masowien aktive wochenend- turistik
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MasowienAktive
Wochenend-Turistik
FÜR GLOBETROTTER
Entdecken Sie die schönsten Naturwunder und die bezauberden
Architekturdenkmäler in Masowien
Text: Małgorzata Bochenek
Umschlagentwurf und Graphik: PANCZAKIEWICZ ART.DESIGN / Paweł Panczakiewicz www.panczakiewicz.pl
Korrektur: www.pracownialogos.com.pl
Verleger: Die Woiwodschaft MasowienPL-03-719 Warschau, ul. Jagiellońska 26Tel.: +48 (22) 597-91-00, Fax: +48 (22) 597-92-90e-mail: [email protected]
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Die Publikation wurde aus Mitteln der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Masowien " nanziert.
Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Einwilligung
des Verlegers darf kein Teil der vorliegenden
Publikation vervielfältigt werden.
ISBN 978-83-62082-19-3Warschau 2010
In der Region religiösen Kultus und der wunderbaren Vergangenheit . . . . . . 8
Die Familie Szydłowiecki lädt ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Kurpien, von der Achtung der alten Sitten und Bräuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Unter den Gespenstern und Einwohnern im Schloss in Ciechanów . . . 27
In der Wehrburg und den Burgen an der Weichsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Auf der Suche nach polnischen Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Erholungsstätten am Bug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Im Kozienicka-Urwald und auf den Spuren Jan Kochanowskis . . . . . . . . . . . . . . . 54
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In der Region der blühenden Apfelbäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
In der Kleinstadt und auf dem Dorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Spaziergang durch den Kampinos-Urwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Sanktuarien, Paläste und Höfe in der Gegend von Sochaczew . . . . . . . . . 76
Das Masowien Chopins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Am Liwiec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Wanderungen durch Radom und seine Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Im Pułtusk am Narew . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
Siedlce und seine Umgebung . . . . . . . . 110
Inhaltsverzeichnis
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In diesem Führer stellen wir die schönsten Plätze der Woiwodschaft Masowien
vor. Wir zeigen Ihnen bekannte und unbekannte Denkmäler, den Reichtum
der Kultur und die wunderbare Naturlandschaft. Hier können wir die Ruinen
mittelalterlicher Burgen, die einst von masowischen Herzögen bewohnt wur-
den, Kirchen, die aus verschiedenen Geschichtsperioden stammen, darunter
die für diesen Teil des Landes so charakteristischen Gotteshäuser im Stil der
an der Weichsel herrschenden Gotik, bewundern. Die historischen Denkmäler
von Płock gehören zu den wertvollsten in ganz Polen. Jeder, der den Zau-
ber von Pułtusk kennen lernen wird, wird mit Sicherheit hierher immer
wieder zurückkehren. Von der Geschichte dieser Landstriche zeugen
die zahlreichen Exponate, die in den Regionalmuseen zusammen-
getragen wurden. Die Volkstradition lebt in den Freilichtmuseen
fort. Wunderbare Sammelstücke aus der Sezessionsperiode
be& nden sich im Museum in Płock. Jeder wird sich auch an
das ärztliche Behandlungszimmer im Museum der Klein-
stadt in Bieżuń erinnern. Ein wahres Paradies für Liebhaber
von Schmalspurbahnen be& ndet sich in Sochaczew. Der
wahre Schatz Masowiens ist jedoch seine Naturland-
schaft. Das Kampinos-Landschaftsschutzgebiet, unweit
der Metropole, ist eine wahre Einzigartigkeit in Europa.
Viel Zauber üben auch die bekannten masowischen
Ebenen mit ihren Trauerweiden und unbegradigten
Flüssen aus.
DIE WOIWODSCHAFT MASOWIENFläche – 35.500 km2
Bevölkerung – 5,2 Mio.
Woiwodschaftsmetropole – Warschau
Größere Städte – Radom, Płock, Siedlce, Ciechanów, Ostrołęka
Landkreise – 37
Landkreisstädte - 5
Gemeinden – 309
Waldfläche (in Tausenden von Ha) – 779,3
Gesetzlich geschützte Gebiete (in % der Gesamtfläche) – 29,6
Anzahl der Touristen in Masowien, jährlich – ca. 5 Mio.
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK
EINLEITUNG
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
IN DER REGION RELIGIÖSER KULTUSRITEN UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
GÓRA KALWARIA UND CZERSK
Góra Kalwaria und Czersk be& n-
den sich etwa 40 km südlich
von Warschau. Sie erreichen den Ort
über die Straße Nr. 79, Richtung San-
domierz. Zuerst lohnt es sich aber in
Góra Kalwaria anzuhalten. Die Stadt-
gestaltung ist äußerst außergewöhn-
lich. Sie entstand in der Barockzeit.
Die Stadt wurde auf dem Grundriss
eines lateinischen Kreuzes aufge-
baut. Den längeren Arm des Kreuzes
bilden die Straßen Kalwaryjska und
Rynek, die kürzeren Arme die Straßen
Dominikańska und Pijarska. An den
Enden befanden sich – analog zum
Aufbau von Jerusalem – drei Klöster,
die Einfahrtstore der Heiligen Stadt
symbolisieren sollten. Am Schnitt-
punkt der beiden Achsen wurde eine
Kapelle unter dem Namen des Hauses
von Pilatus (Dom Piłata) errichtet;
heute be& ndet sich hier die Kirche
zur Erhebung des Heiligen Kreuzes.
Die Kapelle wurde 1680 errichtet und
1791 umgebaut. Unter dem Altar be-
& ndet sich eine Krypta mit der Grab-
stätte des Bischofs Stefan Wierzbow-
ski. An der zweiten Seite der Grünan-
lage be& ndet sich das Rathaus und
an der Bushaltestelle die aus dem 19.
Jahrhundert stammenden Markthal-
len und „Jatki“ (Fleischbänke).
An der ks. Sajny-Straße be& ndet
sich die heutige Pfarrkirche der Un-
be= eckten Empfängnis der Heiligen
Jungfrau Maria. Früher gehörte di-
ese Kirche dem Bernhardinerorden.
Die Kirche wurde 1755-1759 im ba-
rocken Stil, nach Entwurf Jakub Fon-
tanas errichtet. Die Innenausstattung
ist im Stil des Barocks und des Roko-
kos gestaltet. Besonders bemerkens-
wert sind die Kanzlei im Rokokostil
und der Sarkophag des heiligen Wale-
rians (aus schwarzem Marmor). In der
Kapelle an der rechten Seite be& ndet
sich das in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts gemalte und für Wun-
der bekannte Gemälde der Mutter-
gottes Górska, die auch als die Gnä-
dige Trostmutter bezeichnet wird.
In den Kellerräumen der Kirche liegt
der Stifter der Kirche und des Klos-
ters, Franciszek Bieliński, begraben.
Der Hof wurde mit einem Zaun aus
Gusseisen, mit einem Tor, über dem
auf Säulen mit vier barocken Steins-
kulpturen der heiligen Franz von As-
sisi, Antonius von Padua, Johannes
Capistranus und Bernard Sieneński
dominieren, umgeben. Neben der
Kirche be& nden sich barocke Kloster-
bauten von 1755. Der Kirche gegenü-
ber steht der alte Palast des Bischofs
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN
KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
Wierzbowski aus der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts. Heute be& ndet
sich dort das Stadtarchiv.
Die barocke Antonius-von-Padua-
Kapelle erreichen wir über die św.
Antoniego-Straße, die gleich hinter
der Pfarrkirche verläuft und bis zum
Weichselufer führt. In dem neobaro-
cken Altar von 1903 wurden die ba-
rocke Skulptur des heiligen Antonius
und das Reliquiar des Heiligen in Form
einer Hand aus dem 18. Jahrhundert
angebracht.
Wenn wir von Warschau kommend
in die Stadt einfahren, ist das alte Pi-
aristen-Kollegium, das 1675 von Bi-
schof Wierzbowski gestiftet wurde,
zu sehen. Von der Kapelle erreichen
wir diesen Platz, wenn wir die ks. Saj-
ny-Straße nehmen. Am Marszałka Jó-
zefa Piłsudskiego-Platz wurde 1989
das Brustbild des Marschalls Piłsudski
rekonstruiert. Der Obelisk wurde von
den O? zieren der Pferdeartillerie der
polnischen Streitkräfte gestiftet und
am 3. August 1931 zum Andenken der
Ordensverleihung der Virtuti Militari
Auszeichnungen für den Krieg 1920
durch Piłsudski enthüllt. Zerstört wur-
de das Denkmal auf Antrag des Stadt-
komitees der Polnischen Vereinigten
Arbeiterpartei (PZPR) und des Vorsit-
zenden des Nationalen Stadtrates.
Weiter entlang der ks. Sajny-Straße
kommen wir in die Szpitalna-Straße.
Heute be& ndet sich in dem alten Pia-
risten-Kollegium das Haus der Sozial-
hilfe (Dom Pomocy Społecznej).
Nun begeben wir uns wieder in
Richtung des Stadtzentrums, diesmal
entlang der Pijarska-Straße. Dort un-
ter den Nummern 5. und 10./12. be-
fanden sich eine Synagoge und der
Zaddikshof. Erhalten blieben aber
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
bloß die gusseisernen Pfeiler. Im 19.
Jahrhundert entstand in Kalwaria
eines der wichtigsten Zentren des
polnischen Chassidismus. 1859 sie-
delte sich hier Icchak Meir Alter, der
Begründer der gesamten Zaddiken-
dynastie, die von Pilgern aus ganz Po-
len und Europa aufgesucht wurde, an.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wur-
de sogar eine Schmalspurbahnver-
bindung in Betrieb genommen, die
Pilger aus Warschau hierher anfahren
ließ. Der Zaddik war Mitbesitzer die-
ser Bahnlinie. Vor dem Zweiten Welt-
krieg war der Hof des Zaddiks Abra-
ham Mordechaj Alter, eines Abgeord-
neten zum Sejm und Senators, eines
der stärksten Zentren jüdischen Reli-
gionskults in Polen. Zu Beginn der Be-
satzung schaQ te es Alter nach Jerusa-
lem auszureisen, wo er 1948 starb. Im
Hof an der Pijarska-Straße (unter der
Nummer 10.) steht das aus Ziegeln
gebaute Gebetshaus vom Anfang des
20. Jahrhunderts, das aktuell die Rolle
eines Hauses für religiöse Studien der
Familie Alter erfüllt. Gleich daneben
be& ndet sich der alte Zaddikshof des
Begründers der kompletten Dynastie
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In
der Nähe des katholischen Friedhofs,
an der Zakalwaryjska-Straße, & nden
wir einen Kirkut mit wenigen noch
erhaltenen Grabsteinen und dem
vor kurzem gebautem Ohel, einem
gemauerten Gebäude, der Reststät-
te des Zaddiks. Diese Stelle erreichen
wir über die Piłsudskiego-, Kalwaryjs-
ka- und Zakalwaryjska-Straße.
Wir begeben uns nun zurück zum
Rathaus und gehen in die außerhalb
der Stadt in Marianki gelegene Got-
tesvorsehungs-Rektoralkirche von
1674; sie war ein Element der Golgota
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN
KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
und hieß „Wieczernik“. Betreut wird sie
vom Marianer-Orden. Das ursprüng-
liche Gebäude wurde dann wesent-
lich umgebaut. Im Inneren be& ndet
sich der Sarkophag des Begründers
des Marianer-Ordens – des Priesters
Stanisław Papczyński. Im Park um die
Kirche hat man einen Kreuzweg ab-
gesteckt, der sich aus fünfzehn aus-
gemeißelten kleinen Kapellen zusam-
mensetzt.
Weiter bewegen wir uns im Weich-
sel-Tal über den grünen Wanderpfad,
der durch die Obstgärten im histo-
rischen Wielki Gościniec führt. Nach-
dem wir uns etwa 8 km von der Kir-
che entfernt haben, erreichen wir das
– uns den Weg weisende – Schloss
von Czersk.
Diejenigen, die über einen fahr-
baren Untersatz verfügen, können
die Stelle mit dem Auto erreichen.
Wenn Sie über die Straße Nr. 79 nach
Sandomierz fahren, müssen Sie gleich
hinter Góra Kalwaria, hinter der Tank-
stelle links abbiegen. Nach ein paar
Minuten Fahrt erscheint vor unseren
Augen Czersk mit seinen malerischen
Ruinen. Das Auto stellen wir auf dem
Marktplatz ab.
Das Schloss erreichen wir über das
Kirchengelände. Die Kirche wurde
1805-1806 errichtet, der Turm wurde
1868 gebaut, doch die aktuelle ne-
obarocke Gestalt verdankt das Got-
teshaus einem Umbau aus dem Jahr
1900. Die Innenausstattung der Kir-
che stammt aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Über die Mauerbrücke, die 1762
von Franciszek Bieliński errichtet wur-
de, kommen wir auf das Schlossgelän-
de. Das Schloss kann jeden Tag von
8.00 bis 20.00 Uhr besichtigt werden.
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
An der Kasse können Sie einen Führer
durch das Schloss und andere interes-
sante Publikationen erwerben.
Die Ruinen machen einen phantas-
tischen Eindruck und von hier aus gibt
es ein prachtvolles Panorama zu be-
wundern, das die Schönheit der ma-
sowische Landschaft oQ enbart. Heute
zeugen nur sie vom einstigen Ruhm
der alten Stadt. Czersk wurde Mitte
des 13. Jahrhunderts zum wichtigs-
ten politischen und religiösen Zen-
trum Südmasowiens. Vor 1252 wurde
hierher aus Grójec die Hauptstadt des
Archidiakonats übertragen, die Stadt
wurde zum Sitz des Burgvogts und
dann zur Metropole des Herzogtums
von Czersk. Seinen Fall, der seit dem
15. Jahrhundert andauerte, verursach-
te eine Laune der Natur. Die Weich-
sel änderte ihren Lauf und entfernte
sich von Czersk und trug zur Vermin-
derung der Handels- und Abwehrrol-
le der Stadt bei. Das Stadtrecht wurde
Czersk 1869 entzogen.
Das Schloss war Sitz der masowi-
schen Herzöge. Wenn wir das Schloss
durch das Tor betreten, können wir
kurz an der Tafel mit der Beschrei-
bung des Objekts stehen bleiben. Bis
heute sind der viereckige Turm und
zwei zylinderförmige Basteien erhal-
ten geblieben. Es lohnt sich, diese zu
erklimmen und die gotischen Mau-
ern, schmalen Fenster und das wun-
derbare Panorama des Weichseltals
zu bewundern.
Das Schloss hat eine bunte Ge-
schichte. Anstelle der aus Holz kons-
truierten Bauwerke begann man im
14. Jahrhundert das Schloss zu erwei-
tern. Die Bauarbeiten zogen sich in der
Zeit höchstwahrscheinlich sogar bis
ins 15. Jahrhundert hin. Die südliche
Bastei erfüllte angeblich die Aufgabe
eines Gefängnisses, in dem Konrad
Mazowiecki Henryk Brodaty und den
ein paar Jahre alten Bolesław [der spä-
ter Wstydliwy (der Schüchterne) ge-
nannt werden sollte] gefangen hielt.
Nachdem das Herzogtum von Czersk
dann 1526 an die Gebiete der Pol-
nischen Krone angeschlossen worden
war, ging das Schloss in den Besitz des
Königs über. Im 16. Jahrhundert wur-
de es zum letzten Mal umgebaut. Hier
war Königin Bona ansässig, die die
hiesigen Weingärten und die umge-
benden Gärten gründete.
Das ist aber schon lange Geschich-
te. Das Schloss wurde von den Schwe-
den in die Luft gesprengt. Ein Teil der
schwedischen Division, die am 7. April
1656 bei Warka zerschlagen wurde,
suchte hier Schutz und brannte die
Stadt nach einem dreitägigen Aufent-
halt vollständig nieder, wobei auch das
Schloss zerstört wurde. Ein paar Jahre
später beendeten die Kosaken und die
Soldaten Rakoczys dieses Zerstörungs-
werk. 1904 gingen die Ruinen in den
Besitz der Gesellschaft für Denkmal-
schutz über und wenige Jahre spä-
ter wurde mit den Konservierungsar-
beiten begonnen.
Heute halten auf dem Schlosshof
die Touristen Picknicks ab und be-
wundern die erhaltenen Spuren des
Ruhms der masowischen Herzöge.
Hier & nden verschiedene Veranstal-
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION RELIGIÖSEN
KULTUS UND DER WUNDERBAREN VERGANGENHEIT
tungen statt, z.B. „Die Gärten der Kö-
nigin Bona“ („Ogrody królowej Bony”).
Es gibt da nicht wenige Sagen und
geheimnisvolle Legenden, wie z.B.
von den am Fuße der Burg funkeln-
den Lichtern, es gibt auch eine Ge-
schichte über einen Schatz, der in
dem unterirdischen Verlies verbor-
gen liegen soll.
Nach dem Besuch können wir,
wenn wir uns nicht für ein Picknick in
der Burg entschieden haben, in einem
der lokalen Gasthäuser zu Mittag es-
sen, auch ein Café, ein Geschäft und
eine Bar, in der man Hühnchen frisch
vom Rost essen kann, gibt es hier.
Erquickt und mit vollem Magen
begeben wir uns direkt an die Weich-
sel, die dank ihrer launenhaften Natur
die Stadt Czersk der alten Pracht be-
raubt hat. Wir fahren den alten Trakt
zwischen Feldern und Obstgärten
am Flusstal entlang. Der gekrümmte
Weg führt uns an die Stelle. Dank der
Betonplatten können Sie direkt an
den Hauptstrom des Flusses hinab-
gehen und die Erfolge der Angler
beschauen. Man kann sich hier auch
schön hinsetzen und sich von den
Klängen der Natur verwöhnen las-
sen. Man kann auch am Weichselwall
entlang spazieren gehen.
Praktische Informationen
• Warszawa – Góra Kalwaria – Czersk – Zufahrt zur Weichsel:
insgesamt 50 km. Gesamtlänge der Aus= ugsstrecke 100 km.
• Besichtigung der Góra Kalwaria – 3 Stunden, des Schlosses in
Czersk – 1 Stunde, Spaziergang von Góra Kalwaria nach Czersk
ca. 3 Stunden, Spaziergang am Weichselwall entlang 1,5 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Touristen- und Gastronomiezentrum (Ośrodek Turystyczno-Gastro
nomiczny)„Brzanka”, al. Wyzwolenia 1, Góra Kalwaria,
Tel. +48 605 765 587, +48 501 772 625
• Hotel und Bar Nad Wisłą, al. Wyzwolenia 1, Góra Kalwaria,
Tel. +48 (22) 727 16 29
• Euro-Motel, Solec 157, Taniocha, +48 (22) 727 50 49
• Euro-Motel 2, ul. Rybie 4, Góra Kalwaria, Tel. +48 (22) 727 49 91
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Pizzeria Omega, Góra Kalwaria, ul. Dominikańska 32,
Tel. +48 (22) 717 85 03
• Restaurant Złoty Róg, Góra Kalwaria, ul. Wojska Polskiego 37,
Tel. +48 (22) 727 41 36
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
DIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
SZYDŁOWIEC – CHLEWISKA – OROŃSKO
Das ist ein Aus= ug, der Sie in den
Süden der Woiwodschaft führt.
Die Entfernung von Warschau nach
Szydłowiec beträgt 130 km. Die Stadt
erreicht man über die Straße Nr. 7
Richtung Krakau.
Szydłowiec liegt am Rande der Ra-
domska Ebene (Równina Radomska)
und eigentlich am Fuße des Heilig-
kreuzgebirges (Góry Świętokrzyskie)
zwischen Radom und Kielce. Heute
ist es eine kleine Ortschaft mit bunter
Geschichte und wunderschönen his-
torischen Denkmälern.
Der Ort hat sich unter Touris-
ten große Anerkennung verdient.
Es lohnt sich, die Besichtigungstour
am Großen Markt (Rynek Wielki) zu
beginnen. Das wunderschöne Rat-
haus ist ein wahrer Blickfang. Es ge-
hört zu den wertvollsten historischen
Denkmälern der polnischen welt-
lichen Baukunst der Spätrenaissan-
ce. Hier waren der Sitz der Stadtbe-
hörden und ein Ort, an dem feier-
liche Versammlungen des Rates und
des Volkes stattfanden. Heute be& n-
det sich hier der Sitz der Selbstverwal-
tung. Beachtenswert sind der sechs-
stöckige Turm im Stil der Pseudo-Re-
naissance mit einem Helm und einer
Uhr, die hohe Attika und vier, aus den
runden Böschungen herauswach-
sende Ecktürme. Im Keller be& ndet
sich das Café „Piwnica Szydłowiecka“.
Ein Spaziergang um das gesamte Ge-
bäude herum lohnt sich. Vor dem Rat-
hausfronton be& ndet sich der Stadt-
pranger. Er stammt aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er ist mit
Maskaronen mit Metallhaltern ver-
ziert. Der Bau dieses Rathauses wurde
1626 beendet, als Szydłowiec der Fa-
milie Radziwiłł angehörte. Diese wa-
ren nicht das einzige bekannte Ge-
schlecht, dessen Geschichte mit je-
ner der Stadt verbunden war.
Seit dem Anfang des 13. Jahrhun-
derts war die Stadt Sitz der Fami-
lie Odrowąż, die dann den Namen
Szydłowiecki annahmen. Im Süden
vom Markt, auf einer kleinen Anhöhe
be& ndet sich die spätgotische St. Si-
gismund-Kirche, die von der Familie
Szydłowiecki gestiftet wurde. Ihr Bau
wurde zwischen 1509 und 1525 ab-
geschlossen. Kurze Zeit über erfüllte
das Gotteshaus die Rolle einer Kalvi-
nisten-Gemeinde; dies geschah dank
Nikolaus Radziwill dem Schwarzen
(Mikołaj Radziwiłł „Czarny“). Beach-
tenswert sind die hohen, schmalen
Dächer und Strebepfeiler mit Son-
nenuhren. Trotz der zahlreichen Um-
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE
SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
bauarbeiten, die im 18. Jahrhundert
vorgenommen wurden, konnte die
Mehrheit der originalen Bauelemente
erhalten werden: die Quaderumrah-
mungen der FensteröQ nungen und
die Inneneinrichtung. Im Langhaus
be& ndet sich eine ganz untypische,
aus Lärchenholz erstellte Wölbung
mit einer bunten Polychromie, die
St. Sigismund den König (Zygmunt
Król) darstellt. An den Ost= ügel des
Langhauses wurde an seinen süd-
lichen Teil eine Kapelle hinzugefügt,
an deren Wölbung das Wappen der
Familie Odrowąż zu sehen ist. Die Kir-
chenwände sind mit einer Polychro-
mie im Stil der Renaissance bedeckt.
Der Hauptaltar – aus der Spätrenais-
sance – entstand 1618-1627. Er ist
reichlich mit Reliefen und Malereien
verziert. Er gehört zu den wertvolls-
ten historischen Denkmälern dieser
Art in dieser Region Polens. Der Grab-
stein von Mikołaj Szydłowiecki ist im
Presbyterium aufzu& nden. Er wurde
im 16. Jahrhundert aus rotem unga-
rischem Marmorstein angefertigt.
Sehenswert sind auch das gotische
Taufbecken aus Stein und das spätgo-
tische Polyptychon im Presbyterium,
das 1507-1510 erstellt wurde. Außer-
gewöhnlich interessant ist die unter
dem Chor erhaltene Felderdecke aus
der Frührenaissance, die mit gemal-
ten Rosetten gefüllt ist. Der Grabstein
von Nikolaus Radziwiłł und seiner Frau
Maria stammt aus dem Jahr 1805 und
stellt die Gestalt einer sich an einer
Urne anlehnenden Frau dar. Zu den
Besonderheiten der Kirche gehören
die in der Außenwand des Presbyte-
riums und in der Südwand des Lang-
hauses eingravierten Inschriften. Zu
ihnen gehören Aufschriften und Bil-
der, die Vor- und Nachnamen und Da-
ten aus dem 16. und 17. Jahrhundert
enthalten.
Im Nordosten des Marktes, auf der
gegenüberliegenden Seite der Kirche
also, be& ndet sich das mit Wasser um-
gebene Schloss im Stil der Gotik und
Renaissance. Erbaut wurde es (1470-
1530) auf einer künstlich errichteten
Insel vom Burgvogt von Sandomierz
und dem Erzschatzmeister, Mikołaj
Szydłowiecki. Sein Bruder – Krzysz-
tof – war Großer Kronkanzler, Burg-
vogt von Krakau; er leitete das Res-
sort für Außenpolitik zu Zeiten Sigis-
mund I. Stary (dem Alten). Er kämpfte
mit der Königin Bona, setzte den Ab-
bruch des Burgfriedens mit Albrecht
Hohenzollern in Werk, was zur preu-
ßischen Huldigung führte.
In der damaligen Zeit glich das
prachtvolle Schloss anderen Magna-
tensitzen. Es war ein hohes, zweistö-
ckiges aus Stein gebautes Gebäude,
errichtet auf dem Grundriss eines
Rechtecks, das im Grundgeschoss
und der ersten Etage je drei Gemä-
cher und im zweiten Stock einen Re-
präsentationssaal hatte. Die Innenräu-
me waren mit reichen Portalen aus
lokalem Stein, polychromierten Feld-
erdecken, Steinöfen aus bunten Flie-
sen und verzierten Fußböden ausge-
stattet. Die Zufahrt zum Torturm führ-
te über eine feste Brücke und über
eine Klappbrücke.
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE
SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
Dank der Ehe Elżbietas – der Toch-
ter von Krzysztof Szydłowiecki – mit
Nikolaus Radziwiłł dem Schwarzen
ging das Schloss in den Besitz der
Familie Radziwiłł über und blieb bis
1802 in ihren Händen. Es wurde die
ständig erweitert. Im 19. Jahrhundert
ver& el es und wurde erst nach dem
Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut.
Im Schloss be& ndet sich das in-
teressante Museum für Volksmusik-
instrumente. Es verfügt über 2000
Exponate. Die Instrumente wurden
von Volkskünstlern hergestellt. In
der ständigen Ausstellung kann man
etwa 300 Exponate bewundern. Hier
be& nden sich sowohl die einfachs-
ten Instrumente, die jeder herstellen
kann (Blättchen, Rinde zum Spielen,
Pfeifen aus Stroh und Federn), wie
auch höchst komplizierte Musikins-
trumente, wie Geigen, Ziehharmoni-
ka, Dudelsäcke. Die Ausstellung ist in
zwei Teile aufgeteilt. Der erste stellt
Musikkappellen aus verschiedenen
Teilen Polens dar, der zweite kon-
zentriert sich auf die Details der ein-
zelnen Instrumente. Das Museum be-
sitzt eine reiche Sammlung verschie-
dener Typen der Ziehharmonika, eine
große Sammlung von Zimbeln, Gei-
gen, Lehminstrumenten, Hirten= ö-
ten und Pfeifen. Neben den bis heu-
te verwendeten Musikinstrumenten
können auch die Rekonstruktionen
der alten Instrumente begutachtet
werden. Während der Besichtigung
können wir hören, welche Töne die
einzelnen Exponate von sich geben.
In der Sommersaison ist in der
Stadt das Erholungszentrum „Zalew“
geöffnet, das über Wassersportge-
räte verfügt. Man erreicht es über
den Weg, der hinter der Kirche ver-
läuft. In Szydłowiec gibt es drei seit
Jahren still gelegte Steinbrüche. Pi-
kiel und Podkowiński liegen im Süd-
westen, und der dritte Steinbruch,
Na Polankach, im Südosten der Stadt.
Der Steinbruch Podkowińskis wurde
auf die Liste der Denkmäler der ma-
teriellen Kultur eingetragen. Aktuell
sind die Steinbrüche teilweise mit
Wasser gefüllt.
Nun müssen wir in die Schlos-
sumgebung zurückkehren und von
dort aus fahren wir 10 km die Stra-
ße Nr. 727 nach Chlewiska entlang.
Chlewiska ist die älteste Ortschaft
im Landkreis um Szydłowiec. Die
Entstehung der Ortschaft wird auf
das Jahr 1121 datiert. Der erste Be-
sitzer war Piotr Dunin aus Skrzyńsk.
1121 errichtete er eine Kirche, 1135
den westlichen Teil des Schlosses.
Der nächste Besitzer von Chlewiska
war die Familie Odrowąż, die dann
den Namen Chlewicki übernahm.
Sie bauten die örtliche Kirche wei-
ter aus und den östlichen Teil des
Schlosses an. Mikołaj Chlewicki, der
im 17. Jahrhundert lebte, war wäh-
rend der Schwedischen Sintflut Be-
fehlshaber der Eskorte des Königs
Johann Kasimir (während seines
Feldzugs nach Schlesien). In der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
ging Chlewiska in den Besitz der Fa-
milie Podkański über. 1801 gin es
in den Besitz von Stanisław Sołtyk,
18
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
Abgeordneter des Vier-Jahres-Se-
jms und Gründer der Gesellschaft
für Freunde der Wissenschaft, und
seines Sohnes Roman, General und
Teilnehmer an der Napoleom-Kam-
pagne und dem Novemberaufstand.
1811-1825 entstanden in Chlewiska
ein Blechwalzwerk und eine Nagel-
fabrik. 1831 wurden die Güter der
Familie Sołtyk wegen ihrer Teilnah-
me am Novemberaufstand konfis-
ziert. 1895-1912 war Chlewiska im
Besitz des Grafen Ludwik Platers und
seiner Söhne. Während des Zwei-
ten Weltkrieges war auf dem Gelän-
de der Gemeinde ,eine Einheit un-
ter der Leitung Majors Henryk Hubal
Dobrzański „Hubals” tätig.
Wir begeben uns in die Pfarrkirche,
die zwar mehrmals umgebaut wurde,
doch ihre gotische Gestalt trotzdem
bewahrt hat. Sie wurde auf einem
Hügel errichtet und ist von der Stra-
ße aus sichtbar. Das jetzige Gebäu-
de wurde 1511-1512 auf den Grund-
mauern der alten Kirche aufgebaut.
Bemerkenswert sind die zahlreichen
Fragmente der spätgotischen Stein-
metzarbeit – Portale und mit Wappen
verzierte Schlusssteine. Im Inneren
be& nden sich interessante Epitaphe
und Grabmäler aus dem 15.-17. Jahr-
hundert.
Über die Straße Nr. 727 begeben
wir uns in den Palast mit dem Na-
men Manor House, wo sich heute
ein Erholungszentrum be& ndet. Den
Palast bilden zwei im rechten Win-
kel aufeinander stoßende Gebäu-
de. An einer der Wände wurde eine
Gedenktafel zum Andenken an den
durch Wawrzyniec Odrowąż-Chlewi-
cki 1605 durchgeführten Umbau an-
gebracht. Der Palast steht auf einem
teilweise künstlich errichteten Hügel.
Er ist von einem Landschaftspark um-
geben. Hier kann man reiten, aber
auch Fahrräder ausleihen. Im Restau-
rant werden Ihnen Gerichte der pol-
nischen Küche aufgetragen.
In Chlewiska hat seinen Sitz die
Abteilung des Warschauer Museums
für Technik. Wir erreichen es über die
Straße, die gegenüber der Einfahrt
zum Palast führt. Es be& ndet sich in
einer Eisenhütte, in der ein Hochofen-
Komplex steht, das 1882-1892 durch
die Französische Gesellschaft für Me-
tallurgie erbaut wurde. Der Komplex
besteht aus einem Hochofen (der 13
Tonnen Roheisen pro Tag herstellte),
drei Erzröstöfen und einer Mechanik-
werkstatt. Der Ofen war bis 1940 in
Betrieb. Der Touristenführer erzählt
davon, wie der ganze Komplex funk-
tionierte. Wir steigen auf den Turm,
wo sich ein Wasserbehälter be& ndet
und von wo aus man eine wunder-
bare Aussicht auf die ganze Umge-
bung hat. Man sieht den Stausee mit
klarem, aus dem Heiligkreuzgebirge
entspringenden Wasser.
Aus Chlewiska fahren wir wie-
der auf der Straße Nr. 727 Richtung
Szydłowiec und dann auf der Stra-
ße Nr. 7, diesmal Richtung Warschau.
Wir machen einen Halt in Orońsko.
Hier befindet sich das bekannte Zen-
trum für Zeitgenössische Bildhauer-
kunst. Die Kulturtradition der Stadt
19
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE
SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
Orońsko reicht bis in die 30er Jahre
des 19. Jahrhunderts als die hiesigen
Güter von Franciszek Ksawery Chris-
tiani, dem Generaldirektor für Stra-
ßen und Brücken des Königreichs
Polen, erworben wurden. Er war Au-
tor zahlreicher Publikationen, sam-
melte Altdrucke und Handschriften
und Exemplare von Vögeln und an-
deren polnischen Tierarten; in sei-
nem Besitz war auch eine große
Sammlung von Mineralen. Christiani
wollte dem Meierhof den Charakter
einer Dorfresidenz mit einem Land-
schaftspark und einer Kapelle im Stil
eines griechischen Tempels verlei-
hen. Das gelang ihm teilweise, sein
Vorhaben haben seine Erbinnen, sei-
ne Frau und Tochter, fortgesetzt. Zu
Zeiten Amelias Pruszakowa (Toch-
ter) fanden hier musikalische Veran-
staltungen statt. Hier gasteten auch
viele Künstler, vor allem Maler. Zu
kommen begann der mit dem Sohn
20
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
Amelias befreundete Józef Brandt.
Dann heiratete er Helena, die Wit-
we seines Freundes, und wurde in
Orońsko ansässig. Brandt leitete die
Münchener Malerkolonie. Die Som-
mermonate verbrachte er jedoch in
Orońsko, zusammen mit ihm reisten
seine Schüler und Freunde an. Diese
Sommertreffen wurden als die große
Freie Akademie von Orońsko (Wolna
Akademia Orońska) bezeichnet.
Letzter Erbe der Güter war Andrzej
Daszewski, der Enkel des Malers. Die
Deutschen haben seine Familie 1942
ausgesiedelt und übernahmen die
Verwaltung des Guts. Es begann die
Zeit langsamen Verfalls der Gebäu-
de und des Parks. Erst Mitte der 60er
Jahre kehrte die künstlerische Tra-
dition von Orońsko wieder zurück.
Die Idee entstand in der Abteilung
für Bildhauerei des Generalvorstan-
des des Verbandes der Polnischen
Bildenden Künstler (pl. ZPAP); zu sei-
ner übergeordneten Idee gehörte
die Wiedergeburt und Verbreitung
der polnischen Bildhauerkunst. 1965
fand in der Woiwodschaft Kielce eine
allgemeinpolnische Bildhauerei-Frei-
lichtausstellung, die dann mit einer
Ausstellung im Park in Orońsko ab-
geschlossen wurde. Die Ausstel-
lung erweckte ein großes Interes-
se, sie war auch ein Ansatz für die
Gründung eines festen Zentrums für
Bildhauerkunst in Orońsko. Ein Jahr
später wurde der Parkpalastkom-
plex dem Generalvorstand der ZPAP
übergeben. 1981 wurde eine staat-
liche Anstalt unter dem Namen des
Museum – Zentrum der Polnischen
Bildhauerkunst in Orońsko gebil-
det, das nach einer nächsten Reor-
ganisation 1985 den Namen in das
Zentrum der Polnischen Bildhauer-
kunst änderte. Heute dient es prak-
tisch dem gesamten Bildhauermilieu
und ist ein internationales, im Netz
„Res Artis“ verbundenes, Zentrum für
Bildhauerkunst.
Die Kunstsammlung zählt aktuell
946 Werke. Die größte Gruppe stellen
Bildhauereien, Objekte und Installa-
tionen dar, es gibt aber auch Zeich-
nungen, Gemälde und künstlerisch
gestaltete Textilien. Man kann sie in
der Hauptgalerie, die sich im moder-
nen Gebäude be& ndet und in den im
Park gelegenen Galerien, der Kapel-
le und der Orangerie, und dem nicht
all zu großen Wagenschuppen be-
sichtigen. Auf dem Gelände be& ndet
sich auch der Palast von Józef Brandt
mit einer festen Ausstellung der hö-
& schen Innenräume aus dem 19.
Jahrhundert. Die Bildhauereien kann
man auch im alten Landschaftspark
besichtigen.
21
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDIE FAMILIE
SZYDŁOWIECKI LÄDT EIN
Praktische Informationen
• Warschau – Szydłowiec – Chlewiska: 140 km. Gesamtlänge der
Aus= ugsstrecke 280 km.
• Besichtigung von Szydłowiec – 3 Stunden, das Museum für
Volksmusikinstrumente– 1 Stunde, Chlewiska,
Manor House – 2 Stunden, das Museum
für Metallurgie – 1 Stunde, Orońsko – 2,5 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• www.eholiday.pl
• Jugendherberge (Szkolne Schronisko Młodzieżowe)„Skałka”,
ul. Kościuszki 39 a, Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 43 11, 505 499 154,
schronisko.szydł[email protected], schronisko.szydł[email protected]
• Gasthaus O’key, Barak k. Szydłowca, Tel. +48 (48) 617 49 58
• Hotel Oleńka, Barak 1A k. Szydłowca, Tel. +48 (48) 617 49 59
• Hotel Iguś, ul. Kościuszki 263, Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 45 51
• Erholungszentrum „Mexicana”, Chlewiska, Tel. +48 604 439 743
• Palast der Familie Odrowąż „Manor House” , ul. Czachowskiego 56,
Chlewiska, Tel. +48 607 195 366, www.manorhouse.pl,
Rezeption: Tel. +48 (48) 628 70 61, Abteilung für Marketing und
Reservationen für organisierte Gruppen: Tel. +48 (48) 682 12 21
• Motel Billy, Dobrut 20 a, Orońsko, Tel. +48 (48) 618 41 87, 618 48 49
• Hotel Centrum Rzeźby Polskiej, “Dom Rzeźbiarza”, ul. Topolowa 1,
Orońsko, Tel. +48 (48) 618 40 27
• Gospodarstwo agroturystyczne (Ferienbauernhof ),
J. i D. Grabowscy, Koszorów 49, Chlewiska, Tel. +48 694 545 929
• Andere Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Café Piwnica Szydłowiecka, Rynek Wielki 1, Szydłowiec,
Tel. +48 (48) 617 02 24, http://piwnicaszydlowiecka.abc.pl,
eingetragen im Goldenen Buch der Polnischen Gastronomie
• Pizzeria Nova, ul. Wschodnia 41, Szydłowiec, +48 (48) 617 58 30
• LECHMAR – Restaurant, Motel auf der Tankstelle, ul. Kościuszki 263,
Szydłowiec, Tel. +48 (48) 617 44 93
• Café Dom Rzeźbiarza, Centrum Rzeźby Polskiej, ul. Topolowa 1,
Orońsko, Tel. +48 (48) 618 40 27
• Restaurant Primagor, ul. Spółdzielcza 2 c, Szydłowiec,
www.primagor.eu, Tel. +48 (48) 617 45 60, 602 301 236
• Die Altdör= iche Schenke (Karczma Starowiejska),
ul. Starowiejska 2, Orońsko, Tel. +48 693 423 360
• Motel Iguś (siehe oben)
• Motel Oleńka (siehe oben)
• Motel Billy (siehe oben)
• Gasthaus O’key (siehe oben)
• Erholungszentrum „Mexicana”, (siehe oben)
• Palast der Familie Odrowąż „Manor House”, (siehe oben)
22
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
KURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
OSTROŁĘKA – KADZIDŁO – ŁYSE
– CZARNIA – MYSZYNIEC
In der am meisten Richtung Nord-
osten ausgerückten Region der
Woiwodschaft Masowien be& ndet
sich der Landkreis Ostrołęka mit der
immer noch lebendigen Kurpen-Kul-
tur. Sein Name stammt aus dem 18.
Jahrhundert, als man begann die „Ur-
waldmenschen“ Kurpen zu nennen
und das der aus Bast ge= ochtenen
Treter wegen. Das Gebiet ist für sei-
ne großen Wälder bekannt. Die Re-
gion wird von zahlreichen Flüssen,
mit dem in diesem Landesteil domi-
nierenden Narew, überschnitten. Seit
den Anfängen des polnischen Staat-
wesens waren diese Gebiete im Besitz
der masowischen Herzöge, dann der
polnischen Könige.
Die Kurpen-Kultur entwickelte sich
aus wirtschaftlichen Gründen. Die
niedrige Qualität der Böden verurs-
achte, dass die Bevölkerung nicht im
Stande war von der Landwirtschaft zu
leben. Eine zusätzliche Einkommens-
quelle war das zahlreich ausgeübte
dör= iche Handwerk. In Kurpien ent-
wickelte sich Zimmerei, Tischlerei, Ge-
= echt, Weberei und Bernsteinverarbei-
tung. Bis heute erzeugt man Produkte,
die mit Sitten und Bräuchen zusam-
menhängen. Allgemein bekannt sind
auch die Scherenschnitte, Blumen-
sträuße, die Häuser verzieren, Weih-
nachtsbaumschmuck, Ostereier und
Osterpalmen.
Auf den Folkloreveranstaltungen
in den einzelnen Gemeinden werden
manche der Volksbräuche vorgestellt.
Am ersten Junisonntag lohnt es sich
nach Czarnia zu kommen. Dann & n-
det hier die Vorstellung „Auf zur Jagd“
statt, die alte Jägerbräuche präsen-
tiert. In Kadzidło & ndet am dritten Ju-
nisonntag die „Die Kurpen-Hochzeit”
(„Wesele Kurpiowskie“) statt. Das ist
die bekannteste Vorstellung, die auf
dem Gebiet der gesamten Ortschaft
statt& ndet. Die Touristen werden
dann zu authentischen Hochzeitsgäs-
ten. Der am ersten September Sonn-
tag im Kurpen-Bauernhof veranstal-
tete „Kadzidło Sonntag” dient der Prä-
sentation jeglicher Ausprägungen der
regionalen Folklore, der Übersicht der
Volkstanz- und Musikkapellen; dabei
& ndet auch ein Markt der Volkskunst
statt. Die bekannteste und älteste
Veranstaltung ist der Wettbewerb die
„Kurpen-Palme“. In der Ortschaft Łyse
& ndet am Palmsonntag an der Holz-
kirche eine bunte Prozession mit Pal-
men. Ein festes Element der Feier ist
23
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG
DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
der Wettbewerb für die schönste Pal-
me. Am letzten Augustsonntag & ndet
in Zawodzie, in der Nähe von Myszy-
niec, das Fest „Kurpen-Honigernte”
(Kurpiowskie Miodobranie) statt, das
an den Abschluss der Zeidlerarbeit
anknüpft.
Die Reise über Kurpein beginnen
wir Ostrołęka. Die Stadt be& ndet
sich etwa 100 km entfernt von War-
schau. Die Stadt erreichen Sie, wenn
Sie der Straße Nr. 61 Richtung Augus-
tów folgen. Am besten ist es sich hier
am 26. Mai einzu& nden, wenn hier
die Schlacht inszeniert wird, die hier
1831 stattgefunden hat. An der In-
szenierung nehmen Abteilungen his-
torischer Soldaten teil. Man kann in
dem Feldlager Szenen aus dem Le-
ben der Soldaten beobachten: Ko-
chen am Lagerfeuer und Gießen von
Bleikugeln. Die an der Schlacht inter-
essierten Teilnehmer kommen auch
aus dem Ausland. Die Schlacht & n-
det nach einem fest gelegtem Dreh-
buch statt.
Das wertvollste historische Denk-
mal der Stadt selbst ist die im 17. Jahr-
hundert im barocken Stil errichtete Kir-
che und das Nachbernhardinerkloster.
Hier be& ndet sich ein mit Laubgängen
umgebener Hof. Im Inneren kann man
den barocken Hauptaltar mit klassizis-
tischen Elementen, acht Seitenaltäre
und Polychromien aus dem 18. Jahr-
hundert, die Wunder und Szenen aus
dem Leben des Schirmherren dieses
Gotteshauses – St. Antonius von Pa-
dua darstellen, bewundern. Die zwei-
te Kirche be& ndet sich näher am Was-
ser und wurde 1399 von Herzog Ja-
nusz I. Starszy (dem Älteren) gestiftet.
Im 18. Jahrhundert wurde der Kirche
die aktuelle barocke Gestalt verliehen.
Die gotischen Elemente sind aus-
schließlich im Presbyterium erhalten
geblieben.
Sehr nett ist der Spaziergang durch
die Bartosza Głowackiego-Straße, die
heute die Aufgabe einer Spazierpro-
menade erfüllt. Sie führt auch auf
den Gen. Józef Bem-Platz erreichen.
In seinem Zentrum be& ndet sich das
Denkmal des Generals. Während der
mittlerweile bereits erwähnten, der
größten Schlacht um Ostrołęka wäh-
rend des Novemberaufstands, konnte
der General dank dem ReitangriQ der
leichten Artillerie, die er selbst leitete,
die endgültig Aufreibung der Armee
abwenden. Bemerkenswert ist das
Rathaus am Platz. An der gegenüber
liegenden Seite be& ndet sich das Kur-
pen Museum, das der Kultur der Kur-
pen eine ihrer Räume gewidmet hat.
Hier be& nden sich Elemente der tra-
ditionellen Trachten, insbesondere
aus dem Gebiet des Weißen Urwalds
(Puszcza Biała). Wie wir erfahren kön-
nen, wird diese Originalkleidung heu-
te nicht mehr getragen, weil sie sehr
schwer war. In der Kammer be& nden
sich auch Tontöpfe und die für diese
Region so charakteristischen Scheren-
schnitte.
Im nächsten Saal können wir Ge-
mälde bewundern. Dann besichti-
gen wir als nächstes das Arbeitszim-
mer des hier in Ostrołęka geborenen
Wiktor Gomulickis, in dem sich der
24
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
Schreibtisch, ein paar Briefe und Bü-
cher des Schriftstellers be& nden. In
einem anderen Raum sehen wir ein
Modell der Schlacht bei Ostrołęka.
Aus der Stadt begeben wir uns in
Richtung des Dorfes Kadzidło. Das
Dorf erreicht man über die Straße Nr.
53 Richtung Szczytno. Bei der Einfahrt
aus der Richtung von Ostrołęka be-
& ndet sich das Freilichtmuseum „Kur-
pen-Bauernhof” („Zagroda Kurpiows-
ka“). Man kann hier eine Hütte, eine
Scheune mit einem Wagenschuppen,
eine Holzhauerei und einen Speicher
besichtigen. Die Gebäude sind mit
Gegenständen alltäglicher Verwend-
barkeit ausgestattet. Ein Holzgebäude
ist ein typisches Kurpen-Haus, das im
19. Jahrhundert aus massiven Bohlen
gebaut wurde. Ins Innere führt ein Flur
mit Tonboden und den allgemein ver-
wendeten Haushaltsgeräten: einem
Trog zur Zubereitung von Schwei-
ne= eisch, einer Honigschleuder und
einem Waschbrett. In der großen Stu-
be be& ndet sich eine Ecke mit den hei-
ligen Bildern. An der Wand steht eine
Bank, eine bemalte Kiste und das Bett,
an der Wand hängt ein LöQ elhalter mit
Tellern und Bechern, am meisten über-
rascht jedoch der hölzerne Gehwagen
für Kinder. In der großen Stube gibt es
auch eine Küche und einen Brotofen.
In der Alkove, in der früher die älteren
Familienmitglieder lebten, wurde eine
Webwerkstatt errichtet. In der kleinen
Stube be& ndet sich auch eine Küche
mit einer Feuerstätte. Das Innere der
Hütte wurde mit Scherenschnitten
und Papierblumen dekoriert. Die Hüt-
te ist mit einem Strohdach bedeckt
und über den Fenstern be& nden sich
die bemerkenswerten Fenstergesimse,
die so charakteristisch für die Bauwei-
25
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG
DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
se in der Kurpien-Region sind. Im Inne-
ren des Speichers wurden Wirtschafts-
und Landbaugeräte und Gefäße und
Behälter zur Lagerung verschiedener
Produkte versammelt. In der Scheu-
ne können wir sowohl einst in Kurpien
verwendete Fahrzeuge und Maschi-
nen und Landwirtschaftsgeräte be-
wundern. Das Gesamtbild wird durch
einen Brunnen mit einem Kranich und
Klobenbienenstöcken vervollständigt.
Am Eingang be& nden sich eine Hütte,
die zu administrativen Zwecken dient,
und eine runde Reitbahn gleich da-
neben. Im Freilichtmuseum werden
Workshops und Musealunterricht mit
Teilnahme der Volkskünstler, wie auch
Partys am Lagerfeuer, während der
traditionelle Kurpen-Gerichte aufge-
tragen werden, veranstaltet.
Nach dem Verlassen des Freilicht-
museums muss man sich ins Zentrum
des Dorfes begeben und die neoba-
rocke Kirche besichtigen. Im Inneren
be& nden sich aus echten, riesigen
adriatischen Muscheln hergestellte
Weihkessel.
Nun begeben wir uns in die Ort-
schaft Czarnia. Wir nehmen die Straße
Nr. 53 nach Myszyniec und später die
Straße Nr. 614, von welcher wir dann
nach Czarnia abbiegen. Hier be& ndet
sich ein Naturschutzgebiet mit dem-
selben Namen. Um es zu erreichen,
muss man dann in der Nähe der Kir-
che den grünen Hinweisschildern fol-
gen. Der Weg führt zuerst durch Feld-
er, dann erreichen wir eine imposant
aussehende Försterei, dann betreten
wir den Wald. Das Naturschutzgebiet
umfasst einen Tannen- und Kiefer-
wald. Zu seinen Besonderheiten zäh-
len die nur hier auftretenden Beuten-
kiefern.
An der Ausfahrt aus Czarnia in Rich-
tung Osten, am Weg im Dorf Brzo-
zowy Kąt können wir eine Holzskulp-
tur vom Anfang des 20. Jahrhunderts
sehen, die St. Johannes Nepomucen
darstellt. Das Ziel unserer Reise ist
Myszyniec, die Stadt am Fluss Rozoga,
ein Handels- und Kulturzentrum der
Kurpien-Region. Die Anfänge dieser
Siedlung reichen bis ins 17. Jahrhun-
dert; sie entstand an einer Stelle, die
Masowien mit Preußen verband und
war eine Missionssiedlung des Jesui-
tenordens. Ein Überbleibsel der Jesu-
iten ist das gemauerte Tor aus dem
18. Jahrhundert, das zugleich als ein
Glockenturm fungiert, das aber teil-
weise spätgotische Züge ausweist. Es
be& ndet sich an der aus dem 20. Jahr-
hundert stammenden neogotischen
Kirche. Im Inneren sind besonde-
rer Achtung zwei Altäre aus dem 18.
Jahrhundert und barocke Skulpturen
wert. Am Eingang be& nden sich zwei
Stahlhalsbänder, die dazu dienten Bö-
sewichte öQ entlich zu bestrafen; an-
geblich sollen hier meistens Frauen
bestraft worden sein, die gegen die
damaligen Regeln der Moral verstie-
ßen.
Das nächste sehenswerte Dorf ist
Łyse. Aus Myszyniec erreichen wir es
über die Straße Nr. 645 Richtung No-
wogród und Łomża. Łyse ist in ganz
Polen für seine bereits erwähnten
Osterpalmen bekannt. Die Ortschaft
26
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKKURPIEN, VON DER ACHTUNG DER ALTEN SITTEN UND BRÄUCHE
war bereits im 18. Jahrhundert prä-
sent. Nicht ohne Bedeutung war die
Entdeckung (1808) der Bernsteinab-
lagerungen, die dann viele Jahre
über gefördert wurden. Beachtens-
wert sind die erhaltenen, traditio-
nellen Holzhütten, die laut Traditi-
on mit den Giebeln in der Richtung
der Straße errichtet wurden. Interes-
sant ist auch die hölzerne Kirche aus
1882, die im Kurpen-Stil erhalten ist.
Sie ist ein Werk der lokalen Künstler.
Sie wurde mit traditioneller Volks-
wandmalerei verziert. Am Weg Rud-
ne-Łyse befindet sich eine einhun-
dert Jahre alte, aus Holzbrettern ge-
baute Kapelle mit der Skulptur des
Heiligen Florian.
Nach Warschau kehren wir über
Myszyniec und Ostrołęka zurück.
Praktische Informationen
• Warszawa – Ostrołęka – Kadzidło – Myszyniec – Czarnia
– Łyse: 160 km. Gesamtlänge der Aus= ugsstrecke 320 km.
• Besichtigung von Ostrołęka – 2 Stunden Museum – 1 Stunde,
Museum in Kadzidło – 1 Stunde, Czarnia, Spaziergang
– 3 Stunden, Myszyniec – 1 Stunde, Łyse – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Energetyk, ul. I Armii WP 30, Ostrołęka,
Tel.+48 (29)766 24 48, 766 26 06
• Inter Hotel, ul. Partyzantów 1, Ostrołęka,
Tel.+48 (29) 769 10 12, 764 05 70, www.interhoTel.pl
• Hotel Relaks, ul. Szpitalna 15, Ostrołęka, Tel. +48 (29) 760 44 40
• Hotel MOSiR, ul. Witosa 1, Ostrołęka,
Tel. +48 (29) 760 68 89, 769 68 68, 760 69 45
• Gästezimmer „Deptuła” an der Tankstelle, ul. Trasa Mazurska 56,
Kadzidło, Tel. +48 (29) 761 81 86 Durchwahl 23
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Italienisches Restaurant „Marco Polo”, ul. Prądzyńskiego 4,
Ostrołęka, Tel. +48 (29) 764 65 33
• Restaurant Zabytkowa, ul. Głowackiego 42, Ostrołęka,
Tel. +48 (29) 764 49 28
• Restaurant im Inter Hotel (siehe oben)
• Restaurant „Hopla”, Myszyniec (siehe oben)
• Lelis; Gasthof Borowik, Łodziska 1, Tel. +48 (29) 760 52 31
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN
UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS
IN CIECHANÓW
GOŁOTCZYZNA – CIECHANÓW
– OPINIOGÓRA – KRASNE
Den Aus= ug beginnen wir im
Museum für Positivismus in
Gołotczyzna. Aus Warschau fahren
wir über die Danziger Verkehrsver-
bindung E-77 und hinter Płońsk bie-
gen wir dann rechts auf die Landstra-
ße Nr. 50 ab; Gołotczyzna ist eine Art
Vorstadt von Ciechanów.
Das Museum für Positivismus in
Gołotczyzna ist ziemlich schwer zu
& nden. Das erste Hinweisschild be-
& ndet sich im Dorf. Aber wenn wir es
erst einmal so weit geschaQ t haben,
werden wir die Zeit sehr angenehm
verbringen, vor allem wenn wir er-
fahren können, auf weclhe Weise
einst die Arbeitswelt der Menschen
gemeinschaftlich organisiert war. In
Gołotczyzna wohnte und schuf Alek-
sander Świętochowski. Seiner Per-
son ist das Museum in der Villa mit
dem Namen „Krzewnia“ gewidmet.
Die dortigen Exponate hat die Frau
des Schriftstellers, Maria, aufbewahrt.
Hier können wir das Arbeitszimmer,
die Bibliothek, das Esszimmer, das
Vorzimmer, in dem das Leben der
Einwohner stattfand, die Küche und
das Zimmer der Hausherrin bestau-
nen. Świętochowski verbrachte hier
27 Jahre seines Lebens. Vor der Villa
„Krzewnia” be& ndet sich das Denkmal
von Świętochowski, das zu seinem 30.
Todestag gestiftet wurde.
Im Park können Sie auch noch ein
zweites Gebäude besichtigen, in dem
Erinnerungsstücke zur Person Alek-
sandra Bąkowskas, der Gründerin
der Haushaltsschule für Bauernmäd-
chen, gesammelt wurden. 1912 wur-
de aus der gemeinsamen Stiftung von
Bąkowska und Świętochowski eine
Landwirtschaftsschule für Knaben ge-
gründet. Ihre Tätigkeit wurde durch
den Ausbruch des Ersten Weltkrieges
unterbrochen, nach seinem Abschluss
übergaben die Stifter die Schulgebäu-
de dem Staat, der sich mit der Orga-
nisation des Schulwesens befasste.
Świętochowski gründete im Dorf die
Konsumgenossenschaft „Wiara“.
Von Gołotczyzna fahren wir nach
Ciechanów. Das Schloss in Ciechanów
ist schwer zu & nden. Fahren Sie gera-
deaus bis zum Stadtzentrum, auf Ihrer
Rechten erblicken sie dann das Rat-
haus. Das Schloss erreichen wir, wenn
wir hinter dem Rathaus nach rechts
abbiegen. Dem Bau gegenüber, auf
der linken Straßenseite be& ndet sich
28
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK
eine Einbuchtung, in der man das
Auto abstellen kann.
Das Schloss erhebt sich nicht über
die Stadt. Es wurde auf Sümpfen, an
einem der Krümmungen der Łydynia
errichtet. Bis heute sind die herrlichen
Basteien erhalten geblieben, in de-
nen sich aktuell das Bezirksmuseum
be& ndet.
Das Schloss ist täglich, außer an
Montagen und Feiertagen, geöQ net.
Wir besichtigen zwei Basteien, klet-
tern die steile Treppe rauf und runter.
Im Vorbeigehen an der Zugbrücke,
wenn wir das Tor passieren, können
wir vielleicht die Stimmen der einst
im Verlies gefangenen Häftlinge hö-
ren. Wie die Legende besagt, soll das
Gespenst der unglücksseligen Burg-
frau durch das Schloss wandern, die
der eifersüchtige Mann, der ihr Un-
treue unterstellte, köpfen ließ. Und
all das wegen ein paar Juwelen und
einer Elster. Einst kaufte der Burg-
vogt seiner Frau teure Ringe. Als der
erste von ihnen verloren ging, war
er nur ein wenig verärgert, doch als
der zweite verloren ging, wusste er,
dass seine Frau ihm untreu gewor-
den war, die Juwelen verkauft und
mit den Dukaten einen der Hö= inge
beschenkt hatte. Als der dritte Ring
verloren ging, verurteilte er seine Frau
zum Tode. Gleich danach fanden die
Dienstleute die Juwelen in einem Vo-
gelnest. Als der Burgvogt davon er-
fuhr, sprang er vom Turm. Bis heute
hören manche die Schritte und das
Weinen der nach den Juwelen su-
chenden Burgfrau.
Das Gebäude entstand im 14. und
15. Jahrhundert und machte den Bau-
leuten von Anfang an viele Schwie-
rigkeiten. Aus Sicherheitsgründen
wurde es auf einem sump& gen Ge-
biet errichtet. Die Wasseraufstauung,
die während des Baus entstand, un-
terspülte das Gebäude und ließ in
die Mauern Feuchtigkeit eindringen,
dann wurden das Einfahrtstor an die
aktuelle Stelle übertragen und wei-
tere Stockwerke angebaut.
Erster Schlossbewohner war der
masowische Herzog Janusz Stary (der
Alte). Die Historiker, die sich mit Ma-
sowien befassen, betonen seine be-
sondere Bedeutung für die Entwick-
lung dieser Region. Herzog Janusz
war ein langlebiger Mensch; als er
in Czersk starb, war er über 80 Jahre
alt. Vielleicht war es sein aktives, mit
Reisen erfülltes Leben, das ihm Kräfte
und Widerstandskraft spendete. Sei-
ne Gewohnheit war das Herzogtum
direkt zu verwalten. Er durchquerte
also seinen Besitz und machte Halt in
Nowe Miasto, Ciechanów, Liw, War-
schau und Czersk. Das Erscheinen des
herzoglichen Hofstaates in der Stadt
verursachte einen sofortigen Auf-
schwung. Der Herzog und sein Gefol-
ge lebten während ihrer Reisen meis-
tens in Schlössern.
Ciechanów liegt am nördlichen
Rand Masowiens. Im Mittelalter war
die Stadt also von Überfällen seitens
der Pruzzen, Jatwinger, Litauer und
Kreuzritter gefährdet. Daher wahr-
scheinlich auch die Idee, eine Wehr-
burg aus festem Mauerwerk zu er-
UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
29
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN
UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
30
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK
richten Nach dem Betreten des Hofes
sehen wir die Ruinen des Wohn= ügels
und die zwei erhaltenen runden Tür-
me. Oberarchitekt war Niklos, der einst
bei den Kreuzrittern in Lehre war, die
Ähnlichkeit mit den Schlössern des
Ordens der Brüder vom Hospital der
Jungfrau Maria sollte in diesem Fall
also nicht verwundern. Bemerkens-
wert ist die rhomboide Dekoration der
Außenfassade, die vom Turm aus von
der Rechten sichtbar ist.
1472 oder 1473 wurden die Stadt
und das Schloss von einem Brand zer-
stört. Sie wurde jedoch sehr schnell
wiederaufgebaut. Das Schloss wurde
damals als das Wawel-Schloss von Ma-
sowien bezeichnet. Seine zweite Gol-
dene Ära erlebte es dank der Königin
Bona. Das war kurz nachdem das Ge-
schlecht der masowischen Herzöge
erloschen war und Masowien an die
Gebiete der Polnischen Krone ange-
schlossen wurden. Königin Bona er-
hielt Ciechanów als Teil ihrer Witwen-
ab& ndung. Die Königin hielt sich hier
zehn Jahre lang auf und verlieh dem
Bau eine Renaissance-Einrichtung.
Sie bewohnte das Große Haus (Wielki
Dom), von dem nun nur noch Ruinen
übrig sind. Jedoch sind die Trennwän-
de weiterhin zu unterscheiden. Sehr
repräsentativ war die erste Etage; das
Schlafzimmer, die Schlosskapelle und
die Schatzkammer befanden sich in
der zweiten Etage.
Im Ostturm befand sich das Gericht,
im Keller des Westturms dagegen das
Gefängnis. In den oberen Etagen be-
fand sich das Schlossarsenal. Heute
können beide Türme besichtigt wer-
den. Man sollte jedoch nicht vergessen
sich mit gutem Schuhwerk auszustat-
ten, weil die Treppe schmal und steil
ist. In den kleinen Gemächern im Zwi-
schenstockwerk wurden Gerüste, Sä-
bel und anderes Zubehör der Kriegs-
kunst zusammengetragen. Interes-
sant ist auch die Militärausrüstung,
die während der archäologischen Un-
tersuchungen gefunden wurde: Pfeil-
spitzen, eine Axt, Schwerter aus dem
14. und 15. Jahrhundert. Im anderen
Turm be& nden sich sehr interessante
Stiche und Fotogra& en zur Geschich-
te des Schlosses. Sie können auch Fo-
tos aus den 60er Jahren besichtigen,
als die Stadt von einer Flut aufgesucht
wurde und das gesamte Schloss mit
Wasser umgeben war.
Leider wurde die Geschichte des
Schlosses nach dem Auszug der Kö-
nigin Bona zur Geschichte seines
Verfalls. Nach der Änderung der bis-
herigen Kampfart hörte es auf eine
Abwehrfunktion zu erfüllen. Die Ge-
schichte besagt, dass noch 1647 hier
Maria Ludwika Gonzaga, die Frau
Władysław IV., übernachtet hat. Sie
sollte das Morgengrauen nie mehr
erblicken: die einen sagen, sie sei den
Ratten, die anderen, den Gespenstern
zum Opfer gefallen.
Das Schloss wurde zwei Mal von
Schweden zerstört. Zum ersten Mal
während der so genannten Schwe-
dischen Sint= ut 1657, zum zweiten
Mal während des Nordkrieges 1708.
1920 erlitt das Schloss schwere Schä-
den während der Artillerieschlacht
UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
31
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK
mit den Bolschewiken. Während des
Zweiten Weltkrieges wurde auf dem
Hof eine Selektion der polnischen
und jüdischen Bevölkerung durch-
geführt. Erst nach dem Krieg wurden
in Ciechanów archäologische Unter-
suchungen und Konservierungsar-
beiten durchgeführt.
Direkt im Zentrum, nicht weit vom
Schloss entfernt be& ndet sich ein klas-
sizistisches Rathaus, wo auch heute
die Stadtbehörden ihren Sitz haben.
Die Warszawska-Straße bringt uns
zum Pfarrberg (Farska Góra). Hier be-
fand sich die alte Burg. Am Bergfuß
erstreckt sich ein Park und gleich da-
neben be& ndet sich die interessante
Stadtpfarrkirche. Trotz der Zerstörun-
gen und der vorgenommenen Um-
bauarbeiten hat sie ihren gotischen
Charakter erhalten können. Die Rede
ist natürlich von der masowischen
Gotik. Die Innenräume sind mit einer
Ausstattung aus dem 20. Jahrhun-
dert eingerichtet. Hier be& ndet sich
auch das Renaissance-Grabmahl von
Stanisław Szczurzyński.
Auf der anderen Straßenseite be-
& ndet sich eine ehemals augusti-
nische Kirche. Der Hauptaltar stammt
vom Ende des 18. Jahrhunderts und
ist barock, genauso die Kanzlei und
das Taufbecken. Bemerkenswert sind
die historischen Abbildungen des
Priesters Popiełuszko.
Da Sie schon einmal in der Gegend
sind, lohnt es sich, das Museum des
Masowischen Adels aufzusuchen.
Oben be& ndet sich ein Saal mit den
Miniaturen der alltäglichen Nutzge-
genstände (aus dem masowischen
Dorf des 19. und 20. Jahrhunderts).
Diese Gegenstände zu bewundern
bereitet vor allem Kindern Riesenfreu-
de. Daneben gibt es einen Raum mit
ausgestopften Tierarten, die in der
Gegend anzutreQ en sind.
Wir können auch das Werk der ma-
sowischen Künstler bewundern. Un-
ten be& ndet sich der archäologische
Teil. Bemerkenswert ist besonders der
mittelalterliche Schmuck.
Von Ciechanów aus nehmen die
Straße Nr. 60 Richtung Maków Mazo-
wiecki und von diesem Weg fahren
wir dann nach Opinogóra ab.
Schon von weitem ist zwischen
den masowischen Feldern ein außer-
gewöhnliches, neogotisches Schlöss-
chen sichtbar. Das ist Opinogóra, das
Hochzeitsgeschenk, das Zygmunt
Krasiński von seinem Vater erhielt. Eliza
Branicka war nicht die Herzallerliebs-
te des Poeten, in die Ehe willigte er
nach inständigem Dringen Wincenty
Krasińskis ein. Der kränkliche Poet war
in diesem bezaubernden Schlösschen
alles andere als glücklich.
Heute be& ndet sich hier das Muse-
um für Romantik. Gleich am Eingang
können wir den Stammbaum der Fa-
milie Krasiński bewundern (leider ist
die Linie des Poeten darauf nicht ver-
zeichnet). Das Schlösschen ist, ob-
wohl es sich so prachtvoll präsentiert,
in Wirklichkeit recht klein. Besuchern
stehen nur ein paar Zimmer zur Be-
sichtigung oQ en. Wir besichtigen das
Wohnzimmer aus Krasińskis Zeiten,
seine zahlreichen Portraits und die
UNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN
IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
32
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
seiner nächsten Familie. Im Wohn-
zimmer lassen wir uns von zwei im
Stile des 19. Jahrhunderts bekleide-
ten Gestalten überraschen. Erst nach
näherem Hinsehen stellt sich heraus,
dass es sich um Puppen handelt. Das
Museum verfügt nicht über allzu viele
Exponate.
Sehenswert sind auch die Ausstel-
lungsstücke aus den napoleonischen
Zeiten. Sie sollen an die Teilnahme
Wincenty Krasińskis an der Kampag-
ne Napoleons erinnern. Für seine Ver-
dienste in diesen Kämpfen erhielt
Krasiński Opinogóra – nebst Grafenti-
tel; als er später in die Dienste des Za-
ren eintrat, behielt er das Gut.
Das Schloss ist von einem großen
Park umgeben, in dem sich ein Tisch
aus Stein be& ndet, an dem der Poet
angeblich zu sitzen p= egte. Gleich
daneben steht eine Bank für Verliebte,
die Glück bringen soll. 1989 wurde in
dem Park das einzige Denkmal Zyg-
33
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN
UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
munt Krasińskis errichtet. Neben dem
alten Gartenhaus sehen wir das Haus
eines Chevaulegers, das Gärtner-
häuschen und ein Kreuz aus Stein,
das den Tod des masowischen Her-
zogs Bolesław IV. würdigt und in Opi-
nogóra 400 Jahre nach dem Tod des
Fürsten durch Wincenty Krasiński auf-
gestellt wurde.
Opinogóra gehörte früher den
masowischen Herzögen. Anstelle des
heutigen Schlosses stand eine höl-
zerne Wehrburg. Die Legende besagt,
dass Bolesław IV. nach einer einsamen
Jagd starb; er wurde von einem Kei-
ler angegriQ en, der ihm Wunden zu-
fügte, die, wie sich herausstellte, töd-
lich waren.
Mit den Parkalleen erreichen wir
die Kirche und den Friedhof. In der
Kirche be& ndet sich die Grabstätte
von Maria aus dem Hause Radziwiłł
Krasińska, der Mutter des Poeten. Im
Presbyterium wurde das Grabmahl
seiner Söhne angebracht: Władysław
und Zygmunt. Im Keller be& nden sich
die Krypten der Familienmitglieder
der Krasiński, unter anderem des Poe-
ten selbst.
Gleich hinter der Kirche be& ndet
sich der Friedhof, den der Dichter
zu besuchen p= egte. Hier liegen be-
kannte napoleonische Soldaten und
die Kindererzieherin des Dichters, He-
lena de la Haye, begraben. Ihre Per-
son verbindet Krasiński mit dem Phi-
losophen August Cieszkowski. Sie
war es, die die beiden Knaben in ihrer
Kinderzeit erzog. Während des Auf-
enthalts Cieszkowskis in Opinogóra
besuchten sie gemeinsam ihr Grab;
eine Erinnerung daran wurde in der
reichen Korrespondenz der beiden
Denker festgehalten.
Opinogóra ist kein Ort der glück-
lichsten Erinnerungen Krasińskis. Hier
verbrachte er nach der Hochzeit seine
Zeit mit der ungewollten Eliza Branik-
ka und träumte sehnsüchtig von der
geliebten Del& na Potocka. Mit der
Zeit hat sich die Beziehung zwischen
den Eheleuten einigermaßen einge-
renkt, jedoch hörte der Poet bis zum
Ende seines Lebens nicht auf, sich mit
Frau Potocka zu treQ en.
Nach seinem Tode erbten Opino-
góra seine Nachkommen. Letzter Ver-
walter des Guts war Edward Krasiński,
der 1940 in Dachau umkam. Der
Kriegsbrand verschonte das Schloss
in Opinogóra nicht. Es wurde wäh-
rend des Ersten Weltkrieges von der
deutschen Artillerie beschädigt und
überstand die Zwischenkriegszeit
in Form einer Halbruine. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde es wieder-
aufgebaut und 1961 wurde in seinen
Innenräumen das Museum für Ro-
mantik eingerichtet.
Weiterhin den Fußstapfen der Fa-
milie Krasiński folgend erreichen wir
Krasne, eine Ortschaft, aus der das ge-
samte Geschlecht der Krasińskis ab-
stammt und mit der es sieben Jahr-
hunderte über verbunden war. Die
Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1575.
Sie wurde im Stil der Spätrenaissance
gestaltet. Im Inneren be& nden sich
die herrlichen Grabplatten der Familie
Krasiński. Bemerkenswert ist das Grab-
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKUNTER DEN GESPENSTERN UND EINWOHNERN IM SCHLOSS IN CIECHANÓW
mahl Jan Kazimierz Krasińskis und sei-
ner zwei Ehefrauen. Interessant ist auch
das Grabmahl der zwei Ehefrauen von
Jan Dobrogost Krasiński (von der Wen-
de vom 17. zum 18. Jahrhundert), das
aus silbernem und vergoldetem Blech
erstellt wurde. Die Wände der Kirche
bedecken Freskomalereien aus dem
Jahr 1747.
Das Gelände, das vom Park übrig
geblieben ist, ist recht ungep= egt. Hier
stand einst der Palast der Krasińskis, er
wurde aber von den Nazis zerstört. An
seiner Stelle bauten sie eine Villa auf,
die sie vor dem Kriegsende in die Luft
jagten. Im Wasserturm be& ndet sich
das Kulturhaus. Hinter dem Tor gibt es
ein Pferdegestüt.
Praktische Informationen
• Warszawa – Gołotczyzna – Ciechanów – Opinogóra – Krasne:
130 km. Insgesamt 260 km.
• Besichtigung von Gołotczyzna – 2 Stunden, Ciechanów
– 1 Stunde, das Schloss in Ciechanów – 1 Stunde, das Museum
des Masowischen Adels – 1 Stunde, Opinogóra – 1,5 Stunden,
Krasne – 1,5 Stunden
Übernachtungsplätze:
• Hotel Olimpijski, ul. 17 Stycznia 60, Ciechanów,
Tel. +48 (23) 672 20 12, 672 20 13
• Hotel Zacisze, ul. Mikołajczyka 8 a, Ciechanów,
Tel. +48 (23) 672 20 46
• Hotel Baron, ul. Śląska 11, Ciechanów, Tel. +48 (23) 672 82 86
• Pension Hubertus, ul. Zielona Ścieżka 4, Ciechanów,
Tel. +48 (23) 673 58 57
• Gasthof Zagłoba, ul. Niechodzka 6, Ciechanów,
Tel. +48 (23) 672 25 42, 695 589 119
• Gasthof Panderoza, Pęchcin 40 a, Ciechanów,
Tel. +48 (23) 672 81 37, 600 367 254, auch: Landwirtschaft für
Reitpferde (Gospodarstwo Rolne Koni Wierzchowych)
(Tel. +48 600 367 225)
• Hotel Polonia, ul. Warszawska 34, Ciechanów, Tel. +48 (23) 672 34 59
• Pferdegestüt „Krasne” (Stadnina Koni „Krasne”), ul. Mickiewicza 36,
Krasne, Tel. +48 (23) 671 00 85
• Restauracja Parkowa – mit Übernachtungsplätzen,
ul. Krasińskiego 5, Opinogóra Górna, Tel. +48 (23) 671 72 31
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Restaurant im Hotel Olimpijski (siehe oben)
• Restaurant im Hotel Zacisze (siehe oben)
• Gasthof Zagłoba (siehe oben)
• Gasthof Panderoza (siehe oben)
• Restaurant Primagor, ul. Powstańców Wielkopolskich 2 a,
Ciechanów, Tel. (23) 673 25 41
• Restaurant Parkowa (siehe oben)
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
IN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
NOWY DWÓR MAZOWIECKI – TWIERDZA MODLIN
– ZAKROCZYM – CZERWIŃSK – WYSZOGRÓD
Nowy Dwór Mazowiecki ist eine
unverbrauchte Ansatzbasis für ei-
nen Aus= ug ins Grüne für wasser- und
naturvernarrte Warschauer. Die Anfahrt
stellt kein besonderes Problem dar, fah-
ren Sie einfach von der Danziger Land-
straße Nr. 7 ab. Lassen Sie Modlin zu
Ihrer Rechten hinter sich, überqueren
Sie dann die Brücke über den Narew
und biegen Sie gleich dahinter nach
links ab, dann werden Sie einen kleinen
Marktplatz erreichen, wo Sie Ihr Auto
abstellen können.
Ein Besuch der Stadt selbst lohnt
sich wegen der auf polnischem Gebiet
ziemlich ungewöhnlichen Kirche im
Empire-Stil. Sie be& ndet sich nahe am
Marktplatz. Sie wurde 1792 eingeweiht.
Sie verfügt über ein mit Schilfrohr aus-
gelegtes Langhaus. Sie hat drei Altäre
und darin be& nden sich Gemälde aus
der Epoche Königs Stanislaus.
Die Kirche steht gleich an der Straße;
um ihren Zauber ungestört genießen zu
können, sollte man auf die andere Stra-
ßenseite, in den kleinen Park gehen.
Die Siedlung Nowy Dwór erhielt die
Stadtrechte bereits 1474 und zwar aus
den Händen des masowischen Herzogs
Siemowit III. Fast sechs Jahrhunderte
über befand sich die Stadt im Privatbe-
sitz. Zu Zeiten der russischen Regierung
(1830) wurde Nowy Dwór zu einer Re-
gierungsstadt. An ihrem Aufschwung
hatte der Aufbau der Festung Modlin
und der damit zusammenhängende
Bau der Eisenbahnverbindung und der
Brücken am Narew und der Weichsel
teil. Jahrhunderte hindurch wurde die
Stadt von Überschwemmungen gegei-
ßelt. Sie wurde während der Kämpfe im
September 1939 beträchtlich zerstört.
Wenn wir selbstständig einen Teil der
Festung Modlin besichtigen möchten,
müssen wir uns zum Tor und dann ge-
radeaus entlang des Narews begeben.
Die Festung wurde 1806-1812 auf Ini-
tiative Napoleons errichtet, aber die
ersten Befestigungsmauern waren ein
Werk der Schweden (1655). Nach dem
Fall Napoleons 1812 als das Warschauer
Herzogtum zu existieren aufhörte, wur-
den die Arbeiten abgebrochen. Wäh-
rend des Novemberaufstandes wurde
die Festung von Polen erobert, dann
aber wieder 1831 von Russen zurück-
erobert. Dann begann die Periode ih-
res Aufbaus und der Modernisierung.
Die Russen vergrößerten den napo-
leonischen Ring und bauten weitere
(zweite) Außenbefestigungen an. Spä-
tere errichteten sie auch noch einen
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
weiteren, dritten Befestigungsring, den
zwei Forts bilden, die die Zitadelle mit
einem Ring umgeben. Bis 1918 hieß
die Festung Nowogeorgiewsk. Die Ge-
bäudeteile aus gerade dieser Zeit ha-
ben bis heute überdauert. Die Festung
hatte immer eine Schlüsselbedeutung
für die Wehrkämpfe um Warschau, Die
Russen schützten sich hier vor den
deutschen AngriQ en während des Ers-
ten Weltkrieges. Der Informationstafel
können wir entnehmen, dass hier am
23. Dezember 1918 der erste Kriegs-
hafen der Weichsel-Flotte der Zwei-
te Polnische Republik geöQ net wurde.
Im August 1920 verteidigten ihre Sol-
daten die Übergänge an der Weichsel
und an der Verbindung von Bug und
Narew und transportierten Verwunde-
te mit dem SanitärschiQ „Łokietek“. Im
September 1939 wehrten sich die pol-
nischen Soldaten fünfzehn Tage lang
gegen die AngriQ e der Nazis. Die Fes-
tung gab ihr Befehlshaber – General
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
Thommée – erst nach der Niederlage
Warschaus verloren.
Wir wandeln am hohen Ufer des
Flusses entlang, das sich hinter den Bäu-
men erhebt. Auf der anderen Seite ist
ein seltsamer, alter Bau sichtbar. Es ist
ein Speicher aus dem 19. Jahrhundert
und eigentlich dessen Ruinen, die sich
an der Verbindung der Weichsel und
des Narews be& nden. Er wurde im Stil
der Neorenaissance gestaltet. Wir errei-
chen den Aussichtspunkt, unterwegs
erfahren wir, dass man sich, wenn man
die heutige Garnison betreten möchte,
auf der anderen Seite, in Modlin, einen
Passierschein besorgen und nach einem
Touristenführer fragen muss.
Wir besichtigen die Redoute Napo-
leons, Ruinen eines Artillerieturms, der
1811-1812 auf dem Grundriss eines
Vierecks nach Anweisungen von Napo-
leon selbst errichtet wurde.
Die St. Michael-Bastei besteht aus fes-
tem Mauerwerk. Sie entstand im 19. Jahr-
hundert auf dem Grundriss eines Kreises
und verfügt über einen Innenhof.
Der Garnisonsklub stammt von der
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Von außen erinnert er an Neogotik, in-
nen an unterschiedliche Strömungen.
Interessant ist der Ballsaal mit einer Po-
lychromie mit Blumenmotiven und ei-
ner Stukkatur-Dekoration im Konzert-
saal, die Stukkatur ist an den Wänden
und an der Decke zu sehen.
Der Tatarenturm (Wieża Tatarska) ist
ein Teil des über 2 km langen Kasernen-
gebäudes. Von hier aus ist ein wunder-
bares Panorama auf die Stadt Nowy
Dwór Mazowiecki zu bewundern. Seit
2001 be& ndet sich hier der Sitz der
Gesellschaft der Freunde der Festung
Modlin.
Aus Nowy Dwór Mazowiecki fahren
wir auf die andere Seite der Danziger
Landstraße, über die Straße Nr. 62 Rich-
tung Płock, und biegen nach Zakro-
czym ab. Hier steht eine der ältesten
Burgen Masowiens. Als Gründungsan-
stoß der Stadt gilt die hier im Mittel-
alter existierende Burg, die den Über-
gang und die Untiefe an der Weichsel
bewachte. 1347 wurde Zakroczym zur
Hauptstadt der Zakroczym-Region und
dieser Tatsachenbestand blieb bis zur
Dritten Polnischen Teilung erhalten. Die
Burg war das Zentrum zahlreicher Ver-
sammlungen und Tagungen. Die Stadt
wurde von Schweden niedergebrannt,
worauf sich die alte Pracht nur schwer
wiederherstellen ließ. 1709-1712 wurde
Zakroczym von der Pest heimgesucht
und verödete. In der Zeit des Warschau-
er Herzogtums wurden Befestigungen
aufgebaut, die zusammen mit der Fes-
tung Modlin einen wichtigen strate-
gischen Punkt darstellen sollten. Wäh-
rend des Novemberaufstandes befasste
sich die Stadt mit der Organisation von
aufständischen Gruppen. Dann, nach-
dem Warschau erneut von den Trup-
pen des Zaren eingenommen worden
war, wurde Zakroczym zum Ort der Ta-
gungen des Sejm und der Regierung.
Auch während des Januaraufstandes
sendete die Stadt ihre Truppen in den
Kampf.
Wir erreichen den Marktplatz. Wenn
wir uns jetzt rechts halten seiner gegen-
überliegenden Seite, ein wenig nach
38
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
rechts, be& ndet sich die Kirche zur Er-
hebung des Heiligen Kreuzes. Sie sieht
ziemlich original aus. Sie wurde in einem
sehr seltenen Stil errichtet: die Rede ist
von der masowischen Weichselspätgo-
tik. Sie wurde umgebaut, daher auch die
Renaissance-Attika und die barocken
Basteien. Gut erhalten ist die St. Barba-
ra-Kapelle, in der sich ein Altar be& ndet,
der höchstwahrscheinlich von der Zeit
der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert
stammt. In den Wänden (der Nord- und
Südwand) sind schwedische Kanonen-
kugeln sichtbar. Während des Krieges
brannte die Kirche nieder und ihre aktu-
elle Gestalt verdankt sie dem Wiederauf-
bau, der 1949 vorgenommen wurde.
Auf dem Marktplatz be& ndet sich
ein interessantes Denkmal, der so ge-
nannte Leuchtturm, ein Denkmal zum
Andenken der Gefallenen bei den Auf-
ständen von 1831 und 1863 und wäh-
rend des Zweiten Weltkrieges.
Am Weg Richtung der Płocker Land-
straße be& ndet sich eine Kapuzinerkir-
che aus dem 18. Jahrhundert.
Man muss sich unbedingt auf einen
Spaziergang mit den Abwegen am Ufer
der Weichsel begeben. Hier gibt es Na-
turschutzgebiete: Wyspy Smoszewskie
und Wikliny Wiślane. Wir fahren weiter
über die Straße Nr. 62 Richtung Płock.
Diesmal kommen wir nach Czerwińsk.
Die Soldaten, die mit Jagiello nach Tan-
nenberg (pol. Grunwald) zogen, über-
querten hier den Fluss und schlossen
sich am 2. Juli mit den aus Litauen kom-
menden Truppen von Witold zusam-
men. Wir fahren an der Kirche und dem
Kloster vorbei.
Die Kirche hat trotz der späteren
Umänderungen ihren romanischen
Charakter erhalten können. Im Vorder-
grund des Himmels erheben sich zwei
stolze Türme.
Die Anfänge der Stadt Czerwińsk rei-
chen bis in die älteste Geschichte des
polnischen Staates und Volkes. Die äl-
testen historischen Einträge stammen
aus dem Jahr 1065. Die Bulle Hadrians
VI. von 1155 enthält dagegen die Infor-
mation, dass zu dieser Zeit in Czerwińsk
die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria
und ein Kloster der regulären Kanoniker
existiert haben. Dank den zahlreichen
Schenkungen seitens der Herzöge und
der polnischen Könige wurde Czerwińsk
zum ansehnlichsten und reichsten Zen-
trum für das politische, wirtschaftliche
und kulturelle Leben in ganz Masowien.
Konrad II. Mazowiecki wurde in der hie-
sigen Kirche bestattet.
In Czerwińsk fanden Tagungen und
sogar Sejm-TreQ en unter freiem Him-
mel statt. 1422 tagten hier Władysław,
der Herzog von Płock, und Bolesław,
der Herzog von Czersk und berieten
sich über die Vereinheitlichung der Ge-
setzgebung für ganz Masowien. Früher,
im Jahr 1410 erbaute Wladyslaw Jagiel-
lo bei Czerwińsk eine Schlittenbrücke,
durchquerte mit seinen Soldaten den
Fluss und tat sich auf dem Weg nach Tan-
nenberg (poln. Grunwald) mit den Heer-
scharen Witolds zusammen. Auf dem
Rückweg legte Jagiello in der Kirche zu
Czerwińsk das Votum aus seiner Misiurka
(eine Kettenhaube mit Scheitelplatte aus
Eisen) nieder. Jagiello und Witold kamen
noch 1422 und 1430 nach Czerwińsk zu
40
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
Sejm-Tagungen. Aus diesem Zeitraum
stammen die Privilegien von Czerwińsk
und das wieder eingeführte Statut „Sta-
tut Wiślicki“ von Kasimir dem Groß-
en. Sehr oft zu Gast in Czerwińsk war
der König Johann Kasimir, der nach der
Schlacht bei Beresteczko am Hauptaltar
die eroberten Fahnen hisste.
Das Kloster übte schon von Anfang
an eine Verteidigungsfunktion aus. Es
konnte den AngriQ en der Pomoranen,
Pruzzen, Litauer, Jatwinger und Kreuz-
ritter standhalten. Erst die Schwedenin-
vasion 1655-1660 zerstörte und ver-
wüstete die Stadt auf eine solche Weise,
dass die alte Pracht nie wieder herge-
stellt werden konnte. Nach dem Fall
der Republik Polen löste die Regierung
des Zaren den Orden der regulären Ka-
noniker auf. Das Kloster wurde ausge-
raubt, unter anderem verschwanden
die wertvolle Bibliothek und der Helm
von Wladyslaw Jagiello. 1923 wurden
das Kloster und die Kirche dem Salesia-
ner-Orden übergeben
Wenn wir ein wenig mit dem Auto
fahren oder den steilen Pfad hochklet-
tern, erscheint vor unseren Augen ein
in seiner Architektur uneinheitlicher
Bau, was an die reiche, wechselhafte
Geschichte dieses Ortes erinnert. Die
Kirche wurde aus regulären Steinblö-
cken aus Feldgranit errichtet. Bevor wir
den Touristenführer darum bitten, mit
uns einen Rundgang um das Kloster
und durch das Museum der Salesianer
zu unternehmen, lohnt sich ein kurzer
Besuch der Kirche. In der Vorhalle seh-
en wir ein schönes romanisches Portal,
das erst 1910 entdeckt wurde. Im Portal
sind zwei glatte Säulen enthalten, an de-
nen nach lokaler Legende die Ritter von
Jagiello ihre Schwerter schärften. Im
Langhaus – das an der nördlichen Sei-
te situiert ist – steigen wir hinunter zur
Kapelle der Schmerzhaften Muttergot-
tes. Das Fußbodenniveau in der Kapelle
entspricht jenem der ursprünglichen Kir-
che. Im 16. Jahrhundert wurde hier die
kirchliche Schatzkammer eingerichtet.
An der Wand im nördlichen Langhaus
kann man gotische Freskomalereien
bewundern. Noch später, nämlich im
Jahr 1951, wurden in der Kreuzigungs-
Kapelle, im südlichen Langhaus Fresko-
malereien aus dem 13. Jahrhundert auf-
gedeckt. Sie bilden das größte Ensemb-
le von romanischen Freskomalereien in
Polen. Sie sind das Werk eines Künstlers
aus dieser Gegend.
Im südlichen Langhaus be& nden
sich auch Gemälde und Epitaphe, und
teilweise auch eine aufgedeckte roma-
nische Säule aus Granitfelsen. Auf bei-
den Seiten des Hauptaltars sind Chor-
gestühle aus dem 17. und 18. Jahrhun-
dert situiert. Besonders beachtenswert
sind die über ihnen und am Altar ange-
brachten Vota – in Silber geschmiede-
te Plaketten verschiedener Größe. Der
aus Holz gebaute Altar wurde 1630 aus
Krakau über die Weichsel transportiert.
In der Mitte be& ndet sich das Gemäl-
de der Muttergottes von Czerwińsk,
dessen Wunder vollbringenden Fähig-
keiten bereits 1648 anerkannt wurde.
Jetzt können wir uns ins Kloster be-
geben und uns über einen Rundgang
durch das Museum erkundigen. Die
Salesianer befassen sich mit weltwei-
41
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
ter Missionstätigkeit und im Muse-
um sind zahlreiche Erinnerungsstücke
aus ihren Reisen zu besichtigen. Die
Sammlungen wurden gruppiert und
jede neue Region hat ihren separaten
Schaukasten. Neben den Lanzen, Hüt-
ten und Tierfellen be& ndet sich hier ver-
schiedenartiger Schmuck. Zusammen
mit unserem Touristenführer gelangen
wir in immer neue Weltregionen und
bewundern Gegenstände, die mit die-
sen in Beziehung stehen.
Im Kloster lohnt es sich, die gotische
Kapelle aufzusuchen. Bemerkbar ist die
Wölbung, eine stern-netzförmige Kons-
truktion am Altar, bedeckt mit Fresko-
malereien aus dem 16. Jahrhundert.
Hier be& ndet sich auch das Gemälde
der Muttergottes im Spitzen Tor. Nach-
dem wir die Kapelle verlassen haben,
biegen wir nach rechts ab und bege-
ben uns Richtung Pfarrmuseum, wo
sich Skulpturen, Gemälde, Metallgüsse,
Schmiedebeschläge, Textilien und Bü-
cher be& nden.
Wieder im Freien lohnt es, sich noch
einmal rund um das ganze Gebäude zu
wandern. Seitens der Weichsel erstreckt
sich eine herrliche Aussicht auf den Fluss
und die ganze Gegend. Zur Kirche führt
eine steile Treppe. An der rechten Seite
befand sich der älteste Teil des Klosters.
An der linken steht eine Christus-Skulp-
tur. Hier fand der lokalen Tradition nach
am 2. Juli 1410 eine Kirchenmesse statt.
Die ersten Einträge über den Kampinos-
Urwald sind bei Długosz zu & nden, der
von den Vorbereitungen Jagiellos zum
Krieg mit dem Kreuzritter-Orden und
dann auch von der Organisation des
Feldzugs von 1410 berichtete, und von
der Auswahl des Weges für die klein-
und großpolnische Fahne von Socha-
czew aus, über den westlichen Rand
des Urwalds, über Plecewice, Kona-
ry bis Śladów, wo dann die Weichsel in
Czerwińsk überquert wurde, sprach.
Die Glocke aus dem 15. Jahrhundert
– vom Glockenturm des Abtes – wur-
de während des letzten Krieges von
deutschen Soldaten zu Kanonen um-
geschmolzen. Durch den Abt-Turm er-
reichen wir den Friedhof. Zum Schluss
kann man noch einmal vor der Kirche
stehen bleiben und sich an deren ver-
gangene Geschichte erinnern und dann
die Treppe hinabsteigen, ein paar Hun-
dert Meter gehen und an die Weich-
sel gelangen. Sie werden einen kleinen
Marktplatz überqueren, in dem das Le-
ben der Stadteinwohner blüht. Weiter
geradeaus gehend erreichen wir bald
einen Platz, wo sich das lokale Amphi-
theater be& ndet. Wenn wir etwas essen
möchten, sollten wir es am besten gleich
hinter der Abfahrt vom Weg Richtung
Płock tun. Czerwińsk selbst ist eine win-
zige Stadt und ein Interesse an Touristen
scheint sich hier eher nicht entwickelt zu
haben. Wir kehren wieder auf die Płocker
Landstraße zurück und begeben uns in
die nächste alte Burg an der Weichsel –
Wyszogród. Seine größte Entwicklungs-
zeit fällt auf die Zeiten der Jagiellonen;
die Stadt war damals ein wichtiges Han-
delszentrum an der Weichsel.
Hier be& ndet sich eine spätbarocke
Pfarrkirche, die in den Jahren 1773-
1786 errichtet wurde. Die Innenaus-
stattung ist meistens im barocken Stil
42
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
(aus dem 17.-18. Jahrhundert) gehal-
ten. Gleich daneben können wir ein
spätbarockes Tor aus dem 18. Jahrhun-
dert und eine Pfarrei aus der Mitte des
19. Jahrhunderts bewundern.
Die Franziskanerkirche wurde 1408
im gotischen Stil errichtet, die Kapel-
le stammt aus dem Jahr 1510 und das
barocke Langhaus wurde von 1661 bis
1675 erbaut; die Innenausstattung ist
meistens im Barockstil (aus dem 17.
und 18. Jahrhundert) gehalten. Gleich
daneben be& ndet sich das barocke
Klostergebäude von 1684.
Man muss sich unbedingt an das
steile Ufer der Weichsel begeben,
um den Schlossberg zu sehen; hier
befand sich die frühmittelalterliche
Burg. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts
erbaute der masowische Herzog Kon-
rad das erste Schloss. Zu Regierungs-
zeiten König Kasimirs des Großen
wurde anstelle des hölzernen ein ge-
mauertes Schloss errichtet. Es wur-
de 1798 von den Preußen auseinan-
der genommen. Die zweite Burg am
Ufer der Weichsel be& ndet sich 2 km
westlich.
Die längste Holzbrücke in Europa an
der Weichsel und Bzura, teilweise 1990
niedergebrannt, wurde 1999 auseinan-
der genommen.
Zurück fahren können wir auf der an-
deren Seite der Weichsel, an der wun-
derschön am Fluss gelegenen Straße
Nr. 575.
Praktische Informationen
• Warschau – Nowy Dwór Mazowiecki – Zakroczym – Czerwińsk
– Wyszogród: 85 km. Insgesamt 170 km.
• Besichtigung von Nowy Dwór Mazowiecki – 1 Stunde, Modlin
– 3 Stunden, Zakroczym – 1,5 Stunden, Czerwińsk – 2,5 Stunden,
Wyszogród – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Modlin, Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Silurus”
(in der Saison), ul. Mieszka I 6 a, Tel. +48 (22) 775 59 01
• Internat Narew, ul. Sportowa 76, Nowy Dwór Mazowiecki,
Tel. +48 (22) 775 77 71
• Hotel Bartnik, ul. Bohaterów Modlina 39, Nowy Dwór Mazowiecki,
Tel. +48 (22) 775 83 02
• „Jaworowy Dwór”, Trębki Nowe 100 a, Zakroczym,
www.jaworowydwor.pl, Tel. +48 (22) 785 22 97
• Ferienbauernhof, T. K. Cupryś, Trębki Nowe 99, Zakroczym,
Tel. +48 (22) 785 20 27
Gastronomie:
• Restaurant Metro Pizza, ul. Byłych Więźniów Twierdzy Zakroczym 41
(an der Tankstelle Statoil), Gefälligkeits Tel. +48 (22) 785 24 46
• Ferienbauernhof, T. K. Cupryś, Trębki Nowe 99, Zakroczym,
Tel. +48 (22) 785 20 27
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER WEHRBURG UND DEN BURGEN AN DER WEICHSEL
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK
AUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN
PŁOCK – ŁĄCK – LUCIEŃSKIE-SEE – BRUDZEŃSKI-
LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET – ROKICIE
In der westlichen Region der Woi-
wodschaft Masowien, an der Weich-
sel, etwa 120 km von Warschau ent-
fernt liegt Płock, eine der ältesten pol-
nischen Städte. Man erreicht die Stadt,
indem man zuerst über die Straße Nr.
7 Richtung Danzig fährt und dann auf
der Straße Nr. 62 nach Płock abbiegt.
Im 11. und 12. Jahrhundert lebte hier
der Graf Władysław Herman. In der
Stadt sind herrliche historische Denk-
mäler erhalten geblieben. Vom wei-
ten sind die Türme der Renaissance-
Kathedrale zu sehen. 1530 wurde
nach einem Brand das ältere Gebäu-
de vollständig, bis zu seinen Funda-
menten abgerissen. An dessen Stelle
wurde das heutige Bauwerk errichtet.
In der Vorhalle der Kirche ist die au-
ßergewöhnliche Bronzetür besonde-
re Betrachtung wert. Leider handelt es
sich bloß um eine Kopie der Türen von
Płock von 1154. Zur Besichtigung des
Originals müssten wir uns in die So-
phienkathedrale in Nowogród Wielki
(Weliki Nowgorod) begeben. In der Ka-
thedrale sollten Sie die Königs-Kapelle
(Kaplica Królewska) besichtigen, in der
sich die Sarkophage von Władysław
Herman und Bolesław Schiefmund
(Krzywousty) be& nden. Normalerwei-
se herrscht hier fast absolute Dunkel-
heit, man kann aber Licht einschalten,
gleich neben dem Lichtschalter be& n-
det sich eine Spendenbüchse. Drin-
nen be& nden sich noch Grabmahle
und Epitaphe aus dem Zeitraum vom
16. bis zum 20. Jahrhundert.
An der anderen Straßenseite, in
der alten Benediktinerabtei befin-
det sich das Masowische Museum.
Neben der Abteilung zur Geschichte
Płocks besitzt das Museum eine in-
teressante Sezessionskunst-Samm-
lung. Die Innenräume des Museums
wurden auf eine Weise arrangiert,
die die Darstellung der Wohnungen
eines Mietshauses erlaubt. Das Gan-
ze wird von für diesen Stil charak-
teristischen Details wie Kronleuch-
tern und Gardinen vervollständigt.
An den Wänden hängen Gemälde
der vorzüglichsten Künstler der Epo-
che: Teodor Axentowiczs, Józef Me-
hoffers, Stanisław Wyspiańskis und
anderer. Im Museum werden auch
Plastiken präsentiert, so auch die
Werke von Wacław Szymanowski,
dem Schöpfer des Chopin-Denkmals
im Łazienki-Park, die von Konstanty
Laszczka und Xawery Dunikowski. Im
Zimmer der Schneiderin kann mo-
AUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN
45
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH
POLNISCHEN WURZELN
dische Bekleidung von damals be-
wundert werden.
In den anderen Sälen besichti-
gen wir die Sammlung der künstleri-
schen Nutzgegenstände aus der Zeit
der Jahrhundertwende. Zwischen
den beiden Weltkriegen kam der Art-
Deco-Stil zum Vorschein. Das Muse-
um verfügt auch über Ausstellungs-
stücke in diesem Stil.
An der anderen Seite der Kathed-
rale, in dem 1903 eigens zu diesem
Zweck erbauten Gebäude be& ndet
sich das Diözesanmuseum. Sein wert-
vollstes historisches Stück ist die Bibel
von Płock aus dem 12. Jahrhundert;
sie be& ndet sich in einem in der Mit-
te des Saals aufgestellten Schaufens-
ter, neben anderen Manuskripten. Im
Museum wurden Denkmäler aus der
gesamten Diözese um Płock versam-
melt. Zu den wertvollsten Skulpturen
gehören: zwei Pietàs aus Drobin,
nach Expertenmeinung aus den Jah-
ren 1430 und 1440, und der Betrübte
Christus aus Długosiodło (Anfang des
16. Jahrhunderts). Das Interesse der
Besucher werden sicherlich die Kon-
tuschgürtel und Denkmäler der Gold-
schmiedekunst erwecken.
Wenn wir das Museum verlassen,
sollten wir uns umsehen und uns auf
einen Spaziergang unter den Bäumen
in den Parkalleen begeben. Am Ende
des Parks erwartet uns eine atembe-
raubende Aussicht. Wir be& nden uns
nämlich auf einer mehrere Meter ho-
hen Böschung. Unten ist die Weichsel
und die grüne Umgebung der Stadt
sichtbar. Diese Böschung ist der be-
kannte Domhügel (Tumskie Wzgór-
ze). Hier befand sich einst das Zen-
trum für heidnischen Kult, dann eine
von Mieszko I. gegründete hölzerne
Wehrburg. Alle Bauwerke, die wir vor-
her besichtigt haben, tragen die Spu-
ren dieses alten Ruhmes.
Nach einer Weile des Nachsinnens
über die Geschichte Płocks gehen wir
weiter, um ihren Spuren weiter nach-
zuforschen. Wir müssen etwas zu-
rückgehen, bis zum Palast von Naru-
towicz. Dies ist der älteste Platz der
Stadt, und das obwohl seine Bebau-
ung hauptsächlich aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt.
Im Gebäude der alten Wachstube be-
& ndet sich die touristische Auskunft,
Man kann hier eine gratis Stadtkarte
mit einer eingezeichneten Spazier-
route durch die Stadt erhalten – wo
alle sehenswerten Plätze markiert
und beschrieben sind und wo tou-
ristische Wanderpfade in der Gegend
um Płock aufgezeichnet sind.
Einst hieß der Platz – abgeleitet von
den Bauwerken der alten Domgebäu-
de – der Kanonische Marktplatz. Das
erste der Bauwerke – im gotischen
Stil (vom Ende des 15. Jahrhunderts)
erfüllte bis 1867 die Rolle einer kano-
nischen Residenz und ist seit 1908 der
Sitz der Lehrgesellschaft von Płock.
Das zweite wurde in den 20er Jahren
des 19. Jahrhunderts errichtet und ist
seit 1878 Sitz der Bischöfe von Płock.
Über die Grodzka-Straße, die von
Mietshäusern aus dem 19. Jahrhun-
dert umgeben ist, begeben wir uns
zum Alten Markt. Lange Jahre über
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH
POLNISCHEN WURZELN
diente er zu Handels-, Administra-
tions- und gerichtlichen Zwecken.
Hier wurde auch das gesellschaft-
liche Leben geführt. Bemerkenswert
sind der moderne Springbrunnen
und das Rathaus. Der mittlere Teil des
Rathauses stammt aus den Jahren
1824-1827. Später wurde der Turm
mit der Uhr angebaut. Betrachten Sie
auch die hiesigen Mietshäuser. Das an
der Ecke der Grodzka-Straße stehen-
de stammt aus dem 18. Jahrhundert.
In dem Haus des Schutzengels (Dom
Anioła Stróża) erlebte Schwester
Faustyna Kowalska, die 2000 geseg-
net wurde, ihre erste OQ enbarung,
wofür dieses Haus auch bekannt ist.
Das Haus am Alten Markt 8 war einst
das Berliner Hotel, heute be& ndet sich
hier das Haus Darmstadt.
In der Nähe des Marktes be& ndet
sich die St. Bartholomäus-Stadtpfarr-
kirche. Sie wurde im gotischen Stil
errichtet und dann in barocker Bau-
weise umgebaut. Bemerkenswert ist
die spätbarocke Fassade dieses Got-
teshauses. Drinnen sehen wir den ba-
rocken Altar, der aus der aufgelösten
Abteikirche hierher versetzt wurde.
Wieder erreichen wir den Rand der
Böschung. Wir sehen die Überres-
te der Wehrmauern. Weiter erheben
sich die für die Städte an der Weich-
sel so charakteristischen Speicher. In
einem von ihnen hat das Masowische
Museum seine Abteilung, in der sich
eine interessante Skulpturen-Ausstel-
lung be& ndet.
Płock ist auch für eine der ältesten
Schulen Polens bekannt. Das Mar-
schall-Stanisław-Małachowski-Lyze-
um be& ndet sich in einem Gebäude,
das im 17. Jahrhundert von Jesuiten
errichtet wurde. Ein gotischer Turm
schließt das Gebäude ab. Es lohnt
sich, im Erdgeschoss die Überbleib-
sel der romanischen und gotischen
Fundamente der St. Michael-Stiftskir-
che zu besichtigen. Die historischen
Dokumente deuten darauf hin, dass
neben der Stiftskirche im 12. Jahrhun-
dert eine Schule existierte.
Płock war ein alter Sitz der jüdischen
Einwohner, die hier seit der ersten Hälf-
te des 13. Jahrhunderts ansässig waren.
Der jüdische Stadtbezirk, in dem die
Nazis während des Krieges ein Ghetto
errichteten, befand sich zwischen dem
Alten Markt, der Bielska-Straße und
der Wehrmauer. 1941 deportierten die
Deutschen von hier aus 10.000 Men-
schen in Lager und zerstörten den
zentralen Bereich dieses Stadtteils. Er-
halten blieb die Kleine Synagoge (Mała
Synagoga), die von der Stadtbehörde
aufgekauft und zu einer Galerie um-
funktioniert wurde.
An der Kazimierza-Wielkiego-Straße
erweckt der Kloster- und Kathedralbau
der Mariaviten unsere Aufmerksam-
keit. Er wurde im Stil der Neogotik ge-
staltet. Es ist das Hauptgebetshaus der
Altkatholischen Kirche der Mariaviten.
Das Grab ihrer Gründerin, Feliksa Ma-
ria Kozłowska, be& ndet sich im Erdge-
schoss der Kirche.
Die Kinder werden sicherlich den
Zoogarten, der sich an der Weichsel
be& ndet, aufsuchen wollen. Es emp-
& ehlt sich, hier einen Blick hinein-
48
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAUF DER SUCHE NACH POLNISCHEN WURZELN
zuwerfen, um die größte polnische
Kriechtiere- und Lurchensammlung
zu bewundern. Später kann man sich
zum Flussufer begeben.
Von Płock aus machen wir dann ei-
nen Aus= ug an die örtlichen Seen – ins
Gebiet des Gostynińsko-Włocławski
Landschaftsschutzgebietes. Sie müs-
sen die Weichsel überqueren und sich
auf den Weg Nr. 60 Richtung Gosty-
nin begeben. Łąck be& ndet sich 12
km von der Stadt entfernt. Es ist eine
touristische Ortschaft, die sich an dem
Łąckie-See be& ndet und für das Staat-
liche Pferdegestüt bekannt ist. 1923
wurde das alte Landgut der Familie
Fuhrmann in ein Pferdegestüt umge-
staltet. Der Stolz der Zucht sind eng-
lische Vollblut-Rennpferde. Organisiert
werden hier Ferien- und Urlaubsauf-
enthalte für Pferdenarren und andere
Erholungsevents.
Das Gostynińsko-Włocławski Land-
schaftsschutzgebiet ist einer der
größten Parks in Polen. Es schützt die
postglaziale Landschaft mit ihren un-
zähligen Rinnenseen, Hügeln und
mit Wald bewachsenen Dünen. Ein
bekannter Erholungsplatz am Was-
ser sind die am Lucieńskie-See gele-
genen Ortschaften. Nach Płock zu-
rück fährt man am besten entlang
der Weichsel.
Nachdem wir die Brücke in Płock
überquert haben, begeben wir uns
ins Brudzeński-Landschaftsschutzge-
biet. Es umfasst das Tal des unteren
Laufs der Skrwa Prawa mit den an-
liegenden Waldgebieten. Die hiesige
Landschaft ist außergewöhnlich ma-
lerisch, der Fluss kringelt sich durch
tiefe Schluchten. Man kann hier
Dachse, Biber, Otter und zahlreiche
seltene Vogelarten antreffen. Orga-
nisiert werden hier auch Kajak-Wild-
flussfahrten.
Auf dieser Seite der Weichsel muss
man unbedingt die Ortschaft Rokicie
(20 km von Płock) aufsuchen, wo an
dem hohen Ufer der Weichsel die aus
Ziegel errichtete Peter-und-Paul-Kir-
che steht. Ihre Außergewöhnlichkeit
beruht darauf, dass sie im 13. Jahr-
hundert in spätromanischem Stil er-
richtet wurde und eines der ältesten
und besterhaltenen Bauwerke Maso-
wiens ist. Der Hauptaltar stammt aus
dem 18. Jahrhundert.
Praktische Informationen
• Warschau – Płock – Łąck – Rokicie – Lucieńskie-See – Brudzeński-Landschaftsschutzgebiet: 150 km. Insgesamt 300 km.
• Besichtigung von Płock – 2 Stunden , Diözesanmuseum – 1 Stunde, Masowisches Museum – 1,5 Stunden, Łąck – 1 Stunde, Rokicie – 1 Stunde, Brudzeński-Landschaftsschutzgebiet – 3
Stunden.
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POLNISCHEN WURZELN
Übernachtungsplätze:
• Hotel Orbis Petropol, al. Jachowicza 49, Płock, Tel. +48 (24) 262 44 51
• Hotel Petrochemia, ul.3 Maja 33, Płock, Tel. +48 (24) 365 60 01
• Hotel Płock, al. Jachowicza 38, Płock, Tel. +48 (24) 262 93 93
• Hotel Starzyński, ul. Piekarska 1, Płock, Tel. +48 (24) 262 40 61
• Hotel Martus, ul. Lubuska 15, Płock, Tel. +48 (24) 264 83 10
• Zajazd (Gasthaus) Rybaki, Płock, ul. Mostowa 5/7, Tel. +48 (24) 264 56 58
• „Dom Darmstadt”, Stary Rynek 8, Płock, Tel. +48 (24) 367 19 22
• „Gościniec Płock”, al. Jachowicza 8 a, Płock, Tel. +48 (24) 264 74 97
• Hotel Dębowa Góra, Nowe Rumunki, Gemeinde Łąck, Tel. +48 (24) 384 21 00
• Hotel Rusałka, ul. Płocka 14, Grabina, Gemeinde Łąck, Tel. +48 (69) 678 58 21
• Hotel Na Rozdrożu, ul. Warszawska 1, Łąck, Tel. +48 (24) 267 73 98
• „Biały Dworek” der Hengstgestüte (Stada Ogierów), Łąck, ul. Płocka 12, Tel. +48 (24) 262 98 97
• Motel Biały Dom, Grabina 28/1, Łąck, Tel. +48 (24) 264 40 28
• Gästezimmer, Hengstgestüt (Stado Ogierów), ul. Amazonki 3, Łąck, Tel. +48 (24) 262 98 97
• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Zacisze, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 14 61
• Ferienbauernhof „Jagoda”, G. Konarska, Łaźniewek 10, Gemeinde Błonie, Tel. +48 (22) 725 23 55
• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Zacisze BIS, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 25 28, 277 10 81
• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Stanica Wodna Zgierskiego Klubu Sportów Wodnych”, ul. Kasztanowa 1, Nowy Dunin, Tel.. +48 603 314 577, im Sommer +48 695 605 910
• Ośrodek Wypoczynkowo-Konferencyjny (Konferenz- und Erholungszentrum) „Lucień”, Miałkówek 3, Gemeinde Gostynin, Tel. +48 (24) 235 16 80
• Erholungszentrum der Präsidentenkanzlei (Ośrodek Wypoczynkowy Kancelarii Prezydenta), Lucień 82, Tel. +48 (24) 235 16 55
• Erholungs- und Schulungszentrum (Ośrodek Rekreacyjno-Szkoleniowy), Cierszewo 8, Brudzeń Duży, Tel. +48 (24) 260 94 65
• Hotel, Bar Nad Skrwą, Brudzeń Duży 110, Gemeinde Brudzeń Duży, Tel. +48 (24) 260 40 95
• Ferienbauernhöfe und zahlreiche Erholungszentren während der Saison
Gastronomie:
• Restaurant „Art-Deco”, Stary Rynek 17, Płock, Tel. (24) 268 57 51
• Bar Miś, ul. Miodowa 8, Płock, Tel. +48 (24) 263 18 11
• Restaurant im Hotel „Petrochemia”, Adresse siehe oben, Tel. +48 (24) 365 60 02
• EURO-BUD „Retro” Usługi gastronomiczne, ul. Kwiatka 31/33 lok. 2, Płock, Tel. +48 (24) 264 43 28
• Pizzeria Corner, ul. Kolegialna 39, Płock, +48 (24) 262 69 74
• Pizzeria Corner, ul. Kwiatka 27, Płock, +48 (24) 262 74 90
• Pizzeria Killer, ul. Grodzka 3, Płock, +48 (24) 268 81 25
• Pizzeria Napoli, ul. Armii Krajowej 14, Płock, +48 (24) 266 89 74
• Pizzeria Roma, ul. Grodzka 13, Płock, Tel. +48 (24) 268 38 60
• Bar im Erholungszentrum Zacisze, Koszelówka, Łąck, Tel. +48 (24) 277 14 61
• Restaurant im Hotel Rusałka (siehe oben)
• Motel Biały Dom (siehe oben)
• Restaurant im Gebäude der „Młynarzówna” im Zentrum in Cierszewo (siehe oben)
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG
ERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG
KAMIEŃCZYK – WYSZKÓW – BROK – ZUZELA
Unsere Reise beginnen wir in
Kamieńczyk. Wir fahren wei-
ter über die Straße Nr. 8 Richtung
Białystok. Vor der Brücke in Wyszków
aus sollten Sie auf den Weg Br. 62 Rich-
tung Sokołów Podlaski auQ ahren. Von
hier aus müssen wir nur noch links
nach Kamieńczyk abbiegen. Wir er-
reichen die Mitte der so sympathisch
wirkenden Ortschaft. Früher war sie
eine wichtige Wehrstadt und hieß Ka-
mieniec Mazowiecki. Hier hielten sich
Herzöge auf, die zur Jagd im Kamie-
niecka-Urwald kamen. 1869 wurden
Kamieńczyk die Stadtrechte entzo-
gen. Eine Spur der alten Vergangen-
heit ist die erhaltene mittelalterliche
Stadtgestaltung mit einem zentralen
Marktplatz, von dem aus Straßen ab-
gehen. Teilweise ist die Holzbebauung
erhalten geblieben. Die Kirche wurde
auf eine (für viele masowischen Ort-
schaften) charakteristische Art und
Weise von Józef Pius Dziekoński ent-
worfen. Am Markt treQ en sich viele
Wege. Wir wählen den gelb ausge-
schilderten Pfad und begeben uns di-
rekt an den Fluss.
Der Pfad wurde für eher scharfsin-
nige Touristen abgesteckt und zusätz-
lich mit einer Landkarte ausgestattet.
Aber man muss trotzdem aufpassen,
denn auch auf der Landkarte kön-
nen die Kennzeichnungen der Wan-
derpfade ziemlich unpräzise sein. Am
Bug gibt es sehr schöne, weite Ge-
lände und man kann die Zeit wirklich
angenehm verbringen. Wir stoßen
auf einen Weg, der am Liwiec entlang
verläuft. Das Ufer ist sandig und hier
sind viele Menschen unterwegs. Am
Ufer entlang erstreckt sich eine Kolo-
nie von Sommerhütten.
Wir fahren nach Wyszków; die
Stadt ähnelt einer riesigen Kreuzung.
Die Stadt lag seit jeher an einem Han-
delsweg. Die Stadtrechte wurden ihr
1502 verliehen. Seine Goldene Ära
hatte die Stadt im 16. und 17. Jahr-
hundert. Die schwedischen Kriege
hemmten die Entwicklung der Stadt
und die beiden Weltkriege trugen zur
wesentlichen Zerstörung bei.
Die St. Ägidius-Kirche erhebt sich
über der Stadt. Unter dem verkehrs-
reichen Weg wurde ein Tunnel errich-
tet. Sogar an behinderte Personen
wurde gedacht und gleich neben der
Treppe be& nden sich die notwendigen
AuQ ahrten. Die Kirche wurde 1793 im
klassizistischen Stil errichtet. Im Neben-
altar in der Südkapelle hängt das Ge-
mälde der Muttergottes (in einem Sil-
berkleid) aus der zweiten Hälfte des 17.
51
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN
AM BUG
Jahrhunderts. Im Pfarreigebäude er-
warteten während des polnisch-sowje-
tischen Krieges Feliks Dzierżyński, Feliks
Kon und Julian Marchlewski den Sieg
der sowjetischen Aggressoren.
Am Eingang zum Park in der 3-
Maja-Straße (Straße des 3. Mais) steht
der Obelisk der Wasa. Er wurde 1655
(wahrscheinlich von Johann Kasimir
gestiftet) errichtet, um den Tod von
Karl Ferdinand Wasa in Wyszków zu
würdigen. Der Bund – das Wappen der
Wasas – be& ndet sich im Unterbau des
Obelisken.
Aus Wyszków fahren wir 32 km über
die Straße Nr. 8 Richtung Białystok
und biegen dann nach rechts ab – in
die Straße Nr. 694 nach Brok. Heute ist
das eine kleine Stadt am Bug. Die hie-
sige Pfarrkirche wurde 1560 von Jan
Baptist aus Venedig im Stil der Gotik
und Renaissance erbaut. Im Inneren
be& ndet sich eine wertvolle Polychro-
mie im Renaissancestil.
Vom Bischofspalast ist nur wenig
übrig geblieben. Es war eine Sommer-
residenz des bischö= ichen Hofes aus
Płock. Er wurde in der Gabelung vom
Bug und seinem Zu= uss, der Turka, er-
richtet. Er entstand in den Jahren 1617-
1624 für Bischof Henryk Firlej. Der Pa-
last hatte den Charakter einer Re-
naissancevilla. Seit der schwedischen
Invasion ver& el er zusehends. Heute ist
eigentlich gar nichts mehr davon üb-
rig geblieben. Brok ändert seinen Cha-
rakter und wird langsam zu einer Som-
merurlaubsstätte, wovon die nur wäh-
rend der Saison bewohnten Hütten
und Häuser zeugen können. Den Fluss
kann man über verschiedene Stellen
erreichen, aber ein Spaziergang an ih-
ren Ufern ist erschwert, da kein geeig-
neter Spazierweg vorhanden ist. Von
der Grünanlage aus, wo sich das Jó-
zef Piłsudski gewidmete Denkmal be-
& ndet, führt ein Weg zur öQ entlichen
Badeanstalt. Das sandige Ufer und der
Fluss mit seinem an dieser Stelle recht
sanften Strom ermuntern dazu, sich
hier einige Zeit aufzuhalten und sich
ein Bad zu gönnen. Die hiesigen Wäl-
der bieten ein angenehmes Gebiet für
Spaziergänge.
Dann – die Straße Nr. 694 über
Małkinia Górna nehmend – errei-
chen wir Zuzela, wo sich das Muse-
um der Kinderjahre von Primas Stefan
Wyszyński be& ndet. Fahren Sie bis an
die Kirche heran. Das Museum be& n-
det sich auf der anderen Straßenseite.
Um eintreten und die Exposition be-
sichtigen zu können, muss man bei
den nebenan wohnenden Nonnen
ohne Ordenstracht anklopfen. Im Mu-
seum be& ndet sich die Klassenzim-
mereinrichtung aus den Schuljahren
des Primas. Hier & nden wir Schulbänke
mit Tintenfässern, eine Landkarte Rus-
slands, ein Portrait des Zaren und sei-
ner Gattin. Die Nonne erzählt von der
Schule in der Besatzungszeit und auch
von Stefan Wyszyński, der, wie sich he-
rausstellt, gar nicht brav war. In den
Schaukästen wurden zahlreiche Fotos
der Familie Wyszyński, und des Primas,
der Zuzela besuchte, ausgestellt.
Die Familie Wyszyński wohnte in
Zuzela, als Stefan geboren wurde.
Er wurde in der Kirche am Ort get-
52
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN AM BUG
auft; diese existiert heute leider nicht
mehr. Erhalten geblieben ist dafür das
Taufbecken. Es ist in der Kirche an der
gegenüberliegenden Straßenseite
zu besichtigen. Stefans Vater war Or-
gelspieler. Der künftige Primas hatte
fünf Geschwister, die zwei jüngsten
starben als Kinder. Bereits nach dem
Umzug nach Zuzela – kurz nach sei-
ner Geburt – starb seine Mutter.
Im nächsten Saal besichtigen wir
eine Küche mit charakteristischen Ge-
genständen vom Anfang des 20. Jahr-
hunderts. Es gibt da einen Geschirr-
schrank, der mit Scherenschnitten
aus Fließpapier verziert ist, eine But-
terdose, ein Bügeleisen mit Bolzen,
eine Wiege und viele andere Gegen-
stände für den Alltagsgebrauch.
Im Wohnzimmer sehen wir eine
Fisharmonika, einen Schrein und
zahlreiche Gemälde. Eine relevante
Bedeutung für die Familie hatten
die Gemälde der Muttergottes von
Tschenstochau und der Muttergot-
tes im Spitzen Tor. Nach Tschenstoch-
au pilgerte der Vater des Primas, seine
Mutter dagegen pilgerte nach Wilna.
Nachdem wir uns im Gästebuch
eingetragen und eine Spende für
die Erhaltung des Museums zurück-
gelassen haben, begeben wir uns in
die Kirche. Sie wurde im Stil der Neo-
gotik erbaut und wurde während des
Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Im
Inneren gibt es ein interessantes höl-
zernes Taufbecken und ein Gemälde
der Muttergottes im Seitenaltar. Die
beiden Gegenstände wurden aus der
alten Holzkirche hierher gebracht.
Draußen lohnt es sich, den Glocken-
turm mit seinen drei Glocken und die
Kapelle, die die Höhle von Loudres
nachahmt, zu bewundern.
53
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKERHOLUNGSSTÄTTEN
AM BUG
Praktische Informationen
• Warschau – Kamieńczyk – Wyszków – Brok – Zuzela: 110 km.
Insgesamt 220 km.
• Kamieńczyk – 2 Stunden, Wyszków – 1 Stunde, Brok – 1,5 Stunden,
Zuzela – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Erholungs- und Urlaubszentrum (Ośrodek Wypoczynkowo-
Wczasowy) „Meliorant”, ul. Brzostowa 52, Brok, Tel. +48 (29) 745 70 25
• Ośrodek Szkoleniowo-Wypoczynkowy (Schulungs- und
Erholungszentrum) „Rzemieślnik”, ul. Brzostowa 28, Brok,
Tel. +48 (29) 745 70 39
• Erholunhsheim (Dom Wczasowy) „Nadrzecze”, K. Jóźwik,
ul. Brzostowa 5, Brok, www.nadrzecze.pl, Tel. +48 (29) 745 7011
• Gasthof Pod Sosnami, ul. Nurska 23, Małkinia Górna,
Tel. +48 (29) 745 55 65
• Ferienbauernhöfe
• Andere: www.brok.pl
Gastronomia:
• Gastronomie-Bar Kufelek, ul. Parkingowa 1, Brok,
Tel. +48 (29) 745 75 22
• Gasthof Kormoran, ul. Szosowa 2, Brok, Tel. +48 (29) 745 75 68
• Andere: www.brok.pl
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
IM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN
JAN KOCHANOWSKIS
KOZIENICE – AUGUSTÓW – CZARNOLAS
– ZWOLEŃ – GARBATKA LETNISKO
Kozienice be& nden sich in einer
Entfernung von 80 km südlich
von Warschau. Man erreicht die Stadt
über die Straße Nr. 79 Richtung San-
domierz. An der Einfahrt aus der Rich-
tung von Warschau be& ndet sich der
Industriebezirk mit seinem bekannten
Kraftwerk. Die Stadt ist von allen Seiten
vom Dickicht des Kozienicka-Urwalds
umgeben.
Die Anfänge der Stadt reichen bis
ins Mittelalter. Auf königlichen Befehl
wurde 1409 bei Kozienice eine Schlit-
ten-Pontonbrücke aus Holz errichtet,
die dann nach Czerwińsk ge= ößt wur-
de und 1410 den Heerscharen und
dem königlichen Tross dazu diente,
die Weichsel zu überqueren (vor der
Schlacht mit den Kreuzrittern bei Tan-
nenberg/Grunwald). 1409-1410 fanden
im Urwald um Kozienice herum große
Jagdveranstaltungen statt, die den Sol-
daten der königlichen Heerscharen, die
zum Krieg mit den Kreuzrittern aufbra-
chen, Lebensmittel sichern sollten.
1429 schloss Wladyslaw Jagiello Ko-
zienice wieder o? ziell der königlichen
Verwaltung an; es gab hier einen könig-
lichen Jagdhof, der den direkten An-
satz zur Entstehung der Stadt bot. Im
November 1466 versteckte sich der Kö-
nig Kasimir Jagiello mit Familie in Kozi-
enice vor der Pest. Am 1. Januar 1467
kam hier der künftige König Sigismund
der Alte (Zygmunt Stary) zur Welt. 1537
wurde zum Andenken an dieses Er-
eignis ein Denkmal errichtet, das bis
heute zu bewundern ist. Es be& ndet
sich rechts vom Eingang in den Park,
der einst den alten Palast umgab. Das
Denkmal wurde erneuert, an der Seite
wurde ein Schild mit der Übersetzung
des lateinischen Gedichts angebracht,
das sich am Denkmal be& ndet sowie
eine Information, dass dies das älteste
Denkmal Polens ist.
Seit den Anfängen der Regierungs-
zeit Stanislaus August Poniatowskis war
die Stadt Kozienice unter seiner beson-
deren Obhut. 1776-1791 wurde hier ein
neuer Palastkomplex errichtet. Der Pa-
last und das Gartenhaus für Gäste und
einer späteren Küche erinnerte an die
barocken Baulösungen, aber die deko-
rative Ausstattung des Bauwerks war
klassizistisch geprägt.
In den 80er Jahren des 18. Jahrhun-
derts begann in Kozienice die Zeit
55
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD
UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
der Entwicklung der Industrie – es
entstand das Walzwerk, die Kupfer-
schmiede und das Betrieb für Herstel-
lung von SchusswaQ en.
Heute ist der alte Palast am interes-
santesten; hier hat die Stadtverwal-
tung ihren Sitz. Nach dem Novembe-
raufstand wohnte im Palast der Bau-
meister der Festung Dęblin – General
Iwan Dehn, der das Gebäude an die Be-
dürfnisse seiner Familie anpassen ließ.
Die endgültige Form wurde dem Palast
1896–1900 verliehen. Im September
1939, nach dem LuftangriQ der Luft-
waQ e, blieb bloß das linke Gartenhaus
stehen, in dem sich heute das Regio-
nalmuseum be& ndet. In den 50er Jah-
ren wurde der Palast wieder aufgebaut.
Jetzt be& ndet sich hier ein Punkt der
elektronischen Touristenauskunft. Vor
dem Palast be& ndet sich ein Becken in
der Form eines Vierblatts.
Im Regionalmuseum kann man alte
Bienenstöcke und Gegenstände be-
sichtigen, die an alte Zeidlertradition
und alte Berufe der lokalen Einwoh-
ner erinnern. Die Ausstattung erinnert
eher an ein Freilichtmuseum, was in-
nerhalb der Palastmauern ein bisschen
verwunderlich wirken mag.
Der Palast ist vom Landschaftspark
umgeben. Erhalten blieben auch die
Alleen, die Treppe vor der Gartenfas-
sade, zwei steinerne Sockel aus dem
18. Jahrhundert, und – am Eingang
– das schon vorhin erwähnte Obelisk,
das an die Geburt Sigismund des Alten
erinnern soll.
Kozienice sind ein guter Ort für ei-
nen Aus= ug mit Kindern. Gegenü-
ber vom Palast be& ndet sich ein Kin-
dergarten (Ogród Jordanowski) mit
einem Spielplatz und einem Basket-
ballfeld aus Tartan.
56
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
Leute, die Spot mögen, werden sich
sicherlich nicht langweilen, weil es in
Kozienice ein Schwimmbad, ein Pferde-
gestüt, einen Stausee gibt und in dem
Kozienicka-Urwald in der Nähe der
Stadt wurden viele interessante Wan-
derpfade abgesteckt.
Die Ortschaft Augustów ist ein
guter Platz, um sich auf eine Wande-
rung durch den Urwald zu begeben.
Die Stadt erreichen Sie aus Kozieni-
ce, wenn Sie die Straße Nr. 737 Rich-
tung Radom nehmen. In Augustów
be& ndet sich die Kammer des Didak-
tischen Museums des Kozienicka-Ur-
waldes (Izba Dydaktyczno-Muzealna
Puszczy Kozienickiej). Hier be& nden
sich ein botanischer Garten und eine
Ausstellung von Geräten, die für Wald-
arbeit bestimmt sind, und Wägen der
Schmalspurbahn. An der linken Seite
der Musealgebäude & nden wir Spu-
ren des schwarzen Wanderpfades, mit
dem wir uns in das Naturschutzgebiet
Źródło Królewskie (Königliche Quelle)
begeben. Wir haben eine Strecke von
4,8 km in einer Richtung zu bewälti-
gen. Zuerst wandern wir zwischen den
Feldern, dann biegt der Weg in den
Wald ab. Auf dem Gebiet des Kozienik-
ka-Landschaftsschutzgebiets hat man
218 Vogelarten beobachtet, darunter
hat man die selten vorkommenden
Schreiadler, Schwarzstörche, Kraniche
und Blauracken aus& ndig gemacht.
Sicherlich werden wir aber nur einen
über den Weg hüpfenden Hasen sehen
können. Unsere Strecke kommt (nach
der Wanderung durch den Wald) an ei-
nen breiten Duktus; man muss aufpas-
sen, weil hierdurch Autos fahren. Das
bietet eine Alternative für die weniger
aktiven: es reicht vom Weg Richtung
Radom direkt in den Wald zu fahren,
dort & ndet man ein Hinweisschild auf
die Czerwona Leśniczówka (die Rote
Försterei)/ Wir kommen zur Lichtung,
wo sich die Försterei be& ndet. Es gibt
hier Bänke und Tische und man kann
sich hier kräftigen. Hier fängt die Lehr-
strecke „Königliche Quelle” (Królewskie
Źródło) an. Der Name stammt von der
Forst – eines Naturschutzgebiets aus
dem schon vor Jahrhunderten kristall-
klare Quellen entsprangen. Laut loka-
ler Überlieferung soll Wladyslaw Jagi-
ello selbst daraus getrunken haben.
Die Streckenlänge beträgt 3 km. An
ihrem Beginn be& ndet sich das Forst-
haus. Einst war hier das Häuschen des
Bahnwärters der Schmalspurbahn.
Hier treQ en wir das erste Hinweisschild
an, das der Schmalspurbahn, die 1915-
1989 in diesem Gebiet tätig war, ge-
widmet ist. Auf der ganzen Strecke
sehen wir elf solche Schilder. Wir be-
wundern den natürlichen Wald, dann
sehen wir uns von der Brücke aus den
Flussdurchbruch der Zagożdżanka an;
mit den Holzbrücken gehen wir run-
ter zum Fluss, sehen uns die Biber-
sitze an, dann gelangen wir an das
Naturschutzgebiet Königliche Quelle
(Źródło Królewskie). Wir kehren ent-
weder zum Parkplatz oder direkt nach
Augustów zurück.
Unser nächstes Reiseziel ist das Mu-
seum Jan Kochanowskis in Czarno-
las. Wir kehren Richtung Kozienice zu-
rück und biegen auf dem Ring vor der
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD
UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
Stadt in den Straße Nr. 79 Richtung
Sanomierz ab. Die außergewöhnlich
malerische Verbindung führt durch
den Kozienicka-Urwald. In der Ort-
schaft Policzna biegen wir ab, dort be-
& ndet sich das Hinweisschild, das den
Weg nach Czarnolas und zum reich
besuchten Museum zeigt. Und das ist
nicht verwunderlich, denn obwohl es
über keine wertvollen Exponate aus
der Lebenszeit Kochanowskis im Be-
sitz hat und der dortige Hof nicht der
wahre Hof des Dichters ist, wurde alles
sehr schön arrangiert und gestaltet. In
sechs Sälen werden die verschiedenen
Perioden aus dem Leben von Kocha-
nowski dargestellt, denen die poe-
tischen Werke, aus denen Zitate man
an den Wänden der einzelnen Säle
bewundern kann, zugeordnet wur-
den. Jeder der Räume ist mit einem ei-
genen Schlagwort versehen; dies sind:
„Kształtowanie” (die Formung), „Re-
nesansowy manifest poety” (das Re-
naissancemanifest des Poeten), „Poeta
Czarnoleski” (der Poet aus Czarnolas),
„Poeta i obywatel” (der Poet und Bür-
ger), „Pisarz przy pracy” (der Schriftstel-
ler an der Arbeit), „Poeta nieśmiertelny”
(der unsterbliche Dichter). Das einzige
historische Denkmal, das mit der Per-
son von Kochanowski verbunden ist,
ist die Eisentür. Der bis heute erhal-
tene Hof, Sitz des Museums, wurde
zum Anfang des 19. Jahrhunderts er-
richtet und hat mit der Gestalt Kocha-
nowskis gar nichts zu tun. Man geht
davon aus, dass sich sein Haus an der
Stelle befand, an der heute die Kapel-
le aufzu& nden ist. In dem das Museum
umgebenden Park gibt es einen Obe-
lisk mit der symbolischen Grabstätte
von Urszulka; hier wuchs einst die be-
kannte Linde.
Vor dem Museum be& ndet sich das
Denkmal des Dichters. Man hat den An-
schein als sei Kochanowski vor die Hof-
tür hinausgegangen, um die kommen-
den Gäste zu begrüßen.
Im Museum kann man Erinnerungs-
stücke, die mit Kochanowski zusam-
menhängen, und auch seine Werke
kaufen. Der Souvenirladen be& ndet
sich gleich am Parkplatz.
Um weiterhin im Kreis der Gestalt
Jan Kochanowskis zu bleiben, fahren
wir nach Zwoleń. Man soll hierzu den
Weg nach Sandomierz überschneiden.
Auf dem Marktplatz in Zwoleń be& ndet
sich ein weiteres Denkmal von Kocha-
nowski. Wir müssen die Hauptstraße
überqueren und gehen dann weiter
gerade aus in Richtung der Kirche. Un-
terwegs gehen wir an einem den Sol-
daten der Polnischen Heimatarmee
(AK) gewidmeten Denkmal. An der
Kościelna-Straße gibt es ein weiteres
Denkmal von Kochanowski, der dies-
mal Urszulka, seine Tochter, in den Ar-
men hält.
Die Heilig-Kreuz-Kirche wurde
schrittweise gebaut, zuerst – vor 1570
– entstand das Presbyterium, und vor
1585 – das Langhaus. Etwa 1610 wur-
de von Adam Kochanowski (dem Rich-
ter der Lublin Region) die so genannte
Kapelle der Familie Kochanowski, und
1620-1630 der Familie Owadowski, ge-
stiftet. In den 20er Jahren des 20. Jahr-
hunderts wurde die Kirche vergrößert,
58
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
man baute Seitenlanghäuser und ei-
nen Turm hinzu. 1979 verwüstete ein
Brand einen Teil der Innenräume, die
dann wieder rekonstruiert wurden.
Die Kapelle der Familie Kochanow-
ski ist auf dem Grundriss eines Vier-
ecks aufgebaut und wird von einer
Wölbung mit einer Laterne gekrönt.
Drinnen, an der Wand, be& ndet sich
ein Flachrelief, das den Dicher in einer
italienischen Bekleidung darstellt. Vor
Jahrhunderten wurden in dieser Ka-
pelle die Mitglieder der Familie Kocha-
nowski bestattet. Nach der Flut wur-
den ihre Überreste zuerst zum Fried-
hof, dann unter den Fußboden des
Beinhauses und anschließend 1984 –
zum Anlass des 450. Geburtstages des
Dichters – an den alten Platz in der Ka-
pelle abgelegt, wo sie erneut bestat-
tet wurden.
Aus Zwoleń begeben wir uns auf
den Rückweg nach Warschau. Un-
terwegs halten nur in der Ortschaft
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM KOZIENICKA-URWALD
UND AUF DEN SPUREN JAN KOCHANOWSKIS
Praktische Informationen
• Warschau – Kozienice – Czarnolas – Zwoleń
– Garbatka Letnisko: 120 km. Insgesamt 240 km.
• Kozienice – 1,5 Stunden, Czarnolas – 1,5 Stunden,
Zwoleń – 1 Stunde, ein Spaziergang durch
den Urwald – 4 Stunden, Garbatka Letnisko – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Pension, Ośrodek Rekreacyjny KCKRiS, ul. Boh. Studzianek 30,
Kozienice, Tel. +48 (48) 614 67 26, 614 60 91
• Hotel Energetyk, ul. Warszawska 20, Kozienice,
Tel. +48 (48) 614 32 11
• Hotel Leśny, Świerże Górne am Kraftwerk, Tel. +48 (48) 614 10 64
• Abteilung der PTTK – Informationen zu Übernachtungsplätzen,
al. 1 Maja 5, Kozienice, Tel. +48 (48) 614 26 94
• Erholunhszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) „Polanka”,
Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 02 37,
www.mojagarbatka.pl/sites/data/kwatery.html
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Restaurant Jowita, ul. Warszawska 20, Kozienice,
Tel. +48 (48) 614 23 13
• Bar Pod Sosną, ul. Boh. Studzianek, Kozienice,
Tel. +48 (48) 614 66 23
• Restaurant Brawo, ul. Batalionów Chłopskich 45, Kozienice,
Tel. +48 (48) 614 21 31
• Pizzeria Pizza Planet, ul. Warszawska 29/7, Kozienice,
Tel. +48 (48) 382 01 31
• Café Paradise, ul. Warszawska 36, Kozienice,
Tel. Gefälligkeitsnummer im Restaurant Jowita (siehe oben)
• Café Bar Mors, ul. Legionów 4, Kozienice, Tel. +48 (48) 611 72 22
• Restaurant Karczma u Chłopa, ul. Kochanowskiego 4,
Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 00 58
• Gasthof „Zajazd przy Gościńcu”, ul. Zwoleńska 17,
Garbatka Letnisko, Tel. +48 (48) 621 02 84
• Gastronomie-Bar auf dem Gelände des Zentrums „Polanka”,
Garbatka Letnisko (siehe oben)
Garbatka Letnisko. In der Zwischen-
kriegszeit entstanden auf den von
der Direktion der Staatlichen Wälder
gepachteten Grundstücken Som-
merhütten und Ferienhäuser. Der
Kriegsausbruch machte die Anmel-
dung dieses Ortes als einen Kurort
unmöglich. Aktuell beginnen die
alten Sommertraditionen der Ort-
schaft erneut aufzuleben. Hier be-
findet sich ein Erholungszentrum
mit einer Bademöglichkeit.
60
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME
IN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME
WARKA – PETRYKOZY – LEWICZYN – MAŁA WIEŚ
Warka be& ndet sich in einer
Entfernung von 40 km süd-
lich von Warschau. Am einfachsten
erreicht man die Stadt, indem man
zuerst die Straße Nr. 79 Richtung San-
domierz und dann Straße Nr. 731
fährt. Im Frühling verläuft die Reise
zwischen malerisch mit Äpfeln blü-
henden Obstgärten. Diese Gegend
bildet das größte Obstanbaugebiet
Europas.
Unsere Reise beginnen wir mit der
Besichtigung der Stadt Warka. Die Ge-
schichte der Stadt reicht bis ins Mittel-
alter. Bereits 1321 bestätigte der Her-
zog von Czersk und Masowien, Troj-
den, die wahrscheinlich schon früher
verliehenen Stadtrechte. Die günstige
Lage an der Pilica erlaubte Warka sich
sprunghaft zu entwickeln. Die Nieder-
lage kam mit der Schwedischen Sint-
= ut. Zwar hat Stefan Czarniecki die
Schweden nah an der Stadt geschla-
gen aber die Stadt selbst wurde voll-
ständig zerstört. Die nächste Periode
progressiver Entwicklung kam im 19.
Jahrhundert.
Heute emp& ehlt es sich die hiesigen
Kirchen zu besichtigen. Die barocke
Nachfranziskaner-Kirche stammt aus
dem 17. Jahrhundert. Im Erdgeschoss
wurden die Aschen der masowischen
Herzöge niedergelegt. Das Gebäude
des alten Klosters wurde zu einer Pfar-
rei und zu Wohnungen umgestaltet.
Die barocke St. Nikolaus-Kirche, die im
17. Jahrhundert errichtet wurde, war
Zeugin der stürmischen Geschichte
der Stadt. Mehrmals umgebaut, hat sie
ihren ursprünglichen Charakter verlo-
ren. Drinnen lohnt es sich den Haupt-
altar aus 1610 zu bewundern, der im
Stil der Spätrenaissance gebaut wur-
de. Interessant sind auch das Taufbe-
cken und der aus Sandstein errichtete
Weihkessel, der aus dem 17.-18. Jahr-
hundert stammt.
Ein interessantes historisches Ob-
jekt ist das klassizistische, 1821 er-
baute, Rathaus.
Die nächste Etappe unseres Aus-
= ugs ist das der Person von Kazimierz
Pułaski gewidmete Museum. Es be-
& ndet sich in einem Hof, in der Ort-
schaft Winiary, wo das Familienhaus
von Pułaski war.
Die Exposition stellt das Leben von
Kazimierz Pułaski dar. Dargestellt wer-
den Episode aus der Konföderation
von Bar, der amerikanische Lebensab-
schnitt des Generals, der mit seinem
heldenhaften Tod in der Schlacht bei
Savannah abgeschlossen wurde, wie
auch Gemälde von Chełmoński und
61
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION
DER BLÜHENDEN APFELBÄUME
Brandt. Die weiteren Teile der Expo-
sition wurden den polnischamerika-
nischen Beziehungen gewidmet. Eins
der Säle knüpft an die amerikanischen
Erfahrungen von Tadeusz Kościuszko
an, andere präsentieren die Lebens-
geschichte von Helena Modrzejews-
ka, Henryk Sienkiewicz und anderer
Polen, die ihr Leben mit dem Staat
weit hinter dem Ozean verbanden.
In Warka wurde Piotr Wysocki, einer
der Helden der Novembernacht, ge-
boren und hier wohnte er auch. Wäh-
rend des Januaraufstands kämpfte in
der Gegend eine Partisanentruppe
von Oberst Władysław Kononowicz.
Der Oberst wurde von den Russen ge-
fangen genommen und gemeinsam
mit den Adjutanten an den alten Auen
an der Pilica in den Tod geschickt. An
den heldenhaften Kampf und den Tod
der Soldaten erinnert ein Erdhügel.
Die Geschichte der Stadt War-
ka verbindet mit heute die hier tä-
tige Brauerei. Das hiesige Bier war
nicht nur im ganzen Land aber auch
außerhalb von seinen Grenzen be-
kannt. Sehr oft wird die Geschichte
über Papst Klemens VIII., der im 16.
Jahrhundert lebte, angeführt, der
noch als Apostolischer Legat in Po-
len ein Genießer des Biers von War-
ka war. Als der Papst erkrankte, seuf-
zte er: „Piva di Varka”. Die um sein Bett
versammelten Leute dachten, es han-
delte sich um irgendeine Heilige und
& ngen an zu beten: „Heiliges Bier aus
Warka (Piva di Varka) – bete für uns“.
Als der Kranke das hörte & ng er zu la-
chen an, was dazu führte das das Ge-
schwür, das ihn krank machte, platzte.
Der Papst wurde gesund.
Nach der Besichtigung – Zeit für ei-
nen Spaziergang. Die Umgebung von
Warka und der ganze Landkreis um
Grójec sind ein guter Platz für male-
rische Wanderungen und eine Wild-
= ussfahrt mit dem Kajak. Es emp-
& ehlt sich ein wenig mit dem Kajak zu
paddeln; den Aus= ug sollten Sie im
Bootshaus in Warka beginnen. Beson-
ders zauberhaft sind die mit Schleh-
dorn und Wildrosen bewachsenen
Schluchten in der Nähe von Stara War-
ka. Die Pilica umspüllt die hohe Bö-
schung, bildet Mäander und lässt uns
die wunderbaren Landschaften des
Kozienicka-Urwalds bewundern.
Für diejenigen, die keine Lust auf
Kajakfahrten haben, gibt es als Al-
ternative einen Aus= ug entlang der
herrlichen Ufer der Pilica.
Von Warka aus lohnt es sich nach
Petrykozy zu fahren. In dem hiesigen
Hof hat der bekannte Schauspie-
ler Wojciech Siemion die Galerie der
Dör= ichen Kunst geschaQ en.
Die nächste Haltestelle ist in Lewi-
czyn. Hier be& ndet sich das Sanktua-
rium der Muttergottes der Trösterin
der Kummervollen mit einem wun-
dersamen Gemälde. In der Kirche wird
ein Buch, das „Buch der Wunder und
Gnaden, die von dem Abbild der Mut-
tergottes in der Kirche in Lewiczyn ver-
übt wurden“ geführt, in dem außerge-
wöhnliche physischen und geistigen
Heilungen beschrieben wurden. Das
heutige Gotteshaus wurde am An-
fang des 17. Jahrhundert errichtet.
62
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION DER BLÜHENDEN APFELBÄUME
Das Sanktuarium war dermaßen be-
kannt, dass König Sigismund III. Wasa
eine Monstranz spendete, und Kö-
nig Johann III. Sobieski einen Ornat,
der aus einem Wesirzelt genäht wur-
de, schenkte; 1794 entwickelte hier
Tadeusz Kościuszko die Pläne für die
Verteidigung der Hauptstadt. Das
aus dem 18. Jahrhundert stammen-
de Bildnis der Madonna sollte – laut
ältester Tradition – eins der 13 Gemäl-
de sein, die das Werk von Lukas dem
Evangelist waren. Es lohnt sich auch
in Mała Wieś vorbeizuschauen; dort
be& ndet sich ein Palastkomplex, der
1783-1786 errichtet wurde. Der Pa-
last wurde ursprünglich für den Woi-
woden Bazyli Halicki gebaut, änderte
aber mehrmals seinen Besitzer. Hier
verbrachte die letzten Jahre seines Le-
bens der Held von Somosierra – Ko-
zietulski. Endgültig wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg zum Besitzer des
Objekts das Institut für KartoQ elzucht
63
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER REGION
DER BLÜHENDEN APFELBÄUME
und dann des Außenministeriums und
des Amt des Ministerrats. Heute ist der
Palast im Besitz der Kanzlei des Vor-
sitzenden des Ministerialrates. Dieser
Platz steht jedoch auch zur Verfügung
gewöhnlicher Gäste.
Wenn die Zeit reicht, sollten wir
uns gönnen den Zauber einer Reise
mit der alten Bahn zu genießen. Die
Schmalspur – Zufuhrbahn von Grójec
wurde im Register der historischen
Denkmäler eingetragen. Organisiert
werden Fahrten auf der Strecke Piase-
czno – Grójec – Mała Wieś – Mogielni-
ca – Nowe Miasto. Die Streckenlänge
beträgt 72 km.
Praktische Informationen
• Warschau – Warka – Petrykozy – Lewiczyn – Mała Wieś: 100 km.
Insgesamt 200 km.
• Besichtigung von Warka – 2 Stunden, ein Spaziergang an der Pilica
– 3 Stunden, Petrykozy – 1,5 Stunden, Lewiczyn – 1 Stunde,
Mała Wieś – 1 Stunde
Übernachtungsplätze:
• Hotel Pułaski, ul. Warszawska 45, Warka, Tel. +48 (48) 667 24 21
• Zajazd na Winiarach, ul. Turystyczna 3, Warka,
Tel. +48 (48) 667 26 76, 667 50 43
• Pension Sielanka, ul. Łąkowa 1,Warka, Tel. +48 (48) 666 16 00
• Palast in Kociszew, Konferenz- und Didaktikzentrum mit einem
Ferienbauernhof, Kociszew bei Grójec, www.kociszew.pl,
Tel. +48 (48) 664 23 29, 501 128 168
• „Biały Pałac Palczew”, Palczew – Parcela 19, bei Warka,
Tel. +48 (48) 667 14 71, www.palacpalczew.pl
Gastronomie:
• Gasthof Zajazd na Winiarach, Warka, (siehe oben)
• Kleine Gastronomie, ul. Polna 26, Warka, Tel. (48) 667 38 40
64
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF
IN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF
BIEŻUŃ – SIERPC – DROBIN
Bieżuń und Sierpc be& nden sich
im Nordwesten der Woiwod-
schaft Masowien. Es gibt hier viele
Wälder und viele immer noch unent-
deckte Seen. Das Gebiet grenzt an
zwei Woiwodschaften an: Ermland-
Masuren und Kujawien-Pommern. Es
emp& ehlt sich zu einem Aus= ug hier-
her zu kommen und das um wenigs-
tens zwei ungewöhnliche Museen zu
besichtigen.
Nach Bieżuń fahren wir von War-
schau aus entlang der Straße Nr. 7
Richtung Danzig und dann über die
Straße Nr. 10 Richtung Bydgoszcz und
anschließend die Straße Nr. 561 Rich-
tung Żuromin. Das sind knapp über
100 km von der Hauptstadt. Bieżuń ist
eine sehr alte Stadt. Die ältesten his-
torischen Einträge stammen aus der
Gründungsurkunde aus 1406. Viele
Jahre über war die Stadt im Privatbe-
sitz. Sie gehörte unter anderem dem
Großen Kronkanzler Andrzej Zamoy-
ski, der 1767 hier ansässig wurde.
1776 beauftragte der Sejm Zamoyski
ein Kodex der gerichtlichen Rechte
aufzustellen. Er arbeitete daran hier in
Bieżuń. Nach der 2. Teilung Polens be-
fand sich die Stadt innerhalb der Gren-
zen von den so genannten Südpreu-
ßen. Seit dieser Zeit ändert sie ständig
ihre Besitzer und unterliegt weiteren
Aufteilungen.
Heute ist das Museum die größ-
te Attraktion der Stadt. Es ist nur
sehr kurz oQ en, an Werktagen (außer
Montagen und den nachfeierlichen
Tagen) von 10.00 bis 15.00 Uhr und
samstags und sonntags von 11.00 bis
13.00 Uhr.
Das Museum be& ndet sich im
Krankenhausgebäude, das Ende des
18. Jahrhunderts von Konstancja Za-
moyska gestiftet wurde. Die hier ver-
sammelten Exponate stellen das Le-
ben einer Kleinstadt aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts dar. Die
Besichtigung beginnen wir in einem
Ärztezimmer. Die originalen Möbel
stammen aus dem Arbeitszimmer
von Piotr Wincenty Głuszkiewicz. Be-
merkenswert sind die Liege und der
gynäkologische Stuhl aus der Zwi-
schenkriegszeit und ein voller Satz
an Geburtshilfeinstrumenten. Inter-
essant sind auch die alten Röntgen-
bilder. Interessant ist das Rezeptbuch
von Dr. Antoni Wolski, in dem er ein
halbes Jahrhundert über die Inhalts-
stoQ e der für einzelne Krankheiten
bestimmten Arzneien notierte. In
dem Bücherschrank be& nden sich
medizinische Bücher.
65
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT
UND AUF DEM DORF
Im nächsten Raum bewundern wir
ein Schlafzimmer (aus der Wende der
20er und 30er Jahre des 20. Jahrhun-
derts) und ein Möbelset und Hygie-
nezubehör. Aus dem Schlafzimmer
gehen wir in ein Wohn- und Unter-
haltungszimmer.
Im ersten Stock be& ndet sich eine
interessante Ausstellung: „Bieżuń und
seine Einwohner zu früheren Zeiten“.
Versammelt wurden hier alte Doku-
mente und Fotogra& en. Es gibt hier
Erinnerungsstücke aus den Zeiten
der nationalen Aufstände, des Zwei-
ten Weltkrieges, aus allen Fronten. Vor
dem Zweiten Weltkrieg stellten die Ju-
den 50% der Bevölkerung dar. Im Mu-
seum ist eine Tora, Kerzenhalter und
andere Judaica zu sehen. Die Exposi-
tionen werden auf eine interessante
Art und Weise von den Arbeitern des
Museum dargestellt, die die bunte Ge-
schichte der Stadt und von manchen
Exponaten erzählen.
Nachdem wir das Museum verlas-
sen haben, emp& ehlt es sich zum al-
ten Hof zu begeben. Dorthin führt der
Weg, der sich gleich hinter der Ecke
des Museumsgebäudes be& ndet. Der
Privatbesitzer hat Reparaturarbeiten
begonnen, die Arbeiten wurden aber
abgebrochen. Man kann die wunder-
bare Form des Palastes, zwei Garten-
häuser und einen Park mit Wassergrä-
ben immer noch bewundern.
Das zweite Ziel unseres Ausfluges
– das Museum des Masowischen
Dorfes – befindet sich gleich hinter
Sierpc, auf dem Weg Richtung Byd-
goszcz. Die Fahrt aus Bieżuń dauert
etwa eine halbe Stunde. Wir fahren
die Straße Nr. 541, dann ein Stück
die Straße Nr. 10 Richtung Bydgosz-
cz. Der Ort ist, was in Polen noch so
66
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF
selten ist, gut ausgeschildert Das
Freilichtmuseum nimmt eine ziem-
lich große Fläche ein. Hier wurden
sowohl ganze Bauernhöfe wie auch
einzelne Gebäude übertragen. Dort
befinden sich ganze Hütten der
Dorfeinwohner. Hinweisschilder ge-
ben den Besuchern Auskunft über
den materiellen Status der alten
Besitzer, einen Bauernhof eines rei-
chen von dem eines armen Besitzers
kann man aber auch so unterschei-
den. Im Freilichtmuseum gibt es
auch eine Schule mit der alten, er-
haltenen Wohnung des Lehrers. Die
Hütten darf man leider nicht betre-
ten, die Exposition schaut man sich
durch eine Kunststofftür an. Neben
den Gebäuden befinden sich Obst,
Gemüse-, Blumengärten und Felder.
Auch Tiere werden hier gezüchtet.
Jedes der Objekte hat seinen eige-
nen Betreuer, der gerne von den al-
ten Einwohnern erzählt. Die Dorfka-
67
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT
UND AUF DEM DORF
pellen repräsentieren alle für Maso-
wien charakteristischen Dorftypen.
Dies sind: ein Reiherdorf, ein Weiler
(ein sehr kleines Dorf ) und ein Dorf
dicht am Weg.
Die im Freilichtmuseum organi-
sierten Ausstellungen hängen mit
den Jahreszeiten zusammen. An
den nacheinander folgenden Mo-
naten werden in den Innenräumen
der Hütten alltägliche bäuerlichen
Tätigkeiten dargestellt, die mit dem
Haushalt und der Wirtschaft zusam-
menhängen: Honigernte und Ho-
nigrühren, Sammeln und Trocknen
von Kräutern, Kränze zur Oktave des
Fronleichnams, oder von Pfingsten,
Brotbacken, Herstellung von Hüt-
tenkäse. Die speziellen Expositionen
haben von Dezember bis Februar
platz, wenn die masowischen Sitten
und Bräuche der Weihnachtszeit und
der Zeit vom Palmsonntag bis Ende
Mai, wenn Schmuck und Dekorati-
onen zum Osterfest erscheinen, dar-
gestellt.
Im Freilichtmuseum & nden unter-
schiedliche Veranstaltungen unter
dem freien Himmel statt. Seit dem
1. Mai bis zum 28. September dau-
ert der Zyklus „Sonntage im Freilicht-
museum“ (Niedziele w skansenie)
statt. Man kann dann eine Exposition
in 10 Bauernhöfen besichtigen, eine
Volkskapelle spielen hören, den Vor-
stellungen traditionellen Handwerks
und der Volkskunst (Schmiedhand-
werk, Weberei, Töpferei, Ge= echt,
Stickerei und Bildhauerei) zusehen,
mit einer Britschka fahren oder rei-
ten. Organisiert werden auch thema-
tisch gebundene Sonntage. Am ers-
ten Augustsonntag & ndet die Ernte
statt. Dargestellt werden hier die ein-
zelnen Etappen der Getreideverarbei-
tung: Mähen mit der Sense, Arbeiten
mit der Sichel, Gerbenbinden, die An-
fuhr in die Scheune, Drusch (mit den
Flegeln und mit einer elektrischen
Dreschmaschine); außerdem & ndet
ein Brot-Jahrmarkt und die Vorstel-
lungen der Volkskapellen aus Polen
und anderen Ländern statt.
In einem separaten Teil des Frei-
lichtmuseums be& nden sich die Bau-
werke, in denen der Streifen „Ogniem
i mieczem” (mit Feuer und Schwert)
gedreht wurde.
Auf dem Rückweg können wir die
für ein Lagerfeuer vorbereitete Stelle
nutzen, es emp& ehlt sich aber eher
die Bauernschenke mit dem klang-
vollen Namen „Pohulanka“ (Schlem-
merei) aufzusuchen. Zur Auswahl
stehen die saure Mehlspuppe, Pilz-
suppe, verschiedene Sorten der Pi-
roggen und eine riesige Brotscheibe
mit Schmalz. Das wunderbare, un-
gewöhnlich leckere Brot kann man
auch nach Hause mitnehmen. In
demselben Gebäude, wie die Schen-
ke, be& nden sich ein Souvenirladen
und ein Geschäft mit den Erzeugnis-
sen der Volkskunst.
Auf dem Rückweg aus dem Freilicht-
museum kann man sich kurz in Sierpc
anhalten. Hier gibt es interessante Kir-
chen zu sehen: die spätgotische Kirche
der Benediktiner-Ordenschwestern,
die gotische Pfarrkirche und die Heilig-
68
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIN DER KLEINSTADT UND AUF DEM DORF
Geist-Kirche. Den Aus= ug nach Bieżuń
und Sierpc kann man mit einem Auf-
enthalt am See verbinden. Wenn wir
aus Sierpc Richtung Rypin fahren, sind
wir einige Kilometer später bereits am
See. Ans Wasser führt uns auch der
Weg, der Richtung Bydgoszcz führt.
In Drobin – der Ortschaft, an der
wir unterwegs nach Warschau vorbei-
fahren – gibt es in der Pfarrkirche die
herrlichen Grabsteine der Familie Kry-
ski zu sehen, die höchstwahrschein-
lich vom italienischen Bildhauer Santi
Gucci erstellt wurden.
Praktische Informationen
• Warschau – Bieżuń – Sierpc – Drobin: 150 km. Insgesamt 300 km.
• Besichtigung von Bieżuń - 1,5 Stunden, Sierpc – 1 Stunde,
das Freilichtmuseum – 2 Stunden, Drobin – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Del& n, ul. Sucharskiego 2, Sierpc, Tel. (24) 275 74 72
• Gasthof Maxim, ul. Warszawska 1, Borkowo Kościelne,
Gemeinde Sierpc, Tel. (24) 275 63 95
• Motel U Wojciecha, ul. Sierpecka 3, Goleszyn, Gemeinde Sierpc,
Tel. (24) 276 11 28
• Zajazd (Gasthof ) „Kasztelan”, Białasy 55, Gemeinde Szczutowo,
an der Woiwodschaftsstraße Nr. 560, Tel. (24) 275 61 63
• Gasthof Oaza J. M. Obczyńscy, Całownia 10 B, Gójsk, Gemeinde
Szczutowo, an der Landstraße Nr. 10, Tel. (24) 274 14 70
• Erholungszentrum (Ośrodek Wypoczynkowy) Mini-Relax,
W. Gajowniczek, ul. Modrzewiowa 1, Słupia, Gemeinde Szczutowo,
Tel. 605 050 975
Gastronomie:
• Restaurant Przystań, ul. Mławska 11, Bieżuń, Tel. (23) 657 80 12
• Gasthof Kasztelan, Białasy (siehe oben)
• Gasthof Oaza, Całownia (siehe oben)
69
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH
DEN KAMPINOS-URWALD
Gleich hinter der Stadtgrenze
der mit Leben pulsierenden
Metropole befindet sich der Kam-
pinos-Naturschutzpark, der am 16.
Januar 1959 gegründet wurde. Es
ist der zweitgrößte Naturschutzpark
Polens. Es wurde Zwecks Schutz
der in ganz Europa am besten er-
haltenen Komplexe der binnenlän-
dischen Dünen, natürlicher Waldbe-
stände und Sümpfe gegründet. Auf
dem Parkgebiet leben über 3.000
Tierarten, unter anderem Elche, Bie-
ber, Luchse, Schreiadler, Schwarz-
storche, Kraniche. Hier befinden sich
viele Gedenkstätten aus 1863, 1939,
1944. Der Kampinos-Urwald liegt im
Nordwesten von Warschau im Ur-
stromtal der Weichsel. In der Land-
schaft des Urwalds dominieren Dü-
nen und Sümpfe. Das Gelände wur-
de in der postglazialen Zeit durch
das Wasser des tauenden Gletschers
geformt, das mit dem 18 km breiten
Flussbett der Urweichsel bis zum
Meer hinunter floss. Die Sandbänke
haben sich ins Dünengelände und
die alten Flussströme in die heutigen
Sümpfe umgewandelt. Auf den Dü-
nen wachsen hauptsächlich Kiefern,
auf den Sümpfen Erlen- und Birken-
wälder, Riedgräser und Wiesen.
Die Tierwelt des Urwalds ist sehr
reich. Im Wappen des Nationalparks
ist ein Elch abgebildet. Bemerkens-
wert sind die zahlreichen Ameisen-
haufen und in den Moorgebieten
sind die Stechmücken den Touristen
gegenüber mehr als unangenehm,
man sollte also nicht vergessen ent-
sprechende Schutzmittel mitzuneh-
men. Man muss auch genau unter
die Füße schauen, um nicht auf einen
Otter zu treten.
Wir fahren in die Ortschaft Granica,
von wo aus wir einen Aus= ug über
die Wanderpfade im Urwald begin-
nen werden. Die Stadt erreichen Sie
aus Warschau über die Straße Nr. 580
Richtung Sochaczew. Wir fahren etwa
40 km, halten dann halten im Kampi-
nos an, um die Holzkirche zu besich-
tigen. Sie ist vom Weg aus sichtbar, es
sollte also keine Probleme geben sie
mühelos zu erreichen. Sie wurde 1783
aus dem zerstreutporigen Holz der
Kampinos-Kiefern gebaut. Die Fassa-
de erinnert an gemauerte Kirchen, die
im Stil des Barocks und des Klassizis-
mus gebaut wurden. An der anderen
Straßenseite be& ndet sich die Pfarrei.
Bemerkenswert ist auch die riesige,
historische Eiche. Auf dem Friedhof
be& nden sich Gräber der Aufstän-
SPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD
GRANICA – PUSZCZA KAMPINOSKA
70
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD
dischen von 1863 und der Soldaten
von 1939. Gleich neben der Kirche
be& ndet sich ein klassizistischer Hof.
1863 fungierte hier der Stab der Auf-
ständischen von Zygmunt Padlewski,
und während des letzten Krieges be-
fand sich hier die Grenzbehörde der
Gendarmerie, weil durch den Kam-
pinos-Urwald die Grenze zwischen
dem Reich und dem Generalgouver-
nement verlief.
Gleich hinter Kampinos fahren
wir zum Kampinos Nationalpark ab.
Wir fahren zum Parkplatz in der Ort-
schaft Granica. Die Stelle ist sehr gut
bewirtschaftet. Hier be& nden sich
ein Gastronomiepunkt, ein Zeltplatz,
ein Spielplatz, eine Feuerstelle, Toilet-
ten und ein Kiosk mit Eintrittskarten,
wo man auch Touristenführer kau-
fen kann. Es besteht die Möglichkeit
durch den Urwald mit einer Britschka
zu fahren. Der Preis dafür wird indi-
viduell verhandelt. Neben der Förs-
terei be& ndet sich das Museum des
Kampinos-Urwalds, eins der vielen
Objekte des Didaktisch – Musealen
Zentrums, einer 1990 gegründeten
Bildungsstelle des Kampins Natio-
nalparks.
Im Museum gibt es nur zwei Räu-
me, in einem wurden die P= anzen
des Urwalds, in anderem die hie-
sige Tierwelt dargestellt. Eine sepa-
rate Stelle wurde den historischen
Ereignissen, die auf dem Gebiet des
Urwalds stattfanden und den damit
zusammenhängenden Erinnerungs-
stücken, hauptsächlich aus dem
Zeitraum des Januaraufstands und
des Zweiten Weltkrieges, gewidmet.
Gegenüber dem Museumsgebäude
zieht die Blicke eine im Freien einge-
richtete Ausstellung an, die alle pol-
nischen Nationalparks präsentiert. Es
ist wirklich empfehlenswert sich er-
innern zu lassen, welche von ihnen
es gibt. In der Nachbarschaft ist ein
Freilichtmuseum der innerhalb des
Urwalds einst praktizierten Bauweise
zu sehen - drei historische Bauernhö-
fe, mit Hütten mit Stroh- und Schin-
deldächern.
Auf einen längeren Spaziergang
durch den Urwald begeben wir uns
zunächst der gelben Ausschilde-
rung nach, das aber sehr kurz, dann
folgen wir wieder dem blaugrünen
Pfad weiter. Wir gehen am ältesten,
1936 gegründeten, Strengschutzge-
biet „Granica“ vorbei. Es umfasst ei-
nen Teil der südlichen Dünen an der
Grenze mit dem südlichen Sumpf-
gebiet. Hier wächst ein Kieferwald
mit einem Zusatz von Eichen, auf
den sumpfigen Gebieten gibt es
auch Schwarzbirken und Espen. Das
Unterholz ist sehr üppig abwechs-
lungsreich. Hier kommen überwie-
gend Sorten vor, die typisch für Bi-
ber sind. Im Wald treffen wir auf ein
Soldatengrab aus 1939. Es erinnert
an die blutigen Ereignisse, als in der
Mitte von September 1939 nach der
Schlacht an der Bzura die polnische
Armee sich in den Osten und Nord-
osten zurückzog. Ein Teil der Armee
„Łódź” unter der Leitung vom Gene-
ral Thommée ging von Leszno und
Zaborowo durch den Kampinos-Ur-
71
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH
DEN KAMPINOS-URWALD
wald Richtung Norden nach Mod-
lin hindurch. Zur selben Zeit arbei-
tete sich die Wielkopolska Brygada
Kawalerii unter der Leitung von Ge-
neral W. Abraham, und mit ihr die
Reste der Armee „Poznań“ (Gen. W.
Bortnowski) – nach der Schlacht bei
Bzura – durch die Wälder, Sandstel-
len und Moore Richtung Osten nach
Warschau hindurch. Der Feind griff
vom Süden, Norden und ... von der
Luft aus an.
Der Weg führt am Rand des Streng-
schutzgebietes. Wir erreichen die alte
Ortschaft Narty; bis heute sind an den
Häusern Tafeln mit der Aufschrift Jó-
zefów zu sehen, darum kann man auf
den Gedanken kommen, dass man
sich verlaufen hat. Wir erreichen das
1940 angelegte Naturschutzgebiet,
aktuell das Strengschutzgebiet „Nar-
ty”. Hier wachsen äußerst schöne, rie-
sige und Mast- Kiefern, Eichen und
Hainbuchen. Im Mai duften hier Mai-
72
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD
glöckchen und die Landschaft wird
durch die Kelche vom Türkenbund
bereichert. An der Verzweigung der
Pfade richten wir uns dem blauen
Pfad nach.
Wir erreichen das Strengschutzge-
biet „Zamczysko”, wo sich eine mittel-
alterliche Burg aus dem 13. Jahrhun-
dert be& ndet. Es lohnt sich näher zu
treten, um den hohen zylindrischen
Hügel, der von Deichen und Gräben
umgeben ist, zu bewundern. Über die
Holztreppe gelangen wir an die Stelle,
wo vor Jahrhunderten sich die Burg
befand. Heute sieht man hier nur die
durch alte Wassergräben veränderte
Landschaft. Anstelle der alten Burg
wächst ein über einhundert Jahre
alter Mischwald. Hier kommen alle
Baum- und Sträucherarten vor, die in
einem Urwald nur denkbar sind. Auf
dem Wall der Burg gibt es ein Grab
eines Soldaten der Heimatarmee aus
1944.
Während der Okkupation (1939-
1944) wirkten auf dem Gebiet des
Urwalds zahlreiche aufständische
Widerstandsgruppen. Hier fanden
Übungen der Warschauer Truppen
und die Schulungen der Unterfähn-
riche statt. Oft kam es zu Kämpfen.
Im Sommer 1944 versammelten
sich in der östlichen Gegend des
Kampinos-Urwalds Abteilungen der
Heimatarmee mit einer Gesamtzahl
von 1300 Mann. Mit der Zeit stieg
diese Zahl auf 2500 Mann. Die Lei-
tung übernahm Major „Szymon” (Jó-
zef Krzyczkowski). Am 2. August soll-
te eine Abteilung mit ca. 1000 Mann
unter der Leitung von „Szymon“ den
Flughafen in Bielany erobern. Der
Angriff ist aufgrund der Überlegen-
heit der feindlichen Schussabwehr
misslungen. Dann nahm die Grup-
pe „Kampinos” an aufständischen
Kämpfen in Żoliborz und insbeson-
dere an dem blutigen Angriff auf
den Bahnhof Dworzec Gdański teil.
Nach dem Rückzug der Gruppe in
den Wald kam es zu Kämpfen in der
Gegend von Sowia Wola, Brzozów-
ka, Pociecha, Sieraków, Truskaw. In
den Händen der Aufständischen be-
fand sich das Gebiet zwischen Wiers-
ze, Roztoka, Cybulice und Małocice.
Diesem befreiten Gebiet wurde
dann der Namen „Niepodległa Rze-
czpospolita Kampinoska” verliehen.
Am Ende September zog sich unter
Druck des Feindes die Gruppe „Kam-
pinos”, unter der Leitung von Major
„Okoń” (Alfons Kotowski) aus dem
Kampinos-Urwald ins Heiligkreuz-
gebirge zurück. Die Gruppe wurde
dann beim Überqueren der Land-
straße nach Błonie und der Eisen-
bahnlinie bei Jaktorów fast gänzlich
zerschlagen.
Von der Burg gelangen wir nun an
den Pfadknoten, an dieselbe Stelle
also von der aus wir vom Weg abge-
gangen sind um an „Zamczysko“ zu
gelangen. Diesmal richten wir uns der
roten Ausschilderung nach. Der Weg
führt durch Sumpfgebiete. Nach dem
Regen muss man hier entsprechendes
Schuhwerk anziehen und im Frühling
und im Sommer – Schutzmittel ge-
gen Stechmücken verwenden. Ein et-
73
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH
DEN KAMPINOS-URWALD
was trockeneres Gebiet be& ndet sich
an der Kiefer der Aufständischen von
1863. Sie ist 1984 ihres Alters wegen
eingebrochen; es ist nicht viel davon
übrig geblieben sie ist aber ein wich-
tiges historisches Denkmal. Es be& n-
det sich am Rande der Ortschaft Gór-
ki. Es ist eine Kiefer, auf der die zaristi-
schen Soldaten Übriggebliebene aus
der aufständischen Abteilung, die die
Schlacht bei Zaborów Leśny führte,
aufhängten.
Im Frühjahr 1863 legte Jarosław
Dąbrowski, der in der Warschauer
Zitadelle gefangen gehalten wurde,
den Plan vor, die Festung zur Zeit der
Ostern (dem alten Brauch nach) zu
erobern. Den Angriff sollte die auf-
ständische Gruppe aus dem Kampi-
nos-Urwald unter der Leitung Wale-
ry Remiszewskis begehen. Die Auf-
ständischen kamen bis an Warschau
ran, doch der Feind – vorinformiert
– wurde wachsam, verstärkte die Ab-
wehr, und Remiszewski erhielt den
Befehl zum Rückzug tief in den Ur-
wald durchzuführen. Die Abteilung
marschierte von Babice – über Lip-
ków nach Truskaw – bis in die Wäl-
der um Zaborów. Und die zaristische
Armee gleich hinter ihr her. Am 24.
April fand am Dorf Gać Zaborows-
ka (nun Zaborów Leśny) eine blu-
tige Schlacht mit einer Furcht er-
regenden Anzahl der feindlichen
Soldaten statt. Damals kamen 72
aufständische Soldaten und der Be-
fehlshaber Walery Remiszewski um.
Die Leichen der Gefallenen wur-
den in einem Massengrab am Gip-
fel der Düne, in der Nachbarschaft
eines Forsthauses (nun das Streng-
schutzgebiet „Zaborów Leśny”) nie-
dergelegt. Die Reste der Abteilung
von Remiszewski wurden dann bei
Streitkämpfen bei Górki und Sta-
ra Dąbrowa zurück gewonnen. Die
Übriggebliebenen irrten noch lan-
ge durch die Wälder herum. Sie wur-
den von Kosaken aufgefangen und
ohne verurteilt zu werden – erschos-
sen oder erhängt. Und eine Kiefer am
Rande des Dorfes Górki erfüllte die
Rolle eines Galgens. Auf den Dünen
am Weg vermehrten sich Gräber.
Die lokalen Einwohner vergruben
die Gefallenen bei Nacht auf einem
Friedhof in Kampinos.
Neben der Kiefer bewundern wir
noch Kreuze und eine Kapelle am
Rande des Dorfes. Hier be& nden sich
auch Sitzbänke und eine vor dem Re-
gen schützende überdachte Stelle.
Nach einer kurzen Rast begeben wir
uns auf den Rückweg.
Gleich an der Kiefer der Aufstän-
dischen ändern wir den Pfad und
richten uns nun nach der grünen
Ausschilderung – zuerst gehen wir
mit einem Weg, dann mit einem en-
gen Steg im Wald und dann kehren
wir nach einer kurzen zeit wieder
auf einen Weg zurück. Wir gelangen
ans Ende des uns schon bekannten
Strengschutzgebietes „Narty“. Wir fol-
gen weiter der grünen und blauen
Ausschilderung. Gleich hinter der
Ortschaft Granica gehen wir auf den
gelben Pfad und erreichen den Park-
platz.
74
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH DEN KAMPINOS-URWALD
Falls wir uns dafür entscheiden
die Nacht im Urwald zu verbringen,
können wir uns am nächsten Tag von
Granica aus zu einem nächsten Aus-
flug begeben.
Wir biegen dann vom Parkplatz nach
links ab. Wir gehen dann am nächsten
Kriegsfriedhof in Form eines Adlers, mit
den Grabstätten von 800 Soldaten des
7. Regiments der Großpolnischen Pfer-
dejäger, die am 16.-17. September 1939
gefallen sind, vorbei. Die Friedhöfe in
Babice, Borzęcin, Kampinos, Kiełpin an
der Weichsel, Laski, Leszno, Pociecha,
Wiersze, Wiktorów, Zaborów – verber-
gen Grabstätten vieler tausende von
Gefallenen, die im Kampinos-Urwald
während der Kampagne von Septem-
ber, der Okkupation und des Warschau-
er Aufstandes umkamen.
Hinter dem Friedhof verlaufen die
Schilder in zwei Richtungen; wir wäh-
len die nach Westen. Zuerst sind das
zwei verbundene Ausschilderungen:
blau und grün, doch ein paarhundert
Meter weiter teilen die Wege. Wir fol-
gen dem grünen Pfad. Anfangs ist es
ein Spazierweg und man kann etwas
beständigere Touristen antreQ en, doch
nach ca. 1 km wird es leer. Wir begeben
uns Richtung der Eiche der Aufstän-
dischen. Die Strecke führt durch einen
herrlichen Mischwald. Überall kann
man ein Reichtum an Vogelgesängen
hören. Wir kommen zur Eiche, an der
die zaristischen Kosaken die Teilneh-
mer des Januaraufstandes erhängten.
Hier be& ndet sich ein Wohngebäude,
aber von der überdachten Stelle zum
Regenschutz gibt es keine Spur.
75
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSPAZIERGANG DURCH
DEN KAMPINOS-URWALD
Praktische Informationen
• Warschau– Kampinos: 50 km. Insgesamt 100 km.
• Besichtigung des Museums in Granica – 1 Stunde,
ein Aus= ug durch den Urwald – 8 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Kampinos, Ferienbauernhof, Krystyna Perkowska, ul. Dolna 8 a,
Tel. +48 (22) 725 02 64
• Kampinos, Ferienbauernhof, Halina i Jerzy Brzezińscy,
ul. Chopina 16, Tel. +48 (22) 725 03 73
• Andere Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Granica, Bar am Parkplatz, oQ en in der Saison
• Bar Czyściec, ul. Chopina 17, Kampinos
• Café Niebo, ul. Chopina 11 a, Kampinos
Gleich hinter der Eiche führt der
Weg am Waldrand. Wir sehen hier
eine herrliche Lichtung mit mehre-
ren Baumgruppen. Dies sind die Bie-
liny Błota. Es lohnt sich hier kurz Mal
anzuhalten und die oQ ene Fläche zu
bewundern. Die Wälder wurden hier
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts ausgehauen.
Nach einer kurzen Einkehr gehen
wir wieder in den Wald hinein. Das ist
der wahrscheinlich schönste Teil der
gesamten Strecke. Die Hinweisschilder
führen uns durch ein abwechslungs-
reiches Gelände, wir gehen an Dünen
vorbei. Alle paar Schritte müssen wir
auf- oder hinuntersteigen. Dann er-
reichen wir das Ziel unseres Aus= ugs,
die St. Theresa-Eiche. Der Name dieses
Baumes und der Dünen stammt von
der am Baum aufgehängten kleinen
Kapelle mit dem Gemälde der St. The-
resa. Es gibt hier eine Überdachung,
die vor Regen schützt und einen – lei-
der – Waldweg, der von Autos und
Motorrädern befahren wird. Nach ei-
ner kurzen Rast kehren denselben
Weg zurück. Der ganze Aus= ug dau-
ert über drei Stunden. Die Strecke ist
12 km lang.
Nach der Rückkehr zum Parkplatz
können wir uns an der Bar kräftigen
und uns nach dem langen Marsch
stärken. Das Essen ist zwar nicht aus-
gesucht, aber nach einem solchen
Aus= ug werden ein Toast, Pizza, Pom-
mes oder eine Wurst auch lecker
schmecken.
76
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
SANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND
VON SOCHACZEW
PAPROTNIA – NIEPOKALANÓW – SZYMANÓW
– GUZÓW – SOCHACZEW – GIŻYCK
Sanktuarien, Paläste und Höfe, alte
Kirchen und interessante Museen
– das alles erwartet uns in der Umge-
bung von Sochaczew.
Aus Warschau machen wir uns auf
der Straße Nr. 2 Richtung Posen auf
den Weg. Ganz am Anfang haben
wir also starke Eindrücke von unter-
wegs garantiert. Die erste Haltestelle
machen wir in der Ortschaft Paprot-
nia. Hier besichtigen wir die alte Bau-
ernschenke und die Schmiede von
der Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-
dert. Im Gebäude der alten Schmie-
de be& ndet sich heute ein Restaurant
und weiter erstrecken sich Gebäude,
in denen sich ein Motel mit einem
Schwimmbecken be& ndet.
Um den Napoleonischen Gasthof
(Zajazd Napoleoński) zu besichtigen,
muss man von der Posener-Landstra-
ße auf den Weg Richtung Niepoka-
lanów fahren. Wir bewegen uns damit
weiter fort, um dieses Mariä-Sanktu-
arium zu besichtigen. Hier be& ndet
sich auch ein Museum, das der Person
des heiligen Maximilian Kolbe gewid-
met ist. Vom Weg aus ist das Gebäu-
de der modernistischen Kirche, deren
Bau 1954 abgeschlossen wurde, zu
sehen. Zwei Mosaiken stellen die Tau-
fe Polens und das Martyrium des Hei-
ligen Maximilian dar, Neben der be-
& ndet sich das St. Maximilian-Maria-
Kolbe-Museum. Es ist sehr leicht zu
& nden, weil überall Hinweisschilder,
die uns in die entsprechenden Ge-
bäude führen, vorhanden sind. Im
Musealpavillon wurden Erinnerungs-
stücke zur Person des Heiligen und
auch solche, die die Geschichte des
Klosters verbildlichen, versammelt. Es
gibt hier viele Fotogra& en und Doku-
mente. Interessant ist, welchen Wert
der heilige Maximilian auf die Presse
und andere VeröQ entlichungen legte.
In einem speziellen Saal be& nden sich
Erinnerungsstücke aus den Missionen
anderer Ordensbrüder.
In einer Holzkapelle können wir
die Zelle besichtigen, in der der Hei-
lige lebte. Sie verwundert durch ihre
Bescheidenheit und einfache Ge-
staltung: ein Metallbett, eine Schüs-
sel, ein Schreibtisch und ein Stuhl –
nichts mehr und nichts weniger.
Auf dem Gelände des Sanktuari-
ums wirkt eine Buchhaltung mit den
Publikationen der Franziskaner, die
auch heute großen Wert auf die Be-
77
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE
UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
deutung der Massenmedien legen.
Davon zeugt auch der Fernsehsender
Telewizja Niepokalanów.
Wenn wir weiter mit demselben
Weg fahren, kommen wir nach Szy-
manów, wo sich das Sanktuarium der
Muttergottes von Jazłowiec be& n-
det. Der Palast im Stil der Neorenais-
sance und der Park be& nden sich im
Besitz des Ordens der Unbe= eckten
Schwestern und wurde 1902 für den
Herzog Konstanty Lubomirski errich-
tet. Bis heute leiten die Nonnen eine
Mädchenschule mit einem Internat.
Die Mitbegründerin des Ordens, Mut-
ter Marcelina Darowska, wurde 1996
vom Papst selig gesprochen. Der
Hauptsitz des Ordens be& ndet sich
in Jazłowiec bei Buczacz, woher die
Schwestern 1945 = iehen mussten.
Sie brachten die Figur der Muttergot-
tes von Jazłowiec mit, die sich heu-
te im Hauptaltar der zum Palast hin-
zu gebauten Kapelle be& ndet. Über-
raschend ist die außergewöhnliche
Verbindung des alten Palasts mit ei-
ner zeitgenössischen Kapelle. Die In-
nenräume verwundern mit ihrer Mo-
dernität und einem Stilgefühl. Rund
um die Gebäude erstrecken sich ein
Park und ein sehr gep= egter Garten.
Gleich hinter der Mauer, an der an-
deren Straßenseite, be& ndet sich die
1667 errichtete barocke Pfarrkirche.
78
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
Unser nächstes Reiseziel ist Guzów.
Aus Szymanów fahren wir zunächst
Richtung Bolimów, und dann – wenn
wir den Straße Nr. 50 erreicht haben,
Richtung Żyrardów. Das Dorf Guzów
be& ndet sich vor Żyrardów. Hier kön-
nen wir einen erstaunlichen Palast be-
wundern, der an die Bauwerke an der
Loare erinnert. Er ist vom Weg aus nicht
sichtbar, weil ihn die Gebäude des Zu-
ckerwerks verdecken. Der erste aus
Holz gebaute Hof entstand hier bereits
1599. 1765 wurde in dem hiesigen Hof
der Komponist Michał Ogiński gebo-
ren. 1797 wurden die Güter von Feliks
Łubieński, dem künftigen Justizminis-
ter des Warschauer Herzogtums, er-
worben. 1827 gründete Łubieński eine
Fabrik und 1880 baute er den Palast
nach Entwurf W. Hirschels um. Der Park
wurde 1894 angelegt; zur selben Zeit
wurde die Kapelle errichtet. Der Pa-
last in seiner heutigen Form entstand
1895. Heutzutage wurde nur die Kapel-
le renoviert, der Palast verfällt nach und
nach in Ruine.
Wir fahren über die Straße Nr. 50
nach Sochaczew, wo wir die Schloss-
ruinen besichtigen und zwei Museen
besuchen.
Sochaczew ist eine der ältesten
Städte Westmasowiens. Sie entstand
als eine Handelssiedlung, die sich an
der Kreuzung der Handelswege vom
79
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE
UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
Osten nach Westen und vom Norden
nach Süden befand. Die Burg stellte
einen wichtigen Abwehrpunkt Maso-
wiens dar. 1286 wurde hier der AngriQ
der litauischrussischen Armee zurück-
gehalten. 1377 rief der Herzog Siemo-
wit III. auf dem Schloss in Sochaczew
eine Tagung der masowischen Herzö-
ge zusammen, während der eine neue
Sammlung der Rechte für Masowien
unter dem Namen „Die Masowischen
Statute“ (Statuty Mazowieckie) oder
„Die Statute von Sochaczew“ (Statuty
Sochaczewskie) beschlossen wurde.
1410 sah sich Sochaczew die Armee,
die Jagiello nach Tannenberg (pol.
Grunwald) führte, an. Ihre Blütezeit
erlebte die Stadt im 15. und 16. Jahr-
hundert. 1563 wirkten hier 211 Hand-
werker. Die Zeit blieb für die Entwick-
lung der Stadt im 17. Jahrhundert ste-
hen, aber ihr totaler Verfall kam mit der
Schwedischen Sint= ut. Bis zur Zeit der
Teilungen war die Stadt nur noch ein
Zentrum für Kleinhandel und ein Ort,
an dem die Adeligen tagten. Dann
begann in die Stadt massenweise jü-
dische Bevölkerung zu strömen. Die
Stadt und das Schloss wurden wäh-
rend des Kościuszko-Aufstandes er-
neut zerstört. Während des Ersten
Weltkrieges, vom Dezember 1914 bis
Juli 1915 wurde Sochaczew zur Bühne
verbissener Kämpfe; die russischdeut-
sche Front verlief entlang der Flüsse
Bzura und Rawka. Im September 1939
wurde die Stadt zum Ziel der Luftan-
griQ e und zwischen dem 13. und 16.
September fanden in der Gegend blu-
tige Kämpfe, ein Teil der Schlacht an
der Bzura, statt. Nachdem die Stadt
von Deutschen eingenommen wur-
de, wurden alle Juden, ein Viertel der
Gesamtbevölkerung der Stadt, ermor-
det. In Sochaczew befand sich die
Kommandatur der Heimatarmee des
Kreises „Skowronek“, die den ganzen
Landkreis umfasste. Die Soldaten
kämpften im Kampinos-Urwald und
im Warschauer Aufstand.
Im Museum der Sochaczew Re-
gion und des Schlachtfelds an der
Bzura be& nden sich Exponate, die
mit dem Zweiten Weltkrieg zusam-
menhängen und die auf der Dauer-
ausstellung „Schlachtfeld 1939-1945”
(Pole Bitwy 1939–1945) zu besichti-
gen sind. Wir sehen vor allem WaQ en,
Ausrüstung, Uniformen, Dokumente
der Soldaten der Polnischen Streit-
kräfte, die im September 1939 an der
Bzura kämpften. Man kann aber auch
Dokumente und Fotogra& en zur Ge-
schichte von Sochaczew und der Um-
gebung zu Zeiten der Nazi-Okkupa-
tion sehen. Im Hof be& ndet sich ein
Freilichtmuseum mit der Militäraus-
stattung und der Kampfausrüstung
der Polnischen Streitkräfte. Im Erdge-
schoß be& nden sich temporäre Aus-
stellungen. Das Museum be& ndet
sich im alten Rathaus.
Vom Schloss, das wir hinter dem
Park an der gegenüber liegenden
Straßenseite & nden, sind nur Ruinen
geblieben. Es wurde zu Zeiten Herzog
Siemowits III. im 14. Jahrhundert – an-
stelle der alten hölzernen Burg – er-
richtet, während der Invasion der litau-
ischrussischen Armee zerstört und war
80
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
seit 1476 Sitz der Landräte von Socha-
czew. Vor 1630 wurde es vom Land-
rat Stanisław Radziejowski gründlich
aufgebaut. Kurz danach wurde es von
Schweden zerstört. 1789-1790 wur-
de es rekonstruiert und dann wieder
während des Kościuszko-Aufstandes
von den Preußen zerstört. Seit dieser
Zeit verfällt es. Erhalten blieb bloß das
Mauerwerk der Westfassade mit Fens-
teröQ nungen, Fragmente der Süd-
und Ostfassade und Reste von Trenn-
wänden. Am Fuße des Schlossbergs,
von der Seite der Stadt, be& ndet sich
das Amphitheater mit einem Konzert-
pavillon.
Liebhaber der Schmalspurbahn
werden sicherlich viel Zeit im Mu-
seum der Schmalspurbahn verbrin-
gen. Hier wurde die größte polnische
Sammlung der Schmalspurfahrzeuge
versammelt, die über einhundert
Damp= okomotiven, Lokomotiven,
Draisinen und Wagons umfasst. Zu
81
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSANKTUARIEN, PALÄSTE
UND HÖFE IN DER GEGEND VON SOCHACZEW
Praktische Informationen
• Warschau – Paprotnia – Niepokalanów – Szymanów – Guzów
– Sochaczew: 75 km. Insgesamt 150 km.
• Niepokalanów – 2 Stunden, Szymanów – 1 Stunde,
Guzów – 1 Stunde, Sochaczew (Museen) – 3 Stunden,
ein Aus= ug mit dem Zug nach Tułowice – 5 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Kuźnia Napoleońska, ul. Sochaczewska 5, Teresin bei
Sochaczew, Tel. +48 (46) 861 52 71
• Dom Pielgrzyma, Kloster in Niepokalanów, Gemeinde Teresin,
Tel. +48 (46) 861 37 01, 864 21 31
• Hotel Chopin, ul. Traugutta 21, Sochaczew, Tel. +48 (46) 862 59 99
• Garnisonsinternat mit Übernachtungsplätzen (Internat
Garnizonowy), ul. Lotników 1, Sochaczew, Tel. +48 (46) 864 33 15
• Hotel Sonata, Chrzczany 34, Sochaczew, www.hotel.sonata.oit.pl,
Tel. +48 (46) 862 31 91, 861 96 23
Gastronomie:
• Restaurant im Hotel Kuźnia Napoleońska, (siehe oben)
• Dom Pielgrzyma, Mittagstische, (siehe oben)
• Restaurant im Hotel Chopin, (siehe oben)
• Restauracja Wiktoria, ul. Reymonta 16, Sochaczew,
Tel. +48 (46) 862 12 39
• Gasthof Jubilatka, ul. O. Kolbego 38, Paprotnia, Gemeinde Teresin,
Tel. +48 (46) 861 38 31
den interessantesten gehört das so
genannte Fuhrwerk von Piłsudski, ein
Wagon der Pferdebahn, die Draisine
„Warszawa“, Plattformen zum Trans-
port von Munition, Salonwagen der
Armee und die in ganz Polen ältes-
ten Schmalspur-Damp= okomoti-
ven aus 1882-1883. Jeden Samstag
vom 7. Juni bis zum 27. September
fährt unabhängig vom Wetter und
der Besucherzahl, der Zug „Puszcza“.
Die Veranstaltung beginnt (um 9.00
Uhr) mit einem Besuch im Museum,
um 9.40 Uhr fährt der Zug nach Wil-
cze Tułowskie ab und kommt dort um
10.55 Uhr an. Bis 12.00 Uhr haben die
Touristen Zeit einen Spaziergang mit
den Pfaden des Urwalds zu machen.
Dann fährt der Zug nach Tułowice ab,
wo er nach neun Minuten Fahrt an-
kommt. Bis 13.30 & ndet ein Lagerfeu-
er statt. Um 13.34 fährt der Zug aus
Tułowice nach Sochaczew ab. Die
Ankunft ist auf 14.00 Uhr geplant. Es
besteht die Möglichkeit den Zug auf
Wunsch fahren zu lassen.
Aus Sochaczew begeben wir uns
entlang der Straße Nr. 577 Richtung
Łąck nach Giżyce. Hier be& nden sich
eine gotische Kirche von 1440 und ein
Palast aus der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Die Kirche ist schön re-
noviert. Im Palast be& ndet sich ein Kin-
derheim.
82
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS
DAS MASOWIEN CHOPINS
ŻELAZOWA WOLA – BROCHÓW – SANNIKI
Diese Plätze hängen mit der Kind-
heit und der Jugend von Frederik
Chopins zusammen. Es emp& ehlt sich di-
ese aufzusuchen und das Klima zu füh-
len, das so mit der Stimmung der Musik
dieses Komponisten korrespondiert.
Den Aus= ug beginnen wir in
Żelazowa Wola. Wir fahren über die
Straße Nr. 580 Richtung Sochaczew.
Eigentlich be& ndet sich in der Vor-
stadt von Sochaczew das Museum
Frederik Chopins in Żelazowa Wola.
Es be& ndet sich im alten Garten-
haus des Hofes der Familie Skarbek,
die zum Anfang des 19. Jahrhun-
derts errichtet wurde. Hier wurde am
83
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS
22. Februar 1810 der bekannte Kom-
ponist geboren. Es triQ t sich glück-
lich, dass gerade dieses Gartenhaus
als einziges aus allen Gebäuden des
Hofes der Familie Skarbek erhalten
geblieben ist. Frederiks Vater war Er-
zieher der herzoglichen Kinder. Und
hier in Żelazowa Wola lernte er seine
zukünftige Ehefrau Justyna aus dem
Hause Krzyżanowska, eine Cousine
der Familie Skarbek, kennen. Die Fa-
milie Chopins zog in Kürze nach War-
schau um aber der künftige Kompo-
nist verbrachte hier oft seine Som-
merferien. Zum letzten Mal war er im
Dorf im August 1830 zu Besuch. Vier
Jahre später wurde der Familie Skar-
bek das Gut in Żelazowa Wola weg-
genommen. Seit dieser Zeit änderte
es sehr oft seine Besitzer. Zum Ende
des 19. Jahrhunderts wurde ein so-
ziales Komitee gegründet, um den
Besitz vom Privatbesitzer abzukau-
fen und im Gut ein Museum zu ge-
stalten. Das Gartenhaus wurde 1928
erworben. 1930-1931 wurde das zer-
störte Gebäude renoviert und in sei-
nen Innenräumen wurde ein Mu-
seum gegründet. Im Hof selbst gibt
es eigentlich nur wenig zu sehen. Es
84
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS
besteht aus wenigen, ärmlich einge-
richteten Zimmern. Der Hof hat nur
einen sentimental-historischen Wert.
Hier be& nden sich stilvolle Möbel, Ko-
pien der Portraits des Künstlers, Fak-
similien der Notenblätter und ande-
rer Dokumente. In den Zimmern gibt
es Beschriftungen in Polnisch, Rus-
sisch, Deutsch, Französisch, Englisch,
Spanisch und Japanisch. Eine ange-
nehme Stimmung schaQ t die abge-
spielte Musik von Chopin. Hier & nden
Chopin-Konzerte statt, an denen vor-
zügliche polnische und ausländische
Pianisten teilnehmen.
Der Hof ist von einem schönen
Park mit seltenen Baumbeständen,
die 1933-1935 gepflanzt wurden,
umgeben. Er ist sehr gepflegt; ein
Spaziergang durch die Alleen be-
reitet eine große Freude und das
umso mehr, da man aus den Laut-
sprechern Chopins Musik spielen
hören kann. Weiter konzertieren die
Vögel.
In den Kiosken kann man Infobro-
schüren zum Museum, Platten und
einen Touristenführer durch die So-
chaczew Region und eine Landkarte
der Warschauer Umgebung erwer-
85
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS
ben. Es gibt auch Stände mit Souve-
nirs und eine Eisdiele, Bars und ein
Restaurant.
Weiter fahren wir nach Brochów.
Zuerst müssen wir uns etwas an-
strengen, da es gar nicht so einfach
ist den richtigen Weg zu & nden.
Wenn wir Sochaczew verlassen, müs-
sen wir den Straße Nr. 705 in nörd-
licher Richtung, nach Śladów & nden.
In Brochów & nden wir einen recht
seltenen Gebäudetyp – eine Wehr-
kirche. Sie hat drei Türme, ist von
einer Mauer mit SchießöQ nungen
und fünfeckigen Bollwerken an den
Ecken umgeben. Die St. Roch- und
St. Johannes-der-Täufer-Kirche wur-
de 1551-1561 im Stil der Gotik und
der Renaissance errichtet. Während
der beiden Weltkriege wurde sie
ernsthaft beschädigt. 1806 heirate-
ten hier die Eltern Chopins und am
23. April 1810 wurde der Komponist
hier getauft.
Die stürmische Geschichte verurs-
achte, dass die historische Innenaus-
stattung nicht erhalten geblieben ist.
Die einzige Dekoration stellt die geo-
metrische Deckenverzierung mit dem
Motiv eines Kreises und eines Recht-
86
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKDAS MASOWIEN CHOPINS
ecks dar. Hier be& ndet sich auch eine
Chopin gewidmete Gedenktafel. Vor
der Kirche ist eine Skulptur (aus dem
19. Jahrhundert) von St. Roch, dem
Schirmherrn der Kirche, zu sehen.
Es emp& ehlt sich in den Feldweg
hinter der Kirche rechts abzubiegen
und bis zur Brücke an der Bzura in Wit-
kowice zu gehen (links an die Bzura).
Vom Feldweg aus gibt es eine herr-
liche Aussicht auf die Kirche. In Witko-
wice be& ndet sich eine Tafel zum An-
denken der bei der Schlacht an der
Bzura im September 1939 gefallenen
Soldaten. Zwischen den Feldern führt
ein malerisch gelegener Fahrradweg.
Wir besuchen noch ein Dorf, das
mit der Person Chopins zusammen-
hängt – Sanniki, aber zuerst fahren
wir an die Weichsel. Wir fahren zu-
erst die Straße Nr. 705 nach Tułowice,
dann nehmen wir die Straße Nr. 578
nach Śladów und dann führt uns
der Weg am Fluss entlang. Auf die-
sem Abschnitt der Weichsel wurden
faunistische Naturschutzgebiete ge-
gründet: Die Flussinseln Kępa Rako-
wiecka, Kępa Antoninska und Wyspy
Zakrzewskie. An den Inseln nisten
etwa 100 Vogelarten. Man kann hier
unter anderen auf Flussregenpfeifer,
Seeschwalben (Fluss-, Trauer-), Mö-
wen (Lachmöwen, Silbermöwen)
treffen. Es lohnt sich zum Ausflug
ein Fernglas und einen Handatlas
der Vögelarten mitzunehmen. Ein
Spaziergang entlang an den Wal-
le ist für einen Stadteinwohner ein
wahrer Spaß.
Das letzte Ziel unserer Aus= ugs-
route ist die Stadt Sanniki. Wir ge-
langen dahin mit dem Straße Nr. 575
über das malerische Iłów und Słubice.
In Sanniki be& ndet sich der Frederik
87
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK DAS MASOWIEN CHOPINS
Praktische Informationen
• Warschau – Żelazowa Wola – Brochów – Sanniki: 85 km.
Insgesamt 170 km.
• Żelazowa Wola – 1,5 Stunden, Brochów – 1 Stunde,
Sanniki – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Chopin, ul. Traugutta 21, Sochaczew, Tel. +48 (46) 862 59 99
• Garnisonsinternat mit Übernachtungsplätzen (Internat
Garnizonowy), ul. Lotników 1, Sochaczew, Tel. +48 (46) 864 33 15
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Restaurant Pod Wierzbami, Żelazowa Wola 14, Gemeinde
Sochaczew, Tel. +48 (46) 863 32 43
• Restaurant im Hotel Chopin, (siehe oben)
• Restauracja Wiktoria, ul. Reymonta 16, Sochaczew,
Tel. +48 (46) 862 12 39
Chopin-Parkpalstkomplex mit einem
neoklassizistischen Palast, der von
Władysław Marconi entworfen und
dann 1910 gebaut wurde. Im Palast
be& ndet sich das Chopin-Zentrum,
hier & nden auch Konzerte statt. Die
Innenräume wurden vom Blatthüter
des Warschauer Parks Łazienki, Ma-
rek Kwiatkowski, entworfen. In den
Sammlungen des Zentrums be& n-
den sich Erinnerungsstücke und Ver-
öQ entlichungen, die mit der Person
Chopins zusammenhängen. Um hin-
ein zu kommen muss man zu einem
Konzert kommen oder sich vorher im
Amt der Gemeinde telefonisch an-
melden. Der Palast ist von einem ein
paar Hektar großen Park umgeben.
1828 verbrachte der damals 18-jäh-
rige Chopin in Sanniki bei den da-
maligen Besitzern des Landguts, der
Familie Pruszak, seine Sommerferien.
Hier komponierte er das Stück Rondo
C-dur. Die junge Familie Pruszak hielt
das ganze Leben hindurch Kontakt zu
Chopin.
Gegenüber vom Palast be& ndet
sich die Kirche der Heiligen Dreiei-
nigkeit aus dem 19. Jahrhundert. In
Sanniki beenden wir unseren Aus= ug.
Die Rückfahrt nach Warschau dauert
knapp über eine Stunde. Der beste
Weg ist über Sochaczew und dann
die Straße Nr. 2 zurück.
88
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC
AM LIWIEC
SUCHA – WYSZKÓW – LIW
– WĘGRÓW – STARAWIEŚ
Östlich von Warschau erstrecken
sich herrliche Grüngebiete. Wir
fahren zusammen mit den riesigen
Kraftfahrzeugen Richtung Terespol
und dann entlang der Straße Nr. 697
Richtung Liw, in Grębków müssen
wir nach rechts abbiegen. In der Ort-
schaft Sucha besuchen wir ein pri-
vates Freilichtmuseum. Sein Besitzer
– Professor Marek Kwiatkowski – hat
hier historische Holzbauwerke ver-
sammelt. Die ganze Zeit über dauern
Arbeiten an der Rekonstruktion wei-
terer Bauwerke an. Als erstem wurde
die alte Pracht dem geräumigen aus
Lärchenholz gebauten Hof der Fami-
lie Cieszkowski, der 1743 in Sucha er-
richtet wurde, wieder verliehen. Es
ist ein barockes Parterre-Objekt, mit
Eckalkoven seitens der Einfahrt. 1787
war hier der König Stanislaus August
Poniatowski zu Gast und 1814 wur-
de hier August Cieszkowski, ein vor-
züglicher Philosoph und Ökonom,
geboren. Das Objekt ist bereits voll-
ständig renoviert. Drinnen be& nden
sich unterschiedliche Möbel der Bie-
dermeier-Zeit und eklektische Mö-
belstücke aus dem 19. Jahrhundert,
Gemälde, Kleinigkeiten aus der Epo-
che, die das Klima eines polnischen
Adelshofes nachemp& nden lassen.
Bemerkenswert ist der herrliche hol-
ländische Ofen. Im Freilichtmuseum
be& nden sich noch zwei Höfe. Der
eine ist schon fast fertig gestellt und
kann als ein Konferenzobjekt dienen,
der zweite, der einen städtischen Typ
repräsentiert und der aus Siedlce hier
rüber gebracht wurde, muss noch
renoviert werden. Neben den Hö-
fen be& nden sich im Freilichtmuse-
um Bauernhütten, das Häuschen des
Orgelspielers und das Vikariatshaus,
eine Mühle und eine Bauernschen-
ke. Die Innenräume dieser Gebäude
kann man durchs Fenster bewun-
dern. Drinnen be& nden sich versam-
melte alte Geräte.
Das Freilichtmuseum in Sucha ist
schwer zu & nden, weil es keine Hin-
weisschilder, die auf seien Anwesen-
heit deuten würden gibt, aber seine
Bauwerke sind vom Weg aus sichtbar.
Dann begeben wir uns nach Wys-
zków am Liwiec, wo sich die Pfarr-
kirche der Erhebung des Heiligen
Kreuzes be& ndet, die 1788 vom al-
ten Besitzer der Ortschaft, Aleksan-
der Maciej Ossoliński, dem litauische
Erzschwertträger gestiftet wurde. Es
ist eine spätbarocke Kirche. An ih-
rer Fassade ist die Stiftstafel und der
Wappen der Familie Ossoliński – eine
89
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC
Axt, zu sehen. Die Kirche wurde auf
eine solche Weise gebaut, dass sie
die ganze Fläche einschließt. Die In-
nenräume wurden im Stil des Barocks
und des Klassizismus gestaltet. Inter-
essant sind auch die gemauerten am
Weg stehenden Kapellen mit den Fi-
guren der Heiligen, die vom Ende des
18. Jahrhunderts stammen.
Aus Wyszków fahren wir nach Liw.
Schwer zu glauben, dass hier einst
die Hauptstadt der hiesigen Region
war. Die ältesten historischen Einträ-
ge über Liw stammen aus 1279 und
erzählen von der Jatwinger-Invasion
auf das Schloss von Liw. Die archä-
ologischen Untersuchungen erga-
ben, dass sich die alte Siedlung 5 km
= ussaufwärts des Liwiec, in der heu-
tigen Ortschaft Grodzisk, befand. Den
Bau des Schlosses in Liwiec begann
vor 1429 aus der Initiative des ma-
sowischen Herzogs, Janusz I. des Äl-
teren (Starszy), der Maurer Niklos. Das
Schloss wurde auf einer künstlich er-
richteten Insel, zwischen Sümpfen
und den über= uteten Gebieten am
Liwiec, an der damaligen Grenze
des Herzogtums errichtet. Ab 1526
verwaltete das Schloss die Herzogin
Anna Mazowiecka, die letzte Vertrete-
rin der in Masowien herrschenden Pi-
asten-Dynastie. Sie befahl einen Turm
am Tor zu errichten und die Wehr-
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC
mauern zu erhöhen. Die weiteren Ar-
beiten leitete Königin Bona, die das
Amt 1536 übernommen hatte. Die
schwedischen Kriege verursachten
viele Zerstörungen. Das Schloss ist
vom Weg aus nicht zu sehen und das
Hinweisschild wurde genau an der
Abbiegung hingestellt, sodass man es
erst dann sieht, wenn man vorbeige-
fahren ist. Man sollte aufpassen – und
in den Feldweg abbiegen. Vor uns er-
scheint das Schloss. Von der Wehr-
burg (die im 15. Jahrhundert gebaut
wurde) sind nur der Torturm, die Kel-
ler und ein Fragment des Mauerwerks
übrig geblieben. Es sieht ein wenig
unheimlich aus weil 1782 der Landrat
von Liw, Tadeusz Grabianka, an die Ru-
inen ein barockes Wohngebäude hin-
zugebaut hat, das etwa 1850 nieder-
gebrannt ist. 1942–44 wurde es von
den Nazis rekonstruiert. E. Gramss, der
deutsche Landrat der Sokołów und
Węgrów Region, hatte vor die Ziegel-
steine aus den Schlossruinen beim
Bau des Vernichtungslagers in Treb-
linka zu verwenden. Er wurde davon
durch Otto Warpechowski abgehal-
ten, der den Landrat von der kreuzrit-
terlichen Abstammung des Schlosses
überzeugen konnte und Dank dem
das Schloss wieder aufgebaut wurde.
Drinnen be& ndet sich ein in Form
einer Rüstkammer gestaltetes Muse-
um. In seinen Sammlungen besitzt es
Sarmaten-Portraits aus dem 17. und
18. Jahrhundert, Militärausrüstung
aus dem 15.-20. Jahrhundert und
Schlachtenmalereien. Die WaQ en-
sammlung umfasst solche Exponate
wie: Schuss-, Stoß- und weiße Waf-
fen; darunter auch eine Sammlung
von 150 Bajonetten.
Letztens erfreuen sich einer groß-
er Popularität Rittertourniere, die am
Schloss statt& nden. Wenn wir hier bis
Mitternacht durchhalten, können wir
vielleicht die Gelbe Dame sehen. Es
ist das Gespenst der unschuldig we-
gen Untreue verurteilten und ge-
köpftem Ludwika Kuczyńska.
Wenn man am Schloss ist, lohnt es
sich runter zum Liwiec zu wandern.
Der Fluss schlängelt sich hier zwi-
schen Wiesen. Verwunderlich ist bloß
die Tatsache, dass die einzelnen Wei-
de= ächen mit Stacheldraht voneinan-
der abgetrennt sind.
Vier Kilometer sind es von Liw
nach Węgrów. Die Stadtrechte erhielt
die Stadt 1441 und sie wurden der
Siedlung vom masowischen Herzog
Bolesław IV. erteilt. 1444–1569 be-
fand sich die Stadt innerhalb der li-
tauischen Staatsgrenzen, nach 1559
wurde sie an die Gebiete der pol-
nischen Krone angeschlossen. Seit
1593 wurde sie den Besitztümern der
Familie Radziwiłł, des Wappens „Trąba“
(Trompete), angeschlossen. Der aus
dem Roman „Potop“ (Sint= ut) be-
kannte Herzog Bogusław entwickel-
te hier das Weberhandwerk, indem
er in die Stadt Tuchhändler brachte.
Während der Schwedischen Sint= ut
wurde die Stadt verwüstet und nie-
dergebrannt. 1664 kam Węgrów in
den Besitz der Familie Krasiński. Spä-
ter änderte die Stadt mehrmals ihre
Besitzer. Am 3. Februar 1863 fand hier
92
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKAM LIWIEC
eine der größten Schlachten des Ja-
nuaraufstands statt.
Wir gelangen zum Marktplatz
hin. Hier be& ndet sich die Baro-
cke Kleinere Basilika der Mariä Him-
melfahrt und der Heiligen Piotr und
Paweł. Das Gotteshaus wurde am An-
fang des 18. Jahrhunderts umgebaut
und das wahrscheinlich nach Entwurf
Tylman aus Gameren. In die Gesamt-
konstruktion wurden zwei gotische
Türme aus der früheren Kirche ein-
komponiert. Drinnen bewundern wir
die interessanten Freskomalereien
des italienischen Malers Michaelan-
gelo Palloni.
Falls die Basilika geschlossen ist,
lohnt es sich zum Propst zu gehen,
denn die Freskomalereien lassen sich
auch durch die Glastür hindurch be-
sichtigen, der bekannte Spiegel von
Herrn Twardowski und die Sarmaten-
Gemälde kann man aber nur in der
Sakristei sehen. Laut Legende soll-
te der Magier Twardowski der Besit-
zer dieses Spiegels gewesen sein.
Er gebrauchte diesen Metallspie-
gel benutzt zu haben, um dem Kö-
nig Sigismund August den Geist sei-
ner verstorbenen Gemahlin Barbara
Radziwiłłówna zu zeigen und Napo-
leon sah darin seine Niederlage bei
Moskau kommen.
In Węgrów kann man auch die ge-
mauerte Nachreformatoren-Kirche aus
1693–1715 sehen. Es ist ein spätbaro-
ckes Bauwerk, das durch die Mann-
schaft von Carl Ceroni errichtet wurde.
Im Innenraum be& nden sich die Fres-
komalereien von Michaelangelo Pallo-
ni. Die Innenausstattung stammt aus
dem 18. Jahrhundert. Das Gotteshaus
be& ndet sich an der Kościuszki-Straße,
die vom Markt abgeht.
93
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK AM LIWIEC
Praktische Informationen
• Warschau – Sucha – Wyszków – Liw – Węgrów – Starawieś: 110 km.
Insgesamt 220 km.
• Das Freilichtmuseum in Sucha – 1,5 Stunden, Wyszków – 1 Stunde,
Liw – 1 Stunde, Węgrów – 1,5 Stunden, Starawieś – 1 Stunde.
Übernachtungsplätze:
• Camping, ul. Żeromskiego 22, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 26 68
• Hotel Krasnodębski, ul. Gdańska 80 in Węgrów,
Tel. +48 (25) 792 27 27
• Internat Zespołu Szkół Ponadgimnazjalnych (in der Saison),
ul. Bohaterów Warszawy 18, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 44 24
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Restaurant im Hotel Krasnodębski, Węgrów, (siehe oben)
• Restaurant Kameralna, ul. Rzemieślnicza 1, Węgrów,
Tel. +48 (25) 792 53 95
• Restaurantbar, ul. Mickiewicza 4, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 02 02
• Pizzeria Zosia, ul. Rynkowa 4, Węgrów, Tel. +48 (25) 792 54 84
• Restaurant Liwia, ul. Nowomiejska 48, Liw, Tel. +48 (25) 792 57 32
Wir begeben uns nach Starawieś.
Die Siedlung hatte verschiedene Na-
men: 1473 – hieß sie Jakimowicze, im
18. Jahrhundert - Krasny Dwór. Sie ge-
hörte den Familien Radziwiłł, Krasiński,
Świdziński, Ossoliński, Jezierski. 1840
erhielt sie samt der Hand der Maria Je-
zierska der russische Herzog Sergiusz
Golicyn. Seit 1879 war sie wieder im
Besitz der Familie Krasiński. 1912-1944
gehörte sie der Familie Radziwiłł.
Der Palast liegt in der Dorfmit-
te. Ursprünglich hatte er einen ba-
rocken Charakter und war von Boll-
werkbefestigungen umgeben. Der
Herzog Golicyn baute ihn im Stil der
englischen Neogotik um. Aus die-
ser Zeit stammt auch der englische
Garten – mit einer unregelmäßigen
Anordnung der Alleen, mit roman-
tischen Brücken, Kanälen und zwei
Teichen. Jetzt stellt das Objekt das
Eigentum der Nationalen Polnischen
Bank dar. Leider sind der Palast und
der Garten nur von der Ferne zu be-
sichtigen.
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG
Iłża ist eine der ältesten und male-
rischsten Städte in Polen. Sie liegt
im Tal der Iłżanka, im Grenzgebiet des
Heiligkreuzgebirge und der Mazowiek-
ka Niederung. Sie erreichen die Stadt,
wenn Sie zunächst entlang der Stra-
ße Nr. 7 Richtung Radom fahren und
dann auf den Straße Nr. 9 nach Rzes-
zów abbiegen.
Die Anfänge der Besiedlung die-
ser Gebiete reichen bis ins 11. Jahr-
hundert vor unserer Ära. Am rechten
Ufer der Iłżanka wurden Überreste
der frühmittelalterlichen und mit-
telalterlichen Siedlungen aufgefun-
den. Schon im 11. Jahrhundert war
hier eine aus Holz und Erde errichte-
te Wehrburg vorhanden. Um die Burg
herum entwickelte sich eine Siedlung,
die unter dem Namen Iłża bereits im
12. Jahrhundert die Stadtrechte be-
kam. Diese alte Stadt wurde entwe-
der während der feindlichen Invasi-
onen zerstört oder ver& el schrittwei-
se in Ruine.
Seit dem 14. Jahrhundert wird in
den Dokumenten o? ziell der von
der neuen am linken Ufer gelegenen
Siedlung abstammende Name Iłża,
verwendet. Sie besaß einen recht-
eckigen Markt. Die Stadtpfarrkirche
der Heiligen Muttergottes befand
sich im nordwestlichen Winkel der
Stadt. Vom Markt aus gingen paral-
lele Straßen ab. Das ganze wurde in
den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts
mit Stadtmauern mit vier Toren um-
geben. Die Stadtmauern wurden mit
den Schlossbefestigungen gekop-
pelt. Im Schloss befand sich ein Ver-
waltungszentrum für bischö= iche
Güter.
Im 14. und 15. Jahrhundert setzte
Iłża ihre metallurgischen Traditi-
onen fort. Nach 1333 wurde hier eine
Schmiede tätig. Innerhalb der Stadt
fungierten mehrere Mühlen, es fan-
den zwei Jahrmärkte und allwöchent-
liche Märkte statt. Im 16. Jahrhundert
entwickelte sich hier die Töpferei. Iłża
war zusätzlich durch das Brauen ihres
Markenbiers bekannt.
Im 17. Jahrhundert – nach der
Schwedischen Sint= ut – fängt der
langsame Verfall der Stadt an. Nach
der ein Jahr lang andauernden Besat-
zung haben die Schweden die Stadt
während ihres Rückzugs fast vollstän-
dig zerstört. Das Zerstörungswerk
beendeten die Durchzüge darauf fol-
gender Heerscharen und der Pest.
Während des Novemberaufstan-
des, in August 1831 kam es zu einer
polnischrussischen Schlacht auf dem
WANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG
IŁŻA – RADOM
95
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM
UND SEINE UMGEBUNG
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM
UND SEINE UMGEBUNG
Marktplatz in Iłża. Die polnische Ar-
mee war damals zwar erfolgreich aber
die Stadt wurde zerstört. Während
des Januaraufstandes kam es auch zu
Kämpfen am hiesigen Marktplatz. Die
Zaristischen Behörden entzogen Iłża
die Stadtrechte. Die hat die Stadt erst
1926 wieder erlangen können.
Die Besichtigung lohnt es sich am
erhaltenen Schlossturm zu begin-
nen. Der be& ndet sich hinter dem
Marktplatz, in der Nähe der Landstra-
ße Richtung Rzeszów. Man muss da
in den Feldweg fahren und an dem
Parkplatz an der Bastei stehen blei-
ben.
Es gibt gewissen Andacht dafür,
dass der Krakauer Bischof Jan Grot
das Schloss etwa 1340 anstelle eines
alten Holzbauwerks errichtet hat. Das
Schloss wurde am Grundriss eines
Dreiecks mit abgerundeten Ecken er-
richtet. Es verfügte über einen aus-
gesprochen deutlichen Wehrcharak-
ter und seine Mauern gingen bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts nicht in
die Stadtbefestigungsmauern über.
Es wurde zweimal ausgebaut: im
dritten Viertel des 14. Jahrhunderts
durch den Bischof Florian aus Morsk
und etwa 1520 durch den Bischof Jan
Konarski.
Etwa 1560 begann der Bischof Filip
Padniewski den Umbau des Schlosses
in eine Wehrburg im Stil der Renais-
sance. Nach den schwedischen Krie-
gen wurde die Festung von Bischof
Andrzej Trzebnicki wieder aufgebaut.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts er-
richteten die Österreicher hier kurz
ein Krankenhaus und ein paar Jahre
später brannten die erhaltenen Frag-
mente des Schlosses nieder. Seit die-
ser Zeit wurden die Überbleibsel des
Schlosses zu einer Baumaterialquelle.
Vom Parkplatz aus gehen wir Berg
auf. Nach wenigen Minuten erreichen
wir eine weite Wiese. Wir machen ei-
nen Spaziergang über einen Feldweg.
Von hier aus gibt es ein wunderbares
Panorama über das Heiligkreuzgebir-
ge. Jetzt gehen wir zurück und ge-
hen an die Ruinen heran. Man kann
auf den immer noch erhaltenen Turm
klettern. Es lohnt sich, weil man von
hier aus ganz Iłża sehen kann.
In Iłża ist im ältesten Teil der Stadt
die historische Stadtgestaltung er-
halten geblieben, die am besten im
Marktplatzbereich zu sehen ist. Erhal-
ten geblieben ist die mittelalterliche
Stadtbastei, die heute die Rolle eines
Glockenturms an der Stadtpfarrkirche
erfüllt.
Die heutige Kirche stammt aus der
Mitte des 17. Jahrhunderts. Im Innern
lohnt es sich die Stukkatur und den
frühbarocken Altar von 1629 zu be-
wundern. Der aus Marmor angefer-
tigte Nebenaltar wurde aus der Ka-
thedrale im Wawel-Schloss hierher
gebracht. Die Epitaphe stammen aus
dem 16.-18. Jahrhundert.
Im historischen Gebäude der alten
Versorgungsanstalt für Arme – dem
Krankenhaus zum Heiligen Geist
(1754) – ist das Regionalmuseum tä-
tig. Am Eingang gibt es eine erhaltene
Stiftungstafel mit dem Wappen des
Junosz (von Bischof Andrzej Kałuski).
98
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG
Das Museum verfügt über reiche
Sammlungen an volkstümlicher Ke-
ramik. Diese werden in einer Dauer-
ausstellung präsentiert. Das Museum
ist Mitveranstalter des Folklore-Events
der Sonnenwendfeier („Noc Kupały“).
Zu diesem Anlass & ndet dann ein
volkstümlicher Festschmaus statt, bei
dem die eingeladenen Gäste (Ethno-
graphen, Volkskünstler) über die Sit-
ten und Bräuche dieser besonderen
Nacht erzählen. Durchgeführt wird
ein Wettbewerb für den schönsten
Kranz. Hierbei können Sie sich Vor-
stellungen von Volkskapellen anse-
hen, am Lagerfeuer sitzen und Krän-
ze zu Wasser lassen.
Aus Iłża fahren wir über die Straße
Nr. 9 nach Radom. In der Stadt selbst
richten wir uns nach den Hinweis-
schildern, die auf das Stadtzentrum
deuten.
Slawische Stämme siedelten sich
hier um die Wende vom 8. zum 9.
Jahrhundert an, doch die Stadt ent-
wickelte sich erst zu Zeiten Kasimirs
des Großen (Kazimierz Wielki). Außer-
dem wurden die Johannes-der-Täu-
fer-Kirche, das Schloss – die Residenz
der Könige und Landräte – und das
Rathaus erbaut. Die Stadt wurde von
einer Wehrmauer und einem Wasser-
graben umgeben und besaß einen
Marktplatz.
In Radom wurde 1401 die Ent-
scheidung über die Vereinigung von
Litauen und Polen getroQ en. Auch
hier schenkten die tschechischen
Abgeordneten dem älteren Sohn des
Königs Kasimir Jagiello – Wladysaw
– die Krone. 1489 überbrachte der
Hochmeister des Kreuzritterordens,
Johann von TieQ en, dem polnischen
König seine Ehrbezeigungen. 1505
wurden die Verfassung des Sejms
von Radom (nihil novi) und das Statut
von Łask verabschiedet. Von 1613 bis
1763 fanden in Radom die Tagungen
des Schatz-Krontribunals statt.
Die Stadt wurde während der
Schwedischen Sint= ut zerstört. Da-
mals verbrannte auch das Schloss von
Radom. Während der Besatzungszeit
gehörten die Kirche und das Kloster
der Bernhardiner zu den wichtigen
Zentren der Konspiration, dort fanden
militärische Beratungen und patrio-
tische Manifestationen statt. Schließ-
lich wurde das Kloster aufgelöst.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts
begann Radom ein Zentrum für In-
dustrie und Handel zu werden. Es
entwickelten sich die Gerber-, Le-
bensmittel- und Mineralindustrie.
Dynamisch entwickelte sich die Stadt
auch nach dem Ersten Weltkrieg. Sie
befand sich im Zentralen Industrie-
bezirk. In die jüngste Geschichte Po-
lens schrieb sich die Stadt mit den Er-
eignissen von 1976 ein.
Im Tal des Flusses Mleczna liegt die
Burg Piętrówka – die Überreste der
Wehrburg aus der zweiten Hälfte des
10. Jahrhunderts. Sie war von einem
Wassergraben und höchstwahr-
scheinlich auch von einem doppel-
ten Wallring aus Holz und Erde um-
geben. Aktuell ist der Hügel etwa 135
m breit und erhebt sich auf etwa 8 m
über dem Tal.
99
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM
UND SEINE UMGEBUNG
Das älteste architektonische Denk-
mal der Stadt Radom ist die St.
Waclaw-Kirche, die 1216 von Herzog
Leszek der Weiße (Biały) gestiftet wur-
de. Nach zahlreichen Umbauarbei-
ten wurde die Kirche vor kurzem re-
noviert. Im Hinterhof des Jacek Mal-
czewski-Museums können wir die
Überreste eines der Tore mit den frag-
mentarisch erhaltenen Wehrmauern
aus den Zeiten Kasimirs des Groß-
en bewundern. In den Innenräumen
des alten Königsschlosses be& ndet
sich aktuell die Gemeindepfarrei des
heiligen Johannes des Täufers. Im In-
nenraum gehört zu den bemerkens-
werten Objekten die Kapelle der Fami-
lie Kochanowski vom Anfang des 17.
Jahrhunderts, das Gemälde „Die Kreu-
zigung” (Ukrzyżowanie) von ca. 1600,
das Taufbecken aus dem 15. Jahrhun-
dert, und auf dem nahe gelegenen
Friedhof – die Skulptur des heiligen
Johannes Nepomuk.
Auf dem Marktplatz gibt es zwei
bemerkenswerte Mietshäuser: das
Gänsehäuschen und das Esther-Haus
(Dom Gąski und Dom Esterki) – heu-
tiger Sitz des Museums für Zeitge-
nössische Kunst. In dem Rathaus im
Stil der Neorenaissance, das von H.
Marconi entworfen wurde, be& ndet
sich das Staatsarchiv. Auf der ande-
ren Seite des Marktplatzes – in dem
100
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM UND SEINE UMGEBUNG
Piaristenkollegium aus dem 17. Jahr-
hundert und der Jan-Kanty-Kirche
be& ndet sich das Jacek-Malczewski -
Museum. Es versammelt neben den
Gemälden dieses Künstlers vor allem
archäologische Denkmäler aus der
Radomer Region.
Sie müssen unbedingt der Kirche
und dem Kloster des Bernhardiner-
ordens (östlich des Markts) einen Be-
such abstatten. Der spätgotische Ge-
bäudekomplex entstand in der zwei-
ten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Er
wurde dann im 16. Jahrhundert er-
weitert. In der St. Katharina-Kirche
kann man die skulptierte Passions-
Gruppe bewundern. Bemerkenswert
sind auch die Sargportraits, Epitaphe
und Grabplatten aus dem 18. Jahrhun-
dert. An der Kreuzung der Malczews-
kiego- und Reja-Straße be& nden sich
das alte Kloster und die Kirche der
Benediktiner-Ordensschwestern, die
1619-1627 errichtet wurden. An der
Żeromskiego-Straße gibt es sehens-
werte historische Mietshäuser aus
dem 19. Jahrhundert. Viele von ihnen
sind mit Polychromien verziert, die
Ende des 19. oder zu Beginn des 20.
Jahrhunderts entstanden. Die meis-
ten Malereien sind in der Form von
Plafonds ausgeführt und an den De-
cken der Treppenhäuser angebracht.
Meistens stellen sie die oQ ene Him-
melswölbung dar.
Die Garnisonskirche auf dem Platz
Konstytucji 3 Maja (Platz der Verfas-
sung vom dritten Mai) wurde 1902
aus einer umgebauten orthodoxen
Kirche gebildet.
Besuchen Sie den T.-Kościuszko-
Park. Er zählt zu den Naturdenkmä-
lern. Hier wachsen Bäume und Sträu-
cher aus verschiedenen Teilen der
Welt. Der neogotische Dom wurde
an Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-
dert errichtet.
In der Vorstadt, an der Ausfahrt
Richtung Kielce be& ndet sich das
Radom-Dorf-Museum. Hier wur-
den die für die Region typischen Bei-
spiele der Bauweise und der Einrich-
tung der dör= ichen Haushalte ver-
sammelt. Hier können auch hö& sche
Bauwerke, eine Kirche und Bauern-
höfe, deren Besitzer einen unter-
schiedlichen gesellschaftlichen Sta-
tus hatten, besichtigt werden. Eine
Sonderausstellung stellt dar, wie ein
Freilichtmuseum entsteht. Interes-
sant sind die Geschichten der Wirte
der einzelnen Bauernhöfe. Sie erzäh-
len von den wahren, ursprünglichen
Einwohnern.
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKWANDERUNGEN DURCH RADOM
UND SEINE UMGEBUNG
Praktische Informationen
• Warschau – Radom – Iłża: 120 km. Insgesamt 240 km.
• Iłża – 1,5 Stunden, Radom – 3 Stunden,
das Radom-Dorf-Museum – 1,5 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Gromada, ul. Bulwarowa 15, Radom, Tel. +48 (48) 330 85 86
• Hotel Gromada, ul. Narutowicza 9, Radom, Tel. +48 (48) 368 91 00
• Hotel Gryf, ul. Puławska 8, Radom, Tel. +48 (48) 365 54 05
• Hotel Asystencki Politechniki Radomskiej, ul. Akademicka 5,
Radom, Tel. (48) 361 72 48
• Hotel OCSM, ul. Kraszewskiego 1/7, Radom,
Tel. +48 (48) 369 95 90, 369 95 95
• Hotel Glass, ul. Prażmowskiego 17, Radom, Tel. +48 (48) 340 25 85
• Hotel Iskra, ul. Planty 4, Radom, Tel. +48 (48) 363 87 45
• Hotel Kameralny, ul. Dobra 5, Radom, Tel. +48 (48) 330 80 45
• Hotel Poniatowski, ul. Poniatowskiego 4, Radom,
Tel. +48 (48) 384 01 91
• Hotel Ustronie, ul. Jodłowa 3/11, Radom, Tel. +48 (48) 360 35 34
• Hotel Europejski, ul. Słowackiego 11, Radom,
www.hoteleuropejski.radom.pl, Tel. +48 (48) 340 00 21
• Hotel „Wsola”, ul. Warszawska 3, Wsola k. Radomia,
Gemeinde Jedlińsk, Tel. +48 (48) 381 11 30
• Hotel Pod Różami, ul. Radomska 49, Jedlnia Letnisko,
www.pod-rozami.com.pl, Tel. +48 (48) 322 22 72,
501 044 752, 501 044 750
• Gasthof pod Lipami, Jedlnia Letnisko 5, Antoniówka,
Tel. +48 (48) 344 17 27
• Ośrodek Szkoleniowo-Wypoczynkowy (Erholungs- und
Schulungszentrum), ul. Nadrzeczna 4, Jedlnia Letnisko,
Tel. +48 (48) 322 11 86
• Campinghäuser MOSiR, ul. Orła Białego 3, Iłża,
Tel. +48 (48) 616 23 40
• Motel Kajpaz an der Tankstelle der Ra& neria Gdańska,
ul. Radomska 1, Skaryszew, www.kajpaz.pl, Tel. +48 (48) 365 58 12
• Hotel TM, ul. Focha 12, Radom, Tel. +48 (48) 363 27 08
• Ferienbauernhöfe
Gastronomie:
• Italienisches Restaurant Frascati, ul. Mieszka I 1/7, Radom,
Tel. +48 (48) 333 17 78
• Restaurant TM, ul. Focha 12, Radom, Tel. +48 (48) 362 62 66
• Restaurant Balaton, ul. Focha 5, Radom, Tel. +48 (48) 362 32 70
• Restaurant Donatello, ul. Moniuszki 24, Radom,
Tel. +48 (48) 340 03 05
• Pizzeria Venezia, ul. B. Chrobrego 42, Radom, Tel. +48 (48) 360 10 40
• Gasthof pod Lipami, Antoniówka, (siehe oben)
• Restaurant im Hotel Pod Różami, Jedlnia Letnisko, (siehe oben)
• Restaurant „Jubilatka”, ul. Słowackiego 3, Skaryszew,
Tel. +48 (48) 610 30 99
• Motel Kajpaz, Skaryszew, (siehe oben)
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW
IM PUŁTUSK AM NAREW
PUŁTUSK
Pułtusk ist eine zauberhafte, tra-
ditionsreiche, malerisch gele-
gene Stadt mit bunter Geschichte.
Ganze Jahrhunderte über war sie als
Bildungsstätte bekannt. Hier wur-
de das Personal für Nord- und Ost-
polen ausgebildet. Auch heute be-
finden sich hier zahlreiche Schulen,
einschließlich der Humanistischen
Hochschule. Das verleiht der Stadt
ein spezifisches Ambiente.
Die Stadt erreicht man von War-
schau aus über die Straße Nr. 61 Rich-
tung Augustów und Suwałki. Nach ca.
60 km sind wir bereits an der Stelle.
Die Strecke, anstrengend wegen des
großen Verkehrs auf dieser schmalen
Straße, zieht sich am Stausee Zalew
Zegrzyński und am Ufer der Narew
entlang, und ist aus diesem Grunde
außergewöhnlich malerisch. Verwun-
derlich sind – die so nahe an Warschau
gelegenen – zahlreichen Hügel.
In Pułtusk erblicken wir schon im
Zentrum Schilder, die auf das hie-
sige Schloss deuten. Auf diese Wei-
se erreichen wir den Marktplatz. Die
erste Überraschung ist die Länge des
Marktes – etwa 400 Meter! Die lokalen
Touristenführer meinen, wir be& nden
uns auf dem längsten Marktplatz Eu-
ropas. Hinter dem alten Rathausturm
können Sie Ihr Auto abstellen. Da ist
es sicher, weil sich gleich gegenüber
die lokale Polizeiwache be& ndet.
Auf einer geringen Anhöhe erbli-
cken wir im Süden des Marktes das
Schloss, in der Mitte steht der Rat-
hausturm und darin be& ndet sich das
Museum, von der anderen Seite wird
das Gesamtbild von der Stiftskirche
abgeschlossen. Es lohnt sich, die Be-
sichtigung im Museum zu beginnen.
Wenn Sie sich auf den Turm begeben,
sollten Sie bequemes Schuhwerk tra-
gen – vor uns liegt ein Aus= ug über
sieben Stockwerke und eine steile,
immer enger werdende Treppe.
In den höheren Stockwerken kann
man imposante Stücke aus archäolo-
gischen Ausgrabungen bewundern.
Alle Exponate stammen aus Pułtusk.
Neben ihnen be& nden sich Fotos zur
Darstellung der archäologischen Pos-
ten. Die Gegenstände sind Dank der
Feuchtigkeit gut erhalten geblieben.
Vier Meter unter der Marktplatzober-
= äche be& ndet sich ein See. Die Ar-
chäologen haben ein paar Schichten
an Gegenständen ausgegraben. Dar-
unter be& nden sich Erzeugnisse aus
Keramik, Holzschüsseln und andere
Gegenstände für den alltäglichen Ge-
brauch. Bemerkenswert sind ein Paar
perfekt erhaltene Schnabelschuhe.
Die im Museum versammelten Ge-
103
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW
genstände stammen aus der Zeit
vom 13. bis zum 17. Jahrhundert.
Schon der Aufstieg zu den höheren
Stockwerke des Turmes ist ein Aben-
teuer für sich. Es lohnt sich, die fantas-
tischen Holzballen in der Decke und
die immer schöner werdende Aus-
sicht zu bewundern. Ganz oben kann
man das Panorama durch ein Fern-
rohr besichtigen.
Der Turm war Sitz der Stadtbehör-
de und wurde 1405 errichtet. Er wur-
de vom Bischof Jakub aus Korzew, der
auch Kurdwanowski genannt wurde,
gestiftet. Der Turm erfüllte verschie-
dene Rollen – er war Sitz der Verwal-
tung, des Gerichts und diente zum
Schutz. Das ganze 15. und 16. Jahr-
hundert über wurde er stufenweise
errichtet und von seiner Ostseite wur-
de ein neues geräumig-funktionelles
Gebäude errichtet. Während der Sint-
= ut und im 18. Jahrhundert wurde
das Rathaus von Bränden geplagt.
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Dann ver& el das Gebäude. Seit 1880
war hier der Sitz der Feuerwehr und
zu Beginn des 20. Jahrhunderts wur-
de das Gebäude auseinander genom-
men, den Turm ließ man zum Glück
stehen. 1964 wurde hier das Regio-
nalmuseum gegründet.
Nachdem wir das Museum verlas-
sen richten wir uns zum Schloss. Un-
terwegs gehen wir an der St. Maria
Magdalena Kapelle vorbei. Die archä-
ologischen Untersuchungen haben
ergeben, dass sich hier in der Zeit
vom 13. bis zum 17. Jahrhundert an
dieser Stelle, zunächst an dem höl-
zernen und dann gemauerten Got-
teshaus im Stil der Renaissance, ein
Friedhof befand. Die jetzige Kirche
wurde vom Bischof Andrzej Krzy-
cki, einem der vorzüglichsten Diplo-
maten des Hofes von Sigismund dem
Alten, gestiftet. Während des Zweiten
Weltkrieges machten die Deutschen
aus der Kirche ein Munitionslager, la-
gerten dort auch Geschütze, WaQ en
und anderes militärisches Material.
Während der Kämpfe um die Stadt
(an der Wende von 1944 zu 1945)
wurde sie so ernsthaft beschädigt,
dass man sie praktisch von Grund auf
erneuern musste. Bis zum Anfang der
90er Jahre befand sich hier die Gale-
rie der Zeitausstellungen des Regio-
nalmuseums. Jetzt erfüllt sie wieder
sakrale Funktionen.
Weiter gehen wir zu einem Spa-
ziergang entlang der Flutdeiche. Von
hier aus sieht man die wunderschön
über= uteten Gebiete direkt am Narew.
Man sieht den schnellen Stromlauf des
Flusses. Auf dem Rückweg gehen wir
hinunter zum Fluss. Im Sommer gibt
es hier einen Strand. Am Ufer stehen
die geduldigen Angler.
Das Schloss steht auf einem künst-
lich errichteten Hügel. Im 12. und 13.
Jahrhundert befand sich hier eine von
Deichen umgebene Burg, eigentlich
waren es mehrere Burgen, die nach
der Zerstörung immer wieder an der-
selben Stelle aufgebaut wurden. Die
Entdeckung der reichen Relikte (wäh-
rend der archäologischen Untersu-
chungen 1976-1985) sorgte für eine
Sensation.
Das älteste, ganz aus Mauerwerk
errichtete Bauwerk wurde um die
Mitte des 15. Jahrhundert vom Bi-
schof Paweł Giżycki errichtet. Es war
ein rechteckiges Wohngebäude mit
einem Turm. Der Bischof Andrzej Krzy-
cki gestaltete es im Geist der Renais-
sance. Während der Schwedischen
Sint= ut wurde es stark zerstört und
dieser Zustand ließ sich viele Jahre
über nicht ändern. Der Wiederauf-
bau des Objekts dauerte bis ins 18.
Jahrhundert. 1812 besetzten das Ge-
bäude die napoleonischen Behörden
und gestalteten darin ein Kranken-
haus. Obwohl es während des Zwei-
ten. Weltkrieges verschont wurde,
brannte es 1919 wegen eines durch
unvorsichtige Dachdecker verursach-
ten Feuers nieder. Nachdem es in der
Zwischenkriegszeit renoviert wur-
de, befanden sich hier die Sitze zahl-
reicher Behörden und Ämter. Nach
dem letzten Krieg war das Schloss
bis 1975 der Sitz des Landkreisamtes.
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW
Heute be& ndet sich hier das Haus des
Auslandpolentums (Dom Polonii).
Rund um das Schloss erstreckt sich
ein herrlicher Park und in der Ferne
sind Tennisplätze sichtbar. Im Park
gibt es einen Kinderspielplatz, es gibt
einen Bootsverleih, eine Taverne und
Pferdeställe. Es gibt hier auch eine
extra Grillstelle. Im Laden kann man
Souvenirs und eine Landkarte der
Umgebung kaufen.
Wir begeben uns in die wunder-
schöne Stiftskirche. Sie be& ndet sich
von der anderen Seite des Markt-
platzes. Man kann erkennen, dass sich
hier verschiedene architektonische
Bauweisen vermischen. Am sichtbars-
ten sind die Ein= üsse der Renaissance
und des Barocks.
Das Gotteshaus des Grades ei-
ner Stiftskirche wurde vom Bischof
Paweł Giżycki ins Leben berufen. Der
Bau wurde 1443 abgeschlossen. Auf
der Verlängerung des südlichen Sei-
ten-Langenhauses wurde vom Bi-
schof Andrzej Noskowski eine Grab-
kapelle errichtet. Sie sieht der Sigis-
mund-Kapelle in der Kathedrale am
Wawel-Schloss äußerst ähnlich. 1913
brannte ein Teil des Langenhauses
und des Presbyterium der Stiftskir-
che nieder. Im 19. Jahrhundert wur-
den hier gründliche Reparaturar-
beiten durchgeführt. Während des
Zweiten Weltkrieges wurde sie an-
fangs zu einem Gefängnis und dann
zu einem Lager des jüdischen Hab-
guts umgestaltet. Sie litt unter zwei
nacheinander kommenden Fluten
1958 und 1979.
Die Perle der Kirche ist in ihrem
Zentrum zu finden. Das sind die Re-
naissance-Freskomalereien. An der
Decke über dem Altar sehen sie ein-
fach herrlich aus. Nach dem Brand
im 16. Jahrhundert wurden sie über-
malt und Dank dem konnten sie bis
heute überstehen. Die Stiftskirche
ist in einem einheitlichen barocken
Stil ausgestattet. In die Säulen und
Wände der Seiten-Langhäuser wur-
den zahlreiche Epitaphe und Ge-
denktafeln aus dem 17.-19. Jahr-
hundert eingemauert. Wenn wir die
Kirche von Innen besichtigen möch-
ten, müssen wir uns in Pułtusk am
Sonntag einfinden. An übrigen Wo-
chentagen ist sie leider geschlossen
und das wegen der hier verbreiteten
Einbrüche, mit denen hier niemand
zurechtkommen kann.
An der Piotra Skargi-Straße be& n-
det sich das Allgemeinbildende Lyze-
um und dahinter die ehemalige Jesu-
iten-Kirche von St. Peter und Paul.
Es lohnt sich in den Hinterhof der
Kirche zu gehen, um die Fragmente
der Wehrmauern zu besichtigen.
Am Anfang des 16. Jahrhunderts
wurden Dauerbefestigungen auf-
gestellt. Der Bischof Erazm Ciołek
hatte den Plan, die gesamte Stadt
mit Wehrmauern zu umgeben. Die
Mauern wurden später, da sie zu
Wehrzwecken nicht taugten, von
den preußischen und russischen
Behörden abgebaut.
Die zauberhafte St. Josef-Kirche be-
& ndet sich an der Daszyńskiego-Stra-
ße. Sie entstand im 17. Jahrhundert
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKIM PUŁTUSK AM NAREW
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MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIK IM PUŁTUSK AM NAREW
Praktische Informationen
• Warschau – Pułtusk: 60 km. Insgesamt 120 km.
• Besichtigung der Stadt – 3 Stunden, das Museum – 1 Stunde,
ein Aus= ug durch den Weißen Urwald – 3 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Hotel Zalewski, ul. Jana Pawła II 19, Pułtusk, Tel. +48 (23) 692 05 23
• Hotel Baltazar, ul. Baltazara 41, Pułtusk, Tel. +48 (23) 692 04 75
• DOM POLONII IN PUŁTUSK: Hotel, Restaurants, Konferenzzentrum
(Dom Kresowy ul. 3 Maja, Pułtusk; Bootshaus und Kastel,
ul. Szkolna 11; Schloss Hotel, ul. Szkolna 11),
www.dompolonii.pultusk.pl, Tel. +48 (23) 692 90 01, 692 90 45,
692 90 02, [email protected]
• Wiatrak Hotel, Boby 16, Pułtusk, Tel. +48 (23) 691 08 06
Gastronomie:
• Restaurant im Hotel Baltazar, Pułtusk, (siehe oben)
• Restaurant Karmazynowa, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)
• Restaurant Pod Złotym Jeleniem, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)
• Restaurant Turkusowa, DOM POLONII, Pułtusk, (siehe oben)
• Restaurant Złoty Smok, ul. Daszyńskiego 28, Pułtusk,
Tel. +48 (23) 692 63 43
• Restaurant im Hotel Wiatrak, Pułtusk, (siehe oben)
• Zajazd (Gasthof ) Kaskada, ul. Kościuszki 76, Pułtusk,
Tel. +48 (23) 692 60 38
gemeinsam mit dem Reformatoren-
kloster. 1803 wurde das Kloster von
den preußischen Behörden einge-
nommen. Aktuell gehört die Kirche
wieder der Kirchenverwaltung.
Wenn wir alle Kirchen der Stadt
besichtigen wollen, müssen wir uns
zur Stadtgrenze begeben – zum Aus-
fahrtsweg Richtung Suwałki. Gleich
am Friedhof be& ndet sich die Heilig-
Kreuz-Kirche.
Noch weiter hinter den Stadtgren-
zen be& ndet sich ein vergessenes
Mausoleum der russischen Soldaten,
die hier an der Wende von 1944 und
1945 ums Leben kamen. Es wurde mit
einem großen Aufwand errichtet. Von
hier aus erstrecken sich herrliche Aus-
blicke auf die von der Narew über-
schwemmten Gebiete.
Wir gehen zum Marktplatz zu-
rück; von dort aus entspringen drei
touristische Wanderpfade. Alle füh-
ren über die Fußgänger-Brücke. Der
grüne biegt nach links ab, der rote
und gelbe dagegen führen uns zu
einem Spaziergang durch den Wei-
ßen Urwald. Zuerst muss man die
Straße überqueren; dann kommen
wir, entlang der Häuser, zu einer Ab-
zweigung der Pfade. Sie können den
Spaziergang mit dem roten Pfad be-
ginnen und durch den Wald bis zum
Naturschutzgebiet laufen, zum gelb-
en Pfad gelangen und zurück zur
Stadt laufen.
110
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG
SIEDLCE UND IHRE UMGEBUNG
TREBLINKA – STERDYŃ – JABŁONNA LACKA
– GRÓDEK – WIRÓW – KARCZEW – MORDY
– SIEDLCE – CHLEWISKA – MOKOBODY
Aus Warschau begeben wir uns
zuerst auf der Straße Nr. 2 Rich-
tung Terespol, dann vor Mińsk Mazo-
wiecki biegen wir in den Straße Nr. 50
Richtung Ostrów Mazowiecka ab, in
Brok fahren wir auf die Landstraße Nr.
694 Richtung Ciechanowiec ab und
aus Małkinia fahren wir dann über
den leicht beschädigten Weg nach
Treblinka. Bei der Fahrt über die sch-
male Eisenbahnbrücke werden Sie
vielleicht ein mulmiges Gefühl in der
Magengegend verspüren.
Das Museum des Kampfes und
Martyriums ist ab 9.00 bis 19.00. Uhr
oQ en. Näher am Parkplatz be& ndet
sich das alte Vernichtungslager, Treb-
linka II. Es wurde Mitte 1942 von Deut-
schen in der Nähe des schon vorhan-
denen Strafarbeitslagers errichtet.
Es entstand im Rahmen der Aktion
Reinhard, deren Zweck die Vernich-
tung der jüdischen Bevölkerung war,
Es nahm eine Fläche von 17 ha Land
ein. Der erste Häftlingstransport kam
am 23. Juli 1942. Dies waren die Ju-
den aus dem Warschauer Ghetto. Die
Menschen wurden in Gaskammern
umgebracht. Am 2. August 1943 kam
es im Vernichtungslager zu einer Re-
volte. Das Lager wurde teilweise zer-
stört, im November 1943 wurde es
aufgelöst. Den Berechnungen nach
wurden hier mindestens 800.000 Po-
len, Österreicher, Belgier, Bulgaren,
Tschechen und Slowaken, Franzosen,
Griechen, Jugoslawen, Deutsche und
Russen umgebracht.
Hier kam auch Janusz Korczak um.
1964 wurde auf dem Gelände des
Lagers in Treblinka ein Mausoleum
enthüllt. In der Nähe vom Parkplatz
gibt es einen nach der alten Bahnlinie
übrig gebliebenen Graben, die sym-
bolische Rampe an der Stelle des & k-
tiven Bahnhofes, der die Achtsamkeit
der künftigen Opfer still legen sollte.
Es gab Aufschriften, eine Kasse, einen
Warteraum, ein Büfett und sogar ei-
nen Fahrplan. Daneben sehen wir
Granitsäulen mit den Bezeichnungen
der Länder, deren Bürger hier den Tod
fanden. Am sichtbarsten ist das 8 Me-
ter große Denkmal mit den Flachreli-
efen zur Darstellung des grausamen
Todes der Opfer. Hinter dem Denkmal
gibt es einen symbolischen Stapel,
um den ein symbolischer Friedhof
mit 17.000 Felsen mit den Namen der
größten Städte, aus denen die Ermor-
deten stammen, eingerichtet wurde.
Auf dem Friedhofsgelände am Ver-
111
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE
UMGEBUNG
nichtungslager be& ndet sich ein na-
mentlicher Gedenkstein: Janusz Kor-
czak (Henryk Goldszmit) und Kinder.
Zwei Kilometer weiter erreichen wir
das Arbeitslager, Treblinka I. Es wurde
im Sommer 1941 am existierenden
Kieswerk errichtet. In seiner Anfangs-
phase lieferte man dort Bauer ein, die
sich nicht an die Abgabefristen der
p= ichtigen Kontingente hielten, und
Menschen die sich der P= ichtarbeit
entzogen. Die Häftlinge waren – ne-
ben der Arbeit im Kieswerk – beim
Aushau der Wälder, beim Bau der Brü-
cke am Bug und beim Entladen der
Wagons beschäftigt. Der Aufenthalt
im Lager – im Hunger und Terror – en-
dete meistens mit dem Tod. Das La-
ger wurde wegen der sich nähernden
Front am 23.-24. Juli 1944 aufgelöst.
Während der Au= ösung wurde eine
Gruppe von 500 Häftlingen hinge-
richtet. Die Bauwerke und der Zaun
wurden in die Luft gesprengt. In der
Nähe der Massengräber be& ndet sich
bis heute ein Denkmal (aus rosigen
Sandstein) in Form einer Mauer.
Über die Straße Nr. 677 fahren wir
nach Kosów Lacki und von dort aus
nach Ceranów – und der Straße Nr.
63 folgend
Richtung Siedlce begeben wir uns
nach Sterdynia. Wir halten auf einem
rechteckigen Platz. Das ist der Markt
mit einer Grünanlage, auf dem sich
ein Obelisk zum Andenken des 100.
Jahrestages der Bauernbefreiung und
ein Denkmal in der Form eines Fel-
sen zum Andenken der Soldaten der
Heimatarmee be& nden. In der Nähe
sieht man die Türme der barocken
St. Anna-Pfarrkirche. Sie wurde 1779-
1783 errichtet und wurde von der Fa-
milie Ossoliński gestiftet. Der Haupt-
112
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG
altar im Stil von Barock und des Klas-
sizismus stammt vom Ende des 18.
Jahrhundert. Einen historischen Wert
haben auch die Kanzlei und die Tauf-
becken aus dem 18. Jahrhundert. Be-
merkenswert sind auch die Gedenk-
tafeln und die Epitaphe der Familien
Ossoliński, Krasiński und Górski.
Hinter der Kirche kommen wir zu
einem weiteren Hügel, auf dem sich
ein ansehnlicher Parkpalastkomplex
be& ndet. Es ist eine alte aus dem 17.
oder 18. Jahrhundert stammende ba-
rocke Residenz, die zu Beginn des 19.
Jahrhundert für Stanisław Ossoliński
erweitert und umgebaut wurde. Rund
um den Palastkomplex erstreckt sich
ein alter Park, der wunderbar erneuert
wurde. Das Endergebnis kann man aus
der Torsicht bewundern (man kann
hier auch übernachten). Von ganz nah
sehen wir uns dagegen die am Ein-
fahrtstor stehende Kapelle, die an der
Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert
errichtet wurde und an der sich die
wunderschöne Skulptur von St. Flori-
an be& ndet.
Aus Sterdynia fahren wir dann wie-
der über die Straße Nr. 63 Richtung
Siedlce, in der Ortschaft Sabnie bie-
gen wir dann nach Jabłonna Lacka
ab. Hier be& ndet sich eine interes-
sante Pfarrkirche, die 1824–1834 in
Form eines griechischen Tempels mit
113
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE
UMGEBUNG
ionischem Vier-Säulen-Portikus an der
Fassade errichtet wurde. Stifter der
Kirche war Ludwik Bieniewski, der Be-
sitzer der Güter in Jabłonna.
Von Jabłonna sind es nur 4 km
nach Gródek. Das Dorf liegt am lin-
ken Ufer des Bugs, auf einer hohen
Böschung. Jahrhunderte über trafen
sich hier die polnischen, litauischen
und russischen Ein= üsse. Hier domi-
nierten Unierte. In Gródek gab es eine
Unierten-Kirche, die - wie die meisten
- 1919 zu einer römischkatholischen
Kirche umgestaltet wurde. Die Kirche
erreicht man von der Dorfmitte aus.
Man muss nach rechts abbiegen. Es
ist eine Holzkirche (mit Kammkons-
truktion) mit einem Langhaus und
einem Turm. Daneben steht ein Glo-
ckenturm.
In der Nähe der Kirche be& ndet
sich ein Erholungszentrum, wo man
auch ein Campinghäuschen mieten
kann. Mit dem Weg am Zaun entlang
kommen wir an den Bug. Der Fluss
sieht an dieser Stelle sehr malerisch
aus. Ein Spaziergang am Ufer macht
wahren Spaß.
In der Nähe der nächsten Ortschaft,
Mołożewo, be& ndet sich das Natur-
schutzgebiet Wydma Mołożewska; es
schützt Wasser- und Stelzvögel.
Gleich hinter Mołożewo liegt
Wirów. Schon vom Weg aus sieht man
die originalen Bauwerke des alten or-
thodoxen Klosters, das durch die za-
ristischen Behörden am Ende des 19.
Jahrhunderts im Byzantiner-Stil er-
richtet wurde. Die orthodoxen Non-
nen leiteten einst Schulungen für pol-
nische Jugend aus dem Bereich der
Führung einer Wirtschaft, im Nähen
und auch im Kochen. Sie lehrten Ma-
thematik und Schreiben in russischer
Sprache. In der Nähe standen die er-
baute orthodoxe Kirche und eine Pfar-
rei. Alles war natürlich zum Zweck der
Propaganda, die zur Russi& kation des
polnischen Volkes führen sollte. 1918
zogen die Nonnen tief ins russische
Staatsgebiet. Priorin des Klosters war
eine weitere Verwandte des Zaren
Nikolaus II. Die polnischen Behörden
organisierten im Klostergebäude ein
Mädchenseminar für Lehrer, das von
katholischen Nonnen geführt wurde.
Es existierte bis 1928. Bis 1957 gab es
hier ein Kinderheim. Aktuell be& ndet
sich hier eine Erziehungsanstalt für
geistig behinderte Kinder mit einem
mäßigen Behinderungsgrad.
Weiter fahren wir nach Korczew.
Leider müssen wir uns mit P= aster-
und Feldwegen fortbewegen. Das
Dorf ist genauso alt wie Drohiczyn.
Im Laufe der Jahrhunderte änderte
es sehr oft ihre Besitzer. 1712 wur-
de Korczew von Wiktoryn Kuczyński
erworben. Wir sehen uns hier einen
Parkpalastkomplex an. Das Gelän-
de um den Palast samt dem Park ist
35,5 Ha groß. Fast der ganze Park äh-
nelt einem Wald. Der Palast wurde im
Stil des Klassizismus gestaltet. Es ist
ein einstöckiges Gebäude, aus Mau-
erwerk, mit einer Länge von 40 m. In
der Mitte wird es mit Säulen gestützt
und wird oben von einer dreieckigen
Fassade gekrönt. Aktuell dauern die
von den Erben der Besitzer geführ-
114
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG
te Renovierungsarbeiten. Das Objekt
wird den Besucher jedoch zur Besich-
tigung frei gegeben. Drinnen kann
man ein herrliches in Holz ausgeführ-
tes Vorzimmer bewundern. In der ers-
ten Etage bewundern wir eine Aus-
stellung zur Person von Cyprian Kamil
Norwid. Freundschaftliche Kontakte
zum Poeten hielt Joanna Kuczyńska.
Unten, im Ballsaal gibt es eine herr-
liche, bemerkenswerte Decke. Die
hier versammelten Fotogra& en stel-
len die Geschichte des Palastes dar:
von seiner Pracht in der Vorkriegszeit,
über die Zeit seiner Verwüstung, als
im Ballsaal ein Handelslager vorhan-
den war, bis zu den Zeiten seines Wie-
deraufbaus.
Im Nebensaal können wir den
Stammbaum der Familie Kuczyński
analysieren.
Einst gab es im Palast 50 Zimmer;
diese erinnern sich noch an die Zeit
der Konföderation von Bar, als unter
der Leitung von Leon Kuczyński sich
hier die Anhänger der Konföderati-
on versammelten. Alle Palasträume
waren im Stil vom Ludwig XV. ein-
gerichtet. Der Palast und sein ge-
räumiger Hof sind von der Süd- und
Westseite von einer riesigen Mauer
umgeben.
Sehr angenehm ist ein Spaziergang
durch den, den Palast umgebenden
Park. Man sieht noch die alten Alleen.
Von hier aus erstrecken sich herrliche
Ausblicke auf das Tal des Bugs. Man
kann einen Stein aus der vorchrist-
lichen Zeit besichtigen, man & ndet
ihn wenn man sich an die Ausschil-
derung hält. In der Palast-Bastei kann
man übernachten.
Aus Korczew fahren wir Richtung
Siedlce. In der Pfarrkirche aus der Zeit
der Spätrenaissance, die sich in Kny-
chówek be& ndet, bewundern wir die
Seitenaltäre aus dem 17. Jahrhundert,
eine Kanzlei, einen Taufbecken, einen
Beichtstuhl und Chorgestühle.
Jetzt machen wir uns wieder auf
den Weg, diesmal in die Ortschaft
Mordy. Eine Dekoration der Stadt ist
der klassizistische Palast aus dem 18.
Jahrhundert. Bemerkenswert ist das
zum Palast führende Einfahrtstor.
Das ganze wird von einem Park aus
dem 18. Jahrhundert mit Überresten
alter Wassergräben und Walle und
vielen Arten von Nadelbäumen um-
geben. Heute verfällt es leider und
man kann die Bauwerke nur von hin-
ter der Mauer besichtigen. Wir bege-
ben uns nun in die barocke Pfarrkir-
che aus dem Anfang des 18. Jahr-
hunderts. Seit dem 15. Jahrhundert
gehörte die Ortschaft Mordy der Fa-
milie Koszycki, 1522 wurden sie dann
zum Besitz des Woiwoden von Wil-
na, Nikolaus Radziwiłł, dem Schwar-
zen. Er bildete die Stadt zu einem Re-
formationszentrum Podlachiens um.
Hier war auch eins der Hauptzent-
ren der Arianer in Polen. 1533 fand
in Mordy eine Synode statt, an der
die Pastoren aus Podlachien und Li-
tauen teilnahmen.
Das nächste Ziel auf unserer Rou-
te ist die Stadt Siedlce. Die ersten his-
torischen Einträge von Siedlce stam-
men von 1448 und 1547 erhielt die
115
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE
UMGEBUNG
Stadt von Sigismund dem Alten die
Stadtrechte zugesprochen. Siedlce
gehörten dem Geschlecht der Gnie-
wosz, das in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts den Namen Siedlecki
annahm. Die Entwicklung der Stadt
erfolgte in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts, als die Stadt der Fami-
lie Czartoryski gehörte. Zum Anfang
des 18. Jahrhunderts stifteten Iza-
bela und Kazimierz Czartoryski der
Stadt eine Kirche und erbauten einen
Palast. Der Palast und die Kirche wur-
den dann von der Frau des Hetmans,
Aleksandra Ogińska, umgebaut und
aus ihrer Initiative entstanden in der
Stadt weitere Bauwerke, unter ande-
rem das Rathaus. Es ist ein Gebäude
im Stil des Spätbarocks und des Klas-
sizismus. Aktuell be& ndet sich dar-
in das Bezirksmuseum, in dem wir
Sammlungen zur Verbildlichung der
Geschichte und Kultur Westpodlachi-
ens besichtigen können.
An der Ostwand des Rathauses be-
& ndet sich ein Denkmal von Tadeusz
Kościuszko. Er war im September
1794 in Siedlce zu Gast. Beim ersten
Mal traf er bei einem Mittagessen bei
Aleksandra Ogińska den Poeten Juli-
an Ursyn Niemcewicz, beim zweiten
Mal hielt er hier auf dem Weg nach
Wiśniów an, wohin er sich begab, um
eine Übersicht der Korps von General
Sierakowski durchzuführen.
Wenn wir durch die Floriańska-
Straße laufen, erreichen wir die Kir-
che des heiligen Bischofs Stanislaus.
Es ist ein Bauwerk im Stil des Barocks
und Klassizismus, das 1740-1749 er-
richtet und 1753 eingeweiht wurde.
Die neue Fassade wurde 1793 erbaut.
Der klassizistische Hauptaltar stammt
vom Ende des 18. Jahrhunderts. Im
Zentrum des Altars be& ndet sich ein
Gemälde der Muttergottes mit Jesu-
lein aus dem 17. Jahrhundert. Es lohnt
sich auch die Bildnisse der Evangelis-
ten im Presbyterium zu betrachten,
sie stammen aus der Galerie der Fa-
milie Ossoliński.
Von der Kirche aus begeben wir
uns auf die Kościuszki-Straße, hinter
der Kreuzung sind die Hofställe und
das Gartenhaus sichtbar. An der Ost-
seite be& ndet sich der Palast der Fa-
milie Ogiński. Es ist ein klassizistisches
Bauwerk. Die Jahre seiner Pracht fal-
len auf die Lebenszeit von Aleksand-
ra Ogińska. Sie nahm bei sich Poeten
und Maler aus ganz Polen auf. Sie ver-
anstaltete Feste, Aus= üge, Vorstellun-
gen. Heute ist hier der Sitz der Stadt-
verwaltung.
Der Palast wird von einem Land-
schaftspark umgeben, der 1776-1781
angelegt wurde. Am 20. Juli 1783 wur-
den im Park zur Würdigung des Be-
suches des Königs Stanislaus August
Poniatowski im Park weitere Räume
angebaut und auf den Teichen wur-
den Inseln errichtet. Aktuell ist der
Park 14 ha groß, das ist doppelt soviel
wie in seiner prachtvollsten Zeit.
Hinter Siedlce müssen wir die Ver-
bindungsstraße zwischen Warschau
und Terespol fahren. In Chlewiska
(Gemeinde Kotuń) befindet sich der
malerisch zwischen Wäldern und
Wiesen gelegene Hof aus dem 19.
116
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE UMGEBUNG
Jahrhundert, der als „Reymontówka”
bezeichnet wird. Aurelia Reymont
– die Witwe des Nobelpreisträgers
– erwarb diesen Hofpalastkomplex
1926. Die Zeiten ihrer „Herrschaft”
waren die besten Jahre von Chlewis-
ka. Damals wurde der Ostflügel des
Hofes, das Gärtnerhäuschen und das
Einfahrtstor im Podhale-Stil erbaut.
Heute befindet sich hier das Haus
für Schöpferische Tätigkeit. Organi-
siert werden hier Freilichtausstellun-
gen, künstlerische Workshops und
Konferenzen.
Dann begeben wir uns nach Mo-
kobody, wo sich eine Kirche befin-
det, die dafür bekannt ist, dass ihr
Entwurf die königliche Ausschrei-
bung für das Entwerfen der Kirche
der Vorsehung gewann. Diese Kirche
sollte in Warschau an dieser Stelle,
wo sich heute der Botanische Garten
befindet (beim Park Łazienki) als ein
Votum für die Verabschiedung des
Grundgesetzes vom 3. Mai, errichtet
werden. Jakub Kubicki, der 1793 von
Jan Onufry Ossoliński nach Moko-
body gebracht wurde, verkleinerte
das Projekt der ursprünglichen Kir-
che um vier Mal und begann den 25
Jahre lang dauernden Bau. Die Kir-
che ist ein klassizistisches Bauwerk
von ausgewogener Form. Sie ist we-
gen des aus dem 17. Jahrhundert
stammenden Gemäldes der Mutter-
gottes von Budziszyn bekannt, das
sich in der Seitenkapelle befindet.
Der Kultus hängt mit der Ortschaft
Budzieszyn zusammen, wo der Le-
gende nach die polnischen Krieger
von einem heimtückischen Überfall
der Jatwinger auf eine wundersame
Art bewahrt wurden. Die im Schlaf
vertieften Krieger wurden von dem
Schein, der vom Gemälde der Mut-
tergottes mit dem Jesulein kam,
geweckt. In Budzieszyn entspringt
auch heute noch die Quelle, die Pil-
ger anzieht, die wieder gesund wer-
den möchten.
117
MASOWIEN. AKTIVE WOCHENEND-TOURISTIKSIEDLCE UND SEINE
UMGEBUNG
Praktische Informationen
• Warschau – Treblinka – Sterdyń – Korczew – Siedlce: 170 km.
Insgesamt 340 km.
• Treblinka – 2 Stunden, Sterdyń – 1 Stunde, Gródek – 1 Stunde,
Korczew – 1 Stunde, Siedlce – 2,5 Stunden.
Übernachtungsplätze:
• Sport- und Erholungszentrum (Ośrodek Sportu i Rekreacji),
Gródek, Gemeinde Jabłonna Lacka, Tel.+48 (25) 781 40 10,
781 40 56
• Palastbastei in Korczew (Baszta Pałacowa w Korczewie),
Reservierung, Tel. +48 (25) 631 20 68
• Hotel Arche, ul. Brzeska 134, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 04 33
• Hotel Hetman, ul. Warszawska 133, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 30 00
• Handelshaus (Dom Handlowy) Janusz – Hotel – Restaurant,
ul. Pusta 15, Siedlce, Tel. +48 (25) 633 06 66
• Hotel Malutki, ul. Gałczyńskiego 4, Siedlce, Tel. +48 (25) 643 59 20
• Panorama Hotel, ul. Okrężna 25, Siedlce, Tel. +48 (25) 644 99 55
• Zimmervermietung, Danuta Pawluk, ul. Morcinka 25, Siedle,
Tel. +48 (25) 644 56 48
• Palastkomplex der Familie Ossoliński (Zespół Pałacowy
Ossolińskich), ul. Kościelna 43, Sterdyń, Tel. +48 (25) 781 09 50
Gastronomie:
• Sport- und Erholungszentrum (Ośrodek Sportu i Rekreacji),
Mittagstische, Gródek, (siehe oben)
• Restaurant Signor CaQ ettano, ul. Armii Krajowej 12, Siedlce,
Tel. +48 (25) 644 68 16
• Restaurant im Hotel Hetman, Siedlce, (siehe oben)
118
A
Augustów 23, 54, 56-57, 102
B
Bieżuń 64-65, 67-68
Brochów 82, 85, 87
Brok 50-51, 53, 110
C
Chlewiska 14, 17-19, 21
Chlewiska koło Siedlec 110, 116
Ciechanów 27-28, 30-31, 34, 110
Czarnia 22, 25-26
Czarnolas 57, 59
Czersk 8, 11-13, 28
Czerwińsk 39-43, 54
D
Drobin 68
G
Garbatka Letnisko 58-59
Giżyce 77
Gołotczyzna 27, 34
Góra Kalwaria 11, 13
Granica 69-70, 74-75
Gródek 110, 117
Guzów 76-78, 81
I
Iłża 94, 96, 101
J
Jabłonna Lacka 110, 113, 117
K
Kadzidło 22, 24, 26
Kamieńczyk 50, 53
Kampinos 74, 75
Korczew 114, 117
Kozienice 54, 56, 59
Krasne 33-34
L
Lewiczyn 60-61, 63
Liw 28, 88-91, 93
Ł
Łąck 44, 48-49, 80
Łyse 22, 26
M
Mała Wieś 60, 63
Modlin 35, 37, 43, 71
Mokobody 110, 116
Mordy 110, 114-115
Myszyniec 22-23, 25-26
N
Niepokalanów 76, 81
Nowy Dwór Mazowiecki 35, 37, 43
O
Opinogóra 31-34
Orońsko 19-21
Ostrołęka 23-24, 26
P
Paprotnia 76, 81
Petrykozy 60-61, 63
Płock 37, 39, 42, 44-45, 47-49
Pułtusk 102, 105, 108-109
R
Radom 14, 56, 94, 97-98, 101
Rokicie 44, 48-49
S
Sanniki 86-87
Siedlce 110, 115-117
Sierpc 64-65, 67-68
Sochaczew 76, 78-81
Stara Wieś 88-93
Sterdyń 110-111, 113, 117
Sucha 88, 93
Szydłowiec 14-15, 17, 19, 21
Szymanów 76-77, 81
T
Treblinka 91, 110-111, 117
W
Warka 12, 60-61, 63
Węgrów 88, 91-93
Wirów 110, 113
Wyszków 50-51, 53
Wyszków nad Liwcem 88-89, 93
Wyszogród 35, 42-43
Z
Zakroczym 37, 39
Zawodzie 23
Zuzela 50-53
Zwoleń 57-59
Ż
Żelazowa Wola 82-83, 87
Ortverzeichnis
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