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Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 www.foederal-erneuerbar.de Bundesländer mit neuer Energie Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 Zahlen · Daten · Fakten • Interviews mit den Energie- und Umweltministern der Länder • Energiekonzepte auf einen Blick • Best-Practice-Beispiele: Wie bringen die Länder die Energiewende voran? • Über 40 Seiten Statistik zu Erneuerbaren Energien in den Ländern HE

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Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

www.foederal-erneuerbar.de

Bundesländer mit neuer EnergieJahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Zahlen · Daten · Fakten

• InterviewsmitdenEnergie-undUmweltministernderLänder• EnergiekonzepteaufeinenBlick• Best-Practice-Beispiele:WiebringendieLänderdieEnergiewendevoran?• Über40SeitenStatistikzuErneuerbarenEnergienindenLändern

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Bundesländer mit neuer Energie

Hessen

Landeshauptstadt Wiesbaden

Fläche 21.114,91 km²

Anteil landwirtschaftliche Fläche

42,1 %

Anteil forstwirtschaftliche Fläche

40,1 %

Bevölkerungsdichte 2010 281 Einwohner pro km²

BIP 2010 224,98 Mrd. Euro

Arbeitslosenquote 2011 5,9 %

Schulden 2010 37,1 Mrd. Euro

Politik

Regierungsparteien CDU und FDP

Sitzverteilung im Landtag und Stimmenanteil nach Ergebnissen der Landtagswahl 2009

FDP 20 Sitze (16,2 %)

SPD 29 Sitze (23,7 %)

GRÜNE 17 Sitze (13,7 %)

DIE LINKE 6 Sitze (5,4 %)

CDU 46 Sitze (37,2 %)

Nächste Wahl Herbst 2013

Regierungsvorsitzender Volker Bouffier

Für Erneuerbare Energien zuständiges Ministerium

Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: www.hmulv.hessen.deMinisterin: Lucia Puttrich (CDU)

Obwohl Hessen nicht zu den mitteldeutschen Ländern gehört, liegt es doch in der Mitte Deutschlands und beheimatet auch den geogra-phischen Mittelpunkt der Europäischen Union – nicht umsonst lautet der Wahlspruch des Bun-deslandes: „An Hessen führt kein Weg vorbei“. Landesfläche und Einwohnerzahl sind im deut-schen Vergleich überdurchschnittlich, wobei die Siedlungsdichte innerhalb Hessens sehr unter-schiedlich ist: Während in Südhessen mit dem Agglomerationsraum Rhein-Main-Gebiet eine der höchsten Bevölkerungsdichten Europas herrscht, ist Nord- und Mittelhessen eher ländlicher und von geringeren Einwohnerzahlen geprägt. Wirt-schaftlich ist das Land zwischen Taunus und Rhön eine starke Region, das Bruttoinlandspro-dukt pro Kopf ist nach den Stadtstaaten Hamburg und Bremen das höchste in Deutschland. Dabei profitiert Hessen von einer sehr diversifizierten Wertschöpfung: So ist in der Rhein-Main-Region die höchste Industriedichte nach dem Ruhrgebiet zu finden, die durch Automobilhersteller und Zu-lieferer wie auch durch Chemie und Pharmaun-ternehmen geprägt ist. Es gibt eine starke Logis-tikbranche und mit Frankfurt am Main einen weltweit relevanten Finanzplatz. Im dünner be-siedelten Nordhessen ist aber auch die Land- und Forstwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Die Erneuerbaren Energien sind zwar in der hes-sischen Wirtschaft angekommen, bei der Nut-zung der regenerativen Energiequellen hat Hes-sen dagegen noch Potenzial nach oben: 2009 wurden nur sechs Prozent des Primärenergie-verbrauchs durch Erneuerbare geprägt, deutlich weniger als im deutschen Durchschnitt. Bislang beruht der hessische Energiemix vor allem auf der Nutzung von Mineralöl sowie auf Erdgas und Kernenergie. In Hessen wird aber verstärkt an der Energiewende gearbeitet, die Landesregie-rung hat dazu einen Energiegipfel einberufen und gemeinsam mit verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Akteuren neue Ziele in der Energiepolitik erarbeitet: Bis 2020 sollen demnach 20 Prozent des Endenergieverbrauchs aus Erneuerbaren Energien stammen, wobei die Landesregierung insbesondere auf einen Ausbau der Wind- und der Bioenergie baut.

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Informationen der Landesregierung zum Ausbaustand Erneuerbarer Energien

Die in dieser Publikation verwendeten Werte stammen aus Quellen, die für das gesamte Bundesgebiet ein­heitlich veröffentlicht wurden und daher untereinander vergleichbar sind. Die einzelnen Bundesländer haben aufgrund anderer Erhebungsmethoden jedoch teilwei­se andere und aktuellere Werte zum Ausbaustand der Erneuerbaren Energien. Offizielle Zahlen und Informa­tionen der Landesregierung dazu finden Sie hier:

www.energieland.hessen.de

Maßnahmen, um die Ziele zu erreichen

Förderprogramme• Richtlinien zum Hessischen Energiegesetz

ww.hessenenergie.de• Förderung der energetisch optimierten Mo-

dernisierung von kommunalen Wohngebäu-den und ausgewählten Nichtwohngebäuden www.hmulv.hessen.de

LandesenergieagenturhessenENERGIE Gesellschaft für rationelle Energienutzung mbH• www.hessenenergie.de• Gegründet: 1991• Gesellschafter der hessenENERGIE ist seit

2002 die Oberhessische Versorgungsbetriebe AG (OVAG), der Präsident des Hessischen Landtags Kartmann sitzt im Aufsichtsrat. Es besteht ein Dienstleistungsvertrag zwischen hessenENERGIE und dem Land Hessen.

Weitere Energieagenturen• Energie 2000 e. V. www.energie2000ev.de• Energieagentur RheinMain www.earm.de• Energieberatungszentrum

MAIN-TAUNUS e. V. www.ebz-mtk.de • Klimaschutzagentur Wiesbaden e. V. www.ksa-wiesbaden.org• Klimaschutz- und Energieagentur

Mittelhessen www.kem-energieagentur.de• oberhessische ENERGIEAGENTUR www.oberhessischeenergieagentur.de

Entwicklung der Erneuerbaren Energien

Klimaschutzziele für die Zukunft„Bericht des Energieforums Hessen 2020“ vom Februar 2010

Ziele Endenergieverbrauch 2020

Anteil Erneuerbare Energien 20 % (ohne Verkehr)

Biomasse 9,5 Mrd. kWh

Windkraft 7,0 Mrd. kWh

Solarenergie 3,0 Mrd. kWh

Geothermie 1,0 Mrd. kWh

Wasserkraft 0,5 Mrd. kWh

Quelle: Bericht des Energieforums Hessen 2020

Deutschland

Hessen

6,0 (2009)2,0 (2000)

2,9 (2000)8,9 (2009)

207.639

29.585

5.349

433.243

64.504

53.090

2009 (0,88 Mio. TJ)

20.1575.630

505.602207.428

165.19782.832

2000 (1,03 Mio. TJ)

Primärenergieverbrauch (PEV) in HessenPEV in Terajoule (TJ) im Jahr 2000 und 2009

GaseSteinkohle

Mineralöl und MineralölprodukteErneuerbare Energien

BraunkohleKernenergie

Zwischen dem Gesamtwert und der Summe der einzelnen Energieträger ergibt sich eine Differenz. Grund hierfür sind die nicht abgebildeten Pos-ten Stromexport/-import, Fernwärme und Sonstige.Quelle: LAK; Stand: 2012

Anteil der Erneuerbaren Energien am PEV in Prozent

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Erneuerbare Energien

StellenanzeigenHessen liegt zwar in der Mitte Deutsch-lands, bei den Stellenanzeigen im Bereich der Erneuerbaren Energien ist man jedoch ganz oben: Mit 322 Stellen-gesuchen allein im ersten Quartal 2010 bieten die Erneuerbaren in Hessen her-vorragende Zukunftsperspektiven.

Pelletheizungen

Leistung Der deutsche Wald steckt voller Mythen – und voller Energie. Dass sich mit Holz gut heizen lässt, wurde natürlich auch in Hessen als einem der waldreichsten Bun-desländer erkannt: Mit fast 200.000 kW installierter Pelletleistung ist Hessen in der Spitzengruppe der Bundesländer zu finden.

Photovoltaik

Installierte LeistungAuch wenn Hessen schon nördlich des Weißwurstäquators liegt, scheint dort die Sonne ganz ordentlich – und mit fast 900 MWp installierter Photovoltaik-Leistung wissen die Hessen die Solar-energie auch für sich zu nutzen.

350 MWp

2008

549 MWp

2009

872 MWp

2010

148 1. Quartal 2009

322 1. Quartal 2010

196.608 kW2010

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MAP

Investitionen Dass Förderprogramme wirtschaftlich sinnvoll sind, zeigt das Marktanreizpro-gramm zur Nutzung erneuerbare Wärme ganz hervorragend: Pro eingesetztem Euro Fördergeld wurden über 7 Euro Investitionen in Hessen ausgelöst – insgesamt waren es 56,7 Mio. Euro im Jahr 2011.

13,5 Mrd. kWh/a

Biomasse

6 Mrd. kWh/a

Photovoltaik

28 Mrd. kWh/a

Wind

0,5 Mrd. kWh/a

Wasserkraft

1,1 Mrd. kWh/a

Tiefengeothermie

In Hessen hat Energie Zukunft – das belegen auch die beim hessischen Energiegipfel erarbeiteten Potenzial-werte für Erneuerbare Energien. Einzig die Wasser kraft ist schon größtenteils ausgeschöpft, bei den anderen Energie-trägern ist im Strom- und Wärmebereich noch viel Ausbaukapazität vorhanden.

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Die Energiewende ist auch im schwarz-gelben Hessen ange-kommen, dem Land mit brei-ter Industriebasis, großem Bankenzentrum, viel Land-wirtschaft – und dem ältesten, inzwischen abgeschalteten deutschen Atomkraftwerk: Biblis. Ende 2011 hat sich der „Hessische Energiegipfel“, ein Zusammenschluss aus Politik, Industrie, Gewerkschaften, Verbänden und Kommunen, das ambitionierte Ziel gesetzt, die Landesversorgung mit Strom und Wärme bis 2050 „möglichst vollständig“ aus Erneuerbaren Energien zu be-streiten. Bisher war vorgese-hen, bis 2020 rund 20 Prozent des Endenergieverbrauchs durch Erneuerbare Energien zu decken.

Frau Ministerin Puttrich, der Umstieg auf Wind-, Sonnen- und Bioenergie erfordert in Hessen wohl mehr Anstren-gung als anderswo. Das Land gilt als ideologisch gespalten: Kämpften SPD und Grüne einst erbittert gegen Atomkraft, so wetterten CDU und FDP ge-gen „Windkraftmonster“. Wie überwinden Sie die Spaltung? Ich möchte an einer anderen Stelle anfangen. Wir haben in Hessen eine besondere Situa-

tion: Unsere Industrie ist aus-gesprochen energieintensiv. Denken Sie an den Frankfurter Flughafen oder die Bürostadt Niederrad. Außerdem stamm-ten bisher fast 50 Prozent un-seres Stroms aus Kernkraft, und nun steigen wir früher aus der Kernkraft aus als erwartet. Deshalb ist der Weg zur Voll-versorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2050 ein wirklich ambitionierter.

Die Energiepolitik in Hessen war so konfliktbeladen, weil es Streit um die Atomkraft gab. Aber das Thema Kernener-gie ist weg, und Erneuerbare Energien sind kein politisches Streitthema.

Hat der hessische Energie-gipfel, der über sieben Mona-te lang getagt hat, dazu beige-tragen?Auf alle Fälle. Die hessische Energiepolitik ist nach vielen Jahren des Kampfes auf eine andere Ebene gehoben worden. Gruppen mit ganz unterschied-lichen Interessen haben ein gemeinsames Ziel formuliert. Das ist ein guter Weg.

Bisher drehen sich nur rund 700 Windräder in Hessen, nun sollen viele neue dazu kommen.

„Positive Grundstimmung für die Windenergie“

Interview mit Lucia Puttrich (CDU), Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Hessen

Zwei Prozent der Landesfläche sollen für die Windenergie aus-gewiesen werden. Wie nehmen Sie die Bevölkerung mit?Windkraft ist nicht mehr das Streitthema in Hessen. Das hat eine Umfrage gerade bestätigt. 84 Prozent der Befragten ste-hen der Windkraft positiv ge-genüber. Wir haben eine ganz andere Grundstimmung als vor einigen Jahren, das hat damit zu tun, dass wir einen anderen Weg gehen. Es kann keinen Atomausstieg ohne Einstieg in Erneuerbare geben – das ver-stehen die Menschen.

Nichtsdestotrotz haben wir na-türlich bei konkreten Projekten immer mal wieder Ablehnung, wenn eine persönliche Betrof-fenheit befürchtet wird.

Deshalb bemühen wir uns um Transparenz. Wir haben den re-gionalen Planungsversammlun-gen eine Windpotenzialkarte zur Verfügung gestellt, die geeigne-te Flächen ausweist. Jetzt wer-den die Rahmenbedingungen geklärt, und auf dieser Grund-lage weisen die Versammlun-gen die Vorrangflächen aus. Das sind transparente Entschei-dungen aufgrund belastbarer Fakten. Ich glaube, das ist das Wichtigste überhaupt.

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für alle Erneuerbaren Energien und auch für die Energieeffi-zienz: Die Dämmung von Häu-sern etwa ist ein Konjunktur-programm für das heimische Handwerk. Wir haben also ein ganzes Paket an positiven Wir-kungen.We lc h e w i r t s c h a f t l i c h e n Effekte versprechen Sie sich insgesamt von der Energie-wende? Hessen war bei der Ansiedelung von Branchen-unternehmen oder der For-schungsförderung im Bereich Erneuerbare Energien bisher sehr zurückhaltend.Das würde ich so nicht sagen. An den Universitäten Gießen, Darmstadt oder Kassel ist be-reits eine sehr hohe Kompetenz vorhanden, die wir schon unter-stützen, und wir werden unsere Anstrengungen in diesen Berei-chen weiter verstärken. Rund um die Universitäten haben sich viele Unternehmen ange-siedelt. Teilweise sind sie Welt-marktführer. Diese Entwicklung wird gern unterschätzt.

Sie schreiben den Kommunen bei der Umsetzung der Ener-giewende eine bedeutende Rolle zu. Gleichzeitig dürfen die Kommunen in Hessen bei der Energieversorgung nur dann unternehmerisch tätig

werden, wenn sich zu 50 Pro-zent private Dritte beteiligen. Wozu die Barriere?Es handelt sich keineswegs um eine Barriere. Die Änderung der hessischen Gemeindeord-nung erleichtert generell den Kommunen, sich im Energie-sektor zu betätigen. Nach einer Markterkundung können sie allein oder in Kooperation agie-ren. Dabei sollen sie sich bis zu einem Anteil von 50 Prozent mit privaten Dritten zusammen engagieren. Dies verteilt das unternehmerische Risiko. Auch Bürgerinnen und Bürger kön-nen künftig einfacher energie-wirtschaftliche Projekte ge-meinsam mit den Kommunen realisieren. Das Spektrum wird also erweitert. Gibt es aber kei-nen privaten Dritten, steht es den Kommunen frei, auch zu 100 Prozent aktiv zu werden.

Bei den Stadtwerken wird im-mer mal wieder behauptet, dass die Kommunen jetzt weni-ger tun könnten als bisher – das ist falsch. Die Stadtwerke be-kommen einen Bestandsschutz – für schon früher energiewirt-schaftlich tätige kommunale Unternehmen bleibt die recht-liche Situation unverändert. Sie können ihre Tätigkeiten fortset-zen oder auch ausweiten.

Das andere ist umfangreiche Information. Man muss die Zusammenhänge erklären. Die Biomasse-Nutzung ist der zweite Schwerpunkt in Hessen – damit soll künftig doppelt so viel Wärme produziert werden wie bisher. Welche technolo-gischen Chancen sehen Sie dabei? Da sehe ich ausgesprochen große Chancen. Hessen hat ein Biogas-Forschungsinstitut in Bad Hersfeld, wo man sich mit den Stoffen beschäftigt, die man als Biomasse einsetzen kann – Mais, Hölzer, Straßen-begleitgrün, Reststoffe, Bio-abfälle oder Zuckerrüben. Die Universität Gießen erforscht das Energiepotenzial von Algen.

Das Zweite ist die Effizienz der Biogasanlagen. Ich glaube, dass wir mitten in einer spannenden Entwicklung stehen. Die Nut-zung ist wesentlich vielfältiger, als man anfangs ahnte.

Auch der ländliche Raum profi-tiert davon – durch Wertschöp-fung und Arbeitsplätze. Das gilt

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„Die Hessische Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Erneuerbaren Ener-gien am Endenergieverbrauch (ohne den Ver-kehrssektor) bis zum Jahre 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen“, heißt es 2009 im Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP. „Das bedeutet, dass sich die Erneuerbaren Energien weitaus stärker als bisher auf dem Markt durchsetzen müssen“, so die Erkenntnis auf Regierungsseite.

Die bisher eher allgemein formulierten Eck-punkte aus dem Jahr 2010 will die Regierung nun zu einem Energiekonzept zusammenfassen. Im Rahmen eines Energiegipfels lud sie Bürger ein, ihre Meinung zu bestimmten Fragestellun-gen im Internet kundzutun. Ein Ergebnis des Energiegipfels: Bis 2050 soll der Endenergiever-brauch (Strom und Wärme) möglichst komplett aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Wo stehen die Erneuerbaren heute?

Zwischen 2001 und 2009 habe sich der Regene-rativstrom in Hessen mehr als verdoppelt, lautet das Resümee einer „Halbzeitbilanz“ der Regie-rung, die 2011 veröffentlich wurde. Allerdings war das Niveau 2009 mit 2,6 Milliarden Kilowattstun-den (kWh) immer noch relativ gering. Biomasse machte bei den Erneuerbaren mit 40 Prozent den größten Anteil aus, es folgte die Windenergie mit 30, Wasserkraft mit 20 und Solarenergie mit 10 Prozent.

Bis Mitte 2011 waren laut Deutschem Windener-gie-Institut 639 Megawatt (MW) Windleistung in Hessen installiert – eine Verdopplung seit dem Jahr 2002. Im Jahr 2010 wurden 647 Millionen kWh Windstrom produziert. Dadurch konnten rein rechnerisch 185.000 hessische Haushalte das ganze Jahr mit Strom versorgt werden.

Die hessische Landesregierung hat Ende 2011 erstmals eine Windressourcen-Karte vor gelegt, in der detailliert die Windgeschwindigkeiten für

einzelne Gebiete ausgewiesen werden. Sie liefert Informationen für die Ermittlung möglicher Wind-parkstandorte. Hessen will bis 2050 zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraft ausweisen.Eine neue Gemeindeordnung verändert derweil Beteiligungsmodelle für Kommunen derart, dass Opposition und Vertreter der Stadtwerke darin sogar eine Verhinderung des Engagements der Kommunen bei der Energiewende sehen. Denn eine Investition in ein regionales Erneuerbaren-projekt werde nur dann zugelassen, wenn ein privater Dritter sich beteilige und der Gemeinde-anteil unter 50 Prozent bleibt. Manche Beteili-gungsmodelle beim Bau neuer Anlagen würden vielfach nicht wie erhofft angenommen, sagt hin-gegen Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU). Deshalb sei es richtig, private Unternehmen stär-ker zu beteiligen.

Derzeit sind 624 Wasserkraftwerke an hessi-schen Flüssen und Seen installiert, die 2010 ins-gesamt 426 Millionen kWh Strom produzierten. Aus der Nutzung von Photovoltaik wurden im Jahr 2008 rund 218 Millionen kWh Strom einge-speist. Die Solarenergie tritt in Hessen nicht nur als Energielieferant in Erscheinung, sondern auch als erfolgreiche Industrie: Die Firma SMA Technologie AG in Niestetal gehört zu den größ-ten Herstellern von Solarwechselrichtern welt-weit. Das Unternehmen hat 2009 – gefördert vom Hessischen Umweltministerium – eine CO2-neu-trale Produktionsstätte auf 20.000 Quadratme-tern gebaut.

Energiepolitik unter der Lupe: Pläne konkretisieren

Hessen

Status: Anteil EE an Stromerzeugung: 13,4 Prozent (2009)Ziel: Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch auf 20 Prozent bis zum Jahr 2020 (ohne Verkehr)Chance: Energiekonzept angekündigt, Bericht des Energieforums Hessen (2010)

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Im Dezember 2011 hat Hessen ein neues Kapitel bei der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen aufgeschlagen: Erstmals wurde mit Boh-rungen für die Nutzung von Wärme und Kälte aus tiefer Geothermie begonnen. Bei dem Projekt geht es nicht um die Wärmeversorgung eines Privathaushaltes, wie dies meist bei der Nutzung der oberflächennahen Geothermie der Fall ist. Die gewonnene Energie wird stattdessen zum Beheizen und Kühlen von Produktionshallen und Büroräumen eines mittelständischen Industrie-betriebs genutzt – damit dringt das Projekt in Hessen nicht nur von der angewendeten Technik, sondern auch von der geplanten Leistung her in eine neue Dimension der Erdwärmenutzung vor.

steinsschichten injiziert noch daraus entnommen werden. Insgesamt soll das Projekt eine Wärme-leistung von 130 bis 140 Kilowatt (kW) liefern, was der Versorgung von 30 bis 40 Wohnungen mit der benötigten Wärme entspricht. Circa 90 kW werden dabei durch die mitteltiefe Erdwärmesonde be-reitgestellt, den Rest steuern die acht oberflä-chennahen Sonden bei.

Das Projekt hat nicht nur aufgrund seiner Erst-maligkeit und Dimension Pilotcharakter, son-dern auch durch den Erkenntnisgewinn, den die Bohrungen mit sich bringen: Da sie dank der Unterstützung der hessischen Landesregierung wissenschaftlich ausgewertet werden können, sind Rückschlüsse auf die Gesteinsschichten der ganzen Region möglich. Durch die gewon-nen Informationen wird die weitere Nutzung der Tiefengeothermie in Hessen und den angrenzen-den Bundesländern gefördert.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit rund um das Pro-jekt ist vorbildlich: Auf den Internetseiten des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geolo-gie finden sich nicht nur ausführliche Informatio-nen zum Projekt, es werden zudem kontinuierlich Meldungen zum Fortgang der Bohrungen veröf-fentlicht – quasi eine Liveberichterstattung bei einem weiteren Schritt in Richtung erneuerbarer Wärmeversorgung.

Best-Practice-Beispiel aus dem Land: Wärme und Kälte durch tiefe Geothermie

Der hessische Energiegipfel – breites Fundament für die Energiewende

Schon wenige Tage nach dem Atomunfall von Fuku­shima hat die hessische Landesregierung einen Ener­giegipfel ins Leben gerufen. Dieser war keine einma­lige Veranstaltung, sondern ein Prozess mit mehreren Veranstaltungen und unter Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. In vier Arbeitsgruppen wurden unterschiedliche As­pekte zur Ausgestaltung einer zukünftigen Energie­versorgung diskutiert. Als Ergebnis des Gipfelprozes­ses wurde im November 2011 ein Abschlussbericht vorgelegt, der als Grundlage für ein Neujustierung der hessischen Energiepolitik dient.

Bohrarbeiten vor den Produktionshallen der Firma Frenger. Quelle: Dr. Johann-Gerhard Fritsche, Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie

Die Wärme in dem vom Hessischen Umweltmi-nisterium mit über 550.000 Euro geförderten Pro-jekt am Standort Heubach soll nach Fertigstellung mittels einer 900 Meter tief verlegten Erdwärme-sonde gewonnen werden. Diese wird durch acht oberflächennahe Sonden ergänzt, welche auch die Kühlleistung bereitstellen. Die Installation der Sonde in einer mittleren Tiefe bietet, im Gegen-satz zu Bohrungen von 2.000 bis 5.000 Metern bei anderen Projekten, mehrere Vorteile: So ist die Wärmeleistung höher als bei oberflächennaher Erdwärmegewinnung, die Kosten und Risiken je-doch sind gegenüber den klassischen Tiefengeo-thermiekraftwerken deutlich geringer. Zudem gibt es einen geschlossenen Wärmeträgerkreislauf, es muss also weder Wasser in die warmen Ge-

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