man ist, was man isst

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Das tägliche Brot im Müll Seite 6 Ausgabe 2/2010 Ohne Fett Neulich an der Kasse im Super- markt stand ein etwa achtjähriger Junge mit seiner Mutter hinter mir. Der Junge hielt ein Glas Marme- lade in der Hand. „Guck mal Mama, die ist ganz ohne Fett!“ Die Mutter guckte ihren Sohn etwas irritiert an, und auch ich überprüfte schnell nochmal mit einem etwas genaueren Blick, ob das Glas in seiner Hand wirklich Marmelade war. War es. Und auf dem Etikett stand tatsächlich „ohne Fett“... Ich konnte es fast nicht glauben – den- ken diese Herstel- ler eigentlich, dass wir Verbraucher blöd sind? Dass ein achtjähriges Kind noch nie Marmelade ge- kocht hat und deshalb nicht weiß, dass man dafür nur Früchte, Zucker, Geliermittel und etwas Säure braucht, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber gibt es wirklich erwachsene Käufer und Käuferin- nen, die auf diese Art von Wer- bung hereinfallen? Offensichtlich schon, sonst würden die Hersteller ja nicht versuchen, ihre Produkte mit derart blödsinnigen Aussagen gesünder aussehen zu lassen. Oder haben Sie etwa gehört, dass Erdbeeren, Himbeeren oder Kir- schen neuerdings Fett enthalten? Gesund ist „in“, und Produkte mit einem vermeintlichen gesund- heitlichen Mehrwert verkaufen sich besser. Das wissen die Strate- gen in den großen Lebensmittel- Konzernen. Und genau das sollten Sie im Hinterkopf haben, wenn Sie dem- nächst eine Packung aus dem Regal nehmen, weil Sie ein entsprechen- der Gesundheits- Slogan darauf angelacht hat. Von denen gibt‘s nämlich jede Menge! Ein paar Beispiele: „Nur mit der Süße von Früchten“ – bedeu- tet, dass das Produkt mit Traubenzu- cker oder/und Fruchtzucker (sogenannte freie Fruktose) gesüßt wurde. Bei- des ist kein bisschen gesünder als normaler Haushaltszucker. „Ohne Kristallzucker“ – heißt nicht „ohne Zucker“, sondern nur, dass kein weißer Haushaltszucker drin ist. Jede andere Zuckerart darf ver- wendet werden. Wenn ein Fruchtsaftgetränk mit „mindestens 50% Fruchtgehalt“ beworben wird, können Sie davon ausgehen, das die andere Hälfte des Getränks nichts weiter als Zuckerwasser mit Säurezusatz ist. Und die „Vollkorn-Garantie“ eines großen Cerealien-Herstellers bedeutet mitnichten, dass aus- schließlich Vollkorn-Getreide ver- arbeitet wurde. Der Blick auf die Zutatenliste zeigt: gerade mal 1/3 des verwendeten Getreides ist aus vollem Korn. Auch ist „das Beste aus Milch“ in der Regel industriell hergestelltes Magermilchpulver, und ein Bonbon mit Vitaminzusatz bleibt weiterhin eine Süßigkeit. Also: Benutzen Sie beim Ein- kaufen Ihren gesunden Men- schenverstand und lesen Sie das Kleingedruckte! Damit Sie nicht am Ende den vitaminangereicher- ten Trinkjoghurt mit nur 0,1% Fett im Einkaufswagen haben, der bei genauerem Hinsehen aber mehr Zucker enthält als jede Cola. Alexa Iwan: Neulich… Alexa Iwan ist Fernsehmoderatorin, Buchautorin und Er- nährungswissenschaftlerin. Foto: Mans Die Deutschen sind ver- schwenderisch mit ihrem täg- lichen Brot. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Großbä- ckereien werden nur etwa 56 Kilogramm an Brot und Back- waren tatsächlich verzehrt. „Der Rest“, sagt Prof. Dr. Mei- nolf Lindhauer, „wandert in Privathaushalten in den Müll.“ Immerhin wären das enorme 27 Kilo… Für 94 Prozent der Bundes- bürger gehören Brot und Back- waren täglich auf den Speiseplan. Seit Jahren liegt der Konsum stabil auf hohem Ni- veau, zuletzt erreichte er statis- tisch gesehen rund 83 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Doch davon wird längst nicht alles gegessen, so Meinolf Lind- hauer. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Brotprüfung, die das Testzentrum Lebensmittel der DLG (Deutsche Landwirtschafts- Gesellschaft) durchführt. Dort werden 1.700 Brote und Klein- gebäcke qualitativ untersucht. Gründe für den letztlich ver- schwenderischen Umgang mit Brot und Brötchen – traut man der Statistik, so landen besagte 27 Kilo pro Jahr und Kopf in der Tonne – seien vor allem falsche Aufbewahrung und Verderb. Doch wie der Verschwen- dung Einhalt gebieten, die ge- kauften Backwaren auch wirklich verzehren? Für eine op- timale Qualität von Brot und Backwaren sollten Verbraucher nach Aussage des DLG-Experten einige wichtige Regeln beach- ten: Brote und Brötchen mit hohem Weizenmehlanteil wegen Schimmelgefahr nicht zu lange lagern (höchstens drei Tage); lieber öfter und in kleine- ren Portionen kaufen. Sorten mit hohem Roggenanteil halten sich laut DLG gut drei Tage. Grundsätzlich sollten Brote und Brötchen bei Zimmertem- peratur gelagert werden – mög- lichst luftdicht, das schützt vor dem Austrocknen. In den Kühl- schrank gehört Brot indes kei- nesfalls: dort verliert es schnell an Geschmack. Eine Ausnahme ist feuchtwarme Witterung im Sommer. Einfache Tipps helfen gegen Schimmel & Co. Der Überfluss der einen ist die Hilfe der anderen: Übriges Brot wird von Produzenten wie Handelsunternehmen erfreulicherweise oft den Tafeln ge- spendet, so wie hier bei der Bremerhavener Tafel. Deutlich sinnvoller, als es verschimmeln zu lassen! Foto: Caro Altbrot Die Diskussion um Altbrot und die Frage, was Hersteller wie Händler sinnvoll damit tun können, greift langsam um sich. Vor gut einem Jahr stieß die österreichische Landes- gruppe der „Vereinigung Der Backbranche“ (VDB) die Dis- kussion in ihrem Land an. Dort lagen die Retourquoten man- cher Lebensmittellieferanten bei 20 Prozent und mehr. Entsprechend groß war der Aufschrei in der Öffentlichkeit. Selbst Funk und Fernsehen nahmen sich des Themas an, denn das Brot, das zu alt für den Verkauf war, wurde schlicht vernichtet! Seither wird nach Wegen geforscht, die Quote einerseits zu senken und andererseits sinnvolle Ver- wertungsmöglichkeiten zu entwickeln. Auch in den Niederlanden ist die Diskussion in Gang ge- kommen. Vorgeschlagen wer- den dort zwei Wege der Alt- brotverwendung: entweder die Verarbeitung zu Zellstoff und damit zu Papier. Oder die Nutzung für die Energieher- stellung. Allerdings ist man mit dieser Variante sofort wie- der in der schwierigen Grund- satzdiskussion, ob Nahrung überhaupt zu Energiezwecken eingesetzt werden darf. In Deutschland wird zwar hin und wieder die Kluft zwi- schen der verzehrten Menge von 56 kg und der aus dem Mehlverbrauch errechneten Pro-Kopf-Menge von 83 kg be- klagt, aber die Lösung des Pro- blems packen die Betriebe unterschiedlich an. Die Ver- wendung als Viehfutter steht derzeit hoch im Kurs, einzelne Bäcker wie die Bäckerei Schü- ren aus Hilden beschreiten aber auch den Weg der Ver- brennung in einer Biomasse- feuerung. Genaue Zahlen dazu fehlen indes. Rapsöl ist sehr gesund und nahezu frei von Schadstoffen. Im Geschmack lässt aber jedes dritte Produkt zu wünschen übrig, hat eine Untersuchung von Stiftung Warentest ergeben. Die Lebensmittelprüfer nah- men 26 Produkte, darunter neun Bio-Öle, unter die Lupe. Acht na- tive Öle und eine Rapsölzuberei- tung bekamen die Note „mangelhaft“. Die Öle schmeck- ten ranzig, stichig, modrig oder verbrannt und hätten daher nicht verkauft werden dürfen. Im Laufe des Herstellungs- prozesses kann das Aroma auf vielfältige Weise beeinträchtigt werden. So wird die geschmack- liche Qualität des späteren Öls schon durch kleine Verunreini- gungen oder eine falsche Lage- rung der Saat herabgesetzt. Bei zu hoher Feuchtigkeit beispiels- weise verderben Rapssamen, und das Öl bekommt einen sti- chig-modrigen Geschmack. Sol- che Aromafehler lassen sich im Nachhinein allenfalls bei raffi- nierten Ölen korrigieren. Zum Braten sind laut Stiftung Warentest die nativen Öle mit dem saatig-nussigen Aroma besser geeignet, da sie noch schützende Fettbegleitstoffe wie Lecithine enthalten. Immer- hin sechs Produkte waren in der Pfanne hitzestabil. Ob raffiniert oder nativ: Rapsöl ist sehr gesund, da es ein besonders günstiges Fettsäure- muster besitzt und den Körper mit Vitamin E versorgt. Heike Kreutz Modrig, aber gesund? Unappetitliche Ergebnisse der Lebensmittelkontrolle: Die Hygiene bei der Produktion von Dönerspießen aus Geflügel- fleisch lässt stark zu wünschen übrig. Die Hälfte aller kontrollierten Betriebe wies 2008 Mängel in punkto Reinigung und Desinfek- tion auf. Dies zeigt der Jahresbe- richt zur staatlichen Lebensmit- telüberwachung. Bedenklich sieht es auch in den Döner- Buden selbst aus: In jedem drit- ten der 875 geprüften Imbisse beanstandeten die Prüfer Hygie- nemängel und schlecht ge- schultes Personal. Beherzter Biss nicht immer empfehlenswert Soll man angefaultes Obst wegwerfen oder nur die schadhafte Stelle rausschnei- den? Entscheidend ist der Was- sergehalt der Frucht, heißt es in der „Apotheken Umschau“ unter Berufung auf Wissen- schaftler des Max-Rubner-Insti- tuts in Karlsruhe. In Weintrauben oder Pflau- men etwa mit ihrem hohen Flüssigkeitsanteil könne sich das Gift des Schimmelpilzes weit ausbreiten. Einmal von diesem befallen, sollte das Obst nicht mehr verzehrt werden. Untersuchungen an Äpfeln haben jedoch gezeigt, dass die schädlichen Substanzen sich nur in einem Bereich von ein bis zwei Zentimetern um die schadhafte Stelle verteilen. Bei kleinen braunen Flecken reicht es also, sie großzügig zu entfer- nen. Faules Obst essen? Energy-Drinks sollen die Leistungsfähigkeit angeblich enorm steigern – doch nach den Erkenntnissen von Exper- ten ist ein Becher Kaffee mit viel Zucker mindestens ge- nauso wirkungsvoll. Professor Aloys Berg, Leiter des Bereichs Sporternährung an der Universität Freiburg, be- tont, dass der Effekt der Energy- Drinks vor allem auf die Kombination von Zucker und Koffein zurückzuführen sei. Die vielen anderen Substanzen der, in der Regel teuren, Süß-Ge- tränke beurteilt der Fachmann mit deutlicher Skepsis. So seien insbesondere die Nebenwir- kungen von Taurin, das in den meisten Energy-Drinks enthal- ten ist, bislang wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht, erklärt Berg; mögliche Gefah- ren sind vollkommen unklar. Besser einen Kaffee Offensichtlich schmeckt es… die Daten der Lebensmittelkontrolleure können einem den Appetit auf Döner allerdings verderben. Foto: dpa Blühender Raps. Foto: Caro

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Unsinnige Werbung auf Verpackungen

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Das tägliche Brot imMüll

Seite 6 Ausgabe 2/2010

Ohne FettNeulich an der Kasse im Super-

markt stand ein etwa achtjährigerJunge mit seiner Mutter hinter mir.Der Junge hielt ein Glas Marme-lade in der Hand. „Guck malMama, die ist ganz ohne Fett!“

Die Mutter guckte ihren Sohnetwas irritiert an, und auch ichüberprüfte schnell nochmal miteinem etwas genaueren Blick, obdas Glas in seiner Hand wirklichMarmelade war. War es. Und aufdem Etikett stand tatsächlich„ohne Fett“...

Ich konnte es fastnicht glauben – den-ken diese Herstel-ler eigentlich, dasswir Verbraucherblöd sind? Dassein achtjährigesKind noch nieMarmelade ge-kocht hat unddeshalb nichtweiß, dass mandafür nur Früchte,Zucker, Geliermittelund etwas Säurebraucht, kannich mir ja nochvorstellen. Abergibt es wirklich

erwachsene Käufer und Käuferin-nen, die auf diese Art von Wer-bung hereinfallen? Offensichtlichschon, sonst würden die Herstellerja nicht versuchen, ihre Produktemit derart blödsinnigen Aussagengesünder aussehen zu lassen.Oder haben Sie etwa gehört, dassErdbeeren, Himbeeren oder Kir-schen neuerdings Fett enthalten?

Gesund ist „in“, und Produktemit einem vermeintlichen gesund-heitlichen Mehrwert verkaufensich besser. Das wissen die Strate-gen in den großen Lebensmittel-

Konzernen. Und genau dassollten Sie im Hinterkopf

haben, wenn Sie dem-nächst eine Packung

aus dem Regalnehmen, weil Sieein entsprechen-der Gesundheits-Slogan daraufangelacht hat.Von denen gibt‘snämlich jedeMenge! Ein paar

Beispiele: „Nurmit der Süße von

Früchten“ – bedeu-tet, dass das Produkt

mit Traubenzu-cker oder/undF r u c h t z u c k e r( s o g e n a n n t e

freie Fruktose) gesüßt wurde. Bei-des ist kein bisschen gesünder alsnormaler Haushaltszucker. „OhneKristallzucker“ – heißt nicht „ohneZucker“, sondern nur, dass keinweißer Haushaltszucker drin ist.Jede andere Zuckerart darf ver-wendet werden.

Wenn ein Fruchtsaftgetränk mit„mindestens 50% Fruchtgehalt“beworben wird, können Siedavon ausgehen, das die andereHälfte des Getränks nichts weiterals Zuckerwasser mit Säurezusatzist.

Und die „Vollkorn-Garantie“eines großen Cerealien-Herstellersbedeutet mitnichten, dass aus-schließlich Vollkorn-Getreide ver-arbeitet wurde. Der Blick auf dieZutatenliste zeigt: gerade mal 1/3des verwendeten Getreides ist ausvollem Korn. Auch ist „das Besteaus Milch“ in der Regel industriellhergestelltes Magermilchpulver,und ein Bonbon mit Vitaminzusatzbleibt weiterhin eine Süßigkeit.

Also: Benutzen Sie beim Ein-kaufen Ihren gesunden Men-schenverstand und lesen Sie dasKleingedruckte! Damit Sie nichtam Ende den vitaminangereicher-ten Trinkjoghurt mit nur 0,1% Fettim Einkaufswagen haben, der beigenauerem Hinsehen aber mehrZucker enthält als jede Cola.

Alexa Iwan: Neulich…

Alexa Iwan ist Fernsehmoderatorin, Buchautorin und Er-nährungswissenschaftlerin. Foto: Mans

Die Deutschen sind ver-schwenderisch mit ihrem täg-lichen Brot. Nach Angaben desVerbandes Deutscher Großbä-ckereien werden nur etwa 56Kilogramm an Brot und Back-waren tatsächlich verzehrt.„Der Rest“, sagt Prof. Dr. Mei-nolf Lindhauer, „wandert inPrivathaushalten in den Müll.“Immerhin wären das enorme27 Kilo…

Für 94 Prozent der Bundes-bürger gehören Brot und Back-waren täglich auf denSpeiseplan. Seit Jahren liegt derKonsum stabil auf hohem Ni-veau, zuletzt erreichte er statis-tisch gesehen rund 83Kilogramm pro Kopf und Jahr.Doch davon wird längst nichtalles gegessen, so Meinolf Lind-hauer. Er ist wissenschaftlicherLeiter der Brotprüfung, die dasTestzentrum Lebensmittel derDLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) durchführt. Dortwerden 1.700 Brote und Klein-gebäcke qualitativ untersucht.

Gründe für den letztlich ver-schwenderischen Umgang mit

Brot und Brötchen – traut mander Statistik, so landen besagte27 Kilo pro Jahr und Kopf in derTonne – seien vor allem falscheAufbewahrung und Verderb.

Doch wie der Verschwen-dung Einhalt gebieten, die ge-kauften Backwaren auchwirklich verzehren? Für eine op-timale Qualität von Brot undBackwaren sollten Verbrauchernach Aussage des DLG-Experteneinige wichtige Regeln beach-ten: Brote und Brötchen mithohem Weizenmehlanteilwegen Schimmelgefahr nicht zulange lagern (höchstens dreiTage); lieber öfter und in kleine-ren Portionen kaufen. Sorten mithohem Roggenanteil halten sichlaut DLG gut drei Tage.

Grundsätzlich sollten Broteund Brötchen bei Zimmertem-peratur gelagert werden – mög-lichst luftdicht, das schützt vordem Austrocknen. In den Kühl-schrank gehört Brot indes kei-nesfalls: dort verliert es schnellan Geschmack. Eine Ausnahmeist feuchtwarme Witterung imSommer.

Einfache Tipps helfen gegen Schimmel & Co.

Der Überfluss der einen ist die Hilfe der anderen: Übriges Brot wird von Produzenten wie Handelsunternehmen erfreulicherweise oft den Tafeln ge-spendet, so wie hier bei der Bremerhavener Tafel. Deutlich sinnvoller, als es verschimmeln zu lassen! Foto: Caro

AltbrotDie Diskussion um Altbrot

und die Frage, was Herstellerwie Händler sinnvoll damit tunkönnen, greift langsam umsich. Vor gut einem Jahr stießdie österreichische Landes-gruppe der „Vereinigung DerBackbranche“ (VDB) die Dis-kussion in ihrem Land an. Dortlagen die Retourquoten man-cher Lebensmittellieferantenbei 20 Prozent und mehr.

Entsprechend groß war derAufschrei in der Öffentlichkeit.Selbst Funk und Fernsehennahmen sich des Themas an,denn das Brot, das zu alt fürden Verkauf war, wurdeschlicht vernichtet! Seitherwird nach Wegen geforscht,die Quote einerseits zu senkenund andererseits sinnvolle Ver-wertungsmöglichkeiten zuentwickeln.

Auch in den Niederlandenist die Diskussion in Gang ge-

kommen. Vorgeschlagen wer-den dort zwei Wege der Alt-brotverwendung: entwederdie Verarbeitung zu Zellstoffund damit zu Papier. Oder dieNutzung für die Energieher-stellung. Allerdings ist manmit dieser Variante sofort wie-der in der schwierigen Grund-satzdiskussion, ob Nahrungüberhaupt zu Energiezweckeneingesetzt werden darf.

In Deutschland wird zwarhin und wieder die Kluft zwi-schen der verzehrten Mengevon 56 kg und der aus demMehlverbrauch errechnetenPro-Kopf-Menge von 83 kg be-klagt, aber die Lösung des Pro-blems packen die Betriebeunterschiedlich an. Die Ver-wendung als Viehfutter stehtderzeit hoch im Kurs, einzelneBäcker wie die Bäckerei Schü-ren aus Hilden beschreitenaber auch den Weg der Ver-brennung in einer Biomasse-feuerung. Genaue Zahlendazu fehlen indes.

Rapsöl ist sehr gesund undnahezu frei von Schadstoffen. ImGeschmack lässt aber jedesdritte Produkt zu wünschenübrig, hat eine Untersuchungvon Stiftung Warentest ergeben.

Die Lebensmittelprüfer nah-men 26 Produkte, darunter neunBio-Öle, unter die Lupe. Acht na-tive Öle und eine Rapsölzuberei-tung bekamen die Note„mangelhaft“. Die Öle schmeck-ten ranzig, stichig, modrig oderverbrannt und hätten dahernicht verkauft werden dürfen.

Im Laufe des Herstellungs-prozesses kann das Aroma aufvielfältige Weise beeinträchtigtwerden. So wird die geschmack-liche Qualität des späteren Ölsschon durch kleine Verunreini-gungen oder eine falsche Lage-rung der Saat herabgesetzt. Beizu hoher Feuchtigkeit beispiels-weise verderben Rapssamen,und das Öl bekommt einen sti-chig-modrigen Geschmack. Sol-che Aromafehler lassen sich imNachhinein allenfalls bei raffi-nierten Ölen korrigieren.

Zum Braten sind laut StiftungWarentest die nativen Öle mitdem saatig-nussigen Aroma

besser geeignet, da sie nochschützende Fettbegleitstoffewie Lecithine enthalten. Immer-hin sechs Produkte waren in derPfanne hitzestabil.

Ob raffiniert oder nativ:Rapsöl ist sehr gesund, da es einbesonders günstiges Fettsäure-muster besitzt und den Körpermit Vitamin E versorgt.

Heike Kreutz

Modrig, aber gesund?

Unappetitliche Ergebnisseder Lebensmittelkontrolle: DieHygiene bei der Produktion vonDönerspießen aus Geflügel-fleisch lässt stark zu wünschenübrig.

Die Hälfte aller kontrolliertenBetriebe wies 2008 Mängel inpunkto Reinigung und Desinfek-

tion auf. Dies zeigt der Jahresbe-richt zur staatlichen Lebensmit-telüberwachung. Bedenklichsieht es auch in den Döner-Buden selbst aus: In jedem drit-ten der 875 geprüften Imbissebeanstandeten die Prüfer Hygie-nemängel und schlecht ge-schultes Personal.

Beherzter Biss nichtimmer empfehlenswert

Soll man angefaultes Obstwegwerfen oder nur dieschadhafte Stelle rausschnei-den? Entscheidend ist der Was-sergehalt der Frucht, heißt es inder „Apotheken Umschau“unter Berufung auf Wissen-schaftler des Max-Rubner-Insti-tuts in Karlsruhe.

In Weintrauben oder Pflau-men etwa mit ihrem hohenFlüssigkeitsanteil könne sichdas Gift des Schimmelpilzesweit ausbreiten. Einmal vondiesem befallen, sollte das Obstnicht mehr verzehrt werden.Untersuchungen an Äpfelnhaben jedoch gezeigt, dass dieschädlichen Substanzen sichnur in einem Bereich von einbis zwei Zentimetern um dieschadhafte Stelle verteilen. Beikleinen braunen Flecken reichtes also, sie großzügig zu entfer-nen.

FaulesObstessen?

Energy-Drinks sollen dieLeistungsfähigkeit angeblichenorm steigern – doch nachden Erkenntnissen von Exper-ten ist ein Becher Kaffee mitviel Zucker mindestens ge-nauso wirkungsvoll.

Professor Aloys Berg, Leiterdes Bereichs Sporternährungan der Universität Freiburg, be-tont, dass der Effekt der Energy-Drinks vor allem auf dieKombination von Zucker undKoffein zurückzuführen sei. Dievielen anderen Substanzen der,in der Regel teuren, Süß-Ge-tränke beurteilt der Fachmannmit deutlicher Skepsis. So seieninsbesondere die Nebenwir-kungen von Taurin, das in denmeisten Energy-Drinks enthal-ten ist, bislang wissenschaftlichnicht ausreichend untersucht,erklärt Berg; mögliche Gefah-ren sind vollkommen unklar.

Bessereinen Kaffee

Offensichtlich schmeckt es… die Daten der Lebensmittelkontrolleurekönnen einem den Appetit auf Döner allerdings verderben. Foto: dpa

Blühender Raps. Foto: Caro