kallidin und bradykinin, vergleichende pharmakologische untersuchungen

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Referate der dritten Friihjahrstagung 355 und kaliuretisch wirksam, renale und extrarenale Ursaehen der l~Iehr- abscheidung yon Harn konnten nicht sicher getrennt werden. Um extra- renale Faktoren auszuschlieBen, wurde an der isolierten kfinstlich per- fundierten Niere yon Rana ridibunda der EinfluB der folgenden herz- wirksamen Steroide : Convallatoxin, k-Strophanthin, g-Strophanthin, Digoxin und Digi- toxin auf die tubul/~re Resorption yon Natrium und Calcium geprfift. Welter wurde die Frage bearbeitet, ob Herzglykoside isoliert den Natrium- Transport oder einen -- miteinander gekoppelten -- Natrium-Kalium- Austausch beeinflussen. In isomolaren (3,6 • 10 -6 Mol/1) Konzentrationen hemmen die herz- wirksamen Steroide den tubul/~ren Natrium-Transport in folgender Rei- henfolge: Convallatoxin > Digitoxin > k-Strophanthin > g-Strophan- thin > Digoxin. Diese Reihe der Wirksamkeit entspricht nicht den an der Ratte gefundenen Gegebenheiten; als Ursache der Unterschiede wird eine untcrsehiedliche renale Manipulierung der Glykoside vermutet. Die Amphibienniere scheidet als Norm einen hypotonen Harn aus, sie resorbiert mehr Natrium als Wasser. Die Hemmungen der isosmoti- sehen Natrium- und F1/issigkeitsresorption gehen parallel, die,,troekene" Natriumresorption wird st/~rker gehemmt als die isosmotische. Dabei wird isoliert die Natrinm-Resorption beeinflul3t, der Transport yon Ka- lium wird durch Herzglykoside aueh dann nieht alteriert, wenn der Kaliumgehalt der Perfusionsflfissigkcit auf das Vierfaehe der Norm er- h6ht wird. Die Calcium-Resorption wird parallel dem Natrium-Transport gehemmt; nach orientierenden Versuehen zeigt die Hundeniere das gleiche Verhalten. Die Versuche spreehen daffir, da$ entweder Natrinm- und Calcium-Transport gekoppelt sind oder dab dureh Glykoside zwei diffe- rcnte Resorptionsmechanismen gleicherma6en beeinflul3t werden. Prof.Dr.G.Voo~L, Biologisches Institut Dr. Madaus u. Co., 5 K6]n-Merheim, und Physiologisches Institut der Universit~t K61n E. STURMER U. B. BERD]~ (Basel) : Kallidin und Bradykinin, vergleiehende pharmakologische Untersuehungen Kallidin (K), freigesetzt durch Einwirkung yon Kallikrein auf Plasma, und Bradykinin (B), freigesetzt durch Einwirkung yon Schlangengift bzw. Trypsin auf Plasma liel3en sich bislang ehemisch und pharmakolo- gisch nicht unterscheiden 4. Nachdem kfirzlieh die Struktur yon K durch Reindarstellung*, 5 und Synthesel, a aufgekl/~rt werden konnte -- K ist ein dem B homologes Dekapeptid: Lys-Arg-Pro-Pro-Gly-Phe-Ser-Pro- Phe-Arg-Ott ---- (Lys-Arg)l-Bradykinin -- ist erwiesen, dab K und B Naunyn-Schmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak., Bd. 243 25

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Page 1: Kallidin und Bradykinin, vergleichende pharmakologische Untersuchungen

Referate der dritten Friihjahrstagung 355

und kaliuretisch wirksam, renale und extrarenale Ursaehen der l~Iehr- abscheidung yon Harn konnten nicht sicher getrennt werden. Um extra- renale Faktoren auszuschlieBen, wurde an der isolierten kfinstlich per- fundierten Niere yon Rana ridibunda der EinfluB der folgenden herz- wirksamen Steroide :

Convallatoxin, k-Strophanthin, g-Strophanthin, Digoxin und Digi- toxin auf die tubul/~re Resorption yon Natrium und Calcium geprfift. Welter wurde die Frage bearbeitet, ob Herzglykoside isoliert den Natrium- Transport oder einen -- miteinander gekoppelten -- Natrium-Kalium- Austausch beeinflussen.

In isomolaren (3,6 • 10 -6 Mol/1) Konzentrationen hemmen die herz- wirksamen Steroide den tubul/~ren Natrium-Transport in folgender Rei- henfolge: Convallatoxin > Digitoxin > k-Strophanthin > g-Strophan- thin > Digoxin. Diese Reihe der Wirksamkeit entspricht nicht den an der Rat te gefundenen Gegebenheiten; als Ursache der Unterschiede wird eine untcrsehiedliche renale Manipulierung der Glykoside vermutet.

Die Amphibienniere scheidet als Norm einen hypotonen Harn aus, sie resorbiert mehr Natrium als Wasser. Die Hemmungen der isosmoti- sehen Natrium- und F1/issigkeitsresorption gehen parallel, die, , t roekene" Natriumresorption wird st/~rker gehemmt als die isosmotische. Dabei wird isoliert die Natrinm-Resorption beeinflul3t, der Transport yon Ka- lium wird durch Herzglykoside aueh dann nieht alteriert, wenn der Kaliumgehalt der Perfusionsflfissigkcit auf das Vierfaehe der Norm er- h6ht wird. Die Calcium-Resorption wird parallel dem Natrium-Transport gehemmt; nach orientierenden Versuehen zeigt die Hundeniere das gleiche Verhalten. Die Versuche spreehen daffir, da$ entweder Natrinm- und Calcium-Transport gekoppelt sind oder dab dureh Glykoside zwei diffe- rcnte Resorptionsmechanismen gleicherma6en beeinflul3t werden.

Prof.Dr.G.Voo~L, Biologisches Institut Dr. Madaus u. Co., 5 K6]n-Merheim, und Physiologisches Institut der Universit~t K61n

E. STURMER U. B. BERD]~ (Basel) : Kallidin und Bradykinin, vergleiehende pharmakologische Untersuehungen

Kallidin (K), freigesetzt durch Einwirkung yon Kallikrein auf Plasma, und Bradykinin (B), freigesetzt durch Einwirkung yon Schlangengift bzw. Trypsin auf Plasma liel3en sich bislang ehemisch und pharmakolo- gisch nicht unterscheiden 4. Nachdem kfirzlieh die Struktur yon K durch Reindarstellung*, 5 und Synthesel, a aufgekl/~rt werden konnte -- K ist ein dem B homologes Dekapeptid: Lys-Arg-Pro-Pro-Gly-Phe-Ser-Pro- Phe-Arg-Ott ---- (Lys-Arg)l-Bradykinin -- ist erwiesen, dab K und B

Naunyn-Schmiedeberg's Arch. exp. Pa th . Pharmak. , Bd. 243 2 5

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356 Referate der dritten Friihjahrstagung

ehemiseh nicht identisch sind. Daher muBte die Frage nach pharmakolo- gischen Unterschieden zwisehen den beiden Plasmakininen erneut auf- gegrfffen werden.

In einer Reihe pharmakologischer Teste verhielten sich K und B (reine synthetische Pr~parate) qualitativ gleich (Dosis-Wirkungskurven parallel), jedoeh liel~en sieh eindeutige quantitat ive Differenzen (~qui- molare Dosen) feststellen. K war sehw£cher wirksam als B ( = 100°/o) am isolierten Meersehweinchen-Ileum (33 ± 8°/0), am isolierten Ratten- uterus (etwa 60°/o), am isolierten Rat ten-Duodenum (etwa 500/0), am Blutdruek der Katze (60 ± 12°/o); st£rker als B wirkte K am isolierten Hiihner-Caecum (etwa 200°/o), am isolierten Kaninchen-Duodenum (etwa 2000/0), am Blutdruck der Rat te (330 ~ 800/0) und am Blutdruck des Kaninchens (190 ± 400/0) ; starker war auch die antidiuretische Wirkung yon K an der Rat te (280 ± 300/0). Etwa gleich stark war die Wirkung der beiden Kinine auf die Capillarpermeabilit~t (Meerschweinchen, Evans Blue) und ~hnlich wie B war K an der Milchdriise lactierender Kanin- chen unwirksam (bis 1,5/~g/kg intravenSs).

K und B lassen sieh also trotz ihrer sehr ~hnliehen ehemisehen Struk- tur anhand quanti tat iver pharmakologischer Vergleiehe voneinander unterscheiden.

Literatur 1 NIeOLAIDES, E.D., H.A. DEWALD and D.A. McC~_RTa~r: Biochem. biophys.

Res. Commun. 6, 210 (1961). 2 PIERCE, J. V., and IV[. E. WEBSTV.R: Bioehem. biophys. Res. Commun. 5, 353

(1961). a PLESS, J., E. STURMER, ST. GUTTMANN U. R. A. BOISSOI~NAS: Helv. chim. Aeta

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~¢~. SCHACHTER. Oxford, London, New York, Paris: Pergamon Press 1960. 5 WERLE, E., I. TRAUTSCHOLD U. G. LEYSATH: Hoppe-Seylers Z. physiol. Chem.

826, 174 (1961).

I)r. E. STURMER, Pharmakologisehes Laboratorium der Sandoz A.G., Basel/Sehweiz

A. CARPI, H. KLUP1 ~ u. H. K01~ZETT (Innsbruck) : ~ber die Bradykinin- Wirkung am Herz-Lungen-Pr~iparat des Meerschweinehens

Bradykinin wirkt an verschiedenen Tierspeeies blutdrueksenkend dureh Gef~Berweiterung (ELLIOT, HORTO~ U. Lv.wIs 1960; KO~ZETT u. S T f r ~ R 1960). Um unabh~ngig v o n d e r Gef~l~wirkung seinen Einflul~ auf die Herzleistung zu untersuchen, wurde das Herz-Lungen-Pr£parat des Meersehweinehens in der von KLuPr u. KIES~R (1961) beschriebenen Versuehsanordnung verwendet. Zur Beurteilung der Herzt~tigkeit wurde die FSrderleistung des linken Herzens gegen einen Widerstand yon