leben im alter

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Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages zum Thema Leben im Alter Alt, na und? Wir nutzen die Zeit und sind aktiv! Seite 4 Wenn die Stütze zur Last wird Seite 5 Diabetes verstehen und korrekt behandeln Seite 9 Bedarfsgerecht und selbstbestimmt leben Seite 10 Juni 2013

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Anders altern – schöner altern Wir werden alle immer älter. Doch das ist kein Grund zur Sorge. Schon jetzt führen die ersten pensionierten Babyboomer ein erfülltes, aktives Leben bei guter Gesundheit.

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Page 1: Leben im Alter

Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages zum Thema

Leben im Alter

Alt, na und? Wir nutzen die Zeit und sind aktiv! Seite 4

Wenn die Stütze zur Last wird Seite 5

Diabetes verstehen und korrekt behandeln Seite 9

Bedarfsgerecht und selbstbestimmt leben Seite 10

Juni 2013

Page 2: Leben im Alter

Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages

Generationen im Umbruch: Wie das Alter die Gesellschaft verändert

Zusammen mit seinen Kollegen will es Toni Vescoli noch einmal wissen: Die legendäre Beatband der Schweiz, die

1962 gegründeten „Les Sauterelles“, kehren mit neuen Songs zurück auf die Bühne. Vescoli, bald 71 Jahre alt, ist in guter Gesellschaft: Mick Jagger von den „Rolling Stones“ ist ebenfalls 70, und die beiden Hollywood-Veteranen Silvester Stallone und Arnold Schwarzenegger – beide im AHV-Alter – drehen Actionfilme, als wären sie erst 30.

Oder etwas überzeichnet formuliert: Vescoli & Co. stehen stellvertretend für eine Generation von Menschen, die länger agil und beweglich, gesund und unternehmungslustig bleiben. Die ansteigende Lebenserwartung (handkehrum auch die tiefen Geburtenraten) und die bessere Lebensqualität füh-ren dazu, dass die Bevölkerungsgruppe der 65-jährigen und Älteren anteilsmässig weiter wächst. Wenn heute 17 Prozent der Bevölkerung zu dieser Gruppe gehören, wird Mitte die-ses Jahrhunderts bereits jeder Vierte dieser Alterskategorie angehören.

Parallel zur markant gestiegenen Bedeutung dieser Alterskategorie sind die Anforderungen an die Betreuung im Alter gestiegen. Als Pro Senectute Kanton Zürich vor rund 95 Jahren in Winterthur aus der Taufe gehoben wurde, bestand das primäre Ziel darin, die während des 1. Weltkriegs herrschende Altersarmut zu lindern. Später dann, nach der Schaffung der AHV (1948), baute Pro Senectute eine ganze Reihe von neuen Dienstleistungen auf, um das Wohlergehen für Menschen im Alter von 60 Jahren und mehr zu verbessern.

Die Lebenssituation und die Bedürfnisse von damals lassen sich nur noch beschränkt mit jenen von heute vergleichen. Die ältere Bevölkerung hat sich stark verändert, ist heterogener geworden – und auch anspruchsvoller. Pro Senectute Kanton Zürich als private, gemeinnützige Stiftung hat sich im Einklang mit der sich verändernden Gesellschaft ebenfalls gewandelt: So ist sie heute professionell geführt und konsequent auf die unterschiedlichen

Bedürfnisse der älteren Generation ausgerichtet. Die Stiftung beschäftigt knapp 320 Mitarbeitende, die eine breite Palette an Aufgaben wahrnehmen. Schwergewichtig sind wir auf ältere Menschen ausgerichtet, die ihren Lebensalltag – grösstenteils selbstständig – zuhause verbringen sowie auf die Förderung und Solidarität zwischen den Generationen.

Ohne die tatkräftige Unterstützung der rund 3700 freiwillig Engagierten liesse sich die breit gefächerte Arbeit nicht bewälti-gen. Unsere Freiwilligen bringen ganz unterschiedliche berufli-che und gesellschaftliche Lebenserfahrungen mit; diese lassen sie in ihre Tätigkeit mit einfliessen. Besonders wertvoll ist das Engagement der Freiwilligen zum Beispiel in den Gemeinden und Schulen (Generationen im Klassenzimmer) sowie im Bereich der Freizeitgestaltung – von Tanz- und anderen Bewegungskursen über Computer- und Malkurse bis hin zu Treuhanddiensten.

Die demographische Entwicklung wird uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch heftig fordern: Zunehmen wird ei-nerseits jene Zahl von älteren Menschen, die länger gesund und aktiv bleiben. Weil die Tendenz, so lange wie möglich zuhause leben zu wollen, ebenfalls ansteigt, muss sich unsere Stiftung noch verstärkt darauf vorbereiten, diese Menschen daheim zu begleiten und damit auch deren Angehörige zu entlasten. Zunehmen wird andererseits auch die Zahl jener Menschen, die fragil, abhängig und pflegebedürftig sind. So werden wir in 20 Jahren fast doppelt so viele an Demenz erkrankte Patienten haben wie heute. Weil die Anforderungen bei der ambulan-ten Betreuung und Pflege dieser Menschen enorm hoch sind, müssen spezielle Aus- und Weiterbildungen für professionelle Pflegedienste, aber auch für Freiwillige, geschaffen werden.

Durch das schrittweise Eintreten der „Babyboomer“ (Jahrgänge 1946 – 1965) ins Pensionsalter wird die junge Generation anteilsmässig kleiner und die Fragestellungen der Altersvorsorge werden noch wichtiger: Das birgt gesellschaftlichen Zündstoff. Alle, auch wir von Pro Senectute Kanton Zürich, werden uns in Zukunft noch mehr als bisher für das gegenseitige Verständnis und die Solidarität zwischen Alt und Jung engagieren müssen.

Wenn mit Blick auf die demographische Entwicklung oft von Belastungen für die Gesellschaft gesprochen wird, so überse-hen wir gerne deren positiven Aspekte. Die ältere Generation ist ein wichtiger Grundpfeiler für das Funktionieren unseres Staates – im wirtschaftlichen Bereich als Konsumenten, wie auch beim Erbringen wichtiger und meist unbezahlter sozialer Dienstleistungen (Engagement bei der Betreuung von Kindern, Pflege von Angehörigen usw.) sowie zunehmend auch für einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Und auf die ethische Dimension fokussierend: Wie es um eine Gesellschaft als Ganzes bestellt ist, zeigt sich nicht zuletzt an deren Umgang mit der älteren Generation.

Franjo Ambrož, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Pro Senectute Kanton Zürich

Leben im Alter Eine Publikation des Reflex Verlages am 10. Juni 2013 im Tages-Anzeiger.

I n h A L t

Anders altern - schöner altern 3Wer braucht schon Anti Aging? 4Wenn die Stütze zur Last wird 5Rheuma 6Starker Drang 8Fiese Typen 9Bedarfsgerecht und selbstbestimmt 10Sicherheit und Selbstbestimmung 11

I m p r e s s u m

projektmanager Venhar Musliu, [email protected]

Max Celko, [email protected]

redaktion Eva Herzog, Tobias Lemser, Mike Paßmann, Otmar Rheinhold, Svenja Runicman, Wiebke Toebelmann

produktion/Layout [email protected]

Fotos Thinkstock / Getty Images

Druck Tamedia AG Druckzentrum, Zürich

Inhalte von Werbebeiträgen wie Unternehmens- und Produktpräsentationen, Interviews, Anzeigen sowie Gastbeiträgen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.

V.i.s.d.p. Mike Paßmann, [email protected]

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Oscar Nyberg, [email protected]

reflex Verlag schweiz AG Fraumünsterstrasse 25, 8001 Zürich T: 043 / 300 55 55

Der reflex Verlag hat sich auf themenbezogene Sonder-veröffentlichungen in deutschen, niederländischen und schweizer Tageszeitungen spezialisiert.

Diese liegen unter anderem dem Tages-Anzeiger, der Berner Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) und dem Handelsblatt bei.

So kombiniert der Reflex Verlag den thematischen Fokus der Fachpublikationen mit der Reichweite der Tagespresse.

Der Verlag zeichnet sich durch eine unabhängige Redaktion sowie die Trennung zwischen redaktionellen Artikeln und Kundenbeiträgen aus. Mehr Informationen finden Sie unter www.reflex-media.net

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Begleitung und Betreuung im Alltag

Page 3: Leben im Alter

eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages Leben Im ALter 3

VON OTMAR RHEINHOLD

Es gibt vieles, auf das die Schweiz stolz sein kann: ihre Innovati-

onskraft, ihre Wirtschaftsleistung, ihre Mischung aus Gemeinschafts-sinn und Selbstverantwortung. Fast zu erwarten, dass zu den zahlreichen Top-Leistungen auch die hohe Le-benserwartung zählt, die regelmäs-sig in der weltweiten Spitzengruppe liegt. Wer heute in der Schweiz 65 Jahre alt ist, hat im Mittel immer noch 20 Jahre zu leben – und das bei guter Gesundheit.

Auch für die Schweiz gilt, was sich seit Jahrzehnten in allen westlichen Gesellschaften beobachten lässt: Die Menschen werden immer älter, es gibt – Stichwort rückläufige Gebur-tenzahlen – immer mehr ältere Men-schen und sie werden immer anders älter. Verglichen mit der Mitte des 19. Jahrhunderts umfasst unser Le-bensspanne 40 Jahre mehr. Und galt früher als alt und hinfällig, wer die 60 überschritt, so bedeutet „Alter“ heutzutage für immer mehr Men-schen Aktivität und Lebensfreude.Das hat bereits heute Folgen für die Gesellschaft. Arbeit zum Bei-spiel. Viele Menschen ziehen grosse Befriedigung aus ihrer Beschäfti-gung. Sie werden mit Erreichen des Pensionsalters nicht ohne Weiteres den berühmten Stift fallen lassen,

sondern sich weiterhin sinnvoll be-tätigen wollen. Allerdings mit mehr Ruhe und Gelassenheit – sofern sie wirtschaftlich abgesichert sind, kön-nen sie jetzt arbeiten, weil es ihnen Spass macht.

Ist es noch Arbeit oder schon Freizeit?Was sich auch auf den Freizeitbegriff auswirkt. Ist es noch Arbeit, im Alter als Coach jungen Menschen seine Erfahrungen weiterzugeben oder sich in einer Stiftung zu engagieren, oder ist es schon eine Möglichkeit, seine Zeit sinnvoll zu füllen? Manch einer wird auch wieder etwas lernen. Bislang gilt in den westlichen Gesell-schaften die Regel, das Wichtigste im Leben passiert zwischen 30 und Mitte 40, der rush hour des Lebens. In diesen Jahren wird Karriere ge-macht, eine Familie gegründet und schon einmal das Leben nach der Pension vorbereitet. Bald jedoch wird es völlig normal sein, noch einmal etwas ganz Neues zu begin-nen, wenn die Kinder aus dem Haus sind – etwa eine Ausbildung, um noch einmal in einem anderen Beruf zu arbeiten. Studentengesichter, die ein gewisses Alter verraten, werden an Universitäten der Zukunft Nor-malität sein.Doch natürlich wird es auch darum gehen, die Jahre mit vielfältigen Ak-tivitäten einfach zu geniessen, sei

es zuhause oder woanders. Mobili-tät gehört schon heute zum Altsein dazu. Auf grossen Reisen an Orte und mit Veranstaltern, die sich auf ihre neue, aktive Klientel eingestellt hat und ihr am jeweiligen Ort ein Zu-hause bieten. Innerhalb des Landes, wenn etwa Eltern in die Nähe ihrer Kinder ziehen, um mit den Enkeln zu helfen. Schon heute gibt es solche Modelle, die auf ein neues Miteinan-der der Generationen weisen, ohne das es in einer Gesellschaft mit so vielen Älteren und so wenigen Jün-geren gar nicht geht.

mehr Krankheiten – bessere therapienOder es wird innerhalb des Kantons oder Gemeinde umgezogen, wenn es sich abzeichnet, dass es ohne Unter-stützung doch nicht mehr geht. Der Unterschied zu früher: Auch hier sind die Grenzen idealerweise flies-send. Es geht nicht mehr vom einen auf den andern Tag ins Altersheim, gefragt sind vielmehr Wohnange-bote, die sich über die Jahre anpas-sen. Zu Beginn ist es vielleicht nur ein Einkaufsdienst, später dann die Hilfe im Haushalt oder die Pflege.Denn natürlich machen sich die Jahre irgendwann bei jedem be-merkbar. Trotz – oder gerade wegen – der guten medizinischen Versor-gung spielen auch in Zukunft Al-terserkrankungen eine wachsende

Rolle. Und sei es nur, weil sie eben bei älteren Menschen auftreten; oder sich Ältere beim Sport zuweilen doch schneller verletzen. Das beschränkt sich gar nicht nur auf die schweren Krankheiten wie Herzkreislaufpro-bleme, Diabetes oder Krebs. Nicht nur die Zahl der Demenzkranken wird zunehmen. Auch die Folgen des allgemeinen Verschleisses ma-chen zu schaffen. Zum Glück wer-den die Behandlungsmöglichkeiten von orthopädischen Beschwerden etwa auch deshalb immer besser,

weil es stetig mehr Menschen mit Gelenk- oder Wirbelsäulenprob-lemen gibt. Prothesen und andere Hilfen – Hörgeräte oder Brillen zum Beispiel – werden von Jahr zu Jahr leistungsfähiger.Die Gesellschaft wird älter, das galt früher noch als problematisch. Heute wissen wir: Davor braucht sich keiner zu fürchten. Die Gesell-schaft nicht, und jeder Einzelne schon gar nicht. Im Gegenteil: Die Aussichten sind schön. Freuen wir uns! n

LeitartikeL

Anders altern – schöner alternWir werden alle immer älter. Doch das ist kein Grund zur Sorge. Schon jetzt führen die ersten pensionierten Babyboomer ein erfülltes, aktives Leben bei guter Gesundheit.

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Kürzlich notierte die Pflegefachfrau von einem Spitex-Zentrum der Stadt Zürich

im Verlaufsbericht eines Kunden folgendes: „Ich war heute bei Herrn *A., er kam mir im Schuss mit dem Rollator entgegen. Ich habe das Gefühl, es geht ihm recht gut. Er hat viel erzählt und wir haben die Post sortiert.“

Beim aller ersten Besuch des Kunden, Ende 2011, war die Situation noch völlig an-ders: „Man teilte uns mit, es gehe Herrn A. schlecht. Als ich zu ihm nach Hause fuhr, öffnete niemand. In Absprache mit seinem Arzt zog ich die Polizei bei. Nach lautem Klop-fen öffnet Herr A. doch noch die Tür. Er ist sehr schwach auf den Beinen, die Wohnung ist in einem katastrophalen Zustand, alles ist überstellt und sehr vernachlässigt. Aber ich nehme einen äusserst liebenswerten Men-schen in einer desolaten Situation wahr …“.

So verschieden die Menschen und ihre ge-sundheitliche und soziale Situation sind, so individuell ist das Herangehen der Spitex bei der täglichen Arbeit. Allein in der Stadt Zürich sind rund 1300 Mitarbeitende an 14 Standorten für die Quartierbevölkerung im Einsatz. Hinzu kommen eigene Fachstellen wie Palliative Care, Stoma- und Kontinenz- oder Wund-Expertinnen sowie Fachperso-nen für psychosoziale Pflege und Betreuung. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen kom-plettieren das Angebot.

Bei Herrn A. (Mitte 50) hat sich in den letz-ten anderthalb Jahren vieles zum Guten gewendet. Nebst den Pflegeeinsätzen wurde mit der zuständigen Spitex-Bezugsperson ein konkreter Plan mit ihm erarbeitet, damit er bis zu einem gewissen Zeitpunkt wieder

besser „beieinander“ ist. Denn gerade in seiner Situation kann er selber vieles zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. In der Folge machte er ein Geh-Training, um die fünf Stockwerke zu bewältigen und seine sozialen Kontakte ausserhalb seiner Wohnung zu pflegen, und er versucht, sich selber sein Essen aufzuwärmen. „Hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht angefangen mit-zumachen, wäre wohl eine Einweisung in eine Pflegeeinrichtung unvermeidbar gewe-sen. Die Spitex brachte mir Lebensqualität zurück!“, fasst Herr A. zusammen. n*Herr A. ist Kunde bei der Spitex Zürich, möchte jedoch anonym bleiben

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Spitex bringt Leben ins Haus Wie Herr A. aus Zürich dank der Spitex zu mehr Lebensqualität kam.

www.spitex-zuerich.chT: 058 404 47 00

Auch dank der Spitex Zürich ist Maria Lötscher aus Schwamen-dingen mit 99 Jahren immer für einen Spass zu haben. (Bild: Patrick Gutenberg)

Page 4: Leben im Alter

4 Leben Im ALter eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages

VON WIEBKE TOEBELMANN

Zum „alten Eisen“ zu gehören scheint in Zeiten eines medial

überall propagierten Jugendwahns nichts Erstrebenswertes zu sein. Doch was viele in ihrer Angst vor dem Altern übersehen: Das Leben

kann noch mal richtig schön und überaus erfüllt sein als Rentner, denn sie verfügen über eines, wo-rum sie so mancher junge Karrierist beneidet: viel Zeit. Zeit, um all die Dinge zu tun, die immer wieder auf die lange Bank geschoben worden

waren. Und plötzlich so viel Raum für Freizeit und Hobbys. Keiner sitzt uns im Alter mehr im Nacken, und es ist die einzige Lebensphase – nach der Kindheit, versteht sich –, die sich beinahe bar aller Pflichten vor uns erstreckt. Aber im Gegensatz zur Kindheit können wir sie mit dem

Bewusstsein eines Erwachsenen geniessen und gestalten. Bei allem „Anti Aging“-Wahn hat sich das Bild der Älteren stark gewandelt. Vorbei die Zeiten, in denen sich Senioren tatsächlich nutzlos fühlen mussten. Dafür sorgt einerseits ein stärkeres

Gesundheits- und Fitnessbewusst-sein im Alter, andererseits ein viel-fältiges Angebot an sinnstiftenden Freizeitaktivitäten.

marathon oder bodybuilding?Umso wichtiger, das Altern als Chance zu verstehen und die Zeit zu nutzen, bis verschiedene Gebre-chen einem vielleicht wirklich einen Strich durch die Rechnung machen. Wer körperlich und geistig fit ist, für den eröffnen sich jetzt unge-ahnte Möglichkeiten. Viele drehen sogar noch einmal regelrecht auf, um alles aus sich herauszuholen. Sie erkennen, dass Fitness keine Frage des Alters ist. So gibt es zahlreiche Angebote im Bereich des Senio-rensports, und neben den klassi-schen Aqua-Aerobic oder Nordic-Walking-Kursen, wollen es manche noch mal wissen – und trainieren etwa für einen Marathon. Wichtig ist dabei, sich regelmässigen Ge-sundheitschecks beim Sportarzt zu unterziehen. Durch Belastungs-EKG und orthopädische Untersuchun-gen lässt sich schnell herausfin-den, ob der sportbegeisterte Senior solch einer Belastung gewachsen ist. Während des Trainings ist ein Besuch beim Hausarzt alle zwei Wochen ein Muss. Doch nicht nur Ausdauer-, sondern auch Krafttrai-ning und Muskelaufbau stehen bei fitnessbewussten älteren Menschen

hoch im Kurs. Viele gesundheits-orientierte Sportstudios erstellen Trainingspläne, die auch altersty-pische Beschwerden wie Bluthoch-druck, Gelenkerkrankungen oder Herzschwäche berücksichtigen. In den USA gibt es gar Bodybuilding-Wettbewerbe, an denen noch über 80-jährige teilnehmen.

Den Wissensdurst stillenDoch nicht nur Sport ist eine Art, im Alter seine Freizeit zu gestalten. Auch Weiterbildung ist beliebt: Sie hat eine ganz eigene Qualität für Pensionäre, da sie freiwillig erfolgt – der Computerkurs etwa macht doch so viel mehr Spass, wenn er aus reinem Interesse und nicht auf Anordnung vom Chef absolviert wird. Manche wollen mit einem Hochschulstudium ihren Kopf noch einmal richtig anstrengen, beschäf-tigen sich nach einer erfolgreichen Karriere als Manager nun noch mal ausgiebig mit Goethe, Sartre oder dem Alten Rom. Ein Wissensdurst, der sicher schon immer da war, doch Berufsleben und Kinder standen zu-vor vielleicht der Selbstentfaltung im Weg. Und eines wohnt schliesslich dem Menschen inne, ganz gleich wel-chen Alters: die Neugier. Studien zeigen immer wieder, dass sogar hochbetagte Menschen weniger zu Demenz neigen, wenn sie ihren Kopf „fit“ halten.

Endlich viel reisen ist ein weiterer Wunsch, den sich viele im Ruhe-stand erfüllen. Mit der zeitlichen Flexibilität eröffnen sich auf einmal buchstäblich neue Welten. Die Rei-seindustrie hat das längst erkannt. Die Anbieter nehmen den Reisen-den alles ab, was beschwerlich ist. Gruppenreisen an attraktive Ziele in der ganzen Welt inklusive Hotel-buchungen und Sightseeing boo-men. Die Angebote reichen von der Kreuzfahrt über Safaris bis zu Stu-dien- und Bildungsreisen. Wer nur über eine kleine Rente verfügt, der mag nicht den Traum vom Karibik-Cruise verwirklichen können. Aber warum in die Ferne schweifen? In unserer kleinen Schweiz lässt sich enorm viel entdecken. Entweder mit einem – ermässigten – Zug- ticket, oder auch durch das Angebot an unzähligen Wanderungen und Velotouren, die speziell auf Ältere zugeschnitten sind.

Die Senioren von heute – sie reisen, treiben Sport und bilden sich weiter. Nie war die körperliche und geis-tige Konstitution älterer Menschen besser als heute, nie ihr Anspruch auf Mobilität so hoch. Mit einem erfüllten Freizeitprogramm kann der Ruhestand also eine sehr berei-chernde Zeit sein. n

artikeL Freizeitaktivitäten im Alter

Wer braucht schon Anti Aging?Noch nie waren ältere Menschen so fit wie heute. Für die wachsenden Ansprüche gibt es jede Menge Freizeitangebote.

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Page 5: Leben im Alter

eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages Leben Im ALter 5

artikeL Beschwerden des Bewegungsapparates

Wenn die Stütze zur Last wirdViele Menschen leiden im Alter an Gelenk- und Rückenbeschwerden. Entspannung und gezieltes Muskeltraining helfen, die Schmerzen im Rücken zu lindern.

VON TOBIAS LEMSER

Was wären wir ohne den Bewe-gungsapparat! Er sorgt nicht

nur dafür, dass der Körper seine fest-gelegte Form beibehält, sondern sich zudem zielgerichtet bewegen kann. Einen zentralen Bestandteil bildet da-bei die Wirbelsäule. Trotz ihrer Stabi-lität zählt sie zu den empfindsamsten und zugleich kompliziertesten Or-ganen. Degenerative Erkrankungen, mangelnde Bewegung und Fehlbela-stungen können dem Rückgrat beson-ders zusetzen und zu teils erheblichen Beschwerden führen. In der Regel häufen sich die Rückenschmerzen vor allem im Alter. Oftmals gehen ihnen Vorboten wie verspannte Muskeln voraus. Hilfreich, um den betroffenen Muskelbereich wieder zu lockern und zu entspannen, sind Wärmeanwen-

dungen, so zum Beispiel Schlammpa-ckungen oder warme Güsse.

Halten die Rückenschmerzen jedoch über mehrere Wochen an, ist es un-erlässlich, einen Rückenspezialisten aufzusuchen. Andernfalls kann ein Kreislauf entstehen, bei dem der Pati-ent durch die Schmerzen unbewusst eine Schonhaltung annimmt. Setzt er diese Haltung über einen längeren Zeitraum fort, können zusätzliche Schmerzen ausgelöst werden.

muskeln entspannen und aufbauenStellt der Orthopäde muskuläre Pro-bleme als Ursache für die Schmerzen fest, gilt es zunächst, die Verspan-nungen zu lösen und den Schmerz mit Medikamenten zu bekämpfen. Neben Wärmeanwendungen ist es

darüber hinaus erforderlich, unter Anleitung eines Physiotherapeuten die Muskulatur wieder so zu trai-nieren, dass sie der Anforderung, die an sie gestellt wird, gerecht werden

kann. Aber auch Sport in Abwechs-lung mit Entspannungsverfahren, wie etwa autogenem Training und progressiver Muskelentspannung, können Rückenschmerzen lindern oder ihnen vorbeugen. Als Sportarten bewährt haben sich insbesondere Rü-ckenschwimmen, sanftes Joggen und Walking oder längere Spaziergänge.Bei einem Bandscheibenvorfall, der nicht zu Lähmungen geführt hat, ist

es ähnlich wie nach Verspannungen ratsam, zunächst Schmerzmittel einzunehmen. Zudem sollten die Muskeln entspannt und frühzeitig wieder aufgebaut werden. Lange

Ruhephasen stellen sich als kon-traproduktiv heraus. Allein die Mus-kulatur ist in der Lage, die Defizite am Rückgrat zu kompensieren.

Wenn Gelenke schmerzen und anschwellenNeben Rückenschmerzen zählt Rheuma zu den häufigsten Erkran-kungen des Bewegungsapparates. Zumeist ältere, aber auch jüngere

Menschen können von dieser ent-zündlichen Erkrankung betroffen sein. Hinter Rheuma verbirgt sich eine ganze Gruppe rheumatischer Erkrankungen. Die wichtigste und bekannteste ist die sogenannte rheumatoide Arthritis. Hierfür charakteristisch sind nächtliche und morgendliche Gelenkschmer-zen sowie angeschwollene Gelenke. Zwar ist die rheumatoide Arthritis nicht heilbar, sie lässt sich jedoch gut mit einer Kombination aus entzün-dungshemmenden Medikamenten und anderen Therapien wie etwa Krankengymnastik behandeln. n

Weitere Informationen

Rheumaliga Schweiz: www.rheumaliga.ch

Zumeist ältere, aber auch jüngere Menschen können von dieser entzündlichen

Erkrankung betroffen sein

Die Wirbelsäule unterliegt im Laufe des Lebens auch einem

Abnützungsprozess (Arthose) Dank dem Fortschritt des heutigen Wis-sens können wir auch bei den mei-sten ernsthaften Erkrankungen der Wirbelsäule recht effiziente The-rapien anbieten. So bleibt die Mo-bilität und Freiheit auch im Alter länger erhalten. Wenn schonende nicht operative Massnahmen wie Physiotherapie, Chiropraktik oder Schmerzmittel die Beschwerden nicht mehr kontrollieren können, muss vertieft der Schmerz verursa-chende Grund an der Wirbelsäule gesucht werden. Die genaue Di-agnose ist der wichtigste Schritt in solchen Fällen. Dazu braucht es dann oft den Wirbelsäulenspezia-listen, der seit vielen Jahren nicht anderes macht, als Patienten mit Wirbelsäulenproblemen zu beur-

teilen. Wenn die Schmerzstelle genau gefunden ist kann als näch-stes oft mit gezielten Spritzen unter Röntgenkontrolle (Infiltrationen) geholfen werden. Erst wenn all diese Massnahmen nicht greifen, muss allenfalls eine Operation diskutiert werden. Früher war es leider oft kaum möglich, die älteren Patienten noch am Rücken zu ope-rieren, heute sieht das anders aus. Dank exakter Diagnose und ent-sprechend kleineren, gezielten Ein-griffen können dank den modernen Anästhesieverfahren selbst sehr alte Patienten noch solche Eingriffe mit durchaus vertretbarem Risiko durchführen lassen. So ist man heute auch der Ansicht, dass auch älteren Patienten geholfen werden sollte und sie nicht, nur weil sie alt sind, nicht mehr operiert werden und leiden müssen.

Eine typische Wirbelsäulenverände-rung im Alter ist der eingeengte Wir-belkanal infolge Abnützung. Dies führt zu Rückenschmerzen, aber besonders auch zu Beinschmerzen mit Schwäche und Einschränkung der Steh- und Gehfähigkeit. Hier werden heute mit kleinen Haut-schnitten unter dem Operationsmi-kroskop gezielt die Ablagerungen im Wirbelkanal entfernt und die Nerven so befreit. Dies ist die häufigste Wir-belsäulenoperation.Osteoporotische Wirbelbrüche bei schlechter Knochenqualität sind im Alter ebenfalls häufig und auch hier können wir mit einer minimalinva-siven Methode durch eine 5mm di-cke Kanüle den gebrochenen Wirbel elegant reparieren. Glücklicherweise können aber die meisten osteoporo-tischen Wirbelbrüche ohne Opera-tion behandelt werden.

An die Grenzen moderner Wirbel-säulenchirurgie stossen wir bei älte-ren Patienten wenn sehr viele Wir-bel abgenützt sind und eine starke Verkrümmung der Wirbelsäule vor-liegt. In diesen Fällen müssen wir oft dem Patienten von einer Operation abraten, selten entscheidet man sich aber doch zur langstreckigen Stabi-lisation dieser Skoliosen. Wichtig zu wissen ist, dass starke Wirbelsäulenschmerzen und Mobi-litätseinschränkungen durch Wir-belsäulenprobleme im Alter nicht einfach akzeptiert werden müssen. Entscheidend ist eine exakte Diag-nose und Analyse des Problems und dann schliesslich eine massgeschnei-derte, schonende und der Situation angepasste chirurgische Behandlung. In vielen Fällen können so die letz-ten aktiven Jahre dieser Patienten entscheidend verbessert werden. n

interview Wirbelsäulenchirurgie im Alter

„Versagt die konservative Behandlung, kann eine Operation notwendig und sinnvoll sein.“ Rückenleiden sind weit verbreitet. Welche Probleme haben besonders ältere Men-schen?

Im Vordergrund stehen die altersbe-dingten Abnutzungserscheinungen der verschiedenen Strukturen der Wirbelsäule: Wirbel, Bänder und Sehnen, Gelenke und Gelenkkap-seln sowie Bandscheiben. Da diese Strukturen eine enge Beziehung zu den Nerven haben, können diese ebenfalls betroffen sein. Aber auch die Rückenmuskulatur wird im Alter schwächer.

Wie spüren das die Patienten?In erster Linie als Schmerzen. Ursa-che sind die verschiedenen Abnut-zungen und die schwache Musku-latur, die zu Fehlbelastungen und Fehlstellungen führen kann. Im Al-ter verändert sich zudem meistens

die Form der gesamten Wirbelsäule. Der Körperschwerpunkt verlagert sich nach vorne, und auch das ver-ursacht Schmerzen im Rücken – vor allem bei längerem Stehen und Gehen.

Problem ist also der geschwächte Rücken insgesamt?

Einerseits ja. Typisch für ältere Menschen ist aber zum einen auch die Verengung des Nervenkanals durch Arthrose und Bandschei-benabnutzung. Dadurch werden die Nerven im Wirbelkanal ein-geklemmt. Die Patienten haben Schmerzen in den Beinen und können nicht sehr weit gehen. Und zum anderen kommt es oft zu In-stabilitäten einzelner Abschnitte der Wirbelsäule.

Wie sieht die Behandlung aus?

Prinzipiell sollte immer ein konser-vativer Therapieversuch mit Medika-menten, Physiotherapie und Spritzen an der Wirbelsäule erfolgen. Das hilft meistens. Andernfalls allerdings ist eine Operation notwendig und sinnvoll.

Was passiert dann zum Beispiel?

Bei einer Wirbelkanalsverengung kann man mikrochirurgisch den Kanal erweitern. Dabei werden über ein kleines Zugangsfenster nur die Anteile im Spinalkanal entfernt, die auf die Nerven drücken. Alle für die Stabilität der Wirbelsäule notwendi-gen Strukturen werden geschont und erhalten. Auch beim sogenannten Wirbelgleiten kann man sich dieser Technik bedienen und somit eine Versteifungsoperation umgehen.

Bei Instabilitäten einzelner Wir-belsäulenabschnitte werden diese dagegen fixiert oder versteift. Die Wirbel werden mit Schrauben und Stäben verbunden. Bei guter Ab-klärung werden sehr gute Resultate erreicht. Das Verfahren kann heute minimal-invasiv mit kleinen Haut-schnitten durchgeführt werden.

Was passiert, wenn der ganze Rücken verkrümmt ist?

In Ausnahmefällen kann dann eine Korrekturoperation sinnvoll sein. Hier handelt es sich um eine grosse Operation, welche aber nach Aus-heilung mit grosser Zufriedenheit der Patienten einhergeht. Bei diesen Operationen wird der Schwerpunkt des Körpers nach hinten verlagert und eine „natürliche „ Krümmung der Lendenwirbelsäule wieder her-gestellt. n

Dr. med. Massimo A. Leonardi[Neurochirurg, speziell Wirbelsäulenchirurgie )Orthopädie-Zentrum Zürich

gastbeitrag Rückenerkrankungen im Alter

Moderne OperationsmethodenRückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für dauerhafte Einschränkungen der Lebensqualität.

Dr. med. Markus Rühli, Wirbelsäulenchirurgie, Wirbelsäulen-und-Schmerz-Clinic, Klinik Hirslanden ZH

Page 6: Leben im Alter

6 Leben Im ALter eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages

artikeL Rheuma

Frühes und gezieltes Behandeln verspricht ErfolgRheuma ist die Volkskrankheit Nummer eins in der Schweiz. Weit verbreitet ist die rheumatoide Arthritis, bei der mehrere Gelenke schmerzen und anschwellen.

VON TOBIAS LEMSER

Rheumatismus ist ein Sammel- begriff für eine grosse Anzahl

unterschiedlicher Erkrankungen. In der Regel sind Gelenke, Knochen so-wie die dazugehörenden Weichteile wie Muskeln und Sehnen betroffen. Hierzulande leidet rund jeder Fünfte unter rheumatischen Beschwerden, Frauen doppelt so oft wie Männer.

Eines der häufigsten und zugleich schmerzhaftesten Krankheitsbilder ist die sogenannte rheumatoide Ar-thritis – eine entzündliche Erkran-kung des gesamten Körpers, von der vor allem verschiedene Gelenke berührt sind. Zwar sind statistisch gesehen eher ältere Menschen daran

erkrankt, treffen kann es aber auch Jüngere.

Bis heute sind die Ursachen der rheu-matoiden Arthritis nicht endgültig geklärt. Fest steht lediglich, dass zu Beginn dieser Gelenkentzündung Zellen des Immunsystems aktiviert werden, die sich gegen Strukturen des eigenen Körpers richten. Medi-ziner sprechen daher auch von einer Autoimmunerkrankung.

entzündung zieht in kleinere Gelenke Erstes Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis ist oftmals eine generelle Abgeschlagenheit des gesamten Kör-pers. Viele Patienten zeigen grippe-ähnliche Symptome. Häufig entzün-

den sich dann die Gelenkinnenhäute. Infolgedessen schwellen die Gelenke an, werden rötlich und warm und be-ginnen zu schmerzen. Betroffen sind zumeist kleine Gelenke, wie Finger-, Zehen- oder Handgelenke.

Da die Gelenkinnenhäute entzün-det sind, werden die Knorpel und Knochen zerstört. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Sehnenrupturen und zu Gelenkver-formungen kommen. Äussern sich Bewegungen der Gelenke zunächst

durch Schmerzen, sind sie später teils sogar unmöglich. Oftmals be-gleitet wird die rheumatoide Arth-ritis von einer Morgensteifheit der betroffenen Gelenke, die mindestens eine Stunde anhält.

Frühzeitig erkannt, entzündung gebanntWichtig ist es, die Erkrankung möglichst rasch zu erkennen und innerhalb der ersten sechs bis zwölf Wochen nach Erkrankungsbeginn einen Rheumatologen aufzusuchen.

Grösstmögliche Behandlungser-folge, die Entzündungen zu hem-men und das Immunsystem zu regulieren, sind mithilfe einer me-dikamentösen Therapie zu erzielen. Ergänzend dazu erweisen sich Kran-kengymnastik und physikalische Therapien als sinnvoll.

Auch wenn keine Massnahme be-kannt ist, die eine rheumatoide Ar-thritis verhindert, empfehlen Rheu-matologen dennoch vorbeugend, sich regelmässig zu bewegen und gelenkschonenden Ausdauersport, wie Radfahren oder Schwimmen, auszuüben. Zudem ist es ratsam, seinen Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten und sich ausgewogen zu ernähren. n

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Wichtig ist es, innerhalb der ersten sechs bis zwölf Wochen nach Erkrankungsbeginn

einen Rheumatologen aufzusuchen

Page 7: Leben im Alter

eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages Leben Im ALter 7

gastbeitrag Erkrankungen am Bewegungsapparat

Physiotherapie bei degenerativen BeschwerdenDegenerationen an der Band-

scheibe (Diskushernie DH) und am Gelenkknorpel (Arthrose) gehö-ren zu den häufigsten Erkrankungen am Bewegungsapparat und sind oft mit grossen Schmerzen verbunden. Eine gute Alternative oder Ergän-zung zu Medikamenten oder Ope-rationen ist für deren Behandlung die Physiotherapie. Sie hilft effek-tiv – und das ganz ohne Nebenwir-kungen! Arthrose entsteht, wenn ein Gelenk mehr belastet wird, als es belastbar ist und sich die Knor-pelschicht abbaut. Eine Überbela-stung sozusagen. Eine Fehl- bzw. Überbelastung ist häufig auch der Grund für eine DH.

belastbarkeit ist sehr individuellWo bei einem trainierten Menschen ein 30 km-Lauf noch innerhalb der Belastungsgrenze liegt, kann bei ei-nem bewegungsarmen Menschen schon der Gang in die Waschküche oder Staubsaugen eine Überbelas-tung darstellen. Die Diagnose wird in der Regel mittels Röntgen und/oder MRI („Röhre“) gestellt. Diese sogenannten bildgebenden Verfah-ren zeigen inzwischen sehr genau, was im Gelenk oder an der Band-scheibe nicht „in Ordnung“ ist. Dies ist auch wichtig, um zum Beispiel Frakturen oder Tumore ausschlies-sen zu können. Jedoch gibt es Un-tersuchungen, die zeigen, dass viele

völlig beschwerdefreie Menschen eine DH bzw. eine Vorstufe dazu oder Arthrose haben. Ich habe Pati-enten erlebt, die ein sehr schlechtes und auffälliges Röntgenbild hatten, jedoch keine Beschwerden. Andere wiederum leiden sehr stark, aber auf dem Röntgenbild ist kaum etwas zu sehen.

In der physiotherapie behandeln wir keine bilder, sondern menschen!Daher können wir sicher sein, dem Patienten immer das anbieten zu können , was er momentan am wich-tigsten braucht: Training, um seine muskuläre Stabilität zu verbessern;

Mobilisationen, um die Beweglich-keit zu verbessern; Muskeln detoni-sieren, um Schmerzen zu lindern; Informationen geben, um zu wissen, wie er mit seinen Beschwerden am besten umgehen kann. Um dies he-rauszufinden, stelle ich zielgerich-tete Fragen und schaue mir meinen Patienten anschließend funktionell genau an: Was kann er, was kann er nicht? Wie macht er Bewegungen und welche Muskeln benutzt er? Was muss er für seinen Alltag können?Auf einem Bild kann ich all das nicht sehen – genauso wenig, wie ich auf einem Foto sehen kann, ob jemand gut tanzt oder schnell läuft. Grund-sätzlich kann man Arthrose nicht

heilen. Und man kann mit Physio-therapie auch nicht jedem Patienten helfen. Aber wir können in sehr vie-len Fällen die Symptome lindern, so dass der Patient wieder seinen Alltag bewältigen kann und damit oft sogar Operationen verhindern. n

Autor: Olav Lindner, Zentrum für Physiotherapie Bellaria

„Bleiben Sie selbständig und mobil“Monika Oberholzer, Ergotherapeutin der Rheumaliga Schweiz, erklärt wie.

Warum ist Bewegung für die Selbständigkeit so wichtig?

Wenn wir uns bewegen, wird der Stoffwechsel im Körper angeregt. Bei vielen rheumatischen Erkran-kungen ist dies von Bedeutung: Bei Arthrose ist beispielsweise eine massvolle Bewegung wichtig, damit Gelenkflüssigkeit produziert wird und somit die Gelenke „geschmiert“ werden. Ist dies nicht der Fall, kann daraus eine Bewegungseinschrän-kung mit Verlust von Selbständig-keit resultieren.

Die Rheumaliga organisiert Bewe-gungskurse für alle Bedürfnisse. Ob Rückentraining, Wassergym-nastik, Nordic Walking oder Tai Chi – alle Kurse werden von spezifisch geschulten Kursleiterinnen geführt. Die körperliche Verfassung ent-

scheidet auch, wie Patientinnen und Patienten Operationen oder Sturzfolgen wegstecken, wie lange der stationäre Aufenthalt dauert und ob sie danach zu Hause wieder selbständig agieren können.

Was lässt sich gegen Schmerzen in den Gelenken unternehmen?

Hier ist das Ankurbeln der Stoffwech-selaktivität durch Bewegung eben-falls zentral. Zu beachten ist aller-dings auch, wie wir uns bewegen. Wie setzen wir unsere Gelenke ein, damit sie in ihrer ursprünglichen Achse be-wegt werden? Wie verhindern wir eine unnötige Belastung der Gelenke? Solche Fragen sollten wir uns stellen, bevor es zu spät ist. Die Rheumaliga bietet zu diesem Thema die Broschüre „Gelenk-Schutz“ kostenlos an.

Alltagshilfen: was nützen sie?Alltagshilfen haben das Ziel, die Ge-lenke präventiv zu schützen. Hat man aber bereits Probleme, sind sie wertvolle Helfer. Zum einen ermög-lichen sie eine gewisse Autonomie, zum anderen können sie Schmerzen vermindern oder eine Aktivität über-haupt wieder ermöglichen. „Mit dem elektronischen Dosenöffner bin ich endlich nicht mehr auf die Hilfe mei-ner Nachbarin angewiesen“, berich-tet eine von Arthritis Betroffene am Beratungstelefon der Rheumaliga.

Wo kann ich mich beraten lassen?

Die Rheumaliga Schweiz ist eine kompetente Ansprechpartnerin mit einem umfassenden Angebot an in-formativen Publikationen und über 200 praktischen Alltagshilfen. Die

Beratung am Telefon zu Bewegungs-kursen, Krankheitsbildern und auch zu Alltagshilfen findet durch Fach-personen aus Pflege, Phsysio- und Ergotherapie statt. Die 20 kantona-len Ligen organisieren Bewegungs-kurse und Informationsveranstal-tungen in allen Regionen. n

Werbebeitrag Interview

Kontakt

Rheumaliga Schweiz T: 044 487 40 00

www.rheumaliga.ch www.rheumaliga-shop.ch

Monika Oberholzer weiss, wie wichtig Gelenkschutz ist

Frau Marty, Sie beschäftigen sich mit Kinästhetik. Was ist das?

Kinästhetik ist eine angewandte Wissenschaft, in der es um die indi-viduelle Sensibilisierung der Bewe-gungswahrnehmung, die bewusste Entwicklung der Bewegungskompe-tenz geht. In Pflege und Betreuung wird es seit über 20 Jahren zuguns-ten der Gesundheit von Pflegenden und Gepflegten geschult und hat sich fest etabliert.

Was hat dieses Thema mit dem Älterwerden zu tun?

Im Alltag bewegen wir uns meist völ-lig unbewusst in unseren gewohnten Mustern. Ohne Zweifel haben diese einen erheblichen Einfluss auf un-sere Gesundheitsentwicklung. Je älter wir werden, desto mehr nei-gen wir aus verschiedenen Gründen dazu, die grundsätzliche Vielfalt der Bewegungsmöglichkeiten nicht aus-zuschöpfen, und daraus entsteht ein Teufelskreis: Wir verlernen, länger auf dem Boden zu sitzen, mit wenig Anstrengung vom Boden aufzuste-hen oder in unterschiedlichen Po-sitionen die Schuhe zu binden, und

schränken unsere Bewegungsmuster immer mehr ein.

Liegt in diesen Einschränkun-gen das Problem?

Bildlich gesprochen wird dadurch das Eis immer dünner. Jede(r) will im Alter gesund und selbstständig bleiben. Wenn wir aber für eine bestimmte Aktivität nur noch eine Möglichkeit der Ausführung haben, braucht es wenig, dass wir sie nicht mehr ausführen können, und wir werden zu einem Pflegefall. Ein Gegenbeispiel: Jemand bekommt Knieschmerzen. Eine hohe Sensibili-tät seiner Bewegungswahrnehmung wird ihm helfen zu merken, inwie-fern sein gewohntes Bewegungsmus-ter die Schmerzen beeinflusst. Dank einer Vielfalt an Möglichkeiten in seiner Bewegung wird er sich an die neue Herausforderung anpassen und sich nicht einschränken lassen.

Also lohnt es sich in jedem Alter, sich bewusst mit der eigenen Bewegung zu beschäftigen?

Bestimmt. Viele Menschen trai-nieren ihre Kraft, um Gesundheit

und Selbstständigkeit zu erhalten. Natürlich ist Muskelkraft wichtig, zumal sie im Alter gerne abnimmt. Kinästhetik geht jedoch davon aus, dass es zumindest ebenso wichtig ist, sie klug, angepasst und vielfäl-tig einzusetzen. Der Mensch kann in jedem Alter lernen, bewusst auf seine Bewegung zu achten und seine Möglichkeiten zu erweitern. Kleine Kinder entwickeln uner-müdlich eine Vielfalt von Bewe-gungsmöglichkeiten in alltäglichen Aktivitäten. Die Herausforderun-gen des Alters legen es nahe, den Kreis zu schliessen und sich wieder mit den alltäglichen Bewegungs-aktivitäten auseinanderzusetzen, um dadurch die eigene Entwick-lung und Lebensqualität bewusst zu beeinflussen.

Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Kinästhetik vermittelt keine The-orie und Übungen der „richtigen“ Bewegung, sondern ermöglicht es, die Verantwortung für die eigene Bewegung zu übernehmen und sie vielfältig an die alltäglichen Heraus-forderungen und die eigene Absicht

anzupassen. Mithilfe von Blickwin-keln werden spezifische Aspekte der Bewegungswahrnehmung individu-ell erfahrbar. In einer Bewegungs-

werkstatt mit einigen über 80-jäh-rigen TeilnehmerInnen habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie sehr schnell lernten, feine Unterschiede in ihrer Bewegung wahrzunehmen, und dadurch immer besser in der Lage waren, neue Wege zu finden. Sie beschäftigten sich zum Beispiel beim Aufstehen vom Boden damit, wie sie ihre Bewegungsspielräume nutzen konnten, um mit weniger Kraft ihr Gewicht zu verlagern. Durch dieses Experimentieren und Kennenlernen der eigenen Möglich-keiten wurden sie immer kompeten-ter, gelangten mit Leichtigkeit auf unterschiedliche Art auf den Boden und wieder hoch. Dank der gewon-nenen Sicherheit haben sie weniger Angst zu stürzen, das Sturzrisiko vermindert sich.Diese Erfahrung bestätigt mir, dass es nicht darum gehen kann, Regeln und Vorschriften für ältere Menschen zu erstellen, wie sie sich bewegen sollen, sondern sie darin zu unterstützen selber herauszufinden, was für sie gut und passend ist. nInterviewpartnerin: Brigitte Marty-Teuber, Geschäftsleitung Kinaesthetics Schweiz (Dachorgani-sation der Schweizer Kinästhetik-TrainerInnen)

interview Selbstständig und beweglich älter werden

„Dank der gewonnenen Sicherheit haben sie weniger Angst zu stürzen“

Page 8: Leben im Alter

8 Leben Im ALter eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages

VON EVA HERZOG

Inkontinenz im Alter betrifft zwi-schen zehn und zwanzig Prozent

der Schweizer Bevölkerung. Dabei sind die Ursachen für den unge-wollten Urin- und/oder Stuhlabgang sehr komplex. Generell lässt sich In-kontinenz anhand der auftretenden Symptome in vier Typen einteilen: Die Stressinkontinenz, die Drang- oder Urgeinkontinenz, die Neurogene Inkontinenz und die Überlaufinkon-tinenz. Es existieren auch gemischte Formen dieser vier Typen.

Bei der Stressinkontinenz handelt es sich nicht, wie man vermuten könnte um eine psychisch ausge-löste Inkontinenz, sondern um eine Inkontinenz, die durch ein Miss-verhältnis zwischen Belastbarkeit und tatsächlicher Belastung der Bla-senverschlussmechanismen ausge-löst wird, zum Beispiel bei starker körperlicher Anstrengung, heftigem Husten oder Niessen oder Pressen verlieren die Betroffenen Urin, ohne Harndrang zu verspüren. Häufig ist das bedingt durch Östrogenmangel nach der Menopause. Eine schwache

Beckenbodenmuskulatur in Folge einer Geburt und ein damit verbun-denes, mögliches Absinken von Ge-bärmutter, Blase und Enddarm sind ebenfalls häufige Faktoren. Auch ein starkes körperliches Übergewicht kann ähnliche Folgen haben, da auch hier durch grössere Masse im Bauchraum ein vermehrter Druck nach unten entsteht, welcher Or-gane wie Harnblase oder Darm in ihrer natürlichen Arbeitsweise be-einträchtigt. Männer leiden seltener an einer Stressinkontinenz. Sie tritt am ehesten in Folge einer Prostata-operation auf.Die Dranginkontinenz – umgangs-sprachlich ungehemmte Blase – be-zeichnet einen plötzlichen, starken, zwanghaften Harndrang, bei dem der Betroffene es nicht mehr schafft rechtzeitig die Toilette aufzusuchen. Ursache können Entzündungen oder Tumore in Blase, Harnröhre und kleinem Becken sein.Bei der Neurogenen Inkontinenz ist die Verbindung zwischen Gehirn und dem für die Blasenfunktion verantwortlichen Rückenmarks-zentren gestört, zum Beispiel bei einer Querschnittslähmung, Dia-betes mellitus, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder nach Band-scheibenoperationen.Als Überlaufinkontinenz bezeich-net man die Verengung des Bla-senausgangs, zum Beispiel bei

einer Prostatavergrösserung oder bei Schäden am Rückenmark. Die Blase weitet sich und kann sich nicht mehr zusammanziehen – sie läuft über.Zur Sicherung der Diagnose werden verschiedene Verfahren angewandt, zum Beispie gynäkologische Abklä-rung, Sonographie, urodynamische Messmethoden oder Blasenspie-gelung. Bei älteren Patienten ist das Festlegen auf eine bestimmte Inkontinenzform oft schwer, da mehrere Ursachen in Betracht kom-men, die nur schwer von einander abzugrenzen sind. Abhilfe schaffen unter anderem Me-dikamente, die den Muskeltonus der Blase beeinflussen. Bei Frauen über 50 Jahren erzielen vaginale Östro-genzäpfchen gute Erfolge. Wurden ärztlich eine Blasenschliessmuskel-schwäche sowie eine Gebärmutter-senkung festgestellt, kommen ver-schiedene Operationen in Betracht. Grundsätzlich muss auch an eine Änderung der Trink- und Miktions-gewohnheiten gedacht werden. Kom-biniert mit gezieltem Training der Beckenbodenmuskulatur, das ganz leicht unter Anleitung von Physio-therapeuten, Hebammen oder dem Hausarzt erlernt werden kann, ent-steht ein individuelles Behandlungs-konzept. Gezieltes An- und Entspan-nen der der Muskulatur kräftig diese und sorgt dafür, dass die Organe in

ihrer ursprünglichen Position bleiben und in ihrer Funktion nicht einge-schränkt sind. Für Menschen denen das klassische Beckenbodentraining zu anstrengend ist bzw. die aufgrund körperlicher Einschränkung dieses Training nicht zuverlässig ausfüh-ren können, gibt es ein neuartiges Verfahren. Es handelt sich dabei um einen speziellen Therapiesessel, mit dem sich die Beckenbodenmusku-latur sehr effektiv trainieren lässt. Kann die Inkontinenz durch diese Maßnahmen nicht völlig beseitigt werden, hilft eine individuell zuge-schnittene Inkontinenzversorgung, zum Beispiel in Form von Einlagen, speziellen Unterhosen, Urinalen und Beinbeuteln.Um den belastenden Harndrang zu reduzieren, trinken ältere Men-schen oft mehr oder weniger be-wusst viel zu wenig und verzichten eigenmächtig auf wasserausleitende Medikamente (Diuretika). Das wie-derrum ist ein schwerer Fehler, der zu Austrocknung oder Ödembil-dungen führen kann.Auch wenn Inkontinenz in unse-rer Gesellschaft noch immer als Tabuthema gehandelt wird, muss sich keiner damit abfinden. Ein frühzeitiges Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens hilft, die oft einge-schränkte Lebensqualität schnell und langfristig zu verbessern und zu erhalten. n

artikeL Inkontinenz

Starker DrangDas Thema Inkontinenz wird noch immer meist im Verborgenen besprochen – dabei ist sie kein Einzelfall. Welche Typen und Therapien es gibt, zeigt dieser Artikel.

Wie häufig und wie wichtig ist das Problem Harninkontinenz bei Frauen?

Mit dem Begriff Harninkontinenz bezeichnet man den ungewollten Abgang von Urin zwischen den To-ilettengängen. Jede fünfte Frau, die in die Praxis des Frauenarztes/der Frauenärztin kommt, klagt über eine „schwache“ Blase. Die Harninkon-tinenz betrifft alle Altersgruppen, nimmt jedoch mit wachsendem Alter zu. Sie führt meistens zu Verände-rungen der persönlichen Aktivitäten und beeinträchtigt stark die Lebens-qualität der betroffenen Frauen. Sie stellt nicht zuletzt eine große psychosoziale Herausforderung mit Veränderungen des Selbstwertge-fühles dar, und führt nicht selten zu sozialer Isolation.

Welche sind die häufigsten Ursachen der Harninkonti-nenz bei Frauen?

Harnblasen-Infektionen und einige Medikamente (Schlafmittel...) kön-nen zu einem Urinverlust führen. Die Behandlung der Infektion bzw. das Absetzen des Medikaments führt dann zur Normalisation. Un-ter „Harninkontinenz“ versteht man einen chronischen Prozess mit ver-schiedenen Ursachen.

· Die Stressinkontinenz (Belas-tungsinkontinenz) ist die häu-

figste Form der Harninkontinenz. Der Harnverlust tritt unter kör-perlicher Anstrengung wie zum Beispiel Treppensteigen, Niesen, Lachen, Husten oder während kör-perlicher Aktivität ein. Bei einem schweren Verlauf kann der Harn sogar bereits beim Gehen, Auf-stehen oder sogar ohne Belastung abgehen. Grund für eine solche Inkontinenz ist eine Schliess- und Beckenboden-Muskelschwäche, was sehr oft mit einer Senkung der Gebärmutter bzw. der Scheide korreliert.

· Die Dranginkontinenz äussert sich in einem plötzlichen, häufi-gen und starken Harndrang. Diese Form der Inkontinenz wird am zweithäufigsten diagnostiziert. Viele Frauen haben nur dann eine Drang-Inkontinenz, wenn sie be-sonders unter Stress stehen. Die häufigste Form der Dranginkon-tinenz bildet die überaktive Blase, meistens ohne dass eine Ursache gefunden werden kann. Bei älteren Menschen entsteht sie jedoch oft als Folge von Erkrankungen des Nervensystems (Morbus Parkin-son, Schlaganfall, Diabetes...).

· Die Überlaufinkontinenz (Über-laufblase) geht mit einer Über-dehnung der Harnblase einher. Hierbei fehlt der warnende Harn-

drang. Diese Form der Inkontinenz führt zwangsläufig zu einer Über-dehnung der Blase und meistens zu einem Rückfluss von Urin in die Nieren mit Risiken von Nie-renschädigungen. Eine solche Harninkontinenz kann auch über die Jahre antrainiert werden, wenn die Toilettengänge zu selten sind, bzw. die Intervalle dazwischen zu lang sind.

· Die gemischte Harninkontinenz ist die Kombination einer gleichzeiti-gen Stress- und Dranginkontinenz.

Wann und zu welchem Arzt sollte die Betroffene gehen?

Sobald eine Harninkontinenz ein-tritt, sollte sich die Patientin beim Arzt melden. So lässt sich mögli-cherweise eine Ursache frühzei-tig feststellen und eine korrekte Behandlung rechtzeitig einleiten. Die erste Ansprechperson ist in der Regel der betreuende Hausarzt. Bei einer chronischen Harninkontinenz soll jedoch die Patientin Ihren Frau-enarzt aufsuchen.

Wann und wie kann man die Inkontinenz abklären?

Eine Harninkontinenz kann schon bei der Befragung festgestellt wer-den. Die Suche nach einer mögli-chen Ursache und die Festlegung der Typ der Harninkontinenz be-

darf einer fachgerechten urogynä-kologischen Untersuchung. Diese beinhaltet eine gynäkologische Untersuchung, ein Ultraschall der Nieren und der Harnblase sowie eine Blasendruckmessung, auch genannt Urodynamik.

Was sind die Behandlungs-möglichkeiten?

Die Behandlung richtet sich nach dem Typ, dem Schweregrad und den zugrundeliegenden Ursachen. Eine Beckenboden-Gymnastik hilft Frauen, die über die Zeit be-anspruchten Beckenboden-Muskeln wieder zu kräftigen und ist somit die erste therapeutische Maßnahme. Scheideneinlagen (Pessare) zur Un-terstützung der Harnröhre können eine Inkontinenz nur vorüberge-hend beheben. Medikamente wer-den vor allem zur Behandlung der hyperaktiven Blase eingesetzt und sind aufgrund der möglichen uner-wünschten Nebenwirkungen nicht unumstritten. Vaginal Östrogene helfen den Schleimhäuten in der Blase und Harnröhre, elastisch zu bleiben. Es gibt auch eine Reihe von Operationsmethoden, bei de-nen der Beckenbodens gestrafft und die Harnröhre wieder aufgerichtet wird. Operationen per Bauchschnitt sind jedoch heutzutage nicht mehr notwendig und wurden komplett durch vaginale oder minimalin-

vasive Verfahren ersetzt. Bei der Behandlung der überaktiven Blase kann eine elektrische Stimulation der Beckennerven auch sehr hilf-reich sein.

Was sind die Ergebnisse?Harninkontinenz-Behandlungen er-geben eine hohe Zufriedenheit der Patienten und Verbesserungen Ihrer Lebensqualität. n

interview Harninkontinenz der Frau

„Ein häufiges und extrem belastendes Lebensqualitätsproblem“Blasenschwäche - kein Tabuthema mehr!

Univ.-Prof. Prof. Dr. med. M. Possover Facharzt FMH Gynäkologie & GeburtshilfeSpez. Urogynäkologie & operative Gynäkologie/Onkologie, Klinik Hirslanden

Page 9: Leben im Alter

eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages Leben Im ALter 9

VON EVA HERZOG

Diabetes mellitus gilt als eine der verbreitetsten Volkskrankheiten

unserer Zeit. Und sie ist weiterhin auf dem Vormarsch. Doch worum handelt es sich dabei genau? Und wie unterscheiden sich Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes?

In beiden Fällen handelt es sich um eine chronische Stoffwechselkrank-heit, die mit einem erhöhten Blutzu-ckerspiegel einhergeht. Durch die Verdauung von Kohlenhydraten wird im Darm Zucker (Glukose) gebildet. Das Blut transportiert diesen Ener-gielieferant an die Körperzellen und schleust ihn ein. Zum Einschleusen der Glukose in die Zellen wird In-sulin benötigt. Dieses wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet und direkt ins Blut abge-geben. Fehlt dieses lebenswichtige Hormon, dann wird zu wenig oder keine Glukose in die Zellen aufge-nommen. Die Glukose sammelt sich im Blut an und lässt den Blutzucker ansteigen, während es den Zellen an Energie fehlt. Erreicht das Blut zu hohe Glukosewerte, werden sie über die Nieren mit dem Wasser ab-geführt. Der erhöhte Zuckeranteil im Blut schädigt langfristig Nerven und Blutgefässe. Die Nerven verzu-ckern regelrecht und nicht selten sind Herzinfarkt, Schlaganfall durch

Arteriosklerose, sowie Schäden an der Netzhaut und Nierenschäden die Folge eines unbehandelten Diabetes mellitus (Typ-2 Diabetes).

Bei Typ-1-Diabetes, oder auch in-sulinabhängiger Diabetes genannt, handelt es sich um eine Autoim-munkrankheit. Das körpereigene Abwehrsystem zerstört die insulin-produzierenden Zellen der Bauch-

speicheldrüse. Das wiederum führt zu einem Mangel an Insulin, dem lebenswichtigen Hormon, das mass-geblich daran beteiligt ist den Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangt, nun in die Körperzellen zu schleusen.

Dort wird der Zucker zur Energiege-winnung benötigt. Daraus erklärt sich, warum ohne Insulin unser Blut-zuckerspiegel sehr rasch ansteigt.

Diabetes mellitus Typ 2, auch insuli-nunabhängiger Diabetes genannt, ist eine Erkrankung, die oft jahrelang unbemerkt bleibt. Häufig wird sie diagnostiziert, da der Patient wegen wiederkehrenden Harnwegsinfek-

ten, Sehstörungen, einem starken Leistungsknick oder auch Hautju-cken einen Arzt konsultiert. Auch sehr starker Durst kann den Arzt hellhörig werden lassen. Klarheit bringt dann eine Blutuntersuchung.

Im Gegensatz zu Diabetes-Typ-1 steht zunächst weniger der Mangel an Insulin im Vordergrund, viel-mehr entwickeln die Körperzellen eine Insulinresistenz. Das bedeutet, dass sie immer weniger auf Insulin ansprechen, bis sie schliesslich un-empfindlich (resistent) werden. Das Insulin kann die Glukose dann nicht mehr in die Zellen schleusen – somit steigt der Blutzuckerspiegel an.

Um den Insulinmangel zu überwin-den, produziert die Bauchspeichel-drüse zunächst immer mehr Insulin, bis sich die insulinproduzierenden Betazellen erschöpfen und der Blut-zuckerspiegel steigt.

In der Vergangenheit wurde Dia-betes-Typ-2 als Alterszucker be-zeichnet. Tatsächlich erkranken in erster Linie ältere Menschen daran. Dennoch ist festzustellen, dass auch immer mehr 30 oder 40 jährige da-ran erkranken. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Menschen schon in jungen Jahren stark übergewich-tig sind und sich nur wenig bewegen – beides gilt als die Hauptursache von Diabetes Typ 2. Die genetische Disposition innerhalb der Familie ist neben Übergewicht, Schwan-gerschaft, Stress und Bewegungs-mangel ebenfalls ein erhöhter Ri-sikofaktor, der zum Entstehen der Krankheit beitragen kann.

Wer Typ-1-Diabetes hat, muss von Anfang an regelmässig Insulin sprit-zen, um seinen Blutzuckerspiegel zu senken. Diät und Bewegungsthera-pie inklusive. Auch Kinder erkran-ken zunehmend an Diabetes. Wobei bei Typ-1 Diabetes die erbliche Kom-ponente nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei Typ-2-Diabetes.Die Therapie des Diabetes-Typ-2 be-steht in erster Linie in einer Umstel-lung von Ernährungs- und Lebens-gewohnheiten, was sich sehr positiv auf die Insulinresistenz auswirkt. Eine Vollwerternährung mit reich-lich Ballaststoffen, Rohkost und we-nig raffinierten Kohlenhydraten, z.B. Produkte aus Weissmehl, geschäl-ter Reis, so wie Fertigprodukte ist zu empfehlen. Pflanzliche Ballast-stoffe wie zum Beispiel Guarkern-mehl oder Haferkleie verzögern die Zuckerresorption und verhindern einen schnellen Blutzuckeranstieg während der Mahlzeiten. Auch hoch-wertige Öle, die reich an essentiellen Fettsäuren sind, sind zu bevorzugen. Ebenso stellen regelmässige Bewe-gungseinheiten einen enormen Part zur Besserung der Gesundheit dar, gegebenenfalls auch Abnehmen.Ausserdem helfen Medikamente, die die Insulinwirkung verbessern oder die Insulinausschüttung anregen. Im Laufe der Zeit müssen jedoch auch viele Typ-2-Diabetiker Insulin spritzen. n

artikeL Diabetes im Alter

Fiese TypenDiabetes gilt als eine der Volkskrankheiten. Immer mehr Menschen sind betroffen.

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interview Altersdiabetes

„Die Bauchspeicheldrüse erleidet Burn-Out“

Was genau ist Altersdiabetes?Der medizinisch korrekte Name ist Diabetes mellitus Typ 2. Dieser wird begünstigt durch genetische Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Dazu kommen weitere Risikofaktoren wie Rauchen und hoher Blut-druck. Die Bauchspeicheldrüse ist überfordert, erleidet ein regelrechtes Burn-Out und kann nicht mehr genügend Insulin produzieren, oder der Körper kann es nicht mehr wirk-sam verwerten. Diabetes Typ 2 tritt meistens erst ab über 40 Jahren auf; zunehmend sind aber auch Jüngere mit starkem Übergewicht betroffen.

Wie äussert sich die Erkrankung?Meist wird ein Typ-2-Diabetes erst nach mehreren Jahren diagnostiziert, da kaum

äusserliche Anzeichen und Symptome auf-treten. Die Diagnose wird häufig erst gestellt, wenn erste Komplikationen der Erkrankung auftreten. Symptome können übermässiger Durst, häufiges Wasserlösen, Müdigkeit und schlecht heilende Wunden sein.

Klingt nach einer enormen Heraus-forderung für ältere Menschen…

Das stimmt. Ältere Menschen sind ja ohnehin meist fragiler und empfinden Veränderungen als enorme Herausforderungen. Die Ernäh-rung mit Diät-Produkten, die bis in die 80er-Jahre noch propagiert wurde, hat sich längst als überholt erwiesen, ist aber gerade bei Äl-teren noch stark im Kopf verankert. Vielmehr geht es heute um eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Als Therapie-Massnahmen sind deshalb Ernährungs- und Diabetesberatun-gen wichtig.

Besteht denn noch Handlungsbedarf in der Versorgung bei Altersdiabetes?

Ja, unbedingt. Die Krankenkassen über-nehmen die angesprochenen Beratungen, wenn sie ärztlich verordnet sind und durch Fachpersonen ausgeführt werden. In der Schweiz lässt sich die Mehrheit der Betrof-fenen jedoch noch ausschliesslich von ihrem Hausarzt betreuen.

Wie lässt sich die Lebensqualität denn erhalten?

Das Netzwerk aus Familie und Freunden deckt oft das ab, was der medizinische Apparat der-zeit nicht zu leisten vermag. Die Angehörigen sind unheimlich wichtig für die Patienten und helfen ihnen dabei, ihren Alltag mit einem adäquaten Ernährungs- und Bewegungspro-gramm zu meistern. n

Manuel Kiefer, Präsident der Zürcher Diabetes Gesellschaft (ZDG)

Page 10: Leben im Alter

10 Leben Im ALter eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages

artikeL Leben und Pflege im Altersheim

Bedarfsgerecht und möglichst selbstbestimmtNach dem Credo: „So viel Betreuung wie nötig, so viel Freiheit wie möglich“ verstehen sich moderne Heime als Dienstleister für ihre Bewohner.

VON WIEBKE TOEBELMANN

Die Unterbringung in einem Heim weckt Emotionen, Ängste und

setzt bei vielen das „Kopfkino“ in Gang. So wird das Heim von vielen immer noch als „Endstation“ gefürch-tet. Doch zwischen Altersheimen frü-her und heute liegen Welten. In der Tat war der Aufenthalt noch vor 100 Jahren keine Freude. Einst zogen in die sogenannten Bürgerasyle oder Ver-wahranstalten meist mittellose Men-

schen, wie etwa Knechte und Mägde. Die Einrichtungen lagen meist am Ortsrand und in ihnen herrschte ein strenges Regime: eine rigide Hausord-nung, mitsamt harter Strafen gegen Verstösse.

Auf die bedürfnisse abgestimmtDoch das gehört zum Glück der Ver-gangenheit an. Der Begriff „Insassen“ ist verpönt. Vielmehr verstehen sich heutige Pflegeinstitutionen als Dienst-leister für ihre Bewohner, und sie sind

bemüht, deren Wohlbefinden zu ge-währleisten.Die stationäre Unterbrin-gung soll vor allem bedarfsgerecht sein, dazu gehören etwa die Pflege Hochbe-tagter und Demenzkranker, aber auch psychogeriatrische Betreuung. Betreu-tes Wohnen im eigenen Apartment oder in der Gruppe bietet Freiräume für jene, die noch sehr eigenständig sind. Die Teilnahme an Veranstaltungen in den modernen Seniorenzentren, die sich in den vergangenen Jahren stark ihren umgebenden Gemeinden geöff-

net haben, fördert soziale Kontakte – auch zur „Aussenwelt“. Viele Heime bieten auch ein interessantes Kurs- und Ausflugsprogramm.

ein Zuhause schaffenGanz gross geschrieben ist die Er-haltung der Selbstständigkeit der Senioren, aber auch das Gefühl von einer privaten Umgebung. Dazu ge-hören beispielsweise die Mitnahme des Haustiers und die Möglichkeit, liebgewonnenen Hobbys auch wei-

terhin zu frönen. So manche Senio-reneinrichtung ist eingebettet in eine schön angelegte Parklandschaft, in der die Bewohner spazieren gehen oder ein Picknick mit der Familie machen können. Sogar Gartenarbeit wird mitunter angeboten. Das Credo moderner Pflegeinstitutionen lautet: So viel Betreuung wie nötig, so viel Freiheit wie möglich. Damit der Le-bensabend auch fernab der eigenen vier Wände angenehm und gesichert verlaufen kann. n

Stressfrei alt sein ist Lebenskunst und Geschenk zugleich. In unserem Pflege-

heim bieten wir Ihnen eine Atmosphäre, die Ihnen ein würdiges Leben und stressfreies Alt-Sein ermöglichen will. Sie bestimmen Ihren Tagesablauf, wann Sie aufstehen und zu Bett gehen, wo und wann Sie frühstücken und wir unterstützen Sie.

Wohnen im Alterbedeutet manche Selbständigkeit aufgeben zu müssen. In unserem Pflegeheim wohnen Sie in Ihrem individuellen Zimmer mit Ihren Erinnerungsstücken. Wir möchten, dass Sie auch im Pflegeheim Sie selbst bleiben kön-nen. Wir begleiten Sie, fördern Ihre Mobilität und Ihre Gesundheit.

professionell gepflegtwerden Sie durch unsere freundlichen und kompetenten Mitarbeiterinnen. Wir legen grossen Wert darauf, so viel Pflege- und Betreuungspersonal zu beschäftigen, dass unsere Bewohner individuell und gut be-treut sind und unsere Mitarbeiterinnen nicht überfordert werden.

Individuell und liebevoll betreutgestalten wir mit Ihnen Ihren Tagesablauf. Persönlich überlegen und entwickeln wir mit Ihnen und Ihren Angehörigen, ihre Aktivie-rung und Beteiligung am Alltag. Zusätzlich können Sie am Aktivierungsprogramm im Haus teilnehmen.

ein stilvolles Ambientefinden Sie als Ihr neues zu Hause in unserem liebevoll renovierten und denkmalgeschütz-ten Jugendstilbau am Zürichberg. Das Haus ist ruhig gelegen und mit öffentlichen Ver-kehrsmitteln gut erreichbar. Unsere 16 Ein-zelzimmer sind einzigartig, stilvoll, geräumig

und hell und durch Ergänzungsleistungen finanzierbar.

Altersgerechteingerichtet ist das ganze Haus. Der mo-derne und stilechte Umbau des Hauses ist rollstuhlgängig und auf die Bedürfnisse unserer Bewohner ausgerichtet. Nasszellen befinden sich entweder im eigenen Zimmer oder vor den Zimmern zur Nutzung durch zwei Bewohner.

unsere traditionist die liebevolle Pflege kranker und alter Menschen auf der Basis christlicher Werte seit 1931. Der Verein Diakoniewerk Salem trägt das Anliegen dieser Tradition weiter. Pflege ist für uns mehr als eine Dienstleistung. Wir leben Pflege als unsere Berufung. n

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Im Alter wohnen und zu Hause sein

Pflegeheim APWG Salem, Hochstrasse 37, 8044 Zürich T: 044/253 70 50 www.salem-apwg.ch

Das im September 2012 neu umgebaute Alters- und Pflegewohnheim Neumün-

ster liegt inmitten der Quartiere Hirslanden, Riesbach, Seefeld und Hottingen. Es verfügt über optimale Anbindung an den öffentli-chen Nahverkehr, dank bevorzugter zentraler Lage am Hegibachplatz, wo Busse, Tram und Forchbahn fast vor der Haustür halten.

Das Alters- und Pflegewohnheim Neumüns-ter bietet drei verschiedene Wohnformen für das Alter an. Im Alterswohnheim findet man vier verschiedene Standards, die sich nicht in der Ausstattung, sondern lediglich in der Grösse der Appartements unterscheiden.

Der Standard 1 (30 qm) und Standard 2 (35 qm) sind für Alleinstehende mit AHV und Ergänzungsleistungen finanzierbar. Stan-dard 3 (44 qm) und Standard 4 (56 qm) sind für Ehepaare ebenfalls mit AHV und Ergänzungsleistungen finanzierbar. Zur Zeit sind sämtliche Appartements im Altersheim belegt, aber es ist immer möglich, sich auf die Warteliste schreiben zu lassen.

Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner, die nach der Umbauphase neu ins Altersheim eingetreten sind, haben sich ganz bewusst dafür entschieden. Sie haben erkannt, dass der Eintritt keine Selbstaufgabe darstellt, sondern eine Chance ist, das Leben im Alter in einer gesicherten Umgebung in vollen Zügen zu geniessen. Mit dem Konzept des Servicewohnens gestalten sie die Bewohner ihren Alltag völlig selbstbestimmt. Sie ent-scheiden, solange es ihnen möglich ist, ob sie ihre Wäsche, das Reinigen des Appar-tements oder Frühstück und Abendessen selbst zubereiten wollen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind beim Eintritt noch völlig selbstständig und benötigen wenig bis gar keine Pflege. Bei Zunahme der Pflegebedürftigkeit wird ver-sucht, den Verbleib im Altersheim solange wie möglich zu gewährleisten. Sollte die Pfle-gebedürftigkeit oder eine Demenzerkran-kung jedoch eine Form annehmen, die die Pflege im Alterswohnheim unmöglich macht, ist eine Verlegung auf die Pflegeabteilung oder die Demenzabteilung jederzeit möglich. Das bedeutet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich nicht noch einmal an eine neue Umgebung gewöhnen müssen. n

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Wo Lebensfreude lebtDas Alters- und Pflegewohnheim Neumünster bietet verschiedene Wohnformen unter einem Dach.

interview Die Alters- und Pflegeinstitutionen von heute

„Offen, qualitätsorientiert und ein Teil der Gesellschaft“ Wie haben sich Heime im Laufe der Zeit gewandelt?

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es sogenannte Verwahranstal-ten, wo arme Menschen ohne Fa-milie untergebracht wurden. Später glichen Heime eher Spitälern mit den typisch langen Korridoren. In den 70-er Jahren entstanden erste Wohngruppen-Systeme. Wir freuen uns heute, von den Heimen der fünften Generation reden zu können. Das Wort Altersheim ist veraltet. Es sind Pflegeinstitutionen mit bedarfsgerechten Angeboten, von der Demenzbetreuung bis zur Langzeitpflege für Hochbetagte. Die

Institutionen werden immer mehr zu Zentren im Quartier, etwa mit integrierter Kindertagesstätte, Café oder Gemeindebibliothek.

Welches sind die Leistungen und Kosten?

Heute wird die Altersversorgung leider meist unter dem Aspekt der Kosten betrachtet. Doch völlig ver-gessen werden die Pflegeleistungen und das Personal, das dahintersteht. Eine Analyse von CURAVIVA zeigt: Das stationäre Altenhilfesystem leis-tet einen enormen volkswirtschaft-lichen Beitrag. Zudem steigen die persönlichen und gesellschaftlichen

Erwartungshaltungen an die Qua-lität der Pflege sowie die Hotellerie – was natürlich seinen Preis hat.

Heime haben dennoch ein Imageproblem…

Das stimmt nur bedingt, vor allem dann, wenn die Heime als anonyme Institutionen wahrgenommen wer-den. Doch die Bilder im Kopf ändern sich, wenn den Menschen klar wird, wie stark gute Heime ins Quartier integriert und die Einrichtungen kei-neswegs von der Gesellschaft ausge-schlossen sind. Ein Umzug im hohen Alter ist immer schwierig. Studien belegen, dass die grosse Mehrheit

der älteren Menschen nach einem Umzug in ein Heim sehr zufrieden ist. Viele bedauern, den Schritt nicht schon früher gemacht zu haben.

Wo liegen die Herausforde-rungen für die Heime?

Die einseitige Kostenoptik muss sich ändern. Die Politik fördert den ambulanten Bereich stärker als den stationären. Wir plädieren für eine Verbindung beider, also eine inte-grierte Versorgung. Auch muss in Zukunft genügend Pflegefachper-sonal zur Verfügung stehen und die Arbeitsplätze müssen attraktiv gestaltet sein. n

Dr. Markus Leser, Leiter des Fachbereichs Menschen im Alter von CURAVIVA Schweiz

Page 11: Leben im Alter

eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages Leben Im ALter 11

„Lebensfreude trotz schwerer Erkrankung“Palliative Care geht gezielt auf Bedürfnisse von kranken Menschen ein.

Herr Sobanski, was versteht man unter palliativer Medizin?

Palliative Medizin behandelt Symp-tome bei Menschen, deren Krank-heiten nicht ausreichend geheilt wer-den können, um ihre Beschwerden zu lindern. Am häufigsten kommt es dazu bei onkologischen oder chronisch fortschreitenden Erkran-

kungen. Moderne Palliativmedizin behandelt nicht nur die Symptome, sondern beugt auch deren Entstehen vor. Deswegen ist palliative Medi-zin nicht mehr nur für Menschen reserviert, die eine begrenzte Le-benserwartung haben. Um die Le-bensqualität zu verbessern reicht es aber nicht, keine Schmerzen zu

haben. Und hier fängt die Aufgabe an, die die reine Medizin überschrei-tet. Erfüllt wird sie von Palliative Care. Palliative Medizin, die Be-handlung, lindert Symptome, Palli-ative Care, die Betreuung durch ein multiprofessionales Team lindert das gesamte Leiden.

Was sind die wichtigsten Aufgaben in der palliativen Medizin?

Schmerzlinderung ist sicher eines der wichtigsten Themen überhaupt. Der Fortschritt gegenüber früher ist beachtlich. Mit den heutigen Medi-kamenten und Therapien sind Pati-enten weitgehend schmerzfrei, blei-ben ansprechbar und klar denkend. Aber wir behandeln auch andere Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen oder Juckreiz. Gleich wichtig ist die gute Kommunikation mit kranken Menschen und deren Angehörigen. Ein Gespräch über Entscheidungen, die die Akzeptanz des weiteren Krankheitsverlaufs be-nötigen, ist nicht immer einfach und braucht sehr viel Zeit.

Frau Karlin, warum wird in der Palliative Care so grosser Wert auf Teamarbeit gelegt?

Zu Palliative Care gehören vier As-pekte, die alle gleichermassen be-rücksichtigt werden müssen: den physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Aspekt. Situatio-nen wie Angst, Schmerzen, vielleicht Stress durch ungelöste Konflikte oder Aufgaben, finanzielle Probleme, vielleicht ein Verlust des sozialen Status, der Familie oder des Arbeits-platzes, Vereinsamung oder Sorgen um die Zukunft von Angehörigen und die Angst vor der Abhängig-keit belasten den schwerkranken Menschen. Um allen diese Bereiche abdecken zu können arbeiten wir in einem multiprofessionellem Team, das heisst, alle Professionen, die sich um das leibliche und geistige Wohl eines Patienten kümmern, wie Ärzte, Pflegende, Psychologen, Physio-, Aroma-, Musiktherapeuten, Sozialarbeiter, Seelsorger und Koch müssen eng zusammenarbeiten. Nur so können wir sicher sein, dass eine kranke Person genau die Betreuung

bekommt, die ihren Bedürfnissen entspricht.

Was ist ihr grösstes Anliegen?Unsere Gesellschaft ist nicht mehr geübt im Umgang mit Krankheit und Tod. Viele Menschen wissen nicht, welche Möglichkeiten es für die Ver-besserung der Lebensqualität gibt. Unser Ziel ist, mit dem Palliative Care Konzept schwer und unheilbar kranken Personen Lebensfreude zu-rückzugeben. Unter grösstmöglicher Selbstbestimmung und Miteinbezug der An- und Zugehörigen gelingt dies am besten, wenn sehr früh nach Dia-gnosestellung ein Zugang zu diesem Angebot ermöglicht ist. nInterviewpartner: Renate Karlin, MAS Palliative Care, Leiterin Pflegedienst, Dr. Piotr Sobanki, FMH für Innere Medizin und Kardiologie, Ärztlicher Leiter

Werbebeitrag Interview

artikeL Leben und Pflegen zuhause

Sicher und unabhängig zuhause lebenDank neuer Techniken können ältere Menschen ihren Alltag besser meistern und länger im eigenen Zuhause wohnen.

VON SVENJA RUNCIMAN

Unabhängigkeit und Autono-mie – das sind auch für ältere

Menschen wichtige Themen. Auch wer nicht mehr ganz gesund oder nur eingeschränkt beweglich ist, möchte so lange wie möglich seine sozialen Kontakte aufrechterhalten, seine Freizeit aktiv gestalten und in den eigenen vier Wänden leben. Und tatsächlich leben 43 Prozent der Schweizer Senioren über 80 heute in einem Einpersonenhaushalt. Mög-lich geworden ist dies unter ande-rem durch die vielen technischen Hilfsmittel und Dienstleistungen, die heutzutage zur Verfügung ste-hen. Denn bei aller Eigenständigkeit: Auch Sicherheit ist wichtig.

schnelle hilfe per KnopfdruckUnterstützung bei der Bewältigung des Alltags bieten traditionell so-ziale Dienste, aber auch Privatun-ternehmen an. Neben der mobilen häuslichen Pflege gehören auch ein-zelne Dienstleistungen zum Angebot, zum Beispiel Hilfe im Haushalt, bei der Gartenarbeit, beim Einkaufen oder bei der Zubereitung von Mahl-zeiten. Etabliert sind auch mobile Essensdienste sowie Fahrdienste zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Veranstaltungen. Wer noch gut al-lein zurechtkommt, sich aber mehr Sicherheit wünscht, falls doch mal etwas passiert, für den bietet sich der „Notruf per Knopfdruck“ an. Das kann zum Beispiel ein Hausnotruf sein, mit dem in kritischen Situatio-

nen kompetente Hilfe gerufen werden kann. Das Prinzip: Über einen trag-baren Mini-Funksender wird eine Notrufzentrale alarmiert, die dann wiederum Angehörige, Nachbarn, einen Arzt oder den Rettungsdienst verständigt. Bei einem mobilen Not-rufgerät, das mit GPS ausgestattet ist, können Mitarbeiter der Zentrale Hilfe suchende Senioren auch im Freien orten. Auch eine Notruf-Armbanduhr ist erhältlich, die per Knopfdruck über das Mobilfunknetz ein Telefonat mit der ausgewählten Person aufbaut. Dank eingebautem Lautsprecher und Mikrofon kann direkt mit der betref-fenden Person gesprochen und Hilfe organisiert werden. Vorteil dieses Ge-räts: Es ist unauffällig und garantiert immer in Reichweite.

steigender bedarf an AngebotenTechnische Systeme, die den Alltag erleichtern, sind zukunftsweisend. Angesichts des demographischen Wandels gibt es einen steigenden Bedarf an Angeboten für ältere Menschen. Eines der Ziele ist da-bei, moderne Hilfstechnologien so unauffällig wie möglich in den Alltag einzubauen. Unter dem Be-griff „Ambient Assisted Living“ fasst man elektronische Systeme, Produkte und Dienstleistungen zusammen, die den Alltag (nicht nur) älterer Menschen erleichtern. Dazu zählen die automatische Ab-schaltung des Herdes bei Abwesen-heit, Notrufsysteme, aber auch eine an die Gewohnheiten des Nutzers angepasste Beleuchtungs- oder

Raumtemperatursteuerung. Dank der Unabhängigkeit, die dadurch bis ins hohe Alter möglich wird, steigt die Lebenszufriedenheit um ein Vielfaches. n

1. Leben im Alter: wie möchten schweizerinnen und schweizer im Alter leben?Umfragen zeigen, dass das Bedürf-nis nach einem selbstbestimmten,

möglichst unabhängigen Leben in den eigenen vier Wänden sehr gross ist. Die Notrufzentrale des Roten Kreuz kennt die individuellen Ge-gebenheiten und kontaktiert das persönliche Umfeld. Wer schon ein-mal stundenlang nach einem Sturz am Boden lag und auf Hilfe hoffte und wartete, weiss wie gut es ist, wenn man sicher ist, dass sofort Hilfe kommt.

2. Vorurteile / bedenken: ein notrufgerät ist nur was für sehr, sehr alte menschen und hässlichFalsch. Mit den modernen Syste-men am Handgelenk hat man ein mobiles Notrufgerät, das wie ein Schmuckstück aussieht. Eine pro-fessionelle und offene Beratung für wen welche Dienstleistung passt, ist

zentral. Denn ein System, das nur einen Notruf sendet, nützt wenig, wenn dahinter kein Interventions-schema steht oder wenn niemand den Notruf entgegen nimmt. Der Rotkreuz-Notruf wird 7 x 24h durch professionelle Einsatzleiter betreut und diese bleiben im Notfall mit dem Teilnehmer in Verbindung bis Hilfe vor Ort eintrifft.

3. Gesellschaftspolitische Diskussion im Zusammenhang mit der „Überalterung“ respektive „unterjüngung“Aufgrund der demographischen Entwicklung wächst v.a. das Seg-ment der „Hochaltrigen“ (ü80) in den kommenden Jahren enorm. Die Betreuung dieser wachsenden Altersgruppen wird nicht nur fi-

nanzielle, sondern auch personelle Engpässe verstärken. Dienstleis-tungen, die mit unterstützender Technik und einem gut durchdach-ten Schema eine sinnvolle Tria-gierung ermöglichen, werden eine wichtige Aufgabe erfüllen.

4. einsamkeit / Verlust von privaten netzwerkenDie traditionelle Mehrgeneratio-nenfamilie, welche füreinander da ist, wird zur Ausnahme werden. Und wenn der eigene Bekannten-kreis oder Freundeskreis immer kleiner wird, ist ein verlässlicher Partner wie das Rote Kreuz ein wichtiger Lebensmittelpunkt. Wer keine Kontaktpersonen im Um-feld hat, kann einen Hausschlüs-sel beim Roten Kreuz und seinen

professionellen Einsatzpartnern hinterlegen.

5. entlastung von AngehörigenHaben Sie auch schon mehrmals zuhause bei Ihren betagten Eltern angerufen und niemand ist ans Telefon gegangen? Geht es ihnen wohl gut? Was kann ich machen? Ich muss bis um 20 Uhr arbeiten, wohne 250 km weg usw. Die Erfah-rung zeigt, dass oft die Angehörigen oder Kinder den Anstoss geben, sich mit dem Rotkreuz-Notruf zusätz-liche Sicherheit ins Haus zu holen. Es ist gut zu wissen, dass jederzeit Hilfe organisiert wird und Sie auf Wunsch sofort von der Notrufzen-trale darüber informiert werden. Ganz im Stil von „no news is good news“. n

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„Länger in den eigenen vier Wänden wohnen: der Rotkreuz-Notruf”

Kontakt

Hildegard Hospiz, St. Alban-Ring 151, 4020 Basel

T: 061 319 75 75 www.hildegard-hospiz.ch

Für das Wohl der Patienten: Mitarbeitende des Hildegard Hospiz-Teams: Bernard Riand (Koch), Felix Bürgel (Stiftungsratspräsident), Nicole Zehnder (Musiktherapeutin), Piotr Sobanski (Ärztlicher Leiter), Renate Karlin (Leiterin Pflegedienst)

Johannes Schlegel, Leiter Notruf und Fahrdienst, Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Zürich

Page 12: Leben im Alter

12 Leben Im ALter eine sonderveröffentlichung des reflex Verlages

gastbeitrag Leben mit Demenz

Im Auf und Ab der GefühleWie Peter und Hanni Holzer mit Alzheimer leben.

Ein Reihenhaus in einer kleineren Gemeinde. Es ist das Zuhause

von Hanni Holzer, hier ist sie auf-gewachsen. Sie zeigt auf die holz-getäferte Decke in der Wohnküche: „Mein Mann hat alles selber reno-viert“, sagt sie. „Er war ein guter Handwerker.“ Heute kann Peter Holzer seiner Frau im Haus nicht mehr zur Hand gehen und auch ein Gespräch zwischen den Eheleuten ist kaum mehr möglich. Peter Hol-zer hat Alzheimer, seit acht Jahren, unterdessen ist die Krankheit weit fortgeschritten. Angeschlichen hat sie sich langsam.

„Ich dachte damals, er werde einfach alt und er hört mir nicht mehr zu“, erzählt Hanni Holzer. Der frühpen-sionierte 63-Jährige fuhr jeweils Be-kannte, die Hanni Holzer bei einem Mittagstisch halfen, nach Hause. Plötzlich fand er eines Tages den Weg nicht mehr. „Die Frauen muss-ten ihm sagen, wo er durchfahren muss“, erzählt Hanni Holzer. Sie drängte auf eine Abklärung, weil sie wusste, dass bei ihrem Mann in der Familie Demenzerkrankungen häufig auftraten.

Diagnose Alzheimer – wie weiter?„Zuerst einmal habe ich gar nichts unternommen“, erinnert sie sich. „Ich war ja nicht erstaunt über die Diagnose, ich hatte es erwartet. Aber trotzdem war es schlimm.“ Sie fühlte sich alleine gelassen und musste sich

die Informationen mühsam selber zusammensuchen. Von der Memory Klinik hat sie dann Unterlagen über die Alzheimervereinigung erhalten. Hier hat sie endlich Hilfe erhalten. „Ich trat einer Angehörigengruppe bei. Das hat mir unglaublich gehol-fen. Man versteht einander, gibt sich Tipps und erfährt, wo es Hilfe gibt.“ Zum Beispiel dass ihr Mann Anrecht hat auf eine Begleiterkarte für den öffentlichen Verkehr. Oder dass es Tagesstätten gibt, die Menschen mit Demenz tagsüber betreuen. Hanni Holzer begann, sich den Alltag zu organisieren. „Zu Beginn ging Peter ein Mal pro Woche in die Tages-stätte, dann zwei Mal und heute drei Mal in der Woche.“ Zusätzlich schauen zwei Töchter, die in der Nähe wohnen, und ein Bekannter regelmässig zu Peter Holzer. „Ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld, von daher habe ich es gut“.

pflege rund um die uhrAuch wenn Hanni Holzer nicht klagen will, die Betreuung und Pflege sind eine grosse Belastung. Ihr Mann ist 24 Stunden auf sie angewiesen. Duschen, Anziehen, Essen – sie muss ihm bei allen alltäglichen Verrichtungen helfen. Er sucht immer ihre Nähe, sonst bekommt er Angstzustände. „Er fragt mich dauernd irgendwelche Sachen. Manchmal ertrage ich es nicht mehr. Wenn ich mich auf-rege - was zum Glück nicht oft vor-kommt - werfe ich auch mal eine

Türe hinter mir zu.“ Dann geht sie in den Garten, um einen Moment für sich alleine zu haben. „Aber ich weiss ja, er macht es nicht absicht-lich. Es ist die Krankheit“, fügt sie hinzu.

„Ich habe mir die Hilfe gut or-ganisiert. So muss es zu schaf-fen sein.“ Hanni Holzer

Ein Lichtblick sind für sie die Alz-heimerferien, die sie schon drei Mal besucht hat. „Am Anfang wollte ich

nicht gehen, aber es war wirklich toll. Die freiwilligen Betreuer/in-nen haben sich um unsere kranken Partner gekümmert und wir An-gehörige hatten frei.“ Wenn sie an Zukunft denkt, wünscht sich Hanni Holzer, dass sie es noch lange gut miteinander haben. Doch sie macht sich keine Illusionen. „Man muss von Tag zu Tag leben.“ Und sie fügt hinzu: „Ich habe mir die Hilfe gut organisiert. So muss es zu schaffen sein.“ © asm / agentur für sozial-marketing n

Familien nicht alleine lassen!

Die Hilfe und Unterstützung für Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Doch die Angebote sind noch lückenhaft.

birgitta martensson, sie sind Ge-schäftsleiterin der schweizerischen Alzheimervereinigung. Wo sehen sie den grössten handlungsbedarf?

Unsere Angehörigenbefragung zeigt klar, dass die Organisation des täglichen Lebens das grösste Problem ist. Es braucht schon beim Auftreten der ersten Symptome eine organisierte Information und Begleitung der Familien. Beugt man frühzeitig vor, können Krisensituationen vermieden werden. Erschöpfungszustände von pflegenden An-gehörigen und verfrühte Heimeinweisungen

– das darf nicht sein.

Was glauben sie, wo stehen wir in 10 Jahren?

Meine Vision ist: Eine Beratung und Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen erfolgt gleich nach der Diagnose. Der Arzt, die Ärztin verweist die Betroffenen an eine Stelle, die sie im Sinne eines so genannten Case Management berät und begleitet. Solche Angebote müssen für alle Betroffenen vorhanden sein. Keine Familie, die von Demenz betroffen ist, soll in Zukunft alleine gelassen werden. Schweizerische Alzheimervereinigung www.alz.ch

Nationales Alzheimertelefon: 024 / 426 06 06

Für sie da – Alzheimervereinigung

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Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen fühlen

sich oft isoliert und ausgegrenzt.

Die Schweizerische Alzheimervereinigung mit ihren

21 Sektionen bietet Beratung und Unterstützung.

Seit 25 Jahren.

schweizerische Alzheimervereinigung Nationales Alzheimer-Telefon: 024 / 426 06 06

www.alz.ch