i. serpentine und grünsteine

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Gesteine von Griechenland. -- Serpentine u. Griinsteine. 459 XXXII. Gesteine yon Griechenland. I. Serpentine und Grfinsteine. Von Friedrich Becke. Serpentine urn[ serpentin,~hnliche Gesteinc. Serpentine und verwandte Gesteine sind auf dem Festland yon Griechenland und auf Euboea sehr verbreitet. Es lagen mir Proben yon 15 verschiedenen Punkten vor 7 die s~immtlieh der mikroskopischen Priifung unterzogen wurden. Ein Theil dieser Gesteine stellte sich dabei a|s wenig ver~inderter Olivinfels heraus; ieh unterliess es jedoeh diese Vorkommnisse separat zu behandeln~ da bei der innigen Beziehung zwischen Serpentin und Olivinfels es hSchst unpassend w~ire~ aus einem einzelnen mitgebrachten Handstfick auf den Zustand des ganzen Gesteines einen Schluss zu ziehen. Dies mag es entschuldigen, wenn unter den Serpen- tinen auch die beiden wohlerhaltenen Olivinfelse yore Fontanapass und yon Mantoudi figuriren. Die griechischen Serpentine zerfallen naturgem~iss in zwei Gruppen, yon denen die eine weitaus reieher vertreten ist. Die erste Gruppe ist die der Olivinserpentine. Die- selben zeigen die bekannte Masehenstruktur, die durch die Um- wandlung des Olivin bedingt ist. Diese Felsarten enthalten h~ufig Picotit und zwar die noeh wenig veri~nderten gerade so wie die ganz serpentinisirten. Magnetit wird dagegen in dem Masse h{iufiger~ als die Serpentinbildung fortschreitet. Der Olivinfels yore Fontanapass enth~ilt fast keinen .~Iagnetit~ der Serpentin aus den Minen yon Nezeros, der keine Spur yon frischem Olivin enth~ilt, ist ganz durehzogen yon Magnetitadern. Ferner tritt Diallag und Bronzit sehr h~tufig auf. Ab- solut frei davon ist das Handstiiek aus den Minen yon 5Tezeros. Es folgt daraus noch nicht ihr Fehlen im ganzen Gestein. Diallag und Bronzit scheinen zwar in der Regel nieht zusammen vorzu-

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Gesteine von Griechenland. - - Se rpen t ine u. Griinsteine. 4 5 9

XXXII. Gesteine yon Griechenland.

I. S e r p e n t i n e u n d G r f i n s t e i n e .

Von F r i e d r i c h Becke.

Se rpen t ine urn[ se rpen t in ,~hn l iche Ges te inc .

Serpentine und verwandte Gesteine sind auf dem Festland yon Griechenland und auf Euboea sehr verbreitet. Es lagen mir Proben yon 15 verschiedenen Punkten vor 7 die s~immtlieh der mikroskopischen Priifung unterzogen wurden. Ein Theil dieser Gesteine stellte sich dabei a|s wenig ver~inderter Olivinfels heraus; ieh unterliess es jedoeh diese Vorkommnisse separat zu behandeln~ da bei der innigen Beziehung zwischen Serpentin und Olivinfels es hSchst unpassend w~ire~ aus einem einzelnen mitgebrachten Handstfick auf den Zustand des ganzen Gesteines einen Schluss zu ziehen. Dies mag es entschuldigen, wenn unter den Serpen- tinen auch die beiden wohlerhaltenen Olivinfelse yore Fontanapass und yon Mantoudi figuriren.

Die griechischen Serpentine zerfallen naturgem~iss in zwei Gruppen, yon denen die eine weitaus reieher vertreten ist.

Die erste Gruppe ist die der O l i v i n s e r p e n t i n e . Die- selben zeigen die bekannte Masehenstruktur, die durch die Um- wandlung des Olivin bedingt ist. Diese Felsarten enthalten h~ufig P i c o t i t und zwar die noeh wenig veri~nderten gerade so wie die ganz serpentinisirten. M a g n e t i t wird dagegen in dem Masse h{iufiger~ als die Serpentinbildung fortschreitet. Der Olivinfels yore Fontanapass enth~ilt fast keinen .~Iagnetit~ der Serpentin aus den Minen yon Nezeros, der keine Spur yon frischem Olivin enth~ilt, ist ganz durehzogen yon Magnetitadern.

Ferner tritt D i a l l a g und B r o n z i t sehr h~tufig auf. Ab- solut frei davon ist das Handstiiek aus den Minen yon 5Tezeros. Es folgt daraus noch nicht ihr Fehlen im ganzen Gestein. Diallag und Bronzit scheinen zwar in der Regel nieht zusammen vorzu-

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kommen, doeh gilt dies nieht allgemein: der Serpentin yon Limni auf Euboea enth~ilt neben vielen Bronziten einzelne Diallage, der Serpentin yon Polydendry in Thessalien ffihrt in den grobkSrnigen Diallagmassen einzelne Bronzite.

H~iufig sind Diallag und Bronzit in ein parallelfaseriges rhom- bisehes Mineral verwandelt, welches sieh chemiseh wie Bastit ver- h~ilt. Dabei geht die Umwandlung des Bronzites so vor sich, dass lediglich dieses Mineral entsteht. Das Umwandlungsprodukt des Diallag enth~ilt aber noeh anders aussehende Gebilde yon schup- piger F o r m , die mSglieherweise einem talkartigen Mineral ange- hSren. Das Umwandlungsproduct zeigt iibrigens bet gleieher mi- kroskopiseher Struktur ziemliche Yersehiedenheit in Bezug auf Hitrte, Festigkeit, Farbe u. s. w. Die Extreme in dieser Beziehung sind das serpentinartige, feitig anzufiihIende, z~ihe, gelbgriine Umwandlungs- product des Diallag aus dem Serpentin. yon Neokhori in Thessalien und das graugriine, metalliseh schimmernde Mineral aus dem ver- ~nderten Serpentin yon Kumi auf Euboea, welches bet dem Ver- suche zu ritzen sogleich in ~iusserst feine und diiune Ti~felchen and F~iserehen zerfSllt.

Die Serpentine dieser Gruppe stammen vorzugsweise aus Euboea, Locris und Attika, fehlen aber auch in Thessalien nicht.

Die zweite Gruppe sind v. Drasehe's s e r p e n t i n ~ i h n l i e h e G e s t e i n e . Der am leichtesten erkennbare Unterschied gegen die vorige Gruppe liegt in dem Mangel der Masehenstruktur.

Die Substanz des Gesteines besteht aus Faserbtindeln. Die- selben sind parallelfaserig und sehen dann ganz wie Durchschnitte eines rhombischen Minerales aus, bald divergirend faserig; sie sind ohne jede gesetzmiissige Anordnung" durcheinander gestreut. Charak- teristisch ist der Mangel an halbwegs erhaltenem Diallag oder Bronzit, meist l~isst sich ihr ehemaliges Vorhandensein nur an der Anordnung der in parallelen Reihen auftretenden MagnetitkSrnehen erkennen. In grosset Menge enthalten diese Gesteine jene Modi- ficationen yon Faser-Serpentin, welche als Metaxit und Pikrosmin bezeiehnet wurden. Ftir ein Gestein dieser Gruppe wurde ein nied- rigerer Wassergehalt constatirt, als die Serpentinformel verlangt. In dem Vorkommen yon Erzpartikeln ist gegen die Olivinserpen- fine kein Unterschied zu merken. Die Anordnung ist abet in vielen F~illen eine andere. Nur selten ridden sich Andeutungen

Gesteine yon Griechenland. -- Serpentine u. Grfinsteine. 461

yon netzf6rmiger Anordnung der ~[agnetitschniire. H~iufig bildet Magnetit eine Zone um einen Picotit- oder Chromitkern.

Die Gesteine dieser Gruppe finden sich ausschliesslich im Olymp- und Ossagebiet in Thessalien.

Es folgen die Beschreibungen der einzelnen Serpentinvor- kommnisse und zwar zuerst die serpentin~hnlichen Gesteine, dann die Olivinserpentine; letztere nach L~indern geordnet.

Se rpen t in i ihn l i che Ges te ine .

Das Gestein, welches nSrdlieh yon dem Orte Nezeros in Thessalien angetroffen wurd% sieht im Handstfick dunkelgriin~ fast schwarz aus, und ist dutch eiaen splittrigen Bruch ausgezeichnet. D as mikroskopische Bild dieser Felsart weicht yon dem Aussehen der gew5hnlichen Olivinserpentine welt ab. Yon der ,Maschen- struktur" ist nicht eine Spur a~nzutreffen~ weder in der Vertheilung der Erzpartike]~ noch in der Anordnung der doppeltbrechenden Partien. Letztere herrschen hier bei weitem vor, ja es gelang mir iiberhaupt nicht, mit Sicherheit einfachbrechende Partien aufzufin- den. Im polarisirten Licht hat es den Anschein, als bestiinde das Gestein aus einem Gewirre feinec doppeltbreehender Leistchen, die ste]lenweise deutlich eine gitterfSrmige rechtwinkelige Lagerung besitzen. Das Bild ist vollkommen ~hnlich dem, wie es v. Drasche an einem ,Serpentin~hnlichen Gestein" yon Windiseh-Matrey beschreibt. 1) Durch die Giite des t terrn Director Tschermak konnte ich Originalproben desselben Gesteines vergleichen und reich yon der vollst~indigen Uebereinstimmung selbst tiberzeugen.

v. Drasche deutet diese Leisten als Durehschnitte eines rhom- bischen Minerales, uad in der That sehen diese Leisten bei geringer Vergr5sserung ganz so aus. Bei starker u bemerkt man aber, dass die meisten dieser leistenfSrmigeu Durchschnitte eine faserige Textur zeigen; selten ist die Textur parallelfaserig; weitaus in den meisten F~illen sind die Fasern divergirend angeordnet. Bei solchen Faserbiindeln leuchten bei der sehwachen Doppelbrechung dieser Gebilde nut jene Fasern, welehe gerade unter 450 oder

1) Ueber Serpentin und serpentini~hnllche Gesteine. Tschermak. Mineralog. Mirth. 1S71. p. 1.

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nahezu 450 die Hauptschnitte der beiden :Nicol kreuzen; alle iibri- gen sind um so dunkler, je mehr sie sich dem Hauptschnitte des Nicol ni~hern; bei schwacher YergrSsserung glaubt man daher einen homogenen Krysialldurchschnitt vor sich zu haben; bei genfigender VergrSsserung bemerkt man~ dass diese Durchschnitte seitlich nicht scharf begrenzt sind. Neben schmalen Faserbiindeln kommen auch Formen vor~ bei welchen die Fasern yon einem Punkte nach allen Seiten hin ausstrahlen; es erscheinen dann zwei helle, sich rechtwinkelig durchkreuzende Balken. Auf diese Ursache ist auch die scheinbare rechtwinkelig netzffirmige Anordnung der Pseudokrystalle zurfickzufiihren. Dass diese lediglich in der Auf- heHung yon solchen Faserpartien begriindet ist, die unter 450 die Nicolhauptschnitte schneiden, geht daraus hervor, dass die Lage des Netzes sich ~indert, wenn man beide :Nicol in gleichem Sinne dreht, ohne das Pr~iparat zu verschieben.

Alle diese Erfahrungen kann man sowohl an dem Gestein yon Windisch-Matrey als an dem Gestein yon Nezeros machen; nut sind bei letzterem die Faserbiindel um die H~ilfte kleiner. Ersteres enth~ilt nebstdem Partien yon zersetztem Diallag~ welcbe dem Gestein yon l~'ezeros fehlen.

Eigenthiimlich ist in dem Gestein yon Nezeros die Anordnung der Erzpartikel. Dieselben sind n~imlich zu rundlichen H~iufchen angeordnet. Bei aufl'allendem Lichte gewahrt man in diesen rund- lichen H~iufchen einen eckigen pechschwarzen Kern~ der yon metallgl~inzenden KSrnchen und Flittern umgeben wird.

Der Kern ist fiir Chromit~ der Hof fiir sp~iter gebildeten Magnetit zu halten.

Der Serpentia yon ~ezeros zeigt somit eine Struktur, die yon der gewShnlichen Struktur der Olivinserpentine welt abweieht und fibereinstimmt mit der Struktur der yon v. Drasche untersuchten Gesteiae yon Windiseh-Matrey und Heiligenblut. Da sich dieses ]etztere Gestein haupts~ichlich durch einen niedrigeren Wassergehalt yon den gew(ihnlichen Serpentinen auch chemisch unterscheidet, wurde der Glfihverlust des Gesteins bestimmt; ich erhielt 8"8 Pert., also fibereinstimmend mit dem Wassergehalt des Gcsteines II yon tteiligenblut~ in welchem v. Drasche 8"45 Perc. Wasser land.

Ein ~ihnliches Gestein tritt am Ostabhang des Olympgebirges zwischen A r v a n i t z a un~ P y r g h o t o s auf.

Gesteine yon Griech~nland -- Serpentine u. Grtinsteine. 463

Dieses Gestein~ welches an und frir sich eine dunkle, schwarze Farbe besitzt~ enth~ilt sehr viel regenerirten Serpentin auf unziihli- gen Kliiften~ die h~ufig eine paraIlele Anordnung erkennen lassen; manehe Handstiicke zeigen in Folge dessert eine Art sehiefriger Absonderung.

Der regenerirte Serpentin tritt in der Form auf~ die den Namen Pikrosmin ffihrt. Durchscheinende bis durehsichtige sehr feinfaserige Aggregate yon schiin griiner Farbe; die einzelnen Fasern sind sehr lest verwachsen~ so dass man sie nieht l e i ch t trennen kann.

Das Bild des Drinnsehliffes iihnelt in manehen Beziehungen dem Serpentin nSrdlich yon Nezeros. Die doppeltbrechenden Faser- biindel sind me~s~ parallel gestellt~ so dass sich eine Paralleltextur auch im Diinnschliffe zu erkennen gibt. Die Faserbrindel sind hier meist zungenfSrmig gestaltet~ naeh beiden Enden verschm~ilert; die Fasern sind nieht vollkommen gerade~ sondern oft gebogen.

Die Erzpartikel sind auch hier niemals in einzelnen kleinen KSrnehen im Gestein vertheilt, sondern sie sind zu unregelm~ssigen H~iufehen aggregirt. Dieselben bestehen, wie sieh im auffallenden Lichte zeigt~ ebenso wie im Serpentin yon Nezeros im Innern aus einem eckigen Kerne yon Chromit~ der yon ~[agnetit umgeben ist. )[anehe dieser Anh~ufungen zeigen reihenweise Anordnung der ErzkSrnehen, zwisehen denselben eine f e i n - u n d parallelfasrig% sehwaeh doppeltbreehende Substanz; diese Aggregate sind Pseudo- morphosen nach einem bronzit- oder diallagartigen ~Iineral.

Der Serpentin yon T h a n a t o u ist im Handstiick dem vorigen ganz ~ihnlich; besonders reiehlich ist hier Pikrosmin vorhanden~ der sich in Stricken yon mehreren Centimetern L~nge und ent- sprechender Dicke yon den Kluftfl~ichen abheben ]~sst. U. d. ~ . zeigt sich in der Anordnung der doppeltbrechenden Elemente kein wesentlieher Unterschied gegeniiber dem frtiher besproehenen Gestein; die Faserbiindel liegen hier ganz deutlich in einer stellen- weise vorherrschenden~ scheinbar einfaehbreehenden Substanz. Die Erzpartikel sind mehr im Gestein vertheilt.

Stellenweise bemerkt many dass dieselben zu Schnriren zu- sammentreten~ die ein rohes Netz darstellen; an anderen Stellen finden sich Anordnungen yon Erzpartikeln~ die auf das u sein eines deutlieh in einer Richtung spaltbaren Minerales~ also

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etwa Bronzi~ oder Diallag hinweisen. Diese Partien sind yon einer stets deutlieh faserigen Serpentinmasse erf/illt.

Der Serpentin yon K e r a m i d h i im Ossagebiet gleieht ganz den Serpentinvorkommnissen yon Thanatou und yon Kiirbiil. Aueh hier ist in dem Verlauf der Sehniire yon feinkiirnigem Magnetit eine Andeutung einer Masehenstruktur unverkennbar. Die Serpentin- masse zeigt zu dieser Masehenstruktur keinerlei Beziehungen; es herrsehen ganz unregelmiissig begrenzte doppeltbreehende Partien, die aueh bier bei starker u ein faseriges Geffige erkennen lassen. Reiehlieher a]s anderwiirts finden sieh Durch- schnitte yon D i a l lag, meist in einem weitgehenden Stadium der Zersetzung begriffen. Ziemlich grosse braundurchscheinende K6rner yon P i c o t it zeiehnen ausserdem das Gestein aus. Dieselben sind so wie im Gestein yon Nezeros yon metallisch gl/inzendem Magnetit umwaehsen. Als aeeessorisehen Gemengtheil ffihrt das Gestein einen Glimmer aus der Gruppe der P h l o g o p i t e . Im Diinnschliff ist er wegen seiner Farblosigkeit leieht zu fibersehen. Er findet sieh in kleinen Schuppen gewShnlieh in der Naehbarsehaft des Diallag. Man erhiilt ihn leicht isolirt, wenn man das Pulver des Gesteins mit Salzs/~ure kocht, worin es sich zum grossen Theft 16st; im Rfiekstand finder sich der Glimmer in kleinen weissen Sehiipp- chert; dieselben sind ziemlieh elasfiseh, v. d. L. sehmelzen sie leicht zu weissem Email. Im poIarisirten Liehte zeigen sie ein dunkles verworrenes Kreuz~ sind also einaxig oder zweiaxig mit kleinem Axenwinkel. Die Doppelbreehung ist negativ.

Der Serpentin yon Kf i rb i i l , der am Fusse einer westlichen Parallelkette des Ossa auftritt~ ist im frisehen Zustande schwarz~ dieht, yon feinsplittrigem Bruch; obgleieh an und ffir sieh weieh~ enth~ilt er stellenweise h/irtere Bestandtheile~ die Glas zu ritzen verm6gen. Die bei gew6hn]ichem Lichte g/inzlich strukturlose Grundmasse enth/ilt Maguetit in einer &nordnung, die ganz jener entspricht, die wir bei unzweifelhaften Olivinserpentinen finden. Die Magnetitk6rnchen sind in Reihen angeordnet~ welehe zu einem unregelm/issigen Netzwerk sieh verschlingen.

(Schluss folgt im nitchsten Hefte.)