lern- und arbeitstechniken für das studium || der häusliche arbeitsplatz und die arbeitsmittel

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5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel Worum geht es im 5. Kapitel? Aus der Lernpsychologie wissen wir, dass viele besser lernen können, wenn sie dafür einen (gewohnheitsmäßig) lieb gewordenen (Arbeits-) Platz aufsuchen. Bei anderen spielt dies kaum eine Rolle. Jene können sich an verschiedenen Orten für das Lernen und Arbeiten motivieren. Je nach den individuellen Gegebenheiten wird sich auch nicht jede(r) idea- le Bedingungen in der Wohnung oder Wohngemeinschaft schaffen kön- nen, zumal auch einiges für die Bibliothek als Arbeitsplatz spricht. Doch langfristig wird man sich auch „zu Hause“ einen Arbeitsplatz einrichten. Hinweise dieses Kapitels zur Ausstattung desselben sind u. U. hilfreich bei den Überlegungen hinsichtlich einiger Anschaffungen. Empfehlun- gen zum Aufbau von Karteien sowie Überlegungen zur Ordnung des gesammelten Materials runden das Kapitel ab. 5.1 Die Ausstattung des eigenen Arbeitsplatzes Ihr Arbeitsplatz sollte sich möglichst in einem ruhigen Zimmer befinden, in dem Sie sich wohlfühlen. Ich weiß, dass nicht alle von Ihnen ideale Bedingungen vorfinden oder herstellen können, aber Sie werden in diesem Kapitel Hinweise bekommen, die Ihnen eventuell helfen, sich nach und nach bessere Bedingungen zu schaffen. Wichtig für die Lern- und Schreibarbeit ist ein geeigneter Arbeitsplatz, beste- hend aus einem ausreichend großen Schreibtisch (mindestens 1 m breit und 60 cm tief, ca. 75 cm hoch; ideal: 160 × 90 cm Schreibtischplatte), einem (zwischen 42 und 53 cm höhenverstellbaren Dreh-)Stuhl sowie 89 F. Rost, Lern- und Arbeitstechniken für das Studium, DOI 10.1007/978-3-531-94088-5_5, © VS Verlag für Sozialwissenschaſten | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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5Der häusliche Arbeitsplatzund die Arbeitsmittel

▸ Worum geht es im 5. Kapitel?Aus der Lernpsychologie wissen wir, dass viele besser lernen können,wenn sie dafür einen (gewohnheitsmäßig) lieb gewordenen (Arbeits-)Platz aufsuchen. Bei anderen spielt dies kaum eine Rolle. Jene könnensich an verschiedenen Orten für das Lernen und Arbeitenmotivieren. Jenachden individuellenGegebenheitenwird sich auchnicht jede(r) idea-leBedingungen inderWohnungoderWohngemeinschaft schaffen kön-nen, zumal auch einiges für die Bibliothek als Arbeitsplatz spricht. Dochlangfristig wird man sich auch „zu Hause“ einen Arbeitsplatz einrichten.Hinweise dieses Kapitels zur Ausstattung desselben sind u. U. hilfreichbei den Überlegungen hinsichtlich einiger Anschaffungen. Empfehlun-gen zum Aufbau von Karteien sowie Überlegungen zur Ordnung desgesammelten Materials runden das Kapitel ab.

5.1 Die Ausstattung des eigenen Arbeitsplatzes

IhrArbeitsplatz sollte sichmöglichst in einem ruhigenZimmer befinden, in demSiesich wohlfühlen. Ich weiß, dass nicht alle von Ihnen ideale Bedingungen vorfindenoder herstellen können, aber Sie werden in diesem Kapitel Hinweise bekommen,die Ihnen eventuell helfen, sich nach und nach bessere Bedingungen zu schaffen.

Wichtig für die Lern- und Schreibarbeit ist ein geeigneter Arbeitsplatz, beste-hend aus

• einem ausreichend großen Schreibtisch (mindestens 1m breit und 60 cm tief, ca.75 cm hoch; ideal: 160 × 90 cm Schreibtischplatte),

• einem (zwischen 42 und 53 cm höhenverstellbaren Dreh-)Stuhl sowie

89F. Rost, Lern- und Arbeitstechniken für das Studium,DOI 10.1007/978-3-531-94088-5_5,© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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Abb. 5.1 Die Abstufungendes Greifraums (Quelle:Zielke 1988, S. 17)

• Möbeln für eine geordnete Aufbewahrung von Materialien (Regal, Bücherbord,. . . ).

Hinsichtlich der (An-)Ordnung auf Schreibtischen empfehlen Clean-Desk-Berater nicht nur die Entrümpelung der Arbeitsfläche von allem Überflüssigen,sondern die Anordnung der wichtigsten Materialien und Utensilien in „drei Ab-stufungen des Greifraums“ (Schmidt und Fohrer 2006, S. 12):

• Die unmittelbar vor dem Sitzplatz befindliche Arbeitsfläche im direkten Greif-raum dient zur Bearbeitung der gerade in Arbeit befindlichen und dazu benö-tigten Unterlagen und Stifte (Bereich 1 in Abb. 5.1).

• Die Bereitstellungfläche im erweiterten Greifraum dient der Aufbewahrung vonUtensilien und Unterlagen, die wir durch ein leichtes Vorbeugen vom Sitzplatzerreichen können, wie z. B. Locher, Fremdwörterlexikon oder Telefon (Bereich 2in Abb. 5.1)

• Ist der Schreibtisch groß genug, so gibt es auch noch eine Reservefläche immaxi-malenGreifraum, der für Arbeitsmittel undUnterlagen vorgesehen ist, die selte-ner am Tag benötigt werden, z. B. Ablagekörbe. Dabei müssen wir uns maximalnach vorne beugen und den Greifarm voll ausstrecken (Bereich 3 in Abb. 5.1).

WenigerwichtigeMaterialien können inden Schubladendes Schreibtisches odereines Rollcontainers, in Schränken oder Regalen aufbewahrt werden. Ein kurzesAufstehen oder Sichbücken schadet nicht, zumal wir alle viel zu lange amTag sitzen.Wichtiger als die Berücksichtigung vonGreifräumen istm. E., dass alles seinen festenPlatz hat, damit nicht lange gesucht werden muss. Nach Schätzungen der Clean-Desk-Berater gehen ca. 10 Prozent der Arbeitszeit verloren, weil Unterlagen oderelektronische Dateien langwierig zu suchen sind.

5.1 Die Ausstattung des eigenen Arbeitsplatzes 91

Bei denjenigen, die sich leicht ablenken lassen, sollte der Arbeitsplatz nachMög-lichkeit keine Gegenstände enthalten, die vom Lernen und Arbeiten ablenken. Ersollte nur mit den zur geistigen Arbeit notwendigen Büchern, Materialien und Ge-räten ausgestattet sein. Welche Anschaffungen sinnvoll sind bzw. bedacht sein wol-len, entnehmen Sie bitte der Checkliste aus Abb. 5.2. – Für die Arbeit in der Hoch-schule und den Bibliotheken sollten Sie ein Klemmbrett als Schreibunterlage sowieeine Federmappe mit nicht zu wertvollem Schreibgerät besitzen (Diebstahlgefahr!),sodass Sie nicht immer IhrWerkzeug vomSchreibtisch ein- und auspackenmüssen.

Angesichts von Internet undWikipedia werde ich oft gefragt, ob denn eine An-schaffung von Fremdwörterbuch und fachlichen Nachschlagewerken noch nötigsei. Wikipedia wird in der Tat immer besser und kann in vielen Bereichen ein all-gemeinbildendes Lexikon ersetzen. In manchen Bereichen ist Wikipedia nicht nuraktueller, ausführlicher und präziser als ein mehrbändiges Lexikon, aber es gibt –ob berechtigt oder nicht – immer noch Vorbehalte von Lehrenden, die Wikipedianicht als Quelle für wissenschaftliche Arbeiten akzeptieren. Da die Noten Ihrer Ar-beiten davon abhängen können, klären Sie bitte vorher mit Ihren Lehrenden, obWikipedia-Artikel verwendet werden dürfen oder nicht.

Welches Fachlexikon empfehlenswert ist, dazu befragen Sie ambestenDozentin-nen undDozenten Ihres jeweiligen Studiengangs. Schauen Sie sich die empfohlenenWerke vorher in der Bibliothek bzw. in einer Buchhandlung genau an, bevor Sie dasBuch kaufen. Manche Hochschulbibliotheken stellen Nachschlagewerke und ande-re benötigte Literatur in ihrem Intranet bzw. über Lernplattformen zur Verfügung.Etliche Lexika gibt es auch auf CD-ROM oder DVD, sodass diese mithilfe einesComputers genutzt werden können. Viele Informationen kann man auch im In-ternet recherchieren, allerdings kann man sich nicht unbedingt auf alle Angabenverlassen, weil etliche falsch oder inaktuell sind (s. dazu Kap. 8).

5.1.1 Computer – Desktop-PC oder Laptop?

Für die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge ist ein Computer erforderlich,nicht nur weil schriftliche Leistungsnachweise (s. Abschn. 10.4) – abgesehen vonden handgeschriebenen Klausurarbeiten – maschinenschriftlich abzugeben sind,sondern weil die Präsentationen aus Vorlesungen, die zu lesenden Materialien fürSeminare, die Übungsaufgaben, ja sogar manche (Multiple-Choice-)Klausuren denGebrauch eines Computers voraussetzen. Da schon im Sommersemester 2000 97%der Studierenden Zugang zu einem PC hatten, 85% sogar einen eigenen besaßen(vgl. Middendorff 2002, S. 5), ist dies wohl mittlerweile ein neuer Standard. WennSie noch nicht recht wissen, ob ein Studium für Sie das richtige ist, kommen Sie zu

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Gegenstand, Materialgruppe, Gerät Vorhand. = Anschaffung

notwendig = !A. erwägens-

wert = ?

Dringlich- keit der

Anschaffung (1,2,3)

Terminkalender und Stundenplan bzw. Organizer

Diverse Schreibwerkzeuge inkl. Ersatzminen, Tinte, Bleistift, ggf. Bleistiftanspitzer, Textmarker

– für die Hochschule – Klemmbrett und Federmappe mit billigen Schreibgeräten

Lineal, Schere, robuster Locher mit Anlageschiene, Heftmaschine nebst passenden Heftklammern

Klebefilm und -abroller, Alleskleber, Klebestift oder -Roller

Büro- und Manuskriptklammern, Gummiringe

Radiergummi, Korrekturstift oder -roller

Papier (verschiedene Sorten DIN A4, blanco, kariert, Ringbuchein-lagen)

(selbsthaftende) Notizzettel

Ordnungsmittel, wie Aktendeckel, Klarsichthüllen, Prospekthüllen, Schnellhefter, Aktenordner (nebst Trennblättern), Schachteln, Stehsammler, Archivboxen, Ablagekörbe, Hängemappen (mit Leinenfröschen) nebst Hängemappenständer, je nachdem, wie Sie Ihr Material aufbewahren wollen (s. Abschn. 5.4)

Sofern Sie konventionelle Karteien anlegen wollen, Karteikästen, linierte Karteikarten und alphabetische Leitkarten entsprechenden DIN-Formats: – Ideen- und/oder Zu-erledigen-Kartei, Zettelkasten: mindestens DIN A7 – Literatur- und/oder Personenkartei: mindestens DIN A7 – Schlagwort-/Fundstellenkartei: mindestens DIN A7 – Zitatenkartei: mindestens DIN A7 (wenn nicht mit Lernkartei

gemeinsam geführt, dann DIN A6) – Arbeits-/Lernkartei: mindestens DIN A6 – Exzerptkartei: mindestens DIN A5 oder auf DIN A6 gefaltete DIN-

A4-Blätter (s. Abb. 9-9) – evtl. farbige Karteikartenreiter (mit Dorn!)

Desktop-PC (mit Monitor, Tastatur, Maus) oder Laptop

Drucker oder Multifunktionsgerät (Drucker/Scanner/Fax)

eine bewegliche Schreibtisch-/Architektenleuchte

großer Papierkorb, ggf. mit Einhänger zur Mülltrennung)

eine Pinnwand – sofern Platz dafür vorhanden –

ein Handapparat (evtl. in digitaler Form auf CD oder DVD) zumindest bestehend aus – einem aktuellen Rechtschreib- und – einem Fremdwörterbuch sowie – zumindest einem Nachschlagewerk für jedes Ihrer Studienfächer

Abb. 5.2 Checkliste notwendiger/hilfreicher Utensilien für den eigenen Arbeitsplatz

5.1 Die Ausstattung des eigenen Arbeitsplatzes 93

Beginn des Studiums auch noch ohne eigenen PC aus, denn die Hochschulen stellenin PC-RäumenHard- und Software zur Verfügung. Diese Arbeitsplätze sind jedochstark frequentiert, sodass Sie u.U. Wartezeiten oder zeitliche Nutzungsbeschrän-kungen hinnehmen müssen. Viele, die zu Hause ein Standgerät – es muss nicht dereigene PC sein – zur Verfügung haben, nutzen in der Hochschule die Rechner imPC-Raum oder in der Bibliothek, weil sie dort auch an Materialien kommen, dievon dort über Campuslizenzen für Hochschulangehörige unentgeltlich zu nutzensind.

Die Vorteile der Computernutzung für ein Studium sind enorm, da dieser auchin sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern als Arbeitsmittel immer mehr anBedeutung gewinnt (vgl. M. Rost 1997; Koschorreck und Suppanz 2003). Nichtnur, dass damit Texte leicht zu korrigieren, zu ergänzen und mit anderen schonvorhandenen Texten zu verbinden sind; es ist die Umstellung von ganzen Textab-schnitten möglich, ohne dass alles noch einmal getippt werden muss. Später, wenndie Abschlussarbeit zu schreiben ist, ist demnach ein eigener PC sehr zweckmäßig.Man kann Literatur im Internet recherchieren und Bücher per Fernleihe bestel-len (s. Kap. 8), die Rechtschreibung kontrollieren und Anmerkungen automatischverwalten lassen, Literaturlisten alphabetisch sortieren, elektronische Karteikästenfüllen bzw. Datenbanken anlegen, statistische oder inhaltsanalytische Auswertun-gen (mittels SPSS oder MAXQDA) vornehmen und vieles mehr.

Wer es sich leisten kann, sollte überlegen, ob er sich einen Laptop anschafft, denman auch an die Hochschule mitnehmen kann. Dort sind mittlerweile Wireless-LAN-Zugänge für die „Notebook-Universität“ eingerichtet, damit Sie an IhrerHochschule ohne Kabel und Kosten online gehen können. Laptops, die es in di-versen Größen und Ausstattungen gibt (und je nach Format auch als Note- bzw.Netbooks bezeichnet werden), sind allerdings immer leistungsschwächer als eingleich teures Standgerät samt Monitor. Schwachstelle der meisten Laptops ist dieStromversorgung: Viele Akkus sind – entgegen der Herstellerangaben – nach kur-zer Zeit leer und nach ca. 1000 Ladezyklen Sondermüll. Ein Notebook, das nichtmindestens 3 h ohne Netzanschluss betrieben werden kann, ist sein Geld nichtwert! Also heißt es oft, noch das Netzteil mitzunehmen und eine Steckdose zufinden. Ergonomisch ist so ein Notebook mit spiegelndem Bildschirm und schma-ler Tastatur für den Dauergebrauch nicht optimal. Auf der anderen Seite sind dieLaptops mittlerweile robuster und auch nicht mehr so teuer. Da leider auch an denHochschulen Diebe ihr Unwesen treiben, heißt es zudem, den eigenen Laptop nieunbeaufsichtigt zu lassen.

Wer sparen muss, sollte sich überlegen, ob es nicht – nach ausgiebiger Funk-tionsprüfung – ein gebrauchter PC (oder Laptop) sein kann (Rechnung verlan-gen, Garantie aushandeln!). Meist ist hierauf schon Software installiert, die somit

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nicht mehr gekauft werden muss. Bedenken Sie beim Kauf auch, was für die je-weiligen wissenschaftlichen Anwendungsarten unbedingt an Hard- und Softwareerforderlich ist. Muss es beispielsweise eineWLAN-Expresskarte sein? RiesengroßeFestplatten und superschnelle Video-Grafikkarten brauchen nur Spiele-Freaks unddiejenigen, die aus dem Internet Bilder, Videos bzw. MP3-Clips herunterladen. Ei-ne auf denMonitor abgestimmte Grafikkarte, die ein flimmerfreies Bild ermöglicht,sollten Sie sich dagegen gönnen. Achten Sie schon beim Kauf auf ein blend- undflimmerfreies Bild, was bei den Flachbildschirmenmeist gegeben ist. Ein imTinten-bzw. Tonerverbrauch kostengünstiger Drucker ist sicherlich wichtiger als beispiels-weise ein Scanner.

Wichtig ist eine grundlegende Einarbeitung in die Softwareprogramme, die ambesten über Kurse erfolgt (Grundkenntnisse zum Betriebssystem, zur Datenein-und -ausgabe sowie zur Datensicherung; Kenntnisse zu Software-Produkten, mitdenen man arbeiten will/muss). Solche Einführungen werden an den Rechenzen-tren der Hochschulen und an Volkshochschulen angeboten. Es gibt auch im In-ternet entsprechende Schulungen bzw. Tutorials, so auch von der Firma Micro-soft. Wichtig ist, dass man die gelernten Kenntnisse gleich übt und immer wiederanwendet. Gute Anregungen und Hilfestellungen für die Arbeit mit der SoftwareMicrosoft-WORD (für Windows/Macintosh) geben Hahner et al. (2011), Sesink(vgl. 2010) und Karmasin und Ribing (vgl. 2009). Oft wird ab dem ersten Semes-ter auchMicrosoft-POWERPOINT für studentische Präsentationen verwendet. Al-lerdings handelt es sich bei Microsoft-OFFICE – trotz Studentenrabatts – um einziemlich teures Software-Paket, sodass Sie sich darüber informieren sollten, welcheSoftware sich als preiswertere oder gar kostenlose Alternative (z. B. OpenOffice.org)bewährt hat.

Ein eigener PC oder die Mitbenutzung eines solchen ist in der Tat sehr nützlich,weil viele Arbeitsschritte, die beim Studium und der wissenschaftlichen Arbeitnotwendig sind (z. B. Termin- und Projektplanung, E-Learning, Recherchen, In-formationsaustausch, Schreiben von Texten, Erstellen von Grafiken, Anlegen undAbfragen von Datenbanken, Karteien, Statistik- und Inhaltsanalysen, Internet-Publikationen), durch die Computertechnik unterstützt werden. Insofern plädiereich dafür, dass Sie möglichst bald mit einem PC arbeiten, zumal im Berufslebender sichere Umgang mit Computern als selbstverständliche methodische Kompe-tenz (computer literacy) vorausgesetzt wird. – Bedenken Sie jedoch auch in diesemZusammenhang: Ein PC ist eine Maschine. Die geistige Arbeit und inhaltlicheAuseinandersetzung mit den Lernmaterialien kann er Ihnen nicht abnehmen unddie ist immer noch viel wichtiger als aller technischer Schnick-Schnack.

5.2 Vor- und Nachteile des eigenen Arbeitsplatzes 95

5.2 Vor- und Nachteile des eigenen Arbeitsplatzes

Nun hat der eigene Arbeitsplatz aber nicht nur Vorteile, beispielsweise im Vergleichzur Arbeit in der Bibliothek (s. a. Abschn. 8.4). Die wichtigsten Vor- und Nach-teile sind in der Abb. 5.3 einander gegenübergestellt. Studierende klagen oft, dassSie nicht die nötige Ruhe in ihrem Zimmer finden. Das betrifft einerseits Störun-gen durch Anrufe, Familienmitglieder oder WG-Mitbewohner, unangemeldetenBesuch, ablenkende Gegenstände und Möglichkeiten am häuslichen Arbeitsplatz(Fernseher, Spielekonsolen), andererseits Beeinträchtigungen durch Musik, durch(Straßen-)Lärm, Unruhe und Gespräche anderer, auch nachts. Soweit sich Störfak-toren durch geeignete Maßnahmen abstellen lassen, sollten Sie sich aktiv darumbemühen, denn Ausgeschlafenheit und eine gewisse konzentrationsförderliche Ru-he sind für die geistige Arbeit erforderlich.

Viele sind es gewöhnt, mit Hintergrundmusik zu arbeiten. Sie wirkt sich beimo-notonen Arbeiten wie mechanischen Tätigkeiten, z. B. beim Ordnen und Abheftenvon Unterlagen, positiv aus, weil sie der Lustlosigkeit und Ermüdung vorbeugt.Auch bei wiederholender geistiger Arbeit und beim Niederschreiben von Textenwirkt Instrumentalmusik des Barock oder von Mozart durchaus leistungssteigernd.Beim Merken, Rechnen und Lesen, insbesondere von schwierigen Texten, ergibtHintergrundmusik, egal welcher Art, wie auch Straßenlärm und andere Störquel-len eine bis zu 25% geminderte Arbeitsleistung (vgl. Hülshoff und Kaldewey 1984,

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+ Arbeitsmittel vorhanden + Unterlagen, Hilfsmittel haben ihren festen Platz + es geht keine Zeit verloren mit Überlegungen,

was mitgenommen werden muss

+ es stehen Bücher zuhauf zur Verfügung + man ist schwer erreichbar + Ablenkungsmöglichkeiten sind minimiert + die allgemeine Ruhe und konzentrierte Arbeit

anderer kann stimulierend wirken

– man ist leicht für andere erreichbar – man ist Ablenkungsversuchungen ausgesetzt – Rhythmus der geistigen Arbeit kann unter-

brochen sein, weil wichtige Literatur fehlt und erst besorgt werden muss

– Unterlagen und Arbeitsmittel müssen mit-genommen werden

– u. U. nicht unerheblicher Zeitverlust durch Zusammenpacken der Sachen und Fahrzeiten

– Der Nutzungszeitraum ist vorgegeben und beschränkt durch die Öffnungszeiten der Bibliothek

Abb. 5.3 Vor- undNachteile des eigenen Arbeitsplatzes imVergleich mit der Arbeit in einerBibliothek

96 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

S. 105). Insofern sollten Sie bei geistigen Tätigkeiten, die eine starke Konzentrationund hohe Aufmerksamkeit erfordern, auf die Beschallung verzichten.

Weitere Störfaktoren sind Beleuchtungsfehler, eine ungeeignete Raumtempera-tur oder Zugluft. Ein häufig gemachter Fehler besteht z. B. darin, abends nur imLichtkegel einer Schreibtischlampe am Arbeitsplatz zu sitzen. Die Dunkelheit desübrigen Zimmers stimmt die Betreffenden schläfriger als bei zusätzlicher Beleuch-tung des ganzen Raumes. Sorgen Sie auch tagsüber für blendfreies, ausreichendhelles (doch nicht zu grelles) Licht, falls die Helligkeit nicht ausreicht. Ist es zu son-nig, kannmanmit Rollos denRaum etwas abdunkeln.Wichtig ist auch, dass Sie sichselbst nicht im Licht sitzen. Insofern sollte die Schreibtischlampe wie eine Architek-tenleuchte verstellbar sein. –Als geeignete Raumtemperatur haben sich Temperatu-ren zwischen +18° und +22° Celsius erwiesen, was vielen Frauen zu kalt erscheint.Mit dieser Bandbreite sind nur Anhaltspunkte genannt; denn wichtiger ist die eige-ne Einschätzung weder zu frieren noch aufgrund einer zu hohen Raumtemperaturvor sich hinzudämmern. – Ausgesprochen unangenehm ist Zugluft. Versuchen Sie,das Fenster und/oder die Tür hinreichend abzudichten bzw. Ihren Arbeitsplatz zuverlegen. Selbstverständlich soll das Fenster noch zu öffnen sein, um Frischluft fürIhr Gehirn in die „Bude“ zu lassen (s. Abschn. 3.6). Eine Checkliste zur Beurteilungdes eigenen Arbeitsplatzes finden Sie in Abb. 5.4.

5.3 Karteien und Datenbanken als Arbeitsmittel

Die Informationsfülle, die jedem von uns während der wissenschaftlichen Arbeitbegegnet, übersteigt die Kapazität jedes Gedächtnisses. Deshalb sind wir auf No-tizzettel und andere Formen von externen Speichern angewiesen. Wer über einenComputer verfügt, kann Texte, Exzerpte, Zitate, Fundstellen oder Literaturhinwei-se mithilfe eines Textverarbeitungs- oder Datenbankprogramms erfassen, abspei-chern, wieder suchen, korrigieren und weiterverarbeiten. Diese Verfahren sind injedem Fall gedruckten/handgeschriebenen Dokumenten und Karteien als Arbeitsmit-tel überlegen, erfordern aber einige Kenntnisse im Umgang mit dem PC sowie sorg-fältige Eingabe/Speicherung und möglichst tägliche Datensicherung z. B. auf externenDatenspeichern wie einem USB-Stick oder selbstgebrannten CD-ROMs. – Da jedochnicht alle über einen Laptop verfügen und es zudem riskant ist, diesen in die Hoch-schule oder Bibliotheken mitzunehmen (Diebstahlgefahr), soll hier auch das be-währte Arbeiten mit konventionellen Karteikarten dargestellt werden. Die Anlagevon Karteien hat allerdings nur Sinn, wenn Sie wirklich mit ihnen arbeiten, sie er-gänzen, pflegen und z. B. Literaturkarteikarten alphabetisch oder nach Sachgebiet

5.3 Karteien und Datenbanken als Arbeitsmittel 97

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Ist das Arbeitszimmer ausreichend ruhig gelegen für geistige Arbeit?

Wenn nicht, sind die Stör-geräusche durch einfache Maß-nahmen abstellbar?

Ist das Zimmer hell und freundlich, hält man sich gerne in ihm auf?

Wenn nicht, was ließe sich ändern?

Kann man das Fenster zum Lüften bequem öffnen?

Zieht es vom Fenster her?

Sauerstoff ist für die geistige Arbeit sehr wichtig

Tür/Fenster abdichten

Ist die Temperatur des Zimmers im Sommer nicht zu warm und im Winter nicht zu kalt?

Isoliermaßnahmen erwägen

Gibt es genügend Stauraum im Zimmer für Bücher, Aktenordner, Stehsammler etc.?

Weniger wichtige Materialien woanders lagern

Ist der Schreibtisch von der Größe her ausreichend? Passen die wichtigsten Utensilien auf den Tisch bzw. in Schubladen?

Tischplatte mind. 1 m breit, 60 cm tief, besser 160 x 90 cm

Steht der Schreibtisch so, dass er am Tag ohne elektri- sche Lichtquelle benutzt werden kann, das Licht aber nicht so grell ist, dass es unangenehm ist?

Mit Jalousie, Rollo oder Gardinen lässt sich der Licht-einfall begrenzen

Kann bei Dunkelheit zu dem Oberlicht eine bewegliche Schreibtischlampe/Architektenleuchte angeschaltet werden?

Preiswerte Architektenleuchten gibt es bei IKEA und in Bau-märkten

Besitzen Sie einen höhenverstellbaren Arbeitsstuhl? Ist er mit der DIN-Norm 4550/4551 gekennzeichnet?

Eine der Körpergröße ange- passte Sitzhaltung ist wichtig. Die Füße sollen nebeneinander plan auf dem Boden oder einem Hocker stehen, dass Ober- und Unterschenkel einen Winkel von 90 Grad bilden. Die Normen geben bestimmt bewährte An-forderungen vor.

Bei der Arbeit mit einem Computer: Sitzen Sie direkt vor der Tastatur und dem Bildschirm oder sitzen Sie schräg zur Tastatur und/oder zum Monitor?

Wie ist die Armstellung beim Tippen auf der Tastatur bzw. beim Arbeiten mit der Maus?

Wie groß ist der Sichtabstand zwischen den Augen und dem Bildschirm?

Hat der Monitor ein blend- und flimmerfreies Bild?

Schauen Sie bei der Arbeit am Monitor gegen ein Fenster?

Eine schräge Sitzposition oder Kopfstellung führt zu Verkramp-fungen und Rücken-/Nacken- problemen.

Tastatur und Maus befinden sich in einer Ebene mit den Ellenbogen und Handflächen. Ober- und Unterarm bilden beim Tippen einen 90 Grad-Winkel.

Empfohlen werden 50–60 cm.

Der Bildschirm sollte so platziert werden, dass Licht vom Fenster seitlich einfällt, sich aber nicht im Monitor spiegelt. Die Höhe des Bildschirms sollte so ein-gestellt werden, dass die oberste Zeile leicht unterhalb der waagerechten Sehachse liegensollte. Dies sind u. a. wichtige ergonomische Gesichtspunkte.

Abb. 5.4 Checkliste zur Beurteilung des eigenen Arbeitsplatzes

98 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

ordnen. Wenn Karteien als selbsterstellte Arbeitsmittel genutzt werden sollen, er-scheint der Aufbau einer Arbeitskartei (= Definitions-/Lernkartei) am sinnvollsten.Für die Arbeits-/Lernkartei benötigen Sie linierte weiße Karteikarten im FormatDINA6 oder größer, fürLiteraturkarteikarten reichen kleinere Karteikarten imFor-mat DIN A7.Manche Ratgeberbücher regen an, verschiedenfarbige Karteikarten fürunterschiedliche Sachgebiete oder Themen zu verwenden, was voraussetzen wür-de, dass immer alle verwendeten Farben bei Ihnen verfügbar sind. Ich dagegenempfehle die Verwendungweißer, linierter Karteikarten und eventuell verschieden-farbiger Karteikartenreiter (mit Dorn, damit sie sich nicht so schnell von den Kar-ten lösen), die oben auf dem Karteikartenrand an unterschiedlicher Position befes-tigt werden können, um bestimmte Fachgebiete oder anderes zu signalisieren (z. B.Fachgebiet Soziologie, Buch vorbestellen, Literaturangabe vervollständigen). – DieVorteile:

1. Man benötigt nur Karteikarten in einer Farbe.2. Farbige Karteikartenreiter zu verwenden kann später begonnen werden, wenn

die Kartei gewachsen ist und man sie weiterführen will.3. Die Arbeitmit Karteikartenreitern ist flexibler, weil leichter änderbar als das spä-

tere nochmalige Abschreiben auf andersfarbige Karteikarten.4. Eine Karteikarte kann mit mehreren Reitern versehen werden, wenn das dazu-

gehörige Buch beispielsweise für verschiedeneThemen interessant ist.

Falls Sie mit Karteikartenreitern arbeiten wollen, legen Sie sich eine Legende an,was die jeweilige Farbe bzw. Form eines Reiters signalisieren soll. Natürlich brau-chen Sie dann einen entsprechenden Vorrat an solchen Karteikartenreitern.

5.3.1 Die (elektronische) Literaturkartei

Auf eine Literaturkarteikarte, mindestens im Format DIN A7, sollten Sie möglichstvollständig und eindeutig lesbar immer nur eine Literaturangabe schreiben, die Siein einem Bibliothekskatalog, einer Datenbank bzw. bei einer Internetrecherche er-mittelt haben. Sollten die Angaben unvollständig sein, sollten Sie sie später –mittelsÜberprüfung am Buch oder Aufsatz (s. Abschn. 8.1.3) – ggf. korrigieren und ergän-zen.

Sie beschriften die Literaturkarteikarte wie folgt: Auf der Kopfzeile – quasi derOrdnungszeile, wie Sie sie auf Bibliothekskarteikartenfinden (s. Abb. 5.5) – notierenSie z. B. den Verfassernamen „Gudjons, Herbert“ (Nachname zuerst, zumindest beider erstgenannten Person), und darunter die weiteren bibliografischenAngaben des

5.3 Karteien und Datenbanken als Arbeitsmittel 99

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Abb. 5.5 Muster für eine Literaturkarteikarte nach den Regeln der Alphabetischen Katalo-gisierung an Wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB)

Werkes. Welche das im Einzelnen sind, wird in Abschn. 10.5.5 beschrieben. Hinzukommt bei Literatur, die Ihnen nicht gehört, ein Standortnachweis („besitzt Chris-tina“ oder „Kopie im blauen Ordner vom 1. Semester“) bzw. die Signatur des Buchs,falls Sie eine solche für „Ihre“ Bibliothek ermitteln konnten (vgl. Abb. 5.5).

Die Rückseite der Karteikarte können Sie für Stichpunkte aus dem Inhaltsver-zeichnis oder persönliche Bemerkungen zu dieser Literaturangabe verwenden. DieKarteikarten sollten in einem ausreichend langen Karteikasten mithilfe von alpha-betischen Leitkarten (A–Z) geordnet werden. Für die Bibliotheksarbeit lohnt sichzudem die Anschaffung eines kurzen Karteikastens, den Sie mit ein paar (leeren)Karteikarten dorthin mitnehmen können.

Literaturverwaltungsprogramme: Mittlerweile gibt es einige preiswerte oder so-gar kostenlose Literaturverwaltungsprogramme, d. h. spezielle Datenbankanwen-dungen zum Aufbau einer eigenen elektronischen Literaturdatenbank. Nähere undaktuelle Informationen finden Sie im Internet, indem Sie nach „Literaturverwal-tungsprogramm“ suchen, z. B. beiWikipedia. Das Produkt Citavi (zz. in der Version3.2) fürMICROSOFT-WINDOWSbeispielsweise ist in einer umfangsbeschränktenVersion als Freeware downloadbar. Sie können alle Funktionen ausprobieren, aberpro Projektdatei können Sie nur 100 Literaturangaben sichern. Für das Ausprobie-ren bei einer kleinen wissenschaftlichen Hausarbeit reicht das allemal. Wem das

100 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

Programm gefällt, der kauft eine Lizenz, die etliche Hochschulen verbilligt an ihreStudierenden abgeben.

Ist das Programm installiert, wird man bei Citavi vor der Eingabe von bibliogra-phischen Angaben (der sogenannten „Titelaufnahme“) gefragt, um was für einenDokumententyp (z. B. Zeitschriftenaufsatz) es sich handelt, der als nächstes einge-geben werden soll. Die am häufigsten verwendeten sind Monographie (ein Buch,dessenText ein odermehrere Autoren gemeinsam verfasst haben), Beitrag in einemSammelwerk (Aufsatz in einem Buch, das ein oder mehrere Herausgeber hat), Bei-trag in einer Zeitschrift sowie das Internetdokument. Citavi gibt aber noch deutlichmehrDokumententypen vor und bietet dann die dafür notwendigen Datenbankfel-der an. Ist der Name einer Zeitschrift (z. B. „Kölner Zeitschrift für Soziologie undSozialpsychologie“) oder Zeitung einmal eingegeben, muss er später bei der Titel-aufnahme vonweiteren Beiträgen nicht noch einmal eingetippt werden. Zu den ein-zelnenDatenbankfeldern sind Hilfetexte einsehbar. Dadurch können sich Neulingesofort orientieren, in welcher Form die Daten einzugeben sind. Darüber hinausgibt es im Internet Tutorials, die Sie finden, wenn Sie nach „Citavi Tutorial“ su-chen. Bei Büchern (Monographien, Herausgeberwerken) können die Titelangabenbei aktiviertem Internetzugang über das Eintippen der Internationalen Standard-Buch-Nummer (ISBN) in ein bestimmtes Datenbankfeld oder mit dem genialenCitavi Picker aus dem Netz geladen werden. Gleiches gilt für Internetdokumentemit einem Digital Object Identifier (DOI). Das erspart mühseliges Eintippen. Den-noch sollte man sich die so aus fremden Quellen geladenen Literaturangaben genauansehen und später anhand der besorgten Literatur überprüfen, denn auch im Inter-net und in Bibliothekskatalogen gibt es lückenhafte Angaben oder gar Fehler.

Citavi 3 ist darüber hinaus mehr als nur eine Literaturverwaltung: Es ist zusätz-lich ein Werkzeug für Wissensorganisation und Aufgabenplanung. Man kann In-haltsexzerpte einbinden, Zitate einkopieren und Paraphrasen sammeln, Schlagwör-ter übernehmen oder selbst eingeben und Kategorien bilden, Daten aus 4000 Da-tenbanken importieren und eigene Daten in andere Programme exportieren, z. B.indem man diese per Mausklick mithilfe des Citavi Publikationsassistenten in einTextverarbeitungsprogramm übernimmt. Geplant in ein WORD-Add-In. Von denSystemvoraussetzungen her verlangt Citavi keinen hochwertigen PC. Programmund Daten passen sogar auf einen USB-Stick.

Es gibt noch zahlreiche weitere Literaturverwaltungsprogramme wie z. B. Bib-Tex, Endnote, RefWorks, Synapsen oder Zotero (vgl. auch Krajewski 2011). Wersich über diese oder weitere informieren möchte, suche im Internet unter „Lite-raturverwaltungsprogramm“. Auf jeden Fall rate ich Ihnen, sich schon im erstenSemester Citavi 3 einmal anzusehen und es auszuprobieren.

5.3 Karteien und Datenbanken als Arbeitsmittel 101

5.3.2 Die (elektronische) Arbeits- und Lernkartei

Ich halte eine Arbeitskartei für wichtig, die auf Karteikarten mindestens im FormatDIN A6 geführt werden sollte. Zweckmäßig ist diese als Lernkartei für

• Vokabeln oder Fachtermini in Fremdsprachen• (Fach-)Termini samt Definitionen• kurze Zitate• Formeln• Regeln• Daten (geschichtliche und andere)• biografische Angaben• Gesetzes- und Vorschriftenhinweise,

die z. B. für Prüfungen eingeprägt werden müssen.Die Beschriftung wird folgendermaßen vorgenommen (vgl. Abb. 5.6): Notie-

ren Sie z. B. wichtige Definitionen oder andere Zitate, die Sie für die inhaltlicheWeiterarbeit benötigen bzw. sich einprägen wollen auf der Fläche unterhalb desdickeren Strichs (Belegkurzangabe, z. B.: „Weber 1972, S. 13“, nicht vergessen!). Indie Kopfzeile darüber kommt ein Stichwort oder eine Schlagwortkette, d. h. eineeventuelle Präzisierung oder Einschränkung sowie – falls Sie mit einer Karte nichtauskommen – eine Nummerierung (Beispiel: „Handlungssystem [Aufbau von -en][Luhmann 1987] [1]“). Wenn Sie Ihre Arbeitskartei jemals als Lernkartei einsetzenwollen, beschriften Sie nur die Vorderseiten der Karteikarten. Wenn Sie sie danntatsächlich als Lernkartei benutzenwollen, schreiben Sie auf die Rückseite noch ein-mal das Stichwort bzw. die Schlagwortkette der vorderseitigenKopfzeile. So könnenSie nun von der Vorderseite z. B. Definitionen auswendig lernen und anschließendvon der Rückseite aus ihr Wissen prüfen und durch anschließendes Umdrehen derKarte selbst kontrollieren.

Zu der Karteikarte aus Abb. 5.6 gehört eine Literaturkarteikarte (mindestens imFormat DIN A7), die die vollständige Literaturangabe zu dem Zitat ergänzt. (Auswelchen Bestandteilen sich bibliografische Angaben zusammensetzen steht in Ab-schn. 10.5.5 und 10.5.6.) Ist Ihnen die Anlage einer eigenen Literaturkarteikarte zuaufwendig, müssen die bibliografischenMindestangaben (s. Abschn. 10.5.5)mit aufdie Karteikarte geschriebenwerden. Selbstverständlich können Sie die entsprechen-de Literaturangabe auch in einem elektronischen Literaturverwaltungsprogrammwie Citavi 3 festhalten.

Wollen Sie die Karteikarte für Lernzwecke verwenden, so hat sich Sebastian Leit-ners Methode des Einübens und Auswendiglernens vielfach bewährt (vgl. Leitner

102 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

Handeln, zweckrationales

„Zweckrational handelt, wer sein Handeln nach Zweck,

Mitteln und Nebenfolgen orientiert und dabei sowohl die

Mittel gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen die

Nebenfolgen, wie endlich die verschiedenen möglichen

Zwecke gegeneinander rational abwägt.“

M. Weber 1972, S. 13

Handeln, soziales Handeln, wertrationales

Abb. 5.6 Vorderseite einer Karteikarte aus einer Arbeitskartei

2011). Abbildung 5.7 zeigt für die Phase des Einübens und Kontrollierens denWegsolcher Lernkarten in einem unterteilten Karteikasten. Ganz vorne befinden sichzehn aktuelle Lernkarten, die neu hinzugekommen sind.Werden Sie nach demEin-prägen beherrscht, wandern sie ein Fach nach hinten. Wird eine Definition bei derWiederholung einwandfrei reproduziert, wandert sie noch ein Fach weiter nachhinten; hat man etwas nicht richtig gewusst, wandert sie wieder ganz nach vor-ne. Für den Aufbau einer Lernkartei nach Leitners Methode gibt es mittlerweileLernkartei-Software. Hierzu suchen Sie bei Interesse die aktuellen Angebote mit-hilfe einer Suchmaschine, indem Sie als Suchbegriffe „Lernkartei“ und „Leitner“eingeben. Bei „Record Cards 4“ können sie sogar zwischen der Lernmethode nachLeitner und einer neu entwickelten Fließbandtechnik wählen, sodass ein Lernme-thodenvergleich möglich ist. Michael Liesk (vielen Dank!) hat mich auf „Lernsys-tem Pro“ hingewiesen, mit dem er selbst gute Erfahrungen gesammelt hat.

Für den Aufbau einer elektronischenArbeitskartei kann ich aus eigener Anwen-dung das sich selbst erklärende Programm „CUEcards“ empfehlen (s. Abb. 5.8). Dieältere Version 2000 ist kostenfrei und reicht für studentische Belange. Sie könnennicht nur diverse Karteikästen (Dateien) anlegen, sondern mehrere Karteikästen ineiner Datei führen. Karten lassen sich duplizieren und selbst mehrdimensionaleStichwort- oder String-Suchen gestalten sich einfach.

Als weiteres Produkt für eine Arbeitskartei mit einer Schnittstelle zum Literatur-verwaltungsprogramm Bib Tex kann das plattformunabhängige Programm „Zet-telkasten 3 nach Niklas Luhmann“ von Daniel Lüdecke empfohlen werden, was

5.3 Karteien und Datenbanken als Arbeitsmittel 103

Abb. 5.7 Weg der Lernkarten in einer Lernkartei nach Sebastian Leitner (2011, S. 71)

Abb. 5.8 Verweissystemmithilfe von CUEcards zur eigenen Informationssammlung

104 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

allerdings ein wenig mehr Aufwand als „CUEcards“ beim Handhaben erfordert,dann aber durch die Vernetzung der Einträge über gemeinsame Schlagwörter Vor-teile gegenüber „Cuecards“ bietet. – „Synapsen“ von Markus Krajewski wäre eineweitere plattformunabhängige Alternative, die über Schnittstellen zu mehreren Li-teraturverwaltungsprogrammen verfügt und direkt mit einem Textverarbeitungs-programm verbunden werden kann (vgl. Krajewski 2011).

Für dasAnlegen vonKarteien auf demComputer sindDatenbankstrukturen vonVorteil, weil Inhalte gezielter in entsprechend angelegten Feldern gesucht werdenkönnen. Aberman kann auch mit Textdateien Exzerpte, Literaturlisten etc. anlegenund die gesuchten Daten wiederfinden, indem man nach einer bestimmten selte-nen Buchstabenfolge sucht (String-Recherche) und das entsprechende Stichwort,so es sich denn in dieser Schreibweise auf dem Speichermedium (Festplatte, USB-Stick, DVD, . . . ) befindet, (vielleichtmehrfach) gefundenwird. Für die Suche auf dereigenen Festplatte lässt sich „GoogleDesktop“ einsetzen. Google-Kritiker weisen al-lerdings darauf hin, dassman beimEinsatz dieses Tools Google dieMöglichkeit ein-räumt, den eigenenPC auszuspähen. Es gibt auchAlternativen zu „GoogleDesktop“.Ein gesuchter Textauszug oder eine bibliographische Angabe kann so leicht aufge-spürt und in eine andereDatei kopiert werden. Somuss eine bibliografische Angabenur einmal erfasst werden und kann den entsprechenden Zitaten (mit der jeweilsdazugehörigen Seitenzahl) hinzukopiert werden.

Bei einer konventionellen Kartei dagegen ist eine lesbare Beschriftung per Handerforderlich. Da kaum jemand Lust hat, für die verschiedenen Schlüsselwörter, diein einer Definition auftauchen, jeweils eine neue Karteikarte anzulegen und denText noch einmal abzuschreiben, wird die Karteikarte in der Regel nur unter ei-nem Schlag- bzw. Stichwort an einer Stelle des Kastens einsortiert. Wird diese Kartegesucht und die genaue Kopfzeile nicht erinnert, beginnt eine u. U. langwierige Su-cherei, zumal dann, wenn die Kartei auch als Lernkartei genutzt wird und deshalbnicht alphabetisch sortiert ist. Insofern ist eine ordentlich gepflegte Datenbank oderein elektronischer Zettelkasten jeder konventionellen Kartei überlegen, sofern Siedie Datei immer wieder in aktueller Form extern sichern. Dateien und Karteiensind auch parallel nutzbar, indem in den PC eingegebene Texte entweder auf Kar-teikarten direkt ausgedruckt oder entsprechend formatierte Papierausdrucke mit-hilfe eines Klebe-Rollers oder -Stiftes (von PRITT oder TESA) auf Karteikartengeklebt werden.

5.4 Die eigene Informationssammlung – Wie archivieren und ordnen? 105

5.4 Die eigene Informationssammlung –Wie archivieren und ordnen?

HebenSie nachMöglichkeit nicht alles auf!DasAussortierenundLöschen von altenVersionen ist ebenso hilfreich wie das Aussortieren und Wegwerfen von Ausdru-cken, Fotokopienusw.Hierzu leistet einAktenvernichter bzw. ein großer Papierkorbgute Dienste. Wer Schwierigkeiten hat, etwas wegzuwerfen, sollte dieses üben miteiner Box „Papierabfall auf Probe“. Wird längere Zeit aus dieser Kiste nichts wiederherausgekramt, kann der Inhalt wirklich endgültig in den Papiermüll.

Als Nächstes stellt sich die Frage, was für Materialarten Sie zusammentragen.Das wird hauptsächlich Schriftliches auf Papier sein, doch manche sammeln undarchivieren zusätzlich Dateien auf CDs oder DVDs, Toncassetten, Videomaterial,Fotos und anderes. Handelt es sich um elektromagnetische Aufzeichnungen, soist sicherzustellen, dass Sie des Öfteren Datensicherungen Ihrer wichtigen Datei-en vornehmen und diese, vor Staub, Hitze und Feuchte geschützt, nicht in der Nähevon elektrischen Störfeldern aufbewahren, wie sie beispielsweise Transformatorenbilden (in Netzteilen von PCs, Laptops etc.). Darüber hinaus ist es zweckmäßig, sol-che Materialien eindeutig zu beschriften. Filmnegative sollten ebenfalls vor Staub,Feuchte und Hitze geschützt archiviert werden. Fotos bewahren Sie am besten inSchachteln auf, damit sie nicht zerknicken. Mit einem speziellen, im Fotohandel er-hältlichen Stift sollten Sie auf der Rückseite jeder Abbildung Angaben zu dem Bildfesthalten ([ungefähres] Aufnahmedatum,Ort, abgebildete Personen,Negativnum-mer und evtl. Aufbewahrungsort des dazugehörigen Negativs).

Bei Dokumenten auf Papier (handgeschrieben oder gedruckt) hängt vieles da-von ab, für welche Form der Ablage Sie sich entscheiden. Für eine Aufbewahrunggibt es liegende, stehende und hängende Ablagesysteme (vgl. dazu auch Umland2007, S. 12 ff.). Die liegende Lagerung in Schnellheftern, Aktendeckeln, Mappenoder Schachteln ist zwar eine relativ billige Lösung; mit der Zunahme des Volu-mens verschlechtert sich allerdings der Zugriff. Wenn Sie sich für diese (Zwischen-)Lösung entscheiden, werden Sie sicherlich des Öfteren aufwendig nach etwas su-chen müssen. – Die üblicherweise auch Studierenden empfohlene stehende Aufbe-wahrung in Aktenordnern ist dem vorzuziehen. Es müssen keine teureren farbigenOrdner sein, doch auf eine stabile Hebelmechanik und seitliche (sog. Raumspar-)Schlitze sollten Sie achten, weil nur diese Ordner in befülltem Zustand stehen blei-ben und nicht zur Seite kippen. In den Ordnern selbst kann man gut mit Inhalts-verzeichnissen und Trennblättern für Übersichtlichkeit sorgen. Natürlich solltendie Rückenschilder informativ beschriftet sein, damit man schon von außen weiß,welcher Inhalt sich in dem Aktenordner befindet. Ändert sich der Inhalt durchUmsortierung, sollte die Inhaltsangabe auf dem Rückenschild korrigiert werden.

106 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

Hierfür gibt es im Handel aufklebbare Rückenschilder. Neben den Aktenordnernsind Stehsammler erhältlich, die allerdings eher für die Aufbewahrung von dickerenZeitschriftenheften geeignet sind. Ist der Stehsammler nicht prallmitAufsatzkopienoder ähnlichem gefüllt, sinken dünnere Materialien in sich zusammen, sodass dieGefahr besteht, dass sie bei der unachtsamenAblage weiterer Papiere zerknickt wer-den. Hängende Systeme wie die Hänge- oder Pendelregistratur sind leicht umsor-tierbar. Weitere Akten zu anderenThemen können an entsprechender Stelle dazwi-schen gehängt werden. Ist eine Hängemappe (mit seitlichen sog. Leinenfröschen)voll, wird eine weitere dahinter gehängt oder der Inhalt wird nach einem weite-ren Sortierungsgesichtspunkt auf zwei Taschen verteilt. Hänge- oder Pendelmappeneignen sich besonders gut für die dynamische Projektablage (s. Abschn. 11.2.3). Al-lerdings ist ein solches System teuer und platzintensiv.

Nachdemnundie verschiedenenMöglichkeitenderArchivierungmit ihrenVor-undNachteilen dargestellt wurden, gilt es, die viel wichtigere Frage zu beantworten:Welches ist die für das Studium zweckmäßigste Ordnung in den Aufbewahrungssyste-men? – Leider ist diese Frage nicht pauschal beantwortbar. Es kommt nicht nur aufdie Materialien und derenMenge an, sondern auch auf die mögliche UnterstützungdesAblagesystemsdurch einVerweissystemperKartei oderDatenbank. Zudem soll-te der Zweck berücksichtigt werden, auf den hin Ihre Sammlung geordnet wurde.So kann es sein, dass Materialien manchmal umsortiert werden müssen.

▸ Tipp Wenn Sie mit einem Verweissystem arbeiten, gibt es drei grund-sätzliche Möglichkeiten der Ordnung der Materialien:

1. nach Art des Materials (Aufsatzkopien zu Aufsatzkopien [in Ordnernoder Hängemappen], Karteikarten [im Karteikasten], Zeitschriften-hefte [in Stehsammlern], Bücher [im Regal], Exzerpte [im Exzerpte-Ordner])

2. nach inhaltlich-thematischenGesichtspunkten (systematischnachbe-stimmten Kategorien [z. B. Sachgebieten] oder alphabetisch geord-net) oder

3. fortlaufend numerisch.

Jedes Prinzip hat Vor- undNachteile, was durchMischformen ausgleich-bar ist (s. unten).

Für den Anfang des Studiums ist es sicherlich noch sinnvoll, die schriftlichenUnterlagen wie Fotokopien, Mitschriften oder Nachbereitungen zu jeweils einer

5.4 Die eigene Informationssammlung – Wie archivieren und ordnen? 107

hochschulischen Veranstaltung oder einem (Teil-)Modul in je einem Schnellhefteroder dünneren Ringordner chronologisch abzuheften (Neuestes obenauf). Wenn Sieschon zu Studienbeginn weiterdenken, werden Sie Ihre Exzerpte und die fotoko-pierten Texte in einem Verweissystem unter inhaltlichen Gesichtspunkten erfassen,beispielsweise für jeden fotokopierten Aufsatz eine Literaturkarteikarte bzw. einenDatenbankeintrag anlegenmit Hinweisen zum Inhalt und zu demAufbewahrungs-ort des dazugehörigen Dokuments. Auf einer Literaturkarteikarte oder in einemDatenfeld Ihrer entsprechenden Datenbank, z B. Citavi 3, stünde dann etwa fol-gender Hinweis: „T + E in: WS 11/12 ,Einf. i. d. Soziol.‘“, was soviel heißen soll wie:„Der Text und das dazugehörige Exzerpt befinden sich in den Seminarunterlagendes Wintersemesters 2011/12 zur Veranstaltung ,Einführung in die Soziologie‘“.Wenn man kein Verweissystem aufbaut, wird man mit zunehmender Studienzeitvergessen, welche wertvollen Texte sich bereits in den eigenen Unterlagen befin-den. Dies gilt auch für die sogenannten Sammelwerke (= Bücher mit mehrerenBeiträgen verschiedener Autorinnen und Autoren, oft von einer oder mehrerenPersonen herausgegeben). An solche Aufsätze können Sie sich nach einiger Zeitnicht mehr genau erinnern, wenn Sie keine eigene Literaturkarteikarte angelegtbzw. keinen Eintrag in Ihrem Literaturverwaltungsprogramm vorgenommen ha-ben. Ist in Ihrer Ablage kein Platz mehr vorhanden bzw. das Semester vorbei, sokönnen die Unterlagen mit Trennblättern und (auf dem PC getippten und als Dateigespeicherten) Inhaltsverzeichnissen in dickere Aktenordnern umsortiert wer-den. Zu solchen Inhaltsverzeichnissen könnte man beispielsweise mit CUEcards(s. Abb. 5.8) eine elektronische Kartei anlegen: Pro Aktenordner/Stehsammlernimmt man in CUEcards eine neue Kategorie (= neuer Karteikasten), pro wichti-ger Unterlage eine Karteikarte. Wird ein Text aus dem Ordner herausgenommenund in einen anderen Ordner geheftet, so kann die dazugehörige elektronischeKarteikarte mit der Maus in die andere Kategorie verschoben werden. Besonderszum Zeitpunkt von Prüfungsvorbereitungen und bei der Durchführung eines grö-ßeren schriftlichen Projekts wie der Studienabschlussarbeit kommen die Tage, andenen in einem besonderen Maß auf die eigene Ablage zurückgegriffen wird undvielleicht auch Änderungen in ihr vorgenommen werden müssen. Entweder wer-den nur die Unterlagen herausgezogen und neu geordnet, die noch inhaltlich fürdie Bearbeitung der Prüfungsthemen bzw. Klausuren wichtig sind (hierzu sindHängemappen oder Pultordner gut geeignet) oder Sie haben von Beginn an (inKombination mit einem Verweissystem) ein allgemeineres Ordnungssystem wie dasnach fortlaufenden Nummern (Numerus currens) gewählt, das sich eher empfiehltals eine Ablage nach Autorenalphabet oder thematischen Bezügen. Wenn Sie eineder beiden letztgenannten Ordnungsgesichtspunkte bevorzugten, hätten Sie lau-fend Texte in der Altablage dazwischen zu sortieren, sodass Sie ständig größere

108 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

Ablagemengen in andere Ordner umheften müssten. Für ein themenorientiertesSystem wäre eine Hängeregistratur angebracht, eine allerdings ziemlich teure Lö-sung. Bei der Sammlung in Aktenordnern bietet sich die Ablage nach Numeruscurrens an: Die Materialien (ausgedruckte Texte, Exzerpte etc.) werden im Ver-weissystem dokumentiert, fortlaufend nummeriert und nach aufsteigender Zahlabgeheftet. Jeder Aktenordner kann soweit gefüllt werden, dass er sich gerade nochgut schließen lässt. Die Sammlungwächst immer nur in einenweiterenOrdner hin-ein. Bei der Beschäftigung mit einem Thema lassen sich dank des Verweissystemsdie dazu relevanten Texte aus den Ordnern suchen, für die Zwischenzeit gut nachthematischen Gliederungskriterien bei der Arbeit heranziehen und später wiederleicht zurücksortieren. Das Numerus-currens-Verfahren macht allerdings nur Sinn,wenn Sie ein dazugehöriges Verweissystem mithilfe eines Computers anlegen. DasVerweissystem sollte nicht nur auf die Ablage referieren, sondern zu den thema-tischen Aspekten etwas aussagen und auch den Inhalt bewerten, durch Aussagenaus Rezensionen oder Erfahrungen bei der eigenen Lektüre (s. Abb. 5.8). Haben Sieauf den fotokopierten Texten die genauen bibliografischen Angaben, sollten Siemitder Verweiskartei nicht zu großen formalen Aufwand betreiben. Hat eine Aufsatz-kopie mehrere inhaltliche Schwerpunkte, so müsste für jeden inhaltlichen Aspekteine Karte geschrieben werden. Wenn Sie ein Verweissystem auf eigenes Materialanlegen, reicht es beim Numerus-Currens-System aus, auf der schon vorhandenen(oder einmal neu zu schreibenden) Schlagwortkarte die Ordnungsnummer zu no-tieren. Abbildung 5.9 zeigt eine konventionelle Schlagwortkarte mit Verweisen aufeigenes Material.

Beim Einsatz eines Datenbankprogramms ist es allerdings ein besonderer Vor-teil, möglichst viele Angaben elektronisch abzuspeichern, weil diese sämtlich alsSuchmöglichkeiten genutzt werden können. Darüber hinaus lassen sich später Lite-raturverzeichnisse zu eigenen Texten schneller zusammenstellen und ausdrucken,wenn die bibliografischen Angaben schon einmal vollständig und richtig in einerelektronischen Datenbank (z. B. Citavi 3) vorhanden sind.

ZusammenfassungZur effektiven Studienarbeit gehören neben einem häuslichen Arbeitsplatz mitseiner beschriebenen Ausstattung an Geräten und Arbeitsmitteln auch Überle-gungen zur Anlage vonDaten- undMaterialsammlungen. Das Ordnungssystemmuss dem Zweck entsprechen und so angelegt sein, dass der Aufwand dafür ei-nerseits nicht zu groß wird, andererseits jedoch so viel formale und tatsächlicheOrdnung herrscht, dass wichtige Unterlagen schnell gefunden werden. Insofernsollten Sie sich schon einige Gedanken machen zu solch scheinbar nebensächli-chen Dingen wie Ablage und ein eventuell aufzubauendes Verweissystem. Wel-

5.4 Die eigene Informationssammlung – Wie archivieren und ordnen? 109

Korruption

eigene Bücher:

Richter, Die hohe Kunst der Korr. (Hoffmann & Campe 1989) Scholz, Korr. in Dtschl. (rororo 1995)

Raith, Republik der Schein-Heiligen (Knesebeck 1996) Roth, Der Sumpf. Korr. in Dtschl. (Piper 1997)

Aufsatzkopien:17, 251, 305 mit Exz., 366

Ztg.-Ausschnitte → Hängemappe Korruption

Abb. 5.9 Schlagwortkarte eines konventionellen Verweissystems auf eigenes Material

che besonderenMöglichkeiten und Vorteile hierbei der Computer bietet, wurdeerläutert. Doch vergessen Sie bei seinem Einsatz niemals die Datensicherung,denn durch Fehlbedienung, Computerviren oder Festplattencrash könnenwich-tige Dateien und die damit verbundene Arbeit verloren gehen. Daten kann manauch auf externen Webservern (cloud computing) lagern, sodass man mit denentsprechenden Zugangsdaten von jedem Rechner der Welt auf diese Daten-bestände zugreifen kann. Auf jeden Fall sollten Sie Ihren Zugang mit einemkryptischen Passwort schützen (s. die Mnemotechniken in Abschn. 3.5.2) undsensible Daten vielleicht sogar verschlüsseln.

▸ Tipp Gute Tipps zur Gestaltung des Arbeitsplatzes und zur Ablage vonMaterialien enthält das kleine Büchlein von Regina Umland (2007). Nochinformativer hinsichtlich Büro- und Selbstmanagement ist das Buch vonRenate Schmidt und Pia Fohrer (Schmidt und Fohrer 2006). Wer mehrzum Einsatz des Computers im Studium erfahren möchte, greife zu denBüchern „Mit dem PC durchs Studium“ (Schröder und Steinhaus 2000)oder „StudierenundForschen im Internet“ (Baumgartner undPayr 2001).

110 5 Der häusliche Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel

Literaturverzeichnis

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