehmung von Naturgefahren wurde das „Schadensausmaß“ bewertet. Es

Page 40: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

39

folgten die Faktoren „Eintrittswahrscheinlichkeit“, „Erfahrung“, „Bedrohung“, „Frei-willigkeit“ und „Reduzierbarkeit“ (Heinimann et al. 2005: 84).

Tabelle 3: Relative Relevanz der PAF Naturgefahren, ermittelt in einem Workshop von 18 Experten zum Thema Risiko (aus Heinimann et al. 2005: 84)

Priorität Faktor Gewichtung (in % von Rang eins)

1 Schadensausmaß 100

2 Eintrittswahrscheinlichkeit 87,5

3 Erfahrung 87,5

4 Bedrohung 66,67

5 Freiwilligkeit 37,5

6 Reduzierbarkeit 33.3

Nach Aussage von Heinimann et al. (2005: 84) trifft sich die Wichtigkeit des „Schadensausmaßes“ mit der Bedeutung, die diesem Faktor, zumindest in der Schweiz, bei der Untersuchung zur Bewertung von Risiken zugewiesen wird.

Überrascht waren die Autoren von der großen Bedeutung des Faktors ‚Eintritts-wahrscheinlichkeit’, da oftmals davon ausgegangen würde, dass dieser Faktor für die Betroffenen eine eher untergeordnete Rolle spielen würde. Jedoch hätten auch die Studien von Plapp die Wichtigkeit dieses Faktors bewiesen (Heinimann et al. 2005: 84). Ebenfalls überraschend war die hintere Platzierung des Faktors ‚Frei-willigkeit’, dem sowohl in der Literatur als auch in Forschungsansätzen eine relativ hohe Bedeutung zukommt (Heinimann et al. 2005: 84). Hinter diesen Differenzen bezüglich Literatur und Workshopergebnissen vermuten die Autoren den Grund, dass es in der Literatur voranging um technische Risiken geht, die WorkshopteilnehmerInnen aber versucht haben, relevante Faktoren für die Wahr-nehmung von Naturgefahren zu bestimmen. Faktoren könnten für technische Risi-ken und Risiken aus Naturgefahren unterschiedlich relevant sein (Heinimann et al. 2005: 85). Als zweiten Einfluss vermuten die Autoren das „Expertentum“ der WorkshopteilnehmerInnen und die dementsprechend verzerrte Optik (Heinimann et al. 2005: 84–85).

Zu einer anderen Gewichtung der relevanten Einflussfaktoren kommen Wachinger & Renn (2010). Aus einem Vergleich von 30 Studien aus ganz Europa, die sich mit der Risikobewertung von Naturgefahren beschäftigt haben, ziehen sie folgende Schlüsse (Wachinger & Renn 2010: 34–37):

Im Gegensatz zu technischen Risiken spielen Risikofaktoren wie die wahrge-nommene Eintrittswahrscheinlichkeit und der vermutete Schaden bei der Risiko-bewertung von Naturgefahren keine entscheidende Rolle.

Informationsfaktoren wie Quelle und Niveau der Information, Medienberichter-stattung oder der Einfluss von Experten haben ebenfalls einen geringen Einfluss auf die Risikobewertung. Der Einfluss hängt vor allen Dingen mit der sehr differen-ziert wahrgenommenen Glaubwürdigkeit der Informationsquellen zusammen.

Page 41: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

40

Die meisten der Persönlichen Faktoren haben einen geringen bis keinen Einfluss auf die Risikobewertung. In manchen Studien finden sich jedoch Zusammenhänge zwischen dem Alter oder dem Geschlecht und der Risikobewertung,

Mehrere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Erfahrung mit einer Naturkata-strophe ein starker, wenn nicht gar der stärkste Indikator für die Risikobewertung ist. Dabei zeigen einige Studien, dass es bei Flutrisiken abhängig von positiven oder negativen Gefühlen, die mit der Fluterfahrung verbunden sind, zu einer Ver-trauenssteigerung oder -verlust in Behörden und damit zu einer geringeren oder stärkeren Risikowahrnehmung kommt. Jedoch zeigt sich auch, dass je länger das Ereignis zurückliegt, desto geringer der Effekt der ‚Erfahrung’ auf die Risikowahr-nehmung ist.

Der zweitwichtigste Faktor für die Risikowahrnehmung scheint das Vertrauen zu sein. So führt z. B. das Vertrauen in die staatlichen Schutzmaßnahmen in den Niederlanden dazu, dass die Wahrnehmung der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadensausmaß sinkt, so dass kaum individuelle Schutzmaßnahmen getrof-fen werden. Im Gegensatz dazu steht Rumänien, wo das Misstrauen in die Behör-den und fehlende Ressourcen dazu geführt haben, dass die Risikowahrnehmung sehr hoch ist und verstärkt eigenständige Maßnahmen getroffen wurden.

Die Rahmenbedingungen stehen oftmals im Zusammenhang mit der Risikobe-wertung, jedoch treten sie häufig gemeinsam mit persönlichen Faktoren auf. So kommen viele Studien zu dem Ergebnis, dass die Wohnlage einen Einfluss auf die Risikobewertung hat (Orte mit häufigen Fluterlebnissen vs. Orte mit wenigen Flut-erlebnissen). Außer der Frage des Wohneigentums spielen ökonomische Faktoren kaum eine Rolle bei der Risikobewertung.

4.9.3 Soziologisch-kulturelle Ansätze

Die Vertreter des soziologisch-kulturellen Ansatzes gehen davon aus, dass die Erklärung für die Risikobewertung und die Akzeptanz nicht in der Persönlichkeit oder im individuellen Lebensweg einer Person liegt, sondern sich gesellschaftlich-kulturell erklären lässt. Es wird angenommen, dass die soziale, strukturelle und kulturelle Einbettung einer Person ihre Werte und damit auch ihre Risikobewer-tung beeinflusst und damit alle Risikowahrnehmungen sozial gefiltert sind (Weich-selgartner 2001: 43). Damit stehen diejenigen Prozesse im Mittelpunkt der Be-trachtung, die Meinungen, Polarisierungen und Konflikte hervorbringen.

Die Forschung konzentriert sich zum einem auf die Risikokommunikation. Unter-sucht wird z. B. der Einfluss der Katastrophenberichterstattung in Massenmedien auf die Risikowahrnehmung und -bewertung der Bevölkerung (z. B. bei Heinrichs & Grunnenberg 2007; Peters & Heinrichs 2005; Schütz & Peters 2002; Weichsel-gartner 2001). Die Wirkung dieser Berichte ist bislang nicht geklärt; ob Medien Verursacher von Meinungen sind, oder die Berichterstattung eine Folge der Risi-kobewertung ist, ist offen. Massenmedien treten „sowohl als Apostel moralischer Kommunikation wie auch als Bildner von Moral in Erscheinung“ (Weichselgartner 2001: 94).

Page 42: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

41

Ein weiterer Schwerpunkt der Risikokommunikationsforschung liegt in der Unter-suchung des kommunikativen Umgangs von öffentlichen Stellen mit der Öffent-lichkeit sowie dem Vertrauensverlust der Bevölkerung in öffentliche Institutionen (z. B. bei Steinführer et al. 2008; Heinrichs & Grunnenberg 2007; Bechmann & Stehr 2000). Bei der Analyse von Konflikten aufgrund von Differenzen zwischen der ermittelten Akzeptabilität und der Akzeptanz der Bevölkerung werden diese Erkenntnisse dann herangezogen. Während einige Wissenschaftler den Wissens-unterschied zwischen Experten und Laien als den Hauptgrund für Konflikte sehen und vor allem auf die Vermittlung neutraler, objektiver und ideologiefreier Informa-tionen setzen, sehen andere Ansätze die fehlende Partizipation der Bevölkerung an Entscheidungsprozessen als Konfliktfaktor und haben zahlreiche Diskursver-fahren entwickelt, mit denen hier Abhilfe geschaffen werden soll (Markau 2003: 140; Weichselgartner 2001: 48).

Der zweite Forschungsschwerpunkt der soziologisch-kulturellen Ansätze unter-sucht den Einfluss von Wertvorstellungen aufgrund von sozialer und kultureller Identität auf die Risikobewertung (Markau 2003: 28). Der Ansatz der „Cultural Theory“, der von Mary Douglas & Aaron Wildavsky (1983, deutsche Übersetzung 1993) entwickelt wurde, beschäftigt sich explizit mit dem Thema Risikowahrneh-mung und Risikobewertung.

Risiko wird darin zu einem sozialen und kulturellen Konstrukt (Plapp 2003: 40), dessen Wahrnehmung und Bewertung nicht auf subjektiven Faktoren gründet, sondern ein soziales Phänomen sei, das auf kulturellen Werten beruht: „Weder der eine Ansatz (dass technologische Gefahren offensichtlich objektiv sind) noch der andere (dass alle Wahrnehmungen subjektiv sind) kann beide [die Gefahren der Technologie und das menschliche Wahrnehmen der Risiken, KJ] miteinander verknüpfen. Nur ein Kultureller Ansatz kann moralische Urteile darüber, wie man leben sollte, mit empirischen Beurteilungen darüber, wie die Welt aussieht, verbin-den“ (Douglas & Wildavsky 1993: 122).

Douglas und Wildavsky entwickeln eine kulturspezifische Typologie. Die Risiko-wahrnehmung und Risikobewertung der einzelnen Typen erfolge nach gruppen-spezifischen Werten und Normen: „Jede Form des sozialen Lebens hat ihre eige-ne typische Risikostruktur. Gemeinsame Werte führen zu gemeinsamen Ängsten (und implizieren eine Übereinkunft, sich vor andern Dingen nicht zu ängstigen)“ (Douglas & Wildavsky 1993: 121).

In der empirischen Erfassung werden die UntersuchungsteilnehmerInnen nach Formen sozialer Organisation und damit übereinstimmenden Weltsichten (cultural biases) zu verschiedenen „ways of life“ zusammengefasst (Plapp 2003: 33). Ver-treter der „Cultural Theory“ unterteilen in Individualisten, Hierarchisten, Egalitaristen, Fatalisten und Eremiten (Ruddat et al. 2006: 51; Sjöberg 2000: 5). Douglas & Wildavsky betonen, dass es sich bei der Typenbildung um Extremposi-tionen handelt und im Alltag ein Austausch sowie eine Kompromissaushandlung zwischen den Positionen stattfinden (Douglas & Wildavsky 1993: 129). Wirklich offensichtlich werde die „kulturelle Voreingenommenheit“ nur dann, wenn die Ar-

Page 43: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

42

gumentation auffällig zur einen oder anderen Seite tendiere (Douglas & Wildavsky 1993: 129).

Kritisch wird jedoch betont, dass bei dieser Zusammenfassung der Blick für die sehr variantenreichen kulturellen und sozialen Zusammenhänge verloren geht (Zwick & Renn 2002: 62). Zudem stellte sich in empirischen Untersuchungen in der Tat das Problem, dass sich Personen nicht eindeutig einem „way of life“ zu-ordnen lassen (z. B. Plapp 2003; Zwick et al. 2002). Aus diesem Grund lässt sich auch kein Gruppenvergleich hinsichtlich Risikowahrnehmung und –einschätzung durchführen (Plapp 2003: 157).

„Insgesamt kann man jedoch festhalten, dass die kulturtheoretische Betrachtung nur eingeschränkt und lediglich auf einer deskriptiven Ebene zur Erklärung der „unerwarteten“ Ergebnisse nutzbringend anzuwenden ist. Da sich einige Ergeb-nisse nicht kulturtheoretisch erklären lassen, stoßen die Interpretationsversuche deutlich an Grenzen. Zudem sind die festgestellten Unterschiede nicht sehr groß. Die geringe statistische Erklärungskraft [...] bestätigt die hier angesprochenen Grenzen der kulturtheoretischen Erklärung der Risikowahrnehmung“ (Plapp 2003: 227).

Zur Klärung der Frage, ob die Erklärungskraft wertebezogener Ansätze prinzipiell nicht vorhanden ist, oder ob lediglich die Wertetypen der „Cultural Theory“ nicht differenziert genug ausgebildet sind, entwickelte Zwick (2002) eine weitere Skala, die sechs Wertetypen unterscheidet. Auch hier stellte sich heraus, dass sich Per-sonen kaum nur einem Wertetyp zuordnen lassen, sondern fast alle Menschen „Mischtypen“ sind. Jedoch lassen sich bei den Befragten durchaus zentrale, wie-derkehrende und dominante Motive feststellen, so dass eine Typenbildung trotz-dem sinnvoll erschien (Zwick et al. 2002: 57–58).

Auch Sjöberg (2000) zog sowohl psychologisch-kognitive Ansätze als auch die „Cultural Theory“ zur Untersuchung der Risikowahrnehmung von Kernkraft und Röntgenstrahlung in Schweden heran. Er kritisiert, dass spezifische Ideologien, Werte, Einstellungen und Ängste zu einem konkreten Risiko nicht ausreichend berücksichtigt würden, um die Risikowahrnehmung und -bewertung zu erklären. So versuche die „Cultural Theory“ zwar allgemeine Ideologien zu berücksichtigen, tut dies allerdings so generell und abstrakt, das damit nur 5-10% der Varianz der Risikowahrnehmung erklärt werden könnten (Sjöberg 2000: 1).

Sjöberg (2000) erklärt die vorhandene geringe Erklärungskraft des Ansatzes wie folgt: „The reason why this approach fails is probably that the social context is construed in a very abstract, farfetched manner, and the social context per se by no means is the sole determinant of risk perception, if it has any influence at all, which remains to be seen” (Sjöberg 2000: 9).

Trotz dieser Kritik wird der Gedanke, dass die Wahrnehmung und Bewertung von Risiken sozialen und kulturellen Bedingungen unterliegt, von kaum jemandem be-zweifelt (Zwick et al. 2002: 96; Krohn & Krücken 1993: 9). Es ist davon auszuge-hen, dass durchaus gruppenspezifische Aussagen getroffen werden können und gemeinsame Sichtweisen und Bewertungsmaßstäbe sozialer Gruppen auch zu einem ähnlichen Niveau der Akzeptanz führen können (H. Lange, pers. Komm.).

Page 44: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

43

Somit bleibt die Untersuchung des Einflusses von sozialen und kulturellen Fakto-ren auf die Risikowahrnehmung und Risikobewertung nach wie vor ein offenes Forschungsfeld.

4.9.4 Ansatz der Chicagoer Schule der Naturgefahrenforschung

In der Naturgefahren- bzw. Naturkatastrophenforschung untersucht die Chicagoer Schule die gesellschaftliche Bedeutung von Naturgefahren, indem sie den Um-gang der Menschen mit der Bedrohung durch Naturgefahren betrachtet (Markau 2003: 144). Dieser nach dem zweiten Weltkrieg von den amerikanischen Geogra-phen Gilbert White, Jan Burton und Robert Kates an der Chicagoer Universität entwickelte Ansatz rückt den Menschen in den Mittelpunkt der Forschung. Zuvor waren Naturgefahren lediglich nach naturwissenschaftlichen Parametern be-schrieben worden. Nun trat die Erkenntnis hervor, dass erst das Verständnis des individuellen Verhaltens gegenüber Naturgefahren einen erfolgreichen Umgang mit der Gefahr möglich macht (Markau 2003: 145). White, Burton und Kates gin-gen dabei sowohl auf die analysierende (Risikoanalyse) als auch die planerische (Risikomanagement) Dimension ein und betrachteten diese sowohl aus naturwis-senschaftlicher als auch sozialwissenschaftlicher Perspektive. Damit rückte auch früh die Wahrnehmung und Bewertung von Naturgefahren in den Mittelpunkt der Forschung (Weichselgartner 2001: 56–57). Die Modelle der Chicagoer Schule weisen Ähnlichkeiten zum psychologisch-kognitiven Ansatz auf. Sie wurden seit-dem stetig weiterentwickelt und prägen bis heute maßgeblich die Naturgefahren-forschung (Markau 2003: 146).

Das Anpassungsverhalten des Menschen im Angesicht der Bedrohung durch Na-turgefahren wird als Entscheidungsproblem aufgebaut. Die wesentlichen Schritte dabei sind (nach Karger 1996: 7):

Wahrnehmung der Gefahr als Auslöser für den Prozess der Entscheidungs-findung,

Suche nach möglichen Handlungsoptionen,

Bewertung der Konsequenzen jeder Handlung,

Entscheidung für eine oder mehrere Handlungen,

Kann dieses Ergebnis nicht akzeptiert werden, werden einzelne Schritte noch einmal durchlaufen bzw. die Wahrnehmung modifiziert.

Das Modell beruht auf dem Konzept der „bounded rationality“ von Simon (1956; zitiert nach Karger 1996: 7) das davon ausgeht, dass der menschliche Informa-tionsverarbeitungsprozess in Entscheidungssituationen nicht perfekt, sondern be-grenzt ist. In dem Modell werden demnach folgende Aspekte berücksichtigt (Kar-ger 1996: 7–8):

Menschen haben Schwierigkeiten probabilistisch zu denken, sie wenden Mechanismen an, die Unsicherheiten reduzieren und vermeiden es, sich den Unsicherheiten zu stellen.

Die unmittelbare Erfahrung negativer Konsequenzen eines Ereignisses ist als Stimulus notwendig, sich handelnd mit dem Ereignis auseinanderzuset-

Page 45: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

44

zen.

Menschen sind nicht in der Lage, alle Alternativen, die möglich sind, als Ausgangspunkt ihrer Entscheidung zu bedenken.

Die Chicagoer Schule geht davon aus, dass Naturgefahren durch einen Filter der menschlichen Wahrnehmung betrachtet werden. Aus den oben genannten Grün-den wählt der Mensch einen Kompromiss, der nach objektiven Gesichtspunkten nicht immer das Optimum darstellen muss (Hidajat 2001: 6). Dabei wurden zwei Gruppen von Faktoren analysiert, die die Wahrnehmung und Beurteilung von Na-turgefahren beeinflussen: die sich aus den physischen und soziökonomischen Rahmenbedingungen ergebende „Situation“, sowie die psychologischen Aspekte und Einstellungen, die mit dem Wort „Erkenntnis“ zusammengefasst werden (To-bin & Montz 1997; nach Markau 2003: 147).

Burton, Kates und White konzentrieren sich zunächst auf die Erklärung des Zu-sammenhanges zwischen Wahrnehmung und Handlungsentscheidung. Hierzu entwickeln sie ein Schwellenkonzept, das davon ausgeht, dass verschiedene Ver-haltensmuster greifen, wenn die Befriedigung eines Bedürfnisses, z. B. das des ungefährdeten Wohnens, in Gefahr ist. Die Verhaltensmuster sind durch Bewusst-seinsschwellen voneinander abgegrenzt. Diese Bewusstseinsschwellen als Auslö-ser für einen Handlungsentscheidungsprozess können sehr individuell ausgeprägt sein. In Experimenten, die untersuchen, wann Menschen eine Versicherungsent-scheidung treffen, stellte sich heraus, dass sie sich nur gegen Ereignisse versi-chern, wenn ihre Auftretenswahrscheinlichkeit jenseits einer bestimmten Schwelle eingeschätzt wird (Markau 2003: 148). Daraus entwickelte sich folgendes Stufen-modell:

Abbildung 8: Schwellenkonzept der Wahrnehmung und der Handlungsentscheidungen (aus Mar-kau 2003: 148)

Diese variablen Schwellen existieren auch in sozialen Systemen (Weichselgartner 2001: 196). Ihre jeweilige Ausprägung ist abhängig vom gesellschaftlichen Werte-

Page 46: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

45

wandel und je nach Raum und Zeit unterschiedlich stark ausgeprägt (Weichsel-gartner 2001: 40). Die Grenzwerte sind jedoch empirisch kaum zu ermitteln: „An dieser Stelle soll die Einsicht genügen, dass Risikomaße als Werkzeuge im Kon-zept des Risk Assessment und der Risikoakzeptabilität offenkundig ein normatives Problem darstellen. Und es sei schon vorweggenommen: Auch Grenz-, Richt- und Anhaltswerte sind nicht durch empirische Forschung ‚findbar’. Sie sind wie jede Risikobewertung ein normativer Akt, der aus einer komplexen Güterabwägung zwischen Nutzen, Risiken und Kosten hervorgeht. Und dieser ist immer mit ‚Schwächen’ behaftet“ (Weichselgartner 2001: 31).

4.10 Verfahren zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Keiner der vorgestellten Ansätze konnte das Dilemma der Einstellungsforschung, den unklaren Zusammenhang zwischen Einstellungen und Bewertungen sowie den daraus resultierenden realen Handlungen lösen (Krohn & Krücken 1993: 28). Gerade in diesen Handlungen drückt sich jedoch die Akzeptanz bzw. Aversion aus.

Es ist bekannt, dass die Wahrnehmung die Einstellung beeinflusst und die Einstel-lung das Handeln beeinflusst, aber die Wirkungsstrukturen sind nach wie vor un-zulänglich erforscht. Dies macht den Versuch, von der Einstellung einer Person zu bestimmten Risiken auf ihr tatsächliches Handeln bzw. die Akzeptanz zu schlie-ßen, so riskant (Krohn & Krücken 1993: 28). Aus diesem Dilemma heraus, wird die Risikoakzeptanz definiert über das Ergebnis der Risikobewertung (Heinimann et al. 2005: 8). Infolgedessen sollen einige Ansätze der Risikobewertung vorgestellt werden, die die Frage der daraus resultierenden Risikoakzeptanz einbezogen ha-ben.

4.10.1 Risikoakzeptanz bei PLANAT

Bei der formalen Risikobewertung werden neben Risikovergleichen und Kosten-Nutzen-Analysen häufig entscheidungsanalytische Verfahren gewählt. Sie stellen zum einen Risiken und Nutzen direkt gegenüber und nutzen zum anderen die Prä-ferenz der Entscheidungsträger als Wertemaßstab, um eine Gewichtung für Nut-zen- und Schadenkategorien vorzunehmen (Renn et al. 2007: 95). Die meisten der formalen Verfahren nutzen die objektive Risikodefinition R = e * p. Es wird je-doch verstärkt versucht, die individuelle und kollektive Risikowahrnehmung und –bewertung zu integrieren (Plattner et al. 2006: 473).

Im Auftrag der Nationalen Plattform Naturgefahren (PLANAT) der Schweiz, hat das Forstliche Ingenieurswesen der ETH Zürich im Jahr 2004 den Versuch unter-nommen, auf Grundlage des formalen Risikos „ein Modell zu entwickeln, das die analytisch-rationale Risiko-Einschätzung und das Phänomen der ‚Risikowahrneh-mung’ quantitativ verknüpft“ (Heinimann et al. 2005: 1). Dabei wurde dem „Aversi-onsfaktor“ (auch „Wahrnehmungsfaktor“) eine besondere Aufmerksamkeit zuteil. Dieser Faktor wird genutzt, um die formal-normative Risikobeurteilung (bei PLANAT „rational-analytische Risikobeurteilung“) mittels eines Faktors zu korrigie-

Page 47: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

46

ren, so dass sie der Risikobewertung der Bürger entspricht (Heinimann et al. 2005: 1). Der Kehrwert des Aversionsfaktors stellt laut der Definition von PLANAT den Akzeptanzfaktor dar (Heinimann et al. 2005: 23).

Die Autoren weisen wiederholt darauf hin, dass es sich bei ihrer, aber auch bei der in den meisten anderen Projekten ermittelten aversionskorrigierten Risikobeurtei-lung nicht um eine gesellschaftliche Risikobeurteilung handelt, da die „Aversions-funktion meist im Rahmen eines Konsensfindungsprozesses der betroffenen und involvierten Stellen und Behörden definiert [wird]. Daher widerspiegelt sie zumin-dest teilweise deren Wertvorstellungen und Werte. Es ist daher davon auszuge-hen, dass die Aversionsfunktion nicht der öffentlichen Aversion gegenüber den betrachteten Risiken entspricht (und somit auch nicht deren gesellschaftliche Wahrnehmung). Deshalb ist es nicht zutreffend, dass mittels Aversionsfunktion berechnete Risiko als empfundenes Risiko rempf oder wahrgenommenes Risiko Rperc der Gesellschaft zu bezeichnen (siehe z. B. BABS 2003 und Merz et al. 1995). Aus diese Gründen wird das resultierende Risiko in diesem Bericht als aversionskorrigiertes Risiko RAC definiert“ (Heinimann et al. 2005: 27–28).

4.10.1.1 Aversionsfaktor

Das Verständnis der Risikoaversion beruht auf der Entscheidungstheorie (Heinimann et al. 2005: 14). Diese geht davon aus, dass Menschen bei Entschei-dungen eine Optimierung des Nutzens und nicht des Ertrags anstreben (Heinimann et al. 2005: 14). Empirische Funde belegen, dass der Mensch jedoch nicht als „homo oeconomicus“ handelt. Wenn er die Wahl zwischen zwei alternati-ven Möglichkeiten hat, so bevorzugt er die Variante, die einen sicheren Gewinn verspricht, auch wenn der Gewinn geringer ist als bei der unsichereren Variante (Heinimann et al. 2005: 14). Man spricht von Risikoaversion (Heinimann et al. 2005: 14). Dieses Phänomen lässt sich nicht nur im Gewinnbereich, sondern auch im Schadensbereich erkennen (Heinimann et al. 2005: 16–17).

Bezieht man dieses ökonomische Modell auf Naturgefahren, so ergibt sich, dass Menschen einem ähnlichen Risiko mit derselben Eintrittswahrscheinlichkeit unter-schiedliche negative Nutzenwerte (Schäden) zuweisen (Heinimann et al. 2005: 17). Dabei entspricht „die Wahrnehmung des Risikos (...) nicht dem effekti-ven Schadenerwartungswert (als Funktion des Schadensausmaßes und der Ein-trittswahrscheinlichkeit), sondern dem (negativen) Nutzen, der den Ereignisfolgen zugewiesen wird“ (Heinimann et al. 2005: 17).

Der Aversionsfaktor w (Wahrnehmungsfaktor) gibt das Verhältnis des wahrge-nommenen Risikos Rperc zum effektiven Risiko Reff wieder.

effeff

percper

eff

perc

epep

RR

w*

Ist das wahrgenommene Risiko größer als das effektive Risiko (w >1) liegt Risiko-aversion vor. Ist w <1 spricht man von Risikofreude (Heinimann et al. 2005: 6).

Page 48: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

47

Das effektive, berechenbare Risiko R wird definiert durch das Produkt des Scha-densausmaßes e und der Eintrittswahrscheinlichkeit p. Durch Hinzuziehung des Wahrnehmungsfaktors wird die subjektive Risikowahrnehmung integriert. Das wahrgenommene Risiko Rper wird wie folgt definiert (Heinimann et al. 2005: 23):

effeff

percpereffeff

eff

perceffeffeffeffper ep

epep

RR

epwepR*

******

In den weiteren Ausführungen von PLANAT wird nun von der vereinfachten An-nahme ausgegangen, dass die Risikowahrnehmung nur durch das Schadensaus-maß beeinflusst wird (Heinimann et al. 2005: 24). Damit gilt für w:

b ist dabei der Faktor für die systematische Abweichung des wahrgenommenen Schadensausmaßes gegenüber dem effektiven Schadensausmaß eeff. Für das wahrgenommene Risiko ergibt sich (Heinimann et al. 2005: 24):

eff

beff

effeffper ee

epR **

Sowohl für das wahrgenommene Risiko als auch für das akzeptable Risiko gilt: „Ist der Exponent b größer als 1, liegt ein risikoaverses Verhalten vor, was beim Um-gang mit Naturgefahren der allgemeine Fall sein dürfte. Ein Exponent b, der klei-ner als 1 ist, bedeutet Risikofreudigkeit. Ist b gleich 1, so liegt risikoneutrales Ver-halten vor und die beiden Gleichungen nehmen die Form der allgemeinen Risiko-formel an“ (Heinimann et al. 2005: 25).

Die Schadenswahrnehmung ist bei großen, katastrophalen aber seltenen Ereig-nissen besonders groß. Somit ist die Schadenswahrnehmung nicht linear, sondern steigt mit zunehmenden Schadensausmaß überproportional an. In diesem Fall wird die Risikoaversion α auch als eine Funktion des Schadensausmaßes eeff be-schrieben (Heinimann et al. 2005: 26):

α(e) = f(eeff) Das aversionskorrigierte Risiko ist dann wie folgt definiert (Heinimann et al. 2005: 27):

RAC = Reff * α(e) Im Folgenden untersucht PLANAT Aversionsfaktoren und die dazu gehörenden Aversionsfunktionen, die in unterschiedlichen Untersuchungen zu Naturrisiken gebildet wurden. Als Schadensindikator wird in den meisten Untersuchungen die Anzahl der Todesopfer gewählt (Heinimann et al. 2005: 26–34). In der gängigen Praxis werden die Aversionsfaktoren gutachterlich eingeschätzt. Ihnen werden Werte zugeordnet, die zwischen 1 und 100 liegen, so dass das wahrgenommene Risiko Rperc immer größer ist als das effektive Risiko Reff. (Heinimann et al. 2005: 23)

eff

beff

ee

w

Page 49: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

48

Als Beispiel sei hier die Erstellung der Aversionsfunktion bei Todesopfern in Wohnhäusern durch Lawinen dargestellt. Zunächst wurden auf Grundlage der Sta-tistiken der Lawinenereignisse mit Todesfällen in Wohnhäusern Schadensklassen gebildet, die als Tote pro Ereignis definiert waren. Anschließend wurde der Aver-sionsfaktor mit der vereinfachten Beziehung α(e) = ¼ es berechnet.

Tabelle 4: Berechnung des Aversionsfaktors „Todesopfer in Wohnhäusern“ durch Lawinen (Wil-helm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 32)

Ausmaßklasse Anzahl Todes-opfer

Mittleres Schaden-ausmaß es

Ereignishäufigkeit Aversionsfaktorα(e)

AK1 1 < e ≤ 4 2 Relativ häufig 1

AK2 5 < e ≤ 9 7 Selten 2

AK3 10 < e ≤ 19 15 Sehr selten 4

AK4 e ≥ 20 30 Äußerst selten 8

Daraus ergibt sich folgender Funktionsverlauf:

Abbildung 9: Aversionsfunktion „Todesopfer in Wohnhäusern“ durch Lawinen (Wilhelm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 33)

In der gleichen Studie wurde auch der Aversionsfaktor für Todesfälle auf Ver-kehrsachsen durch Lawinen gebildet. Die Aversionsfunktion hat einen anderen Verlauf, sie steigt schneller an. Dies bedeutet, dass das gleiche effektive Risiko auf Verkehrsachsen stärker wahrgenommen wird als in Wohnhäusern.

Page 50: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

49

Abbildung 10: Aversionsfunktion „Todesfälle auf Verkehrsachsen“ durch Lawinen (Wilhelm 1997, aus Heinimann et al. 2005: 34)

Die Nationale Plattform Naturgefahren der Schweiz (PLANAT) hat im Zuge der Forschung einen Vorschlag für eine allgemein gültige Aversionsfunktion für Natur-gefahren (für den Schaden „Todesopfer“) entwickelt: α(e) = e0,8

.

Abbildung 11: Vorschlag von PLANAT für eine allgemein gültige Aversionsfunktion für Naturgefah-ren mit dem Schaden „Todesopfer“ (aus Heinimann et al. 2005: 36)

Ab 20 Todesopfern wird ein gleichbleibender Aversionsfaktor angenommen, dies beruht „auf der Annahme, dass das öffentliche Empfinden eine Tragweite oberhalb von 20 Todesopfern kaum mehr differenziert, auch wenn eine noch höhere Zahl an Todesopfern zu beklagen ist“ (Heinimann et al. 2005: 36).

Aver

sion

sfak

tor

Page 51: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

50

Der Anwendungsbereich des Aversionsfaktors ist jedoch begrenzt, da lediglich das Schadensausmaß als korrigierender Faktor des effektiven Risikos berücksich-tigt wird. PLANAT gibt jedoch zu bedenken, dass das Schadensausmaß nur einer von vielen Faktoren ist, der die Risikowahrnehmung beeinflusst (Heinimann et al. 2005: 27–28). Zudem wird als Schadensausmaß nur die Anzahl an Todesopfern berücksichtigt (Heinimann et al. 2005: 44). Ob eine allgemein gültige Aversions-funktion auch für die bei Naturgefahren wichtigen Sachschäden zu konstruieren ist, ist bislang ungewiss (Heinimann et al. 2005: 44). Schließlich entsteht die Aver-sionsfunktion auf der Grundlage der ökonomischen Nutzentheorie unter Risiko, die besagt, dass die Abneigung gegen große und sehr große Schadensereignisse überproportional ansteigt (Heinimann et al. 2005: 44). Es stellt sich die Frage, ob diese Grundlagen auch für die Einschätzung von Naturgefahren geeignet sind (Heinimann et al. 2005: 44). So treten Naturgefahrenprozesse sehr unterschiedlich auf, es kann sich um sehr häufige Prozesse mit kleinem Wirkungsraum und klei-nem oder großen Schaden handeln, aber auch um sehr seltene Prozesse mit ei-nem begrenzten Wirkungsraum und lokal weitreichenden Folgen.

Infolge dessen ist es unklar, ob sich eine verallgemeinernde Aversionsfunktion für Naturgefahren bilden lässt, oder ob die Risikoaversion typenspezifisch ist und für jeden Ereignis- und Risikotyp neu bestimmt werden muss (Heinimann et al. 2005: 28). Am ehesten scheint die Konstruktion einer Aversionsfunktion für den Schadensindikator „Todesopfer“ möglich (Heinimann et al. 2005: 44).

4.10.1.2 Akzeptanzfaktor

Der Akzeptanzfaktor fnorm wird im Idealfall als Kehrwert des Wahrnehmungsfaktors angesehen (Heinimann et al. 2005: 23):

percper

effeffnorm ep

epf

*

Dementsprechend gilt als Definition für das akzeptable Risiko:

beff

effeffpercper

effeffeffeffacc

effee

epepep

epR ***

**

Im Idealfall soll angenommen werden, dass das akzeptable Risiko Racc dem ratio-nalen, effektiv akzeptierbaren Risiko Rnorm entspricht (Heinimann et al. 2005: 23). Die Risikoaversion ist damit implizit in die Akzeptanzfunktion integriert (Heinimann et al. 2005: 39). Bei der Definition der Akzeptanzfunktion in der Praxis ist es je-doch oftmals nicht ersichtlich, in welchem Ausmaß die Risikoaversion tatsächlich berücksichtigt wird (Heinimann et al. 2005: 40).

Im weiteren Verlauf ihrer Untersuchung prüfen Heinimann et. al. die Akzeptanz-funktion bzw. ihre graphische Darstellung als Akzeptanzlinie. Mit der Akzeptanz-funktion wird im Rahmen der formalen Risikobewertung definiert, welche Risiken akzeptierbar sind und welche nicht (Heinimann et al. 2005: 39).

Die Risikoakzeptanzlinie wird in der Schweiz vor allen Dingen bei technischen Ri-siken, wie z. B. der Kernkraft angewandt (bei natürlichen Risiken wird zumeist die

Page 52: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

51

Aversionsfunktion genutzt) (Heinimann et al. 2005: 39). Als Beispiel ist hier die Akzeptanzlinie der „Störfallordnung des Bundes“ (BUWAL 1991) der Schweiz dar-gestellt. Ein Wahrscheinlichkeits-Ausmaß-Diagramm wird dabei in drei Bereiche unterteilt: den akzeptierbaren Risikobereich, den Übergangsbereich und den nicht akzeptierbaren Risikobereich.

Abbildung 12: Akzeptanzlinie der Störfallverordnung (gemäß BUWAL 1991, aus Heinimann et al. 2005: 42)

Die Akzeptanzlinie entsteht in einem Konsensfindungsprozess zwischen den zu-ständigen Stellen unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse und Gesetze (Heinimann et al. 2005: 5). Im Fall der „Störfallverordnung des Bundes“ der Schweiz (BUWAL) wurde sich an der holländischen Gesetzgebung zur Um-weltpolitik orientiert (Heinimann et al. 2005: 41). Der Abstand zwischen den Linien hat hier einen Störfallwert von 0,3 was bedeutet dass bei gleicher Eintrittswahr-scheinlichkeit die Anzahl der Todesopfer 10x größer sein kann, um inakzeptabel zu werden. Anders herum ist der Abstand so gewählt, dass bei gleichem Scha-densausmaß die Eintrittswahrscheinlichkeit um den Faktor 100 verschieden ist.

Für jedes Kraftwerk der Schweiz wird nun eine Risikokurve gebildet. Liegt diese auf der gesamten Linie im akzeptierbaren Bereich, ist das Risiko der Anlage ins-gesamt akzeptabel (Heinimann et al. 2005: 41). Liegt die Kurve an manchen Punkten im Übergangsbereich, so ist laut Störfallordnung zu prüfen, ob risikomin-

Page 53: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

52

dernde Maßnahmen getroffen werden können, die gewährleisten, dass der Betrieb in seiner Arbeit nicht durch die Auflagen behindert oder ganz am Arbeiten gehin-dert wird. Dabei kommt das ALARP-Prinzip (As Low As Reasonably Practicable) zur Anwendung, das bewirken soll, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt (Heinimann et al. 2005: 41). Risikomindernde Maßnahmen müssen auf jeden Fall getroffen werden, wenn ein Teil der Risikosummenkurve im nicht-akzeptablen Be-reich liegt (Heinimann et al. 2005: 41).

4.10.1.3 Prospect-Modell

Im nächsten Schritt ziehen Heinimann et al. (2005) mit dem Prospect-Modell („Neue Erwartungstheorie“) einen Ansatz heran, der nicht nur den Einfluss des Schadensausmaßes auf die Risikobewertung betrachtet, sondern auch Verzer-rungen durch die Eintrittswahrscheinlichkeit und bereits gemachte Erfahrungen mit Risiken berücksichtigt.

Der Prospect-Ansatz wurde von Tversky & Kahnemann (Tversky & Kahnemann 1979, Tversky & Kahnemann 1992) entwickelt, 2002 erhielten die beiden Psycho-logen hierfür den Wirtschaftsnobelpreis. Durch empirische Untersuchungen kamen sie zu dem Ergebnis, dass Menschen sich bezüglich Verlust-Risiken anders ver-halten als gegenüber Gewinn-Risiken: Verluste werden stärker gewichtet als Ge-winne (Tversky & Kahnemann 1992: 298). Dies führt dazu, dass die Wertfunktion für Verluste steiler ist als die für Gewinne (Tversky & Kahnemann 1992: 297). Es ergibt sich eine S-förmige Kurve, auf der auf der x-Achse der objektive Wert und auf der y-Achse der subjektive Wert eingetragen ist.

Abbildung 13: Hypothetische Wertefunktion der Prospect-Theorie (aus Tversky & Kahnemann 1979: 279)

Tversky & Kahnemann (1992) gehen davon aus, dass nicht nur das Schadens-ausmaß, sondern auch die Eintrittswahrscheinlichkeit die Bewertung eines Risikos beeinflusst. Für Verlust-Risiken schlagen sie folgende Wahrnehmungsfunktion w der Eintrittswahrscheinlichkeit vor (Tversky & Kahnemann 1992: 309; nach Heinimann et al. 2005: 57):

Page 54: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

53

/1)1(

)(effeff

effeff

pp

ppw

Aus empirischen Lotterieexperimenten ermittelten Tversky & Kahnemann das für die Konstante δ = 0,69 gilt (Heinimann et al. 2005: 57).

Bei großen Schadensereignissen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit ist es üblich die Risikofunktion, in einem doppelt-logarithmischen Diagramm darzustellen (Heinimann et al. 2005: 58). Somit wurde auch die Gewichtungsfunktion der Ein-trittswahrscheinlichkeit so vereinfacht, dass sie sich ebenfalls als Gerade darstel-len lässt:

effeff pkpw *)( oder mit den bisher verwendeten Kürzeln

effperc pkp *

Für einen δ-Wert von 0,69 folgt daraus ein Skalierungsfaktor k = 0,68 und der Ex-ponent ε = 0,60 (Heinimann et al. 2005: 58). Damit bildet diese Potenzfunktion die Eintrittswahrscheinlichkeit peff von 0 bis 0,7 der Wahrnehmungsfunktion sehr gut ab.

Abbildung 14: Gewichtungsfunktion der Eintrittswahrscheinlichkeit, gestrichelte Linie = risikoneutra-les Verhalten, graue Linie = Wahrnehmungsfunktion, schwarz gestrichelte Linie = Potenzfunktion (aus Heinimann et al. 2005: 57)

Für die Wahrnehmungsfunktion des Schadens v(x) schlagen Tversky & Kahnemann (1992: 309) folgende Funktion vor:

)(*)( xxv oder mit den bisher verwendeten Kürzeln effperc ee *

In dem Lotterieexperiment entwickelten Tversky & Kahnemann (1992: 311-312) für λ den Medianwert 2,25 und für β den Medianwert 0,88.

Fasst man nun diese beiden Komponenten zusammen, so ergibt sich für das wahrgenommene Risiko (Heinimann et al. 2005: 59):

Page 55: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

54

Rperc = pperc * eperc = effpk * * effe*

Für den Wahrnehmungsfaktor w bedeutet dies (Heinimann et al. 2005: 59):

11 ****

***

effeffeffeff

effeff

eff

perc epkep

epkRR

w

Als weiteren wichtigen Faktor beziehen Tversky & Kahnemann auch bereits ge-machte Erfahrungen mit Risiken in die Risikobewertung mit ein. Heinimann et al. (2005: 59) bezeichnen dieses Risiko als Referenzrisiko Rref. Für ein Referenzrisiko Rref ist

eff

refeff e

Rp

Damit kann auch das Referenzrisiko in die Wahrnehmungsfunktion integriert wer-den. Diese bildet pperc nun als Funktion des Referenzrisikos Rref und des Scha-densausmaßes eeff folgendermaßen ab (Heinimann et al. 2005: 60):

11 **** refeffeff

perceffperc Rek

RR

pp

Aus der Gleichung entstehen bei unterschiedlich starken Aversionen in einem log-log-Häufigkeits-Ausmaß-Diagramm verschiedene Geraden mit unterschiedlich starker Steigung (Heinimann et al. 2005: 60).

In der folgenden Abbildung ist die Wahrnehmungsfunktion des Prospect-Modells, also die Wahrnehmungsfunktion mit der Integration der Schadenswahrscheinlich-keit und dem Referenzrisiko, im Vergleich zu anderen Wahrnehmungsfunktionen dargestellt. Als Referenzrisiko wurden einmal ein Schadensereignis mit 25 Toten und einmal ein Schadensereignis mit 500 Toten angegeben.

Abbildung 15: Vergleich verschiedener Wahrnehmungsfunktionen (aus Heinimann et al. 2005: 64)

Der Wahrnehmungsfaktor w = 1 markiert die Grenze zwischen der Risikofreude und der Risikoaversion. Risikofreude bedeutet, dass das wahrgenommene Risiko

Page 56: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

55

kleiner als das effektive Risiko ist. Risikofreude wird bei den meisten Wahrneh-mungsfunktionen ausgeschlossen, es wird davon ausgegangen, dass das wahr-genommene Risiko immer größer/gleich dem effektiven Risiko ist. Lediglich die Funktionen des Prospect-Modells sowie von KATARISK ziehen in Betracht, dass es bei kleinen Risiken auch eine Risikofreude geben kann (Heinimann et al. 2005: 64).

Da sich die Akzeptanzfunktion im Idealfall als Kehrwert der Wahrnehmungsfunkti-on ausdrücken lässt, bildet sich die Akzeptanzfunktion pnorm als folgende Glei-chung ab (Heinimann et al. 2005: 60):

21 **

*

1* refeff

perc

effeffnorm Re

kRR

pp

4.10.1.4 Erweitertes Prospect-Modell

Um weitere Einflussfaktoren auf die Risikobewertung zu berücksichtigen, stellen Heinimann et al. (2005) eine Erweiterung des Prospect-Modells vor. Hierbei kon-zentrieren sie sich auf die vier Faktoren (PAF’s), die in einem Workshop mit Ex-perten als die relevantesten ermittelt wurden: Erfahrung, Bedrohung, Freiwilligkeit und Reduzierbarkeit.

Der Wertebereich und damit die Gewichtung der jeweiligen PAF’s wird von 0,5 (sehr klein) bis 2 (sehr hoch) angegeben, in Schritten von 0.5, 0.75, 1, 1.5, 2. Da-mit ist gegeben, dass jedes PAF das wahrgenommene Risiko Rperc verdoppeln oder halbieren kann (Heinimann et al. 2005: 64).

Des Weiteren wird angenommen, dass zwischen den einzelnen Faktoren und ihrer Gewichtung eine Austauschbeziehung (tradeoff) besteht. Die einzelnen Faktoren werden dabei unbewusst gegeneinander abgewogen und gewichtet. Für den Aus-druck der PAF-Komponente scheint daher ein gewichtetes Mittel angemessen (Heinimann et al. 2005: 65).

Demgemäß wird Rperc wie folgt formuliert:

Rperc = pperc * eperc * PAF = effpk * * effe* *PAF

Wird PAF nun in die Wahrnehmungsfunktion von pperc als Funktion des Referenz-risikos Rref und des Schadensausmaßes eeff integriert, ergibt sich folgende Funkti-on (Heinimann et al. 2005: 65):

11 ***** refeffeff

perceffperc RePAFk

RR

pp

Die Wahrnehmungslinie in einem doppelt-logarithmischen Diagramm wird je nach Ausprägung des PAF-Faktors parallel nach oben oder nach unten verschoben.

Für die Akzeptanzfunktion pnorm bedeutet das Hinzufügen des PAF-Faktors folgen-de Veränderung (Heinimann et al. 2005: 66):

21 **

**

1* refeff

perc

effeffnorm Re

PAFkRR

pp

Page 57: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

56

Auch die Akzeptanzlinie wird durch die Wirkung des PAF-Faktors parallel ver-schoben (Heinimann et al. 2005: 66).

Heinimann et al. (2005: 66-68) verdeutlichen dies an einem Fallbeispiel in Bezug auf Annahmen für ein Hochwasserrisiko. Den vier Faktoren Erfahrung, Bedrohung, Freiwilligkeit und Reduzierbarkeit wird aufgrund einer inhaltlichen Begründung ei-ner der Skalenwerte von 0,5 (sehr klein) bis 2 (sehr groß) zugewiesen, wobei pafx = 1 einen neutralen Einfluss, pafx < 1 ein risikovermindernden Einfluss und pafx

> 1 ein risikoverstärken Einfluss bedeutet. Als Beispiel hier die Bewertung der Fak-toren ‚Reduzierbarkeit’ und ‚Bedrohung’ (Heinimann et al. 2005: 67):

„Die effektive Reduktion des vorhandenen Risikos in der gefährdeten Ge-gend kann nur durch gemeinsame technische Hochwasserschutz-Maßnahmen realisiert werden (...) Die individuelle ‚Reduzierbarkeit’ pafr des Überflutungsrisiko durch die Person ist daher als klein einzuschätzen (...). Daraus resultiert ein risikoverstärkender pafr = 1.50

Die Person schätzt ihre allgemeine individuelle Gefährdung pafd und die ih-rer Familie sowie die Gefährdung des Wohlergehens als klein ein, woraus ein risikoreduzierend wirkender pafr = 0.75 resultiert“

Das Beispiel geht von folgenden Annahmen aus:

Abk. Einheit Wert

Wiederkehrfrequenz F a (Jahre) 50

Effektive Eintrittswahrscheinlichkeit peff a-1 0,02

Effektives Schadensausmaß pro Indivi-duum (= Gebäude)

eeff CHF 40.000

Anzahl Individuen (= Gebäude) n 10

Effektives individuelles Risiko reff CHF*a-1 800

Effektives kollektives Risiko Reff CHF*a-1*n 8000

Erfahrung pafex 0.75

Bedrohung pafd 0.75

Freiwilligkeit pafv 0.5

Reduzierbarkeit pafr 1.5

Gewichtung Erfahrung gex 0.875

Gewichtung Bedrohung gd 0,667

Gewichtung Freiwilligkeit gv 0,375

Gewichtung Reduzierbarkeit gr 0,333

Einfluss der PAF-Faktoren PAF 0,891

Häufigkeitsskalierung k 0,68

Häufigkeitsexponent ε 0,60

Ausmaßskalierung λ 0,88

Ausmaßexponent β 2,25

Page 58: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

57

Für die Ermittlung von PAF gilt

n

ii

n

iii

g

gpafPAF

1

1

*

Für das Fallbeispiel bedeutet dies

333,0375,0667,0875,0

333,0*5,1375,0*5,0667,0*75,0875,0*75,0

PAF

PAF = 0,891

Das wahrgenommene Risiko Rperc wird also durch die Einflussfaktoren PAF insge-samt etwas verringert.

Um nun das wahrgenommene Risiko zu berechnen wird folgende Gleichung ge-nutzt:

Rperc = pperc * eperc * PAF = effpk * * effe* *PAF

Rperc = 13.400 CHF Damit liegt das wahrgenommene kollektive Risiko Rperc um 68 % höher als das effektive Risiko Reff von 8.000 CHF.

Die Entwickler des Modells stellen im Folgenden auch die Grenzen ihres Modells dar (Plattner et al. 2006: 481). So könne mit den empirisch ermittelten PAF’s zwar erklärt werden, wie unterschiedlich die Risikowahrnehmung sein kann, jedoch nicht, warum sie dies ist (Plattner et al. 2006: 481). Zudem ist das vorgestellte Ver-fahren sehr individualistisch geprägt und berücksichtigt keine sozio-kulturellen Ein-flüsse auf die Risikobewertung. Es kann daher nur als ein „Schnappschuss“ der Realität bezeichnet werden (Plattner et al. 2006: 481). Plattner et al. (2006: 481; dt.: KJ) geben zu bedenken, „dass das Modell in Entscheidungsfin-dungsprozessen mit Vorsicht angewandt werden sollte, da es per Definition nicht dafür ausgelegt ist, gesellschaftliche Risikoakzeptanz und Risikobeurteilung zu quantifizieren“.

4.10.2 Risikoakzeptanz bei Oumeraci & Kortenhaus

Oumeraci & Kortenhaus (2002, auch 2004, 2005) schlagen in ihren Arbeiten zu risikobasiertem Küstenschutz einen anderen Weg zur Ermittlung des akzeptablen Risikos vor. Ihrer Definition nach ist das akzeptable Überflutungsrisiko Rf

t definiert durch das Produkt aus der akzeptierten Überflutungswahrscheinlichkeit Pf

t und den akzeptierten Schäden und Verlusten A(D) bzw. der akzeptieren Vulnerabilität (Oumeraci 2004: 14; Oumeraci & Kortenhaus 2002: 9). Auch Oumeraci empfiehlt, ähnlich wie PLANAT, einen Gewichtungsfaktor für die Risikoaversion, hält es je-doch für notwendig, bisherige Vorschläge einheitlicher zu gestalten um eine bes-sere Vergleichbarkeit verschiedener Akzeptanzen über mehrere Disziplinen hin-weg zu erreichen (Oumeraci 2004: 14).

Page 59: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

58

Oumeraci schlägt das ALARP-Modell für die Anwendung bei Sturmflutrisiken vor (Oumeraci 2004: 13). Er betont, dass der Prozess zur Bestimmung der Akzeptanz- und Toleranzlinie transparente, zusammenhängende und starke Methoden und Modellierungswerkzeuge braucht, um mit anderen Sektoren der Risikoakzeptanz einen Konsens zu erzielen (z. B. im Dammbau oder bei der Atomkraft) (Oumeraci 2004: 14). Gerade hierfür ist es sinnvoll, die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schäden (bzw. die Vulnerabilität) getrennt zu bewerten und einer Akzeptanzanaly-se zu unterziehen (Oumeraci 2004: 14). Oumeraci gibt zu bedenken, dass dies zwar aus rechtlicher Perspektive wichtig sei, es aus ethischer Sicht aber vor allen Dingen um die Senkung der Vulnerabilität gehen müsse, nicht so sehr um die Re-duktion der Flutrisikos (Oumeraci 2004: 14).

Nach dem Vorschlag von Oumeraci & Kortenhaus werden die Schäden in monetä-ren Einheiten ausgedrückt, dementsprechend sollte auch die Überflutungswahr-scheinlichkeit als ein Kostenoptimierungsproblem aufgefasst werden (Oumeraci & Kortenhaus 2002: 9). Dass die Erfassung und Berechnung vor allem der Kosten der intangiblen und indirekten Schäden, mit großen Unsicherheiten belastet sind, muss dabei im Gesamtrahmen bedacht werden (Oumeraci & Kortenhaus 2002: 9). Die Unsicherheiten sind besonders dann wichtig, wenn sich große Risiken an der Grenze zum nicht-akzeptablen Bereich befinden und durch den Faktor der Unsi-cherheit diese Grenze überschreiten.

Zur Ermittlung des akzeptierten Flutrisikos schlagen Oumeraci & Kortenhaus (2002: 10) folgendes Vorgehen vor:

Abbildung 16: Flussdiagramm zur Evaluierung des akzeptablen Flutrisikos (aus Oumeraci & Kos-tenhaus 2002: 10).

Page 60: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

59

Das Modell enthält Werkzeuge, die der Kosten-Nutzen-Analyse, der in den Ingeni-eurswissenschaften gebrauchten Zuverlässigkeitsanalyse sowie multi-kriteriellen Entscheidungsmodellen entnommen sind. Es schlägt ein sehr differenziertes Vor-gehen im Bezug auf verschiedene Risiken und Schutzarten vor. Wichtig sei zu-nächst genau zu benennen, welches Ereignis bewertet werden soll und welches die Akzeptanzkriterien sind. Für jeden Bereich, in dem die Risikoakzeptanz fest-gestellt werden soll (z. B. Sicherheit, Umwelt etc.), sollen zunächst mit Hilfe von Gewichtungsfaktoren eine eigene Nutzenfunktion erstellt werden, in die auch die Risikoaversion integriert wird. Anschließend werden diese Nutzenfunktionen in eine Gesamtnutzenfunktion integriert. Des Weiteren werden risikoreduzierende Effekte untersucht und hinzugefügt. All diese Bewertungen werden unter dem Ein-fluss bestehender Gesetze und Hochwasserschutzkonzepte mit ihren Grenzwer-ten vorgenommen und unter der Annahme des ALARP-Konzeptes gedacht.

Oumeraci (2002) schätzt ein, das dieses Vorgehen sehr komplex und für den normalen Anwender in der Praxis schwer anzuwenden ist. Er fordert als For-schungs- und Entwicklungsaufgabe, diesen Prozess einfacher zu gestalten, ohne dabei wesentliche Aspekte zu vernachlässigen (Oumeraci & Kortenhaus 2002: 10).

4.10.3 Risikoakzeptanz bei Slaby & Urban

Slaby & Urban (2002) untersuchen differenzierter die Auswirkung der Wahl zwi-schen verschiedenen Handlungsoptionen auf die Risikoakzeptanz.

Ihr Ausgangspunkt sind die Kosten-Nutzen-Theorie sowie die Entscheidungstheo-rie. Bei Slaby & Urban ist das akzeptable Risikoniveau per Definition das Risiko, das mit der gewählten Handlungsoption einhergeht (Slaby & Urban 2002: 8). Ob es noch bessere Alternativen gegeben hätte und alle gewünschten Sicherheitsbe-dürfnisse mit dieser Option befriedigt sind, ist irrelevant, da zur Wahl nur die ver-fügbaren und nicht alle wünschenswerten Alternativen stehen (Slaby & Urban 2002: 7). Risikoakzeptanz steht damit am Ende eines Entscheidungsprozesses der sich durch fünf unabhängige Schritte kennzeichnet (Derby & Keeney 1993: 44; zitiert nach Slaby & Urban 2002: 7):

1. „Define the alternatives.

2. Specify the objectives and measures of effectiveness to indicate the degree to which they are achieved.

3. Identify the possible consequences of each alternative.

4. Quantify the values for the various consequences.

5. Analyze the alternatives to select the best choice“.

Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Alternativen hat dabei einen Einfluss auf das akzeptable Risikoniveau (Slaby & Urban 2002: 8). Stehen mehr Wahlmöglich-keiten zur Verfügung, erhöhen sich die Chancen eine Alternative mit einem indivi-duell akzeptablen Risikoniveau zu wählen.

Page 61: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

60

Ebenso beeinflusst das Handlungsziel die Auswahl der Alternative und damit auch das akzeptable Risiko. So führt das Handlungsziel „Minimierung der Kosten“ zu einem anderen Vorgehen als das Handlungsziel „Minimierung des Risikos“ (Slaby & Urban 2002: 8). Handlungsziele und individuelle Werte bzw. Präferenzen hän-gen eng zusammen, wobei die Handlungsziele stärker situationsabhängig gese-hen werden, während Wertesysteme eher langfristig angelegt sind (Slaby & Urban 2002: 8).

a) Modellierung der Risikoakzeptanz (keine Beziehung zu anderen Handlungsop-tionen)

Im ersten Modell wird davon ausgegangen, dass es nur eine Handlungsalternative A oder die Beibehaltung des Status Quo (non-A) gibt. Weitere Handlungsoptionen sind nicht vorhanden.

Das Entscheidungsproblem lautet wie folgt:

SEU (non-A) = U0

SEU (A) = U0+pB*B-pC*C-pR*R

SEU subjektiver Erwartungsnutzen

U0 Nutzen des Status quo

B bewertete Vorteile

C bewertete Kosten

R bewertete Risiken

p Wahrscheinlichkeit

Ist die Wahrscheinlichkeit für Vor- und Nachteile jeweils gleich groß (z. B. 1) und ist das Risiko konstant (pB = pC = 1; R = const.), bedeutet dies, dass Alternative A gewählt wird, wenn die bewerteten Vorteile abzüglich der Nachteile (Kosten) das bewertete Risiko übersteigen. Je größer die Differenz zwischen Vorteilen und Kos-ten ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich für die Alternative A zu ent-scheiden (Slaby & Urban 2002: 10).

Wird davon ausgegangen, dass die Wahrscheinlichkeit des Vorteils und der Kos-ten gleich ist und sich das wahrscheinliche Risiko durch geänderte Kosten oder Vorteile nicht ändert (pB = pC; pR*R = const.), ergibt sich die Bedingung pB*B-pC*C > pR*R. Diese lässt sich umformulieren zu B-C > pR*R/pB. Je größer die Differenz zwischen Vorteilen B und Kosten C und je sicherer die Vorteile eintreten, desto eher fällt die Entscheidung auf Alternative A (Slaby & Urban 2002: 11).

Da Alternative A gewählt wird, wenn die Bedingung B-C > pR*R zutrifft, ist dies auch gleichzeitig als die Definition für das akzeptable Risiko anzusehen (Slaby & Urban 2002: 11).

Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorteil eintritt, immer geringer wird, muss der zu erwartende Vorteil umso größer sein, damit diese Alternative noch in Be-tracht kommt. Führt die Vergrößerung der Vorteile dazu, dass auch die Kosten stark steigen, wird kein Vorteil der Alternative erkannt (Slaby & Urban 2002: 11).

Page 62: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

61

Für die Entscheidung ist die Risikokomponente pR*R nur dann entscheidend, wenn die Vorteile mit einer hohen Sicherheit erwartet werden. Im Bereich kleiner Wahrscheinlichkeiten der Vorteile pB spielt die Höhe der Risikokomponente eine untergeordnete Rolle. Das bedeutet, dass bereits sehr kleine Risiken als inakzep-tabel gelten und eine Alternative A verhindern, wenn nicht deutliche Vorteile be-stehen: Die Differenz zwischen B und C muss immer gewichtiger werden, um noch größer zu sein als eine steigende Risikokomponente. Die Wahrscheinlich-keit, dies zu erreichen, ist desto geringer, je geringer der Vorteil ist (Slaby & Urban 2002: 11).

b) Modellierung der Risikoakzeptanz (Wahl zwischen verschiedenen Handlungs-optionen)

Im zweiten Modell stehen nun zwei Alternativen zur Auswahl (wobei davon ausge-gangen wird, dass sie sich gegenseitig ausschließen). Das Entscheidungsproblem ist nun nach Slaby & Urban (2002: 11) charakterisiert durch:

SEU (A) = pB*B-pC*C-pR*R

SEU (Z) = UB

Für Alternative Z wird vereinfacht angenommen, dass sie einen sicheren Nutzen in Höhe UB bringt.

Alternative A wird gewählt wenn pB*B-pC*C-pR*R > UB bzw. pB*B-pC*C > UB + pR*R

Auch hier werden die beiden in Modell A genannten Annahmen untersucht. Zu-nächst gilt:

pB = pC = 1; R = const. UB = const.

Alternative A wird gewählt, wenn B-C > UB + pR*R ist. Dies bedeutet, dass wenn der wahrgenommene Nutzen der beiden Alternativen annähernd gleich ist, es le-diglich der Wahrnehmung bedarf, dass Aktivität A mit einem Risiko verbunden sei, um eine Entscheidung gegen A zu bewirken (Slaby & Urban 2002: 12).

Ebenso lässt sich die zweite Annahme umsetzen: pB = pC; pR*R = const.

Dies hat zur Folge, dass Alternative A nur dann gewählt wird, wenn die Bedingung B-C > (UB + pR*R)/pB zutrifft. Da der Nutzen UB der Alternative Z nun nicht mehr konstant ist, schieben sich die Mindestanforderungen an Alternative A bei Erwar-tung sicherer Vorteile für Alternative Z nach oben. Andersherum steigen die An-forderungen an den Nutzen der Alternative Z stärker an, wenn die Wahrschein-lichkeit der Vorteile pB abnimmt, als dies zuvor der Fall war (Slaby & Urban 2002: 13).

Slaby & Urban (2002) erarbeiten ihr Konzept vor allen Dingen im Zusammenhang mit technischen Risiken. Als Beispiel führen sie die Wahl zwischen gentechnisch veränderten Lebensmitteln und Lebensmitteln aus herkömmlicher Lebensmittel-produktion an (Slaby & Urban 2002: 13–14): Da es eine Alternative gibt, sind nicht nur die Vorteile, Kosten und Risiken der gentechnisch produzierten Lebensmittel zu betrachten. Als Vergleich muss die Bewertung der wahrgenommenen Alternati-ve herangezogen werden. Wenn die meisten Eigenschaften der beiden Lebens-

Page 63: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

62

mittel wie Geschmack, Haltbarkeit (Vorteile) und Preis (Kosten) ähnlich beurteilt werden, erfolgt die Differenzierung der beiden Möglichkeiten durch die Risiko-wahrnehmung. Es reicht bei sehr ähnlichen Alternativen allein die Hypothese „Es gibt ein mit der gentechnischen Herstellung verbundenes Risiko“ aus, um dieses Lebensmittel als inakzeptabel zu betrachten. Sobald es diese Hypothese gibt, müssen die Vorteile verstärkt ansteigen, um die Verbraucher trotzdem noch von der Alternative „gentechnisch veränderte Lebensmittel“ zu überzeugen (Slaby & Urban 2002: 14). Anders ist die Entscheidung, wenn es keine Alternative gibt (z. B. bei neuen Medikamenten, die auf Gentechnik beruhen). Auch wenn höhere Risiken bestehen, so müssen die Vorteile der Alternative A nicht besonders groß sein um trotzdem A zu wählen, da bei non-A auf die Chance der Heilung verzichtet werden würde (Slaby & Urban 2002: 14).

4.10.4 Risikoakzeptanz durch partizipative Verfahren

Partizipationsverfahren dienen dazu, einen weiteren Personenkreis, z. B. Interes-sengruppen, Experten, Politiker und Bürger, an Entscheidungsfindungsprozessen zu beteiligen (Ulbig et al. 2010: 131). Partizipation bezieht sich dabei sowohl auf eine gemeinsame Formulierung von Zielen, als auch auf die gemeinsam entwi-ckelte Art und Weise der Umsetzung dieser Ziele (Benighaus et al. 2007: 713).

Von Verfechtern partizipativer Verfahren wird betont, dass nur in solchen Verfah-ren „betroffene Bürger und Bürgerinnen die Gelegenheit erhalten, in einem Klima gegenseitiger Gleichberechtigung, der Anerkennung von Sachwissen und norma-tiven Vorgaben sowie des Respekts vor der Legitimität unterschiedlicher Werte-systeme und Präferenzen Handlungsoptionen zu diskutieren, die damit verbunde-nen Folgen und Implikationen zu bewerten und auf dieser Basis Empfehlungen für repräsentative Gremien und/oder für ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen zu formu-lieren. Die moderne Gesellschaft braucht demnach keinen Ersatz für ihre reprä-sentativen Gremien, sondern sie benötigt vielmehr eine Funktionsbereicherung durch diskursive Formen direkter Bürgerbeteiligung, die den repräsentativen Gre-mien wiederum in ihrem eigenen Streben nach Legitimation zugutekommen“ (Renn 2011: 9).

Beteiligungsverfahren der Bürger spielen in der Umwelt- und Siedlungspolitik seit den 1970er Jahren eine wichtige Rolle und sind bei vielen heutigen gesetzlichen Rahmen der Umwelt- und Siedlungspolitik ein Motor der Entwicklung gewesen (Benighaus et al. 2007: 706).

Auch in der Risikobewertung von Naturgefahren bieten sich durch partizipative Verfahren Möglichkeiten, die formal schwierig zu erfassende individuelle und kol-lektive Wahrnehmung der Bevölkerung sowie normative Beurteilungen und ethi-sche Werte in die Bewertung aufzunehmen (Renn 2011: 5; Ulbig et al. 2010: 131). Insbesondere die notwendigen gesellschaftlichen Abstimmungen zur kollektiven Einschätzung eines Risikos lassen sich laut Renn (2011: 5) „nur im diskursiven Wettstreit aller Mitglieder eines Sozialsystems auf der Basis begründbarer Argu-mentation über das Kollektiv verbindliche ‚gute’ Leben festhalten“.

Page 64: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

63

Partizipation bedeutet jedoch nicht, allein der Kompetenz der Bevölkerung zu ver-trauen, es sollte in dem Prozess mit der Bevölkerung auch immer der bestmögli-che wissenschaftliche Sachverstand zu Folgen und Nebenfolgen der Diskussions-ergebnisse einbezogen werden. Zudem müssen die entwickelten Ergebnisse und Entscheidungen eine demokratische Legitimierung durch die Politik erfahren (Benighaus et al. 2007: 712), so dass die letztendliche Verantwortung für die Fra-ge der Risikoakzeptanz in der Politik liegt (Lange et al. 2005: 7). Es geht vor allem darum Ansätze zu entwickeln, die den Abstand zwischen allein auf Expertenwis-sen beruhenden Ansätzen und allein auf die Betroffenenkompetenz vertrauenden Ansätze verringern (Weichselgartner 2001: 48). Ein universal gültiges Partizipati-onsmodell, das besonders für die Entscheidungsfindungsprozesse in der Planung des Küstenschutzes geeignet ist, fehlt jedoch (Kaiser et al. 2004: 82).

In der Studie „Heimat, Umwelt und Risiko an der deutschen Nordseeküste“ (Ratter et al. 2009) wird der Wunsch der Bevölkerung nach Beteiligung an Entschei-dungsprozessen untersucht. So antworteten auf die Frage „Finden Sie, dass die Bewohner der Region mehr an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden soll-ten?“ 70% der Befragten mit „Ja“, 26% mit „Nein“ (Ratter et al. 2009: 85). 399 der 602 Ja-Sager gaben an, dass sie sich insbesondere bei „konkreten Problemen“ eine größere Beteiligungsmöglichkeit wünschen (Ratter et al. 2009: 86). Das größ-te Mitsprachebedürfnis besteht bei Fragen der Flächennutzung (75 Nennungen) und des Naturschutzes (72 Nennungen). An dritter Stelle folgt mit 53 Nennungen der Küstenschutz (Ratter et al. 2009: 87).

Die Beteiligung der Bevölkerung kann entweder in der Phase der Risikobewertung oder des Risikomanagements erfolgen (Ulbig et al. 2010: 131). In der Studie wird deswegen auch der Wunsch nach einer Beteiligung im alltäglichen Management-prozess erfragt. Auf diese Frage antworteten nur 44% der Befragten mit „Ja“, wäh-rend 51% mit „Nein“ antworteten (Ratter et al. 2009: 89). Die Autoren interpretie-ren: „dass die Befragten zwar eine Mitsprache bei Entscheidungen fordern, selber aber nicht konkret „Hand anlegen“ wollen“ (Ratter et al. 2009: 89), geben aber auch zu bedenken, dass der Unterschied zwischen der Beteiligung an Entschei-dungsprozessen und Managementprozessen einigen Befragten nicht ganz klar war (Ratter et al. 2009: 90).

Für ein erfolgreiches Beteiligungsverfahren sind drei Schritte notwendig: Analyse und Auswahl des Verfahrens, Planung und Durchführung sowie Umsetzung und Auswertung (Benighaus et al. 2007: 704). In allen Schritten ist nicht nur eine aktive Beteiligung der Bevölkerung in Form eines Dialogs notwendig, sondern es muss einen nachvollziehbaren und transparenten Entscheidungsfindungsprozess ge-ben, in dem Interessen und Werte aller berücksichtigt werden (Renn 2011: 2). Das Mitwirkungsrecht bei Entscheidungen von denjenigen, die direkt oder indirekt von dieser Entscheidung betroffen sind, ist besonders wichtig, damit der Prozess nicht in Frustration endet (Renn 2011: 2).

Zunächst ist es für die Auswahl des geeigneten partizipativen Verfahrens wichtig, sich auf den Zweck des Prozesses zu einigen. Je nach Sinn und Zweck ist ein anderes Vorgehen nötig und kommen andere Verfahren, Methoden und Instru-

Page 65: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

64

mente zur Anwendung. Nach Renn (2011: 3) stehen dabei folgende Möglichkeiten zur Wahl:

Effizienz im Sinne eines ökonomischen Marktsystems

Legitimation von Entscheidungen der Politik

Effektivität im Sinne der besten wissenschaftlichen Entscheidung

Fairness und Sozialverträglichkeit durch gemeinsam getragene Lösun-gen im sozialen System

Innerhalb eines wichtigen Entscheidungsprozesses sollen häufig mehrere dieser Ergebnisse erreicht werden. Dementsprechend überschneiden sich auch die Me-thoden und Instrumente (z. B. Meinungsbild, Präferenzen, Optionen erfragen, Szenarien beschreiben oder Empfehlungen treffen) (Renn 2011: 4; Benighaus et al. 2007: 708). Bei komplexeren Themen bieten sich Workshops oder offene Ver-anstaltungen zur Klärung der Zielstellung und der Art des Verfahrens an (Benighaus et al. 2007: 708).

Tabelle 5: Partizipationsansätze, Ziele und Eigenschaften (aus Ulbig et al. 2010: 132)

Ansatz der Parti-zipation

Zielstellung Eigenschaften Beispiel

Funktionalistisch Verbesserung der Ent-scheidungen durch Einbe-ziehung von Wissensträ-gern

Pluralität und Offenheit, große Inklusion, höhere Effektivität, geringe Effi-zienz

Delphi, Runder Tisch, Anhörung, Bürgerkomitee

Neoliberal Repräsentanz kollektiver Präferenzen

Einbringen von Präferen-zen der Personen, Ent-scheidungen sollen die Präferenzen widerspiegeln

Referendum, Fokusgrup-pen, E-Partizipation, Me-diation

Postmodern Auffächerung von Stand-punkten in ihrer Pluralität

Anerkennung von pluralen Meinungen und Rationalitäten, keine Lö-sungssuche, nur Arrange-ments

Foren, Podiumsdiskussio-nen, Open Space

Deliberativ Wettstreit der Argumente, Orientierung am Gemein-wohl, keine Repräsentati-vität

Alle Argumente sollen vertreten sein, konsensori-entiert aus innerer Ein-sicht der Personen im Austausch der Argumente

Rationaler Diskurs, Bür-gerforen (Planungszelle), Runde Tische

Anthropologisch Einbringen des „gesunden Menschenverstandes“ zu einer pragmatischen, mög-lichst einstimmigen Lö-sung

Einbezug von Laien, Normalbürgern, Common Sense

Konsensus Konferenzen, Citizen Juries

Im nächsten Schritt muss in Gesprächen mit möglichen Beteiligten geklärt werden, wer am Prozess beteiligt und wer ausgeschlossen sein soll, was das inhaltliche Ziel ist, welche Ebenen der Steuerung (Bundesebene, Landesebene, regional,

Page 66: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

65

lokal) integriert werden, wo das Verfahren stattfindet und welchen zeitlichen Rah-men es hat (Ulbig et al. 2010: 131; Benighaus et al. 2007: 708). In diesem Moment sollten außerdem die Regeln der Beweisführung, die Art des Entscheidungsfin-dungsprozesses und der Abschluss festgelegt werden (Ulbig et al. 2010: 131–132).

Für die Einbeziehung von Interessengruppen und der Öffentlichkeit schlagen Scheer et al. (2010: 132) je nach Zielstellung folgende Verfahren vor:

Tabelle 6: Partizipative Verfahren und ihre Eignung für die Risikobewertung Scheer et al. (2010)

Beispiele für Beteiligungs-verfahren

Zielstellung Zielgruppe Eigenschaften des Verfah-rens

Vorteile und Nach-teile

Bet

eili

gun

g V

ertr

eter

ges

ells

chaf

tlic

her

Gru

pp

en

Stakeholder- Workshop

Abrufen von Fachwissen und Erfahrungen, Stärken des Vertrauensverhält-nisses, Verdeutlichung möglicher Zielkonflikte

Max. 30 Personen, Verursacher von Risiken, Interessen-gruppen

Bearbeitung von gezielten Fragestellungen, Moderation

Einfache, schnelle Methode, meist nur Austausch, Diskus-sion eines Themas

Szenario- Workshop

Förderung des Dialogs und der gemeinsamen Planung der Teilnehmer

Experten Erarbeitung von Szenarien durch Experten, Vorstellung der Szenarien, Erarbeitung von Aktionsplänen, Verfah-rensregeln, Moderation

Aufwändige Erstel-lung der Szenarien, zeitintensives Ver-fahren

Fokus-gruppen

Erfassen des Stimmungs-bildes der Teilnehmer, Erarbeiten eines Empfeh-lungskataloges, Empfeh-lungscharakter, Erfassen von Werten und Interessen im Risikoprozess

Experten, Betroffene, Interessen-vertreter

Gruppen aus 4-12 Personen, moderiertes Gruppeninter-view von ca. 2,5 Stunden, Leitfragenkatalog

Gegenseitiges Be-einflussen während der Gruppendiskus-sion, Kreierung neuer Ideen, auf-wändige Akquise der Teilnehmer, qualitative Auswer-tung

Bet

eili

gun

g d

er Ö

ffen

tlic

hk

eit

Öffentliche Auslegung

Skepsis und Misstrauen auflösen, Vertrauen in die Regulierungsinstanzen aufbauen, Vorstellung über mögliche Zielkon-flikte bei der Bevölkerung erhalten

Öffentlich-keit

Bei politischem und gesell-schaftlichem Druck, bei erheblichen Eingriffen in die Grundrechte

Bei kontroversen Fragen nur einge-schränkte Zwei-Wege-Kommunikation

Konsensuskonferenzen

Einbeziehung des All-tagswissens, Ergänzung des Expertenwissens

Bürgerpanel, möglichst gleichverteilt zur Bevölke-rungsgesamt-heit

Erarbeitung von Sachkompe-tenz an 2 Vorbereitungswo-chenenden, Auflistung von Schlüsselfragen, öffentliche Veranstaltung mit Befragung des Expertenpanels durch das Bürgerpanel, Abschluss-bericht

Bürger werden zu Experten, Steuerung der Veranstaltung durch das Bürgerpa-nel

Zukunfts-werkstätten

Entwurf von wünschba-ren, möglichen oder auch unmöglichen Zukunfts-szenarien, Überprüfung auf Durchsetzbarkeit

Betroffene, max. 15 Per-sonen

3 Phasen: Kritikphase, Ideen-/Fantasiephase, Um-setzungs-/Verwirklichungsphase, Moderator, 1-3 Tage

Betroffene zu Betei-ligten machen, krea-tive Atmosphäre

Page 67: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

66

Zukunftskon-ferenz/ Search Con-ference

Entwicklung idealer Zu-kunftsszenarien, Maß-nahmen und Aktionspläne

60-70 Teil-nehmer, gemischter Teilnehmer-kreis Betrof-fener

Entwicklungsorientierter Workshop, festes Ablauf-schema, 2 Moderatoren, Plenumssitzungen mit selbstorganisierter Klein-gruppenarbeit, Dauer 3 Tage

Nicht für konkrete, konfliktträchtige Entscheidungen geeignet

Planungszelle Bürgerforum

Erarbeitung von Empfeh-lungen durch informierte Experten

Ca. 25 zufäl-lig ausge-wählte Bür-ger

Bürgergutachten zu einer vorher benannten Problem-stellung, Informationen durch Referate oder Befra-gung von Experten und In-teressensvertretern

Hoher Aufwand, informierte Bürger

Bürgergipfel

Aufarbeitung von Frage-stellung bis zu Maßnah-menkatalogen

Mehrere hundert Teil-nehmer

Intensive Diskussion an Runden Tischen mit maxi-mal 10 Personen als auch ein Austausch im großen Ple-num

Konkrete Ergebnisse an einem Tag, Mei-nungsvielfalt ermög-lichen

E-Democracy Online- Ver-fahren

Austausch über das The-ma

Bürger Offenes Verfahren, aufge-baut wie eine Konferenz, Austausch jedoch über Inter-netforen, neutrale Moderati-on, vorgegebene Leitfragen, Dauer mehrere Wochen

Großer Personen-kreis geringer Auf-wand, nur Personen mit Internetan-schluss, Interesse am Thema für Teilnah-me entscheidend

Bürgerjury/ Citizen Jury

Debatten über Werte, weniger zur Lösungssu-che geeignet

Bürger (Ju-rymitglieder) zufällig aus-gewählt, nach Merkmalen der Grundge-samtheit der Bevölkerung

„Schöffengericht“, Abgabe einer Empfehlung nach An-hörung (Hearings) aller Ar-gumente, Befragung der Jurymitglieder zum Ende des Verfahrens, ähnlich einer Planungszelle

Sehr langes Verfah-ren (5-10 Tage), kostspielig

Kooperativer Diskurs

Komplexe Entscheidungs-prozesse, Kriterienfindung (Wertbaum), Klärung von Auswirkungen, Abwä-gung von Handlungsemp-fehlungen

Interessen-gruppen, Bürger

3-stufiges Kombinationsver-fahren aus Mediation (Kriterienfindung), Gruppen-Delphi (Abwägung), Bürger-forum (Handlungsempfeh-lungen)

Sehr kosten- und zeitaufwändig, für komplexe Fragestel-lungen mit hohem Konfliktpotential geeignet

Ist das geeignete Verfahren ausgewählt, müssen nun in der Planungsphase die Akteursgruppen ausgewählt werden, mit denen eine konkrete Arbeit erfolgt. Um die Glaubwürdigkeit zu bewahren, sollten bereits frühzeitig alle gesellschaftlich relevanten Gruppen angesprochen und in weitere Planungen einbezogen werden. Der Auswahlprozess, z. B. durch Los- oder Zufallsauswahl, öffentliche Ansprache und Aufrufe oder die Benennung von TeilnehmerInnen in Gesprächen mit den Akteursgruppen, hat eine Auswirkung auf die Zusammensetzung des Gremiums und damit auch auf das spätere Ergebnis des Prozesses (Benighaus et al. 2007: 709–710). Zur Planungsphase gehört außerdem das Erstellen eines Zeit- und Ablaufplans, die Auswahl von ProzessbegleiterInnen sowie die Öffentlich-keitsarbeit, um eine größere Akzeptanz für das Verfahren und seine Ergebnisse in der Öffentlichkeit zu schaffen (Benighaus et al. 2007: 710–711).

Page 68: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

67

Nach anschließender Durchführung der Verfahrens sollte am Ende des Prozesses ein Bewertungs- und Empfehlungstext stehen, der von den TeilnehmerInnen ge-meinsam ausgehandelt wurde (Benighaus et al. 2007: 711). Wenn es mehrere Projektgruppen gab, müssen die Teilergebnisse zusammengeführt werden (Benighaus et al. 2007: 711). Die gefundenen Sachverhalte und Bewertungen werden an die entsprechenden Institutionen weitergeleitet. Bei Resultaten, die nur Empfehlungscharakter haben, ist bereits im Vorwege ein Einbezug von politischen Gremien von Vorteil, damit diese Empfehlungen später dort ausreichende Reso-nanz finden (Benighaus et al. 2007: 711–712).

Durch den partizipativen Prozess werden repräsentative Verfahren der Beschluss-fassung nicht überflüssig. Bei kollektiv verbindlichen Maßnahmen muss in reprä-sentativen Gremien im Anschluss an das partizipative Verfahren die Alternative ausgewählt werden, die die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung am ehesten widerspiegelt (Benighaus et al. 2007: 713).

Während die Beispiele für partizipative Ansätze für die Lösung von Konflikten in-zwischen zahlreich sind und auch für den Managementprozess von Naturgefahren einige Beteiligungsverfahren entwickelt wurden (z. B. MLR 2001: 44), fehlen bis-lang Erfahrungsberichte von Projekten, die partizipative Verfahren für die Festle-gung der Risikoakzeptanz von Naturgefahren angewandt haben.

4.10.5 ALARP-Ansatz

Der ALARP-Ansatz ist weniger ein eigenes Modell, mit dem sich die Risikoakzep-tanz bestimmen lässt, sondern vielmehr ein Hilfsmittel um den Bewertungsvor-gang für vorhandene Risiken zu erleichtern und besser strukturieren zu können (Renn et al. 2007: 95). Wie bereits bei PLANAT vorgestellt, wird ein Wahrschein-lichkeits-Ausmaß-Diagramm erstellt, das in drei Bereiche unterteilt ist. Die Gren-zen und Regionen des Diagramms lassen sich laut Sayers et al. (2002: 16) fol-gendermaßen definieren:

„(i) an upper-bound on individual or societal risk levels, beyond which risks are deemed unacceptable;

(ii) a lower-bound on individual or societal risk levels, below which risks are deemed not to warrant concern;

(iii) an intermediate region between (i) and (ii) above, where further individ-ual and societal risk reduction are required to achieve a level deemed ‘as low as reasonably practicable’ (the so-called ALARP principle)”(Sayers et al. 2002: 16).

Page 69: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

68

Abbildung 17: Risiko-Niveaus und der ALARP-Bereich (aus Sayers et al. 2002: 16)

Das Modell wird auch als Ampelmodell bezeichnet (Renn et al. 2007: 95–97). Da-bei wird der grüne Bereich als Normalbereich, der gelbe Bereich als Grenz- oder ALARP-Bereich und der rote Bereich als inakzeptabler Bereich benannt. Die Linie zwischen grünem und gelbem Bereich wird als Akzeptanzlinie, die Linie zwischen gelbem und rotem Bereich als Toleranzlinie bezeichnet (Renn et al. 2007: 97).

Abbildung 18: Ampelmodell (aus Renn 2005: 37)

Risiken, die im roten Bereich liegen, lassen sich nur bei ausgeprägtem sozialen Nutzen und bei Nichtvorhandensein anderer Optionen genehmigen (Renn et al. 2007: 96). Liegt eine Naturgefahr, bei der eine anthropogene Einflussnahme kaum möglich ist, z. B. ein Vulkanausbruch, im roten Bereich, bleibt nur die Vulnerabilität

Page 70: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

69

in der Region zu verringern oder durch Wegzug inakzeptabel gefährdete Gebiete zu meiden (Renn et al. 2007: 96).

Die Einordnung der Risiken in das Diagramm lässt sich mittels der ermittelten Schäden und Eintrittswahrscheinlichkeiten leicht nachvollziehen. Die Bestimmung der Grenzen zwischen den Bereichen ist jedoch eine der schwierigsten Aufgaben der „Risk-Governance“ (Renn et al. 2007: 97; Renn 2005: 37). Oftmals wird in der Praxis ein pragmatischer Ansatz gewählt und die Grenzziehung vorgenommen, indem z. B. vorgegeben wird, dass mit einer 10-fachen Erhöhung des Schadens die Eintrittswahrscheinlichkeit um das 10-fache zurückgehen muss (Heinimann et al. 2005: 41; Sayers et al. 2002: 15). Die „UK Health and Safety Executive” hat z. B. ein Verfahren für chemische Risiken entwickelt, dass auf einem Risiko-Risiko-Vergleich beruht (Renn 2005: 37). Andere, z. B. manche Schweizer Kanto-ne, versuchen mit Runden Tischen einen Konsens für die beiden Linien zu finden. Zu den Gesprächen werden Vertreter der Industrie, Administration, offizielle Ver-treter des Kantons, Umweltschützer und Nachbarschaftsgruppen eingeladen (Renn 2005: 37).

Das ALARP-Modell wird von verschiedenen Autoren auch für die Einordnung der Risikoakzeptanz im Falle von Flutrisiken vorgeschlagen (z. B. Oumeraci & Korten-haus 2002: 9). Die meisten Risiken, zu denen im Küstenschutz Entscheidungen getroffen werden müssen, befinden sich im Grenzbereich (Sayers et al. 2002: 16). Das heißt, es müssen Anstrengungen unternommen werden das Risiko zu verrin-gern, bis es so „niedrig, wie vernünftigerweise praktikabel“ ist. Was „vernünftiger-weise praktikabel“ ist, wird je nach Perspektive unterschiedlich ausgelegt. Laut Sayers wird im Küstenschutz ein „praktikabler“ Umgang zumeist mit „vertretbar“ auf einer staatlich-ökonomischen Grundlage übersetzt (Sayers et al. 2002: 16).

Die Grenzziehung im ALARP-Modell bedingt Werturteile, bei denen eine Gesell-schaft sich entscheidet, welche Risiken einem Menschen zumutbar sind und wel-cher Nutzen die Übernahme eines bestimmten Risikos rechtfertigt (Renn et al. 2007: 97). Die englische Health and Safety Executive (HSE) hat drei Hauptkriteri-en bestimmt, nach denen die Grenzziehung erfolgen sollte (nach HSE 2001: 41):

Das Gleichheitskriterium: Alle Individuen haben das gleiche Recht auf Schutz. In der Praxis wird dabei meist ein Höchstmaß für das Risiko festge-legt, dem ein Mensch ausgesetzt sein soll. Liegt ein Risiko über dieser Grenze und kann auch nicht mehr kontrolliert oder eingedämmt werden, so ist dieses Risiko inakzeptabel, egal welchen Nutzen es geben könnte.

Das Nützlichkeitskriterium: Dieses verlangt die Abwägung zwischen dem Nutzen einer Maßnahme die ein Risiko abwenden soll und den Kosten der Maßnahme. Hierbei werden in monetären Einheiten die Nutzen einer Maß-nahme (z. B. statistisch gesicherte Menschenleben) mit den Nettokosten, die es kostet eine Maßnahme durchzuführen, verglichen und verlangt, dass es zwischen diesen beiden Punkten eine Ausgeglichenheit geben muss. Sollte es ein Ungleichgewicht geben, muss die Waage in Richtung Nutzen ausschlagen.

Page 71: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

70

Das technische Kriterium: Dies besagt, dass ein Risiko akzeptabel ist, wenn es mit gängigen technischen und organisatorischen Methoden unter Kontrolle ist, egal wie die Begleitumstände aussehen.

Der Vorteil des Modells besteht in der Aussage, dass es nicht nur akzeptable und inakzeptable Risiken gibt, sondern ein Übergangsbereich vorhanden ist, in dem ein Spielraum für komplexe und Kontext-angepasste Bewertungsverfahren ermög-licht wird (Renn et al. 2007: 97). Risiken, die sich im Übergangsbereich befinden, sollen im Zuge des Risikomanagements so behandelt werden, dass sie ein Niveau erreichen, das dem ALARP-Prinzip entspricht (Sayers et al. 2002: 16). Dieses Prinzip berücksichtigt, dass nicht alle theoretisch denkbaren Konzepte zur Scha-densverhinderung oder -minimierung vernünftigerweise umzusetzen sind, genau-so sind nicht alle sinnvollen Maßnahmen in einem gegebenen sozialen Kontext durchsetzbar.

Zur Umsetzung des ALARP-Prinzips wurde im Kanton Basel-Stadt in der Schweiz 1991 eine Risiko-Kommission (RISKO) eingesetzt, die als „Ersatzöffentlichkeit“ dient. Die Beurteilung der Tragbarkeit von Risiken soll nicht allein den zuständigen Behörden übertragen werden, sondern auf diesem Wege wirtschaftliche und ge-sellschaftliche Gesichtspunkte besser einbeziehen (Hartnagel 2003: 1). In der Kommission sind VertreterInnen aus Wissenschaft, Industrie, Gewerbe, Umwelt-schutz, Gewerkschaft und Quartiervereinen. Somit soll gewährleistet werden, dass Werte und Interessen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen Beachtung finden. Die Kommission ist angebunden an die Kontrollstelle für Chemie- und Bio-sicherheit (KCB) und wurde im kantonalen Umweltschutzgesetz verankert (Keller 2000: 1).

Die Risikokommission muss immer dann zu Rate gezogen werden, wenn sich bei einer Risikobewertung in einer technischen Anlage oder im Umgang mit Stoffen, Organismen und Abfällen herausgestellt hat, dass das Risiko des Betriebs in den Grenzbereich eingestuft wird (Hartnagel 2003: 1; Keller 2000: 3). Der Beurtei-lungsprozess der Kommission erfolgt dann in mehreren Stufen (siehe Abbildung 19). Auf Grundlage einer Risikoanalyse und Informationen des Anlagenbetreibers diskutiert die Kommission die Tragbarkeit des Risikos sowie mögliche Maßnah-men, die das Risiko in einen akzeptablen Bereich verlagern könnten. Diese Maß-nahmen werden zur Auflage bei der Betreibung der Anlage gemacht. Sollte die Kommission zu dem Schluss kommen, dass es keine Maßnahmen gibt, die das Risiko in den tragbaren Bereich verlagern könnten, wird überprüft ob der Nutzen der Anlage das Risiko rechtfertigt. Sollte auch diese Beurteilung zu keinem ein-deutigen Ergebnis führen, werden der KCB Alternativen zur Anlage oder ein Ver-zicht auf die Anlage insgesamt vorgeschlagen (Hartnagel 2003: 1–2).

Page 72: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

71

Abbildung 19: Prozess der Risikobeurteilung durch die RISKO (aus Hartnagel 2003: 2)

4.10.6 Integration der Risikoakzeptanz in das Risikomanagement

Auch wenn der Schwerpunkt der Arbeit bei den Methoden zur Ermittlung der Risi-koakzeptanz liegt, soll hier ein kurzer Einblick in den Umgang mit den ermittelten Daten gegeben werden.

Wurde die Risikoakzeptanz mittels eines formalen Vorgehens ermittelt, kann im Rahmen des Risikomanagements ein Vergleich des ermittelten (objektiven) Risi-kos und des akzeptierten Risikos erfolgen. Aus diesem Vergleich können dann die notwendigen Maßnahmen abgeleitet werden (Plattner 2005: 16).

Bei der Planung der Maßnahmen sind verschiedene Zielvorgaben denkbar. Ist eine Angleichung von objektivem und akzeptiertem Risiko erwünscht, so ergeben sich laut Plattner (2005: 16) bei verschiedenen Kombinationen unterschiedliche Maßnahmen:

R(obj) > R(acc): Reduktion von R(obj) oder Erhöhung von R(acc)

Page 73: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

72

R(obj) = R(acc): Reduktion/Stabilisierung von R(obj) oder Erhöhung von R(acc)

R(obj) < R(acc): keine Maßnahmen

Der Vergleich des objektiven und des akzeptierten Risikos kann aber auch dazu genutzt werden, Gebiete zu identifizieren, in denen voranging mit der Bevölkerung am Bewusstsein der Hochwasserrisikos gearbeitet werden sollte. Handlungsbe-darf besteht insbesondere dann, wenn Gebiete folgende Kombinationen aufwei-sen:

geringe Risikoakzeptanz – geringes Risiko, weil dann eventuell mehr Schutzmaßnahmen als benötigt gefordert werden

große Risikoakzeptanz – großes Risiko, weil dann von der Bevölkerung das Risiko eventuell verkannt wird

Probleme können bei der Übertragung einer kleinräumlich ermittelten Risikoakzep-tanz auf größere Gebiete entstehen. Wenn z. B. in einem Haushalt folgende Risi-koakzeptanzwerte ermittelt wurden, stellt sich die Frage, wie daraus eine Risiko-akzeptanz für den Gesamthaushalt abgeleitet werden kann. Bestimmt der Mittel-wert die Gesamtrisikoakzeptanz, ist die geringste Risikoakzeptanz der wichtigste Faktor oder wird die Mehrheit beachtet?

1 1 1 2 1 1

1 1 2 3 1 3

Haushalt1 Haushalt 2 Haushalt 3

Dieses Fragestellung setzt sich bei jeder weiteren Zusammenfassung einzelner Risikoakzeptanzwerte für einen größeren Raum fort. Die Lösung dieses Problems sollte Aufgabe weiterer Forschung sein.

Wird an das Risikomanagement aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive herangegangen, hat diese vor allem die Aufgabe, unter der Maxime der Reduzie-rung der Risiken für den Menschen, die Ergebnisse der Risikoanalyse und der Risikobewertung umzusetzen (Markau 2003: 189). Dabei muss aus dem „natur-wissenschaftlich analysierten, dem gesellschaftlich akzeptierten und dem nach politischen Normen akzeptablen Risiko“ (Markau 2003: 189) ein tolerierbares Risi-komaß erarbeitet werden.

Seit der Jahrtausendwende wird dabei verstärkt ein Mittragen der Gesellschaft am kollektiven Risiko diskutiert, wobei von einem Übergang einer „Sicherheitskultur“ zu einer „Risikokultur“ gesprochen wird (Heinrichs & Grunnenberg 2007: 10; Mar-kau 2003: 189). Dieses Vorgehen beinhaltet eine Doppelstrategie: vorhandene Risiken sollen bestmöglich reduziert werden, aber nicht um jeden Preis und ver-bleibende Restrisiken sollen gemeinsam „gemanagt“ werden. Für den Küsten-schutz bedeutet dies z. B., das Risiko der Überflutung auf ein akzeptables Risiko zu minimieren, aber auch für das Restrisiko geeignete Umgangsformen zu entwi-ckeln (Mertsch 2004: 38). Eine Risikoübernahme durch die Gesellschaft kann nach Überzeugung vieler Wissenschaftler jedoch nur gelingen, wenn die Bevölke-rung frühzeitig in Entscheidungsprozesse einbezogen wird und damit die Eigen-

Page 74: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

73

verantwortung und -initiative des Einzelnen gestärkt wird (Markau 2003: 189). Damit rücken wiederum verstärkt partizipative Prozesse in den Mittelpunkt der Be-trachtung (vgl. Renn 2011).

Die Entscheidung, wie im Rahmen des Risikomanagements mit der Risikoakzep-tanz umgegangen wird, ist immer auch eine Frage des Umgangs mit moralischen Widersprüchen. So stellt sich bei der Ermittlung und Bewertung von Grenzwerten die Frage, „ob beim Risikomanagement die Effizienz oder die Gerechtigkeit im Vordergrund zu stehen hat, d. h. ist das Ziel eine ökonomische Optimierung oder die Sicherung der Grundrechte“ (Heinimann et al. 2005: 13). Auch diese Frage sollte in weiteren Forschungsarbeiten untersucht werden.

4.11 Zwischenfazit

Die Unterscheidung in ein subjektives und ein objektives Risiko führt dazu, dass auch die Definition der Risikoakzeptanz nicht einheitlich ist: Wird das Risiko als ein soziales und gesellschaftliches Konstrukt gesehen, wird die Risikoakzeptanz zu-meist als ein intuitives Ergebnis der Bewertung eines Risikos betrachtet. Wird hin-gegen davon ausgegangen, dass sich das Risiko formal analysieren lässt, lässt sich analog dazu ein Risiko auch formal bewerten und ein normativ akzeptables Risiko definieren.

Keine der beiden Möglichkeiten stellt das Risiko oder die Risikoakzeptanz „richti-ger“ dar. Ob im jeweiligen Untersuchungsdesign der subjektive oder der formale Begriff des Risikos im Mittelpunkt steht, hängt vor allen Dingen von den Zielen und Rahmenbedingungen der Untersuchung, aber auch von der persönlichen Einstel-lung zum Risikobegriff ab. Ein humangeographischer Ansatz führt dabei eher zu einer Auseinandersetzung mit den sozialen und gesellschaftlichen Prozessen der Risikoakzeptanz, während sich die physische Geographie der Frage der Akzep-tanz eher aus formaler Perspektive nähert.

Der Begriff der Risikoakzeptanz ist also eng mit der Risikobewertung verknüpft. Der genaue Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorgängen ist bislang je-doch nicht geklärt. So bezeichnen Vertreter der subjektiven Risikoforschung die Risikoakzeptanz zumeist schlicht als das Ergebnis der Risikobewertung (z. B. Schlepütz 2004: 25; Markau 2003: 27). Verschiedene Faktoren würden dazu füh-ren, dass in einem individuellen Wertungs- und Entscheidungsprozess ein beste-hendes Risiko bewertet und anschließend akzeptiert oder abgelehnt wird. Die Un-tersuchung der relevanten Einflussfaktoren nimmt einen großen Teil der For-schung ein. Eine Vielzahl an Faktoren wurde ermittelt, jedoch ließ sich bislang kein endgültiges Set an dominanten Faktoren zusammenstellen, aus denen abge-leitet werden kann, wie eine Person ein Risiko bewertet und ob sie es akzeptiert oder ablehnt. Je mehr Daten erhoben wurden, desto stärker stellten sich nationa-le, regionale und lokale Unterschiede heraus. Zudem stellte man fest, dass die Bewertungen insgesamt instabil sind und sich die Einstellungen zu Risiken im Laufe der Zeit verändern. Längerfristige Akzeptanzprognosen sind aus diesem Grund kaum möglich.

Page 75: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

74

Auch von den Vertretern der formalen Risikoakzeptanzforschung wird dem Zu-sammenhang zwischen Risikobewertung und Risikoakzeptanz bislang wenig Auf-merksamkeit gezollt. So wird bei Heinimann et al. (2005: 23) der Akzeptanzfaktor lediglich als Kehrwert des Wahrnehmungsfaktors definiert. Es wird davon ausge-gangen, dass die Akzeptanz bei steigender Schadenswahrnehmung gleichmäßig überproportional kleiner wird.

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Risikowahrnehmungsfaktor

Ris

ikoa

kzep

tanz

fakt

or

Abbildung 20: Risikoakzeptanz als Kehrwert der Risikowahrnehmung

Die Bemühungen der Schweizer Wissenschaftler liegen darin, die formale Risiko-bewertung immer weiter zu verfeinern und mit Erkenntnissen der subjektiven Risi-koforschung zu ergänzen, so dass eine immer größere Annäherung an die Wirk-lichkeit gelingt. Wie sehr die bisherige Definition des Kehrwertes dem wirklichen Verhältnis von Wahrnehmung zur Akzeptanz entspricht, wird bislang wenig thema-tisiert. Um diese formale Definition der gesellschaftlichen Realität anzupassen, sollten in Zukunft weitere Schritte gegangen werden. Zudem entstammen die in der Prospect-Theorie entwickelten und von PLANAT genutzten Konstanten in der Wahrnehmungsfunktion aus psychologischen Entscheidungsexperimenten zu un-sicheren Lotteriegewinnen. Ob diese Konstanten allgemein dem Wahrnehmungs-verhalten des Menschen bei Risiko entsprechen und somit auch in der Bewertung eines Naturgefahrenrisikos genutzt werden können, gilt es ebenfalls zu diskutie-ren.

Weiteren vorgestellten Ansätzen zur formalen Risikobewertung bzw. Risikoakzep-tanz fehlt es bislang an konkreten Umsetzungsmöglichkeiten. So beinhaltet der von Oumeraci & Kortenhaus (2002) vorgeschlagene Weg zur Ermittlung einer Ge-samtrisikoakzeptanz noch viele Unsicherheiten und ist mit Ansätzen aus der Kos-ten-Nutzen-Analyse, der Zuverlässigkeitsanalyse sowie multikriteriellen Entschei-dungsmodellen sehr komplex und in der Praxis bislang nicht umsetzbar. Durch die gegebene Möglichkeit, die Akzeptanz der Überflutungswahrscheinlichkeit und die Akzeptanz der Vulnerabilität getrennt betrachten zu können, sowie die Möglichkeit, Risiken in verschiedenen Zusammenhängen differenziert bewerten zu können,

Page 76: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

75

greift der Ansatz einige wichtige Ideen auf und sollte bei der Weiterentwicklung von Methoden nicht außer Acht gelassen werden.

Der von Slaby & Urban (2002) eingebrachte Gedankengang ist hingegen eher theoretisch interessant. Bei ihnen wird das akzeptable Risiko durch die Wahl der Handlungsoption definiert. Zwar wird damit explizit auf den Zusammenhang zwi-schen Bewertung und Handeln eingegangen, jedoch stehen in dem Ansatz ent-weder keine oder nur eine Handlungsoption zur Verfügung. Es wird dann logisch-mathematisch hergeleitet, wie Vor- und Nachteile gestaltet sein müssen, um eine der Handlungsoptionen zu wählen. Da in der Praxis jedoch immer eine große Viel-falt an Handlungsoptionen zur Verfügung steht, kann das akzeptierte Risiko durch Wahl der Handlungsoption nur definiert werden, wenn wirklich alle Handlungsopti-onen zur Verfügung stehen. Da dies hier nicht der Fall ist, kann dieser Ansatz bis-lang vor allem dazu beitragen, einen Anhaltspunkt für den Zusammenhang zwi-schen Risikobewertung und Risikoakzeptanz zu geben.

Der ALARP-Ansatz eignet sich vor allem zur Darstellung und Auswertung der Er-gebnisse. Die eigentliche und schwierige Aufgabe der Methode besteht darin, den Verlauf der oberen und unteren Grenzlinien zu bestimmen. Die Anregungen hier-für sind jedoch bislang sehr vage, da gesetzliche Rahmenbedingungen, techni-sche Überlegungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und das Schutzbedürfnis der Bevölkerung berücksichtigt werden müssen. In der Praxis wird dieser Prozess oftmals abgekürzt, in dem der Verlauf der Grenzlinie zwischen den verantwortli-chen Stellen in Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Naturwissenschaftlern be-stimmt wird, so dass die Einstellung der Bevölkerung nur indirekt einfließt. Ein konkreter Einbezug der Betroffenen findet nur sehr selten statt.

Jedoch schafft das Modell gute Voraussetzungen, um das Verhältnis eines vor-handenen Risikos und der Risikoakzeptanz anschaulich darzustellen. Zudem bringt es die Überlegung ein, dass es nicht nur ein akzeptables und ein inakzep-tables Risiko gibt, sondern auch einen Übergangsbereich, in dem das Risiko nur so weit „wie vernünftigerweise sinnvoll“ reduziert werden muss. Jedoch ist auch dieser Ansatz nicht konfliktfrei, denn was „vernünftigerweise sinnvoll ist“, kann von staatlichen Stellen, Versicherungen, Deichschutzverbänden oder Anwohnern sehr unterschiedlich gesehen werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Bevölkerung eine größere Möglich-keit der Mitentscheidung bei bestehenden Problemen, bei Fragen der Flächennut-zung, des Naturschutzes und des Küstenschutzes wünscht (Ratter et al. 2009: 85-87). Partizipative Ansätze greifen diesen Wunsch auf. Von ihren VertreterInnen wird betont, dass sich nur auf diesem Wege eine wirkliche Gleichberechtigung der Argumente zwischen Öffentlichkeit, Wissenschaft und staatlichen Stellen herstel-len lässt. Dabei sollen Ansätze, die auf Expertenwissen beruhen und solche, die die Betroffenenkompetenz in den Mittelpunkt stellen, zusammengebracht werden. Damit das gegenseitige Vertrauen gelingt, ist es besonders wichtig, einen nach-vollziehbaren und transparenten Prozess zu gestalten, in dem die Bevölkerung nicht nur in Form eines Dialogs einbezogen wird, sondern ein Mitwirkungsrecht bei der Entscheidungsfindung hat. Nur so kann Frustration vermieden werden.

Page 77: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

76

Partizipative Verfahren eröffnen die Möglichkeit, die Risikoakzeptanz nicht zu-nächst „feststellen“ zu müssen, um sie dann in weiteren Prozessen verarbeiten zu können, sondern die Akzeptanzgrenzen der Beteiligten direkt in Diskussions- und Entscheidungsprozesse einfließen lassen zu können. Die Verantwortung für die Festlegung der gesellschaftlichen Risikoakzeptanz kann jedoch nicht allein auf die Beteiligten eines solchen Verfahrens übertragen werden, die entwickelten Ergeb-nisse müssen eine demokratische Legitimierung durch die Politik erfahren, so dass nach wie vor die letztendliche Verantwortung bei der Politik liegt.

Die Mehrheit der Bevölkerung steht nicht in den Startlöchern und wartet auf die Möglichkeit der Beteiligung an partizipativen Verfahren. Um wirkliche partizipative Prozesse anzustoßen und zu begleiten, bedarf es Mut und Ausdauer der zustän-digen Stellen. Da bislang konkrete Erfahrungsberichte von Projekten fehlen, die partizipative Verfahren für die Festlegung der Risikoakzeptanz von Naturgefahren angewandt haben, sind auch der Erfolg und die Schwächen dieses Ansatzes für diese Fragestellung bislang kaum diskutiert.

Besonders um die Nutzbarkeit von formal-normativen Ansätzen im Bezug auf die Risikobewertung von Naturgefahren gibt es einige Diskussion. Von einigen Auto-ren wird er zur Analyse der Risikobewertung und Risikoakzeptanz als nicht brauchbar beschrieben (z. B. Markau 2003: 129; Plapp 2003: 13; Weichselgartner 2001). Wahrnehmungs- und Akzeptanzprozesse seien so individuell, situationsab-hängig und im ständigen Prozess befindlich, dass sie mathematisch nicht erfasst werden könnten. Vertreter formaler Ansätze betonen, dass die formale Risikobe-wertung gar nicht das Ziel habe, die Meinung der Öffentlichkeit richtig abzubilden (Plattner 2005: 23). Jedoch ermögliche sie die normative Festlegung von dem, was der Bevölkerung zugemutet werden kann. Aus diesem Grund halten Vertreter formaler Ansätze dieses Vorgehen für eine legitime und geeignete Möglichkeit, um z. B. im Rahmen von Verwaltungsprozessen mit weniger aufwändigen Mitteln an wichtige gesamtgesellschaftliche Informationen zur Risikoakzeptanz zu gelangen (Plattner 2005: 23).

Auch die sozialwissenschaftliche Herangehensweise zur Ermittlung der subjekti-ven Risikobewertung hat ihre Schwächen. Wenn sich intensiv mit der Bevölkerung auseinandergesetzt werden soll, Gedankenprozesse, Zusammenhänge und Schlussfolgerungen im Bezug auf Risikobeurteilungen erfasst und verstanden werden sollen, kann dies aufgrund der Komplexität der Prozesse nur in Form von qualitativen Methoden, z. B. offenen Interviews oder Diskussionsrunden gelingen. Aufgrund des hohen Aufwands der Methoden kann jedoch immer nur ein kleiner Teil der Bevölkerung befragt werden. Somit können zwar intensiv Prozesse und Verhaltensweisen Einzelner beschrieben und untersucht werden, eine Verallge-meinerung auf den Rest der Bevölkerung birgt jedoch Fehlerquellen und ist damit schwierig.

Bei der Befragung in Form von standardisierten Fragebögen liegt der Schwerpunkt häufig auf der Untersuchung des Einflusses von persönlichen und risikobezoge-nen Faktoren auf die Risikobewertung. So ließen sich jedoch z. B. bei Plapp (2004) damit nur sehr grobe Zusammenhänge zwischen einigen wenigen Faktoren

Page 78: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Risikoakzeptanz von Naturgefahren

77

und der Wahrnehmung der Gefährlichkeit von Naturgefahren herleiten. Die Ge-dankengänge, die bei den Befragten zur jeweiligen Risikobewertung führten, blei-ben weitgehend im Dunkeln.

Ein offenes Problem bleibt die Vorhersagbarkeit von Risikobewertungen und der Risikoakzeptanz. So hat das Erdbeben und der Tsunami in Japan im März 2011 und die daraus folgenden Konsequenzen für das Kernkraftwerk Fukushima inner-halb kürzester Zeit einen unvorhersehbaren Wandel der Risikoakzeptanz in Bezug auf Kernkraft bewirkt

Soll die Risikoakzeptanz der Bevölkerung in eine Risikoanalyse einbezogen wer-den, die vor allen Dingen zu Planungszwecken für Politik und Behörden dient, muss davon ausgegangen werden, dass die subjektiv-intuitive Risikoakzeptanz immer nur näherungsweise und als Momentaufnahme einbezogen werden kann. Nur mittels partizipativer Verfahren ist es möglich, die Risikoakzeptanz direkt, oh-ne den Umweg der „Feststellung“, in Risikoanalyse- und Risikomanagementpro-zesse einzubeziehen.

Page 79: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz

78

5 Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzep-tanz

Für die Bürger ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Staat die Aufgabe ihrer Absicherung übernimmt, in Ländern mit einem ausgeprägten Wohlfahrtssystem ist Sicherheit eine Rahmenbedingung, von der ausgegangen wird (Ammann 2004: 262). Wenn also die Risikoakzeptanz von Hochwasser untersucht wird, wird damit ein Risiko angesprochen, dass den Bürgern unter Umständen zunächst einmal gar nicht bewusst ist. Dies bedeutet eine besondere Achtsamkeit bei der Kommunikation des Risikos, sowie das Wissen, dass die Fragestellung, welches Risiko ein Mensch in seinem Leben bereit ist zu akzeptieren, recht komplex ist.

5.12 Kommunikation von Risiken

Die Frage nach der Akzeptanz von Flutrisiken ist für die meisten Menschen kein Alltagsthema. Um in einer Untersuchung wirklichkeitsnahe Antworten zu erhalten, muss den Befragten die Möglichkeit gegeben werden, sich mittels (textlichen) Bil-dern intensiv in das Thema hinein zu denken. Bei der hier angestrebten Untersu-chung sollen sich die Befragten mit hypothetischen Überflutungsszenarien und ihren Reaktionen auf diese potenziellen Ereignisse beschäftigen.

Aus Sorge, dass das Einlassen auf die Frage, „Welchem Risiko bin ich ausgesetzt und wie gehe ich persönlich damit um“ zu Verunsicherung und Angst führt, werden bestehende Risiken von staatlicher Seite oftmals nicht oder nur restriktiv kommu-niziert. Das Projekt INNIG (Keller 2000) hat die Kommunikation bezüglich Hoch-wasserrisiken zwischen staatlichen Stellen und der Bevölkerung untersucht und kommt hingegen zu dem Schluss, dass die Bürgerinnen und Bürger bereits durch Massenmedien über Informationen bezüglich der Risikolage verfügen (Keller 2000: 138). Über eine offene Risikokommunikation bietet sich vor allem die Chan-ce, diffuse Ängste aufzulösen und konkrete Handlungsanweisungen zu geben (H. Lange, pers. Komm.). Die Chancen und Risiken einer offenen Risikokommunikati-on hängen von der konkreten Ausgestaltung ab. Erfolgt die Kommunikation auf nüchterne, zielgruppenspezifische und nicht dramatisierende Art und Weise, kann damit die Bereitschaft zur individuellen Vorsorge und konkreten Vorbereitung ge-fördert werden. Eine dramatisierende Kommunikation hingegen kann, vor allen Dingen wenn sachliche Informationen über getroffene Maßnahmen und Verant-wortlichkeiten fehlen, zu Abstumpfung, Lähmung oder Panik führen (Keller 2000: 138).

„Generell gilt: Wenn die Verantwortlichen des politisch-administrativen Systems deutlich machen, dass der Klimawandel und daraus erwachsende Tendenzen sich langfristig erhöhender Hochwasserrisiken bereits Gegenstand aktiver Problem-wahrnehmung und -bearbeitung sind, so wird sowohl das eigene Ansehen und auch das Vertrauen der Bürger gestärkt“ (Keller 2000: 138).

Page 80: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz

79

Zu den Auswirkungen, die eine offene Ansprache von Risiken bei der Bevölkerung haben kann, habe ich auch ein Gespräch mit Timm R. Geissler (WasserLand.net) geführt. Dieser führte 2005 an der Technischen Universität Hamburg-Harburg ein Pilotprojekt zu Möglichkeiten der Verbesserung der Hochwassergefahrenwahr-nehmung in Hamburg durch. Im Ansatz des Projektes wurde davon ausgegangen, dass der Weg zum Gefahrenbegriff und -bewusstsein ein Lernprozess ist. Da für diesen Lernprozess Menschen nicht in eine reale Gefahrensituation gebracht wer-den sollen, bestand die Frage, ob es möglich sei, ein künstliches Gefahrenbe-wusstsein zu bewirken.

Hierfür wurde mit den TeilnehmerInnen zunächst ein Workshop durchgeführt, der darauf ausgelegt war, das Risiko, die Gefahr und die Folgen einer Überflutung für den eigenen Lebensraum greifbar, präsent und erlebbar zu machen. Vor einem Haus, das in der Vergangenheit von einem Hochwasser betroffen war, wurde ein Überflutungsmodell in Form eines Wohnraumes im Maßstab 1:1 mit Wasser geflu-tet. Mittels Flutsäulen wurde die Höhe des Wasserstandes vor dem Haus symboli-siert, es wurden Wassertiefenkarten gezeigt und anschließend von einem Bewoh-ner des Hauses ein Erlebnisbericht gegeben. Anschließend wurden die Eindrücke, Erlebnisse und Fragen der TeilnehmerInnen in einer Gruppenarbeit thematisiert und reflektiert und in der Gesamtgruppe diskutiert. Im weiteren Verlauf des Lern-zyklus folgten dann Veranstaltungen, in denen durch Vorträge und Diskussionen den TeilnehmerInnen weitere Informationen zu möglichen Hochwasserereignissen sowie städtischen und individuellen Strategien der Hochwasservorsorge gegeben wurden.

Nach Meinung von Geissler ist dieses Bewusstmachen des Risikos nur dann ve-rantwortbar, wenn man den Teilnehmenden gleichzeitig eine Hand reicht. Der Wissenschaftler oder Leiter des Workshops ist für die WorkshopteilnehmerInnen gleichzeitig die handelnde Person im Umgang mit dem Risiko. Dementsprechend ist er auch derjenige, der ihnen eine eventuell aufkommende Angst wieder neh-men soll und muss. Den Teilnehmenden sollten Wege aufzeigt werden, wie mit den neu gewonnenen Erkenntnissen umgegangen werden kann.

Dies spricht jedoch nach Geisslers Auffassung nicht gegen ein solches Vorgehen. Man müsse, um die Menschen wirklich in die Situation des Bewusstwerdens zu bringen, die Gefahr erlebbar machen. Dies kann durch Rollenspiele, emotionales Erzählen oder auch den (spielerischen) Umgang mit Wasser und Flut in verschie-denen Etappen des Lebens passieren. Zu bevorzugen wäre, wenn die Menschen einen positiven Bezug zum Wasser bekämen z. B. dass sie stolz darauf sind, den Elementen zu trotzen, ähnlich wie es die Küstenbewohner an der Nordsee tun.

Zur Kommunikation von Risiken in der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung be-fragte ich außerdem Andrew Moran von alpS, Innsbruck. alpS führt mit den Ge-meinden Tirols Risikoanalysen zu bestehenden Naturgefahren durch und betreut sie bei der Entwicklung von Maßnahmen im Risikomanagement. Hierzu wird zu-nächst in Workshops mit den Verantwortungsträgern die Gefahrenlage der Ge-meinde erarbeitet: welche Naturgefahren bestehen in der Gemeinde, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Eintretens des Naturereignisses und welche Auswir-

Page 81: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz

80

kungen hätte ein solches Ereignis. Aus dieser Analyse heraus überprüfen die Ge-meinden mit der Unterstützung von alpS ihre bisherigen Maßnahmen und entwi-ckeln, wenn notwendig, neue Strategien. Im weiteren Verlauf wird in regelmäßigen Abständen überprüft ob sich Gefahren verändert haben oder neue Risiken hinzu-gekommen sind und dementsprechend Maßnahmen verändert werden müssen.

alpS arbeitet bei den Schritten der Risikoanalyse, der Steuerungsphase und der Risikoüberwachung mit Verantwortungsträgern der Gemeinden zusammen. Dies können z. B. Feuerwehrkommandanten, die Lawinenkommission oder andere Ve-rantwortungsträger sein. Laut Moran ist in diesem Personenkreis in der Regel eine Sensibilisierung dafür, dass ein Restrisiko nicht auszuschließen ist, nicht notwen-dig.

„Aus unserer Erfahrung heraus ist ihnen das schon bewusst, weil wir eben mit den Leuten zusammenarbeiten, die in Verantwortungspositionen sind. Das heißt der Feuerwehrkommandant weiß, dass man nicht alles ausschließen kann und die Lawinenkommission weiß auch, es kann immer was passieren. Von daher, wenn man mit solchen Leuten zusammenarbeitet, braucht man da nicht viel tun, weil viele das eh schon wissen“.

Da diese Sensibilisierung in der Bevölkerung nicht besteht, werden die Ergebnisse der Risikoanalyse jedoch nicht auf die gleiche Art und Weise an die Bevölkerung weitergegeben:

„Wir gehen wirklich mit den Gemeinden durch, was kann alles passieren, auch im worst-case. Das wäre sicherlich nicht klug, mit allem was theoretisch passieren könnte, aber wahrscheinlich nie passieren wird, an die Öffentlichkeit zu gehen. Dann könnten wirklich viele Angst haben [...]. Das ist sicherlich eine Herausforde-rung, wie man das aufbereitet für die Bevölkerung“.

Nach Meinung Morans muss die Vermittlung der Gefahren über Vertrauensperso-nen erfolgen, die in der Gemeinde verankert sind und kann nicht von externen Fachleuten vermittelt werden:

„Ich meine uns, als die wir damit arbeiten, ist das klar [dass es immer ein Restrisi-ko gibt, Anm. d. A.], aber ich weiß nicht, ob es ihnen [der Bevölkerung, Anm. d. A.] bewusst ist, aber damit haben wir nicht so viel zu tun. [...] Das muss wieder von der Gemeinde ausgehen. Dass sie das ihrer Bevölkerung klar machen“.

Die Frage der Risikoakzeptanz würde laut Moran, wenn überhaupt nur auf der Ebene der Verantwortungsträger diskutiert. Dabei geht es vor allem um formale Akzeptanzgrenzen für gesetzliche Vorgaben. Dabei spielen Fragen der Scha-denshäufigkeit, Schadensausmaß und finanziellen Möglichkeiten eine zentrale Rolle.

„Akzeptanz? Also das ist bei uns eher auf der Ebene Gemeindeleitung angesie-delt, eben die Verantwortlichen. (...) Wenn wir mit ihnen zusammen die Risiken bewerten, als Teil der Risikoanalyse, dann werden auch Prioritäten gesetzt. Die Risiken, die große Auswirkungen haben oder eben öfters vorkommen, werden als erstes abgearbeitet. (..) Das muss die Gemeinde auch selber entscheiden, wo und wie viel sie investieren wollen. Natürlich kann man ihnen Vorschläge unterbreiten

Page 82: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz

81

und sagen das wäre optimal, aber wenn die Gemeinde sagt, wir haben kein Geld dafür und wir kriegen auch kein Geld vom Land oder Bund, dann ist das einfach nicht realistisch. Dann muss man abwägen, das ist eine Grundsatzfrage, wie viel lässt man sich das kosten und das ist fast eine philosophische Frage“.

Zusammenfassend lässt sich aus diesen Meinungen resümieren, dass der Bevöl-kerung eine Kommunikation über Risiken zugetraut werden kann, vor allem weil sie durch die Massenmedien bereits über Informationen zur Risikolage verfügt. Bei der Vermittlung des Risikos muss jedoch auf gewisse Verhaltensweisen geachtet werden. So sollte die Kommunikation auf nüchterne, zielgruppenspezifische und nicht dramatisierende Art und Weise erfolgen, um eine Abstumpfung, Lähmung oder Panik zu vermeiden. Die Übermittler der Botschaft werden von der Bevölke-rung als diejenigen angesehen, die als Ansprechpersonen für Fragen und auf-kommende Beunruhigungen zur Verfügung stehen, die für das vorhandene Risiko in der Verantwortung stehen und für ihren Schutz vor der Gefahr zuständig sind. Deswegen scheint es sinnvoll zu sein, als Übermittler auf Personen zurückzugrei-fen, die einen Bezug zur Bevölkerung haben, bzw. die in der Bevölkerung Ver-trauen genießen und denen eine Kompetenz für das Thema zugetraut wird. In kleineren Gebieten können dies z. B. Gemeinde- oder Ortsvertreter sein, es bieten sich jedoch auch Vorsteher der Feuerwehren oder örtlicher Verbände an, die sich mit der jeweiligen Naturgefahr beschäftigen.

5.13 Komplexität des Themas

Bereits das Eindenken in ein hypothetisches Hochwasserereignis ist für die Be-fragten, die sich zu großer Wahrscheinlichkeit normalerweise nicht mit dem The-ma beschäftigen, eine größere Anforderung. Weitet man die Untersuchung zusätz-lich um den potenziellen Einfluss des Klimawandels auf dieses hypothetische Hochwasserereignis aus, wird die Fragestellung sehr komplex.

Untersuchungen zu Meinungen die sich auf zukünftige Ereignisse beziehen sind jedoch an sich nichts Ungewöhnliches. Sowohl bei der „Sonntagsfrage“ als auch bei der Marktforschung spielen sie eine entscheidende Rolle (Lange et al. 2005: 37). Auch in der Umweltforschung haben sich Fragestellungen etabliert, die untersuchen, inwieweit Bürger bereit sind, sich für zukünftige Ereignisse oder Handlungen zu engagieren um negative Entwicklungen zu vermeiden oder positi-ve Entwicklungen Wirklichkeit werden zu lassen (Lange et al. 2005: 37).

In all diesen Handlungsfeldern wird häufig mit Fragebögen gearbeitet. In diesen werden aus einem vorgegebenen Set von Handlungsmöglichkeiten Antworten ge-neriert. Somit kann die Bewertung von Alternativen und die Absicht daraufhin zu handeln, untersucht werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Forschung ist zu-dem, wie schließlich wirklich in der Realität gehandelt wird und die Absicht mit der Realität zu vergleichen (Lange et al. 2005: 37).

In vielen Themenbereichen des Wahl-, Kauf- und Umweltverhaltens ist der Ge-genstand der befragten Handlungs- oder Zahlungsbereitschaft erkennbar und die relevanten Alternativen klar benannt (Lange et al. 2005: 38). Bei der Analyse der

Page 83: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Rahmenbedingungen für die Analyse der Risikoakzeptanz

82

Risikoakzeptanz von Hochwasser unter Einfluss des Klimawandels handelt es sich jedoch um ein hochgradig hypothetisches Forschungsfeld:

Die Risikoakzeptanz hängt von diversen äußeren Faktoren ab, deren Entwick-lung sich schwer vorhersehen lässt.

Die Folgen einer Überflutung sind für Befragte zum großen Teil hypothetisch (es sei denn es haben gerade Hochwasserereignisse stattgefunden). Sollen diese als Zukunftsprognose gedacht werden, sind sie noch hypothetischer.

Die Wirkungen und Folgen des Klimawandels für das Hochwasser sind erst in Zukunft erkennbar.

Page 84: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Qualitative oder quantitative Methoden?

83

6 Qualitative oder quantitative Methoden?

Die Wahl der richtigen Untersuchungsmethode hängt von der Zielstellung der For-schung ab. Soll die Öffentlichkeit in den komplexen Planungs- und Entschei-dungsprozess zum Küstenschutz einbezogen werden, bieten sich die in Kapitel 4.2.4 vorgestellten partizipativen Verfahren an. In dem von Heinimann et al. (2005) diskutierten Ansatz soll hingegen die Risikoakzeptanz als Momentaufnahme in den formalen Risikobewertungsprozess einfließen. Hierfür ist es notwendig, die individuelle oder kollektive Risikoakzeptanz der Bevölkerung zu ermitteln. Als Me-thodenwerkzeuge bieten sich qualitative und quantitative Methoden der Sozialwis-senschaften an.

Quantitative Methoden versuchen mittels standardisierter Verfahren Tatsachen zu erheben und gesellschaftliche Phänomene darzustellen. Als analytisch-wissenschaftliche Instrumente sind sie entstanden, um die Effizienz der Raumpla-nung innerhalb von Politik und Verwaltung zu erhöhen und als Hilfsmittel einer rationalen Verwaltung zu dienen (Pohl 1998b: 95; Danielzyk & Helbrecht 1989: 109). Als Instrumenten zur Erhebung der Daten dienen z. B. standardisierte Fragebögen und Umfragen, Beobachtungen und Experimente sowie die Auswer-tung von bereits vorhandenen Statistiken. Die erhobenen Daten lassen sich an-schließend mit statistischen Verfahren auswerten.

Qualitative Methoden dienen hingegen nicht der Erzeugung von verwaltungstech-nisch verwertbaren Daten, sondern dem Verstehen von praktisch-wirksamem Wissen (Danielzyk & Helbrecht 1989: 109). Unter qualitativen Verfahren werden weitestgehend Methoden verstanden, die sich nicht mathematisch-statistischer Techniken bedienen (Pohl 1998b: 95). In der Humangeographie wird dabei oft-mals mit der Methode der Hermeneutik gearbeitet, bei der das Verstehen und die Erfassung von Bedeutung und Sinn im Mittelpunkt der Untersuchung steht (Baade et al. 2005: 50).

6.14 Hermeneutische Sozialgeographie und unstrukturierte Inter-views

Die hermeneutische Sozialgeographie ist ein Ansatz zur Untersuchung von Le-bensformen und Lebenswelten. Nach Pohl (1989: 39) eignet sie sich besonders um zu erfahren, wie Menschen die Wirklichkeit sehen und aus welchen Regeln sich ihr Handeln ableitet. Damit kommt sie besonders für die Untersuchung von Wahrnehmungen und Akzeptanzverhalten in Frage.

Das Vorgehen des Hermeneutikers ist dabei von Offenheit geprägt. Dies betrifft sowohl die Fragestellung, die nicht so präzise ist, dass es darauf eine eindeutige Antwort geben könnte, als auch die Offenheit dem Gegenstand gegenüber. Hermeneutiker versuchen möglichst verschiedene Facetten aufzugreifen und Ein-zelheiten zu sammeln, um das Bild des Untersuchungsobjektes immer weiter zu vervollständigen. Die Einzelheiten werden dabei immer wieder gedeutet, interpre-

Page 85: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Qualitative oder quantitative Methoden?

84

tiert und in einen Gesamtzusammenhang gestellt. Der Vorgang des Erkennens ermöglicht ein Verstehen. Intentionen des Untersuchungsobjektes sollen erfasst und die lebensweltlichen Regeln für die sie stehen begriffen und gedeutet werden (Pohl 1989: 43). Damit soll ein zeitlicher und räumlicher Ausschnitt eines Gesamt-prozesses möglichst ganzheitlich erfasst werden (Pohl 1989: 40–41).

Um diesem anspruchsvollen Ziel nahe zu kommen, ist es notwendig, dass zwi-schen Forscher und Beforschten eine Vertrautheit besteht, die den Forscher an der alltäglichen Lebenswelt des Befragten teilnehmen lässt. Dafür eignet sich ide-alerweise das Mit-Leben, da so die Regeln einer Lebensform besonders deutlich werden. Der in der Wissenschaft geltende Anspruch der „Nachvollziehbarkeit“ der Forschung gilt hierbei natürlich weiterhin (Pohl 1989: 43).

Die am häufigsten gewählte Methode der hermeneutischen Sozialgeographie ist das unstrukturierte Interview (Pohl 1989: 44). Hierbei muss sich der Forscher per-sönlich und kommunikativ in dem Gespräch engagieren. Hat der Interviewte das Gefühl, der Forscher nimmt ihn nicht ernst oder ist nicht wirklich bei der Sache, wird das Ergebnis weniger Erkenntniswert haben (Pohl 1989: 44). Ab einem ge-wissen Punkt der Auswertung ist die Individualperson jedoch uninteressant; es geht um die Interpretation der Lebensform, die der einzelne repräsentiert, nicht um das Individuum an sich (Pohl 1989: 44). Im Umgang mit den Befragten sind ethisch-moralische Aspekte zu beachten (Wie hartnäckig darf jemand zur Mitarbeit überredet werden? Wie „inquisitorisch“ und persönlich dürfen die Fragen gestellt sein?) (Pohl 1989: 45).

Die Interviewsituation ist für den Interviewten eine Möglichkeit sich zu artikulieren, nicht nur durch das Äußern von Meinungen, sondern auch durch einen eventuel-len Prozess der Bewusstwerdung und Selbstfindung im Gesprächsverlauf. Kommt der Experte in die Situation, ernsthaft zur Lösung des Problems des Befragten beitragen zu sollen, wird die Situation schwierig, denn auch die Methode des En-gagements muss eine Methode bleiben und darf nicht in sozial-arbeiterische Maß-nahmen abgleiten (Pohl 1989: 45).

Nutzen für die Akzeptanzforschung

Die hermeneutische Sozialgeographie eignet sich vor allem für die Untersuchung der intuitiven Risikoakzeptanz. Insbesondere wenn nicht bloße Aussagen zur Ak-zeptanz generiert, sondern Hintergründe und Motive verstanden werden sollen, kann mit den in der hermeneutischen Sozialgeographie verwendeten Methoden in die Lebenswelt der Befragten eingetaucht werden. Die Methoden der hermeneuti-schen Sozialgeographie zielen nicht auf eine Entscheidungsfindung ab, sondern wollen hauptsächlich zum Verständnis beitragen. So kann sich im Bezug auf die Risikoakzeptanz beim Interviewer zunächst einmal ein Gespür dafür entwickeln, was die Anwohner zum Thema Akzeptanz und Hochwasser denken. Zudem eig-nen sich qualitative Methoden, und damit auch die hermeneutische Sozialgeogra-phie, um der bereits angesprochenen moralischen Verantwortung der Interviewsi-tuation gerecht zu werden. Möglicherweise auftretende Ängste im Zusammenhang

Page 86: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Qualitative oder quantitative Methoden?

85

mit der Beschäftigung mit Risiken können angesprochen werden, die Befragten sind damit nicht allein gelassen.

Aus unterschiedlichen Gründen kann es den Befragten jedoch schwer fallen, sich zum Thema Risikoakzeptanz zu äußern. Dies kann an der bereits diskutierten Komplexität des Themas liegen, daran, dass sich der Befragte bislang keine Mei-nung zu dem Thema gebildet hat, oder auch daran, dass er zwar eine hat, das Gespräch darüber aber unüblich ist, so dass die Artikulation dieser Meinung schwer fällt. Diese Fremdheit zum Themas kann überwunden werden, wenn sich der Interviewer Zeit für seine Gesprächspartner nimmt, auf sie eingeht, nachfragt und Interesse an den Meinungen und Gedanken zeigt. So wird den Befragten im Laufe des Interviews die Möglichkeit gegeben sich eine Meinung zu bilden bzw. diese zu artikulieren.

Ein Problem der hermeneutischen Sozialgeographie gegenüber einer anonymen Befragung liegt in der „sozialen Erwünschtheit“ von Antworten. Dieser Effekt be-ruht darauf, dass die meisten Befragten sich nicht von der Mehrheitsmeinung der Gesellschaft isolieren wollen und somit Antworten geben möchten, die sozial ak-zeptiert sind. Daher tritt dieser Effekt besonders häufig auf, wenn direkt oder indi-rekt nach Werten und Normen der Gesellschaft gefragt wird (Brosius et al. 2009: 101). So können Befragte z. B. der Meinung sein, dass von ihnen erwartet wird, kein Risiko zu akzeptieren. Auch sozial gesehen schwierige Aussagen wie: „Wenn bei dem Haus da vorne Schäden entstehen ist das noch akzeptabel, bei mir darf aber nichts passieren, weil ich mich ja mehr um den Schutz meines Hau-ses gekümmert habe als mein Nachbar“ sind nur möglich, wenn Vertrauen zwi-schen Interviewer und Befragten besteht. Mit dem Gesprächspartnern eine Ge-sprächsebene zu entwickeln, in der die reale Meinung geäußert werden kann, er-fordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Durch positive und indirekte Fragestellun-gen, mit denen nicht über sich selbst gesprochen werden muss, lässt sich ein Teil dieses Problems abfedern.

Für die Akzeptanzforschung ist abzuwägen, ob der Schluss von wenigen Befrag-ten auf die Meinung der Gesamtheit der Betroffenen möglich ist. Wie bei allen qualitativen Methoden können auch mit den Handwerkszeugen der hermeneuti-schen Sozialgeographie i.d.R. nur wenige Personen befragt werden, da diese Me-thoden einen hohen erhebungs- und Auswertungsaufwand mit sich bringen. Be-steht z. B. im Zuge von Handlungsentscheidungen die Anforderung, dass alle An-wohner, die ihre Meinung äußern wollen das auch tun können, ist das unstruktu-rierte Interview viel zu aufwändig. Wird für die Befragung eine notwenige Voraus-wahl getroffen, können sich diejenigen übergangen fühlen, die nicht befragt wur-den. Ist das Ziel des Prozesses, dass die Entscheidung von möglichst großen Tei-len der Bevölkerung getragen wird, eignen sich Methoden, die die Meinung vieler berücksichtigen und zur Entscheidungsfindung führen besser als Methoden, die in tiefes Verständnis der Meinungsäußerung zum Ziel haben.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass am Ende des Prozesses der hermeneutischen Sozialgeographie lediglich Individualaussagen stehen sollen; die Befragten reprä-sentieren vielmehr eine Lebensform, so dass sich weiterführende Aussagen ablei-

Page 87: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Qualitative oder quantitative Methoden?

86

ten lassen. Damit dies möglichst gut gelingt, müssen die Gesprächspartner sorg-fältig ausgewählt werden. In Interviews mit der Bevölkerung bzw. betroffenen An-wohnern geht es nicht darum, dass Thema der Akzeptanz professionell zu disku-tieren, sondern es sollen die Wahrnehmung und Bewertung der Risikosituation, historische Veränderungen des kollektiven Wahrnehmens, Erlebens und Bewer-tens in der Region eingefangen werden. In Anbetracht des vermuteten Einflusses verschiedener sozialer und kultureller Identitäten auf die Risikoakzeptanz, sollten die Gesprächspartner aus verschiedenen sozialen und kulturellen Milieus gewon-nen werden. Zudem sollte auf Aspekte wie soziales Engagement oder Dauer des Wohnsitzes in der untersuchten Gegend geachtet werden. Als Zielpersonen eig-nen sich also insbesondere alteingesessene Personen verschiedener sozialer und kultureller Verankerungen, die im Laufe der Zeit Erfahrungen gesammelt haben und sozial in der Region verwurzelt sind. Sie können eine gewisse Meinung der alteingesessenen Bevölkerung der Region repräsentieren. Auch regional Enga-gierte, z. B. in Deichverbänden, Umweltgruppen oder sozialen Projekten können einen Überblick über die Stimmung in der Region vermitteln. Auf der anderen Sei-te können neu hinzugezogene Personen befragt werden, die oftmals jünger und mobiler sind. Mit ihnen kann der Personenkreis derjenigen repräsentiert werden, die noch keine allzu feste Meinung haben, denen weitreichende Erfahrung mit Hochwasser fehlen und für die es weniger eine soziale Bindung an den Ort gibt.

6.15 Quantitative Forschung und Online-Befragung

Während sich mit qualitativen Verfahren detaillierte Aussagen über wenige Men-schen treffen lassen, sind quantitative Verfahren dafür ausgelegt, breite, jedoch inhaltlich reduzierte Aussagen über eine große Bevölkerungsgruppe zu treffen (Brosius et al. 2009: 20). Zur Erhebung von quantitativen Daten werden vor allem standardisierte Befragungen, Inhaltsanalysen, und Beobachtungen verwendet, wobei Meinungen und Einstellungen vorwiegend mit Befragungen erhoben werden (Brosius et al. 2009: 21). Dabei werden in standardisierten Fragebögen haupt-sächlich geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortkategorien eingesetzt. Mit der entsprechenden Software lassen sich dann relativ schnell Berechnungen wie Häufigkeitsverteilungen, Korrelationen und andere statistische Auswertungen durchführen (Brosius et al. 2009: 95).

Bei der Durchführung von Befragungen ist immer mit einer Antwortverzerrung durch die Frageformulierung, die Fragenreihenfolge oder die Befragungssituation zu rechnen. So lassen sich z. B. Ausstrahlungseffekte von einer Frage auf die nächste kaum vermeiden (Brosius et al. 2009: 100). Zudem ist das Phänomen der „sozialen Erwünschtheit“ von Antworten auch bei standardisierten Befragungen zu beobachten. Als dritter wichtiger Verzerrungseffekt tritt der sogenannte „Non-Opinion“-Effekt auf. Da manche Befragte zu jedem Thema etwas sagen möchten, geben sie auch Antworten auf Fragen, die sie eigentlich gar nicht beantworten können. Ist das Thema relativ unbekannt, ist dies ein Problem. Auf der einen Seite sollen die Befragten auch antworten, wenn sie sich aufgrund der Fragestellung das erste Mal Gedanken zu dem Thema machen, auf der anderen Seite sollen sie

Page 88: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Qualitative oder quantitative Methoden?

87

auch den Mut aufbringen, auf Fragen nicht zu antworten, zu denen sie keine Mei-nung haben (Brosius et al. 2009: 101–102).

Das Projekt Klimzug-Nord eröffnete die Möglichkeit, eine Online-Befragung zum Thema Risikoakzeptanz von Hochwasser durchzuführen. Im Internet durchgeführ-te Befragungen haben gegenüber telefonisch und persönlich durchgeführten Be-fragungen Vor- und Nachteile. So sind Online-Befragungen eine kostengünstige und wenig aufwändige Möglichkeit, Befragungen durchzuführen. Theoretisch kann ein großer Personenkreis erreicht werden, dieser unterscheidet sich jedoch in wichtigen Merkmalen von der Gesamtbevölkerung, so dass die Fälle einer Online-Befragung keine im statistischen Sinne gültige Zufallsstichprobe darstellen. Inter-net-NutzerInnen unterscheiden sich systematisch von Nicht-NutzerInnen und Nut-zerInnen einzelner Internetseiten von NutzerInnen anderer Internetseiten (Maurer & Jandura 2009: 62). Online-NutzerInnen sind tendenziell eher männlich, jünger und höher gebildet (Maurer & Jandura 2009: 65). Im Jahr 2007 waren überhaupt nur rund 60% der Deutschen gelegentliche Online-NutzerInnen, die anderen 40% nehmen somit auch an Online-Umfragen nicht teil (Maurer & Jandura 2009: 65). Aus Ergebnissen von Online-Befragungen lassen sich damit nur bedingt Schluss-folgerungen auf die Gesamtbevölkerung ziehen. Untersuchungen haben jedoch auch gezeigt, dass die Ermittlung von Variablenzusammenhängen auch bei nicht einwandfreien Stichproben zu hilfreichen Ergebnissen führt (Maurer & Jandura 2009: 70). Eine endgültige Beurteilung hierzu steht in den Sozialwissenschaften noch aus (Maurer & Jandura 2009: 70).

Die Anonymität des Internets birgt einige Vorteile für die Befragung. So wird davon ausgegangen, dass wenn die Befragten ihre Anonymität für gegeben halten, es zu einer geringeren sozialen Erwünschtheit im Antwortverhalten kommt. Ob die Ano-nymität auch zu einer größeren Offenheit in der Beantwortung der Fragen führt, ist jedoch ungeklärt. Während einige Untersuchungen dies bestätigen, haben andere ergeben, dass die größere Anonymität vermehrt zu falschen oder fiktiven Antwor-ten führt (Maurer & Jandura 2009: 70). Durch die bei manchem Umfragen not-wendige Registrierung kann sich der eventuell vorteilhafte Effekt der Anonymität wieder aufheben. Auch wenn dabei keine realen Namen, sondern frei wählbare Benutzernamen angegeben werden können, kann die Notwendigkeit der Regist-rierung das Gefühl der Anonymität stören und damit das Antwortverhalten beein-flussen. Die Notwendigkeit der Registrierung stellt zudem eine Hürde da, sich überhaupt an der Umfrage zu beteiligen. Somit wird hier bereits in die Auswahl der Teilnehmenden eingegriffen, da vom Befragungsthema unmittelbar Betroffene und Interessierte eher zu einer Teilnahme bereit sind, als weniger interessierte Perso-nen (Maurer & Jandura 2009: 67).

Page 89: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

88

7 Auswertung der Online-Befragung

Am 15. November 2010 wurde von Klimzug-Nord eine Diskussionsplattform zum Thema Klimawandel und Hochwasser online gestellt. Das Konzept der Seite war auf die Weitergabe von Informationen sowie einen offenen Austausch von Mei-nungen ausgelegt. Dafür konnten sich Interessierte registrieren, um sich dann an einer zunächst offenen, später in Foren untergliederten Diskussion zum Thema Klimawandel und Hochwasser zu beteiligen. Auf die Diskussionsplattform wurde von Klimzug-Nord u. a. durch Pressemitteilungen aufmerksam gemacht.

Abbildung 21: Hamburger Abendblatt vom 16.11.2010 mit Hinweis auf die Internetplattform von Klimzug-Nord

In diese Internetseite wurde auch die Online-Befragung zur Risikoakzeptanz von Hochwasser integriert. Sie wurde auf der Startseite angekündigt und war somit für alle BesucherInnen der Webseite sichtbar. Die Möglichkeit sich an der Umfrage zu beteiligen, stand allen registrierten BenutzerInnen offen. Um weitere Teilnehme-rInnen für die Plattform und die Umfrage zu gewinnen, wurde von mir eine E-Mail an ca. 80 Personen verschickt, mit der Bitte, diese auch an andere Personen wei-terzuleiten. Insgesamt haben sich 9876 Personen für die Plattform registrieren lassen, 81 Personen nahmen schließlich an der Umfrage teil, die 3 Wochen lang online gestellt war.

Zu vermuten ist also, dass die Hürde der Registrierung vor allem von denjenigen genommen wurde, die bereits ein größeres Vorinteresse am Thema hatten. Für Personen, die sich eher zufällig die Diskussionen, Informationen und Texte der

Page 90: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

89

Plattform anschauten, könnte der Aufwand der Registrierung zur Teilnahme an der Umfrage zu groß gewesen sein. Auch kann die notwendige Registrierung das Ge-fühl der Anonymität beeinflusst haben und somit auch die Motivation zur Beteili-gung gesenkt sowie die Antworten beeinflusst haben.

Aufgrund der diskutierten Nachteile von Online-Befragungen sowie der geringen TeilnehmerInnenzahl lassen sich mit den Untersuchungsergebnissen keine Rück-schlüsse auf die Einstellung der gesamten Bevölkerung ziehen. Die Befragung ist jedoch eine gute Möglichkeit zu analysieren, wie sich über einen Fragebogen dem Thema der Risikoakzeptanz genähert werden kann. Die Meinung der Befragten kann ausgewertet werden und es können Erkenntnisse darüber gewonnen wer-den, ob und mit welchen Fragen sich die Risikoakzeptanz mittels einer standardi-sierten Befragung ermitteln lässt. Zudem kann für die Befragten der Einfluss von Risikomerkmalen und persönlichen Faktoren untersucht werden.

7.16 Ziel der Umfrage und Auswahl der Fragen

Mit der Online-Befragung soll die Risikoakzeptanz der Befragten im Bezug auf Hochwasser erhoben werden. Da die TeilnehmerInnen nicht zu einem konkreten Hochwasserereignis befragt werden können, müssen die Fragen so gewählt wer-den, dass sie sich eine Hochwassersituation möglichst gut vorstellen können. Un-ter Beachtung der zuvor diskutierten Komplexität der Fragestellung sollten sich die Befragten nicht in verschiedene Situationen immer wieder neu eindenken müssen, sondern eine Situation entwickelt werden, anhand der möglichst viele Aspekte der Risikoakzeptanz abgefragt werden können. Es erscheint dafür sinnvoll, die Akzep-tanz eines Risikos mit der Wohnsituation zu verknüpfen.

Risikoakzeptanz wird in diesem Sinn als die Bereitschaft definiert, sich durch die eigene Wohnsituation dem Risiko eines Hochwassers auszusetzen. Das Ausmaß des Hochwasserrisikos, das die Befragten für ihre Wohnumgebung nicht mehr akzeptieren, soll ermittelt werden und daraus eine Gesamtvariable der Risikoak-zeptanz abgeleitet werden.

Entscheidungen zur Wohnform und zum Wohnort werden meist nach langen Überlegungen und Abwägungen getroffen, da sie sich nur mit größerem Aufwand wieder verändern lassen. Ideen und Träume von Lage, Ausstattung und Eigen-schaften der „Traumwohnung“ oder des „Traumhaus“ haben fast alle Menschen, so dass sich diese Vorstellungen abrufen lassen. Zudem ist die eigene Wohnung oder das eigene Haus ein privater Rückzugraum, der Individualität ausdrückt und in dem persönliche Dinge aufbewahrt werden. Der Verlust oder die Zerstörung persönlicher Dinge bedeutet einen tiefen Einschnitt. Hinzu kommen erhebliche finanzielle Einbußen bei Zerstörung der Wohnung bzw. des Hauses oder der dort befindlichen Gegenstände.

Zur Reduktion der Komplexität wird die Frage, in wie weit sich die Risikoakzeptanz unter dem Einfluss des Klimawandels auf Hochwasser und Sturmfluten verändern könnte, in dieser Befragung außen vor gelassen.

Page 91: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

90

Die für die Umfrage entwickelten Fragen untersuchen somit

1. welche Ausmaße eines Hochwassers für den Einzug in ein Traumhaus noch akzeptabel wären,

2. die Bereitschaft, überhaupt in ein hochwassergefährdetes Gebiet zu ziehen und

3. welche Risikoakzeptanz besteht, wenn durch eine Verringerung des Risikos Einbußen in der Wohnqualität hingenommen werden müssten.

Eine indirekte Form der Befragung nach Risiken, mit hypothetischen Formulierun-gen bezüglich des Hauskaufes bzw. des zukünftigen Hochwassers, geht dem Problem der direkten Risikokommunikation aus dem Weg. Die Befragten werden nicht aufgeschreckt oder in Panik versetzt, die dann, gerade in einer anonymen Online-Befragung, von der Untersuchungsleitung nicht bemerkt und durch eine persönliche Ansprechbarkeit aufgelöst werden könnte.

Mit der Befragung soll außerdem untersucht werden, ob ein Einfluss verschiede-ner Faktoren auf die Risikoakzeptanz besteht. Hierfür wird auf eine Auswahl von Risikomerkmalen zurückgegriffen, die aus dem Umfeld der psychologisch-kognitiven Ansätze stammen und sich bei Untersuchungen zur Risikowahrneh-mung und Risikobewertung als entscheidend erwiesen haben. Zudem sollten sie insbesondere für die Wahrnehmung von Naturgefahren und speziell Hochwasser bedeutsam sein. Folgende Faktoren wurden gewählt:

Tabelle 7: Ausgewählte Risikomerkmale und ihre Auswirkung auf die Wahrnehmung des Risikos (nach Renn & Zwick 1997: 92; Jungermann & Slovic 1993: 171-181)

Qualitative Risikomerkmale Erhöhung / Verringerung des wahrgenommenen Risikos

Vertrautheit wenig vertraut / vertraut

Beherrschbarkeit nicht beherrschbar / beherrschbar

Freiwilligkeit der Risikoübernahme unfreiwillig / freiwillig

Schrecklichkeit groß / gering

Vertrauen in Institutionen nicht vorhanden / vorhanden

persönliche Betroffenheit betroffen / nicht betroffen

Natürlichkeit der Risikoquelle vom Menschen verursacht (künstlich) / Naturereig-nis

Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen unglaubwürdige / glaubwürdige Quellen

Zudem werden soziodemographische Daten (Alter, Geschlecht, Bildungsab-schluss, Beruf, Kinder) sowie Fragen zur Wohnsituation und zur Persönlichkeit (ängstlich/risikofreudig) gestellt.

Tatsachen, die einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Hochwasser haben kön-nen (z. B. Wohnlage, Alter etc.), werden in geschlossenen Fragestellungen abge-fragt. Für Fragen, die eine Meinung oder persönliche Einschätzung widerspiegeln, kommen hauptsächlich Rating-Skalen zum Einsatz. In bestehenden Untersuchun-

Page 92: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

91

gen zur Risikowahrnehmung und Risikobewertung werden Rating-Skalen meist als intervallskaliert angesehen (vergl. Koerth 2009: 100-102; Plapp 2003: 103).

Der komplette Fragebogen befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

7.17 Auswertung der Fragebögen

Nach Abschluss der Befragungszeitraums hatten 81 Personen den Fragebogen beantwortet. Bei der Bereinigung des Datensatzes wurden drei Fälle ausgeschlos-sen, da zu wenig Fragen beantwortet worden waren. Es blieben 78 Fälle, die je-weils fast alle Fragen beantwortet hatten.

Im Vorfeld der Untersuchung gab es Bedenken, dass aufgrund der Komplexität der Fragen und der Unbekanntheit des Themas besonders viele Personen die Be-antwortung abbrechen würden. Diese Befürchtung hat sich als unbegründet er-wiesen. Für die Befragten gab es immer die Möglichkeit, eine Frage zu übersprin-gen; dies wurde jedoch nur sehr selten getan. Von den verbleibenden 78 Perso-nen wurden 98% der Fragen aus dem Fragebogen beantwortet (1746 von 1779 möglichen Antworten).

7.17.1 Persönliche Angaben

Die soziodemographischen Daten zur Person wurden nicht innerhalb des Frage-bogens erhoben, sondern sollten bei der Registrierung mit angegeben werden. Da dies jedoch keine Pflicht war, liegen nur von 68 Personen die soziodemographi-schen Daten vor.

Das Geschlechterverhältnis ist relativ ausgeglichen: 46% der Befragten sind männlich, 42% weiblich, 2% machen keine Angabe.

In den Berufsgruppen überwiegen die Angestellten mit 37%, es folgen RentnerIn-nen (14%), StudentInnen (9%) und SchülerInnen (8%). Des Weiteren wurde noch Freiberuflich (6,4%), BeamtIn (3,8%), UnternehmerIn (3,8%), ArbeiterIn (2,6%) und Arbeitssuchend (2,6%) angegeben. Von 10 Befragten fehlen Angaben zum Beruf.

Wegen eines technischen Fehlers wurde die Altersangabe der TeilnehmerInnen nicht gespeichert, so dass die Altersgruppen der Teilnehmenden nur aus ihrem Berufsstand gebildet werden können. Die Befragten werden in drei Altersgruppen eingeteilt. So bilden die SchülerInnen und StudentInnen (17%) eine Altersgruppe. Angestellte, ArbeiterInnen, Arbeitssuchende, Beamte, Freiberufliche, Unternehme-rInnen werden zur Altersgruppe „Erwerbsalter“ (56%) zusammengefasst. Die RentnerInnen schließlich bilden die dritte Altersgruppe (14%).

Der Bildungsstand der Befragten ist außerordentlich hoch. Es überwiegen die Ab-schlüsse „Hochschulabschluss“ mit 47% und Abitur, Fach- oder Hochschulreife mit 23%. Des Weiteren folgen „Sonstige Abschlüsse“ (5%), „Hauptschule“ (4%) und „Realschule“ (4%).

Page 93: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

92

Außerdem wurde nach dem Wohnort der Teilnehmenden gefragt, wobei nur Orts-angaben in und um Hamburg genauer erfasst wurden.

Als weitere Angaben wurde die Anzahl der Bewohner im Haushalt, die Anzahl der eigenen Kinder sowie das Alter dieser Kinder erhoben. Die Anzahl der Personen pro Haushalt reicht von einer bis sechs Personen, wobei die Ein- und Zweiperso-nenhaushalte zusammen knapp zwei Drittel der Stichprobe ausmachen (Einper-sonenhaushalte 23%, Zweipersonenhaushalte 37%). Große Haushalte mit fünf oder sechs Personen bilden eher die Ausnahme. In keinem der Zweipersonen-haushalte gibt es Kinder. In 26 der 29 Haushalte mit drei oder mehr Personen wohnen jeweils ein bis drei Kinder.

Tabelle 8: Wohnorte der Befragten (N = 66)

Hamburg Hamburg-Altona 14%

Hamburg-Eimsbüttel 12%

Hamburg-Harburg 8%

Hamburg-Nord 8%

Hamburg-Bergedorf 6%

Hamburg-Mitte 6%

Hamburg-Wandsbek 5%

59%

Metropolregion Ham-burg

Landkreis Harburg 8%

Landkreis Stade 4%

Kreis Pinneberg 3%

Kreis Segeberg 3%

Landkreis Uelzen 3%

Kreis Stormarn 1%

Landkreis Cuxhaven 1%

Landkreis Lüneburg 1%

23%

Außerhalb / keine Anga-be

18%

7.17.2 Bezug zum Thema Hochwasser

Der Bezug zum Thema Hochwasser wurde mit Fragen zum Wohnen im hochwas-sergefährdeten Gebiet, zum persönlichen Erleben eines Hochwasser und zur be-ruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit im Themenfeld Hochwasser abgefragt.

Page 94: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

93

Zudem wird nach einem etwaigen Kontakt zu anderen Betroffenen im Verwand-ten- und Bekanntenkreis oder im Stadtumfeld gefragt.

28% der Befragten geben an, in einem hochwassergefährdeten Gebiet zu woh-nen, 64% sagen, sie würden dies nicht tun. Nur 6% der Befragten geben „Weiß ich nicht“ an. Es scheint also eine große Sicherheit darüber zu geben, ob man hoch-wassergefährdet wohnt oder nicht. Inwieweit diese Einschätzung richtig ist, kann hier nicht untersucht werden. So geben beispielsweise zwei Befragte an, dass sie in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen, sagen aber gleichzeitig, dass kein Bach, Fluss oder Meer in der Nähe sei. Ob sich diese Diskrepanz aus einer Überschwemmungsgefahr durch Grund- oder Regenwasser erklärt, lässt sich nicht überprüfen. Für die Untersuchung der Risikoakzeptanz ist jedoch vor allen Dingen die eigene Wahrnehmung des Risikos entscheidend, nicht die reale Ge-fährdungssituation, so dass diese auf den ersten Blick unlogischen Antworten hier nicht weiter untersucht, sondern so akzeptiert werden. Von den weiteren Befrag-ten, die in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen, leben 41% direkt neben einem Gewässer bzw. nicht mehr als 100m entfernt. 27% in einer Entfernung von 100-500m und 32% geben an, mehr als 500m vom nächsten Gewässer entfernt zu wohnen.

Persönlich von einem Hochwasser betroffen waren bislang 27% der Befragten. 26% der Befragten geben an, dass Verwandte schon einmal von Hochwasser be-troffen waren, 21% sagen, dass Freunde oder Bekannte bereits Erfahrung mit Hochwasser gemacht hätten. 35% der Befragten geben an, dass ihre Stadt schon einmal von Hochwasser betroffen war, ohne dass sie persönlich davon betroffen gewesen wären. 20% der Befragten geben an, beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema Gefahren oder Schäden durch Katastrophen zu tun zu haben. Diese 15 Nennungen verteilen sich wie folgt:

Tabelle 9: Tätigkeitsfelder der Befragten, die beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema Katastro-phen zu tun haben

Bereich Anzahl

Feuerwehr 4

Forschung 3

Katastrophenschutz 2

THW 2

Deichverband Vier- und Marschlande 1

NGO (Selbsthilfe Hochwasserschutz) 1

Segelvereinsvorstand 1

Keine Angabe 1

Bildung einer Indexvariable „Bezug zum Thema Hochwasser“

Geht man davon aus, dass ein engerer Bezug zum Thema Hochwasser vorhan-den ist, wenn mindestens eine der Aussagen „persönliche Betroffenheit“, „Kontakt zu betroffenen Verwandten und Freunden“, „Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet“ oder der „berufliche oder ehrenamtliche Umgang“ bejaht wird, so können

Page 95: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

94

58 Befragte (dies entspricht 75%) in die Kategorie „enger Bezug zum Thema Hochwasser“ eingeordnet werden.

Die Betroffenheit der Stadt wird in diese Kategorie nicht einbezogen, da ein Groß-teil der Befragten aus Hamburg kommt und aufgrund der Größe der Stadt von ei-nem Hochwasserereignis im Stadtgebiet nicht unmittelbar auf einen engeren Be-zug einer Person zum Thema Hochwasser geschlossen werden kann.

Die 58 Befragten, die einen engeren Bezug zum Thema Hochwasser haben, ver-teilen sich ähnlich auf die Gebiete Hamburg und Metropolregion Hamburg wie die Gesamtstichprobe, auch beim Alter ist die Verteilung der Gesamtstichprobe sehr ähnlich:

Tabelle 10: Verteilung der Befragten mit engem Bezug zum Thema Hochwasser auf den Wohnort und das Alter (N = 58)

Enger Bezug Gesamtstichprobe

Hamburg 57% 59%

Metropolregion Hamburg 22% 23%

außerhalb 21% 18%

Enger Bezug Gesamtstichprobe

Schüler(in)/Student(in) 17% 17%

Erwerbsalter 57% 56%

Rentner(in) 14% 14%

Keine Angabe 12% 13%

7.18 Ergebnisse

7.18.1 Vorgehen

Im Mittelpunkt der Auswertung der Ergebnisse steht die Konstruktion einer Variab-le für die Risikoakzeptanz. Im Anschluss soll untersucht werden, welchen Zusam-menhang es zwischen verschiedenen Risikomerkmalen und der Risikoakzeptanz gibt. Zu den Risikomerkmalen gehören z. B. die vermuteten Ursachen von Hoch-wasser (Naturphänomen vs. anthropogen beeinflusstes Ereignis), die Einschät-zung der Bedrohlichkeit von Hochwasser und die Einschätzung, ob das Risiko Hochwasser ein beeinflussbares oder nicht beeinflussbares Risiko ist.

Außerdem werden die persönlichen Merkmale der Befragten und ihr Zusammen-hang zur Risikoakzeptanz analysiert. Hierzu gehören Kenngrößen wie das Alter oder das Geschlecht, aber auch der persönliche Bezug zum Thema Hochwasser. Untersucht wird auch, inwieweit ein Zusammenhang zwischen selbsteingeschätz-ter Risikobereitschaft und ermittelter Risikoakzeptanz besteht.

Page 96: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

95

7.18.2 Konstruktion einer Variable „Risikoakzeptanz“

Die Variable „Risikoakzeptanz“ soll aus den Fragen 11, 12 und 13 gebildet wer-den. Bei allen drei Fragen wird angestrebt, jedem Befragten einen Wert zwischen 1 und 3 zuzuordnen, wobei der Wert 1 einer geringen Risikoakzeptanz, der Wert 2 einer mittleren Risikoakzeptanz und der Wert 3 einer erhöhten Risikoakzeptanz entspricht.

7.18.2.1 Auswertung Frage 11

Mit Frage 11 wird erhoben, unter welchen Hochwassergefahren die Befragten ggf. bereit sind in ihr Traumhaus einzuziehen.

Auf die Frage, wie die Häufigkeit vergangener Hochwasser die Entscheidung be-einflussen würde, antworten 28% (22 Befragte) sie würden dort nicht einziehen, egal wie häufig es Hochwasser gäbe. 51% (40) sagen, sie würden einziehen, wenn es in den letzten 30 Jahren nur einmal Hochwasser gegeben hätte. 13% (10) antworten, sie würden auch einziehen, wenn es in den letzten 30 Jahren vier Mal Hochwasser gegeben hätte. 8% (6) der Befragten würden in ihr Traumhaus einziehen, egal wie häufig es Hochwasser gegeben hat.

In der nächsten Teilfrage sollen die Befragten einschätzen, in wie weit die Höhe vergangener Hochwasser ihre Bereitschaft dort einzuziehen beeinflussen würde. 36% (28) der Befragten geben an, dass egal wie viel oder wenig Wasser dort stand, bereits ein bisschen Wasser ein Grund wäre dort nicht einzuziehen. 56% (44) geben an, dass sie sich einen Einzug vorstellen könnten, wenn das Wasser nur in Gummistiefelhöhe stand. 5% (4) der Befragten würden einziehen, wenn das Wasser nicht höher als 1m stand und 3% (2) geben an, dass sie in ihr Traumhaus ziehen würden, egal wie hoch das Wasser bislang stand.

In der dritten Teilfrage sollen die Befragten beurteilen, wie aufgetretene Schäden ihre Bereitschaft dort einzuziehen beeinflussen würden. 27% (21) der Befragten würden nicht einziehen, selbst wenn es keine Schäden gab. 57% (44) würden ein-ziehen, wenn es nur geringe Sachschäden gab. 6% (5) können sich auch einen Einzug vorstellen, wenn es zwar größere Sachschäden gab, aber keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Ebenfalls 6% (5) sagen sie würden einziehen, wenn bei den Hochwasserereignissen zwar Menschen zu Schaden gekommen sind, inzwischen aber weitere Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Unabhängig von den Schäden würden 4% (3) auf jeden Fall in ihr Traumhaus einziehen wollen.

Tabelle 11: Einfluss vergangener Hochwasser auf die Vorstellung, in ein Traumhaus einzuziehen (N = 78)

Einfluss Häufigkeit des Hochwassers

Egal wie häufig, ich würde nicht einziehen 28%

in 30 Jahren 1x vorgekommen 51%

in 30 Jahren 4x vorgekommen 13%

Egal wie häufig, würde einziehen 8%

Page 97: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

96

Einfluss Höhe des Hochwassers

Ein wenig Wasser wäre Grund, dort nicht einzuziehen 36%

Einziehen, wenn Wasserstand bis Gummistiefelhöhe 56%

Einziehen, wenn Wasserstand bis 1m 5%

Egal wie hoch, würde einziehen 3%

Einfluss Schäden des Hochwassers

Selbst bei keinen Schäden würde ich nicht einziehen 27%

sehr geringe Sachschäden 56%

größere Sachschäden, aber keine Menschen zu Schaden gekommen 6%

Menschen zu Schaden gekommen, inzwischen aber Schutzmaßnahmen ver-bessert

6%

Schäden sind unerheblich, würde einziehen 4%

Die Antworten auf diese Teilfragen werden als Risikoakzeptanz im steigenden Maße interpretiert, so dass jeweils die erste Antwort (nicht einziehen, egal was war) die geringste Risikoakzeptanz bedeutet und die letzte Antwort (einziehen, egal was war) als die höchste Risikoakzeptanz gewertet wird.

erhöhte RAmittlere RAgeringe RA

Per

cent

60

50

40

30

20

10

0

15

55

29

Abbildung 22: Verteilung der Risikoakzeptanz aufgrund des Einflusses vergangener Hochwasser (N = 78)

Zur Ermittlung der Risikoakzeptanz bezüglich der Frage, ob die Befragten trotz vergangener Hochwasserereignisse bereit sind in ihr Traumhaus einzuziehen, wird mit den Antworten aus den Fragen 11a, 11b und 11c eine Clusteranalyse durchgeführt. Es können drei Gruppen gebildet werden, denen die Attribute gerin-ge, mittlere und erhöhte Risikoakzeptanz zugewiesen werden.

Page 98: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

97

Aus Frage 11 folgt, dass 30% (23) der Befragten eine geringe Risikoakzeptanz haben, 55% (43) eine mittlere Risikoakzeptanz und 15% (12) eine erhöhte Risiko-akzeptanz.

7.18.2.2 Auswertung Frage 12

Bei der nächsten Frage steht im Mittelpunkt, unter welchen Bedingungen die Be-fragten ggf. bereit sind in ein erheblich hochwassergefährdetes Gebiet zu ziehen. Es konnte von den Befragten nur eine Antwortmöglichkeit ausgewählt werden.

... kostet weniger5%

... schön gelegen14%

... günstige Lage3%

Ich würde nicht einziehen

32%

Ja, in jedem Fall einziehen

3%

Weiß ich nicht / Keine Angabe

9%

Wenn ausreichend Schutzmaßnahmen

getroffen wurden34%

Abbildung 23: „Gibt es etwas, dass Sie dazu bewegen könnte, in ein von Hochwasser erheblich gefährdetes Gebiet zu ziehen?“ (keine Mehrfachantworten möglich, N = 78)

32% (25) der Befragten geben an, dass sie sich nicht vorstellen können, in ein hochwassergefährdetes Gebiet zu ziehen. Sie haben eine geringe Risikoakzep-tanz.

Für 35% (27) der Befragten spielt bei der Entscheidung in die Wohnung einzuzie-hen, der Sicherheitsaspekt die größte Rolle. Wenn ihnen zugesichert wird, dass ausreichend Schutzmaßnahmen getroffen wurden, können sie sich einen Einzug vorstellen. Dies entspricht einer mittleren Risikoakzeptanz und einem hohen Ver-trauen in Aussagen zu vorhandenen Schutzmaßnahmen.

Die Antworten „kostet weniger als vergleichbarer Wohnraum“, „ist außerordentlich schön gelegen“ und „liegt für mich sehr günstig“ werden zu einem gemeinsamen Faktor „Wohnungsmerkmal“ zusammengefasst. Für 22% (17) der Befragten rei-chen günstige Wohnungsmerkmale aus, um sich einen Einzug in eine Woh-nung/ein Haus in einem hochwassergefährdeten Gebiet vorstellen zu können. Dies entspricht einer erhöhten Risikoakzeptanz.

In der Antwortkategorie „Wenn mir die Wohnung gefällt, ist für mich die Hochwas-sergefahr unerheblich“ gibt es nur zwei Antworten. Beide äußern sich in ihren Antworten insgesamt sehr sprunghaft und fallen nicht als außerordentlich risikobe-

Page 99: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

98

reit auf. Daher werden diese Extreme ebenfalls nur der Kategorie erhöhte Risiko-akzeptanz zugeordnet

Daraus ergibt sich für Frage 12, dass bezüglich des Zuzugs in ein hochwasserge-fährdetes Gebiet 32% (25) der Befragten eine geringe Risikoakzeptanz, 35% (27) eine mittlere Risikoakzeptanz und 24% (19) eine erhöhte Risikoakzeptanz haben. 9% (7) der Befragten geben auf diese Fragen keine Antwort.

erhöhte RAmittlere RAgeringe RA

Pro

zent

40

30

20

10

0

24

35

32

Abbildung 24: Verteilung der Risikoakzeptanz zur Frage „Gibt es etwas, dass Sie dazu bewegen könnte, in ein von Hochwasser erheblich gefährdetes Gebiet zu ziehen?“ (keine Mehrfachantwor-ten möglich, N = 78)

7.18.2.3 Auswertung Frage 13

Mit Frage 13 wird untersucht, ob die Befragten Einbußen in der Wohnqualität (durch eine Sichteinschränkung wegen erhöhter Deiche) akzeptieren würden, wenn ihnen dafür mehr Sicherheit geboten wird. 82% (64) der Befragten würden sich für eine Sichteinschränkung zu Gunsten von mehr Sicherheit aussprechen, 18% (14) würden zu Gunsten der Sicht lieber auf eine Deicherhöhung verzichten

Die Antwort: „Ja, mit der Sichteinschränkung könnte ich zu Gunsten von mehr Si-cherheit gut leben“ wird als geringe Risikoakzeptanz gewertet. Die Antwort: „Nein, ein seltenes Hochwasser rechtfertigt nicht eine dauerhafte Einschränkung der Sicht“ wird als hohe Risikoakzeptanz gewertet. Um aus den zwei Antwortmöglich-keiten ebenfalls eine 3-stufige Skala zu generieren, wird aufgrund der Antworten in Frage 11 und 12 eingeschätzt, ob die Tendenz der Antwort „Ja“ eher geringe Risi-koakzeptanz bedeutet (dann bekam sie den Wert „1“), oder ob die Antwort „Ja“ im Kontext der vorherigen Antworten auch als mittlere Risikoakzeptanz gewertet wer-den kann. In diesem Fall bekommt sie den Wert „2“. Das gleiche geschieht mit der Antwort „Nein“. Auch hier wird aus der Tendenz der Antworten aus Frage 11 und

Page 100: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

99

Frage 12 abgeleitet, ob für die Person eher eine mittlere Risikoakzeptanz (2) oder eine erhöhte Risikoakzeptanz (3) interpretiert werden kann.

Aus dieser Ableitung ergibt sich, dass 35% (27) der Befragten im Bezug auf Si-cherheit vs. Wohnqualität eine geringe Risikoakzeptanz, 54% (42) eine mittlere Risikoakzeptanz und 12% (9) eine erhöhte Risikoakzeptanz haben.

erhöhte RAmittlere RAgeringe RA

Per

cent

60

50

40

30

20

10

0

12

54

35

Abbildung 25: Verteilung der Risikoakzeptanz zur Frage „Fänden Sie eine Sichteinschränkung durch Deichbau zu Gunsten der Sicherheit akzeptabel?“ (N = 78)

7.18.2.4 Berechnung einer Gesamtvariable „Risikoakzeptanz“

Im nächsten Schritt soll nun für jeden Befragten aus den jeweiligen Risikoakzeptanzen der Fragen 11, 12 und 13 eine Gesamtvariable Risikoakzep-tanz erstellt werden. Inhaltlich werden dabei alle drei Fragen gleichermaßen ge-wichtet. Da sie außerdem gleichgerichtet sind (jeweils 1-3), kann die Risikoakzep-tanz wie folgt berechnet werden

3

f13f12f11 RAgesamt

Jeder Befragte erhält so ein eigenes Attribut seiner Risikoakzeptanz. Die Werte werden auf- und abgerundet, so dass jeder Befragte als Risikoakzeptanz einen Wert 1, 2 oder 3 erhält.

Hieraus ergibt sich, dass 39% (30) der Befragten insgesamt eine geringe Risiko-akzeptanz haben, 47% (37) eine mittlere Risikoakzeptanz und 14% (11) eine er-höhte Risikoakzeptanz. Diese Verteilung entspricht einer leicht geneigten Normal-verteilung. Der Mittelwert der Risikoakzeptanz beträgt 1,85.

Page 101: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

100

erhöhte RAmittlere RAgeringe RA

Per

cent

50

40

30

20

10

0

14

47

39

Abbildung 26: Häufigkeitsverteilung der Gesamtvariable Risikoakzeptanz (N = 78)

7.18.2.5 Inhaltliche Bewertung der Risikoakzeptanz

Im Anschluss wurde aufgrund der gesamten Antworten einer Person eine weitere, „qualitative“ Variable für die Risikoakzeptanz gebildet. Dafür wurde inhaltlich be-wertet, inwiefern die Antworten einer Person in ihrer Gesamtheit eher auf eine ge-ringe, eine mittlere oder eine erhöhte Risikoakzeptanz hindeuten. Für die Variable „Risikoakzeptanz qualitativ“ wurden dann dieselben Zahlenwerte wie für die Vari-able „Risikoakzeptanz quantitativ“ verwendet. Der Vergleich der beiden Variablen zeigt, dass sie in 92% der Fälle miteinander übereinstimmen.

Page 102: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Auswertung der Online-Befragung

101

Tabelle 12: Vergleich der qualitativen und der quantitativen Variable der Risikoakzeptanz. Unter-schiedliche Bewertungen sind fett hervorgehoben

# RA quantit.

RA

qualitativ

1 1 1

4 1 1

5 2 2

6 1 1

7 2 2

8 2 2

9 1 2

10 1 1

11 2 2

12 3 3

13 2 2

14 3 3

15 2 2

16 1 1

17 1 1

18 2 2

19 1 1

20 1 1

21 1 1

22 1 1

23 3 3

24 1 1

25 3 3

26 2 2

27 2 2

28 2 2

29 2 2

30 2 2

31 2 2

32 2 2

33 2 2

34 2 2

35 3 3

36 2 2

37 1 1

38 2 2

39 2 2

40 2 2

41 2 2

42 1 2

43 1 1

44 3 3

45 3 3

46 3 3

47 1 1

48 2 2

49 2 2

50 2 2

51 1 1

52 1 1

53 2 2

54 2 2

55 1 1

56 1 2

57 1 1

58 3 3

59 2 2

60 2 2

61 2 2

62 3 2

63 1 1

64 1 1

65 1 1

66 1 2

68 2 2

69 2 2

70 3 3

71 2 2

72 1 1

73 2 2

74 2 2

75 2 2

76 2 2

77 2 2

78 1 1

79 1 1

80 1 1

81 1 2

Page 103: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina
Page 104: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 103 - April 2012

7.18.3 Risikoakzeptanz im Zusammenhang mit Hochwassermerkmalen

Bei Untersuchungen zur Bewertung von Naturgefahren wird meistens davon ausge-gangen, dass es vor allem die Risikomerkmale sind, die die Risikobeurteilung beein-flussen. Ob dieser Zusammenhang bei der Risikoakzeptanz auch zu beobachten ist, soll hier untersucht werden.

7.18.3.1 „Was ist für Sie Hochwasser?“

Zur besseren Einordnung der Antworten wird den Befragten die Frage gestellt „Was ist für Sie Hochwasser?“ auf die sie mit einer Textantwort antworten sollen. Die Fra-ge wurde erst kurz nach dem Start der Online-Befragung eingefügt, so dass erst ab Fallnummer 16 Antworten vorliegen. Insgesamt haben 49 der 78 Befragten auf die Frage geantwortet, wobei eine Antwort (#46) nicht bewertbar war. Bei der Durchsicht der übrigen 48 Antworten fällt auf, dass nur ein Teil der Befragten eine reine Be-schreibung ihres Verständnisses von Hochwasser geben. Die Mehrheit der Befragten geht auch auf die Ursachen und Konsequenzen ein. Die Antworten lassen sich in drei Kategorien einordnen, wobei die meisten Befragten Hochwasser mit einer Mi-schung verschiedener Erklärungen beschreiben und ihre Aussagen sich häufig in mehr als eine Kategorie einordnen lassen.

Sachliche Antwort: „Was ist Hochwasser?“

30 Personen nehmen eine sachliche Beantwortung der Frage vor. Bei ihnen gibt es am häufigsten die Erklärung, dass Hochwasser „ein ungewöhnlich hoher Wasser-stand“ sei bzw. „ein Wasserstand, der höher ist als ein definierter Pegel“ (13 x).

Die zweithäufigste Erklärung besagt, dass Hochwasser „Wassermassen oder Was-sermengen sind (12 x), die über ihre natürlichen oder künstlichen Grenzen hinaustre-ten“ (10 x).

Relativ häufig wird auch benannt, dass bei Hochwasser „Wasser an nicht dafür vor-gesehene Orte gelangt“ (9x).

Äußerungen zur Ursache von Hochwasser

Die Fragestellung nach der Eigendefinition von Hochwasser scheint zu provozieren: 17 Personen positionieren sich dazu, was die Ursache von Hochwasser ist. So wird häufig betont,

dass es sich bei Hochwasser um ein natürliches Phänomen handelt (5 x),

dass Hochwasser ein natürliches Ereignis ist, das durch das Eingreifen des Men-schen erst gefährlich wird (9x),

dass der Klimawandel das Hochwasser verstärkt (4x),

dass Hochwasser als eine Folge von Sturm oder Sturmfluten, starken Regenfäl-len, Erdbeben oder Gletscherschmelze zu sehen ist (8x).

Page 105: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 104 - April 2012

Äußerungen zum Umgang mit Hochwasser und den Konsequenzen

Eine dritte Antwortengruppe beschäftigt sich mit dem „Danach“. 8 Befragte betonen in ihren Antworten den Umgang des Menschen mit dem Hochwasser. So stellen ei-nige der Befragten fest, dass der Mensch mit Hochwasser umgehen muss bzw. mit Hochwasser umzugehen weiß. Hochwasser führe außerdem zu einem gemeinschaft-lichen Zusammenhalt und sozialem Engagement. 13 Befragte beschäftigen sich mit den negativen Folgen für Sachgüter, Menschen oder andere Lebewesen (z. B. Tod oder Nutzungseinschränkungen). 11 Befragte benutzen Worte wie „Gefahr“ oder „Bedrohung“ um Hochwasser zu beschreiben, 5 Personen bringen Hochwasser mit Schäden in Verbindung.

Viele Befragte nennen mehrere der oben erwähnten Faktoren und nehmen sehr ver-schiedene Kopplungen von Argumenten vor. Dadurch ist es nicht möglich, die Fälle zu Gruppen zusammenzufassen. Gruppiert werden könnte höchstens nach den Be-fragten, die eine eher technische Beschreibung des Hochwassers geben und denen, die sich emotionsvoller im Sinne von Gefahren, Ursachen und Konsequenzen äu-ßern. Eine Unterscheidung wäre aber aufgrund der Knappheit der Antworten und dem damit verbundenen Interpretationszwang recht willkürlich und für den weiteren Verlauf der Arbeit nicht hilfreich. So lässt sich lediglich aussagen, dass der größte Teil der Befragten bei „Was ist Hochwasser“ vor allem an Wasser denkt, dass einen ungewöhnlich hohen Wasserstand hat, dabei über die Deiche läuft und Flächen überflutet, die normalerweise nicht von Wasser bedeckt sind.

Eine Tabelle der Textantworten befindet sich im Anhang der Arbeit.

7.18.3.2 Ursachenzuschreibung

Die Befragten sollen hier ihre Zustimmung zu den Aussagen Hochwasser ist „ein na-türliches Phänomen“, eine „Rache der Natur“, ein „Ergebnis menschlicher Aktivität“ und eine „Folge des Klimawandels“ angeben.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Ursache „Rache der Natur“ eine gänzlich an-dere Zustimmung findet, als die anderen Ursachen. Dieser Aussage wird von einem großen Teil der Befragten nicht zugestimmt. Der Anteil derjenigen, die dieser Aussa-ge voll (6) oder fast voll (5) zustimmen, liegt bei nur 9%. Vor allem in Anbetracht des-sen, dass die Antwortmöglichkeit „Keine Zustimmung“ bei den anderen Ursachen nur sehr sparsam gewählt wurde, fällt diese starke Ablehnung auf.

Page 106: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 105 - April 2012

0

42

1 31

12

069

13

65

24

8

2831

28

4

3327

36

5

24 23

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Zustimmung zu Ursachen von Hochwasser

6 volle Zustimmung

5

4

3

2

1 keine Zustimmung

Abbildung 27: Zustimmung zu Ursachen von Hochwasser (Angaben in %, Nnatürlich = 77, NRache = 65, NMensch = 73, NKlimawandel = 74)

Schaut man sich die verbleibenden drei Ursachen von Hochwasser an, so erkennt man, dass es für alle drei Ursachen eine geringe Ablehnung und eine große Zustim-mung gibt. So stimmen der Aussage „Hochwasser ist ein natürliches Phänomen“ 89% der Befragten überwiegend zu. Der Aussage „Hochwasser ist ein Ergebnis menschlicher Aktivität“ stimmen 86% überwiegend zu und 81% tun dies für die Aus-sage, dass „Hochwasser eine Folge des Klimawandels“ sei.

Tabelle 13: Zustimmung zu Ursachen von Hochwasser auf einer Skala von 1 bis 6 (1 = keine Zustim-mung, 6 = volle Zustimmung)

Hochwasser ist... 1 - 3 4 - 6

ein natürliches Phänomen 10% 89%

Ergebnis menschlicher Aktivität 8% 86%

eine Folge des Klimawandels 14% 81%

Die Ursachen „Natürliches Phänomen“ und „Ergebnis menschlicher Aktivität“ werden von den Befragten nicht als Widerspruch gesehen. Viele Befragte haben beiden Ur-sachen gleichermaßen zugestimmt. Aus den zuvor analysierten Textantworten er-klärt sich dieses Antwortverhalten. Für viele Befragte ist Hochwasser ein natürliches Phänomen, das durch menschliche Aktivität verstärkt wird.

Page 107: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 106 - April 2012

Es stellt sich die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der Ursachenzuschreibung und der Risikoakzeptanz existiert. Halten Personen mit einer hohen Risikoakzeptanz Hochwasser eher für ein „Natürliches Phänomen“, für „Menschengemacht“ oder für eine „Folge des Klimawandels“? Es stellt sich heraus, dass Personen mit einer ge-ringen Risikoakzeptanz der Aussage, Hochwasser sei das Ergebnis menschlicher Aktivität am stärksten zustimmen (Mittelwert von 4,9 auf der Skala von 1 bis 6). Hochwasser sei ein „natürliches Phänomen“ und Hochwasser sei eine „Folge des Klimawandels“ bewerten sie jeweils mit dem Mittelwert 4,6. Personen mit einer mittle-ren Risikoakzeptanz stimmen am ehesten der Aussage zu, dass Hochwasser ein natürliches Phänomen sei (5,0). Es folgen menschliche Aktivitäten als Ursache mit 4,8 und der Klimawandel mit 4,3. Personen mit einer erhöhten Risikoakzeptanz stimmen ebenfalls am ehesten der Aussage zu, dass Hochwasser ein natürliches Phänomen sei (5,3). Es folgen der Klimawandel als Ursache mit 5,0 und der Mensch mit 4,3.

Tabelle 14: Arithmetisches Mittel der Zustimmung zu Ursachenzuschreibungen

natürliches Phänomen

menschliche Aktivität

Klimawandel

geringe Risikoakzeptanz 4,6 4,9 4,6

mittlere Risikoakzeptanz 5,0 4,8 4,3

erhöhte Risikoakzeptanz 5,3 4,3 5,0

Die Mittelwerte sind jedoch innerhalb eines Akzeptanzbereichs sehr ähnlich. Auf-grund der hohen Zustimmung zu allen drei Ursachen können keine generellen Schlüsse für den Zusammenhang zwischen Risikoakzeptanz und den Ursachenzu-schreibungen gezogen werden. Insgesamt lässt sich lediglich festhalten, dass, unab-hängig von der Risikoakzeptanz, die Ursache „Rache der Natur“ unbedeutend ist und dass sich die Ursachenzuschreibungen „Natürliches Phänomen“, „Ergebnis mensch-licher Aktivität“ und „Klimawandel“ nicht gegenseitig ausschließen.

7.18.3.3 Bedrohlichkeit des Hochwassers

Werden die Befragten nach einer Einschätzung der Bedrohung durch Hochwasser gefragt, so erhalten auf einer Skala von 1 bis 6 die Werte 4 und 5 die größte Zustim-mung (30% bzw. 23%). Jedoch verteilen sich auch auf der unteren Hälfte der Skala immerhin 44% der Befragten, für die Hochwasser also keine große Bedrohung dar-stellt.

Page 108: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 107 - April 2012

654321

Per

cent

40

30

20

10

0 3

23

30

18

14

12

Abbildung 28: Zustimmung zur Frage „Ist Hochwasser für Sie bedrohlich?“ (1 = überhaupt nicht be-drohlich, 6 = außerordentlich bedrohlich, N = 77)

Überprüft man den Zusammenhang zwischen der Bedrohlichkeit des Hochwasser und der Risikoakzeptanz, so zeigt sich, dass die meisten Personen mit einer erhöh-ten Risikoakzeptanz das Hochwasser als nicht sehr (3) bzw. nur etwas (4) bedrohlich einschätzen. Personen mit einer geringen Risikoakzeptanz hingegen gaben am häu-figsten an, dass sie Hochwasser für bedrohlich (5) halten. Die Aussage, dass mit ei-ner stärkeren Wahrnehmung der Bedrohlichkeit auch die Risikoakzeptanz sinkt, lässt sich jedoch statistisch nicht belegen.

0

10

20

30

40

50

1 2 3 4 5 6Prozent

Bedrohlichkeit

geringe RAmittlere RA

Abbildung 29: Zusammenhang zwischen Bedrohlichkeit des Hochwassers und Risikoakzeptanz, inter-polierte Linien (1 = überhaupt nicht bedrohlich, 6 = außerordentlich bedrohlich, N = 77)

Page 109: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 108 - April 2012

7.18.3.4 Beeinflussbarkeit des Hochwassers

Werden die Befragten nach einer Einschätzung der Beeinflussbarkeit des Risikos Hochwasser gefragt, so erhalten auf einer Skala von 1 bis 6 wiederum die Werte 4 und 5 die größte Zustimmung: 44% halten das Risiko des Hochwassers für etwas beeinflussbar, 29% für beeinflussbar. Nur 22% der Befragten geben die Beeinfluss-barkeit mit einem Wert zwischen 1 und 3 an, halten das Risiko Hochwasser also für eher nicht beeinflussbar.

654321

Per

cent

50

40

30

20

10

0

5

29

44

109

3

Abbildung 30: Zustimmung zur Frage „Halten Sie Hochwasser für ein beeinflussbares Risiko?“ (1 = überhaupt nicht beeinflussbar , 6 = sehr stark beeinflussbar, N = 77)

Schaut man sich die Verteilung im Zusammenhang mit der Risikoakzeptanz an, so besteht, unabhängig davon welche Risikoakzeptanz eine Person hat, eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Beeinflussbarkeit mit 4 oder 5 bewertet wird (siehe Ab-bildung 31).

Auch die Mittelwerte liegen nah beieinander: Befragte mit einer geringen Risikoak-zeptanz bewerten die Beeinflussbarkeit von Hochwasser im Mittel mit dem Wert 3,9. Befragte mit einer mittleren Risikoakzeptanz vergeben den Wert 4,1 und Befragte mit einer erhöhten Risikoakzeptanz den Wert 4,0.

Page 110: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 109 - April 2012

0

10

20

30

40

50

60

1 2 3 4 5 6

Beeinflussbarkeit

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 31: Zusammenhang zwischen Beeinflussbarkeit des Hochwassers und Risikoakzeptanz (1= überhaupt nicht beeinflussbar , 6 = sehr stark beeinflussbar, N = 77)

Zudem geht aus der Analyse der Textantworten hervor, dass die Befragten sehr un-terschiedliche Ansichten dazu haben, was Hochwasser eigentlich ist. Somit lässt sich nicht genau nachvollziehen, ob die Befragten bei dieser Frage an die Beeinflussbar-keit der Entstehung eines Hochwassers gedacht haben, an die Beeinflussbarkeit der Höhe oder Häufigkeit oder ob sie die Folgen eines Hochwassers für beeinflussbar halten. Diese Unklarheit kann auch nicht durch Hinzuziehung der Frage nach der Ursachenzuschreibung geklärt werden, da die Befragten mehrere Ursachen parallel für möglich halten. Insofern ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen der Ein-schätzung der Beeinflussbarkeit des Risikos und der Risikoakzeptanz in ihrer Deu-tung mit Unsicherheiten belastet.

7.18.4 Risikoakzeptanz resultierend aus persönlichen Merkmalen

Im Folgenden soll der Zusammenhang zwischen der Risikoakzeptanz und persönli-chen Merkmalen untersucht werden.

7.18.4.1 Bezug zum Thema Hochwasser

Zur Überprüfung des Zusammenhangs zwischen der Risikoakzeptanz und dem Be-zug zum Thema Hochwasser wird die in 6.2.2 erstellte Indexvariable „Bezug zum Thema Hochwasser“ herangezogen. In der Variable sind Aussagen zu „persönlicher Betroffenheit“, „Kontakt zu betroffenen Verwandten und Freunden“, „Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet“ und „beruflicher oder ehrenamtlicher Umgang“ zu-sammengefasst. 74% (58) der Befragten haben demnach einen „engen Bezug zum Thema Hochwasser“, 26% (20) der Befragten haben „keinen engen Bezug zum Thema Hochwasser“.

Page 111: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 110 - April 2012

Die Hälfte der Personen mit einem engen Bezug zum Thema Hochwasser hat eine mittlere Risikoakzeptanz. Aus der gleichen Gruppe haben 34% eine geringe Risiko-akzeptanz und 16% eine erhöhte Risikoakzeptanz. Bei der Personengruppe, die kei-nen engen Bezug zum Thema Hochwasser hat, haben 50% eine geringe Risikoak-zeptanz, 40% eine mittlere Risikoakzeptanz und 10% eine erhöhte Risikoakzeptanz.

Während bei Personen die einen engen Bezug zum Thema Hochwasser haben also die mittlere Risikoakzeptanz überwiegt, ist die Risikoakzeptanz bei Personen, die keinen engeren Bezug zum Thema Hochwasser, haben geringer ausgeprägt. Auch der Vergleich der Mittelwerte spiegelt dieses Bild wieder. Die Gruppe „enger Bezug“ hat im arithmetischen Mittel eine Risikoakzeptanz von 1,81 (Median = 2). Bei der Gruppe „ohne Bezug zum Thema Hochwasser“ liegt dieser Wert etwas niedriger bei 1,6 (Median = 1,5).

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Befragte mit einem engen Bezug zum Thema Hochwasser ein etwas höheres Hochwasserrisiko akzeptieren als Befragte ohne engen Bezug zum Thema Hochwasser.

0

10

20

30

40

50

60

enger Bezug kein enger Bezug

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 32: Zusammenhang zwischen dem Bezug zum Thema Hochwasser und der Risikoakzep-tanz (N = 78)

In anderen Studien zur Risikobewertung werden die Risikomerkmale „Erfahrung“ und „räumliche Nähe“ als relevante Faktoren untersucht. Diese beiden Faktoren sollen deshalb hier noch einmal gesondert betrachtet werden.

Erfahrung

27% der Befragten geben an, dass sie schon einmal persönlich von einem Hoch-wasser betroffen waren, 73% waren dies nicht. Vergleicht man die Risikoakzeptanz der beiden Erfahrungsgruppen, so zeigt sich kaum ein Unterschied zur Gesamtver-teilung der Risikoakzeptanz. Annähernd 47,5% der Befragten haben in beiden Grup-

Page 112: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 111 - April 2012

pen eine mittlere Risikoakzeptanz. Das arithmetische Mittel der Risikoakzeptanz liegt bei denen, die schon einmal von Hochwasser betroffen waren bei 1,95, bei denen die bislang nicht betroffen waren bei 1,68. Die geringe Risikoakzeptanz ist bei Nichtbe-troffenen ein wenig stärker ausgeprägt, die hohe Risikoakzeptanz hingegen etwas schwächer. Befragte, die schon einmal von Hochwasser betroffen waren, haben also eine etwas höhere Risikoakzeptanz als nicht Betroffene. Es liegt jedoch kein ausge-prägter Zusammenhang vor.

0

10

20

30

40

50

selbst betroffen nicht selbst betroffen

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 33: Zusammenhang zwischen der persönlichen Erfahrung mit Hochwasser und der Risiko-akzeptanz (N = 78)

Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet

Der größte Teil der Befragten konnte eine Einschätzung geben, ob sie in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen. Nur 8% (6) der Befragten geben an, dass sie dies nicht wüssten oder machten keine Angaben. Insgesamt geben 28% (22) der Befragten an, dass sie in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen. Im Bezug auf die Risikoakzeptanz ist nur ein schwacher Zusammenhang zur Wohnlage zu fin-den. Während die Verteilung der Akzeptanz in den Hochwassergebieten annähernd der Gesamtverteilung der Risikoakzeptanz entspricht, so gibt es in den nicht hoch-wassergefährdeten Gebieten mehr Personen mit einer geringen Risikoakzeptanz als im Durchschnitt und eine geringere Anzahl an Personen mit einer höheren Risikoak-zeptanz. Dieser Unterschied ist jedoch nicht besonders groß.

Tabelle 15: Risikoakzeptanz bei den Befragten, die nicht im hochwassergefährdeten Gebiet wohnen (N = 50)

Gesamtverteilung RA Nicht im HW-Gebiet

geringe Risikoakzeptanz 39% 44% (+5%)

mittlere Risikoakzeptanz 47% 48% (+1%)

erhöhte Risikoakzeptanz 14% 8% (-6%)

Page 113: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 112 - April 2012

0

10

20

30

40

50

60

in einem HW Gebiet nicht in einem HW Gebiet

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 34: Zusammenhang zwischen dem Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet und der Risikoakzeptanz (N = 72)

Stellt man nun einen Bezug zwischen der Entfernung der Wohnung zum nächsten Gewässer und der Risikoakzeptanz her, so zeigt sich, dass die Befragten, die nah an einem Gewässer wohnen, mit einem arithmetischen Mittel von 1,92 die höchste Risi-koakzeptanz haben. Befragte, die in einer Entfernung von 100-500m wohnen, haben eine durchschnittliche Risikoakzeptanz von 1,55 und Personen die relativ weit ent-fernt wohnen, eine mittlere Risikoakzeptanz von 1,80.

1,80

1,55

1,92

1,0

1,5

2,0

< 100m 100 - 500m >500m

Abbildung 35: Arithmetisches Mittel der Risikoakzeptanz nach Entfernung zum nächsten Gewässer (N = 77)

Vor allem der niedrige Mittelwert bei der mittleren Entfernung erklärt sich daraus, dass in dieser Gruppe besonders viele Befragte mit einer geringen Risikoakzeptanz sind, während es ausgesprochen wenige mit einer hohen Risikoakzeptanz gibt.

Den proportional höchsten Anteil an Personen mit einer hohen Risikoakzeptanz gibt es in der Gruppe derjenigen, die nah an einem Gewässer wohnen. Hier machen sie immerhin ein Viertel der Gesamtgruppe aus.

Page 114: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 113 - April 2012

0

10

20

30

40

50

60

< 100m 100-500m >500m

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 36: Zusammenhang zwischen der Entfernung zum nächsten Gewässer und der Risikoak-zeptanz (N = 77)

7.18.4.2 Verantwortlich für Hochwasserschutz

Bei der Frage nach der Verantwortung für den Hochwasserschutz konnten die Be-fragten aus der Vorgabe der Antworten „jeder Einzelne muss selbst vorsorgen“, „Bürger sollten in gefährdeten Gebieten gemeinsam Vorsorgemaßnahmen treffen“ oder „Hochwasserschutz ist Aufgabe der Stadt/Gemeinde“ wählen oder eine freie Antwort geben. Einige Befragte ergänzten in der Textantwort eine der angekreuzten Antworten oder nannten weitere Verantwortliche.

Der größte Teil der Befragten (67%), ist der Meinung, dass der Staat, die Stadt oder die Gemeinde für den Hochwasserschutz verantwortlich sind. Am zweithäufigsten wird mit 19% die Antwort „Bürger gemeinsam“ gegeben. Es folgen 12% der Befrag-ten, die eine Kombination aus Staat/Stadt/Gemeinde und Bürgern für verantwortlich halten. Das Schlusslicht bilden mit je einer Nennung diejenigen, die jeden Einzelnen bzw. die den „Verursacher von Begradigungen“ in der Verantwortung sehen. Da es in der freien Antwort eine Häufung der Antwort „Kombination“ gibt, ist zu vermuten, dass eine größere Anzahl an Befragten dies gewählt hätte, wenn es zum Ankreuzen vorhanden gewesen wäre.

Vergleicht man die drei häufigsten Antwortkategorien mit der Risikoakzeptanz, so haben Befragte, die die Bürger in der Verantwortung sehen, das höchste arithmeti-sche Mittel der Risikoakzeptanz mit 2,13. Es folgen diejenigen, die Staat/Stadt/Gemeinde in der Verantwortung sehen mit 1,67. Diejenigen, die eine Kombination aus Bürgern und Staat/Stadt/Gemeinde für verantwortlich halten, haben mit 1,56 die geringste Risikoakzeptanz. Diese Rangfolge erklärt sich vor allem da-durch, dass es bei denen, die die Bürger in der Verantwortung sehen, mit 33% eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Personen gibt, die eine erhöhte Risikoakzep-tanz haben. Bei denen, die Staat/Stadt/Gemeinde in der Verantwortung sehen, sind es nur 10% mit einer hohen Risikoakzeptanz; bei denen, die eine Kombination für verantwortlich halten, gibt es niemanden mit einer erhöhten Risikoakzeptanz. Anders

Page 115: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 114 - April 2012

herum steigt der Anteil derjenigen mit einer geringen Risikoakzeptanz von „Bürger gemeinsam“ (27%), über „Staat/Stadt/Gemeinde“ (43%) bis zu „Kombination“ (44%) immer weiter an.

Zwischen der Verantwortungszuschreibung bei Staat/Stadt/Gemeinde und der Risi-koakzeptanz ergibt die Ermittlung des Korrelationskoeffizienten nach Spearman mit r = -0,26 (p = 0,022) immerhin eine geringe Korrelation1 und stellt damit eine der we-nigen statistisch bedeutenden Zusammenhänge dieser Untersuchung dar.

0

10

20

30

40

50

60

Bürger gemeinsam Staat / Stadt Kombination

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 37: Zusammenhang zwischen der Verantwortung für den Hochwasserschutz und der Risi-koakzeptanz (NBürger = 15, NStaat/Stadt/Gemeinde = 51, NKombination = 9)

7.18.4.3 Wohneigentum

Dieser Abschnitt widmet sich der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Wohneigentum und der Risikoakzeptanz gibt. 74% der Befragten wohnen in Mietver-hältnissen, 24% besitzen Wohneigentum. Von 2% der Befragten liegen keine Aussa-gen vor.

In der Personengruppe mit Wohneigentum überwiegen die Personen mit einer gerin-gen Risikoakzeptanz (63%). Eine hohe Risikoakzeptanz haben in dieser Gruppe le-diglich 26%. Hingegen ist bei Personen, die zur Miete wohnen, der Anteil der Perso-nen mit einer geringen Risikoakzeptanz deutlich kleiner (29%), als derjenigen mit einer mittleren Risikoakzeptanz (55%).

1 Die sprachlichen Zuordnungen für Korrelationen sind aus Bühl & Zöfel (2000: 242) entnommen.

Demnach wird bei 0,2 ≤ r ≥ 0,5 von einer „geringen Korrelation“ gesprochen.

Page 116: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 115 - April 2012

0

10

20

30

40

50

60

70

Wohneigentum Miete

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 38: Zusammenhang zwischen Wohneigentum bzw. Wohnen zur Miete und der Risikoak-zeptanz (N = 77)

Vergleicht man auch hier die arithmetischen Mittelwerte und die Mediane so zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Mittelwert der Risikoakzeptanz bei Menschen mit Wohn-eigentum liegt bei 1,47 (Median = 1). Hingegen haben Mieter eine mittlere Risikoak-zeptanz von 1,86 (Median = 2).

Der Unterschied zwischen Wohneigentümern und Mietern ist auffallend ausgeprägt. So ergibt auch die Ermittlung des Korrelationskoeffizienten nach Spearman für den Zusammenhang zwischen der Eigentumsfrage und der Risikoakzeptanz einen Wert von r = 0,263 (p = 0,021). Es ist also eine geringe Korrelation vorhanden und es kann vermutet werden, dass sich dieser Zusammenhang auch in weiteren Untersuchun-gen bestätigen ließe.

7.18.4.4 Bildungsstand

Da bei den Befragten insgesamt ein sehr ähnliches Bildungsniveau besteht, ist eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Bildung und Risikoakzeptanz hier nicht sinnvoll.

Tabelle 16: Bildungsstand der Befragten (N = 65)

Bildungsstand Anteil der Befragten

Hochschulabschluss 47%

Abitur, Fach- oder Hochschulreife 23%

Realschule 4%

Hauptschule 4%

Sonstige Abschlüsse 5%

Page 117: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 116 - April 2012

7.18.4.5 Alter

Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Alter der Befragten und der Risikoakzeptanz ergibt, dass sowohl bei den SchülerInnen/StudentInnen als auch bei den Personen im Erwerbsalter der Anteil derjenigen mit einer mittleren Risikoakzep-tanz überwiegt. Bei den RentnerInnen hingegen hat die Gruppe mit einer geringen Risikoakzeptanz den höchsten Anteil. Zudem lässt sich feststellen, dass mit zuneh-mendem Alter der Anteil der Personen mit einer geringen Risikoakzeptanz steigt.

0

10

20

30

40

50

60

SchülerIn StudentIn Erwerbsalter RentnerIn

Pro

zen

t

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 39: Zusammenhang zwischen Alter der Befragten und Risikoakzeptanz (N = 68)

Im Vergleich der arithmetischen Mittelwerte und der Mediane zeigt sich, dass jüngere Befragte höhere Mittelwerte der Akzeptanz aufweisen.

Tabelle 17: Arithmetisches Mittel und Median der Risikoakzeptanz nach Alter der Befragten (N = 68)

arithm. Mittel der RA

Median Anzahl der Befragten

SchülerInnen/StudentInnen 2,00 2 13

Personen im Erwerbsalter 1,70 2 44

RenterInnen 1,64 1 11

Vor allem aufgrund der ungleichen Verteilung der Altersgruppen (nur 11 Personen im Rentenalter und 13 Personen im SchülerInnen/StudentInnenalter nahmen an der Umfrage teil), ist die Aussagekraft dieser Ergebnisse jedoch eher gering.

7.18.4.6 Risikobereitschaft

Die Risikobereitschaft eines Befragten wurde über die Selbsteinschätzung mit der Frage „Sind Sie alles in allem eher ein vorsichtiger oder eher ein risikobereiter Mensch?“ erhoben. Die Verteilung der Antworten auf die sechs Antwortmöglichkeiten ähnelt einer Normalverteilung. Sie ist leicht linksschief, was auf eine Tendenz zu ei-ner eher höheren Risikobereitschaft schließen lässt. Die meisten Befragten (32%) geben einen Wert von 4 an.

Page 118: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 117 - April 2012

654321

Per

cent

40

30

20

10

0

6

15

32

24

19

3

Abbildung 40: Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft (1 = sehr vorsichtiger Mensch, 6 = sehr risi-kobereit, N = 78)

Fasst man die Werte der Risikobereitschaft weiter zusammen, kann man die Befrag-ten in die Gruppen „vorsichtige Personen“ (1 und 2), „normale Risikobereitschaft“ (3 und 4) und „sehr risikobereite Personen“ (5 und 6) einstufen. Vergleicht man diese Gruppen mit der Risikoakzeptanz, so stellt man fest, dass vorsichtige Person nicht zugleich eine geringe Risikoakzeptanz haben; eine geringe und eine mittlere Risiko-akzeptanz sind bei ihnen gleich stark vertreten. Einige Personen mit einer hohen Ri-sikoakzeptanz sind nach Selbsteinschätzung sogar eher vorsichtige Personen. Glei-ches gilt für die Gruppe der Personen mit einer normalen Risikobereitschaft. Hier überwiegt nicht die mittlere Risikoakzeptanz, sondern die geringe und mittlere Risi-koakzeptanz halten sich die Waage. Bei den Personen mit der höchsten Risikobe-reitschaft dominieren die Personen mit einer mittleren Risikoakzeptanz.

Auch wenn die Zuordnung der Risikoakzeptanz zur Risikobereitschaft nicht so ist, wie vielleicht zunächst zu vermuten wäre, lässt sich über die Korrelationsanalyse nach Spearman ein geringer Zusammenhang zwischen diesen beiden Faktoren er-kennen (r = 0,23; p = 0,046).

Page 119: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 118 - April 2012

0

10

20

30

40

50

60

70

vorsichtige Personen normaleRisikobereitschaft

sehr risikobereitePersonen

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 41: Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft und Risikoak-zeptanz (N = 78)

7.18.4.7 Geschlecht

An der Untersuchung haben 36 Männer und 33 Frauen teilgenommen. Von 9 Perso-nen liegt keine Angabe des Geschlechts vor.

Wenn auch das arithmetische Mittel der Risikoakzeptanz bei Männern und Frauen sehr ähnlich ist (m = 1,72; w = 1,79), so sind doch in der Verteilung Unterschiede zu erkennen. Während bei den Frauen der Anteil der Personen mit einer mittleren Risi-koakzeptanz am größten ist (61%), so dominieren bei den Männern die Personen mit einer geringen Risikoakzeptanz (44%). Mittels einer Korrelationsanalyse lässt sich ein Zusammenhang jedoch nicht feststellen (r = 0,072; p = 0,556).

0

10

20

30

40

50

60

70

Frauen Männer

Pro

zent

geringe RA

mittlere RA

erhöhte RA

Abbildung 42: Zusammenhang zwischen Geschlecht und Risikoakzeptanz (N = 69)

Zur Überprüfung der Ergebnisse wird auch die Variable der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft auf einen Zusammenhang mit dem Geschlecht untersucht. Es zeigt sich, dass sich Frauen und Männer auch in dieser Frage ähnlich voneinander unterscheiden. So schätzen sich Frauen durchschnittlich risikofreudiger ein als Män-ner.

Page 120: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 119 - April 2012

Tabelle 18: Arithmetisches Mittel und Median der Risikoakzeptanz nach Geschlecht der Befragten (N = 69)

Arithmetisches Mittel

Median

Frauen 2,15 2,0

Männer 1,83 2,0

Die Grafik zeigt, dass diese Differenz im Mittelwert darauf zurückzuführen ist, dass es mehr „sehr risikobereite“ Frauen als Männer gibt, sowie mehr „vorsichtige“ Män-ner als Frauen.

0

10

20

30

40

50

60

70

weiblich maennlich

Pro

zent

vorsichtige Personen

normaleRisikobereitschaft

sehr risikobereitePersonen

Abbildung 43: Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der Selbsteinschätzung der Risikobe-reitschaft (N = 69)

Bei der so gewonnenen Angabe der Risikobereitschaft können geschlechterspezifi-sche Muster reproduziert werden: Demnach wären Frauen ängstlicher als Männer bzw. würden ihr Angstgefühl eher zugeben (Plapp 2003: 229). Auch wenn sich dies in dieser Umfrage nicht bestätigen lässt, wird vorgeschlagen, die Risikobereitschaft nicht über eine direkte Frage zu erfassen, sondern z. B. über die Frage nach siche-ren oder risikoreichen Gewinnoptionen in Lotterien. Werden solche indirekten Verfah-ren angewandt, so ergeben sich nach Plapp (2003: 229) keine Unterschiede in der Risikofreudigkeit von Männern und Frauen. Ob sich Frauen in einer tatsächlichen Risikosituation nach geschlechtsspezifischer Zuweisung verhalten, lässt sich jedoch auch mit dieser Frageformulierung nicht klären (Plapp 2003: 229).

7.19 Diskussion der Ergebnisse

Nach der Auswertung der Befragung sollen nun die Ergebnisse diskutiert werden. Hierzu wird ein zusammenfassender Überblick der Ergebnisse gegeben. Als sinnvoll erwiesene Bestandteile werden hervorgehoben, Schwachstellen benannt sowie Ver-besserungsvorschläge unterbreitet. Zudem werden die Ergebnisse mit Ergebnissen von Untersuchungen zur Risikobewertung verglichen.

Page 121: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 120 - April 2012

7.19.1.1 Konstruktion der Variable Risikoakzeptanz

Die Frage des Wohnens erweist sich als eine sinnvolle Frage in Bezug auf die Ermitt-lung der Risikoakzeptanz bei Hochwasser. Da kaum TeilnehmerInnen die Umfrage abgebrochen haben, ist ihnen die Idee eines vorgestellten Traumhauses in einem Hochwassergebiet offensichtlich nicht zu abstrakt. Darauf deutet auch hin, dass die Antworten der einzelnen Befragten zum großen Teil in sich schlüssig sind.

Als Ergebnis ließen sich die drei Risikoakzeptanzklassen „geringe Risikoakzeptanz“, „mittlere Risikoakzeptanz“ und „erhöhte Risikoakzeptanz“ bilden. Die Verteilung der Häufigkeiten der Risikoakzeptanzklassen entspricht einer leicht geneigten Normal-verteilung.

Eine typischer Vertreter der geringen Risikoakzeptanz würde generell nicht in ein von Hochwasser gefährdetes Gebiet ziehen. Stünde allerdings sein Traumhaus in einem Gebiet, das ab und zu von Hochwasser gefährdet ist, könnte er sich vorstel-len, dort einzuziehen, wenn es in den letzten 30 Jahren nur 1x Hochwasser gegeben hat und das Wasser dabei nicht höher als Gummistiefelhöhe gestanden hat. Es dürf-te nur zu geringen Sachschäden gekommen sein. Wenn er in einem Haus am Deich wohnen würde, würde er eine Erhöhung des Deiches um einen Meter befürworten, auch wenn er dadurch in seiner Sicht eingeschränkt werden würde.

Ein Vertreter der mittleren Risikoakzeptanz würde in sein Traumhaus in einem von Hochwasser gefährdeten Gebiet ziehen, wenn es in den letzten 30 Jahren nicht häu-figer als 4x vorgekommen ist und dabei das Wasser nicht höher als bis Gummistie-felhöhe stand. Es dürfte nur zu geringen Sachschäden gekommen sein. In ein erheb-lich von Hochwasser gefährdetes Gebiet würde er ziehen, allerdings nur wenn ihm versichert wird, dass ausreichend Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Wenn er in einem Haus am Deich wohnen würde, würde er eine Erhöhung des Deiches um ei-nen Meter befürworten, auch wenn er dadurch in seiner Sicht eingeschränkt werden würde.

Eine Vertreterin mit einer erhöhten Risikoakzeptanz würde in ihr Traumhaus zie-hen, wenn es in den letzten 30 Jahren bis zu 4x zu Hochwasser gekommen ist. Auch bei ihr dürfte das Wasser nicht höher als Gummistiefelhöhe gestanden haben. Aller-dings wäre sie mit einem Einzug auch einverstanden, wenn bei einem der Hochwas-serereignisse Menschen zu Schaden gekommen sind, inzwischen aber weitere Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Sollte sie sich überlegen in ein von Hochwas-ser stark gefährdetes Gebiet zu ziehen, würde sie dies tun, wenn die Wohnung für sie in einer günstigen Lage liegt. Wenn sie in einem Haus am Deich wohnen würde, würde sie eine Erhöhung des Deiches um einen Meter befürworten, auch wenn sie dadurch in ihrer Sicht eingeschränkt werden würde.

Im anschließenden Vergleich mit einer qualitativen Auswertung der Antworten konnte eine große Übereinstimmung zwischen der inhaltlich bewerteten und der statistisch ermittelten Akzeptanz festgestellt werden. 92% der Fälle wiesen eine Übereinstim-mung auf.

Page 122: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 121 - April 2012

Über die Kontaktmöglichkeit per Email haben sich im Laufe der Untersuchung keine TeilnehmerInnen gemeldet. Somit ist es schwierig, eine Einschätzung zu treffen, in wie weit die Auseinandersetzung mit der Fragestellung des Risikos durch Hochwas-ser bei den Befragten zu Unwohlsein oder gar Angst geführt hat. Da jedoch davon ausgegangen werden kann, dass bei der Bevölkerung und insbesondere bei den NutzerInnen der Diskussionsplattform von Klimzug-Nord ein Vorwissen bezüglich des Risikos durch Hochwasser besteht und die Fragen zudem in einer nicht-dramatisierenden Art und Weise (vgl. Keller 2000: 138) gestellt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Befragung nicht zu einer großen Beunruhigung der Befragten geführt hat.

Somit lässt sich festhalten, dass die Ermittlung der Risikoakzeptanz mittels einer standardisierten Befragung zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Die Antworten auf die gestellten Fragen zur Risikoakzeptanz verschaffen einen Eindruck der intuiti-ven Risikoakzeptanz der Befragten, so dass jedem Befragten eine Risikoakzeptanz-klasse zugeteilt werden konnte. Die Befragten scheinen nicht überfordert zu sein und beteiligen sich, so sie denn überhaupt bereit waren an der Befragung teilzunehmen, bis zur letzten Frage.

Weiterentwicklung des Fragebogens

Die Umfrage sollte dazu dienen, einen Ansatz zur Ermittlung der Risikoakzeptanz mittels eines standardisierten Fragebogens zu schaffen. Neben den erzielten Ergeb-nissen wurde deshalb in der Auswertung auch Wert auf die Verbesserung des Fra-gebogens gelegt. Die folgenden Überlegungen sind Ergebnisse hierzu.

Für weiterführende Auswertungen wäre eine größere Differenzierung der Risikoak-zeptanz wünschenswert. So sollte bei einer größer angelegten Umfrage die Band-breite der Antwortmöglichkeiten so gewählt werden, dass mehr als drei Risikoakzep-tanzklassen gebildet werden können. Bei einem geringen Stichprobenumfang hat sich hingegen erwiesen, dass eine geringe Skalenbreite sinnvoll sein kann, um aus-reichend Befragte auf eine Antwortkategorie vereinen zu können.

Ebenso wichtig ist es, bei der Entwicklung der Fragen darauf zu achten, dass sich für die Antworten jeweils die gleiche Skalenbreite ergibt. So ist im aktuellen Fragebogen für jede Frage eine unterschiedliche Anzahl an Abstufungen der Akzeptanz vorgese-hen, die aber letztendlich alle auf ein dreistufiges Skalenniveau gebracht werden sol-len.

Bei der gestellten Frage zur Sicherheit durch Deicherhöhung im Gegensatz zur Ein-schränkung der Wohnqualität durch schlechtere Sicht (Frage 13) haben sich Schwä-chen in der Fragestellung gezeigt, sie muss daher konkreter formuliert werden. Aus der jetzigen Fassung wird nicht ersichtlich, ob Befragte die mit „Nein, ein seltenes Hochwasser rechtfertigt nicht eine dauerhafte Einschränkung der Sicht“ geantwortet haben, generell der Ansicht sind, dass die Deiche momentan eine ausreichende Höhe haben und eine Deicherhöhung nicht notwendig sei, unabhängig von der Ein-schränkung der Sicht. Aus dieser Perspektive würde die Frage der Risikoakzeptanz

Page 123: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 122 - April 2012

bei der Antwort nur eine untergeordnete Rolle spielen. Vorgeschlagen wird als Neu-formulierung deshalb:

„Stellen Sie sich vor, durch verstärkte Sturmfluten wäre die Erhöhung der Deiche um 1m notwendig. Dadurch würde die Sicht aus Ihrem Haus aufs Wassers stark einge-schränkt werden. Fänden Sie diese Einschränkung zu Gunsten der Sicherheit akzep-tabel?“

Zur Ermittlung der Risikoakzeptanz sollte in den Fragebogen außerdem eine weitere Frage aufgenommen werden, die sich an dem Ansatz „willingness to pay“ orientiert. Dieser Ansatz wird häufig zur Bewertung von intangiblen Schäden verwendet (siehe Kapitel 3.2). Da es sich auch bei der Risikoakzeptanz um eine „intangible“ Einstel-lung handelt, die nicht direkt in Geld auszudrücken ist, könnte diese über den Ansatz „willingness to pay“ in monetäre Einheiten umgewandelt werden, um dann mit ande-ren Kostenfaktoren vergleichbar zu sein. Zudem könnte überprüft werden, ob die These, dass Geldangebote bzw. Sparmöglichkeiten die Risikoakzeptanz beeinflus-sen, zutrifft. Vorgeschlagen wird folgende Fragestellung:

„Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Haus kaufen. Ihnen werden zwei gleichwertige Häuser angeboten, die absolut Ihren Vorstellungen entsprechen. Das eine Haus war jedoch vor 5 Jahren von einem Hochwasser betroffen, dass andere nicht. Nun kostet das betroffene Haus aufgrund seiner hochwassergefährdeten Lage deutlich weniger. Wie viel billiger müsste dieses Haus sein, damit Sie es trotzdem kaufen würden?“

○ Ich würde für den gleichen Preis auch das betroffene Haus kaufen.

○ Ich würde es kaufen, wenn es 25% billiger wäre als das nicht betroffene Haus.

○ Ich würde es kaufen, wenn es 50% billiger wäre als das nicht betroffene Haus.

○ Ich würde es kaufen, wenn es 75% billiger wäre als das nicht betroffene Haus.

○ Ich würde in das bereits betroffene Haus nicht einziehen.

Noch sinnvoller wäre es, die Befragung in Form eines Entscheidungsproblems durchzuführen. Dies bedeutet, dass den Befragten nacheinander verschiedene Opti-onen vorgelegt werden, zwischen denen sie sich jeweils entscheiden sollen. Diese Optionen spitzen sich nach und nach zu, bis keine der Optionen mehr akzeptabel ist. Die zuletzt gewählte Option entspricht dann dem Risikoakzeptanzniveau.

Die in den Textantworten zu der Frage „Was ist für Sie Hochwasser“ aufgetretenen unterschiedlichen Sichtweisen auf die Definition von Hochwasser werfen ein Problem auf. Auf der einen Seite geht es um die individuelle, subjektive Sichtweise des Risi-kos und der Akzeptanz, damit ist auch eine unterschiedliche Sichtweise des Hoch-wassers möglich. Auf der anderen Seite geht die fragenstellende Institution von ei-nem bestimmten Bild eines Hochwasserrisikos aus, zu dem dann die Risikoakzep-tanz ermittelt werden soll. In diesem Fall wäre es notwendig, diese Definition des Hochwassers auch den Befragten zu vermitteln, um sicher zu gehen, dass eben die-ses Risiko auch bewertet wird.

Soll die Ermittlung der Risikoakzeptanz in zukünftigen Untersuchungen außer einem rein „feststellenden“ Charakter auch die Kommunikation mit der Bevölkerung über das Thema Hochwasser und Sturmfluten fördern, wäre nach dem Eindruck dieser

Page 124: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 123 - April 2012

Untersuchung, nach der die Befragung zur Risikoakzeptanz keine große Unsicher-heit oder Angst ausgelöst hat, sowie den Forschungsergebnissen von INNIG (vgl. Keller 2000) eine offene Risikokommunikation und das Auftreten mit konkreten For-schungsergebnissen zur Entwicklung von Sturmfluten möglich und wünschenswert.

7.19.1.2 Zusammenhang zu Risikomerkmalen

Bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Risikomerkmalen und Risiko-akzeptanz wurde ein besonderes Augenmerk auf die Ursachenzuschreibung, die Bedrohlichkeit und die Beeinflussbarkeit des Risikos gelegt. Zum Vergleich dieser Ergebnisse mit anderen Untersuchungen werden Erkenntnisse aus Untersuchungen zur Risikobewertung herangezogen (z. B. Plapp 2003; Weichselgartner 2001).

Aufgrund der hohen Zustimmung zu verschiedenen möglichen Ursachen von Hoch-wasser können keine generellen Schlüsse für den Zusammenhang zwischen Risiko-akzeptanz und der Ursachenzuschreibung gezogen werden (vgl. auch Plapp 2003: 149). Die scheinbar widersprüchlichen Aussagen, Hochwasser sei ein „natürli-ches Phänomen“, ein „Ergebnis menschlicher Aktivität“ oder eine „Folge des Klima-wandels“ schließen sich nicht gegenseitig aus (vgl. auch Plapp 2003: 221). Allen drei Ursachen wird ähnlich stark zugestimmt, gleichzeitig gibt es wenige Befragte, die eine oder mehrere dieser Ursachen völlig ausschließen. Bereits in früheren Untersu-chungen zur Risikobewertung stimmt ein großer Teil der Befragten den Aussagen zu, dass Hochwasser ein Ergebnis menschlicher Aktivität bzw. Folge des anthropogen beeinflussten Klimawandels sei (vgl. Plapp 2003: 144-145; Weichselgartner 2001: 136). Hingegen ist die Zustimmung dazu, dass Hochwasser ein Naturereignis sei, bei Plapp (2003: 144) geringer ausgeprägt. Aufgrund der hohen Zustimmung zu den drei Ursachen wäre es für künftige Untersuchungen sinnvoll zu erheben, welche der Ursachen in den Augen der Befragten die Hauptursache für Hochwasser ist.

Auch die Textantworten auf die Frage „Was ist für Sie Hochwasser?“ zeigen, dass Hochwasser für viele Menschen nicht einen Grund, sondern verschiedene Ursachen gleichzeitig hat. Aufgrund der hohen Zustimmung zu verschiedenen Ursachen kön-nen somit keine generellen Schlüsse für den Zusammenhang zwischen Risikoakzep-tanz und den Ursachen von Hochwasser gezogen werden. Diese These wird auch durch die Untersuchung von Plapp (2003: 149) bekräftigt.

Die hier vorliegende Untersuchung zeigt auch, dass es bei den Befragten eine prin-zipielle Ablehnung der Ursache „Rache der Natur“ gibt. In einer Untersuchung zur Risikobewertung von Hochwasser aus dem Jahr 1997 gaben noch 75% der Befrag-ten dies als eine Ursache an (Weichselgartner 2001: 136), in der Untersuchung von Plapp (2003: 144) waren es 60,8%, die dieser Ursache überwiegend zustimmten.

Die Frage nach der Ursachenzuschreibung soll bei der Einschätzung helfen, ob die Befragten das Hochwasserrisiko für ein beeinflussbares (also eher anthropogen ver-ursachtes) oder nicht beeinflussbares (also natürliches) Ereignis halten. Aus der Ur-sachenzuschreibung ergibt sich dabei ein „sowohl als auch“. Bei der konkreten Frage nach der Einschätzung der Beeinflussbarkeit von Hochwasser kreuzen die meisten Befragten auf einer Skala von eins bis sechs überwiegend die Werte 4, 5 und 6 an

Page 125: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 124 - April 2012

(zusammen 78%). Demzufolge geben nur 22% der Befragten an, dass sie Hochwas-ser für eher nicht beeinflussbar halten (Werte 1 bis 3). Hieraus ließe sich schlussfol-gern, dass die anthropogene Ursachenzuschreibung für Hochwasser überwiegen könnte. Die Deutung der Ergebnisse ist jedoch aufgrund der etwas unklaren Frage-stellung (siehe Kapitel 7.3.3.4) mit Unsicherheiten belastet. Um diese Frage sinnvol-ler einsetzen zu können, bedarf es einer Konkretisierung, ob nach der Beeinflussbar-keit der Entstehung von Hochwasser, der Höhe, Häufigkeit oder der Beeinflussbar-keit der Konsequenzen gefragt wird.

Beim Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Bedrohlichkeit eines Hoch-wassers und der Risikoakzeptanz zeigt sich, dass die meisten Personen mit einer erhöhten Risikoakzeptanz das Hochwasser als weniger bzw. nur etwas bedrohlich wahrnehmen. Für die meisten Personen, die eine geringe Risikoakzeptanz haben, ist Hochwasser hingegen eine eher bedrohliche Vorstellung. Allerdings stellt Hochwas-ser insgesamt für 44% der Befragten eine eher wenig bedrohliche Vorstellung dar. Weichselgartner (2001: 141) zeigt, dass in der Untersuchung der Risikowahrneh-mung im Mittelrheinischen Becken von 1997 das Risiko des Hochwassers von Laien als weniger bedrohlich empfunden wurde als von Experten. Er resümiert, dass die Bevölkerung offensichtlich gelernt habe, mit dem Hochwasser zu leben (Weichsel-gartner 2001: 141). Bei Untersuchungen zum Oderhochwasser 1997 hat sich jedoch auch gezeigt, dass das Risiko einer Überschwemmung dabei von Laien oftmals un-terschätzt wird (Weichselgartner 2001: 143). Plapp (2003: 130) kommt zu dem Urteil, das Hochwasser von der Bevölkerung als eine mittlere Bedrohung wahrgenommen wird. Dazu passt auch, dass Hochwasser als ein häufig auftretendes, vorhersagba-res und altbekanntes Risiko wahrgenommen wird, dass keine übermäßigen Angstge-fühle hervor ruft (Plapp 2003: 130-131).

7.19.1.3 Persönliche und sozialstrukturelle Merkmale

Bei der Untersuchung der Persönlichkeitsmerkmale stellte sich heraus, dass für kaum ein Merkmal ein statistischer Zusammenhang zur Risikoakzeptanz festzustel-len war.

Die stärksten Korrelationswerte waren beim Zusammenhang zwischen Wohneigen-tum und Risikoakzeptanz zu finden (r = 0,263; p = 0,021). Befragte, die zur Miete wohnen, haben dabei eine höhere Risikoakzeptanz als Befragte, die Wohneigentum besitzen. Sowohl Mieter als auch Eigentümer haben zwar Schäden an ihren Häusern zu verzeichnen, der Eigentümer des Hauses muss jedoch direkt finanziell für die Sa-nierung des Hauses aufkommen, während Mietern diese Kosten eher versteckt über-tragen werden. Zudem ist zu vermuten, dass Menschen eine größere emotionale Bindung zu einem Haus haben, an dessen Bau sie selbst beteiligt waren oder in dem die Familie bereits seit mehreren Generationen wohnt. Während einige Untersu-chungen zur Risikobewertung ebenfalls einen Einfluss der Frage des Wohneigen-tums feststellten (vgl. Wachinger & Renn 2010: 36; Plapp 2003: 177), kamen andere Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass sich zumindest hinsichtlich der Frage, ob sich einer drohenden Katastrophe durch Wohnortwechsel entzogen werden würde,

Page 126: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 125 - April 2012

die Frage des Eigentums oder der Miete kein ausschlaggebender Grund ist (Weich-selgartner 2001: 137).

Ein immerhin statistisch feststellbarer geringer Zusammenhang ist außerdem zwi-schen der Meinung, ob die Verantwortung für den Hochwasserschutz beim Staat liegt und der Risikoakzeptanz zu erkennen (r = -0,26; p = 0,022). Der größte Teil der Befragten sieht dabei eine öffentliche Stelle (Staat, Stadt oder Gemeinde) in der Hauptverantwortung (67%). Dies bekräftigt auch das bereits in anderen Untersu-chungen bestätigte hohe Vertrauen in öffentliche Institutionen (vgl. Ratter 2009: 82). Die größte Risikoakzeptanz haben allerdings diejenigen Befragten, die die Verant-wortung für den Hochwasserschutz eher bei der Bevölkerung sehen (arithmetisches Mittel der Risikoakzeptanz von 2,1). Den Schutz vor Hochwasser in der eigenen Hand zu haben, scheint den hier Befragten also die Sicherheit zu geben, mit vorhan-denen Risiken auch umgehen zu können und sie damit auch eher zu akzeptieren. Hingegen scheint die Abgabe der Verantwortung an den Staat dazu zu führen, sich im Katastrophenfall eher hilflos der Gefahr gegenüber zu sehen und diese deswegen bereits im Vorwege eher weniger zu akzeptieren.

Die dritte Variable, die noch einen geringen Zusammenhang zur Risikoakzeptanz aufweist, ist die Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft (r = 0,226; p = 0,046). Dieser Zusammenhang wird von anderen Untersuchungen nicht geteilt. So unter-scheiden sich laut Plapp (2003: 186) Risikoscheue und Risikofreudige wenig in der Risikowahrnehmung und auch nicht in der Einschätzung der Gefährlichkeit von Na-turrisiken.

Alle weiteren Variablen weisen keinen statistischen, linearen Zusammenhang zur Risikoakzeptanz auf. Trotzdem ließen sich bei einigen Fragen Beziehungen erken-nen. So steht die Entfernung zur Risikoquelle in einer gewissen Verbindung mit der Risikoakzeptanz der Befragten. Befragte, die dichter an einem Gewässer wohnen oder die angeben, dass sie in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen, haben häufiger eine höhere Risikoakzeptanz als diejenigen, die weiter weg oder außerhalb eines hochwassergefährdeten Gebietes wohnen. Eine inhaltliche Erklärung könnte darin zu finden sein, dass sich Personen, die nah an einem Gewässer wohnen, der Gefahr bewusst sind und deswegen ein gelasseneres Verhältnis zu dem Risiko Hochwasser entwickelt haben. Auch Personen, die relativ weit weg wohnen, haben dadurch, dass sie selbst nicht direkt bedroht sind, einen gelasseneren Umgang mit dem Risiko. Lediglich diejenigen, die in einer mittleren Entfernung zum Hochwasser wohnen, haben eine unterdurchschnittlich geringe Risikoakzeptanz, da das Risiko spürbar ist, aber nicht unmittelbar vor der Haustür droht. Den gleichen Effekt gibt es bei dem Vergleich der Mittelwerte von denen, die in (Mittelwert = 1,90) oder nicht in einem hochwassergefährdeten Gebiet (Mittelwert = 1,64) wohnen.

Hingegen leitet die Untersuchung im Mittelrheinischen Becken 1997 her, dass die räumliche Nähe zur Risikoquelle keinen Einfluss auf die Risikobewertung hat (Weichselgartner 2001: 137). Der Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Gefährdung und der Nähe zur Risikoquelle wird bei Plapp ausführlich diskutiert (Plapp 2003: 206). Sie kommt wiederum zu dem Schluss, dass sich naturräumlich-

Page 127: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 7

Auswertung der Online-Befragung

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 126 - April 2012

topographische Unterschiede auch in der Wahrnehmung der Gefährdung widerspie-geln; in Gebieten in denen real ein Hochwasser droht, wird die Gefahr auch stärker wahrgenommen (Plapp 2003: 206). Jedoch wird die Gefahr des Hochwassers nicht in allen von Plapp untersuchten Hochwassergebieten gleichermaßen wahrgenom-men. So habe nicht nur die Schadenserfahrung oder der Gewöhnungseffekt, sondern auch die soziale Verarbeitung des letzten Hochwasserereignisses eine Auswirkung auf die wahrgenommene Gefährlichkeit (Plapp 2003: 234).

Auch zwischen dem Geschlecht der Befragten und der Risikoakzeptanz ist ein ge-wisses Muster zu erkennen. Während bei den Frauen der Anteil der Personen mit einer mittleren Risikoakzeptanz am größten ist, dominieren bei den Männern die Personen mit einer geringen Risikoakzeptanz. Statistisch bedeutsam ist dieser Un-terschied jedoch nicht. Plapp (2003) kommt zu dem Ergebnis, dass Hochwasser Frauen eher Angst einflößt als Männern (oder sie geben dies in einer Befragung eher zu), auch schätzen sie die Häufigkeit von Hochwasser größer ein. Dies führt dazu, dass Frauen die Gefährlichkeit von Hochwasser etwas höher einschätzen als Män-ner (Plapp 2003: 188).

Auch die Hinzuziehung der Variable der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft konnte keinen eindeutigen Aufschluss über den Einfluss des Geschlechts geben. Es gibt eine leichte Tendenz der befragten Frauen, sich etwas risikofreudiger einzu-schätzen als es die Männer tun. Die Untersuchung von Plapp (2003: 191) weist auch hier ein gegenteiliges Ergebnis auf.

Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass selbst wenn in Untersuchungen tenden-ziell Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt wurden, diese keine Be-deutung hatten, da sie von anderen Variablen, wie z. B. der Schadenserfahrung, überlagert wurden (Wachinger & Renn 2010: 35).

Der Bezug zum Thema Hochwasser steht ebenfalls kaum in einem Zusammenhang mit der Risikoakzeptanz. So lässt sich zwar sagen, dass Menschen mit einem engen Bezug zum Thema Hochwasser eine etwas höhere Risikoakzeptanz haben als Men-schen ohne engen Bezug zum Thema Hochwasser, dieser Zusammenhang ist je-doch nicht sehr stark ausgeprägt.

Untersucht man hingegen nur die bereits gemachte Schadenserfahrung, so spielt diese bei der Bewertung von Hochwasser eine etwas wichtigere Rolle (vgl. auch Wachinger & Renn 2010: 35). Personen mit Schadenserfahrung stufen Hochwasser sowohl für sich persönlich als auch generell als gefährlicher ein als Personen ohne Schadenserfahrung (Plapp 2003: 174–175). Bei den Befragten dieser Untersuchung hat sich hingegen ergeben, dass die Risikoakzeptanz derjenigen, die schon einmal direkt von einem Hochwasser betroffen waren, etwas höher ist als bei denen, die noch nicht betroffen waren. Bei der Erhebung der persönlichen Erfahrung mit Hoch-wasser wäre es jedoch wichtig gewesen, den Zeitpunkt des letzten erlebten Hoch-wasserereignisses zu erfassen. Je länger das Ereignis zurückliegt, desto geringer ist der Effekt der Erfahrung auf die Risikowahrnehmung (Wachinger & Renn 2010: 35).

Page 128: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 127 - April 2012

Ein Vergleich der arithmetischen Mittelwerte verschiedener Altersklassen zeigt, dass ältere Befragte einen niedrigeren Mittelwert der Akzeptanz haben. Die meisten Stu-dien zur Risikobewertung können keinen Zusammenhang zwischen dem Alter und der Risikobewertung feststellen (Wachinger & Renn 2010: 35). Auch in der vorlie-genden Untersuchung ist der Zusammenhang nur sehr schwach ausgeprägt.

Die Untersuchung zur Risikowahrnehmung und Katastrophenvorsorge am Vulkan Merapi in Indonesien (Hidajat 2001) kam zu dem Schluss, dass das Alter als Hinder-nisgrund für einen Umzug gesehen wurde. Eine bereits bestehende Familie und die Zukunft der Kinder steht dabei im Vordergrund (Hidajat 2001: 38). Auch wenn es bei dieser Untersuchung um großräumigere Umsiedelungen gegangen ist, könnte es sinnvoll sein, genauer zu untersuchen, inwieweit bestimmte Faktoren, die mit dem Alter zusammenhängen, einen Einfluss auf die Wohnortwahl in Risikosituationen und damit auf die Risikoakzeptanz haben.

Stellt man nun zusammenfassend die Frage, welche Variablen die Risikoakzeptanz von Hochwasser am besten erklären, wäre es sinnvoll, eine multivariate Regression durchzuführen. Aufgrund des geringen Umfangs der Stichprobe unterbleibt dies an dieser Stelle, da nicht mit zuverlässigen Ergebnissen gerechnet werden kann.

Es lässt sich festhalten, dass mittels der Korrelationsanalyse nur wenige, geringe Korrelationen zwischen der Risikoakzeptanz und persönlichen Merkmalen aufgespürt werden konnten. Der deutlichste Zusammenhang besteht bei der Frage des Wohnei-gentums, außerdem hat die Verantwortungszuschreibung für den Hochwasserschutz und die generelle Risikobereitschaft der Befragten einen gewissen Einfluss. Hinge-gen konnte kein Risikomerkmal eine nennenswerte Korrelation zur Risikoakzeptanz aufweisen.

Auch Untersuchungen zur Risikobewertung kommen zu dem Schluss, dass es schwierig ist, Faktoren zu bestimmen, die die Risikobewertung umfassend erklären (Plapp 2003: 238). Allerdings seien es eher die Risikomerkmale, die die Risikobewer-tung beeinflussen würden und weniger die persönlichen Merkmale (Wachinger & Renn 2010: 35; Plapp 2003: 186). Diese Risikomerkmale ließen sich zudem in Bezug auf Naturrisiken nur raumspezifisch darstellen, die Wahrnehmung in verschiedenen überflutungsgefährdeten Gebieten sei nicht homogen, sondern hängen stark mit der sozialen Verarbeitung des letzten Hochwasserereignisses in dem Gebiet zusammen (Plapp 2003: 234).

Ob sich das Ergebnis, dass bei der Risikoakzeptanz eher persönliche Faktoren aus-schlaggebend sind, während bei der Risikobewertung voranging Risikomerkmale zur Erklärung beitragen, mit dem Unterschied zwischen der Risikoakzeptanz und der Risikobewertung erklären lässt, oder hier aufgrund des geringen Umfangs der Stich-probe zufällig entstanden ist, bedarf weiterer Untersuchungen mit größeren (Zufalls-)Stichproben und der systematischen Überprüfung weiterer Risikomerkmale sowie persönlicher Faktoren.

Page 129: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 128 - April 2012

8 Fazit

Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser werden unter Einbezug der gesetzlichen Vorgaben, technischen Möglichkeiten und wissenschaftlichen Meinungen geplant. Dabei ist es Aufgabe der Behörden, die Bevölkerung bestmöglich zu beschützen. Die Berücksichtigung der Risikoakzeptanz in Risikoanalysen und beim Risikomanage-ment soll bei Planungen von Schutzmaßnahmen helfen, das Schutzbedürfnis der Bevölkerung besser einbeziehen zu können.

Mit der Untersuchung der Risikoakzeptanz wird die Frage gestellt: „Was darf passie-ren?“. Da die Risikoakzeptanz typenspezifisch ist und für jeden Risikotyp neu be-stimmt werden muss, stellt sich im Bezug auf die Akzeptanz von Flutrisiken die kon-krete Frage, welches Hochwasserrisiko die Bevölkerung bereit ist unter bestimmten Bedingungen in ihrer Umgebung zu akzeptieren. Die Festlegung dieser Akzeptanz-grenzen erfolgt in einem rational und emotional beeinflussten Wertungs- und Ent-scheidungsprozess und wird durch den gesellschaftlichen Kontext, aber auch durch individuelle Gegebenheiten und die Persönlichkeit des jeweiligen Individuums beein-flusst. Akzeptanzgrenzen sind damit individuell und einer ständigen Überprüfung un-terworfen. Ob dabei das Risiko „richtig“ eingeschätzt wird, ist für die Untersuchung der Risikoakzeptanz nicht entscheidend, für potenziell Betroffene eines Hochwassers ist diese wahrgenommene Wirklichkeit die objektive Realität. Beim Einbezug der Ri-sikoakzeptanz in politische Entscheidungen ist demnach Vorsicht geboten. Der Wer-tungs- und Entscheidungsprozess, der der Risikoakzeptanz zu Grunde liegt, ist fort-währender Veränderung unterworfen, so dass die Feststellung der Risikoakzeptanz immer nur eine Momentaufnahme darstellt.

Im Mittelpunkt des Überprüfung steht nicht das Hochwasser an sich. Es ist zu vermu-ten, dass die Menschen vor allen Dingen die erwarteten Folgen und Schäden eines Hochwassers vor Augen haben, wenn sie sich für oder gegen die Akzeptanz eines bestimmten Risikos entscheiden. Da eine Vielzahl an tangiblen und intangiblen Schäden bekannt ist, sollte daran geforscht werden, welche dieser Schäden für die Akzeptanz oder Aversion von Hochwasserrisiken besonders ausschlaggebend sind.

Die Fragestellung der Akzeptanz von Naturrisiken ist eng angelehnt an die Frage der Akzeptanz von Technikrisiken. Auch wenn viele Ansätze und Ideen aus dieser For-schungsrichtung übernommen werden können, ließ sich belegen, dass eine Eins-zu-eins-Umsetzung nicht möglich ist, da natürliche Risiken von Menschen anders be-wertet werden als technische Risiken.

Bei der Ermittlung der Risikoakzeptanz wird zwischen intuitiver und formaler Risiko-akzeptanz unterschieden. Während mit der formalen Risikoakzeptanz (Akzeptabilität) aufgrund von Normen entschieden wird, ob ein Risiko akzeptabel ist oder nicht und damit im weiteren Sinne die „Zumutbarkeit“ eines Risikos festgelegt wird, wird mit der intuitiven Risikoakzeptanz die Billigung eines Risikos aus Sicht des Betroffenen be-zeichnet.

Page 130: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 129 - April 2012

Ob die formale oder die intuitive Risikoakzeptanz ermittelt werden soll, hängt von den Zielen sowie dem Rahmen der Untersuchung ab. Je nach Auftraggeber wird ein an-derer Schwerpunkt und ein anderer Ansatz der Untersuchung erwartet.

So fordern Ingenieure, Versicherungen und Wirtschaftswissenschaftler Zahlen und Werte des akzeptablen Risikos, mit denen sie Berechnungen durchführen können. Die Ermittlung von mathematisch formulierbaren Zusammenhängen zwischen dem Risiko (Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses, erwarteten Schäden, unter Einbeziehung von Risikomerkmalen und persönlichen Indikatoren) und der ge-sellschaftlichen Akzeptanz des Risikos steht im Mittelpunkt der Forschung. Bei der formalen Risikobewertung werden neben Risikovergleichen und Kosten-Nutzen-Analysen häufig entscheidungsanalytische Verfahren gewählt.

Sozialwissenschaftliche oder psychologische Auftraggeber werden sich hingegen eher der Perspektive des Betroffenen widmen, seine Akzeptanzgrenzen sowie die Prozesse und Zusammenhänge hinter dieser Entscheidung untersuchen und analy-sieren wollen. Sie nutzen dabei quantitative und qualitative Methoden der empiri-schen Sozialforschung.

Öffentliche Stellen und Behörden stehen zwischen diesen Positionen: Auf der einen Seite bieten sich formal-analytische Ansätze an, denn es sollen Akzeptanzgrenzwer-te ermittelt werden, die dann in Normen verankert und in Planungsprozessen genutzt werden können. Ein formales Vorgehen ist eine legitime und geeignete Möglichkeit, um mit weniger aufwändigen Mitteln an wichtige gesamtgesellschaftliche Informatio-nen zur Risikoakzeptanz zu gelangen. Auf der anderen Seite sind formale Methoden in Entscheidungsfindungsprozessen mit Vorsicht zu betrachten, denn von der Ge-sellschaft mitgetragene risikopolitische Entscheidungen müssen gruppenspezifische und individuelle Risikobewertungen berücksichtigen. Hierfür müssen zielgruppen-spezifische Akzente in die Untersuchung integriert, sowie ein gesellschaftlicher Kommunikations- und Aushandlungsprozess angestoßen werden.

Zur weiteren Eingrenzung der geeigneten Untersuchungsmethode ist das Ziel der Untersuchung einzubeziehen:

Soll von öffentlichen Stellen die Risikoakzeptanz zum aktuellen Zeitpunkt aus-schließlich festgestellt werden, z. B. um im Rahmen des Risikomanagements geeignete Maßnahmen zu entwickeln, dann ist ein eher formal-analytischer Ansatz z. B. in Form von standardisierten Befragungen eine Möglichkeit um an diese Informationen zu gelangen. Das ALARP-Modell kann dabei als Hilfsmittel dienen, den Bewertungsvorgang für vorhandene Risiken zu erleich-tern und zu strukturieren.

Sollen neben der Feststellung der Risikoakzeptanz auch die Gründe und Ge-dankengänge hinter dieser Bewertung erfahren werden und die soziale Kon-struktion der Wahrnehmung und Bewertung der Risiken einbezogen werden, sollten neben den quantitativen Methoden auch qualitative Methoden, z. B. of-fene, unstrukturierte Interviews, herangezogen werden. Zudem ließe sich mit-tels einer offenen Fragestellung ein breiter Raum schaffen, in dem insbeson-

Page 131: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 130 - April 2012

dere die Unsicherheitskonstellationen im Bezug auf zu erwartende Hochwas-serereignisse und ihre potenziellen Folgen ihren Platz hätten. Die Vielfalt an Wahrnehmungen, Bewertungen und anschließenden Akzeptanzentscheidun-gen könnte so einbezogen werden. Nicht so sehr die individuellen inhaltlichen Argumente, sondern vielmehr der argumentative Gesamtzusammenhang sind dann interessant, um Schlussfolgerungen für die Allgemeinheit ziehen zu kön-nen. Nur wenn bekannt ist, was hinter einer bestimmten Risikoakzeptanz steckt, welche Faktoren und Gründe diese beeinflussen, wie stabil die Akzep-tanzentscheidung ist, könnten auch im begrenzten Rahmen Zukunftsaussa-gen für Akzeptanzgrenzen bei sich verändernden Naturgefahren getroffen werden.

Soll noch ein Schritt weiter gegangen werden und die Bevölkerung in Ent-scheidungs- und Planungsprozesse intensiv einbezogen werden, ist es not-wendig, mit partizipativen Verfahren (z. B. Workshops, Runde Tische) zu ar-beiten. Diese haben den Vorteil, dass die Risikoakzeptanz nicht erst „ermittelt“ und dann in Planungsprozesse einbezogen werden muss, sondern die Akzep-tanzgrenzen der TeilnehmerInnen direkt in die Diskussion und Entscheidung einfließen.

Da mit der Ermittlung der Risikoakzeptanz immer nur Momentaufnahmen festgehal-ten werden können, sollten die Untersuchungen in regelmäßigen Abständen wieder-holt werden.

Bei allen drei Ansätzen besteht zudem verstärkter Forschungsbedarf hinsichtlich der Frage, wie der Zusammenhang zwischen Risikobewertung und Risikoakzeptanz be-schrieben werden kann. Ob das Schwellenmodell der Chicagoer Schule, die Definiti-on der Risikoakzeptanz als Kehrwert der Risikobewertung oder das Ziehen von Grenzlinien im ALARP-Modell, all diesen Ansätzen fehlen Untersuchungen dazu, wie sich der Zusammenhang zwischen Risikobewertung und Risikoakzeptanz möglichst wirklichkeitsgetreu darstellen lässt. Zudem besteht ein ungeklärtes Verhältnis zwi-schen der auf dem Papier ermittelten Risikoakzeptanz und der realen Handlungsent-scheidung in Risikosituationen. Diese Wirkungsstrukturen sind bislang ungenügend erforscht, stellen aber für die Akzeptanzforschung ein wichtiges Standbein dar, um aus der ermittelten Risikoakzeptanz Schlussfolgerungen ableiten zu können.

Die in dieser Arbeit durchgeführte Online-Befragung zur Feststellung der intuitiven Risikoakzeptanz der Bevölkerung hat gezeigt, dass der Anspruch an die Menschen, sich mit der Thematik der Akzeptanz von Flutrisiken auseinanderzusetzen, nicht zu hoch ist. Dies wird dadurch unterstützt, dass in den letzten Jahren sowohl das The-ma Naturgefahren und Naturrisiken als auch das Thema Überflutung in den Mas-senmedien präsent war, so dass bereits Informationen bezüglich der Risikolage be-stehen, an die angeknüpft werden kann.

So wurde aus verschiedenen Fragestellungen im Bezug auf die Risikoakzeptanz im Wohnumfeld eine Gesamtrisikoakzeptanzvariable konstruiert. Nach einer mathema-tisch-statistischen Auswertung der Fragen konnte jedem Befragten ein individueller Risikoakzeptanzwert zugewiesen werden. Eine inhaltliche Bewertung jedes einzel-

Page 132: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 131 - April 2012

nen Falls ergab, dass es eine große Übereinstimmung zwischen den quantitativ und den qualitativ ermittelten Akzeptanzwerten gibt. Damit lässt sich belegen, dass der mathematische Vorgang zu einem inhaltlich richtigen Ergebnis geführt hat.

Um zu überprüfen, ob diese Akzeptanzwerte mit der Wirklichkeit übereinstimmen und ob z. B. offene Interviews zur gleichen Einschätzung der Risikoakzeptanz der Befrag-ten geführt hätten, müssten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Die Text-antworten mit sehr unterschiedlichen Aussagen dazu, was für die Befragten Hoch-wasser sei, sowie die während der Auswertung deutlich gewordene verschiedene Interpretierbarkeit einiger Fragen und Antworten bekräftigen die Notwendigkeit einer parallelen Überprüfung mit qualitativen Methoden..

Ähnlich wie in anderen Untersuchungen zur Risikobewertung hat sich auch in der Online-Befragung eine geringe Erklärungskraft individueller Faktoren für die Risiko-akzeptanz herausgestellt. Ein paar wenige, alles erklärende Risikomerkmale oder persönliche Faktoren konnten nicht gefunden werden. Auch wenn weiterhin versucht werden sollte, das Set an Faktoren zu bestimmen, das die Risikobewertung und die Risikoakzeptanz am besten erklärt, sollte verstärkt der gesellschaftliche, soziolo-gisch-kulturelle Einfluss auf die Risikoakzeptanz in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Die geringe Erklärbarkeit der „Cultural Theory“ im Bezug auf die Risikobe-wertung ist dabei wohl eher auf die Art und Weise der Typenbildung zurückzuführen, als auf eine generelle Fehlerhaftigkeit von soziologisch-kulturellen Ansätzen. Er-kenntnisse weisen darauf hin, dass soziale Gruppen mit einem gemeinsamen Erfah-rungs- und Interessenszusammenhang oftmals ähnliche Sichtweisen und Bewer-tungsmaßstäbe aufweisen, die sich auch in der Wahrnehmung und Bewertung des Risikos widerspiegeln.

Es gibt einige Argumente, die dafür sprechen, die Untersuchung der Risikoakzeptanz nicht innerhalb der Risikoanalyse anzusiedeln, sondern in ein integriertes Risikoma-nagement zu übertragen. Die Aufgabe des Risikomanagements ist es, vorhandene Risiken bestmöglich zu reduzieren und mit verbleibenden Restrisiken umzugehen. Die Reduzierung des Risikos erfolgt dabei nicht um jeden Preis. Nach dem ALARP–Prinzip wird das Risiko nur soweit reduziert, wie dies vernünftigerweise sinnvoll ist. An dieser Stelle fließt die Risikoakzeptanz der Bevölkerung in den Bewertungspro-zess des „vernünftigerweise Sinnvollen“ ein. Entweder wird dabei die Risikoakzep-tanz zunächst festgestellt und dann in den Prozess des Risikomanagements inte-griert, oder durch den direkten Einbezug der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse kommt die Risikoakzeptanz direkt zum Tragen. Beim Umgang mit den Restrisiken trägt zudem die Untersuchung der Risikoakzeptanz dazu bei, die Handlungsfähigkeit der Bevölkerung besser einschätzen zu können und somit geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die sie in Risikosituationen handlungsfähiger macht.

Die Entwicklung von Methoden zur Untersuchung der Risikoakzeptanz von Hoch-wasser ist nicht abgeschlossen. Vor allem fehlen praktische Untersuchungen, in de-nen die formalen, sozialwissenschaftlichen und partizipativen Ansätze weiter verfei-nert und ausprobiert werden können. In diesem interdisziplinären Forschungsfeld kann der Geographie die Aufgabe zukommen, die Ergebnisse zusammen zu führen

Page 133: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz Kapitel 8

Fazit

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 132 - April 2012

und dabei die räumlichen Aspekte besonders im Blick zu haben. Dann kann die Er-mittlung und Integration der Risikoakzeptanz der Bevölkerung in die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen dazu beitragen, ein gesamtgesellschaftlich akzep-tiertes Vorgehen im Umgang mit Hochwasserrisiken zu befördern und das Konfliktpo-tenzial zwischen Öffentlichkeit und politisch-administrativen System zu verringern.

Page 134: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 133 - April 2012

Literatur

AMMANN, W.J. (2004): Die Entwicklung des Risikos infolge Naturgefahren und die Notwendigkeit eines integralen Risikomanagements. In: GAMERITH, W., P. MESSERLI, P. MEUSBURGER & H. WANNER (Hrsg.): Alpenwelt – Gebirgswelten. In-seln, Brücken, Grenzen. 54. Deutscher Geographentag Bern 2003. Heidelberg: DGfG, 259–267.

BAADE, J., H. GERTEL & A. SCHLOTTMANN (2005): Wissenschaftlich arbeiten. Ein Leit-faden für Studierende der Geographie. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag.

BECHMANN, G. (1993): Risiko – ein neues Forschungsfeld? In: BECHMANN, G. (Hrsg.): Risiko und Gesellschaft. Grundlagen und Ergebnisse interdisziplinärer Risikofor-schung. Opladen: Westdeutscher Verlag, VII–XXIX.

BECHMANN, G. & N. STEHR (2000): Risikokommunikation und die Risiken der Kommu-nikation wissenschaftlichen Wissens. Zum gesellschaftlichen Umgang mit Nicht-wissen. In: GAIA, 9, 2, 113–121.

BECKMANN, M., H. OUMERACI & A. KORTENHAUS (2007): Methoden zur Bestimmung der intangiblen Schäden durch Überflutung in Küsten- und Ästuargebieten. In: HAFEN-

TECHNISCHE GESELLSCHAFT (Hrsg.): HTG-Kongress 2007. Hamburg: Seehafen-Verlag, 109–118.

BENIGHAUS, C., B. OPPERMANN & O. RENN (2007): Partizipative Verfahren in der kom-munalen Planung. In: MICHELSEN, G. & J. GODEMANN (Hrsg.): Handbuch Nachhal-tigkeitskommunikation. Grundlagen und Praxis. 2. Auflage. München: oekom, 704–714.

BROSIUS, H.-B., F. KOSCHEL & A. HAAS (2009): Methoden der empirischen Kommuni-kationsforschung. 5. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

BÜHL, A. & P. ZÖFEL (2000): SPSS Version 10. Einführung in die moderne Datenana-lyse unter Windows. 7. Auflage. München, Boston, San Fransisco: Addison-Wesley.

DANIELZYK, R. & I. HELBRECHT (1989): Ruhrgebiet: Region ohne Gegenwart? Ansätze zu einer qualitativen Regionalforschung als Kritik. In: SEDLACEK, P. (Hrsg.): Pro-gramm und Praxis qualitativer Sozialgeographie. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, 101–132.

DASSANAYAKE, D.R., A. BURZEL, A. KORTENHAUS & H. OUMERACI (2010): Framework and Methods for the Evaluation of Intangible Losses and their Integration in Coastal Flood Risk Analysis. XtremRisK Progress Report. Leichtweiß-Institute for Hydraulic Engineering and Water Resources, Technische Universität Braun-schweig.

DEFRA (Department for Environment, Food and Rural Affairs) (2000): Flood and Coastal Defence Project Appraisal Guidance: Economic Appraisal. A Procedural Guide for Operating Authorities. http://www.defra.gov.uk/environment/flooding/documents/policy/guidance/fcdpag/fcdpag3.pdf (letzter Zugriff: 29.03.2011).

Page 135: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 134 - April 2012

DIKAU, R. (2008): Katastrophen – Risiken – Gefahren: Herausforderungen für das 21. Jahrhundert. In: KULKE, E. & H. POPP (Hrsg.): Umgang mit Risiken. Katastrophen – Destabilisierung – Sicherheit. Deutscher Geographentag Bayreuth 2007. Bay-reuth: DGfG, 47–68.

DOUGLAS, M. & A. WILDAVSKY (1993): Risiko und Kultur. Können wir wissen, welchen Risiken wir gegenüberstehen? In: KROHN, W. & G. KRÜCKEN (Hrsg.): Riskante Technologien. Reflexion und Regulation. Einführung in die sozialwissenschaftliche Risikoforschung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 113–137.

ELSNER, W., C. OTTE & I. YU (2005): Klimawandel und regionale Wirtschaft. Vermö-gensschäden und Einkommensverluste durch extreme Klimaereignisse sowie Kosten-Nutzen-Analysen von Schutzmaßnahmen. Am Beispiel der nordwestdeut-schen Küstenregion. Klimawandel und präventives Risiko- und Küstenschutzma-nagement an der deutschen Nordseeküste (KRIM). Teilprojekt 5. Endbericht. http://www.krim.uni-bremen.de/endberichte/endbericht_tp5.pdf (letzter Zugriff: 09.03.2011).

FELGENTREFF, C. & T. GLADE (2008): Naturrisiken und Sozialkatastrophen. Berlin: Springer-Verlag.

FISCHHOFF, B., P. SLOVIC & S. LICHTENSTEIN (1979): Which Risks are Acceptable? In: Environment, 21, 4, 17–38.

FISCHHOFF, B., P. SLOVIC, S. LICHTENSTEIN, S. READ & B. COMBS (1978): How Safe is Safe Enough? A Psychometric Study of Attitudes Toward Technological Risks and Benefits. In: Policy Sciences, 9, 2, 127–152.

GEISSLER, T. (2006): Eine Methode zur Verbesserung der Hochwassergefahrwahr-nehmung ILGs Deutschland. Teil des Interreg III B Projektes FLOWS Deutsch-land. Technische Universität Hamburg-Harburg. Unveröffentlicht.

GOTTSCHALK-MAZOUZ, N. (2007): Risiko, Akzeptanz und Akzeptabilität. Was man von der Gentechnologie über die Nanotechnologie lernen kann. In: KOSLOWSKI, P. & C. HUBIG (Hrsg.): Maschinen, die unsere Brüder werden. Mensch-Maschine-Interaktion in hybriden Systemen. München: Wilhelm Fink, 171–187.

HARTNAGEL, S. (2003): Ganzheitliche Beurteilung von Risiken und Gefahren im Kan-ton Basel-Stadt. In: RISKO. Mitteilungen der Kommission für Risikobeurteilung des Kantons Basel-Stadt, 4, 1–2. http://www.aue.bs.ch/mitteilungsblatt_4.pdf (letzter Zugriff: 22.03.2011).

HEINIMANN, H.R., K. HOLLENSTEIN & T. PLATTNER (2005): Risikobewertung von Natur-gefahren. Schlussbericht. Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT. Eidgenös-sische Technische Hochschule Zürich ETHZ. http://www.planat.ch/fileadmin/PLANAT/planat_pdf/alle/R0670d.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

HEINRICHS, H. & H. GRUNNENBERG (2007): Risikokultur – Kommunikation und Reprä-sentation von Risiken am Beispiel extremer Hochwasserereignisse. INNIG. Teil-projekt 2. Schlussbericht. Leuphana Universität Lüneburg. http://www.innig.uni-bremen.de/endbericht_tp2.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

HIDAJAT, R. (2001): Risikowahrnehmung und Katastrophenvorsorge am Merapi in Indonesien. Bonn: Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge.

Page 136: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 135 - April 2012

HSE (Health and Safety Executive) (2001): Reducing Risks, Protecting People. HSE's Decision Making Process. Sudbury: HSE Books. http://www.hse.gov.uk/risk/theory/r2p2.pdf (letzer Zugriff 13.09.2010).

JUNGERMANN, H. & P. SLOVIC (1993): Die Psychologie der Kognition und Evaluation von Risiko. In: BECHMANN, G. (Hrsg.): Risiko und Gesellschaft. Grundlagen und Ergebnisse interdisziplinärer Risikoforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 167–208.

KAISER, G. (2006): Risk and Vulnerability Analysis to Coastal Hazards. An Approach to Integrated Assessment. Dissertation. Kiel. Christian-Albrechts-Universität.

KAISER, G., S. REESE, H. STERR & H.-J. MARKAU (2004): Public Perception of Coastal Flood Defence and Participation in Coastal Flood Defence Planning. COMRISK. Subproject 3. Final Report. http://www.safecoast.org/editor/fckeditor/editor/download.php?downloadurl=/editor/databank/File/Comrisk%20products/COMRISK_SP3_perception.pdf (letzter Zugriff: 24.03.2011).

KARGER, C. (1996): Wahrnehmung und Bewertung von „Umweltrisiken“. Was können wir aus der Forschung zu Naturkatastrophen lernen? In: Arbeiten zur Risikokom-munikation, 57. http://www2.fz-juelich.de/inb/inb-mut//publikationen/hefte/heft_57.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

KELLER, D. (2000): Seit 10 Jahren beurteilt die RISKO die Tragbarkeit von Risiken. In: RISKO. Mitteilungen der Kommission für Risikobeurteilung des Kantons Basel-Stadt, 3, 1. http://www.aue.bs.ch/fu_5_3_bulletin3_00.pdf (letzter Zugriff: 22.03.2011).

KIENHOLZ, H. (2004): Alpine Naturgefahren und -risiken. Analyse und Bewertung. In: GAMERITH, W., P. MESSERLI, P. MEUSBURGER & H. WANNER (Hrsg.): Alpenwelt – Gebirgswelten. Inseln, Brücken, Grenzen. 54. Deutscher Geographentag Bern 2003. Heidelberg, Bern, 249–258.

KNIELING, J., M. SCHAERFFER & S. TRESSL (2009): Klimawandel und Raumplanung. Flächen- und Risikomanagement überschwemmungsgefährdeter Gebiete am Bei-spiel der Hamburger Elbinsel. In: Coastline Reports, 14.

KOERTH, J. (2009): Sturmhochwasser an der Ostseeküste – Wahrnehmung eines Na-turrisikos. In: Coastline Reports, 13, 95–104.

KROHN, W. & G. KRÜCKEN (1993): Risiko als Konstruktion und Wirklichkeit. Eine Ein-führung in die sozialwissenschaftliche Risikoforschung. In: KROHN, W. & G. KRÜ-

CKEN (Hrsg.): Riskante Technologien. Reflexion und Regulation. Einführung in die sozialwissenschaftliche Risikoforschung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 9–44.

LANGE, H., M. HAARMANN, A. WIESNER-STEINER & E. VOOSEN (2005): Politisch-administrative Steuerungsprozesse (PAS). Klimawandel und präventives Risiko- und Küstenschutzmanagement an der deutschen Nordseeküste (KRIM). Teilpro-jekt 4. Projektbericht. Bremen. www.krim.uni-bremen.de/endberichte/endbericht_tp4.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

LIEBERMANN, N. VON & S. MAI (2002): Sturmflutrisiko im Küstenraum. – ein Entschei-dungskriterium in der Raumplanung. In: TETZLAFF, G., T. TRAUTMANN & K.S. RADT-

KE (Hrsg.): Extreme Naturereignisse – Folgen, Vorsorge, Werkzeuge. Zweites Fo-

Page 137: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 136 - April 2012

rum Katastrophenvorsorge Leipzig 2001. Bonn: Deutsches Komitee für Katastro-phenvorsorge, 85–92.

LKN-SH (Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schles-wig-Holstein) (2010): Fachpläne Küstenschutz. Entwicklungsziele. http://www.schleswig-hols-tein.de/KuestenSchutz/DE/B_Ziele_des_Kuestenschutzes/Entwicklungsziele/Entwicklunsziele_node.html (letzter Zugriff: 09.01.2011).

LSBG (Landesbetrieb Strassen, Brücken und Gewässer) (2009): Hochwasserschutz für die Hamburger Binnengewässer. Unter Mitarbeit von Müller, A., J. Marengwa & O. Müller. http://www.hamburg.de/contentblob/2181884/data/hochwasserschutz-hamburger-binnengewaesser.pdf (letzter Zugriff: 23.08.2010).

LUCKE, D. (1995): Akzeptanz. Legitimität in der „Abstimmungsgesellschaft“. Opladen: Leske und Budrich.

LUHMANN, N. (1993): Risiko und Gefahr. In: KROHN, W. & G. KRÜCKEN (Hrsg.): Riskan-te Technologien. Reflexion und Regulation. Einführung in die sozialwissenschaftli-che Risikoforschung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 138–185.

MARKAU, H.-J. (2003): Risikobetrachtung von Naturgefahren. Analyse, Bewertung und Management des Risikos von Naturgefahren am Beispiel der sturmgefährde-ten Küstenniederungen Schleswig-Holsteins. Dissertation. Kiel. Christian-Albrechts-Universität.

MAURER, M. & O. JANDURA (2009): Masse statt Klasse? Einige kritische Anmerkungen zu Repräsentativität und Validität von Online-Befragungen. In: JACKOB, N. (Hrsg.): Sozialforschung im Internet. Methodologie und Praxis der Online-Befragung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 61–73.

MERTSCH, S. (2004): Risikomanagement als Konzept zur Risikominderung am Bei-spiel der überflutungsgefährdeten Räume Schleswig-Holsteins. Bonn: Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge.

MERZ, B. (2008): Risikomanagement extremer Naturereignisse. In: Geographie und Schule, 30, 171, 4–10.

MLR (Ministerium für ländliche Räume, Landesplanung, Landwirtschaft und Touris-mus des Landes Schleswig-Holstein) (Hrsg.) (2001): Generalplan Küstenschutz. Integriertes Küstenschutzmanagement in Schleswig-Holstein. http://www.schleswig-hols-tein.de/cae/servlet/contentblob/650842/publicationFile/Kuestenschutz_Generalplan.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

MOTOYOSHI, T. (2006): Public Perception of Flood Risk and Community-Based Disas-ter Preparedness. In: IKEDA, S., T. FUKUZONO & T. SATO (Hrsg.): A Better Integrated Management of Disaster Risks. Toward Resilient Society to Emerging Disaster Risks in Mega-Cities. Tokio: Terrapub and Nied, 121–134.

NOWOTNY, H. (1993): Die reine Wissenschaft und die gefährliche Kernenergie. Der Fall der Risikoabschätzung. In: BECHMANN, G. (Hrsg.): Risiko und Gesellschaft.

Page 138: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 137 - April 2012

Grundlagen und Ergebnisse interdisziplinärer Risikoforschung. Opladen: West-deutscher Verlag, 277–304.

OUMERACI, H. (2004): Sustainable Coastal Flood Defences. Scientific and Modelling Challenges Towards an Integrated Risk-Based Design Concept. Keynote Lecture. 07.09.2004. International Conference on Flood Risk Assessment. Bath. Institute of Mathematics and its Applications.

OUMERACI, H. (2005): Integrated Risk-Based Design and Management of Coastal Flood Defences. In: Die Küste, 70, Sonderheft, 151–172.

OUMERACI, H., G. GÖNNERT, J. JENSEN & E. PASCHE (2008): Antragsskizze für das Verbundprojekt „Extremsturmfluten an offenen Küsten und Ästuargebieten: Risi-koermittlung und -beherrschung im Klimawandel“. Unveröffentlicht.

OUMERACI, H. & A. KORTENHAUS (2002): Risk Based Design of Coastal Flood De-fences: A Suggestion for a Conceptual Framework. In: Proceedings 28th Interna-tional Conference on Coastal Engineering (ICCE), ASCE, Cardiff, 1-13 (2399–2411). http://www.fzk.uni-hannover.de/uploads/tx_tkpublikationen/icce2002_risk_03.pdf (letzter Zugriff: 05.05.2011).

PETERS, H.P. & H. HEINRICHS (2005): Öffentliche Kommunikation über Klimawandel und Sturmflutrisiken. Bedeutungskonstruktion durch Experten, Journalisten und Bürger. Schriften des Forschungszentrums Jülich. Jülich: Forschungszentrum Jü-lich.

PFEIL, J. (2000): Maßnahmen des Katastrophenschutzes und Reaktionen der Bürger in Hochwassergebieten. Am Beispiel von Bonn und Köln. Bonn: Deutsches Komi-tee für Katastrophenvorsorge.

PLAPP, S.-T. (2003): Wahrnehmung von Risiken aus Naturkatastrophen. Eine empiri-sche Untersuchung in sechs gefährdeten Gebieten Süd- und Westdeutschlands. Dissertation. Karlsruhe. Universität Fridericiana.

PLATTNER, T. (2005): Die Bewertung von Risiken durch Naturgefahren mit spezieller Berücksichtigung der Risikoaversion. In: Geographica Helvetica, 60, 1, 16–25.

PLATTNER, T., S.-T. PLAPP & B. HEBEL (2006): Integrating Public Risk Perception into Formal Natural Hazard Risk Assessment. In: Natural Hazards and Earth System Sciences, 6, 471–483.

POHL, J. (1989): Die Wirklichkeit von Planungsbetroffenen verstehen. Eine Studie zu Umweltbelastungen im Münchener Norden. In: SEDLACEK, P. (Hrsg.): Programm und Praxis qualitativer Sozialgeographie. Oldenburg: Bibliotheks- und Informati-onssystem der Universität Oldenburg, 39–64.

POHL, J. (1998a): Die Wahrnehmung von Naturrisiken in der „Risikogesellschaft“. In: HEINRITZ, G., R. WIEßNER & M. WINIGER (Hrsg.): Europa in einer Welt im Wandel. Nachhaltigkeit als Leitbild der Umwelt- und Raumentwicklung in Europa. 51. Deut-scher Geographentag Bonn 1997. Stuttgart: Steiner, 153–163.

POHL, J. (1998b): Qualitative Verfahren. In: RITTER, E.-H. & K. WOLF (Hrsg.): Metho-den und Instrumente räumlicher Planung. Handbuch. Hannover: ARL, 95–112.

Page 139: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 138 - April 2012

RATTER, B., M. LANGE & C. SOBIECH (2009): Heimat, Umwelt und Risiko an der deut-schen Nordseeküste. Die Küstenregion aus Sicht der Bevölkerung. GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH. Geesthacht. http://www.hzg.de/imperia/md/content/gkss/zentrale_einrichtungen/bibliothek/berichte/2009/2009_10_zweite_auflage.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

REESE, S., H.-J. MARKAU & H. STERR (2003): MERK – Mikroskalige Evaluation der Ri-siken in überflutungsgefährdeten Küstenniederungen. Abschlussbericht. For-schungs- und Technologiezentrum Westküste. Büsum. http://www.sterr.geographie.uni-kiel.de/mare/altMERK-Abschlussbericht.pdf (letz-ter Zugriff: 05.05.2011).

RENN, O. & M. M. ZWICK (1997): Risiko- und Technikakzeptanz. Berlin: Springer-Verlag.

RENN, O. (2005): White Paper on Risk Governance. Towards an Integrative Frame-work. International Risk Governance Council (IRGC). http://www.irgc.org/IMG/pdf/IRGC_WP_No_1_Risk_Governance__reprinted_version_.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

RENN, O. (2011): Bürgerbeteiligung: Aktueller Forschungsstand und Folgerungen für die praktische Umsetzung. Vortrag. 24.02.2011. Stuttgart. Dialogik gemeinnützige GmbH; Universität Stuttgart. http://www.dialogik-expert.de/de/forschung/Auftaktvortrag%20Ortwin%20Renn_Skript.pdf (letzter Zu-griff: 22.03.2011).

RENN, O., P.-J. SCHWEIZER, M. DREYER & A. KLINKE (2007): Risiko. Über den gesell-schaftlichen Umgang mit der Unsicherheit. München: oekom.

RUDDAT, M., A. SAUTTER & O. RENN (2006): Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Risikomündigkeit“ im Rahmen des Forschungsprojektes „Operationalisierung des Leitbildes ‚Risikomündigkeit’ unter Berücksichtigung von Lebensstil und Wertorien-tierung als Grundlage für die Risikokommunikation im Strahlenschutz“. Stuttgart. Schriftenreihe Reaktorsicherheit und Strahlenschutz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/schriftenreihe_rs704.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

SAYERS, P.B., B.P. GOULDBY, J.D. SIMM, I. MEADOWCROFT & J. HALL (2002): Risk, Per-formance and Uncertainty in Flood and Coastal Defences. A Review. DEFRA – Department for Environment, Food & Rural Affairs. ftp://ftp.hrwallingford.co.uk/pub/SR587/SR587-Risk_Review_Second_Final_v1-EA%20report%20format%20-%20Low%20quality.pdf (letzter Zugriff: 29.03.2011).

SCHLEPÜTZ, E. (2004): Hochwasserschutzmaßnahmen und Akzeptanz in der Bevöl-kerung am Beispiel der geplanten Retentionsräume im Stadtgebiet von Köln. Bergisch Gladbach: Ferger.

SCHNEIDER, T., K. WEBER & R. LOCHER (1994): Risikoakzeptanz aus technischer und soziologischer Sicht. Ein Einstieg in den Risikodialog. Zürich: SUVA.

SCHUCHARDT, B., M. SCHIRMER & H. LANGE (2008): Integration und Informationsplatt-form. INNIG. Teilprojekt 5. Endbericht. http://www.innig.uni-bremen.de/endbericht_tp5.pdf (letzter Zugriff: 29.03.2011).

Page 140: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Literatur

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 139 - April 2012

SCHÜTZ, H. & H.P. PETERS (2002): Risiken aus der Perspektive von Wissen-schaft, Medien und Öffentlichkeit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 10-11/2002, 40–45. http://www.bpb.de/publikationen/J5E9N1,0,Risiken_aus_der_Perspektive_von_Wissenschaft_Medien_und_%D6ffentlichkeit.html (letzter Zugriff: 29.03.2011).

SJÖBERG, L. (2000): Factors in Risk Perception. In: Risk Analysis, 20, 1, 1–11.

SLABY, M. & D. URBAN (2002): Risikoakzeptanz als individuelle Entscheidung – Zur Integration der Risikoanalyse in die nutzentheoretische Entscheidungs- und Ein-stellungsforschung. In: Schriftenreihe des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart, 1. http://www.uni-stuttgart.de/soz/institut/forschung/2002.SISS.1.pdf (letzter Zugriff: 29.03.2011).

STARR, C. (1969): Social Benefit versus Technological Risk. What is our Society Will-ing to Pay for Safety? In: Science, 165, 3899, 1232–1238.

STEINFÜHRER, A., B. DE MARCHI, C. KUHLICKE, A. SCOLOBIG, S. TAPSELL & S. TUNSTALL

(2008): Recommendations for Flood Risk Management with Communities at Risk. FLOODsite Report T11-07-14. http://www.floodsite.net/html/partner_area/project_docs/T11_07_14_Recommendations_D11_1_V3_1_P01.pdf (letzter Zugriff: 29.03.2011).

STOLL, P.-T. (2003): Sicherheit als Aufgabe von Staat und Gesellschaft. Verfas-sungsordnung, Umwelt- und Technikrecht im Umgang mit Unsicherheit und Risiko. Tübingen: J.C.B. Mohr.

TVERSKY, A. & D. KAHNEMANN (1979): Prospect Theory. An Analysis of Decision under Risk. In: Econometrica, 47, 2, 263–291.

TVERSKY, A. & D. KAHNEMANN (1992): Advances in Prospect Theory: Cumulative Rep-resentation of Uncertainty. In: Journal of Risk and Uncertainty, 5, 4, 297–323.

ULBIG, E., R. HERTEL & G.-F. BÖL (Hrsg.) (2010): Kommunikation von Risiko und Ge-fährdungspotential. Abschlussbericht. Unter Mitarbeit von Scheer, D., S. Gold, C. Benighaus, L. Benighaus, J. Ortleb & O. Renn. Berlin: Bundesinstitut für Risiko-bewertung.

WACHINGER, G. & O. RENN (2010): Risk Perception and Natural Hazards. CapHaz-Net WP3 Report. DIALOGIK. Stuttgart. http://caphaz-net.org/outcomes-results/CapHaz-Net_WP3_Risk-Perception2.pdf (letzter Zugriff: 24.03.2011).

WEICHSELGARTNER, J. (2001): Naturgefahren als soziale Konstruktion. Eine geogra-phische Beobachtung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Naturrisiken. Dissertation. Bonn. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. http://hss.ulb.uni-bonn.de/2001/0175/0175.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2011).

ZWICK, M.M. & O. RENN (Hrsg.) (2002): Wahrnehmung und Bewertung von Risiken. Ergebnisse des Risikosurvey Baden-Württemberg 2001. Gemeinsamer Arbeitsbe-richt der Akademie für Technikfolgenabschätzung und der Universität Stuttgart. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

Page 141: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 140 - April 2012

Anhang

A Fragebogen

Guten Tag!

Vielen Dank, dass Sie sich an der Umfrage zum Thema Hochwasserschutz beteiligen möch-ten. Die Beantwortung des Fragebogens dauert etwa 10 Minuten, Ihre Angaben werden selbstverständlich vertraulich und anonym behandelt.

Sie unterstützen uns und die wissenschaftliche Forschung zum Thema Hochwasser mit Ihren Antworten sehr. Wir hoffen, dass Sie Freude am Ausfüllen der Fragen haben und weitere An-regungen für die Diskussion in diesem Forum mitnehmen.

1. Wie weit liegt Ihr Wohngebäude vom nächsten Bach, Fluss oder dem Meer entfernt?

O Unmittelbar daneben

O Weniger als 100m

O Mehr als 100m aber weniger als 500m

O Mehr als 500m

O Es ist kein Bach, Fluss oder Meer in der Nähe.

2. Liegt Ihr Wohngebäude in einem hochwassergefährdeten Gebiet?

Auch wenn Sie keine konkrete Information haben, interessiert uns Ihre persönliche Meinung dazu.

O Ich denke oder weiß, dass ich in einem hochwassergefährdeten Bereich wohne.

O Ich denke oder weiß, dass ich nicht in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohne.

O Weiß ich nicht

3. Waren Sie schon einmal persönlich von einem Hochwasser betroffen?

(Sie können mehrere Antworten auswählen)

O Nein

O Ja, direkt mein Haus

O Ja, meine Wohngegend

O Ja, meine Arbeitsumgebung

O Ja, und zwar _______________________________

Page 142: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 141 - April 2012

3a. Auf welcher Gebäudeebene wohnen Sie?

Bitte kreuzen Sie alle Geschosse an, auf denen Sie wohnen. Wenn Sie ein Einfamilien-haus bewohnen, kreuzen Sie alle entsprechenden Geschosse an:

Ich wohne im:

Zweiten Obergeschoss oder höher

Ersten Obergeschoss

Erdgeschoss

Kellergeschoss/Souterrain (als Wohnung)

Kellergeschoss (nur Kellernutzung)

3b. Wie wohnen Sie zur Zeit?

O Gemietete Wohnung

O Eigentumswohnung

O Gemietetes Haus

O Eigenes Haus

O Anderes, und zwar ____________________

3c. Welche Aussage trifft am ehesten auf Sie zu?

O Ich bin nach dem Hochwasserereignis in ein sichereres Gebiet umgezogen.

O Ich bin nach dem Hochwasser umgezogen, wohne aber wieder in einem hochwasser-gefährdeten Gebiet.

O Ich wäre nach dem Hochwasser gerne weggezogen, wenn ich gekonnt hätte.

O Ich wollte nicht wegziehen und wohne noch hier.

4. War Ihr sonstiges Umfeld schon einmal von Hochwasserereignissen betroffen?

O Nein.

O Ja, Verwandte von mir.

O Ja, Freunde/Bekannte von mir.

O Ja, meine Stadt, ohne dass ich persönlich betroffen war.

5. Sind Sie alles in allem eher ein vorsichtiger oder eher ein risikobereiter Mensch?

sehr vorsichtig O O O O O O sehr risikobereit

Page 143: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 142 - April 2012

6. Bei folgender Frage geht es um die Ursache von Hochwasser. Wie stehen Sie zu den einzelnen Aussagen?

Hochwasser ist...

... ein natürliches Phänomen

stimme gar nicht zu O O O O O O stimme voll zu

... eine Rache der Natur

stimme gar nicht zu O O O O O O stimme voll zu

... ein Ergebnis menschlicher Aktivität

stimme gar nicht zu O O O O O O stimme voll zu

... eine Folge des Klimawandels

stimme gar nicht zu O O O O O O stimme voll zu

6a. Was ist für Sie Hochwasser?

Textfeld

7. Welche Aussage trifft im Bezug auf Hochwasserschutz am ehesten auf Sie zu?

O Ich fühle mich ausreichend geschützt; so wie es ist, kann es bleiben.

O Es müsste mehr für meinen Schutz getan werden.

O Weiß ich nicht

8. Wer ist Ihrer Meinung nach für den Hochwasserschutz verantwortlich?

O Jeder Einzelne muss selbst vorsorgen, um sich zu schützen.

O In gefährdeten Gebieten sollten die Bürger gemeinsam Vorsorgemaßnahmen treffen.

O Der Hochwasserschutz ist Aufgabe der Stadt/Gemeinde.

O Andere, und zwar________________

9. Ist Hochwasser für Sie bedrohlich?

keine bedrohliche Vorstellung O O O O O O sehr bedrohliche Vorstellung

10. Halten Sie Hochwasser für ein beeinflussbares oder nicht beeinflussbares Risiko?

überhaupt nicht beeinflussbar O O O O O O sehr stark beeinflussbar

Page 144: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 143 - April 2012

11. Für die nächsten Fragen stellen Sie sich vor, Sie könnten in Ihr Traumhaus einzie-hen. Zwar ist die Wohnlage ideal, Ihre neuen Nachbarn erzählen Ihnen jedoch, dass das Gebiet ab und zu von Hochwasser bedroht ist.

Wie würde die Häufigkeit des Hochwassers Sie bei Ihrer Entscheidung beeinflussen?O Egal wie häufig es Überschwemmungen gab, ich würde dort nicht einziehen.

O Wenn es in den letzten 30 Jahren nur 1x vorgekommen ist, würde ich dort einziehen.

O Wenn es in den letzten 30 Jahren 4x vorgekommen ist, würde ich dort einziehen.

O Egal wie häufig, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

Wie würde die Höhe des Wasserstandes Ihre Entscheidung beeinflussen?

O Egal wie viel oder wenig Wasser dort stand, bereits ein bisschen Wasser wäre für mich ein Grund dort nicht einzuziehen.

O Ich würde einziehen, wenn das Wasser nur bis Gummistiefelhöhe stand.

O Ich würde einziehen, wenn das Wasser nicht höher als 1m stand.

O Egal wie hoch das Wasser stand, wenn es mein Traumhaus wäre, würde ich dort ein-ziehen.

Wie würden die aufgetretenen Schäden Ihre Entscheidung beeinflussen?

O Selbst wenn es keine Schäden gab, würde ich nicht einziehen.

O Ich würde einziehen, wenn es nur sehr geringe Sachschäden gab.

O Ich würde einziehen, wenn es zwar größere Sachschäden gab, aber keine Menschen zu Schaden gekommen sind.

O Ich würde einziehen wenn zwar Menschen zu Schaden gekommen sind, inzwischen aber weitere Schutzmaßnahmen getroffen wurden.

O Die Schäden sind für mich unerheblich, wenn es mein Traumhaus wäre, würde ich einziehen.

12. Gibt es etwas, dass Sie dazu bewegen könnte, in ein von Hochwasser erheblich ge-fährdetes Gebiet zu ziehen?

Die Wohnung/das Haus...

O ... kostet weniger als vergleichbarer Wohnraum.

O ... ist außerordentlich schön gelegen.

O ... liegt für mich sehr günstig.

O Es wird mir versichert, dass ausreichend Schutzmaßnahmen getroffen wurden.

O Wenn mir die Wohnung gefällt, ist für mich die Hochwassergefahr unerheblich.

O Ich würde nicht in ein von Hochwasser gefährdetes Gebiet ziehen.

O Weiß ich nicht

Page 145: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 144 - April 2012

13. Stellen Sie sich vor, eine Deicherhöhung von 1m würde Ihnen die Sicht aus Ihrem Haus auf das Wasser stark einschränken. Fänden Sie diese Einschränkung zu Gunsten der Sicherheit akzeptabel?

O Nein, ein seltenes Hochwasser rechtfertigt nicht eine dauerhafte Einschränkung der Sicht.

O Ja, mit der Sichteinschränkung könnte ich zu Gunsten von mehr Sicherheit gut leben.

14. Finden Sie, dass eine Überflutung von Deichen auf jeden Fall verhindert werden soll-te?

O Ja

O Nein

O Weiß ich nicht

15. Haben Sie sich bisher bei der Wahl Ihrer Wohngegend über die dortigen Risiken durch Naturgefahren informiert?

O Ja

O Nein

16. Üben Sie beruflich, nebenberuflich oder ehrenamtlich Tätigkeiten aus, die mit Ge-fahren oder Schäden durch Katastrophen zu tun haben? (z.B. Feuerwehr, THW, Versi-cherung o.ä.)

O Nein

O Ja, und zwar bin ich in folgendem Bereich tätig ________________________

17. Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt?

Insgesamt ______ Personen

Davon ______ Kinder unter 14 Jahren

Davon ______ Kinder zwischen 14 und 18 Jahren

Wir danken Ihnen für die Teilnahme an dieser Umfrage!

Page 146: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 145 - April 2012

B Ergebnisse

Ergebnisse nach Zeilen

Anzahl der Be-fragen

geringe Risikoak-zeptanz

mittlere Risikoak-zeptanz

erhöhte Risikoakzep-tanz

Wohnort (N=78) N % % %

HH-Altona 11 54,5 36,4 9,1

HH-Bergedorf 5 20,0 60,0 20,0

HH-Eimsbüttel 9 11,1 77,8 11,1

HH-Harburg 6 16,7 16,7 66,7

HH-Mitte 5 40,0 60,0 0,0

HH-Nord 6 66,7 33,3 0,0

HH-Wandsbek 4 25,0 75,0 0,0

Kreis Pinneberg 2 100,0 0,0 0,0

Kreis Segeberg 2 0,0 50,0 50,0

Kreis Stormarn 1 100,0 0,0 0,0

Landkreis Cuxhaven 1 0,0 0,0 100,0

Landkreis Harburg 6 33,3 66,7 0,0

Landkreis Lüneburg 1 0,0 100,0 0,0

Landkreis Stade 3 33,3 66,7 0,0

Landkreis Uelzen 2 50,0 50,0 0,0

außerhalb der Metropolregion HH 14 50,0 35,7 14,3

Geschlecht (N=69)

weiblich 33 30,3 60,6 9,1

männlich 36 44,4 38,9 16,7

Beruf (N=68)

Angestellte(r) 29 41,4 48,3 10,3

Arbeiter(in) 2 100,0 0,0 0,0

Arbeitssuchende(r) 2 0,0 100,0 0,0

Beamter/Beamtin 3 66,7 33,3 0,0

Freiberuflich 5 0,0 100,0 0,0

Rentner(in) 11 54,5 27,3 18,2

Schüler(in) 6 16,7 33,3 50,0

Student(in) 7 28,6 71,4 0,0

Unternehmer(in) 3 33,3 33,3 33,3

Altersgruppen (N=68)

Schüler(in)/Student(in) 13 23,1 53,8 23,1

Erwerbsalter 44 38,6 52,3 9,1

Rentner(in) 11 54,5 27,3 18,2

Page 147: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 146 - April 2012

Bildung (N=65)

Abitur; Fach-/Hochschulreife 18 38,9 55,6 5,6

Hauptschule 3 33,3 66,7 0,0

Hochschulabschluss 37 37,8 54,1 8,1

Realschule 3 66,7 0,0 33,3

Sonstiges 4 50,0 25,0 25,0

Bezug zum Thema (N=58)

Fachexperte 13 38,5 61,5 0,0

Persönliches Interesse 44 34,1 50,0 15,9

Politik 1 100,0 0,0 0,0

Entfernung zum nächsten Gewässer (N=77)

weniger als 100 Meter 12 33,3 41,7 25,0

100 bis 500 Meter 20 50,0 45,0 5,0

mehr als 500 Meter 45 35,6 48,9 15,6

Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet (N=77)

Im hochwassergefährdeten Gebiet 22 31,8 45,5 22,7

Nicht im hochwassergefährdeten Gebiet 50 44,0 48,0 8,0

Weiß ich nicht 5 20,0 40,0 40,0

Schon einmal persönlich von Hochwasser betroffen (N=78)

Ja 21 28,6 47,6 23,8

Nein 57 42,1 47,4 10,5

Geschoss(e) aller genutzten (Wohn)Räume (N=77); Mehrfachantworten

Keller (Kellernutzung) 18 38,9 44,4 16,7

Keller-/Souterrainwohnung 3 33,3 66,7 0,0

Erdgeschoss 22 54,5 31,8 13,6

Erstes Obergeschoss 32 59,4 21,9 18,8

Zweites Obergeschoss oder höher 44 22,7 61,4 15,9

Wohnform (N=77)

Eigenes Haus 9 55,6 33,3 11,1

Eigentumswohnung 10 70,0 20,0 10,0

Gemietete Wohnung 43 27,9 53,5 18,6

Gemietetes Haus 15 33,3 60,0 6,7

Hochwasserbetroffene im persönlichen Umfeld (N=78); Mehrfachantworten

Verwandte 27 33,3 59,3 7,4

Freunde 22 22,7 54,5 22,7

Page 148: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 147 - April 2012

Stadt 36 36,1 55,6 8,3

Selbsteinschätzung Risikobereitschaft (N=78)

sehr vorsichtig 2 100,0 0,0 0,0

vorsichtig 15 40,0 53,3 6,7

etwas vorsichtig 19 52,6 31,6 15,8

etwas risikobereit 25 36,0 52,0 12,0

risikobereit 12 25,0 66,7 8,3

sehr risikobereit 5 0,0 40,0 60,0

Hochwasser ist ein natürliches Phänomen (N=77)

stimme überhaupt nicht zu 0 0,0 0,0 0,0

stimme nicht zu 1 100,0 0,0 0,0

stimme etwas zu 7 71,4 28,6 0,0

stimme überwiegend zu 19 42,1 52,6 5,3

stimme zu 22 27,3 50,0 22,7

stimme voll und ganz zu 28 35,7 50,0 14,3

Hochwasser ist eine Rache der Natur (N=65)

stimme überhaupt nicht zu 33 36,4 51,5 12,1

stimme nicht zu 9 55,6 33,3 11,1

stimme etwas zu 10 10,0 80,0 10,0

stimme überwiegend zu 6 33,3 16,7 50,0

stimme zu 3 66,7 33,3 0,0

stimme voll und ganz zu 4 50,0 50,0 0,0

Hochwasser ist das Ergebnis menschlicher Aktivität (N=73)

stimme überhaupt nicht zu 1 0,0 0,0 100,0

stimme nicht zu 0 0,0 0,0 0,0

stimme etwas zu 5 0,0 80,0 20,0

stimme überwiegend zu 22 50,0 31,8 18,2

stimme zu 26 34,6 61,5 3,8

stimme voll und ganz zu 19 36,8 47,4 15,8

Hochwasser ist eine Folge des Klimawan-dels (N=74)

stimme überhaupt nicht zu 2 0,0 100,0 0,0

stimme nicht zu 5 60,0 20,0 20,0

stimme etwas zu 4 25,0 75,0 0,0

stimme überwiegend zu 24 33,3 58,3 8,3

stimme zu 21 33,3 52,4 14,3

stimme voll und ganz zu 18 44,4 27,8 27,8

Schutz vor Hochwasser (N=78)

Page 149: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 148 - April 2012

Ich fühle mich ausreichend vor Hochwasser geschützt.

40 35,0 55,0 10,0

Es müsste mehr für den Hochwasserschutz getan werden.

28 42,9 35,7 21,4

Weiß ich nicht 10 40,0 50,0 10,0

Verantwortlich für den Hochwasserschutz (N=77)

Jeder Einzelne 1 0,0 0,0 100,0

Die Bürger gemeinsam 15 26,7 40,0 33,3

Der Staat/die Stadt/die Gemeinde 52 42,3 48,1 9,6

Kombination aus allen 9 44,4 55,6 0,0

andere 1 0,0 100,0 0,0

Ist Hochwasser für Sie eine bedrohliche Vorstellung? (N=77)

überhaupt nicht bedrohlich 9 66,7 22,2 11,1

fast nicht bedrohlich 11 36,4 63,6 0,0

nicht sehr bedrohlich 14 21,4 50,0 28,6

etwas bedrohlich 23 26,1 56,5 17,4

bedrohlich 18 55,6 38,9 5,6

sehr stark bedrohlich 2 50,0 0,0 50,0

Ist Hochwasser beeinflussbar? (N=77)

überhaupt nicht beeinflussbar 2 50,0 50,0 0,0

fast nicht beeinflussbar 7 28,6 42,9 28,6

nicht sehr beeinflussbar 8 37,5 50,0 12,5

etwas beeinflussbar 34 50,0 38,2 11,8

beeinflussbar 22 27,3 59,1 13,6

sehr stark beeinflussbar 4 25,0 50,0 25,0

Einfluss der Häufigkeit von Hochwasser auf Entscheidung (N=78)

Egal wie häufig es Überschwemmungen gab, ich würde dort nicht einziehen.

22 95,5 4,5 0,0

Wenn es in den letzten 30 Jahren nur 1x vorgekommen ist, würde ich einziehen.

40 20,0 75,0 5,0

Wenn es in den letzten 30 Jahren 4x vorge-kommen ist, würde ich einziehen.

10 10,0 50,0 40,0

Egal wie häufig es Überschwemmungen gab, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

6 0,0 16,7 83,3

Einfluss der Höhe des Hochwassers auf Entscheidung (N=78)

Bereits ein bisschen Wasser wäre für mich ein Grund, dort nicht einzuziehen.

28 78,6 21,4 0,0

Page 150: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 149 - April 2012

Wenn das Wasser nur bis Gummistiefel-höhe stand, würde ich einziehen.

44 18,2 65,9 15,9

Wenn das Wasser nicht höher als 1m stand, würde ich einziehen.

4 0,0 50,0 50,0

Egal wie hoch das Wasser stand, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

2 0,0 0,0 100,0

Einfluss der Schäden auf Entscheidung (N=78)

Selbst wenn es keine Schäden gab, würde ich nicht einziehen.

21 95,2 4,8 0,0

Wenn es nur sehr geringe Sachschäden gab, würde ich einziehen.

44 22,7 65,9 11,4

Wenn es zwar größere Sachschäden gab, aber keine Menschen zu Schaden gekom-men sind, würde ich einziehen.

5 0,0 80,0 20,0

Wenn zwar Menschen zu Schaden gekom-men sind, inzwischen aber weitere Schutz-maßnahmen getroffen wurden, würde ich einziehen.

5 0,0 60,0 40,0

Die Schäden sind für mich unerheblich, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

3 0,0 0,0 100,0

Ich würde in ein hochwassergefährdetes Gebiet ziehen, .... (N=77)

Wenn die Wohnung weniger kostet als vergleichbarer Wohnraum.

4 0,0 25,0 75,0

Wenn die Wohnung außerordentlich schön gelegen ist.

11 0,0 63,6 36,4

Wenn die Wohnung für mich sehr günstig liegt.

2 0,0 50,0 50,0

Es wird mir versichert, dass ausreichend Schutzmaßnahmen getroffen wurden.

27 22,2 77,8 0,0

Wenn mir die Wohnung gefällt, ist mir die Hochwassergefahr egal.

2 0,0 0,0 100,0

Ich würde nicht in ein von Hochwasser gefährdetes Gebiet ziehen.

25 88,0 12,0 0,0

Weiß ich nicht 6 33,3 50,0 16,7

Sichteinschränkung (N=78)

Ja, mit der Sichteinschränkung könnte ich zu Gunsten von mehr Sicherheit leben.

64 42,2 46,9 10,9

Page 151: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 150 - April 2012

Nein, ein seltenes Hochwasser rechtfertigt nicht eine dauerhafte Einschränkung der Wohnqualität.

14 21,4 50,0 28,6

Überflutungen sollten in jedem Fall verhin-dert werden (N=78)

Ja 33 42,4 36,4 21,2

Nein 36 38,9 52,8 8,3

Weiß ich nicht 9 22,2 66,7 11,1

Habe mich über die Hochwasserrisiken an meinem Wohnort informiert (N=78)

Ja 31 35,5 54,8 9,7

Nein 47 40,4 42,6 17,0

Ich habe beruflich mit Katastrophen zu tun (N=75)

Ja 16 56,3 37,5 6,3

Nein 59 35,6 52,5 11,9

In meinem Haushalt leben... (N=78)

keine Kinder 52 38,5 50,0 11,5

1 Kind 15 40,0 53,3 6,7

2 Kinder 4 25,0 50,0 25,0

3 Kinder 6 33,3 16,7 50,0

4 oder mehr Kinder 1 100,0 0,0 0,0

Index: Schon einmal im engeren Sinn von Hochwasser betroffen (N=78)

Ja 58 34,5 50,0 15,5

Nein 20 50,0 40,0 10,0

Index: Risikoakzeptanz Gesamt (N=78)

geringe Risikoakzeptanz 30 - - -

mittlere Risikoakzeptanz 37 - - -

erhöhte Risikoakzeptanz 11 - - -

Wegen eines Speicherfehlers konnte Frage 3c nicht ausgewertet werden

Ergebnisse nach Spalten

Alle Angaben in Prozent; Abweichungen von 100: keine Angabe

Gesamt geringe Risikoak-zeptanz

mittlere Risikoak-zeptanz

erhöhte Risikoakzep-tanz

Wohnort (N=78)

HH-Altona 14,1 20,0 10,8 9,1

HH-Bergedorf 6,4 3,3 8,1 9,1

HH-Eimsbüttel 11,5 3,3 18,9 9,1

HH-Harburg 7,7 3,3 2,7 36,4

HH-Mitte 6,4 6,7 8,1 0,0

Page 152: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 151 - April 2012

HH-Nord 7,7 13,3 5,4 0,0

HH-Wandsbek 5,1 3,3 8,1 0,0

Kreis Pinneberg 2,6 6,7 0,0 0,0

Kreis Segeberg 2,6 0,0 2,7 9,1

Kreis Stormarn 1,3 3,3 0,0 0,0

Landkreis Cuxhaven 1,3 0,0 0,0 9,1

Landkreis Harburg 7,7 6,7 10,8 0,0

Landkreis Lüneburg 1,3 0,0 2,7 0,0

Landkreis Stade 3,8 3,3 5,4 0,0

Landkreis Uelzen 2,6 3,3 2,7 0,0

außerhalb der Metropolregion HH 17,9 23,3 13,5 18,2

Geschlecht (N=69)

weiblich 42,3 33,3 54,1 27,3

männlich 46,2 53,3 37,8 54,5

Beruf (N=68)

Angestellte(r) 37,2 40,0 37,8 27,3

Arbeiter(in) 2,6 6,7 0,0 0,0

Arbeitssuchende(r) 2,6 0,0 5,4 0,0

Beamter/Beamtin 3,8 6,7 2,7 0,0

Freiberuflich 6,4 0,0 13,5 0,0

Rentner(in) 14,1 20,0 8,1 18,2

Schüler(in) 7,7 3,3 5,4 27,3

Student(in) 9,0 6,7 13,5 0,0

Unternehmer(in) 3,8 3,3 2,7 9,1

Altersgruppen (N=68)

Schüler(in)/Student(in) 16,7 10,0 18,9 27,3

Erwerbsalter 56,4 56,7 62,2 36,4

Rentner(in) 14,1 20,0 8,1 18,2

Bildung (N=65)

Abitur; Fach-/Hochschulreife 23,1 23,3 27,0 9,1

Hauptschule 3,8 3,3 5,4 0,0

Hochschulabschluss 47,4 46,7 54,1 27,3

Realschule 3,8 6,7 0,0 9,1

Sonstiges 5,1 6,7 2,7 9,1

Bezug zum Thema (N=58)

Fachexperte 16,7 16,7 21,6 0,0

Persönliches Interesse 56,4 50,0 59,5 63,6

Page 153: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 152 - April 2012

Politik 1,3 3,3 0,0 0,0

Entfernung zum nächsten Gewässer (N=77)

weniger als 100 Meter 15,4 13,3 13,5 27,3

100 bis 500 Meter 25,6 33,3 24,3 9,1

mehr als 500 Meter 57,7 53,3 59,5 63,6

Wohnen im hochwassergefährdeten Gebiet (N=77)

Im hochwassergefährdeten Gebiet 28,2 23,3 27,0 45,5

Nicht im hochwassergefährdeten Gebiet 64,1 73,3 64,9 36,4

Weiß ich nicht 6,4 3,3 5,4 18,2

Schon einmal persönlich von Hochwasser betroffen (N=78)

Ja 26,9 20,0 27,0 45,5

Nein 73,1 80,0 73,0 54,5

Geschoss(e) aller genutzten (Wohn)Räume (N=77); Mehrfachantworten

Keller (Kellernutzung) 23,4 23,3 21,6 27,3

Keller-/Souterrainwohnung 3,9 3,3 5,4 0,0

Erdgeschoss 28,6 40,0 18,9 27,3

Erstes Obergeschoss 41,6 63,3 18,9 54,5

Zweites Obergeschoss oder höher 57,1 33,3 73,0 63,6

Wohnform (N=77)

Eigenes Haus 11,5 16,7 8,1 9,1

Eigentumswohnung 12,8 20,0 5,4 9,1

Gemietete Wohnung 55,1 40,0 62,2 72,7

Gemietetes Haus 19,2 16,7 24,3 9,1

Hochwasserbetroffene im persönlichen Umfeld (N=78); Mehrfachantworten

Verwandte 34,6 30,0 43,2 18,2

Freunde 28,2 16,7 32,4 45,5

Stadt 46,2 43,3 54,1 27,3

Selbsteinschätzung Risikobereitschaft (N=78)

sehr vorsichtig 2,6 6,7 0,0 0,0

vorsichtig 19,2 20,0 21,6 9,1

etwas vorsichtig 24,4 33,3 16,2 27,3

etwas risikobereit 32,1 30,0 35,1 27,3

risikobereit 15,4 10,0 21,6 9,1

sehr risikobereit 6,4 0,0 5,4 9,1

Hochwasser ist ein natürliches Phänomen

Page 154: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 153 - April 2012

(N=77)

stimme überhaupt nicht zu 0,0 0,0 0,0 0,0

stimme nicht zu 1,3 3,3 0,0 0,0

stimme etwas zu 9,0 16,7 5,4 0,0

stimme überwiegend zu 24,4 26,7 27,0 9,1

stimme zu 28,2 20,0 29,7 45,4

stimme voll und ganz zu 35,9 33,3 37,8 36,4

Hochwasser ist eine Rache der Natur (N=65)

stimme überhaupt nicht zu 42,3 40,0 45,9 36,4

stimme nicht zu 11,5 16,7 8,1 9,1

stimme etwas zu 12,8 3,3 21,6 9,1

stimme überwiegend zu 7,7 6,7 2,7 27,3

stimme zu 3,8 6,7 2,7 0,0

stimme voll und ganz zu 5,1 6,7 5,4 0,0

Hochwasser ist das Ergebnis menschlicher Aktivität (N=73)

stimme überhaupt nicht zu 1,3 0,0 0,0 9,1

stimme nicht zu 0,0 0,0 0,0 0,0

stimme etwas zu 6,4 0,0 10,8 9,1

stimme überwiegend zu 28,2 36,7 18,9 36,4

stimme zu 33,3 30,0 43,2 9,1

stimme voll und ganz zu 24,4 23,3 24,3 27,3

Hochwasser ist eine Folge des Klimawan-dels (N=74)

stimme überhaupt nicht zu 2,6 0,0 5,4 0,0

stimme nicht zu 6,4 10,0 2,7 9,1

stimme etwas zu 5,1 3,3 8,1 0,0

stimme überwiegend zu 30,8 26,7 37,8 18,2

stimme zu 26,9 23,3 29,7 27,3

stimme voll und ganz zu 23,1 26,7 13,5 45,5

Schutz vor Hochwasser (N=78)

Ich fühle mich ausreichend vor Hochwasser geschützt.

51,3 46,7 59,5 36,4

Es müsste mehr für den Hochwasserschutz getan werden.

35,9 40,0 27,0 54,5

Weiß ich nicht 12,8 13,3 13,5 9,1

Verantwortlich für den Hochwasserschutz (N=77)

Jeder Einzelne 1,3 0,0 0,0 9,1

Page 155: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 154 - April 2012

Die Bürger gemeinsam 19,2 13,3 16,2 45,5

Der Staat/die Stadt/die Gemeinde 66,7 73,3 67,6 45,5

Kombination aus allen 11,5 13,3 13,5 0,0

andere 1,3 0,0 2,7 0,0

Ist Hochwasser für Sie eine bedrohliche Vorstellung? (N=77)

überhaupt nicht bedrohlich 11,5 20,0 5,6 9,1

fast nicht bedrohlich 14,1 13,3 18,9 0,0

nicht sehr bedrohlich 17,9 10,0 18,9 36,4

etwas bedrohlich 29,5 20,0 35,1 36,4

bedrohlich 23,1 33,3 18,9 9,1

sehr stark bedrohlich 2,6 3,3 0,0 9,1

Ist Hochwasser beeinflussbar? (N=77)

überhaupt nicht beeinflussbar 2,6 3,3 2,7 0,0

fast nicht beeinflussbar 9,0 6,7 8,1 18,2

nicht sehr beeinflussbar 10,3 10,0 10,8 9,1

etwas beeinflussbar 43,6 56,7 35,1 36,4

beeinflussbar 28,2 20,0 35,1 27,3

sehr stark beeinflussbar 5,1 3,3 5,4 9,1

Einfluss der Häufigkeit von Hochwasser auf Entscheidung (N=78)

Egal wie häufig es Überschwemmungen gab, ich würde dort nicht einziehen.

28,2 70,0 2,7 0,0

Wenn es in den letzten 30 Jahren nur 1x vorgekommen ist, würde ich einziehen.

51,3 26,7 81,1 18,2

Wenn es in den letzten 30 Jahren 4x vorge-kommen ist, würde ich einziehen.

12,8 3,3 13,5 36,4

Egal wie häufig es Überschwemmungen gab, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

7,7 0,0 2,7 45,5

Einfluss der Höhe des Hochwassers auf Entscheidung (N=78)

Bereits ein bisschen Wasser wäre für mich ein Grund, dort nicht einzuziehen.

35,9 73,3 16,2 0,0

Wenn das Wasser nur bis Gummistiefel-höhe stand, würde ich einziehen.

56,4 26,7 78,4 63,6

Wenn das Wasser nicht höher als 1m stand, würde ich einziehen.

5,1 0,0 5,4 18,2

Egal wie hoch das Wasser stand, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

2,6 0,0 0,0 18,2

Einfluss der Schäden auf Entscheidung (N=78)

Selbst wenn es keine Schäden gab, würde 26,9 66,7 2,7 45,5

Page 156: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 155 - April 2012

ich nicht einziehen.

Wenn es nur sehr geringe Sachschäden gab, würde ich einziehen.

56,4 33,3 78,4 0,0

Wenn es zwar größere Sachschäden gab, aber keine Menschen zu Schaden gekom-men sind, würde ich einziehen.

6,4 0,0 10,8 9,1

Wenn zwar Menschen zu Schaden gekom-men sind, inzwischen aber weitere Schutz-maßnahmen getroffen wurden, würde ich einziehen.

6,4 0,0 8,1 18,2

Die Schäden sind für mich unerheblich, wenn es mein Traumhaus ist, würde ich einziehen.

3,8 0,0 0,0 27,3

Ich würde in ein hochwassergefährdetes Gebiet ziehen, .... (N=77)

Wenn die Wohnung weniger kostet als vergleichbarer Wohnraum.

5,1 0,0 2,7 27,3

Wenn die Wohnung außerordentlich schön gelegen ist.

14,1 0,0 18,9 36,4

Wenn die Wohnung für mich sehr günstig liegt.

2,6 0,0 2,7 9,1

Es wird mir versichert, dass ausreichend Schutzmaßnahmen getroffen wurden.

34,6 20,0 56,8 0,0

Wenn mir die Wohnung gefällt, ist mir die Hochwassergefahr egal.

2,6 0,0 0,0 18,2

Ich würde nicht in ein von Hochwasser gefährdetes Gebiet ziehen.

32,1 73,3 8,1 0,0

Weiß ich nicht 7,7 6,7 8,1 9,1

Sichteinschränkung (N=78)

Ja, mit der Sichteinschränkung könnte ich zu Gunsten von mehr Sicherheit leben.

82,1 90,0 81,1 63,6

Nein, ein seltenes Hochwasser rechtfertigt nicht eine dauerhafte Einschränkung der Wohnqualität.

17,9 10,0 18,9 36,4

Überflutungen sollten in jedem Fall verhin-dert werden (N=78)

Ja 42,3 46,7 32,4 63,6

Nein 46,2 46,7 51,4 27,3

Weiß ich nicht 11,5 6,7 16,2 9,1

Habe mich über die Hochwasserrisiken an meinem Wohnort informiert (N=78)

Ja 39,7 36,7 45,9 27,3

Nein 60,3 63,3 54,1 72,7

Ich habe beruflich mit Katastrophen zu tun (N=75)

Ja 20,5 30,0 16,2 9,1

Page 157: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 156 - April 2012

Nein 75,6 70,0 83,8 63,6

In meinem Haushalt leben... (N=78)

keine Kinder 66,7 66,7 70,3 54,5

1 Kind 19,2 20,0 21,6 9,1

2 Kinder 5,1 3,3 5,4 9,1

3 Kinder 7,7 6,7 2,7 27,3

4 oder mehr Kinder 1,3 3,3 0,0 0,0

Index: Schon einmal im engeren Sinn von Hochwasser betroffen (N=78)

Ja 74,4 66,7 78,4 81,8

Nein 25,6 33,3 21,6 18,2

Index: Risikoakzeptanz Gesamt (N=78)

geringe Risikoakzeptanz 38,5 - - -

mittlere Risikoakzeptanz 47,4 - - -

erhöhte Risikoakzeptanz 14,1 - - -

Wegen eines Speicherfehlers konnte Frage 3c nicht ausgewertet werden.

Page 158: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 157 - April 2012

C Textantworten; „Was ist für Sie Hochwasser?“

Fall- nummer Antwort

16 Da ich damals auf der Veddel 1962 das Hochwasser miterlebt habe, bin ich nach meinem Umzug nach Bad Oldesloe 1966 in das Technische Hilfswerk eingetreten. Seit 1999 war ich Ortsbeauftragter in Bad Oldesloe. Hierbei kam es zu Verschiedenen Einsätzen. Oderflut,Dresden und Lauenburg usw.

17 Auf Finkenwerder, war es in früheren Jahren eine natürliche Angelegenheit, wo man mit umzugehen wusste.

19 Wassermengen, die über ihre natürlichen oder künstlichen Grenzen treten

20 wenn Wasser über die Deiche kommt bzw. über den geschützten Pegelstand hinaus

21 Eine Situation die z.B. durch Sturm eintritt. An Nebenflüssen auch durch anhaltende starke Regenfälle, die zugegebenermaßen in den letzten Jahren zugenommen haben. Aber daran ist nicht allein der Mensch Schuld. Die Klimastatistiken zeigen ganz klar auch das wird eine ändernde Wetterphase haben. Die sind natürlich bedingt.

22 primär ein natürliches Ereignis, mit dem die Menschen leichtfertig umgehen.

23 Wenn durch Wasser Sach- und Personenschäden entstehen bzw. Nutzungseinschränkun-gen auftreten

24 Eine für den Einzelnen nicht mehr kontrollierbare Masse an Wasser außerhalb eines dafür vorgesehene Bereiches (Fluss, Bach, Kanalisation

26 Eine Menge an Wasser, die nicht in den vorhandenen Gewässern oder Wasserleitsystemen aufgenommen werden kann.

27 - natürliches Ereignis --> Tidenhub

- natürliches Ereignis --> Sturmflut/ Klimaveränderung

- unnatürliches Ereignis --> Sturmflut + Eingriff in Flusslandschaft/Natur

28 Sturmfluten und Starkregenereignisse bzw. Binnenhochwasser.

29 Ungewöhnlich hoher Wasserstand von Fluss oder Meer, der unmittelbar zur Beeinträchti-gung der Anlieger führt.

30 Wenn die Flut hoher als normal ausfällt. Starkes Hochwasser, wenn Flüsse über das Ufer treten!

31 Bedrohung durch Wassermassen die über ihre normale/durchschnittliche Höhe herausge-hen; Überflutung sonst trockener Flächen;

33 Wenn Gebiete überflutet werden, die eigentlich nicht dafür gedacht sind.

34 Eine mehr oder weniger überraschende Überflutung von Gebieten, in denen sich Lebewe-sen aufhalten. Damit birgt das Wort ein Gefahrenpotenzial in sich. In unbewohnten Gebie-ten stellt es aber einen natürlichen Vorgang dar. Nur leichtes Hochwasser kann auch ein Stück weit Romantik mit sich bringen. Z.B. Straßen werden zu Flüssen - Nutzung von Boo-ten = Erinnerung an Venedig. Außerdem kann es zum Zusammenhalt bei Nachbarn führen = bessere soziale Verantwortung

35 wenn waagerechtes Wasser (also z.B. kein Regen und kein Wasserfall) über einen Pegel hat, der ein risikobewusst erwartetes Maß übersteigt; egal ist dabei, ob es über die für die Öffentlichkeit aktuell üblichen Kanäle vorhergesagt wurde oder nicht.

36 Für mich ist Hochwasser, wenn Flüsse über das Ufer treten.

38 Jeder Anstieg eines Wasserpegels, der deutlich über durchschnittlichen Wasserstandsvarianten gemäß Gezeiten und Jahreszeiten liegt

40 Wasserstand, der deutlich über dem jahreszeitlich üblichen Durchschnitt liegt.

Page 159: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 158 - April 2012

41 wenn Land überspült wird, das normalerweise trocken liegt

42 Wenn das Wasser über die Ufer tritt, weil der Pegel gestiegen ist. Das aufgrund von viel Regen und der Fluß in seinem Verlauf keine Überschwemmungsflächen hat, die ein solches Ereignis auffangen.

44 Hochwasser ist für mich ein Zeichen des Klimawandels.

46 lol

47 Wenn Flüsse, Bäche über die Ufer treten, Sturzregen.

48 Das ungesteuerte Fluten von Gebieten, die nicht für eine Überflutung hergerichtet wurden.

51 Hochwasser ist das saisonale durch besondere Umstände, Wetterlagen, Jahreszeiten, Wit-terungsereignisse begünstigte, zeitlich befristete überdurchschnittliche Ansteigen der Was-sermenge eines stehenden oder fließenden Gewässern mit negativen Folgen für angren-zenden räumliche Bereiche

52 Hochwasser ist grundsätzlich ein natürliches und gewolltes Phänomen, welches aber durch den menschlichen Einfluss erst zu seinem gegenwärtigen Gefahrenpotential gekommen ist.

53 Als Hamburgerin: Wenn bei Flutung Sturmwinde aus der falschen Himmelsrichtung kommt. Für Flüsse in Gebirgsnähe: Wenn natürliche Rückläufe begradigt wurden und das Schmelzwasser nicht natürlich ablaufen kann und über die Ufer steigt. Am Meer: Wenn sich der Meeresspiegel hebt: Erdbeben, Gletscherschmelze ...

55 Ein Naturereignis.

56 Unkontrollierbarer Anstieg von Wasser über ein vom Menschen vorgegebenes Maß hinaus.

57 ein aufregendes Naturschauspiel - am Meer, an der Elbe ein Katastrophe, von der ich selbst zum Glück noch nie betroffen war

58 Hochwasser ist für mich eine wiederkehrende Gefahr gegen das persönlich Hab und Gut. Verhindern kann man es nicht (als Einzelperson), man kann sich nur davor schützen.

59 Eigentlich ist es natürliches Phänomen, auf welches die Menschen sich vorbereiten könn-ten, indem sie ihre Behausungen in nichtgefährdete Bereiche verlegen. Am Beispiel Elbe-hochwasser ist es ein Ergebnis menschlicher Eingriffe in den natürlichen Verlauf des Fluss-bettes. Auch das Zubetonieren kann Hochwasser begünstigen, weil das Wasser nicht versi-ckern kann. Andererseits könnte eine Verzögerung des Versickerns in Häusernähe vielleicht auch Verwerfungen im Erdreich günstig beeinflussen und dadurch ein Absacken der Ge-bäude gemindert werden.

60 Ein Pegelstand, der weit über dem mittleren Wert liegt.

61 ein natürliches Phänomen, dessen Auswirkungen allerdings durch menschliche Aktivitäten wie Flussbegradigungen, -vertiefungen, -einengungen, Kanalisierungen, usw. verstärkt wer-den (können).

64 Wenn Menschenleben oder Lebensgrundlagen durch Überschwemmung gefährdet sind

65 entweder natürlich oder vom Menschen gemacht

66 Einerseits bedrohlich, andererseits aber auch eine Herausforderung nach der Devise: Es muss doch einen intelligenten Weg geben, am Fluss weiter leben zu können; und zwar \"mit dem Fluss\".

68 - (z.Zt.) unvermeidbar - persönlich bedrohlich - bringt mich dazu, mich persönlich zu enga-gieren, aktiv zu werden

69 Wenn Wasser über die Ufer steigt und Schäden anrichtet.

70 Hochwasser ist, wenn das Wasser über die Deiche geht und ganze Gebiete unter sich be-gräbt. Dies geschieht durch den Klimawandel und Starkregen.

74 Schwere Sturmfluten

75 viel Wasser; Badewanne umsonst

76 Viel Wasser

Page 160: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 159 - April 2012

77 Ein überdurchschnittlich hohes Ansteigen des mittleren Wasserstandes der zu einer Über-flutung der umliegenden Gebiete führt und dort evtl. auch Menschen und Güter gefährdet

78 eine akute Gefahr in den Vier- und Marschlanden im Bezirk Bergedorf für alle dort lebenden Personen und Tiere. Die z.Z. als sicher ausgelegten Deiche müssen weiter sehr sorgsam gepflegt werden. Als Mitglied (Oberdeichwart) im Deichverband Vier- und Marschlande set-ze ich mich persönlich zum Schutz der hier lebenden Menschen und für die Sicherheit der Deiche ein.

79 Ein deutlicher Anstieg des Wasserpegels über das normale tidenbedingte Hochwasser hin-aus, das im ansonsten trockenes Gebiet überflutet, sofern es nicht durch geeignete Schutzmaßnahmen gesichert ist und dadurch Leben gefährdet.

80 Das Wort \"Hochwasser\" bezeichnet einen Wasserstand, der über dem definierten Normal-Wasserstand liegt.

Page 161: Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep- tanz in ... · Methoden zur Ermittlung der Risikoakzep-tanz in überflutungsgefährdeten Gebieten Zwischenbericht Aktivität 4.3 Katharina

Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz

Anhang

Zwischenbericht Akt. 4.3 - 160 - April 2012