konzept einer integrierten stellen- und prozessrechnung
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Kosten- und Ergebnisrechnung
Konzept einer integriertenStellen- und Prozessrechnung
Thilo Hartmann
~ Die Technik einer multidimensionalen Datenbank ermöglicht eine integrierte Stellenund Prozessrechnung.
~ Eine solche integrierte Stellenund Prozessrechung basiertauf fünf wesentlichen Merkmalen.
~ Eine derart aufgebaute integrierte Stellen- und Prozessrechnung hat gegenüberden traditionellen Kostenrechnungssystemen Vorteile.
Dip\.-Wirtsch.-Ing.Thilo Hartmann istwissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhlvan Prof. Dr. HeinerMüller-Merbach,Betriebsinfarmatik undOperatians Research,Universität Kaiserslautern, Pastfach 3049,67653 Kaiserslautern.
Van einer eigenständigenzu einer integriertenProzesskastenrechnung
Häufig wird die Prozesskostenrechnung,wie sie von Horváth und Mayer (1989,S. 214-219) dargestellt wurde, noch als Ergänzung zu einem herkömmlichen Kostenrechnungssystem gesehen. Seltener ist dagegen die Prozesskostenrechnung in einherkörnmliches Kostenrechnungssystem integriert. Dabei wäre nach Götze (1997,S. 162) aufgrund der Konzentration der Prozesskostenrechnung auf die indirekten Bereiche eine Integration in ein herkömmliches Kostenrechnungssystem erforderlich.
Wohl auch im Hinblick auf diese fehlende Integration wurden nach Götze(1997, S. 168) in den letzten Jahren zweiEntwicklungslinien hinsichtlich der Prozesskostenrechnung verfolgt:• Zum einen gibt es Ansätze zur Verbes
serung des von Horváth und Mayer vorgeschlagenen Systems der klassischenProzesskostenrechnung, unter anderemvon Coenenberg und Fischer (1991,S. 31); Küting undLorson (1995, S. 9596); Roolfs (1996, S. 205); Cooper(1990, S. 345-351) sowie Reichmannund Fröhling (1995, S. 157 -158).
• Zum anderen wurden Konzepte zur Nutzung von prozessbezogener Kosteninformation im Rahmen herkömmlicherKostenrechnungssysterne entwickelt,beispielsweise von Franz (1990, S. 127);Schellhaas und Beinhauer (1992,S. 301- 309); Müller (1996); Schweitzer und Küpper (1995, S. 334) undKloock (1995, S. 137 -151).
Das Konzept der Integrierten Stellen- undProzessrechnung (ISP), das zur zweitenGruppe gezählt werden kann, solI nunschrittweise anhand von fünf wesentlichenMerkmalen entwickelt werden.
Die fünf Merkmale der ISP
Das Konzept der ISP wird durch fünfMerkmale charakterisiert:• Gleichzeitige Zuordnung der Kosten auf
Kostenarten, Kostenstellen, Kostenprozesse und Kostenträger,
• Verwendung des Einzelkostenprinzips,• Hierarchische Strukturierung der Be
zugsobjekte,• Unterteilung in fixe und variabIe Kosten
sowie• Vierdimensionale Tensorrechnung.
Gleichzeitige Zuordnungder Kosten auf Kostenarten,Kostenstellen, Kostenprozesse und Kostenträger
Das erste Merkmal der ISP besteht in dergleichzeitigen Zuordnung der Kosten au!Kostenarten, Kostenstellen, Kostenprozesse und Kostenträger. Dies ist ein Unterschied zu herkömmlichen Kostenrechnungssystemen und zur Prozesskostenrechnung:
In herkömmlichen Kostenrechnungssysternen werden zunächst alle Kosten einerKostenart zugeordnet. Davon werden dieEinzelkosten anschlieBend direkt einemKostenträger zugeordnet, während die Gemeinkosten zunächst Kostenstellen zugeordnet und danach Kostenträgern zugerechnet werden (Abbildung 1).
Bei der Prozesskostenrechnung wird einTeil der Kosten nach der Zuordnung zuKostenstellen auf Kostenprozesse umgerechnet und dann Kostenträgern zugerechnet (Abbildung 2).
Die Gesamtheit aller Kostenarten bzw.aller Kostenstellen, Kostenprozesse undKostenträger werden im folgenden als ,,Di-
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mension" bezeichnet. Die jeweiligen konkreten Kostenarten, Kostenstellen, Kostenprozesse und Kostenträger werden ,,Bezugsobjekte" genannt.
Im Rahmen der ISP werden alle Kostengleichzeitig jeder der vier Dimensionen zugeordnet: Für alle Kosten wird angegeben, urnwelche Kostenart, urn welche Kostenstelle,
Kostenstelle
urn welchen Kostenprozess und urn welchenKostenträger es sich handelt (Abbildung 3).
Es wird also nicht versucht, über denUmweg der Kostenstellen- bzw. Kostenprozessrechnung, Kosten, die nicht direktzugeordnet werden können (Gemeinkosten), auf die Kostenträger zu verteilen. Einsolcher Verzicht der Schlüsselung von Kosten hat zur Folge, dass die Kosten nur alsEinzelkosten auf die Bezugsobjekte der vierDimensionen zugeordnet werden können.
Kostenart KostenträgerVerwendung desEi nzelkostenpri nzips
Abbildung 1: Zuordnung der Kosten im Rahmen der herkömmlichen Kostenrechnung Das zweite wesentliche Merkmal der ISPist daher die Verwendung des Einzellwstenprinzips. Im Rahmen der ISP werden dieKosten nach dem Einzelkostenprinzip denjeweiligen Bezugsobjekten zugeordnet.Das Einzelkostenprinzip nach Riebel(l994b, S. 618) verzichtet generell auf dieAufspaltung verbundener Kosten oder echter Gemeinkosten. D. h. die Kosten werdennach Riebel (1994a, S. 11) genau demBezugsobjekt zugeordnet, dem sie geradenoch als Einzelkosten zugeordnet werden
Abbildung 2: Zuordnung der Kosten im Rahmen der Prozesskostenrechnung können. Dieses Einzelkostenprinzip erfordert eine hierarchische Strukturierung derBezugsobjekte.
Kostenart
Kostenprozess
Abbildung 3: Zuordnung der Kosten auf alle Dimensionen
158
Kostenstelle
Kostenträger
Hierarchische Strukturierung der Bezugsobjekte
Das dritte wesentliche Merkmal der ISP istdemnach die hierarchische Strukturierungder Bezugsobjekte der Dimensionen. Ausgenommen sind davon die Kostenarten,weil Kosten immer genau einer Kostenartzugeordnet werden können. Die Bezugsobjekte der Dimensionen Kostenstellen,Kostenprozesse und Kostenträger müssendagegen hierarchisch strnkturiert sein. Nurdann können Kosten immer als Einzelkosten auf die Bezugsobjekte zugeordnet werden. Dabei ist auch ein Bezugsobjekt oberster Hierarchiestufe notwendig, dem solcheKosten zugeordnet werden, die inhaltlichnur schwer der entsprechenden Dimensionzugeordnet werden können. Beispielsweisekönnen Heizungskosten ohne Verrechnungmeist nur schwer einem Kostenträger zuge-
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Konzept einer integrierten Stellen- und Prozessrechnung
ordnet werden. Dieses Bezugsobjekt könnte im Rahmen der Dimension Kostenträger"Kostenträgergesamt" genannt werden.
Durch die Anwendung des Einzelkostenprinzips können Kosten - wie in Abbildung 4 dargestellt - z. B. innerhalb der Dimension Kostenstelle einem Bezugsobjektder obersten Hierarchiestufe, innerhalb derDimension Kostenprozess einem Bezugsobjekt mittlerer Hierarchiestufe und innerhalb der Dimension Kostenträger einemBezugsobjekt unterster Hierarchiestufe zugeordnet werden.
VierdimensionaleTensorrechnung
KostenartenKostenstelien
Abbildung 4: Hierarchische Strukturierung der Bezugsobjekte
Das vierte wesentliche Merkmal ist eine andie Matrixbuchhaltung angelehnte vierdimensionale Tensorrechnung. Das Prinzipder Matrixbuchhaltung wurde bereits sehrfrüh vorgeschlagen. Vnter anderem vonThoms (1953, S. 657-666), Mattessich(1957, S. 328-355), Kosiol (1976, S. 6986) sowie Corcoran (1965, S. 85-90):
Ein Vektor der Matrix entspricht denKonten, die im Haben gebucht werden. Derandere Vektor entspricht den Konten, dieim Soll gebucht werden. In Abbildung 5 besteht die Matrix aus drei Konten, die imHaben gebucht werden, und aus drei Konten, die im Soll gebucht werden. Insgesamtgibt es neun Felder, denen GröBen zugeordnet werden. Nach Wedekind (1993, S.8) unterscheidet man damit in Soll-Spaltenund Haben-Zeilen.
Ein Geschäftsvorfall wird in der Matrixgebucht, indem man die GröBe in das Feldsetzt, das der Schnittpunkt der Spalte (deszu belastenden Kontos) und der Zeile (desgutzuschreibenden Kontos) bildet. Werdenweitere GröBen diesem Feld zugeordnet,so wird aufsummiert. In den Feldem derMatrix stehen also jeweils die Salden aller entsprechenden Buchungen.
Dieses Prinzip soll auch in der ISP übernommen werden. Im Gegensatz zur zweidimensionalen Matrix bei der Matrixbuchhaltung entsteht nun ein vierdimensionalerTensor mit den Dimensionen Kostenart,Kostenstelle, Kostenprozess und Kostenträger. Alle Kosten werden nun in das Feldgesetzt, das den Schnittpunkt der jeweiligen Bezugsobjekte der vier Dimensionenbildet. Weitere Kosten des entsprechenden
Kostenprozesse
Kontenim Haben
Abbildung 5:Matrixbuchhaltung
Kostenträger
KontenimSoll
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Kostenart
Im Mittelpunkt des Objekttypenansatzes der ISP steht der Objekttyp KOSTEN.Für alle entstehenden Kosten werden dieHöhe der Kosten (Betrag), die Beschäftigungsabhängigkeit (fix/variabel), die Kostenart (ANr), die Kostenstelle (SNr), derKostenprozess (PNr) und der Kostenträger(TNr) angegeben. Die Objekttypen KOSTENART, KOSTENSTELLE, KOSTENPROZESS und KOSTENTRÄGER sindjeweils mit ihrer Bezeichnung und ihremübergeordneten Objekt gekennzeichnet.Durch die Angabe des übergeordneten Objekts ist die Hierarchie der Bezugsobjektefestgelegt. Die Gesamtkosten (Kostensaldo) der jeweiligen Felder des Tensors werden im Objekttyp KOSTENSALDO gespeichert. Zusätzlich wird auch hier festgehalten, ob es sich urn fixe oder variabIeBeträge handelt (Abbildung 6).
Das multidimensionale Datenbankkonzept der ISP kann in Anlehnung an dieGliederung von Gabriel et al. (2000, S. 84)auf zweierlei Arten realisiert werden:• Erstens auf dem Prinzip einer relationa
len Datenbank sowie• zweitens auf der Basis einer physisch
multidimensionalen Datenbank.Das Unterscheidungskriterium ist nachDinter et al. (1997, S. 41) die Ablageart derDaten:• Bei einer relationalen Datenbank wird
die multidimensionale Struktur in einerrelationalen Tabellenstruktur abgebildet.
• In einer multidimensionalen Datenbankwerden die Daten unmittelbar in einementsprechenden Adressraum aufder Festplatte oder im Arbeitsspeicher abgelegt.
Relationale Datenbanken sind gegenübermultidimensionalen Datenbanken weitauspraxiserprobter. Relationale Datenbankenbeweisen in vielfältigem Einsatz ihre Alltagstauglichkeit, während multidimensionale Datenbanken noch nicht ausgereift sind.Dagegen gestatten multidimensionale Datenstrukturen einen wesentlich schnellerenZugriff als relationale Datenbanken. Gegenüber relationalen Datenbanken benötigenmultidimensionale Datenbanken oft einengröBeren Speicherplatz. Bei beispielsweise4 Dimensionen mit jeweils 10 Bezugsobjekten müssen 4 hoch 10 =1.048.576 Kombinationen gespeichert werden. Ein deutlichhöherer Speicherplatzbedarf gegenüber relationalen Datenbanken entsteht, wenn vieIe dieser Kombinationen nicht besetzt sind.Nicht besetzte Zellen benötigen bei multidimensionalen Datenbanken jedoch den
KSNrANrSNrlNrBetragfix/variabel
Kostensaldo
bach (1983b, S. 105-132) baut auf vierSchlüsselbegriffen auf:• Objekte,• Objekttypen,• Attribute und• Attributsausprägungen.Jede Information wird einem bestimmten"Aufhänger", einem Objekt zugeordnet.Eine Menge von gleichartigen Objektenwird zu einem Objekttyp zusammengefasst. Den Objekttypen werden Attribute,den Objekten Attributsausprägungen zugeordnet.
SNrStellenbezeichnungSNroben
PNrProzess eichnungPNro n
ANrBezei nungANrobe
lNrTrägerbezeichnunglNroben
Kostenträger
KNrANrSNrPNrlNrBetragfix/variabel
Abbildung 6: Objekttypen-Ansatz der ISP
Feldes werden zu den vorherigen Kostendes Feldes summiert. Die Kosten der Felder sind damit immer Salden.
Die vierdimensionale Matrixkostenrechnung erfordert ein multidimensionalesDatenbankkonzept, das hier mit Hilfe desObjekttypenansatzes skizziert wird. AnschlieBend werden zwei Möglichkeiten derRealisierung dieses Datenbankkonzeptesvorgestellt.
Der Objekttypenansatz in der Terminologie von Müller-Merbach (Müller-Merbach (1983a, S. 739-751); Müller-Mer-
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Konzept einer integrierten Stellen- und Prozessrechnung
gleichen Speicherplatz und die gleiche Verarbeitungszeit wie besetzte Stellen. In relationalen Datenbanken werden dagegen nurbenötigte Kombinationen abgespeichert.Nach Holthuis (1996, S. 189-190) bestehtein Ansatz der Optimierung solcher dünnbesetzter Datenbanken darin, gröBere zusammenhängende Blöcke von leeren ZeIlen zu identifizieren, zu entfemen und dieDatenstrnktur zu komprimieren. In der Kostenrechnung gibt es viele solcher Blöcke:Beispielsweise werden nicht alle Kostenträger auf allen Kostenstellen bearbeitetoder bestimmte Kostenarten werden in einigen Kostenprozessen nicht verwendet.Diese können vorab entfemt werden.
Teilprozess
1.1
Teilprozess
1.2
Kostenstelle 1
Teilprozess
1.3
Teilprozess
2.1
Teilprozess
2.2
Kostenstelle 2
Teilprozess
2.3
I Unterteilung in fixeund variabie Kosten
Abbildung 7: Haupt- und Teilprozesse der Prozesskostenrechnung
Das fünfte Merkmal der ISP ist die Unterteilung der Kosten in fixe und variabIe Kosten. Dies solI durchgängig für alle Dimensionen geschehen. Allen Kosten wird damit nicht nur eine Kostenart, eine Kostenstelle, ein Kostenprozess und ein Kostenträger zugeordnet; es wird auch festgelegt, ob es sich urn fixe oder variabIe Kosten handelt. Dies hat zur Folge, dass auchden Bezugsobjekten der Dimension Prozesse fixe und variabIe Kosten zugeordnetwerden. Zugleich solI auf die herkömmliche Unterteilung der Kosten bei den Kostenprozessen in leistungsmengenneutraleund leistungsmengeninduzierte Kosten verzichtet werden. Damit werden die Kostenbei den Kostenprozessen nicht mehr imHinblick auf die jeweilige Prozessmengesondem im Hinblick auf die Beschäftigungsmenge unterteilt.
Der Nachteil des Verzichts der Unterteilung von leistungsmengenneutralen undleistungsmengeninduzierten Kosten solI inKauf genommen werden, weil die Unterscheidung von fixen und variablen Kostenin vielen Fällen einen ähnlichen Zweck erfüllt. Dies solI am Beispiel von Bestellungen im Beschaffungsbereich kurz skizziertwerden:
In der traditionellen Prozesskostenrechnung können die Kosten des Beschaffungsbereichs zum Teil als leistungsmengeninduzierte Kosten ausgewiesen werden, dieabhängig von der Anzahl der Bestellungensind. Da nun die Anzahl der Bestellungenmeist auch weitgehend abhängig von der
Beschäftigung ist - aus geringerer Produktion resultiert oft auch eine reduzierteBestelltätigkeit - kann ein ähnlicher Effektdurch die Unterscheidung von fixen undvariablen Kosten erreicht werden. Durchdie Unterscheidung von fixen und variablen Kosten wird demnach im Beschaffungsbereich ein ähnlicher Kostenbetragals variabel angegeben, wie bei der Unterscheidung in leistungsmengenneutrale undleistungsmengeninduzierte Kosten leistungsmengeninduzierte Kosten angegebenwürden.
Vorteile der ISP
Das Konzept der ISP hat gegenüber herkömmlichen Kostenrechnungssystemenbei der Bildung der Bezugsobjekte, bei derZuordnung der Kosten, bei der Verrechnung der Kosten und bei der Auswertungder Kosten Vorteile.
Entflechtung vonKostenstellen undKostenprozessen
Durch den gleichwertigen Status der beiden Dimensionen Kostenstellen und Kostenprozesse wird die Verjlechtung von Kostenstellen und Kostenprozessen, wie sie in
der Prozesskostenrechnung häufig zu finden ist, vermieden. Bei der Prozesskostenrechnung gibt es die kostenstellenübergreifenden Hauptprozesse und die kostenstelleninternen Teilprozesse (Abbildung 7).
Nach Götze (1997, S. 165) wird aufgrund dieser Verflechtung die Tätigkeitsanalyse der Prozesskostenrechnung durchdie bestehende Kostenstelleneinteilung beeinflusst. Dies kann zu unscharfvoneinander abgegrenzten oder redundanten Prozessen führen. Durch eine Entflechtungvon Kostenstellen und Kostenprozessenkönnen dagegen die Kostenprozesse unbeeinflusst festgelegt werden.
Weitgehend zweckneutrale Grundrechnungder Kosten
Durch die Zuordnung der Kosten auf dievier Dimensionen nach dem Einzelkostenprinzip sind sie im Sinne von Schmalenbachs Grundrechnung weitgehend zweckneutral abgelegt. Damit können die Kostenentweder entsprechend den Vorstellungenvon Riebel ausgewertet oder entgegen denVorstellungen von Riebel wie bei herkömmlichen Kostenrechnungssystemenverrechnet bzw. weiter umgelegt werden.
Bei herkömmlichen Kostenrechnungssystemen geht nach Riebel (1994b, S. 35)die Struktur der Kosten verloren: Nach derVerrechnung der Gemeinkosten auf die
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Abbildung 8: Multidimensionale Datenbank mit zwei Kostenzuordnungen
• Verrechnung der Kosten
Die Kosten können im Rahmen der ISPdetaillierter und gleichzeitig auf der Basiseiner Kostenstellenrechnung und auf derBasis einer Kostenprozessrechnung verrechnet werden.
Kostenprozess P 2.1 zugeordnet. Die Personalkosten entstehen weiter in der Kostenstelle S 1.2 und werden daher dieserKostenstelle zugeordnet. Eine detaillierteZuordnung auf Kostenträger solI nicht möglich sein. Daher werden die Kosten dem Bezugsobjekt Kostenträger T 1 zugeordnet.
Diese Zuordnungen sollen grafisch veranschaulicht werden. Weil die Dimension"Kostenart" in diesem Fall für die Darstellung der Zuordnung und Verrechnung derKosten von untergeordneter Bedeutung istund sich lediglich drei Dimensionen grafisch anschaulich darstellen lassen, solI dieZuordnung der Personalkosten der beidenBeispiele lediglich anhand der drei Dimensionen Kostenstellen, Kostenprozesseund Kostenträger gezeigt werden (Abbildung 8):
Auf der Basis der beschriebenen Zuordnungen können nun die Möglichkeitender Verrechnung der Kosten geschildertwerden. Es sind grundsätzlich zwei Artender Verrechnung möglich:• Verrechnung der Kosten innerhalb einer
Dimension• Verrechnung der Kosten zwischen meh
reren DimensionenDie Kosten können innerhalb einer Di
mension sowohl nach unten (von einemBezugsobjekt höherer Hierarchiestufe aufBezugsobjekte niedrigerer Hierarchiestufe)als auch nach oben (von Bezugsobjektenniedriger Hierarchiestufe auf ein Bezugsobjekt höherer Hierarchiestufe) verrechnetwerden. Die Verrechnung nach oben kanndurch einfache Addition geschehen. DieVerrechnung nach unten kann nach Grotheer und Hebben (1999, S. 232) durch Verrechnungsregeln (Additionen, Subtraktionen, gewichtete Summen, MuItiplikationen, Divisionen usw.) geschehen, die wiein herkömmlichen Kostenrechnungssystemen entweder festgelegt sind oder kontinuierlich mit HiTJe von Kostentreibern ermittelt werden. Abhängig vom Rechnungszweck können auch verschiedene Verrechnungsregeln auf die gleichen Bezugsobjekte angewendet werden.
Im dargestellten Beispiel sollen alleKosten der Kostenstellen 1.1 und 1.2 aufdie übergeordnete Kostenstelle 1 verrechnet werden. Abbildung 9 zeigt, dass sich dieKostenstruktur nur innerhalb der Dimension Kostenstelle verändert hat. Die Kostenin den Dimensionen Kostenprozesse undKostenträger haben sich dagegen nicht verändert.
Kostenträger T 1.2
Kostenträger T 1.1
Kostenträger T 1
Die detaillierteren Verrechnungsmöglichkeiten sollen anhand eines Beispielesgezeigt werden. Dazu müssen zunächstKosten auf die jeweiligen Bezugsobjekteder Dimensionen zugeordnet werden. Diesem Beispiel ist die Struktur der Dimensionen von Abbildung 4 zugrundegelegt.
Zuordnung 1: Es werden Personalkostender Kostenstelle S 1.1 in Höhe von DM1.000,- erfasst. Diese 1.000,- DM werdenerstens dem Bezugsobjekt KostenstelleS 1.1 der Dimension Stelle zugeordnet. Eine genaue Zuordnung zu einem Kostenprozess sei in diesem Fall nicht möglich.Die 1.000,- DM werden daher dem Bezugsobjekt Kostenprozess P 1 zugeordnet.Das gleiche Prinzip solI bei den Kostenträgem geIten: Die Personalkosten in Höhevon DM 1.000,- können keinem konkreten Kostenträger zugeordnet werden. Siewerden daher dem Bezugsobjekt Kostenträger T 1 zugeordnet.
Zuordnung 2: Es werden Personalkostenin Höhe von DM 2.000,- des Bereichs Beschaffung verbucht. Der Prozess Beschaffung solI dem Kostenprozess P 2.1 entsprechen. Daher werden die Kosten inHöhe von DM 2.000,- dem Bezugsobjekt
Kostenprozess
P 1.2
Kostenprozess
P 1.1
Kostenprozess
P1
III I
1000 - I/,_:.1___ ---~7 .
,;; ,,'" "
KostensteIle51.2
KostensteIle51.1
KostensteIle51
Träger sei die Struktur der Gemeinkostenvöllig undurchsichtig. Möchte man die fürdie KontrolIe und für die Steuerung besonders wichtige Information über dieStruktur und Abhängigkeit der Gemeinkosten erhaIten, müsste man wieder zur Kostenstellen- und Kostenartenrechnung zurückgehen und umständliche sowie aufwendige Sonderrechnungen anstellen. Mitdem hier beschriebenen Konzept der ISPgeht dagegen auch nach einer zweckgebundenen Verrechnung der Kosten dieKostenstruktur nicht verloren. Für alleKosten ist die Inforrnation über Kostenart,Kostenstelle, Kostenprozess, Kostenträgerund Beschäftigungsabhängigkeit jederzeitverfügbar.
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Abbildung 10: Verrechnung von Kosten zwischen mehreren Dimensionen
Abbildung 9: Verrechnung von Kosten innerhalb einer Dimension
Kostenträger T 1.2
Kostenträgergruppe 1.2
Kostenträger T 1.1
Kostenträgergruppe 1.1
Kostenträger T 1
Kostenprozess
P 1.2
--:;1····..···..·· ./1
" I
Kostenprozess
P 1.1
Kosten- Kosten-prozess- prozess-
gruppe 1.1 gruppe 1.2
Kostenprozess
P1
Kostenprozessgesamt 1
11
1 1
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KostensteIleS 1.2
KostensteIleS 1.1
KostensteIleS 1
Kostenstelle
gesamt 1
Kostenstellen
gruppe 1.2
Kostenstellen
gruppe 1.1Die ISP ermöglicht auch eine Fülle vonAuswertungsmöglichkeiten, die bei traditionellen Datenbankstrukturen entwederüberhaupt nicht oder aufwendiger und zeitintensiver zu realisieren sind.
Aufgrund der Vororganisation der Datenin der vierdimensionalen Tensorrechnungmüssen zur Auswertung keine Daten neugeordnet oder sortiert werden. In traditionellen Datenbankstruktnren (Abbildung 11)müssen dagegen vorab alle Datensätzenach den relevanten Datensätzen durchsucht und summiert werden.
Die Kosten können auch zwischen mehreren Dimensionen verrechnet werden.Dabei können im Gegensatz zu herkömmlichen KostenrechnungssystemenKosten gleichzeitig auf der Basis von Kostenstelleninformation und auf der Basisvon Kostenprozessinformation verrechnetwerden. Dies solI auf der Basis der Kostenstruktur von Abbildung 8 dargestelltwerden. Die Kosten in Höhe von 1000,DM des Feldes (S 1.1, P 1 und T 1) sollen über Kostenstelleninformation undüber Kostenprozessinformation verrechnet werden:
Im Rahmen der Kostenstellenrechnungwurde festgestellt, dass 500,- DM auf derKostenstelle S 1.1 verbleiben, während500,- DM auf Kostenstelle S 1.2 zu verrechnen sind.
Im Rahmen der Kostenprozessrechnungwurde festgestellt, dass 500,- DM auf denKostenprozess PIJ und 500,-DM auf denKostenprozess P 1.2 zu verrechnen sind.
Aufgrund der vierdimensionalen Tensorrechnung können die Kosten in Höhevon 1000,- DM nun gleichzeitig auf derBasis der Kostenstelleninformation und aufder Basis der Kostenprozessinformationverrechnet werden, ohne dass es zu Redundanzen kommt (Abbildung 10):
Damit ist sowohl die Kostenstellen- alsauch die Kostenprozessrechnung vollständig und gleichberechtigt in das Konzeptintegriert. Es können die Vorteile beiderRechnungen ausgeschöpft werden, ohnedass zwei paralIele Rechnungen notwendig wären.
I Vielfältige Auswertungsmöglichkeiten
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Thilo Hartmann
Abbildung 11: Traditionelle Datenbankstruktur
KNr ANr 8Nr PNr TNr Betrag fix Betrag var.
1 A1 81 P 1.1.2 TU 500,-
2 A3 81.1.2 P 1.2 T 1.1.1 100,-
3 A1 81.2 P 1.1.1 T 1.1.2 2000,-
4 A3 81.2.2 P1 T 1.1.2 200,-
5 A4 8.1.1 P 1.1 T 1.2.2 300,-
6 A1 81.1.1 P 1.2.2 TU 200,-
7 A1 81.2 P 1.1.1 T 1.1.2 100,-
8 A2 81.1 P 1.2.2 T 1.2 500,-
9 A4 81.1.2 P1 T 1.1.2 50,-
10 A3 81.2.1 P 1.1 T 1.2.1 3000,-
Sollen beispielsweise die Kosten derKombination AI, S 1.2, P 1.1.1 und T 1.1.2ermittelt werden, so muss die komplette Tabelle nach entsprechenden Datensätzedurchsucht werden. In diesem Fall wärenes die Datensätze KNr 3 und KNr 7. Dannmüssten die Beträge der einzelnen Datensätze summiert werden. Erst dann wäre derKostensaldo in Höhe von 2100,- DM ermittelt. Im Rahmen der ISP kann dagegender Kostensaldo direkt identijiziert werden,weil in allen Feldem der aktuelle Kostensaldo abgelegt ist und die Felder selbst sehrschnell identifiziert werden können.
Hinzu kommt, dass bei traditionellenDatenbankstrukturen die Abfrageroutine sokomplex ist, dass sie nicht vom Anwender programmiert werden kann. Aufgrundder sehr groBen Anzahl von möglichen Abfragen, sind jedoch in der Regel nicht alleAbfrageroutinen vorab programmierbar.Dem Anwender steht daher nur eine beschränkte Anzahl von Abfrage bereit. Abfragen im Rahmen der [SP sind dagegenweitaus einfacher und können vom Anwender gestaltet werden. Dem Anwenderstehen somit alle möglichen Abfragen zurVerfügung.
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Thilo Hartmann krp
164 krp-Kostenrechnungspraxis, 45. Jg., 2001, H. 3