implementierung einer elektronischen krankenakte
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Schmerz 2008 · 22:24–33DOI 10.1007/s00482-007-0617-5Online publiziert: 14. Dezember 2007© Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes. Published by Springer Medizin Verlag - all rights reserved 2007
A. Grüner1, 2 · A. Ljutow1 · W. Schleinzer1 · D. Bosancic3
1 Klinik für Anästhesie und Schmerzintervention, Bethesda-Spital, Basel2 Institut für Anästhesiologie, Schmerzklinik Nottwil, Luzern3 Uniresearch AG, Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil, Luzern
Implementierung einer elektronischen KrankenakteErfahrungen in einer interdisziplinären Schmerzklinik
Originalien
Die Dokumentation im medizinischen Bereich hat in den letzten Jahren immens zugenommen. Juristische und ökonomische Zwänge, aber auch eine zunehmende Vernetzung der ärztlichen Tätigkeit bedingen die Notwendigkeit einer exakteren Abbildung medizinischen Handelns. So ist die Entwicklung elektronischer Krankenakten in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus des Interesses gerückt [1, 6, 7, 9]. Entwickler und Anwender versprechen sich von der „papierlosen“ Akte entscheidende Vorteile wie Zeitersparnis, bessere und sicherere Dokumentation und Auswertbarkeit sowie eine bessere Vernetzung verschiedener Disziplinen [2, 6, 8, 10, 11]. Inzwischen werden verschiedene Systeme von kommerziellen Anbietern auf dem Markt angeboten (auf eine vergleichende Übersicht wird bewusst verzichtet, da dies den Rahmen dieses Artikels sprengen würde); die in den Werbeflyern gepriesenen Eigenschaften und Vorteile der Systeme [4] sind in der Praxis jedoch häufig nicht nachvollziehbar.
Die folgende Arbeit beschreibt die Erstellung und Implementierung einer elektronischen Krankenakte in einer großen, interdisziplinären Schmerzklinik. Hierbei wurde auf der Grundlage eines kommerziellen Systems eine eigene, bedarfsadaptierte, elektronische Krankenakte geschaffen und die Papierakte in einem län
geren Prozess durch das EDVSystem ersetzt. Die dargestellten Bildschirmseiten (Screenshots) können nicht alle Funktionalitäten der Software darstellen und sollen daher eher exemplarisch auf die Möglichkeiten und die Art der Präsentation hinweisen.
Warum eine elektronische Akte
Unsere Schmerzklinik ist Teil einer Spezialklinik für die Akutversorgung, Rehabilitations und Komplikationsbehandlung wirbelsäulen und rückenmarkverletzter Patienten. Ausgehend von der Schmerz und Spastiktherapie dieser spezifischen Patientengruppe hat sich im Verlauf der letzten Jahre eine interdisziplinäre Schmerzklinik mit über 21.000 Patientenkontakten/Jahr entwickelt. 80% der Patienten sind inzwischen externe, nichtparaplegiologische Schmerzpatienten. Im stationären Bereich wird seit längerem mit einem papierlosen, elektronischen Aktensystem gearbeitet.
Im ambulanten Bereich wurde in Ermangelung eines adäquaten Tools mit MSOfficeAnwendungen (Word, Excel) gearbeitet. Für jede Fachdisziplin der Schmerzklinik wurde ein eigenes WordDokument als Krankenakte angelegt, Befunde und Briefe wurden auf Band diktiert und vom Sekretariat in das jeweilige
WordDokument geschrieben. Zusätzlich wurden dann die Dokumente alle ausgedruckt und in einer separaten Papierakte abgelegt.
Daraus ergaben sich mehrere Probleme:Fes kam zum Verlust von Bändern und
Diktaten,Fes entstanden intolerabel lange Wege
der Akten für Korrekturen und damit unnötige Zeitverluste,
Fdie WordDokumentation war inkomplett und einer multimodal arbeitenden Schmerzklinik nicht mehr gewachsen, es resultierte eine große Unübersichtlichkeit in Anbetracht der fachlichen Auswertung,
Fwissenschaftliche oder statistische Auswertungen waren mit diesem System nicht oder nur mit sehr großem Aufwand möglich.
Aufgrund dieser Fakten wurde der Entschluss zur Schaffung einer eigenständigen, elektronischen Akte für das Institut für Anästhesiologie/Schmerzklinik Nottwil gefasst.
Ziele der Etablierung einer elektronischen Akte
Die neue Akte sollte zu einer übersichtlichen Strukturierung der kompletten me
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dizinischen Dokumentation führen und damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation entscheidend verbessern. Die konventionellen Bänder sollten durch ein digitales Diktat, das jederzeit überall verfügbar ist, ersetzt und die Dokumentenwege über einen elektronischen Workflow verkürzt und transparent gemacht werden. Die neue Akte sollte außerdem zu einer Verbesserung der Patientendokumentation, z. B. im Bereich der Auswertung der Schmerzfragebögen führen und außerdem als Basis für wissenschaftliche und statistische Auswertungen dienen. Andere Punkte waren die Möglichkeit einer strukturierten Medikamentenerfassung und zwingend die Anbindung an die bestehende, stationäre EDV des Hauses, insbesondere an die schon bestehende elektronische Akte im stationären Bereich. Somit war die Nutzung einer anderen, bereits bestehenden Softwarelösung nicht möglich und eine Entwicklung auf der vorgegebenen Basis notwendig.
Entwicklungsschritte
Projektauftrag
Die Gesamtprojektleitung, Business Engineering, Entwicklung, Schulung und Implementierung der elektronischen Patientenakte für die Schmerzklinik wurde bei Uniresearch AG in Auftrag gegeben. Das Projekt sollte im Wesentlichen im Kalenderjahr 2004 abgewickelt werden.
Arbeitsmethode
Die durch Uniresearch AG gewählte Arbeitsmethode basiert auf der Methode des
Business Engineering nach Prof. Winter von der Universität St. Gallen (.Abb. 1). Dabei werden grundsätzlich die Verbindungen und Zusammenhänge der Strategie, Prozess und Systemebene analysiert und systematisch zu einem Anforderungskatalog zusammengeführt. Die Ergebnisse dieser Arbeitsmethode sind praxistaugliche und prozessorientierte Lösungen, die mit vertretbaren Kosten und überschaubarem Aufwand produktiv implementiert werden können.
Schaffung einer Arbeitsgruppe
Zur Planung und Umsetzung des Projekts wurde zunächst ein interdisziplinäres Team gebildet, das je einen Vertreter aller Fachgruppen (Anästhesie, Orthopädie/Rheumatologie, Neurologie, Psychologie, Psychiatrie, Physiotherapie, Pflege, Sekretariat und Uniresearch AG) beinhaltete. Diese Arbeitsgruppe war in der Folge für die gesamte Planung und Umsetzung des Projekts verantwortlich. Es fanden in regelmäßigen Rhythmus ganztägige Arbeitssitzungen statt, die entsprechenden Mitarbeiter wurden dafür von ihren sonstigen Tätigkeiten freigestellt.
Nach Berücksichtigung der Vorgaben aus dem Projektauftrag wurden als erstes die einzelnen Projektschritte genau definiert und geplant. Dabei ging es zunächst als Grundlage der Entwicklung darum, alle Arbeitsabläufe und Prozesse inkl. der Zuordnung von Informationsobjekten innerhalb der Schmerzklinik genau abzubilden. Ein zweiter Schritt war dann die Umsetzung dieser Informationsobjekte in die elektronische Patientenakte. Schließlich sollten die Schulung der Mitarbeiter und der Beginn des Echtbetriebs erfolgen.
Business Process Engineering
Jeder Prozess von der Anmeldung der Patienten durch externe Zuweiser über Terminplanung, Erstgespräch, Befunderhebung, Diagnostik und verschiedene interdisziplinäre Therapien wurde genau analysiert und mit Hilfe von FlowchartDiagrammen graphisch dargestellt. Allein durch diese Analyse konnten Schwachstellen im Ablauf und in der Organisation erkannt und Verbesserungen initialisiert werden. Diese genauen Prozessabbildungen waren dann die Grundlage für Planung und letztendliche Umsetzung auf Applikations und Datenbankebene. Nur dadurch konnte ein exaktes Anforderungsprofil für die Entwickler von Uniresearch AG erstellt werden, sodass eine praxistaugliche und prozessorientierte Anwendung entstehen konnte. Die graphische Darstellung der Prozesse inkl. Zuordnung und Definition von Informationsobjekten ermöglichte den Entwicklern den notwendigen Einblick und das Verständnis in die internen Abläufe und Notwendigkeiten unserer schmerztherapeutischen Einrichtung. Gleichzeitig konnte damit exakt definiert werden, welche einzelnen Komponenten die Akte beinhalten sollte.
Applikationsentwicklung
Unter Berücksichtigung der definierten Prozessschritte wurden zuerst einzelne Informationsobjekte (Bezeichnungen, Daten, Felder, Funktionen) definiert und in einer Entwurfsversion visualisiert. Die Zuordnung von Informationsobjekten zu Prozessschritten spielt dabei eine ganz wichtige Rolle (.Tab. 1).
Aufgrund dieser Zuordnung werden einerseits die Informationsobjekte durch die Projektgruppe verabschiedet und andererseits können die Daten und Informationsflüsse bestens aufgezeichnet und visualisiert werden. Aufgrund dieser Angaben wurden die ersten Betaversionen entwickelt und technisch getestet. Etwaige Verbesserungsvorschläge aus der Projektgruppe wurden regelmäßig entgegengenommen und in die nächste Entwicklungsversion überführt.
Drei Monate nach Abschluss und Verabschiedung aller Anforderungen an das
Strategie-ebene
Prozess-ebene
Applikations-ebene
Software- undDatenbankebene
SSW 1 SSW 3 SSW 4
Syst
emeb
ene
SSW 2 SSW 5
A
Kultur- und PolitikFührungs- / Kom
pensationsmodelle
Motivation, Kom
munikation
C DB
Abb. 1 8 Business Engineering
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Originalien
System wurden alle Informationsobjekte endgültig entwickelt und alle Informationsflüsse mittels Workflow umgesetzt. Es folgte eine Testinstallation von einem Monat, wobei die ersten Erfahrungen mit dem neuem System genauestens aufgenommen und protokolliert wurden. Die hochpriorisierten Anpassungen sind noch vor der Produktiveinführung erfolgt.
Schulung und Beginn Echtbetrieb
Die Mitarbeiterschulung ist bereits vor der ersten Testphase von einem Monat erfolgt und wurde durch die Uniresearch AG durchgeführt. Nach Ablauf dieser Testphase wurde die elektronische Patientenakte in den Produktivbetrieb überführt. Ganz wichtig für die Produktiveinführung war die 2wöchige OnsiteBegleitung der Mitarbeiter auf der Abteilung. Nach Ablauf von 2 Wochen konnte das bestehende Onlinesupportsystem inkl. Remotecontrol in Anspruch genommen werden. Für die ersten 3 Monate des Produktivbetriebs wurde betriebsintern ein geringeres Patientenaufkommen eingeplant, um die Einarbeitungsphase besser bewältigen zu können. Während dieser Zeit wurden auch noch einige hochpriorisierte Anpassungen an der Funktionalität vorgenommen. Nach dem 1. Halbjahr des Produktivbetriebs wurden die neu dazu gekommenen Weiterentwicklungswünsche in die standardisierte Releaseplanung aufgenommen. Diese wurden dann bei bestehenden, üblichen Systemupdates berücksichtigt.
Ergebnisse
Struktur der Akte
Wichtige Kriterien waren die Vernetzung von stationärer und ambulanter Akte sowie die universelle Einsetzbarkeit für alle Patienten. Die Akte ist modular aufgebaut. Auf dem Hauptbildschirm stehen verschiedene Navigationsleisten für die einzelnen Module, externe Anwendungen, der elektronische Workflow sowie eine Übersicht des angewählten Moduls zur Verfügung.
Zusammenfassung · Abstract
Schmerz 2008 · 22:24–33 DOI 10.1007/s00482-007-0617-5© Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes. Published by Springer Medizin Verlag - all rights reserved 2007
A. Grüner · A. Ljutow · W. Schleinzer · D. Bosancic
Implementierung einer elektronischen Krankenakte. Erfahrungen in einer interdisziplinären Schmerzklinik
ZusammenfassungIn einer interdisziplinären Schmerzklinik wur-de eine komplexe elektronische Krankenak-te implementiert. Als Ziel wurde die Schaf-fung eines Werkzeugs definiert, das struktu-rierten Zugriff auf die Dokumentation aller Fachgruppen erlaubt und über die Integra-tion kodierter auswertbarer Felder Möglich-keiten zur Datenauswertung für statistische und wissenschaftliche Zwecke gibt. Ein elek-tronischer Workflow sollte den Weg von Do-kumenten vereinfachen und leicht nachvoll-ziehbar machen. Alle Diktate wurden digita-lisiert und direkt in den PC aufgenommen. Weitere Punkte waren die strukturierte Me-dikamentenerfassung und die Anbindung an bestehende EDV-Systeme des Hauses.
Die verschiedenen Elemente der Akte wur-den durch ein interdisziplinäres Team defi-niert und schrittweise auf der Basis eines be-reits verfügbaren kommerziellen Systems umgesetzt.
Schlussfolgernd stellt die Implementie-rung einer elektronischen Krankenakte ein wichtiges Werkzeug bei der Effizienzstei-gerung, Qualitätssicherung und interdiszi-plinären Zusammenarbeit in einer multimo-dal arbeitenden Schmerzklinik dar.
SchlüsselwörterElektronische Krankenakte · Interdiszip-linäre Dokumentation · Qualitätssicherung · Schmerztherapie
Implementation of an electronic patient record. Experience in an interdisciplinary pain clinic
AbstractA complex electronic patient record was im-plemented in an interdisciplinary pain clin-ic. The goal was to create a tool that would allow structured access to the entries made by all specialty groups and permit data anal-ysis for statistical and scientific purposes by means of integrated, coded fields. An elec-tronic workflow was developed to facilitate the processing of documents. All entries dic-tated were converted to digital form and re-corded directly into the electronic chart. Ad-ditional features included a structured med-ication list and a connection to the hospital’s pre-existing electronic records. The various
elements to be included in the chart were de-termined by an interdisciplinary team and progressively implemented using a commer-cially available system as a basis.
In conclusion, implementation of a com-plex electronic patient record provides a valu-able instrument for quality control, interdisci-plinary collaboration and improved efficiency in a large, multimodal pain clinic.
KeywordsElectronic patient record · Interdisciplina-ry documentation · Quality assessment · Pain therapy
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GesamtübersichtIn der Gesamtübersicht finden sich alle relevanten Informationen wie persönliche Daten, Diagnosen, Medikamente, Röntgenbefund etc. (.Abb. 2). Innerhalb der einzelnen Module gibt es jeweils wiederum eine Übersichtsansicht, mit der die einzelnen Dokumente des jeweiligen Moduls schnell überblickt werden können. In die Akte können verschiedene MS
OfficeDokumente problemlos integriert werden. Über entsprechende Schnittstellen sind auf externe Daten und Anwendungen, wie stationäre Patientenakte, Radiologiesystem, Labor oder Leistungserfassung und Abrechnung jederzeit Zugriffsmöglichkeiten gegeben. Außerdem existieren direkte Links auf Webanwendungen wie Nachschlagewerke oder Arzneimittelkompendien.
Für jedes Modul sind getrennte Berechtigungen für den Lese, Schreib, Druck oder Löschzugriff einstellbar. Diese Berechtigungen können sowohl für Fachgruppen oder für einzelne Mitarbeiter individuell konfiguriert und jederzeit angepasst werden. Dies gilt auch für den Zugriff abteilungsexterner Mitarbeiter im stationären Bereich.
Erstgespräch. Die Vorlage für die Dokumentation des Erstgesprächs ist in 12 einzelne Rubriken aufgeteilt (.Tab. 2). Diese Gliederung erscheint auch in anderer Reihenfolge im automatisch erstellten Erstgesprächsbrief an den Zuweiser und/oder Hausarzt. Neben Vorbefunden, bisherigen Behandlungen und der Allgemeinanamnese werden Angaben zur Sozialanamnese und zu psychosozialen Belastungsfaktoren eingegeben. Hierbei werden bei den psychosozialen Belastungsfaktoren die Ergebnisse der psychometrischen Tests aus dem Schmerzfragebogen automatisiert ausgewertet und in das Formular importiert. Unser Fragebogen entspricht inhaltlich dem aktuellen Deutschen Schmerzfragebogen von DGSS und DGS und enthält folgende psychometrische Tests:FHADS (Hospital Anxiety and Depres
sion Scale),FAusmaß der schmerzbedingten Be
einträchtigung (gemessen nach von Korff),
FSchmerzempfindungsskala (SES) SF12.
Außerdem wird mit Hilfe des FSC (Fragebogen zur Schmerzchronifizierung; [5]) das Ausmaß der Schmerzchronifizierung gemäß dem Mainzer Stadienkonzept (MPSS) bestimmt. Die weiteren Unterpunkte des Formulars sind aus .Tab. 2 ersichtlich.
Diagnosenblatt. In der Diagnosenerfassung können die schmerzrelevanten und alle sonstigen Nebendiagnosen rasch und übersichtlich erfasst und nach ICD10 kodiert werden. Der ICD10Katalog ist in einer Suchmaske hinterlegt, sodass die Diagnosen mit entsprechenden Codes mittels Schlagwortsuche zugeordnet werden können. Ein 2. Feld gibt die Möglichkeit, den ICDCode mit Freitext im Sinne einer
Tab. 1 Zuordnung Informationsobjekte – Prozesse
Kernprozesse/Informa-tionsobjekt
Vorberei-tung Erst-termin
Erstter-min
Bedarfs-klärung
Proce-dere
Abschluss der Behandlung
Control-ling
Formular Übersicht X X X X X
Formular Fragebogen X X
Arbeitsliste für Vorauf-nahme
X
Formular Erstgespräch X X
Formular Diagnosen-verwaltung
X X X
Formular Medikation X X X
Formularset Anmel-dungen
X
Formularset Interven-tionen
X X
Formularset Verlauf X X X X
Formularset Korrespon-denz inkl. alle Briefe
X X X X
Formularset externe medizinische Befunde
X X X X X
Formularset externe administrative Befunde
X X X X X
Listmanager Korre-spondenz
X X
Digitales Diktat X X X X
Managementinformati-onssystem
X
Tab. 2 Erstgesprächsformular
Rubrik Automatisierter Daten-import
Export in Briefschrei-bung
Vorbefunde X
Bisherige Behandlungen X
Allgemeinanamnese X
Sozialanamnese X
Psychosoziale Belastungsfaktoren X X
Schmerzanamnese X
Aktuelle Beschwerden X
Körperlicher Untersuchungsbefund X
Aktuelle Diagnostik X
Zusammenfassende Beurteilung X
Weiterführende Diagnostik X
Therapieplan X
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Originalien
Diagnosebeschreibung unabhängig vom manchmal etwas unglücklichen Originaltext zu belegen. Der ICDCode wurde trotz seiner sicher vorhandenen Schwächen in der adäquaten Abbildung von komplexen Schmerzbildern gewählt, weil er in der Leistungserfassung und Abrechnung eine wichtige Rolle spielt und auch im stationären Bereich für die DRG unabdingbar ist. Andere, mehr schmerzbezogene Klassifikationen wie die der IASP oder MASK, sind zur zukünftigen Einbindung in die Akte vorgesehen.
Die Diagnosen werden bei der Briefschreibung automatisch in die entsprechenden Dokumente übernommen.
Medikamentenblatt. Die in unserer Schmerzklinik gebräuchlichsten, den Schmerzbereich betreffenden Medikamente sind einschließlich MPSS und WHOKlassifikation in allen üblichen Packungsgrößen und Darreichungsformen in der Akte hinterlegt. Diese Liste wird
von einem Mitarbeiter gepflegt und regelmäßig aktualisiert. In der Bildschirmmaske „Medikamenteneingabe“ können die Medikamente dann mit Hilfe eines Thesaurus gesucht und mit der jeweiligen Dosierung eingegeben werden. Es gibt die Möglichkeit, aktive (aktuelle) und inaktive (nicht mehr aktuelle) abgesetzte Medikamente zu unterscheiden. Außerdem kann festgelegt werden, ob einzelne Medikamente für die automatische Rezeptausstellung vorgesehen werden sollen. Änderungen am Medikamentenplan sind mit Datum, Uhrzeit und Kürzel des Verordners sichtbar. Rezepte sowie Verordnungspläne können automatisch als WordDokument erstellt und ausgedruckt werden. Bei Änderungen wird das entsprechende Medikament einfach markiert und entsprechend modifiziert.
Die gleiche Medikamentenliste wird noch im Rahmen der Fragebogenauswertung bzgl. der Angaben für die Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen
(MPSS) automatisiert verwendet. Dabei wird selbstverständlich die Einnahmehäufigkeit mit ausgewertet, die im Fragebogen zur Schmerzchronifizierung (FSC) erhoben wird [5]; der FSC ist in den allgemeinen Schmerzfragebogen integriert.
Fachbezogene Dokumentation. Jeder Fachbereich hat einen eigenen Verlaufsordner, der die medizinische Verlaufsdokumentation enthält. Der jeweilige Therapeut kann die Einträge nach Bedarf für die Anzeige in der Gesamtübersicht freigeben. Die Gesamtübersicht ist auch von anderen Abteilungen im Haus einsehbar. In dieser sind die aktuellen Radiologiebefunde integriert, da diese oft für die weitere Therapie von Belang sind. Andere Fachbereiche im Haus verfügen über eigene Dokumentationen, die in der generellen Übersicht von Medfolio einsehbar sind. Dort ist auch für alle sichtbar die AmbifasÜbersicht angelegt.
Abb. 2 8 Screenshot Gesamtübersicht
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Berechtigungen/Datenschutz. Wer auf welche Seiten zugreifen darf, wer Lese, Schreib, Änderungs und Löschberechtigung hat, ist in einer Matrix hinterlegt. Durch das individuelle Login mit persönlichem Passwort ist eine Zuordnung zu der richtigen Berechtigung automatisch gegeben. Im Hintergrund wird eine Versionierung aller Dokumente erfasst, d. h. es ist jederzeit abrufbar, wer welche Seiten aufgerufen und welche Veränderungen er vorgenommen hat.
Anmeldungen/Workflow. Anmeldun gen zu konsiliarischen Untersuchungen und alle weiteren Termine in der Schmerzklinik werden digital getätigt. Ebenso werden alle Diktate primär elektronisch digital erfasst und mittels Mailgestütztem Workflow versandt und bearbeitet. Dabei ist jederzeit der Weg der einzelnen Dokumente nachvollziehbar. Mittels farbcodierter Kreise wird der Bearbeitungssta
tus der Dokumente angezeigt (weiß noch nicht bearbeitet, gelb in Bearbeitung, grün bearbeitet). Auf eine zusätzliche optische oder akustische Anzeige, wenn ein Dokument fertig bearbeitet ist, wurde verzichtet.
Interventionsdokumentation. Für die interventionelle Schmerztherapie sind die einzelnen Eingriffe, Interventionen bzw. Operationsdokumente mit den Eingriffsdaten sowie Verlaufsbeobachtungen hinterlegt (.Abb. 3). Daraus lässt sich automatisiert für jeden einzelnen Eingriff ein standardisierter Operationsbericht erstellen. Komplikationen sowie Wirkung im Verlauf und nach der Intervention können genau erfasst und statistisch ausgewertet werden.
Korrespondenz. Die gesamte Korrespondenz wird in einem eigenen Ordner abgelegt, sodass die Briefe aller Fachdiszipli
nen leicht zu finden sind. Die Brieferstellung erfolgt hier ebenfalls automatisiert. In verschiedenen Scrollmenüs sind für die verschiedenen Fachrichtungen verschiedene Vorlagen hinterlegt (.Tab. 3), in der Übersicht sind Art des Briefes sowie Erstellung und Versanddatum sichtbar.
Leistungsdokumentation/Abrech- nung. Die Abrechnung erfolgt über eine tarifneutrale Eingabe. In diesem Zusatzmodul, das in der ganzen Klinik Anwendung findet, können verschiedene Abrechnungsziffern zu Blockleistungen zusammengefasst werden, was die Leistungserfassung vereinfacht. Damit ist die medizinische Dokumentation nicht an die Besonderheiten eines nationalen Gesundheitssystems gebunden.
Datenauswertung und Qualitätssich- erung. Alle Einträge in kodierten Feldern sind statistisch auswertbar. So können al
Abb. 3 8 Screenshot Interventionsdokumentation
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Originalien
le Felder des Fragebogens, die eine definierte, begrenzte Antwortauswahl haben, für Berechnungen herangezogen werden, genauso alle Einträge z. B. in der Interventionsdokumentation, die Ergebnisse der psychometrischen Tests etc. Auch sind zur Sicherung der Prozessqualität alle geführten Listen auswertbar, z. B. die Intervalle zwischen Aufgebot/Überweisung des Patienten, Rücksendung des Fragebogens und Wartezeit bis zur ersten Vorstellung. Der Workflow dokumentiert die Abläufe der Diktate, Briefschreibung und Korrektur bis zum Versand der Briefe.
Systemvoraussetzungen/Infrastruktur/Kosten
Aktuell läuft das Programm auf einem Server (DECUNIX Tru64, Oracle 10 g mit 2 GB Dedicated Memory), gekoppelt an einen Archivserver mit 40 GB für *.doc, *.pdf, *.wav, und *.jpgDateien. Das Netzwerk (Cisco Netzwerk 10 GB, Cisco WLAN 54 MB) verbindet alle Festnetzclients (Intel Core2 Duo T5600 @ 1.83 GHz, 1 GB RAM, Windows XP SP2, MSOffice XP inkl. Outlook via Exchange Server) und alle Mobileclients (Intel Core2 Duo T5600 @ 1.83 GHz, 1 GB RAM, Windows TabletPC Edition, Citrix MetaFrame). Schnittstellen bestehen zu folgenden Systemen: KIS (Patienten und Falldaten, Leistungsdaten), LIS (alle Labordaten außer Mikrobiologie), RIS/PACS (Radiologiebefunde, digitale Radiologiebilder). Eine Übertragbarkeit auf andere Kliniken ist einfach möglich, setzt jedoch eine Prozessanalyse und ggf. eine Parametrisierung des Systems voraus. Die Installation des Grundsystems NEXUS/medfolio inkl. Installation der fertig parametrisierten Lösung ist innerhalb eines Tages möglich. Der Produktivstart ist innerhalb von 3 Monaten ab Kickoff möglich.
Die Projektkosten beliefen sich in unserem Falle auf ca. 150.000 Euro.
Diskussion
Die Ablösung einer gewohnten Papierakte und die Implementierung eines völlig neuen elektronischen Systems sind in der Regel mit Ängsten und Widerständen innerhalb eines Teams verbunden. Diese
sind von den persönlichen Erfahrungen und Vorlieben der einzelnen Mitarbeiter abhängig. Um eine elektronische Akte jedoch erfolgreich zu nutzen, ist eine hohe Akzeptanz im Team notwendig. Diese ist nur mit einem sehr stabil laufenden System zu erreichen, häufige Abstürze und technische Probleme müssen unbedingt vermieden werden.
Die elektronische Akte muss genau die Bedürfnisse und Arbeitsabläufe der Klinik abbilden, also sehr praxisnah sein. Insofern kommt den oben beschrieben Entwicklungsschritten des Business Process Engineering eine zentrale Bedeutung für die spätere Akzeptanz zu. Nur durch die genaue Prozessanalyse und genaue Abbildung im EDVSystem unter Einbeziehung aller späteren Nutzer können die oben genannten Anforderungen erfüllt werden. Dies erfordert eine individuelle Anpassung vorgefertigter Systeme, fertige kommerzielle Lösungen sind in der Regel nicht im gleichen Maße brauchbar.
Jede Einführung eines neuen EDVSystems führt immer zu gewissen Anpas
sungsproblemen. Mit einer ausreichend langen Probephase und engen Begleitung durch die Entwickler in diesem Zeitraum konnten Probleme rasch erkannt und auch behoben werden. Auch im weiteren Verlauf der Nutzung ist eine jederzeit verfügbare Hotline, die den Anwendern kompetent zur Seite steht, eminent wichtig.
Auch nach dem Beginn des Echtbetriebs wurden laufend Änderungen und Ergänzungen im Rahmen einer kontinuierlichen Weiterentwicklung eingefügt.
Relevante Probleme traten einmalig anlässlich der Einspielung eines Updates der kommerziellen Basis auf. Diese war entgegen den Angaben des Herstellers noch nicht ausgereift und führte zu einer massiven Verlangsamung des ganzen Systems sowie zu Datenverlusten. Durch die rasche Intervention der Entwickler der Uniresearch AG konnten die alte Version jedoch rasch wieder hergestellt und die Daten rekonstruiert werden.
Die Einführung der elektronischen Akte in unserer Schmerzklinik hat auch völlig neue Möglichkeiten für Qualitäts
Tab. 3 Übersicht Korrespondenz
„Fachgebiet“ Vorlage
Anästhesie Erstgespräch
Verlaufsbrief
Abschlussbrief
Kostengutsprache
Erstgespräch Teamaufnahme
Neurologie Konsilbrief Neurologie
Orthopädie Konsilbrief Orthopädie
Physiotherapie Kurzbericht ambulante Physiotherapie
Standortbestimmung Physiotherapie
Psychologie/Psychiatrie Konsilbrief
Verlaufsbrief Psych
Abschlussbrief Psych
Abschlussbrief Schmerzbewältigungsgruppe
Neuropsychologie Standardbericht
Nebenwirkungen Medikation
Allgemeine Briefvorlagen Attest Fahrtauglichkeit
Terminbestätigung Arbeitgeber
Bescheinigung Medikamente E/F/I
Bescheinigung Pumpe E/F/I
Sekretariat Verschiedene administrative Formulare
Verordnungen Ambulante Physiotherapie
Ergotherapie
TENS/Hilfsmittel
Versicherungen Standardisierte Berichte für gesetzliche Unfall- und Rentenversicherung
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Originalien
sicherung und wissenschaftliche Arbeit eröffnet. Die Beurteilung der Kurz und Langzeitwirkungen unserer interventionellen Maßnahmen, Effektivität und Komplikationshäufigkeit der neuromodulativen Verfahren oder die exakte und rasche Auswertung der im Schmerzfragebogen integrierten psychometrischen Tests sind nur einige der möglichen und inzwischen intensiv genutzten Optionen, die unsere elektronische Akte bietet.
Fazit für die Praxis
Die Entwicklung einer angepassten elek-tronischen Krankenakte erfordert zu-nächst die genaue Analyse aller Prozesse in der entsprechenden Einrichtung. Die-se Prozesse müssen dann anwenderge-recht genau im EDV-System abgebildet werden. Sinnvoll ist die Entwicklung in-dividueller Tools auf der Basis kommer-ziell erhältlicher Systeme, keinesfalls je-doch ein „Überstülpen“ vorgefertigter Lösungen. Ein wesentlicher Aspekt für die Akzeptanz und Praktikabilität eines solchen Systems ist die Integration aller Fachdisziplinen. Im Echtbetrieb bedarf es einer kontinuierlichen Reevaluation und Verbesserung.
KorrespondenzadresseDr. A. Grüner
Klinik für Anästhesie und Schmerzintervention, Bethesda-SpitalGellertstrasse 144, CH-4020 [email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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DGSS-Studie zur Wirksamkeit von Schmerzmitteln
Eine an der Universität Darmstadt durch-geführte Studie ergab, dass erst durch Ein-nahme eines Schmerzmittels gemeinsam mit einem Placebo eine klinisch relevante Schmerzreduktion erreicht wird. Dass we-der Medikamente noch Placebo-Effekt für sich allein eine bedeutsame, anhaltende Schmerzreduktion erzielen, unterstreicht die Bedeutung einer multidisziplinären Schmerz-therapie. Auch zeigte sich, dass das 3-Stufen-schema der WHO zur Schmerztherapie nicht auf die mehrwöchige Behandlung von Nicht-Tumorschmerzen übertragbar ist. 62 Studien ergaben keine Belege für die WHO-Wirkungs-einteilung in „schwach“, „mittel“, „stark“ für verschiedene Substanzgruppen. Die Beur-teilung der individuellen Verträglichkeit und von möglicherweise Organ schädigenden Nebenwirkungen könnte somit in der Ver-schreibungspraxis eine größere Bedeutung gewinnen als bisher vermutete Wirkungsun-terschiede zwischen Substanzgruppen.Ein Vergleich von Studien unterschiedlicher Behandlungsdauer zeigte für Schmerzmittel der WHO-Stufe II eine deutliche Abnahme der Wirksamkeit mit der Zeit. Bei Präparaten der WHO-Stufen I und III war dieser Effekt nicht zu beobachten. Deutlich belegbar war die Wirkung von Stufe-I-Analgetika bei rheumatischen Schmerzen. Auch die Wirkung von Analgetika der WHO-Stufen II und III bei neuropathischen Schmerzen konnte nach-gewiesen werden.
Quelle:Deutsche Gesellschaft zum Studium
des Schmerzes e.V. (DGSS)www.dgss.org
Fachnachrichten
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