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Hebamme sein zwischen Eminenz und Evidenz
PD Dr.med.Luigi Raio
Chefarzt-Stellvertreter Geburtshilfe
Universitätsfrauenklinik Bern
Demographie und andere Probleme
• Rolle der Frau in der Gesellschaft
• Rolle des Mannes
• Akzeptanz der Gesellschaft
• Familie, Ehen, Scheidungen
• Wissen und Verstehen
• Multikultur
• Alter
• Gewicht
„Schwanger werden und bleiben“
• Abbrüche, Fehlbildungen, Aneuplodien • Frühgeburten • Mehrlinge • Sterilität • Metabolische Störungen (Präeklampsie,
Hypertonie, Gestationsdiabetes, Adipositas, Cholostase…)
• Psychische Störungen • Medizinische Vorerkrankungen
Bundesamt für Statistik
Lebendgeburten in der CH 1970-2011
Sectiorate
Nat Vital Stat Rep 2011
9'500
10'000
10'500
11'000
11'500
12'000
12'500
13'000
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Interruptiones in der Schweiz 2000-2011
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/tools/search.html
Alter der Frauen bei Erstheirat und Erstgeburt
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/tools/search.html
Reproduktive Zeit
1990-1999 13.6% ≥35 2000-2010 25.5% ≥35
NDSCR annual report 2010
Prävalenz und Lebendgeburtenrate von Down-Kindern
Prävalenz
Lebendgeburten
Ultraschallscreening Invasive und nicht-invasive pränatale Diagnose
Invasiv- und Detektionsrate 1995-2005 in Bern
Anzahl IV-Bezüger mit Trisomie 21 zwischen 1990 und 2011 (blau) und jährliche Anzahl von neuen Fälle (rot)
(modifiziert nach BSF)
Down und IV-Rente
Frühgeburtlichkeit
6.9
7.0
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
2007 2008 2009 2010 2011
Frühgeburten <37 Wochen in der CH 2007-2011
Problematik der Frühgeburt
• 70% der perinatalen Mortalität
• 20% der sehr frühen Frühgeburten überleben das
erste Jahr nicht
• In 20-60% Handicap
• Machen ca. 10% der Geburten aber 57% der Kosten
• In den USA 12%
• In der CH 7.1%
– 1% (oder 757 Kinder pro Jahr) < 32 Wochen
Ursachen der Frühgeburt
Tucker et al. Obstet Gynecol 1991
„Wandel“ der Ursachen
Goldenberg et al. Lancet 2008
King, BJOG 1988 Pircon, AJOG 1989
40-47% aller Frauen mit vorzeitigen
Wehen gebären am Termin
Falsch Positive
Zervixsonographie bei
symptomatischen Frauen
“Overdiagnosis”
“Underdiagnosis”
• Kosten
• potente Medikamente
• Nebenwirkungen für Mutter/Kind – Tokolyse
– Steroide
– Antibiotika
• Fehlende Behandlung
• Juristische Aspekte
Zwillinge in der Schweiz
Mehrlinge 145 24.4% 181 21.1% 144 18.7%
Mehrlinge nach IVF
Abortrate
24%
26.5%
21.3%
Aborte nach IVF
50% der gestorbenen Mütter waren übergewichtig 15% waren adipös
CEMAC 2007
Mortalität und Übergewicht
Guelinckx I et al. Obesity Review 2007
Prävalenz von Übergewicht (BMI>25) in der schwangeren Population
15.9%
12.4%
3.5%
Allgemeine Kriterien
Jahr 1986 (n=690)
Alter
28.3±4.4
Ausgangsgewicht (meanSD)
58.99.8
BMI (median, range)
21.5 (15.2-46.1)
BMI 25 (n,%)
Übergewicht, BMI 25-30 (n,%)
Adipositas, BMI>30 (n,%)
Jahr 2004 (n=668)
p
29.85.1
<0.0001
63.612.9
<0.0001
22.5 (15-44.4)
<0.0001
30.1%
<0.0001
21.2%
<0.0001
8.9%
<0.0001
Entwicklungen in der CH (ländliche, schwangere Bevölkerung,Ostschweiz)
Gewichtsverlauf
Jahr 1986 (n=690)
Gewichtszunahme (meanSD)
11.63.91 Gewichtszunahme >15kg (n,%)
18.1%
Gewichtszunahme > 20kg (n,%)
2.6%
Jahr 2004 (n=668)
p
14.85.47
<0.0001 44.9%
<0.0001
14.2%
<0.0001
Gewichtszunahme in der Schweiz (ländliche, schwangere Bevölkerung,Ostschweiz)
Frühschwangerschaft
• Frühabortrate erhöht (OR 1.2)
• Habituelle Aborte (OR 3.3)
• Abort nach IVF oder ICSI (OR 1.77)
• Neuralrohrdefekte (OR 1.8)
• Herzfehlbildungen (OR 1.18)
• Bauchwanddefekte (OR 3.3)
Spätschwangerschaft
• SS induzierte Hypertonie (OR 2.5-3.2) • Präeklampsie (OR 1.6-3.3)
– Speziell bei GDM (10.8%) und schlechter Zuckereinstellung (14.9%)
• Gestationsdiabetes (OR 2.6-4.0) – Langzeitrisiko für Typ II Diabetes mellitus
• IUFD-Rate 5x höher (GDM, Hypertonie)
• Fettleber
Intensivierte Betreuung im Rahmen der
Spezialsprechstunde mit Ernährungs- und
Diabetesfachberatung
75g oGTT (24 0/7 - 28 0/7 SSW)
Normwerte: nüchtern BZ: < 5,1mmol/l
1h – Wert: <10 mmol/l
2h – Wert: <8,5 mmol/l
Diagnose GDM:
mind. ein BZ-Werte pathologisch
10.-14. SSW
HbA1c ≥ 6.5% oder
Nüchternplasmaglucose ≥7.0 mmol/l oder
Randomplasmaglucose ≥11.1 mmol/l
Nüchternglucose (24 0/7 - 28 0/7 SSW)
Normwerte: < 4.4mmol/l keine Belastung, GDM wenig wahrscheinlich
≥ 5.1mmol/l Diagnose GDM erfüllt
4.4 - 5.0 mmol/l oGTT planen
Klinische Hinweise >28+0-36+0SSW
rez. Glucosurie, Makrosomie, Polyhydramnie, Fehlbildungen
75g oGTT
Normwerte: nüchtern BZ: < 5,1mmol/l
1h – Wert: <10 mmol/l
2h – Wert: <8,5 mmol/l
normal
pathologisch
GENERELLES Screening: Bei RISIKOGRUPPEN*:
*Risikogruppen: Adipositas (BMI30) familiäre Diabetesbelastung (I.Grades) Fetale Fehlbildungen (St.n. oder in aktueller SS) PCO-Syndrom Zustand nach GDM Ethnizität (Asiatinnen, Afrikanerin, Hispanics)
Ernährungsberatung Blutzucker-Monitoring
Bewegung
Insulin
Ernährungsberatung Blutzucker-Monitoring
Bewegung
Insulin
Mütterliche Mortalität in England
CEMAC 2011
Todesursachen Periode 2006-2008
n Rate/100000 Lebendgeburten
Direkte Ursachen 107 4.67
Sepsis 26 1.13
Präeklampsie/Eklampsie 19 0.83
Thrombose/Thromboembolien 18 0.79
Fruchtwasserembolien 13 0.57
Frühschwangerschaft 11 0.48
Blutungen 9 0.39
Anästhesiefolgen 7 0.31
andere (Trauma, AFL, etc.) 4 0.17
Indirekte Ursachen 154 6.72
Herzprobleme 53 2.31
Neurologische Ursachen 36 1.57
Psychiatrische Ursachen 13 0.57
andere 49 2.14
4.7 auf 100000 Lebendgeburten 11.3 auf 100000 Lebendgeburten (CEMAC 2008-2011)*
* 2007 9/100000 bzw. 14/100000 Lebendgeburten
Mütterliche Mortalität in Afrika
824 auf 100000 Lebendgeburten
Hill K. et al Lancet 2007 FIGO Committee Report 2006 Moodley J. Best Practice in Obstet Gynaecol 2008
• Blutungen, v.a. postpartale mit >30% der Todesfälle
• Unsaubere Kontrazeption 10-20% (68‘000 Todesfälle/Jahr)
• Hypertensive Erkrankungen bis 20% der Todesfälle (60000 pro Jahr weltweit)
• Infektionen/Sepsis
„schlechte“
Implantation
Oxidativer Stress
Endothelschaden
Plazenta
Präeklampsie
Risikofaktoren +
Keine Risiken
keine
Präeklampsie
-
Pathophysiologie der Präeklampsie
Risikofaktoren für Präeklampsie* Odds ratio
Vorbestehende Nierenstörung 20
Antiphospholipid Syndrom 9.72
vorbestehender Diabetes 3.56
Mehrlingsschwangerschaft 2.93
Nulliparität 2.91
BMI > 30 1.55-2.47
Alter > 40 1.96
diastolischer BD > 80mmHg 1.38
mütterliches Untergewicht bei Geburt (LBW) 5.2
mütterliche Frühgeburtlichkeit 3.6
familiäre Belastung 2.9
Zustand nach Präeklampsie 7.19
*adaptiert nach Innes et al.13
Metaanalyse 11 Artikel mit insgesamt 2377 Patientinnen
(St.n. Geburt<34 Wochen wegen hypertensiver Problematik)
Rezidivrisiko für early onset Präeklampsie, Hypertonie, HELLP
7.8% (95%CI 6.7-9%)
Langenveld et al. Am J Perinat 2010
Rezidivrisiko nach Präeklampsie
Inhalte der Nachsorgesprechstunde nach Präeklampsie
Frauen mit v.a. early onset Präeklampsie (< 34 Wochen)
Ausschluss von primären Störungen (Propf-Präeklampsie)
Wiederholungsrisiko und Präventionsmöglichkeiten
Verhütung (eher keine kombinierten Pillen)
Langzeitkardiovaskuläre Erkrankungen für Mutter und Kind
Primäre Prävention von Herzkreislauferkrankungen (Lifestyleanpassungen)
Sattar, N. et al. BMJ 2002;325:157-160
Schwangerschaft als „Belastungstest“
Sattar, N. et al. BMJ 2002;325:157-160
IUWR
Makrosomie
Risiko für Kardio-
vaskuläre Krankheiten
kardiovaskuläre Erkrankungen nach Präeklampsie* Follow up
(Jahre)
OR
Hypertonie 13.7 3.7
Koronare Herzkrankheit 11.7 2.16
Herzinfarkt 10.4 1.81
Thromboembolien 4.7 1.19
Metabolisches Syndrom 7.8 3.6
Mortalität infolge vaskulärer Ereignisse (alle Fälle) 14.5 1.49
Mortalität (early onset Präeklampsie) 14.5 2.71
OR , odds ratio; *adaptiert nach Bellamy et al. und Forest el al.
normale Schwangere
mit erhöhtem Risiko
kranke Schwangere
normale Schwangere
mit erhöhtem Risiko
normale Schwangere
mit erhöhtem Risiko
kranke Schwangere
normale Schwangere
mit erhöhtem Risiko
kranke Schwangere
Langfristig erhöhtes Risiko für KV und metabolische Erkrankungen
Forschung/Zusammenarbeit
• Intensivierung der Zusammenarbeit auch in den Pathologien – Bei Risikokonstellation (St.n. Frühgeburt, hypertensive
Erkrankungen etc.)
– Subspezialisierung der Hebammen auch in der Betreuung von kranken Schwangeren (v.a. GDM)
– Förderung der evidenzbasierten Medizin bei Ärzten und Hebammen
– Sensibilisierung der Hebammen, Frauen und Hausärzte bei Zustand nach metabolischen Erkrankungen in der Schwangerschaft
Es ist wichtig wie man geboren wird Zu jeder Schwangerschaft gehört eine Hebamme
Es ist auch wichtig wie man die Schwangerschaft erlebt