gruss und glückwunsch dem leiter des archivs

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II. 6russ und 61iiokwunsoh dem Leiter des Arehivs. VoI1 Prof. Kretsehmann. Hoehzuverehrender Herr Geheimrat! An dem Tage, an welchem Sie Ihr 70. Lebensjahr vollendet haben~ an welchem Ihnen Glfickwiinsche und Ehrungen yon fern und nah in reichem Mal~e zugehen~ an diesem Tag'e kann und will aueh das Archiv fi~r Ohrenheilkunde in der Reihe der Gliick- wiinschenden nicht fehlen. InsLeben gerufen wurde das Archiv, wie ich Ihren eigenen Worteu ~) entnehme, yon dem Vater der deutschen Ohrenheilkunde, dem geniaIen v. TrSltsch~ welcher auf anhaltendes Dr~ingen P o lit z e r s mit einem gewissen Zagen sieh 1864 zu der Herausgabe einer separaten deutsehen Zeitsehrift fiir Ohrenhei[kunde entsehloss, abet nur unter der Bedingung, dal~ aueh Sie sieh an dem Unternehmen beteiligten. Die Bedenken v. TrSltsehs, dal~ die dauernde Existenz einer solchen Zeit- schrift wegen ungenfigender Zahl you Mitarbeitern und Abnehmern zweifelhaft sei, waren nieht ganz unberechtigt zu einer Zeit, we eine rationelle, wissenschaftliehe Ohrenheilkunde noch in den ersten Anfiingen begriffen war, we in der groi~en A1]gemeinheit die Ansicht vorhanden war, ,dal~ das Gebiet der OtoIogie g~inzlieh hoffnungslos und steril sei, dab man auf ihm nichts erreichen, niehts bessern kSnne, und we im Reiehe der Ohrenheilkunde meist nut Hypothese und Raisonnement herrschten." Diese Be- denken zerstreut zu haben~ dankt das Archly Ihrem tatkr~ftigen 1) A. f. O. Bd. 31. S. ll.

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II.

6russ und 61iiokwunsoh dem Leiter des Arehivs.

VoI1

Prof. K r e t s ehm ann .

H o e h z u v e r e h r e n d e r H e r r G e h e i m r a t !

An dem Tage, an welchem Sie Ihr 70. Lebensjahr vollendet haben~ an welchem Ihnen Glfickwiinsche und Ehrungen yon fern und nah in reichem Mal~e zugehen~ an diesem Tag'e kann und will aueh das Archiv fi~r Ohrenheilkunde in der Reihe der Gliick- wiinschenden nicht fehlen. InsLeben gerufen wurde das Archiv, wie ich Ihren eigenen Worteu ~) entnehme, yon dem Vater der deutschen Ohrenheilkunde, dem geniaIen v. TrSl tsch~ welcher auf anhaltendes Dr~ingen P o l i t z e r s mit einem gewissen Zagen sieh 1864 zu der Herausgabe einer separaten deutsehen Zeitsehrift fiir Ohrenhei[kunde entsehloss, abet nur unter der Bedingung, dal~ aueh Sie sieh an dem Unternehmen beteiligten. Die Bedenken v. T r S l t s e h s , dal~ die dauernde Existenz einer solchen Zeit- schrift wegen ungenfigender Zahl you Mitarbeitern und Abnehmern zweifelhaft sei, waren nieht ganz unberechtigt zu einer Zeit, we eine rationelle, wissenschaftliehe Ohrenheilkunde noch in den ersten Anfiingen begriffen war, we in der groi~en A1]gemeinheit die Ansicht vorhanden war, ,dal~ das Gebiet der OtoIogie g~inzlieh hoffnungslos und steril sei, dab man auf ihm nichts erreichen, niehts bessern kSnne, und we im Reiehe der Ohrenheilkunde meist nut Hypothese und Raisonnement herrschten." Diese Be- denken zerstreut zu haben~ dankt das Archly Ihrem tatkr~ftigen

1) A. f. O. Bd. 31. S. l l .

Ansprache. 7

Eintreten. So wurde die Zeitschrift ins Leben gerufen, welche als erste und 1Kngere Zeit als einzige deutsche Zeitschrift fiir Ohrenheilkunde die F5rderung des jungen Faehes sieh zur Auf- gabe machte, und deren Name und Titel untrennbax verbunden ist mit dem Nameu seiner drei Begriinder: Ant~on v. T r S l t s c h , A d a m P o l i t z e r und H e r m a n n S c h w a r t z e .

Die Zeitschrift ersehien zuerst im Verlage der Stahlsehen Buchhandlung in Wiirzburg eingeleitet dm'eh eine Arbeit yon Ihnen: ,,Die wissenschaftliehe Entwieklung der Ohrenheilkunde im letzten Dezennium."

Die ersten B~nde erfolgten unregelm~Big und sehleppend, so daft bis zum Jahre 1873, also innerhalb 9 Jahren, nut 6 BKnde erseheincn konnten. Von 1873 ab fibernahmen Sie die Leitung des Arehivs, alas gleiehzeitig in dan Verlag der Firma F. C. W. V o g e l in Leipzig iiberging. Durch den gcregelten Gesch/£fts- betrieb des neuen Verlegers, dureh zahlreieheres Eingehen yon Beitr~gen wurde ein schnelleres Erscheinen und dadureh eine weitere Verbreitung des Archivs erreieht. Von Jahr zu Jahr, yon Band zu Band mehrte sich die Zahl der Autoren, wuchs der Leserkreis; und bedurfte im Anfang die Herstellung yon 6 B/inden 9 Jahre, so konnten in letzterer Zeit 3 B~nde j~hrlich erseheinen. Wahrlich, ein Aufschwung, der Sic mit Stolz und Freude effiillen muff. Von einem zarten Pfl~nzchen~ dessert Leben im Anfang zu- weilen bedroht crschien, hat sich das Archly dank Ihrcr unermiid- lichen und rasflosen Fiirsorge und TStigkeit zu einem Baum ausgewaehsen, dessen Wipfel hoch ragt und dessen Zweige weit- hin schatten. Wohl kaum ein Band finder sieh, in dem nicht Ihre Arbeiten, tells als OriginalaufsS.tze, tells als Bespreehungen~ Kritiken, Referate dem Leser vor Augen fiihren, was Sie literariseh geleistet haben und immerw~ihrend leisten. Was aber an latenter Arbeit und Miihewaltung in den 65 BSnden enthalten ist, die den Zeitraum yon 34 Jahren umfassen, w~hrend dessert Sic die redak- tionelle Leitung des Archivs inne haben, das kann nur einiger- mal~en der ermessen, tier sich in ~hnlieher Arbeit versucht hat. Und der Lohn fiir diese Summa stiller und nieht siehtbarer Milhen und Anstrengungen? Wenig Dank und viel Verdru[~. Wahrlich, das Archly kann Ihnen nieht genug danken fiir die stille, lautlose aber sorgenvolle und schwere Redaktionsarbeit.

Zweifelsohne ist fiir den Wert und die Bedeutung einer Zeit- schrift mafigebend der Redaktem'. Einen gewiehtigen Faktor bildet aber aueh der Verleger. Es ist ein gliieklicher Umstaud

8 11. Kretschmann. Ansprache.

gewesen, dal~ das Archiv in der Firma F. C. W. V o g e l einen so riihrigen, tatkr/iftigen Verleger gewonnen hat, dessert Geseh/ifts- fiihrung und Betrieb stets eine schnelle Erledigung des einge- lieferten Materials gewghrleistete und dadurch das prompte Er- seheinen der einzelnen Hefte ermiiglichte. Dem bereitwilligen Entgegenkommen des Verlegers, an dem es hie gefehlt hat, ist es aueh zuzuschreiben, dab das Archly Raum zur Verfilgung ge- stellt hat fiir eine Festschrift~ die Ihnen zu Ihrem 70. Geburts- rage gewidmet ist. Fiir dieses Entgegenkommen gebilhrt dem Verleger roller Dank der Mitarbeiter an dieser Festsehrift.

In den langen Jahren Ihrer lehrenden~ wissenschaftlichen und praktisehen Tgtigkeit ist die Fiirderung tier Ohrenheilkunde das Ziel lhres Strebens gewesen. Ihre Arbeiten haben befruchtend und anregend gewirkt auf allen Gebieten der Otologie. Wenn Ihnen an dem Tage, weleher fiir Sic einen wichtigen Lebens- abschnitt bedeutet, Fachgenossen, Freunde und Schiller in An- erkennung Ihrer hohen Verdienste um die Ohrenheilkunde eine Ehrung erweisen mSehten, so war der Weg, auf dem dies zu ge- sehehen hatte, vorgesehrieben. Dem Manne der Wissenschaft konnte eine solche Ehrung nur erwiesen werden dutch Wissen- schaft, dem Otologen nur dureh Arbeiten auf diesem Gebiete. Und so ist denn dieser Festband entstanden durch Sammlung einer Reihe Arbeiten otologisehen Inhaltes. Dadureh, dal~ diese Festsehrift einen Teil des Arehivs, Ihres Archivs, bilden wird, ist gleichzeitig filr das Arehiv die willkommene Gelegenheit ge- geben~ Ihnen seinen Dank abzustatten, den Dank, den es sehuldet seinem Mitbegrilnder, dessen wirksames Eintreten sein Entstehen ermiiglicht hat, seinem hervorragenden Mitarbeiter, dessert grund- legende Arbeiten den Wert des Archivs zu einem bleibenden maehen, seinem verantwortlichen Leiter, der unbeeinflul~t yon der Parteien Ha[~ und Gunst das Archly yon kleinen Anfiingen zu seiner heutigen Bedeutung geftihrt hat. MSge es Ihnen yon einem gtitigen Geschiek besehieden sein~ noch viele weitere Jahre die Leitung des Archivs in bew~hrter Hand zu halten, der Zeit- schrift zu Nutz, der Ohrenheilkunde zum Gewinn.