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Herzlich willkommen zur Lerneinheit Phonetik Phonetik -das Stiefkind des Fremdsprachenunterrichts! Warum? Eine korrekte Aussprache erlernt man in den seltensten Fällen durch Hören allein, meist wird Phonetik jedoch so rudimentär vermittelt, dass auch die Sprachlehrenden wenig Hintergrundwissen haben und PD Dr. phil. habil. Marion Grein 03.04.2011 Folie Nr. 1 dass auch die Sprachlehrenden wenig Hintergrundwissen haben und daher auf gezieltes Aussprachetraining verzichten. Diese Lerneinheit ist eine umfangreiche mit zahlreichen Tonbeispielen versehene Einführung in die Grundlagen der Phonetik und Aussprachevermittlung für Lehrende. Viel Spaß!

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Page 1: Herzlich willkommen zur Lerneinheit Phonetik · Herzlich willkommen zur Lerneinheit Phonetik Phonetik -das Stiefkind des Fremdsprachenunterrichts! ... Lernziel der Veranstaltung:

Herzlich willkommen zur Lerneinheit Phonetik

Phonetik - das Stiefkind des Fremdsprachenunterrichts!

Warum?

Eine korrekte Aussprache erlernt man in den seltensten Fällen durch Hören allein, meist wird Phonetik jedoch so rudimentär vermittelt,

dass auch die Sprachlehrenden wenig Hintergrundwissen haben und

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 1

dass auch die Sprachlehrenden wenig Hintergrundwissen haben und daher auf gezieltes Aussprachetraining verzichten.

Diese Lerneinheit ist eine umfangreiche mit zahlreichen Tonbeispielen versehene Einführung in die Grundlagen der

Phonetik und Aussprachevermittlung für Lehrende.

Viel Spaß!

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Lernziel der Veranstaltung:

Eine richtige Aussprache lernt man nach Ende der Pubertät nicht mehr durch Zuhören allein. Die meisten Lehrwerke, wenn sie denn auf die Ausspracheschulung eingehen, bieten aber meist Aufgaben der Form: „Hören Sie zu und sprechen Sie nach“. Es obliegt also der Lehrkraft ein gezieltes Aussprachetraining in den Unterricht mit einzubeziehen.Ziele der Veranstaltung sind also:

1. Grundlagen der Phonetik vermitteln

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2. Genauer erläutern, wo und wie die einzelnen Phoneme produziert werden

3. Aufzeigen, dass das Phonemsystem des Deutschen von anderen Phonemsystemen abweicht (Segmentalia, Suprasegmentalia)

4. Exemplarisch Phonemsysteme anderer Sprachen betrachten

5. Aussprachematerialien kennenlernen

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Einführung und Selbsterfahrung

� Wer von Ihnen hatte schon einmal Phonetik?

� Welche Rolle spielt die Phonetik im Fremdspracheunterricht?

� Wie wichtig erachten Sie eine korrekte Aussprache?

� Wissen Sie bereits, warum es so schwer ist, die Aussprache einer

� fremden Sprache zu erlernen?

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� fremden Sprache zu erlernen?

� Berichten Sie von Ihrem Ausspracheunterricht!

� Nehmen Sie den Ausdruck zur Selbsterfahrung zur Hand und lernen Sie Ihre Stimmwerkzeuge kennen.

Selbsterfahrungsübungen aus: Storch, Günther (2002): Phonetik des Deutschen für sprachtherapeutische Berufe, Stockach: Günther Storch Verlag

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Grundlagen der Phonetik

Zum Einstieg: Was ist die zentrale Aufgabe der Phonetik?

Sie befasst sich zentral mit dem menschlichen Sprechen und Hören.

Ein einfaches Modell der Kommunikation zwischen zwei Kommunikationspartnern sehen Sie in der folgenden Abbildung.

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Relevant für die Phonetik:

Sender (Sprecher) - wie wird eine lautsprachliche Äußerung erzeugt? Welche Sprechorgane sind daran beteiligt?

Empfänger (Hörer) - wie wird eine lautsprachliche Äußerung wahrgenommen?

Kanal (Übertragungsmedium Luft) - da eine lautsprachliche Äußerung als

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Kanal (Übertragungsmedium Luft) - da eine lautsprachliche Äußerung als akustisches Signal übertragen wird, welches sind die akustischen Eigenschaften dieses Signals, und wie wirken sich die akustischen Eigenschaften des Übertragungsmediums auf die Sprechorgane (und das Gehör) aus?

Signal / Zeichensysteme - welche sprachlichen Zeichen werden zur lautsprachlichen Informationsübermittlung benutzt, welches sind ihre Eigenschaften, und wie sind sie strukturiert?

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Für die akustischen Sprachsignale, ausgehend von Gehirn des Sprechers, bis hin zum Gehirn des Hörers ergibt sich eine kausale Verkettung physiologischer und physikalischer Abläufe (sog. speech chain).

Daher muss der Phonetiker wissen, wie die gesprochene Sprache erzeugt, übertragen und wahrgenommen wird. Daraus ergeben sich die folgenden Teilgebiete phonetischer Forschung:

Sprachproduktion - die physiologischen Voraussetzungen für die

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Sprachproduktion - die physiologischen Voraussetzungen für die Artikulation von Sprachlauten und die Bewegungsabläufe der Sprechorgane (Nerven, Muskeln, Atmung)

Sprachakustik - die Umsetzung der artikulatorischen Vorgänge in akustische Schwingungen und ihre Übertragung zum Ohr des Hörers

Sprachwahrnehmung - die Verarbeitung von Sprachsignalen durch Gehör und Gehirn des menschlichen Hörers.

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Die akustische Kommunikationskette (speech chain)

1. Neurophysiologische Vorgänge im Gehirn des Sprechers, die die Artikulation in seinen Sprechorganen vorbereiten

2. elektrische Vorgänge in den Nervenbahnen des Sprechers, die die Muskeln seiner Sprechorgane steuern

3. die damit resultierenden Stellungen und Bewegungen seiner Sprechorgane

4. die akustische Erzeugung der Sprachsignale in den durch die Sprechorgane gebildeten Hohlräumen

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Sprechorgane gebildeten Hohlräumen

5. akustische Übertragung zwischen Sprecher und Hörer

6. mechanische Vorgänge im Mittelohr sowie hydromechanische Vorgänge im Innenohr des Hörers

7. elektrische Signale auf den Nervenbahnen des Gehörs

8. neurophysiologische Vorgänge im Gehirn des Hörers, die der Verarbeitung der durch die Signale vermittelten sprachlichen Information dienen

9. Die akustische Rückkoppelung, die der Sprecher auf dem Weg über sein eigenes Gehör erhält und wahrnimmt (Denes/Pinson 1972: 5).

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Allgemeine Forschungsfragen der Phonetik

Woran liegt es, dass eine bekannte Person auch ohne Namensnennung über Telefon wiedererkannt wird?

Lässt sich diese Alltagserfahrung objektivieren und systematisch einsetzen, beispielsweise bei der Stimmidentifikation, wenn in einem Gerichtsprozess ein mutmaßlicher Täter durch den Klang seiner Sprache und Stimme identifiziert werden soll?

Was kennzeichnet die regionale oder nationale Sprechweise, d. h., woran erkennt man im allgemeinen sofort den Rheinländer, Hamburger oder Bayern

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erkennt man im allgemeinen sofort den Rheinländer, Hamburger oder Bayern oder den Deutsch sprechenden Ausländer (oder genauer: den Engländer, Amerikaner, Franzosen, Italiener usw.)?

Lässt sich auch hier das intuitive Wissen systematisieren und in effektive Methoden zur Aussprachekorrektur in Mutter- und Fremdsprache umsetzen?

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Woher kommt es, dass ein Deutscher beim Erlernen der Aussprache des Englischen weit weniger Schwierigkeiten hat als beispielsweise ein Franzose oder ein Spanier?

Wie prägen sich pathologische Sprechweisen der unterschiedlichsten Art (Stammeln, Stottern, Lispeln, Gaumenspaltensprache usw.) lautlich und stimmlich aus? Welche Möglichkeiten der phonetischen Korrektur ergeben sich?

Warum haben Gehörlose so große Schwierigkeiten bei der Laut- und Stimmbildung, und warum sind sie so schwer zu verstehen?

Welches sind die Beziehungen zwischen Laut und Schrift; wie wird letztere

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Welches sind die Beziehungen zwischen Laut und Schrift; wie wird letztere produktiv und rezeptiv erworben und welche Probleme treten dabei auf (z. B. Legasthenie)?

Wie drücken sich vorübergehende oder lang anhaltende psychische Zustände (Emotionen, Erregung, Depression usw.) im Sprechen aus? An welchen lautlichen und stimmlichen Auffälligkeiten kann man sie diagnostizieren?

Wie werden Einstellungen zwischen Gesprächspartnern lautlich und stimmlich signalisiert? Oft beruht ja die Wirkung, die ein Sprecher auf seine Umgebung ausübt, nicht auf dem, was er sagt, sondern wie er es sagt. (”Der Ton macht die Musik.”)

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Teilgebiete der Phonetik

Die physiologische Phonetik untersucht vor allem die Vorgänge, die die Artikulationsorgane steuern. In diesen Bereich fallen auch Untersuchungen über die Atmung und die Stimmlippen, soweit sie unmittelbar mit der Schallerzeugung zusammenhängen, und über den Mechanismus des Mittel-und Innenohres, soweit sie phonetisch interessant sind.

Hier bestehen Beziehungen der Lehrinhalte zur Biologie und Kybernetik,

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Hier bestehen Beziehungen der Lehrinhalte zur Biologie und Kybernetik, zur Psychoakustik, zur Anatomie, aber auch zur Pathologie, wenn Störungen des Sprech- oder Hörvorganges Gegenstand der Untersuchung sind.

Eng verbunden hiermit ist eines der zentralen Gebiete der Phonetik, die artikulatorische Phonetik, in der Aufbau und Wirkungsweise der Sprechorgane untersucht und beschrieben werden. Die wesentlichen Untersuchungen zur Sprachproduktion fallen in dieses Teilgebiet.

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Die akustische Phonetik analysiert die Sprechschallsignale und erforscht die physikalischen Vorgänge der Sprechschallerzeugung. Sie bedient sich vornehmlich spezieller messtechnischer Methoden der Physik, der Nachrichtentechnik und der Signalverarbeitung, wobei in besonderem Maß der Computer eine Rolle zu spielen beginnt.

Gegenstand der perzeptiven Phonetik sind die Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge im Feld der phonetischen, d.h. auf der Reizgrundlage des Sprachsignals beruhenden Wahrnehmungen.

Die deskriptive Phonetik stellt die ursprüngliche Verbindung zur Sprachwissenschaft dar.

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Sprachwissenschaft dar.

Sie beschreibt auf einem eher abstrakten Niveau die Eigenschaften der Sprachlaute, indem sie beispielsweise die lautspezifischen Stellungen und Bewegungen der Sprechorgane auf die wesentlichen Artikulationsgesten reduziert.

Mit der Transkription stellt die deskriptive Phonetik das Hilfsmittel bereit, eine wahrgenommene sprachliche Äußerung in Lautschrift symbolisch darzustellen, und vermittelt die Fähigkeit hierzu.

Hierbei agiert die deskriptive Phonetik soweit wie möglich unabhängig von der jeweils verwendeten Sprache (-> IPA).

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Die funktionale Phonetik und die Phonologie untersuchen die segmentale und prosodische Gliederung des Sprechschalls und der Sprachwahrnehmung, auch soweit sie für die einzelnen Sprachen spezifisch sind.

Dabei ist in erster Linie zu denken an das System der Phoneme und seine Funktion in einer einzelnen Sprache, aber auch z.B. an Sprechpausen, Wortbetonung, Satzmelodie, Verschleifen von Silben, Frage-Intonation und vieles andere mehr.

Solche Gliederungen rühren her von der sprachlichen oder kommunikativen Funktion, die der Sprechschall und seine Wahrnehmung im System einer Sprache zu erfüllen haben.

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Sprache zu erfüllen haben.

Mit den Unterschieden zwischen Lautsystemen verschiedener Sprachen und der jeweiligen Realisierung dieser Lautsysteme beschäftigt sich die kontrastive Phonetik.

In diesen Bereich fallen auch die Probleme des Erwerbs einer möglichst korrekten Aussprache beim Erlernen von Fremdsprachen und die Probleme der Wechselwirkung der Phonemsysteme der Fremdsprache sowie der Muttersprache des jeweiligen Sprachstudierenden (auch: Korrektive Phonetik).

Eine strikte Abgrenzung zwischen den einzelnen Bereichen ist nicht immer möglich. Wir werden die Bereiche genauer betrachten, die wir für das Erreichen unseres Lernziels benötigen.

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Einstieg: Problemorientiert

Hören Sie sich dazu zunächst zwei Hörbeispiele an. Was fällt Ihnen schwer? Was lässt sich daraus für den Unterricht ableiten? Diskutieren Sie in kleinen Gruppen (10 Minuten) und notieren Sie, welche Probleme Sie haben?

Hörbeispiele

Chinesisch ist eine sog. Tonsprache -> folgt bei den Sprachdarstellungen.

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Chinesisch ist eine sog. Tonsprache -> folgt bei den Sprachdarstellungen.

Khoisan-Sprachen: Gruppe von nicht verwandten afrikanischen Sprachen. Charakteristisch für die Khoisan-Sprachen sind die Schnalzlaute und das umfangreiche Phoneminventare (den Rekord mit 164 Phonemen hält !Xóõ). !Xóõ wird von rund 3.000–4.000 Menschen in Botsuana und rund 200 in Namibia gesprochen. 80 Phoneme sind Schnalz- und Klicklaute. Die fünf Grundklicks können rund 17 verschiedene Modifikationen erfahren.

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Hören Sie ein weiteres Audiobeispiel: Notieren Sie, welche Probleme Ihnen bei der Sprecherin auffallen? (10 Minuten)

HörbeispielBehalten Sie Ihre Erfahrungen in Erinnerung. Wir werden immer wieder darauf zurück kommen.

Der kleine grüne Traktor war zufrieden. Das ganze Jahr über hatte er dem Bauern bei der schweren Arbeit geholfen. Im Frühling hatte er den Pflug gezogen und im Sommer das

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er den Pflug gezogen und im Sommer das Heu mit dem Anhänger zu Hof gefahren.Während der Erntezeit hatte er so viele Ladungen Korn transportiert, dass alle Vorrats-kammern für den Winter gefüllt waren. "Jetzt habe ich genug gearbeitet", sagte der kleine grüne Traktor eines Tages, "ich mache Urlaub". Der Bauer war schwer verdutzt. Noch nie hatte er von einem Traktor gehört, der Urlaub haben wollte.

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Vokaltrakt - Sprechen im Detail

Der Mensch ist das einzige Wesen, das mittels gesprochener Sprache sprechen kann (andere Kommunikationssystem sind möglich).

Das Baby noch vermag es nicht, Laute zu artikulieren.

Und das aus einem sehr einfachen Grund:

der Raum, in dem die Laute erzeugt werden, ist noch zu klein.

Erst mit ca. 1 Jahr hat der Kehlkopf des Kindes sich nach unten bewegt und der

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Erst mit ca. 1 Jahr hat der Kehlkopf des Kindes sich nach unten bewegt und der Sprachraum ist groß genug, um Laute zu produzieren.

Beim Affen ist der Artikulationsapparat zu klein, als dass so differenzierte Sprache wie beim Menschen entstehen kann.

Wie sieht nun dieser Sprechapparat aus?

Und wie kommen schließlich Wörter aus unserem Mund?

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Betrachten wir den Vokaltrakt

1 Lippe Labium2 Zähne Dentes3 Zahndamm Alveolus dentalis4 Vordergaumen Praepalatum5 Gaumen Palatum6 Gaumensegel Velum7 Zäpfchen Uvula8 Rachen Pharynx

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8 Rachen Pharynx9 Kehlkopf Larynx10 Kehldeckel Cartilago epiglottica11 Zungenwurzel Radix12 hinterer Zungenrücken Postdorsum13 mittlerer Zungenrücken Mediodorsum14 vorderer Zungenrücken Prädorsum15 Zungenspitze Apex linguae16 Unterkiefer Mandibula

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Beschriften Sie einmal selbst (15 Minuten)

GaumenGaumensegelhinterer ZungenrückenKehldeckelKehlkopfLippemittlerer ZungenrückenRachen

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RachenUnterkiefervorderer ZungenrückenVordergaumenZahndammZähneZäpfchenZungenspitzeZungenwurzel

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Damit nun Phoneme/Laute/Wörter aus unserem Munde entweichen können, muss es zu einer sog. Anregung kommen.

Die Anregung entsteht dadurch, dass Luft durch den Sprechapparat „gejagt“ wird. Bei der Produktion von Sprachlauten gibt es drei verschiedene Mechanismen zur Erzeugung eines solchen Luftstromes.

Alle drei haben gemein, dass die beteiligten Organe die Luft entweder komprimieren oder verdünnen, dass also entweder ein Druck oder ein Saugeffekt entsteht.

Von diesen beiden unterschiedlichen Effekten hängt auch die Richtung des

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Von diesen beiden unterschiedlichen Effekten hängt auch die Richtung des Luftstromes ab:

Der Luftstrom kann entweder nach außen (aus dem Körper heraus) gerichtet sein. Dieses nennt man Egressiv.

Oder er kann nach innen (in den Körper herein) gerichtet sein, was mit Ingressiv bezeichnet wird.

Druck erzeugt einen egressiven Luftstrom, ein Saugeffekt erzeugt einen ingressiven Luftstrom

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Bei der Mehrzahl aller Sprachlaute (und das umfasst alle deutschen Laute) wird der benötigte Luftstrom durch die Aktivität des Atmungssystems hervorgebracht.

Dieses besteht aus Zwerchfell, Brustkorb, Zwischenrippen- und sonstiger Atmungsmuskulatur, Lungen, Bronchien und Luftröhre. Das lateinische Wort für 'Lunge' heißt pulmo (Genitiv pulmo:nis), und daher wird dieser Luftstrom pulmonisch genannt.

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Bei diesem pulmonischen Luftstrom wird die Luft von der Lunge nach außen gedrückt, er ist also egressiv. Obwohl es auch die Möglichkeit gibt, durch Einsaugen von Luft in die Lunge Laute zu erzeugen (also inegressiv; Kinder z.B. sprechen manchmal auf diese Weise, und deutsche Sprecher verwenden häufig ein ingressives ja, und Sie erinnern sich vielleicht an das Beispiel mit den Klicklauten?), wird diese Möglichkeit doch in keiner Sprache systematisch für die Produktion von Sprachlauten genutzt.

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Der pulmonische Luftstrom wird in allen Sprachen verwendet, in

einigen exklusiv, z.B., wie bereits gesagt, in der deutschen Sprache.

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In den meisten Varietäten der deutschen Sprache erscheint ein Glottisschlag in den folgenden Fällen:

� vor vokalischen Anlaut, beispielsweise acht [‘ʔʔʔʔaXt], der Alte [de:r ʔʔʔʔaltə]

� vor vokalisch anlautenden Wortstämmen in zusammengesetzten Wörtern, beispielsweise beachten [bə‘ʔʔʔʔaXtən], Spiegelei [‘ʃpi:gɘlaɪ].

Allerdings gibt es einige zusammengesetzte Wörter, die so geläufig sind, dass sie oft nicht mehr als Zusammensetzung empfunden werden und

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dass sie oft nicht mehr als Zusammensetzung empfunden werden und daher auch ohne Glottisschag auftreten, beispielsweise hinauf [hɪn‘ʔaʊf] oder [hɪ‘naʊf] oder erinnern [ʔer‘ʔinərn] oder [ʔe‘rinərn].

Geschulte Sprecher sind zwar auch in der Lage, die Stimme möglichst unmerklich einsetzen zu lassen, so dass eben kein Knack hörbar wird, dennoch wir in den meisten Varietäten des Deutschen dieser stimmlose glottale Plosiv ausgesprochen

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Im Schweizer Hochdeutsch tritt der Glottisschlag oft nicht auf. Verschiedene deutsche Mundarten kennen ihn überhaupt nicht.

Wenn er nicht ausgesprochen wird, dann werden die Wörter wie im Französischen oder Englischen direkt miteinander verbunden. Beispielsweise ‚mein Auto‘ mit Glottisschlag: [maɪn `ʔauto], wird dann ausgesprochen als ob es *mei Nauto wäre [maɪn `auto].

Der Glottisschlag wird durch die plötzliche stimmlose Lösung eines Verschlusses der Stimmlippen gebildet. Probieren Sie selbst mit ‚mein

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Verschlusses der Stimmlippen gebildet. Probieren Sie selbst mit ‚mein Auto‘!

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Orale Verschlüsse sind reguläre Verschlüsse wie z.B. bei dem Nasal /m/ oder den Plosiven /b/ oder /p/

velisch = z.B. Implosive, Schnalzlaute

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Noch einmal zum Glottisschlag: Bei manchen Lauten wird der Luftstrom durch die Aktivität des Kehlkopfes erzeugt, und zwar indem der Kehlkopf bei geschlossener Glottis entweder eine Auf- oder eine Abwärtsbewegung vollzieht.

Dieser Mechanismus wird nach dem lat. Namen für die im Kehlkopf angesiedelte Stimmritze (Glottis) Glottalisch oder glottaler Verschluss genannt.

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Luftstrom Richtung Kurzbeschreibung Art des Verschlusslautes IPA

pulmonisch egressiv Lungenluft wird durch die Plosiv p t kAtmungsmuskulatur nach außen befördert

glottalisch egressiv Aufwärtsbewegung des Ejektiv p' t' k' Kehlkopfs komprimiert die Luft im Rachen- und Mundraum, Glottis geschlossen

glottalisch ingressiv Abwärtsbewegung des Kehl- Implosiv ɓ, ɗ, ɠ

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glottalisch ingressiv Abwärtsbewegung des Kehl- Implosiv ɓ, ɗ, ɠkopfes erzeugt Saugeffekt in Mund-und Rachenraum, Glottis in Stimmtonstellung

velarisch ingressiv Im Mundraum entsteht durch die Schnalzlaut Ab- und Rückwärtsbewegung der Zunge ein Saugeffekt.

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Betrachten wir die Anregung im Detail:

Unter Anregung verstehen man den Vorgang, bei dem im Luftstrom, der den Sprechtrakt durchströmt, Schwingungen oder Geräusche erzeugt werden, die dann als akustische Signale, d.h., als Schall abgestrahlt werden.

Der Mensch kann mit Hilfe seiner Sprechorgane sehr verschiedenartige Signale erzeugen; beim Sprechen greift er hauptsächlich auf drei Grundarten der Anregung zurück.

Stimmhafte Anregung (Phonation): Die Luft durchströmt beim Ausatmen den

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Stimmhafte Anregung (Phonation): Die Luft durchströmt beim Ausatmen den Kehlkopf und passiert dort die Stimmbänder. Diese werden bei entsprechender Spannung zu quasiperiodischen Schwingungen angeregt, die in Periode und Amplitude veränderlich sind.

Stimmlose Anregung (Reibe- oder Friktionsgeräusch): Die Luft durchströmt die geöffnete Glottis und passiert eine Engstelle im Mund- oder Rachenraum.

An dieser Stelle entsteht durch Reibung eine turbulente Strömung und somit ein Rauschen, dessen Spektrum von der Lage der Engstelle bestimmt wird.

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Transiente Anregung (Plosivanregung). Die Luft staut sich hinter einer Verschlussstelle im Mund- oder Rachenraum. Durch plötzliches Öffnen des Verschlusses wird der Druck abgebaut.

Videoclip (IOWA) + Video Stimmritze/Stimmlippen

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Je nach Art der Anregung, der möglichen Engstelle und der möglichen Verschlussstelle kommen nun unterschiedliche Laute hervor, die den gesamten Schalleindruck hinterlassen.

Wenn nun ein Lernender in seiner Muttersprache manche der Laute des Deutschen noch nie gehört und somit auch nicht produziert hat, hilft ihm/ihr das reine Hören NICHTS.

Wenn Sie also möchten, dass Ihre Lernenden eine möglichst gute Aussprache erlernen, müssen Sie sich mit den folgenden Ausführungen genauer auseinandersetzen, um helfen zu können.

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auseinandersetzen, um helfen zu können.

Als Lehrende hilft es Ihnen, wenn Sie zunächst das Lautsystem Ihrer Lernenden kennen, denn dann können Sie mögliche Problemstellen antizipieren. Zum anderen hilft es Ihnen auch, wenn Sie die erahnen können, warum die Laute sich „falsch“ anhören. Da aber auch Sie aus der Pubertät hinaus sind, ist das auch für Sie meist recht schwierig.

Korrektive Phonetik ist jedoch sicherlich auch möglich, wenn Sie sich mit dem Deutschen Phonemsystem sehr gut auskennen und beispielsweise darauf hinweisen können, dass ein Vokal z.B. weiter vorne oder weiter hinten artikuliert werden kann.

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Bei den Beispielen haben wir die Produktion einzelner Phoneme bereits kennengerlernt. Betrachten wir im Folgenden die einzelnen "Anregungen" (also die Artikulatoren) genauer.

Der Luftstrom, in Form von Schallwellen, wird von den Artikulatoren"beeinflusst". Wie wir ebenfalls in dem ersten Clip gesehen haben, unterscheidet man allgemein zwischen Artikulationsorganen und Artikulationsstellen.

Die Artikulationsorgane sind relativ beweglich, man bezeichnet sie deshalb

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Die Artikulationsorgane sind relativ beweglich, man bezeichnet sie deshalb auch als aktive Artikulatoren. Die eher unbeweglichen Teile werden auch passive Artikulatoren genannt.

Zur Vertiefung werden wir im Anschluss für die Laute des Deutschen genauer bestimmen, wo sie wie produziert werden.

Zu den Artikulationsorganen (aktive Artikulatoren) gehören die beweglichen Teile im Vokaltrakt. Dazu gehören die folgenden fünf:

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Artikulationsorgane

1. Die Lippen (Labia; sg. Labium)Ober- und Unterlippe bilden den vorderen Verschluss des Mundraums. Sie bestehen aus einer Vielzahl kleiner Muskeln, dass so auch minimale Bewegungen möglichen sind. Für die Artikulation sind jedoch nur zwei Bewegungen von besonderer Bedeutung. Nämlich die Lippenrundung und im Gegensatz dazu die Verschlussbildung. Bei der Lippenrundung kann es auch zu einem Vorstülpen der Lippen kommen. Beim Schließen lassen sich die Lippen spannen und bilden so einen festen Verschluss. Auf die Rundung der Lippen wirkt sich auch ein zweites Artikulationsorgan aus: Der Unterkiefer

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wirkt sich auch ein zweites Artikulationsorgan aus: Der Unterkiefer

2. Der Unterkiefer (Mandibula)Der Unterkiefer kann gehoben und gesenkt werden.Dies wirkt sich aus auf die Rundung der Lippen. Beim Absenken wird der Winkel größer und auch der Kreis wird größer, beim Anheben des Unterkiefers wird der Winkel kleiner und auch der Kreis wird dementsprechend kleiner. Zudem kann der Unterkiefer auch nach vorn und nach hinter verlagert werden. Dies dient der Koordination mit den anderen Artikulatoren, insbesondere der Zunge.

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3. Die Zunge (Lingua)

Bei der Zunge handelt es sich um einen Muskelkörper. Er ist mit einer Schleimhaut überzogen und ist für eine phonetische Beschreibung in Bereiche eingeteilt.

Von vorn nach hinten sind das die Bereiche:

o Zungenspitze (Apex)

o Zungenblatt (Lamina)

o Zungenrücken (Dorsum)

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o Zungenwurzel (Radix)

Zungenspitze und Zungenblatt werden auch als Zungenkranz (Corona) zusammengefasst.

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Die Zunge ist ein wahrer Bewegungsspezialist.

Der Zungenkörper kann sich Vorschieben und Zurückziehen.

Die Zungenspitze, der Zungenrücken sowie die Zungenränder können sich jeweils Heben und Senken.

Als Retroflexion bezeichnet man das Zurückbiegen der Zunge.

Zudem kann die Zunge ihre Form verändern. Sie kann sich Verlängern oder Verkürzen. Sie kann Rillen, Vertiefungen und Erhöhungen bilden sowie eine konvexe oder konkave Form.

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4. Das Gaumensegel (Velum)

Das Gaumensegel wird auch „weicher Gaumen“ genannt. Es endet hinten in dem beweglichen Gaumenzäpfchen (Uvula).

Die Aufgabe des Gaumensegels ist es den Nasenraum, gegenüber dem Mund-und Rachenraum, entweder zu schließen oder zu öffnen. Ist es gehoben, so ist die Verbindung zum Nasenraum geschlossen. Ist es gesenkt, so ist die Verbindung geöffnet. Die artikulatorische Hauptaufgabe ist es, den Nasenraum für den pulmonalen Luftstrom entweder zu verschließen oder öffnen. Normalerweise ist beim Sprechen das Gaumensegel gehoben, nur bei Nasalen wird es gesenkt.

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5. Der Rachen (Pharynx)

Seine Aufgabe ist es hauptsächlich als Resonanzraum zu dienen.

Die Form des Rachens wird durch die Rachenmuskulatur bestimmt.

Sowie durch Bewegungen von Kehlkopf und Zunge.

Nur wenn der Rachenraum groß genug ist, sodass alle Artikulationsorgane frei beweglich sind, kann eine differenzierte Sprachlautbildung erfolgen (wie bereits gesagt: Dieser benötigte Platz findet sich nur beim Menschen ab ca. 1 Jahr).

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ab ca. 1 Jahr).

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Artikulationsstellen

Als Artikulationsstellen bezeichnet man die eher unbeweglichen Artikulatoren. Wie eben erwähnt, nennt man sie auch passive Artikulatoren. Die Bezeichnung „passiv“ oder „unbeweglich“ ist jedoch nicht ganz richtig. Genau genommen sind nämlich auch die Artikulationsstellen mehr oder weniger beweglich.

Nur die Zähne, der harte Gaumen und der Zahndamm sind wirklich unbeweglich. Die Artikulationsstellen sind die Punkte, auf die sich die Artikulationsorgane zubewegen. Nichtsdestotrotz gehören zu den relativ unbeweglichen Teilen auch:

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unbeweglichen Teilen auch:

· Die Oberlippe (labial)

· Der weicher Gaumen (velar)

· Das Gaumenzäpfchen (uvular)

· Der Kehlkopf (Laryngal)

· Der Rachen (pharyngal)

Die wirklich unbeweglichen Artikulationsstellen sind:

· Die oberen Schneidezähne (dental)

· Der harte Gaumen (palatal)

· Der Zahndamm (alveolar)

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Ehe wir voranschreiten, schauen Sie sich noch einmal Ihre Abbildung der einzelnen Artikulatoren an.

Wie man sieht, gibt es Übereinstimmungen bei Artikulationsstellen und Artikulationsorganen. Der Rachen, die Lippen, Gaumenzäpfchen und Gaumensegel wurden bereits bei den Artikulationsorganen genauer beschrieben. Zu beschreiben bleiben also noch die Zähne, der Gaumen und der Zahndamm.

1. Die Zähne (Dentes)

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1. Die Zähne (Dentes)

Hierbei sind eigentlich nur die oberen Schneidezähne von Bedeutung. Unterschieden wird jedoch noch, ob sich bei der Lautbildung die Zungenspitze oder das Zungenblatt, also das Artikulationsorgan, hinter den oberen Schneidezähnen befindet oder zwischen ihnen und den unteren Schneidezähnen.

Befindet sich das Artikulationsorgan hinter den Schneidezähnen, so heißt die Artikulationsstelle addental.

Ist es zwischen den Schneidezähnen interdental.

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2. Der Gaumen (Palatum)

Er besteht aus hartem Gaumen und weichem Gaumen.

Der weiche Gaumen wird auch als Gaumensegel bezeichnet. Die dortige Artikulationsstelle heißt velar.

Die Artikulationsstelle am harten Gaumen heißt palatal.

Der harte Gaumen (Palatum durum) ist das „Dach“ der Mundhöhle. Daher auch der Begriff tektal (Dach = Tectum).

So wird der Zusammenschluss von der velaren und der palatalen Artikulationsstelle genannt.

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Artikulationsstelle genannt.

3. Der Zahndamm (Alveoli dentales)

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Wenn Sie Ihr eigenes Sprechen genau beobachten, erahnen Sie, dass die Artikulationsorgane und die Artikulationsstellen nun gemeinsam im Einsatz sind, gemeinsam mit der Luft, die aus der Lunge entweicht.

Je nachdem wie nahe ein Artikulationsorgan an einer Artikulationsstelle ist, können unterschiedlichste Laute erzeugt werden. Der Laut entsteht durch die Hemmung oder die Modifizierung des Luftstroms im Sprechraum.

Daraus ergibt sich nun die folgende Klassifizierung von Artikulationsarten(Artikulationsmodi), die wir im Anschluss alle noch einmal behandeln werden.

1. Plosive

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1. Plosive

Bei der Bildung von plosiven Lauten wird der Luftstrom vollständig blockiert. Auch der Nasenraum ist durch das gehobene Velum verschlossen. Durch die Wiederfreisetzung des angestauten Luftstroms, kommt es zu einer kleinen „Sprengung“ die den Ton erzeugt.

Ein bilabialer Plosiv wäre z.B. < b >. Ein dentaler Plosiv wäre < t > oder auch < d >. Probieren Sie alle Laute einmal aus. Konzentrieren Sie sich auf die Artikulatoren.

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2. Nasale

Auch bei den Nasalen liegt ein totaler oraler Verschluss vor. Doch bei den nasalen Konsonanten senkt sich das Velum und der Nasenraum ist geöffnet. Die Luft kann jetzt durch die Nase ausströmen. Der Nasenraum wird somit zu einem Resonanzraum. Nasale sind außerdem meistens stimmhaft. Nasale sind zum Beispiel <m> und <n>.

3. Vibranten

Vibranten (auch Trill genannt) sind Laute, bei denen es zu einer schnellen Abfolge von Verschluss und Öffnung kommt. Dies geschieht indem

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Abfolge von Verschluss und Öffnung kommt. Dies geschieht indem Artikulationsstelle und Artikulationsorgan sich nach einem kurzen Kontakt sofort wieder lösen, und es dann zu einem erneuten Kontakt kommt. Diesen Vorgang nennt man auch intermittierter Verschluss. Die Artikulatoren sind nur passiv für diese schnellen Bewegungen verantwortlich, denn es ist der starke Luftstrom, der sie zum Flattern bringt.

Man unterscheidet drei Vibranten: a) Stimmhafter bilabialer Vibrant [B] b) Stimmhafter alveolarer Vibrant [r] c) Stimmhafter uvularer Vibrant [R]

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4. Taps

Als Tap bezeichnet man in der Phonetik einen Konsonanten, der durch eine einmalige an den Artikulationsort tippende Bewegung der Zunge entsteht.

Die Zungenspitze startet beim Tap aus der Ruhelage. Dt. [ɾ]

5. Flaps

Als Flap bezeichnet man in der Phonetik einen Konsonanten, der durch eine einmalige an den Artikulationsort tippende Bewegung der Zunge entsteht. Die Zungenspitze bewegt sich jedoch nach der Artikulation in die Ruhelage. <ɽ>

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Zungenspitze bewegt sich jedoch nach der Artikulation in die Ruhelage. <ɽ>

6. Frikative

Bei den Frikativen wird eine Engstelle gebildet, die die ausströmende Luft verwirbelt und einen Reibelaut erzeug. Im Deutschen werden z.B. die Konsonanten < s >, < f > oder < v > so gebildet.

Bei den meisten bekannten Lauten handelt es sich um diese Frikative.

Zudem gibt es laterale Frikative.

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7. Approximanten

Wenn man die Bildung von Approximanten betrachtet, so liegen sie zwischen Vokalen und Frikativen. Denn Sie bilden zwar eine Verengung, diese ist jedoch nicht so stark, dass ein Reibegeräusch entsteht. Der Luftstrom ist aber auch nicht so unbeeinflusst wie bei Vokalen. Durch die Ähnlichkeit der Approximanten zu den Vokalen werden sie auch als Halbvokale bezeichnet. Außerdem gibt es noch laterale Approximanten.

8. Laterale

Bei den Lateralen kommt es zwar zu einem zentralen Verschluss längs der

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Bei den Lateralen kommt es zwar zu einem zentralen Verschluss längs der Mittellinie im Mundraum, jedoch ist es dem Luftstrom möglich seitlich (lateral) zwischen Zungenrand und Zahndamm auszuströmen. Ist diese Öffnung groß genug, so gibt es kein Reibegeräusch und man spricht von einem Lateralapproximanten. Ist sie kleiner, so gibt es ein Reibegeräusch und es handelt sich um einen Lateralfrikativ.

Wird der Luftstrom beim Ausströmen nicht behindert, handelt es sich bei dem Laut um einen Vokal. Der Luftstrom und somit auch der entstehende Laut, werden hier nur noch durch die Veränderung der Form des Artikulationsapparates beeinflusst. Die Form wird beeinflusst durch die Lage der Zunge, die Kiefernöffnung und die Lippenrundung.

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Den Vokalen werden wir uns gesondert und ausführlich zuwenden. Hier

noch einmal die Konsonanten im Überblick und gleich im Einzelnen.

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Mit Hilfe des Zeichensatzes des IPA notieren Linguisten auch, wie in den Sprachen der Welt ausgesprochen wird. Bei Studierenden, die Sprachkurse besuchen, wird ebenfalls öfter das IPA zu Hilfe genommen. Bei anderen Zielgruppen eignet sich der Einsatz des IPA zum Aussprachetraining meist nicht, da es an sich sehr komplex ist und phonetischen Wissens bedarf.

Im Überblick

Art der Artikulation

Plosiv (Verschlusslaut; auch: Okklusiv; Klusil): ein Laut, der durch

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Plosiv (Verschlusslaut; auch: Okklusiv; Klusil): ein Laut, der durch momentanes Unterbrechen des Luftstroms am zugehörigen Ort der Artikulation gebildet und wieder gelöst wird; bei der Lösung des Verschlusses entsteht ein Geräusch, das Plosionsgeräusch (engl.: burst).

Beispiele:

[p] [d]

[t] [g]

[k] [ʔ]

[b]

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Frikativ (Reibelaut): eine Artikulationsart, bei der am Artikulationsort eine solche Enge gebildet wird, dass bei einem entsprechenden Druck bzw. einer entsprechenden Strömungsgeschwindigkeit der Luft Wirbel (Turbulenzen) entstehen, die als Friktions- oder Reibegeräusch wahrgenommen werden.

Beispiele: [s]

[f] [v]

[ʃ] [ʒ ]

[ç] [X] [ ʁ ]

[z] [h]

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[z] [h]

Nasal (Nasenlaut): Der Nasenraum wird als Resonanzraum an das Ansatzrohr angekoppelt; gleichzeitig wird der Mundausgang am Ort der Artikulation durch einen Verschluss blockiert; die Luftströmung ist nur über den Nasenwegmöglich.

Beispiele: [m] [n] [ŋ]

Laute, bei denen die Luft sowohl über die Nase als auch über den Mund ausströmt, werden als nasalierte Laute bezeichnet (Beispiele: Nasalvokale).

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Lateral: die Zunge bildet einen zentralen Verschluss, und die Luft entweicht über mindestens eine Seite.

Beispiel:

[l]

Vibrant: Schnelle zeitliche Abfolge von Verschluss und Öffnung; Vibrieren der Lippen, der Zungenspitze oder des Zäpfchens.

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Beispiel:

gerolltes [r] [R]

Laterale und Vibranten werden auch unter der Bezeichnung Liquide (Fließlaute) zusammengefasst.

Vokale, Liquide und Nasale bilden zusammen die Klasse der Sonoranten, d.h., der Laute mit ausschließlich stimmhafter Anregung.

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Zusammenfassung Orte der Artikulation

labial: an den Lippen; bei bilabialer Artikulation mit beiden Lippen;

labiodental: Unterlippe gegen die obere Zahnreihe;

dental: mit der Zungenspitze an den Zähnen; wir unterscheiden interdental und postdental;

alveolar: mit der Zungenspitze an den oberen Zahnwurzeln (Alveolen); etwas weiter hinten (aber immer noch mit der Zungenspitze): postalveolar sowie palato-alveolar;

retroflex: mit zurückgebogener Zungenspitze im Bereich des harten Gaumens;

palatal: mit dem Zungenrücken gegen den harten Gaumen; etwas weiter vorne

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palatal: mit dem Zungenrücken gegen den harten Gaumen; etwas weiter vorne (aber bereits mit dem Zungenrücken): alveolo-palatal;

velar: mit dem Zungenrücken gegen den weichen Gaumen im Bereich des Velums;

uvular: mit dem Zungenrücken im Bereich des Zäpfchens (uvula);

pharyngal [radikal]: im Rachenraum;

epiglottal: an der Epiglottis (an den Taschenfalten bzw. am Kehldeckel, also im Rachenraum kurz oberhalb der Glottis; sehr seltener Artikulationsort);

glottal: an der Glottis. Im Deutschen ist ein glottaler Verschluss (Knacklaut) vorgeschrieben, wenn ein Wort oder Morphem mit einem Vokal beginnt.

Glottaler Frikativ im Deutschen: [h]

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Einführung Vokale

Vokale werden ohne besondere Hindernisse artikuliert.

Statt einer Hindernisbildung ändert sich die Form der Resonanzräume (genauer: des Mundraums) und dadurch der eigentliche Klang.

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Hauptverantwortlich für diese Formänderung ist die Zunge und genau genommen auch der Unterkiefer.

Weiterhin sind auch die Lippen beteiligt, die entweder rund oder ungerundetsein können.

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Zur Beschreibung der Zungenposition im Mundraum betrachtet man den höchsten/am weitesten oben liegenden Punkt der Zunge als Referenzpunkt.

Damit lässt sich die Position der Zunge im Mundraum durch zwei Größen beschreiben:

• Die Zungenlage gibt die horizontale Lage der Zunge an (vorne vs. hinten).

• Die Zungenhöhe gibt die vertikale Lage der Zunge an (hoch vs. niedrig).

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Ferner kann sich die Zunge weiter vorne, zentral oder hinten befinden:

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Die noch fehlenden (un-)gerundeten Gegenstücke bilden die sekundären Kardinalvokale.

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Damit sind zunächst alle Kombinationsmöglichkeiten der drei Parameter Lippenrundung/Zungenlage und Zungenhöhe ausgeschöpft.

Der Vokal [ɯ] ist beispielsweise ein hinterer geschlossener ungerundeter Vokal (japanisches u), [œ] dagegen ein vorderer halboffener gerundeter Vokal.

Beispiele Englisch: [ʌ] luck [ɒ] rod

Deutsch: [y:] müde [ø:] Möbel [œ] möchte

[ə] (Schwa, z.B. in ‚komme‘ [kɔmə]ist ein ungerundeter zentraler Vokal zwischen ‚halbgeschlossen‘ und ‚halboffen‘.

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Vokale des Deutschen

Das vollständige Vokaltrapez des Deutschen:

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Der Laut [ɐ] wird im deutschen als vokalisiertes ‚r‘ bezeichnet, da es an manchen Stellen (z.B. Silbenenden nach Vokal) eine Realisierungsvariante des konsonantischen ‚r‘ dargestellt.

[ɐ] [ʁ]

weiter - weitere

Tor - Tore

leer - leeren

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Wie bereits angedeutet, variieren die Vokale im Deutschen! nach der Lippenöffnung und der Rundung der Lippen.

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Man differenziert ferner zwischen gespannten und ungespannten Vokalen:

Gespannte Vokale werden mit einer größeren Anspannung der supraglottalen Muskulatur und einer größeren Veränderung des Sprechapparats gegenüber der Ruhestellung produziert als ungespannte Vokale.

Die Ruhestellung ist die am wenigsten gespannte Stellung, die der Sprechapparat einnehmen kann.

Dies ist die Stellung, in der das Schwa [ə] produziert wird.

Die gespannten Vokale [schwarz] sind höher bzw. geschlossener als ihre ungespannten Pendants [grün] Zungenlage

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ungespannten Pendants [grün]

Vorne Mitte Hinten

Geschlossen (hoch)

Halb Geschlossen (halbhoch)

Offen (tief)

Halb Offen (halbtief)

Zungenlage

Zun

gen

he

i y

o

uYɪɪɪɪ

e

ƑƑƑƑ

ø

œ ŦŦŦŦ

a

Ű

ɑɑɑɑ

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Beispiele

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[i:] siegen [y:] Kübel [u:] Kuh [ə] bereit[ɪ] nicken [Y] Hütte [ʊ] Hund [ɐ] Vater[e:] legen [ø] Höhle [o:] Mode[ɛ] Fett [œ] Hölle [ɔ] Korb[ɛ:] lägen [a] Hand

[a:] kahl

Und hier sehen wir auch die Distinktion zwischen kurz und lang - kurze Vokale sind in der Regel offen, lange Vokale geschlossen.

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Daneben gibt es noch die Diphthonge:

Diphthonge sind Kombinationen aus zwei Vokalen, die innerhalb einer Silbe vorkommen.

Während der Artikulation von Diphthongen sind die Artikulationsorgane beweglicher als bei der Artikulation von Monophthongen:

Die Zunge und die Lippen bewegen sich aus einer Vokalposition in eine andere.

Das Deutsche kennt drei Diphthonge:

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Das Deutsche kennt drei Diphthonge:

[ai] in <leise>, <Laib>.

[aʊ] in <Rauch>, <Kakao>.

[ɔi] in <Beute>, <Läuse>, <Boiler>.

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Phoneme des Deutschen im ÜberblickKonsonanten

IPA Beispiel Art Ort Stimmhaft? [b] Bach Plosiv Bilabial ja[d] Dach Plosiv Alveolar ja[g] gut Plosiv Velar ja[p] Rippe Plosiv Bilabial nein[t] Traum Plosiv Alveolar nein[k] Käse Plosiv Velar nein

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[k] Käse Plosiv Velar nein[ʔ] Unart [´ʔʊnʔa:th] Plosiv Glottal nein[v] Wunsch Frikativ Labiodental ja[z] Hasen Frikativ Alveolar ja[f] fest Frikativ Labiodental nein[h] Hut Frikativ Glottal nein[s] hassen Frikativ Alveolar nein[ʃ] Fisch Frikativ Postalveolar nein[X] Dach Frikativ Velar nein[ç] ich Frikativ Palatal nein

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Phoneme des Deutschen im ÜberblickKonsonanten

IPA Beispiel Art Ort Stimmhaft? [ʁ ] Ring Frikativ Uvular ja[r] Ring Vibrant Alveolar ja[R] Ring Vibrant Uvular ja[m] Maß Nasal Bilabial ja[n] Nase Nasal Alveolar ja[t] eng Nasal Velar ja

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[t] eng Nasal Velar ja[l] lachen Lateral Alveolar ja[j] jucken Approximant Palatal ja

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Affrikate (Kombination aus zwei Konsonanten)[pf] Apfel[ts] Zeit stl. Plosiv + stl. Frikativ, fast gleicher Artikulationsort[tʃ] deutsch

VokalphonemeIPA Beispiel Zungenposition Lippen Spannung

vertikal horizontal[a] kalt tief zentral neutral ungespannt[e] Bett, Wäsche mittel vorne ungerundet ungespannt[ɪ] Sinn hoch vorne ungerundet ungespannt[ɔ] Topf mittel hinten gerundet ungespannt

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[ɔ] Topf mittel hinten gerundet ungespannt[œ] Körner mittel vorne gerundet ungespannt[ʊ] Hund hoch hinten gerundet ungespannt[Y] Sünde hoch vorne gerundet ungespannt[a:] Kahn tief zentral neutral ungespannt[e:] Reh mittel vorne ungerundet gespannt[e:] nähme mittel vorne ungerundet ungespannt[i:] Brief hoch vorne ungerundet gespannt[o:] Hof mittel hinten gerundet gespannt[ø:] Föhn mittel vorne gerundet gespannt[u:] Mut hoch hinten gerundet gespannt[y:] süß hoch vorne gerundet gespannt

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gespannte Kurzvokale (vor allem in Fremdwörtern)IPA Beispiel Zungenposition Lippen Spannung

vertikal horizontal[e] Elegie mittel vorne ungerundet gespannt[i] direkt hoch vorne ungerundet gespannt[o] Fotograf mittel hinten gerundet gespannt[u] Furunkel hoch hinten gerundet gespannt

Schwa-Laute[ə] Rabe mittel zentral ungerundet neutral

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[ə] Rabe mittel zentral ungerundet neutral[ɐ] Schieber tief zentral ungerundet neutral

Wo liegen nun Probleme? 1. Bei Phonemen, die es in der Lernersprache nicht gibt2. Bei Phonemen, die an anderen Orten artikuliert werden3. Bei Sprachen, die keine/kaum Lippenrundung kennen4. Bei Sprachen, die nicht zwischen Lang- und Kurzvokalen bzw. gespannt

/ungespannt differenzieren

Das wären Themen für die Referate.

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Betrachten wir ohne weitere Ausführungen aber schon einmal die Vokaltrapeze von 3 Sprachen:

Was erkennen Sie auf diesen Abbildungen bereits?

Türkisch Polnisch

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Türkisch

Italienisch

Polnisch

Deutsch

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Phonotaktik und weitere Artikulationsdistinktionen

Bereits angesprochen haben wir die sog. Quantität.

Unter Quantität verstehen wir die (relative) Dauer von Lauten. Im Deutschen ist die Quantität für Vokale distinktiv, d.h., es existieren Minimalpaare, die sich allein durch die Dauer des Vokals unterscheiden, wie Maße versus Masse, Höhle vs. Hölle.

Im Bereich der Konsonanten spielt die Quantität im Deutschen keine Rolle. Im Italienischen ist die Quantität für Konsonanten distinktiv; vgl. camino (Kamin)

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Italienischen ist die Quantität für Konsonanten distinktiv; vgl. camino (Kamin) und cammino (Weg). Dies trifft ganz besonders auch auf das Finnische zu (vgl. Ternes 1987: 115).

muta Schlamm

muuta anderes (Partitiv Singular)

mutta aber

muuttaa ändern

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Im Lateinischen ist die Quantität sowohl für Vokale als auch für Konsonanten distinktiv. Gleiches gilt für das Finnische, Estnische und z.B. das Japanische.

Im Englischen oder Französischen ist die Quantität weder bei Vokalen noch bei Konsonanten distinktiv. Es gibt zwar ”natur-lange” und ”natur-kurze” Laute, es lässt sich aber kein Minimalpaar finden, bei dem allein aus einem Dauerunterschied eine Bedeutungsunterscheidung resultiert.

Erschwert wird das Lernen des Deutschen ferner durch seine Phonotaktik.

Phonotaktik ist die Lehre von der Aufeinanderfolge der Phoneme im

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Phonotaktik ist die Lehre von der Aufeinanderfolge der Phoneme im Lautgefüge von Silben. Dabei wird unterschieden, ob sich die Lautfolge zu Wortbeginn, im Wortinneren oder im Wortauslaut befindet.

Grundsätzlich finden sich in den meisten Sprachen der Welt lediglich offene Silben in allen Positionen, also die Folge Konsonant - Vokal - Konsonant -Vokal.

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Betrachten wir aber zum besseren Verständnis als Beispiel den Wortanlaut bei bekannteren Sprachen:Konsonantenfolgen am Wortanfang (Onset)

/kn/ /tw/ /vr/ /zb/Deutsch Kneipe - Wrack -Englisch - twice - -Französisch - toi vrai -Italienisch - - - sbagliare

(einen Fehler machen, irren)

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Manche Kombination dürfen im Deutschen nur im Wortanlaut (Onset), andere nur im Wortauslaut (Silben-Koda) vorkommen.

pft z.B. kann nicht im Onset vorkommen, durchaus aber am Wortende: hüpfst, schimpfst;

So auch: lst: Wulst, brüllst

Nur im Onset finden wir: /ʃtr/ : Straße, /br/: braun, /tsv/: zwingen

Für Lernende, die lediglich offene Silben kennen, sind nicht nur die Konsonantencluster an sich nur schwer zu artikulieren, ihnen sind auch die Regeln nicht bekannt.

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Im Auslaut erlaubt das Deutsche die folgenden Konsonanten-Cluster:

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 68

Ebenfalls in den Bereich der Phonotaktik gliedert man häufig weitere Phänomene der gesprochenen Sprache ein, so z.B. Assimilation und Dissimilation, Elision und Epenthese sowie Lenisierung und Fortisierung.

Gruppenaufgabe: Finden Sie einen Definition und Beispiele und tragen Sie uns die Ergebnisse vor.

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Auch die Auslautverhärtung fällt in den Bereich der Phonotaktik. Konkrete Probleme und Lösungsvorschläge lernen wir noch kennen.

Die stimmhaften Plosive /b/, /d/und /g/ sind zwar Phoneme des Deutschen, sie haben jedoch eine defektive Verteilung: Sie treten nie im Wortauslaut auf. [v -> f]

Beispiele:

<loben> vs. <Lob>

<Hunde> vs. <Hund>

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 69

<Hunde> vs. <Hund>

<Tage> vs. <Tag>

Regel für die defektive Verteilung der stimmhaften Plosive /b d g/

� /b d g/ werden als [p t k] realisiert, wenn sie im Wortauslaut vorkommen

Was ist aber dann z.B. mit Hut? (Inlautverweichung)

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Ein weiteres Problem ist der nicht vorhandene feste Zusammenhang zwischen Phonem und Graphem. Im angesprochenen Finnisch z.B. existiert eine feste

Graphem-Phonem-Verbindung.

Vordere Vokale- langes geschlossenes gespanntes i

[ i: ] - Grapheme: i, ie, ieh, y - Beispiele: Lisa, Miete, Vieh, Kyburg

- kurzes offenes ungespanntes i

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 70

- kurzes offenes ungespanntes i [ ɪɪɪɪ ] - Grapheme: i, selten: ie

- Beispiele: Mitte, Viertel

- langes geschlossenes gespanntes ü [ y: ] - Grapheme: ü, üh, ui, y

- Beispiel: für, Kühe, Duisburg, typisch

- kurzes offenes ungespanntes ü [ Y ] - Grapheme: ü, y

- Beispiele: Gerücht, Psychologie

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- langes geschlossenes gespanntes e [ e: ] - Grapheme: e, ee, eh

- Beispiele: Ehre, Heer, sehen

- langes offenes ungespanntes e

[ ɛɛɛɛ: ] - Grapheme: ä, äh - Beispiel: Mädchen, Ähre

- kurzes offenes ungespanntes e

[ ɛɛɛɛ ] - Grapheme: e, ä

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 71

[ ɛɛɛɛ ] - Grapheme: e, ä - Beispiele: wenn, fällen

- langes geschlossenes gespanntes ö [ ø: ] - Grapheme: ö, öh, oe

- Beispiele: lösen, Höhe

- kurzes offenes ungespanntes ö [ œ ] - Graphem: ö

- Beispiel: können

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Hintere Vokale

- langes geschlossenes gespanntes o [ o: ] - Grapheme: o, oo, oh

- Beispiele: Rose, Moor, wohnen

- kurzes offenes ungespanntes o (kürzere Variante [ɔ])[ o ] - Grapheme: o, ow

- Beispiele: offen, Pankow

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 72

- langes geschlossenes gespanntes u [ u: ] - Grapheme: u, uh, ou

- Beispiele: spuken, Ruhr, Ragout

- kurzes offenes ungespanntes u

[ ʊʊʊʊ ] - Grapheme: u, ou- Beispiele: spucken, Journalist

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Suprasegmentalia

Was sind Suprasegmentalia?

„Gesamtheit dessen, was am Sprachschall über die Reihe der realisierten Laute (Phone) hinaus als sinnträchtige akustische Gestalt gebildet und aufgefaßt wird” (Winkler 1984: 730).

Was könnte das alles sein? Überlegen und notieren Sie (10 Minuten)

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 73

Was könnte das alles sein? Überlegen und notieren Sie (10 Minuten)

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In Anlehnung an Geißner (1988: 122) differenziert man melodische, dynamische, temporale und artikulatorische Suprasegmentalia.

Melodisch: Dynamisch:

o Tonhöhe o Betonung o Satzmelodie o Betonungswechselo Klangfülle o Lautstärke o Klangfarbe o Lautstärkewechsel

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 74

Temporal: Artikulatorisch:

o Geschwindigkeit o Deutlichkeit o Tempowechsel o Deutlichkeitswechsel o Pausendauer o Lautbindung o Pausenart o Lautstufe

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Wir beschäftigen uns lediglich mit der Intonation, und hier vor allem mit dem Akzent.

Lesen Lesen Sie dazu den folgenden Text in kleinen Gruppen und versuchen Sie die Regeln für den Wort- und Satzakzent herauszuarbeiten:

Albert Einstein | wurde 1879 | als Sohn ¦ eines jüdischen Kaufmanns | in Ulm ¦ geboren. Die Familie | zog schon bald | nach München.

Einstein | besuchte dort | die Schule. Er war ein guter Schüler.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 75

Einstein | besuchte dort | die Schule. Er war ein guter Schüler.

In den Naturwissenschaften | war er sehr gut, | in den Sprachfächern | etwas weniger.

Einsteins Familie | zog nach Mailand, | weil die Firma ¦ des Vaters | bankrott gegangen war. Einstein | blieb in München, | um die Schule | zu beenden.

Er hatte Probleme | mit der militärischen Disziplin | an der Schule | und verliesssie deshalb 1894| ohne Abschluss.

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Wortakzent

Das Deutsche hat eine sog. freie Wortbetonung, d.h. nicht, dass man da betonen kann, wo man möchte, sondern dass es für verschiedene Wörter unterschiedliche Regeln gibt.

Beispiel: Silbe 1: `Beitrag, Silbe 2: a`kut, Silbe 3: Iron`nieSilbe 4: Psycholo`gie

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 76

Sprachen wie Finnisch, Tschechisch, Ungarisch, Türkisch oder Französisch haben einen sog. gebundenen Wortakzent. Dieser liegt immer auf der gleichen Silbe und ist daher immer vorhersagbar. Finnisch, Tschechisch und Ungarisch betonen stets die erste Silbe, Französisch hat einen leichten Akzent auf der letzten Silbe, Türkisch (mit Ausnahme einiger weniger NICHT betonbarer grammatischer Endungen) auf der letzten Silbe.

Finnisch, Tschechisch, Isländisch, Ungarisch auf der 1. Silbe

Türkisch, [Französisch] auf der letzten Silbe

Polnisch auf der vorletzten Silbe

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Im Deutschen werden sog. schwache Silben (ohne Betonung) von starken Silben (betont) abgegrenzt. Der Schwa-Laut beispielsweise ist immer schwach.

In der gesprochenen Sprache werden schwache Silben mit einer größeren Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu starken Silben getilgt/reduziert (geben -> /ge:m/, Leben /le:m/).

Schwierig für Lernende sind nun die vielen Regeln, die zudem auch oft noch Ausnahmen haben. Schauen wir uns die grundlegenden Regeln an. Diejenigen unter Ihnen, die Deutsch haben lernen müssen, kennen die Regeln sicher besser. Deutschen Muttersprachlern sind die Regeln meist nicht bekannt.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 77

Deutschen Muttersprachlern sind die Regeln meist nicht bekannt.

(1) Die Stammsilbe wird betont:

1. in einfachen deutschen Wörtern: Schule, kommen, hören

2. in Wörtern mit den Vorsilben be-, ge-, er-, ver-, zer-, bekommen, erholen, Gehör, verabschieden, zertrümmern

3. Nicht-trennbaren Verben und Ableitungen: wiederholen, Wiederholung

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(2) Das Präfix wird betont

1. in trennbaren Verben + entsprechenden Substantiven: mitkommen, Aufsatz,Vorbereitung

2. in Zusammensetzungen mit ur- und un-: Urlaub, unbekannt

(3) Das Bestimmungswort wird betont

1. in Komposita: Schulkind, dunkelblau, Musikschule

(4) Die letzte Silbe wird betont

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 78

(4) Die letzte Silbe wird betont

1. in deutschen Wörtern mit -ei: Arznei, Polizei, Konditorei

2. in Akronymen EG, ABC, GmbH, aber CDU, LKW und NATO

3. in Fremdwörtern, die auf langen Vokal enden: Allee, Biologie, Energie

4. in Fremdwörtern, die auf einen oder mehrere Konsonanten enden: Student, Fakultät, interessant

5. in Fremdwörtern, die auf -ion enden: Nation, Explosion

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(5) Die vorletzte Silbe wird betont:

1. in Fremdwörtern, die auf e, ieren, el, er enden: Maschine, informieren, Vokabel

2. in Fremdwörtern, die auf kurzen Vokal vor einem Konsonanten enden (außer "e"): Museum, Organismus

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 79

Übersetzen

Umgefahren statt umfahrenumfahren und umfahren

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Satzakzent

� Bei der Aneinanderreihung von Wörtern im Satz sind zunächst im Normalfall alle grammatischen Morpheme und auch Pronomina, Präpositionen und Konjunktionen unbetont,

� die lexikalischen Einheiten (Substantive, Verben, Adjektive) behalten ihren Wortakzent

� nur eine Wortakzent tragende Silbe kann den Satzakzent tragen

� aber nicht jede Wortakzentsilbe wird auch zum Satzakzent

� alle anderen Wortakzente im Satz, also alle anderen Akzentsilben tragen

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 80

� alle anderen Wortakzente im Satz, also alle anderen Akzentsilben tragen Nebenakzente

Drei Arten von Akzent werden unterschieden

1. Der emphatischer Akzent

� liegt auf der Akzentsilbe des Wortes, das dem Sprecher besonders wichtig erscheint

� unterliegt ansonsten keinen Regeln

� kann auch auf Silben gelegt werden, die in der Normalbetonung unbetont sind (z.B. Pronomen)

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2. Der kontrastiver Akzent

� beide Gesprächsteilnehmenden teilen die Annahme jemand tut etwas

� aus der Menge der in Frage kommenden Kandidaten ist eine Alternative die Richtige, im Gegensatz zu einer anderen: x (und nicht y) tut etwas

� x ist in dem Fall das mit Satzakzent versehene Element

� auch der Fall x (und niemand sonst) tut etwas ist möglich

� das akzentuierte Element kann auch eine Silbe sein, die in

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 81

� das akzentuierte Element kann auch eine Silbe sein, die in „Normalbetonung„ keinen Akzent hat .

3. Der sachlich-neutraler Akzent

� die "normale" Akzentsetzung

� meist auf Elementen im Satz, die neue Information enthalten

� die steht meistens relativ weit am Ende eines Satzes, daher liegt der Satzakzent in vielen Sprachen relativ weit am Ende

� auch im Deutschen: Satzakzent meist auf der letzten Akzentsilbe des Mittelfeldes

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Realisierung des Akzents

1. Melodischer Akzent

� mit Hilfe von Frequenzänderungen (Tonhöhe nach unten oder nach oben) (Klein 1980: 13)

2. Temporaler Akzent

� mit Hilfe von Dehnungen und Raffungen

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 82

� häufig in Verbindung mit Pausen

3. Dynamischer Akzent

� mit Hilfe der Lautstärke

4. Kombinationen

� Kombinationen sind üblich.

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Je nach Satzart werden im Deutschen drei Satzakzente differenziert.

Bei einem Aussagesatz geht die Stimme am Ende des Satzes nach unten (fallend; finaler Akzent)

Bei einem Fragesatz geht die Stimme nach oben (steigend; interrogativ Akzent)

Ist der Satz noch nicht fertig oder möchte der Sprecher weiter reden, wird dies durch einen gleichbleibenden Akzent gekennzeichnet (progedient)

Bei W-Fragen haben wir ebenfalls oft einen fallenden Akzent. Diese

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 83

Bei W-Fragen haben wir ebenfalls oft einen fallenden Akzent. Diese Feststellung ist nicht zuletzt bedeutsam aufgrund der Tatsache, dass in vielen anderen Sprachen (vor allem den romanischen Sprachen) die W-Frage mit einem steigenden Akzent gesprochen wird. Es gilt als festzuhalten, dass die W-Frage eine ähnliche Kontur aufweist wie der prototypische Aussagesatz. Dies wird in den meisten Lehrbüchern so nicht vermittelt.

Beispiele

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Hören und Spracherwerb

Schon wenige Wochen nach der Geburt unterscheidet das Baby Sprachlaute von anderen Lauten (vgl. Hörmann 1981: 44).

Es reagiert auf die menschliche Stimme in besondere Weise: Wenn man Kleinkinder anspricht, versetzen sie ihren ganzen Körper in Bewegung.

Bereits am 20. Schwangerschaftstag lässt sich am erst etwa 3mm großen Embryo die Entwicklung des Ohrs erkennen, in der 5. Woche bilden sich Schnecke und Gleichgewichtsorgan, am Ende des 4. Schwangerschaftsmonats ist das Gehör

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 84

Gleichgewichtsorgan, am Ende des 4. Schwangerschaftsmonats ist das Gehör vollständig ausgebildet.

Bei der Geburt kann ein Baby ca. 70 Phoneme von einander unterscheiden, sobald die Sprechorgane die richtige Position eingenommen haben, können Sie diese ca. 70 Phoneme auch artikulieren.

Schon als Kleinkind verliert es diese Fähigkeit wieder (wenn es nicht mit sprachlichem Input versorgt wird) Kinder, die keine Sprache hören (Fall Genie), können keine Sprache erlernen.

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Hören Sie lediglich ihre Muttersprache, können sie auch nur die Phoneme ihrer Muttersprache einwandfrei erwerben. Nur wenige Menschen können nach der Pubertät noch fremde Laute richtig hören. (Hilfe: musikalische Menschen, früher Kontakt mit fremden Lauten, sog. sensible Periode, L2-Ln).

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Kontexthören: der Lernende substituiert ihm fremde Laute mit Lauten, die ihm aus der Muttersprache bekannt sind. Er hört also die fremdsprachlichen Phoneme (z.B. engl. /th/) nicht so, wie sie tatsächlich artikuliert werden, sondern meint einen Laut zu hören, der ihm aus der Muttersprache bekannt ist (hier: /s/).

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Man spricht hierbei von phonologischem Transfer, Interferenz, phonischer Interferenz oder auch Phonem-Mapping.

Ein wesentliches Merkmal fremdsprachlich akzentgefärbter Aussprachevarianten liegt also darin begründet, dass Sprecher/innen dazu neigen, zielsprachliche Phoneme, die im Lautinventar ihrer Muttersprache nicht enthalten sind, durch muttersprachliche Äquivalente, d.h. ähnliche Laute aus L1 zu ersetzen.

Beispiele für solche Interferenzfehler gibt es viele:

Englisch: ‘have’ Franzose Deutscher/hæv/ /æv/ /hæf/

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 86

/hæv/ /æv/ /hæf/

Je nach Entwicklung des Gehörs Ihrer Lernenden (Sprachenkenntnisse, musikalisches Gehör, Alter) werden

� einige keine richtige Aussprache mehr erlernen können

� einige mit viel Übung z.B. Erklärungen wo die Laute produziert werden, eine annähernd richtige Aussprache erlernen

� einige sich ohne viel Anstrengung eine fast muttersprachliche Aussprache aneignen können.

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ProblemfelderQuelle: http://www.uni-bielefeld.de/lili/studium/faecher/daf/personen/ richter_julia/lehre/ausspracheschulung/index.html

Ganz allgemein können zunächst drei Bereiche zu Fehlern führen: Der Bereich der Segmentalia (also die Laute an sich), die Suprasegmentalia (also vereinfacht die „Melodie“) und weiterhin falsche Graphem-Phonem-Zuordnungen.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 87

Segmentalia – Hauptproblembereiche

Vokale

Im Deutschen gibt es eine Reihe langer, gespannter Vokale, der parallel eine Reihe kurzer, ungespannter Vokale gegenübersteht. Häufig werden erstere zu offen artikuliert und letztere zu gespannt.

· bitte

· Oberschwester

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Eine besondere Schwierigkeit im Vokalbereich stellen die <e>-Laute dar, von denen es im Deutschen ganze vier gibt, nämlich /e:, ɛɛɛɛ:, ɛɛɛɛ, ə/.

In Bezug auf die <e>-Laute treten zum einen dieselben Schwierigkeiten auf, wie eben beschrieben.

Besondere Artikulationsschwierigkeiten bereitet der Schwa-Laut, den es in vielen Sprachen nicht oder nur als gerundete Variante gibt.

· telefonisch

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 88

Auch die gerundeten Vorderzungenvokale stellen eine besondere Lernschwierigkeit dar. Ö- und Ü-Laute werden oft als O- bzw. U-Laute artikuliert. Ebenso kommen E-Laute für Ö- und I- für Ü-Laute vor. Einige Sprecher fügen auch ein /ç/ oder /j/ vor den Laut ein.

· können

Manchmal werden Vokale vor Nasalkonsonanten fälschlich nasaliert.

· Landesmeisterin

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Hilfe

• viele Hörübungen (Minimalpaare)

• ungespannte Vokale nach /p/ sprechen, gespannte nach /m/

• flache Hand unter den Unterkiefer halten, um gespannte von ungespannten Vokalen zu unterscheiden

• Schwa-Laut wie ein kurzes /ɪɪɪɪ/ sprechen; mit dem Spiegel kontrollieren, dass die Lippen nicht gerundet sind

• /e/ bilden und dann die Lippen runden /ø/;

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 89

• /e/ bilden und dann die Lippen runden /ø/;

• /i/ bilden und dann die Lippen runden /y/; Rundung vor dem Spiegel kontrollieren

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R-Laut vokalisch [ɐ]

Ein konsonantischer R-Laut wird im Deutschen nur vor Vokal gesprochen (rot, Brot). In allen anderen Formen wird das R vokalisiert (Ohr, Mutter, Verein, Wort). Vokalische R-Laute kommen damit wesentlich häufiger vor als konsonantische.

R-Laut konsonantisch

Das konsonantische R wird im Deutschen meist als uvularer Frikativ artikuliert. Auch uvulare Vibranten kommen vor. Apikale R-Laute sind

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 90

artikuliert. Auch uvulare Vibranten kommen vor. Apikale R-Laute sind hingegen nur in Dialekten zu hören.

Hilfe:

• Hinweis, dass das konsonantische R hinten im Hals gebildet wird, nicht vorne mit der Zunge

• gurgeln (mit und ohne Wasser; Kopf im Nacken, dann wieder senken)

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L-Laut

Häufig wird fälschlich der Zungenrücken an den Gaumen gehoben, so dass ein palatalisiertes /ɫɫɫɫ / produziert wird.

· glauben · zulassen

Hilfe:

darauf hinweisen, dass nur die Zungenspitze die oberen Zähne berühren darf, der Zungenrücken hingegen nicht den Gaumen

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 91

/d/ aussprechen, Artikulationseinstellungen der Zunge beibehalten, dann

/l/ artikulieren

Ich-Laut und ach-Laut [ç]/[X]

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Konsonantencluster

Häufig werden einzelne Konsonanten aus dem Cluster einfach weggelassen. Oder es wird ein Schwa-Laut zwischen die Konsonanten eingefügt. Manchmal werden auch Laute des Clusters durch andere ersetzt.

· zwölften

· Mitglied

· Anstalt

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Hauchlaut

Der Buchstabe <h> wird im Silbenonset /h/ ausgesprochen (Hose), in der Silbencoda hingegen wird er nicht ausgesprochen, sondern dient lediglich als Dehnungs-h für den vorausgehenden Vokal (Feh-ler).

Manchmal wird der Laut einfach weggelassen oder mit dem Knacklaut verwechselt. Andere Sprecher bilden eine zu starke Enge, was entweder wie /x/ oder wie /ç/ plus /j/ klingt.

· Heilanstalt

· hören

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Knacklaut (Glottisschlag)

Vor betonten Vokalen im Silbenanlaut wird im Deutschen im Allgemeinen ein Knacklaut gesprochen. Die Glottis schließt sich und explodiert, bevor der Vokal einsetzt. Vokale werden im Deutschen grundsätzlich „hart“ eingesetzt, d.h. mit Verschluss und Explosion der Stimmlippen vor Einsatz des Stimmtons. Dies geschieht vor allem nach Pause und unter Akzent. In unbetonten Silben, v.a. in der Enklise, kann der Knacklaut auch wegfallen, z.B. hab ich, kann er.

Problem: Der Knacklaut wird häufig weggelassen oder mit dem Hauchlaut verwechselt.

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verwechselt.

· unverantwortlich

· diese Irren

Hilfe:

Übungsätze mit Vokalonset: Sätze wie Die anderen angeln aber am anderen Ufer oder In Ulm und um Ulm und um Ulm herum flüstern; dabei darauf achten, dass im Anlaut ein leises Knacken zu hören ist.

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Stimmhafte vs. stimmlose Konsonanten

Manchmal werden stimmlose und stimmhafte Konsonanten verwechselt. Dies ist zum Teil auf die Orthographie (vgl. Laut-Buchstaben-Interferenzen), zum Teil auch auf die Distribution der Laute in der Muttersprache zurückzuführen.

· Judoverbandes

· diese Assimilation

Assimilation bedeutet Angleichung eines Lautes an einen anderen in mindestens einem artikulatorischen Parameter. Im Deutschen besonders wichtig ist die

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einem artikulatorischen Parameter. Im Deutschen besonders wichtig ist die progressive Assimilation an den Stimmton.

Treffen an einer Silbengrenze ein stimmloser und ein stimmhafter Konsonant aufeinander, so werden im Deutschen beide stimmlos gesprochen, d.h. der zweite Konsonant wird (zumindestens teil-) entstimmt. Dies gilt sowohl innerhalb von Wörtern als auch an Wortgrenzen (z.B. Dresden /dʁʁʁʁe:sdən/, ach so /ax zo:/.

Statt Assimilation an die Stimmlosigkeit (häufigster Fall im Deutschen) wird oft an die Stimmhaftigkeit assimiliert.

· Aussagen

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Auslautverhärtung

Häufig werden diese drei Konsonanten auch im Auslaut stimmhaft gesprochen, was teilweise auf Laut-Buchstaben-Interferenzen, teilweise auf falsche Assimilation zurückgeführt werden kann.

· üblich

Aspiration

Im Deutschen werden die stimmlosen Plosive /p t k/ im An- und Auslaut grundsätzlich behaucht.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 95

grundsätzlich behaucht.

Die Aspiration fällt jedoch weg, wenn dem stimmlosen Plosiv /ʃʃʃʃ/ oder /s/ vorausgehen (z.B. Sport).

Typischer Fehler: Die Aspiration wird häufig unterlassen, was auditiv zu Verwechslungen mit /b d g/ führen kann.

ang-Laut [ŋ]

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Suprasegmentalia – Hauptproblemfelder

Melodie

Hilfen:

• abstrahierende Geräusche wie Brummen

• Gesten (z.B. Nachzeichnen der Intonationskurve)

• Visualisierung (z.B. Intonationskurve an die Tafel zeichnen)

• charakteristische phonetische Merkmale übertreiben, besonders hoch oder besonders tief intonieren

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 96

Rhythmus

Der deutsche Rhythmus zeichnet sich dadurch aus, dass es einen großen Unterschied zwischen betonten und unbetonten Silben gibt. Während die betonten laut, deutlich und mit einem Tonhöhenunterschied markiert werden, werden die unbetonten leise und reduziert gesprochen. Dadurch entstehen eine Vielzahl sehr unterschiedlich gewichteter Silben.

Typischer Fehler:

Es kommt vor, dass alle Silben gleich stark betont und gleich lang ausgesprochen werden, dass der Rhythmus also zu monoton wird.

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Satzakzent

Der Satzakzent liegt im Deutschen auf dem Rhema, d.h. der neuen Information im Satz. Daher liegt er in den meisten Fällen auf dem letzten sinntragenden Wort im Satz, das kein Verb ist (z.B. Gestern bin ich mit meinem Vater mit der Bahn ins Kino gefahren.). Grundsätzlich kann der Satzakzent nur auf Sinnwörtern (Substantiven, Adjektiven, Adverbien, Verben) liegen, nicht jedoch auf Funktionswörtern.

Typischer Fehler:

Es kommt vor, dass in einem Satz zu viele Elemente betont werden oder dass ein

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 97

Es kommt vor, dass in einem Satz zu viele Elemente betont werden oder dass ein falsches Wort den Satzakzent trägt.

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Phrasenakzent

Innerhalb jeder Phrase wird ein Wort besonders hervorgehoben, und zwar das Wort, das den semantischen Kern der Phrase bildet. Der Satzakzent ist der Phrasenakzent, der die stärkste Betonung im Satz erhält (z.B. Gestern | bin ich mit meinem Vater | mit der Bahn | ins Kino gefahren.).

Typischer Fehler:

In Nominalphrasen, wie z.B. ein grüner Baum, trägt im Deutschen das Substantiv den Akzent und nicht, wie in anderen Sprachen, das Adjektiv.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 98

· eine Tasse Tee

· auch in diesem Salon

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Wortakzent

Typische Fehler:

Der häufigste Fehler besteht darin, dass eine falsche Silbe betont wird. Häufig wird aber auch eine richtig betonte Silbe zusätzlich in die Länge gezogen und der Vokal gespannt, was im Deutschen nicht der Fall sein sollte. Wichtig ist auch, dass der Unterschied zwischen den betonten und den unbetonten Silben groß genug ist.

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· Angehörige

· August

· zulassen

Kontrastakzent

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Graphem-Phonem-Zuordnungen - Hauptproblemfelder

Sehr viele Aussprachefehler lassen sich darauf zurückführen, dass die Laut-Buchstaben-Zuordnungen der Muttersprache auf das Deutsche übertragen werden, obwohl sie nicht übereinstimmen.

Besonders fehleranfällig sind z.B. Buchstaben wie <ph>, <y>, <ä> usw. Hier kommt es jedoch sehr auf die Ausgangssprache an.

· hält

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· hält

· Physiker

Haben Sie konkrete Beispiele aus Ihren Muttersprachen?

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Referat oder Gruppenarbeit: Lehrwerkanalyse: Wie wird die Aussprache in den aktuellen (ab 2000) Lehrwerken eingeführt/geübt? Konzipieren Sie ein Kriterienraster!

Referate:

• Sprachen kontrastiv vorstellen

• Sandra Kroemer: <http://www.aussprachetraining.de/> (Magisterarbeit in meinem Büro)

Vorstellen von Internet-Seiten, die bei der Aussprachevermittlung

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• Vorstellen von Internet-Seiten, die bei der Aussprachevermittlung helfen können

• Andreas Fischer: Deutsch lernen mit Rhythmus. Schubert Verlag.

• Ursula Hirschfeld et al. 2007. Phonothek intensiv. Aussprachetraining. Langenscheidt.

• Endrick Schiemann & Martina Bölck. 2008. Hören - sprechen - richtig schreiben. Ein kombiniertes Übungsprogramm zu Phonetik und Rechtschreibung. Schmetterling Verlag.

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[Aussprachetraining in Sprachlernprogrammen (u.a. Tell me more, Interaktive Sprachreise, <http://www.uni-leipzig.de/~rotheh/deutsch.htm>, Podcasts, etc. -> folgt im Seminar Multimedia & eLearning].

In Form von Stationenlernen werden wir weitere konkrete Übungen (mit Kerze, Spiegel, Wattebausch, Weißbrot, etc.) am Ende des Semesters kennenlernen.

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Für die Sprachvorstellungen: IPA Lautsystem

Vorne Mitte Hinten

Geschlossen

Halb Geschlossen

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Bei den Symbolen, die paarweise auftreten, sind die Vokale auf der linken Seite ungerundet und die Vokale auf der rechten Seite gerundet.

Offen

Halb Offen

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IPA Konsonanten pulmonisch

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Die grau markierten Flächen kennzeichnen solche Positionen, von denen man ausgeht, dass sie nicht produziert werden können.

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Videos

SimsalabimHirschfeldArtikulation und Betonung

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Literatur

Phonetik Theorie

Altmann, Hans; Ziegenhain, Ute (2002): Phonetik, Phonologie und Graphemik fürs Examen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

Ashby, Michael; Maidment, John (2005): Introducing Phonetic Science. Cambridge: Cambridge University Press.

Clark, John; Yallop, Colin (1995): An Introduction to Phonetics and Phonology. 2. Auflage. Oxford; Cambridge: Blackwell.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 107

Auflage. Oxford; Cambridge: Blackwell.

Duden-Aussprachewörterbuch. Wörterbuch der deutschen Standardaussprache (2000): 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Mannheim u.a.: Dudenverlag.

Hakkarainen, Heikki J. (1995): Phonetik des Deutschen. München: Fink.

Kohler, Klaus (1995): Einführung in die Phonetik des Deutschen. 2., neubearbeitete Auflage. Berlin: Erich Schmidt.

Pompino-Marschall, Bernd (1995): Einführung in die Phonetik. München: Fink.

Stock, Eberhard (1998): Deutsche Intonation. 2. Auflage. Leipzig u.a.: Langenscheidt.

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Für den Fremdsprachenunterricht (kontrastiv)

Delattre, Pierre (1965): Comparing the Phonetic Features of English, French, German and Spanish. An Interim Report. Heidelberg: Groos.

Dieling, Helga (1992): Phonetik im Fremdsprachenunterricht Deutsch. Berlin u.a.: Langenscheidt.

Hirschfeld, Ursula (1994): Auswahlbibliographie zur Phonologie und Phonetik verschiedener Ausgangssprachen unter besonderer Berücksichtigung der Konfrontation mit dem Deutschen. Deutsch als Fremdsprache 21, 186-192.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 108

Hirschfeld, Ursula; Kelz, Heinrich P.; Müller, Ursula (2000): Phonetik international. Grundwissen von Albanisch bis Zulu. Grimma: Popp.

Hirst, Daniel; di Christo, Albert (Hrsg.) (1998): Intonation Systems. A Survey of Twenty Languages. Cambridge: Cambridge University Press.

Hulst, Harry van der (Hrsg.) (1999): Word Prosodic Systems in the Languages ofEurope. Berlin u.a.: Mouton de Gruyter.

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Für den Fremdsprachenunterricht (primär didaktisch)

Hirschfeld, Ursula (1994): Untersuchungen zur phonetischen Verständlichkeit Deutschlernender. Frankfurt am Main: Wissenschaftliche Buchhandlung Hector.

Hirschfeld, Ursula (1995): Phonetische Merkmale in der Aussprache Deutschlernender und deren Relevanz für deutsche Hörer. In: Deutsch als Fremdsprache 32, 177-183.

Hirschfeld, Ursula (2001): Vermittlung der Phonetik. In: Helbig, Gerhard; Götze, Lutz; Henrici, Gert; Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. 2. Halbband. Berlin; New York: de Gruyter, 872-879.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 109

internationales Handbuch. 2. Halbband. Berlin; New York: de Gruyter, 872-879.

Hirschfeld, Ursula (2002): Phonetik in Deutsch als Fremdsprache. Situation -arbeits- und Forschungsschwerpunkte - Perspektiven. In: Deutsch als Fremdsprache 39, 82-87.

Kelz, Heinrich P. (1992): Lernziel deutsche Aussprache. In: Vorderwülbecke, Klaus (Hrsg.): Phonetik, Ausspracheschulung und Sprecherziehung im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Regensburg: Becker, 23-38, insbes. 23-24.

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Krech, Eva-Maria (1999): Standardaussprache im Spannungsfeld von Norm, Normierung und Realisation. In: Deutsch als Fremdsprache 36, 135-140.

Rues, Beate (1995): Standardaussprache im Gespräch und Phonetikunterricht. In: Deutsch als Fremdsprache 32, 111-118.

Slembek, Edith (1995): Lehrbuch der Fehleranalyse und Fehlertherapie. Deutsch hören, sprechen und schreiben für Lernende mit griechischer, italienischer, polnischer, russischer und türkischer Muttersprache. 2., erweiterte Auflage. Heinsberg: Agentur Dieck.

Stoye, Friederike (1995): Sprachlernspiele zur Ausspracheschulung. Zielsprache

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Stoye, Friederike (1995): Sprachlernspiele zur Ausspracheschulung. Zielsprache Deutsch 25, 203-208.

Vorderwülbecke, Klaus (Hrsg.) (1992): Phonetik, Ausspracheschulung und Sprecherziehung im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Regensburg: Becker.

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Weiterführende konkrete Lehrmaterialien

Bunk, Gerhard J. S. (2005): Phonetik aktuell. Kopiervorlagen. Ismaning: Hueber.

Cauneau, Ilse (1992): Hören, Brummen, Sprechen. Angewandte Phonetik im Unterricht Deutsch als Fremdsprache. München: Edition Klett.

Dieling, Helga; Hirschfeld, Ursula (2000): Phonetik lehren und lernen. Berlin u.a.: Langenscheidt.

Ehnert, Rolf (1994): Arbeit an phonetisch-intonatorischen Kenntnissen. In: Henrici, Gert; Riemer, Claudia (Hrsg.): Einführung in die Didaktik des Unterrichts

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 111

Henrici, Gert; Riemer, Claudia (Hrsg.): Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen. Bd. 1. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 129-144.

Frey, Evelyn (1995): Kursbuch Phonetik. Lehr- und Übungsbuch. Ismaning: Hueber.

Hall, Christopher; Natunen, Martina; Fuchs, Bertold; Freihoff, Roland (1995): Deutsche Aussprachelehre. Ein Hand- und Übungsbuch für Sprecher des Finnischen. Helsinki: Oy Finn Lecture Ab.

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Hirschfeld, Ursula (1993): Einführung in die deutsche Phonetik. Videokurs mit Begleitheft. Ismaning: Hueber.

Hirschfeld, Ursula; Reinke, Kerstin (1998): Phonetik Simsalabim. Ein Übungskurs für Deutschlernende. Berlin u.a.: Langenscheidt.

Kaunzner, Ulrike A. (1997): Aussprachekurs Deutsch. Ein komplettes Übungsprogramm zur Verbesserung der Aussprache für Unterricht und Selbststudium (mit 6 CDs). Text- und Übungsbuch. Heidelberg: Groos.

Kelz, Heinrich P. (1995): Deutsche Aussprache. Praktisches Lehrbuch zur Ausspracheschulung für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Bonn:

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 112

Ausspracheschulung für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Bonn: Dümmler.

Middleman, Doris (1996): Sprechen - Hören - Sprechen. Übungen zur deutschen Aussprache. Ismaning: Verlag für Deutsch.

Müller, Ursula (1984): Lautreduktionen und Lautassimilation. Lehrmaterial zur Phonetik im Deutschunterricht für Ausländer. Leipzig: Verlag Enzyklopädie.

Rausch, Rudolf; Rausch, Ilka (1995): Deutsche Phonetik für Ausländer. Ein Lehr-und Übungsbuch. 4. Auflage. Leipzig u.a.: Langenscheidt.

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Richter, Regina (1999): Computergestützte Ausspracheschulung. Software-Anforderungen und Programmangebot. In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 10, 257-276.

Schiemann, Endrik; Bölck, Martina (2003): Hören, sprechen, richtig schreiben. Ein kombiniertes Übungsprogramm zu Phonetik und Rechtschreibung für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Stuttgart: Schmetterling-Verlag.

Stock, Eberhard; Hirschfeld, Ursula (Hrsg.) (1996): Phonothek. Deutsch als Fremdsprache. Leipzig u.a.: Langenscheidt.

PD Dr. phil. habil. Marion Grein03.04.2011Folie Nr. 113

Vorstand des Goethe-Instituts Inter Nationes (Hrsg.) (1995): Fremdsprache Deutsch. Zeitschrift für die Praxis des Deutschunterrichts. Heft 12: Aussprache. München: Klett.

Link zur IOWA-Seite: <http://www.uiowa.edu/~acadtech/phonetics/>

Link zu Aussprache Sound-Dateien: <http://www.languagesandpeoples.com/Eng/Direct/Germanic/SglLgKoeln.htm>

<http://ipa.group.shef.ac.uk/symbols.php> (mit Video)