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seite A seite A A A WISSEN SCHAFFT KUNST Das Ende Leonardo da Vincis – warum es heute keine Universalgenies mehr gibt. MARKT Konzerthausakustik wie Kunst und Archi- tektur für den perfekten Klang sorgen. Die Kunst der Fotografie im digitalen Zeit- alter: Gibt es eine neue Bildsprache? LIVEKOMMUNIKATION Wie international sind internationale Kongresse? SCHLUSSPUNKT „Deutschland von oben“: Ästhetik und Wissensvermittlung im Dokumentarfilm. Ausgabe 17 /April 2013 www.mcon-visions.de Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche 17 /April 2013 Schutzgebühr 5,– EUR

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visions Ausgabe Nr. 17

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WISSEN SCHAFFT KUNST Das Ende Leonardo da Vincis – warum es heute keine

Universalgenies mehr gibt. MARKT Konzerthausakustik – wie Kunst und Archi-

tektur für den perfekten Klang sorgen. Die Kunst der Fotografie im digitalen Zeit-

alter: Gibt es eine neue Bildsprache? LIVEKOMMUNIKATION Wie international sind

internationale Kongresse? SCHLUSSPUNKT „Deutschland von oben“:

Ästhetik und Wissensvermittlung im Dokumentarfilm.

Ausgabe 17 / April 2013

www.mcon-visions.deDas m:con-Magazin für die Kongress-Branche 17 / April 2013 Schutzgebühr 5,– EUR

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STANDPUNKT

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,

bunt, schrill, kreativ – leise, schlicht, sachlich: Kunst und Wissenschaft sind völlig unter-schiedliche Welten. Auf den ersten Blick.

Mit dem ersten Blick indes geben wir uns bei m:con nicht zufrieden. Wir schauen genau hin, prüfen, hinterfragen. Für ein bestmögliches Ergebnis – für rundum gelungene Ver-anstaltungen und zufriedene Kunden. Mit unserer jahrelangen Erfahrung und unserem starken Team möchten wir unser Motto „m:con. Know-how to realise your vision.“ für Sie erlebbar machen.

Unsere neue Ausgabe der m:convisions zeigt Ihnen, dass es sich lohnt, mehr als einen Blick zu riskieren. Wer die starre Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft lockert, wird überwältigt sein von der kreativen Kraft, die dabei freigesetzt wird.

Einer, der das weiß, ist Michael Herberger: Als Musiker und diplomierter Biologe, Haupt-fach Molekularbiologie, vereinigt er beide Talente in sich. Der ideale Gastautor, um in das Thema dieser Ausgabe einzuführen.

Entdecken Sie mit uns neue Perspektiven! Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre,

Ihr

m:con-Team

Wahr gewordene VisionenDie kreative Kraft von Kunst und Wissenschaft

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Liebe Leserinnen und Leser,

Wissenschaftler und Künstler vereint der Wunsch, etwas zu schaffen, und der inne-re Drang, etwas zu finden. Das kam mir als Erstes in den Sinn, als ich mir Gedanken zum Thema dieser Ausgabe gemacht habe. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, steckt in jedem von uns ein Wissenschaftler und ein Künstler – und das ist gut so. Nicht umsonst bemühen sich immer mehr Stiftungen auf diesen Feldern, um Kindern frühzeitig beides nahezubringen und sie in beiden Bereichen zu fördern. Künstlern sagt man nach, dass sie impulsiv seien und sehr intuitiv handelten. Was beim Erschaffen von Kunst meiner Meinung nach auch wichtig ist. „Wissen“ selbst spielt sicher im künstlerischen Schaffen auch eine tragende Rolle und doch drücken Künstler ihr Wissen intuitiv aus.

Nun würde man von einem Wissenschaftler annehmen, dass er sich in Gänze auf seinen Intellekt und Verstand verließe. Dennoch trifft auch er wichtige Entschei-dungen oftmals intuitiv. Viele bahnbrechende Errungenschaften – zum Beispiel Penicillin – wurden nicht zielgerichtet, sondern mehr oder weniger zufällig ent-deckt. Wichtig ist in diesen Momenten oft, ein Gefühl für die richtige Entscheidung zu besitzen.

„Wir sollten uns hüten, den Intellekt zu unserem Gott zu machen; gewiss, er hat starke Muskeln, jedoch keine Persönlichkeit. Er darf nicht herrschen; nur dienen.“ Das stammt von keinem Geringeren als Albert Einstein. Und so haben Wissenschaft und Kunst vielleicht doch mehr gemein, als es der erste Augenschein vermuten lässt.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Erkunden der nächsten Seiten und bin mir sicher, dass Sie viel Wissenswertes finden werden.

Ihr

Michael Herberger

Wissen schafft Kunst Intuitiv zu neuen Entdeckungen

Michael Herberger Musikproduzent und geschäftsführender Gesell-schafter der Naidoo- Herberger Produktion

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Kunst oder Wissenschaft? Die Grenzen im Exploratorium in San Francisco

sind fließend: Das Mitmachmuseum stellt viele Exponate aus, die aus der Forschung stammen, zeigt aber auch

Kunstwerke, die an wissenschaftliche Experimente erinnern.

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April 2013 INHALT

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STANDPUNKTDie kreative Kraft von Kunst und WissenschaftVorwort von m:con - mannheim:congress GmbH 02

Intuitiv zu neuen EntdeckungenVorwort von Michael Herberger 03

WISSENWissen schafft Kunst An der Grenze zwischen zwei Welten 08

Was ist das Gegenteil von Frosch?Interview mit Ursula Bertram über die Innovationskraft künsterlischen Denkens 10

Mythos Universalgenie Leonardo da Vinci: Prototyp des ganzheitlichen Gelehrten aus Sicht eines Ingenieurs und eines Kunsthistorikers 14

„Bibliotheken sind säkulare Kirchen“ Roger Willemsens Rede auf dem 101. Bibliothekarstag über das Buch als Kulturgut 18

MARKTDie Ästhetik der Wissenschaft Dialog von Kunst und Technologie fördert Innovationen 20

„Kunst und Wissenschaft sind keine Gegensätze!“Interview mit Marina McDougall vom Exploratorium San Francisco 22

„Welt-Realität als Photoshop-Simulation“Interview mit Gerhard Vormwald zur Bildsprache in den neuen Medien 25

Theaterspielende Azubis und malende BWL-StudentenEinsatz von Kunst in der Aus- und Weiterbildung – die Persönlichkeitsentwicklung stärken 28

Beton im Dialog mit LichtTransdisziplinäre Arbeitsgruppe aus bildenden Künstlern, Architekten und Materialforschern entwickelt neuen Werkstoff 30

Die Befreiung der Kunst von der KonventionChristoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso: Architekt Diébédo Francis Kéré realisiertden Traum des verstorbenen Künstlers 34

Erkenntnis und Erleben in Kunst und ArchitekturGastbeitrag von Professor Michael Astroh über die Entwicklung der Konzerthausakustik 36

Das m:con-Magazin für die Kongress-Branchem:convisions

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Der Herr des perfekten KlangsYasuhisa Toyota, weltweit einer der renommiertesten Akustikdesigner, will in der Elbphilharmonie für unvergessliche Hörerlebnisse sorgen 38 Die Kunst der Wissenschaftskommunikation Neues Institut macht Forscher fit für den Dialog mit der Öffentlichkeit 42

LIVEKOMMUNIKATIONDie Kunst der EmotionenGefühle wecken für eine nachhaltige Kommunikation 44

Bühne frei für die Dramen des ArbeitsalltagsMitarbeiter motivieren durch Business-Theater 46 Wie international sind internationale Kongresse?Netzwerkanalyse von Forschern der Goethe-Universität Frankfurt am Main untersucht Verhalten von Kongressbesuchern aus unterschiedlichen Ländern 48

M:CONInnovative Web-App setzt sich durchFlexibel und überall einsetzbar – mobile Kongress-App überzeugt Kunden 50

„Sie geben einer Veranstaltung ein Gesicht“Inszenierung und Dramaturgie von Unternehmensevents 52

KongressTicker 55

OrganisationsTicker 55

EventTicker/News 56

Impressum 57

SCHLUSSPUNKTLernen, staunen – und handelnFreddie Röckenhaus, Regisseur von „Deutschland von oben“, über Dokumentationen als Kunstform und Medium der Wissensvermittlung 58

Zum Titel Titelbild und Anfangsseiten der Kapitel zeigen ein sogenanntes Mandelbrot-Männchen. Es ist nach seinem Entdecker Benoît Mandelbrot benannt, der die fraktale Geometrie begründete. Mithilfe des Com-puters visualisierte Mandelbrot Fraktale wie das berühmte Mandelbrot-Männchen – stark verästelte Computer-grafiken mit filigranen Formen, die komplexe mathematische Berechnungen geometrisch darstellen. Ein Fraktal ist eine Form, die sich – immer kleiner werdend – unendlich oft wiederholt. Ein typisches Beispiel ist der Blu-menkohl: Jedes kleine Stück sieht praktisch genauso aus wie der ganze Blumenkohl. Mit der fraktalen Geometrie lassen sich in der Natur vorkommende Formen berechnen. Als Mandelbrot in den 1980er-Jahren seine Forschungs-ergebnisse veröffentlichte, faszinierte er Millionen von Menschen. Die Bilder fanden den Weg in Museen und zeigten, wie nah Kunst und Mathematik miteinander verwandt sind.

Der Film auf YouTube nimmt den Betrachter mit auf die Reise in die Tiefen eines Mandelbrot-Männchens.

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Kunst ist für ihn existenziell: Vor allem ein Leben ohne Bücher ist für Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen undenkbar.

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Die Mandelbrot-Menge mit stufenlos eingefärbtem Außenraum.

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Wissen schafft KunstAn der Grenze zwischen zwei Welten

Kunst und Wissenschaft – Gegensatz oder Einheit? Für Leonardo da Vinci war das keine Frage. Zu seiner Zeit gab es noch den Begriff des „Künstler-Ingenieurs“. Der Mensch in der Renaissance hat nicht zwischen kreativer Kunst und faktenorientierter Wissen-schaft unterschieden. Ganz anders als heute: deshalb gibt es auch den Typus des Universalgelehrten, wie da Vinci ihn verkörperte, nicht mehr; da sind sich Horst Langer, Professor für Ingenieurs-wissenschaften, und der Kunsthistoriker Salvatore Pisani einig. Die beiden Wissenschaftler schildern, wie sich zu da Vincis Zeiten Kunst und Wissenschaft gegenseitig vorangebracht haben (S. 14 bis 17).

Heute, 500 Jahre später, gibt es jedoch wieder Bestrebungen, Kunst und Wissenschaft näher zusammenzubringen. „Kunst för-dert Wissenschaft“ lautet der Titel eines Symposiums, das Ursula Bertram vergangenes Jahr mit großer Resonanz veranstaltet hat. Die Professorin für Kunst und Interdisziplinäres Arbeiten ist

überzeugt davon, dass vom Transfer des künstlerischen Denkens in andere Bereiche eine ganz neue Innovationskraft ausgeht, und engagiert sich dafür, die „heilige“ Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft aufzulockern (S. 10 bis 13).

Geisteswissenschaftler brauchen auch hieb- und stichfeste Argu-mente für ihre Thesen. Dennoch fühlen sie sich naturgemäß den Künsten näher verbunden als Naturwissenschaftler. Der promo-vierte Germanist Roger Willemsen setzt sich ein für das Kultur-gut Buch und damit für die Kunstform der Literatur. In einem Festvortrag zur Eröffnung des 101. Bibliothekartages macht sich der Fernsehmoderator und Publizist stark für die kommunikative Leistung des Buchs und begründet, wie zentral Literatur für unser Menschsein ist (S. 18 bis 19).

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Rege Diskussionen im Labor der IDfactory: Kunst kann in Wissenschaft und Wirtschaft zu ganz neuen Ideen führen. Wie das Gehirn die verschiedenen Impulse verarbeitet, erläutert der Neurobiologe Gerald Hüther.

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Interview mit Professor Ursula BertramWas ist das Gegenteil von Frosch?

Welche Impulse versprechen Sie sich vom Transfer des künst-lerischen Denkens in andere Bereiche? Ich möchte das wis-senschaftliche und das künstlerische Denken und Handeln gleichermaßen voranbringen. Aus meinen Erfahrungen her-aus verspreche ich mir von einem Transfer des künstlerischen Denkens in andere Bereiche, zum Beispiel in die Wissenschaft, dass eine ganz neue Art der Innovationsfähigkeit entsteht. Es befähigt uns, das Wissen flüssig zu halten, die Methoden immer wieder zu erneuern, an den Grenzen zu operieren und insofern eine neue Integrationsfähigkeit zu erreichen. Wir sind gerade erst dabei, die „heilige“ Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft anzukratzen.

„Kunst fördert Wissenschaft“ war der Titel eines Symposi-ums, das Sie im November 2012 veranstaltet haben. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Das Symposium – ein Nachfolgesymposium von „Kunst fördert Wirtschaft“ aus dem Jahr 2010 – stieß auf großes Interesse. 22 Hochschulen haben daran teilgenommen. 24 Disziplinen waren vertreten – angefangen von Wirtschaft, Kunst, Kunstwissenschaft und Theologie bis hin zu Chemie, Physik und Mathematik. Natur-wissenschaften, Geisteswissenschaften und Kunst waren bunt gemischt. Dies zeigt: Das überfachliche Interesse an Inhalten, die Kunst und Wissenschaft voranbringen, wächst. Unsere bestehenden Systeme sind in Sackgassen geraten. Wir haben an allen Ecken und Enden Probleme. Da geraten Systeme ins Blickfeld, die sich bisher sozusagen im Inseldasein fortgesetzt haben, wie die Kunst. Management, Führungskräfte und Wis-senschaftler öffnen sich zunehmend künstlerischen Strate-gien. Das Symposium bestätigte, dass an vielen Stellen genau an diesem Thema gearbeitet wird.

Was charakterisiert das künstlerische Denken im Unterschied zum wissenschaftlichen Denken? Zunächst: Das wissenschaft-liche Denken ist ein Konstrukt. Das Gehirn selbst interessiert sich gar nicht dafür, ob wir das, was es tut, wissenschaftlich oder künstlerisch nennen. Es denkt einfach so vor sich hin. Professor Gerald Hüther, ein großer Denker und Neurologe, hat dies in seiner „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“ ausgeführt. Nutzt man das Gehirn allerdings lange Zeit auf eine bestimmte Art, dann richtet es sich dementspre-chend aus und denkt dann so.

Während das wissenschaftliche Denken nach Logik, Objek-tivität und Wahrheit sucht und ein Regelsystem aufgestellt hat, das alles ausschließt, was nicht beweisbar ist, funkti-oniert das künstlerische Denken vor allem nach der Regel,

dass es keine Regel gibt. Es gibt zwar eine Kunstwissenschaft, die Kunstwerke nach diesen oder jenen Methoden analysiert. Wenn aber ein Kunstwerk generiert wird, steht man völlig allein da mit seinem Subsystem und muss in der Unsicherheit navigieren. Und jeder, der sagt, es gebe hierfür eine Regel, der täuscht sich. Mit dieser Unsicherheit umzugehen, haben wir vielfach nicht gelernt, aber es wäre gut, das zu lernen. Denn auch in der Wirtschaft und in der Wissenschaft finden sich die Verantwortlichen heute immer häufiger in solchen instabilen Prozessen und Situationen wieder.

Wirtschaft und Wissenschaft brauchen Innovationen. Aber wie wird dieses begehrte Produkt „Innovation“ her-

gestellt? Die Heimat des innovativen Denkens ist die Kunst; davon ist Ursula Bertram, Professorin für Kunst und

Interdisziplinäres Arbeiten, überzeugt. Mit der IDfactory, dem Zentrum für Kunsttransfer an der Technischen

Universität Dortmund, beschreitet sie neue Wege und wendet künstlerisches Denken in außerkünstlerischen

Feldern an. Sie will damit ein Potenzial an Innovationskraft aufdecken, aus dem Wissenschaft und Wirtschaft

entscheidende Impulse schöpfen können.

„Wir sind gerade erst dabei, die ‚heilige‘ Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft anzukratzen.“

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Das heißt, wir sind alle in unserem Denken konditioniert? Ja. In der Schule lernen wir vor allem das logisch-rationale Denken und das künstlerische Denken verschwindet in ei-nem einstündigen Kunstunterricht, der ebenfalls zu 80 Pro-zent linear abläuft und bei Engpässen ausfällt. Non-lineares, zweckfreies Denken wird nicht gefördert und insofern denken wir auch nicht künstlerisch, weil wir es nicht können. Wir haben mit rationalem Denken in Europa zweifelsohne große Erfolge erzielt, sowohl in der Medizin als auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Aber wir sollten unser Wissen in Bewegung halten.

Ist denn künstlerisches Denken so eine Art Kreativitätstech-nik? Das künstlerisch-schöpferische Denken ist weder eine Kreativitätstechnik noch geht es dabei darum, Bilder zu ma-len oder Plastiken herzustellen. Das ist auch ein Vorurteil, das wir abschütteln müssen: Creativity is not a prisoner of art. Vielmehr liegt das künstlerische Denken, genau wie das wissenschaftliche Denken, eine Ebene darüber. Künstlerisches Denken kann sich überall befinden, in allen Köpfen, in jeder Disziplin, in jedem Lebensbereich. Es ist das Denken, das übrig bleibt, wenn ich die „Bilder“ abziehe. Es ist das non-lineare, schöpferische Denken und das ist überfachlich.

Wie kann man das trainieren? Jeder kann in seinem Berufsfeld künstlerisch denken. Zum Beispiel könnte sich dies darin äußern, einfach mal das Gegenteil zu denken. Wenn man eine Weile darüber nachgedacht hat, was das Gegenteil von einem Frosch ist, dann beginnt man, neue Perspektiven zu ahnen. Ist es ein Elefant? Ist es ein Warmblüter? Ist es ein Stein? Wichtig ist, dass es bei den Übungen kein richtig und falsch gibt. Denn künstlerisches Denken braucht Vertrauen und Offenheit, sonst bleibt es bei der Kreativtechnik, die ich auch ohne Vertrauen aus dem Hut zaubern kann.

Kann jeder die Sprache der Kunst lernen? Wir haben bestimm-te Denkschemata im Kopf und diese produzieren bestimmte Weltsichten und Wahrheiten. Ein Wandel kann hier nur ein-treten, wenn die Regelwerke im Gehirn es zulassen, dass wir andere Wege beschreiten und die ausgetretenen Gedankenpfa-de verlassen. Popper nennt dies Probierbewegungen. Das sind non-lineare Bewegungen. Und dieses probeweise Verrücken oder auch Verrücktsein, das kann jeder lernen.

Wer kennt das nicht: Die besten Ideen fallen einem unter der Dusche oder beim Spaziergang im Wald ein. Warum? Weil das ein Moment der Loslösung ist, in dem der schöpferische Gedanke sich entfalten kann. Wenn wir das schon in der Schu-le genügend üben, wenn wir das genügend fördern würden, dann stünde uns ein ganz anderes schöpferisches Potenzial

zur Verfügung. Wissenschaft und Wirtschaft würden sich noch besser bewegen können auf einer Art Flüssigkeitsma-trix des Denkens.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? Ich würde sagen: Jede große wissenschaftliche Neuerung ist mit künstlerischem Denken gepaart, ob man das so bezeichnet oder nicht. Die beiden Zellforscher John B. Gordon und Shinya Yamanaka haben gerade den Nobelpreis für die Rückprogrammierung er-wachsener Körperzellen in einen Zustand, in dem sie sich wie embryonale Stammzellen zu allen möglichen Gewebearten entwickeln können, erhalten. Sie haben also das Gegenteil ge-dacht zur bisherigen Forschungsrichtung. Fantastisch – egal, was man jetzt davon hält. Aber mal das Gegenteil zu denken von dem, was man die ganze Zeit tut, das gehört zum Feld des künstlerischen Denkens. Und das findet meines Erachtens bei allen innovativen wissenschaftlichen Erkenntnissen statt, auch wenn man es noch nicht so bezeichnet.

Auch für die Wirtschaft könnte es hilfreich sein, sich vor großen Entscheidungen einen Tag lang mit einem Menschen auszutauschen, der künstlerisch denken kann und die Ent-scheidung mit einem neuen Blick durchleuchtet. Bevor man die Entscheidung bis zum Ende abwickelt und dann merkt, dass es nicht funktioniert.

Wie können Wissenschaft und Kunst zueinanderfinden – wel-che Voraussetzungen müsste man dafür schaffen? Das ist gar nicht so einfach! Die Erkenntnisbasis ist die gleiche, aber die Regelwerke von Wissenschaft und Kunst scheinen unverein-bar. Die einen suchen in Richtung von der Person weg Objek-

„Ich würde sagen: Jede große wissenschaftliche Neuerung ist mit künstlerischem Denken gepaart.“

Professor Ursula Bertram, Querdenkerin mit

Pioniergeist, gründete das Modell projekt „Zentrum

für Kunsttransfer“

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tivität und die anderen suchen in Richtung zur Person hin Subjektivität. Aber beide Systeme befruchten sich gegenseitig und darin liegt das Potenzial. Die Dokumenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev hat das erkannt, als sie im September 2012 Wissenschaftslabore in die Kunstausstellung holte. Damit hat sie Kunst als Forschung und Forschung als Kunst bestärkt.

Die wichtigste Voraussetzung, um Synergien zu schaffen, wäre, dass man schon in der Schule ab dem ersten Schuljahr Erfinderwerkstätten zuließe, in denen das künstlerische Denken sich entfalten kann. Erfinderwerkstätten, in denen permanent erfunden wird – egal ob mit Sinn oder ohne Sinn.

Das wäre auf Dauer noch nachhaltiger, als Tagungen und Kongresse es sind, wenngleich wir damit elementare Grund-lagen schaffen. Die Wirtschaft betrachtet den Austausch mit sehr viel Neugierde. Unsere Publikation „Kunst fördert Wirt-schaft“ kam gerade zur rechten Zeit.

Wie müsste eine solche Erfinderwerkstätte aussehen? Die ide-ale Erfinderwerkstätte müsste ohne Noten und ohne Angst funktionieren, mit höchstmöglicher Begeisterung. Denn nur mit Begeisterung – das haben die Neurologen bestätigt – kann

man schnell lernen. Es müsste Erfindungen geben, die im jeweiligen Schulalter interessieren, und es müssten alle Er-findungen zugelassen werden, ob sie sinnvoll oder sinnlos sind – zwar ohne Zweck, aber mit Verstand. Ideal wäre, wenn sich an Erfinderwerkstätten nicht nur Kunstpädagogen, son-dern auch Kollegen aus den wissenschaftlichen Disziplinen beteiligen würden. Zusammen nach vorn.

Ist man als Künstler oder als Wissenschaftler geboren? Man ist eher als Künstler geboren und dann formieren sich allmählich die Erkenntnisse, dass es irgendwelche Ordnungen gibt ,und die gehen dann über in das Vernunftregelwerk. Wenn man dann das erste Mal einen Ball aufgestochen hat und merkt, dass der gar nicht mehr hüpft, dann ist das non-linear gelernt und vieles lernt sich non-linear. Ich denke mir, man wird mehr als Künstler geboren und als Wissenschaftler formiert man sich. Aber es steckt in jedem von uns ganz viel Kreativi-tät; man muss es nur zulassen und natürlich muss es auch unser Umfeld zulassen. Wir arbeiten daran!

www.id-factory.de

Verbindung von Kunst und Wissenschaft ist sein Thema: Keynotespeaker Bazon Brock (re.), neben Eberhard Becker, Rektor a. D. der TU Dortmund, ist Wissenschaftler und Vertreter der Fluxus-Bewegung.

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Leonardo da Vinci als Prototyp des ganzheitlich GelehrtenMythos Universalgenie

Es ist schon ein bisschen ernüchternd: Einen Universalgelehr-ten vom Format Leonardo da Vincis gibt es in der heutigen Welt wohl nicht, da sind sich Professor Horst Langer, Dozent für Ingenieurwissenschaften und Mathematik an der Fach-hochschule Bielefeld, und Privat-Dozent Dr. Salvatore Pisani, Kunsthistoriker an der Universität des Saarlandes, einig. „Viel-fach wird heute das Begriffspaar Wissenschaft und Kunst polar gegensätzlich verwendet“, so Langer, Kurator der Ausstellung „Leonardo da Vinci – Bewegende Erfindungen“. „Die Fokus-sierung auf sachliche Wissenschaft einerseits und kreative Kunst andererseits brachte naturgemäß eine Trennung, ein Auseinanderleben.“ Pisani pflichtet ihm bei und sieht die Hintergründe für diese Entwicklung in der Segmentierung der Arbeitswelt. „Diese Segmentierung intensivierte sich im Zeitalter der Aufklärung und bestimmte im 19. Jahrhundert das Gesellschaftsbild vollends. Der Experte betrat die Bühne – und beherrscht sie bis heute. Das gilt nicht zuletzt für den Wissenschaftsbetrieb, der sich in zahllose neue Fachdisziplinen aufgefächert und zersplittert hat.“

In der Renaissance, der Epoche des Aufbruchs und gleich-zeitig dem Beginn der Neuzeit, sah das noch ganz anders aus. „Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Wissenschaft und Kunst Partner“, erklärt Langer. Zur Zeit Leonardos war beispielsweise der Begriff des Künstler-Ingenieurs gängig. „Hier wird die gemeinsame Basis in den gesellschaftlichen Zielen von Kunst und Wissenschaft deutlich: mit kreativen, fantasievollen Denkansätzen, Veränderungen bewirken, Grenzen überwinden, die Welt gestalten und in die Zukunft weisen“, erläutert Langer.

Die Kunst als Tabubrecher

Pisani zufolge hatten die Künstler einen entscheidenden Anteil daran, dass die Wissenschaft in der Renaissance so bedeutende Fortschritte gemacht hat. Denn die Kunst setzte

Er entwarf das erste Unterseeboot der Welt, führte anatomische Studien durch und malte das wohl berühmteste

Bild der Kunstgeschichte: „La Gioconda“, in Deutschland bekannt als „Mona Lisa“. Wie kein anderer verkörperte

Leonardo da Vinci die einst kraftvolle Symbiose zwischen Kunst und Wissenschaft. Was zeichnete sein Schaffen

aus? Welche Menschen nach Leonardo gab es, die Kunst und Naturwissenschaft auf kreative Weise verbanden?

Gibt es sie auch noch heute? m:convisions ging mit Professor Horst Langer und Privat-Dozent Dr. Salvatore

Pisani diesen Fragen nach.

als Erste den Menschen in das Zentrum des Schaffens. „Der Künstler der Renaissance hat das Bild des Menschen ente-kelt und damit dem Mediziner überhaupt erst den Zugriff auf den menschlichen Körper gebahnt.“ Das klänge zunächst sonderbar, sei es aber nicht. „Nehmen wir Michelangelos Da-vid. Kein Mensch sieht so aus. Makellos proportioniert, ein akzentuiertes und gleichwohl weiches Muskelbild, faltenlos straffe Haut – so präsentiert sich der Mensch als idealisierter, ästhetisierter Körper.“

Hinter der äußeren Fassade des Makellosen, also der Haut, befand sich „ein Ekelraum“, wie es Pisani nennt, ein lange Zeit tabuisiertes Gebiet der Medizin. Das Wissen über das Innere des Menschen, seine Anatomie, war im Laufe des Mittelalters weitgehend verloren gegangen. „Die sich in der Frühneuzeit entwickelnde Wissenschaft hat diesen dunklen Winkel im Körperinneren angefangen zu durchleuchten“, erklärt Pisa-ni. Und die das zuerst gewagt haben, waren eben Künstler, allen voran der Künstler-Anatom Leonardo da Vinci. Pisani: „So fehlerhaft seine Anatomiezeichnungen aus heutiger Sicht erscheinen – sie erst haben den bis dahin tabuisierten Blick in das lichtscheue Körperinnere überwunden.“

Der „uomo universale“

Was zeichnet das Schaffen dieses Bahnbrechers Leonardo aus der toskanischen Gemeinde Vinci also aus, was hebt ihn von den so zahlreichen, herausragenden Köpfen der Renaissance ab? Ganz sicher seine Vielseitigkeit. Schon zu Lebzeiten wurde er als „uomo universale“, italienisch für „Universalmensch“, verehrt. Oft wird er auch als der Prototyp eines Universalge-nies bezeichnet. Dieser Terminus ist allerdings nicht unum-stritten. „Wenn Leonardo da Vinci immer wieder so genannt wird, ist das eigentlich ein Ausdruck von Hilflosigkeit und der Unfähigkeit, ihn adäquat zu begreifen und zu beschrei-ben“, erklärt Langer. Solange dieser Begriff nicht mit nach-

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Das wahrscheinlich berühmteste Lächeln der Kunstgeschichte: die Mona Lisa von Leonardo da Vinci.

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prüfbaren Inhalten gefüllt sei, sei seine Verwendung wenig gerechtfertigt, so Langer. Man kann sich Leonardo vielleicht am besten über die Begabungen und Eigenschaften nähern, die der herausragende Kopf der Renaissance in sich vereinte.

Obwohl ihm wegen seiner Geburt als uneheliches Kinder der Zugang zur Universität verwehrt blieb, entwickelte Le-onardo sich in fast allen damals wichtigen Wissenschaften – nur die Theologie klammerte er aus – zu einem anerkann-ten Experten. „Daraus leitet sich das ‚Universale‘, das ‚Al-lumfassende‘, ab“, so Langer. „Seine gleichermaßen kreative wie rationale Ausrichtung deutet auf eine gleichgewichtige Ausprägung beider Gehirnhälften hin, die sich nachweisbar wechselseitig aktivieren.“ So verwendete da Vinci einerseits präzise, geradezu technische Vorstudien bei der Umsetzung seiner kreativen Gemälde, aber zeichnete andererseits fan-tastisch anmutende Vogelbilder als Vorstufe zur Entwicklung seiner Fluggeräte.

Der Mensch stets im Mittelpunkt

Eine weitere herausragende Eigenschaft da Vincis sieht Langer in dessen ausgeprägtem sozialen Denken: „Trotz aller genialen Technikentwicklungen steht für Leonardo der Mensch im Mit-telpunkt.“ So entwickelte da Vinci beispielsweise zahlreiche Innovationen, die der Arbeitssicherheit oder der Sicherung des Lebensunterhaltes seiner Zeitgenossen dienten. Langer erkennt in Leonardos Arbeitsweise einen weiteren Pluspunkt: „Beim Ableiten von Erkenntnissen aus der Naturbeobachtung arbeitete er – wie wir heute sagen würden – synergetisch. Er zog stets alle seine Sinne und alle Wissenschaften zur Analy-se eines Vorganges heran.“ Diese Vorgehensweise, so Langer, konnte allerdings auch nur in Leonardos Zeit funktionieren. „Heute wäre das wegen der großen Informationsflut und Di-versifizierung für einen einzelnen Menschen nicht mehr denkbar.“ Nicht zuletzt machte seine besonders fantasievol-le, visionäre Arbeits- und Denkweise Leonardo zu so einer herausragenden Figur: Viele seiner Entwürfe wurden erst 500 Jahre später Realität.

Der Tod Leonardos im Jahre 1519 bedeutete nicht das Ende des Ideals vom „Uomo universale“, wenngleich niemand nach ihm eine ähnliche Bedeutung als Wissenschaftler und Künstler zugleich erlangte. „Für den Frühbarock ließe sich noch eine Reihe von Künstlern nennen, die sich dem „Uo-mo-universale“-Typus Leonardos verpflichtet zeigten, also jenem Ideal des umfassend gebildeten und tätigen Men-schen“, meint Pisani. Es ließe sich beispielsweise Salomon

Der „vitruvianische Mensch“ ziert heute Ein-Euro-Münzen aus Italien (oben). Viele Ent-würfe Leonardos waren ihrer Zeit weit voraus, zum Beispiel das Automobil (Mitte) oder die Flugspirale (unten).

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de Caus anführen, der Architekt des Hortus Palatinus des Heidelberger Schlosses. De Caus war Hydrauliker, er entwarf Musikmaschinen, war Baumeister und beschäftigte sich mit theoretischen Problemen der Perspektive. „Kennzeichnend war für ihn, wie für alle Künstler-Wissenschaftler, dass er das hierarchische Verhältnis von Theorie und Praxis auf-hob. Nachdenken und Machen standen auf derselben Ebene“, führt Pisani aus. Dass De Caus mittellos starb, zeigt allerdings die zunehmende Geringschätzung, die die Gesellschaft des 17. Jahrhunderts diesem Künstlertypus entgegenbrachte – ganz anders als noch 200 Jahre früher. „In der Epoche der aufkommenden Aufklärung wurden durch die zunehmende Betonung des Geistes Kunst und Kultur zurückgedrängt“, denkt auch Langer. Als einen der letzten großen Vertreter der Universalgelehrten erkennt er Gottfried Wilhelm Leib-niz, den großen Philosophen und Wissenschaftler des Ba-rocks. Leibniz verknüpfte beispielsweise als Präsident die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften mit der Akademie der Künste in einem Haus, um hier Verbindungen zwischen Kunst und Wissenschaft zu fördern. „Die Trennung in der Definition führte aber immer mehr zur klaren Ver-festigung der Gegensätze“, führt Langer aus.

Die Rückkehr des „uomo universale“?

Und was bleibt vom Ideal des umfassenden Gelehrten, der gleichermaßen in Kunst und Wissenschaft bewandert ist, heute? Es werde vielfach beklagt, dass die babylonische Zahl der Fachsprachen die wissenschaftlichen Disziplinen in eine Art Autismus geführt habe, findet Pisani. So könnten Wissen-schaftler weder untereinander noch mit der Öffentlichkeit fachübergreifend kommunizieren. Langer glaubt daher eine Gegenbewegung zur immer weiter fortschreitenden Speziali-sierung und Zersplitterung der Wissenschaften sowie zu ih-rer strengen Separierung von der Kunst zu erkennen: „Kunst und Wissenschaft haben gemeinschaftliche gesellschaftliche Zielsetzungen, wie Veränderung, Fortschritt, das Überschrei-ten von Grenzen. Daher nähern sie sich auf vielfältigen Ebe-nen einander an.“ Die Grenze löse sich insbesondere durch Adaption der Fragestellungen des jweils anderen Bereichs allmählich auf. „Die Kunst greift Themen und Methoden der Wissenschaft auf, während die Wissenschaft durch Kunstkri-terien modifiziert wird.“

Ein Beispiel für kreative Kooperationen zwischen wissen-schaftlichen Methoden und künstlerischen Intentionen ist das Projekt CARVED AIR des in Berlin lebenden koreanischen

Der berühmte Universalgelehrte

Leonardo da Vinci (1452–1519), geboren als Leonardo di ser Piero im toskanischen Ort Anchiano bei Vinci (ca. 30 km westlich von Florenz). Leonardo war bürgerlicher Herkunft. Der Namenszusatz „da Vinci“ ist kein Hinweis auf adelige Abstammung, sondern bedeutet lediglich „aus Vinci“. Er war Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Leonardo ist wahrscheinlich die bekannteste Persön-lichkeit der italienischen Renaissance und gilt als einer der bedeutendsten Universalgelehrten der Geschichte. Sein berühmtestes künstlerisches Werk ist die „Mona Lisa“, die wahrscheinlich in den Jahren 1503 bis 1506 entstand und das vielleicht bekannteste Gemälde der Kunstgeschichte ist. Leonardos Schaffen umfasste ne-ben Bildern und Skulpturen auch zahlreiche Entwürfe für Gebäude und Maschinen. Viele seiner Konzepte, beispielsweise Fluggeräte, die heutigen Hubschrau-bern und Gleitern ähneln, das Unterseeboot oder der Fallschirm, wurden allerdings erst Jahrhunderte später verwirklicht.

Künstlers Yunchul Kim. Kim fertigt sogenannte elektrochemi-sche Zeichnungen und strömungskinetische Skulpturen an. Er nutzt Detektoren, beispielsweise für kosmische Strahlung, und macht mittels dieser Apparate Vorgänge sichtbar, die dem menschlichen Auge normalerweise verborgen bleiben. Yunchul setzt sich dabei zwar mit wissenschaftlichen Vor-stellungen und Daten auseinander, doch Ziel seiner Arbeit ist es gerade nicht, Forschungsergebnisse zu visualisieren. Seine Absicht ist allein die Erschaffung ansprechender, ästhetischer Bilder mittels Geräten, die eigentlich wissenschaftlicher For-schung dienen.

Pisani kann es sich sogar als Aufgabe der Kunst vorstellen, nicht mehr Licht und Aufklärung, sondern das Dunkle und Geheimnisvolle in die Naturwissenschaft zurückzubringen. „Denn das mittlerweile übergrelle Licht der Wissenschaft raubt unserer Welt den Zauber, wie schon seit Beginn der Moderne beklagt wird. Hier könnte eine Aufgabe der Kunst liegen, die Wissenschaft wieder human und verständlich zu machen.” Diesem Anliegen hätte sicherlich auch Leonardo beigepflichtet.

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Roger Willemsen über das Buch als Kulturgut „Bibliotheken sind säkulare Kirchen“

Die große Medienschelte ist nicht seine Sache. Er ruft nicht das totale „Ende der Gutenberg-Galaxis“ aus, zielt nicht auf den Umbruch von der Welt des Buchs auf die Welt der digi-talen Medien. Vielmehr würdigt er in seinem halbstündigen Vortrag, was Bücher für den Menschen und die Gemeinschaft tun, was sie in dieser Welt leisten – gleich, ob sie auf Papier gedruckt oder digital gelesen werden. Etwas in die Defensive gedrängt fühlt er sich aber schon angesichts der großen Um-wälzungen im Verlagswesen, etwa durch die Aufhebung der Buchpreisbindung. Doch er parliert nicht in Parolen, nicht in Platitüden wie „böser Computer“ versus „gutes Buch“. Willem-sen beobachtet feinsinnig – er verdeutlicht anhand kleiner Beobachtungen, mithilfe von Randnotizen, die Bedeutung des Buchs und der Bibliothek. Er will den Blick für das, „was die ungemeine Kostbarkeit des Buches ausmacht, für das Kultur-gut Buch, und das, was es an Kommunikationsleistungen mit sich bringt“ schärfen. Ein Blick, der schnell zu kurz komme, wenn man sich in der Defensive befinde, meint Willemsen.

Die Solidargemeinschaft der Leser

Leser bilden für ihn eine eingeschworene Gemeinschaft, deren Mitglieder einander „erkennen“ – ganz ohne Worte: „Wir haben alle etwas zu teilen, das Milieu der Bibliothek, ein kostbares Milieu. Man versteht sich darin wie eben jene Urchristengemeinde durch heimliche Zeichen. Wir Leser, wir wissen, was wir voneinander zu halten haben. Wir bilden eine Solidargemeinschaft.“ Willemsen schreibt Büchern eine unverzichtbare Leistung für das Leben von Menschen und Gemeinschaften zu. Bücher seien zwar eine Ware, die man erwerben könne, im Kern sei alle Kultur aber etwas Immate-rielles: „Sie besteht nämlich daraus, was die Rezeption aller dieser Werke aus uns macht.“

Bücher machen uns zu denkenden Menschen, die Fra-gen stellen, die diskutieren, die eine eigene Meinung haben. „Das Entziehen von Wissen ist eine Ausübung von Gewalt,“

Er ist ein Paradebeispiel für den intellektuellen Bibliophilen: der Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen.

Der promovierte Germanist ist in der Welt der Bücher zu Hause. Sein ganzes Leben ist von Bibliotheken aller Art,

vor allem öffentlichen, begleitet. Kein Wunder, dass ihn die Bibliothekare zu ihrem 101. Bibliothekarstag eingeladen

haben, um den Festvortrag zu halten. Sein Thema: Die Leistungen des Kulturguts Buch und der Bibliotheken.

führt Willemsen ein Thatcherzitat an. Den Gedanken führt er am Beispiel von Truffauts Film „Fahrenheit 451“ aus, ei-nem Film, in dem die Bibliotheken zerstört werden, in dem es Rollkommandos gibt, die überall Bibliotheken aufstöbern und sie verbrennen. Die Menschen ziehen sich in den Wald zurück und jeder hat ein Buch, das er beginnt, auswendig zu lernen – der eine ist Oblomow, der zweite ist die Ilias,

der Dritte ist „Schuld und Sühne“.Die Bibliothek lebt in den Menschen fort. Sie alle „halten diese Bücher im Bewusstsein wach, nur damit sie überhaupt leben können, eine Metapher dafür, wie Bücher in uns existieren wollen“, sagt Willemsen. Damit schreibt er Büchern eine existenzielle, für das Mensch-sein zentrale Bedeutung zu.

Der Anfang der Poesie

Bücher machen uns nicht nur zu denkenden, sondern vor allem auch zu fühlenden Menschen: „Und wir, merkwürdige Sektierer, die wir sind, halten vom Fühlen viel. Wir sind sogar davon überzeugt, dass es nicht ausreicht, den Menschen durch Rationalität zu bestimmen, wie es die Aufklärung dachte.“ Um zu verdeutlichen, was Literatur zu leisten vermag, führt Willemsen das bekannte Beispiel des französischen Poetolo-gen Roger Caillois an. Er beschreibt, wie ein Bettler auf einer Brücke sitzt, vor sich einen Hut und ein Schild „Blind von Ge-burt an“. Die Menschen gehen vorbei, niemand wirft etwas in seinen Hut. Eines Tages kommt ein Unbekannter und schreibt etwas auf die Rückseite des Schilds und stellt es wieder hin.

„Wir Leser, wir wissen, was wir von-einander zu halten haben, wir bilden eine Solidargemeinschaft.“

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Daraufhin füllt sich der Hut des Bettlers mit Geld. Nach ei-niger Zeit treffen sich beide wieder und der Bettler fragt, was der Unbekannte auf sein Schild geschrieben habe. „Der Frühling wird kommen, aber ich werde ihn nicht sehen.“ Der Unbekannte war ein Dichter und die Geschichte beschreibt den Anfang der Poesie. So sentimental das Beispiel ist, das eine ist ein informativer Satz: „Ich bin blind.“ Die sachliche Information allerdings generiert keine Spenden, während der Satz des Dichters von ansteckender Qualität ist.

Bibliotheken sind die Heimat des Buchs

Willemsen zufolge hilft uns Literatur, zu verstehen, sich in andere und deren Gefühlswelten hineinzuversetzen. Sie regt zum Träumen an, zum Nachdenken und schließlich auch zum Kommunizieren. Denn Bücher schaffen die Möglich-keit, dass sich die disparaten Gruppen einer Gesellschaft in ihnen finden, reflektieren und miteinander in Beziehung setzen. In diesem Sinne schaffen auch Bibliotheken Räume zur Kommunikation. Sie helfen, Einsamkeit zu überbrücken. „Bibliotheken sind säkulare Kirchen. Sie bieten etwas an, das im musischen Sinne transzendent ist, also Transzendenz im

AApApAApAppAAAApAAA ririiiriririirriirr llllllllllll 2020202020200000000000000000000022200000000000000000000020000000000000000000000000001111313131331333311111133311111131311113111111333111333111113333333311133311111111113111113133333111111111311333333333333333333 WIWIWIIWIWWWIWWIWIWWWWWWIWIWIWWWIWIWWWWIWWWWIWIWWWWWWWWWWWWWIWIWWWWWIIWIWIWIWWWWWWWIWIWIWIWWWWWWIIIWWIWWWWW SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS ENEEEEENEEENENNNNNNNNNNENENENENEENENENNENEENEENEEEENEEEEEEENEENENNNNNNNNNEEEEEEEEEENENNNNNNNNNNNEEEEEEEEEENNNNNNNNNEEEEEEEEEEENNNNNEEEEENNEEENNNEEEEENEENNNNNNNNNENEENNNNENNEENNNNEENNNNNN

allerbesten Sinne der Selbstüberschreitung.“ In der Bibliothek werden Bücher nicht nur gesammelt und geordnet; sie gibt ihnen eine Heimat. Sie setzt sie durch ihr Ordnungssystem in Relation zueinander und verknüpft damit Wissen. Deshalb sind für Willemsen Bibliotheken Orte, die Dinge verständlich machen.

Letztendlich sei alles Lesen, egal ob von Sachliteratur oder Belletristik, dazu da, Individuen zu begründen. „Wer verlie-ße sein Leben lesend, wenn ihm dieses Leben nicht lesend genügte? Wer suchte nicht in der Literatur etwas, das seinen Mangel beantwortete, seine Kritik am Geschlechterverhältnis, an der Arbeitsverteilung, an der Geldverteilung, an der Art des Fühlens“, sagt Willemsen. Bücher suggerieren, dass alles anders sein könnte. Deshalb lesen wir. Weil wir über die Lite-ratur in einen Raum eintreten,„in dem man nicht nur ande-res Handeln simuliert, anderes Fühlen ausprobiert, sondern sich tatsächlich vorstellt, die Wirklichkeit sei veränderbar.“

Bücher und Bibliotheken sind seine Heimat: Der Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen schreibt ihnen eine für das Menschsein existenzielle Bedeutung zu.

Den Videopodcast finden Sie unter www.mcon-visions.de, Webcode: 150313 – oder QR-Code scannen und Video ansehen.

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Die Mandelbrot-Menge wird als das formenreichste geometrische Gebilde bezeichnet. Sie hat Computerkünstler inspiriert und zu einem Aufschwung fraktaler Konzepte beigetragen.

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Die Ästhetik der WissenschaftDialog von Kunst und Technologie fördert Innovationen

Die enge Verzahnung von Kunst und Wissenschaft kann äußerst produktiv sein. Dafür gibt es inzwischen viele Beispiele, etwa das Exploratorium in San Francisco – eine Mischung aus Labor und Museum und Vorbild für viele „Mitmachmuseen“ weltweit (S. 22 bis 24). Auch wer fotografiert, weiß von der engen Laison zwischen Kunst und Technik: Das verdeutlicht ein Interview mit dem Fotografie-Professor Gerhard Vormwald über die Bildsprache im multimedialen Zeitalter (S. 25 bis 27).

Inzwischen haben auch einige Unternehmen erkannt, wie bereichernd es sein kann, nicht nur in harten Zahlen zu denken, sondern auch mal kreativ zu sein. Deshalb binden sie Kunst in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter mit ein (S. 28 bis 29). Welche besonderen Produkte entstehen können, wenn Wissen-schaftler und Künstler gemeinsam arbeiten, veranschaulicht „BlingCrete“, ein lichtreflektierender Werkstoff (S. 30 bis 33).

Ein Gesamtkunstwerk mit praktischem Nutzen ist das Operndorf in Burkina Faso von Christoph Schlingensief. Das Erbe des 2010

verstorbenen Künstlers setzt der Architekt Diébédo Francis Kéré fort, der das Dorf samt Opernhaus in nachhaltiger Bauweise errichtet (S. 34 bis 35).

Häufig bedarf auch die Kunst wissenschaftlicher Methoden, um optimale Ergebnisse zu liefern – etwa, wenn es um die Architek-tur von Konzerthäusern und deren Akustik geht. Damit befasst sich Professor Michael Astroh (S. 36 bis 37). Ein aktuelles Beispiel ist die Elbphilharmonie in Hamburg, für deren Wohlklang der weltweit anerkannte Akustikexperte Yasuhisa Toyota sorgt (S. 38 bis 41).

Wissenschaft verständlich zu vermitteln, ist die Basis für interdis-ziplinäres Arbeiten und an sich eine Kunst, die sich aber erlernen lässt. Wie das geht, zeigt das Nawik, ein neues Institut für Wis-senschaftskommunikation (S. 42 bis 43).

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Nicht nur lehrreich, sondern auch schön anzuschauen: Im Exploratorium arbeiten Wissenschaftler und Künstler bei der Erstellung der Exponate eng zusammen.

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Interview mit Marina McDougall vom Exploratorium San Francisco „Kunst und Wissenschaft sind keine Gegensätze!“

Was ist die Idee des Exploratoriums? Kurz gesagt: Wir kreie-ren Erfahrungen, die Lust machen, die Welt, die uns umgibt, zu entdecken. Das Exploratorium wurde 1969 von dem Phy-siker und Pädagogen Frank Oppenheimer als Mischung aus Labor und Museum gegründet. Schnell wurde es ein Vorbild für „Mitmachmuseen“ auf der ganzen Welt. Bislang hat das Exploratorium zu mehr als 1.000 Ausstellungen in Museen auf der ganzen Welt inspiriert. Heute sind wir führend in Sachen informelles Lernen – also Lernen, das abseits von Institutio-nen wie Schulen und Universitäten stattfindet.

Was sollen Besucher erfahren, die das Museum besuchen? Die Besucher sollen bei uns nicht unbedingt harte Fakten lernen, obwohl wir viel Wissenswertes zu verschiedenen The-men wie den Wetterbedingungen auf dem Mars, der Genetik des Zebrafisches oder der Art, wie wir Farben wahrnehmen, bieten. Wir wollen aber vor allem dazu anregen, Fragen zu Alltagsphänomenen zu stellen.

Wie entwickelt sich das Klima und wie funktioniert eigentlich unser Gedächtnis? Spannende Fragen, denen die Be-

sucher im Mitmachmuseum Exploratorium in San Francisco auf den Grund gehen können. Das Museum beherbergt

475 interaktive Ausstellungsstücke aus den verschiedensten Bereichen, etwa aus Astronomie oder den Naturwissen-

schaften. Auf den ersten Blick hat das recht wenig mit Kunst zu tun; dennoch arbeiten im Exploratorium zahlreiche

Künstler. Wie passt das zusammen? m:convisions sprach mit Marina McDougall, Direktorin des „Center for Art and

Inquiry“ des Exploratoriums, über das Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst.

In erster Linie geht es im Exploratorium darum, Wissenschaf-ten wie Physik und Chemie anschaulich darzustellen und zu erklären. Wo ist da Raum für Kunst? Für uns sind sowohl Kunst als auch Wissenschaft dazu geeignet, die Welt zu erfor-schen und das eigene Wissen zu vermehren. 2011 haben wir eine Konferenz mit dem Titel „Kunst als Mittel des Erkennt-nisgewinns“ veranstaltet. Dort haben wir intensiv über in-terdisziplinäres Lernen diskutiert und ganz neue Einsichten gewonnen. Das Ergebnis war die Gründung des „Center for Art and Inquiry“ hier bei uns im Museum. Wesentliche Bestand-teile unseres Engagements in Sachen Kunst sind aber das „Ar-tist-in-Residence“-Programm, über das das Museum seit den 1970er Jahren mit Künstlern unterschiedlichster Disziplinen zusammenarbeitet, und unser spezielles Programm für Film-kunst. Nach unserem Umzug ans Pier 15 in San Francisco im April 2013 werden wir noch mehr Kunstprojekte verwirkli-chen können. Geplant sind etwa groß angelegte Installationen und Ausstellungen. Auch Projekte wie eine Bibliothek über

Marina McDougall, Direktorin des Mitmach-

museums Exploratorium in San Francisco

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die Geschichte der San Francisco Bay oder eine großforma-tige Darstellung des typischen „fog“ – des Nebels – von San Francisco, die es an unserem neuen Standort geben wird, sind unter maßgeblicher Beteiligung von Künstlern entstanden.

Der Gründer des Exploratoriums, Frank Oppenheimer, hat Wissenschaft und Kunst als sich gegenseitig ergänzende Ar-ten, die Welt zu sehen, betrachtet. Können Sie das erklären? Um diese Sichtweise zu verstehen, muss man wissen, dass in Oppenheimers Familie sowohl die Wissenschaft als auch die Kunst – besonders Malerei, Literatur und Musik – immer eine große Rolle spielten. Für Frank Oppenheimer waren Wissen-schaft und Kunst Möglichkeiten, unsere Wahrnehmung zu beeinflussen und zu verändern und so die Welt zu verstehen. Er hat die beiden Disziplinen nie als Gegensätze betrachtet, wie es heute oft geschieht.

Kann Wissenschaft denn Kunst sein? Und kann Kunst umge-kehrt Wissenschaft sein? Aus unserer Sicht ist die Welt eine Einheit ohne Grenzen zwischen den einzelnen Disziplinen. Wir verfolgen einen ganzheitlichen, interdisziplinären An-satz. Insofern sind Kunst und Wissenschaft keine Gegensätze; sie haben nur unterschiedliche Blickwinkel auf ein und die-

selbe Sache. Lassen sie mich ein Beispiel machen: Ein Baum ist ein Baum. Aber natürlich betrachtet ein Wissenschaftler, beispielsweise ein Botaniker oder Chemiker, ihn durch andere Augen als ein Künstler, etwa ein Bildhauer. Die interessan-testen Ideen entstehen ohnehin oft im Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst. In der Vergangenheit gab es viele Menschen wie Ernst Haeckel, Etienne-Jules Marey oder Jean Painlevé, die sowohl als Wissenschaftler als auch als Künstler tätig waren. Heute ist eine Zusammenarbeit beider Diszipli-nen aus meiner Sicht notwendig, um die wichtigsten Fragen unserer Zeit zu klären. So unterschiedlich, wie man auf den ersten Blick denkt, sind Wissenschaft und Kunst auch gar nicht. Die Voraussetzungen sind dieselben: Sowohl Wissen-schaftler als auch Künstler brauchen Kreativität und Vorstel-lungskraft, um etwas erforschen oder erschaffen zu können.

Joseph Beuy‘s Konzept der Sozialen Plastik versteht die Ge-sellschaft als Ganzes als ein großes Kunstwerk, an dem jeder Mensch kreativ mitwirken kann. Beuys zufolge ist also jeder Mensch ein Künstler. Gilt das denn auch für Wissenschaftler wie Physiker oder Chemiker? Auf jeden Fall. Wenn man über diese Frage nachdenkt, muss man den kulturellen Zeitgeist einbeziehen. Dieser Zeitgeist leitet die Menschen in all ih-rem Tun und verbindet die großen Entdeckungen und Pa-radigmenwechsel einer bestimmten Epoche miteinander. Nehmen Sie zum Beispiel die Relativitätstheorie: Auch sie wurde parallel zu anderen Paradigmen in Malerei und Musik entwickelt. Es hängt also alles zusammen, eben auch Kunst und Wissenschaft. Ganz nebenbei gesagt, waren erstaunlich viele Nobelpreisträger auf den Gebieten der Physik und der Chemie talentierte Musiker.

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Prominenter Platz am Pier 15: Im April 2013 eröffnet das Exploratorium in San Francisco seinen Neubau.

„Insofern sind Kunst und Wissen-schaft keine Gegensätze; sie haben nur unterschiedliche Blickwinkel auf ein und dieselbe Sache.“

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Interview mit Gerhard Vormwald zur Bildsprache in den neuen Medien „Welt-Realität als Photoshop-Simulation“

Herr Vormwald, der Übergang von den analogen zu den digi-talen Bildtechniken war sicher die einschneidenste techni-sche Veränderung für die Fotografie? Das liegt auf der Hand; der Wandel ist unaufhaltsam. Wer den Weg von analog zu digital nicht voller Überzeugung mitgegangen ist, hat in der Berufsfotografie nichts mehr zu melden. Die Auswirkungen sind vielfältig: Die technischen Abläufe zwischen Auftrags-erteilung und Abgabetermin sind schneller geworden. Die Bildsprache hat sich zu einem guten Teil auf Darstellungs-formen verlegt, die bislang nur mit großem Aufwand mög-lich oder sogar gänzlich unmöglich waren. Durch direkte Einflussnahme auf sein fotografisches Endprodukt ist der Fotograf zunehmend autonomer. Fremde Laborarbeiten sind weggefallen. Allerdings tummeln sich mittlerweile auch et-liche Leute als Quereinsteiger in diesem Metier. Die Fotogra-fenhonorare der mittleren Preisklasse sind im Keller. Und da werden sie auch bleiben.

Kann man generell sagen, dass sich auch die Art, wie fotogra-fiert wird, durch den technischen Fortschritt verändert hat? Jeder kann heute mit seinem Telefon Fotos machen. Speicher-platz kostet nichts und ist im Übermaß vorhanden. Also kann man, ohne groß nachzudenken, zu jeder Gelegenheit abdrü-cken. Eine Qualität dabei könnte sein, dass man auf einem egozentrischen Weg eine lückenlose Lebensbeschreibung von sich und seiner unmittelbaren Umwelt erstellen könnte. Die Frage wäre dabei allerdings: Wen interessiert das?

Was folgt aus all diesen Veränderungen für die Bildsprache? Gibt es bestimmte Standards, die die Kommunikation zwi-schen Bilderzeuger und Bildkonsumenten bestimmen? Es würde zu weit führen, die Welten der Künstler-Fotografie, der Profi-Fotografie und der Amateur- oder Laien-Fotografie auf ihren Anspruch und ihre Verwendung hin zu analysieren. Hier hat jede spezifische Erzeuger- und Konsumentengruppe ihre eigenen Standards. Der geringste Anspruch an und die

Die Rolle von Bildern hat sich im Zuge des Medienwandels rasant verändert. Wo wir vor 20 Jahren noch vorwie-

gend schwarz-weiße Bilder auf Zeitungspapier vorfanden, sehen wir uns heutzutage mit 78-teiligen Klickstrecken

auf Webseiten konfrontiert. Animierte oder bewegte Bilder buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Verlangen die

neuen Medien auch nach einer neuen Bildsprache? m:convisions sprach mit dem in Paris lebenden Künstler Ger-

hard Vormwald, der als Professor für Fotografie an der Fachhochschule Düsseldorf lehrt.

chaotischste Verwendung von Fotografie fällt wohl der letz-ten Gruppe zu: der Masse der „unbedarften Knipser“. Wobei sich die künstlerische Fotografie zuweilen der Attitüden von Profi- und Amateurfotografie in ironisierender Weise bedient.

Durch die immer einfacher werdenden Möglichkeiten zur Bildmanipulation haben Fotografien ihren – vermeintlich vor-handenen – Wahrheitsanspruch verloren. Ist das ein Problem? Oder hat es den Wahrheitsanspruch nie gegeben? Ob Fotogra-fie einen Wahrheitsanspruch hat, nur weil sie anscheinend Realität abbildet, wurde vielfach kontrovers diskutiert. Die erste Manipulation ist bereits die Wahl des Bildausschnitts. Dieser wäre demzufolge dann auch nichts anderes, als die individuelle Entscheidung des Fotografen über seinen Aus-schnitt der Welt und deren fotografische Repräsentation im Bild. Bereits die Pioniere der Fotografie haben nachweislich ihre Bilder arrangiert, indem sie direkte Eingriffe in die Welt des von ihnen Abzubildenden vorgenommen haben – was natürlich eine mehr oder weniger kalkulierte Manipulation der Bildaussage zur Folge hatte, von manuellen Retuschen ganz zu schweigen.

Gerhard Vormwald, Künstler und Professor für

Fotografie an der Fachhoch-schule Düsseldorf

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Aber auch heute bin ich immer wieder erstaunt, wie naiv manche Bilder als Realität betrachtet werden und das Er-staunen doch groß ist, wenn man Manipulationen aufdeckt. Eventuell hat sich die Wahrnehmung des neuen, die Welt betrachtenden Menschen aufgrund der fortwährenden Bild-manipulationen schon so weit verändert, dass eine neue Sicht auf die Welt damit einhergeht, er also auch in der Realwelt schon mit allem zu rechnen hat, auf alles gefasst sein muss. Welt-Realität als Photoshop-Simulation.

Sie sind ja nicht nur Fotograf, sondern auch Wissenschaftler und Lehrer: Wie bringen Sie Ihren Studenten bei, die „richti-ge“ Bildsprache zu finden? Eine „richtige“ Bildsprache kann es nicht geben. Es könnte bestenfalls eine bevorzugte – oder wenn man im Kunstkontext über Bilder spricht – eine ka-nonisierte Art und Weise der Darstellungsformen geben. Als Lehrer muss ich in der Lage sein, die unterschiedlich vorgeführten Bilddarstellungsformen zu benennen, diese voneinander zu unterscheiden, um sie gesellschaftlich und historisch einzuordnen. Erkenntnisse aus diesen Analysen und Feststellungen können dann gegebenenfalls in kritischer Form an die Studierenden weitergegeben werden. Dabei lege

ich größten Wert darauf, dass die Studierenden über einen Prozess der Selbstfindung den Weg zu ihren eigenen Bildern finden. Authentizität und Intelligenz sind in Verbindung mit Talent und Fleiss die Garanten für jene Bilder, die interes-sieren und die Kraft ihres menschlichen Kommunikations-potenzials in der Lage sind, vielleicht neue Varianten der Bildsprache zu generieren. Und hierbei möchte ich bewusst darauf verzichten, graduell zu unterscheiden, ob es sich dabei um angewandte oder freie Arbeiten handelt.

Die Bildsprache wird ja zum Teil auch von formalen Kriterien bestimmt: Quer- oder Hochformat? Oder gar im gerade so hippen Quadrat? Farbeffekte, Lichteinstellungen, Tilt-Shift-Optik – sorgen hier die neuen Medien für mehr künstleri-sche Varietät oder sind das nur Trends in den altbekannten Spielarten der Bildsprache? Größtenteils produzieren die bereits eingebauten Kamera-Filter sowie unzählige Apps di-gitalisierte Effekte, die man früher schon mittels Filmwahl, Entwicklungsmanipulationen, Effekt-Filter oder komplizier-ten Dunkelkammertricks erreichen konnte. Hier kommt ein nostalgischer Spiel- und Experimentiertrieb auf seine Kosten. Auch die Effekt-Filter der gängigen Bildbearbeitungsprogram-

„Baustelle“ (Courtenay, Frankreich, 2011): In seinen neuesten Arbeiten befasst sich Vormwald mit „idealen Bildkonstruktionen“, eher im Sinne von Malerei.

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me werden gerne zur „Bildverschlimmerung“ verwendet. Hier gibt es allerdings viele Neuerungen, die vormals ana-log nicht zu erzeugen waren. Ein ästhetischer Mehrwert der Bilder ist dadurch aber damals wie heute nicht feststellbar.

Was sind die aktuellen Tendenzen in der Bildsprache? Gibt es gar eine eigene Bildsprache für neue Medien? Es gibt unend-lich viele Bildsprachen und viele Medien, die sich der Bilder bedienen. Wir müssten also erst einmal unterscheiden, ob wir – um zunächst bei den Printmedien zu bleiben – eine Kunstzeitschrift, ein trendiges Modemagazin, eine Publikum-sillustrierte oder gar die Bäckerblume vor uns haben. In allen Objekten ist das Sender-Empfänger-Verhältnis aufgrund von erlernten und gelebten Rollen-Codes genau austariert. Ändert sich die Gesellschaft und ändern sich somit ihre Codes, so ändern sich die Ausdrucksweisen der Bilder und der Sinn ihrer Verwendung. Für das Web und seine immanente Vielfalt gilt eigentlich das Gleiche. Bei den Tablets hat man durch diverse Programmiermöglichkeiten aufregende Versionen der Präsentation. Fotos, Bewegtbilder, Text und Ton gleichzeitig bieten im erweiterten Designkontext einen hohen Unterhal-tungswert. Abkürzend könnte man vielleicht sagen, dass der

gemeinsame Nenner der „neuen“ Bilder – auch was Ausdruck und Wirkung betrifft – im Vergleich zu früheren Zeiten die Geschwindigkeit ist.

Aus Sicht des Fotografen: Hat das Endmedium eine Auswir-kung darauf, wie ich etwas per Bild ausdrücken kann? Für Filmleute ist die Antwort einfach: Fernsehschirm und Lein-wand erfordern eigentlich immer mehr oder weniger schmale Querformate. Schnelle Knipsbilder in gewöhnlich geringerer Pixel-Auflösung eignen sich nicht für ein Printmedium, es sei denn, ich möchte den Eindruck der pixeligen Knipsbil-dästhetik aus irgendeinem Grund aufrecht erhalten. Aber wir sprechen hier von der Form und weniger davon, was ein Bild inhaltlich formuliert. Der Transport und die Vermittlung starker Inhalte ist weitgehend medienunabhängig.

Stichwort Soziale Medien: Auf Facebook und Co. spielen Bil-der eine große Rolle. Der Erfolg von Bildern ist an „Gefällt mir“-Klicks und Weiterleitungszahlen ablesbar. Ist relevant also gleich gut? Man kann davon ausgehen, dass bei der Ent-stehung von fotografischen Bildern zum Gebrauch in sozia-len Netzwerken ästhetische Kriterien nicht im Vordergrund stehen. Gut und erfolgreich ist hier immer das, was auch gefällt. Hier spielen Prädikate wie gut oder schlecht im Sinne einer bildwissenschaftlichen Ästhetik eine weitgehend un-tergeordnete Rolle.

Die erfolgreichen Social Media sind internationale Plattfor-men. Ist Bildsprache global verständlich? Oder gibt es auch bei Bildern „Sprachbarrieren“? Aufgrund der Modernisierung und totalen Vernetzung unserer Welt werden – in nachweis-baren Tendenzen zu Vorlieben und Abneigungen – „gängige“ Bildsprachen wie selbstverständlich eingesetzt und auch glo-bal verstanden. Ausnahmen bilden hier Darstellungen mit ethisch, religiös oder sexuell fragwürdigen Inhalten. Aber auch das wäre nur ein Beweis dafür, dass man die Bilder verstanden hat. (lacht)

Die Menge an veröffentlichten Bildern ist gewaltig. Wie kann man da noch die qualitativ hochwertigen herausfiltern? Frü-her dachte ich, dass beim Betrachten von allzu viel „Bilder-müll“ eventuell Augenkrebs entstehen könnte. Heute weiß ich, dass ich, gemäß Hölderlins Spruch „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, gelernt habe, alles auszublenden, was mich bildmäßig nicht interessiert oder mir nicht gefällt. Ich führe das auf einen unbewussten mutativen Prozess zurück, der mir nun den nötigen optischen Schutz bietet. Qualität allerdings nehme ich dafür umso stärker wahr.

„Am Strand von Antibes“ (2011) (oben) und „Über-fahrt“ (2012): Aufnahmen real vorgefundener Land-schaftssituationen werden mit Versatzstücken aus diversen Natur- und Stadtmotiven zu Ansichten von Ideallandschaften zusammengeführt.

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Mit Kunst die Persönlichkeitsentwicklung stärken Theaterspielende Azubis und malende BWL-Studenten

Das Licht geht aus, der Vorhang öffnet sich – und die Herzen der Schauspieler klopfen immer stärker, das Lampenfieber steigt. Denn es sind keine professionellen Schauspieler, die auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten. Es ist der gro-ße Tag junger Auszubildender des dm-drogerie markts, die vor Familien, Freunden und Kollegen die Premiere ihres Bühnen-werkes präsentierten. Die Aufführung ist der Höhepunkt des Theaterworkshops „Abenteuer Kultur“ und gehört neben den weiteren Säulen „Lernen in der Arbeit“ und „Forum Schule“ bei dm fest zum Ausbildungskonzept: Während seiner Lehr-

Wirtschaft und Kunst – passt das zusammen? Auf den ersten Blick lassen sich die beiden Bereiche eher schlecht mit-

einander vereinen, möchte man meinen. Doch in Unternehmen finden Elemente darstellender wie bildender Kunst

zunehmend Eingang in die Aus- und Weiterbildung, etwa in Form von Seminaren und Workshops. Im Fokus dabei:

die Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter. Die dm-drogerie markt GmbH & Co. KG gilt als einer der Vorreiter,

wenn es um das Integrieren von Kunst in die Arbeitswelt geht.

zeit nimmt jeder Auszubildende zweimal an Theaterwork-shops teil und erarbeitet gemeinsam mit Theaterleuten, wie Schauspielern und Regisseuren, ein Bühnenstück. Für die Themen- und Textwahl sowie die inhaltliche Gestaltung der Workshops sind allein die Workshopleiter verantwortlich; dm macht dabei keinerlei Vorgaben, um die künstlerischen Prozesse nicht einzuschränken.

Ob Textcollagen aus literarischen und eigenen Texten oder Neuinterpretationen von Klassikern oder modernen Bühnen-werken – der Kreativität der Jugendlichen sind bei „Abenteu-

seseseseseseeeeeeseseseseeeesseseseesesseseeessessesssesesssseseseesessssssessssseseeeeessesesseeeeeeesssssseesessseeeeseesssesseeeeeeeeessssssseeeeessssssesseeeeeessssssseeeeeeeeeiiiiitititititittititttititititttttttttttittiittiittttititiittiitittitititititittititittitititttttitiitttttiititttttiiitttttitittiitittttttiiitttttteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee 222288888888888822282228222888882888888822228228888888228282888888822222888888228288888822288888882222228888888222222888888822222222288882222228888888222222822888882222222288882222222888822222288882222228888882222222888882222888822222282288882222222288888822222228888222222288822222288

Das besondere Konzept der Alanus Hochschule: Auch bei BWL-Studenten steht Kunst auf dem Stundenplan.

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er Kultur“ keine Grenzen gesetzt. Einzige Bedingung für die Auszubildenden: Es geht darum, dass sie ihre bekannte Welt verlassen und mit Neuem in Berührung kommen. Das gilt insbesondere in Bezug auf Sprache und Ausdrucksmöglich-keiten – denn entstanden ist „Abenteuer Kultur“, nachdem Professor Götz W. Werner, Gründer und Aufsichtsrat von dm, auf den Aufsatz „Kindheit verstummt“ des Pädagogen Rai-ner Patzlaff aufmerksam wurde. Der Artikel beschreibt den Sprachverfall der Kinder und Jugendlichen – dagegen will dm mit „Abenteuer Kultur“ aktiv vorgehen und den kreativen Umgang mit Sprache fördern.

Das eigene Selbstbewusstsein stärken

Eine der Ausbildungsabsolventen 2013 bei dm ist Marina Janing. Für sie waren die Workshops ein Schlüsselerlebnis. „Durch das Theaterspielen ist der Knoten geplatzt. Ich bin plötzlich viel aufgeschlossener und freier auf die Kunden zugegangen“, erzählt die dm-Mitarbeiterin, die vom Deut-schen Industrie- und Handelskammertag als beste Drogistin 2012 ausgezeichnet wurde. Auch wenn es für manche Azubis anfangs schwer sein mag, sich auf das Abenteuer einzulassen – letztendlich profitieren die Auszubildenden auf verschie-denste Weise. „Was die Lehrlinge durch ,Abenteuer Kultur‘ lernen und erfahren, ist individuell sehr unterschiedlich.

Auf jeden Fall erleben sie, dass sie allein und in der Gruppe etwas geschafft und geleistet haben, was sie sich vorher nie zugetraut hätten – so überwinden sie Ängste und stärken ihr Selbstbewusstsein; das trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei“, fasst Christian Harms zusammen, der bei dm-drogerie markt als Geschäftsführer für das Ressort Mitarbeiter ver-antwortlich ist. Seit 2001 setzt dm „Abenteuer Kultur“ bun-desweit um. Rund 2.000 junge Menschen werden 2013 an 107 Workshops teilnehmen. Im Jahr 2004 erhielt dm für diesen Baustein der Ausbildung den „Initiativpreis Aus- und Weiter-bildung“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, der Otto Wolff Stiftung und der Wirtschaftswoche.

Eigene Erfahrungen beim Theaterspielen sammeln und sich persönlich weiterentwickeln – das können seit 2011 nicht nur die Auszubildenden, sondern alle Mitarbeiter von dm.

Beim Workshop „Theater(t)räume“, der sechs Tage innerhalb von drei bis sechs Wochen umfasst, setzen sich die Teilnehmer gemeinsam mit den Workshopleitern mit fremden Texten, anderen Kulturen und unbekannten Themen auseinander – und erweitern dadurch ihren Horizont maßgeblich.

Perspektivenwechsel von Wirtschaft zu Kunst

Einmal über den Tellerrand blicken, das können auch die Studenten bei dm, die den Bachelor-Studiengang „Betriebs-wirtschaftslehre“ absolvieren. Denn die Vorlesungen finden an der Alanus Hochschule statt – einer Lehreinrichtung, de-ren Schwerpunkt auf Kunst und Gesellschaft liegt. Unter dem Motto „Wirtschaft neu denken“ kombiniert der Studiengang betriebswirtschaftliches Fachwissen mit Inhalten aus Kunst, Kulturwissenschaften und Sprachen. Deshalb stehen neben Grundlagenwissen zu bildenden und darstellenden Künsten auch interdisziplinäre Kunstübungen und eigenständige Kunstprojekte auf dem Vorlesungsplan. Ob Töpfern, Tanzen, Bildhauen oder Zeichnen – die Kunstmodule sollen die Studie-renden dabei unterstützen, ihre Wahrnehmung zu schärfen und Mut zu kreativem Handeln zu entwickeln. „Es fördert die Flexibilität im Denken und die kreative Gestaltungskraft der Studierenden, wenn sie sich gleichzeitig mit Kunst an der Hochschule, Kultur im Unternehmen und mit betriebs- und volkswirtschaftlichen Zusammenhängen beschäftigen“, ist Professor Götz W. Werner überzeugt. Damit leistet Kunst als fester Studienbestandteil einen entscheidenden Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden: Indem sie ihre eigenen Grenzen austesten und sogar überschreiten, lernen die Studierenden, Entscheidungs- und Gestaltungs-blockaden zu überwinden. Damit vertiefen sie ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen im beruflichen Alltag Pro-bleme schnell und ganzheitlich wahrnehmen und geeignete Lösungsansätze entwickeln zu können. Gleichzeitig leisten die Module einen Beitrag dazu, dass die Studierenden ein Kultur- und Wertebewusstsein entwickeln, Kompetenzen, die im späteren Berufsleben unabdingbar sind. Kunstmodule als unbekanntes Abenteuer für BWL-Studenten – ein Baustein, der zeigt, wie Wirtschaft von Kunst lernen kann.

„Durch das Theaterspielen ist der Knoten geplatzt. Ich bin plötzlich viel aufge-schlossener und freier auf die Kunden zugegangen.“

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Ein Material wie ein Kunstwerk: der Werkstoff „BlingCrete“.

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BlingCrete vereint Leichtigkeit und SchwereBeton im Dialog mit Licht

Schwer, massig und undurchdringlich – so ist der Werkstoff Beton, der seit 100 Jahren verbaut und inzwischen uni-

versell eingesetzt wird, beaknnt und vertraut. Mit Beton etwas Neues anzustellen, ihn über die Funktionalisierung

seiner Oberfläche zu reinterpretieren, das ist der Ansatz einer transdisziplinären Arbeitsgruppe aus bildenden Künst-

lern, Architekten und Materialforschern. Sie hat mit BlingCrete einen reflektierenden Werkstoffverbund aus Beton

und Glas entwickelt.

Die Geschichte von BlingCrete beginnt mit einer Notlage: Vor zehn Jahren gewann Heike Klussmann, heute Kunstprofes-sorin an der Universität Kassel, zusammen mit „netzwerkar-chitekten“ den Wettbewerb für den Neubau der Düsseldorfer U-Bahn mit einem Entwurf aus lichtreflektierenden Oberflä-chen. Doch die Umsetzung drohte zu scheitern, da existieren-de Materialien aus Kunststoff oder Aluminium nicht feuerfest waren. Hieraus ist die Idee zu BlingCrete entstanden. „Ich wollte die positiven Eigenschaften von Beton mit der Eigen-schaft Lichtreflexion verbinden. Wir haben nach der besten Lösung geforscht und experimentiert. Jetzt wird das optische Phänomen durch Mikroglaskugeln erzeugt, die in die Oberflä-che eingebettet werden“, sagt Heike Klussmann. Die Vorteile des Werkstoffverbunds sind die Abriebfestigkeit, der eigene Materialcharakter und die Zulassung als Bauprodukt. Aktu-ell sind beispielsweise eine U-Bahn-Station, ein Haus am See und die Außenraumgestaltung für die Technische Universität Berlin in der Planung.

Fertigteile nach Wunsch

Handwerklich besteht BlingCrete aus zwei Komponenten, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen: Glas und Beton. Es kommt auf die Rezeptur des Betons an und auf die Alkaliresistenz des Glases, damit es sich mit Beton verträgt.

Zudem sind die Oberflächenbehandlung und die Reflexions-intensität der Glaskugeln interessant. Entscheidend für die Rückstrahlkraft sind die Rundheit und die Klarheit der Per-len sowie der Verbund der Mikroglaskugel mit der Matrix. Die Kugeln werden über eine Matrize zu 51 Prozent eingebettet. Das eine Prozent über der Hälfte hält die Kugel mechanisch fest. BlingCrete wird im Fertigteilverfahren hergestellt. Da-bei können die Kugelgrößen, die Kugelzahl pro Kugelgröße, das Surfacelayout sowie die Farbe der Matrix individuell und projektspezifisch bestimmt werden. Die Bauteilgröße kann bis zu einem Transportmaß von vier mal sechs Metern reichen. Die übliche Materialstärke sind zwei Zentimeter. Neben an-deren Folgeprojekten entwickelt die Arbeitsgruppe über eine stromproduzierende Veredelung der Betonoberflächen einen energieerzeugenden Beton.

Architektur visuell in Bewegung

„BlingCrete ist die Konzeption einer subtilen Oberfläche, die es schafft, zwischen Materie und Licht zu vermitteln, und so indirekt auf das Verhältnis von Masse und Oberfläche verweist“, sagt Architekt Thorsten Klooster. Die Bling Crete-Oberfläche reflektiert Licht je nach Lichtquelle und nach der Bewegung der Passanten. Sie repräsentiert somit keinen sta-tischen energetischen Zustand. „BlingCrete erlaubt, fließende

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Übergänge zu formulieren und so die Architektur visuell in Bewegung zu versetzen. Die besondere entmaterialisieren-de Ästhetik entsteht durch den dauerhaften Dialog mit dem Licht“, sagt Thorsten Klooster.

Kunst als Wissensfeld

Ist BlingCrete Kunst? Und inwiefern bedingen sich bei diesem Projekt Kunst und Wissenschaft? Diese grundsätzlichen Fra-gen analysiert Heike Klussmann so: „Kunst ist nicht nur das Erzeugen von Objekten, sondern Kunst ist für mich vor allem ein Wissensfeld, in dem Fragen gestellt und Probleme gelöst werden. In unseren Projekten überlagern sich künstlerische Strategien, Grundlagenwissenschaft und anwendungsorien-tierte Ingenieurswissenschaft.“ Außergewöhnlich sei, dass Arbeitsmethoden aus künstlerischen und aus wissenschaftli-chen Disziplinen im jeweils anderen Kontext als dem eigenen angewandt würden. Daraus und aus der Zusammensetzung und der Offenheit der Gruppe entstehe eine unglaubliche

Dynamik. Gesellschaftliche Fragen seien heute so komplex, dass sie meist nicht von einer Fachrichtung beantwortet werden könnten; es gehe um Austausch, Zusammenarbeit, Kooperation. „Wir brauchen heute Multiperspektivität, um gesellschaftliche Fragen, um praktische Fragen zu lösen“, fordert Heike Klussmann.

Modell für transdisziplinäre Forschung

Gleichzeitig steigen der Beobachtung von Thorsten Klooster zufolge die Ansprüche an moderne Materialien immer weiter. Er vertritt die Auffassung, dass sich im Hinblick auf ihre fortschreitende Technologisierung einiges Ideenpotenzial aus dem Austausch zwischen Wissenschaften wie experi-menteller Physik oder nanotechnologischer Forschung, Ar-chitektur-Design und künstlerischer Forschung gewinnen lässt. Die Entwicklung von BlingCrete ist aus einem solchen Zusammenspiel entstanden: „Für uns hat sich BlingCrete aus der Analyse und der kreativen Interpretation solcher Gegen-sätze von der Ebene der bildenden Kunst über den Weg der Materialentwicklung zu einem Experimentalsystem fortge-schrieben“, sagt Thorsten Klooster. Dabei würden in gleicher Weise künstlerische wie wissenschaftliche Fragestellungen angestoßen und der Dialog darüber befördert. Die inhaltli-chen Facetten des Begriffs „Oberfläche“ definierten hier ei-nen interdisziplinären Verhandlungsraum, in dem sich das Projekt entfalte. DasFazit Thorsten Kloosters: „BlingCrete ist eine Materialentwicklung und – für uns – das Modell eines transdisziplinären Forschungsprozesses.“

Die Mikroglaskugeln können im Beton in beliebiger Weise angeordnet werden – auch als Piktogramme.

„In unseren Projekten überlagern sich künstlerische Strategien, Grund-lagenwissenschaft und anwendungs-orientierte Ingenieurswissenschaft.“

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Der Standarddurchmesser der Glaskugeln beträgt vier Millimeter, die Lichtreflexion funktioniert jedoch auch im Großmaßstab.

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Diébédo Francis Kéré baut Schlingensiefs OperndorfDie Befreiung der Kunst von der Konvention

Rotbrauner, staubiger Lehmboden, ein paar Felsbrocken, einige Ziegen, irgendwo in Afrika – kein geeigneter Platz,

um ein Opernhaus zu bauen. Das denkt der vernunftgelenkte Europäer. So hatte auch Diébédo Francis Kéré gedacht.

Bis er Christoph Schlingensief kennenlernte. Der 2010 verstorbene Regisseur und Aktionskünstler war bekannt für

seine unglaublichen Ideen, das Operndorf in Burkina Faso war eine davon. Die Fertigstellung des Projekts hat Schlin-

gensief nicht mehr erlebt – doch die Arbeit daran geht weiter. Kéré, der Architekt des Dorfes, ist überzeugt davon,

dass der Traum des verstorbenen Künstlers ganz in dessen Sinne Wirklichkeit wird.

Diébédo Francis Kéré ist ehrlich: „Ich muss zugeben, dass ich das Ganze erst für ein Hirngespinst gehalten habe. Auch, weil ich die Kosten wahnsinnig hoch fand.“ Doch der Charismati-ker Schlingensief überzeugte ihn mit seinem Enthusiasmus. Kéré, international bekannter Architekt mit Büro in Berlin, ist in Burkina Faso aufgewachsen. Als 19-Jähriger kam er nach Deutschland. Damit war Kéré für Schlingensiefs Projekt die ideale Besetzung: Ein Einheimischer, der in beiden Kultu-ren zu Hause ist – ein Mittler zwischen Europa und Afrika. Soll das Dorf doch zu einer Begegnungsstätte der Künste und Kontinente werden.

Der Grundgedanke: Die Menschen erlernen nicht nur ver-schiedene Kunstformen wie Film, Theater oder Fotografie; sie lernen durch die Kunst auch fürs Leben. Schlingensief folgte dem Beuys’schen Kunstbegriff der „sozialen Plastik“, dem zufolge jeder Mensch durch kreatives Handeln zum Wohle der Allgemeinheit beitragen könne. „Er sah Kunst als Einheit und als Erfahrung. Mit dem Operndorf wollte Christoph einen Ort zum Leben und Arbeiten für Künstler schaffen. Es soll eine Art Gesamtkunstwerk werden“, erklärt Kéré.

Grundsteinlegung war im Januar 2010 in Laongo, einem Dorf in der Nähe von Burkina Fasos Hauptstadt. Schule, Kran-kenstation und Festspielhaus sind die zentralen Bauten, dazu Wohn- und Gästehäuser, Café und Restaurant. Alles soll ge-meinsam mit den dort lebenden Menschen experimentell ent-wickelt werden. Der Bau erfolgt in Etappen: Anfang Oktober 2011 eröffnete die Schule, die Krankenstation wird bald fertig sein. „Als nächste Schritte folgen der Bau der Wohnräume, die Erweiterung der Schule um drei Klassen sowie die Haupthalle der Anlage. Zudem werden in den kommenden Monaten noch zehn weitere Wohnhäuser entstehen“, berichtet Kéré. Die Form des Dorfes orientiert sich an der Bauweise traditioneller afrikanischer Dörfer, wo die Hütten wie bei einem Schne-ckenhaus kreisförmig um einen zentralen Platz angesiedelt sind. Auf dieser Art Marktplatz wird das Festspielhaus stehen. Das Zentrum wird eine klassische Bühne, die es bereits gibt.

Sie stammt von der Ruhrtriennale. „Um sie herum habe ich meine Ideen entwickelt“, erklärt Kéré.

Zurück zur Ursprünglichkeit von Kunst

Was genau im Opernhaus passieren soll, bleibt den Menschen vor Ort überlassen – egal ob Schauspiel, Gesang oder Trommel-konzerte. Die Dinge sollen von sich aus entstehen, die bei uns so verinnerlichte Trennung von Kunst und profanem Leben ausgeblendet werden. Das war dem Provokateur Schlingen-sief, der gerne alles auf den Kopf stellte, wichtig: die Reali-sierung einer freien, ursprünglichen Kunst fernab von euro-päischer Ziel- und Zweckgerichtetheit. „Ich will mal endlich Geld geben, ohne dass ich was dafür bekomme. Ich will von Afrika was lernen, ich will nichts mehr diktieren, ich kann denen auch gar nichts mehr diktieren“, schrieb Christoph Schlingensief im Juni 2010, drei Monate vor seinem Tod. So ist „Von Afrika lernen“ das Motto des Operndorfs. Es bezieht sich auf eine Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der das Dorf bereits besucht hat. Den Afrikanern soll keine fremde Kultur aufgezwungen werden. „Es funktioniert nicht, Ideen woanders zu entwickeln und dann eins zu eins auf Afrika zu übertragen“, sagt Kéré.

Diébédo Francis Kéré, Architekt mit Büro in Berlin

und Wurzeln in Burkina Faso

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Im Operndorf sieht Kéré eine Chance für die ländliche Be-völkerung: „Burkina Faso gilt auch als ‚Hauptstadt‘ des Films und des Theaters in Afrika. Es ist eine Kunstmetropole. Aber dem Land fehlen die Mittel, Strukturen zu schaffen. Das Operndorf könnte dafür einen Anstoß geben.“ An der Schule im Operndorf lernen derzeit 50 Kinder. Auf ihrem Stundenplan steht nicht nur Schreiben, Lesen und Rechnen, sondern auch Malen, Singen und Tanzen. Sie sollen vor allem kreativ sein.

Preisgekrönte ökologische Bauweise

Bei allem Faible Schlingensiefs für das Fantastische achtete er bei der Bauweise des Dorfes auf ganz irdische Dinge – die Öko-logie. „Meine nachhaltige Art, zu bauen, hat Christoph sehr beeindruckt“, erzählt Kéré. 2004 erhielt er den Aga-Khan-Award, den höchstdotierten Architekturpreis der Welt, für den Bau einer klimagerechten Schule in seinem Heimatdorf Gando. Kéré hat eine Technik entwickelt, Lehm so anzumi-schen, dass er dem Regen standhält. Um die Lehmziegel her-zustellen, braucht es nur ganz wenig Wasser und Strom. Sie können vor Ort von den Menschen hergestellt werden. Eine

spezielle Dachbautechnik lässt die Luft zirkulieren und sorgt auf natürlich Weise – ganz ohne Strom – für angenehme 25 Grad bei einer Außentemperatur von 40 Grad im Schatten. Das ganze Dorf soll auf diese Weise entstehen.

Etwa zwei Mal im Monat ist Kéré in Burkina Faso vor Ort: „Ich möchte dafür sorgen, dass die künstlerische Idee, die Christoph und ich geteilt haben, eingehalten wird.“ Häufig fährt er auch gemeinsam mit Christophs Witwe Aino Labe-renz nach Afrika. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin führt das Projekt ehrenamtlich fort. Über die „Festspielhaus Afri-ka gemeinnützige GmbH“ sammelt sie Spendengelder. Eines der Ziele des Projektes ist, dass dieses mehr und mehr in die Hände der Menschen vor Ort übergeht. Das scheint zu gelin-gen. Das Operndorf werde von den Einheimischen sehr gut aufgenommen, so Kéré. Und was können die Europäer von Afrika lernen? „Generell Gelassenheit. Afrikaner sind eher zufrieden mit dem, was sie haben, sie sind genügsamer und haben viel mehr Lebensfreude als die Menschen in Europa.“

www.operndorf-afrika.com

Die Schule des Operndorfes: Eine spezielle Dachkonstruktion sorgt im Innern für angenehme Temperaturen.

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Erkenntnis und Erleben in Kunst und ArchitekturÜber die Entwicklung der Konzerthausakustik von Professor Michael Astroh

Kunst zielt auf verbindliches Erleben hin. Wissenschaft sucht allgemeingültige Erkenntnis. Ihre Gegenstände sind letztlich Maß ihrer Geltung. Künstlerischer Ausdruck hingegen kann unabhängig von solchen Bezügen gültig sein. Er lässt uns die Kultur, an der wir Anteil haben, als Möglichkeit und Be-schränkung unserer je eigenen, prekären Existenz erleben. In der Annäherung an ihre Werke werden die Grenzen erfahr-bar, innerhalb derer eine Kultur Lebensweisen und zugehö-rige Formen sinnlicher Erfahrung ausprägt. Die innovativen Leistungen der Kunst sind somit ein kultureller Garant einer offenen und freien Lebensgestaltung. Wissenschaft kann sich ohne diese Offenheit nicht wahrhaft entfalten. Denn ohne Verständnis für schöpferische Leistungen in Ausdruck und Gestaltung können auch begriffliche Innovationen, die Wis-senschaft auszeichnen, sich nicht frei entwickeln.

Innovation in den Künsten ist jedoch ihrerseits von wissen-schaftlichen Leistungen zumindest auf zweifache Weise abhän-gig. Zum einen können konzeptionelle, zum anderen techni-sche Fortschritte für künstlerische Neuerungen verantwortlich

sein. So sind Architektur und Musik in der abendländischen Geschichte vorrangig in Einheit mit den Wissenschaften auf den Plan getreten. Schon in der griechischen Antike und er-neut in der italienischen Renaissance wurde Architektur ma-thematisch, nach Maßgabe der Lehre von den Proportionen konzipiert. Weitaus entschiedener kommen in der zeitgenös-sischen Architektur Verfahren der Ingenieurswissenschaften, aber auch Technologien der neuen Medien zum Einsatz.

Architektur und Musik als Wissenschaften

Keine der europäischen Künste – ausgenommen die Musik – ist von Beginn an als ein Bestandteil von Wissenschaft oder selbst als eine Wissenschaft verstanden worden, die überdies elementare, kosmologisch maßgebliche Beziehungen zu er-fassen weiß. Mit dem Aufschwung der Natur- und Geistes-wissenschaften im 19. Jahrhundert konnten sich auf dem Hintergrund dieser großen intellektuellen Tradition Kon-zeptionen des musikalischen Klangs entwickeln, die auf die

von Prof. Michael Astroh

Architektur und Musik zeichnet ein Anspruch aus, der in anderen Künsten zumeist fehlt. Sie faszinieren sinnlich,

bringen in der Regel jedoch nichts prägnant zur Anschauung. Im Wandel von Klängen werden Einheit und Ordnung des

musikalischen Werks lebendig und als gültiger Ausdruck erfahrbar. Dargestellte Inhalte fehlen jedoch. Auch Übergänge

von Räumen zu Räumen prägen zwar körperliche Bewegungen mit- und gegeneinander, doch stellt sich darin nichts

dar. Die Kunst der Architektur ist ein bloßer Ausdruck von Grundgestalten, in denen Menschen gemeinsam leben.

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Hörgewohnheiten von Liebhabern sogenannter klassischer oder romantischer Musik keine Rücksicht nehmen.

Doch auch technische Impulse, die zunächst vielleicht irrelevant scheinen, haben in der jüngeren Musikgeschich-te erhebliche Wirkungen erzielt. Eine so differenzierte und weitläufige Klanggestaltung, wie sie Orchesterwerken zum Beispiel von Richard Strauss, Gustav Mahler oder Alban Berg wesentlich ist, konnte nur mit Hinblick auf die großartig angelegten Konzerthäuser gelingen, die das Konzertwesen jener Zeit international zu realisieren wusste.

Musik wird reproduzierbar

Über bau- und raumakustische Errungenschaften hinaus ha-ben wissenschaftliche und technologische Leistungen in den Bereichen der Elektroakustik und Informatik das gesamte Musikwesen grundlegend gewandelt. Erst unter ihrem Ein-fluss wurde Musik unabhängig von ihrer Notation reproduzi-bel, ihre wiederholte Aufführung elektronisch modifizierbar.Insbesondere wurden im Zuge dieser Entwicklung neuarti-ge Formen der Klangerzeugung gewonnen, sodass sich im vergangenen Jahrhundert neue Arten musikalischer Kunst entwickeln mussten und als solche zu rechtfertigen waren.

Umfassende technische Innovationen haben seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die akustische und visuelle Verfassung unserer gesamten Lebenswelt gewandelt. Es wäre äußerst naiv, diese Errungenschaften als frei verfügbare Dis-positionen aufzufassen. Offensichtlich ist ihr Einsatz an kul-

turelle und soziale, ökonomische wie politische Interessen gebunden. Schon die komplexen, kostenintensiven Kontexte, in denen sie gewonnen und wirksam werden, verhindern ihren unbeschränkten Einsatz. Überdies sind technische Mög-lichkeiten nicht schon ästhetische Verfahren. Wie der Einsatz digitaler Medien in der Filmindustrie nur allzu häufig zeigt, führt erst ein reflektierter Einsatz technischer Innovationen, der vorrangig mit ihren Grenzen rechnet, in den Bereich der künstlerisch anspruchsvollen Ergebnisse.

Dies gilt für prestigeträchtige Sphären der Kunst wie Ar-chitektur und Musik nicht minder als für populäre Bereiche wie Film. Zahlreiche Konzerthäuser der Gegenwart dienen vor allem einer auch technisch höchst anspruchsvollen Auf-führung historischer Musik, obwohl es heute doch nur Werke der Gegenwart sein können, an denen sich der technische Fortschritt ästhetisch hinreichend bewährt.

Konzerthäuser von schlicht bis opulent: Belfast, Ulster Hall (re.), und Monaco, Opéra de Monte-Carlo, Salle Garnier.

Manfred Hamm/Michael Astroh (Hg.):

Konzerthäuser. m:con Edition, 98 Euro.

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Yasuhisa Toyota designt Akustik in der ElbphilharmonieDer Herr des perfekten Klangs

Allein der äußere Anblick beeindruckt: 1.700 Pfähle aus Stahlbeton, Grundmauern von 37 Metern Höhe und eine

Gesamthöhe von 110 Metern – die Elbphilharmonie wird einmal das zweithöchste Gebäude Hamburgs sein. Auch

das Innere des schiffsförmigen Neubaus, der direkt auf das ehemalige Lagerhaus „Kaiserspeicher A“ aufsetzt, hat das

Zeug, etwas ganz Besonderes zu werden: Der Konzertsaal soll den Traum von der perfekten Akustik verwirklichen.

Er ist das Herzstück des Bauprojekts und kein Geringerer als der derzeitige „König“ unter den Akustikdesignern, der

Japaner Yasuhisa Toyota, ist hier am Werk.

„Wie niedlich!“, möchte man ausrufen bei diesem Anblick: In einem fünf mal fünf Meter großen Sperrholzmodell eines Konzertsaals sitzen 2.000 kleine Püppchen. Sie tragen schall-schluckende Filzgewänder und Mützchen. Kinderspielzeug? Keineswegs. Hier handelt es sich um solide Wissenschaft. Die Filzfiguren stehen tagein, tagaus im Dienst der Akustik – einer Lehre, die sich dem Schall und seiner Ausbreitung widmet. Sie ist interdisziplinär und nutzt Kenntnisse aus der Physik, der Nachrichtentechnik, der Materialwirtschaft, aber auch der Psychologie.

Weltweit anerkannter Experte auf diesem Gebiet ist der Japaner Yasuhisa Toyota. Er nutzt den Nachbau im Maßstab 1 : 10, um die Akustik zu vervollkommnen. „Mit dem Holz-modell haben wir das Echoverhalten des Raumes getestet. Es ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, um unerwünschte Effekte im Vorfeld zu umgehen“, erläutert Toyota. Um die Akustik so präzise wie möglich zu simulieren, wendet er zudem noch weitere Messverfahren und äußerst komplexe Rechenmodelle

an. Auch überwachte er das von den Architekten Herzog & de Meuron entworfene und entwickelte Raumdesign, das er mit speziellen akustischen Messtechniken und Computersi-mulationen optimierte. Denn die Elbphilharmonie verfolgt den Anspruch von der perfekten Akustik. Dass er dieses Ziel erreichen wird, ist sich Toyota lange vor der Fertigstellung des Gebäudes sicher: „Die Akustik der Elbphilharmonie wird einzigartig sein. Ich gehe davon aus, dass der Große Saal zu den akustisch besten Konzertsälen der Welt zählen wird.“

Intime Atmosphäre trotz großer Halle

Toyota hat weltweit Konzerthäusern ihren akustischen Feinschliff verpasst: in St. Petersburg, Helsinki, Kopenha-gen, Tokyo und Sapporo. Der große Durchbruch gelang dem Japaner mit der 2003 eröffneten Walt-Disney-Hall in Los Angeles. Gebaut nach den Plänen des Stararchitekten Frank Gehry, zählt sie nicht nur wegen ihrer modernen Architektur,

Yasuhisa Toyota, einer der renommier-

testen Experten für Akustik weltweit

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sondern auch wegen ihrer herausragenden Akustik zu den bedeutendsten Konzerthallen der Welt. Die Sitzplätze vertei-len sich wie in einer Arena in steil ansteigenden Gruppen um das Podium herum. Hinter dem Konzept steht die Idee, den Schall so unmittelbar wie möglich auf das Ohr des Zuhörers zu leiten – er soll sich körperlich eingebunden fühlen. Trotz der

2.265 Sitzplätze vermittelt der Saal eine intime Atmosphäre. Dieser Faktor der Intimität spielt für Toyota eine zentrale Rolle: „In einem Konzertsaal sind die Musiker als Klangquelle mehr oder weniger weit vom Zuhörer entfernt. Wenn man es als Akustiker schafft, dass das Publikum die Distanz zur Mu-sik nicht mehr wahrnimmt, hat man gute Arbeit geleistet.“

Die Eröffnung ist für 2017 geplant: Dann können sich hier im Foyer die Besucher verweilen.

Auch dem Konzertsaal in der Elbphilharmonie verleihen Herzog & de Meuron diesen innigen Charakter, indem sie das Podium fast in der Mitte des Konzertsaals positionieren. Es handelt sich bei dieser Anordnung um das „Weinberg“-Mo-dell, dem sich Toyota verschrieben hat. Anders als bei der klassischen „Schuhschachtel“ – ein rechteckiger Saal, in dem das Publikum den Künstlern gegenübersitzt – gruppieren sich die 2.150 Zuhörer kreisförmig um das Orchester herum. Den innigen Effekt verstärken in der Elbphilharmonie die Ab-stände zwischen den Rängen von rund 35 Metern, wodurch Publikum und Musiker nah beieinander sitzen.

Gipsplatten statt Stuck

Einfluss auf die Akustik hat aber nicht nur das Design des Saals. Vielmehr verleihen ihr exakt bemessene Erhebungen und Vertiefungen in der Wand den letzten Schliff. In alten Konzertsälen übernehmen Stuckverzierungen und Ornamen-te diese Funktion, in der Elbphilharmonie arbeiten Herzog & de Meuron mit Gipsplatten, die individuell nach den be-rechneten Computerdaten gefräst werden. 10.000 an der Zahl sind es in der Elbphilharmonie. Sie streuen den Schall in

„Wenn man es als Akustiker schafft, dass das Publikum die Distanz zur Musik nicht mehr wahrnimmt, hat man gute Arbeit geleistet.“

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alle Richtungen und vermeiden so gefürchtete Echos. Doch selbst entsprechende Wandverkleidungen reichen nicht aus. Ganz am Ende der Messungen werden sogar einige Winkel der obersten Balkone verändert, um den Anspruch vom perfekten Klang zu verwirklichen.

Ein weiteres Element in Toyotas Akustik ist der sogenann-te Reflektor, ein trichterförmiger Apparat, der am Deckenge-wölbe befestigt wird und im Wesentlichen für die Bühnen-akustik notwendig ist. Bestimmte Reflexionen – wenn sich eine Schallwelle an der Wand bricht und zurückgeworfen wird – lassen sich teilweise nur schwer erzielen. Deshalb müssen die Reflexionen von oben kommen. Dafür sorgt der Reflektor: Er soll den aufsteigenden Klang gleichmäßig im Raum verteilen, insbesondere jedoch auf die Bühne zurück-reflektieren.

Stehen die entscheidenden Elemente für die spätere Akus-tik, also die Form des Saals, das Material der Wände und die Decke, fest, sind größere Veränderungen nicht mehr möglich. Kleine Korrekturen lassen sich jedoch auch nach der Fertig-stellung des Konzertsaals noch umsetzen: „Am leichtesten

lässt sich die Akustik nachträglich durch Änderungen im Büh-nenbereich verbessern, durch Anordnung der Orchestermusi-ker auf unterschiedlichen Ebenen oder durch die Manipulati-on des akustischen Raums hinter dem Orchester. Wir können also auch später noch – in begrenztem Maße – korrigierend eingreifen“, erklärt Toyota. Obwohl die Lehre von der Akustik eine ziemlich exakt berechenbare Wissenschaft ist, bleibt am Ende doch noch ein unberechenbarer Faktor – der Mensch mit seinen Hörgewohnheiten und seiner individuellen Wahr-nehmung. Dessen ist sich auch Toyota bewusst: „Die Akustik eines Konzerthauses lässt sich nicht allein physikalisch mes-sen, weil sie auch sehr viel mit dem subjektiven Empfinden zu tun hat.“ Was letztendlich gefällt – diese Entscheidung liegt beim Rezipienten. Wenn also die in Filz gekleideten Püppchen in den Ruhestand gehen und leibhaftige Zuhörer im fertiggestellten Konzertsaal der Elbphilharmonie sitzen, kann man gespannt sein auf den perfekten Klang.

So soll der Große Saal der Elbphilharmonie einmal aussehen: Auf 2.150 Sitzplätzen gruppieren sich die Zuhörer um das Orchester herum. Für den perfekten Klang wird ein am Deckengewölbe befestigter Reflektor sorgen.

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Neues Institut macht Forscher fit für den Dialog mit der ÖffentlichkeitDie Kunst der Wissenschaftskommunikation

Kinder-Uni, FameLabs, Science Slams und eine Vielzahl an Forscherblogs zeigen: Wissenschaft kann für alle

verständlich sein. Das Interesse der Bevölkerung an Forschungsthemen ist groß, doch noch immer gibt es an

den Universitäten zu wenige Angebote, die die Wissenschaftler für den Dialog mit der Öffentlichkeit fit machen.

Im Herbst 2012 gründeten die Klaus Tschira Stiftung und das Karlsruher Institut für Technologie das Nationale

Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik), das diese Lücke schließen will. Kooperationspartner ist die

Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft.

Die Welt wird immer komplexer. Ob Energiewende, Klima-schutz, Krankheiten oder Eurokrise – wer mitreden will, muss verstehen. Doch häufig scheitert der Dialog zwischen den Experten und der Öffentlichkeit an gegenseitigem Un-verständnis. „Wir brauchen eine bessere Wissenschaftskom-munikation, weil es sehr viele Debatten gibt, die an einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz kranken“, fordert Pro-fessor Carsten Könneker, Direktor des NaWik und Chefredak-teur von „Spektrum der Wissenschaft“. In letzterer Funktion gestaltet er tagtäglich den Dialog zwischen Forschung und Öffentlichkeit aktiv mit. „Eine gute Wissenschaftskommuni-kation gewährt Einsicht in die Hintergründe, ist verständlich und nimmt das Gegenüber als Gesprächspartner ernst,“ ist er überzeugt.

Eine wachsende Zahl an Wissenschaftlern engagiert sich bereits dafür, komplexe Forschungsinhalte unterhaltsam und einfach verständlich zu vermitteln. Es tut sich viel in allen Fachbereichen und für alle Altersstufen. In den vergangenen Jahren entstanden neue, kreative Formate wie die Kinder-Uni oder Science-Cafés, in denen die Wissenschaftler mit Schülern in entspannter Atmosphäre über ihre Arbeit plaudern. Auch Science Slams oder FameLab-Wettbewerbe, bei denen Forscher auf unterhaltsame Weise ihre Projekte präsentieren, erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Ein interdisziplinäres Konzert

Nicht zuletzt beschleunigt auch die Digitalisierung die Öff-nung der Wissenschaft. In Blogs, per Twitter oder über Face-book können die Wissenschaftler mit der Community direkt in Verbindung treten. Für „Spektrum der Wissenschaft“ hat Könneker selbst ein großes Portal für Forscherblogs entwi-ckelt, die SciLogs: „Hier bloggen Wissenschaftler verschiede-ner Fachbereiche in einem großen interdisziplinären Konzert und diskutieren auch mit ganz normalen Bürgern. Viele Kom-

mentare kommen von interessierten Laien bis hin zu Schü-lern, die zum Beispiel gerade ein Referat für das Fach Chemie vorbereiten und noch eine Frage haben. Ein tolle Erfahrung.“

Genauso wie die Erwartungen der breiten Öffentlichkeit an die Wissenschaftler steigen, wächst die Notwendigkeit zur verständlichen Darstellung des wissenschaftlichen Wirkens und dessen Wertes für die Gesellschaft, wenn es um die Ver-teilung von Fördergeldern geht. So hat die Exzellenzinitia-tive, mit der Bund und Länder herausragende Forschung an Universitäten in Deutschland fördern wollen, alle Institute aufgefordert, sich zu präsentieren. Einziger Haken an der Geschichte: „Auf diese steigenden kommunikativen Anforde-

rungen werden die Wissenschaftler im Rahmen der univer-sitären Ausbildung nicht gut vorbereitet“, meint Könneker. „Das Problem besteht darin, dass an den Hochschulen Wis-senschaftskommunikation nicht systematisch unterrichtet wird.“

Weiterbildungsangebote für alle deutschen Universitäten

Diese Lücke will das NaWik schließen. Medienerfahrene Do-zenten und Wissenschaftsjournalisten bilden Studierende und Wissenschaftler für den Dialog mit der Öffentlichkeit weiter. Sie lernen, wie man verständlich schreibt, Vorträge

„Eine gute Wissenschaftskommunika-tion gewährt Einsicht in die Hinter-gründe, ist verständlich und nimmt das Gegenüber als Gesprächspartner ernst.“

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anschaulich gestaltet, komplexe Sachverhalte anhand von Beispielen aus dem Alltag vermittelt oder ein gutes Interview gibt. Auch wie man die Möglichkeiten des Social Web nutzen oder Wissenschaft in Video und Bildern darstellen kann, sind zentrale Themen.

Die Verantwortlichen haben sich viel vorgenommen. Da-bei konzentriert sich das NaWik zunächst auf die Gruppe der Doktoranden und Master-Studierenden. Das Institut wird ent-sprechende Module entwickeln, erproben und in den Lehrbe-trieb ausgewählter Studiengänge integrieren. Diese Angebote sollen für alle deutschen Universitäten und außeruniversi-tären Forschungsinstitute einsetzbar sein und bundesweit angeboten werden. Initiiert hat die Gründung des Instituts die Klaus Tschira Stiftung, die sich seit vielen Jahren für eine verständliche Kommunikation von Wissenschaft engagiert.

Dialog auf Augenhöhe

Anspruch des NaWik ist es, für einen Dialog auf Augenhöhe den Boden zu bereiten. Hierfür müsse man zunächst sein Bewusstsein für den Wissenshorizont und die Motivation der Zielgruppe schärfen. „Die Öffentlichkeit gibt es nicht. Wir haben es vielmehr mit vielen Teilöffentlichkeiten zu tun: von Kollegen aus den Nachbarfachbereichen über Pa-tienten, Laien, Schülern bis zu Kindergartenkindern. Gute Wissenschaftskommunikation holt die verschiedenen Ziel-gruppen individuell ab“, so Könneker. In der Vergangenheit kam diese Aufgabe nach Ansicht der meisten Forscher den Wissenschaftsjournalisten zu. Übernimmt der kommunikativ geschulte Forscher die Rolle des „Übersetzers“ selbst, verän-dert dies auch die Aufgabe der Journalisten: Sie können stär-ker ihrer eigentlichen Rolle als unabhängige Beobachter der Wissenschaft und Korrektiv nachkommen. „Ein Wissenschaft-ler, der über seine eigene Forschung spricht, ist natürlich immer Anwalt seiner eigenen Idee. Deshalb wird kritischer

Wissenschaftsjournalismus immer wichtiger werden“, stellt Könneker fest.

Steht das Kernprogramm, will das NaWik in einem zwei-ten Schritt Wissenschaftler auch für Dialogformate wie Bür-gerforen oder Podiumsdiskussionen fit machen. Begleitend zu den Kursen sollen langfristig flankierende Web-Trainings mit Übungen angeboten werden. Wissenschaftliche Kongres-se würden in Könnekers Augen ebenfalls von einer höheren Dialogorientierung profitieren. „Ein schönes Format, das ich kennengelernt habe, ist die Fishbowl-Diskussion. Im Unter-schied zur Podiumsdiskussion sitzen die Teilnehmer der Dis-kussionsrunde in der Mitte des Raumes. Es gibt immer zwei freie Stühle für Gäste aus dem Publikum, die Fragen stellen möchten.“ Auch symbolisch habe dies einen hohen Wert, weil die Gäste nicht mehr aus der Dunkelheit des Plenums heraus ihre Fragen stellen müssten. So will Könneker mit dem NaWik zahlreiche Impulse geben, die Licht ins Dunkel bringen.

Weitere Informationen zum Kursangebot: www.nawik.de

Professor Carsten Könneker, Direktor des NaWik und

Chefredakteur von „Spektrum der Wissenschaft“

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Teil des „Doppelhakens“: wie tief man auch „zoomt“ – die Strukturen bleiben die Gleichen.

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Die Kunst der EmotionenGefühle wecken für eine nachhaltige Kommunikation

Kunst weckt Emotionen: Vor allem Musik ruft bei vielen Men-schen tiefe Gefühle hervor, aber auch Kunstwerke wie Bilder können bewegen. Ebenso verarbeiten die Künstler selbst ihre emotionalen Erlebnisse in ihren Werken und verleihen ihnen zum Beispiel in Form von Farben oder Tönen Gestalt.

Nichts berührt Menschen tiefer und nachhaltiger als Emotionen. Wer neu Gelerntes mit einem Gefühl verbindet, kann es sich länger merken. Auf diesen Effekt setzt Business-Theater: Professi-onelle Schauspieler führen speziell auf ein Unternehmen zuge-schnittene Stücke vor, die typische Szenen aus dem Büroalltag beleuchten. Auf diese Weise soll bei den Mitarbeitern eine Verhal-tensänderung herbeigeführt werden. Wie das genau funktioniert, zeigt das Beispiel der Visual Communication Group (S. 46 bis 47).

Emotionen sind immer im Spiel, wenn Menschen aufeinander treffen, auch auf wissenschaftlichen Kongressen. Und sie steuern das Verhalten der Besucher weitaus mehr, als es den Veranstaltern bewusst ist. Das zeigt sich beispielsweise deutlich bei interna-tionalen Kongressen mit Teilnehmern verschiedener Nationen. So gingen jetzt an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Forscher der Frage nach, ob internationale Kongresse tatsächlich den Anspruch der Internationalität einlösen – mischen sich die Besucher verschiedener Länder oder bleiben sie unter sich? (S. 48 bis 49).

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Mitarbeiter motivieren durch Business-TheaterBühne frei für die Dramen des Arbeitsalltags

Weder Schiller noch Goethe oder Dürrenmatt stehen auf dem Programm: Wenn bei den Theatervorstellungen der

Visual Communication Group der Vorhang aufgeht, dreht sich alles um die kleinen oder großen Dramen des

Arbeitsalltags. Ob zornige Chefs oder unfreundliche Kollegen – die Schauspieler halten den Mitarbeitern den Spiegel

vor. So bringen sie ihr Publikum nicht nur zum Lachen, sondern regen auch zum Nachdenken an. Business-Theater

ist Mitarbeiterschulung auf spielerische Art und Weise.

Ein fröhlich plappernder Papagei, ein gefährlich dreinbli-ckender Wolf und ein raffinierter Fuchs sind die Hauptdar-steller im Theaterstück „Tierisch gute Spitzenverkäufer – Ler-nen von den Besten“. Die Schauspieler im neuen Stück der Visual Communication Group verkörpern anhand von Tier-metaphern verschiedene Erfolgsstrategien von Verkäufern. Der Papagei etwa steht für einen Typus des Verkäufers, der durch seine gute Laune und Kontaktfreudigkeit Sympathien gewinnt und so die Zahl der Vertragsabschlüsse erhöht. Die Zuschauer lernen verschiedene Verkaufsstrategien kennen und können sich abschauen, was sie selbst noch verbessern können.

Die typischen Probleme und Konflikte aus dem Unterneh-mensalltag sind der Stoff, um den sich die Stücke des Busi-ness-Theaters drehen. Es konfrontiert Mitarbeiter und Füh-rungskräfte mit ihrem Verhalten im Job – und zwar auf einer sehr emotionalen Ebene: Sie sollen sich wiedererkennen, über sich lachen und – so das Ziel – ihr Verhalten überdenken. Sie können sich aus der Distanz heraus betrachten, ohne erho-benen Zeigefinger, häufig mit einem Augenzwinkern. Auch sonst kaum diskutierbare, heikle Themen können auf diese Art und Weise zur Sprache gebracht werden. „Für mich ist Business-Theater ein Vehikel, um Botschaften in die Herzen der Menschen zu bringen – und zwar tiefer und schneller, als das über andere Kommunikationsmedien möglich ist“, erklärt Dany Strobel, künstlerische Leiterin und Geschäftsleitung der Visual Communication Group GmbH. „Unsere Stücke sollen den Zuschauern einen Anstoß geben, sich wiederzuerkennen und ihre Stärken weiter auszubauen.“

Maßgeschneidert für Unternehmen

In der Regel beauftragen Personal- oder Kommunikations-abteilungen internationaler Unternehmen die Visual Com-munication Group. Die 1991 gegründete Agentur mit Sitz in Mannheim ist einer der Pioniere des Genres auf dem deut-schen Markt. „Wir verbinden das Portfolio einer Unterneh-

mensberatung mit den Möglichkeiten der Theaterpädagogik“, erklärt Dany Strobel. Gibt ein Kunde ein Stück in Auftrag, steht am Anfang eine detaillierte Bestandsaufnahme: Wer ist die Zielgruppe? Was ist das Thema? Welche Botschaften sollen vermittelt werden? Business-Theater eignet sich besonders, um Veränderungen in Unternehmen einzuleiten und zu be-gleiten: „Typische Aufgabenstellungen reichen von Fusionen über Produkteinführungen bis hin zur Implementierung von Leitlinien und Recruiting-Maßnahmen“, berichtet Dany Stro-bel. Nach der Bestandsaufnahme dauert es etwa sechs Wochen bis zur Premiere.

Das Team der Visual Communication Group, bestehend aus Autoren, Regisseuren, Schauspielern und Coaches, schreibt ein Manuskript, probt die Dialoge, kümmert sich um Bühnenbild, Maske und Kostüme. Es unterscheidet sich durch nichts von einem echten Theater, nur durch die aufgeführten Stücke.

Mitmachtheater besonders nachhaltig

Zusätzlich zum klassischen Auftragstheater entwickelt die Visual Communication Group seit 2005 auch fertig konzipier-te Theaterstücke zu aktuellen Business-Themen für ein brei-

Dany Strobel, künstlerische Leiterin und

Geschäftsleitung der Visual-Communication Group

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tes Publikum. Das Repertoire umfasst Themen wie Akquise, Gesundheits- und Fehlzeitenmanagement oder notorische Aufschieberei von Arbeit. Diese „Stücke von der Stange“ las-sen sich innerhalb weniger Stunden auf ein Unternehmen zuschneiden – damit können auch kleine und mittelständi-sche Firmen die Expertise des Business-Theaters in Anspruch nehmen.

Noch einen Schritt weiter gehen interaktive Workshop-module. Dabei erarbeiten die Mitarbeiter selbstständig eine kurze Theaterszene zu einem vorgegebenen Thema und füh-ren diese anschließend in der Gruppe auf. „Beim Erarbeiten der Szenen setzen sich die Mitarbeiter intensiv mit der The-matik auseinander. Dadurch verankern sich die Botschaften besonders nachhaltig im Gedächtnis“, erklärt Dany Strobel.

Die Kunden der Visual Communication Group kommen aus allen Branchen, von der Lebensmittelindustrie über den

Handel bis hin zur Energiewirtschaft. „Nach den Aufführun-gen erleben wir immer wieder Begeisterung. Weil sich die Zuschauer so stark mit dem auf der Bühne Erlebten iden-tifizieren, werden die Botschaften wesentlich nachhaltiger vermittelt als mit anderen Kommunikationsinstrumenten – ein Bild und eine Geschichte bleiben einfach länger im Kopf als tausend Worte“, betont Dany Strobel. Es ist der Kunst eigen, dass sie Menschen tief berührt. Während klassische Seminare oder Vorträge auf die Vernunft, die Ratio, zielten, spreche Kunst die Emotionen an – und erziele damit eine langfristigere Wirkung, so Dany Strobel: „Wir wollen bewe-gen, berühren und verändern – das schafft nur Theater!“

www.visual-mannheim.de

Business-Theater: Szenen aus dem Arbeitsleben pointiert auf die Bühne gebracht.

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Netzwerkanalyse: Wie international sind internationale Kongresse? Nationen bleiben gerne unter sich

Die Gleichung sieht einfach aus: Viele Teilnehmer aus aller Herren Länder ergeben einen internationalen Kongress.

Oder? Eine Netzwerkanalyse der Goethe-Universität Frankfurt am Main kommt zu dem Schluss, dass diese Gleichung

nicht zwangsläufig stimmt. Obwohl Forschungsprojekte über Ländergrenzen und Kontinente hinweg der Zukunft-

strend sind, ist es um die Internationalität bei Kongressen nicht gut bestellt. Für Veranstalter gibt es hier einige

Möglichkeiten, schnelle Fortschritte zu erzielen.

Internationalität steht auf der Wunschliste der Veranstalter ganz oben, wenn es um die Rahmenbedingungen von Kon-gressen geht. Ein internationales Teilnehmerfeld und Redner-beiträge von Forschern aus aller Herren Länder erhöhen die Attraktivität der Veranstaltung, so lautet die gängige Annah-me. Die Idee der Internationalisierung von Wissenschaft ist zudem politikgetrieben. Die Europäische Union beispielsweise investiert Milliarden, um einen gemeinsamen Boden für eine europäische Wissenschaft zu schaffen. Last but not least hat auch die Wissenschaft selbst großes Interesse daran. Selbst herausragende Forschung werde nicht überleben können,

wenn sie auf Ländergrenzen beschränkt bliebe, betonte der US-Soziologe Michael Gibbons schon in den 1990er-Jahren. Der einzige Weg zum Erfolg sei internationale Zusammenarbeit.

Internationale Kongresse gibt es in nahezu jeder For-schungsdisziplin. Doch lösen sie den Anspruch der Internati-onalität tatsächlich ein? Dieser Frage gingen der Gesellschafts-wissenschaftler Christian Stegbauer und der Mathematiker Alexander Rausch von der Goethe-Universität Frankfurt am Main nach. Sie untersuchten einzelne Sitzungen bei zwei Welt-kongressen für Soziologie in Schwedens Hauptstadt Stockholm und in Durban, Südafrika. Ihr Ergebnis: Internationale Kon-

LILILILILIVEVEVEVVEVEV KOKOKOKOKOOOKOOMMMMMMMMMMMMMMMM UUNUNUNUNUNUNUNNIKIKIKIKIKKKKIKKKATATATATATATATATATATATAA IOIOIOIOIOIOIOIOIOIOONNNNNNNNNN

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gresse führen zu weitaus weniger internationalen Kontakten zwischen den Teilnehmern als bislang angenommen.

Nationenklüngel auf Weltkongressen

Stegbauer und Rausch weisen nach, dass sich auf den von ih-nen analysierten Soziologieweltkongressen die Angehörigen einer Nation „in sehr starkem Maße“ jeweils zusammenfin-den und zusammentun – in den Sitzungen ebenso wie bei den informellen Teilen der Veranstaltung. Briten nehmen an Sitzungen teil, in denen Briten referieren, Chinesen sind vor allem bei Sessions mit einem hohen Anteil chinesischer Redner anzutreffen, Deutsche gesellen sich in den Pausen bevorzugt zu anderen Deutschen, Brasilianer zu Brasilia-nern. Die Reihe ließe sich für sämtliche Nationen beliebig fortsetzen. Endogamie nennen Stegbauer und Rausch das Phänomen des Nationenklüngels. Ein Begriff, den sie aus der Heiratsforschung entlehnen: Hier bezeichnet das Fremdwort Eheschließungen zwischen Menschen aus demselben Land.

Ursachen in der Organisation

In ihrer Netzwerkanalyse machen Stegbauer und Rausch da-für mehrere Ursachen aus. Eine liegt bereits in der Recherche der Referenten. Wie jeder von uns, so haben auch die meisten Mitarbeiter von Kongressausrichtern, die mit dieser Aufgabe betraut sind, keinen weltweiten Horizont, was das jeweilige wissenschaftliche Thema betrifft. Ihr Netzwerk ist oft auf Forscher einer Nation konzentriert. „Sie kennen ihre jeweils nationale Wissenschaftslandschaft am besten und wählen die Rednerbeiträge entsprechend aus“, erklären Stegbauer und Rausch.

Die Wahl der Referenten hat naturgemäß einen entschei-denden Einfluss auf die Themen. „Themen bilden sich kultu-rell aus“, bringen dies die beiden Frankfurter Forscher auf den Punkt. Redner setzen sich in der Regel mit Diskursen und Fragestellungen auseinander, die vor allem in ihrem Her-kunftsland gerade aktuell sind. Dies wiederum wirkt sich auf das Plenum der jeweiligen Sitzungen aus. Denn Teilnehmer anderer Länder, die die Diskussion nicht kennen, können nur wenig dazu beitragen und daraus lernen. Folglich entschei-den sie sich für eine Sitzung, in denen sich ein Referent aus ihrem eigenen Herkunftsland mit einem ihnen bekannten Diskurs beschäftigt – wie die meisten anderen Angehörigen ihrer Nation auch.

Den nationalen Hintergrund überwinden

Doch was tun, um die Internationalisierung auf Kongressen umzusetzen, die so häufig beansprucht wird? Für Christian Stegbauer gibt es einige Hebel, an denen man ansetzen könn-te. Das fängt bei der Definition der Beiträge an. „Den einge-schränkten nationalen Hintergrund bei der Referenten- und Themenauswahl kann man überwinden“, glaubt er.

Darüber hinaus gibt es Programme, die bei einer he-terogeneren Zusammenstellung von Kongresssitzungen unterstützen können. Sie ordnen den einzelnen Beiträgen beispielsweise Keywords zu, die auf das jeweilige Thema zu-treffen. Je nach Software können die Referenten auch selbst Keywords zu ihrem Beitrag vergeben – das Programm macht hierfür Vorschläge, sodass die Schlüsselbegriffe einheitlich sind. Über die Suche nach den Keywords können Kongress-teilnehmer auch die Sitzungen auswählen, die sie interes-sieren. Das führt dazu, dass alle, die an einem bestimmten Thema arbeiten, in einer Sitzung zusammenkommen, die mit den entsprechenden Keywords verschlagwortet wurde. „Die Sitzungen sind dadurch in viel geringerem Maße national geprägt“, erläutert Stegbauer.

Fortschritt durch Kreativität

Bei der Organisation, aber auch bei der Gestaltung von Kon-gressen ist also einiges denkbar, um die Internationalität voranzubringen. Die entscheidende Frage ist, wo es für den Ausrichter Möglichkeiten gibt, Einfluss auf das Zusammen-treffen der Teilnehmer zu nehmen – und endogame Beziehun-gen aufzubrechen beziehungsweise gar nicht erst entstehen zu lassen. Wieso nicht schon den Empfang unter dem Dach von ein bis drei Keywords veranstalten, die die weltweite Forschung aktuell bewegen? Oder bewusst mit Moderatoren arbeiten, die in den Pausen Gespräche zwischen den Natio-nen anregen? „Es gibt noch viel Spielraum für die Fantasie und Kreativität der Veranstalter“, ist sich Stegbauer sicher.

Professor Christian Stegbauer,

Goethe-Universität Frankfurt am Main

„Den eingeschränkten nationalen Hintergrund der Referenten- und The-menauswahl kann man überwinden.“

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Mobiler Kongressguide überzeugt Kunden Innovative Web-App setzt sich durch

Eine Informationsquelle mit hohem Mehrwert für Veranstaltungsbesucher bietet der Mobile Kongressguide der

m:con – mannheim:congress GmbH. Nach der Premiere auf der Locations! Rhein-Neckar kam die innovative

Web-App im April auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zum ersten Mal auf einem

großen Kongress zum Einsatz. Seitdem hat sich das Tool bei zahlreichen Veranstaltungen bewährt, zum Beispiel

beim Deutschen Bibliothekarstag oder beim Deutschen Schmerzkongress.

Auf der von m:con organisierten DGIM-Tagung tauschten sich Internisten aus Klinik und Praxis im April 2012 zu aktuellen Themen der Inneren Medizin aus. Fast 4.000 der insgesamt 8.000 Besucher nutzten den von m:con entwickelten Mobi-len Kongressguide: Ob aktuelle Änderungen im Programm, Referentenliste oder interaktive Raumpläne – mit der web-basierten App hatten die Kongressgäste stets Zugriff auf alle wichtigen Daten. Einzige Voraussetzungen dafür waren ein entsprechendes Gerät, beispielsweise ein Smartphone oder ein Tablet-Computer, und ein Internetzugang. „Eine äußerst positive Anwendung, sehr praktikabel – ich musste kein ein-ziges Mal ins Programmheft sehen“, meinte ein Teilnehmer des DGIM-Kongresses.

Technikaffine Bibliothekare

Die Digitalisierung war eines der großen Themen auf dem 101. Deutschen Bibliothekarstag, der Ende Mai 2012 in Hamburg stattfand. Dementsprechend zeigten sich die Bibliothekare dem Mobilen Kongressguide gegenüber sehr aufgeschlossen: Rund die Hälfte der 4.500 Teilnehmer verwendeten die Web-App von m:con. Das Resümee von Dr. Ewald Brahms von der Universität Hildesheim: „Der Mobile Kongressguide bot eine willkommene Möglichkeit, sich mithilfe seines Endgeräts über das Vortragsprogramm, Räume, Programmänderun-gen oder die Firmenausstellungen und -präsentationen zu informieren. Auch das eigene Tagungsprogramm ließ sich komfortabel und schnell zusammenstellen. Angesichts der Vielzahl an Terminen wurde das Tool schnell zu einem viel genutzten und geschätzten Informations- und Kommunika-tionsinstrument.“

Viel Zuspruch erfuhr der Mobile Kongressguide auch beim Deutschen Schmerzkongress, der im Oktober 2012 im Mann-heimer Rosengarten zu Gast war. Über 1.300 der rund 2.500 Teilnehmer holten sich Infos via Samsung, iPhone und Co.,

statt über klassische Printmedien. Mit Abstand am häufigsten wurde das aktuelle Programm der Tagung abgerufen.

Der Bedarf ist da

„Die Nachfrage nach Info-Tools für mobile Geräte steigt stän-dig. Unsere Kunden sind froh, dass m:con mit dem Mobilen Kongressguide eine innovative Web-App für die Bedürfnisse der Kongressteilnehmer anbieten kann“, erklärt Thilo Hüb-ner, Leiter Projektentwicklung und -management bei m:con. „m:con ist eine Agentur, die den Kunden in jedem Bereich Full Service anbietet – gerade auch bei der Technik“, sagt Bastian Fiedler, Prokurist und Leiter Business Development und Marketing bei m:con.

Neben der einfachen Bedienbarkeit punktet der Mobile Kongressguide vor allem mit seiner Flexibilität. Bei m:con hat man sich bei der technischen Umsetzung für eine webbasierte App entschieden. Thomas Hohm: „Unser Tool arbeitet mit je-dem Browser – egal ob er von Android, Microsoft, BlackBerry oder Apple ist. Damit können den Kongressguide wirklich alle Besitzer von Smartphones, iPads und anderen mobilen Endgeräten nutzen.“

m:con entwickelt den Mobilen Kongressguide ständig weiter. Derzeit arbeiten die Experten um Thomas Hohm da-ran, die zahlreichen m:con-Partner aus Gastronomie, Einzel-handel, Kunst und Kultur mit ihren Exklusivangeboten für Kongressgäste einzubinden.

Unter http://streaming.mcon-mannheim.de/1/watch/983.aspx finden Interessierte einen Vortrag von Bastian Fiedler und Thomas Hohm, in dem sie den Mobilen Kongressguide vorstellen.

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Inszenierung und Dramaturgie von Unternehmensevents „Sie geben einer Veranstaltung ein Gesicht“

Dramaturgie und Inszenierung: Die beiden Fachbegriffe aus der Theaterwelt haben längst auch die Tagungs- und

Kongressbranche erobert. Zu Recht, denn wer beispielsweise mit einem Unternehmensevent bestimmte Ziele errei-

chen möchte, braucht mehr als nur perfekte Technik und Logistik. Die m:con – mannheim:congress GmbH beschäf-

tigt sich schon lange damit, wie sich das Wissen aus der Theater- und Filmbranche für Veranstaltungen nutzen lässt

– seien es Kongresse, Mitarbeiter- und Kundenevents oder auch öffentliche Großereignisse wie die „autosymphonic“.

Die Multimediasinfonie, die 2011 rund um den Wasserturm aufgeführt wurde, ist sicherlich ein herausragendes

Beispiel für ein von m:con inszeniertes Event. Aber selbst Veranstaltungen im kleinen Rahmen profitieren von einer

durchdachten Konzeptionierung.

m:convisions befragte Kunden dazu, welche Bedeutung sie Inszenierung und Dramaturgie beimessen. An der Gesprächs-runde beteiligten sich Martin Büllesbach, Leiter Zentralbe-reich Kommunikation bei Bilfinger SE, Roland Koch, Leiter des Bereichs Marketing der Mannheimer Versicherungen, und Oliver Neumann, Manager Public Relations & Brand Management bei John Deere in Mannheim.

Sehr geehrte Herren, welchen Stellenwert messen Sie Insze-nierung und Dramaturgie bei der Durchführung eines Unter-nehmensevents bei? Neumann: Inszenierung und Dramaturgie sind wichtige Ver-anstaltungselemente und sollten daher besondere Aufmerk-samkeit genießen. Die Herausforderung dabei ist aber, dass beide auf das Unternehmen selbst und auf die jeweiligen Teilnehmer zugeschnitten sein müssen. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Als Auftraggeber muss man dafür sorgen, dass der erzeugte Eindruck auch zur Unternehmensrealität passt, also Stimmung und Lage nicht auseinanderdriften.Koch: Das kann ich nur unterstreichen – Inszenierung und Dramaturgie sind zentrale Elemente eines Unternehmense-vents. Sie wirken selbstverständlich schwerpunktmäßig im unterhaltenden Teil einer Veranstaltung; sie können jedoch gleichzeitig den informativen und weiterbildenden Teil deut-lich bereichern und beleben. Büllesbach: Die anspruchsvollen Begriffe Inszenierung und Dramaturgie würde ich für die Vorbereitung unserer Veran-staltungen nicht verwenden. Aber eine gute Planung und ein durchdachter Ablauf sind sicher für den Erfolg eines Events von zentraler Bedeutung.

Bei welcher Art von Unternehmensevents achten Sie beson-ders auf Inszenierung und Dramaturgie?Koch: Auftaktveranstaltungen unterteilen sich klassisch in einen informativen und einen unterhaltenden Veranstal-tungsteil. Durchdachte Inszenierung und Dramaturgie kön-nen beide Teile geschickt verbinden und geben einer Veran-staltung ein Gesicht. Wichtig ist es, die richtige Tonalität in einen stimmigen Ablauf einzubringen.

Oliver Neumann, Manager Public Relations

& Brand Management bei John Deere

Martin Büllesbach, Leiter Zentralbereich Kommunikation bei

Bilfinger SE

Roland Koch, Leiter Bereich Marketing

der Mannheimer Versicherungen

Büllesbach: Hauptversammlungen zum Beispiel haben heute den Charakter einer Inszenierung und auch sehr hochwertig inszenierte Firmenjubiläen und Messeauftritte. Wir selbst bevorzugen allerdings eher sachlichere, gleichzeitig aber technisch hochwertige Formen der Präsentation. Neumann: In unserem Fall sind es vor allem die großen Pro-dukteinführungen, die wir alle vier bis sechs Jahre an wech-selnden Orten in Europa für unsere Vertriebspartner und

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Ob Großevent oder kleine Tagung: m:con verfügt über ein breites Know-how, wenn es um die Inszenierung und Dramaturgie von Veranstaltungen geht. Bestes Beispiel: die „autosymphonic“ im Jahr 2011.

Großkunden durchführen. Angesichts einer eher etwas kon-servativeren Teilnehmerschaft ist es gerade hier wichtig, die richtige Balance zwischen Begeisterung einerseits und Nüch-ternheit andererseits zu finden. Unsere Unternehmensevents müssen von der Emotionalität her verschiedenen Anforderun-gen gerecht werden: Sie müssen das Wir-Gefühl zwischen uns als dem Lieferanten und unseren Vertriebspartnern und Kun-den stärken sowie Begeisterung für neue Produkte erzeugen. Ebenso müssen sie die Bereitschaft wecken, deren Verkauf und Betreuung umfassend zu unterstützen beziehungsweise sie als Kunde im Feld gewinnbringend einzusetzen – egal, welchem Kulturkreis der Teilnehmer entstammt.

Lenkt das nicht zu sehr von den Inhalten ab? Oder geht es heute gar nicht mehr ohne eine durchdachte Inszenierung?Büllesbach: Eine gute Inszenierung wird immer die Inhalte unterstützen und nicht von Produkt oder Leistung ablenken. Neumann: Genau, Inszenierung und Dramaturgie müssen als Transportmittel fungieren. Als Maschinenbau-Unternehmen mit hochkomplexen Produkten, das einen Beitrag zur Siche-rung der Welternährung leistet, haben wir eher das Problem,

uns bei unseren Kundennutzen-Aussagen auf wenige wichtige Aspekte zu beschränken. Koch: Messgröße ist die Zufriedenheit des Teilnehmers. Was hat ihn überrascht? Was hat er erlebt? Was hat ihn zum La-chen gebracht? Was nimmt er mit? Wie wurde er begeistert? Was hat er gelernt? Was nimmt er sich vor? Was möchte er ändern? An was erinnert er sich gern zurück? Ein zufrie-dener Teilnehmer kann ihnen spontan jede dieser Fragen beantworten. Bezieht man diese Fragestellungen in die Ver-anstaltungskonzeption, die Inszenierung und die Dramatur-gie ein, wird man zufriedene Teilnehmer erhalten, die sich mit Inhalten beschäftigt haben und etwas Positives aus dem Event mitnehmen.

Welche Erwartungen haben Sie, wenn Sie ein Konzept für eine Veranstaltung beauftragen?Koch: Ich bevorzuge es, Grundidee und Tonalität gemeinsam mit den Kreativen zu diskutieren und so eine kreative Basis zu schaffen. Ich erwarte, dass auf dieser Basis Ideen und Vor-schläge entwickelt werden, die bei mir Kopfkino erzeugen und die Teilnehmer überraschen und begeistern. Meist sind

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Horst Hamann: Fotobuch zur „autosymphonic“

Aus über 100.000 Bildern von der „autosymphonic“ sowie der zwei Jahre dau-ernden Vorbereitungszeit hat der künstlerische Leiter des Events, Horst Hamann, jetzt die besten ausgewählt und in einer Fotodokumen-tation zusammengefasst. Inzwischen wurde die Mul-timediasinfonie sogar mit dem begehrten „EVA-Award“

in Gold (Kategorie „Public Event“) vom FAMAB Verband Direkte Wirtschaftskommunikation e.V. ausgezeichnet.

Herr Hamann, Gold für die „autosymphonic“ bei der Preisverleihung des EVA-Awards. Was bedeutet Ihnen persönlich der Preis? Ich habe mich außerordentlich gefreut. Es ist eine Bestätigung für unsere jahrelange Arbeit durch eine fachkundige Jury.

Eineinhalb Jahre nach der „autosymphonic“ – wirkt das Event noch nach? Ja, absolut. Dieses Event wird für im-mer einen Platz in meiner mentalen „Polaroid-Samm-lung“ haben.

Die „autosymphonic“ war ein audiovisuelles Ereignis – Bild und Ton waren perfekt aufeinander abgestimmt. Was zeigt der jetzt erschienene Bildband? Der Band umfasst 200 Seiten, prall gefüllt mit Informationen, Impressio-nen und Erinnerungen. Es ist ein historisches Dokument über eine unvergessliche Mannheimer Nacht.

Nach welchem Kriterium haben Sie die Bilder für das Buch ausgewählt? Der Bildband soll vor allem informativ sein und alle Aspekte beleuchten: Entstehungsgeschichte der „autosymphonic“, Blick hinter die Kulissen, Orches-ter, Chor, Autos, Percussionisten, Friedrichsplatz-Arena, Wasserturm, Licht, Laser, Söhne Mannheims, Wasserspie-le, Projektionen und den magischen Abschluss – den ro-tierenden Wasserturm. Kurzum: „Der Amboss dröhnte … und die Erde zitterte.“ Dieses Leitmotiv soll das Buch transportieren, eben die komplette „autosymphonic“ in einem Buch.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsmotiv? Mir gefällt vor allem das Gesamtbild, also die Summe aller Fotogra-fien. Ein Team von 18 talentierten Fotografen hat die Aufführung festgehalten. Zu den besonders beeindru-ckenden Bildern zählt sicherlich das von Ralph Larmann, das für den Umschlag des Fotobands ausgewählt wurde.

es die einfachen Dinge, die gekonnt und professionell umge-setzt, Wirkung zeigen. Dazu gehört viel Gespür, gegenseitige Offenheit und gegenseitiges Zuhören zwischen Kreativen und Kunden.Büllesbach: Wir haben stets den Kunden im Blick: Was sind seine Wünsche? Mit welchen Botschaften können wir beim ihm punkten? Auf unserem Event soll er sich nicht nur wohl-fühlen, sondern auch Antworten auf seine Fragen erhalten. Neumann: Wir hegen Erwartungen an die Fähigkeit unseres Dienstleisters, sich in unsere Welt hineinzuversetzen, ebenso

Offenheit für unsere Sichtweise und die tatsächlichen Bedürf-nisse unserer Kunden zu zeigen. Außerdem fordern wir die Bereitschaft, innovative Ideen zu verwirklichen – aber nicht um ihrer selbst Willen. Ohne „tiefes Kundenverständnis“ kann eine Zusammenarbeit nicht wirklich erfolgreich verlaufen.

Wann ist für Sie ein Event gelungen?Neumann: Das lässt sich kaum mit nüchternen Zahlen erfas-sen. Letzten Endes ist das immer auch eine Frage des Bauch-gefühls und der mitunter spontanen Reaktionen, schon vor Ort oder im Nachhinein. In jedem Falle stimmen müssen Veranstaltungslogistik, -technik und -timing. Ansonsten kön-nen sich Inszenierung und Dramaturgie nicht hinreichend entfalten. Koch: Genau, auf die Reaktionen der Besucher kommt es an: Wenn ich mich von lächelnden Teilnehmern verabschiede, die mir noch zwei oder drei Jahre später sagen „Damals, als ihr ...“, dann weiß ich, es war gelungen. Büllesbach: Das kann ich nur unterstreichen: Die Veranstaltung war erfolgreich, wenn die Kunden gerne wiederkommen.

Horst Hamann (Hg.): autosymphonic. Edition Quadrat, 48 Euro.

„Meist sind es die einfachen Dinge, die gekonnt und professionell umge-setzt, Wirkung zeigen.“

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KongressTickerKongresse im Congress Center Rosengarten

3. bis 6. April 201379. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und KreislaufforschungHauptthema ist die gesamte Breite der Erkrankun-gen des Herzmuskels, einem Gebiet, auf dem in den vergangenen Jahren enorme wissenschaftliche und klinische Fortschritte erzielt wurden.http://ft2013.dgk.org/

10. bis 12. April 201325. Finanzsymposium Bei der größten Veranstaltung für Treasurer und Finanzverant-wortliche im deutschsprachigen Raum stehen als Gastredner Heiner Geißler, Joschka Fischer und Viktor Klima auf dem Programm. www.slg.co.at/finanzsymposium

15. bis 17. Mai 2013DGK-Symposium 2013„Herausforderungen an Analytik und Mikrobiologie in der Kosmetik“ ist das Thema der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und Angewandte Kosmetik e.V. (DGK). www.dgk-ev.de/index/dgk/programm_2013.html

14./15. Juni 201328. Jahreskongress der Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)Hauptthemen sind Sport bei Kindern und Jugendli-chen, die neuen olympischen Sportarten Golf und Rugby sowie Becken, Leiste und Hüfte. www.gots-kongress.org/gots2013

18. bis 21. September 201341. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) mit der 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatolo-gie (DGORh) und der 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)Ein Schwerpunkt ist neben klinischen Fällen auch die interdisziplinäre Klinische Immunologie.www.dgrh-kongress.de

26. bis 29. September 2013bpt-Kongress 2013 mit 79. bpt-Fachmesse VeterinärmedizinDer bpt-Kongress zählt zu den renommiertesten Fortbildungsveranstaltungen für praktizierende Tierärzte im deutschsprachigen Raum. www.bpt-akademie.de

OrganisationsTickerVon m:con organisierte Kongresse

6. bis 9. April 2013, Wiesbaden119. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)Zum Leitthema „Innere Medizin – vom Organ zum System“ veranstaltet die DGIM ein umfangreiches Wissenschafts- und Fortbildungsprogramm. www.dgim2013.de

23. bis 25. April 2013, NürnbergPARTEC 2013 – der Internationale Kongress für Partikeltechnologie Die PARTEC ist seit Jahrzehnten Katalysator für den Wisssens- und Erfahrungsaustausch der Partikelexperten aus aller Welt und findet parallel zu den Messen POWTECH und TechnoPharm statt. Die Veranstaltung widmet sich der Entwick-lung neuer Verfahren und revolutionärer Materi-alien für Chemie, Pharma, Food oder Baustoffin-dustrie.www.partec.info

25. bis 27. April 2013, Berlin63. Wissenschaftlicher Kongress von BVÖGD und BZÖGWissenschaft und Praxis aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes treffen sich unter dem Motto „Der öffentliche Gesundheitsdienst – Stark für die Schwachen“. www.bvoegd.de

5. bis 7. September 2013, Heidelberg20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Immungenetik (DGI) 2013 Bei der diesjährigen Tagung unter dem Motto „Patienten-orientierte Diagnostik” will die DGI die Immungenetik auch für Mediziner aus anderen Fachbereichen öffnen. www.dgi2013.de

10. bis 12. Oktober 2013, Dresden2013 – Herbsttagung und Jahrestagung der Arbeitsgruppen RhythmologieBei der Jahrestagung steht ein umfangreiches Pro-gramm aus Vorträgen und Postern, Akademiekur-sen und Live-Case-Sitzungen auf dem Programm. http://ht2013.dgk.org

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EventTickerKultur im Congress Center Rosengarten

14. April 2013 Gregorian – The Epic Chants Tour 2013

Sie sind mystisch und bewegend, ihre Konzerte ein Gänsehautgarant: Im Frühjahr 2013 geht der stimmgewaltige Chor auf seine bisher größte Tournee und präsentiert seinen einzigartigen

Mix aus gregorianischem Gesang und modernem Rock und Pop. www.semmel.de

28. April 2013Musical „Yakari – Freunde fürs Leben“Ein Vergnügen für die ganze Familie: Welches Kind kennt nicht die spannenden Geschichten vom kleinen Indianerjungen Yakari und seinem Freund, dem Pferd Kleiner Donner? Nun kommt Yakari als neues, mitreißendes Musical auf die Bühne.www.yakari-musical.de

4. Mai 2013Matthias Reim – „Unendlich Tour 2013“Matthias Reim braucht die Bühne und er braucht die hand-gemachte Musik! Das sind für jeden Fan und Besucher seiner Konzerte die beste Voraussetzungen dafür, einen perfekten Abend zu haben.www.semmel.de

16. Mai 2013Pro Arte Konzerte Mannheim mit Anne-Sophie Mutter

Beethoven, die Dresdner Philharmo-nie und Anne-Sophie Mutter - dieser musikalische Dreiklang lässt alle Herzen höher schlagen – ein Festkonzert!www.odeon-concerte.de

14. Juli 2013 Wise Guys – Lauter leise LiederDas Quintett spricht mit seinen deutschen Texten gleicherma-ßen Herz, Hirn und Lachmuskeln seiner inzwischen riesigen Fangemeinde an.www.wiseguys.de/konzerte

22. bis 24. Oktober 2013 Pilobolus präsentiert Shadowland

2007 faszinierte die amerikanische Tanzkompanie Pilobolus die Welt: Fernsehbilder ihrer spektakulären Per-formances im Rahmen der Oscar-Ver-leihung gingen rund um den Globus.

Im Oktober gibt es die Gelegenheit, die Ausnahmekünstler im Rosengarten zu bewundern.www.semmel.de

12.000 Gäste beim FONDS professionell KONGRESS Zum zwölften Mal war am 30. und 31. Januar 2013 Europas größte Tagung für Anlagebe-rater, der FONDS professionell KONGRESS, im Congress Cen-ter Rosengarten zu Gast. Die Veranstaltung bot den 6.000 Gästen, die jeweils an beiden Tagen kamen, ein abwechs-lungsreiches Programm: In rund 200 Vorträgen wurden wichtige aktuelle Themen der Branche behandelt. Un-ter den Referenten waren der Wirtschaftsweise Peter Bofin-ger und ifo-Chef Hans-Werner Sinn, die über die Zukunft des Euro diskutierten. Ro-land Koch, ehemaliger hessi-scher Ministerpräsident und heute Vorstandsvorsitzender der Bilfinger SE, sprach über nachhaltige Wertschöpfung. Die Besucher erwartete neben den Vorträgen eine Messe mit 222 namhaften Ausstellern. Organisatorisch verlief der Kongress trotz der zahlrei-chen Besucher reibungslos. Die Veranstaltung nutzte die flexiblen Räumlichkeiten des Rosengartens auf allen drei Ebenen voll aus.

Sepp-Herberger-Stif-tung kommt wiederDie Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußballbun-des kehrt am 28. April 2013 zurück in die Heimatstadt ihres berühmten Namensge-bers, genauer gesagt: in den Rosengarten. Die Stiftung ist mit der Quadratestadt eng verbunden – schließlich wurde sie 1977 im Mannhei-mer Schloss gegründet. 2012 beging die Institution ihr 35-jähriges Bestehen im Ro-sengarten. Im April steht die Neuausrichtung der begehr-ten Sepp-Herberger-Urkunde auf der Agenda. Mit der Aus-zeichnung werden von 2014 an nicht mehr nur Fußball-vereine für ihr besonderes En-

gagement für den Jugendfuß-ball ausgezeichnet, sondern auch herausragende Beispiele für die integrative Kraft des Fußballs aus den Bereichen des Behindertenfußballs, der Resozialisierung sowie der Zu-sammenarbeit zwischen Schu-len und Vereinen prämiert.

Internisten kommen nach MannheimGute Nachrichten für Mann-heim: Von 2015 an wechselt die Jahrestagung der Deut-schen Gesellschaft für Inne-re Medizin (DGIM) für vier

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April 2013 M:CON

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Jahre von Wiesbaden in die Quadratestadt. Seit sechs Jah-ren organisiert m:con bereits den Kongress der mit ihren 22.000 Mitgliedern größten medizinischen Gesellschaft Deutschlands. 8.000 Teilneh-mer und eine große Indust-rieausstellung machen ihn zu einem der größten Kon-gresse in Deutschland. Bun-desweit gibt es lediglich fünf medizinisch-wissenschaft-liche Gesellschaften, deren Tagungen eine ähnlich große Teilnehmerzahl verzeichnen. Zwei davon werden im April im Abstand von vier Tagen in Mannheim stattfinden: dieTagung der Deutschen Ge-sellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) und die der Gesell-schaft für Innere Medizin.

m:con kooperiert mit Stadtmobil Kongressgäste des Rosengar-tens können seit Januar 2013 das Angebot von Stadtmobil, Deutschlands führendem Carsharing-Anbieter, nutzen. Die Gäste des Rosengartens können Autos zu sehr günsti-gen Konditionen ausleihen. Die Station mit drei unter-schiedlichen Fahrzeugen be-findet sich in unmittelbarer Nähe des Kongresszentrums in der Passage zwischen dem Dorint-Hotel und der City-Apotheke. Besonders komfortabel: Das m:con- Per-sonal übernimmt alle For-malitäten. Das Angebot ist besonders für Teilnehmer interessant, die mit der Bahn

nach Mannheim kommen, aber trotzdem auf die Vorzüge eines Autos nicht verzichten wollen. Carsharing ergänzt das nachhaltige Service- und Mobilitätskonzept von m:-con ideal. Das Unternehmen bietet bereits CO

2-neutrale

Veranstaltungs tickets der Deutschen Bahn aus 100% Ökostrom und umweltfreund-liche Kongresstickets für den Nahverkehr an. Zu den Ser-viceleistungen gehört auch der Transfer zum Congress Center Rosengarten mit dem Elektroauto. Am Rosengar-ten haben Tagungsteilneh-mer zudem die Möglichkeit, Fahrräder auszuleihen und so CO

2-neutral in der Quadra-

testadt unterwegs zu sein.

Gefäßchirurgen erteilen ZuschlagEine weitere medizinische Fachgesellschaft hat sich für m:con als Partner entschie-den: die Deutsche Gesell-schaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin – Gesellschaft für operative, endovaskuläre und präventive Gefäßmedi-zin. Die Organisation nimmt alle Belange wahr, die das Gebiet der Gefäßchirurgie in Forschung, Lehre und Kran-kenversorgung betreffen, ein-schließlich der Fortbildung. 2014 wird m:con die Jahresta-gung der Gefäßspezialisten in Hamburg organisieren. Der Kongress in der Hansestadt dauert vier Tage, es werden rund 1.200 Teilnehmer er-wartet. Über 2014 hinaus ist von beiden Seiten eine län-

gerfristige Partnerschaft ge-wünscht. Die Planungen für 2015 wurden bereits aufge-nommen. Da bei zukünftigen Kongressen mit wachsenden Teilnehmerzahlen gerechnet wird, bedarf es eines starken Partners – hier konnte m:con mit langjähriger Erfahrung und großer Kompetenz in der Organisation großer Kongres-se punkten.

Eye Tracking für neue Webseite m:con arbeitet an einer grundlegenden Neugestaltung des Internetauftritts. Dabei kooperiert das Unter nehmen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim. Die Website wurde mithilfe eines Eye Tracking-Systems der DHBW untersucht, um maximale Benutzerfreundlichkeit und ein optimales Design zu ent-wickeln. Beim Eye Tracking handelt es sich um ein bild-gebendes Messverfahren, das die visuelle Aufmerksamkeit ermittelt. Die Blicke der Pro-banden werden dabei mittels Infrarot-Technik millimeter-genau erfasst und registriert. Es konnten interessante Er-kenntnisse gewonnen wer-den, wie ein User die Home-page betrachtet, wie er sich in den Menüs zurecht findet und ob bestimmte Informati-onen zum Kongress- und Ver-anstaltungsangebot problem-los gefunden werden können. Von Mai 2013 an kann sich jeder von den Qualitäten der neuen Webseite überzeugen.

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IMPRESSUM

m:convisions

Das m:con-Magazin für die

Kongress-Branche

Herausgeber

m:con – mannheim:congress GmbH

Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

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Kirstin Baumann, Saskia Höhne,

Susanne Kling, Oliver Nord, Dr. Eva

Pinter (verantwortlich), Bernhard

Schenk, Dr. Martin Staiger, Stefanie

Wesslein, Gastautor: Professor

Michael Astroh

Artdirektion

Laura Ricke

Fotos

Alanus Hochschule, Anita Affentran-

ger, Gerhard Vormwald, Spektrum der

Wissenschaft/Claus Schäfer, m:con/

Marius Müller, Sepp-Herberger-Stif-

tung, Exploratorium San Francisco,

Alischa Leutner, Mark Wohlrab,

Kéré Architecture, ColourFIELD,

iStockphoto: Michael Haul, kutay

tanir, Wolfgang Beyer/cc-by-sa-3.0,

Emmanuel Donny, Harald Hoffmann,

Oliver Fantitsch

Druck

ABT Print und Medien GmbH

Bruchsaler Straße 5

69469 Weinheim

Verantwortlich

Johann W. Wagner (m:con)

Ausgabe 17/April 2013. Printed in

Germany. Alle Rechte vorbehalten

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SCHLUSSPUNKT

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Lernen, staunen – und handeln Ästhetik und Wissensvermittlung in „Deutschland von oben“

Sich entspannt im Sessel zurücklehnen und aus der Vogelperspektive wunderbare Eindrücke von in die Weite galop-

pierenden Wildpferden und in die Ferne ziehenden Wildgänsen, von imposanten Berggipfeln und kilometerlangen

Landschaften genießen: Im Film „Deutschland von oben“, der seit vergangenen Sommer in den Kinos läuft, erhält

der Zuschauer eine Fülle von Informationen aus Geschichte und Geografie, er lernt über Tierwelt, Baukunst und

Luftbewegungen und wird durch die anrührende und ästhetische Sichtweise immer wieder aufs Neue überrascht.

m:convisions sprach mit Produzent und Regisseur Freddie Röckenhaus.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Deutschland von oben zu porträtieren? Es ist eine uralte Sehnsucht der Menschen, sich die Welt von oben anzusehen, fliegen zu können – auch meine. Es hat mich immer schon gereizt, Landschaften, Dinge und Menschen aus der „Vogelperspektive“ zu beobachten und filmisch einzufangen. Schon in der Vergangenheit habe ich deshalb häufiger Aufnahmen aus der Luft in meine Dokumen-tationen eingebunden. Inzwischen erlauben spezielle Kame-ras mit diffiziler Technik diese unglaublichen Aufnahmen. Unser neuseeländischer Kameramann, ein absoluter Spezi-alist, steuerte die am Bauch des Hubschraubers angebrachte Kamera im Innenraum mit dem Joystick.

Wir lernen beim Betrachten des Films auf ästhetische Weise, dass Deutschland tierreich ist, entdecken, wie sich Städte ent-wickelt haben und wie sie ihre Versorgung lösen, aber auch, was Zerstörung auslöst. Wie entstand denn das Drehbuch? Unsere Redaktion hat intensiv recherchiert, wir haben Listen erstellt: Welche großen Städte gibt es? Welche Straßen- und Schienennetze? Wo gibt es welche Naturräume oder geologi-sche Besonderheiten? So entstanden verschiedene Raster, de-ren Komplexität uns am Ende selbst überrascht hat. Und wir haben natürlich Experten hinzugezogen, um weitere Facetten zu beleuchten. Wir wussten beispielsweise, dass die Kraniche zu bestimmten Jahreszeiten von Nordosten über Deutschland ziehen und dass sie in den Seenplatten und Feuchtgebieten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Rast machen. Man kennt also den Zugweg, nimmt einen Experten mit an

Bord und startet. Doch dann kommen auf einmal 500 Krani-che angeflogen. Man fliegt, in gebührendem Abstand, neben ihnen her, hat zwei, drei Vögel groß auf dem Bildschirm – und ist quasi ein Teil dieser Gruppe. Das sind nicht planbare Momente. Überhaupt sind bei dieser Art des Drehens keine berechenbaren Bewegungen gegeben. Der Kameramann muss ständig auf das reagieren, was passiert. Das Drehen in der Luft ist eine pausenlose Wundertüte.

Was ist Ihre Botschaft? Deutschland ist schön? Sicher sind manche Aufnahmen atemberaubend und man ist von der Schönheit unseres Landes überrascht. Aber darum geht es nicht nur. Wir zeigen eher, wie sich Deutschland entwickelt und verändert hat – und möchten staunen machen, darüber, was es alles auf so engem Raum gibt. Nehmen wir das Thema Natur: Unser Blick von oben zeigt, wie dicht Deutschland besiedelt ist, wie nah industrielle Anlagen neben Bäumen stehen oder wie stark Naturräume von Straßen zerschnit-ten sind. Trotzdem haben wir in den relativ kleinen Lebens-räumen oft einen hohen Bestand an Wildtieren, was andere Länder nicht haben. Dies liegt daran, dass wir in den ver-gangenen 20 Jahren ein verändertes Bewusstsein entwickelt haben. Vom Seeadler zum Beispiel gab es damals nur noch zwei Paare in Deutschland; heute sind es, dank verbesserter Wasserqualität und der Reduzierung von Pestiziden, etwa 200. Man kann also sehen: Wenn ich für die Natur etwas tue, hat das einen Effekt.

Wie reagieren die Menschen auf Ihren Film? Die interessan-testen Reaktionen haben wir von ganz jungen und von älte-ren Menschen erfahren. Die älteren haben sich euphorisch bedankt, dass sie so etwas sehen durften. Junge Leute, die ja häufig schon früh viele Teile der Welt kennenlernen, wollten gar nicht glauben, dass dieser Film Deutschland zeigt. Die-ser Überraschungseffekt hat mir gefallen. Es gelingt uns, zu vermitteln, dass es Dinge gibt, die man noch nicht gekannt hat, für die es sich aber einzusetzen lohnt.

Die DVD mit dem Kinofilm „Deutschland von oben“ ist im Handel erhältlich.

Freddie Röckenhaus, Produzent und Regisseur

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April 2013 SCHLUSSPUNKT

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Der neue Pfalzbau.Mit einer Vielseitigkeit, die Sie begeistern wird.

Herzklopfen. Spannung. Schönheit: Der Pfalzbau verkörpert alles, was Sie sich vorstellen

können. Aus der Mitte der Pfalz tritt er an, die Eventlocation der Region zu werden.

Nach einer umfangreichen Generalsanierung präsentiert sich der Pfalzbau seit September

2009 in neuem Glanz: neue Räume, neue Technik, neue Ausstattung bis ins Detail auf

höchstem Niveau.

Theater, Kongresse und Konzerte – mit diesem Dreiklang wird der Pfalzbau künftig

neue Maßstäbe setzen. Als kulturelle Attraktion in der Region und als innovative

Location für Veranstaltungen aller Art. Diese Überschneidungen von Business

und Kultur schaffen einzigartige Möglichkeiten für eine erfolgreiche Vermarktung.

m:con hat dabei die Positionierung des Pfalzbaus im internationalen Kongressmarkt

übernommen. So wird der Pfalzbau einerseits zur Kongresslocation mit eigenem PCO

– und behält andererseits seinen Charme und seine Attraktivität für die Region Pfalz

und für das Land Rheinland-Pfalz.

Besuchen Sie uns unter

www.ludwigshafen-pfalzbau.de

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SCHLUSSPUNKT

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Investieren Sie in Gold.Eventagentur m:con. Adam & Eva AWARD Winner Public-Event GOLD.

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Mannheim oder in einer Location Ihrer Wahl.

Besuchen Sie uns unter www.mcon-mannheim.de oder rufen Sie

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