internationaler migrationsausblick 2016
TRANSCRIPT
OECD INTERNATIONALER MIGRATIONSAUSBLICK 2016
Pressebriefing für deutschsprachige Journalisten
Dr. Thomas Liebig Leitender ÖkonomAbteilung für internationale Migration19. September 2016
I. Die Fakten in den Kontext stellen
II. Alternativen zur Fluchtmigration bereitstellen und internationale Zusammenarbeit stärken
III. Die Verteilungsaspekte auf lokaler Ebene stärker berücksichtigen
IV. Arbeitsmarktintegration stärken
V. Schlussfolgerung
Übersicht – Ressentiments aktiv entgegentreten
2
I. Die Fakten im Kontext:
Trends in der Migration
3
Die dauerhafte Zuwanderung in OECD Staaten war bereits vor der Flüchtlingskrise im Anstieg
Entwicklung der Zuwanderung in den OECD-Raum
Zuwanderung nach Migrationskategorienim Jahr 2014
76%Freizügigkeit
0,5%Sonstige
6,5% Humanitäre Migration
12% Familiennachzug
DeutschlandGesamt = 468 000
5% Arbeit
OECDGesamt = 4,1 Mio
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 (e)3,000,000.0
3,500,000.0
4,000,000.0
4,500,000.0
5,000,000.0
4,145,700.0
4,708,100.0 4,448,800.
04,117,600.
0 4,003,200.0
4,009,100.0
4,029,100.0
4,124,500.0
4,346,000.0
4,800,000.0
Millionen
Arbeit14%
Mitreisende Angehörige von Arbeits- migranten
7%
Familien- nachzug
33%
Humanitäre Migration
9%
Sonstige5%
Freizügigkeit EU
32%
4
Auch die Zuwanderung aus EU-Staaten ist auf hohem Niveau…
Jan
Feb Mar Apr Mai Jun Ju
lAug Sep Okt
Nov Dez 0
20 000
40 000
60 000
80 000
100 000
120 000
140 000
160 000
180 000
200 000
2011201220132015201420112012201320142015
Zuwanderung aus EU-Staaten (in blau) und aus Nicht-EU-Staaten (in rot) in die EU, 2011-2015
Quelle: Statistisches Bundesamt
…vor allem was Rumänien und Bulgarien anbelangt
6
0
20,000
40,000
60,000
80,000
100,000Europe du Sud Pologne Roumanie+BulgarieSüdeuropa Polen Rumänien + Bulgar-
ien
In 2015 kamen mehr Rumänen als Afghanen und Iraker zusammen
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0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Humanitär/Sonstige Familie Arbeit Freizügigkeit
Zusammensetzung der dauerhaften Zuwanderung nach Kategorien (2014)
Vor der Flüchtlingskrise kamen drei von vier dauerhaften Neuzuwanderern aus der EU
7
0
500000
1000000
1500000
OECD EU Deutschland
Rekordzahlen von Asylanträgen
Anzahl an neuen Asylsuchenden, 1980-2016
Quelle: UNHCR, Eurostat, OECD Berechnungen
• In absoluten Zahlen ist Deutschland das Hauptzielland für Asylsuchende (2015 wurden 440.000 Bewerbungen registriert und über eine Million Vorregistrierungen). Relativ gesehen ist Schweden Nummer Eins (1,6% der Bevölkerung)
• 4.8 Millionen Flüchtlinge in den Nachbarstaaten von Syrien einschließlich 2.7 Millionen in der Türkei, 1.07 Millionen im Libanon und 640.000 in Jordanien Ende 2015.
2016 Jan-Jun -
500,000
1,000,000
8
Personenfreizügigkeit blieb 2015 auf hohem Niveau, aber Hinweise auf leichten Rückgang seit November
Anstieg in der Arbeitsmigration aus Drittstaaten, auf nach wie vor geringem Niveau
Anstieg in der humanitären Migration hat auch einen Anstieg in der Familienmigration zur Folge
Grosse Unsicherheit bezüglich der Zahl dauerhafter Zuwanderer aus dem Asylsystem
Trends – Dauerhafte Einwanderung nach Deutschland - Trends 2015-2016
9
Die exakten Zahlen für 2015 sind noch nicht bekannt
Quelle: BAMFJa
n-14
Feb
Mär-14 Apr
Mai-14 Ju
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Aug
Sep-14 Okt
Nov-14 Dez
Jan-1
5Feb
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Aug
Sep-15 Okt
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Jan-1
6Feb
Mär-16 Apri
l
Mai-16
June
Jul-1
60
50000
100000
150000
200000
250000
Erstmalige Asylanträge EASY Registrierungen
Erstmalige Asylanträge und EASY Registrierungen in DeutschlandJan 2014 – Juli 2016
10
Mex
ikoJap
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0
0.5
1
1.5
2
2.5
32014Geschätzte dauerhafte Flüchtlingszuwanderung 20152007
Keine Migrations- sondern eine Flüchtlingskrise
Dauerhafte Neuzuwanderung in Prozent der Bevölkerung
500 000650 000
Geschätzte Flüchtlinge mit Bleibeperspektive 2015
II. Alternative Wege bieten und internationale Zusammenarbeit stärken
12
• Klassische Umsiedlung (1% der Flüchtlinge pro Jahr) fokussiert auf besonders hilfsbedürftige Personen. Dies ist jedoch nicht die Gruppe, die den Weg über das Mittelmeer bzw. als Asylbewerber nehmen.
• Ergänzende alternative Wege:
• Arbeit
• Familie
• Studenten
• Humanitäre Visa und Private Sponsorenprogramme
• Resettlement-Lotterie?
Alternative Wege
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Alternativen zur Fluchtmigration am Beispiel der Syrer
Studenten
Potential 150-200 Tausend Syrer in
Nachbarstaaten waren vor ihrer Flucht in tertiärer
Bildung
AktuellSeit 2010, haben ca.
15 300 Syrer eine Aufenthaltserlaubnis für Studenten in der OECD
erhalten
Arbeit
Potential 1.9 Millionen Syrer im
erwerbsfähigen Alter sind in den Nachbarstaaten
registriert
AktuellSeit 2010 haben ca.18
200 Syrer eine Arbeitserlaubnis in der
OECD erhalten
FamiliePotential
Bis zu 400 000 Partner und Kinder sind möglicherweise
zurückgelassen worden von Syrischen
Flüchtlingen in Europa
AktuellSeit 2010 konnten 27 600 Personen mit Syrischen
Flüchtlingen wieder vereint werden und 44
300 mit anderen Einwohnern der OECD
14
III. Die Verteilungsaspekte berücksichtigen:
Lokaler Einfluss der Migration
15
In allen Ländern sind Zuwanderer in dichtbesiedelten Gebieten überrepräsentiert
Anteil der Bevölkerung im Alter 15-64, die in Gegenden mit hoher Bevölkerungsdichte leben, ausgewählte OECD-Länder, 2013
…und die dort lebenden Zuwanderer sind häufiger ohne Schulabschluss…
Differenz im Anteil von Personen ohne Schulabschluss, dichtbesiedelte Gebiete im Vergleich mit übrigen Gebieten, 25-64, 2013
…und auch von Arbeitslosigkeit überproportional betroffen
Differenz in den Arbeitslosenquoten,dichtbesiedelte Gebiete im Vergleich mit übrigen Gebieten, 25-64, 2013
• Forschung beschäftigt sich zu stark mit den „Durchschnittseffekten“
• Zuwanderer häufig in grossen Städten konzentriert
• Diejenigen Leistungen, die von Zuwanderern besonders stark beansprucht werden, betreffen häufig die lokale Ebene
• Bereits vorhandene Probleme in der Infrastruktur wurden durch die Flüchtlingsmigration zusätzlich verstärkt
• Spezifische lokale Belastungen werden häufig nur zum Teil (und verspätet) durch Transfers ausgeglichen
Lokale Aspekte der Integration
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IV. Arbeitsmarktintegration stärken
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• Zahlreiche Reformen in Reaktion auf die Flüchtlingskrise
• Arbeitsmarktintegration steht zu Recht im Vordergrund
• Bessere und frühzeitige Erfassung und Nutzung der Kompetenzen als Schwerpunkt – auch in Deutschland– Norwegen – neues „Skill-Mapping“ Instrument auf der Basis eines
umfangreichen Fragebogens– Schwedisches Fast-Track Verfahren als innovative Neuerung
• Erleichterungen beim Arbeitsmarktzugang für Asylbewerber; allein in Hj. 1/16 wurden mehr als 15‘000 Erlaubnisse erteilt
• Zugang von Asylbewerbern mit Bleibeperspektive zu Integrationsmassnahmen
• Zentrale Rolle der Arbeitgeber – gemeinsames Positionspapier von OECD und UNHCR
Fortschritte in der Integrationspolitik
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V. Schlussfolgerungen
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• Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge bleibt in den Nachbarstaaten
• Kein Land kann die Flüchtlingskrise alleine bewältigen – Internationale Kooperation ist dringend erforderlich• Vorausschauende Einschätzung zukünftiger Herausforderungen bzgl.
Flüsse und Integrationsbedarf ist erforderlich
• Langfristiges und vorausschauendes Engagement
• Länder können unterschiedliche Arten von Beiträgen leisten
• Resettlement muss ausgebaut werden
• Die Thematik der Selektion sollte überdacht werden
Internationale Aspekte
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• Verteilungsaspekte der Migration und die Belastungen auf lokaler Ebene stärker berücksichtigen
• Deutschland ist besser vorbereitet als in der Vergangenheit: • effizientere Asylinfrastruktur
• bessere Integrationspolitik – vor allem frühzeitige Kompetenzerfassung und Verbesserungen im Bereich der Sprachkurse und des Arbeitsmarktzugangs
• Günstigere Arbeitsmarktlage, veränderte Demographie
• Nicht-humanitäre Zuwanderung nach Deutschland ist größtenteils Arbeitsmigration aus EU Ländern (in den 1990ern v.a. Immigration von Aussiedlern, die ebenfalls niedrige Beschäftigungsquote hatten)
• Die Reaktion der EU-Zuwanderung auf die Flüchtlingskrise hat ebenfalls einen Einfluss auf die Integrationsperspektive; es gibt Hinweise, dass die EU-Migration zumindest kurzfristig leicht zurückgeht
Nationale Aspekte
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www.oecd.org/migration
Für weitere Informationen zur Arbeit der OECD im Bereich Migration und Integration