meetabolisches syndrom. diagnose und ernährungstherapie

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H. Eisenlohr · Internisten-Praxis Gauting Metabolisches Syndrom Diagnose und Ernährungstherapie Zusammenfassung Das metabolische Syndrom ist entweder nach den Kriterien der WHO oder nach ATP III (Adult Treatment Panel III des Na tional Cholesterol Education Program) bzw. nach den so- eben publizierten Kriterien der IDF (International Diabetes Federation) zu diagnostizieren. ATP III und IDF iden tifizieren das metabolische Syndrom aufgrund von abdomineller Fett- sucht, atherogener Dyslipoproteinämie, Hochdruck und erhöh tem Nüch ternblutzucker. Es ist keine nosologische Einheit, aber wesentlicher Vorläufer kardio vaskulärer Folgekrankhei- ten und zeigt epidemisches Ausmaß nicht nur in allen westlichen Industrieländern. Diese Entwicklung drängt zum Handeln, auch wenn der beste ernährungstherapeutische Weg – besonders zu Langzeiterfolgen – mangels abgeschlossener, prospektiv angelegter, randomi- sierter Studien einer kritischen Evidenzanalyse noch nicht standhält. Ra tionale Basis ärzt- licher Ernährungsbera tung bei metabolischem Syndrom sind die derzeit am besten abgesi- cherten Ansätze der Ernährungsthera pie: nega tive Energiebilanz mit erhöh ter körperlicher Aktivität, rich tige Verteilung der Nährstoffe auf Fett, Kohlenhydra te und Eiweiß mit Rück- sicht auf atherogenes Lipidprofil, Blutdruck und glykämischen Index der Nahrungsmittel. Entscheidend für die Umsetzung ist die Einbettung in ein überzeugendes gruppen thera peu- tisches An wendungstraining un ter Berücksich tigung aller individuellen Risikofaktoren. Schlüsselwörter Metabolisches Syndrom · Ernährungstherapie · Adipositas · Dyslipoproteinämie · Kardiovaskuläres Risiko Metabolic syndrome: diagnosis and dietary intervention Abstract The metabolic syndrome is diagnosed according to criteria set by either WHO (obesity, high blood pressure, dyslipidemia, insulin resistance) or more recently by ATP III (Nation- al Cholesterol Education Program’s Adult Treatment Panel III report) or by IDF (Interna- tional Diabetes Federation). The latter em phasizes abdominal obesity, atherogenic dyslipi- demia, high blood pressure and increased fasting glucose. Without presuming a nosologic en tity, the metabolic syndrome is emerging as by far the most im portant precursor of an epi- demic of cardiovascular disease, not only in Western countries. This epidemic calls for ac- tion at a time when our understanding of dietary in terven tion for main taining weight loss remains primitive and cannot withstand critical scrutiny (because of a lack of long term ran- domised, prospective studies). Dietary thera py in metabolic syndrome therefore has to be aimed where success is most likely, i.e. at a reduction in energy intake and increase in out- put by physical activity, a prudent balance of carbohydrates, proteins and fats, taking into ac- count secondary changes in lipid profiles and the glycemic load of nutrients. All nutritional advice must be incorporated in long term programs with continuous guidance, preferably in group thera py targeting all individual risk factors. Keywords Metabolic syndrome · Obesitiy · Dyslipidemia · Cardiovascular risk · Dietary intervention Diabetologe 2005 · 1:51–62 DOI 10.1007/s11428-005-0009-3 © Springer Medizin Verlag 2004 Die Beiträge der Rubrik „Weiterbildung • Zertifizierte Fortbildung“ sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissensstand der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen. Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema. Zertifizierte Fortbildung online bei Springer! Mit dem in 2004 in Kraft getretenen GKV- Modernisierungsgesetz sind Vertragsärzte wie auch im Krankenhaus tätige Ärzte verpflichtet, sich regelmäßig fachlich fortzubilden. Der Gesetzgeber fordert, dass der Vertragsarzt innerhalb von fünf Jahren 250 Fortbildungs- punkte erwirbt und der Nachweis erstmalig bis zum 30. Juni 2009 zu erbringen ist. Das CME-Angebot mit der gedruckten Zeit- schrift und dem Online-Dienst cme.springer.de bietet die Möglichkeit, die Fragen am Ende dieses Beitrags online zu beantworten und so- mit wichtige Zertifizierungspunkte zu sammeln. Die Teilnahme an diesem Angebot ist Bestandteil Ihres Individualabonnements. Für diese Fortbildungseinheit erhalten Sie drei Fortbildungspunkte, wenn Sie 70% der Fragen richtig beantwortet haben. Reichen Sie Ihre Teilnahmebestätigung zur Erlangung des Fortbildungszertifikats bei Ihrer zuständigen Ärztekammer ein. Diese Initiative ist zertifiziert von der Landes- ärztekammer Hessen und der Nordrheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung und damit auch für andere Ärztekammern an- erkennungsfähig. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung: Springer Medizin Verlag GmbH Fachzeitschriften Medizin/Psychologie CME-Helpdesk, Tiergartenstraße 17 69121 Heidelberg E-Mail: [email protected] cme.springer.de 51 Der Diabetologe 1 · 2005 | Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

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Page 1: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

H. Ei sen lohr · In ter nis ten-Pra xis Gau ting

Me ta bo li sches Syn dromDi ag no se und Er näh rungs the ra pie

Zu sam men fas sung

Das me ta bo li sche Syn drom ist ent we der nach den Kri te ri en der WHO oder nach ATP III

(Adult Treat ment Pa nel III des Na tio nal Cho les te rol Edu ca ti on Pro gram) bzw. nach den so-

eben publizierten Kriterien der IDF (International Diabetes Federation) zu di ag nos ti zie ren.

ATP III und IDF iden ti fi zieren das me ta bo li sche Syn drom auf grund von ab do mi nel ler Fett-

sucht, athe ro ge ner Dys li po pro te inämie, Hoch druck und er höh tem Nüch tern blut zu cker. Es

ist kei ne no so lo gi sche Ein heit, aber we sent li cher Vor läu fer kar dio vas ku lä rer Fol ge krank hei-

ten und zeigt epi de mi sches Aus maß nicht nur in al len west li chen In dus tri e län dern. Die se

Ent wick lung drängt zum Han deln, auch wenn der bes te er näh rungs the ra peu ti sche Weg –

be son ders zu Lang zei ter fol gen – man gels ab ge schlos se ner, pros pek tiv an ge leg ter, ran do mi-

sier ter Stu di en ei ner kri ti schen Evi denz ana ly se noch nicht stand hält. Ra tio na le Ba sis ärzt-

li cher Er näh rungs be ra tung bei me ta bo li schem Syn drom sind die der zeit am bes ten ab ge si-

cher ten An sät ze der Er näh rungs the ra pie: ne ga ti ve Ener gie bi lanz mit er höh ter kör per li cher

Ak ti vi tät, rich ti ge Ver tei lung der Nähr stof fe auf Fett, Koh len hy dra te und Ei weiß mit Rück-

sicht auf athe ro ge nes Li pid pro fil, Blut druck und glyk ämi schen In dex der Nah rungs mit tel.

Ent schei dend für die Um set zung ist die Ein bet tung in ein über zeu gen des grup pen the ra peu-

ti sches An wen dungs trai ning un ter Be rück sich ti gung al ler in di vi du el len Ri si ko fak to ren.

Schlüs sel wör terMe ta bo li sches Syn drom · Er näh rungs the ra pie · Adi po si tas · Dys li po pro te inämie ·

Kar dio vas ku lä res Ri si ko

Met a bol ic syn drome: di ag no sis and di e tary in ter ven tion

Ab stractThe met a bol ic syn drome is di ag nosed ac cord ing to cri te ria set by ei ther WHO (obe si ty,

high blood pres sure, dys lipi demia, in su lin re sis tance) or more re cent ly by ATP III (Na tion-

al Cho les ter ol Ed u ca tion Pro gram’s Adult Treat ment Pan el III re port) or by IDF (Interna-

tional Diabetes Federation). The lat ter em pha sizes ab dom i nal obe si ty, ath ero gen ic dys lipi-

demia, high blood pres sure and in creased fast ing glu cose. With out pre sum ing a no so log ic

en ti ty, the met a bol ic syn drome is emerg ing as by far the most im por tant pre cur sor of an epi-

dem ic of car dio vas cu lar dis ease, not only in West ern coun tries. This epi dem ic calls for ac-

tion at a time when our un der stand ing of di e tary in ter ven tion for main tain ing weight loss

re mains prim i tive and can not with stand crit i cal scruti ny (be cause of a lack of long term ran-

dom is ed, prospec tive stud ies). Di e tary ther a py in met a bol ic syn drome there fore has to be

aimed where suc cess is most like ly, i.e. at a re duc tion in en er gy in take and in crease in out-

put by phys i cal ac tiv i ty, a pru dent bal ance of car bo hy drates, pro teins and fats, tak ing into ac-

count sec ond ary chang es in lip id pro files and the glycemic load of nu tri ents. All nu tri tion al

ad vice must be in cor po rat ed in long term pro grams with con tin u ous guid ance, prefer ably

in group ther a py tar get ing all in di vid u al risk fac tors.

Key wordsMet a bol ic syn drome · Obe si tiy · Dys lipi demia · Car dio vas cu lar risk ·

Di e tary in ter ven tion

Diabetologe 2005 · 1:51–62DOI 10.1007/s11428-005-0009-3© Sprin ger Medizin Verlag 2004

Die Beiträge der Rubrik „Weiterbildung • Zertifizierte Fort bildung“ sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissensstand der Facharzt prüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen. Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema.

Zertifizierte Fortbildung online bei Springer!Mit dem in 2004 in Kraft getretenen GKV-Modernisierungsgesetz sind Vertragsärzte wie auch im Krankenhaus tätige Ärzte verpflichtet, sich regelmäßig fachlich fortzubilden. Der Gesetzgeber fordert, dass der Vertragsarzt innerhalb von fünf Jahren 250 Fortbildungs-punkte erwirbt und der Nachweis erstmalig bis zum 30. Juni 2009 zu erbringen ist.Das CME-Angebot mit der gedruckten Zeit-schrift und dem Online-Dienst cme.springer.de bietet die Möglichkeit, die Fragen am Ende dieses Beitrags online zu beantworten und so-mit wichtige Zertifizierungspunkte zu sammeln. Die Teilnahme an diesem Angebot ist Bestandteil Ihres Individualabonnements. Für diese Fortbildungseinheit erhalten Sie drei Fortbildungspunkte, wenn Sie 70% der Fragen richtig beantwortet haben. Reichen Sie Ihre Teilnah mebestätigung zur Erlangung des Fort bildungszertifikats bei Ihrer zuständigen Ärztekammer ein.Diese Initiative ist zertifiziert von der Landes-ärztekammer Hessen und der Nordrheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung und damit auch für andere Ärztekammern an-erkennungsfähig.Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung:Springer Medizin Verlag GmbHFachzeitschriften Medizin/PsychologieCME-Helpdesk, Tiergartenstraße 1769121 HeidelbergE-Mail: [email protected]

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51Der Diabetologe 1 · 2005 |

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Page 2: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Die ab do mi nel le Fett sucht mit ver grö ßer tem Tail le n um fang steht an ers ter Stel le

7 Di ag no se kri te ri en

Die WHO for dert den Nach weis der In su lin re sis tenz

Der ob li ga te Nach weis der Glu ko se stoff wech sel stö rung er for dert einen er höh ten Zeit auf wand

Adi po si tas ist Teil ur sa che von z. B. Hy per to nie, ho hem Cho les te rin und Hy per glyk ämie

7 Ab do mi nel le Fett sucht

Pri märe In su lin re sis tenz und Hy pe r in su linämie kön nen an de re me ta bo li sche Ri si ko fak to ren aus lö sen

De fi ni ti on

Ein „me ta bo li sches Syn drom“ ist der zeit ent we der nach WHO (1998) oder der ak tu el le-

ren De fi ni ti on des ATP III (Na tio nal Cho les te rol Edu ca ti on Pro gram’s Adult Treat ment

Pa nel III) zu di ag nos ti zie ren [1]. Ganz aktuell ist eine neue Definition der IDF (Interna-

tional Diabetes Federation) erschienen. ATP III und IDF for dern 3 von 5 Punk ten für die

Di ag no se (. Ta bel len 1 und 3). Die ab do mi nel le Fett sucht – mess bar an ver grö ßer tem

Tail le n um fang – steht an ers ter Stel le; dies un ter streicht die Wich tig keit die ser Fett ver tei-

lungs form für das me ta bo li sche Syn drom. Wei te re 7Di ag no se kri te ri en sind er höh te Tri-

gly ze ri de, ver min der tes HDL-Cho les te rin, er höh ter Blut druck und er höh te Nüch terng lu-

ko se. Al ler dings sind die ATP-III-Grenz wer te we ni ger streng als sie ak tu ell für die ein zel-

nen Ri si ko fak to ren de fi niert wer den (z. B. Leit li ni en zur Hoch druck the ra pie). Die IDF-

Grenzwerte liegen für Taillenumfang und Nüchternglukose niedriger als ATP III. Die

WHO for dert im Ge gen satz zu ATP III den Nach weis der In su lin re sis tenz bei me ta bo li-

schem Syn drom (. Ta bel le 2). Als In su lin re sis tenz zäh len ein ma ni fes ter Typ-2-Dia be-

tes, ein er höh ter Nüch terng lu ko se spie gel oder eine ge stör te Glu ko se to le ranz, dazu for dert

die WHO noch 2 wei te re Di ag no se kri te ri en (z. B. Mi kro al bu min urie).

Der nach WHO ob li ga te Nach weis ei ner Glu ko se stoff wech sel stö rung könn te in der

Pra xis nach tei lig sein (Zeit auf wand!), auch bei Aus wahl nach den di ag nos ti schen Kri te-

ri en von ATP III wird de fac to fast im mer eine Zucker stoff wech sel stö rung (In su lin re sis-

tenz) und da mit ein zent ra ler Me cha nis mus des me ta bo li schen Syn droms vor han den

sein [1]. Bei 8500 Per so nen lag die Präva lenz des me ta bo li sches Syn drom nach ATP III

bei 23,9, nach WHO bei 25,1. Bei 86,2 der Teil neh mer stimm te nach bei den Be wer-

tungs sys te men die Ein tei lung über ein [2]. Nach fol gend ge hen wir von der ak tu el le ren

und in der Pra xis ein fa che ren ATP-III-De fi ni ti on aus.

Adi po si tas und Kör per fett ver tei lung

Nach ATP III ist die nicht nur auf die USA be grenz te „Fett such t epi de mie“ an ers ter Stel-

le für die zu neh men de Präva lenz des me ta bo li schen Syn droms ver ant wort lich [1]. Die

Adi po si tas ist we sent li che Teil ur sa che von Hy per to nie, ho hem Cho les te rin spie gel, nied ri-

gem HDL-Cho les te rin und Hy per glyk ämie, sie er höht da durch das Ri si ko für Herz-Kreis-

lauf-Krank hei ten. Ins be son de re die 7ab do mi nel le Fett sucht (Ap fel form-Fi gur) kor re-

liert mit dem me ta bo li schen Syn drom.

Fett ge we be ex pri miert u. a. nicht ver es ter te Fett säu ren (NEFA), Zy to ki ne, PAI-1 (Hemm-

stoff der Plas mi no gen ak ti va to ren) und Adi ponec tin. Die se Fak to ren ge hen aus nahms los

in das kar dio vas ku lä re Ri si ko ein. Hohe NEFA-Spie gel füh ren zu in tra zel lu lä rer Fett über-

la dung von Mus ku la tur und Le ber mit der Fol ge der In su lin re sis tenz. Hohe, die Adi po si-

tas be glei ten de CRP-Spie gel stei gern die Zy to kin aus schüt tung und da mit Ent zün dungs-

vor gän ge („pro in flam ma to ry state“), de nen wir zu neh mend Pro mo tor funk tio nen im Rah-

men des ar te rio skle ro ti schen Pro zes ses zu spre chen (z. B. Er hö hung von sCD40 bei Dia be-

tes, CRP als Prä dik tor von Ko ro na rer eig nis sen). Er hö hung von PAI-1 be güns tigt throm bo-

ti sche Er eig nis se („prothrom bo tic state“). Ein bei Adi po si tas er nied rig tes Adi ponec tin ver-

stärkt me ta bo li sche Ri si ko fak to ren [1]. Die . Ab bil dung 1 zeigt ein ak tu el les Mo dell für

die der zeit be kann ten pa tho phy sio lo gi schen Zu sam men hän ge [3].

In su lin re sis tenz

Die WHO-De fi ni ti on spricht der In su lin re sis tenz ge gen über der pri mären Adi po si tas

eine hö he re Be deu tung für die Pa tho ge ne se des me ta bo li schen Syn droms zu: Da nach lö-

sen pri märe In su lin re sis tenz und Hy pe r in su linämie di rekt die an de ren me ta bo li schen

Ri si ko fak to ren aus [1]. Dies ist schwer zu be le gen oder aus zu schlie ßen, da In su lin re sis-

tenz (na he zu im mer) mit Adi po si tas ver knüpft ist. In su lin re sis tenz steigt mit zu neh men-

der Fett mas se. Die meis ten Men schen mit ei nem BMI über 30 ha ben eine post pran dia-

le Hy pe r in su linämie und eine re la tiv nied ri ge In su lin sen si ti vi tät.

52 | Der Diabetologe 1 · 2005

Page 3: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

7 Athe ro ge ne Dys li po pro te inämie7 Er höh te Tri gly ze ri de

Ge ne ti sche Prä dis po si ti on und Le bens stil be ein flus sen das me ta bo li sche Syn drom

Fett über la dung der in su lin re sis ten ten Mus ku la tur durch hohe NEFA be güns tigt so-

wohl Le ber ver fet tung als auch 7athe ro ge ne Dys li po pro te inämie. Hy pe r in su linämie er-

höht den Aus stoß von VLDL mit der Fol ge 7er höh ter Tri gly ze ri de im Plas ma. In su lin-

re sis tenz in der Mus ku la tur und eine ge stei ger te he pa ti sche Glu ko neo ge ne se der in su lin-

re sis ten ten Le ber wir ken ad di tiv. In su lin re sis tenz kann über meh re re Fak to ren den Blut-

druck er hö hen [1].

Wei te re Fak to ren

Ne ben Adi po si tas und In su lin re sis tenz grei fen auch an de re Ri si ko fak to ren des me ta bo li-

schen Syn droms in das Zu sam men spiel von ge ne ti scher Prä dis po si ti on und Le bens stil

ein. Dies führt zu un ter schied li cher Aus prä gung und Be deu tung ein zel ner Ri si ko fak to-

ren. Zwar ist z. B. der Li po pro te in stoff wech sel pri mär sehr stark ge ne tisch ge prägt [1], die

Stär ke der Dys li po pro te inämie ist je doch ab hän gig von der Aus prä gung der Adi po si tas

und der In su lin re sis tenz. Ähn li ches gilt für den Blut druck. Dazu geht die In su lin ka pa zi-

tät in die Re gu la ti on der Glu ko se spie gel ein [1].

Ta bel le 1

Kli ni sche Kri te ri en des me ta bo li schen Syn droms nach ATP III (Adult Treat ment Pa nel III )

Ri si ko fak tor Po si tiv bei

Ab do mi nel le Fett sucht, Tail le n um fang (ge mes sen in Na bel hö he)a

• Män ner• Frau enTri gly ze ri de

>102 cm >88 cm>150 mg/dl

HDL-Cho les te rin• Män ner• Frau en

<40 mg/dl <50 mg/dl

Blut druck ≥130/85

Nüch terng lu ko se >110 mg/dl

a Über ge wicht und Fett sucht sind mit In su lin re sis tenz und me ta bo li-schem Syn drom as so zi iert. Al ler dings ist die ab do mi nel le Fett sucht eher mit me ta bo li schen Ri si ko fak to ren ver bun den als ein er höh ter BMI. Des halb wur de der Tail le n um fang als Maß auf ge nom men.

Ta bel le 2

Kli ni sche Kri te ri en des me ta bo li schen Syn droms nach der WHO

In su lin re sis tenz, ent spre chend 1 der fol gen den Kri te ri en:• Typ-2-Dia be tes• Er höh te Nüch terng lu ko se• Pa tho lo gi sche Glu ko se to le ranz

Zu sätz lich 2 der fol gen den Kri te ri en:• Blut druck me di ka men te oder Blut druck sy sto lisch ≥140 mmHg, di as to lisch ≥90 mmHg• Plas mat ri gly ze ri de >150 mg/dl• HDL-Cho les te rin für Män ner <35 mg/dl oder <39 mg/dl bei Frau en• BMI >30 kg/m2 und/oder Waist-hip-Ra tio >0,9 bei Män nern oder >0,85 bei Frau en• Al bu mi n aus schei dung im Urin ≥20 µg/min oder Al bu min : Kre a ti nin ≥30 mg/g

Ta bel le 3

Klinische Kriterien des metabolischen Syndroms nach der IDF (International Diabetes Federation)

Risikofaktor Positiv bei

Abdominelle Fettsucht, Taillenumfang (gemessen in Nabelhöhe)• Männer• FrauenTriglyzeride

>94 cm>80 cm>150 mg/dl

HDL-Cholesterin• Männer• Frauen

<40 mg/dl<50 mg/dl

Blutdruck ≥130/85

Nüchternglukose >100 mg/dl

53Der Diabetologe 1 · 2005 |

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Page 4: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Das me ta bo li sche Syn drom er höht das in di vi du el le Ri si ko über die „be kann ten“ Fak to ren hi naus

7 Ge samt mor ta li tät

Lang zei ter fol ge der Er näh rungs be ra tung sind bis lang nicht wis sen schaft lich nach ge wie sen

Un ab ding bar für die Ge wichts ab nah me ist eine ne ga ti ve Ka lo ri en bi lanz

7 Chi rur gi sche In ter ven ti on

Ener gie de fi zit von 500–800 kcal/Tag be wirkt Re duk ti on von 5–10% des Aus gangs ge wichts

Ri si ko po ten zi al des me ta bo li schen Syn droms

Das nicht nur ad di ti ve, son dern sich ge gen sei tig zum Teil ex po nen ti ell ver stär ken de Zu-

sam men wir ken von Ri si ko fak to ren beim me ta bo li schen Syn drom be grün det sei ne Rol-

le als kar dio vas ku lä rer Ri si ko fak tor bzw. -in di ka tor. In ei ner ak tu el len Un ter su chung [4]

fand sich bei me ta bo li schem Syn drom eine Ri si ko er hö hung um das 1,5fa che für schwe-

re ko ro na re Er eig nis se. Die An a ly se der Ein zel fak to ren er gab, dass ein er nied rig tes HDL,

hohe Tri gly ze ri de, Blut hoch druck und Adi po si tas das Ri si ko be son ders er höh ten. Auf fal-

lend war wei ter, dass die Ri si ko er hö hung un ab hän gig von dem 10-Jah res-Ri si ko nach der

Fra ming ham-Stra ti fi zie rung war. Über die „be kann ten“ Fak to ren hi naus er höht also das

me ta bo li sche Syn drom das in di vi du el le Ri si ko.

In ei ner pros pek ti ven fin ni schen Stu die [5] wur den Män ner zwi schen 42 und 60 Jah-

ren im Mit tel über 11,6 Jah re be ob ach tet. Für Pa ti en ten mit me ta bo li schem Syn drom nach

WHO-De fi ni ti on war das KHK-Ri si ko um das 2,9- bis 3,3fa che er höht, für an de re Herz-

Kreis lauf-Er kran kun gen um das 2,6- bis 3fa che. Ins ge samt war bei die sen Män nern mit

me ta bo li schem Syn drom auch die 7Ge samt mor ta li tät er höht.

An satz punk te der Er näh rungs the ra pie

Ohne ab schlie ßen de Klä rung der Pa tho phy sio lo gie des me ta bo li schen Syn droms kann

die Er näh rungs the ra pie nur an den Eck punk ten des Syn droms – Adi po si tas und In su lin-

re sis tenz – an set zen, was ei ner Än de rung des ge sam ten Le bens stils ent spricht.

Wis sen schaft lich be grün de te um fas sen de Un ter su chun gen über Er fol ge der Er näh rungs-

be ra tung, ins be son de re über Lang zei ter fol ge beim me ta bo li schen Syn drom sind uns nicht

be kannt. Er geb nis se von Stu di en bei spe zi el len Pa ti en ten grup pen (ins be son de re mit Hoch-

druck oder Dia be tes Typ 2) wur den häu fig auf das me ta bo li sche Syn drom über tra gen. Ob-

wohl die ses Vor ge hen nach stren gen Kri te ri en der evi denz ba sier ten Me di zin nicht statt haft

ist, gibt es An halts punk te da für, was auch bei me ta bo li schem Syn drom sinn voll ist [6].

Er näh rungs emp feh lun gen

Über ge wicht und Adi po si tas

Un ab ding bar für eine Ge wichts ab nah me ist eine ne ga ti ve Ka lo ri en bi lanz, un ab hän gig

von der Art der aus ge wähl ten Le bens mit tel und dem Aus maß der kör per li chen Ak ti vi-

tät. Die An sät ze in der Adi po si t as the ra pie sind bis her nicht zu frie den stel lend [7]. Nur

etwa 15 der adipö sen Pa ti en ten ge lingt bis her ein an hal ten der Ge wichts ver lust, in der

Grup pe der aus ge prägt Di cken liegt die se Rate bei nur 5. Eine zeit lich be grenz te me-

di ka men tö se The ra pie kann ad di tiv wir ken. Der Er folg ist je doch auf den Be hand lungs-

zeit raum be schränkt [7]. Eine 7chi rur gi sche In ter ven ti on (z. B. „ga stric ban ding“) ist

ext rem Di cken vor be hal ten [6]. Hier sind die Lang zei ter fol ge bes ser als mit kon ser va ti-

ven Ver fah ren, das er heb li che Kom pli ka ti ons po ten zi al darf je doch nicht un ter schätzt

wer den.

Ge wichts ver lust senkt die In su lin re sis tenz, den Blut druck, ver bes sert die Blut fett ver tei-

lung und an de re Stoff wech sel pa ra me ter des me ta bo li schen Syn droms. Stu di en be le gen

dies für den Zeit raum von Mo na ten bis Jah ren [8]. Um eine Ge wichts ab nah me von 5–

10 des Aus gangs ge wichts zu be wir ken ist ein Ener gie de fi zit von 500–800 kcal/Tag (über

meh re re Mo na te bis zu ei nem Jahr) er for der lich [6]. Pa ti en ten, die eine Ge wichts ab nah-

me von durch schnitt lich 30 kg er reicht hat ten und nach 5 Jah ren min des tens noch 13 kg

un ter dem Aus gangs ge wicht la gen, nah men da bei ca. 1400 kcal/Tag zu sich. Zu dem war

der Ener gie ver brauch zu sätz lich zur All tags ak ti vi tät um 2800 kcal/Wo che ge stei gert wor-

den, bei 77 trat der Er folg erst nach ei nem ein schnei den den Er eig nis z. B. Herz in farkt

oder schwe re emo tio na le Be las tun gen ein [8].

54 | Der Diabetologe 1 · 2005

Page 5: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

7 Ener gie be darf: 30 kcal/kgKG/Tag

Für nen nens wer te Ge wichts ab nah me muss das Ener gie de fi zit min des tens 500 kcal/Tag be tra gen

Män ner neh men schnel ler ab als Frau en

7 Stick stoff bi lanz

Bei hy po ka lo ri scher Kost ist auf täg li che Zu fuhr von min des tens 50–80 g Ei weiß zu ach ten

Ener gie bi lanz – Ener gie be darfDer 7Ener gie be darf ei nes Er wach se nen liegt bei 30 kcal/kgKG mit in di vi du el len Schwan-

kun gen. Ab dem 20. Le bens jahr nimmt der Grund um satz um etwa 1 pro Jahr ab [6],

des halb ist Ge wichts ab nah me im Al ter schwie ri ger. Da bei ver min der ter Ka lo ri en zu fuhr

der Ener gie ver brauch ge dros selt wird, muss das täg li che De fi zit min des tens 500 kcal be-

tra gen um eine nen nens wer te Ge wichts ab nah me zu er rei chen.

Rech ne risch ist bei kon stan ter Ka lo ri en men ge der Ge wichts ver lust vor her sag bar (ab-

hän gig vom Aus maß des Ka lo ri en de fi zits, nicht von der Nähr stoff zu sam men set zung bzw.

von der Re la ti on von Fett, Ei weiß und KH zu ein an der [6]. Auf grund des hö he ren Ener-

gie ver brauchs ist die Ge wichts ab nah me bei schwe rer Adi po si tas grö ßer als bei ge rin gem

Über ge wicht. Män ner neh men auf grund der grö ße ren Mus kel mas se und des da mit hö-

he ren Grund um sat zes bei glei chem Kör per ge wicht und glei cher Ka lo ri en zu fuhr schnel-

ler ab als Frau en [6].

Ne ga ti ve Stick stoff bi lanz – „Ei weiß man gel“Bei je der stär ker hy po ka lo ri schen Kost wird in den ers ten 2–4 Wo chen die 7Stick stoff-bi lanz ne ga tiv, was auch bei er höh ter Ei weiß zu fuhr nicht ganz zu ver mei den ist. Da nach

geht der Pro te in ver lust durch An pas sungs me cha nis men so weit zu rück, dass bei Zu fuhr

von ca. 50 g Ei weiß/Tag die Stick stoff bi lanz aus ge gli chen ist. Da der Or ga nis mus nicht

über be deut sa me Ei weiß re ser ven ver fügt, ist un be dingt auf aus rei chen de Ei weiß ver sor-

gung zu ach ten (täg li che Zu fuhr von min des tens 50–80 g Ei weiß und 50–100 g Koh len hy-

dra te). Hy po ka lo ri sche Er näh rung führt auch bei op ti ma ler Zu sam men set zung zu Ver lus-

ten an fett frei er Kör per mas se in Höhe von ca. 25 des Ge wichts ver lusts [6].

Abb. 1 8 Pa tho phy sio lo gie der kar dio vas ku lä ren Fol ge krank hei ten des me ta bo li schen Syn droms (MS). AP-1: Ak ti va tor pro te in-1, ICAM-1: in ter zel lu lä res Ad hä si ons mo le kül, oxLDL: oxi dier tes LDL, VCAM-1: Ge fäß zel lad hä si ons mo le kül. (Mod. nach [3])

55Der Diabetologe 1 · 2005 |

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Page 6: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

7 Fett auf nah me von 60–80 g

Das Ener gie de fi zit durch Fettspa ren wird mit tel fris tig durch er höh ten Kon sum an Koh len hy dra ten aus ge gli chen

Bei <1000 kcal/Tag ist eine aus rei chen de Nähr stoff ver sor gung nicht ge währ leis tet

7 Eng ma schi ge ärzt li che Kon trol le

7 Nähr stoff pul ver

Wich tig ist die Ein hal tung der Min dest trink men ge von 2,5–3 Li ter/Tag

Neue re An sät ze zei gen Vor tei le im Glu ko se stoff wech sel

Ne ga ti ve Ener gie bi lanz durch al lei ni ge Fett re duk ti onAl lei ni ge Fett re duk ti on be grenzt die täg li che 7Fett auf nah me auf 60–80 g, ohne dass

gleich zei tig die Koh len hy drat auf nah me li mi tiert oder ver än dert wird. Er wach se ne neh-

men in Deutsch land der zeit durch schnitt lich 120–140 g Fett/Tag auf, so dass durch die

ent spre chen de Re duk ti on ein Ener gie de fi zit von etwa 500 kcal/Tag er reicht wer den soll.

Ei ner ini ti a len Ge wichts re duk ti on folgt dann wie der ein Ge wichts an stieg [6]. Es gibt bei

me ta bo li schem Syn drom kei ne Lang zei t er geb nis se über einen Zeit raum von 5 oder mehr

Jah ren mit Er fol gen durch ver min der te Fett zu fuhr. Das Ener gie de fi zit durch Fettspa ren

wird mit tel fris tig zum gro ßen Teil durch einen er höh ten Kon sum an Koh len hy dra ten aus-

ge gli chen oder so gar über kom pen siert [6]. Dies könn te er klä ren, dass in den USA trotz

ei nes deut li chen Rück gangs des Fett ver zehrs die Rate der Über ge wich ti gen und Adipö-

sen dra ma tisch steigt. Eine pau scha le Re duk ti on des Fett ver zehrs kann das Pro b lem der

Dys li po pro te inämie ver stär ken [9] und das Ge fähr dungs po ten zi al für kar dio vas ku lä re

Er eig nis se – nicht nur bei me ta bo li schem Syn drom – er hö hen (s. un ten athe ro ge ne Dys-

li po pro te inämie).

Stark ka lo ri en re du zier te Er näh rungs for menDie se Er näh rungs for men er mög li chen die schnells te und stärks te Ge wichts sen kung.

Vie le Über ge wich ti ge und Adipö se wol len nach dem Ent schluss zur Ge wichts re duk ti-

on rasch und stark ab neh men. Kost for men mit ei ner Ener gie zu fuhr von we ni ger als

1000 kcal/Tag sind des halb ver brei tet. Die se Diä ten sind – zu min dest über mehr als 10 Ta-

ge hi naus – ge fähr lich. Eine aus rei chen de Nähr stoff ver sor gung ist in der Re gel nicht ge-

währ leis tet. Schwer wie gen de Kom pli ka tio nen wie Herz rhyth mus stö run gen und Nie ren-

ver sa gen (u. a. durch An stieg der Harn säu re, Milch säu re und Ke toa zi do sen) kön nen auf-

tre ten. Sol che Diä ten kön nen – wenn über haupt – nur nach sorg fäl ti ger ärzt li cher Ein-

gangs un ter su chung und un ter 7eng ma schi ger Kon trol le über einen sehr be grenz ten

Zeit raum durch ge führt wer den [6].

For mu la-Diä tenEine Va ri an te die ser dras tisch ka lo ri en re du zier ten Er näh rung sind so ge nann te For mu la-

Diä ten. Es han delt sich um in dus tri ell her ge stell te 7Nähr stoff pul ver auf Milch- oder So-

ja ba sis, die als diä te ti sche Le bens mit tel an ge bo ten wer den. Bei Ein hal tung der In di ka tio-

nen und Kon train di ka tio nen ist eine Man gel ver sor gung mit Nähr stof fen bei die sen Pro-

duk ten nicht zu be fürch ten. Wich tig ist die Ein hal tung der Min dest trink men ge von 2,5–

3 Li ter/Tag. Die Pro duk te sind zu meist frei käuf lich. Eine Ein nah me ohne ärzt li che Kon-

trol le soll te je doch kei nes falls er fol gen. Für das me ta bo li sche Syn drom feh len Lang zeit-

un ter su chun gen, die einen po si ti ven Ef fekt auf Stoff wech sel ver än de run gen und/oder Ge-

wichts re duk ti on wis sen schaft lich be le gen.

Neue re An sät ze zur Ge wichts re duk ti onLud wig [10, 11] und Wil lett [12] ha ben ver sucht, neue re Un ter su chungs er geb nis se be reits

in Emp feh lun gen für die Pra xis um zu set zen (. Abb. 1). Die se pa tho phy sio lo gisch be-

grün de ten Mo dell un ter su chun gen (noch nicht in Lang zeit un ter su chun gen ge prüft) zei-

gen zur Ge wichts re duk ti on bes se re oder gleich wer ti ge Er fol ge im Ver gleich zu den oben

be schrie be nen Al ter na ti ven (über 6 Mo na te [13]) und könn ten zu dem bei me ta bo li schem

Syn drom Vor tei le im Glu ko se stoff wech sel mit sich brin gen. Ak tu el le tier ex pe ri men tel le

Be fun de un ter stüt zen die se Ann nah men [14]. Maß nah men dazu sind eine an der „glyk-

ämi schen Last“ ori en tier te Koh len hy drat zu fuhr (s. un ten) und die adä qua te Auf nah me

un ge sät tig ter und mehr fach un ge sät tig ter Fet te un ter Be to nung der Ei weiß zu fuhr. Kurz-

fris tig schnei det eine koh len hy dra tre strik ti ve Er näh rungs the ra pie zur Ge wichts ab nah-

me bes ser ab als die Fett re duk ti on. Das Er geb nis von Lang zeit un ter su chun gen bei me ta-

bo li schem Syn drom (über meh re re Jah re) ge mes sen an har ten End punk ten der Mor bi di-

tät muss ab ge war tet wer den.

56 | Der Diabetologe 1 · 2005

Page 7: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

7 Grup pen the ra pie7 Me di ka men tö se Un ter stüt zung

In su lin re sis tenz kann durch Ge wichts- re duk ti on und/oder kör per li che Ak ti vi tät po si tiv be ein flusst wer den

7 Glyk ämi scher In dex (GI)

An de re Maß nah menNach hal ti ge Er fol ge wer den in der Re gel durch ne ga ti ve Ka lo ri en bi lanz in Kom bi na ti on

mit ge stei ger ter kör per li cher Ak ti vi tät er reicht. Er folg rei che Ge wichts re duk ti on kom bi-

niert Er näh rungs pro gram me, Ge sund heits be ra tung und ge stei ger te kör per li che Ak ti vi tät

mit häu fig wie der hol ten Schu lungs in hal ten [8] mög lichst in 7Grup pen the ra pie.

Ob eine 7me di ka men tö se Un ter stüt zung der Ge wichts ab nah me (z. B. durch Or li-

stat oder Sil bu tra min) mit tel- oder lang fris tig zu ei ner Ver bes se rung der kar dio vas ku lä-

ren Prog no se des me ta bo li sches Syn drom führt, ist völ lig un ge klärt.

In su lin re sis tenz, Hy per glyk ämie

Die In su lin re sis tenz kann durch Ge wichts re duk ti on (s. oben) und/oder kör per li che Ak ti-

vi tät po si tiv be ein flusst wer den [1]. Durch Ge wichts re duk ti on sin ken beim me ta bo li schen

Syn drom er höh te Plas main su lin spie gel, Blut g lu ko se und he pa ti sche Glu ko se pro duk ti on;

es stei gen An zahl der In su lin re zep to ren und mus ku lä re Glu ko se auf nah me (. Ta bel le 4).

Durch ein Ener gie de fi zit von 700 kcal/Tag über 3 Mo na te wur de ein Ge wichts ver lust von

7,4 kg, eine Ab nah me der Kör per fett mas se von 4,8 kg und des vis zera len Fetts um 1,1 kg

er reicht. Der Plas main su lin spie gel sank da bei um 18 und die nichtoxi da ti ve Glu ko se-

ver wer tung stieg um 49 [13].

Glyk ämi scher In dex bzw. glyk ämi sche LastKoh len hy dra te wer den in Ab hän gig keit von ih rer Ein bin dung in Le bens mit tel un ter-

schied lich schnell aus dem Darm re sor biert. Dies ist un ter an de rem ab hän gig vom Bal-

last stoff ge halt, vom Fett ge halt und pH-Wert der Spei sen, aber auch von der un ter schied-

li chen Grö ße der Koh len hy drat mo le kü le. Die Auf nah me von rei ner Glu ko se er folgt am

schnells ten. Der 7„glyk ämi sche In dex“ (GI) ist de fi niert als die Flä che un ter der 2-Stun-

den-Blut zucker kur ve, die sich nach Zu fuhr von 50 g Koh len hy drat aus ei nem be stimm-

Ta bel le 4

Ein fluss auf die In su lin re sis tenz. (Nach [7])

Nah rung In su lin re sis tenz

Ener gie re duk ti on, Ge wichts ab nah me ⇓⇓⇓

Ge sät tig te Fett säu ren ⇑⇑

Bal last stof fe ⇓

Koh len hy dra te mit nied ri ger glyk ämi scher Last ⇓⇓

Koch salz ⇑

⇓: ver min dert, ⇑: er höht.

Ta bel le 5

Sen kung des Blut drucks ohne Me di ka men te

Maß nah me Aus maß Er folg in mmHgSyst./di a st.

Ge wichts re duk ti on Je –5 kg 10/5

Na- Rest rik ti on –3 g/Tag 7/4

Al ko hol Auf <30 g/Tag 5/3

Ka li um reich +100 mmol/Tag 6/3

Ome ga-3-Fet te 6 g/Tag 5/3

Aus dau er trai ning 3×40 min/Wo che 10/8

Ent span nung 2×/Tag 3/1

57Der Diabetologe 1 · 2005 |

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Page 8: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Le bens mit tel mit ho hem GI las sen den Blut zu cker rasch an stei gen und lö sen eine hohe In su li nant wort aus

Al lein vom GI ei nes Nah rungs mit tels lässt sich nicht auf die glyk ämi sche Ant wort schlie ßen

7 Glyk ämi sche Last (GL)

KH/BE sind nur sinn voll bei In su lin the ra pie

7 Brot ein heit (BE)7 Koh len hy drat ein hei ten (KHE)

Höchs te Vor her sa ge kraft für den Herz in farkt hat das Ver hält nis von Ge samt- zu HDL-Cho les te rin

ten Le bens mit tel er gibt. Als Be zugs grö ße dient meist der GI von 50 g Glu ko se (ent spre-

chend 100).

Le bens mit tel mit ei nem ho hen GI las sen den Blut zu cker rasch und stark an stei gen

und lö sen in der Fol ge eine hohe In su li nant wort aus. Ne ben der Auf nah me von Glu ko-

se in die Zel len sti mu liert In su lin auch an de re Stoff wech sel vor gän ge, u. a. das ad rener ge

Sys tem, das Wachs tum von Fett zel len und wahr schein lich auch von Tu mor zel len [15]. Pa-

tho lo gi sche Ver än de run gen an der Ge fäß wand wer den durch hohe In su lin spie gel be güns-

tigt. In der Pra xis gel ten GI-Wer te über 70 als hoch, Wer te von 55–70 als mit tel und Wer-

te un ter 55 als nied rig. Nied ri ge GI-Wer te ha ben in der Re gel Früch te, Ge mü se und Hül-

sen früch te. Der GI ei nes Nah rungs mit tels ist kei ne ab so lu te Kon stan te (än dert sich z. B.

durch die Zu be rei tung: Kar tof fel warm oder kalt, mit oder ohne Brat fett).

GI-Wer te wer den meist für ein zel ne Le bens mit tel er mit telt und nicht für eine ge misch-

te Mahl zeit, die als Ener gie trä ger ne ben Koh len hy dra ten auch Fett, Ei weiß und ggf. Al ko-

hol ent hält. Die glyk ämi sche Ant wort in der Kom bi na ti on von Koh len hy drat mit Ei weiß

fällt aber ge rin ger aus als bei der Gabe ei ner gleich gro ßen, al lei ni gen Koh len hy drat por-

ti on. Die Zu ga be von Fett ver lang samt die Ma genent lee rung und führt zu ei ner ver rin-

ger ten oder ver zö ger ten post pran dia len Glu ko se ant wort. Al lein vom GI ei nes Nah rungs-

mit tels lässt sich nicht di rekt auf die glyk ämi sche Ant wort schlie ßen, zu be rück sich ti gen

ist auch die durch schnitt li che Por ti ons grö ße. Des halb wur de der Be griff der 7glyk ämi-schen Last (GL) ein ge führt: GL = GI/100×g Koh len hy dra te (je Por ti on).

Pra xis nah ist eine Ori en tie rung an der GL, die Le bens mit te l aus wahl nach GL ver bes-

sert die Stoff wech sel la ge bei me ta bo li schem Syn drom [10, 12].

Ver wert ba re Koh len hy dra teBe rech nungs hil fen oder Koh len hy dra taus tausch ta bel len (KH) wie Brot ein hei ten (BE)

sind weit ver brei tet in der Diät be ra tung bei Pa ti en ten mit Hy per glyk ämie (un ab hän gig

da von, ob sie mit oder ohne In su lin be han delt wer den). KH/BE sind aus un se rer Sicht ir-

re le vant für Typ-2-Dia be ti ker oder Pa ti en ten mit me ta bo li schem Syn drom ohne In su lin-

be hand lung. KH/BE sind nur sinn voll bei In su lin the ra pie, bei me ta bo li schem Syn drom

soll te die GL be rück sich tigt wer den.

Die Aus tau schein hei ten sind kei ne Be rech nungs ein hei ten son dern als Schätz hil fen

an zu se hen. Le bens mit tel por tio nen, die 10–12 g ver wert ba re Koh len hy dra te ohne Bal last-

stoffan teil ent hal ten, kön nen ge gen ein an der aus ge tauscht wer den. His to risch wur de in

der Bun des re pu blik mit der 7Brot ein heit (BE) ent spre chend 12 g Ge samt-KH „ge rech-

net“, in der DDR mit 7Koh len hy drat ein hei ten (KHE) ent spre chend 10 g Ge samt-KH.

Erst seit 1986/87 ent hal ten gän gi ge Ta bel len An ga ben über den Bal last stoff ge halt von Le-

bens mit teln. Hie raus er gab sich die Mög lich keit ver wert ba re KH und Bal last stof fe (nicht

ver wert ba re KH) ge trennt an zu ge ben.

Die se Über le gun gen zur In su lin re sis tenz/Hy per glyk ämie und Koh len hy drat zu fuhr las-

sen sich um set zen, wenn Obst, Voll korn pro duk te und stär ke ar me Ge mü se die Ba sis der

Le bens mit te l aus wahl bil den, dazu ge hö ren Sa la te, Hül sen früch te und so gar Nüs se. Nah-

rungs mit tel aus Weiß mehl (bzw. stark ge mah le nem Ge trei de), Kar tof feln, ge schäl ter Reis

und Süß wa ren soll ten nur in ge rin gen Men gen ver zehrt wer den.

Athe ro ge ne Dys li po pro te inämie

Ne ben Ge samt cho les te rin sind die Höhe des LDL, die Re la ti on von Ge samt cho les te rin zu

HDL, er höh te Tri gly ze ri de und er nied rig tes HDL un ter schied lich star ke und z. T. von ein-

an der un ab hän gi ge Ri si ko fak to ren bzw. –In di ka to ren. Höchs te Vor her sa ge kraft für den

Herz in farkt hat das Ver hält nis von Ge samt- zu HDL-Cho les te rin, dann hohe LDL- und

nied ri ge HDL-Wer te. Der Athe ro skle ro se för dern de Ef fekt von ho hen LDL-Spie geln wird

durch hohe Kon zen tra tio nen von HDL re du ziert. Durch Er näh rung kön nen Hy per cho-

les te rin ämie, Hy pert ri gly ze ri dä mie, er höh tes LDL und er nied rig tes HDL güns tig be ein-

flusst wer den [16].

Der isoener ge ti sche teil wei se Er satz von Koh len hy dra ten durch ein fach oder mehr-

fach un ge sät tig te Fet te stei gert nach ei ner Me ta ana ly se das HDL-Cho les te rin und senkt

58 | Der Diabetologe 1 · 2005

Page 9: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Der Er satz von Koh len hy dra ten durch ein fach oder mehr fach un ge sät tig te Fet te senkt den Quo ti en ten Ge samt cho les te rin/HDL

7 Raps öl

7 Ome ga-3-Fett säu ren

Das Schwer ge wicht soll te auf ein fach und mehr fach un ge sät tig ten Fet ten lie gen

7 Koch salz be schrän kung

Nur etwa die Hälf te der Hy per to ni ker ist salz-sen si tiv

Der Blut druck sinkt ent spre chend dem Na tri um ge halt der Nah rung

7 Er höh te Ka li um zu fuhr

Ma gne si um rei che Er näh rung wirkt ad di tiv blut druck sen kend

Die chro ni sche Zu fuhr von Al ko hol stei gert den Blut druck

LDL- so wie Tri gly ze rid kon zen tra tio nen. Es re sul tiert eine er wünsch te Sen kung des Quo-

ti en ten Ge samt cho les te rin zu HDL [9]. Wer den da ge gen KH isoener ge tisch durch ge sät-

tig te Fet te er setzt, stei gen LDL und HDL an, der Quo ti ent Ge samt cho les te rin/HDL än-

dert sich nicht.

Eine An he bung des KH-An teils un ter Ab sen kung des Fettan teils (ohne qua li ta ti ve

Ver än de rung) führt zur un güns tigs ten Ver schie bung des Cho les te rin/HDL-Quo ti en ten.

Durch den isoener ge ti schen Aus tausch von Koh len hy dra ten ge gen 7Raps öl (mit ho-

hem An teil un ge sät tig ter Fett säu ren) wird die stärks te Sen kung des Cho les te rin/HDL-

Quo ti en ten er reicht. Soja- und Oli ven öl kom men Raps öl am nächs ten [9]. Zu sätz li che

po si ti ve Ef fek te auf das kar dio vas ku lä re Sys tem, ins be son de re an ti ar rhyth mi sche Wir-

kun gen, sind in letz ter Zeit für 7Ome ga-3-Fett säu ren (OM-3) wahr schein lich ge macht

wor den. Das ko ro na re Ri si ko (KHK, Herz in farkt und Tod durch KHK) für Frau en, die

sich OM-3 reich er näh ren, ist sig ni fi kant nied ri ger [17]. Für Män ner ohne Anam ne se

ei ner KHK ist das Ri si ko ei nes plötz li chen Herz tods umso nied ri ger je hö her ihr OM-

3-Blut spie gel ist [18].

Eine al lei ni ge Fett re duk ti on kann so mit das athe ro ge ne Li pid pro fil un güns tig be ein-

flus sen. Fet te mit ge sät tig ten Fett säu ren soll ten mög lichst we ni ger als 7 des Ge sam t ener-

gie be darfs aus ma chen, das Ver hält nis ge sät tig ter zu mehr fach un ge sät tig ten Fet ten soll te

<1 lie gen. Eine fett mo di fi zier te Er näh rung soll te das Schwer ge wicht auf ein fach un ge sät-

tig te und mehr fach un ge sät tig te Fet te (vom Typ der Ome ga-3-Fett säu ren) le gen.

Es emp feh len sich fett ar me Milch pro duk te und fett ar me Ei weiß lie fe ran ten wie ma-

ge res Fleisch, Wild, Ge flü gel und vor al lem Mee res fisch aus Kalt was ser re gio nen zu sam-

men mit Nüs sen und Raps-, Soja- oder Lein öl. Emp foh len wer den min des tens 2 Fisch-

mahl zei ten pro Wo che, bei Hoch ri si ko grup pen wahr schein lich Ome ga-3-Fett säu ren zu-

sätz lich [19, 20].

Er höh ter Blut druck

Ob wohl seit Be ginn des 20. Jahr hun derts die 7Koch salz be schrän kung bei der Hy per to-

nie zum Ein satz kam (z. B. „Kemp ner‘ Reis di ät“) gab es im mer wie der Zwei fel an Wirk-

sam keit und Nut zen [6]. Die Grün de da für sind viel fäl tig. Nur etwa die Hälf te der Hy per-

to ni ker ist salz-sen si tiv. Durch die Ent wick lung ef fek ti ver An tihy per ten si va wur de die

stren ge Koch salz re strik ti on the ra peu tisch nicht mehr not wen dig. Eine Koch salz re strik ti-

on auf 6 g/Tag oder so gar da run ter ist kaum um setz bar. Un ter koch salz ar mer Er näh rung

kön nen der Harn säu re spie gel, die Cho les te rin- und Tri gly ze rid spie gel, die In su lin spie gel

und bei ein zel nen salz re sis ten ten Pa ti en ten mit me ta bo li schem Syn drom so gar der Blut-

druck an stei gen und die In su lin emp find lich keit ab neh men.

Eine der me tho disch bes ten Un ter su chun gen zur Blut druck sen kung [21] be legt, dass

ent spre chend dem Na tri um ge halt der Nah rung der Blut druck sinkt, ad di tiv blut druck sen-

kend wirkt eine reich li che Zu fuhr von Ge mü se und Obst. Bei über ge wich ti gen Hy per to-

ni kern ist Ge wichts re duk ti on eine wirk sa me Maß nah me zur Blut druck sen kung (eine Ge-

wichts ab nah me von 1 kg senkt den Blut druck um ca. 2/1 mmHg syst./di a st.).

7Er höh te Ka li um zu fuhr wirkt na tri ure tisch und hat eine di rek te di la tie ren de Wir-

kung auf die Ge fäß wand. Der Nut zen ei ner ge stei ger ten Ka li um zu fuhr ist im Ver gleich

zur Na tri um re strik ti on be grenzt.

Mag ne si um wirkt eben so wie Ka li um di la tie rend auf die Ge fäß wand. An ver schie de-

nen An griffs punk ten der glat ten Ge fäß mus kel zel len kann Mag ne si um an ta go nis tisch zu

Kal zi um wir ken. Mag ne si um senkt bei Hy per to ni kern in ei ner Do sis von 10–15 mg/Tag

den Blut druck nur schwach [6]. Eine ma gne si um rei che Er näh rung wirkt ad di tiv blut-

druck sen kend und ist da mit sinn voll. Le bens mit tel mit ho hem Ma gne si um ge halt sind

zum Bei spiel Nüs se, Voll korn (Rog gen, un po lier ter Reis, Mais), Ka kao, Scho ko la de, grü-

nes Ge mü se, Boh nen. Eher ge rin ge Men gen an Mag ne si um ent hal ten da ge gen z. B. Kopf-

und Feld sa lat, Eier und fri sche Apri ko sen.

Al ko hol wirkt zwar akut pe ri pher va so di la tie rend, die chro ni sche Zu fuhr stei gert da ge-

gen den Blut druck. Die Ur sa che der Blut druck stei ge rung ist nicht voll kom men ge klärt, ad-

rener ge Sti mu la ti on, ver mehr te Cor ti solaus schüt tung oder Ma gne si um ver ar mung könn-

59Der Diabetologe 1 · 2005 |

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Page 10: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Alle In di zi en spre chen für den Nut zen der Er näh rungs the ra pie

7 An wen dungs trai ning in Grup pen

7 Er näh rungs py ra mi de

ten von Be deu tung sein. Ge si chert ist, dass bei Hy per to ni kern die Re duk ti on des Al ko-

hols auf Men gen bis ma xi mal 20–30 g/Tag den Blut druck senkt. Al ko hol ist beim Über-

ge wich ti gen auch als Ka l ori en trä ger zu be rück sich ti gen.

Ome ga-3-Fett säu ren kön nen den Blut druck sen ken. Die für eine blut druck sen ken de

Wir kung aus rei chen den Men gen kön nen prak tisch mit nor ma ler Misch kost nicht auf ge-

nom men wer den (6 g/Tag). Da her ha ben die Ome ga-3-Fett säu ren in der diä te ti schen Hy-

per to nie be hand lung kei nen ge si cher ten Stel len wert.

. Ta bel le 5 gibt eine Über sicht zur Wir kung der Er näh rungs the ra pie in der Hy per-

to nie be hand lung.

Aus blick

Auch wenn die zum me ta bo li schen Syn drom bis her vor lie gen den In ter ven ti ons stu di en

nur ge rin ge Evi denz gra de er reicht ha ben, ge si cher te Lang zei t er geb nis se (über meh re re

Jah re) weit ge hend aus ste hen und die Dis kus si on über das güns tigs te Fett/Koh len hy drat-

ver hält nis si cher nicht zu Ende ist, spre chen alle In di zi en für den Nut zen der Er näh-

rungs the ra pie. Of fen ist auch, wel che Maß nah men am bes ten ge eig net sind, Pa ti en ten

dazu zu mo ti vie ren, die Prin zi pi en der Er näh rungs the ra pie auf Dau er um zu set zen. An

der Er näh rungs be ra tung sind u. a. Ärz te, Diätas sis ten ten, Öko tro pho lo gen und Kran-

ken schwes tern be tei ligt. Über ihre Er folgs quo ten lie gen nur we ni ge ver glei chen de Un-

ter su chun gen vor. Eine ak tu el le Aus wer tung von 13 Stu di en er gibt, dass der Cho les te rin-

spie gel nach Be ra tung durch Diätas sis ten ten zu sätz lich zu ei ner ärzt li chen Be ra tung tie-

fer sinkt als durch ärzt li che Be ra tung al lein. Be ra tung durch Diätas sis ten ten oder Be ra-

tung in Selbst hil fe grup pen führt da ge gen zu kei nem sig ni fi kan ten Un ter schied in der Sen-

kung des Cho les te r ins [22].

Trotz des Man gels an eva lu ier ten Mo del len ha ben un se rer Mei nung nach en ga gier te

und über zeu gen de Be ra tung so wie 7An wen dungs trai ning in Grup pen un ter fach kun-

di ger An lei tung die höchs ten Er folgschan cen. Vor dem Hin ter grund der zei ti ger und –

so weit be kannt – zu künf ti ger Ver gü tungs struk tu ren soll ten die se Auf ga ben we sent lich

stär ker als bis her in der Pra xis un ter stützt wer den, da mit die „Fett such t epi de mie“ mit

ih ren schwer wie gen den Fol ge krank hei ten und ihre ka ta stro pha len fi nan zi el len Aus wir-

kun gen für un ser Ge sund heits sys tem ver mie den wer den. Als Be ra tungs hil fe kann die

7Er näh rungs py ra mi de der . Abb. 2 die nen, die sich an zur zeit ak tu el len Da ten [10, 11,

12] ori en tiert.

Abb. 2 8 Er näh rungs py ra mi de (© Sys te med Ver lag)

60 | Der Diabetologe 1 · 2005

Page 11: Meetabolisches Syndrom. Diagnose und Ernährungstherapie

Kor re spon die ren der Au torDr. H. Ei sen lohr

In ter nist, Ga stro en te ro lo ge, Sport me di zin, Er näh rungs me di zin (DAEM/DGEM), In ter nis ten-Pra xis, Bahn hof stra ße 30, 82319 Gau tingE-Mail: H.Ei sen lohr@in ter-pra xis.de

In ter es sen kon flikt: Der kor re spon die ren de Au tor ver si chert, dass kei ne Ver bin dun gen mit ei ner Fir ma, de ren Pro dukt im Ar ti kel ge nannt ist oder ei ner Fir ma, die ein Kon kur renz pro dukt ver treibt, be ste hen.

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Webtipp

www.idf.orgHomepage der International Diabetes Federation

Hier finden Sie das vollständige Konsensuspapier zur neuen Definition des metabolischen Syndroms und Hintergrundinformationen zum Konsensus-Workshop

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Sammeln Sie mit Der Diabetologe Punkte für Ihr Fortbildungszertifikat. Für die nächsten Ausgaben sind die folgenden Beiträge vorgesehen:

Ausgabe 02/05: Diabetische NephropathieAusgabe 01/06: HypertonieAusgabe 02/06: Diabetes im Kindesalter

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61Der Diabetologe 1 · 2005 |

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Es ist immer nur eine Antwort möglich. Fra gen zur Zertifizierung

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1. Wel ches Kri te ri um dient nicht zur De fi ni ti on des me ta bo li schen Syn droms (WHO und/oder ATP III)?

o Tail le n um fang (in Na bel hö he) >102 cm bei Män nern, >88 cm bei Frau en.

o HDL-Cho les te rin <40 mg% bei Män nern, <50 mg% bei Frau en.

o Hy per u rik ämie.o Al bu min urie.o Hy per to nie.

2. Wel cher Ein zel fak tor hat den ge rings ten Ein fluss auf das in di vi du el le Ri si ko pro fil bei me ta bo li schem Syn drom?

o Nied ri ges HDL-Cho les te rin.o Hohe Tri gly ze ri de.o Ho her Blut druck.o Ab do mi nel le Adi po si tas.o Ge samt cho les te rin.

3. Nach wel chem Kri te ri um wird nach ATP III ein be hand lungs be dürf-ti ges Über ge wicht de fi niert?

o BMI.o Hüft-Tail len-Re la ti on.o Fett ver tei lung „Ap fel form“.o Tail le n um fang.o Tri zeps haut fal ten di cke.

4. Die Zu nah me des kar dio vas ku lä-ren Ri si kos kor re liert gleich sin nig mit der Höhe der fol gen den Ri si ko fak to ren. Wel che Aus sa ge trifft nicht zu?

o Cho les te rin.o LDL.o Tri gly ze ri de.o HDL.o CRP.

5. Der Ener gie be darf ei nes ge sun den 20-jäh ri gen Man nes sinkt pro Jahr um 1% und be trägt etwa

o 10 kcal/kgKg/Tag.o 15 kcal/kgKg/Tag.o 20 kcal/kgKg/Tag.o 30 kcal/kgKg/Tag.o 40 kcal/kgKg/Tag.

6. Fol gen de Maß nah men ha ben Ein-fluss auf die Blut druck sen kung. Wel-che Aus sa ge ist falsch?

o Al ko hol re strik ti on max. 20–30 g/Tag.o Na tri um re strik ti on bei salz-sen si ti ven

Hy per to ni kern.o 1–2 g Ome ga-3-Fett säu ren pro Tag.o Ge wichts re duk ti on.o Aus dau er trai ning.

7. Der glyk ämi sche In dex von 100% ist de fi niert als:

o 12 g Koh len hy dra t ä qui va lent.o Flä che un ter der 1-Stun den-

Blut zucker kur ve nach 50 g Koh len hy dra ten.

o Flä che un ter der 2-Stun den-Blut zucker kur ve nach 50 g Glu ko se.

o Flä che un ter der 2-Stun den-Blut zucker kur ve nach 100 g Koh len hy drat.

o Blut zucker kur ve nach 200 g Weiß brot.

8. Nah rungs mit tel ha ben einen güns ti gen (nied ri gen) glyk ämi schen In dex bei Wer ten un ter:

o 85o 75o 55o 60o 65

9. In der Be ra tungs pra xis bei me ta bo li schem Syn drom ohne In su lin be darf ist als Be rech nungs hil-fe sinn voll:

o BE (Brot ein heit).o Kcal.o GI (glyk ämi scher In dex).o GL (glyk ämi sche Last).o Koh len hy drat ein heit.

10. Wel che Aus sa ge zur In su lin -re sis tenz trifft nicht zu?

o Die meis ten Men schen mit ei nem BMI >30 ha ben eine In su lin re sis tenz.

o Bal last stof fe er nied ri gen die In su lin re sis tenz.

o Ge sät tig te Fett säu ren er hö hen die In su lin re sis tenz.

o Die glyk ämi sche Last ei nes Nah rungs mit tels hat kei nen Ein fluss auf die In su lin re sis tenz.

o Ge stei ger te he pa ti sche Glu ko neo- ge ne se und In su lin re sis tenz wir ken ad di tiv beim me ta bo li schen Syn-drom.

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62 | Der Diabetologe 1 · 2005