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Kleinbetriebe des informellen Sektors und Ausbildung im sub-saharischen Afrika: Ein Symposium an der Universität Bremen 23.-25. November 1989 Author(s): Robert Kappel Source: Africa Spectrum, Vol. 24, No. 3 (1989), pp. 351-354 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174375 . Accessed: 15/06/2014 20:38 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.96.55 on Sun, 15 Jun 2014 20:38:06 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Kleinbetriebe des informellen Sektors und Ausbildung im sub-saharischen Afrika: EinSymposium an der Universität Bremen 23.-25. November 1989Author(s): Robert KappelSource: Africa Spectrum, Vol. 24, No. 3 (1989), pp. 351-354Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174375 .

Accessed: 15/06/2014 20:38

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Kleinbetriebe des informellen Sektors und Ausbildung im sub-saharischen Afrika Ein Symposium an der Universität Bremen 23.-25. November 1989

ROBERT KAPPEL

Kurzbeiträge

Vom 23.-25. November 1989 fand in der Universität Bremen das von der Volkswagen-Stif- tung und der Universität Bremen geförderte internationale Symposium zum Thema „Kleinbetriebe des informellen Sektors und Ausbildung im sub-saharischen Afrika" statt. Veranstalter waren das Interdisziplinäre Aufbaustudium Dritte Welt und die Research Group on African Development Perspectives der Universität Bremen. Referentinnen und Teilnehmerinnen aus Zimbabwe, Nigeria, der Schweiz und Zambia sowie der Bundesre- publik Deutschland widmeten sich in einem intensiven Meinungsaustausch sowohl der Bedeutung des informellen Sektors im Entwicklungsprozeß Afrikas wie auch der Frage, welche Rolle Ausbildung neben anderen Faktoren für Überlebenssicherung und Entwick- lung im informellen Sektor spielt.

Ullrich Boehm wies zur Eröffnung des Symposiums darauf hin, daß die Rolle der Aus- bildung erst auf Basis detaillierter Kenntnis des informellen Sektors genauer bestimmt werden kann. Hier bestehen noch große Forschungslücken. Boehm bezog sich auf die Ergebnisse früherer Tagungen zur Ausbildung für den informellen Sektor: (1) Ausbildungssysteme bedürfen der Flexibilisierung und Diversifizierung, um der

Heterogenität dieses Sektors gerecht zu werden. (2) Bisherige Berufsbildungsstrategien sind zu stark auf Langzeitausbildung für Monobe-

rufe im formellen Sektor ausgerichtet. (3) Berufe und Berufsbilder entsprechen nicht der Vielfalt der Tätigkeiten und der

Arbeitsteilung im informellen Sektor. (4) Ausbildung darf nicht nur auf abhängige Lohnarbeit ausgerichtet sein, sondern muß

gewerblich-technische mit betriebswirtschaftlichen Qualifikationen verbinden. (5) Ausbildung kann nicht als isolierte Maßnahme, sondern nur in Verbindung mit ande-

ren Fördermaßnahmen erfolgreich sein. Diese Zwischenergebnisse wurden durch das Symposium bestätigt und weiterentwickelt.

Trotz umfangreicher Forschungen und intensiver politischer und ökonomischer Dis- kussionen auf internationaler und nationaler Ebene ist die Rolle des informellen Sektors im Entwicklungsprozeß Afrikas noch immer umstritten. Nach wie vor stehen sich viele Einschätzungen gegenüber, deren Spannbreite anhand der extremen Positionen deutlich

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gemacht werden kann. Die optimistisch-evolutionistische Konzeption sieht im informel- len Sektor einen potentiellen Wachstumsmotor, zu dessen Ingangsetzung es vor allem richtiger Politik bedürfe. Der Beitrag von Hubert Schmitz machte deutlich, daß es sich bei diesem Prozeß vor allem um die Förderung von produktiver Kleinindustrie handeln müsse, denn diese würde wohl am ehesten die notwendigen dauerhaften Wachstumsef- fekte herbeiführen können. Diesem Konzept wird vom Marginalisierungsansatz wider- sprochen, der dem informellen Sektor aufgrund seiner asymmetrischen Einbindung in eine hierarchische Struktur von Produktionsweisen keine Chance einräumt, aus dem gegenwärtigen Zustand geringer Produktivität, niedrigen Einkommens und politischer Einflußlosigkeit herauszuwachsen. Beide Ansätze spielten in den Vorträgen und in den Diskussionen eine bedeutende Rolle. Immer wieder wurde von den unterschiedlichen Ansätzen ausgehend auch nach Lösungsmöglichkeiten Ausschau gehalten, die je nach Ansatz, sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktisch entwicklungspolitischer Per- spektive, ganz unterschiedlich gewichtet wurden. In den divergierenden Konzeptionen kommt auch zum Ausdruck, daß bislang kein allgemeiner Konsens über den Begriff „informeller Sektor" existiert.

Die Strukturkrise der afrikanischen Ökonomien in den 80er Jahren hat eine neue Dimension in diese Debatte getragen: die Schrumpfungsprozesse im formellen Sektor haben das Interesse am informellen Sektor zusätzlich gestärkt. War die bisherige Diskus- sion stark von der Fragestellung geprägt, wie der informelle Sektor an gesamtwirtschaftli- chen Wachstumsprozessen partizipiert (positiv/aktiv oder passiv/marginalisiert), so ist als neuer Aspekt von wachsender Dringlichkeit seine Reaktion auf die anhaltende Rezession des formellen Sektors aufgetreten. Insbesondere geht es dabei um seine aktuelle und potentielle Bedeutung im Zusammenhang individueller, kommunaler und nationaler Überlebensstrategien. Karl Wohlmuth warnte in seinem Beitrag davor, im informellen Sektor ein tragfähiges Überlebenskonzept zu sehen. Notwendig sei die Suche nach Erfolgsmodellen, von deren Erfahrungen möglicherweise auch andere Länder profitieren könnten.

Ist der informelle Sektor - geeignete Unterstützung vorausgesetzt - z.B. in der Lage, zumindest einen Teil der im formellen Sektor produzierten Arbeitslosigkeit abzubauen, die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wenigstens auf einem untersten Niveau zu bewerkstelligen und besonders gefährdeten Gruppen eine minimale Existenzsicherheit zu verschaffen? Oder wird der Prozeß der Involution im informellen Sektor nur noch beschleunigt durch permanenten Zustrom marginalisierter Arbeitskräfte, die um redu- zierte Beschäftigungschancen und stagnierende Märkte konkurrieren, sinkende Realein- kommen hinnehmen müssen und sich auf anhaltende Verelendung einzurichten gezwun- gen sind? Zu diesen Fragen wurde eine Reihe verschiedener Ansätze vorgestellt, die von Aktionsforschung mit dem Ziel, Bedingungen der Selbstorganisation zu verbessern (Bei- trag von Dieter Gagel), bis hin zu staatlichen Förderungskonzepten reichte (Olanrewaju J. Fapohunda). Bei nahezu allen Beiträgen wurde neben den internen Faktoren auch die Rolle der externen Faktoren beleuchtet (wie bspw. Strukturanpassungsprogramme der Weltbank). Im Mittelpunkt stand jedoch die Suche nach internen Ansätzen für ein tragfä- higes Konzept des informellen Sektors bzw. der Kleinbetriebe. Dabei kam auch deutlich zum Vorschein, daß die Organisation von Pressure Groups (oder Lobbybuilding) notwen- dig ist, um den Umdenkungsprozeß in staatlichen Strukturen zu fördern (bspw. der Bei- trag von H. J. Friedrich zum ländlichen Handwerk in Afrika, das nur sehr geringe Ein- flußmöglichkeiten besitzt). Auf die besonderen Auswirkungen der afrikanischen Krise auf die Lage der Frauen im informellen Sektor ging am Beispiel Nigerias Gabriele Zdunnek ein. Sie stellte die Gefahr der Verdrängung von Frauen durch Männer dar.

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Eine wichtige Rolle in der Dynamik des informellen Sektors spielt der Ausbildungs- bereich, da über ihn definierte Zielgruppen erreichbar und direkte Produktivitätseffekte erzielbar sind. Andererseits kann aber die geringe Effektivität vieler Berufsbildungsvor- haben im Sinne einer Förderung informeller Aktivitäten nicht übersehen werden; ihre Defizite wie Ignoranz gegenüber endogenen Ausbildungssystemen, Abstraktion vom konkreten Gebrauchswert der Ausbildung und mangelnde Anbindung an arbeitsplatz- schaffende Maßnahmen (Kredite, Beratung) haben Diskussionen und Revisionen ver- anlaßt, die in verschiedenen Beiträgen dargestellt wurden.

Uwe Reh fing zeigte am Beispiel Rwandas, daß die Ausbildung im wesentlichen auf west- lichen Berufsbildern fußt, hingegen die wirklichen Bedürfnisse keinen Eingang in die Ausbildung des Handwerks fänden. W. Schoop stellte ebenfalls die Schwächen der her- kömmlichen Berufsausbildung dar. Ziel müsse es sein, die nicht-formale berufliche Aus- bildung zu fördern, um damit einen Beitrag zu einer armutsorientierten Entwicklung zu leisten. Ähnlich argumentierte auch Michel Carton, der darüber hinaus auch die Verant- wortung des Staates als sozialer Akteur, der sich dieser Verpflichtung nicht entziehen dürfe, herausstrich. In mehreren Beiträgen wurde die Bedeutung der betrieblichen Lehr- lingsausbildung für Überlebenssicherung und Entwicklung im informellen Sektor her- vorgehoben.

Manfred Wallenborn betonte in seinen Ausführungen, daß Entwicklungshilfe ihr Aus- bildungsangebot auf Kleinbetriebe ausdehnen müsse, wobei er aber auf die Überschät- zung der Bedeutung der Berufsbildung hinwies. Für eine erfolgreiche Strategie müßten Gewerbeförderung und Berufsbildung verzahnt werden. Wenn aber mikropolitische und makroökonomische Rahmenbedingungen nicht zusammenpaßten, würden auch Förde- rungsmaßnahmen ins Leere laufen. Rainer Kolshorn stellte in 13 Thesen die Notwendig- keit der Förderung von Kleinunternehmen dar und betonte, daß die GTZ-Förderaktivitä- ten ein ganzheitliches Maßnahmenbündel darstellten. Punktuelle Konzentration auf einige Problemgebiete wie Kreditzugang werde konzeptionell ausgeschlossen. Salua Nour argumentierte, daß große entwicklungspolitische Konzepte gescheitert seien. Der liberale Ansatz ziele darauf ab, Selbsthilfe zu fördern, um damit nationale Kapitalbildung zu begünstigen.

Christoph Reichert präsentierte darüber hinaus das Projekt „Empirische Sozialfor- schung über Entwicklungsländer" zum Aufbau einer Datensammlung des informellen und formellen Sektors an der Universität Köln.

Es ist vorgesehen, die Konferenzbeiträge (vgl. Anhang) 1990 in einem von Ullrich Boehm und Robert Kappel herausgegebenen Sammelband über „Kleinbetriebe des informellen Sektors und Ausbildung im sub-saharischen Afrika" in der Schriftenreihe „Arbeiten aus dem Institut für Afrika-Kunde" zu veröffentlichen.

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Anhang: Liste der Konferenzbeiträge Professor Dr. Ullrich Boehm (Universität Bremen): Ausbildung im informellen Sektor Professor Dr. K. Wohlmuth (Universität Bremen): Strukturkrise, alternative Konzepte zur

Strukturanpassung und informeller Sektor: Entwicklungstendenzen und Perspektiven Dr. Michel Carton (Institut Universitaire d'Etudes du Developpement, Geneve): Von der Aus-

bildung am Arbeitsplatz zur Berufslehre - Überlegungen zu einer Strategie Dieter Gagel (Heidelberg): Methoden partizipativer Handwerksförderung im informellen

Sektor am Beispiel der Planung und Durchführung eines Programms zur Handwerksförde- rung in Niger

Dr. Gabriele Zdunnek (Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin): Tendenzen strukturel- ler Veränderungen im informellen Sektor am Beispiel von Frauenarbeitsbereichen in Ibadan (Nigeria)

Dr. Christoph Reichert (Universität zu Köln, Arbeitsstelle für Entwicklungsländerforschung): Empirische Sozialforschung über Entwicklungsländer. Datensammlung und vergleichende Analyse - Eine Projektvorstellung

Professor Dr. O. I. Fapohunda (ILO, Lusaka, Zambia): Small-Scale Industry and Training in Zambia

NISER (Ibadan, Nigeria): The Development of the Informal Sector During the Period of Struc- tural Adjustment Programme in Nigeria

Dr. Hubert Schmitz (Institute of Development Studies, University of Sussex, Bnghton): Growth Potential of Small-Scale Industry: Case Study from Ghana

H. J. Friedrich (UNIDO, Harare, Zimbabwe): Rurales Handwerk und Agrarentwicklung Professor Dr. U. Rehling (Pädagogische Hochschule Flensburg, ARTES): Grundbedürfnis-

orientierte Bildung: Anspruch und Wirklichkeit am Beispiel des kirchlichen Schulwesens in Rwanda

Rainer Kolshorn (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, Eschborn): Integrierte Fortbildungskonzepte der GTZ zur Förderung des informellen Sektors

Dr. Manfred Wallenborn (DSE/ZGB, Mannheim): Förderung von Kleinbetrieben durch ange- paßte Weiterbildung für Betriebsinhaber und Lehrlinge - das Beispiel Costa Rica

Dr. Salua Nour (Friedrich Naumann Stiftung, Bonn): Die Förderung des informellen Sektors in Entwicklungsländern: eine liberale Konzeption von Selbsthilfe und Entwicklungs- zusammenarbeit

Professor Dr. Wolfgang Schoop (Misereor, Aachen): Berufsbildung und Gewerbeförderung in der kirchlichen Entwicklungsarbeit

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