kommunikation und teamwork sind gefragt

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Analyse der Ersatzkassen Zu viele Arztpraxen sind nicht barrierefrei Der Ersatzkassenverband vdek sieht Praxen in der Pflicht, sich in Sachen Barrierefreiheit ins Zeug zu legen. Nur 11% der beim Verband gelisteten Praxen erfüllen wenigstens drei von zwölf Kriterien für Barrierefreiheit. - Das ema Barrierefreiheit sollte nach Ansicht des vdek in Deutschlands Arztpraxen noch stärker verankert wer- den. Das habe eine Auswertung des Arztbewertungsportals www.vdek-arzt- lotse.de ergeben. Von den 196 000 registrierten Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten hät- ten nur 21 610 angegeben, mindestens drei der zwölf vom vdek geforderten Kri- terien der Barrierefreiheit zu erfüllen. Abgefragt wurden Kriterien wie: Ist die Praxis ebenerdig oder hat sie einen Aufzug? Ist die Praxis rollstuhlgerecht? Ist das WC barrierefrei? Gibt es speziel- le Behindertenparkplätze? Sind die Stühle/Liegen verstellbar? Gibt es Orien- tierungshilfen für Sehbehinderte? Der Verband will die Praxisteams für die gesellschaſtliche Bedeutung der Bar- rierefreiheit sensibilisieren. Ziel müsse eine weitreichende gesellschaſtliche Teil- habe sein – eben auch in Praxen und Kli- niken. Die zunehmende Bedeutung des emas für die Patienten zeige sich auch in den Freitextfeldern der Arztbewer- tungen. Beispiel: „Es gibt einen Aufzug, besonders für ältere, behinderte und gehbehinderte Personen gut zu errei- chen!“ Oder auch: „Leider sind die Trep- pen sehr beschwerlich, nicht nur für Gehbehinderte.“ Martin Wortmann PATIENTENSERVICE AUS DER PRAXIS Sicherheit in der Arzneimitteltherapie Kommunikation und Teamwork sind gefragt Ärzte und Apotheker müssen lernen zu kooperieren, wenn die Sicherheit der medikamentösen Therapie verbessert werden soll. Projekte zu dem Thema gibt es – ihr Erfolg muss sich erst noch zeigen. - Selbst engagierte Hausärzte können noch Überraschungen erleben, wenn sie gezielt die Patienten bitten, einmal alles mitzubringen, was sie einnehmen. Ein Projekt im Saarland hat gezeigt, dass die gemeinsame Diskussion mit dem Patien- ten fast immer zu einer Verringerung der Medikation führt, berichtete Prof. Ulrich Laufs, Leiter der Arbeitsgruppe Klinisch-Experimentelle Medizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. Ob so langfristig z. B. Morbidität oder Mortalität gesenkt werden könnten, müsse aber noch untersucht werden. Sei- ne Arbeitsgruppe plane dies bereits. In Sachsen und üringen ist im Ap- ril ein Vertrag der AOK plus gestartet. Patienten schreiben sich bei ihrem Haus- arzt und bei einem Apotheker ein. Arz- neimitteldaten werden dann beim Apo- theker strukturiert erfasst und dem Hausarzt zurückgemeldet. Der Patient kann dann z. B. zu Interaktionen viel ge- zielter beraten werden, als es dem Apo- theker normalerweise möglich ist, sagte Friedemann Schmidt, Präsident der Apotheker-Dachverbandes ABDA. Bei der Erstausschreibung des Deut- schen Preises für Patientensicherheit be- warben sich mehr als 70 Projekte. Laut Dr. Kristian Löbner, Geschäſtsführer Medizin von MSD Sharp & Dohme, ging es bei allen um die Überwindung von Sektorengrenzen. Hedwig François-Kettner, Vorsitzen- de des Aktionsbündnisses Patienten- sicherheit, erinnerte daran, dass auch schwierige Patienten zur Befolgung ihrer erapie befähigt werden müssen. Das Bündnis hat dafür Broschüren und ei- nen Medikamentenplan entworfen. Friederike Klein 42. MSD-Diskussion „Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS): Gemeinsame Verpflichtung, gemeinsame Verantwortung“; Wiesbaden, 27. April 2014 (unter- stützt von MSD Sharp & Dohme) Zum Thema Polypharmazie finden Sie auch einen CME-Beitrag ab Seite 56 in dieser Ausgabe. Rollstuhlfahrer bleiben oft vor der Tür. © Picture-Factory / fotolia.com 18 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (10)

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Page 1: Kommunikation und Teamwork sind gefragt

Analyse der Ersatzkassen

Zu viele Arztpraxen sind nicht barrierefrei

Der Ersatzkassenverband vdek sieht Praxen in der P� icht, sich in Sachen Barrierefreiheit ins Zeug zu legen. Nur 11% der beim Verband gelisteten Praxen erfüllen wenigstens drei von zwölf Kriterien für Barrierefreiheit.

−Das � ema Barrierefreiheit sollte nach Ansicht des vdek in Deutschlands Arztpraxen noch stärker verankert wer-den. Das habe eine Auswertung des Arztbewertungsportals www.vdek-arzt-lotse.de ergeben.

Von den 196 000 registrierten Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten hät-ten nur 21 610 angegeben, mindestens drei der zwölf vom vdek geforderten Kri-terien der Barrierefreiheit zu erfüllen.

Abgefragt wurden Kriterien wie: Ist die Praxis ebenerdig oder hat sie einen Aufzug? Ist die Praxis rollstuhlgerecht?

Ist das WC barrierefrei? Gibt es speziel-le Behindertenparkplätze? Sind die Stühle/Liegen verstellbar? Gibt es Orien-tierungshilfen für Sehbehinderte?

Der Verband will die Praxisteams für die gesellscha� liche Bedeutung der Bar-rierefreiheit sensibilisieren. Ziel müsse eine weitreichende gesellscha� liche Teil-habe sein – eben auch in Praxen und Kli-niken. Die zunehmende Bedeutung des � emas für die Patienten zeige sich auch in den Freitextfeldern der Arztbewer-tungen. Beispiel: „Es gibt einen Aufzug, besonders für ältere, behinderte und gehbehinderte Personen gut zu errei-chen!“ Oder auch: „Leider sind die Trep-pen sehr beschwerlich, nicht nur für Gehbehinderte.“ Martin Wortmann ■

PATIENTENSERVICE

AUS DER PRAXIS

Sicherheit in der Arzneimitteltherapie

Kommunikation und Teamwork sind gefragt

Ärzte und Apotheker müssen lernen zu kooperieren, wenn die Sicherheitder medikamentösen Therapie verbessert werden soll. Projekte zu dem Thema gibt es – ihr Erfolg muss sich erst noch zeigen.

−Selbst engagierte Hausärzte können noch Überraschungen erleben, wenn sie gezielt die Patienten bitten, einmal alles mitzubringen, was sie einnehmen. Ein Projekt im Saarland hat gezeigt, dass die gemeinsame Diskussion mit dem Patien-ten fast immer zu einer Verringerung der Medikation führt, berichtete Prof. Ulrich Laufs, Leiter der Arbeitsgruppe Klinisch-Experimentelle Medizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. Ob so langfristig z. B. Morbidität oder Mortalität gesenkt werden könnten, müsse aber noch untersucht werden. Sei-ne Arbeitsgruppe plane dies bereits.

In Sachsen und � üringen ist im Ap-ril ein Vertrag der AOK plus gestartet. Patienten schreiben sich bei ihrem Haus-arzt und bei einem Apotheker ein. Arz-neimitteldaten werden dann beim Apo-theker strukturiert erfasst und dem Hausarzt zurückgemeldet. Der Patient kann dann z. B. zu Interaktionen viel ge-zielter beraten werden, als es dem Apo-theker normalerweise möglich ist, sagte Friedemann Schmidt, Präsident der Apotheker-Dachverbandes ABDA.

Bei der Erstausschreibung des Deut-schen Preises für Patientensicherheit be-warben sich mehr als 70 Projekte. Laut

Dr. Kristian Löbner, Geschä� sführer Medizin von MSD Sharp & Dohme, ging es bei allen um die Überwindung vonSektorengrenzen.

Hedwig François-Kettner, Vorsitzen-de des Aktionsbündnisses Patienten-sicherheit, erinnerte daran, dass auch schwierige Patienten zur Befolgung ihrer � erapie befähigt werden müssen. Das Bündnis hat dafür Broschüren und ei-nen Medikamentenplan entworfen.

Friederike Klein ■■ 42. MSD-Diskussion „Arzneimitteltherapiesicherheit

(AMTS): Gemeinsame Verp� ichtung, gemeinsame Verantwortung“; Wiesbaden, 27. April 2014 (unter-stützt von MSD Sharp & Dohme)

Zum Thema Polypharmazie� nden Sie auch einen CME-Beitrag

ab Seite 56 in dieser Ausgabe.

Rollstuhlfahrer bleiben oft vor der Tür.

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