grundlagen der wissenschaftstheorie -...

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Fragen

•Was ist Wissenschaft?

•Was unterscheidet wissenschaftliches Wissen von Alltagswissen?

•Wie und mit welchen Verfahren und Methoden gewinnt Wissenschaft ihre Erkenntnisse?

•Wie zuverlässig sind wissenschaftliche Erkenntnisse? (Reliabilität, Validität)

•Wie wahr sind wissenschaftliche Erkenntnisse? Was verstehen wir eigentlich unter Wahrheit?

Klassik – traditionelle Wissenschaftstheorie

Platons Höhlengleichnis (vgl. Platon Politeia)

Platons Höhlengleichnis

•Die Lage der Gefangenen: „Haben wohl solche Gefangene von ihren eigenen Personen und voneinander etwas anderes zu sehen bekommen als die Schatten, die von dem Feuer auf die ihrem Gesichte gegenüberstehende Wand fallen?“ •Die Befreiung: „Wenn einer entfesselt und genötigt würde, plötzlich aufzustehen, den Hals umzudrehen, herumzugehen, in das Licht zu sehen, und wenn er bei allen diesen Handlungen Schmerzen empfände, … würde er diese Gewaltsamkeit nicht schmerzlich empfinden und sich dagegen sträuben? … glaubst du nicht, daß er ganz in Verwirrung geraten und die Meinung haben würde, die vorhin geschauten Schattengestalten hätten mehr Realität als die, welche er jetzt gezeigt bekomme?“ •Die Rückkehr: „… würde man ihn nicht auslachen und von ihm sagen, da er hinaufgestiegen sei, sei er mit verdorbenen Augen zurückgekommen, und es lohne sich nicht, daß man versuche hinaufzukommen, sondern man müsse jeden, der sie lösen und hinaufbringen wollte, wenn man seiner nur habhaft werden und ihn umbringen könnte, auch wirklich umbringen? “

Platons Höhlengleichnis: Das Zwei-Welten-Problem

•Die Lage der Gefangenen: Die Sinne zeigen Täuschungen, nicht das Eigentliche.

•Die Befreiung: Der schwere Weg der Erkenntnis.

•Die Rückkehr: Bedeutung: Die Schwierigkeit der Weitergabe von Erkenntnis, die Einsamkeit des Erkennenden. Der Tod des Sokrates.

Empirismus

•Francis Bacon (1561-1626): „Wissen ist Macht“ •Alles Wissen stammt letztendlich aus der Sinneserfahrung.

•Induktion: Durch genaue Beobachtung erkennen wir Strukturen und Regelmäßigkeiten.

•Je höher die Zahle der Beobachtungen (Experimente) desto glaubwürdiger die abgeleiteten Sätze

Empirismus

•Kausal-mechanistisches Modell vs. teleologisch/finalistisches Modell

•„Natur auf die Folterbank bringen um ihr die Geheimnisse zu entreißen.“ Francis Bacon 1696

Galileo Galilei (1564-1642)

•„Die Philosophie ist geschrieben in jenem großen Buche, das immer vor unseren Augen liegt; aber wir können es nicht verstehen, wenn wir nicht zuerst die Sprache und die Zeichen lernen, in denen es geschrieben ist. Diese Sprache ist Mathematik, und die Zeichen sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Wort davon zu verstehen; ohne diese irrt man in einem dunklen Labyrinth herum.“

Saggiatore 1623. Abschnitt 6

Rationalismus

•Rene Descartes (1596-1650): „Ich denke, also bin ich.“

Discours de la méthode

•Die Sinne können täuschen, deshalb kann ich mich nur auf die Vernunft verlassen.

•Geometrie als ideale Wissenschaft

David Hume

•Das Problem der Außenwelt besteht in der philosophischen Frage, ob die äußeren Dinge um uns herum unabhängig und verschieden von unseren Wahrnehmungen existieren. Hume behandelte dieses Problem u. a. im Traktat über die menschliche Natur. [36] Er stellte fest, dass sich der Glaube an die Existenz der Außenwelt nicht durch rationale Begründungen stützen lasse. Nach der empiristischen Grundthese sind die Sinne die einzige Quelle unserer Kenntnisse über die Außenwelt, und diese liefern uns nur Wahrnehmungen, aber nicht den geringsten Hinweis darauf, dass diese Wahrnehmungen von etwas außerhalb ihrer selbst verursacht werden.

Hume: Das Induktionsproblem

Karl Popper (1902-1994): Kritischer Rationalismus

•Aufgrund des Induktionsproblems wissen wir nie, ob wir die Wahrheit erreicht haben, wir nähern uns dieser aber permanent an. •Falsifikation statt Verifikation •Hält eine Theorie der Prüfung hingegen stand, so bewährt sie sich, ohne dass die Theorie dadurch besser (wahrscheinlicher, glaubwürdiger) wird. •Falsifikation als Kriterium für wissenschaftliche Aussagen. •An die Stelle des Beweisdenkens tritt die Idee der kritischen Prüfung. •Marxismus und Psychoanalyse hält Popper nicht für Wissenschaft

Wahrheit

Platon (vgl. Theaitetos)

Wahrheit ist gerechtfertigtes wahres Wissen (jtb)

Ein Subjekt S weiß, dass P, dann und nur dann, wenn:

•(i) S glaubt, dass P,

•(ii) P ist wahr, und

•(iii) S hat gute Gründe zu glauben, dass P.

Gettier gibt zwei Gegenbeispiele für gerechtfertigte wahre Meinungen, die dennoch kein Wissen seien. Die drei Bedingungen seien in diesen Fällen erfüllt, aber es handele sich nicht um Wissen. Die drei Bedingungen der Standardanalyse seien daher nicht hinreichend.

Erstes Gegenbeispiel

Smith und Jones haben sich für eine Arbeitsstelle beworben. Smith hat starke Gründe, das Folgende zu glauben:

(a) Jones ist derjenige, der den Arbeitsplatz bekommen wird, und Jones hat zehn Münzen in seiner Tasche.

Smiths Gründe für (a) bestehen darin, dass der Chef ihm versichert hat, dass er am Ende Jones auswählen würde, und dass er, Smith, die Münzen in Jones' Tasche vor zehn Minuten gezählt hat. Aus (a) zieht Smith den folgenden Schluss:

(b) Derjenige, der den Job bekommt, hat zehn Münzen in der Tasche.

Smith glaubt (b) nur deshalb, weil er die logische Schlussfolgerung von (a) nach (b) einsieht. In diesem Fall ist Smith gerechtfertigt, (b) zu glauben.

Nun ist es jedoch so, dass – ohne dass Smith dies weiß – Smith den Job bekommt, und Smith ebenfalls – ohne dass Smith dies weiß – zehn Münzen in der Tasche hat. (b) ist daher wahr, obwohl (a), woraus Smith (b) gefolgert hat, falsch ist.

In unserem Beispiel gilt daher:

(ii) Smith glaubt, dass (b),

(ii) (b) ist wahr,

(iii) Smith ist gerechtfertigt zu glauben, dass (b).

Aber es ist auch klar, dass Smith nicht weiß, dass (b) wahr ist. Denn (b) ist nur deshalb wahr, weil Smith den Arbeitsplatz bekommt und zehn Münzen in der Tasche hat, und nicht etwa deshalb, weil Jones den Arbeitsplatz bekommt und zehn Münzen in der Tasche hat. Smith gründet seine Meinung, dass (b), auf das Nachzählen der Münzen in Jones‘ Tasche und darauf, dass er fälschlicherweise annimmt, dass Jones den Job bekommen würde.

Foucault: Wahrheit als Regime

Peirce + Pragmatismus Als Methode zur Wissensvermehrung schlägt Peirce vor, nur noch dasjenige als Wissen zu akzeptieren, das anhand von Experimenten intersubjektiv nachprüfbar ist bzw. nachgeprüft wurde. Damit einher geht die Forderung, alles Wissen so zu formulieren, dass daraus unmittelbar klar wird, was man tun muss, um diese oder jene Aussage zu prüfen. Peirce geht weiterhin davon aus, dass eine Forschergemeinschaft im Laufe der Geschichte durch ständiges Gegenprüfen ihrer Ergebnisse schrittweise zu einem besseren Wissen über die Welt kommt. Damit bedeutet Wahrheit nicht mehr Aussagewahrheit (Korrespondenztheorie: Eine Aussage ist wahr, wenn ihre Behauptung mit der Realität übereinstimmt), sondern wird durch den Konsens der Forschergemeinschaft hergestellt (Konsenstheorie der Wahrheit).

Erklären vs. Verstehen (Deduktiv-Nomologisches Modell

Carl Gustav Hempel entwickelte mit Paul Oppenheim eine Theorie des Erklärens, das Hempel-Oppenheim-Schema (H-O-Schema, D-N-Modell [deduktiv-nomologisches Modell], Subsumtionsmodell, Hempel-Popper-Schema, covering law model). Das deduktiv-nomologische Modell erklärt ein Ereignis oder einen Sachverhalt, indem es zeigt, daß das Ereignis / der Sachverhalt aus einem allgemeinen Gesetz und einer Reihe spezieller Umstände (Anfangsbedingungen) gefolgert werden kann.Eine Erklärung hat

demnach folgende Struktur:

Allgemeines Gesetz:

Falls die Ereignisse a des Typs A, b des Typs B, ... und n des Typs N eintreten, dann wird Ereignis x des Typs X eintreten.

Initialbedingungen: Es treten die Ereignisse a des Typs A, b des Typs B, ... und n des Typs N ein. Ereignis x des Typs X tritt ein.

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Wenn 1. gilt und 2. zutrifft, dann ist 3. erklärt.

•C.G.Hempel, P.Oppenheim. "Studies in the Logic of Explanation", 1948. In: Readings in the Philosophy of Science.

Herbert Feigl, u.a., Hg. New York 1953.

-Einheitswissenschaft

-Gesinnungs-/Begründungs-/Verwendungszusammenhang

-Restringierte Erfahrung / Epiphänomene als Sachverhalte (Adorno)

-Primat der Methode

-Objektivität (Weber, Wertzusammenhänge)