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Masowien Aktive Wochenend- Turistik FÜR GLOBETROTTER Entdecken Sie die schönsten Naturwunder und die bezauberden Architekturdenkmäler in Masowien

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Page 1: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

MasowienAktive

Wochenend-Turistik

FÜR GLOBETROTTER

Entdecken Sie die schönsten Naturwunder und die bezauberden

Architekturdenkmäler in Masowien

Page 2: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

Text: Małgorzata Bochenek

Umschlagentwurf und Graphik: PANCZAKIEWICZ ART.DESIGN / Paweł Panczakiewicz www.panczakiewicz.pl

Korrektur: www.pracownialogos.com.pl

Verleger: Die Woiwodschaft MasowienPL-03-719 Warschau, ul. Jagiellońska 26Tel.: +48 (22) 597-91-00, Fax: +48 (22) 597-92-90e-mail: [email protected]

Print:

Die Publikation wurde aus Mitteln der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Masowien " nanziert.

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Einwilligung

des Verlegers darf kein Teil der vorliegenden

Publikation vervielfältigt werden.

ISBN 978-83-62082-19-3Warschau 2010

Page 3: Masowien Aktive Wochenend- Turistik
Page 4: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

In der Region religiösen Kultus und der wunderbaren Vergangenheit . . . . . . 8

Die Familie Szydłowiecki lädt ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Kurpien, von der Achtung der alten Sitten und Bräuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Unter den Gespenstern und Einwohnern im Schloss in Ciechanów . . . 27

In der Wehrburg und den Burgen an der Weichsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Auf der Suche nach polnischen Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Erholungsstätten am Bug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Im Kozienicka-Urwald und auf den Spuren Jan Kochanowskis . . . . . . . . . . . . . . . 54

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Page 5: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

In der Region der blühenden Apfelbäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

In der Kleinstadt und auf dem Dorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Spaziergang durch den Kampinos-Urwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Sanktuarien, Paläste und Höfe in der Gegend von Sochaczew . . . . . . . . . 76

Das Masowien Chopins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

Am Liwiec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Wanderungen durch Radom und seine Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Im Pułtusk am Narew . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Siedlce und seine Umgebung . . . . . . . . 110

Inhaltsverzeichnis

Page 6: Masowien Aktive Wochenend- Turistik
Page 7: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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In diesem Führer stellen wir die schönsten Plätze der Woiwodschaft Masowien

vor. Wir zeigen Ihnen bekannte und unbekannte Denkmäler, den Reichtum

der Kultur und die wunderbare Naturlandschaft. Hier können wir die Ruinen

mittelalterlicher Burgen, die einst von masowischen Herzögen bewohnt wur-

den, Kirchen, die aus verschiedenen Geschichtsperioden stammen, darunter

die für diesen Teil des Landes so charakteristischen Gotteshäuser im Stil der

an der Weichsel herrschenden Gotik, bewundern. Die historischen Denkmäler

von Płock gehören zu den wertvollsten in ganz Polen. Jeder, der den Zau-

ber von Pułtusk kennen lernen wird, wird mit Sicherheit hierher immer

wieder zurückkehren. Von der Geschichte dieser Landstriche zeugen

die zahlreichen Exponate, die in den Regionalmuseen zusammen-

getragen wurden. Die Volkstradition lebt in den Freilichtmuseen

fort. Wunderbare Sammelstücke aus der Sezessionsperiode

be& nden sich im Museum in Płock. Jeder wird sich auch an

das ärztliche Behandlungszimmer im Museum der Klein-

stadt in Bieżuń erinnern. Ein wahres Paradies für Liebhaber

von Schmalspurbahnen be& ndet sich in Sochaczew. Der

wahre Schatz Masowiens ist jedoch seine Naturland-

schaft. Das Kampinos-Landschaftsschutzgebiet, unweit

der Metropole, ist eine wahre Einzigartigkeit in Europa.

Viel Zauber üben auch die bekannten masowischen

Ebenen mit ihren Trauerweiden und unbegradigten

Flüssen aus.

DIE WOIWODSCHAFT MASOWIENFläche – 35.500 km2

Bevölkerung – 5,2 Mio.

Woiwodschaftsmetropole – Warschau

Größere Städte – Radom, Płock, Siedlce, Ciechanów, Ostrołęka

Landkreise – 37

Landkreisstädte - 5

Gemeinden – 309

Waldfläche (in Tausenden von Ha) – 779,3

Gesetzlich geschützte Gebiete (in % der Gesamtfläche) – 29,6

Anzahl der Touristen in Masowien, jährlich – ca. 5 Mio.

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK

EINLEITUNG

Page 8: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

IN DER REGION RELIGIÖSER KULTUSRITEN UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

GÓRA KALWARIA UND CZERSK

Góra Kalwaria und Czersk be& n-

den sich etwa 40 km südlich

von Warschau. Sie erreichen den Ort

über die Straße Nr. 79, Richtung San-

domierz. Zuerst lohnt es sich aber in

Góra Kalwaria anzuhalten. Die Stadt-

gestaltung ist äußerst außergewöhn-

lich. Sie entstand in der Barockzeit.

Die Stadt wurde auf dem Grundriss

eines lateinischen Kreuzes aufge-

baut. Den längeren Arm des Kreuzes

bilden die Straßen Kalwaryjska und

Rynek, die kürzeren Arme die Straßen

Dominikańska und Pijarska. An den

Enden befanden sich – analog zum

Aufbau von Jerusalem – drei Klöster,

die Einfahrtstore der Heiligen Stadt

symbolisieren sollten. Am Schnitt-

punkt der beiden Achsen wurde eine

Kapelle unter dem Namen des Hauses

von Pilatus (Dom Piłata) errichtet;

heute be& ndet sich hier die Kirche

zur Erhebung des Heiligen Kreuzes.

Die Kapelle wurde 1680 errichtet und

1791 umgebaut. Unter dem Altar be-

& ndet sich eine Krypta mit der Grab-

stätte des Bischofs Stefan Wierzbow-

ski. An der zweiten Seite der Grünan-

lage be& ndet sich das Rathaus und

an der Bushaltestelle die aus dem 19.

Jahrhundert stammenden Markthal-

len und „Jatki“ (Fleischbänke).

An der ks. Sajny-Straße be& ndet

sich die heutige Pfarrkirche der Un-

be= eckten Empfängnis der Heiligen

Jungfrau Maria. Früher gehörte di-

ese Kirche dem Bernhardinerorden.

Die Kirche wurde 1755-1759 im ba-

rocken Stil, nach Entwurf Jakub Fon-

tanas errichtet. Die Innenausstattung

ist im Stil des Barocks und des Roko-

kos gestaltet. Besonders bemerkens-

wert sind die Kanzlei im Rokokostil

und der Sarkophag des heiligen Wale-

rians (aus schwarzem Marmor). In der

Kapelle an der rechten Seite be& ndet

sich das in der zweiten Hälfte des 17.

Jahrhunderts gemalte und für Wun-

der bekannte Gemälde der Mutter-

gottes Górska, die auch als die Gnä-

dige Trostmutter bezeichnet wird.

In den Kellerräumen der Kirche liegt

der Stifter der Kirche und des Klos-

ters, Franciszek Bieliński, begraben.

Der Hof wurde mit einem Zaun aus

Gusseisen, mit einem Tor, über dem

auf Säulen mit vier barocken Steins-

kulpturen der heiligen Franz von As-

sisi, Antonius von Padua, Johannes

Capistranus und Bernard Sieneński

dominieren, umgeben. Neben der

Kirche be& nden sich barocke Kloster-

bauten von 1755. Der Kirche gegenü-

ber steht der alte Palast des Bischofs

Page 9: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN

KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

Wierzbowski aus der zweiten Hälfte

des 17. Jahrhunderts. Heute be& ndet

sich dort das Stadtarchiv.

Die barocke Antonius-von-Padua-

Kapelle erreichen wir über die św.

Antoniego-Straße, die gleich hinter

der Pfarrkirche verläuft und bis zum

Weichselufer führt. In dem neobaro-

cken Altar von 1903 wurden die ba-

rocke Skulptur des heiligen Antonius

und das Reliquiar des Heiligen in Form

einer Hand aus dem 18. Jahrhundert

angebracht.

Wenn wir von Warschau kommend

in die Stadt einfahren, ist das alte Pi-

aristen-Kollegium, das 1675 von Bi-

schof Wierzbowski gestiftet wurde,

zu sehen. Von der Kapelle erreichen

wir diesen Platz, wenn wir die ks. Saj-

ny-Straße nehmen. Am Marszałka Jó-

zefa Piłsudskiego-Platz wurde 1989

das Brustbild des Marschalls Piłsudski

rekonstruiert. Der Obelisk wurde von

den O? zieren der Pferdeartillerie der

polnischen Streitkräfte gestiftet und

am 3. August 1931 zum Andenken der

Ordensverleihung der Virtuti Militari

Auszeichnungen für den Krieg 1920

durch Piłsudski enthüllt. Zerstört wur-

de das Denkmal auf Antrag des Stadt-

komitees der Polnischen Vereinigten

Arbeiterpartei (PZPR) und des Vorsit-

zenden des Nationalen Stadtrates.

Weiter entlang der ks. Sajny-Straße

kommen wir in die Szpitalna-Straße.

Heute be& ndet sich in dem alten Pia-

risten-Kollegium das Haus der Sozial-

hilfe (Dom Pomocy Społecznej).

Nun begeben wir uns wieder in

Richtung des Stadtzentrums, diesmal

entlang der Pijarska-Straße. Dort un-

ter den Nummern 5. und 10./12. be-

fanden sich eine Synagoge und der

Zaddikshof. Erhalten blieben aber

Page 10: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

bloß die gusseisernen Pfeiler. Im 19.

Jahrhundert entstand in Kalwaria

eines der wichtigsten Zentren des

polnischen Chassidismus. 1859 sie-

delte sich hier Icchak Meir Alter, der

Begründer der gesamten Zaddiken-

dynastie, die von Pilgern aus ganz Po-

len und Europa aufgesucht wurde, an.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wur-

de sogar eine Schmalspurbahnver-

bindung in Betrieb genommen, die

Pilger aus Warschau hierher anfahren

ließ. Der Zaddik war Mitbesitzer die-

ser Bahnlinie. Vor dem Zweiten Welt-

krieg war der Hof des Zaddiks Abra-

ham Mordechaj Alter, eines Abgeord-

neten zum Sejm und Senators, eines

der stärksten Zentren jüdischen Reli-

gionskults in Polen. Zu Beginn der Be-

satzung schaQ te es Alter nach Jerusa-

lem auszureisen, wo er 1948 starb. Im

Hof an der Pijarska-Straße (unter der

Nummer 10.) steht das aus Ziegeln

gebaute Gebetshaus vom Anfang des

20. Jahrhunderts, das aktuell die Rolle

eines Hauses für religiöse Studien der

Familie Alter erfüllt. Gleich daneben

be& ndet sich der alte Zaddikshof des

Begründers der kompletten Dynastie

aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In

der Nähe des katholischen Friedhofs,

an der Zakalwaryjska-Straße, & nden

wir einen Kirkut mit wenigen noch

erhaltenen Grabsteinen und dem

vor kurzem gebautem Ohel, einem

gemauerten Gebäude, der Reststät-

te des Zaddiks. Diese Stelle erreichen

wir über die Piłsudskiego-, Kalwaryjs-

ka- und Zakalwaryjska-Straße.

Wir begeben uns nun zurück zum

Rathaus und gehen in die außerhalb

der Stadt in Marianki gelegene Got-

tesvorsehungs-Rektoralkirche von

1674; sie war ein Element der Golgota

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN

KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

und hieß „Wieczernik“. Betreut wird sie

vom Marianer-Orden. Das ursprüng-

liche Gebäude wurde dann wesent-

lich umgebaut. Im Inneren be& ndet

sich der Sarkophag des Begründers

des Marianer-Ordens – des Priesters

Stanisław Papczyński. Im Park um die

Kirche hat man einen Kreuzweg ab-

gesteckt, der sich aus fünfzehn aus-

gemeißelten kleinen Kapellen zusam-

mensetzt.

Weiter bewegen wir uns im Weich-

sel-Tal über den grünen Wanderpfad,

der durch die Obstgärten im histo-

rischen Wielki Gościniec führt. Nach-

dem wir uns etwa 8 km von der Kir-

che entfernt haben, erreichen wir das

– uns den Weg weisende – Schloss

von Czersk.

Diejenigen, die über einen fahr-

baren Untersatz verfügen, können

die Stelle mit dem Auto erreichen.

Wenn Sie über die Straße Nr. 79 nach

Sandomierz fahren, müssen Sie gleich

hinter Góra Kalwaria, hinter der Tank-

stelle links abbiegen. Nach ein paar

Minuten Fahrt erscheint vor unseren

Augen Czersk mit seinen malerischen

Ruinen. Das Auto stellen wir auf dem

Marktplatz ab.

Das Schloss erreichen wir über das

Kirchengelände. Die Kirche wurde

1805-1806 errichtet, der Turm wurde

1868 gebaut, doch die aktuelle ne-

obarocke Gestalt verdankt das Got-

teshaus einem Umbau aus dem Jahr

1900. Die Innenausstattung der Kir-

che stammt aus der ersten Hälfte des

19. Jahrhunderts.

Über die Mauerbrücke, die 1762

von Franciszek Bieliński errichtet wur-

de, kommen wir auf das Schlossgelän-

de. Das Schloss kann jeden Tag von

8.00 bis 20.00 Uhr besichtigt werden.

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

An der Kasse können Sie einen Führer

durch das Schloss und andere interes-

sante Publikationen erwerben.

Die Ruinen machen einen phantas-

tischen Eindruck und von hier aus gibt

es ein prachtvolles Panorama zu be-

wundern, das die Schönheit der ma-

sowische Landschaft oQ enbart. Heute

zeugen nur sie vom einstigen Ruhm

der alten Stadt. Czersk wurde Mitte

des 13. Jahrhunderts zum wichtigs-

ten politischen und religiösen Zen-

trum Südmasowiens. Vor 1252 wurde

hierher aus Grójec die Hauptstadt des

Archidiakonats übertragen, die Stadt

wurde zum Sitz des Burgvogts und

dann zur Metropole des Herzogtums

von Czersk. Seinen Fall, der seit dem

15. Jahrhundert andauerte, verursach-

te eine Laune der Natur. Die Weich-

sel änderte ihren Lauf und entfernte

sich von Czersk und trug zur Vermin-

derung der Handels- und Abwehrrol-

le der Stadt bei. Das Stadtrecht wurde

Czersk 1869 entzogen.

Das Schloss war Sitz der masowi-

schen Herzöge. Wenn wir das Schloss

durch das Tor betreten, können wir

kurz an der Tafel mit der Beschrei-

bung des Objekts stehen bleiben. Bis

heute sind der viereckige Turm und

zwei zylinderförmige Basteien erhal-

ten geblieben. Es lohnt sich, diese zu

erklimmen und die gotischen Mau-

ern, schmalen Fenster und das wun-

derbare Panorama des Weichseltals

zu bewundern.

Das Schloss hat eine bunte Ge-

schichte. Anstelle der aus Holz kons-

truierten Bauwerke begann man im

14. Jahrhundert das Schloss zu erwei-

tern. Die Bauarbeiten zogen sich in der

Zeit höchstwahrscheinlich sogar bis

ins 15. Jahrhundert hin. Die südliche

Bastei erfüllte angeblich die Aufgabe

eines Gefängnisses, in dem Konrad

Mazowiecki Henryk Brodaty und den

ein paar Jahre alten Bolesław [der spä-

ter Wstydliwy (der Schüchterne) ge-

nannt werden sollte] gefangen hielt.

Nachdem das Herzogtum von Czersk

dann 1526 an die Gebiete der Pol-

nischen Krone angeschlossen worden

war, ging das Schloss in den Besitz des

Königs über. Im 16. Jahrhundert wur-

de es zum letzten Mal umgebaut. Hier

war Königin Bona ansässig, die die

hiesigen Weingärten und die umge-

benden Gärten gründete.

Das ist aber schon lange Geschich-

te. Das Schloss wurde von den Schwe-

den in die Luft gesprengt. Ein Teil der

schwedischen Division, die am 7. April

1656 bei Warka zerschlagen wurde,

suchte hier Schutz und brannte die

Stadt nach einem dreitägigen Aufent-

halt vollständig nieder, wobei auch das

Schloss zerstört wurde. Ein paar Jahre

später beendeten die Kosaken und die

Soldaten Rakoczys dieses Zerstörungs-

werk. 1904 gingen die Ruinen in den

Besitz der Gesellschaft für Denkmal-

schutz über und wenige Jahre spä-

ter wurde mit den Konservierungsar-

beiten begonnen.

Heute halten auf dem Schlosshof

die Touristen Picknicks ab und be-

wundern die erhaltenen Spuren des

Ruhms der masowischen Herzöge.

Hier & nden verschiedene Veranstal-

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN

KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT

tungen statt, z.B. „Die Gärten der Kö-

nigin Bona“ („Ogrody królowej Bony”).

Es gibt da nicht wenige Sagen und

geheimnisvolle Legenden, wie z.B.

von den am Fuße der Burg funkeln-

den Lichtern, es gibt auch eine Ge-

schichte über einen Schatz, der in

dem unterirdischen Verlies verbor-

gen liegen soll.

Nach dem Besuch können wir,

wenn wir uns nicht für ein Picknick in

der Burg entschieden haben, in einem

der lokalen Gasthäuser zu Mittag es-

sen, auch ein Café, ein Geschäft und

eine Bar, in der man Hühnchen frisch

vom Rost essen kann, gibt es hier.

Erquickt und mit vollem Magen

begeben wir uns direkt an die Weich-

sel, die dank ihrer launenhaften Natur

die Stadt Czersk der alten Pracht be-

raubt hat. Wir fahren den alten Trakt

zwischen Feldern und Obstgärten

am Flusstal entlang. Der gekrümmte

Weg führt uns an die Stelle. Dank der

Betonplatten können Sie direkt an

den Hauptstrom des Flusses hinab-

gehen und die Erfolge der Angler

beschauen. Man kann sich hier auch

schön hinsetzen und sich von den

Klängen der Natur verwöhnen las-

sen. Man kann auch am Weichselwall

entlang spazieren gehen.

Praktische Informationen

• Warszawa – Góra Kalwaria – Czersk – Zufahrt zur Weichsel:

insgesamt 50 km. Gesamtlänge der Aus= ugsstrecke 100 km.

• Besichtigung der Góra Kalwaria – 3 Stunden, des Schlosses in

Czersk – 1 Stunde, Spaziergang von Góra Kalwaria nach Czersk

ca. 3 Stunden, Spaziergang am Weichselwall entlang 1,5 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Touristen- und Gastronomiezentrum (Ośrodek Turystyczno-Gastro

nomiczny)„Brzanka”, al. Wyzwolenia 1, Góra Kalwaria,

Tel. +48 605 765 587, +48 501 772 625

• Hotel und Bar Nad Wisłą, al. Wyzwolenia 1, Góra Kalwaria,

Tel. +48 (22) 727 16 29

• Euro-Motel, Solec 157, Taniocha, +48 (22) 727 50 49

• Euro-Motel 2, ul. Rybie 4, Góra Kalwaria, Tel. +48 (22) 727 49 91

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Pizzeria Omega, Góra Kalwaria, ul. Dominikańska 32,

Tel. +48 (22) 717 85 03

• Restaurant Złoty Róg, Góra Kalwaria, ul. Wojska Polskiego 37,

Tel. +48 (22) 727 41 36

Page 14: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

DIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

SZYDŁOWIEC – CHLEWISKA – OROŃSKO

Das ist ein Aus= ug, der Sie in den

Süden der Woiwodschaft führt.

Die Entfernung von Warschau nach

Szydłowiec beträgt 130 km. Die Stadt

erreicht man über die Straße Nr. 7

Richtung Krakau.

Szydłowiec liegt am Rande der Ra-

domska Ebene (Równina Radomska)

und eigentlich am Fuße des Heilig-

kreuzgebirges (Góry Świętokrzyskie)

zwischen Radom und Kielce. Heute

ist es eine kleine Ortschaft mit bunter

Geschichte und wunderschönen his-

torischen Denkmälern.

Der Ort hat sich unter Touris-

ten große Anerkennung verdient.

Es lohnt sich, die Besichtigungstour

am Großen Markt (Rynek Wielki) zu

beginnen. Das wunderschöne Rat-

haus ist ein wahrer Blickfang. Es ge-

hört zu den wertvollsten historischen

Denkmälern der polnischen welt-

lichen Baukunst der Spätrenaissan-

ce. Hier waren der Sitz der Stadtbe-

hörden und ein Ort, an dem feier-

liche Versammlungen des Rates und

des Volkes stattfanden. Heute be& n-

det sich hier der Sitz der Selbstverwal-

tung. Beachtenswert sind der sechs-

stöckige Turm im Stil der Pseudo-Re-

naissance mit einem Helm und einer

Uhr, die hohe Attika und vier, aus den

runden Böschungen herauswach-

sende Ecktürme. Im Keller be& ndet

sich das Café „Piwnica Szydłowiecka“.

Ein Spaziergang um das gesamte Ge-

bäude herum lohnt sich. Vor dem Rat-

hausfronton be& ndet sich der Stadt-

pranger. Er stammt aus der ersten

Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er ist mit

Maskaronen mit Metallhaltern ver-

ziert. Der Bau dieses Rathauses wurde

1626 beendet, als Szydłowiec der Fa-

milie Radziwiłł angehörte. Diese wa-

ren nicht das einzige bekannte Ge-

schlecht, dessen Geschichte mit je-

ner der Stadt verbunden war.

Seit dem Anfang des 13. Jahrhun-

derts war die Stadt Sitz der Fami-

lie Odrowąż, die dann den Namen

Szydłowiecki annahmen. Im Süden

vom Markt, auf einer kleinen Anhöhe

be& ndet sich die spätgotische St. Si-

gismund-Kirche, die von der Familie

Szydłowiecki gestiftet wurde. Ihr Bau

wurde zwischen 1509 und 1525 ab-

geschlossen. Kurze Zeit über erfüllte

das Gotteshaus die Rolle einer Kalvi-

nisten-Gemeinde; dies geschah dank

Nikolaus Radziwill dem Schwarzen

(Mikołaj Radziwiłł „Czarny“). Beach-

tenswert sind die hohen, schmalen

Dächer und Strebepfeiler mit Son-

nenuhren. Trotz der zahlreichen Um-

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE

SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

bauarbeiten, die im 18. Jahrhundert

vorgenommen wurden, konnte die

Mehrheit der originalen Bauelemente

erhalten werden: die Quaderumrah-

mungen der FensteröQ nungen und

die Inneneinrichtung. Im Langhaus

be& ndet sich eine ganz untypische,

aus Lärchenholz erstellte Wölbung

mit einer bunten Polychromie, die

St. Sigismund den König (Zygmunt

Król) darstellt. An den Ost= ügel des

Langhauses wurde an seinen süd-

lichen Teil eine Kapelle hinzugefügt,

an deren Wölbung das Wappen der

Familie Odrowąż zu sehen ist. Die Kir-

chenwände sind mit einer Polychro-

mie im Stil der Renaissance bedeckt.

Der Hauptaltar – aus der Spätrenais-

sance – entstand 1618-1627. Er ist

reichlich mit Reliefen und Malereien

verziert. Er gehört zu den wertvolls-

ten historischen Denkmälern dieser

Art in dieser Region Polens. Der Grab-

stein von Mikołaj Szydłowiecki ist im

Presbyterium aufzu& nden. Er wurde

im 16. Jahrhundert aus rotem unga-

rischem Marmorstein angefertigt.

Sehenswert sind auch das gotische

Taufbecken aus Stein und das spätgo-

tische Polyptychon im Presbyterium,

das 1507-1510 erstellt wurde. Außer-

gewöhnlich interessant ist die unter

dem Chor erhaltene Felderdecke aus

der Frührenaissance, die mit gemal-

ten Rosetten gefüllt ist. Der Grabstein

von Nikolaus Radziwiłł und seiner Frau

Maria stammt aus dem Jahr 1805 und

stellt die Gestalt einer sich an einer

Urne anlehnenden Frau dar. Zu den

Besonderheiten der Kirche gehören

die in der Außenwand des Presbyte-

riums und in der Südwand des Lang-

hauses eingravierten Inschriften. Zu

ihnen gehören Aufschriften und Bil-

der, die Vor- und Nachnamen und Da-

ten aus dem 16. und 17. Jahrhundert

enthalten.

Im Nordosten des Marktes, auf der

gegenüberliegenden Seite der Kirche

also, be& ndet sich das mit Wasser um-

gebene Schloss im Stil der Gotik und

Renaissance. Erbaut wurde es (1470-

1530) auf einer künstlich errichteten

Insel vom Burgvogt von Sandomierz

und dem Erzschatzmeister, Mikołaj

Szydłowiecki. Sein Bruder – Krzysz-

tof – war Großer Kronkanzler, Burg-

vogt von Krakau; er leitete das Res-

sort für Außenpolitik zu Zeiten Sigis-

mund I. Stary (dem Alten). Er kämpfte

mit der Königin Bona, setzte den Ab-

bruch des Burgfriedens mit Albrecht

Hohenzollern in Werk, was zur preu-

ßischen Huldigung führte.

In der damaligen Zeit glich das

prachtvolle Schloss anderen Magna-

tensitzen. Es war ein hohes, zweistö-

ckiges aus Stein gebautes Gebäude,

errichtet auf dem Grundriss eines

Rechtecks, das im Grundgeschoss

und der ersten Etage je drei Gemä-

cher und im zweiten Stock einen Re-

präsentationssaal hatte. Die Innenräu-

me waren mit reichen Portalen aus

lokalem Stein, polychromierten Feld-

erdecken, Steinöfen aus bunten Flie-

sen und verzierten Fußböden ausge-

stattet. Die Zufahrt zum Torturm führ-

te über eine feste Brücke und über

eine Klappbrücke.

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE

SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

Dank der Ehe Elżbietas – der Toch-

ter von Krzysztof Szydłowiecki – mit

Nikolaus Radziwiłł dem Schwarzen

ging das Schloss in den Besitz der

Familie Radziwiłł über und blieb bis

1802 in ihren Händen. Es wurde die

ständig erweitert. Im 19. Jahrhundert

ver& el es und wurde erst nach dem

Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut.

Im Schloss be& ndet sich das in-

teressante Museum für Volksmusik-

instrumente. Es verfügt über 2000

Exponate. Die Instrumente wurden

von Volkskünstlern hergestellt. In

der ständigen Ausstellung kann man

etwa 300 Exponate bewundern. Hier

be& nden sich sowohl die einfachs-

ten Instrumente, die jeder herstellen

kann (Blättchen, Rinde zum Spielen,

Pfeifen aus Stroh und Federn), wie

auch höchst komplizierte Musikins-

trumente, wie Geigen, Ziehharmoni-

ka, Dudelsäcke. Die Ausstellung ist in

zwei Teile aufgeteilt. Der erste stellt

Musikkappellen aus verschiedenen

Teilen Polens dar, der zweite kon-

zentriert sich auf die Details der ein-

zelnen Instrumente. Das Museum be-

sitzt eine reiche Sammlung verschie-

dener Typen der Ziehharmonika, eine

große Sammlung von Zimbeln, Gei-

gen, Lehminstrumenten, Hirten= ö-

ten und Pfeifen. Neben den bis heu-

te verwendeten Musikinstrumenten

können auch die Rekonstruktionen

der alten Instrumente begutachtet

werden. Während der Besichtigung

können wir hören, welche Töne die

einzelnen Exponate von sich geben.

In der Sommersaison ist in der

Stadt das Erholungszentrum „Zalew“

geöffnet, das über Wassersportge-

räte verfügt. Man erreicht es über

den Weg, der hinter der Kirche ver-

läuft. In Szydłowiec gibt es drei seit

Jahren still gelegte Steinbrüche. Pi-

kiel und Podkowiński liegen im Süd-

westen, und der dritte Steinbruch,

Na Polankach, im Südosten der Stadt.

Der Steinbruch Podkowińskis wurde

auf die Liste der Denkmäler der ma-

teriellen Kultur eingetragen. Aktuell

sind die Steinbrüche teilweise mit

Wasser gefüllt.

Nun müssen wir in die Schlos-

sumgebung zurückkehren und von

dort aus fahren wir 10 km die Stra-

ße Nr. 727 nach Chlewiska entlang.

Chlewiska ist die älteste Ortschaft

im Landkreis um Szydłowiec. Die

Entstehung der Ortschaft wird auf

das Jahr 1121 datiert. Der erste Be-

sitzer war Piotr Dunin aus Skrzyńsk.

1121 errichtete er eine Kirche, 1135

den westlichen Teil des Schlosses.

Der nächste Besitzer von Chlewiska

war die Familie Odrowąż, die dann

den Namen Chlewicki übernahm.

Sie bauten die örtliche Kirche wei-

ter aus und den östlichen Teil des

Schlosses an. Mikołaj Chlewicki, der

im 17. Jahrhundert lebte, war wäh-

rend der Schwedischen Sintflut Be-

fehlshaber der Eskorte des Königs

Johann Kasimir (während seines

Feldzugs nach Schlesien). In der

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

ging Chlewiska in den Besitz der Fa-

milie Podkański über. 1801 gin es

in den Besitz von Stanisław Sołtyk,

Page 18: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

18

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

Abgeordneter des Vier-Jahres-Se-

jms und Gründer der Gesellschaft

für Freunde der Wissenschaft, und

seines Sohnes Roman, General und

Teilnehmer an der Napoleom-Kam-

pagne und dem Novemberaufstand.

1811-1825 entstanden in Chlewiska

ein Blechwalzwerk und eine Nagel-

fabrik. 1831 wurden die Güter der

Familie Sołtyk wegen ihrer Teilnah-

me am Novemberaufstand konfis-

ziert. 1895-1912 war Chlewiska im

Besitz des Grafen Ludwik Platers und

seiner Söhne. Während des Zwei-

ten Weltkrieges war auf dem Gelän-

de der Gemeinde ,eine Einheit un-

ter der Leitung Majors Henryk Hubal

Dobrzański „Hubals” tätig.

Wir begeben uns in die Pfarrkirche,

die zwar mehrmals umgebaut wurde,

doch ihre gotische Gestalt trotzdem

bewahrt hat. Sie wurde auf einem

Hügel errichtet und ist von der Stra-

ße aus sichtbar. Das jetzige Gebäu-

de wurde 1511-1512 auf den Grund-

mauern der alten Kirche aufgebaut.

Bemerkenswert sind die zahlreichen

Fragmente der spätgotischen Stein-

metzarbeit – Portale und mit Wappen

verzierte Schlusssteine. Im Inneren

be& nden sich interessante Epitaphe

und Grabmäler aus dem 15.-17. Jahr-

hundert.

Über die Straße Nr. 727 begeben

wir uns in den Palast mit dem Na-

men Manor House, wo sich heute

ein Erholungszentrum be& ndet. Den

Palast bilden zwei im rechten Win-

kel aufeinander stoßende Gebäu-

de. An einer der Wände wurde eine

Gedenktafel zum Andenken an den

durch Wawrzyniec Odrowąż-Chlewi-

cki 1605 durchgeführten Umbau an-

gebracht. Der Palast steht auf einem

teilweise künstlich errichteten Hügel.

Er ist von einem Landschaftspark um-

geben. Hier kann man reiten, aber

auch Fahrräder ausleihen. Im Restau-

rant werden Ihnen Gerichte der pol-

nischen Küche aufgetragen.

In Chlewiska hat seinen Sitz die

Abteilung des Warschauer Museums

für Technik. Wir erreichen es über die

Straße, die gegenüber der Einfahrt

zum Palast führt. Es be& ndet sich in

einer Eisenhütte, in der ein Hochofen-

Komplex steht, das 1882-1892 durch

die Französische Gesellschaft für Me-

tallurgie erbaut wurde. Der Komplex

besteht aus einem Hochofen (der 13

Tonnen Roheisen pro Tag herstellte),

drei Erzröstöfen und einer Mechanik-

werkstatt. Der Ofen war bis 1940 in

Betrieb. Der Touristenführer erzählt

davon, wie der ganze Komplex funk-

tionierte. Wir steigen auf den Turm,

wo sich ein Wasserbehälter be& ndet

und von wo aus man eine wunder-

bare Aussicht auf die ganze Umge-

bung hat. Man sieht den Stausee mit

klarem, aus dem Heiligkreuzgebirge

entspringenden Wasser.

Aus Chlewiska fahren wir wie-

der auf der Straße Nr. 727 Richtung

Szydłowiec und dann auf der Stra-

ße Nr. 7, diesmal Richtung Warschau.

Wir machen einen Halt in Orońsko.

Hier befindet sich das bekannte Zen-

trum für Zeitgenössische Bildhauer-

kunst. Die Kulturtradition der Stadt

Page 19: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

19

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE

SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

Orońsko reicht bis in die 30er Jahre

des 19. Jahrhunderts als die hiesigen

Güter von Franciszek Ksawery Chris-

tiani, dem Generaldirektor für Stra-

ßen und Brücken des Königreichs

Polen, erworben wurden. Er war Au-

tor zahlreicher Publikationen, sam-

melte Altdrucke und Handschriften

und Exemplare von Vögeln und an-

deren polnischen Tierarten; in sei-

nem Besitz war auch eine große

Sammlung von Mineralen. Christiani

wollte dem Meierhof den Charakter

einer Dorfresidenz mit einem Land-

schaftspark und einer Kapelle im Stil

eines griechischen Tempels verlei-

hen. Das gelang ihm teilweise, sein

Vorhaben haben seine Erbinnen, sei-

ne Frau und Tochter, fortgesetzt. Zu

Zeiten Amelias Pruszakowa (Toch-

ter) fanden hier musikalische Veran-

staltungen statt. Hier gasteten auch

viele Künstler, vor allem Maler. Zu

kommen begann der mit dem Sohn

Page 20: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

20

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

Amelias befreundete Józef Brandt.

Dann heiratete er Helena, die Wit-

we seines Freundes, und wurde in

Orońsko ansässig. Brandt leitete die

Münchener Malerkolonie. Die Som-

mermonate verbrachte er jedoch in

Orońsko, zusammen mit ihm reisten

seine Schüler und Freunde an. Diese

Sommertreffen wurden als die große

Freie Akademie von Orońsko (Wolna

Akademia Orońska) bezeichnet.

Letzter Erbe der Güter war Andrzej

Daszewski, der Enkel des Malers. Die

Deutschen haben seine Familie 1942

ausgesiedelt und übernahmen die

Verwaltung des Guts. Es begann die

Zeit langsamen Verfalls der Gebäu-

de und des Parks. Erst Mitte der 60er

Jahre kehrte die künstlerische Tra-

dition von Orońsko wieder zurück.

Die Idee entstand in der Abteilung

für Bildhauerei des Generalvorstan-

des des Verbandes der Polnischen

Bildenden Künstler (pl. ZPAP); zu sei-

ner übergeordneten Idee gehörte

die Wiedergeburt und Verbreitung

der polnischen Bildhauerkunst. 1965

fand in der Woiwodschaft Kielce eine

allgemeinpolnische Bildhauerei-Frei-

lichtausstellung, die dann mit einer

Ausstellung im Park in Orońsko ab-

geschlossen wurde. Die Ausstel-

lung erweckte ein großes Interes-

se, sie war auch ein Ansatz für die

Gründung eines festen Zentrums für

Bildhauerkunst in Orońsko. Ein Jahr

später wurde der Parkpalastkom-

plex dem Generalvorstand der ZPAP

übergeben. 1981 wurde eine staat-

liche Anstalt unter dem Namen des

Museum – Zentrum der Polnischen

Bildhauerkunst in Orońsko gebil-

det, das nach einer nächsten Reor-

ganisation 1985 den Namen in das

Zentrum der Polnischen Bildhauer-

kunst änderte. Heute dient es prak-

tisch dem gesamten Bildhauermilieu

und ist ein internationales, im Netz

„Res Artis“ verbundenes, Zentrum für

Bildhauerkunst.

Die Kunstsammlung zählt aktuell

946 Werke. Die größte Gruppe stellen

Bildhauereien, Objekte und Installa-

tionen dar, es gibt aber auch Zeich-

nungen, Gemälde und künstlerisch

gestaltete Textilien. Man kann sie in

der Hauptgalerie, die sich im moder-

nen Gebäude be& ndet und in den im

Park gelegenen Galerien, der Kapel-

le und der Orangerie, und dem nicht

all zu großen Wagenschuppen be-

sichtigen. Auf dem Gelände be& ndet

sich auch der Palast von Józef Brandt

mit einer festen Ausstellung der hö-

& schen Innenräume aus dem 19.

Jahrhundert. Die Bildhauereien kann

man auch im alten Landschaftspark

besichtigen.

Page 21: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

21

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE

SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN

Praktische Informationen

• Warschau – Szydłowiec – Chlewiska: 140 km. Gesamtlänge der

Aus= ugsstrecke 280 km.

• Besichtigung von Szydłowiec – 3 Stunden, das Museum für

Volksmusikinstrumente– 1 Stunde, Chlewiska,

Manor House – 2 Stunden, das Museum

für Metallurgie – 1 Stunde, Orońsko – 2,5 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• www.eholiday.pl

• Jugendherberge (Szkolne Schronisko Młodzieżowe)„Skałka”,

ul. Kościuszki 39 a, Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 43 11, 505 499 154,

schronisko.szydł[email protected], schronisko.szydł[email protected]

• Gasthaus O’key, Barak k. Szydłowca, Tel. +48 (48) 617 49 58

• Hotel Oleńka, Barak 1A k. Szydłowca, Tel. +48 (48) 617 49 59

• Hotel Iguś, ul. Kościuszki 263, Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 45 51

• Erholungszentrum „Mexicana”, Chlewiska, Tel. +48 604 439 743

• Palast der Familie Odrowąż „Manor House” , ul. Czachowskiego 56,

Chlewiska, Tel. +48 607 195 366, www.manorhouse.pl,

Rezeption: Tel. +48 (48) 628 70 61, Abteilung für Marketing und

Reservationen für organisierte Gruppen: Tel. +48 (48) 682 12 21

• Motel Billy, Dobrut 20 a, Orońsko, Tel. +48 (48) 618 41 87, 618 48 49

• Hotel Centrum Rzeźby Polskiej, “Dom Rzeźbiarza”, ul. Topolowa 1,

Orońsko, Tel. +48 (48) 618 40 27

• Gospodarstwo agroturystyczne (Ferienbauernhof ),

J. i D. Grabowscy, Koszorów 49, Chlewiska, Tel. +48 694 545 929

• Andere Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Café Piwnica Szydłowiecka, Rynek Wielki 1, Szydłowiec,

Tel. +48 (48) 617 02 24, http://piwnicaszydlowiecka.abc.pl,

eingetragen im Goldenen Buch der Polnischen Gastronomie

• Pizzeria Nova, ul. Wschodnia 41, Szydłowiec, +48 (48) 617 58 30

• LECHMAR – Restaurant, Motel auf der Tankstelle, ul. Kościuszki 263,

Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 44 93

• Café Dom Rzeźbiarza, Centrum Rzeźby Polskiej, ul. Topolowa 1,

Orońsko, Tel. +48 (48) 618 40 27

• Restaurant Primagor, ul. Spółdzielcza 2 c, Szydłowiec,

www.primagor.eu, Tel. +48 (48) 617 45 60, 602 301 236

• Die Altdör= iche Schenke (Karczma Starowiejska),

ul. Starowiejska 2, Orońsko, Tel. +48 693 423 360

• Motel Iguś (siehe oben)

• Motel Oleńka (siehe oben)

• Motel Billy (siehe oben)

• Gasthaus O’key (siehe oben)

• Erholungszentrum „Mexicana”, (siehe oben)

• Palast der Familie Odrowąż „Manor House”, (siehe oben)

Page 22: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

KURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

OSTROŁĘKA – KADZIDŁO – ŁYSE

– CZARNIA – MYSZYNIEC

In der am meisten Richtung Nord-

osten ausgerückten Region der

Woiwodschaft Masowien be& ndet

sich der Landkreis Ostrołęka mit der

immer noch lebendigen Kurpen-Kul-

tur. Sein Name stammt aus dem 18.

Jahrhundert, als man begann die „Ur-

waldmenschen“ Kurpen zu nennen

und das der aus Bast ge= ochtenen

Treter wegen. Das Gebiet ist für sei-

ne großen Wälder bekannt. Die Re-

gion wird von zahlreichen Flüssen,

mit dem in diesem Landesteil domi-

nierenden Narew, überschnitten. Seit

den Anfängen des polnischen Staat-

wesens waren diese Gebiete im Besitz

der masowischen Herzöge, dann der

polnischen Könige.

Die Kurpen-Kultur entwickelte sich

aus wirtschaftlichen Gründen. Die

niedrige Qualität der Böden verurs-

achte, dass die Bevölkerung nicht im

Stande war von der Landwirtschaft zu

leben. Eine zusätzliche Einkommens-

quelle war das zahlreich ausgeübte

dör= iche Handwerk. In Kurpien ent-

wickelte sich Zimmerei, Tischlerei, Ge-

= echt, Weberei und Bernsteinverarbei-

tung. Bis heute erzeugt man Produkte,

die mit Sitten und Bräuchen zusam-

menhängen. Allgemein bekannt sind

auch die Scherenschnitte, Blumen-

sträuße, die Häuser verzieren, Weih-

nachtsbaumschmuck, Ostereier und

Osterpalmen.

Auf den Folkloreveranstaltungen

in den einzelnen Gemeinden werden

manche der Volksbräuche vorgestellt.

Am ersten Junisonntag lohnt es sich

nach Czarnia zu kommen. Dann & n-

det hier die Vorstellung „Auf zur Jagd“

statt, die alte Jägerbräuche präsen-

tiert. In Kadzidło & ndet am dritten Ju-

nisonntag die „Die Kurpen-Hochzeit”

(„Wesele Kurpiowskie“) statt. Das ist

die bekannteste Vorstellung, die auf

dem Gebiet der gesamten Ortschaft

statt& ndet. Die Touristen werden

dann zu authentischen Hochzeitsgäs-

ten. Der am ersten September Sonn-

tag im Kurpen-Bauernhof veranstal-

tete „Kadzidło Sonntag” dient der Prä-

sentation jeglicher Ausprägungen der

regionalen Folklore, der Übersicht der

Volkstanz- und Musikkapellen; dabei

& ndet auch ein Markt der Volkskunst

statt. Die bekannteste und älteste

Veranstaltung ist der Wettbewerb die

„Kurpen-Palme“. In der Ortschaft Łyse

& ndet am Palmsonntag an der Holz-

kirche eine bunte Prozession mit Pal-

men. Ein festes Element der Feier ist

Page 23: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

23

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG

DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

der Wettbewerb für die schönste Pal-

me. Am letzten Augustsonntag & ndet

in Zawodzie, in der Nähe von Myszy-

niec, das Fest „Kurpen-Honigernte”

(Kurpiowskie Miodobranie) statt, das

an den Abschluss der Zeidlerarbeit

anknüpft.

Die Reise über Kurpein beginnen

wir Ostrołęka. Die Stadt be& ndet

sich etwa 100 km entfernt von War-

schau. Die Stadt erreichen Sie, wenn

Sie der Straße Nr. 61 Richtung Augus-

tów folgen. Am besten ist es sich hier

am 26. Mai einzu& nden, wenn hier

die Schlacht inszeniert wird, die hier

1831 stattgefunden hat. An der In-

szenierung nehmen Abteilungen his-

torischer Soldaten teil. Man kann in

dem Feldlager Szenen aus dem Le-

ben der Soldaten beobachten: Ko-

chen am Lagerfeuer und Gießen von

Bleikugeln. Die an der Schlacht inter-

essierten Teilnehmer kommen auch

aus dem Ausland. Die Schlacht & n-

det nach einem fest gelegtem Dreh-

buch statt.

Das wertvollste historische Denk-

mal der Stadt selbst ist die im 17. Jahr-

hundert im barocken Stil errichtete Kir-

che und das Nachbernhardinerkloster.

Hier be& ndet sich ein mit Laubgängen

umgebener Hof. Im Inneren kann man

den barocken Hauptaltar mit klassizis-

tischen Elementen, acht Seitenaltäre

und Polychromien aus dem 18. Jahr-

hundert, die Wunder und Szenen aus

dem Leben des Schirmherren dieses

Gotteshauses – St. Antonius von Pa-

dua darstellen, bewundern. Die zwei-

te Kirche be& ndet sich näher am Was-

ser und wurde 1399 von Herzog Ja-

nusz I. Starszy (dem Älteren) gestiftet.

Im 18. Jahrhundert wurde der Kirche

die aktuelle barocke Gestalt verliehen.

Die gotischen Elemente sind aus-

schließlich im Presbyterium erhalten

geblieben.

Sehr nett ist der Spaziergang durch

die Bartosza Głowackiego-Straße, die

heute die Aufgabe einer Spazierpro-

menade erfüllt. Sie führt auch auf

den Gen. Józef Bem-Platz erreichen.

In seinem Zentrum be& ndet sich das

Denkmal des Generals. Während der

mittlerweile bereits erwähnten, der

größten Schlacht um Ostrołęka wäh-

rend des Novemberaufstands, konnte

der General dank dem ReitangriQ der

leichten Artillerie, die er selbst leitete,

die endgültig Aufreibung der Armee

abwenden. Bemerkenswert ist das

Rathaus am Platz. An der gegenüber

liegenden Seite be& ndet sich das Kur-

pen Museum, das der Kultur der Kur-

pen eine ihrer Räume gewidmet hat.

Hier be& nden sich Elemente der tra-

ditionellen Trachten, insbesondere

aus dem Gebiet des Weißen Urwalds

(Puszcza Biała). Wie wir erfahren kön-

nen, wird diese Originalkleidung heu-

te nicht mehr getragen, weil sie sehr

schwer war. In der Kammer be& nden

sich auch Tontöpfe und die für diese

Region so charakteristischen Scheren-

schnitte.

Im nächsten Saal können wir Ge-

mälde bewundern. Dann besichti-

gen wir als nächstes das Arbeitszim-

mer des hier in Ostrołęka geborenen

Wiktor Gomulickis, in dem sich der

Page 24: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

24

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

Schreibtisch, ein paar Briefe und Bü-

cher des Schriftstellers be& nden. In

einem anderen Raum sehen wir ein

Modell der Schlacht bei Ostrołęka.

Aus der Stadt begeben wir uns in

Richtung des Dorfes Kadzidło. Das

Dorf erreicht man über die Straße Nr.

53 Richtung Szczytno. Bei der Einfahrt

aus der Richtung von Ostrołęka be-

& ndet sich das Freilichtmuseum „Kur-

pen-Bauernhof” („Zagroda Kurpiows-

ka“). Man kann hier eine Hütte, eine

Scheune mit einem Wagenschuppen,

eine Holzhauerei und einen Speicher

besichtigen. Die Gebäude sind mit

Gegenständen alltäglicher Verwend-

barkeit ausgestattet. Ein Holzgebäude

ist ein typisches Kurpen-Haus, das im

19. Jahrhundert aus massiven Bohlen

gebaut wurde. Ins Innere führt ein Flur

mit Tonboden und den allgemein ver-

wendeten Haushaltsgeräten: einem

Trog zur Zubereitung von Schwei-

ne= eisch, einer Honigschleuder und

einem Waschbrett. In der großen Stu-

be be& ndet sich eine Ecke mit den hei-

ligen Bildern. An der Wand steht eine

Bank, eine bemalte Kiste und das Bett,

an der Wand hängt ein LöQ elhalter mit

Tellern und Bechern, am meisten über-

rascht jedoch der hölzerne Gehwagen

für Kinder. In der großen Stube gibt es

auch eine Küche und einen Brotofen.

In der Alkove, in der früher die älteren

Familienmitglieder lebten, wurde eine

Webwerkstatt errichtet. In der kleinen

Stube be& ndet sich auch eine Küche

mit einer Feuerstätte. Das Innere der

Hütte wurde mit Scherenschnitten

und Papierblumen dekoriert. Die Hüt-

te ist mit einem Strohdach bedeckt

und über den Fenstern be& nden sich

die bemerkenswerten Fenstergesimse,

die so charakteristisch für die Bauwei-

Page 25: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

25

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG

DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

se in der Kurpien-Region sind. Im Inne-

ren des Speichers wurden Wirtschafts-

und Landbaugeräte und Gefäße und

Behälter zur Lagerung verschiedener

Produkte versammelt. In der Scheu-

ne können wir sowohl einst in Kurpien

verwendete Fahrzeuge und Maschi-

nen und Landwirtschaftsgeräte be-

wundern. Das Gesamtbild wird durch

einen Brunnen mit einem Kranich und

Klobenbienenstöcken vervollständigt.

Am Eingang be& nden sich eine Hütte,

die zu administrativen Zwecken dient,

und eine runde Reitbahn gleich da-

neben. Im Freilichtmuseum werden

Workshops und Musealunterricht mit

Teilnahme der Volkskünstler, wie auch

Partys am Lagerfeuer, während der

traditionelle Kurpen-Gerichte aufge-

tragen werden, veranstaltet.

Nach dem Verlassen des Freilicht-

museums muss man sich ins Zentrum

des Dorfes begeben und die neoba-

rocke Kirche besichtigen. Im Inneren

be& nden sich aus echten, riesigen

adriatischen Muscheln hergestellte

Weihkessel.

Nun begeben wir uns in die Ort-

schaft Czarnia. Wir nehmen die Straße

Nr. 53 nach Myszyniec und später die

Straße Nr. 614, von welcher wir dann

nach Czarnia abbiegen. Hier be& ndet

sich ein Naturschutzgebiet mit dem-

selben Namen. Um es zu erreichen,

muss man dann in der Nähe der Kir-

che den grünen Hinweisschildern fol-

gen. Der Weg führt zuerst durch Feld-

er, dann erreichen wir eine imposant

aussehende Försterei, dann betreten

wir den Wald. Das Naturschutzgebiet

umfasst einen Tannen- und Kiefer-

wald. Zu seinen Besonderheiten zäh-

len die nur hier auftretenden Beuten-

kiefern.

An der Ausfahrt aus Czarnia in Rich-

tung Osten, am Weg im Dorf Brzo-

zowy Kąt können wir eine Holzskulp-

tur vom Anfang des 20. Jahrhunderts

sehen, die St. Johannes Nepomucen

darstellt. Das Ziel unserer Reise ist

Myszyniec, die Stadt am Fluss Rozoga,

ein Handels- und Kulturzentrum der

Kurpien-Region. Die Anfänge dieser

Siedlung reichen bis ins 17. Jahrhun-

dert; sie entstand an einer Stelle, die

Masowien mit Preußen verband und

war eine Missionssiedlung des Jesui-

tenordens. Ein Überbleibsel der Jesu-

iten ist das gemauerte Tor aus dem

18. Jahrhundert, das zugleich als ein

Glockenturm fungiert, das aber teil-

weise spätgotische Züge ausweist. Es

be& ndet sich an der aus dem 20. Jahr-

hundert stammenden neogotischen

Kirche. Im Inneren sind besonde-

rer Achtung zwei Altäre aus dem 18.

Jahrhundert und barocke Skulpturen

wert. Am Eingang be& nden sich zwei

Stahlhalsbänder, die dazu dienten Bö-

sewichte öQ entlich zu bestrafen; an-

geblich sollen hier meistens Frauen

bestraft worden sein, die gegen die

damaligen Regeln der Moral verstie-

ßen.

Das nächste sehenswerte Dorf ist

Łyse. Aus Myszyniec erreichen wir es

über die Straße Nr. 645 Richtung No-

wogród und Łomża. Łyse ist in ganz

Polen für seine bereits erwähnten

Osterpalmen bekannt. Die Ortschaft

Page 26: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

26

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE

war bereits im 18. Jahrhundert prä-

sent. Nicht ohne Bedeutung war die

Entdeckung (1808) der Bernsteinab-

lagerungen, die dann viele Jahre

über gefördert wurden. Beachtens-

wert sind die erhaltenen, traditio-

nellen Holzhütten, die laut Traditi-

on mit den Giebeln in der Richtung

der Straße errichtet wurden. Interes-

sant ist auch die hölzerne Kirche aus

1882, die im Kurpen-Stil erhalten ist.

Sie ist ein Werk der lokalen Künstler.

Sie wurde mit traditioneller Volks-

wandmalerei verziert. Am Weg Rud-

ne-Łyse befindet sich eine einhun-

dert Jahre alte, aus Holzbrettern ge-

baute Kapelle mit der Skulptur des

Heiligen Florian.

Nach Warschau kehren wir über

Myszyniec und Ostrołęka zurück.

Praktische Informationen

• Warszawa – Ostrołęka – Kadzidło – Myszyniec – Czarnia

– Łyse: 160 km. Gesamtlänge der Aus= ugsstrecke 320 km.

• Besichtigung von Ostrołęka – 2 Stunden Museum – 1 Stunde,

Museum in Kadzidło – 1 Stunde, Czarnia, Spaziergang

– 3 Stunden, Myszyniec – 1 Stunde, Łyse – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Energetyk, ul. I Armii WP 30, Ostrołęka,

Tel.+48 (29)766 24 48, 766 26 06

• Inter Hotel, ul. Partyzantów 1, Ostrołęka,

Tel.+48 (29) 769 10 12, 764 05 70, www.interhoTel.pl

• Hotel Relaks, ul. Szpitalna 15, Ostrołęka, Tel. +48 (29) 760 44 40

• Hotel MOSiR, ul. Witosa 1, Ostrołęka,

Tel. +48 (29) 760 68 89, 769 68 68, 760 69 45

• Gästezimmer „Deptuła” an der Tankstelle, ul. Trasa Mazurska 56,

Kadzidło, Tel. +48 (29) 761 81 86 Durchwahl 23

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Italienisches Restaurant „Marco Polo”, ul. Prądzyńskiego 4,

Ostrołęka, Tel. +48 (29) 764 65 33

• Restaurant Zabytkowa, ul. Głowackiego 42, Ostrołęka,

Tel. +48 (29) 764 49 28

• Restaurant im Inter Hotel (siehe oben)

• Restaurant „Hopla”, Myszyniec (siehe oben)

• Lelis; Gasthof Borowik, Łodziska 1, Tel. +48 (29) 760 52 31

Page 27: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN

UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS

IN CIECHANÓW

GOŁOTCZYZNA – CIECHANÓW

– OPINIOGÓRA – KRASNE

Den Aus= ug beginnen wir im

Museum für Positivismus in

Gołotczyzna. Aus Warschau fahren

wir über die Danziger Verkehrsver-

bindung E-77 und hinter Płońsk bie-

gen wir dann rechts auf die Landstra-

ße Nr. 50 ab; Gołotczyzna ist eine Art

Vorstadt von Ciechanów.

Das Museum für Positivismus in

Gołotczyzna ist ziemlich schwer zu

& nden. Das erste Hinweisschild be-

& ndet sich im Dorf. Aber wenn wir es

erst einmal so weit geschaQ t haben,

werden wir die Zeit sehr angenehm

verbringen, vor allem wenn wir er-

fahren können, auf weclhe Weise

einst die Arbeitswelt der Menschen

gemeinschaftlich organisiert war. In

Gołotczyzna wohnte und schuf Alek-

sander Świętochowski. Seiner Per-

son ist das Museum in der Villa mit

dem Namen „Krzewnia“ gewidmet.

Die dortigen Exponate hat die Frau

des Schriftstellers, Maria, aufbewahrt.

Hier können wir das Arbeitszimmer,

die Bibliothek, das Esszimmer, das

Vorzimmer, in dem das Leben der

Einwohner stattfand, die Küche und

das Zimmer der Hausherrin bestau-

nen. Świętochowski verbrachte hier

27 Jahre seines Lebens. Vor der Villa

„Krzewnia” be& ndet sich das Denkmal

von Świętochowski, das zu seinem 30.

Todestag gestiftet wurde.

Im Park können Sie auch noch ein

zweites Gebäude besichtigen, in dem

Erinnerungsstücke zur Person Alek-

sandra Bąkowskas, der Gründerin

der Haushaltsschule für Bauernmäd-

chen, gesammelt wurden. 1912 wur-

de aus der gemeinsamen Stiftung von

Bąkowska und Świętochowski eine

Landwirtschaftsschule für Knaben ge-

gründet. Ihre Tätigkeit wurde durch

den Ausbruch des Ersten Weltkrieges

unterbrochen, nach seinem Abschluss

übergaben die Stifter die Schulgebäu-

de dem Staat, der sich mit der Orga-

nisation des Schulwesens befasste.

Świętochowski gründete im Dorf die

Konsumgenossenschaft „Wiara“.

Von Gołotczyzna fahren wir nach

Ciechanów. Das Schloss in Ciechanów

ist schwer zu & nden. Fahren Sie gera-

deaus bis zum Stadtzentrum, auf Ihrer

Rechten erblicken sie dann das Rat-

haus. Das Schloss erreichen wir, wenn

wir hinter dem Rathaus nach rechts

abbiegen. Dem Bau gegenüber, auf

der linken Straßenseite be& ndet sich

Page 28: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

28

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK

eine Einbuchtung, in der man das

Auto abstellen kann.

Das Schloss erhebt sich nicht über

die Stadt. Es wurde auf Sümpfen, an

einem der Krümmungen der Łydynia

errichtet. Bis heute sind die herrlichen

Basteien erhalten geblieben, in de-

nen sich aktuell das Bezirksmuseum

be& ndet.

Das Schloss ist täglich, außer an

Montagen und Feiertagen, geöQ net.

Wir besichtigen zwei Basteien, klet-

tern die steile Treppe rauf und runter.

Im Vorbeigehen an der Zugbrücke,

wenn wir das Tor passieren, können

wir vielleicht die Stimmen der einst

im Verlies gefangenen Häftlinge hö-

ren. Wie die Legende besagt, soll das

Gespenst der unglücksseligen Burg-

frau durch das Schloss wandern, die

der eifersüchtige Mann, der ihr Un-

treue unterstellte, köpfen ließ. Und

all das wegen ein paar Juwelen und

einer Elster. Einst kaufte der Burg-

vogt seiner Frau teure Ringe. Als der

erste von ihnen verloren ging, war

er nur ein wenig verärgert, doch als

der zweite verloren ging, wusste er,

dass seine Frau ihm untreu gewor-

den war, die Juwelen verkauft und

mit den Dukaten einen der Hö= inge

beschenkt hatte. Als der dritte Ring

verloren ging, verurteilte er seine Frau

zum Tode. Gleich danach fanden die

Dienstleute die Juwelen in einem Vo-

gelnest. Als der Burgvogt davon er-

fuhr, sprang er vom Turm. Bis heute

hören manche die Schritte und das

Weinen der nach den Juwelen su-

chenden Burgfrau.

Das Gebäude entstand im 14. und

15. Jahrhundert und machte den Bau-

leuten von Anfang an viele Schwie-

rigkeiten. Aus Sicherheitsgründen

wurde es auf einem sump& gen Ge-

biet errichtet. Die Wasseraufstauung,

die während des Baus entstand, un-

terspülte das Gebäude und ließ in

die Mauern Feuchtigkeit eindringen,

dann wurden das Einfahrtstor an die

aktuelle Stelle übertragen und wei-

tere Stockwerke angebaut.

Erster Schlossbewohner war der

masowische Herzog Janusz Stary (der

Alte). Die Historiker, die sich mit Ma-

sowien befassen, betonen seine be-

sondere Bedeutung für die Entwick-

lung dieser Region. Herzog Janusz

war ein langlebiger Mensch; als er

in Czersk starb, war er über 80 Jahre

alt. Vielleicht war es sein aktives, mit

Reisen erfülltes Leben, das ihm Kräfte

und Widerstandskraft spendete. Sei-

ne Gewohnheit war das Herzogtum

direkt zu verwalten. Er durchquerte

also seinen Besitz und machte Halt in

Nowe Miasto, Ciechanów, Liw, War-

schau und Czersk. Das Erscheinen des

herzoglichen Hofstaates in der Stadt

verursachte einen sofortigen Auf-

schwung. Der Herzog und sein Gefol-

ge lebten während ihrer Reisen meis-

tens in Schlössern.

Ciechanów liegt am nördlichen

Rand Masowiens. Im Mittelalter war

die Stadt also von Überfällen seitens

der Pruzzen, Jatwinger, Litauer und

Kreuzritter gefährdet. Daher wahr-

scheinlich auch die Idee, eine Wehr-

burg aus festem Mauerwerk zu er-

UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

Page 29: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

29

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN

UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

Page 30: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

30

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK

richten Nach dem Betreten des Hofes

sehen wir die Ruinen des Wohn= ügels

und die zwei erhaltenen runden Tür-

me. Oberarchitekt war Niklos, der einst

bei den Kreuzrittern in Lehre war, die

Ähnlichkeit mit den Schlössern des

Ordens der Brüder vom Hospital der

Jungfrau Maria sollte in diesem Fall

also nicht verwundern. Bemerkens-

wert ist die rhomboide Dekoration der

Außenfassade, die vom Turm aus von

der Rechten sichtbar ist.

1472 oder 1473 wurden die Stadt

und das Schloss von einem Brand zer-

stört. Sie wurde jedoch sehr schnell

wiederaufgebaut. Das Schloss wurde

damals als das Wawel-Schloss von Ma-

sowien bezeichnet. Seine zweite Gol-

dene Ära erlebte es dank der Königin

Bona. Das war kurz nachdem das Ge-

schlecht der masowischen Herzöge

erloschen war und Masowien an die

Gebiete der Polnischen Krone ange-

schlossen wurden. Königin Bona er-

hielt Ciechanów als Teil ihrer Witwen-

ab& ndung. Die Königin hielt sich hier

zehn Jahre lang auf und verlieh dem

Bau eine Renaissance-Einrichtung.

Sie bewohnte das Große Haus (Wielki

Dom), von dem nun nur noch Ruinen

übrig sind. Jedoch sind die Trennwän-

de weiterhin zu unterscheiden. Sehr

repräsentativ war die erste Etage; das

Schlafzimmer, die Schlosskapelle und

die Schatzkammer befanden sich in

der zweiten Etage.

Im Ostturm befand sich das Gericht,

im Keller des Westturms dagegen das

Gefängnis. In den oberen Etagen be-

fand sich das Schlossarsenal. Heute

können beide Türme besichtigt wer-

den. Man sollte jedoch nicht vergessen

sich mit gutem Schuhwerk auszustat-

ten, weil die Treppe schmal und steil

ist. In den kleinen Gemächern im Zwi-

schenstockwerk wurden Gerüste, Sä-

bel und anderes Zubehör der Kriegs-

kunst zusammengetragen. Interes-

sant ist auch die Militärausrüstung,

die während der archäologischen Un-

tersuchungen gefunden wurde: Pfeil-

spitzen, eine Axt, Schwerter aus dem

14. und 15. Jahrhundert. Im anderen

Turm be& nden sich sehr interessante

Stiche und Fotogra& en zur Geschich-

te des Schlosses. Sie können auch Fo-

tos aus den 60er Jahren besichtigen,

als die Stadt von einer Flut aufgesucht

wurde und das gesamte Schloss mit

Wasser umgeben war.

Leider wurde die Geschichte des

Schlosses nach dem Auszug der Kö-

nigin Bona zur Geschichte seines

Verfalls. Nach der Änderung der bis-

herigen Kampfart hörte es auf eine

Abwehrfunktion zu erfüllen. Die Ge-

schichte besagt, dass noch 1647 hier

Maria Ludwika Gonzaga, die Frau

Władysław IV., übernachtet hat. Sie

sollte das Morgengrauen nie mehr

erblicken: die einen sagen, sie sei den

Ratten, die anderen, den Gespenstern

zum Opfer gefallen.

Das Schloss wurde zwei Mal von

Schweden zerstört. Zum ersten Mal

während der so genannten Schwe-

dischen Sint= ut 1657, zum zweiten

Mal während des Nordkrieges 1708.

1920 erlitt das Schloss schwere Schä-

den während der Artillerieschlacht

UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

Page 31: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

31

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK

mit den Bolschewiken. Während des

Zweiten Weltkrieges wurde auf dem

Hof eine Selektion der polnischen

und jüdischen Bevölkerung durch-

geführt. Erst nach dem Krieg wurden

in Ciechanów archäologische Unter-

suchungen und Konservierungsar-

beiten durchgeführt.

Direkt im Zentrum, nicht weit vom

Schloss entfernt be& ndet sich ein klas-

sizistisches Rathaus, wo auch heute

die Stadtbehörden ihren Sitz haben.

Die Warszawska-Straße bringt uns

zum Pfarrberg (Farska Góra). Hier be-

fand sich die alte Burg. Am Bergfuß

erstreckt sich ein Park und gleich da-

neben be& ndet sich die interessante

Stadtpfarrkirche. Trotz der Zerstörun-

gen und der vorgenommenen Um-

bauarbeiten hat sie ihren gotischen

Charakter erhalten können. Die Rede

ist natürlich von der masowischen

Gotik. Die Innenräume sind mit einer

Ausstattung aus dem 20. Jahrhun-

dert eingerichtet. Hier be& ndet sich

auch das Renaissance-Grabmahl von

Stanisław Szczurzyński.

Auf der anderen Straßenseite be-

& ndet sich eine ehemals augusti-

nische Kirche. Der Hauptaltar stammt

vom Ende des 18. Jahrhunderts und

ist barock, genauso die Kanzlei und

das Taufbecken. Bemerkenswert sind

die historischen Abbildungen des

Priesters Popiełuszko.

Da Sie schon einmal in der Gegend

sind, lohnt es sich, das Museum des

Masowischen Adels aufzusuchen.

Oben be& ndet sich ein Saal mit den

Miniaturen der alltäglichen Nutzge-

genstände (aus dem masowischen

Dorf des 19. und 20. Jahrhunderts).

Diese Gegenstände zu bewundern

bereitet vor allem Kindern Riesenfreu-

de. Daneben gibt es einen Raum mit

ausgestopften Tierarten, die in der

Gegend anzutreQ en sind.

Wir können auch das Werk der ma-

sowischen Künstler bewundern. Un-

ten be& ndet sich der archäologische

Teil. Bemerkenswert ist besonders der

mittelalterliche Schmuck.

Von Ciechanów aus nehmen die

Straße Nr. 60 Richtung Maków Mazo-

wiecki und von diesem Weg fahren

wir dann nach Opinogóra ab.

Schon von weitem ist zwischen

den masowischen Feldern ein außer-

gewöhnliches, neogotisches Schlöss-

chen sichtbar. Das ist Opinogóra, das

Hochzeitsgeschenk, das Zygmunt

Krasiński von seinem Vater erhielt. Eliza

Branicka war nicht die Herzallerliebs-

te des Poeten, in die Ehe willigte er

nach inständigem Dringen Wincenty

Krasińskis ein. Der kränkliche Poet war

in diesem bezaubernden Schlösschen

alles andere als glücklich.

Heute be& ndet sich hier das Muse-

um für Romantik. Gleich am Eingang

können wir den Stammbaum der Fa-

milie Krasiński bewundern (leider ist

die Linie des Poeten darauf nicht ver-

zeichnet). Das Schlösschen ist, ob-

wohl es sich so prachtvoll präsentiert,

in Wirklichkeit recht klein. Besuchern

stehen nur ein paar Zimmer zur Be-

sichtigung oQ en. Wir besichtigen das

Wohnzimmer aus Krasińskis Zeiten,

seine zahlreichen Portraits und die

UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN

IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

Page 32: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

32

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

seiner nächsten Familie. Im Wohn-

zimmer lassen wir uns von zwei im

Stile des 19. Jahrhunderts bekleide-

ten Gestalten überraschen. Erst nach

näherem Hinsehen stellt sich heraus,

dass es sich um Puppen handelt. Das

Museum verfügt nicht über allzu viele

Exponate.

Sehenswert sind auch die Ausstel-

lungsstücke aus den napoleonischen

Zeiten. Sie sollen an die Teilnahme

Wincenty Krasińskis an der Kampag-

ne Napoleons erinnern. Für seine Ver-

dienste in diesen Kämpfen erhielt

Krasiński Opinogóra – nebst Grafenti-

tel; als er später in die Dienste des Za-

ren eintrat, behielt er das Gut.

Das Schloss ist von einem großen

Park umgeben, in dem sich ein Tisch

aus Stein be& ndet, an dem der Poet

angeblich zu sitzen p= egte. Gleich

daneben steht eine Bank für Verliebte,

die Glück bringen soll. 1989 wurde in

dem Park das einzige Denkmal Zyg-

Page 33: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

33

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN

UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

munt Krasińskis errichtet. Neben dem

alten Gartenhaus sehen wir das Haus

eines Chevaulegers, das Gärtner-

häuschen und ein Kreuz aus Stein,

das den Tod des masowischen Her-

zogs Bolesław IV. würdigt und in Opi-

nogóra 400 Jahre nach dem Tod des

Fürsten durch Wincenty Krasiński auf-

gestellt wurde.

Opinogóra gehörte früher den

masowischen Herzögen. Anstelle des

heutigen Schlosses stand eine höl-

zerne Wehrburg. Die Legende besagt,

dass Bolesław IV. nach einer einsamen

Jagd starb; er wurde von einem Kei-

ler angegriQ en, der ihm Wunden zu-

fügte, die, wie sich herausstellte, töd-

lich waren.

Mit den Parkalleen erreichen wir

die Kirche und den Friedhof. In der

Kirche be& ndet sich die Grabstätte

von Maria aus dem Hause Radziwiłł

Krasińska, der Mutter des Poeten. Im

Presbyterium wurde das Grabmahl

seiner Söhne angebracht: Władysław

und Zygmunt. Im Keller be& nden sich

die Krypten der Familienmitglieder

der Krasiński, unter anderem des Poe-

ten selbst.

Gleich hinter der Kirche be& ndet

sich der Friedhof, den der Dichter

zu besuchen p= egte. Hier liegen be-

kannte napoleonische Soldaten und

die Kindererzieherin des Dichters, He-

lena de la Haye, begraben. Ihre Per-

son verbindet Krasiński mit dem Phi-

losophen August Cieszkowski. Sie

war es, die die beiden Knaben in ihrer

Kinderzeit erzog. Während des Auf-

enthalts Cieszkowskis in Opinogóra

besuchten sie gemeinsam ihr Grab;

eine Erinnerung daran wurde in der

reichen Korrespondenz der beiden

Denker festgehalten.

Opinogóra ist kein Ort der glück-

lichsten Erinnerungen Krasińskis. Hier

verbrachte er nach der Hochzeit seine

Zeit mit der ungewollten Eliza Branik-

ka und träumte sehnsüchtig von der

geliebten Del& na Potocka. Mit der

Zeit hat sich die Beziehung zwischen

den Eheleuten einigermaßen einge-

renkt, jedoch hörte der Poet bis zum

Ende seines Lebens nicht auf, sich mit

Frau Potocka zu treQ en.

Nach seinem Tode erbten Opino-

góra seine Nachkommen. Letzter Ver-

walter des Guts war Edward Krasiński,

der 1940 in Dachau umkam. Der

Kriegsbrand verschonte das Schloss

in Opinogóra nicht. Es wurde wäh-

rend des Ersten Weltkrieges von der

deutschen Artillerie beschädigt und

überstand die Zwischenkriegszeit

in Form einer Halbruine. Nach dem

Zweiten Weltkrieg wurde es wieder-

aufgebaut und 1961 wurde in seinen

Innenräumen das Museum für Ro-

mantik eingerichtet.

Weiterhin den Fußstapfen der Fa-

milie Krasiński folgend erreichen wir

Krasne, eine Ortschaft, aus der das ge-

samte Geschlecht der Krasińskis ab-

stammt und mit der es sieben Jahr-

hunderte über verbunden war. Die

Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1575.

Sie wurde im Stil der Spätrenaissance

gestaltet. Im Inneren be& nden sich

die herrlichen Grabplatten der Familie

Krasiński. Bemerkenswert ist das Grab-

Page 34: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW

mahl Jan Kazimierz Krasińskis und sei-

ner zwei Ehefrauen. Interessant ist auch

das Grabmahl der zwei Ehefrauen von

Jan Dobrogost Krasiński (von der Wen-

de vom 17. zum 18. Jahrhundert), das

aus silbernem und vergoldetem Blech

erstellt wurde. Die Wände der Kirche

bedecken Freskomalereien aus dem

Jahr 1747.

Das Gelände, das vom Park übrig

geblieben ist, ist recht ungep= egt. Hier

stand einst der Palast der Krasińskis, er

wurde aber von den Nazis zerstört. An

seiner Stelle bauten sie eine Villa auf,

die sie vor dem Kriegsende in die Luft

jagten. Im Wasserturm be& ndet sich

das Kulturhaus. Hinter dem Tor gibt es

ein Pferdegestüt.

Praktische Informationen

• Warszawa – Gołotczyzna – Ciechanów – Opinogóra – Krasne:

130 km. Insgesamt 260 km.

• Besichtigung von Gołotczyzna – 2 Stunden, Ciechanów

– 1 Stunde, das Schloss in Ciechanów – 1 Stunde, das Museum

des Masowischen Adels – 1 Stunde, Opinogóra – 1,5 Stunden,

Krasne – 1,5 Stunden

Übernachtungsplätze:

• Hotel Olimpijski, ul. 17 Stycznia 60, Ciechanów,

Tel. +48 (23) 672 20 12, 672 20 13

• Hotel Zacisze, ul. Mikołajczyka 8 a, Ciechanów,

Tel. +48 (23) 672 20 46

• Hotel Baron, ul. Śląska 11, Ciechanów, Tel. +48 (23) 672 82 86

• Pension Hubertus, ul. Zielona Ścieżka 4, Ciechanów,

Tel. +48 (23) 673 58 57

• Gasthof Zagłoba, ul. Niechodzka 6, Ciechanów,

Tel. +48 (23) 672 25 42, 695 589 119

• Gasthof Panderoza, Pęchcin 40 a, Ciechanów,

Tel. +48 (23) 672 81 37, 600 367 254, auch: Landwirtschaft für

Reitpferde (Gospodarstwo Rolne Koni Wierzchowych)

(Tel. +48 600 367 225)

• Hotel Polonia, ul. Warszawska 34, Ciechanów, Tel. +48 (23) 672 34 59

• Pferdegestüt „Krasne” (Stadnina Koni „Krasne”), ul. Mickiewicza 36,

Krasne, Tel. +48 (23) 671 00 85

• Restauracja Parkowa – mit Übernachtungsplätzen,

ul. Krasińskiego 5, Opinogóra Górna, Tel. +48 (23) 671 72 31

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Restaurant im Hotel Olimpijski (siehe oben)

• Restaurant im Hotel Zacisze (siehe oben)

• Gasthof Zagłoba (siehe oben)

• Gasthof Panderoza (siehe oben)

• Restaurant Primagor, ul. Powstańców Wielkopolskich 2 a,

Ciechanów, Tel. (23) 673 25 41

• Restaurant Parkowa (siehe oben)

Page 35: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

IN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

NOWY DWÓR MAZOWIECKI – TWIERDZA MODLIN

– ZAKROCZYM – CZERWIŃSK – WYSZOGRÓD

Nowy Dwór Mazowiecki ist eine

unverbrauchte Ansatzbasis für ei-

nen Aus= ug ins Grüne für wasser- und

naturvernarrte Warschauer. Die Anfahrt

stellt kein besonderes Problem dar, fah-

ren Sie einfach von der Danziger Land-

straße Nr. 7 ab. Lassen Sie Modlin zu

Ihrer Rechten hinter sich, überqueren

Sie dann die Brücke über den Narew

und biegen Sie gleich dahinter nach

links ab, dann werden Sie einen kleinen

Marktplatz erreichen, wo Sie Ihr Auto

abstellen können.

Ein Besuch der Stadt selbst lohnt

sich wegen der auf polnischem Gebiet

ziemlich ungewöhnlichen Kirche im

Empire-Stil. Sie be& ndet sich nahe am

Marktplatz. Sie wurde 1792 eingeweiht.

Sie verfügt über ein mit Schilfrohr aus-

gelegtes Langhaus. Sie hat drei Altäre

und darin be& nden sich Gemälde aus

der Epoche Königs Stanislaus.

Die Kirche steht gleich an der Straße;

um ihren Zauber ungestört genießen zu

können, sollte man auf die andere Stra-

ßenseite, in den kleinen Park gehen.

Die Siedlung Nowy Dwór erhielt die

Stadtrechte bereits 1474 und zwar aus

den Händen des masowischen Herzogs

Siemowit III. Fast sechs Jahrhunderte

über befand sich die Stadt im Privatbe-

sitz. Zu Zeiten der russischen Regierung

(1830) wurde Nowy Dwór zu einer Re-

gierungsstadt. An ihrem Aufschwung

hatte der Aufbau der Festung Modlin

und der damit zusammenhängende

Bau der Eisenbahnverbindung und der

Brücken am Narew und der Weichsel

teil. Jahrhunderte hindurch wurde die

Stadt von Überschwemmungen gegei-

ßelt. Sie wurde während der Kämpfe im

September 1939 beträchtlich zerstört.

Wenn wir selbstständig einen Teil der

Festung Modlin besichtigen möchten,

müssen wir uns zum Tor und dann ge-

radeaus entlang des Narews begeben.

Die Festung wurde 1806-1812 auf Ini-

tiative Napoleons errichtet, aber die

ersten Befestigungsmauern waren ein

Werk der Schweden (1655). Nach dem

Fall Napoleons 1812 als das Warschauer

Herzogtum zu existieren aufhörte, wur-

den die Arbeiten abgebrochen. Wäh-

rend des Novemberaufstandes wurde

die Festung von Polen erobert, dann

aber wieder 1831 von Russen zurück-

erobert. Dann begann die Periode ih-

res Aufbaus und der Modernisierung.

Die Russen vergrößerten den napo-

leonischen Ring und bauten weitere

(zweite) Außenbefestigungen an. Spä-

tere errichteten sie auch noch einen

Page 36: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

weiteren, dritten Befestigungsring, den

zwei Forts bilden, die die Zitadelle mit

einem Ring umgeben. Bis 1918 hieß

die Festung Nowogeorgiewsk. Die Ge-

bäudeteile aus gerade dieser Zeit ha-

ben bis heute überdauert. Die Festung

hatte immer eine Schlüsselbedeutung

für die Wehrkämpfe um Warschau, Die

Russen schützten sich hier vor den

deutschen AngriQ en während des Ers-

ten Weltkrieges. Der Informationstafel

können wir entnehmen, dass hier am

23. Dezember 1918 der erste Kriegs-

hafen der Weichsel-Flotte der Zwei-

te Polnische Republik geöQ net wurde.

Im August 1920 verteidigten ihre Sol-

daten die Übergänge an der Weichsel

und an der Verbindung von Bug und

Narew und transportierten Verwunde-

te mit dem SanitärschiQ „Łokietek“. Im

September 1939 wehrten sich die pol-

nischen Soldaten fünfzehn Tage lang

gegen die AngriQ e der Nazis. Die Fes-

tung gab ihr Befehlshaber – General

Page 37: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

Thommée – erst nach der Niederlage

Warschaus verloren.

Wir wandeln am hohen Ufer des

Flusses entlang, das sich hinter den Bäu-

men erhebt. Auf der anderen Seite ist

ein seltsamer, alter Bau sichtbar. Es ist

ein Speicher aus dem 19. Jahrhundert

und eigentlich dessen Ruinen, die sich

an der Verbindung der Weichsel und

des Narews be& nden. Er wurde im Stil

der Neorenaissance gestaltet. Wir errei-

chen den Aussichtspunkt, unterwegs

erfahren wir, dass man sich, wenn man

die heutige Garnison betreten möchte,

auf der anderen Seite, in Modlin, einen

Passierschein besorgen und nach einem

Touristenführer fragen muss.

Wir besichtigen die Redoute Napo-

leons, Ruinen eines Artillerieturms, der

1811-1812 auf dem Grundriss eines

Vierecks nach Anweisungen von Napo-

leon selbst errichtet wurde.

Die St. Michael-Bastei besteht aus fes-

tem Mauerwerk. Sie entstand im 19. Jahr-

hundert auf dem Grundriss eines Kreises

und verfügt über einen Innenhof.

Der Garnisonsklub stammt von der

Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Von außen erinnert er an Neogotik, in-

nen an unterschiedliche Strömungen.

Interessant ist der Ballsaal mit einer Po-

lychromie mit Blumenmotiven und ei-

ner Stukkatur-Dekoration im Konzert-

saal, die Stukkatur ist an den Wänden

und an der Decke zu sehen.

Der Tatarenturm (Wieża Tatarska) ist

ein Teil des über 2 km langen Kasernen-

gebäudes. Von hier aus ist ein wunder-

bares Panorama auf die Stadt Nowy

Dwór Mazowiecki zu bewundern. Seit

2001 be& ndet sich hier der Sitz der

Gesellschaft der Freunde der Festung

Modlin.

Aus Nowy Dwór Mazowiecki fahren

wir auf die andere Seite der Danziger

Landstraße, über die Straße Nr. 62 Rich-

tung Płock, und biegen nach Zakro-

czym ab. Hier steht eine der ältesten

Burgen Masowiens. Als Gründungsan-

stoß der Stadt gilt die hier im Mittel-

alter existierende Burg, die den Über-

gang und die Untiefe an der Weichsel

bewachte. 1347 wurde Zakroczym zur

Hauptstadt der Zakroczym-Region und

dieser Tatsachenbestand blieb bis zur

Dritten Polnischen Teilung erhalten. Die

Burg war das Zentrum zahlreicher Ver-

sammlungen und Tagungen. Die Stadt

wurde von Schweden niedergebrannt,

worauf sich die alte Pracht nur schwer

wiederherstellen ließ. 1709-1712 wurde

Zakroczym von der Pest heimgesucht

und verödete. In der Zeit des Warschau-

er Herzogtums wurden Befestigungen

aufgebaut, die zusammen mit der Fes-

tung Modlin einen wichtigen strate-

gischen Punkt darstellen sollten. Wäh-

rend des Novemberaufstandes befasste

sich die Stadt mit der Organisation von

aufständischen Gruppen. Dann, nach-

dem Warschau erneut von den Trup-

pen des Zaren eingenommen worden

war, wurde Zakroczym zum Ort der Ta-

gungen des Sejm und der Regierung.

Auch während des Januaraufstandes

sendete die Stadt ihre Truppen in den

Kampf.

Wir erreichen den Marktplatz. Wenn

wir uns jetzt rechts halten seiner gegen-

überliegenden Seite, ein wenig nach

Page 38: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

Page 39: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

rechts, be& ndet sich die Kirche zur Er-

hebung des Heiligen Kreuzes. Sie sieht

ziemlich original aus. Sie wurde in einem

sehr seltenen Stil errichtet: die Rede ist

von der masowischen Weichselspätgo-

tik. Sie wurde umgebaut, daher auch die

Renaissance-Attika und die barocken

Basteien. Gut erhalten ist die St. Barba-

ra-Kapelle, in der sich ein Altar be& ndet,

der höchstwahrscheinlich von der Zeit

der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert

stammt. In den Wänden (der Nord- und

Südwand) sind schwedische Kanonen-

kugeln sichtbar. Während des Krieges

brannte die Kirche nieder und ihre aktu-

elle Gestalt verdankt sie dem Wiederauf-

bau, der 1949 vorgenommen wurde.

Auf dem Marktplatz be& ndet sich

ein interessantes Denkmal, der so ge-

nannte Leuchtturm, ein Denkmal zum

Andenken der Gefallenen bei den Auf-

ständen von 1831 und 1863 und wäh-

rend des Zweiten Weltkrieges.

Am Weg Richtung der Płocker Land-

straße be& ndet sich eine Kapuzinerkir-

che aus dem 18. Jahrhundert.

Man muss sich unbedingt auf einen

Spaziergang mit den Abwegen am Ufer

der Weichsel begeben. Hier gibt es Na-

turschutzgebiete: Wyspy Smoszewskie

und Wikliny Wiślane. Wir fahren weiter

über die Straße Nr. 62 Richtung Płock.

Diesmal kommen wir nach Czerwińsk.

Die Soldaten, die mit Jagiello nach Tan-

nenberg (pol. Grunwald) zogen, über-

querten hier den Fluss und schlossen

sich am 2. Juli mit den aus Litauen kom-

menden Truppen von Witold zusam-

men. Wir fahren an der Kirche und dem

Kloster vorbei.

Die Kirche hat trotz der späteren

Umänderungen ihren romanischen

Charakter erhalten können. Im Vorder-

grund des Himmels erheben sich zwei

stolze Türme.

Die Anfänge der Stadt Czerwińsk rei-

chen bis in die älteste Geschichte des

polnischen Staates und Volkes. Die äl-

testen historischen Einträge stammen

aus dem Jahr 1065. Die Bulle Hadrians

VI. von 1155 enthält dagegen die Infor-

mation, dass zu dieser Zeit in Czerwińsk

die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria

und ein Kloster der regulären Kanoniker

existiert haben. Dank den zahlreichen

Schenkungen seitens der Herzöge und

der polnischen Könige wurde Czerwińsk

zum ansehnlichsten und reichsten Zen-

trum für das politische, wirtschaftliche

und kulturelle Leben in ganz Masowien.

Konrad II. Mazowiecki wurde in der hie-

sigen Kirche bestattet.

In Czerwińsk fanden Tagungen und

sogar Sejm-TreQ en unter freiem Him-

mel statt. 1422 tagten hier Władysław,

der Herzog von Płock, und Bolesław,

der Herzog von Czersk und berieten

sich über die Vereinheitlichung der Ge-

setzgebung für ganz Masowien. Früher,

im Jahr 1410 erbaute Wladyslaw Jagiel-

lo bei Czerwińsk eine Schlittenbrücke,

durchquerte mit seinen Soldaten den

Fluss und tat sich auf dem Weg nach Tan-

nenberg (poln. Grunwald) mit den Heer-

scharen Witolds zusammen. Auf dem

Rückweg legte Jagiello in der Kirche zu

Czerwińsk das Votum aus seiner Misiurka

(eine Kettenhaube mit Scheitelplatte aus

Eisen) nieder. Jagiello und Witold kamen

noch 1422 und 1430 nach Czerwińsk zu

Page 40: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

40

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

Sejm-Tagungen. Aus diesem Zeitraum

stammen die Privilegien von Czerwińsk

und das wieder eingeführte Statut „Sta-

tut Wiślicki“ von Kasimir dem Groß-

en. Sehr oft zu Gast in Czerwińsk war

der König Johann Kasimir, der nach der

Schlacht bei Beresteczko am Hauptaltar

die eroberten Fahnen hisste.

Das Kloster übte schon von Anfang

an eine Verteidigungsfunktion aus. Es

konnte den AngriQ en der Pomoranen,

Pruzzen, Litauer, Jatwinger und Kreuz-

ritter standhalten. Erst die Schwedenin-

vasion 1655-1660 zerstörte und ver-

wüstete die Stadt auf eine solche Weise,

dass die alte Pracht nie wieder herge-

stellt werden konnte. Nach dem Fall

der Republik Polen löste die Regierung

des Zaren den Orden der regulären Ka-

noniker auf. Das Kloster wurde ausge-

raubt, unter anderem verschwanden

die wertvolle Bibliothek und der Helm

von Wladyslaw Jagiello. 1923 wurden

das Kloster und die Kirche dem Salesia-

ner-Orden übergeben

Wenn wir ein wenig mit dem Auto

fahren oder den steilen Pfad hochklet-

tern, erscheint vor unseren Augen ein

in seiner Architektur uneinheitlicher

Bau, was an die reiche, wechselhafte

Geschichte dieses Ortes erinnert. Die

Kirche wurde aus regulären Steinblö-

cken aus Feldgranit errichtet. Bevor wir

den Touristenführer darum bitten, mit

uns einen Rundgang um das Kloster

und durch das Museum der Salesianer

zu unternehmen, lohnt sich ein kurzer

Besuch der Kirche. In der Vorhalle seh-

en wir ein schönes romanisches Portal,

das erst 1910 entdeckt wurde. Im Portal

sind zwei glatte Säulen enthalten, an de-

nen nach lokaler Legende die Ritter von

Jagiello ihre Schwerter schärften. Im

Langhaus – das an der nördlichen Sei-

te situiert ist – steigen wir hinunter zur

Kapelle der Schmerzhaften Muttergot-

tes. Das Fußbodenniveau in der Kapelle

entspricht jenem der ursprünglichen Kir-

che. Im 16. Jahrhundert wurde hier die

kirchliche Schatzkammer eingerichtet.

An der Wand im nördlichen Langhaus

kann man gotische Freskomalereien

bewundern. Noch später, nämlich im

Jahr 1951, wurden in der Kreuzigungs-

Kapelle, im südlichen Langhaus Fresko-

malereien aus dem 13. Jahrhundert auf-

gedeckt. Sie bilden das größte Ensemb-

le von romanischen Freskomalereien in

Polen. Sie sind das Werk eines Künstlers

aus dieser Gegend.

Im südlichen Langhaus be& nden

sich auch Gemälde und Epitaphe, und

teilweise auch eine aufgedeckte roma-

nische Säule aus Granitfelsen. Auf bei-

den Seiten des Hauptaltars sind Chor-

gestühle aus dem 17. und 18. Jahrhun-

dert situiert. Besonders beachtenswert

sind die über ihnen und am Altar ange-

brachten Vota – in Silber geschmiede-

te Plaketten verschiedener Größe. Der

aus Holz gebaute Altar wurde 1630 aus

Krakau über die Weichsel transportiert.

In der Mitte be& ndet sich das Gemäl-

de der Muttergottes von Czerwińsk,

dessen Wunder vollbringenden Fähig-

keiten bereits 1648 anerkannt wurde.

Jetzt können wir uns ins Kloster be-

geben und uns über einen Rundgang

durch das Museum erkundigen. Die

Salesianer befassen sich mit weltwei-

Page 41: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

ter Missionstätigkeit und im Muse-

um sind zahlreiche Erinnerungsstücke

aus ihren Reisen zu besichtigen. Die

Sammlungen wurden gruppiert und

jede neue Region hat ihren separaten

Schaukasten. Neben den Lanzen, Hüt-

ten und Tierfellen be& ndet sich hier ver-

schiedenartiger Schmuck. Zusammen

mit unserem Touristenführer gelangen

wir in immer neue Weltregionen und

bewundern Gegenstände, die mit die-

sen in Beziehung stehen.

Im Kloster lohnt es sich, die gotische

Kapelle aufzusuchen. Bemerkbar ist die

Wölbung, eine stern-netzförmige Kons-

truktion am Altar, bedeckt mit Fresko-

malereien aus dem 16. Jahrhundert.

Hier be& ndet sich auch das Gemälde

der Muttergottes im Spitzen Tor. Nach-

dem wir die Kapelle verlassen haben,

biegen wir nach rechts ab und bege-

ben uns Richtung Pfarrmuseum, wo

sich Skulpturen, Gemälde, Metallgüsse,

Schmiedebeschläge, Textilien und Bü-

cher be& nden.

Wieder im Freien lohnt es, sich noch

einmal rund um das ganze Gebäude zu

wandern. Seitens der Weichsel erstreckt

sich eine herrliche Aussicht auf den Fluss

und die ganze Gegend. Zur Kirche führt

eine steile Treppe. An der rechten Seite

befand sich der älteste Teil des Klosters.

An der linken steht eine Christus-Skulp-

tur. Hier fand der lokalen Tradition nach

am 2. Juli 1410 eine Kirchenmesse statt.

Die ersten Einträge über den Kampinos-

Urwald sind bei Długosz zu & nden, der

von den Vorbereitungen Jagiellos zum

Krieg mit dem Kreuzritter-Orden und

dann auch von der Organisation des

Feldzugs von 1410 berichtete, und von

der Auswahl des Weges für die klein-

und großpolnische Fahne von Socha-

czew aus, über den westlichen Rand

des Urwalds, über Plecewice, Kona-

ry bis Śladów, wo dann die Weichsel in

Czerwińsk überquert wurde, sprach.

Die Glocke aus dem 15. Jahrhundert

– vom Glockenturm des Abtes – wur-

de während des letzten Krieges von

deutschen Soldaten zu Kanonen um-

geschmolzen. Durch den Abt-Turm er-

reichen wir den Friedhof. Zum Schluss

kann man noch einmal vor der Kirche

stehen bleiben und sich an deren ver-

gangene Geschichte erinnern und dann

die Treppe hinabsteigen, ein paar Hun-

dert Meter gehen und an die Weich-

sel gelangen. Sie werden einen kleinen

Marktplatz überqueren, in dem das Le-

ben der Stadteinwohner blüht. Weiter

geradeaus gehend erreichen wir bald

einen Platz, wo sich das lokale Amphi-

theater be& ndet. Wenn wir etwas essen

möchten, sollten wir es am besten gleich

hinter der Abfahrt vom Weg Richtung

Płock tun. Czerwińsk selbst ist eine win-

zige Stadt und ein Interesse an Touristen

scheint sich hier eher nicht entwickelt zu

haben. Wir kehren wieder auf die Płocker

Landstraße zurück und begeben uns in

die nächste alte Burg an der Weichsel –

Wyszogród. Seine größte Entwicklungs-

zeit fällt auf die Zeiten der Jagiellonen;

die Stadt war damals ein wichtiges Han-

delszentrum an der Weichsel.

Hier be& ndet sich eine spätbarocke

Pfarrkirche, die in den Jahren 1773-

1786 errichtet wurde. Die Innenaus-

stattung ist meistens im barocken Stil

Page 42: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

42

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

(aus dem 17.-18. Jahrhundert) gehal-

ten. Gleich daneben können wir ein

spätbarockes Tor aus dem 18. Jahrhun-

dert und eine Pfarrei aus der Mitte des

19. Jahrhunderts bewundern.

Die Franziskanerkirche wurde 1408

im gotischen Stil errichtet, die Kapel-

le stammt aus dem Jahr 1510 und das

barocke Langhaus wurde von 1661 bis

1675 erbaut; die Innenausstattung ist

meistens im Barockstil (aus dem 17.

und 18. Jahrhundert) gehalten. Gleich

daneben be& ndet sich das barocke

Klostergebäude von 1684.

Man muss sich unbedingt an das

steile Ufer der Weichsel begeben,

um den Schlossberg zu sehen; hier

befand sich die frühmittelalterliche

Burg. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts

erbaute der masowische Herzog Kon-

rad das erste Schloss. Zu Regierungs-

zeiten König Kasimirs des Großen

wurde anstelle des hölzernen ein ge-

mauertes Schloss errichtet. Es wur-

de 1798 von den Preußen auseinan-

der genommen. Die zweite Burg am

Ufer der Weichsel be& ndet sich 2 km

westlich.

Die längste Holzbrücke in Europa an

der Weichsel und Bzura, teilweise 1990

niedergebrannt, wurde 1999 auseinan-

der genommen.

Zurück fahren können wir auf der an-

deren Seite der Weichsel, an der wun-

derschön am Fluss gelegenen Straße

Nr. 575.

Praktische Informationen

• Warschau – Nowy Dwór Mazowiecki – Zakroczym – Czerwińsk

– Wyszogród: 85 km. Insgesamt 170 km.

• Besichtigung von Nowy Dwór Mazowiecki – 1 Stunde, Modlin

– 3 Stunden, Zakroczym – 1,5 Stunden, Czerwińsk – 2,5 Stunden,

Wyszogród – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Modlin, Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Silurus”

(in der Saison), ul. Mieszka I 6 a, Tel. +48 (22) 775 59 01

• Internat Narew, ul. Sportowa 76, Nowy Dwór Mazowiecki,

Tel. +48 (22) 775 77 71

• Hotel Bartnik, ul. Bohaterów Modlina 39, Nowy Dwór Mazowiecki,

Tel. +48 (22) 775 83 02

• „Jaworowy Dwór”, Trębki Nowe 100 a, Zakroczym,

www.jaworowydwor.pl, Tel. +48 (22) 785 22 97

• Ferienbauernhof, T. K. Cupryś, Trębki Nowe 99, Zakroczym,

Tel. +48 (22) 785 20 27

Gastronomie:

• Restaurant Metro Pizza, ul. Byłych Więźniów Twierdzy Zakroczym 41

(an der Tankstelle Statoil), Gefälligkeits Tel. +48 (22) 785 24 46

• Ferienbauernhof, T. K. Cupryś, Trębki Nowe 99, Zakroczym,

Tel. +48 (22) 785 20 27

Page 43: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK

AUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN

PŁOCK – ŁĄCK – LUCIEŃSKIE-SEE – BRUDZEŃSKI-

LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET – ROKICIE

In der westlichen Region der Woi-

wodschaft Masowien, an der Weich-

sel, etwa 120 km von Warschau ent-

fernt liegt Płock, eine der ältesten pol-

nischen Städte. Man erreicht die Stadt,

indem man zuerst über die Straße Nr.

7 Richtung Danzig fährt und dann auf

der Straße Nr. 62 nach Płock abbiegt.

Im 11. und 12. Jahrhundert lebte hier

der Graf Władysław Herman. In der

Stadt sind herrliche historische Denk-

mäler erhalten geblieben. Vom wei-

ten sind die Türme der Renaissance-

Kathedrale zu sehen. 1530 wurde

nach einem Brand das ältere Gebäu-

de vollständig, bis zu seinen Funda-

menten abgerissen. An dessen Stelle

wurde das heutige Bauwerk errichtet.

In der Vorhalle der Kirche ist die au-

ßergewöhnliche Bronzetür besonde-

re Betrachtung wert. Leider handelt es

sich bloß um eine Kopie der Türen von

Płock von 1154. Zur Besichtigung des

Originals müssten wir uns in die So-

phienkathedrale in Nowogród Wielki

(Weliki Nowgorod) begeben. In der Ka-

thedrale sollten Sie die Königs-Kapelle

(Kaplica Królewska) besichtigen, in der

sich die Sarkophage von Władysław

Herman und Bolesław Schiefmund

(Krzywousty) be& nden. Normalerwei-

se herrscht hier fast absolute Dunkel-

heit, man kann aber Licht einschalten,

gleich neben dem Lichtschalter be& n-

det sich eine Spendenbüchse. Drin-

nen be& nden sich noch Grabmahle

und Epitaphe aus dem Zeitraum vom

16. bis zum 20. Jahrhundert.

An der anderen Straßenseite, in

der alten Benediktinerabtei befin-

det sich das Masowische Museum.

Neben der Abteilung zur Geschichte

Płocks besitzt das Museum eine in-

teressante Sezessionskunst-Samm-

lung. Die Innenräume des Museums

wurden auf eine Weise arrangiert,

die die Darstellung der Wohnungen

eines Mietshauses erlaubt. Das Gan-

ze wird von für diesen Stil charak-

teristischen Details wie Kronleuch-

tern und Gardinen vervollständigt.

An den Wänden hängen Gemälde

der vorzüglichsten Künstler der Epo-

che: Teodor Axentowiczs, Józef Me-

hoffers, Stanisław Wyspiańskis und

anderer. Im Museum werden auch

Plastiken präsentiert, so auch die

Werke von Wacław Szymanowski,

dem Schöpfer des Chopin-Denkmals

im Łazienki-Park, die von Konstanty

Laszczka und Xawery Dunikowski. Im

Zimmer der Schneiderin kann mo-

AUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN

Page 45: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH

POLNISCHEN WURZELN

dische Bekleidung von damals be-

wundert werden.

In den anderen Sälen besichti-

gen wir die Sammlung der künstleri-

schen Nutzgegenstände aus der Zeit

der Jahrhundertwende. Zwischen

den beiden Weltkriegen kam der Art-

Deco-Stil zum Vorschein. Das Muse-

um verfügt auch über Ausstellungs-

stücke in diesem Stil.

An der anderen Seite der Kathed-

rale, in dem 1903 eigens zu diesem

Zweck erbauten Gebäude be& ndet

sich das Diözesanmuseum. Sein wert-

vollstes historisches Stück ist die Bibel

von Płock aus dem 12. Jahrhundert;

sie be& ndet sich in einem in der Mit-

te des Saals aufgestellten Schaufens-

ter, neben anderen Manuskripten. Im

Museum wurden Denkmäler aus der

gesamten Diözese um Płock versam-

melt. Zu den wertvollsten Skulpturen

gehören: zwei Pietàs aus Drobin,

nach Expertenmeinung aus den Jah-

ren 1430 und 1440, und der Betrübte

Christus aus Długosiodło (Anfang des

16. Jahrhunderts). Das Interesse der

Besucher werden sicherlich die Kon-

tuschgürtel und Denkmäler der Gold-

schmiedekunst erwecken.

Wenn wir das Museum verlassen,

sollten wir uns umsehen und uns auf

einen Spaziergang unter den Bäumen

in den Parkalleen begeben. Am Ende

des Parks erwartet uns eine atembe-

raubende Aussicht. Wir be& nden uns

nämlich auf einer mehrere Meter ho-

hen Böschung. Unten ist die Weichsel

und die grüne Umgebung der Stadt

sichtbar. Diese Böschung ist der be-

kannte Domhügel (Tumskie Wzgór-

ze). Hier befand sich einst das Zen-

trum für heidnischen Kult, dann eine

von Mieszko I. gegründete hölzerne

Wehrburg. Alle Bauwerke, die wir vor-

her besichtigt haben, tragen die Spu-

ren dieses alten Ruhmes.

Nach einer Weile des Nachsinnens

über die Geschichte Płocks gehen wir

weiter, um ihren Spuren weiter nach-

zuforschen. Wir müssen etwas zu-

rückgehen, bis zum Palast von Naru-

towicz. Dies ist der älteste Platz der

Stadt, und das obwohl seine Bebau-

ung hauptsächlich aus der zweiten

Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt.

Im Gebäude der alten Wachstube be-

& ndet sich die touristische Auskunft,

Man kann hier eine gratis Stadtkarte

mit einer eingezeichneten Spazier-

route durch die Stadt erhalten – wo

alle sehenswerten Plätze markiert

und beschrieben sind und wo tou-

ristische Wanderpfade in der Gegend

um Płock aufgezeichnet sind.

Einst hieß der Platz – abgeleitet von

den Bauwerken der alten Domgebäu-

de – der Kanonische Marktplatz. Das

erste der Bauwerke – im gotischen

Stil (vom Ende des 15. Jahrhunderts)

erfüllte bis 1867 die Rolle einer kano-

nischen Residenz und ist seit 1908 der

Sitz der Lehrgesellschaft von Płock.

Das zweite wurde in den 20er Jahren

des 19. Jahrhunderts errichtet und ist

seit 1878 Sitz der Bischöfe von Płock.

Über die Grodzka-Straße, die von

Mietshäusern aus dem 19. Jahrhun-

dert umgeben ist, begeben wir uns

zum Alten Markt. Lange Jahre über

Page 46: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

46

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN

Page 47: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH

POLNISCHEN WURZELN

diente er zu Handels-, Administra-

tions- und gerichtlichen Zwecken.

Hier wurde auch das gesellschaft-

liche Leben geführt. Bemerkenswert

sind der moderne Springbrunnen

und das Rathaus. Der mittlere Teil des

Rathauses stammt aus den Jahren

1824-1827. Später wurde der Turm

mit der Uhr angebaut. Betrachten Sie

auch die hiesigen Mietshäuser. Das an

der Ecke der Grodzka-Straße stehen-

de stammt aus dem 18. Jahrhundert.

In dem Haus des Schutzengels (Dom

Anioła Stróża) erlebte Schwester

Faustyna Kowalska, die 2000 geseg-

net wurde, ihre erste OQ enbarung,

wofür dieses Haus auch bekannt ist.

Das Haus am Alten Markt 8 war einst

das Berliner Hotel, heute be& ndet sich

hier das Haus Darmstadt.

In der Nähe des Marktes be& ndet

sich die St. Bartholomäus-Stadtpfarr-

kirche. Sie wurde im gotischen Stil

errichtet und dann in barocker Bau-

weise umgebaut. Bemerkenswert ist

die spätbarocke Fassade dieses Got-

teshauses. Drinnen sehen wir den ba-

rocken Altar, der aus der aufgelösten

Abteikirche hierher versetzt wurde.

Wieder erreichen wir den Rand der

Böschung. Wir sehen die Überres-

te der Wehrmauern. Weiter erheben

sich die für die Städte an der Weich-

sel so charakteristischen Speicher. In

einem von ihnen hat das Masowische

Museum seine Abteilung, in der sich

eine interessante Skulpturen-Ausstel-

lung be& ndet.

Płock ist auch für eine der ältesten

Schulen Polens bekannt. Das Mar-

schall-Stanisław-Małachowski-Lyze-

um be& ndet sich in einem Gebäude,

das im 17. Jahrhundert von Jesuiten

errichtet wurde. Ein gotischer Turm

schließt das Gebäude ab. Es lohnt

sich, im Erdgeschoss die Überbleib-

sel der romanischen und gotischen

Fundamente der St. Michael-Stiftskir-

che zu besichtigen. Die historischen

Dokumente deuten darauf hin, dass

neben der Stiftskirche im 12. Jahrhun-

dert eine Schule existierte.

Płock war ein alter Sitz der jüdischen

Einwohner, die hier seit der ersten Hälf-

te des 13. Jahrhunderts ansässig waren.

Der jüdische Stadtbezirk, in dem die

Nazis während des Krieges ein Ghetto

errichteten, befand sich zwischen dem

Alten Markt, der Bielska-Straße und

der Wehrmauer. 1941 deportierten die

Deutschen von hier aus 10.000 Men-

schen in Lager und zerstörten den

zentralen Bereich dieses Stadtteils. Er-

halten blieb die Kleine Synagoge (Mała

Synagoga), die von der Stadtbehörde

aufgekauft und zu einer Galerie um-

funktioniert wurde.

An der Kazimierza-Wielkiego-Straße

erweckt der Kloster- und Kathedralbau

der Mariaviten unsere Aufmerksam-

keit. Er wurde im Stil der Neogotik ge-

staltet. Es ist das Hauptgebetshaus der

Altkatholischen Kirche der Mariaviten.

Das Grab ihrer Gründerin, Feliksa Ma-

ria Kozłowska, be& ndet sich im Erdge-

schoss der Kirche.

Die Kinder werden sicherlich den

Zoogarten, der sich an der Weichsel

be& ndet, aufsuchen wollen. Es emp-

& ehlt sich, hier einen Blick hinein-

Page 48: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN

zuwerfen, um die größte polnische

Kriechtiere- und Lurchensammlung

zu bewundern. Später kann man sich

zum Flussufer begeben.

Von Płock aus machen wir dann ei-

nen Aus= ug an die örtlichen Seen – ins

Gebiet des Gostynińsko-Włocławski

Landschaftsschutzgebietes. Sie müs-

sen die Weichsel überqueren und sich

auf den Weg Nr. 60 Richtung Gosty-

nin begeben. Łąck be& ndet sich 12

km von der Stadt entfernt. Es ist eine

touristische Ortschaft, die sich an dem

Łąckie-See be& ndet und für das Staat-

liche Pferdegestüt bekannt ist. 1923

wurde das alte Landgut der Familie

Fuhrmann in ein Pferdegestüt umge-

staltet. Der Stolz der Zucht sind eng-

lische Vollblut-Rennpferde. Organisiert

werden hier Ferien- und Urlaubsauf-

enthalte für Pferdenarren und andere

Erholungsevents.

Das Gostynińsko-Włocławski Land-

schaftsschutzgebiet ist einer der

größten Parks in Polen. Es schützt die

postglaziale Landschaft mit ihren un-

zähligen Rinnenseen, Hügeln und

mit Wald bewachsenen Dünen. Ein

bekannter Erholungsplatz am Was-

ser sind die am Lucieńskie-See gele-

genen Ortschaften. Nach Płock zu-

rück fährt man am besten entlang

der Weichsel.

Nachdem wir die Brücke in Płock

überquert haben, begeben wir uns

ins Brudzeński-Landschaftsschutzge-

biet. Es umfasst das Tal des unteren

Laufs der Skrwa Prawa mit den an-

liegenden Waldgebieten. Die hiesige

Landschaft ist außergewöhnlich ma-

lerisch, der Fluss kringelt sich durch

tiefe Schluchten. Man kann hier

Dachse, Biber, Otter und zahlreiche

seltene Vogelarten antreffen. Orga-

nisiert werden hier auch Kajak-Wild-

flussfahrten.

Auf dieser Seite der Weichsel muss

man unbedingt die Ortschaft Rokicie

(20 km von Płock) aufsuchen, wo an

dem hohen Ufer der Weichsel die aus

Ziegel errichtete Peter-und-Paul-Kir-

che steht. Ihre Außergewöhnlichkeit

beruht darauf, dass sie im 13. Jahr-

hundert in spätromanischem Stil er-

richtet wurde und eines der ältesten

und besterhaltenen Bauwerke Maso-

wiens ist. Der Hauptaltar stammt aus

dem 18. Jahrhundert.

Praktische Informationen

• Warschau – Płock – Łąck – Rokicie – Lucieńskie-See – Brudzeński-Landschaftsschutzgebiet: 150 km. Insgesamt 300 km.

• Besichtigung von Płock – 2 Stunden , Diözesanmuseum – 1 Stunde, Masowisches Museum – 1,5 Stunden, Łąck – 1 Stunde, Rokicie – 1 Stunde, Brudzeński-Landschaftsschutzgebiet – 3

Stunden.

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH

POLNISCHEN WURZELN

Übernachtungsplätze:

• Hotel Orbis Petropol, al. Jachowicza 49, Płock, Tel. +48 (24) 262 44 51

• Hotel Petrochemia, ul.3 Maja 33, Płock, Tel. +48 (24) 365 60 01

• Hotel Płock, al. Jachowicza 38, Płock, Tel. +48 (24) 262 93 93

• Hotel Starzyński, ul. Piekarska 1, Płock, Tel. +48 (24) 262 40 61

• Hotel Martus, ul. Lubuska 15, Płock, Tel. +48 (24) 264 83 10

• Zajazd (Gasthaus) Rybaki, Płock, ul. Mostowa 5/7, Tel. +48 (24) 264 56 58

• „Dom Darmstadt”, Stary Rynek 8, Płock, Tel. +48 (24) 367 19 22

• „Gościniec Płock”, al. Jachowicza 8 a, Płock, Tel. +48 (24) 264 74 97

• Hotel Dębowa Góra, Nowe Rumunki, Gemeinde Łąck, Tel. +48 (24) 384 21 00

• Hotel Rusałka, ul. Płocka 14, Grabina, Gemeinde Łąck, Tel. +48 (69) 678 58 21

• Hotel Na Rozdrożu, ul. Warszawska 1, Łąck, Tel. +48 (24) 267 73 98

• „Biały Dworek” der Hengstgestüte (Stada Ogierów), Łąck, ul. Płocka 12, Tel. +48 (24) 262 98 97

• Motel Biały Dom, Grabina 28/1, Łąck, Tel. +48 (24) 264 40 28

• Gästezimmer, Hengstgestüt (Stado Ogierów), ul. Amazonki 3, Łąck, Tel. +48 (24) 262 98 97

• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Zacisze, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 14 61

• Ferienbauernhof „Jagoda”, G. Konarska, Łaźniewek 10, Gemeinde Błonie, Tel. +48 (22) 725 23 55

• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Zacisze BIS, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 25 28, 277 10 81

• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Stanica Wodna Zgierskiego Klubu Sportów Wodnych”, ul. Kasztanowa 1, Nowy Dunin, Tel.. +48 603 314 577, im Sommer +48 695 605 910

• Ośrodek Wypoczynkowo-Konferencyjny (Konferenz- und Erholungszentrum) „Lucień”, Miałkówek 3, Gemeinde Gostynin, Tel. +48 (24) 235 16 80

• Erholungszentrum der Präsidentenkanzlei (Ośrodek Wypoczynkowy Kancelarii Prezydenta), Lucień 82, Tel. +48 (24) 235 16 55

• Erholungs- und Schulungszentrum (Ośrodek Rekreacyjno-Szkoleniowy), Cierszewo 8, Brudzeń Duży, Tel. +48 (24) 260 94 65

• Hotel, Bar Nad Skrwą, Brudzeń Duży 110, Gemeinde Brudzeń Duży, Tel. +48 (24) 260 40 95

• Ferienbauernhöfe und zahlreiche Erholungszentren während der Saison

Gastronomie:

• Restaurant „Art-Deco”, Stary Rynek 17, Płock, Tel. (24) 268 57 51

• Bar Miś, ul. Miodowa 8, Płock, Tel. +48 (24) 263 18 11

• Restaurant im Hotel „Petrochemia”, Adresse siehe oben, Tel. +48 (24) 365 60 02

• EURO-BUD „Retro” Usługi gastronomiczne, ul. Kwiatka 31/33 lok. 2, Płock, Tel. +48 (24) 264 43 28

• Pizzeria Corner, ul. Kolegialna 39, Płock, +48 (24) 262 69 74

• Pizzeria Corner, ul. Kwiatka 27, Płock, +48 (24) 262 74 90

• Pizzeria Killer, ul. Grodzka 3, Płock, +48 (24) 268 81 25

• Pizzeria Napoli, ul. Armii Krajowej 14, Płock, +48 (24) 266 89 74

• Pizzeria Roma, ul. Grodzka 13, Płock, Tel. +48 (24) 268 38 60

• Bar im Erholungszentrum Zacisze, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 14 61

• Restaurant im Hotel Rusałka (siehe oben)

• Motel Biały Dom (siehe oben)

• Restaurant im Gebäude der „Młynarzówna” im Zentrum in Cierszewo (siehe oben)

Page 50: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

50

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG

ERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG

KAMIEŃCZYK – WYSZKÓW – BROK – ZUZELA

Unsere Reise beginnen wir in

Kamieńczyk. Wir fahren wei-

ter über die Straße Nr. 8 Richtung

Białystok. Vor der Brücke in Wyszków

aus sollten Sie auf den Weg Br. 62 Rich-

tung Sokołów Podlaski auQ ahren. Von

hier aus müssen wir nur noch links

nach Kamieńczyk abbiegen. Wir er-

reichen die Mitte der so sympathisch

wirkenden Ortschaft. Früher war sie

eine wichtige Wehrstadt und hieß Ka-

mieniec Mazowiecki. Hier hielten sich

Herzöge auf, die zur Jagd im Kamie-

niecka-Urwald kamen. 1869 wurden

Kamieńczyk die Stadtrechte entzo-

gen. Eine Spur der alten Vergangen-

heit ist die erhaltene mittelalterliche

Stadtgestaltung mit einem zentralen

Marktplatz, von dem aus Straßen ab-

gehen. Teilweise ist die Holzbebauung

erhalten geblieben. Die Kirche wurde

auf eine (für viele masowischen Ort-

schaften) charakteristische Art und

Weise von Józef Pius Dziekoński ent-

worfen. Am Markt treQ en sich viele

Wege. Wir wählen den gelb ausge-

schilderten Pfad und begeben uns di-

rekt an den Fluss.

Der Pfad wurde für eher scharfsin-

nige Touristen abgesteckt und zusätz-

lich mit einer Landkarte ausgestattet.

Aber man muss trotzdem aufpassen,

denn auch auf der Landkarte kön-

nen die Kennzeichnungen der Wan-

derpfade ziemlich unpräzise sein. Am

Bug gibt es sehr schöne, weite Ge-

lände und man kann die Zeit wirklich

angenehm verbringen. Wir stoßen

auf einen Weg, der am Liwiec entlang

verläuft. Das Ufer ist sandig und hier

sind viele Menschen unterwegs. Am

Ufer entlang erstreckt sich eine Kolo-

nie von Sommerhütten.

Wir fahren nach Wyszków; die

Stadt ähnelt einer riesigen Kreuzung.

Die Stadt lag seit jeher an einem Han-

delsweg. Die Stadtrechte wurden ihr

1502 verliehen. Seine Goldene Ära

hatte die Stadt im 16. und 17. Jahr-

hundert. Die schwedischen Kriege

hemmten die Entwicklung der Stadt

und die beiden Weltkriege trugen zur

wesentlichen Zerstörung bei.

Die St. Ägidius-Kirche erhebt sich

über der Stadt. Unter dem verkehrs-

reichen Weg wurde ein Tunnel errich-

tet. Sogar an behinderte Personen

wurde gedacht und gleich neben der

Treppe be& nden sich die notwendigen

AuQ ahrten. Die Kirche wurde 1793 im

klassizistischen Stil errichtet. Im Neben-

altar in der Südkapelle hängt das Ge-

mälde der Muttergottes (in einem Sil-

berkleid) aus der zweiten Hälfte des 17.

Page 51: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

51

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN

AM BUG

Jahrhunderts. Im Pfarreigebäude er-

warteten während des polnisch-sowje-

tischen Krieges Feliks Dzierżyński, Feliks

Kon und Julian Marchlewski den Sieg

der sowjetischen Aggressoren.

Am Eingang zum Park in der 3-

Maja-Straße (Straße des 3. Mais) steht

der Obelisk der Wasa. Er wurde 1655

(wahrscheinlich von Johann Kasimir

gestiftet) errichtet, um den Tod von

Karl Ferdinand Wasa in Wyszków zu

würdigen. Der Bund – das Wappen der

Wasas – be& ndet sich im Unterbau des

Obelisken.

Aus Wyszków fahren wir 32 km über

die Straße Nr. 8 Richtung Białystok

und biegen dann nach rechts ab – in

die Straße Nr. 694 nach Brok. Heute ist

das eine kleine Stadt am Bug. Die hie-

sige Pfarrkirche wurde 1560 von Jan

Baptist aus Venedig im Stil der Gotik

und Renaissance erbaut. Im Inneren

be& ndet sich eine wertvolle Polychro-

mie im Renaissancestil.

Vom Bischofspalast ist nur wenig

übrig geblieben. Es war eine Sommer-

residenz des bischö= ichen Hofes aus

Płock. Er wurde in der Gabelung vom

Bug und seinem Zu= uss, der Turka, er-

richtet. Er entstand in den Jahren 1617-

1624 für Bischof Henryk Firlej. Der Pa-

last hatte den Charakter einer Re-

naissancevilla. Seit der schwedischen

Invasion ver& el er zusehends. Heute ist

eigentlich gar nichts mehr davon üb-

rig geblieben. Brok ändert seinen Cha-

rakter und wird langsam zu einer Som-

merurlaubsstätte, wovon die nur wäh-

rend der Saison bewohnten Hütten

und Häuser zeugen können. Den Fluss

kann man über verschiedene Stellen

erreichen, aber ein Spaziergang an ih-

ren Ufern ist erschwert, da kein geeig-

neter Spazierweg vorhanden ist. Von

der Grünanlage aus, wo sich das Jó-

zef Piłsudski gewidmete Denkmal be-

& ndet, führt ein Weg zur öQ entlichen

Badeanstalt. Das sandige Ufer und der

Fluss mit seinem an dieser Stelle recht

sanften Strom ermuntern dazu, sich

hier einige Zeit aufzuhalten und sich

ein Bad zu gönnen. Die hiesigen Wäl-

der bieten ein angenehmes Gebiet für

Spaziergänge.

Dann – die Straße Nr. 694 über

Małkinia Górna nehmend – errei-

chen wir Zuzela, wo sich das Muse-

um der Kinderjahre von Primas Stefan

Wyszyński be& ndet. Fahren Sie bis an

die Kirche heran. Das Museum be& n-

det sich auf der anderen Straßenseite.

Um eintreten und die Exposition be-

sichtigen zu können, muss man bei

den nebenan wohnenden Nonnen

ohne Ordenstracht anklopfen. Im Mu-

seum be& ndet sich die Klassenzim-

mereinrichtung aus den Schuljahren

des Primas. Hier & nden wir Schulbänke

mit Tintenfässern, eine Landkarte Rus-

slands, ein Portrait des Zaren und sei-

ner Gattin. Die Nonne erzählt von der

Schule in der Besatzungszeit und auch

von Stefan Wyszyński, der, wie sich he-

rausstellt, gar nicht brav war. In den

Schaukästen wurden zahlreiche Fotos

der Familie Wyszyński, und des Primas,

der Zuzela besuchte, ausgestellt.

Die Familie Wyszyński wohnte in

Zuzela, als Stefan geboren wurde.

Er wurde in der Kirche am Ort get-

Page 52: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

52

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG

auft; diese existiert heute leider nicht

mehr. Erhalten geblieben ist dafür das

Taufbecken. Es ist in der Kirche an der

gegenüberliegenden Straßenseite

zu besichtigen. Stefans Vater war Or-

gelspieler. Der künftige Primas hatte

fünf Geschwister, die zwei jüngsten

starben als Kinder. Bereits nach dem

Umzug nach Zuzela – kurz nach sei-

ner Geburt – starb seine Mutter.

Im nächsten Saal besichtigen wir

eine Küche mit charakteristischen Ge-

genständen vom Anfang des 20. Jahr-

hunderts. Es gibt da einen Geschirr-

schrank, der mit Scherenschnitten

aus Fließpapier verziert ist, eine But-

terdose, ein Bügeleisen mit Bolzen,

eine Wiege und viele andere Gegen-

stände für den Alltagsgebrauch.

Im Wohnzimmer sehen wir eine

Fisharmonika, einen Schrein und

zahlreiche Gemälde. Eine relevante

Bedeutung für die Familie hatten

die Gemälde der Muttergottes von

Tschenstochau und der Muttergot-

tes im Spitzen Tor. Nach Tschenstoch-

au pilgerte der Vater des Primas, seine

Mutter dagegen pilgerte nach Wilna.

Nachdem wir uns im Gästebuch

eingetragen und eine Spende für

die Erhaltung des Museums zurück-

gelassen haben, begeben wir uns in

die Kirche. Sie wurde im Stil der Neo-

gotik erbaut und wurde während des

Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Im

Inneren gibt es ein interessantes höl-

zernes Taufbecken und ein Gemälde

der Muttergottes im Seitenaltar. Die

beiden Gegenstände wurden aus der

alten Holzkirche hierher gebracht.

Draußen lohnt es sich, den Glocken-

turm mit seinen drei Glocken und die

Kapelle, die die Höhle von Loudres

nachahmt, zu bewundern.

Page 53: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

53

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN

AM BUG

Praktische Informationen

• Warschau – Kamieńczyk – Wyszków – Brok – Zuzela: 110 km.

Insgesamt 220 km.

• Kamieńczyk – 2 Stunden, Wyszków – 1 Stunde, Brok – 1,5 Stunden,

Zuzela – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Erholungs- und Urlaubszentrum (Ośrodek Wypoczynkowo-

Wczasowy) „Meliorant”, ul. Brzostowa 52, Brok, Tel. +48 (29) 745 70 25

• Ośrodek Szkoleniowo-Wypoczynkowy (Schulungs- und

Erholungszentrum) „Rzemieślnik”, ul. Brzostowa 28, Brok,

Tel. +48 (29) 745 70 39

• Erholunhsheim (Dom Wczasowy) „Nadrzecze”, K. Jóźwik,

ul. Brzostowa 5, Brok, www.nadrzecze.pl, Tel. +48 (29) 745 7011

• Gasthof Pod Sosnami, ul. Nurska 23, Małkinia Górna,

Tel. +48 (29) 745 55 65

• Ferienbauernhöfe

• Andere: www.brok.pl

Gastronomia:

• Gastronomie-Bar Kufelek, ul. Parkingowa 1, Brok,

Tel. +48 (29) 745 75 22

• Gasthof Kormoran, ul. Szosowa 2, Brok, Tel. +48 (29) 745 75 68

• Andere: www.brok.pl

Page 54: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

IM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN

JAN KOCHANOWSKIS

KOZIENICE – AUGUSTÓW – CZARNOLAS

– ZWOLEŃ – GARBATKA LETNISKO

Kozienice be& nden sich in einer

Entfernung von 80 km südlich

von Warschau. Man erreicht die Stadt

über die Straße Nr. 79 Richtung San-

domierz. An der Einfahrt aus der Rich-

tung von Warschau be& ndet sich der

Industriebezirk mit seinem bekannten

Kraftwerk. Die Stadt ist von allen Seiten

vom Dickicht des Kozienicka-Urwalds

umgeben.

Die Anfänge der Stadt reichen bis

ins Mittelalter. Auf königlichen Befehl

wurde 1409 bei Kozienice eine Schlit-

ten-Pontonbrücke aus Holz errichtet,

die dann nach Czerwińsk ge= ößt wur-

de und 1410 den Heerscharen und

dem königlichen Tross dazu diente,

die Weichsel zu überqueren (vor der

Schlacht mit den Kreuzrittern bei Tan-

nenberg/Grunwald). 1409-1410 fanden

im Urwald um Kozienice herum große

Jagdveranstaltungen statt, die den Sol-

daten der königlichen Heerscharen, die

zum Krieg mit den Kreuzrittern aufbra-

chen, Lebensmittel sichern sollten.

1429 schloss Wladyslaw Jagiello Ko-

zienice wieder o? ziell der königlichen

Verwaltung an; es gab hier einen könig-

lichen Jagdhof, der den direkten An-

satz zur Entstehung der Stadt bot. Im

November 1466 versteckte sich der Kö-

nig Kasimir Jagiello mit Familie in Kozi-

enice vor der Pest. Am 1. Januar 1467

kam hier der künftige König Sigismund

der Alte (Zygmunt Stary) zur Welt. 1537

wurde zum Andenken an dieses Er-

eignis ein Denkmal errichtet, das bis

heute zu bewundern ist. Es be& ndet

sich rechts vom Eingang in den Park,

der einst den alten Palast umgab. Das

Denkmal wurde erneuert, an der Seite

wurde ein Schild mit der Übersetzung

des lateinischen Gedichts angebracht,

das sich am Denkmal be& ndet sowie

eine Information, dass dies das älteste

Denkmal Polens ist.

Seit den Anfängen der Regierungs-

zeit Stanislaus August Poniatowskis war

die Stadt Kozienice unter seiner beson-

deren Obhut. 1776-1791 wurde hier ein

neuer Palastkomplex errichtet. Der Pa-

last und das Gartenhaus für Gäste und

einer späteren Küche erinnerte an die

barocken Baulösungen, aber die deko-

rative Ausstattung des Bauwerks war

klassizistisch geprägt.

In den 80er Jahren des 18. Jahrhun-

derts begann in Kozienice die Zeit

Page 55: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

55

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD

UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

der Entwicklung der Industrie – es

entstand das Walzwerk, die Kupfer-

schmiede und das Betrieb für Herstel-

lung von SchusswaQ en.

Heute ist der alte Palast am interes-

santesten; hier hat die Stadtverwal-

tung ihren Sitz. Nach dem Novembe-

raufstand wohnte im Palast der Bau-

meister der Festung Dęblin – General

Iwan Dehn, der das Gebäude an die Be-

dürfnisse seiner Familie anpassen ließ.

Die endgültige Form wurde dem Palast

1896–1900 verliehen. Im September

1939, nach dem LuftangriQ der Luft-

waQ e, blieb bloß das linke Gartenhaus

stehen, in dem sich heute das Regio-

nalmuseum be& ndet. In den 50er Jah-

ren wurde der Palast wieder aufgebaut.

Jetzt be& ndet sich hier ein Punkt der

elektronischen Touristenauskunft. Vor

dem Palast be& ndet sich ein Becken in

der Form eines Vierblatts.

Im Regionalmuseum kann man alte

Bienenstöcke und Gegenstände be-

sichtigen, die an alte Zeidlertradition

und alte Berufe der lokalen Einwoh-

ner erinnern. Die Ausstattung erinnert

eher an ein Freilichtmuseum, was in-

nerhalb der Palastmauern ein bisschen

verwunderlich wirken mag.

Der Palast ist vom Landschaftspark

umgeben. Erhalten blieben auch die

Alleen, die Treppe vor der Gartenfas-

sade, zwei steinerne Sockel aus dem

18. Jahrhundert, und – am Eingang

– das schon vorhin erwähnte Obelisk,

das an die Geburt Sigismund des Alten

erinnern soll.

Kozienice sind ein guter Ort für ei-

nen Aus= ug mit Kindern. Gegenü-

ber vom Palast be& ndet sich ein Kin-

dergarten (Ogród Jordanowski) mit

einem Spielplatz und einem Basket-

ballfeld aus Tartan.

Page 56: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

Leute, die Spot mögen, werden sich

sicherlich nicht langweilen, weil es in

Kozienice ein Schwimmbad, ein Pferde-

gestüt, einen Stausee gibt und in dem

Kozienicka-Urwald in der Nähe der

Stadt wurden viele interessante Wan-

derpfade abgesteckt.

Die Ortschaft Augustów ist ein

guter Platz, um sich auf eine Wande-

rung durch den Urwald zu begeben.

Die Stadt erreichen Sie aus Kozieni-

ce, wenn Sie die Straße Nr. 737 Rich-

tung Radom nehmen. In Augustów

be& ndet sich die Kammer des Didak-

tischen Museums des Kozienicka-Ur-

waldes (Izba Dydaktyczno-Muzealna

Puszczy Kozienickiej). Hier be& nden

sich ein botanischer Garten und eine

Ausstellung von Geräten, die für Wald-

arbeit bestimmt sind, und Wägen der

Schmalspurbahn. An der linken Seite

der Musealgebäude & nden wir Spu-

ren des schwarzen Wanderpfades, mit

dem wir uns in das Naturschutzgebiet

Źródło Królewskie (Königliche Quelle)

begeben. Wir haben eine Strecke von

4,8 km in einer Richtung zu bewälti-

gen. Zuerst wandern wir zwischen den

Feldern, dann biegt der Weg in den

Wald ab. Auf dem Gebiet des Kozienik-

ka-Landschaftsschutzgebiets hat man

218 Vogelarten beobachtet, darunter

hat man die selten vorkommenden

Schreiadler, Schwarzstörche, Kraniche

und Blauracken aus& ndig gemacht.

Sicherlich werden wir aber nur einen

über den Weg hüpfenden Hasen sehen

können. Unsere Strecke kommt (nach

der Wanderung durch den Wald) an ei-

nen breiten Duktus; man muss aufpas-

sen, weil hierdurch Autos fahren. Das

bietet eine Alternative für die weniger

aktiven: es reicht vom Weg Richtung

Radom direkt in den Wald zu fahren,

dort & ndet man ein Hinweisschild auf

die Czerwona Leśniczówka (die Rote

Försterei)/ Wir kommen zur Lichtung,

wo sich die Försterei be& ndet. Es gibt

hier Bänke und Tische und man kann

sich hier kräftigen. Hier fängt die Lehr-

strecke „Königliche Quelle” (Królewskie

Źródło) an. Der Name stammt von der

Forst – eines Naturschutzgebiets aus

dem schon vor Jahrhunderten kristall-

klare Quellen entsprangen. Laut loka-

ler Überlieferung soll Wladyslaw Jagi-

ello selbst daraus getrunken haben.

Die Streckenlänge beträgt 3 km. An

ihrem Beginn be& ndet sich das Forst-

haus. Einst war hier das Häuschen des

Bahnwärters der Schmalspurbahn.

Hier treQ en wir das erste Hinweisschild

an, das der Schmalspurbahn, die 1915-

1989 in diesem Gebiet tätig war, ge-

widmet ist. Auf der ganzen Strecke

sehen wir elf solche Schilder. Wir be-

wundern den natürlichen Wald, dann

sehen wir uns von der Brücke aus den

Flussdurchbruch der Zagożdżanka an;

mit den Holzbrücken gehen wir run-

ter zum Fluss, sehen uns die Biber-

sitze an, dann gelangen wir an das

Naturschutzgebiet Königliche Quelle

(Źródło Królewskie). Wir kehren ent-

weder zum Parkplatz oder direkt nach

Augustów zurück.

Unser nächstes Reiseziel ist das Mu-

seum Jan Kochanowskis in Czarno-

las. Wir kehren Richtung Kozienice zu-

rück und biegen auf dem Ring vor der

Page 57: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD

UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

Stadt in den Straße Nr. 79 Richtung

Sanomierz ab. Die außergewöhnlich

malerische Verbindung führt durch

den Kozienicka-Urwald. In der Ort-

schaft Policzna biegen wir ab, dort be-

& ndet sich das Hinweisschild, das den

Weg nach Czarnolas und zum reich

besuchten Museum zeigt. Und das ist

nicht verwunderlich, denn obwohl es

über keine wertvollen Exponate aus

der Lebenszeit Kochanowskis im Be-

sitz hat und der dortige Hof nicht der

wahre Hof des Dichters ist, wurde alles

sehr schön arrangiert und gestaltet. In

sechs Sälen werden die verschiedenen

Perioden aus dem Leben von Kocha-

nowski dargestellt, denen die poe-

tischen Werke, aus denen Zitate man

an den Wänden der einzelnen Säle

bewundern kann, zugeordnet wur-

den. Jeder der Räume ist mit einem ei-

genen Schlagwort versehen; dies sind:

„Kształtowanie” (die Formung), „Re-

nesansowy manifest poety” (das Re-

naissancemanifest des Poeten), „Poeta

Czarnoleski” (der Poet aus Czarnolas),

„Poeta i obywatel” (der Poet und Bür-

ger), „Pisarz przy pracy” (der Schriftstel-

ler an der Arbeit), „Poeta nieśmiertelny”

(der unsterbliche Dichter). Das einzige

historische Denkmal, das mit der Per-

son von Kochanowski verbunden ist,

ist die Eisentür. Der bis heute erhal-

tene Hof, Sitz des Museums, wurde

zum Anfang des 19. Jahrhunderts er-

richtet und hat mit der Gestalt Kocha-

nowskis gar nichts zu tun. Man geht

davon aus, dass sich sein Haus an der

Stelle befand, an der heute die Kapel-

le aufzu& nden ist. In dem das Museum

umgebenden Park gibt es einen Obe-

lisk mit der symbolischen Grabstätte

von Urszulka; hier wuchs einst die be-

kannte Linde.

Vor dem Museum be& ndet sich das

Denkmal des Dichters. Man hat den An-

schein als sei Kochanowski vor die Hof-

tür hinausgegangen, um die kommen-

den Gäste zu begrüßen.

Im Museum kann man Erinnerungs-

stücke, die mit Kochanowski zusam-

menhängen, und auch seine Werke

kaufen. Der Souvenirladen be& ndet

sich gleich am Parkplatz.

Um weiterhin im Kreis der Gestalt

Jan Kochanowskis zu bleiben, fahren

wir nach Zwoleń. Man soll hierzu den

Weg nach Sandomierz überschneiden.

Auf dem Marktplatz in Zwoleń be& ndet

sich ein weiteres Denkmal von Kocha-

nowski. Wir müssen die Hauptstraße

überqueren und gehen dann weiter

gerade aus in Richtung der Kirche. Un-

terwegs gehen wir an einem den Sol-

daten der Polnischen Heimatarmee

(AK) gewidmeten Denkmal. An der

Kościelna-Straße gibt es ein weiteres

Denkmal von Kochanowski, der dies-

mal Urszulka, seine Tochter, in den Ar-

men hält.

Die Heilig-Kreuz-Kirche wurde

schrittweise gebaut, zuerst – vor 1570

– entstand das Presbyterium, und vor

1585 – das Langhaus. Etwa 1610 wur-

de von Adam Kochanowski (dem Rich-

ter der Lublin Region) die so genannte

Kapelle der Familie Kochanowski, und

1620-1630 der Familie Owadowski, ge-

stiftet. In den 20er Jahren des 20. Jahr-

hunderts wurde die Kirche vergrößert,

Page 58: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

man baute Seitenlanghäuser und ei-

nen Turm hinzu. 1979 verwüstete ein

Brand einen Teil der Innenräume, die

dann wieder rekonstruiert wurden.

Die Kapelle der Familie Kochanow-

ski ist auf dem Grundriss eines Vier-

ecks aufgebaut und wird von einer

Wölbung mit einer Laterne gekrönt.

Drinnen, an der Wand, be& ndet sich

ein Flachrelief, das den Dicher in einer

italienischen Bekleidung darstellt. Vor

Jahrhunderten wurden in dieser Ka-

pelle die Mitglieder der Familie Kocha-

nowski bestattet. Nach der Flut wur-

den ihre Überreste zuerst zum Fried-

hof, dann unter den Fußboden des

Beinhauses und anschließend 1984 –

zum Anlass des 450. Geburtstages des

Dichters – an den alten Platz in der Ka-

pelle abgelegt, wo sie erneut bestat-

tet wurden.

Aus Zwoleń begeben wir uns auf

den Rückweg nach Warschau. Un-

terwegs halten nur in der Ortschaft

Page 59: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD

UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS

Praktische Informationen

• Warschau – Kozienice – Czarnolas – Zwoleń

– Garbatka Letnisko: 120 km. Insgesamt 240 km.

• Kozienice – 1,5 Stunden, Czarnolas – 1,5 Stunden,

Zwoleń – 1 Stunde, ein Spaziergang durch

den Urwald – 4 Stunden, Garbatka Letnisko – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Pension, Ośrodek Rekreacyjny KCKRiS, ul. Boh. Studzianek 30,

Kozienice, Tel. +48 (48) 614 67 26, 614 60 91

• Hotel Energetyk, ul. Warszawska 20, Kozienice,

Tel. +48 (48) 614 32 11

• Hotel Leśny, Świerże Górne am Kraftwerk, Tel. +48 (48) 614 10 64

• Abteilung der PTTK – Informationen zu Übernachtungsplätzen,

al. 1 Maja 5, Kozienice, Tel. +48 (48) 614 26 94

• Erholunhszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Polanka”,

Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 02 37,

www.mojagarbatka.pl/sites/data/kwatery.html

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Restaurant Jowita, ul. Warszawska 20, Kozienice,

Tel. +48 (48) 614 23 13

• Bar Pod Sosną, ul. Boh. Studzianek, Kozienice,

Tel. +48 (48) 614 66 23

• Restaurant Brawo, ul. Batalionów Chłopskich 45, Kozienice,

Tel. +48 (48) 614 21 31

• Pizzeria Pizza Planet, ul. Warszawska 29/7, Kozienice,

Tel. +48 (48) 382 01 31

• Café Paradise, ul. Warszawska 36, Kozienice,

Tel. Gefälligkeitsnummer im Restaurant Jowita (siehe oben)

• Café Bar Mors, ul. Legionów 4, Kozienice, Tel. +48 (48) 611 72 22

• Restaurant Karczma u Chłopa, ul. Kochanowskiego 4,

Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 00 58

• Gasthof „Zajazd przy Gościńcu”, ul. Zwoleńska 17,

Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 02 84

• Gastronomie-Bar auf dem Gelände des Zentrums „Polanka”,

Garbatka Letnisko (siehe oben)

Garbatka Letnisko. In der Zwischen-

kriegszeit entstanden auf den von

der Direktion der Staatlichen Wälder

gepachteten Grundstücken Som-

merhütten und Ferienhäuser. Der

Kriegsausbruch machte die Anmel-

dung dieses Ortes als einen Kurort

unmöglich. Aktuell beginnen die

alten Sommertraditionen der Ort-

schaft erneut aufzuleben. Hier be-

findet sich ein Erholungszentrum

mit einer Bademöglichkeit.

Page 60: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

60

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME

IN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME

WARKA – PETRYKOZY – LEWICZYN – MAŁA WIEŚ

Warka be& ndet sich in einer

Entfernung von 40 km süd-

lich von Warschau. Am einfachsten

erreicht man die Stadt, indem man

zuerst die Straße Nr. 79 Richtung San-

domierz und dann Straße Nr. 731

fährt. Im Frühling verläuft die Reise

zwischen malerisch mit Äpfeln blü-

henden Obstgärten. Diese Gegend

bildet das größte Obstanbaugebiet

Europas.

Unsere Reise beginnen wir mit der

Besichtigung der Stadt Warka. Die Ge-

schichte der Stadt reicht bis ins Mittel-

alter. Bereits 1321 bestätigte der Her-

zog von Czersk und Masowien, Troj-

den, die wahrscheinlich schon früher

verliehenen Stadtrechte. Die günstige

Lage an der Pilica erlaubte Warka sich

sprunghaft zu entwickeln. Die Nieder-

lage kam mit der Schwedischen Sint-

= ut. Zwar hat Stefan Czarniecki die

Schweden nah an der Stadt geschla-

gen aber die Stadt selbst wurde voll-

ständig zerstört. Die nächste Periode

progressiver Entwicklung kam im 19.

Jahrhundert.

Heute emp& ehlt es sich die hiesigen

Kirchen zu besichtigen. Die barocke

Nachfranziskaner-Kirche stammt aus

dem 17. Jahrhundert. Im Erdgeschoss

wurden die Aschen der masowischen

Herzöge niedergelegt. Das Gebäude

des alten Klosters wurde zu einer Pfar-

rei und zu Wohnungen umgestaltet.

Die barocke St. Nikolaus-Kirche, die im

17. Jahrhundert errichtet wurde, war

Zeugin der stürmischen Geschichte

der Stadt. Mehrmals umgebaut, hat sie

ihren ursprünglichen Charakter verlo-

ren. Drinnen lohnt es sich den Haupt-

altar aus 1610 zu bewundern, der im

Stil der Spätrenaissance gebaut wur-

de. Interessant sind auch das Taufbe-

cken und der aus Sandstein errichtete

Weihkessel, der aus dem 17.-18. Jahr-

hundert stammt.

Ein interessantes historisches Ob-

jekt ist das klassizistische, 1821 er-

baute, Rathaus.

Die nächste Etappe unseres Aus-

= ugs ist das der Person von Kazimierz

Pułaski gewidmete Museum. Es be-

& ndet sich in einem Hof, in der Ort-

schaft Winiary, wo das Familienhaus

von Pułaski war.

Die Exposition stellt das Leben von

Kazimierz Pułaski dar. Dargestellt wer-

den Episode aus der Konföderation

von Bar, der amerikanische Lebensab-

schnitt des Generals, der mit seinem

heldenhaften Tod in der Schlacht bei

Savannah abgeschlossen wurde, wie

auch Gemälde von Chełmoński und

Page 61: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

61

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION

DER BLÜHENDEN APFELBÄUME

Brandt. Die weiteren Teile der Expo-

sition wurden den polnischamerika-

nischen Beziehungen gewidmet. Eins

der Säle knüpft an die amerikanischen

Erfahrungen von Tadeusz Kościuszko

an, andere präsentieren die Lebens-

geschichte von Helena Modrzejews-

ka, Henryk Sienkiewicz und anderer

Polen, die ihr Leben mit dem Staat

weit hinter dem Ozean verbanden.

In Warka wurde Piotr Wysocki, einer

der Helden der Novembernacht, ge-

boren und hier wohnte er auch. Wäh-

rend des Januaraufstands kämpfte in

der Gegend eine Partisanentruppe

von Oberst Władysław Kononowicz.

Der Oberst wurde von den Russen ge-

fangen genommen und gemeinsam

mit den Adjutanten an den alten Auen

an der Pilica in den Tod geschickt. An

den heldenhaften Kampf und den Tod

der Soldaten erinnert ein Erdhügel.

Die Geschichte der Stadt War-

ka verbindet mit heute die hier tä-

tige Brauerei. Das hiesige Bier war

nicht nur im ganzen Land aber auch

außerhalb von seinen Grenzen be-

kannt. Sehr oft wird die Geschichte

über Papst Klemens VIII., der im 16.

Jahrhundert lebte, angeführt, der

noch als Apostolischer Legat in Po-

len ein Genießer des Biers von War-

ka war. Als der Papst erkrankte, seuf-

zte er: „Piva di Varka”. Die um sein Bett

versammelten Leute dachten, es han-

delte sich um irgendeine Heilige und

& ngen an zu beten: „Heiliges Bier aus

Warka (Piva di Varka) – bete für uns“.

Als der Kranke das hörte & ng er zu la-

chen an, was dazu führte das das Ge-

schwür, das ihn krank machte, platzte.

Der Papst wurde gesund.

Nach der Besichtigung – Zeit für ei-

nen Spaziergang. Die Umgebung von

Warka und der ganze Landkreis um

Grójec sind ein guter Platz für male-

rische Wanderungen und eine Wild-

= ussfahrt mit dem Kajak. Es emp-

& ehlt sich ein wenig mit dem Kajak zu

paddeln; den Aus= ug sollten Sie im

Bootshaus in Warka beginnen. Beson-

ders zauberhaft sind die mit Schleh-

dorn und Wildrosen bewachsenen

Schluchten in der Nähe von Stara War-

ka. Die Pilica umspüllt die hohe Bö-

schung, bildet Mäander und lässt uns

die wunderbaren Landschaften des

Kozienicka-Urwalds bewundern.

Für diejenigen, die keine Lust auf

Kajakfahrten haben, gibt es als Al-

ternative einen Aus= ug entlang der

herrlichen Ufer der Pilica.

Von Warka aus lohnt es sich nach

Petrykozy zu fahren. In dem hiesigen

Hof hat der bekannte Schauspie-

ler Wojciech Siemion die Galerie der

Dör= ichen Kunst geschaQ en.

Die nächste Haltestelle ist in Lewi-

czyn. Hier be& ndet sich das Sanktua-

rium der Muttergottes der Trösterin

der Kummervollen mit einem wun-

dersamen Gemälde. In der Kirche wird

ein Buch, das „Buch der Wunder und

Gnaden, die von dem Abbild der Mut-

tergottes in der Kirche in Lewiczyn ver-

übt wurden“ geführt, in dem außerge-

wöhnliche physischen und geistigen

Heilungen beschrieben wurden. Das

heutige Gotteshaus wurde am An-

fang des 17. Jahrhundert errichtet.

Page 62: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

62

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME

Das Sanktuarium war dermaßen be-

kannt, dass König Sigismund III. Wasa

eine Monstranz spendete, und Kö-

nig Johann III. Sobieski einen Ornat,

der aus einem Wesirzelt genäht wur-

de, schenkte; 1794 entwickelte hier

Tadeusz Kościuszko die Pläne für die

Verteidigung der Hauptstadt. Das

aus dem 18. Jahrhundert stammen-

de Bildnis der Madonna sollte – laut

ältester Tradition – eins der 13 Gemäl-

de sein, die das Werk von Lukas dem

Evangelist waren. Es lohnt sich auch

in Mała Wieś vorbeizuschauen; dort

be& ndet sich ein Palastkomplex, der

1783-1786 errichtet wurde. Der Pa-

last wurde ursprünglich für den Woi-

woden Bazyli Halicki gebaut, änderte

aber mehrmals seinen Besitzer. Hier

verbrachte die letzten Jahre seines Le-

bens der Held von Somosierra – Ko-

zietulski. Endgültig wurde nach dem

Zweiten Weltkrieg zum Besitzer des

Objekts das Institut für KartoQ elzucht

Page 63: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

63

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION

DER BLÜHENDEN APFELBÄUME

und dann des Außenministeriums und

des Amt des Ministerrats. Heute ist der

Palast im Besitz der Kanzlei des Vor-

sitzenden des Ministerialrates. Dieser

Platz steht jedoch auch zur Verfügung

gewöhnlicher Gäste.

Wenn die Zeit reicht, sollten wir

uns gönnen den Zauber einer Reise

mit der alten Bahn zu genießen. Die

Schmalspur – Zufuhrbahn von Grójec

wurde im Register der historischen

Denkmäler eingetragen. Organisiert

werden Fahrten auf der Strecke Piase-

czno – Grójec – Mała Wieś – Mogielni-

ca – Nowe Miasto. Die Streckenlänge

beträgt 72 km.

Praktische Informationen

• Warschau – Warka – Petrykozy – Lewiczyn – Mała Wieś: 100 km.

Insgesamt 200 km.

• Besichtigung von Warka – 2 Stunden, ein Spaziergang an der Pilica

– 3 Stunden, Petrykozy – 1,5 Stunden, Lewiczyn – 1 Stunde,

Mała Wieś – 1 Stunde

Übernachtungsplätze:

• Hotel Pułaski, ul. Warszawska 45, Warka, Tel. +48 (48) 667 24 21

• Zajazd na Winiarach, ul. Turystyczna 3, Warka,

Tel. +48 (48) 667 26 76, 667 50 43

• Pension Sielanka, ul. Łąkowa 1,Warka, Tel. +48 (48) 666 16 00

• Palast in Kociszew, Konferenz- und Didaktikzentrum mit einem

Ferienbauernhof, Kociszew bei Grójec, www.kociszew.pl,

Tel. +48 (48) 664 23 29, 501 128 168

• „Biały Pałac Palczew”, Palczew – Parcela 19, bei Warka,

Tel. +48 (48) 667 14 71, www.palacpalczew.pl

Gastronomie:

• Gasthof Zajazd na Winiarach, Warka, (siehe oben)

• Kleine Gastronomie, ul. Polna 26, Warka, Tel. (48) 667 38 40

Page 64: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

64

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF

IN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF

BIEŻUŃ – SIERPC – DROBIN

Bieżuń und Sierpc be& nden sich

im Nordwesten der Woiwod-

schaft Masowien. Es gibt hier viele

Wälder und viele immer noch unent-

deckte Seen. Das Gebiet grenzt an

zwei Woiwodschaften an: Ermland-

Masuren und Kujawien-Pommern. Es

emp& ehlt sich zu einem Aus= ug hier-

her zu kommen und das um wenigs-

tens zwei ungewöhnliche Museen zu

besichtigen.

Nach Bieżuń fahren wir von War-

schau aus entlang der Straße Nr. 7

Richtung Danzig und dann über die

Straße Nr. 10 Richtung Bydgoszcz und

anschließend die Straße Nr. 561 Rich-

tung Żuromin. Das sind knapp über

100 km von der Hauptstadt. Bieżuń ist

eine sehr alte Stadt. Die ältesten his-

torischen Einträge stammen aus der

Gründungsurkunde aus 1406. Viele

Jahre über war die Stadt im Privatbe-

sitz. Sie gehörte unter anderem dem

Großen Kronkanzler Andrzej Zamoy-

ski, der 1767 hier ansässig wurde.

1776 beauftragte der Sejm Zamoyski

ein Kodex der gerichtlichen Rechte

aufzustellen. Er arbeitete daran hier in

Bieżuń. Nach der 2. Teilung Polens be-

fand sich die Stadt innerhalb der Gren-

zen von den so genannten Südpreu-

ßen. Seit dieser Zeit ändert sie ständig

ihre Besitzer und unterliegt weiteren

Aufteilungen.

Heute ist das Museum die größ-

te Attraktion der Stadt. Es ist nur

sehr kurz oQ en, an Werktagen (außer

Montagen und den nachfeierlichen

Tagen) von 10.00 bis 15.00 Uhr und

samstags und sonntags von 11.00 bis

13.00 Uhr.

Das Museum be& ndet sich im

Krankenhausgebäude, das Ende des

18. Jahrhunderts von Konstancja Za-

moyska gestiftet wurde. Die hier ver-

sammelten Exponate stellen das Le-

ben einer Kleinstadt aus der zweiten

Hälfte des 19. Jahrhunderts dar. Die

Besichtigung beginnen wir in einem

Ärztezimmer. Die originalen Möbel

stammen aus dem Arbeitszimmer

von Piotr Wincenty Głuszkiewicz. Be-

merkenswert sind die Liege und der

gynäkologische Stuhl aus der Zwi-

schenkriegszeit und ein voller Satz

an Geburtshilfeinstrumenten. Inter-

essant sind auch die alten Röntgen-

bilder. Interessant ist das Rezeptbuch

von Dr. Antoni Wolski, in dem er ein

halbes Jahrhundert über die Inhalts-

stoQ e der für einzelne Krankheiten

bestimmten Arzneien notierte. In

dem Bücherschrank be& nden sich

medizinische Bücher.

Page 65: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

65

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT

UND AUF DEM DORF

Im nächsten Raum bewundern wir

ein Schlafzimmer (aus der Wende der

20er und 30er Jahre des 20. Jahrhun-

derts) und ein Möbelset und Hygie-

nezubehör. Aus dem Schlafzimmer

gehen wir in ein Wohn- und Unter-

haltungszimmer.

Im ersten Stock be& ndet sich eine

interessante Ausstellung: „Bieżuń und

seine Einwohner zu früheren Zeiten“.

Versammelt wurden hier alte Doku-

mente und Fotogra& en. Es gibt hier

Erinnerungsstücke aus den Zeiten

der nationalen Aufstände, des Zwei-

ten Weltkrieges, aus allen Fronten. Vor

dem Zweiten Weltkrieg stellten die Ju-

den 50% der Bevölkerung dar. Im Mu-

seum ist eine Tora, Kerzenhalter und

andere Judaica zu sehen. Die Exposi-

tionen werden auf eine interessante

Art und Weise von den Arbeitern des

Museum dargestellt, die die bunte Ge-

schichte der Stadt und von manchen

Exponaten erzählen.

Nachdem wir das Museum verlas-

sen haben, emp& ehlt es sich zum al-

ten Hof zu begeben. Dorthin führt der

Weg, der sich gleich hinter der Ecke

des Museumsgebäudes be& ndet. Der

Privatbesitzer hat Reparaturarbeiten

begonnen, die Arbeiten wurden aber

abgebrochen. Man kann die wunder-

bare Form des Palastes, zwei Garten-

häuser und einen Park mit Wassergrä-

ben immer noch bewundern.

Das zweite Ziel unseres Ausfluges

– das Museum des Masowischen

Dorfes – befindet sich gleich hinter

Sierpc, auf dem Weg Richtung Byd-

goszcz. Die Fahrt aus Bieżuń dauert

etwa eine halbe Stunde. Wir fahren

die Straße Nr. 541, dann ein Stück

die Straße Nr. 10 Richtung Bydgosz-

cz. Der Ort ist, was in Polen noch so

Page 66: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

66

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF

selten ist, gut ausgeschildert Das

Freilichtmuseum nimmt eine ziem-

lich große Fläche ein. Hier wurden

sowohl ganze Bauernhöfe wie auch

einzelne Gebäude übertragen. Dort

befinden sich ganze Hütten der

Dorfeinwohner. Hinweisschilder ge-

ben den Besuchern Auskunft über

den materiellen Status der alten

Besitzer, einen Bauernhof eines rei-

chen von dem eines armen Besitzers

kann man aber auch so unterschei-

den. Im Freilichtmuseum gibt es

auch eine Schule mit der alten, er-

haltenen Wohnung des Lehrers. Die

Hütten darf man leider nicht betre-

ten, die Exposition schaut man sich

durch eine Kunststofftür an. Neben

den Gebäuden befinden sich Obst,

Gemüse-, Blumengärten und Felder.

Auch Tiere werden hier gezüchtet.

Jedes der Objekte hat seinen eige-

nen Betreuer, der gerne von den al-

ten Einwohnern erzählt. Die Dorfka-

Page 67: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

67

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT

UND AUF DEM DORF

pellen repräsentieren alle für Maso-

wien charakteristischen Dorftypen.

Dies sind: ein Reiherdorf, ein Weiler

(ein sehr kleines Dorf ) und ein Dorf

dicht am Weg.

Die im Freilichtmuseum organi-

sierten Ausstellungen hängen mit

den Jahreszeiten zusammen. An

den nacheinander folgenden Mo-

naten werden in den Innenräumen

der Hütten alltägliche bäuerlichen

Tätigkeiten dargestellt, die mit dem

Haushalt und der Wirtschaft zusam-

menhängen: Honigernte und Ho-

nigrühren, Sammeln und Trocknen

von Kräutern, Kränze zur Oktave des

Fronleichnams, oder von Pfingsten,

Brotbacken, Herstellung von Hüt-

tenkäse. Die speziellen Expositionen

haben von Dezember bis Februar

platz, wenn die masowischen Sitten

und Bräuche der Weihnachtszeit und

der Zeit vom Palmsonntag bis Ende

Mai, wenn Schmuck und Dekorati-

onen zum Osterfest erscheinen, dar-

gestellt.

Im Freilichtmuseum & nden unter-

schiedliche Veranstaltungen unter

dem freien Himmel statt. Seit dem

1. Mai bis zum 28. September dau-

ert der Zyklus „Sonntage im Freilicht-

museum“ (Niedziele w skansenie)

statt. Man kann dann eine Exposition

in 10 Bauernhöfen besichtigen, eine

Volkskapelle spielen hören, den Vor-

stellungen traditionellen Handwerks

und der Volkskunst (Schmiedhand-

werk, Weberei, Töpferei, Ge= echt,

Stickerei und Bildhauerei) zusehen,

mit einer Britschka fahren oder rei-

ten. Organisiert werden auch thema-

tisch gebundene Sonntage. Am ers-

ten Augustsonntag & ndet die Ernte

statt. Dargestellt werden hier die ein-

zelnen Etappen der Getreideverarbei-

tung: Mähen mit der Sense, Arbeiten

mit der Sichel, Gerbenbinden, die An-

fuhr in die Scheune, Drusch (mit den

Flegeln und mit einer elektrischen

Dreschmaschine); außerdem & ndet

ein Brot-Jahrmarkt und die Vorstel-

lungen der Volkskapellen aus Polen

und anderen Ländern statt.

In einem separaten Teil des Frei-

lichtmuseums be& nden sich die Bau-

werke, in denen der Streifen „Ogniem

i mieczem” (mit Feuer und Schwert)

gedreht wurde.

Auf dem Rückweg können wir die

für ein Lagerfeuer vorbereitete Stelle

nutzen, es emp& ehlt sich aber eher

die Bauernschenke mit dem klang-

vollen Namen „Pohulanka“ (Schlem-

merei) aufzusuchen. Zur Auswahl

stehen die saure Mehlspuppe, Pilz-

suppe, verschiedene Sorten der Pi-

roggen und eine riesige Brotscheibe

mit Schmalz. Das wunderbare, un-

gewöhnlich leckere Brot kann man

auch nach Hause mitnehmen. In

demselben Gebäude, wie die Schen-

ke, be& nden sich ein Souvenirladen

und ein Geschäft mit den Erzeugnis-

sen der Volkskunst.

Auf dem Rückweg aus dem Freilicht-

museum kann man sich kurz in Sierpc

anhalten. Hier gibt es interessante Kir-

chen zu sehen: die spätgotische Kirche

der Benediktiner-Ordenschwestern,

die gotische Pfarrkirche und die Heilig-

Page 68: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

68

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF

Geist-Kirche. Den Aus= ug nach Bieżuń

und Sierpc kann man mit einem Auf-

enthalt am See verbinden. Wenn wir

aus Sierpc Richtung Rypin fahren, sind

wir einige Kilometer später bereits am

See. Ans Wasser führt uns auch der

Weg, der Richtung Bydgoszcz führt.

In Drobin – der Ortschaft, an der

wir unterwegs nach Warschau vorbei-

fahren – gibt es in der Pfarrkirche die

herrlichen Grabsteine der Familie Kry-

ski zu sehen, die höchstwahrschein-

lich vom italienischen Bildhauer Santi

Gucci erstellt wurden.

Praktische Informationen

• Warschau – Bieżuń – Sierpc – Drobin: 150 km. Insgesamt 300 km.

• Besichtigung von Bieżuń - 1,5 Stunden, Sierpc – 1 Stunde,

das Freilichtmuseum – 2 Stunden, Drobin – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Del& n, ul. Sucharskiego 2, Sierpc, Tel. (24) 275 74 72

• Gasthof Maxim, ul. Warszawska 1, Borkowo Kościelne,

Gemeinde Sierpc, Tel. (24) 275 63 95

• Motel U Wojciecha, ul. Sierpecka 3, Goleszyn, Gemeinde Sierpc,

Tel. (24) 276 11 28

• Zajazd (Gasthof ) „Kasztelan”, Białasy 55, Gemeinde Szczutowo,

an der Woiwodschaftsstraße Nr. 560, Tel. (24) 275 61 63

• Gasthof Oaza J. M. Obczyńscy, Całownia 10 B, Gójsk, Gemeinde

Szczutowo, an der Landstraße Nr. 10, Tel. (24) 274 14 70

• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Mini-Relax,

W. Gajowniczek, ul. Modrzewiowa 1, Słupia, Gemeinde Szczutowo,

Tel. 605 050 975

Gastronomie:

• Restaurant Przystań, ul. Mławska 11, Bieżuń, Tel. (23) 657 80 12

• Gasthof Kasztelan, Białasy (siehe oben)

• Gasthof Oaza, Całownia (siehe oben)

Page 69: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

69

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH

DEN KAMPINOS-URWALD

Gleich hinter der Stadtgrenze

der mit Leben pulsierenden

Metropole befindet sich der Kam-

pinos-Naturschutzpark, der am 16.

Januar 1959 gegründet wurde. Es

ist der zweitgrößte Naturschutzpark

Polens. Es wurde Zwecks Schutz

der in ganz Europa am besten er-

haltenen Komplexe der binnenlän-

dischen Dünen, natürlicher Waldbe-

stände und Sümpfe gegründet. Auf

dem Parkgebiet leben über 3.000

Tierarten, unter anderem Elche, Bie-

ber, Luchse, Schreiadler, Schwarz-

storche, Kraniche. Hier befinden sich

viele Gedenkstätten aus 1863, 1939,

1944. Der Kampinos-Urwald liegt im

Nordwesten von Warschau im Ur-

stromtal der Weichsel. In der Land-

schaft des Urwalds dominieren Dü-

nen und Sümpfe. Das Gelände wur-

de in der postglazialen Zeit durch

das Wasser des tauenden Gletschers

geformt, das mit dem 18 km breiten

Flussbett der Urweichsel bis zum

Meer hinunter floss. Die Sandbänke

haben sich ins Dünengelände und

die alten Flussströme in die heutigen

Sümpfe umgewandelt. Auf den Dü-

nen wachsen hauptsächlich Kiefern,

auf den Sümpfen Erlen- und Birken-

wälder, Riedgräser und Wiesen.

Die Tierwelt des Urwalds ist sehr

reich. Im Wappen des Nationalparks

ist ein Elch abgebildet. Bemerkens-

wert sind die zahlreichen Ameisen-

haufen und in den Moorgebieten

sind die Stechmücken den Touristen

gegenüber mehr als unangenehm,

man sollte also nicht vergessen ent-

sprechende Schutzmittel mitzuneh-

men. Man muss auch genau unter

die Füße schauen, um nicht auf einen

Otter zu treten.

Wir fahren in die Ortschaft Granica,

von wo aus wir einen Aus= ug über

die Wanderpfade im Urwald begin-

nen werden. Die Stadt erreichen Sie

aus Warschau über die Straße Nr. 580

Richtung Sochaczew. Wir fahren etwa

40 km, halten dann halten im Kampi-

nos an, um die Holzkirche zu besich-

tigen. Sie ist vom Weg aus sichtbar, es

sollte also keine Probleme geben sie

mühelos zu erreichen. Sie wurde 1783

aus dem zerstreutporigen Holz der

Kampinos-Kiefern gebaut. Die Fassa-

de erinnert an gemauerte Kirchen, die

im Stil des Barocks und des Klassizis-

mus gebaut wurden. An der anderen

Straßenseite be& ndet sich die Pfarrei.

Bemerkenswert ist auch die riesige,

historische Eiche. Auf dem Friedhof

be& nden sich Gräber der Aufstän-

SPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD

GRANICA – PUSZCZA KAMPINOSKA

Page 70: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

70

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD

dischen von 1863 und der Soldaten

von 1939. Gleich neben der Kirche

be& ndet sich ein klassizistischer Hof.

1863 fungierte hier der Stab der Auf-

ständischen von Zygmunt Padlewski,

und während des letzten Krieges be-

fand sich hier die Grenzbehörde der

Gendarmerie, weil durch den Kam-

pinos-Urwald die Grenze zwischen

dem Reich und dem Generalgouver-

nement verlief.

Gleich hinter Kampinos fahren

wir zum Kampinos Nationalpark ab.

Wir fahren zum Parkplatz in der Ort-

schaft Granica. Die Stelle ist sehr gut

bewirtschaftet. Hier be& nden sich

ein Gastronomiepunkt, ein Zeltplatz,

ein Spielplatz, eine Feuerstelle, Toilet-

ten und ein Kiosk mit Eintrittskarten,

wo man auch Touristenführer kau-

fen kann. Es besteht die Möglichkeit

durch den Urwald mit einer Britschka

zu fahren. Der Preis dafür wird indi-

viduell verhandelt. Neben der Förs-

terei be& ndet sich das Museum des

Kampinos-Urwalds, eins der vielen

Objekte des Didaktisch – Musealen

Zentrums, einer 1990 gegründeten

Bildungsstelle des Kampins Natio-

nalparks.

Im Museum gibt es nur zwei Räu-

me, in einem wurden die P= anzen

des Urwalds, in anderem die hie-

sige Tierwelt dargestellt. Eine sepa-

rate Stelle wurde den historischen

Ereignissen, die auf dem Gebiet des

Urwalds stattfanden und den damit

zusammenhängenden Erinnerungs-

stücken, hauptsächlich aus dem

Zeitraum des Januaraufstands und

des Zweiten Weltkrieges, gewidmet.

Gegenüber dem Museumsgebäude

zieht die Blicke eine im Freien einge-

richtete Ausstellung an, die alle pol-

nischen Nationalparks präsentiert. Es

ist wirklich empfehlenswert sich er-

innern zu lassen, welche von ihnen

es gibt. In der Nachbarschaft ist ein

Freilichtmuseum der innerhalb des

Urwalds einst praktizierten Bauweise

zu sehen - drei historische Bauernhö-

fe, mit Hütten mit Stroh- und Schin-

deldächern.

Auf einen längeren Spaziergang

durch den Urwald begeben wir uns

zunächst der gelben Ausschilde-

rung nach, das aber sehr kurz, dann

folgen wir wieder dem blaugrünen

Pfad weiter. Wir gehen am ältesten,

1936 gegründeten, Strengschutzge-

biet „Granica“ vorbei. Es umfasst ei-

nen Teil der südlichen Dünen an der

Grenze mit dem südlichen Sumpf-

gebiet. Hier wächst ein Kieferwald

mit einem Zusatz von Eichen, auf

den sumpfigen Gebieten gibt es

auch Schwarzbirken und Espen. Das

Unterholz ist sehr üppig abwechs-

lungsreich. Hier kommen überwie-

gend Sorten vor, die typisch für Bi-

ber sind. Im Wald treffen wir auf ein

Soldatengrab aus 1939. Es erinnert

an die blutigen Ereignisse, als in der

Mitte von September 1939 nach der

Schlacht an der Bzura die polnische

Armee sich in den Osten und Nord-

osten zurückzog. Ein Teil der Armee

„Łódź” unter der Leitung vom Gene-

ral Thommée ging von Leszno und

Zaborowo durch den Kampinos-Ur-

Page 71: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

71

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH

DEN KAMPINOS-URWALD

wald Richtung Norden nach Mod-

lin hindurch. Zur selben Zeit arbei-

tete sich die Wielkopolska Brygada

Kawalerii unter der Leitung von Ge-

neral W. Abraham, und mit ihr die

Reste der Armee „Poznań“ (Gen. W.

Bortnowski) – nach der Schlacht bei

Bzura – durch die Wälder, Sandstel-

len und Moore Richtung Osten nach

Warschau hindurch. Der Feind griff

vom Süden, Norden und ... von der

Luft aus an.

Der Weg führt am Rand des Streng-

schutzgebietes. Wir erreichen die alte

Ortschaft Narty; bis heute sind an den

Häusern Tafeln mit der Aufschrift Jó-

zefów zu sehen, darum kann man auf

den Gedanken kommen, dass man

sich verlaufen hat. Wir erreichen das

1940 angelegte Naturschutzgebiet,

aktuell das Strengschutzgebiet „Nar-

ty”. Hier wachsen äußerst schöne, rie-

sige und Mast- Kiefern, Eichen und

Hainbuchen. Im Mai duften hier Mai-

Page 72: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

72

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD

glöckchen und die Landschaft wird

durch die Kelche vom Türkenbund

bereichert. An der Verzweigung der

Pfade richten wir uns dem blauen

Pfad nach.

Wir erreichen das Strengschutzge-

biet „Zamczysko”, wo sich eine mittel-

alterliche Burg aus dem 13. Jahrhun-

dert be& ndet. Es lohnt sich näher zu

treten, um den hohen zylindrischen

Hügel, der von Deichen und Gräben

umgeben ist, zu bewundern. Über die

Holztreppe gelangen wir an die Stelle,

wo vor Jahrhunderten sich die Burg

befand. Heute sieht man hier nur die

durch alte Wassergräben veränderte

Landschaft. Anstelle der alten Burg

wächst ein über einhundert Jahre

alter Mischwald. Hier kommen alle

Baum- und Sträucherarten vor, die in

einem Urwald nur denkbar sind. Auf

dem Wall der Burg gibt es ein Grab

eines Soldaten der Heimatarmee aus

1944.

Während der Okkupation (1939-

1944) wirkten auf dem Gebiet des

Urwalds zahlreiche aufständische

Widerstandsgruppen. Hier fanden

Übungen der Warschauer Truppen

und die Schulungen der Unterfähn-

riche statt. Oft kam es zu Kämpfen.

Im Sommer 1944 versammelten

sich in der östlichen Gegend des

Kampinos-Urwalds Abteilungen der

Heimatarmee mit einer Gesamtzahl

von 1300 Mann. Mit der Zeit stieg

diese Zahl auf 2500 Mann. Die Lei-

tung übernahm Major „Szymon” (Jó-

zef Krzyczkowski). Am 2. August soll-

te eine Abteilung mit ca. 1000 Mann

unter der Leitung von „Szymon“ den

Flughafen in Bielany erobern. Der

Angriff ist aufgrund der Überlegen-

heit der feindlichen Schussabwehr

misslungen. Dann nahm die Grup-

pe „Kampinos” an aufständischen

Kämpfen in Żoliborz und insbeson-

dere an dem blutigen Angriff auf

den Bahnhof Dworzec Gdański teil.

Nach dem Rückzug der Gruppe in

den Wald kam es zu Kämpfen in der

Gegend von Sowia Wola, Brzozów-

ka, Pociecha, Sieraków, Truskaw. In

den Händen der Aufständischen be-

fand sich das Gebiet zwischen Wiers-

ze, Roztoka, Cybulice und Małocice.

Diesem befreiten Gebiet wurde

dann der Namen „Niepodległa Rze-

czpospolita Kampinoska” verliehen.

Am Ende September zog sich unter

Druck des Feindes die Gruppe „Kam-

pinos”, unter der Leitung von Major

„Okoń” (Alfons Kotowski) aus dem

Kampinos-Urwald ins Heiligkreuz-

gebirge zurück. Die Gruppe wurde

dann beim Überqueren der Land-

straße nach Błonie und der Eisen-

bahnlinie bei Jaktorów fast gänzlich

zerschlagen.

Von der Burg gelangen wir nun an

den Pfadknoten, an dieselbe Stelle

also von der aus wir vom Weg abge-

gangen sind um an „Zamczysko“ zu

gelangen. Diesmal richten wir uns der

roten Ausschilderung nach. Der Weg

führt durch Sumpfgebiete. Nach dem

Regen muss man hier entsprechendes

Schuhwerk anziehen und im Frühling

und im Sommer – Schutzmittel ge-

gen Stechmücken verwenden. Ein et-

Page 73: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

73

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH

DEN KAMPINOS-URWALD

was trockeneres Gebiet be& ndet sich

an der Kiefer der Aufständischen von

1863. Sie ist 1984 ihres Alters wegen

eingebrochen; es ist nicht viel davon

übrig geblieben sie ist aber ein wich-

tiges historisches Denkmal. Es be& n-

det sich am Rande der Ortschaft Gór-

ki. Es ist eine Kiefer, auf der die zaristi-

schen Soldaten Übriggebliebene aus

der aufständischen Abteilung, die die

Schlacht bei Zaborów Leśny führte,

aufhängten.

Im Frühjahr 1863 legte Jarosław

Dąbrowski, der in der Warschauer

Zitadelle gefangen gehalten wurde,

den Plan vor, die Festung zur Zeit der

Ostern (dem alten Brauch nach) zu

erobern. Den Angriff sollte die auf-

ständische Gruppe aus dem Kampi-

nos-Urwald unter der Leitung Wale-

ry Remiszewskis begehen. Die Auf-

ständischen kamen bis an Warschau

ran, doch der Feind – vorinformiert

– wurde wachsam, verstärkte die Ab-

wehr, und Remiszewski erhielt den

Befehl zum Rückzug tief in den Ur-

wald durchzuführen. Die Abteilung

marschierte von Babice – über Lip-

ków nach Truskaw – bis in die Wäl-

der um Zaborów. Und die zaristische

Armee gleich hinter ihr her. Am 24.

April fand am Dorf Gać Zaborows-

ka (nun Zaborów Leśny) eine blu-

tige Schlacht mit einer Furcht er-

regenden Anzahl der feindlichen

Soldaten statt. Damals kamen 72

aufständische Soldaten und der Be-

fehlshaber Walery Remiszewski um.

Die Leichen der Gefallenen wur-

den in einem Massengrab am Gip-

fel der Düne, in der Nachbarschaft

eines Forsthauses (nun das Streng-

schutzgebiet „Zaborów Leśny”) nie-

dergelegt. Die Reste der Abteilung

von Remiszewski wurden dann bei

Streitkämpfen bei Górki und Sta-

ra Dąbrowa zurück gewonnen. Die

Übriggebliebenen irrten noch lan-

ge durch die Wälder herum. Sie wur-

den von Kosaken aufgefangen und

ohne verurteilt zu werden – erschos-

sen oder erhängt. Und eine Kiefer am

Rande des Dorfes Górki erfüllte die

Rolle eines Galgens. Auf den Dünen

am Weg vermehrten sich Gräber.

Die lokalen Einwohner vergruben

die Gefallenen bei Nacht auf einem

Friedhof in Kampinos.

Neben der Kiefer bewundern wir

noch Kreuze und eine Kapelle am

Rande des Dorfes. Hier be& nden sich

auch Sitzbänke und eine vor dem Re-

gen schützende überdachte Stelle.

Nach einer kurzen Rast begeben wir

uns auf den Rückweg.

Gleich an der Kiefer der Aufstän-

dischen ändern wir den Pfad und

richten uns nun nach der grünen

Ausschilderung – zuerst gehen wir

mit einem Weg, dann mit einem en-

gen Steg im Wald und dann kehren

wir nach einer kurzen zeit wieder

auf einen Weg zurück. Wir gelangen

ans Ende des uns schon bekannten

Strengschutzgebietes „Narty“. Wir fol-

gen weiter der grünen und blauen

Ausschilderung. Gleich hinter der

Ortschaft Granica gehen wir auf den

gelben Pfad und erreichen den Park-

platz.

Page 74: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

74

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD

Falls wir uns dafür entscheiden

die Nacht im Urwald zu verbringen,

können wir uns am nächsten Tag von

Granica aus zu einem nächsten Aus-

flug begeben.

Wir biegen dann vom Parkplatz nach

links ab. Wir gehen dann am nächsten

Kriegsfriedhof in Form eines Adlers, mit

den Grabstätten von 800 Soldaten des

7. Regiments der Großpolnischen Pfer-

dejäger, die am 16.-17. September 1939

gefallen sind, vorbei. Die Friedhöfe in

Babice, Borzęcin, Kampinos, Kiełpin an

der Weichsel, Laski, Leszno, Pociecha,

Wiersze, Wiktorów, Zaborów – verber-

gen Grabstätten vieler tausende von

Gefallenen, die im Kampinos-Urwald

während der Kampagne von Septem-

ber, der Okkupation und des Warschau-

er Aufstandes umkamen.

Hinter dem Friedhof verlaufen die

Schilder in zwei Richtungen; wir wäh-

len die nach Westen. Zuerst sind das

zwei verbundene Ausschilderungen:

blau und grün, doch ein paarhundert

Meter weiter teilen die Wege. Wir fol-

gen dem grünen Pfad. Anfangs ist es

ein Spazierweg und man kann etwas

beständigere Touristen antreQ en, doch

nach ca. 1 km wird es leer. Wir begeben

uns Richtung der Eiche der Aufstän-

dischen. Die Strecke führt durch einen

herrlichen Mischwald. Überall kann

man ein Reichtum an Vogelgesängen

hören. Wir kommen zur Eiche, an der

die zaristischen Kosaken die Teilneh-

mer des Januaraufstandes erhängten.

Hier be& ndet sich ein Wohngebäude,

aber von der überdachten Stelle zum

Regenschutz gibt es keine Spur.

Page 75: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

75

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH

DEN KAMPINOS-URWALD

Praktische Informationen

• Warschau– Kampinos: 50 km. Insgesamt 100 km.

• Besichtigung des Museums in Granica – 1 Stunde,

ein Aus= ug durch den Urwald – 8 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Kampinos, Ferienbauernhof, Krystyna Perkowska, ul. Dolna 8 a,

Tel. +48 (22) 725 02 64

• Kampinos, Ferienbauernhof, Halina i Jerzy Brzezińscy,

ul. Chopina 16, Tel. +48 (22) 725 03 73

• Andere Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Granica, Bar am Parkplatz, oQ en in der Saison

• Bar Czyściec, ul. Chopina 17, Kampinos

• Café Niebo, ul. Chopina 11 a, Kampinos

Gleich hinter der Eiche führt der

Weg am Waldrand. Wir sehen hier

eine herrliche Lichtung mit mehre-

ren Baumgruppen. Dies sind die Bie-

liny Błota. Es lohnt sich hier kurz Mal

anzuhalten und die oQ ene Fläche zu

bewundern. Die Wälder wurden hier

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-

derts ausgehauen.

Nach einer kurzen Einkehr gehen

wir wieder in den Wald hinein. Das ist

der wahrscheinlich schönste Teil der

gesamten Strecke. Die Hinweisschilder

führen uns durch ein abwechslungs-

reiches Gelände, wir gehen an Dünen

vorbei. Alle paar Schritte müssen wir

auf- oder hinuntersteigen. Dann er-

reichen wir das Ziel unseres Aus= ugs,

die St. Theresa-Eiche. Der Name dieses

Baumes und der Dünen stammt von

der am Baum aufgehängten kleinen

Kapelle mit dem Gemälde der St. The-

resa. Es gibt hier eine Überdachung,

die vor Regen schützt und einen – lei-

der – Waldweg, der von Autos und

Motorrädern befahren wird. Nach ei-

ner kurzen Rast kehren denselben

Weg zurück. Der ganze Aus= ug dau-

ert über drei Stunden. Die Strecke ist

12 km lang.

Nach der Rückkehr zum Parkplatz

können wir uns an der Bar kräftigen

und uns nach dem langen Marsch

stärken. Das Essen ist zwar nicht aus-

gesucht, aber nach einem solchen

Aus= ug werden ein Toast, Pizza, Pom-

mes oder eine Wurst auch lecker

schmecken.

Page 76: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

76

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

SANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND

VON SOCHACZEW

PAPROTNIA – NIEPOKALANÓW – SZYMANÓW

– GUZÓW – SOCHACZEW – GIŻYCK

Sanktuarien, Paläste und Höfe, alte

Kirchen und interessante Museen

– das alles erwartet uns in der Umge-

bung von Sochaczew.

Aus Warschau machen wir uns auf

der Straße Nr. 2 Richtung Posen auf

den Weg. Ganz am Anfang haben

wir also starke Eindrücke von unter-

wegs garantiert. Die erste Haltestelle

machen wir in der Ortschaft Paprot-

nia. Hier besichtigen wir die alte Bau-

ernschenke und die Schmiede von

der Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-

dert. Im Gebäude der alten Schmie-

de be& ndet sich heute ein Restaurant

und weiter erstrecken sich Gebäude,

in denen sich ein Motel mit einem

Schwimmbecken be& ndet.

Um den Napoleonischen Gasthof

(Zajazd Napoleoński) zu besichtigen,

muss man von der Posener-Landstra-

ße auf den Weg Richtung Niepoka-

lanów fahren. Wir bewegen uns damit

weiter fort, um dieses Mariä-Sanktu-

arium zu besichtigen. Hier be& ndet

sich auch ein Museum, das der Person

des heiligen Maximilian Kolbe gewid-

met ist. Vom Weg aus ist das Gebäu-

de der modernistischen Kirche, deren

Bau 1954 abgeschlossen wurde, zu

sehen. Zwei Mosaiken stellen die Tau-

fe Polens und das Martyrium des Hei-

ligen Maximilian dar, Neben der be-

& ndet sich das St. Maximilian-Maria-

Kolbe-Museum. Es ist sehr leicht zu

& nden, weil überall Hinweisschilder,

die uns in die entsprechenden Ge-

bäude führen, vorhanden sind. Im

Musealpavillon wurden Erinnerungs-

stücke zur Person des Heiligen und

auch solche, die die Geschichte des

Klosters verbildlichen, versammelt. Es

gibt hier viele Fotogra& en und Doku-

mente. Interessant ist, welchen Wert

der heilige Maximilian auf die Presse

und andere VeröQ entlichungen legte.

In einem speziellen Saal be& nden sich

Erinnerungsstücke aus den Missionen

anderer Ordensbrüder.

In einer Holzkapelle können wir

die Zelle besichtigen, in der der Hei-

lige lebte. Sie verwundert durch ihre

Bescheidenheit und einfache Ge-

staltung: ein Metallbett, eine Schüs-

sel, ein Schreibtisch und ein Stuhl –

nichts mehr und nichts weniger.

Auf dem Gelände des Sanktuari-

ums wirkt eine Buchhaltung mit den

Publikationen der Franziskaner, die

auch heute großen Wert auf die Be-

Page 77: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

77

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE

UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

deutung der Massenmedien legen.

Davon zeugt auch der Fernsehsender

Telewizja Niepokalanów.

Wenn wir weiter mit demselben

Weg fahren, kommen wir nach Szy-

manów, wo sich das Sanktuarium der

Muttergottes von Jazłowiec be& n-

det. Der Palast im Stil der Neorenais-

sance und der Park be& nden sich im

Besitz des Ordens der Unbe= eckten

Schwestern und wurde 1902 für den

Herzog Konstanty Lubomirski errich-

tet. Bis heute leiten die Nonnen eine

Mädchenschule mit einem Internat.

Die Mitbegründerin des Ordens, Mut-

ter Marcelina Darowska, wurde 1996

vom Papst selig gesprochen. Der

Hauptsitz des Ordens be& ndet sich

in Jazłowiec bei Buczacz, woher die

Schwestern 1945 = iehen mussten.

Sie brachten die Figur der Muttergot-

tes von Jazłowiec mit, die sich heu-

te im Hauptaltar der zum Palast hin-

zu gebauten Kapelle be& ndet. Über-

raschend ist die außergewöhnliche

Verbindung des alten Palasts mit ei-

ner zeitgenössischen Kapelle. Die In-

nenräume verwundern mit ihrer Mo-

dernität und einem Stilgefühl. Rund

um die Gebäude erstrecken sich ein

Park und ein sehr gep= egter Garten.

Gleich hinter der Mauer, an der an-

deren Straßenseite, be& ndet sich die

1667 errichtete barocke Pfarrkirche.

Page 78: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

78

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

Unser nächstes Reiseziel ist Guzów.

Aus Szymanów fahren wir zunächst

Richtung Bolimów, und dann – wenn

wir den Straße Nr. 50 erreicht haben,

Richtung Żyrardów. Das Dorf Guzów

be& ndet sich vor Żyrardów. Hier kön-

nen wir einen erstaunlichen Palast be-

wundern, der an die Bauwerke an der

Loare erinnert. Er ist vom Weg aus nicht

sichtbar, weil ihn die Gebäude des Zu-

ckerwerks verdecken. Der erste aus

Holz gebaute Hof entstand hier bereits

1599. 1765 wurde in dem hiesigen Hof

der Komponist Michał Ogiński gebo-

ren. 1797 wurden die Güter von Feliks

Łubieński, dem künftigen Justizminis-

ter des Warschauer Herzogtums, er-

worben. 1827 gründete Łubieński eine

Fabrik und 1880 baute er den Palast

nach Entwurf W. Hirschels um. Der Park

wurde 1894 angelegt; zur selben Zeit

wurde die Kapelle errichtet. Der Pa-

last in seiner heutigen Form entstand

1895. Heutzutage wurde nur die Kapel-

le renoviert, der Palast verfällt nach und

nach in Ruine.

Wir fahren über die Straße Nr. 50

nach Sochaczew, wo wir die Schloss-

ruinen besichtigen und zwei Museen

besuchen.

Sochaczew ist eine der ältesten

Städte Westmasowiens. Sie entstand

als eine Handelssiedlung, die sich an

der Kreuzung der Handelswege vom

Page 79: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

79

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE

UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

Osten nach Westen und vom Norden

nach Süden befand. Die Burg stellte

einen wichtigen Abwehrpunkt Maso-

wiens dar. 1286 wurde hier der AngriQ

der litauischrussischen Armee zurück-

gehalten. 1377 rief der Herzog Siemo-

wit III. auf dem Schloss in Sochaczew

eine Tagung der masowischen Herzö-

ge zusammen, während der eine neue

Sammlung der Rechte für Masowien

unter dem Namen „Die Masowischen

Statute“ (Statuty Mazowieckie) oder

„Die Statute von Sochaczew“ (Statuty

Sochaczewskie) beschlossen wurde.

1410 sah sich Sochaczew die Armee,

die Jagiello nach Tannenberg (pol.

Grunwald) führte, an. Ihre Blütezeit

erlebte die Stadt im 15. und 16. Jahr-

hundert. 1563 wirkten hier 211 Hand-

werker. Die Zeit blieb für die Entwick-

lung der Stadt im 17. Jahrhundert ste-

hen, aber ihr totaler Verfall kam mit der

Schwedischen Sint= ut. Bis zur Zeit der

Teilungen war die Stadt nur noch ein

Zentrum für Kleinhandel und ein Ort,

an dem die Adeligen tagten. Dann

begann in die Stadt massenweise jü-

dische Bevölkerung zu strömen. Die

Stadt und das Schloss wurden wäh-

rend des Kościuszko-Aufstandes er-

neut zerstört. Während des Ersten

Weltkrieges, vom Dezember 1914 bis

Juli 1915 wurde Sochaczew zur Bühne

verbissener Kämpfe; die russischdeut-

sche Front verlief entlang der Flüsse

Bzura und Rawka. Im September 1939

wurde die Stadt zum Ziel der Luftan-

griQ e und zwischen dem 13. und 16.

September fanden in der Gegend blu-

tige Kämpfe, ein Teil der Schlacht an

der Bzura, statt. Nachdem die Stadt

von Deutschen eingenommen wur-

de, wurden alle Juden, ein Viertel der

Gesamtbevölkerung der Stadt, ermor-

det. In Sochaczew befand sich die

Kommandatur der Heimatarmee des

Kreises „Skowronek“, die den ganzen

Landkreis umfasste. Die Soldaten

kämpften im Kampinos-Urwald und

im Warschauer Aufstand.

Im Museum der Sochaczew Re-

gion und des Schlachtfelds an der

Bzura be& nden sich Exponate, die

mit dem Zweiten Weltkrieg zusam-

menhängen und die auf der Dauer-

ausstellung „Schlachtfeld 1939-1945”

(Pole Bitwy 1939–1945) zu besichti-

gen sind. Wir sehen vor allem WaQ en,

Ausrüstung, Uniformen, Dokumente

der Soldaten der Polnischen Streit-

kräfte, die im September 1939 an der

Bzura kämpften. Man kann aber auch

Dokumente und Fotogra& en zur Ge-

schichte von Sochaczew und der Um-

gebung zu Zeiten der Nazi-Okkupa-

tion sehen. Im Hof be& ndet sich ein

Freilichtmuseum mit der Militäraus-

stattung und der Kampfausrüstung

der Polnischen Streitkräfte. Im Erdge-

schoß be& nden sich temporäre Aus-

stellungen. Das Museum be& ndet

sich im alten Rathaus.

Vom Schloss, das wir hinter dem

Park an der gegenüber liegenden

Straßenseite & nden, sind nur Ruinen

geblieben. Es wurde zu Zeiten Herzog

Siemowits III. im 14. Jahrhundert – an-

stelle der alten hölzernen Burg – er-

richtet, während der Invasion der litau-

ischrussischen Armee zerstört und war

Page 80: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

80

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

seit 1476 Sitz der Landräte von Socha-

czew. Vor 1630 wurde es vom Land-

rat Stanisław Radziejowski gründlich

aufgebaut. Kurz danach wurde es von

Schweden zerstört. 1789-1790 wur-

de es rekonstruiert und dann wieder

während des Kościuszko-Aufstandes

von den Preußen zerstört. Seit dieser

Zeit verfällt es. Erhalten blieb bloß das

Mauerwerk der Westfassade mit Fens-

teröQ nungen, Fragmente der Süd-

und Ostfassade und Reste von Trenn-

wänden. Am Fuße des Schlossbergs,

von der Seite der Stadt, be& ndet sich

das Amphitheater mit einem Konzert-

pavillon.

Liebhaber der Schmalspurbahn

werden sicherlich viel Zeit im Mu-

seum der Schmalspurbahn verbrin-

gen. Hier wurde die größte polnische

Sammlung der Schmalspurfahrzeuge

versammelt, die über einhundert

Damp= okomotiven, Lokomotiven,

Draisinen und Wagons umfasst. Zu

Page 81: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE

UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW

Praktische Informationen

• Warschau – Paprotnia – Niepokalanów – Szymanów – Guzów

– Sochaczew: 75 km. Insgesamt 150 km.

• Niepokalanów – 2 Stunden, Szymanów – 1 Stunde,

Guzów – 1 Stunde, Sochaczew (Museen) – 3 Stunden,

ein Aus= ug mit dem Zug nach Tułowice – 5 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Kuźnia Napoleońska, ul. Sochaczewska 5, Teresin bei

Sochaczew, Tel. +48 (46) 861 52 71

• Dom Pielgrzyma, Kloster in Niepokalanów, Gemeinde Teresin,

Tel. +48 (46) 861 37 01, 864 21 31

• Hotel Chopin, ul. Traugutta 21, Sochaczew, Tel. +48 (46) 862 59 99

• Garnisonsinternat mit Übernachtungsplätzen (Internat

Garnizonowy), ul. Lotników 1, Sochaczew, Tel. +48 (46) 864 33 15

• Hotel Sonata, Chrzczany 34, Sochaczew, www.hotel.sonata.oit.pl,

Tel. +48 (46) 862 31 91, 861 96 23

Gastronomie:

• Restaurant im Hotel Kuźnia Napoleońska, (siehe oben)

• Dom Pielgrzyma, Mittagstische, (siehe oben)

• Restaurant im Hotel Chopin, (siehe oben)

• Restauracja Wiktoria, ul. Reymonta 16, Sochaczew,

Tel. +48 (46) 862 12 39

• Gasthof Jubilatka, ul. O. Kolbego 38, Paprotnia, Gemeinde Teresin,

Tel. +48 (46) 861 38 31

den interessantesten gehört das so

genannte Fuhrwerk von Piłsudski, ein

Wagon der Pferdebahn, die Draisine

„Warszawa“, Plattformen zum Trans-

port von Munition, Salonwagen der

Armee und die in ganz Polen ältes-

ten Schmalspur-Damp= okomoti-

ven aus 1882-1883. Jeden Samstag

vom 7. Juni bis zum 27. September

fährt unabhängig vom Wetter und

der Besucherzahl, der Zug „Puszcza“.

Die Veranstaltung beginnt (um 9.00

Uhr) mit einem Besuch im Museum,

um 9.40 Uhr fährt der Zug nach Wil-

cze Tułowskie ab und kommt dort um

10.55 Uhr an. Bis 12.00 Uhr haben die

Touristen Zeit einen Spaziergang mit

den Pfaden des Urwalds zu machen.

Dann fährt der Zug nach Tułowice ab,

wo er nach neun Minuten Fahrt an-

kommt. Bis 13.30 & ndet ein Lagerfeu-

er statt. Um 13.34 fährt der Zug aus

Tułowice nach Sochaczew ab. Die

Ankunft ist auf 14.00 Uhr geplant. Es

besteht die Möglichkeit den Zug auf

Wunsch fahren zu lassen.

Aus Sochaczew begeben wir uns

entlang der Straße Nr. 577 Richtung

Łąck nach Giżyce. Hier be& nden sich

eine gotische Kirche von 1440 und ein

Palast aus der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts. Die Kirche ist schön re-

noviert. Im Palast be& ndet sich ein Kin-

derheim.

Page 82: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

82

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS

DAS MASOWIEN CHOPINS

ŻELAZOWA WOLA – BROCHÓW – SANNIKI

Diese Plätze hängen mit der Kind-

heit und der Jugend von Frederik

Chopins zusammen. Es emp& ehlt sich di-

ese aufzusuchen und das Klima zu füh-

len, das so mit der Stimmung der Musik

dieses Komponisten korrespondiert.

Den Aus= ug beginnen wir in

Żelazowa Wola. Wir fahren über die

Straße Nr. 580 Richtung Sochaczew.

Eigentlich be& ndet sich in der Vor-

stadt von Sochaczew das Museum

Frederik Chopins in Żelazowa Wola.

Es be& ndet sich im alten Garten-

haus des Hofes der Familie Skarbek,

die zum Anfang des 19. Jahrhun-

derts errichtet wurde. Hier wurde am

Page 83: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

83

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS

22. Februar 1810 der bekannte Kom-

ponist geboren. Es triQ t sich glück-

lich, dass gerade dieses Gartenhaus

als einziges aus allen Gebäuden des

Hofes der Familie Skarbek erhalten

geblieben ist. Frederiks Vater war Er-

zieher der herzoglichen Kinder. Und

hier in Żelazowa Wola lernte er seine

zukünftige Ehefrau Justyna aus dem

Hause Krzyżanowska, eine Cousine

der Familie Skarbek, kennen. Die Fa-

milie Chopins zog in Kürze nach War-

schau um aber der künftige Kompo-

nist verbrachte hier oft seine Som-

merferien. Zum letzten Mal war er im

Dorf im August 1830 zu Besuch. Vier

Jahre später wurde der Familie Skar-

bek das Gut in Żelazowa Wola weg-

genommen. Seit dieser Zeit änderte

es sehr oft seine Besitzer. Zum Ende

des 19. Jahrhunderts wurde ein so-

ziales Komitee gegründet, um den

Besitz vom Privatbesitzer abzukau-

fen und im Gut ein Museum zu ge-

stalten. Das Gartenhaus wurde 1928

erworben. 1930-1931 wurde das zer-

störte Gebäude renoviert und in sei-

nen Innenräumen wurde ein Mu-

seum gegründet. Im Hof selbst gibt

es eigentlich nur wenig zu sehen. Es

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS

besteht aus wenigen, ärmlich einge-

richteten Zimmern. Der Hof hat nur

einen sentimental-historischen Wert.

Hier be& nden sich stilvolle Möbel, Ko-

pien der Portraits des Künstlers, Fak-

similien der Notenblätter und ande-

rer Dokumente. In den Zimmern gibt

es Beschriftungen in Polnisch, Rus-

sisch, Deutsch, Französisch, Englisch,

Spanisch und Japanisch. Eine ange-

nehme Stimmung schaQ t die abge-

spielte Musik von Chopin. Hier & nden

Chopin-Konzerte statt, an denen vor-

zügliche polnische und ausländische

Pianisten teilnehmen.

Der Hof ist von einem schönen

Park mit seltenen Baumbeständen,

die 1933-1935 gepflanzt wurden,

umgeben. Er ist sehr gepflegt; ein

Spaziergang durch die Alleen be-

reitet eine große Freude und das

umso mehr, da man aus den Laut-

sprechern Chopins Musik spielen

hören kann. Weiter konzertieren die

Vögel.

In den Kiosken kann man Infobro-

schüren zum Museum, Platten und

einen Touristenführer durch die So-

chaczew Region und eine Landkarte

der Warschauer Umgebung erwer-

Page 85: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS

ben. Es gibt auch Stände mit Souve-

nirs und eine Eisdiele, Bars und ein

Restaurant.

Weiter fahren wir nach Brochów.

Zuerst müssen wir uns etwas an-

strengen, da es gar nicht so einfach

ist den richtigen Weg zu & nden.

Wenn wir Sochaczew verlassen, müs-

sen wir den Straße Nr. 705 in nörd-

licher Richtung, nach Śladów & nden.

In Brochów & nden wir einen recht

seltenen Gebäudetyp – eine Wehr-

kirche. Sie hat drei Türme, ist von

einer Mauer mit SchießöQ nungen

und fünfeckigen Bollwerken an den

Ecken umgeben. Die St. Roch- und

St. Johannes-der-Täufer-Kirche wur-

de 1551-1561 im Stil der Gotik und

der Renaissance errichtet. Während

der beiden Weltkriege wurde sie

ernsthaft beschädigt. 1806 heirate-

ten hier die Eltern Chopins und am

23. April 1810 wurde der Komponist

hier getauft.

Die stürmische Geschichte verurs-

achte, dass die historische Innenaus-

stattung nicht erhalten geblieben ist.

Die einzige Dekoration stellt die geo-

metrische Deckenverzierung mit dem

Motiv eines Kreises und eines Recht-

Page 86: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS

ecks dar. Hier be& ndet sich auch eine

Chopin gewidmete Gedenktafel. Vor

der Kirche ist eine Skulptur (aus dem

19. Jahrhundert) von St. Roch, dem

Schirmherrn der Kirche, zu sehen.

Es emp& ehlt sich in den Feldweg

hinter der Kirche rechts abzubiegen

und bis zur Brücke an der Bzura in Wit-

kowice zu gehen (links an die Bzura).

Vom Feldweg aus gibt es eine herr-

liche Aussicht auf die Kirche. In Witko-

wice be& ndet sich eine Tafel zum An-

denken der bei der Schlacht an der

Bzura im September 1939 gefallenen

Soldaten. Zwischen den Feldern führt

ein malerisch gelegener Fahrradweg.

Wir besuchen noch ein Dorf, das

mit der Person Chopins zusammen-

hängt – Sanniki, aber zuerst fahren

wir an die Weichsel. Wir fahren zu-

erst die Straße Nr. 705 nach Tułowice,

dann nehmen wir die Straße Nr. 578

nach Śladów und dann führt uns

der Weg am Fluss entlang. Auf die-

sem Abschnitt der Weichsel wurden

faunistische Naturschutzgebiete ge-

gründet: Die Flussinseln Kępa Rako-

wiecka, Kępa Antoninska und Wyspy

Zakrzewskie. An den Inseln nisten

etwa 100 Vogelarten. Man kann hier

unter anderen auf Flussregenpfeifer,

Seeschwalben (Fluss-, Trauer-), Mö-

wen (Lachmöwen, Silbermöwen)

treffen. Es lohnt sich zum Ausflug

ein Fernglas und einen Handatlas

der Vögelarten mitzunehmen. Ein

Spaziergang entlang an den Wal-

le ist für einen Stadteinwohner ein

wahrer Spaß.

Das letzte Ziel unserer Aus= ugs-

route ist die Stadt Sanniki. Wir ge-

langen dahin mit dem Straße Nr. 575

über das malerische Iłów und Słubice.

In Sanniki be& ndet sich der Frederik

Page 87: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS

Praktische Informationen

• Warschau – Żelazowa Wola – Brochów – Sanniki: 85 km.

Insgesamt 170 km.

• Żelazowa Wola – 1,5 Stunden, Brochów – 1 Stunde,

Sanniki – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Chopin, ul. Traugutta 21, Sochaczew, Tel. +48 (46) 862 59 99

• Garnisonsinternat mit Übernachtungsplätzen (Internat

Garnizonowy), ul. Lotników 1, Sochaczew, Tel. +48 (46) 864 33 15

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Restaurant Pod Wierzbami, Żelazowa Wola 14, Gemeinde

Sochaczew, Tel. +48 (46) 863 32 43

• Restaurant im Hotel Chopin, (siehe oben)

• Restauracja Wiktoria, ul. Reymonta 16, Sochaczew,

Tel. +48 (46) 862 12 39

Chopin-Parkpalstkomplex mit einem

neoklassizistischen Palast, der von

Władysław Marconi entworfen und

dann 1910 gebaut wurde. Im Palast

be& ndet sich das Chopin-Zentrum,

hier & nden auch Konzerte statt. Die

Innenräume wurden vom Blatthüter

des Warschauer Parks Łazienki, Ma-

rek Kwiatkowski, entworfen. In den

Sammlungen des Zentrums be& n-

den sich Erinnerungsstücke und Ver-

öQ entlichungen, die mit der Person

Chopins zusammenhängen. Um hin-

ein zu kommen muss man zu einem

Konzert kommen oder sich vorher im

Amt der Gemeinde telefonisch an-

melden. Der Palast ist von einem ein

paar Hektar großen Park umgeben.

1828 verbrachte der damals 18-jäh-

rige Chopin in Sanniki bei den da-

maligen Besitzern des Landguts, der

Familie Pruszak, seine Sommerferien.

Hier komponierte er das Stück Rondo

C-dur. Die junge Familie Pruszak hielt

das ganze Leben hindurch Kontakt zu

Chopin.

Gegenüber vom Palast be& ndet

sich die Kirche der Heiligen Dreiei-

nigkeit aus dem 19. Jahrhundert. In

Sanniki beenden wir unseren Aus= ug.

Die Rückfahrt nach Warschau dauert

knapp über eine Stunde. Der beste

Weg ist über Sochaczew und dann

die Straße Nr. 2 zurück.

Page 88: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

88

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC

AM LIWIEC

SUCHA – WYSZKÓW – LIW

– WĘGRÓW – STARAWIEŚ

Östlich von Warschau erstrecken

sich herrliche Grüngebiete. Wir

fahren zusammen mit den riesigen

Kraftfahrzeugen Richtung Terespol

und dann entlang der Straße Nr. 697

Richtung Liw, in Grębków müssen

wir nach rechts abbiegen. In der Ort-

schaft Sucha besuchen wir ein pri-

vates Freilichtmuseum. Sein Besitzer

– Professor Marek Kwiatkowski – hat

hier historische Holzbauwerke ver-

sammelt. Die ganze Zeit über dauern

Arbeiten an der Rekonstruktion wei-

terer Bauwerke an. Als erstem wurde

die alte Pracht dem geräumigen aus

Lärchenholz gebauten Hof der Fami-

lie Cieszkowski, der 1743 in Sucha er-

richtet wurde, wieder verliehen. Es

ist ein barockes Parterre-Objekt, mit

Eckalkoven seitens der Einfahrt. 1787

war hier der König Stanislaus August

Poniatowski zu Gast und 1814 wur-

de hier August Cieszkowski, ein vor-

züglicher Philosoph und Ökonom,

geboren. Das Objekt ist bereits voll-

ständig renoviert. Drinnen be& nden

sich unterschiedliche Möbel der Bie-

dermeier-Zeit und eklektische Mö-

belstücke aus dem 19. Jahrhundert,

Gemälde, Kleinigkeiten aus der Epo-

che, die das Klima eines polnischen

Adelshofes nachemp& nden lassen.

Bemerkenswert ist der herrliche hol-

ländische Ofen. Im Freilichtmuseum

be& nden sich noch zwei Höfe. Der

eine ist schon fast fertig gestellt und

kann als ein Konferenzobjekt dienen,

der zweite, der einen städtischen Typ

repräsentiert und der aus Siedlce hier

rüber gebracht wurde, muss noch

renoviert werden. Neben den Hö-

fen be& nden sich im Freilichtmuse-

um Bauernhütten, das Häuschen des

Orgelspielers und das Vikariatshaus,

eine Mühle und eine Bauernschen-

ke. Die Innenräume dieser Gebäude

kann man durchs Fenster bewun-

dern. Drinnen be& nden sich versam-

melte alte Geräte.

Das Freilichtmuseum in Sucha ist

schwer zu & nden, weil es keine Hin-

weisschilder, die auf seien Anwesen-

heit deuten würden gibt, aber seine

Bauwerke sind vom Weg aus sichtbar.

Dann begeben wir uns nach Wys-

zków am Liwiec, wo sich die Pfarr-

kirche der Erhebung des Heiligen

Kreuzes be& ndet, die 1788 vom al-

ten Besitzer der Ortschaft, Aleksan-

der Maciej Ossoliński, dem litauische

Erzschwertträger gestiftet wurde. Es

ist eine spätbarocke Kirche. An ih-

rer Fassade ist die Stiftstafel und der

Wappen der Familie Ossoliński – eine

Page 89: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

89

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC

Axt, zu sehen. Die Kirche wurde auf

eine solche Weise gebaut, dass sie

die ganze Fläche einschließt. Die In-

nenräume wurden im Stil des Barocks

und des Klassizismus gestaltet. Inter-

essant sind auch die gemauerten am

Weg stehenden Kapellen mit den Fi-

guren der Heiligen, die vom Ende des

18. Jahrhunderts stammen.

Aus Wyszków fahren wir nach Liw.

Schwer zu glauben, dass hier einst

die Hauptstadt der hiesigen Region

war. Die ältesten historischen Einträ-

ge über Liw stammen aus 1279 und

erzählen von der Jatwinger-Invasion

auf das Schloss von Liw. Die archä-

ologischen Untersuchungen erga-

ben, dass sich die alte Siedlung 5 km

= ussaufwärts des Liwiec, in der heu-

tigen Ortschaft Grodzisk, befand. Den

Bau des Schlosses in Liwiec begann

vor 1429 aus der Initiative des ma-

sowischen Herzogs, Janusz I. des Äl-

teren (Starszy), der Maurer Niklos. Das

Schloss wurde auf einer künstlich er-

richteten Insel, zwischen Sümpfen

und den über= uteten Gebieten am

Liwiec, an der damaligen Grenze

des Herzogtums errichtet. Ab 1526

verwaltete das Schloss die Herzogin

Anna Mazowiecka, die letzte Vertrete-

rin der in Masowien herrschenden Pi-

asten-Dynastie. Sie befahl einen Turm

am Tor zu errichten und die Wehr-

Page 90: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

90

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC

Page 91: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

91

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC

mauern zu erhöhen. Die weiteren Ar-

beiten leitete Königin Bona, die das

Amt 1536 übernommen hatte. Die

schwedischen Kriege verursachten

viele Zerstörungen. Das Schloss ist

vom Weg aus nicht zu sehen und das

Hinweisschild wurde genau an der

Abbiegung hingestellt, sodass man es

erst dann sieht, wenn man vorbeige-

fahren ist. Man sollte aufpassen – und

in den Feldweg abbiegen. Vor uns er-

scheint das Schloss. Von der Wehr-

burg (die im 15. Jahrhundert gebaut

wurde) sind nur der Torturm, die Kel-

ler und ein Fragment des Mauerwerks

übrig geblieben. Es sieht ein wenig

unheimlich aus weil 1782 der Landrat

von Liw, Tadeusz Grabianka, an die Ru-

inen ein barockes Wohngebäude hin-

zugebaut hat, das etwa 1850 nieder-

gebrannt ist. 1942–44 wurde es von

den Nazis rekonstruiert. E. Gramss, der

deutsche Landrat der Sokołów und

Węgrów Region, hatte vor die Ziegel-

steine aus den Schlossruinen beim

Bau des Vernichtungslagers in Treb-

linka zu verwenden. Er wurde davon

durch Otto Warpechowski abgehal-

ten, der den Landrat von der kreuzrit-

terlichen Abstammung des Schlosses

überzeugen konnte und Dank dem

das Schloss wieder aufgebaut wurde.

Drinnen be& ndet sich ein in Form

einer Rüstkammer gestaltetes Muse-

um. In seinen Sammlungen besitzt es

Sarmaten-Portraits aus dem 17. und

18. Jahrhundert, Militärausrüstung

aus dem 15.-20. Jahrhundert und

Schlachtenmalereien. Die WaQ en-

sammlung umfasst solche Exponate

wie: Schuss-, Stoß- und weiße Waf-

fen; darunter auch eine Sammlung

von 150 Bajonetten.

Letztens erfreuen sich einer groß-

er Popularität Rittertourniere, die am

Schloss statt& nden. Wenn wir hier bis

Mitternacht durchhalten, können wir

vielleicht die Gelbe Dame sehen. Es

ist das Gespenst der unschuldig we-

gen Untreue verurteilten und ge-

köpftem Ludwika Kuczyńska.

Wenn man am Schloss ist, lohnt es

sich runter zum Liwiec zu wandern.

Der Fluss schlängelt sich hier zwi-

schen Wiesen. Verwunderlich ist bloß

die Tatsache, dass die einzelnen Wei-

de= ächen mit Stacheldraht voneinan-

der abgetrennt sind.

Vier Kilometer sind es von Liw

nach Węgrów. Die Stadtrechte erhielt

die Stadt 1441 und sie wurden der

Siedlung vom masowischen Herzog

Bolesław IV. erteilt. 1444–1569 be-

fand sich die Stadt innerhalb der li-

tauischen Staatsgrenzen, nach 1559

wurde sie an die Gebiete der pol-

nischen Krone angeschlossen. Seit

1593 wurde sie den Besitztümern der

Familie Radziwiłł, des Wappens „Trąba“

(Trompete), angeschlossen. Der aus

dem Roman „Potop“ (Sint= ut) be-

kannte Herzog Bogusław entwickel-

te hier das Weberhandwerk, indem

er in die Stadt Tuchhändler brachte.

Während der Schwedischen Sint= ut

wurde die Stadt verwüstet und nie-

dergebrannt. 1664 kam Węgrów in

den Besitz der Familie Krasiński. Spä-

ter änderte die Stadt mehrmals ihre

Besitzer. Am 3. Februar 1863 fand hier

Page 92: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

92

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC

eine der größten Schlachten des Ja-

nuaraufstands statt.

Wir gelangen zum Marktplatz

hin. Hier be& ndet sich die Baro-

cke Kleinere Basilika der Mariä Him-

melfahrt und der Heiligen Piotr und

Paweł. Das Gotteshaus wurde am An-

fang des 18. Jahrhunderts umgebaut

und das wahrscheinlich nach Entwurf

Tylman aus Gameren. In die Gesamt-

konstruktion wurden zwei gotische

Türme aus der früheren Kirche ein-

komponiert. Drinnen bewundern wir

die interessanten Freskomalereien

des italienischen Malers Michaelan-

gelo Palloni.

Falls die Basilika geschlossen ist,

lohnt es sich zum Propst zu gehen,

denn die Freskomalereien lassen sich

auch durch die Glastür hindurch be-

sichtigen, der bekannte Spiegel von

Herrn Twardowski und die Sarmaten-

Gemälde kann man aber nur in der

Sakristei sehen. Laut Legende soll-

te der Magier Twardowski der Besit-

zer dieses Spiegels gewesen sein.

Er gebrauchte diesen Metallspie-

gel benutzt zu haben, um dem Kö-

nig Sigismund August den Geist sei-

ner verstorbenen Gemahlin Barbara

Radziwiłłówna zu zeigen und Napo-

leon sah darin seine Niederlage bei

Moskau kommen.

In Węgrów kann man auch die ge-

mauerte Nachreformatoren-Kirche aus

1693–1715 sehen. Es ist ein spätbaro-

ckes Bauwerk, das durch die Mann-

schaft von Carl Ceroni errichtet wurde.

Im Innenraum be& nden sich die Fres-

komalereien von Michaelangelo Pallo-

ni. Die Innenausstattung stammt aus

dem 18. Jahrhundert. Das Gotteshaus

be& ndet sich an der Kościuszki-Straße,

die vom Markt abgeht.

Page 93: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

93

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC

Praktische Informationen

• Warschau – Sucha – Wyszków – Liw – Węgrów – Starawieś: 110 km.

Insgesamt 220 km.

• Das Freilichtmuseum in Sucha – 1,5 Stunden, Wyszków – 1 Stunde,

Liw – 1 Stunde, Węgrów – 1,5 Stunden, Starawieś – 1 Stunde.

Übernachtungsplätze:

• Camping, ul. Żeromskiego 22, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 26 68

• Hotel Krasnodębski, ul. Gdańska 80 in Węgrów,

Tel. +48 (25) 792 27 27

• Internat Zespołu Szkół Ponadgimnazjalnych (in der Saison),

ul. Bohaterów Warszawy 18, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 44 24

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Restaurant im Hotel Krasnodębski, Węgrów, (siehe oben)

• Restaurant Kameralna, ul. Rzemieślnicza 1, Węgrów,

Tel. +48 (25) 792 53 95

• Restaurantbar, ul. Mickiewicza 4, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 02 02

• Pizzeria Zosia, ul. Rynkowa 4, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 54 84

• Restaurant Liwia, ul. Nowomiejska 48, Liw, Tel. +48 (25) 792 57 32

Wir begeben uns nach Starawieś.

Die Siedlung hatte verschiedene Na-

men: 1473 – hieß sie Jakimowicze, im

18. Jahrhundert - Krasny Dwór. Sie ge-

hörte den Familien Radziwiłł, Krasiński,

Świdziński, Ossoliński, Jezierski. 1840

erhielt sie samt der Hand der Maria Je-

zierska der russische Herzog Sergiusz

Golicyn. Seit 1879 war sie wieder im

Besitz der Familie Krasiński. 1912-1944

gehörte sie der Familie Radziwiłł.

Der Palast liegt in der Dorfmit-

te. Ursprünglich hatte er einen ba-

rocken Charakter und war von Boll-

werkbefestigungen umgeben. Der

Herzog Golicyn baute ihn im Stil der

englischen Neogotik um. Aus die-

ser Zeit stammt auch der englische

Garten – mit einer unregelmäßigen

Anordnung der Alleen, mit roman-

tischen Brücken, Kanälen und zwei

Teichen. Jetzt stellt das Objekt das

Eigentum der Nationalen Polnischen

Bank dar. Leider sind der Palast und

der Garten nur von der Ferne zu be-

sichtigen.

Page 94: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

94

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG

Iłża ist eine der ältesten und male-

rischsten Städte in Polen. Sie liegt

im Tal der Iłżanka, im Grenzgebiet des

Heiligkreuzgebirge und der Mazowiek-

ka Niederung. Sie erreichen die Stadt,

wenn Sie zunächst entlang der Stra-

ße Nr. 7 Richtung Radom fahren und

dann auf den Straße Nr. 9 nach Rzes-

zów abbiegen.

Die Anfänge der Besiedlung die-

ser Gebiete reichen bis ins 11. Jahr-

hundert vor unserer Ära. Am rechten

Ufer der Iłżanka wurden Überreste

der frühmittelalterlichen und mit-

telalterlichen Siedlungen aufgefun-

den. Schon im 11. Jahrhundert war

hier eine aus Holz und Erde errichte-

te Wehrburg vorhanden. Um die Burg

herum entwickelte sich eine Siedlung,

die unter dem Namen Iłża bereits im

12. Jahrhundert die Stadtrechte be-

kam. Diese alte Stadt wurde entwe-

der während der feindlichen Invasi-

onen zerstört oder ver& el schrittwei-

se in Ruine.

Seit dem 14. Jahrhundert wird in

den Dokumenten o? ziell der von

der neuen am linken Ufer gelegenen

Siedlung abstammende Name Iłża,

verwendet. Sie besaß einen recht-

eckigen Markt. Die Stadtpfarrkirche

der Heiligen Muttergottes befand

sich im nordwestlichen Winkel der

Stadt. Vom Markt aus gingen paral-

lele Straßen ab. Das ganze wurde in

den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts

mit Stadtmauern mit vier Toren um-

geben. Die Stadtmauern wurden mit

den Schlossbefestigungen gekop-

pelt. Im Schloss befand sich ein Ver-

waltungszentrum für bischö= iche

Güter.

Im 14. und 15. Jahrhundert setzte

Iłża ihre metallurgischen Traditi-

onen fort. Nach 1333 wurde hier eine

Schmiede tätig. Innerhalb der Stadt

fungierten mehrere Mühlen, es fan-

den zwei Jahrmärkte und allwöchent-

liche Märkte statt. Im 16. Jahrhundert

entwickelte sich hier die Töpferei. Iłża

war zusätzlich durch das Brauen ihres

Markenbiers bekannt.

Im 17. Jahrhundert – nach der

Schwedischen Sint= ut – fängt der

langsame Verfall der Stadt an. Nach

der ein Jahr lang andauernden Besat-

zung haben die Schweden die Stadt

während ihres Rückzugs fast vollstän-

dig zerstört. Das Zerstörungswerk

beendeten die Durchzüge darauf fol-

gender Heerscharen und der Pest.

Während des Novemberaufstan-

des, in August 1831 kam es zu einer

polnischrussischen Schlacht auf dem

WANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG

IŁŻA – RADOM

Page 95: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

95

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM

UND SEINE UMGEBUNG

Page 96: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG

Page 97: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

97

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM

UND SEINE UMGEBUNG

Marktplatz in Iłża. Die polnische Ar-

mee war damals zwar erfolgreich aber

die Stadt wurde zerstört. Während

des Januaraufstandes kam es auch zu

Kämpfen am hiesigen Marktplatz. Die

Zaristischen Behörden entzogen Iłża

die Stadtrechte. Die hat die Stadt erst

1926 wieder erlangen können.

Die Besichtigung lohnt es sich am

erhaltenen Schlossturm zu begin-

nen. Der be& ndet sich hinter dem

Marktplatz, in der Nähe der Landstra-

ße Richtung Rzeszów. Man muss da

in den Feldweg fahren und an dem

Parkplatz an der Bastei stehen blei-

ben.

Es gibt gewissen Andacht dafür,

dass der Krakauer Bischof Jan Grot

das Schloss etwa 1340 anstelle eines

alten Holzbauwerks errichtet hat. Das

Schloss wurde am Grundriss eines

Dreiecks mit abgerundeten Ecken er-

richtet. Es verfügte über einen aus-

gesprochen deutlichen Wehrcharak-

ter und seine Mauern gingen bis zum

Anfang des 16. Jahrhunderts nicht in

die Stadtbefestigungsmauern über.

Es wurde zweimal ausgebaut: im

dritten Viertel des 14. Jahrhunderts

durch den Bischof Florian aus Morsk

und etwa 1520 durch den Bischof Jan

Konarski.

Etwa 1560 begann der Bischof Filip

Padniewski den Umbau des Schlosses

in eine Wehrburg im Stil der Renais-

sance. Nach den schwedischen Krie-

gen wurde die Festung von Bischof

Andrzej Trzebnicki wieder aufgebaut.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts er-

richteten die Österreicher hier kurz

ein Krankenhaus und ein paar Jahre

später brannten die erhaltenen Frag-

mente des Schlosses nieder. Seit die-

ser Zeit wurden die Überbleibsel des

Schlosses zu einer Baumaterialquelle.

Vom Parkplatz aus gehen wir Berg

auf. Nach wenigen Minuten erreichen

wir eine weite Wiese. Wir machen ei-

nen Spaziergang über einen Feldweg.

Von hier aus gibt es ein wunderbares

Panorama über das Heiligkreuzgebir-

ge. Jetzt gehen wir zurück und ge-

hen an die Ruinen heran. Man kann

auf den immer noch erhaltenen Turm

klettern. Es lohnt sich, weil man von

hier aus ganz Iłża sehen kann.

In Iłża ist im ältesten Teil der Stadt

die historische Stadtgestaltung er-

halten geblieben, die am besten im

Marktplatzbereich zu sehen ist. Erhal-

ten geblieben ist die mittelalterliche

Stadtbastei, die heute die Rolle eines

Glockenturms an der Stadtpfarrkirche

erfüllt.

Die heutige Kirche stammt aus der

Mitte des 17. Jahrhunderts. Im Innern

lohnt es sich die Stukkatur und den

frühbarocken Altar von 1629 zu be-

wundern. Der aus Marmor angefer-

tigte Nebenaltar wurde aus der Ka-

thedrale im Wawel-Schloss hierher

gebracht. Die Epitaphe stammen aus

dem 16.-18. Jahrhundert.

Im historischen Gebäude der alten

Versorgungsanstalt für Arme – dem

Krankenhaus zum Heiligen Geist

(1754) – ist das Regionalmuseum tä-

tig. Am Eingang gibt es eine erhaltene

Stiftungstafel mit dem Wappen des

Junosz (von Bischof Andrzej Kałuski).

Page 98: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

98

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG

Das Museum verfügt über reiche

Sammlungen an volkstümlicher Ke-

ramik. Diese werden in einer Dauer-

ausstellung präsentiert. Das Museum

ist Mitveranstalter des Folklore-Events

der Sonnenwendfeier („Noc Kupały“).

Zu diesem Anlass & ndet dann ein

volkstümlicher Festschmaus statt, bei

dem die eingeladenen Gäste (Ethno-

graphen, Volkskünstler) über die Sit-

ten und Bräuche dieser besonderen

Nacht erzählen. Durchgeführt wird

ein Wettbewerb für den schönsten

Kranz. Hierbei können Sie sich Vor-

stellungen von Volkskapellen anse-

hen, am Lagerfeuer sitzen und Krän-

ze zu Wasser lassen.

Aus Iłża fahren wir über die Straße

Nr. 9 nach Radom. In der Stadt selbst

richten wir uns nach den Hinweis-

schildern, die auf das Stadtzentrum

deuten.

Slawische Stämme siedelten sich

hier um die Wende vom 8. zum 9.

Jahrhundert an, doch die Stadt ent-

wickelte sich erst zu Zeiten Kasimirs

des Großen (Kazimierz Wielki). Außer-

dem wurden die Johannes-der-Täu-

fer-Kirche, das Schloss – die Residenz

der Könige und Landräte – und das

Rathaus erbaut. Die Stadt wurde von

einer Wehrmauer und einem Wasser-

graben umgeben und besaß einen

Marktplatz.

In Radom wurde 1401 die Ent-

scheidung über die Vereinigung von

Litauen und Polen getroQ en. Auch

hier schenkten die tschechischen

Abgeordneten dem älteren Sohn des

Königs Kasimir Jagiello – Wladysaw

– die Krone. 1489 überbrachte der

Hochmeister des Kreuzritterordens,

Johann von TieQ en, dem polnischen

König seine Ehrbezeigungen. 1505

wurden die Verfassung des Sejms

von Radom (nihil novi) und das Statut

von Łask verabschiedet. Von 1613 bis

1763 fanden in Radom die Tagungen

des Schatz-Krontribunals statt.

Die Stadt wurde während der

Schwedischen Sint= ut zerstört. Da-

mals verbrannte auch das Schloss von

Radom. Während der Besatzungszeit

gehörten die Kirche und das Kloster

der Bernhardiner zu den wichtigen

Zentren der Konspiration, dort fanden

militärische Beratungen und patrio-

tische Manifestationen statt. Schließ-

lich wurde das Kloster aufgelöst.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts

begann Radom ein Zentrum für In-

dustrie und Handel zu werden. Es

entwickelten sich die Gerber-, Le-

bensmittel- und Mineralindustrie.

Dynamisch entwickelte sich die Stadt

auch nach dem Ersten Weltkrieg. Sie

befand sich im Zentralen Industrie-

bezirk. In die jüngste Geschichte Po-

lens schrieb sich die Stadt mit den Er-

eignissen von 1976 ein.

Im Tal des Flusses Mleczna liegt die

Burg Piętrówka – die Überreste der

Wehrburg aus der zweiten Hälfte des

10. Jahrhunderts. Sie war von einem

Wassergraben und höchstwahr-

scheinlich auch von einem doppel-

ten Wallring aus Holz und Erde um-

geben. Aktuell ist der Hügel etwa 135

m breit und erhebt sich auf etwa 8 m

über dem Tal.

Page 99: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

99

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM

UND SEINE UMGEBUNG

Das älteste architektonische Denk-

mal der Stadt Radom ist die St.

Waclaw-Kirche, die 1216 von Herzog

Leszek der Weiße (Biały) gestiftet wur-

de. Nach zahlreichen Umbauarbei-

ten wurde die Kirche vor kurzem re-

noviert. Im Hinterhof des Jacek Mal-

czewski-Museums können wir die

Überreste eines der Tore mit den frag-

mentarisch erhaltenen Wehrmauern

aus den Zeiten Kasimirs des Groß-

en bewundern. In den Innenräumen

des alten Königsschlosses be& ndet

sich aktuell die Gemeindepfarrei des

heiligen Johannes des Täufers. Im In-

nenraum gehört zu den bemerkens-

werten Objekten die Kapelle der Fami-

lie Kochanowski vom Anfang des 17.

Jahrhunderts, das Gemälde „Die Kreu-

zigung” (Ukrzyżowanie) von ca. 1600,

das Taufbecken aus dem 15. Jahrhun-

dert, und auf dem nahe gelegenen

Friedhof – die Skulptur des heiligen

Johannes Nepomuk.

Auf dem Marktplatz gibt es zwei

bemerkenswerte Mietshäuser: das

Gänsehäuschen und das Esther-Haus

(Dom Gąski und Dom Esterki) – heu-

tiger Sitz des Museums für Zeitge-

nössische Kunst. In dem Rathaus im

Stil der Neorenaissance, das von H.

Marconi entworfen wurde, be& ndet

sich das Staatsarchiv. Auf der ande-

ren Seite des Marktplatzes – in dem

Page 100: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

100

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG

Piaristenkollegium aus dem 17. Jahr-

hundert und der Jan-Kanty-Kirche

be& ndet sich das Jacek-Malczewski -

Museum. Es versammelt neben den

Gemälden dieses Künstlers vor allem

archäologische Denkmäler aus der

Radomer Region.

Sie müssen unbedingt der Kirche

und dem Kloster des Bernhardiner-

ordens (östlich des Markts) einen Be-

such abstatten. Der spätgotische Ge-

bäudekomplex entstand in der zwei-

ten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Er

wurde dann im 16. Jahrhundert er-

weitert. In der St. Katharina-Kirche

kann man die skulptierte Passions-

Gruppe bewundern. Bemerkenswert

sind auch die Sargportraits, Epitaphe

und Grabplatten aus dem 18. Jahrhun-

dert. An der Kreuzung der Malczews-

kiego- und Reja-Straße be& nden sich

das alte Kloster und die Kirche der

Benediktiner-Ordensschwestern, die

1619-1627 errichtet wurden. An der

Żeromskiego-Straße gibt es sehens-

werte historische Mietshäuser aus

dem 19. Jahrhundert. Viele von ihnen

sind mit Polychromien verziert, die

Ende des 19. oder zu Beginn des 20.

Jahrhunderts entstanden. Die meis-

ten Malereien sind in der Form von

Plafonds ausgeführt und an den De-

cken der Treppenhäuser angebracht.

Meistens stellen sie die oQ ene Him-

melswölbung dar.

Die Garnisonskirche auf dem Platz

Konstytucji 3 Maja (Platz der Verfas-

sung vom dritten Mai) wurde 1902

aus einer umgebauten orthodoxen

Kirche gebildet.

Besuchen Sie den T.-Kościuszko-

Park. Er zählt zu den Naturdenkmä-

lern. Hier wachsen Bäume und Sträu-

cher aus verschiedenen Teilen der

Welt. Der neogotische Dom wurde

an Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-

dert errichtet.

In der Vorstadt, an der Ausfahrt

Richtung Kielce be& ndet sich das

Radom-Dorf-Museum. Hier wur-

den die für die Region typischen Bei-

spiele der Bauweise und der Einrich-

tung der dör= ichen Haushalte ver-

sammelt. Hier können auch hö& sche

Bauwerke, eine Kirche und Bauern-

höfe, deren Besitzer einen unter-

schiedlichen gesellschaftlichen Sta-

tus hatten, besichtigt werden. Eine

Sonderausstellung stellt dar, wie ein

Freilichtmuseum entsteht. Interes-

sant sind die Geschichten der Wirte

der einzelnen Bauernhöfe. Sie erzäh-

len von den wahren, ursprünglichen

Einwohnern.

Page 101: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM

UND SEINE UMGEBUNG

Praktische Informationen

• Warschau – Radom – Iłża: 120 km. Insgesamt 240 km.

• Iłża – 1,5 Stunden, Radom – 3 Stunden,

das Radom-Dorf-Museum – 1,5 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Gromada, ul. Bulwarowa 15, Radom, Tel. +48 (48) 330 85 86

• Hotel Gromada, ul. Narutowicza 9, Radom, Tel. +48 (48) 368 91 00

• Hotel Gryf, ul. Puławska 8, Radom, Tel. +48 (48) 365 54 05

• Hotel Asystencki Politechniki Radomskiej, ul. Akademicka 5,

Radom, Tel. (48) 361 72 48

• Hotel OCSM, ul. Kraszewskiego 1/7, Radom,

Tel. +48 (48) 369 95 90, 369 95 95

• Hotel Glass, ul. Prażmowskiego 17, Radom, Tel. +48 (48) 340 25 85

• Hotel Iskra, ul. Planty 4, Radom, Tel. +48 (48) 363 87 45

• Hotel Kameralny, ul. Dobra 5, Radom, Tel. +48 (48) 330 80 45

• Hotel Poniatowski, ul. Poniatowskiego 4, Radom,

Tel. +48 (48) 384 01 91

• Hotel Ustronie, ul. Jodłowa 3/11, Radom, Tel. +48 (48) 360 35 34

• Hotel Europejski, ul. Słowackiego 11, Radom,

www.hoteleuropejski.radom.pl, Tel. +48 (48) 340 00 21

• Hotel „Wsola”, ul. Warszawska 3, Wsola k. Radomia,

Gemeinde Jedlińsk, Tel. +48 (48) 381 11 30

• Hotel Pod Różami, ul. Radomska 49, Jedlnia Letnisko,

www.pod-rozami.com.pl, Tel. +48 (48) 322 22 72,

501 044 752, 501 044 750

• Gasthof pod Lipami, Jedlnia Letnisko 5, Antoniówka,

Tel. +48 (48) 344 17 27

• Ośrodek Szkoleniowo-Wypoczynkowy (Erholungs- und

Schulungszentrum), ul. Nadrzeczna 4, Jedlnia Letnisko,

Tel. +48 (48) 322 11 86

• Campinghäuser MOSiR, ul. Orła Białego 3, Iłża,

Tel. +48 (48) 616 23 40

• Motel Kajpaz an der Tankstelle der Ra& neria Gdańska,

ul. Radomska 1, Skaryszew, www.kajpaz.pl, Tel. +48 (48) 365 58 12

• Hotel TM, ul. Focha 12, Radom, Tel. +48 (48) 363 27 08

• Ferienbauernhöfe

Gastronomie:

• Italienisches Restaurant Frascati, ul. Mieszka I 1/7, Radom,

Tel. +48 (48) 333 17 78

• Restaurant TM, ul. Focha 12, Radom, Tel. +48 (48) 362 62 66

• Restaurant Balaton, ul. Focha 5, Radom, Tel. +48 (48) 362 32 70

• Restaurant Donatello, ul. Moniuszki 24, Radom,

Tel. +48 (48) 340 03 05

• Pizzeria Venezia, ul. B. Chrobrego 42, Radom, Tel. +48 (48) 360 10 40

• Gasthof pod Lipami, Antoniówka, (siehe oben)

• Restaurant im Hotel Pod Różami, Jedlnia Letnisko, (siehe oben)

• Restaurant „Jubilatka”, ul. Słowackiego 3, Skaryszew,

Tel. +48 (48) 610 30 99

• Motel Kajpaz, Skaryszew, (siehe oben)

Page 102: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

102

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW

IM PUŁTUSK AM NAREW

PUŁTUSK

Pułtusk ist eine zauberhafte, tra-

ditionsreiche, malerisch gele-

gene Stadt mit bunter Geschichte.

Ganze Jahrhunderte über war sie als

Bildungsstätte bekannt. Hier wur-

de das Personal für Nord- und Ost-

polen ausgebildet. Auch heute be-

finden sich hier zahlreiche Schulen,

einschließlich der Humanistischen

Hochschule. Das verleiht der Stadt

ein spezifisches Ambiente.

Die Stadt erreicht man von War-

schau aus über die Straße Nr. 61 Rich-

tung Augustów und Suwałki. Nach ca.

60 km sind wir bereits an der Stelle.

Die Strecke, anstrengend wegen des

großen Verkehrs auf dieser schmalen

Straße, zieht sich am Stausee Zalew

Zegrzyński und am Ufer der Narew

entlang, und ist aus diesem Grunde

außergewöhnlich malerisch. Verwun-

derlich sind – die so nahe an Warschau

gelegenen – zahlreichen Hügel.

In Pułtusk erblicken wir schon im

Zentrum Schilder, die auf das hie-

sige Schloss deuten. Auf diese Wei-

se erreichen wir den Marktplatz. Die

erste Überraschung ist die Länge des

Marktes – etwa 400 Meter! Die lokalen

Touristenführer meinen, wir be& nden

uns auf dem längsten Marktplatz Eu-

ropas. Hinter dem alten Rathausturm

können Sie Ihr Auto abstellen. Da ist

es sicher, weil sich gleich gegenüber

die lokale Polizeiwache be& ndet.

Auf einer geringen Anhöhe erbli-

cken wir im Süden des Marktes das

Schloss, in der Mitte steht der Rat-

hausturm und darin be& ndet sich das

Museum, von der anderen Seite wird

das Gesamtbild von der Stiftskirche

abgeschlossen. Es lohnt sich, die Be-

sichtigung im Museum zu beginnen.

Wenn Sie sich auf den Turm begeben,

sollten Sie bequemes Schuhwerk tra-

gen – vor uns liegt ein Aus= ug über

sieben Stockwerke und eine steile,

immer enger werdende Treppe.

In den höheren Stockwerken kann

man imposante Stücke aus archäolo-

gischen Ausgrabungen bewundern.

Alle Exponate stammen aus Pułtusk.

Neben ihnen be& nden sich Fotos zur

Darstellung der archäologischen Pos-

ten. Die Gegenstände sind Dank der

Feuchtigkeit gut erhalten geblieben.

Vier Meter unter der Marktplatzober-

= äche be& ndet sich ein See. Die Ar-

chäologen haben ein paar Schichten

an Gegenständen ausgegraben. Dar-

unter be& nden sich Erzeugnisse aus

Keramik, Holzschüsseln und andere

Gegenstände für den alltäglichen Ge-

brauch. Bemerkenswert sind ein Paar

perfekt erhaltene Schnabelschuhe.

Die im Museum versammelten Ge-

Page 103: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

103

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW

genstände stammen aus der Zeit

vom 13. bis zum 17. Jahrhundert.

Schon der Aufstieg zu den höheren

Stockwerke des Turmes ist ein Aben-

teuer für sich. Es lohnt sich, die fantas-

tischen Holzballen in der Decke und

die immer schöner werdende Aus-

sicht zu bewundern. Ganz oben kann

man das Panorama durch ein Fern-

rohr besichtigen.

Der Turm war Sitz der Stadtbehör-

de und wurde 1405 errichtet. Er wur-

de vom Bischof Jakub aus Korzew, der

auch Kurdwanowski genannt wurde,

gestiftet. Der Turm erfüllte verschie-

dene Rollen – er war Sitz der Verwal-

tung, des Gerichts und diente zum

Schutz. Das ganze 15. und 16. Jahr-

hundert über wurde er stufenweise

errichtet und von seiner Ostseite wur-

de ein neues geräumig-funktionelles

Gebäude errichtet. Während der Sint-

= ut und im 18. Jahrhundert wurde

das Rathaus von Bränden geplagt.

Page 104: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

104

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW

Page 105: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW

Page 106: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

106

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW

Dann ver& el das Gebäude. Seit 1880

war hier der Sitz der Feuerwehr und

zu Beginn des 20. Jahrhunderts wur-

de das Gebäude auseinander genom-

men, den Turm ließ man zum Glück

stehen. 1964 wurde hier das Regio-

nalmuseum gegründet.

Nachdem wir das Museum verlas-

sen richten wir uns zum Schloss. Un-

terwegs gehen wir an der St. Maria

Magdalena Kapelle vorbei. Die archä-

ologischen Untersuchungen haben

ergeben, dass sich hier in der Zeit

vom 13. bis zum 17. Jahrhundert an

dieser Stelle, zunächst an dem höl-

zernen und dann gemauerten Got-

teshaus im Stil der Renaissance, ein

Friedhof befand. Die jetzige Kirche

wurde vom Bischof Andrzej Krzy-

cki, einem der vorzüglichsten Diplo-

maten des Hofes von Sigismund dem

Alten, gestiftet. Während des Zweiten

Weltkrieges machten die Deutschen

aus der Kirche ein Munitionslager, la-

gerten dort auch Geschütze, WaQ en

und anderes militärisches Material.

Während der Kämpfe um die Stadt

(an der Wende von 1944 zu 1945)

wurde sie so ernsthaft beschädigt,

dass man sie praktisch von Grund auf

erneuern musste. Bis zum Anfang der

90er Jahre befand sich hier die Gale-

rie der Zeitausstellungen des Regio-

nalmuseums. Jetzt erfüllt sie wieder

sakrale Funktionen.

Weiter gehen wir zu einem Spa-

ziergang entlang der Flutdeiche. Von

hier aus sieht man die wunderschön

über= uteten Gebiete direkt am Narew.

Man sieht den schnellen Stromlauf des

Flusses. Auf dem Rückweg gehen wir

hinunter zum Fluss. Im Sommer gibt

es hier einen Strand. Am Ufer stehen

die geduldigen Angler.

Das Schloss steht auf einem künst-

lich errichteten Hügel. Im 12. und 13.

Jahrhundert befand sich hier eine von

Deichen umgebene Burg, eigentlich

waren es mehrere Burgen, die nach

der Zerstörung immer wieder an der-

selben Stelle aufgebaut wurden. Die

Entdeckung der reichen Relikte (wäh-

rend der archäologischen Untersu-

chungen 1976-1985) sorgte für eine

Sensation.

Das älteste, ganz aus Mauerwerk

errichtete Bauwerk wurde um die

Mitte des 15. Jahrhundert vom Bi-

schof Paweł Giżycki errichtet. Es war

ein rechteckiges Wohngebäude mit

einem Turm. Der Bischof Andrzej Krzy-

cki gestaltete es im Geist der Renais-

sance. Während der Schwedischen

Sint= ut wurde es stark zerstört und

dieser Zustand ließ sich viele Jahre

über nicht ändern. Der Wiederauf-

bau des Objekts dauerte bis ins 18.

Jahrhundert. 1812 besetzten das Ge-

bäude die napoleonischen Behörden

und gestalteten darin ein Kranken-

haus. Obwohl es während des Zwei-

ten. Weltkrieges verschont wurde,

brannte es 1919 wegen eines durch

unvorsichtige Dachdecker verursach-

ten Feuers nieder. Nachdem es in der

Zwischenkriegszeit renoviert wur-

de, befanden sich hier die Sitze zahl-

reicher Behörden und Ämter. Nach

dem letzten Krieg war das Schloss

bis 1975 der Sitz des Landkreisamtes.

Page 107: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

107

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW

Heute be& ndet sich hier das Haus des

Auslandpolentums (Dom Polonii).

Rund um das Schloss erstreckt sich

ein herrlicher Park und in der Ferne

sind Tennisplätze sichtbar. Im Park

gibt es einen Kinderspielplatz, es gibt

einen Bootsverleih, eine Taverne und

Pferdeställe. Es gibt hier auch eine

extra Grillstelle. Im Laden kann man

Souvenirs und eine Landkarte der

Umgebung kaufen.

Wir begeben uns in die wunder-

schöne Stiftskirche. Sie be& ndet sich

von der anderen Seite des Markt-

platzes. Man kann erkennen, dass sich

hier verschiedene architektonische

Bauweisen vermischen. Am sichtbars-

ten sind die Ein= üsse der Renaissance

und des Barocks.

Das Gotteshaus des Grades ei-

ner Stiftskirche wurde vom Bischof

Paweł Giżycki ins Leben berufen. Der

Bau wurde 1443 abgeschlossen. Auf

der Verlängerung des südlichen Sei-

ten-Langenhauses wurde vom Bi-

schof Andrzej Noskowski eine Grab-

kapelle errichtet. Sie sieht der Sigis-

mund-Kapelle in der Kathedrale am

Wawel-Schloss äußerst ähnlich. 1913

brannte ein Teil des Langenhauses

und des Presbyterium der Stiftskir-

che nieder. Im 19. Jahrhundert wur-

den hier gründliche Reparaturar-

beiten durchgeführt. Während des

Zweiten Weltkrieges wurde sie an-

fangs zu einem Gefängnis und dann

zu einem Lager des jüdischen Hab-

guts umgestaltet. Sie litt unter zwei

nacheinander kommenden Fluten

1958 und 1979.

Die Perle der Kirche ist in ihrem

Zentrum zu finden. Das sind die Re-

naissance-Freskomalereien. An der

Decke über dem Altar sehen sie ein-

fach herrlich aus. Nach dem Brand

im 16. Jahrhundert wurden sie über-

malt und Dank dem konnten sie bis

heute überstehen. Die Stiftskirche

ist in einem einheitlichen barocken

Stil ausgestattet. In die Säulen und

Wände der Seiten-Langhäuser wur-

den zahlreiche Epitaphe und Ge-

denktafeln aus dem 17.-19. Jahr-

hundert eingemauert. Wenn wir die

Kirche von Innen besichtigen möch-

ten, müssen wir uns in Pułtusk am

Sonntag einfinden. An übrigen Wo-

chentagen ist sie leider geschlossen

und das wegen der hier verbreiteten

Einbrüche, mit denen hier niemand

zurechtkommen kann.

An der Piotra Skargi-Straße be& n-

det sich das Allgemeinbildende Lyze-

um und dahinter die ehemalige Jesu-

iten-Kirche von St. Peter und Paul.

Es lohnt sich in den Hinterhof der

Kirche zu gehen, um die Fragmente

der Wehrmauern zu besichtigen.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts

wurden Dauerbefestigungen auf-

gestellt. Der Bischof Erazm Ciołek

hatte den Plan, die gesamte Stadt

mit Wehrmauern zu umgeben. Die

Mauern wurden später, da sie zu

Wehrzwecken nicht taugten, von

den preußischen und russischen

Behörden abgebaut.

Die zauberhafte St. Josef-Kirche be-

& ndet sich an der Daszyńskiego-Stra-

ße. Sie entstand im 17. Jahrhundert

Page 108: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

108

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW

Page 109: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW

Praktische Informationen

• Warschau – Pułtusk: 60 km. Insgesamt 120 km.

• Besichtigung der Stadt – 3 Stunden, das Museum – 1 Stunde,

ein Aus= ug durch den Weißen Urwald – 3 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Hotel Zalewski, ul. Jana Pawła II 19, Pułtusk, Tel. +48 (23) 692 05 23

• Hotel Baltazar, ul. Baltazara 41, Pułtusk, Tel. +48 (23) 692 04 75

• DOM POLONII IN PUŁTUSK: Hotel, Restaurants, Konferenzzentrum

(Dom Kresowy ul. 3 Maja, Pułtusk; Bootshaus und Kastel,

ul. Szkolna 11; Schloss Hotel, ul. Szkolna 11),

www.dompolonii.pultusk.pl, Tel. +48 (23) 692 90 01, 692 90 45,

692 90 02, [email protected]

• Wiatrak Hotel, Boby 16, Pułtusk, Tel. +48 (23) 691 08 06

Gastronomie:

• Restaurant im Hotel Baltazar, Pułtusk, (siehe oben)

• Restaurant Karmazynowa, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)

• Restaurant Pod Złotym Jeleniem, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)

• Restaurant Turkusowa, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)

• Restaurant Złoty Smok, ul. Daszyńskiego 28, Pułtusk,

Tel. +48 (23) 692 63 43

• Restaurant im Hotel Wiatrak, Pułtusk, (siehe oben)

• Zajazd (Gasthof ) Kaskada, ul. Kościuszki 76, Pułtusk,

Tel. +48 (23) 692 60 38

gemeinsam mit dem Reformatoren-

kloster. 1803 wurde das Kloster von

den preußischen Behörden einge-

nommen. Aktuell gehört die Kirche

wieder der Kirchenverwaltung.

Wenn wir alle Kirchen der Stadt

besichtigen wollen, müssen wir uns

zur Stadtgrenze begeben – zum Aus-

fahrtsweg Richtung Suwałki. Gleich

am Friedhof be& ndet sich die Heilig-

Kreuz-Kirche.

Noch weiter hinter den Stadtgren-

zen be& ndet sich ein vergessenes

Mausoleum der russischen Soldaten,

die hier an der Wende von 1944 und

1945 ums Leben kamen. Es wurde mit

einem großen Aufwand errichtet. Von

hier aus erstrecken sich herrliche Aus-

blicke auf die von der Narew über-

schwemmten Gebiete.

Wir gehen zum Marktplatz zu-

rück; von dort aus entspringen drei

touristische Wanderpfade. Alle füh-

ren über die Fußgänger-Brücke. Der

grüne biegt nach links ab, der rote

und gelbe dagegen führen uns zu

einem Spaziergang durch den Wei-

ßen Urwald. Zuerst muss man die

Straße überqueren; dann kommen

wir, entlang der Häuser, zu einer Ab-

zweigung der Pfade. Sie können den

Spaziergang mit dem roten Pfad be-

ginnen und durch den Wald bis zum

Naturschutzgebiet laufen, zum gelb-

en Pfad gelangen und zurück zur

Stadt laufen.

Page 110: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG

SIEDLCE UND IHRE UMGEBUNG

TREBLINKA – STERDYŃ – JABŁONNA LACKA

– GRÓDEK – WIRÓW – KARCZEW – MORDY

– SIEDLCE – CHLEWISKA – MOKOBODY

Aus Warschau begeben wir uns

zuerst auf der Straße Nr. 2 Rich-

tung Terespol, dann vor Mińsk Mazo-

wiecki biegen wir in den Straße Nr. 50

Richtung Ostrów Mazowiecka ab, in

Brok fahren wir auf die Landstraße Nr.

694 Richtung Ciechanowiec ab und

aus Małkinia fahren wir dann über

den leicht beschädigten Weg nach

Treblinka. Bei der Fahrt über die sch-

male Eisenbahnbrücke werden Sie

vielleicht ein mulmiges Gefühl in der

Magengegend verspüren.

Das Museum des Kampfes und

Martyriums ist ab 9.00 bis 19.00. Uhr

oQ en. Näher am Parkplatz be& ndet

sich das alte Vernichtungslager, Treb-

linka II. Es wurde Mitte 1942 von Deut-

schen in der Nähe des schon vorhan-

denen Strafarbeitslagers errichtet.

Es entstand im Rahmen der Aktion

Reinhard, deren Zweck die Vernich-

tung der jüdischen Bevölkerung war,

Es nahm eine Fläche von 17 ha Land

ein. Der erste Häftlingstransport kam

am 23. Juli 1942. Dies waren die Ju-

den aus dem Warschauer Ghetto. Die

Menschen wurden in Gaskammern

umgebracht. Am 2. August 1943 kam

es im Vernichtungslager zu einer Re-

volte. Das Lager wurde teilweise zer-

stört, im November 1943 wurde es

aufgelöst. Den Berechnungen nach

wurden hier mindestens 800.000 Po-

len, Österreicher, Belgier, Bulgaren,

Tschechen und Slowaken, Franzosen,

Griechen, Jugoslawen, Deutsche und

Russen umgebracht.

Hier kam auch Janusz Korczak um.

1964 wurde auf dem Gelände des

Lagers in Treblinka ein Mausoleum

enthüllt. In der Nähe vom Parkplatz

gibt es einen nach der alten Bahnlinie

übrig gebliebenen Graben, die sym-

bolische Rampe an der Stelle des & k-

tiven Bahnhofes, der die Achtsamkeit

der künftigen Opfer still legen sollte.

Es gab Aufschriften, eine Kasse, einen

Warteraum, ein Büfett und sogar ei-

nen Fahrplan. Daneben sehen wir

Granitsäulen mit den Bezeichnungen

der Länder, deren Bürger hier den Tod

fanden. Am sichtbarsten ist das 8 Me-

ter große Denkmal mit den Flachreli-

efen zur Darstellung des grausamen

Todes der Opfer. Hinter dem Denkmal

gibt es einen symbolischen Stapel,

um den ein symbolischer Friedhof

mit 17.000 Felsen mit den Namen der

größten Städte, aus denen die Ermor-

deten stammen, eingerichtet wurde.

Auf dem Friedhofsgelände am Ver-

Page 111: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

111

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE

UMGEBUNG

nichtungslager be& ndet sich ein na-

mentlicher Gedenkstein: Janusz Kor-

czak (Henryk Goldszmit) und Kinder.

Zwei Kilometer weiter erreichen wir

das Arbeitslager, Treblinka I. Es wurde

im Sommer 1941 am existierenden

Kieswerk errichtet. In seiner Anfangs-

phase lieferte man dort Bauer ein, die

sich nicht an die Abgabefristen der

p= ichtigen Kontingente hielten, und

Menschen die sich der P= ichtarbeit

entzogen. Die Häftlinge waren – ne-

ben der Arbeit im Kieswerk – beim

Aushau der Wälder, beim Bau der Brü-

cke am Bug und beim Entladen der

Wagons beschäftigt. Der Aufenthalt

im Lager – im Hunger und Terror – en-

dete meistens mit dem Tod. Das La-

ger wurde wegen der sich nähernden

Front am 23.-24. Juli 1944 aufgelöst.

Während der Au= ösung wurde eine

Gruppe von 500 Häftlingen hinge-

richtet. Die Bauwerke und der Zaun

wurden in die Luft gesprengt. In der

Nähe der Massengräber be& ndet sich

bis heute ein Denkmal (aus rosigen

Sandstein) in Form einer Mauer.

Über die Straße Nr. 677 fahren wir

nach Kosów Lacki und von dort aus

nach Ceranów – und der Straße Nr.

63 folgend

Richtung Siedlce begeben wir uns

nach Sterdynia. Wir halten auf einem

rechteckigen Platz. Das ist der Markt

mit einer Grünanlage, auf dem sich

ein Obelisk zum Andenken des 100.

Jahrestages der Bauernbefreiung und

ein Denkmal in der Form eines Fel-

sen zum Andenken der Soldaten der

Heimatarmee be& nden. In der Nähe

sieht man die Türme der barocken

St. Anna-Pfarrkirche. Sie wurde 1779-

1783 errichtet und wurde von der Fa-

milie Ossoliński gestiftet. Der Haupt-

Page 112: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

112

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG

altar im Stil von Barock und des Klas-

sizismus stammt vom Ende des 18.

Jahrhundert. Einen historischen Wert

haben auch die Kanzlei und die Tauf-

becken aus dem 18. Jahrhundert. Be-

merkenswert sind auch die Gedenk-

tafeln und die Epitaphe der Familien

Ossoliński, Krasiński und Górski.

Hinter der Kirche kommen wir zu

einem weiteren Hügel, auf dem sich

ein ansehnlicher Parkpalastkomplex

be& ndet. Es ist eine alte aus dem 17.

oder 18. Jahrhundert stammende ba-

rocke Residenz, die zu Beginn des 19.

Jahrhundert für Stanisław Ossoliński

erweitert und umgebaut wurde. Rund

um den Palastkomplex erstreckt sich

ein alter Park, der wunderbar erneuert

wurde. Das Endergebnis kann man aus

der Torsicht bewundern (man kann

hier auch übernachten). Von ganz nah

sehen wir uns dagegen die am Ein-

fahrtstor stehende Kapelle, die an der

Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert

errichtet wurde und an der sich die

wunderschöne Skulptur von St. Flori-

an be& ndet.

Aus Sterdynia fahren wir dann wie-

der über die Straße Nr. 63 Richtung

Siedlce, in der Ortschaft Sabnie bie-

gen wir dann nach Jabłonna Lacka

ab. Hier be& ndet sich eine interes-

sante Pfarrkirche, die 1824–1834 in

Form eines griechischen Tempels mit

Page 113: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

113

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE

UMGEBUNG

ionischem Vier-Säulen-Portikus an der

Fassade errichtet wurde. Stifter der

Kirche war Ludwik Bieniewski, der Be-

sitzer der Güter in Jabłonna.

Von Jabłonna sind es nur 4 km

nach Gródek. Das Dorf liegt am lin-

ken Ufer des Bugs, auf einer hohen

Böschung. Jahrhunderte über trafen

sich hier die polnischen, litauischen

und russischen Ein= üsse. Hier domi-

nierten Unierte. In Gródek gab es eine

Unierten-Kirche, die - wie die meisten

- 1919 zu einer römischkatholischen

Kirche umgestaltet wurde. Die Kirche

erreicht man von der Dorfmitte aus.

Man muss nach rechts abbiegen. Es

ist eine Holzkirche (mit Kammkons-

truktion) mit einem Langhaus und

einem Turm. Daneben steht ein Glo-

ckenturm.

In der Nähe der Kirche be& ndet

sich ein Erholungszentrum, wo man

auch ein Campinghäuschen mieten

kann. Mit dem Weg am Zaun entlang

kommen wir an den Bug. Der Fluss

sieht an dieser Stelle sehr malerisch

aus. Ein Spaziergang am Ufer macht

wahren Spaß.

In der Nähe der nächsten Ortschaft,

Mołożewo, be& ndet sich das Natur-

schutzgebiet Wydma Mołożewska; es

schützt Wasser- und Stelzvögel.

Gleich hinter Mołożewo liegt

Wirów. Schon vom Weg aus sieht man

die originalen Bauwerke des alten or-

thodoxen Klosters, das durch die za-

ristischen Behörden am Ende des 19.

Jahrhunderts im Byzantiner-Stil er-

richtet wurde. Die orthodoxen Non-

nen leiteten einst Schulungen für pol-

nische Jugend aus dem Bereich der

Führung einer Wirtschaft, im Nähen

und auch im Kochen. Sie lehrten Ma-

thematik und Schreiben in russischer

Sprache. In der Nähe standen die er-

baute orthodoxe Kirche und eine Pfar-

rei. Alles war natürlich zum Zweck der

Propaganda, die zur Russi& kation des

polnischen Volkes führen sollte. 1918

zogen die Nonnen tief ins russische

Staatsgebiet. Priorin des Klosters war

eine weitere Verwandte des Zaren

Nikolaus II. Die polnischen Behörden

organisierten im Klostergebäude ein

Mädchenseminar für Lehrer, das von

katholischen Nonnen geführt wurde.

Es existierte bis 1928. Bis 1957 gab es

hier ein Kinderheim. Aktuell be& ndet

sich hier eine Erziehungsanstalt für

geistig behinderte Kinder mit einem

mäßigen Behinderungsgrad.

Weiter fahren wir nach Korczew.

Leider müssen wir uns mit P= aster-

und Feldwegen fortbewegen. Das

Dorf ist genauso alt wie Drohiczyn.

Im Laufe der Jahrhunderte änderte

es sehr oft ihre Besitzer. 1712 wur-

de Korczew von Wiktoryn Kuczyński

erworben. Wir sehen uns hier einen

Parkpalastkomplex an. Das Gelän-

de um den Palast samt dem Park ist

35,5 Ha groß. Fast der ganze Park äh-

nelt einem Wald. Der Palast wurde im

Stil des Klassizismus gestaltet. Es ist

ein einstöckiges Gebäude, aus Mau-

erwerk, mit einer Länge von 40 m. In

der Mitte wird es mit Säulen gestützt

und wird oben von einer dreieckigen

Fassade gekrönt. Aktuell dauern die

von den Erben der Besitzer geführ-

Page 114: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

114

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG

te Renovierungsarbeiten. Das Objekt

wird den Besucher jedoch zur Besich-

tigung frei gegeben. Drinnen kann

man ein herrliches in Holz ausgeführ-

tes Vorzimmer bewundern. In der ers-

ten Etage bewundern wir eine Aus-

stellung zur Person von Cyprian Kamil

Norwid. Freundschaftliche Kontakte

zum Poeten hielt Joanna Kuczyńska.

Unten, im Ballsaal gibt es eine herr-

liche, bemerkenswerte Decke. Die

hier versammelten Fotogra& en stel-

len die Geschichte des Palastes dar:

von seiner Pracht in der Vorkriegszeit,

über die Zeit seiner Verwüstung, als

im Ballsaal ein Handelslager vorhan-

den war, bis zu den Zeiten seines Wie-

deraufbaus.

Im Nebensaal können wir den

Stammbaum der Familie Kuczyński

analysieren.

Einst gab es im Palast 50 Zimmer;

diese erinnern sich noch an die Zeit

der Konföderation von Bar, als unter

der Leitung von Leon Kuczyński sich

hier die Anhänger der Konföderati-

on versammelten. Alle Palasträume

waren im Stil vom Ludwig XV. ein-

gerichtet. Der Palast und sein ge-

räumiger Hof sind von der Süd- und

Westseite von einer riesigen Mauer

umgeben.

Sehr angenehm ist ein Spaziergang

durch den, den Palast umgebenden

Park. Man sieht noch die alten Alleen.

Von hier aus erstrecken sich herrliche

Ausblicke auf das Tal des Bugs. Man

kann einen Stein aus der vorchrist-

lichen Zeit besichtigen, man & ndet

ihn wenn man sich an die Ausschil-

derung hält. In der Palast-Bastei kann

man übernachten.

Aus Korczew fahren wir Richtung

Siedlce. In der Pfarrkirche aus der Zeit

der Spätrenaissance, die sich in Kny-

chówek be& ndet, bewundern wir die

Seitenaltäre aus dem 17. Jahrhundert,

eine Kanzlei, einen Taufbecken, einen

Beichtstuhl und Chorgestühle.

Jetzt machen wir uns wieder auf

den Weg, diesmal in die Ortschaft

Mordy. Eine Dekoration der Stadt ist

der klassizistische Palast aus dem 18.

Jahrhundert. Bemerkenswert ist das

zum Palast führende Einfahrtstor.

Das ganze wird von einem Park aus

dem 18. Jahrhundert mit Überresten

alter Wassergräben und Walle und

vielen Arten von Nadelbäumen um-

geben. Heute verfällt es leider und

man kann die Bauwerke nur von hin-

ter der Mauer besichtigen. Wir bege-

ben uns nun in die barocke Pfarrkir-

che aus dem Anfang des 18. Jahr-

hunderts. Seit dem 15. Jahrhundert

gehörte die Ortschaft Mordy der Fa-

milie Koszycki, 1522 wurden sie dann

zum Besitz des Woiwoden von Wil-

na, Nikolaus Radziwiłł, dem Schwar-

zen. Er bildete die Stadt zu einem Re-

formationszentrum Podlachiens um.

Hier war auch eins der Hauptzent-

ren der Arianer in Polen. 1533 fand

in Mordy eine Synode statt, an der

die Pastoren aus Podlachien und Li-

tauen teilnahmen.

Das nächste Ziel auf unserer Rou-

te ist die Stadt Siedlce. Die ersten his-

torischen Einträge von Siedlce stam-

men von 1448 und 1547 erhielt die

Page 115: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

115

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE

UMGEBUNG

Stadt von Sigismund dem Alten die

Stadtrechte zugesprochen. Siedlce

gehörten dem Geschlecht der Gnie-

wosz, das in der ersten Hälfte des 16.

Jahrhunderts den Namen Siedlecki

annahm. Die Entwicklung der Stadt

erfolgte in der zweiten Hälfte des 17.

Jahrhunderts, als die Stadt der Fami-

lie Czartoryski gehörte. Zum Anfang

des 18. Jahrhunderts stifteten Iza-

bela und Kazimierz Czartoryski der

Stadt eine Kirche und erbauten einen

Palast. Der Palast und die Kirche wur-

den dann von der Frau des Hetmans,

Aleksandra Ogińska, umgebaut und

aus ihrer Initiative entstanden in der

Stadt weitere Bauwerke, unter ande-

rem das Rathaus. Es ist ein Gebäude

im Stil des Spätbarocks und des Klas-

sizismus. Aktuell be& ndet sich dar-

in das Bezirksmuseum, in dem wir

Sammlungen zur Verbildlichung der

Geschichte und Kultur Westpodlachi-

ens besichtigen können.

An der Ostwand des Rathauses be-

& ndet sich ein Denkmal von Tadeusz

Kościuszko. Er war im September

1794 in Siedlce zu Gast. Beim ersten

Mal traf er bei einem Mittagessen bei

Aleksandra Ogińska den Poeten Juli-

an Ursyn Niemcewicz, beim zweiten

Mal hielt er hier auf dem Weg nach

Wiśniów an, wohin er sich begab, um

eine Übersicht der Korps von General

Sierakowski durchzuführen.

Wenn wir durch die Floriańska-

Straße laufen, erreichen wir die Kir-

che des heiligen Bischofs Stanislaus.

Es ist ein Bauwerk im Stil des Barocks

und Klassizismus, das 1740-1749 er-

richtet und 1753 eingeweiht wurde.

Die neue Fassade wurde 1793 erbaut.

Der klassizistische Hauptaltar stammt

vom Ende des 18. Jahrhunderts. Im

Zentrum des Altars be& ndet sich ein

Gemälde der Muttergottes mit Jesu-

lein aus dem 17. Jahrhundert. Es lohnt

sich auch die Bildnisse der Evangelis-

ten im Presbyterium zu betrachten,

sie stammen aus der Galerie der Fa-

milie Ossoliński.

Von der Kirche aus begeben wir

uns auf die Kościuszki-Straße, hinter

der Kreuzung sind die Hofställe und

das Gartenhaus sichtbar. An der Ost-

seite be& ndet sich der Palast der Fa-

milie Ogiński. Es ist ein klassizistisches

Bauwerk. Die Jahre seiner Pracht fal-

len auf die Lebenszeit von Aleksand-

ra Ogińska. Sie nahm bei sich Poeten

und Maler aus ganz Polen auf. Sie ver-

anstaltete Feste, Aus= üge, Vorstellun-

gen. Heute ist hier der Sitz der Stadt-

verwaltung.

Der Palast wird von einem Land-

schaftspark umgeben, der 1776-1781

angelegt wurde. Am 20. Juli 1783 wur-

den im Park zur Würdigung des Be-

suches des Königs Stanislaus August

Poniatowski im Park weitere Räume

angebaut und auf den Teichen wur-

den Inseln errichtet. Aktuell ist der

Park 14 ha groß, das ist doppelt soviel

wie in seiner prachtvollsten Zeit.

Hinter Siedlce müssen wir die Ver-

bindungsstraße zwischen Warschau

und Terespol fahren. In Chlewiska

(Gemeinde Kotuń) befindet sich der

malerisch zwischen Wäldern und

Wiesen gelegene Hof aus dem 19.

Page 116: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

116

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG

Jahrhundert, der als „Reymontówka”

bezeichnet wird. Aurelia Reymont

– die Witwe des Nobelpreisträgers

– erwarb diesen Hofpalastkomplex

1926. Die Zeiten ihrer „Herrschaft”

waren die besten Jahre von Chlewis-

ka. Damals wurde der Ostflügel des

Hofes, das Gärtnerhäuschen und das

Einfahrtstor im Podhale-Stil erbaut.

Heute befindet sich hier das Haus

für Schöpferische Tätigkeit. Organi-

siert werden hier Freilichtausstellun-

gen, künstlerische Workshops und

Konferenzen.

Dann begeben wir uns nach Mo-

kobody, wo sich eine Kirche befin-

det, die dafür bekannt ist, dass ihr

Entwurf die königliche Ausschrei-

bung für das Entwerfen der Kirche

der Vorsehung gewann. Diese Kirche

sollte in Warschau an dieser Stelle,

wo sich heute der Botanische Garten

befindet (beim Park Łazienki) als ein

Votum für die Verabschiedung des

Grundgesetzes vom 3. Mai, errichtet

werden. Jakub Kubicki, der 1793 von

Jan Onufry Ossoliński nach Moko-

body gebracht wurde, verkleinerte

das Projekt der ursprünglichen Kir-

che um vier Mal und begann den 25

Jahre lang dauernden Bau. Die Kir-

che ist ein klassizistisches Bauwerk

von ausgewogener Form. Sie ist we-

gen des aus dem 17. Jahrhundert

stammenden Gemäldes der Mutter-

gottes von Budziszyn bekannt, das

sich in der Seitenkapelle befindet.

Der Kultus hängt mit der Ortschaft

Budzieszyn zusammen, wo der Le-

gende nach die polnischen Krieger

von einem heimtückischen Überfall

der Jatwinger auf eine wundersame

Art bewahrt wurden. Die im Schlaf

vertieften Krieger wurden von dem

Schein, der vom Gemälde der Mut-

tergottes mit dem Jesulein kam,

geweckt. In Budzieszyn entspringt

auch heute noch die Quelle, die Pil-

ger anzieht, die wieder gesund wer-

den möchten.

Page 117: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

117

MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE

UMGEBUNG

Praktische Informationen

• Warschau – Treblinka – Sterdyń – Korczew – Siedlce: 170 km.

Insgesamt 340 km.

• Treblinka – 2 Stunden, Sterdyń – 1 Stunde, Gródek – 1 Stunde,

Korczew – 1 Stunde, Siedlce – 2,5 Stunden.

Übernachtungsplätze:

• Sport- und Erholungszentrum (Ośrodek Sportu i Rekreacji),

Gródek, Gemeinde Jabłonna Lacka, Tel.+48 (25) 781 40 10,

781 40 56

• Palastbastei in Korczew (Baszta Pałacowa w Korczewie),

Reservierung, Tel. +48 (25) 631 20 68

• Hotel Arche, ul. Brzeska 134, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 04 33

• Hotel Hetman, ul. Warszawska 133, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 30 00

• Handelshaus (Dom Handlowy) Janusz – Hotel – Restaurant,

ul. Pusta 15, Siedlce, Tel. +48 (25) 633 06 66

• Hotel Malutki, ul. Gałczyńskiego 4, Siedlce, Tel. +48 (25) 643 59 20

• Panorama Hotel, ul. Okrężna 25, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 99 55

• Zimmervermietung, Danuta Pawluk, ul. Morcinka 25, Siedle,

Tel. +48 (25) 644 56 48

• Palastkomplex der Familie Ossoliński (Zespół Pałacowy

Ossolińskich), ul. Kościelna 43, Sterdyń, Tel. +48 (25) 781 09 50

Gastronomie:

• Sport- und Erholungszentrum (Ośrodek Sportu i Rekreacji),

Mittagstische, Gródek, (siehe oben)

• Restaurant Signor CaQ ettano, ul. Armii Krajowej 12, Siedlce,

Tel. +48 (25) 644 68 16

• Restaurant im Hotel Hetman, Siedlce, (siehe oben)

Page 118: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

118

A

Augustów 23, 54, 56-57, 102

B

Bieżuń 64-65, 67-68

Brochów 82, 85, 87

Brok 50-51, 53, 110

C

Chlewiska 14, 17-19, 21

Chlewiska koło Siedlec 110, 116

Ciechanów 27-28, 30-31, 34, 110

Czarnia 22, 25-26

Czarnolas 57, 59

Czersk 8, 11-13, 28

Czerwińsk 39-43, 54

D

Drobin 68

G

Garbatka Letnisko 58-59

Giżyce 77

Gołotczyzna 27, 34

Góra Kalwaria 11, 13

Granica 69-70, 74-75

Gródek 110, 117

Guzów 76-78, 81

I

Iłża 94, 96, 101

J

Jabłonna Lacka 110, 113, 117

K

Kadzidło 22, 24, 26

Kamieńczyk 50, 53

Kampinos 74, 75

Korczew 114, 117

Kozienice 54, 56, 59

Krasne 33-34

L

Lewiczyn 60-61, 63

Liw 28, 88-91, 93

Ł

Łąck 44, 48-49, 80

Łyse 22, 26

M

Mała Wieś 60, 63

Modlin 35, 37, 43, 71

Mokobody 110, 116

Mordy 110, 114-115

Myszyniec 22-23, 25-26

N

Niepokalanów 76, 81

Nowy Dwór Mazowiecki 35, 37, 43

O

Opinogóra 31-34

Orońsko 19-21

Ostrołęka 23-24, 26

P

Paprotnia 76, 81

Petrykozy 60-61, 63

Płock 37, 39, 42, 44-45, 47-49

Pułtusk 102, 105, 108-109

R

Radom 14, 56, 94, 97-98, 101

Rokicie 44, 48-49

S

Sanniki 86-87

Siedlce 110, 115-117

Sierpc 64-65, 67-68

Sochaczew 76, 78-81

Stara Wieś 88-93

Sterdyń 110-111, 113, 117

Sucha 88, 93

Szydłowiec 14-15, 17, 19, 21

Szymanów 76-77, 81

T

Treblinka 91, 110-111, 117

W

Warka 12, 60-61, 63

Węgrów 88, 91-93

Wirów 110, 113

Wyszków 50-51, 53

Wyszków nad Liwcem 88-89, 93

Wyszogród 35, 42-43

Z

Zakroczym 37, 39

Zawodzie 23

Zuzela 50-53

Zwoleń 57-59

Ż

Żelazowa Wola 82-83, 87

Ortverzeichnis

Page 119: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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Page 120: Masowien Aktive Wochenend- Turistik

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NOTIZEN