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LIFE S port hilft nicht nur der Konzentration, sondern auch dem Selbstbewusstsein und dem Körpergefühl. Wenn man regelmässig einen Sport ausübt, verkürzt sich die Zeit für schulische Arbeiten. Das bedeutet, die Zeit für schulische Pflichten muss besser eingeteilt werden. Somit steigt die Konzentration des Schülers, denn die Schulauf- gaben müssen effizienter und mit voller Konzentration erle- digt werden. Organisation ist dabei der wichtigste Punkt auf dem Weg zum Erfolg und in ein Leben ohne Chaos. Die Zeit für alltägliche Pflichten ist beschränkt, und so zögert man Hausaufgaben und Vorbereitungen für eine Prüfung nicht hinaus. Man erreicht so einen sehr nützlichen Zeitrhythmus. Anfangs ist es noch kompliziert, sich die Zeit richtig einzu- teilen, doch je länger man dranbleibt, desto besser wird die Zeiteinteilung. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass man weniger Zeit auf elektronischen Geräten verbringt. Sport führt auch zu einer besseren Lebensqualität und gibt dem Gehirn Zeit, einmal durchzulüften und die Themen, die es gerade gelernt hat, richtig einzuordnen. Somit ist das Ge- hirn schneller wieder bereit, Neues aufzunehmen. Durch das regelmässige Training bleibt der Körper fit und gesund. Ich selbst trainiere montags und mittwochs Leichtathletik, freitags habe ich Geigenstunde, am Samstagnachmittag be- suche ich die Pfadi, und sonntags nehme ich manchmal an Wettkämpfen teil. Sport hilft nicht nur dem Körper, fit zu bleiben, sondern auch dem Gehirn. Sport als Ausgleich zur Schule erhöht die Konzentration und hilft in der Zeiteinteilung. Somit bleiben Schulzeit und Freizeit in einem tollen Gleichgewicht. n Editorial Es wird gestampft und geschminkt am FGZ, partizipiert und polarisiert, kreiert und kritisiert. All dies und noch viel mehr gehört zum Leben unserer Schülerinnen und Schüler, die auch in dieser Ausgabe über ihre Aktivitäten an der Schule, ihre Interessen und Gedanken berichten. Einer der Höhepunkte im vergangenen Jahr war die Ausstellung der Robert F. Kennedy Stiftung im Foyer des FGZ und in diesem Zusammenhang der Besuch des Friedensnobelpreisträgers Dr. José Ramos Horta aus dem fernen Osttimor. In die Ferne reisen jedes Jahr auch Schüler des FGZ, um am Austauschprogramm in Sydney oder Singapur teilzunehmen, und kommen voller neuer Eindrücke zurück. Nicht ganz so weit kam ein Schüler aus der fünften Klasse, nämlich nur bis Vitz- nau am schönen Vierwaldstättersee, wo er einen ganzen Tag mit der gesamten Lehrerschaft verbringen durfte. Neu an der Schule sind die verschiede- nen Clubs, deren Spektrum von Program- mier- und Schachkursen über literari- sches Schreiben bis hin zur römischen Legionärsausbildung reicht. Neu ist auch der Vorlesewettbewerb, der von allen ers- ten Klassen durchgeführt wird. Abenteuerliches, ganz Alltägliches, hoch Philosophisches und auch entwaffnend Persönliches sind in dieser Schülerzei- tung versammelt. Ich wünsche allen unseren Leserinnen und Lesern viel Freude beim Eintauchen in das Leben am FGZ! Klaudija Kordic Wir besuchen die Schule und wollen gute Noten schreiben. Viele Schüler fragen sich zu Beginn des Gymnasiums, wie sie dies am besten erreichen können, denn schlechte Noten können einen heftig runterziehen. Ich habe eine Lösung gefunden, die mir hilft, konzentriert und effizient zu arbeiten. Der geniale Weg heraus aus dem Chaos, das aus dem Alltag entsteht, ist: Sport. SPORT ALS AUSGLEICH Livia Anderegg (U14) Herausgeber: Freies Gymnasium Zürich Layout und Druck: Köpflipartners AG, Neuenhof 2. Jahrgang, April 2018

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Page 1: LIFE - fgz.ch · frei tags habe ich Geigenstunde, am Samstagnachmittag be-suche ich die Pfadi, und sonntags nehme ich manchmal an Wettkämpfen teil. Sport hilft nicht nur dem Körper,

LIFE

Sport hilft nicht nur der Konzentration, sondern auch dem Selbstbewusstsein und dem Körpergefühl. Wenn man regelmässig einen Sport ausübt, verkürzt sich

die Zeit für schulische Arbeiten. Das bedeutet, die Zeit für schulische Pflichten muss besser eingeteilt werden. Somit steigt die Konzentration des Schülers, denn die Schulauf-gaben müssen effizienter und mit voller Konzentration erle-digt werden. Organisation ist dabei der wichtigste Punkt auf dem Weg zum Erfolg und in ein Leben ohne Chaos. Die Zeit für alltägliche Pflichten ist beschränkt, und so zögert man Hausaufgaben und Vorbereitungen für eine Prüfung nicht hinaus. Man erreicht so einen sehr nützlichen Zeitrhythmus. Anfangs ist es noch kompliziert, sich die Zeit richtig einzu-teilen, doch je länger man dranbleibt, desto besser wird die Zeiteinteilung. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass man weniger Zeit auf elektronischen Geräten verbringt. Sport führt auch zu einer besseren Lebensqualität und gibt dem Gehirn Zeit, einmal durchzulüften und die Themen, die es gerade gelernt hat, richtig einzuordnen. Somit ist das Ge-hirn schneller wieder bereit, Neues aufzunehmen. Durch das regelmässige Training bleibt der Körper fit und gesund. Ich selbst trainiere montags und mittwochs Leichtathletik, frei tags habe ich Geigenstunde, am Samstagnachmittag be-suche ich die Pfadi, und sonntags nehme ich manchmal an Wettkämpfen teil.

Sport hilft nicht nur dem Körper, fit zu bleiben, sondern auch dem Gehirn. Sport als Ausgleich zur Schule erhöht die Kon zentration und hilft in der Zeiteinteilung. Somit bleiben Schulzeit und Freizeit in einem tollen Gleichgewicht. n

Editorial

Es wird gestampft und geschminkt am FGZ, partizipiert und polarisiert, kreiert und kritisiert. All dies und noch viel mehr gehört zum Leben unserer Schülerinnen und Schüler, die auch in dieser Ausgabe über ihre Aktivitäten an der Schule, ihre Interessen und Gedanken berichten.

Einer der Höhepunkte im vergangenen Jahr war die Ausstellung der Robert F. Kennedy Stiftung im Foyer des FGZ und in diesem Zusammenhang der Besuch des Friedensnobelpreisträgers Dr. José Ramos Horta aus dem fernen Osttimor. In die Ferne reisen jedes Jahr auch Schüler des FGZ, um am Austauschprogramm in Sydney oder Singapur teilzunehmen, und kommen voller neuer Eindrücke zurück. Nicht ganz so weit kam ein Schüler aus der fünften Klasse, nämlich nur bis Vitz-nau am schönen Vierwaldstättersee, wo er einen ganzen Tag mit der gesamten Lehrerschaft verbringen durfte.

Neu an der Schule sind die verschiede-nen Clubs, deren Spektrum von Program-mier- und Schachkursen über literari-sches Schreiben bis hin zur römischen Legionärsausbildung reicht. Neu ist auch der Vorlesewettbewerb, der von allen ers-ten Klassen durchgeführt wird.

Abenteuerliches, ganz Alltägliches, hoch Philosophisches und auch entwaffnend Persönliches sind in dieser Schülerzei-tung versammelt.

Ich wünsche allen unseren Leserinnen und Lesern viel Freude beim Eintauchen in das Leben am FGZ!

Klaudija Kordic

Wir besuchen die Schule und wollen gute Noten schreiben. Viele Schüler fragen sich zu Beginn des Gymnasiums,

wie sie dies am besten erreichen können, denn schlechte Noten können einen heftig runterziehen. Ich habe eine

Lösung gefunden, die mir hilft, konzentriert und effizient zu arbeiten. Der geniale Weg heraus aus dem Chaos,

das aus dem Alltag entsteht, ist: Sport.

SPORT ALS AUSGLEICH

Livia Anderegg (U14)

Herausgeber: Freies Gymnasium Zürich Layout und Druck: Köpflipartners AG, Neuenhof 2. Jahrgang, April 2018

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2 | LIFE NACHRUF | April 2018

NACHRUF AUF LUCA CHRISTOPH HILFIKER(*22.12.1999 † 29. 03. 2018)

Ein Mensch geht, und es sind zunächst die kleinen Dinge, in denen sich die erste Erinnerung an ihn äussert. Der schlurfende Gang, der herzensgute Blick, das verhaltene Lächeln, die ironi-schen graphic shirts, das Launige seines Charakters. Und ein kleines Ding führt zum nächsten und wieder nächsten und er steht vor einem, dieser Mensch, der eigentlich gegangen ist.

Luca Hilfiker, Schüler der Klasse O51 am FGZ ist unerwartet verstorben. Er ist gegangen. Aber nicht, ohne die Menschen berührt zu haben, nicht ohne wertvoll gewesen zu sein für die Gemeinschaft, der er seit Jahren angehörte. Er gehörte nicht zu den Schülern, die laut sind, die auffallen, die auffallen wol-len. Und trotzdem, durch seine gutmütige Art ist er aufgefallen, war er laut in seiner stillen Art, kroch allen Menschen, die den Tag mit ihm teilten, zurückhaltend und unauffällig unter die Haut. Die Unbekümmertheit, die er immer mit sich zu tragen schien, übertrug er ganz leicht auf seine Mitmenschen. Lakonisch und auf sympathische Weise altklug kommentierte er die Welt. Und in dieser Welt, in der Kompetenzen gross geschrieben werden, wies Luca in Sozialkompetenz Bestleistungen auf: Seine ausge-prägte Hilfsbereitschaft, sein Altruismus, sein Optimismus, sein Ohr für seine Mitschüler, all dies war für ihn selbstverständlich. Er war ein grossartiger Torwart und ein guter Schüler. Sein Wesen war etwas schusselig, gleichwohl gütig in allen Belangen. Seine Mitschüler schätzten seine moralischen Ansprüche, seinen Sinn für Humor, schätzten seine naturwissenschaftliche Begabung, seine Zielstrebigkeit.

Pánta chorei kaì oudèn ménei. Vielleicht würde Luca dieser Aphorismus von Platon gefallen, vielleicht ist er deswegen auch schon mit seinem Griechischlehrer durch einen Bach gewatet. Alles fliesst und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln. Und doch, nicht nichts bleibt; die kleinen Dinge, die auf einmal gross erscheinen, bleiben. Und die grossen Dinge ohnehin, die einen berührt haben und weiter berühren. Es sind fortan auch diese Dinge, in denen sich die nachfolgenden Erin-nerungen an Luca Hilfiker äussern.

Als Erstklässler vergass Luca in seinen Texten stets die i-Pünktchen. Immer gelobte er Besserung, immer waren sie ein Thema, Luca und die i-Pünktchen, immerwährend, so dass sie im Deutschunterricht zum running gag wurden. Dir zu Ehren, lieber Luca, würde ich jetzt gerne alle i-Pünktchen aus die-sem Text über dich entfernen, denn was bedeuten schon diese Pünktchen, was sind schon Pünktchen, wenn du nicht mehr da bist. Doch mir fehlt das technische Wissen, das Wissen, das du mir vermitteln könntest, so wie du es deinen Mitschülern immer vermittelt hast. Es fehlt überhaupt so viel, was du noch vermitteln und geben könntest. Aber das Wichtigste, das fehlt, bist du.

Klaudija Kordic, Deutschlehrerin

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April 2018 | SPEAK TRUTH TO POWER LIFE | 3

SPEAK TRUTH TO POWERJOSÉ RAMOS HORTA’S VISIT TO FGZ

On Wednesday, the 25th of October, our school was graced with the presence of José Ramos-Horta, thanks to the Asia So-ciety Switzerland. Dr. José Ramos Horta is a Nobel peace prize winner, ex-President of Timor-Leste, graduate of several col-leges and a polyglot.Born on the 26th of December 1949 in Dili, capital of Timor-Leste, he lived with his Portuguese father and Timorese mother in the country’s capital, where he was educated at a catholic mission in a small village nearby. After having attended numerous universities, he returned to Por-tuguese Timor to begin campaigning for political awareness against Portuguese colonialism, which resulted in his exile for two years (1970 –1971) to Portuguese East Africa (modern day Mozambique). Shortly after his homecoming, the Portu-guese government had planned to exile him yet again, as his anti-colonialist rhet-oric had increased but due to the coup in 1974 which overthrew the authoritarian colonialist government in Portugal, Ramos was never exiled a second time. Upon his arrival, Ramos joined the pro-indepen-dence party known as FRETILIN (Frente Revolucionaria de Timor-Leste Indepen-dente). In his absence, a small civil war was fought and won by FRETILIN but due to the political turmoil, Indonesia (backed by America) took the chance to invade the country. What followed were 24 years of deliberate civil rights abuses against the East Timorese people which resulted in the deaths of around 60’000 men and women (mostly civilians). During the occupation,

Ramos was elected as foreign minister of Portuguese East Timor by the pro-in-dependence parties in November 1975. Ultimately, in 1996 José Ramos-Horta was awarded a Nobel Peace Prize along with Bishop Carlos Filipe Ximenes Belo for «their work towards a just and peaceful solution to the conflict in East-Timor». After decades of resistance, East-Timor voted for independence on the 30th of August 1999 with 78.5 % of voters voting for in-dependence, which was recognised by the UN on 20th May 2002, making it the first «new» country of the 21st century. Follow-ing independence, Ramos was elected Prime Minister of Timor-Leste on the 8th of July 2006. Finally, he was elected Pres-ident on 20th May 2007, having resigned as Prime Minister the previous day.Now 69 years old, he took the time to visit our school and have a discussion with an FGZ history and religion teacher, Mr. Craddock. In the first question, José Ramos Horta gave a quick summary of the journey Timor Leste had to take to gain independence. In the second ques-tion, Ramos was asked how Timor Leste has performed over the past few years since independence and what the biggest changes have been. José Ramos Horta replied by saying that shortly after the war many houses and streets were destroyed and it is difficult for any nation to recover from a war quickly but despite this fact, Timor Leste has been doing incredibly well. Although it is modernising quickly, most of the nation still honours traditions and is quite pious. In the third question, José Ramos Horta was asked about his stance regarding democracy and its dif-ferent forms and whether or not the Swiss system is a role model for other nations. He replied that the Swiss democracy is definitely a good system but democ-racy can be applied in so many different forms that he believes there is no single right one. Nevertheless, democracy in his eyes is the fairest system of all, as every-one should have equal rights. However, he

does state that although democracy is the fairest system of them all, it is not neces-sarily the best as in the past it has elected people like Hitler and if corruption exists, democracy can quickly become an unfair system too. Furthermore, he believes that ideally, people who vote should be edu-cated and understand who or what they are voting for and in some countries, this is not the case, which again may lead to bad/wrong decisions. Then, he was asked to explain a quote of his: «If people have no access to education, we leave the re-ligious and political demagogues to feed them propaganda». José Ramos Horta an-swered by arguing that the more educated a population is, the less of a breeding ground it becomes for terrorism, which is why it is important to teach tolerance and respect for all religions and ethnicities in school so that many future problems can be avoided. The final question posed by Mr Craddock asked what advice he had for the students at FGZ. He said he could not stress enough the importance of studying. Equally important in his eyes, is hard work, as someone who is lucky enough to live in a country like Switzerland and be at a school like FGZ should use the opportu-nity to get a good education so he/she can live a long and fulfilled life. One should also always remain aware of political situ-ations and not be afraid to express their own voice. After that, questions were put forth by students.It was a great honour to be able to host such a decorated and virtuous person and I believe most FGZ students will not forget this visit any time soon. A last message to «take home» from José Ramos Horta was that if you ever get the chance, you should visit the beautiful country of Timor Leste, especially as he claimed it is so far east, you should be able to see the edge of the world. n

Philipp Gottstein (M31)

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4 | LIFE SPEAK TRUTH TO POWER | April 2018

AUSSTELLUNG DER ROBERT F. KENNEDY STIFTUNG IM FOYER DES FGZ»Einige Menschen bitten andere darum, etwas zu tun. Weshalb sollte ich aber auf jemand anderen warten? Weshalb mache ich nicht selbst einen Schritt nach vorne?” Dieses aussagekräftige Zitat stammt von der Kinderrechtsaktivistin Malala You-safzai, welcher mit nur 17 Jahren der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Es widerspiegelt die grundlegenden Motive und den Zweck der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation. Diese hat mit einigen schweizerischen Bildungsinstitu-

ten, darunter auch dem Freien Gymnasium Zürich, ein Projekt namens «Speak Truth to Power» neu etabliert, welches das Ziel verfolgt, einer Generation Jugendlicher die Menschenrechte und die mit deren Durchsetzung verbundenen Strapazen und Wider-stände näher zu bringen. Durch das Studieren der Taten mutiger Frauen und Männer, welche sich den höchsten moralischen und sozial gerechten Standards verbunden fühlen und gemeinsam die Vorreiterschaft des humanitären Fortschritts auf unserer Erde bilden, sollen die Schüler zur Erkenntnis gelangen, dass jene «Vorreiter» auch nur Menschen aus Fleisch und Blut sind. Das Ziel ist, dass sich jeder Jugendliche für die Einhaltung der Menschen-rechte in seiner Umwelt verantwortlich fühlt und beginnt, sich da-für zu engagieren, sich gegen Missstände aufzulehnen, und seine Mitmenschen animiert, die Würde des Menschen anzuerkennen und dieses wertvolle Gut zu hüten. Das Projekt «Speak Truth to Power» begann, als Kerry Kennedy (eine Tochter von Robert F. Kennedy) Ende der 1990er Jahre Menschenrechtsaktivisten

interviewte und ihre Erkenntnisse daraus mit kraftvollen Portraits von Aktivisten in einem Buch vereinigte. Im Foyer des FGZ sind diese Schwarz-Weiss-Portraits bis im März 2018 ausgestellt.Wenn ich die Bildergalerie betrete, finde ich mich abseits des hektischen Schulalltags in einer schützenden Ruhe wieder – auf Augenhöhe mit bedeutenden Menschen unserer Epoche. Ich bli-cke den aus nächster Nähe aufgenommenen ausdrucksstarken Portraits von Martin Luther King Jr., Mohandas Gandhi, Nelson Mandela, Kailash Satyarthi und vielen weiteren grossen Persön-lichkeiten direkt ins Antlitz. Doch was ich verspüre, ist keine Ehr-furcht, sondern tiefe Zuneigung, Respekt und Bewunderung. Beim Schlendern durch die Bilderreihen werde ich von einer motivierenden, optimistischen Energie ergriffen, die sicherlich jedem Schüler vor Augen führt, dass er mit Willen, Selbstlosig-keit und Verstand etwas Sinnstiftendes auf unserer Welt bewir-ken kann.Meinen Artikel möchte ich mit dem Anfang eines Zitats von Robert F. Kennedy schliessen: «All great questions must be rai-sed by great voices...». Die Robert F. Kennedy Foundation hat sich mit den Lebensgeschichten wichtiger Menschenrechtsak-tivisten auseinandergesetzt und mir dadurch bewusst gemacht, dass wir alle anhaltende Veränderungen schaffen können. Denn alle Menschen haben das angeborene Recht, anders, kritisch und emanzipiert zu denken, das Recht, Ungerechtigkeit und Willkür zu bekämpfen mit der scharfen Waffe des Verstandes und Intellekts.Die fotografierten Persönlichkeiten waren oder sind keine selbstgefälligen, selbstdarstellerischen Blender, sie sind Helden – und ein Held kämpft nicht für seine Anerkennung, sondern für die gerechte Sache, weil sie in seiner Natur liegt. n

Nicola Prenosil (O52)

Malala Yousafzai

Václav Havel

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April 2018 | AUSTAUSCHPROGRAMM LIFE | 5

Laura und die Grammar Boys:

REPORTAGE VOM ANDEREN ENDE DER WELTDurchnässt vom Regen stehe ich auf der Wiese, die an einem Abhang liegt, davor ein Fluss. Meine Kleider kleben mir förm-lich am Leib, die Haare sind klatschnass und die Schuhe schon nach weniger Zeit matschbraun. Ein eiskalter Wind bläst mir ins Gesicht, mein Körper zieht sich vor Kälte zusammen. Plötzlich schreit einer der Anfeuerungsrufer: «Jump up SGS! Say jump up SGS!»Genau so habe ich mir meinen Austausch

vorgestellt: Kulturelle Eigenheiten des Landes zu erleben, zu-sammen mit meinem Austauschschüler, Tiger Perkins, bei dem ich elf Wochen in Sydney verbrachte. In meinem Buch über die weisse Opernstadt las ich schon vom tonnenschweren Kleider-bügel aus 50’000 Tonnen Stahl, der die Hafenbucht der grössten Stadt Australiens überspannt. Wahrhaftig, wenn man hier oben auf den 134 Meter hohen Bögen steht, da hat man wirklich ein Gefühl à la Titanic. Sydney zog mich sofort in seinen Bann. Nicht nur die weisse Oper mit dem Ausblick auf die mächtige «Harbour Bridge» sowie die unzähligen grünen Parkanlagen, sondern auch die weissen Strände. Wer kennt nicht «Bondi Beach» mit seinen brechenden Wellen und den darauf spielenden Surfern? Neben dem vielen Surfen in der Freizeit sind die Schüler der Sydney Grammar School dazu verpflichtet, sich jeweils für eine Sportart zu entscheiden, die sie an zwei Nachmittagen im Se-mester betreiben. Ebenfalls dazu gehören Wettkämpfe, die am Wochenende bestritten werden müssen, damit der Kampfgeist auch in nebenschulischen Aktivitäten gefördert wird.An diesem regnerischen Samstagnachmittag drängen sich alle nach vorne, um die Sportler anzufeuern. Ausnahmsweise tra-gen alle «Grammar Boys» lange graue Anzugshosen, weil die Uniform als Kleiderordnung festgelegt ist. Wir stehen am Ufer des Paramatta Rivers, genau an dem Ort, wo auch vor einigen Jahren Olympische Wettkämpfe stattgefunden haben. Um 9.15 Uhr geht’s los. Der Startschuss fällt, die Mannschaften ziehen das erste Mal mit voller Kraft das Ruder ins Wasser, die Schüler feuern ihre Teams an: Der Auftakt zum Wettkampf. Die Demon-tage des Ruderteams der Sydney Grammar School wird leider Tatsache. Doch zum Glück folgen noch weitere Durchläufe. Nun sind die älteren Schüler, aus «Year 11», an der Reihe. Durch die Wolkenfelder drückt die Sonne ihre Strahlen auf die Erde. Die Nässe des Morgensturmes verdunstet langsam. Mehr und mehr ist die Konkurrenz zu spüren. Die Menge tobt, sobald sich die Teams in ihren Ruderbooten nähern. Dann legen alle blitzartig die verschwitzten Arme um die Schultern ihrer nebenstehenden Mitschüler, der Anfeuerungsrufer zählt von drei runter, bei eins

Laura Tönett (O52)

AUSTAUSCHPROGRAMMEin Australier am FGZ: Aufklärung mit Nathan der Weise und Verkaufsverhalten in der Migros

Nervös war ich schon in der Nacht, bevor ich in die Schweiz kam. «Hast du irgendwelche Bedenken zu gehen?», hatte mich mein Vater auf Englisch gefragt. «Ja schon, ich spre-che kein Deutsch», antwortete ich. Ich konnte kaum glau-ben, dass ich in der Lage sein würde, Deutsch zu verstehen, geschweige denn an Klassengesprächen teilzunehmen. Vor allem aber hatte ich Angst, dass ich mich blamieren und elf Wochen lang keine Freunde finden würde.Anfangs fiel es mir sehr schwer, Deutsch zu sprechen und mich an eine neue Kultur zu gewöhnen. Ich war aber ange-nehm überrascht, als der erste Lehrer mich zum Sprechen drängte und niemand mich auslachte, als ich nur meinen Namen sagen konnte. Meine Austauschschülerin Laura Tönett half mir natürlich sehr, aber ich wusste, wie schwierig es werden würde, wenn ich mich all die Wochen nur an sie hängen und keine eigenen Freunde finden würde. Deswe-gen versuchte ich, andere Leute kennenzulernen. Dabei war alles, was ich sagen konnte: «Hallo, wie geht’s dir, ich heisse

Tiger Perkins vor dem Matterhorn

Malala Yousafzai

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6 | LIFE AUSTAUSCHPROGRAMM | April 2018

springen alle mit teilweise umschlungenen Armen in die Luft, wieder und wieder. Gleichzeitig schreit einer der Jungs: «O – SGS it’s marvellous» und die anderen singen lautstark mit. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den fünf Topfavoriten. St. Joseph’s und Shore liegen knapp vorne. Doch an ihre Fersen geheftet folgt ihnen die Sydney Grammar School.Ich kann mich gut in die Ruderer hineinversetzen, denn wie auch sie heute stand ich vor fünf Wochen vor der Herausforderung, mich in einer reinen Jungenschule zurechtzufinden. Sie haben wahrscheinlich Angst zu versagen, spüren die bösen Blicke ihrer Konkurrenten, doch wenn sie dann im Boot sitzen, zählt nichts anderes mehr, denn dann heisst es nur noch: rudern. Wie auf Knopfdruck schalten sie alles rundherum aus. Mit der Zeit verflog auch bei mir dieses Gefühl des Unwohlseins und der Unsicher-heit. Denn durch meine aufgestellte und zugängliche Gastfamilie sowie durch die Schüler und Lehrer der Schule, welche mich als Fremde mit offenen Armen empfingen und mir viel Verständ-nis entgegenbrachten, konnte ich schnell Anschluss finden. Was nicht zuletzt auf die strikten Regeln der Schule zurückzuführen ist, welche die Schüler auf tugendhafte Wege leiten. Täglich wird vom «Seargent», der vor dem riesigen Eingangstor steht, kontrolliert, ob man die Uniform pflichtgemäss trägt. Der Head of Discipline erinnert die Schüler am freitäglichen «Assem-bly» jeweils daran, im Bus oder Zug zu stehen und sich auf keinen Fall zu setzen, sowie sich bei Regen niemals an unbedachten Plätzen des Schulareals aufzuhalten.

Ab der 9. Klasse werden für jeden «Grammar Boy» die zwei Pflichtfächer Englisch und Mathe festgelegt, daneben werden den Schülern noch vier Fächer zur Auswahl überlassen. Man för-dert dadurch die Spezialisierung auf die Stärken früher und die ausgewählten Themen intensiver als bei uns, denn jeder Schüler kann sich für seine Präferenzen entscheiden. Nach meiner Emp-findung leiden die Schüler weniger unter dem Druck, konstant gute Leistungen bringen zu müssen, und lernen früh, nicht nur auf Prüfungen zu lernen, denn sie können sich durch die Halb-jahres- und Jahresprüfungen vorbereiten, wann sie wollen. Doch neben all dieser Struktur und all den Regeln, die auch wir beach-ten mussten, war Abwechslung ein absolutes Muss. Denn ein Austausch bietet viel mehr als nur das Aufbessern des Small-Talks und des Englisch-Vokabulars. Man wächst als Per-sönlichkeit heran, man meistert ein Leben in einer neuen Umge-bung. Nur schon an der richtigen Bushaltestelle auszusteigen, ist eine Challenge. Zu den alltäglichen Hürden kommen allerdings auch unvergessliche Momente, wie der vom FGZ organisierte «Harbour Bridge Climb». Nach der atemberaubenden Aussicht auf die weisse Oper von der obersten Plattform aus erwartete uns, Alyssia Matter, Barbara Bürgi, Dominique Rechsteiner, Lisa Dallafior, Lukas Walker, Mira von Fournier und mich, zum Aus-klang dieses bereichernden Tages ein Abendessen in einem chi-nesischen Restaurant mit Mrs. Schmidt.Genau so konnten auch die Grammar Boys nach dieser Ruder-regatta ihren Abend und das Festmahl geniessen. Obwohl es ihnen trotz des monatelangen harten Trainings nicht gelang, das Rennen für sich zu entscheiden. Lediglich in der Kategorie «Year 11» reichte es für einen Sieg. Einige kommen bei der Sieger-ehrung aus dem Staunen gar nicht mehr raus und strahlen übers ganze Gesicht: «Kannst du mich bitte kneifen?» und brechen in Freudentränen aus, andere lassen ihren Frust durch Tränen der Enttäuschung zu. Doch wie heisst es so schön? Neues Jahr, neues Glück, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. «O - SGS it’s marvellous!» n

Tiger.» Alle waren aber sehr freundlich und offen, wofür ich unendlich dankbar bin. Yannick Gautschi und Cedric Patak spielten mit mir Flappy Golf, Yannick Hefti und Eric Reutener nahmen mich oft mit, wenn sie in die Migros gingen und Jérôme Schüpbach zeigte mir sogar das Musikzimmer, wo wir zusammen «Bohemian Rhapsody» sangen. Nicola Preno-sil unterhielt mich mit seinen Diskussionen über Philosophie und Mädchen, durch Leonard und Rafael lernte ich, wie man skatet. Einige Leute gingen mir aber auch aus dem Weg, um nett zu mir zu sein. Ich glaube, dass sie sich gefragt ha-ben, wie es wäre, wenn sie an meiner Stelle wären. An dieser Stelle möchte ich allen, die meinen Austausch unvergesslich gemacht haben, danken! Einer der Unterschiede zu meinem Schulleben zuhause war, die Schule mit Mädchen zu teilen, denn ich besuche eine reine Jungenschule. Einen weiteren Unterschied machten die längeren Tage aus, an denen verschiedene Fächer un-terrichtet wurden. In Mathe war alles ok, aber in Geschichte und Biologie verstand ich gar nichts, ganz zu schweigen von Deutsch, wo wir uns mit dem blöden Buch «Nathan der Weise» befassen mussten. Nach fast drei Monaten aber hat sich mein Deutsch deutlich verbessert und ich fing an, das Leben am FGZ zu verstehen. Für Laura war es wahrschein-lich manchmal sehr schwer, so viel Zeit mit mir auf engem Raum zu verbringen, trotzdem sind wir zu guten Freunden herangewachsen. Ich habe viele gute Freundschaften geschlossen und hoffe bald wiederzukommen, um alle wieder zu besuchen. Das Austauschprogramm kann ich euch allen empfehlen. Wenn ihr nach Australien kommt, zögert nicht, mich zu kon-taktieren!;)

Laura und Tiger vor der Grammar School in Sydney

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April 2018 | AUSTAUSCHPROGRAMM LIFE | 7

Bali, Bintan und Schweizer Berge:

BERICHT ÜBER DEN SINGAPUR-AUSTAUSCH Ich war freudig überrascht, als ich erfuhr, dass am FGZ neben dem Austauschpro-gramm mit Australien ein weiterer Schü-leraustausch, diesmal mit der SJI School aus Singapur, stattfinden würde. Insge-samt sechs Schülerinnen und Schüler des FGZ durften an diesem Programm teilnehmen. Zunächst besuchten uns im Februar aber die sechs Schülerinnen aus Singapur. Sie verbrachten zwei Wochen Sportferien mit ihren Gastfamilien sowie

zwei Wochen in unserem FGZ. Ihr Hauptanliegen, Zürich zu be-suchen, war, eine neue Kultur kennenzulernen; für uns bedeu-tete der Austausch eine Möglichkeit, unser Englisch zu verbes-sern. Wir zeigten den Austauschschülerinnen Zürich und auch unsere Berge: Die meisten von ihnen standen das erste Mal auf Skiern. Der Schnee und die Kälte in den Bergen waren für sie ein ausserordentliches Erlebnis. Zurück in der Schule besuchten die Singapurerinnen die bilingualen Fächer. Mehrere Lehrer hatten für sie extra etwas vorbereitet, zum Beispiel ein Referat über die Wirtschaftslage der Schweiz. Neben dem Unterricht statteten wir auch dem Lindt & Sprüngli-Unternehmen einen Besuch ab, was uns allen sehr gefallen hat. Dort durften wir unsere eigene Scho-kolade herstellen. Insgesamt bereitete es uns grossen Spass, unseren Gästen aus Singapur eine neue Kultur zu zeigen und sie dabei begleiten zu können.

Ein paar Wochen später, im April, machten wir FGZ-Schüler uns dann auf den Weg nach Singapur. Am Flughafen wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt. Die erste Woche verbrachten wir in der Schule. Das Schulsystem ist ein ganz anderes als in Zürich. Alle Schüler tragen eine Schuluniform, und das Verlas-sen der Schule vor Schulschluss ist nicht erlaubt. Ein paar Schü-ler der SJI organisierten eine Führung durch die Schule. Diese verfügt über eigene Tennisplätze und einen Swimmingpool. Wir bekamen sogar Unterricht in Chinesisch, und eine Lehrerin der Schule erzählte uns von der Kultur Indonesiens und Singapurs. Das war sehr unterhaltsam und interessant. Nach dieser Schul-woche hatten wir zwei Wochen lang Ferien. Wir besuchten sehr viele unterschiedliche Orte in Singapur. Zudem hatten wir das Glück, alle noch einmal ausserhalb von Singapur sein zu dürfen. Manche von uns fuhren nach Bali oder nach Bintan. Ich war mit meiner Austauschschülerin für ein paar Tage auf den Philippinen. Das war noch einmal etwas total Neues für mich und darüber hinaus sehr spannend. In der letzten Woche, die wir wieder alle in Singapur verbrachten, besuchten wir mit Frau Schmidt und Herrn Sprüngli die ETH in Singapur. Es war für uns alle ein sehr erlebnisreicher und aufregender Aus-tausch. Wir haben mit unseren Austauschschülerinnen echte Freundschaften aufgebaut und haben fast alle noch guten Kon-takt zueinander. Ich würde jedem, der einmal eine neue Kultur kennenlernen möchte und zusätzlich sein Englisch verbessern will, einen Austausch wie diesen empfehlen. n

Louisa Boyens (O52)

Justin Bühler, Adeline Mathier, Louisa Boyens, Leonhard Schaffner und Julian Frey auf Sentosa

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8 | LIFE SCHÜLERGEDANKEN | April 2018

CLOUDYMIND – TEENAGER FÜR TEENAGER

Für Teenager gibt es im Alltag viele Her-ausforderungen: Probleme mit den Eltern, Auseinandersetzungen mit Freunden oder auch schulischer Stress. Doch wo können sie Hilfe finden? Wo können sie sich mit jemanden austauschen, der sie wirklich versteht und unvoreingenommen ist?Die Idee von Cloudymind entstand im Sommer 2017 in Oxford. Wir, Lucy und ich, zwei der drei Co-Founder, besuch-ten einen Kurs der Oxford Scholastica Academy. Ein wichtiges Thema war, dass jeder – egal wie alt er ist oder woher er kommt – sich in unserer Gesellschaft en-gagieren kann und sich auch engagieren sollte. Da wir selbst Teenager sind, war es

uns schon lange ein Anliegen, anderen Teenagern zu helfen. Hilfe für Teenager wird oft nur von Erwachsenen angeboten, was eine Barriere sein kann.Aus diesem Bedürfnis heraus, etwas für Teenager zu tun, wurde von uns, Lucy, Lisa und mir, die Website Cloudymind ge-startet.Unser grosses Anliegen dabei ist, dass keine Erwachsenen in irgendeiner Form involviert sind. So sind alle Texte, auf Deutsch und auch auf Englisch, alle Ge-danken und die gesamte Organisation von uns ausgegangen.Hinter Cloudymind stehen auch keine Psychiater, sondern Teenager. Es ist un-ser Ziel, Teenagern mit den Problemen in deren Leben zu helfen. Unserer Ansicht nach können Gleichaltrige bestimmte Probleme besser verstehen, sie besser einordnen und im besten Fall entspre-chende Lösungen finden.Auf der Website finden Teenager Infor-mationen zu den wichtigsten Themen: zu Problemen mit Eltern, zu schulischem

Stress, Mobbing und zu Fragen rund um die LGTBQIA+-Community.Teenager können uns Emails schreiben, und wir werden Ansprechpartner für sie sein, alles natürlich streng vertraulich.

Darüber hinaus werden wir regelmässig über aktuelle Themen in unserem Blog berichten, wie zum Beispiel über das Ein-nehmen von Medikamenten zur Steige-rung der mentalen Leistungsfähigkeit.

Die Website ist online und für jeden ein-sehbar auf www.cloudymind.org n

Louis Spiesshofer (M43)

Schüulergedanken

Da wir selbst Teenager sind, war es uns

schon lange ein Anliegen, anderen Teenagern

zu helfen.

DER STELLENWERT DER KLEIDUNG AM FGZ

Wir alle machen uns ein Bild von unseren Mitmenschen aufgrund ihres Äusseren. Die Art sich zu kleiden und aufzutreten, spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle. Gerade Jugendlichen ist es wichtig, wie

sie aussehen, sei es, um zu einer Gruppe zu gehören oder um sich von ihr zu dis-tanzieren. Die Schüler des FGZ geben an, morgens durchschnittlich etwa 15 Minuten vor dem Spiegel zu stehen. Nur wenige überle-gen sich nicht mindestens kurz, was sie anziehen wollen. Die Wahl der Kleidung ist auch ein Art Druck, den die Schüler aber gerne auf sich nehmen, um so ihre Kleidungsfreiheit beizubehalten. Bei der Idee, eine Uniform fürs FGZ einzuführen, hat etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler Vorbehalte. Kleider verursachen einen grossen Spalt zwischen den Schü-lern; Vorurteilen und Kritik ist so der Weg

geebnet. Ohne Unterscheidung durch Kleidung würde man mehr auf die inneren Werte der Mitschüler achten. Es ist nicht falsch, etwas nicht schön zu finden oder verschieden auf Outfits zu reagieren, doch genau so, wie wir ein Recht auf unsere Meinung haben (was ein grosses Privileg ist), sollten wir auch die Meinung der anderen respektieren und dementsprechend auch ihre Art, sich auszuleben. Das heisst, Kritik ist nichts Schlimmes, aber speziell bei Jugend-lichen bleibt es oftmals nicht bei einer einfachen Meinungsäusserung. Diese verwandelt sich leider oft in ein ständiges Kritisieren anderer. Für mich als Schülerin

Matilde von der Lage (M42)

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April 2018 | SCHÜLERGEDANKEN LIFE | 9

DER STELLENWERT VON HANDYSHandys spielen heutzutage eine sehr wichtige Rolle: Von der Geschäftswelt über die Schule bis hin zur Mode ist das Handy omnipräsent. Die sogenannte «Ge-neration Z» beziehungsweise die «Milleni-als» sind zum grössten Teil alle mit Handys aufgewachsen. Das Handy hat das Leben der Menschen sehr vereinfacht, und es kann viele Vorteile bringen, wenn es rich-tig benutzt wird. Doch wie gesagt: Wenn es richtig benutzt wird. Das Handy bringt

nämlich auch viele Nachteile mit sich und schafft Probleme, die es früher natürlich noch nicht gegeben hat. Kinder und Jugend-liche sitzen beispielsweise immer häufiger vor ihren Handys und achten dabei gar nicht auf ihre Umgebung. Vor allem Kinder werden sehr leicht süchtig nach Videospielen und dem Kon-sum von YouTube-Filmen. Videospielen wird sogar nachgesagt, dass sie Kinder aggressiv und unkonzentriert machen würden. Mit Handys ist man immer der Versuchung ausgesetzt, ständig seine Nachrichten lesen zu müssen und erreichbar zu sein. Eine noch grössere Gefahr bildet das Internet selbst: Natürlich ist das World Wide Web sehr nützlich, doch in fast jedem öffentli-chem Forum oder auf Seiten von sozialen Medien wird sehr viel Hass verbreitet, Leute werden gemobbt und beleidigt, und das Schlimmste ist, dass jeder es sehen kann und man jemanden weltweit verunglimpfen kann. Auch in der Mode ist das Handy immer wieder präsent: Jedes Jahr kommt die neue Flutwelle, die einen dazu bringt, um das neueste iPhone zu kämpfen. Wenn jemand heutzutage kein iPhone hat, wird er als «lahm» oder als «Steinzeit-Mensch» bezeichnet. Manchen Jugendlichen ist das Handy so wichtig, dass sie fast alles dafür geben würden. Ein Ju-gendlicher aus China verkaufte im Jahr 2011 sogar eine seiner Nieren, um sich ein iPad und ein iPhone leisten zu können. Dies

zeigt, zu welchen Dingen Jugendliche im Stande sind, nur damit sie «cool» sind.In meiner Klasse ist das Handy nicht wirklich das Wichtigste, vie-len ist es wahrscheinlich sogar egal, ob man jetzt ein Handy hat oder nicht. So empfinde ich das jedenfalls. Trotzdem verbringen viele meiner Klassenkameraden viel Zeit vor dem Handy und surfen im Internet herum. Alles in allem, denke ich, richten Han-

dys mehr Schaden an, als dass sie Gutes tun. Mit den richtigen Massnahmen ist das Benutzen eines Handys in Ordnung, doch leider werden diese Massnahmen häufig nicht eingehalten. In Frankreich haben Präsident Macron und der Ausbildungsminis-ter Blanquer abgemacht, dass es ab September 2018 ein tota-les Handyverbot an Schulen geben wird. Ich finde, Macron und Blanquer haben es vielleicht etwas übertrieben. Die Regeln am FGZ sind völlig ausreichend, wenn sich die Kinder an sie halten. Persönlich würde ich jedem Handy eines Kindes eine Sperre in-stallieren, sodass es auf bestimmte ungeeignete Webseiten und Apps keinen Zugriff hat. Ich selbst habe genau so eine Sperre, und ich finde es nicht so schlimm, wie man es sich vielleicht vor-stellt. Wenn ich eine bestimmte App haben will, müssen meine Eltern einfach ihr Einverständnis geben. n

Da wir selbst Teenager sind, war es uns schon lange ein Anliegen, anderen

Teenagern zu helfen.

war es kein einfacher Weg, loszulassen und mich so anzuziehen, wie ich will, und zu meinem Stil zu stehen, ohne Kommen-

tare an mich heranzulassen. Doch mit Hilfe von Freunden und mit Selbstver-trauen kann ich jetzt mit meinen Outfits glücklicher als je zuvor sagen, dass ich

mich ausleben kann und es auch jedem anderen Schüler und jeder Schülerin wünsche. Durch eine kleine Umfrage, die ich gestartet habe, hat sich ergeben, dass die meisten FGZ-Schüler ihren Weg mit ihrem Style ohne Mühe beschreiten können und auch nur in seltenen Fällen auf Kritik stossen. Die Diskriminierung wegen Kleidung findet hier nicht gross statt. Die am meisten kritisierte Gruppe von Schülern ist diejenige, bei der auf den Kleidern teure Marken stehen. Viele Schüler empfinden dieses zur Schau Tra-gen als unpassend für die Schule. Meiner Meinung nach ist dies jedoch der Versuch,

dem Vorurteil über das FGZ, die Schüler hier würden auf alle diejenigen, die keine teuren Kleider tragen, herabschauen, ent-gegenzuwirken. An dieser Stelle ist das Sprichwort, wie wir es alle schon tausendmal von unseren Eltern gehört haben, sicher angebracht: «Leben und leben lassen». Jeder soll das anziehen dürfen, was ihm gefällt, sei es bunt, simpel, teuer oder billig. Auch bei diesem Thema sollte totale Gleichberech-tigung herrschen und wir alle sollten un-sere Mitschülerinnen und Mitschüler und ihre Entscheidungen so akzeptieren, wie sie sind. n

Die Diskriminierung wegen Kleidung findet hier nicht gross statt.

Rajiv Das (U23)

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10 | LIFE SCHÜLERGEDANKEN | April 2018

Als ich am Freitagmorgen im September letzten Jahres beim Treffpunkt am Haupt-bahnhof ankam, erblickte ich bereits die grosse Gruppe der FGZ-Lehrer und fragte mich: «Wie gut kann das denn kommen, im Zug mit der ganzen Lehrerschaft zu sit-zen?» Vorsichtig drückte ich mich an der Ansammlung von Autorität, Weisheit und Kompetenz vorbei. Aufatmend erblickte ich meine Kolleginnen und Kollegen. Insgesamt waren zwölf Schüler «eingela-den», wobei es sich bei der Einladung, an der Weiterbildung der Lehrer in Vitznau dabei zu sein, mehr um eine unausweich-liche Bitte gehandelt hatte. Während der Fahrt bereiteten wir Schü-ler uns auf die Präsentationen vor, die wir am Nachmittag halten mussten, so dass wir die Zugfahrt unbehelligt überlebten. Nach der Ankunft in Brunnen entkamen wir den Lehrern aber nicht mehr, denn einige von ihnen suchten das Gespräch mit uns Schülern. Diese Konversationen lockerten die strenge Lehrer-Schüler-Beziehung glücklicherweise ein wenig auf. Neben Smalltalk, zum Beispiel über Hausaufgaben, kam es recht rasch zu persönlichen Gesprächen, wobei man auch etwas über den Charakter der Leh-rer erfuhr, weil man sich auf «kollegiale» Art und Weise unterhielt. Die Lehrer wa-ren nicht die gleichen, wie wenn man sie in der Schule antrifft. Es war, als würden sie ihre autoritäre Art verstecken und eine Maske tragen. Oder war das eben ihr wahrer Charakter und nicht der, den wir tagtäglich leidend ertragen müssen? Trotz der bestehenden gegenseitigen Wertschätzung gibt es distanzierende «Gräben» zwischen Lernenden und Leh-renden. Die neuen Begegnungen schlu-gen verbindende Brücken. Würden diese auch in Zukunft halten?

Nachdem sich Lehrer und Schüler im Seminarhotel eingerichtet hatten, trafen sich alle im Seminarraum zu unseren Prä-sentationen. Wir mussten über die Wert-schätzung gegenüber Schülern, über die Strenge, über die Unterrichtsgestaltung von Lehrern, deren Motivation und über den Stellenwert von Humor im Unterricht aus der Perspektive von uns Schülern re-ferieren. Der Adrenalinstoss kurz vor meinem Auf-tritt brachte meine Ohren zum Glühen. Ob es den anderen wohl auch so erging? Mir wurde bewusst, dass ich mich in weni-gen Minuten vor der ganzen Lehrerschaft blossstellen würde und die schwere Auf-gabe auf mich nehmen musste, den platz-hirschähnlichen Menschen in die Augen zu sehen – was mir zum Glück gelang, weil ich natürlich 1A vorbereitet war. All unsere Auftritte erhielten grossen Applaus. Ob es echte Anerkennung oder blosse Höflich-keit war, würde sich in den Diskussions-runden am Nachmittag zeigen.Die Lehrer konnten sich für zwei der oben genannten Themen einschreiben und mit uns Schülern dann 40 Minuten lang dis-kutieren. Ich befand mich in der Runde der Wertschätzung. Die Lehrer wollten mehr über die Sichtweise der Schüler erfahren, und ich, wie auch meine zwei Kollegen, mussten gute Antworten und Beispiele liefern. Es war mir klar, dass ich jetzt eine Konversation auf höchstem

Niveau führen würde, und ich muss zu-geben, es war eine der anstrengendsten Diskussionen, an denen ich je teilgenom-men hatte. Das Nachhaken der Lehrer und ihr Unvermögen, des Schülers Sicht nachzuvollziehen, nervten mich ein wenig. Ist das wirklich so schwer? Die ständige Angst, etwas zu sagen, das keinen Sinn ergibt, und die heisse Sonne brachten mich zum Schwitzen. Kurze Blicke in die Runde der Zuhörenden aber zeigten, dass unsere Ausführungen Anklang fanden. Der Gedanke im Hinterkopf, es geschehe zur «Verbesserung» der Lehrerschaft, für einen guten Zweck sozusagen, linderte den Schmerz, in einer Runde mit unver-ständigen Lehrern zu sitzen. Spannend zu beobachten war zudem, dass die beiden Diskussionsrunden völlig unterschiedli-che Richtungen einschlugen und auch zu anderen Ergebnissen führten.Nach den Diskussionen kamen einzelne Lehrer auf mich zu, um mir zu gratulieren, wie gut ich bei der Diskussion mitgemacht und was für spannende, konkrete und treffende Beispiele ich aufgeführt hätte. Die positiven Rückmeldungen nahm ich als Hinweis, dass die Lehrerschaft – entgegen meinen Vorbehalten – grosse Lernbereitschaft zeigte. n

EINE LEHRERWEITERBILDUNG AUS DER SICHT EINES SCHÜLERS

Eric Reutener (O52)

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VORLESEWETTBEWERB DER 1. KLASSEN

LESENApril 2018 | LESEN LIFE | 11

Zum ersten Mal in der Geschichte des Freien Gymnasiums Zürich fand ein Vor-lesewettbewerb unter allen fünf ersten Klassen statt. Der Klasse des Gewinners winkte eine grosse Menge Süssigkeiten als Belohnung. Der Gewinn für die ersten drei Plätze bestand aus je einem Buch-gutschein. Doch bis zur Preisübergabe war es noch ein weiter Weg. Zuerst mussten aus jeder Klasse die zwei besten Vorleser bestimmt werden. Die Deutschlehrerinnen wiesen ihre Schüle-rinnen und Schüler an, einen dreiminüti-gen Text zum Vorlesen vorzubereiten. Das Buch durfte frei gewählt werden. Comics

und Comicromane waren nicht erlaubt. Über die nächsten Wochen fanden die Vorausscheidungen innerhalb der Klas-sen statt. Ein kunterbunter Mix aus Texten wurde dabei vorgetragen. Einige Schüle-rinnen und Schüler waren recht nervös, andere nahmen es ganz gelassen. Die Vorlesenden, die von ihrer Klasse mit der höchsten Punktzahl bewertet wurden, qualifizierten sich für den Vorlesewettbe-werb. Aus meiner Klasse (U13) waren dies Abaris Schild und Tatjana Kaczynski. Aus den anderen Klassen waren dies Maryah Muoto und Liv Granelli (U10), Henri Dietz und Lilja Rydberg (U14), Cyrill Bühler und

Seraina Geisser (U12), Dylan Christensen und Marlon Kleeman (U15).Der Vorlesewettbewerb fand schliesslich am Donnerstag, den 8. Februar in der Aula statt. Die Aula füllte sich zusehends, während die Anspannung und Nervosi-tät der Vorlesenden stieg. Alle Schüle-rinnen und Schüler der ersten Klassen hatten sich versammelt. Auf dem Podium stand ein Pult, auf dem mehrere Bücher dekorativ verteilt waren, um für die pas-sende Stimmung zu sorgen. Eine Jury, bestehend aus drei Maturanden und drei Deutschlehrerinnen, bewertete die Texte. Das Publikum konnte mit Hilfe von in die Luft gereckten grünen, orangenen oder roten Zetteln ebenfalls eine Beurteilung abgeben. Die Reihenfolge der vorgetra-genen Texte war zufällig. Während der Kandidat auf dem Podium Platz nahm und ihm ein Mikrofon gereicht wurde, las Frau Kunz, die die Aufgabe der Moderatorin übernom-men hatte, einen von den Kandidaten selbst erstellten Steckbrief vor. Danach be-gann das Vorlesen, wobei die Kandidaten einen Text ihrer Wahl vortrugen. Nach dieser ersten Runde gab es eine kurze Pause, während der sich die Jury beriet. In

die zweite und finale Runde schafften es folgende fünf Kandidaten: Cyrill Bühler (U12), Henri Dietz (U14), Abaris Schild (U13), Tatjana Kaczynski (U13) und Ma-ryah Muoto (U10).In der Finalrunde bekamen die Kandida-ten verschiedene Texte aus einem Buch von Erich Kästner zum Vorlesen vorge-legt. Diese Runde gestaltete sich sehr anspruchsvoll, da die Schüler einen un-vorbereiteten Text lasen. Alle schlugen sich dabei sehr gut. Wie bei allen Wettbe-werben konnte es leider zum Schluss nur einen Gewinner geben, welcher von der Jury bestimmt wurde. Der dritte Platz ging an Henri Dietz (U14), der zweite an Tatjana Kaczynski (U13) und der stolze Gewinner des Wettbewerbs war Abaris Schild (U13). Meiner Meinung nach war das ein toller Anlass, der unbedingt wiederholt werden sollte. n

Nico Steiner (U13)

Ein kunterbunter Mix aus Texten wurde dabei

vorgetragen.

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KREATIVITÄT UND NATURWISSENSCHAFTENMeine Maturitätsarbeit hatte zum Ziel, die Symbiose zwischen Biologie und Mode aufzuzeigen. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit dieser Aus-gangslage engte ich diese doch sehr weit greifenden Begriffe ein auf die Symbiose zwischen Turitopsis Dohrni (einer Quallenart) und meinem Sinn für modische Ästhetik. Es war für mich von grosser Bedeutung, in meiner Arbeit meine schulischen und

privaten Interessen vereinen zu können. Durch die Themenwahl war es möglich, einerseits mein bereits vorhandenes schulisches Wissen einzusetzen und andererseits das durch Selbststudium erlangte Wissen im Bereich Mode anzuwenden. Selbststudium heisst in diesem Fall das Lesen diverser Modezeitschriften, stän-diges Beobachten modebewusster Personen in meiner Umge-bung und generelles Befassen mit Ethik und Kunst – aber auch schlicht mit Farbspielereien. Zusätzlich verschaffte mir die Arbeit als Model auch einen sehr intimen Blick hinter die Kulissen der Modewelt. Im Biologieunterricht lernte ich unter anderem die Nesseltiere kennen; zu dieser Tiergruppe gehört auch meine Hauptinspiration, die Turitopsis, über die ich aus der Erinnerung also noch sehr viel wusste.Meine Aufgabe bestand also darin, diese beiden Themenfelder auf irgendeine Weise zu verbinden. Ich entschied mich dazu, ein Haute Couture-Kleid anzufertigen, das die wichtigsten Eigen-schaften der besagten Qualle aufweist und auch in einem ent-fernteren Sinne dessen Besonderheiten widerspiegelt. Meine Hauptinspiration war vor allem das Phänomen der biologisch potenziellen Unsterblichkeit der Qualle, die durch den reversi-blen Generationswechsel ermöglicht wird. Etwas vereinfacht heisst das: Die Qualle besitzt die Fähigkeit, sich in ungünstigen Situationen zu einem am Boden verankerten Polypen zurückzu-entwickeln. Dies geschieht durch Transdifferenzierung, bei der sich eine Zelle mit einer bereits spezialisierten Aufgabe in eine Zelle mit komplett anderer Aufgabe verwandelt (beispielsweise Sehzelle zu Geschmackszelle).Das praktische Wissen, über das der Designer vom ersten Ent-wurf bis zum eigentlichen Herstellen seiner Kreation verfügen muss, konnte ich mir während eines Praktikums in Tel Aviv aneig-nen, das ich im Sommer 2016 absolvierte. Gal Shenfeld hiess meine Mentorin, die mich in die Welt der Mode einführte und mir den wahren Alltag eines Modedesigners zeigte. Gal entsprach ganz dem Ebenbild einer erfolgreichen Designerin, wie er durch die Presse, ermittelt wird, nur noch cooler: schwarze Kleidung, knallroter Lippenstift und wuschelig hochgestecktes Haar. Im Zentrum ihres Schaffens stand für sie immer der Fluss der verwendeten Stoffe: Wie fällt er? Wie wirkt er? Diesen Ansatz

übernahm ich und versuchte dann ebenfalls, ihn in das Zentrum meiner Arbeit zu rücken.Da ich keine komplette Freiheit hatte, meine Maturitätsarbeit zu gestalten, musste ich mir eine Art Struktur aussuchen, um die herum ich mich kreativ frei bewegen konnte. Nur so konnte ich mein Projekt in ein formal korrektes und schulisch akzeptiertes Format bringen. Geeignet dafür war die Innovationsmethode De-sign Thinking, die in Stanford entwickelt wurde. Sie steht für ein offen kreatives Mindset, jedoch mit locker vorgegebenen Zyklen, auf die man das Projekt aufziehen soll. So konnte ich einerseits mit einer sehr gefragten Methode arbeiten und andererseits ei-nen Leitfaden für mein Projekt setzen. n

MATURITÄTSARBEIT12 | LIFE MATURITÄTSARBEIT | April 2018

Philipp Kern (O63)

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April 2018 | MATURITÄTSARBEIT LIFE | 13

Am letzten Tag im Januar wurden die Fünft klässler des FGZ zu acht Präsentatio-nen von ausgewählten Maturitätsarbeiten eingeladen. Das Ziel dieser Veranstaltung ist, den Schülern eine Orientierungshilfe zu geben, da sie im kommenden Jahr ebenfalls eine Maturitätsarbeit schreiben werden. Die Themen reichten von einer detaillierten Film analyse von drei Ver-filmungen von Anna Karenina über eine mathematische Arbeit über Ray Tracing bis hin zu einer geschichtlichen Arbeit über den Volksaufstand 1956 in Un-garn und zur Komposition eines eigenen Musikstücks. Die Präsentation eröffnete Schahin Bajka mit seiner Arbeit über den Devisenkurs und darüber, ob es möglich sei, diesen vorauszusagen. Als Abschluss zeigte er uns seine Arbeitsmethoden. Danach präsentierte Alexia Grivas ein interes-santes Phänomen der Ähnlichkeiten in Charakterzügen zwischen verschiedenen Persönlichkeiten in der Weltgeschichte. Nachfolgend gab Lucas Dodgson eine faszinierende Präsentation über Ray Tra-cing und die Technik der 3D-Darstellung von Objekten durch Pixel, sodass man sie auf dem Computer aufzeichnen kann. An-

schliessend informierte uns Milena Ban über die verschwiegene Geschichte der Ungarischen Revolution. Es war beein-druckend zu sehen, wie viel Wissen über ein historisches Ereignis verloren geht, wenn nur eine Seite der Geschichte auf-gearbeitet und staatlich akzeptiert wird. Darauf wurde uns die Möglichkeit des Wachstums von Pflanzen auf dem Mars von Jérôme Hens vorgestellt. Anthony Sieger führte uns ein Modell der optima-len Organisation einer Jungpartei vor und Lara Pfister zeigte den Schülern ihre ma-kellose Filmanalyse von drei Verfilmungen des Buches Anna Karenina. Letztere Ar-beit unterschied sich durch die detaillierte Verarbeitung verschiedener Bilder und deren sorgfältig erarbeiteten Analysen von den anderen Präsentationen, welche aber nicht weniger ausgezeichnet waren. Christoph Kiss schloss die Präsentations-reihe mit einer musikalischen Improvisa-

tion ab, in der er live zeigte, wie eine Kom-position entsteht.Aus den vorgestellten Präsentationen habe ich viel mitnehmen können, vor al-lem wie wichtig eine zeitliche Einteilung ist. Meiner Meinung nach waren die Prä-sentationen über die ungarische Revolu-tion, über die Analyse der Verfilmungen von Anna Karenina und über Ray Tracing am spannendsten. Im Hinblick auf das kommende Jahr, das uns Fünftklässler er-wartet, fand ich diese Präsentationen sehr interessant und hilfreich, denn mir wurde aufgezeigt, worauf ich beim Schreiben der Maturitätsarbeit achten sollte. Was mir etwas gefehlt hat, war eine klarere Beschreibung der Art der Arbeit, ob es sich also um eine praktisch-gestaltende, geisteswissenschaftliche oder naturwis-senschaftliche Arbeit handelt. Diese Vor-information wäre hilfreich gewesen, da man sich dann mehr auf die Arbeit hätte konzentrieren können, in deren Kategorie man die eigene Maturitätsarbeit schreibt. Alle Präsentationen waren jedoch sehr beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Schülerinnen und Schüler nur ein Jahr Zeit für die Arbei-ten hatten und nebenbei noch regulären Schulunterricht besuchen mussten. Be-züglich der Ratschläge an die Fünftkläss-ler im Hinblick auf ihre bevorstehenden Maturitätsarbeiten waren sich die Refe-renten einig, dass man konstant arbeiten müsse und die Zeit immer im Auge behal-ten solle. n

Maturitätsarbeitspräsentation

RAY TRACING TRIFFT AUF ANNA KARENINA

Adeline Mathier (051)

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14 | LIFE ENGAGEMENT | April 2018

Sozialwoche

EINBLICKE IN EIN ALTERS- UND PFLEGEHEIM

ENGAGEMENTIch öffne die Tür und betrete den Raum. Die Luft ist feucht und schwer. Der Ge-ruch von Desinfektionsmittel und Seife liegt in der Luft. Um die Ecke kann ich ein leises, aber regelmässiges Grummeln hören. Durch die Spalten der Rollläden zwängen sich ein paar Sonnenstrahlen.Es ist früh morgens am Montag des 5. Februar 2018. Der Beginn einer etwas anderen Woche. Das FGZ gibt uns Zeit, in einer sozialen Institution mitzuhelfen und

einen Einblick in die Bereiche des Lebens zu erhalten, welche sonst lieber verdrängt werden. Ich bin auf dem Weg zum Alters- und Pflegezentrum, in dem ich die Woche verbringen werde. Für die kurze Strecke brauche ich zu Fuss nur zehn Minuten. Ich bin nervös und Tausende Fragen fliegen mir durch den Kopf: Wie werde ich wohl von den Pflegern im Team aufgenommen? Werde ich den Aufgaben gewachsen sein? Was wird mir überhaupt auf-getragen? Eine junge Dame öffnet mir die grosse Glastür und übergibt mir meine Arbeitsuniform. Eine weisse Spitalhose und ein dunkles, verwaschenes Poloshirt. Nach dem Umziehen lerne ich das Team der Frühschicht kennen. Zwei Frauen und ein Mann sitzen im Büro in einem Kreis auf Hockern und diskutieren angeregt. Der strenge Geruch nach Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase. Alle lächeln mich beim Eintreten freundlich an und stehen auf, um sich vorzustellen. Meine grösste Sorge hat sich schon mal nicht bewahrheitet und ich werde wärmstens willkommen geheissen. Offensichtlich bin ich gerade in den Morgenrapport reingeplatzt. Die Nachtwache setzt dabei die Frühschicht über alle Ereignisse der vergangenen Nacht in Kenntnis. Im Anschluss geht der stressige Tagesablauf los. Man könnte meinen, jeder Bewohner erhalte die gleiche Prozedur. Doch die Pflegeintensi-täten variieren enorm. Einige Bewohner machen nur von der Ho-tellerie Gebrauch und leben ansonsten selbständig. Für andere ist der Weg vom Bett zum Bad ohne Hilfe ein unüberwindbares Hindernis. Die Zimmer ähneln einander sehr. Ein grosses Fenster flutet den Raum mit Sonnenlicht und ermöglicht zum Teil einen herrlichen Blick auf den Zürichsee. Die Bewohner dürfen ihre Wohnung bis auf das Bett selber einrichten. Es herrscht dadurch eine sehr angenehme Atmosphäre.Die Arbeit der Pfleger ist weitaus umfassender, als ich es er-wartet habe. Im Alter nehmen die medizinischen Beschwerden naturgemäss zu. Für deren Behandlung sind die Pfleger verant-wortlich. Ihr medizinisches Verständnis entspricht dem eines Arz-tes. Am FGZ lernen wir bereits ein breites Feld von Krankheiten

kennen. Es ist spannend, diese in der Praxis wiederzufinden und nachvollziehen zu können. Da mir die langjährige Ausbildung fehlt, kann ich nicht die vollständige Pflege eines Bewohners übernehmen, sondern diene mehr als Assistent. In den ersten Tagen mache ich Betten, bringe Frühstück ins Zimmer oder fülle die Schränke mit Handtüchern auf. Diese Arbeiten werden mit der Zeit monoton. Doch nach den ersten Tagen erhalte ich ver-antwortungsvollere Aufgaben. Ich muss zum Beispiel einen Demenzkranken zum Augenarzt begleiten. Es ist schwer, mit dementen Menschen zusammen-zuarbeiten. Hätte man es mir nicht gesagt, hätte ich es in ei-nem Gespräch mit ihm nie bemerkt. Genau das ist für mich die grösste Herausforderung und Erkenntnis der Woche. Manchmal gestalten sich Unterhaltungen mit Bewohnern schwierig. Man erhält nicht immer eine Reaktion auf das, was man sagt. Dann frage ich mich, ob ich akustisch nicht verstanden wurde oder ob die Person einfach nicht mit mir reden möchte. Wie ich von den Pflegern bald erfahre, ist es tatsächlich die zweite Vermu-tung. Die Bewohner sind den Pflegern gegenüber oft missmutig, was ein Stück weit auch verständlich ist. Man ist in einem Alters-heim an einen festen Zeitplan gebunden. Die Bewohner dürfen nicht selbst entscheiden, wann sie geduscht werden wollen oder

wann sie gerne zu Mittag essen möchten. Die Pfleger könnten so kaum noch den Überblick behalten und sich genügend um alle kümmern. Auch Depressionen sind keine Seltenheit. Der Tod ist, so düster die Vorstellung auch sein mag, für diese Menschen sehr real. Freunde und Familie gehen verloren und man weiss genau, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Zum Glück darf ich aber mehrheitlich heitere Unterhaltungen mit den Bewohnern führen. Sie erzählen gerne von früher und geben Ratschläge für meine Zukunft. Die Kritik an den heutigen modernen Zeiten darf dabei natürlich nicht fehlen. Doch auch das ist nicht bei allen gleich. Eine sehr liebenswerte Bewohnerin, welche demnächst das ein-hundertste Lebensjahr erreicht, lässt aus ihrem Radio laut Lady Gaga und Justin Bieber plärren.

Thomas Oertle (O52)

Den Sozialeinsatz in einem Alters- und Pflegezentrum kann ich

aus tiefster Überzeugung nur empfehlen.

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April 2018 | ENGAGEMENT LIFE | 15

Schon ist es Freitag und ich kann es kaum glauben, wie schnell die Zeit verflogen ist. Und bereits nach einer Woche sind mir die Pfleger und einige Bewohner ans Herz gewachsen. Glückwün-sche für die Zukunft kommen an diesem Tag aus allen Zimmern. Es ist so weit und der letzte Rapport steht an. Zu meiner Überra-schung muss ich diesen für den Pfleger übernehmen, mit dem ich den Tag verbracht habe, denn er verspätet sich. Den Sozialeinsatz in einem Alters- und Pflegezentrum kann ich aus tiefster Überzeugung nur empfehlen. Es gibt schwie-

rige Situationen, die anfangs ungewohnt sind, doch die schö-nen Momente überwiegen und bleiben in Erinnerung. Ich rate, der Institution, in der man tätig sein wird, bereits vor der Sozial-woche einen Besuch abzustatten. Dies macht das Eingewöh-nen später deutlich einfacher, und auch die Konditionen können besprochen werden. Für nachfolgende Klassen hoffe ich stark, dass diese Woche beibehalten wird. Es war schön, dem Schul-alltag zu entkommen und der Allgemeinheit etwas Gutes tun zu können. n

POLITIK AM FREIEN GYMNASIUM ZÜRICH

Da mein Interesse für Politik gross ist und ich in diesem Themenbereich auch meine Maturitätsarbeit verfasst habe («Die op-timale Organisation und Führung einer Jungpartei»), habe ich mich dazu ent-schieden, einen Text über die Politik am FGZ zu schreiben. In einer Privatschule habe ich erwartet, dass die Jugendlichen zur rechten Seite tendieren würden, da die eher vermö-genden Eltern, die ja oft die Meinungen ihrer Kinder prägen, liberaler und rechter sind als solche der öffentlichen Gym-nasien. Falsch. Nun könnte man weiter schliessen, die Gymnasiasten würden rebellieren und in Richtung Juso tendie-ren. Wieder falsch. Die Gymnasiasten des FGZ scheinen absolut apolitisch zu sein. An meinem «alten» Gymnasium verhielt es sich ganz anders. Es wurde nicht nur zwischen, sondern auch während der Stunden diskutiert. Natürlich war es kein «Mekka der Politik», aber im Vergleich zum FGZ war die Stimmung politisch viel aktiver. Schüler sollten sich meiner Meinung nach doch für eine Sicherung der AHV oder eine konstruktive und ge-schickte Lösung der Asylpolitik und nicht nur für die Cannabis-Legalisierung oder den Führerschein ab 16 Jahren interes-sieren! Mit einem meiner Klassenkamera-den habe ich in einer Staatskundelektion versucht, über die «NoBillag-Initiative»

zu informieren und die Klasse somit zum Diskutieren und Nachdenken anzuregen. Dies hat sehr gut funktioniert und stiess auch auf ein hervorragendes Echo. Es ist jedoch unmöglich, Schüler nur mit einer einzigen Lektion von Politik zu begeis-tern. Es braucht, wie alles, Zeit, bis auch alle endlich realisieren, dass das Mitwir-ken an der Schweizer Politik essentiell für unseren Staat ist. Dieses Phänomen konnte man schon beobachten, als die Frauen 1971 das nationale Stimmrecht erhielten. Zu Beginn agierten sie sehr zu-rückhaltend, nach einiger Zeit gliederten sie sich aber in das Prozedere ein. Leider

sieht man aber bis heute, dass die Män-ner, mindestens in der Politik, dominanter sind. Denn auch heute noch sind nur 7 von 42 im Ständerat und 67 von 200 im Nationalrat Frauen.Meine Liebe zur Politik entspringt dem Wissen um die Möglichkeit, dass ich morgen eine Initiative starten und somit, vorausgesetzt, die Mehrheit würde mir zu-

stimmen, die Bundesverfassung ändern könnte. Für dieses Grundrecht, dessen Existenz uns oft gar nicht bewusst ist, wurden in anderen Ländern schon viele Leben geopfert. Dieses Grundrecht er-laubt es uns, die Schweiz wieder und wie-der zu aktualisieren und zu verbessern. Ich wünsche mir, dass das FGZ den Schülern und Schülerinnen die Politik schmackhaft macht, damit sie sich in der Zukunft auch mehr mit ihr befassen. Und ich wünsche mir, dass insbesondere Schülerinnen gezielt politisch gefördert werden. n

Anthony Sieger (O63)

Meine Liebe zur Politik entspringt dem Wissen

um die Möglichkeit, dass ich morgen eine Initiative starten und somit, vorausgesetzt, die Mehrheit würde mir zustimmen, die Bundesverfassung

ändern könnte.

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16 | LIFE THEATER | April 2018

In den kurzen zwei Wochen, während der wir am Theaterstück «Die kluge Närrin» mitwirken durften, bekamen wir einen Ein-blick darin, wie viel Arbeit es nicht nur von den Schauspielern, sondern auch vom Team benötigt, um eine solche Produktion überhaupt zu realisieren. Wir waren zwei von vielen, die dazu beigetragen haben, dass das Theater in seiner Endfassung so zustande gekommen ist. Neben den Schauspielern, die auf der Bühne stehen, braucht es auch Kostümbildner, Kosmetiker, Friseure, Choreografen, Thea-tertechniker, Toningenieure, Bühnenmaler und viele weitere. Und nicht zu vergessen: den Regisseur und die, welche das Ganze koordinieren. Dies erstaunte uns sehr, weil uns nicht bewusst war, wie viel Aufwand das Aufführen eines Theaterstücks benö-tigt. Obwohl wir erst in den letzten zwei Wochen zur Produktion stiessen, entwickelte sich in uns sehr schnell ein starkes Zuge-hörigkeitsgefühl. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen hatten sich als Schau-spieler beworben, und das machte uns auf das Theater aufmerk-sam. Uns faszinierte das Theater schon immer, und da wir nicht direkt auf der Bühne stehen wollten, entschieden wir uns dafür, hinter der Bühne zu partizipieren. Hinter der Bühne hiess aber auch ausserhalb der Bühne: Wir halfen mit, Plakate und Flyer in der ganzen Stadt Zürich zu verteilen. Dann kam der erste Tag der Proben, und damit auch unser erster Einsatz. Wir bekamen einen Plan von Alex, der rechten Hand von Alfred Bosshardt, und wurden genau instruiert, welche Schauspieler wir wann schminken und frisieren mussten. Beim Schminken hatten wir alle die gleichen Grundlagen, doch mit den Details durften wir freier arbeiten. Beim Frisieren hingegen wurden uns ganz klare Anweisungen gegeben. Diejenigen, die schon einmal dabei waren, zeigten uns Neuen, wie die Grundie-rungen funktionieren, und brachten uns die einfachen Grund-lagen des Schminkens bei. Unsere Arbeit begann um etwa vier Uhr mit dem Schminkplan. Wir schminkten und frisierten alle Schauspieler bis ungefähr sechs Uhr und konnten danach mit dem ganzen Team essen ge-

hen und uns auf die Vorstellung vorbereiten. Während der The-ateraufführung war unsere Arbeit aber noch lange nicht vorbei. Wir mussten die Schauspieler nochmals bühnenbereit machen. In der Pause gab es am meisten Aufregung, weil alle gleichzeitig aufgefrischt werden mussten. Hinter der Bühne gab es glückli-cherweise nur wenige Kostümpannen, die Alex aber immer im Griff hatte. Es entstanden Probleme wie kaputte Kostüme, ver-schmierte Gesichter oder zerzauste Haare. Auf der Bühne selbst gab es auch einige wenige Pannen, die aber nicht bemerkt wur-den, weil die Schauspieler so gut damit umgingen und einfach weitermachten, als ob nichts wäre. Die Theaterwoche war streng. Aber im Endeffekt hatten wir viel Spass und konnten auch noch viele neue Freunde finden. Un-sere grösste Schwierigkeit stellten der Zeitaufwand dar und das Nachholen des Stoffes, den wir durch das Fehlen im Unterricht verpasst hatten. Wenn man am Theater interessiert ist, aber denkt, dass man keine Zeit hat, Schauspieler zu sein, kann man immer noch hinter der Bühne mitwirken und so eine neue Pers-pektive des Theaters erhalten. n

Noelina Falkiner (M41)

Gioia Baltensperger (M42)

THEATERTheaterwerkstatt

HINTER DER BÜHNE

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April 2018 | CLUBS AM FGZ LIFE | 17

Das synchronisierte Stampfen der Legi-onäre und das Klappern der zehn Kilo-gramm schweren Kettenhemden ist gut zu hören. «Legionem statite!», brüllt Phi-lipp Xandry, der Legionsleiter, und die fünf Legionslehrlinge stellen sich ohne Fehl und Tadel in eine perfekte Reihe. Sie halten den Atem an und blicken auf den vor ihnen liegenden Trainingsort, eine grüne Wiese, umgeben von prächtigen Bäumen. Sie ist menschenleer. Auf der linken Seite gibt es zwei Holzschuppen, in denen unzählige römische Antiquitäten zu finden sind. Die Luft ist sehr frisch und es riecht leicht nach süssem Nektar. Der rauschende Verkehrslärm der Stadt ist prägnant zu hören neben dem Scheppern der eisernen Schwerter. «Hört zu! Ihr wer-det in drei Gruppen aufgeteilt: Speerwurf, Ausrüstung und Schwerttechnik!», be-fiehlt Philipp Xandry, und gleich stampfen die jungen Legionäre laut raschelnd auf ihre Posten zu. Beim Speerwurf ist zu beachten, dass man den abgerundeten Holzstab im Schwer- punkt hält, den Speer über die Schul-ter legt und ihn mit viel Schwung im 45 Grad-Winkel lang mit der Hand beglei-tet und dann perfekt abwirft. Stolz führt der älteste Legionär vor, wie er den drei Kilogramm schweren Speer wirft, und es donnert heftig an den sieben Meter ent-

fernten Schildern. Nun schleu-dern die restlichen zwei Legio-näre ihre Speere, und es kracht und knallt erneut an den höl-zernen Schildern. Die mühsam erlernte Technik der jungen Le-gionäre kommt jetzt brillant zum Vorschein. Diese Disziplin sieht einfacher aus, als sie ist. Ein etwas kleinerer Legionär zieht Unmengen an Material aus einem Schuppen und erklärt, dass es bei den Römern zwei verschiedene Tuniken gab. Das erste Stück ist eine weisse Tunika aus Lei-nen, die für den Sommer gedacht ist. Das etwas dickere Modell ist rot und wurde während der Winterzeit getragen. Darü-ber zieht man ein zehn Kilogramm schwe-res Kettenhemd an, das aus 10’000 klei-nen Metallringen besteht. Das typische Kurzschwert der alten Römer hiess Gla-dius. Der Gladius und der Dolch sind am Waffengürtel befestigt, an dem darüber hinaus ein Metallschmuck angebracht ist, das sogenannte «bling bling». Um das Outfit abzurunden, gibt es noch den Helm mit dem gepolsterten Helmschutz und speziellen Funktionen, die den Legionär exzellent am Kopf schützen.

«Legion ist Nahkampf, und deswegen müsst ihr die drei wichtigsten Schwert-techniken erlernen, damit ihr euch in der Legion verteidigen könnt!», berichtet die einzige weibliche Legionärin Maud Steinbach. Geradeaus stechen, von oben stechen, Schild hoch und geradeaus ste-chen sind die drei wichtigsten Techniken. Nun steigt die Legionärin auf eine er-höhte Stufe einer kleinen Mauer gegen-über. Dort schreit sie die drei Positionen und der Rest muss sie ausführen. Beim Schwertkampf ist schnelles und präzises Stechen angesagt, sonst unterliegt man im Kampf sehr schnell.Alle Legionslehrlinge haben die eiserne Probezeit bestanden und werden heute zum ausgebildeten Legionär befördert. Alle Legionäre versammeln sich und es wird ein leicht stinkendes Rauchopfer vorbereitet. «Ihr müsst schweigen, sonst werden die Götter zornig und wir müssen diese Zeremonie wiederholen», warnt uns Zenturio Xandry. Es ist der spezielle Tag, an dem die Lehrlinge zu Legionären wer-den. Der Zenturio ruft jeden zu sich, sagt etwas auf Latein und überreicht dann eine Halskette mit einem persönlichen Kennzeichen. n

Emma Sauser (U25)

CLUBS AM FGZDie Legio X erhält Zuwachs

«SCHWEIGT, SONST ZÜRNEN DIE GÖTTER!»Auf einer versteckten Wiese beim Bahnhof Enge werden die legendären Soldaten Roms

erneut ins Leben gerufen. Das Training des Legionsleiters ist eisern. Die Legionäre folgen ihm aber klaglos.

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18 | LIFE CLUBS AM FGZ| April 2018

Schach-Club

WENN DENKEN ZUM SPORT WIRDSchach – eine Kombination aus Geduld, Vorstellungsvermögen, Strategie und Anwendung der

Theorie. Im Schachclub des FGZ wird dieses beeindruckende Gedankenspiel gelehrt. So wird das Gehirn der wissbegierigen Schüler auf Hochtouren gebracht.

Leise betreten die Schüler die Bibliothek des Freien Gymnasium Zürich im See-feld. Sie setzen sich auf die hölzernen Stühle, die ein kratzendes Geräusch von sich geben. Ein schwacher Geruch von Schweiss dringt in die Nase; die Schule ist seit kurzem zu Ende und es ist unan-genehm warm in der Bibliothek. Man hört die rauschenden Windströme, die durch die teilweise offenen Fenster in die abge-trennte Bibliothek eindringen. Geschickt

bauen die fleissigen Lehrlinge das Schachbrett auf und stellen die Figuren auf die richtigen Felder. Das Schachspiel beginnt. Der Schachlehrer rollt geschmeidig auf seinem Rollstuhl von Tisch zu Tisch. Im Flüsterton gibt er den eifrigen Schülern Tipps. Sie blicken aber nicht hoch, sie bleiben konzentriert, nie dürfen sie etwas übersehen, denn es kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Der Schachclub des FGZ findet jeden Montag um jeweils 16 Uhr statt. Er wird von Roger Loup und Olivier Schwander, einem un-serer Englischlehrer an der Schule, geleitet. 14 Schüler aus verschiedenen Klassen nehmen daran teil. Diese haben etwas gemein: ihre Faszination fürs Schach-Spielen.

Ein Lachen durchbricht die eiserne Stille. Jonas Bergental und Alexander Leon Reichenbach, zwei Freunde, spielen gespannt gegeneinander. Den Kopf auf den Händen abgestützt, machen sie geschwind Züge. Die beiden haben Erfahrung. Ab und zu wird zuhause mit Papa und Grosspapa gespielt. «Es ist eine Ab-wechslung vom Alltag», meint Alex. «Richtige Profis sind wir aber

nicht», fügt er noch hinzu. Jonas lächelt gezwungen, er hat ge-rade einen Turm verloren. Es sieht im Moment nicht gut aus. Er hat sich «GAME OVER» auf die Hand geschrieben, für den Fall, dass er gewinnen würde. Anscheinend war das ein schlechtes Omen.

«Es ist ungewöhnlich, dass mehr Mädchen im Schachclub des FGZ teilnehmen als Jungen», erklärt Loup. «An den Turnieren gibt es sonst immer mehr Knaben als Mädchen.» Er selbst war schon als Kind vom Schach begeistert. Mit acht Jahren fing Roger Loup an, intensiv zu üben, um dann mit zwölf Turniere zu bestreiten. Zwei Mal scheiterte er in der letzten Partie und wurde somit Vize-Kreismeister. Trotzdem wurde er mit dreizehn Jahren Jugendleiter. Nun ist er 43 und sein Herz schlägt immer noch für Schach. Mit Freude gibt er den jüngeren Schachspielern seine Leidenschaft weiter. Begeistert sieht er zu, wie der junge Schüler neben ihm einen cleveren Zug macht. «Berührt! Geführt!», ruft Olivier Schwander mit einem breiten Lä-cheln im Gesicht. Er selbst spielt auch gerne Schach, der soziale Aspekt ist ihm dabei besonders wichtig. Ruckartig zieht er den Stuhl nach hinten und setzt sich. Ein spannendes Spiel kann be-ginnen. So viel ist klar: Schach ist ein Brettspiel, das viele verschiedene Bedeutungen für die Schach-Schützlinge des FGZ hat. Sei es der soziale Aspekt, die Ablenkung von der virtuellen Welt (wie bei Jonas und Alex) oder das Spiel an sich. Einen Schluss kann man ziehen: Montagnachmittags um vier Uhr können die 14 Lehrlinge des Schachclubs sich in den Stuhl zurücklehnen, den harten Alltag ausblenden und gebannt eine spannende Partie Schach spielen. n

Guy Dorschner (U12)

14 Schüler aus verschiedenen Klassen nehmen daran teil. Diese haben

etwas gemein: ihre Faszination fürs Schach-Spielen.

So viel ist klar: Schach ist ein Brettspiel, das viele verschiedene

Bedeutungen für die Schach-Schützlinge des FGZ hat.

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April 2018 | CLUBS AM FGZ LIFE | 19

Poetryclub

SCHREIBEN IST ERST DER ANFANG

DIE ZUNKUNFT, PROGRAMMIERT VON KINDERNProgrammieren ist eine schwierige Aufgabe – doch nicht für die Kinder des Computer-Clubs am FGZ.

Da erlernen sie alles Nötige, was für Computer wichtig ist.

Unser Ziel im Poetryclub ist, Menschen mit unseren Texten zu bewegen. Wir schrei ben seit fast zwei Semestern an einem selbstgewählten Projekt: Einige entwerfen einen Roman, bei anderen entsteht ein Theaterstück. Neben dem Schreiben lesen wir uns aber auch gegen-seitig unsere Fortschritte vor. Bald stand die Frage im Raum, wie es ei-gentlich weitergeht mit den Manuskripten von Autoren, wenn sie fertiggeschrieben haben und publizieren möchten. Könnten wir unsere eigenen Texte veröffentlichen? Wie sieht dieses Prozedere aus? Wer liest den Text Korrektur? Wo müssten wir ihn überhaupt einreichen, damit er in die Aus-

wahl käme? All diese Fragen schwirrten uns im Kopf herum, weshalb Frau Zürcher, unsere Poetryclublehrerin und Men-torin unserer Texte, eine Re-ferentin arrangierte, die viele Jahre bei verschiedenen Verla-gen gearbeitet hat. Nun ist sie selbst Schriftstellerin und hat das Prozedere am eigenen Leib erfahren - und erlebt es gerade wieder. Frau Alice Grünfelder ist nämlich selber dabei, ein Buch zu veröffentlichen. Durch ihr Referat und ihre Aus-führungen haben wir einen guten Einblick in das nicht so glamouröse Leben eines mo-dernen Autors erhalten. Sie zeigte uns auf, durch welche Schritte ein Text gehen muss, um überhaupt abgesendet werden zu können. «Lasst den Text nicht nur von eurer Familie lesen, denn die findet so-wieso alles, was ihr macht, gut und süss», riet sie uns unter anderem. Auch dass der Autor in den allermeisten Fällen weder über das Cover noch den tatsächlichen

Titel des Buches entscheiden kann, war uns bis zu ihrem Referat überhaupt nicht bewusst. Es war etwas bedrückend und desillusionierend zu erfahren, wie viel Fremdbestimmung bei so einer Veröffent-lichung mit dabei ist. Nun kennen wir aber zumindest die harte Realität eines Autors. Und schreiben und arbeiten weiter an unseren eigenen Texten. n

Langsam füllt sich der kleine Raum im Untergeschoss des FGZ, und es wird lauter und voller. Die Schülerinnen und Schüler begrüssen den Verantwortlichen des Computer-Clubs und setzen sich. Es herrscht Stille. Zuerst erklärt Patrick Ruckstuhl die Notwendigkeiten des Co-ding, denn heute sollen die Schüler einen Button fürs Register ihrer neu kreierten Webseite entwickeln.Die Kinder, die mitmachen, kommen aus

verschiedenen Klassen. Timoteo aus der U10 sagt, als er ge-fragt wird, wieso er hier ist: «Ich bin in diesem Club, weil ich eine App kreieren wollte, und bis jetzt hat es sich gelohnt, weil ich hier viel lerne.» Heute ist er verantwortlich dafür, Bilder für seine Webseite zu finden. Diese Webseite ist eine Schulseite, die den Computer-Club darstellt. Auch ein anderer Teilnehmer sagt über seine Motivation, hier zu sein, dass er eine App entwickeln will. Bis jetzt wurde nur an der Webseite gearbeitet, doch die Schüler hoffen, dass sie nächstes Jahr mit einer App anfangen können.

Sobald Herr Ruckstuhl mit der Erklärung fertig ist, tippen die Schüler wie auf die Wette. Sie gehen aufs Programm und sind fest entschlossen, dieses fertig zu kriegen. Tom aus der U14 ist sehr interessiert an Computersoftwares und generell daran, was mit Computern zu tun hat. Wie alle anderen erhofft er sich auch, einmal eine App zu entwickeln: «Bis jetzt hat es sich auf jeden Fall gelohnt.» Er ist bei der Webseite für die Pausen zuständig, das heisst, er schreibt darauf, wann die Pausen anfangen und enden und wie viele es hat. Er ist sehr fasziniert von der Arbeit, die im Computer-Club gemacht wird. Die Stimmung im Zimmer ist fast immer gleich ruhig und nur wenige Schüler reden. Man merkt, dass sie sehr in ihrem Stoff aufgehen, und es sieht so aus, als wollten sie schnell fertig werden. Es macht einen sehr guten Eindruck, wenn man sieht, was für fleissige und engagierte Kin-der von einer erfahrenen Lehrperson unterrichtet werden. n

Louis Spiesshofer (M43)

Alexia Dengler (U25)

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20 | LIFE LETZTE | April 2018

HIDDEN FIGURES

«Probleme gibt es immer und überall, sonst bleibt man stehen. Auch im FGZ ist nicht alles Gold, was glänzt.›› (Erich Wieser)

Wir besuchen ein kleines Privatgymna-sium. Das FGZ ist, verglichen mit einer öffentlichen Schule, winzig. Jedoch gar nicht so winzig, wie wir denken. Auf neun Stockwerken wird sich immer ein Problem finden, das unvorhersehbar ist und nach einer schnellen Lösung ruft. Wir Schüler sind es uns gewohnt, ein sauberes und funktionierendes Schulhaus zu betreten. Klar, wir haben unseren Fokus auf irgend-welchen Prüfungen und Hausaufgaben, auf unseren Freunden und auf den Pau-sen, in denen wir unseren Spass haben. Selten oder sogar nie machen wir uns Ge-danken darüber, wer denn dieses Schul-haus in Schuss hält, wer denn die Figuren im Hintergrund sind, die alles am Laufen halten.Aus diesem Grund möchte ich euch un-ser Hausdienstteam näherbringen. Es besteht aus dem Hausdienstchef Erich Wieser, Manfred Bichler und Sebastian Wandrich, der letzten Frühling neu da-zugekommen ist. Für die drei Herren gibt es keine Langeweile und keine Gewohn-

heiten in ihrem Beruf, denn ein Betrieb mit über 550 Schülerinnen und Schülern und etwa 80 Lehrerinnen und Lehrern ist nie berechenbar. Der Kontakt zu so vie-len verschiedenen Menschen ist vielfäl-tig, aber natürlich auch nicht immer pro-blemfrei. Bei all ihren Tätigkeiten und bei der Behebung von Problemen achtet das Haudienstteam darauf, dass der Schulbe-trieb nicht behindert wird, und trägt somit eine weitere Last auf seinen Schultern. Dem Hausdienst fehlt es nie an Arbeit, denn er ist zuständig für die Heizung, die Lüftung, die Klimaanlage, den Strom, die Audioanlagen, die Schulzimmer, die Koor-dination der Reinigung, die Vorbereitung von Anlässen und für unzählbare weitere

Dinge. Bei Planungen von Umbauten und Erweiterungen wird er auch mitein-bezogen, denn er kennt das Schulhaus schliesslich am besten. Wir alle könnten einen Beitrag leisten, in-dem wir aus Respekt und Anstand dem Hausdienst gegenüber, aber auch aus Respekt unserer Gemeinschaft gegen-über, mehr Sorge zu den Zimmern und Einrichtungen tragen und auch den Abfall richtig entsorgen würden. Wer einmal zur Strafe in den Katakomben des FGZ halb-volle, und damit falsch entsorgte, PET-Flaschen leeren musste, wird nie wieder falsch entsorgen, glaubt mir, ich habe selbst Erfahrung damit. n

Joshua Kordic (M31)

Impressum

Fotos Fotografien von Václav Havel und Malala Yousafzai mit freundlicher Genehmigung der Robert F. Kennedy Stiftung (©Eddie Adams), Heidi Arens, Louisa Boyens, Tonko Buterin, Philipp Kern, Klaudija Kordic, Michael Rumngevur, Moritz Schenk, Laura Tönett, Philipp Xandry Texte Livia Anderegg, Louisa Boyens, Gioia Baltensperger, Alexia Dengler, Rajiv Das, Guy Dorschner, Noelani Falkiner, Philipp Gottstein, Philipp Kern, Joshua Kordic, Adeline Mathier, Thomas Oertle, Tiger Perkins, Nicola Prenosil, Eric Reutener, Emma Sauser, Anthony Sieger, Louis, Spiesshofer, Nico Steiner, Laura Tönett, Matilde von der LageLektorat: Klaudija Kordic, Giovanni Valle Layout und Druck Köpflipartners AG, Neuenhof