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„Gott: Bist du es, der da spricht?“

Predigtmanuskript vom 17. Juni 18

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„Gott: Bist du es, der da spricht?“ Wir haben heute vorläufig den letzten Teil der GD-Serie „Ihr habt es so gewollt“ wir geben Antworten auf eure Fragen. Die genaue Frage lautet: Wie können, sollen wir nach der Bibel Gottes persönliches Reden (z.B. durch Gedanken, Texte, Menschen, Umstände…) prüfen? Viele Stimmen werben jeden Tag um uns und es ist entscheidend, auf welche wir hören, wie wir uns entscheiden, wie wir die Weichen in unserem Leben stellen. Beim Einkaufen oder wenn ich Zeitschriften oder Plakate anschaue, wird es mir immer wieder bewusst, wie stark die Stimmen der Wer-bung sind, die uns beeinflussen: Dieses Waschmittel brauchst du un-bedingt! Dieses Auto macht dich glücklich! Mit diesem Natel hast du viele Freunde, dieses Guetzli ist gesund… Ich erinnere mich an einen Einkauf vor einigen Jahren, als ich eine Lederjacke sah und dachte: das ist ein Schnäppchen, da müssen wir zuschlagen, die kostet nur noch Fr. 200.-- statt 400.--. Astrid hatte mich gewarnt und gesagt: „Diese Jacke passt doch gar nicht zu dir.“ Aber ich habe darauf bestanden und die Jacke hing ca. 10 Jahre im Schrank, bis Astrid sie dann irgendwann weitergegeben hat…Manchmal ist es weise auf die Stimme seiner Frau zu hören nicht nur beim Einkaufen… Auf wen höre ich? Wie kann ich Gottes Stimme von den vielen anderen um mich herum unterscheiden? Auch Jesus musste lernen zu unterscheiden, es war auch für ihn als Gottes Sohn nicht immer ganz so einfach. Der Teufel versuchte ihn in der Wüste (Matthäus 4) mit einer Stimme, die sehr gut klingt, die es

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offenbar „gut“ meint: Nach 40 Tagen Fasten: „Mach doch aus diesen Steinen Brot, damit du essen und wieder zu Kräften kommst.“ Später zitierte der Teufel sogar einen Bibelvers, als er Jesus dazu bringen wollte, sich vom Tempel herunter zu stürzen: Psalm 91: Gott wird sei-ne Engel senden, die dich auffangen. Wenn man Bibelverse aus dem Zusammenhang herausreisst, kann man also fast alles damit begründen. Aber Jesus diskutierte nicht mit dem Teufel, sondern wehrte die Angriffe mit klaren Bibelworten ab: „Es steht geschrieben…“ Als Jesus später über sein Leiden und seinen Tod gesprochen hat, nahm ihn Petrus zur Seite, um ihn von diesen Gedanken abzubringen: »Herr, das möge Gott verhindern! So etwas darf dir nicht zustossen!« Aber Jesus wandte sich von ihm ab und rief: »Weg mit dir, Satan! Du willst mich hindern, meinen Auftrag zu erfüllen. Du verstehst Gottes Gedanken nicht, weil du nur menschlich denkst!« (Matthäus 16,22-23) Eine klare Antwort. Nicht einmal auf die Stimme von guten Freunden, die mit Jesus leben, können wir uns immer verlassen. Hier hat der Teufel sogar Petrus, einen der Jünger missbraucht, um Jesus eine fal-sche Stimme einzuflüstern. Auch als Christen bleiben wir anfällig um auf die falsche Stimme zu hören… Deshalb ist es so wichtig, dass wir lernen zu prüfen, lernen zu unter-scheiden, welche Stimme von Gott ist und welche nicht. In Hebräer 5,14 steht: Nur wer seine Urteilsfähigkeit geschult hat, der kann auch zwischen Gut und Böse unterscheiden. Es gibt auch noch eine spezifische Geistesgabe, die Geister zu prüfen und zu unterscheiden:

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1. Korinther 12,10 Einige sprechen in Gottes Auftrag prophetisch; andere sind fähig zu unterscheiden, was vom Geist Gottes kommt und was nicht. Das ist sehr wichtig in der Seelsorge oder auch beim Austausch in der Kleingruppe, dass jemand tiefer sieht und von Gott Weisheit hat zu erkennen, was hinter gewissen Aussagen steckt. Eigentlich geht es hier auch ums Thema: Wie erkenne ich Gottes Willen für mein Leben? oder: Wie führt mich Gott? Wir alle müssen im Leben Entscheidungen treffen. Es geht um Bezie-hungen, Kinder, Zeiteinteilung, Arbeit, Weiterbildung, Wohnung, Geld, Ferien usw. Ich plane gerne unsere Ferien, das ist jeweils nicht so eine schwierige Entscheidung, wo wir hingehen wollen, aber es gibt Entscheidungen, die noch viel wichtiger sind z.B. wenn es um die Wahl unseres Berufes, Ehepartners und auch um unseren Glauben geht. Deshalb brauchen wir Gottes Hilfe. Gott verspricht, die zu führen, die mit ihm durchs Leben gehen. Er sagt: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten (Ps 32,8, Ring abziehen, Bezug auf unseren Trauvers! Gott hat uns in diesen bald 20 Jahren wirklich sehr gut geführt). Wie redet jetzt Gott aber mit uns, wenn wir bereit sind, seinen Wil-len zu tun? Wie führt er uns? Gott hat ganz verschiedene Möglich-keiten um zu uns zu reden und uns zu führen. 1. Führung durch die Bibel Gott hat uns seinen grundsätzlichen Willen für alle Menschen, zu allen Zeiten, an allen Orten in seinem Wort gezeigt. In der Bibel wer-

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den viele Themen behandelt. Aus der Bibel wissen wir, dass gewisse Dinge falsch sind. Deshalb können wir absolut sicher sein, dass Gott uns nie so führen würde, solche Dinge zu tun, die seinem Wort wider-sprechen. Es gibt Menschen, die fühlen sich geführt, Geld zu sparen, indem sie ihre Steuererklärung „frisieren“! Doch Gott hat uns klar gesagt, dass wir die fälligen Steuern bezahlen sollen und nicht stehlen sollen (Römer 13,7). In diesem und vielen anderen Bereichen hat Gott sei-nen allgemeinen Willen bekannt gegeben. Dort müssen wir ihn nicht um Führung bitten; er hat sie uns schon gegeben. Gott spricht auch heute noch durch die Bibel zu uns. Er redet mit uns, wenn wir sie le-sen und wir werden immer wieder überrascht sein, wie genau der betreffende Text in unsere aktuelle Situation passt. Gottes grundsätzlicher Wille ist also in der Bibel aufgeschrieben, trotzdem finden wir dort nicht immer seinen spezifischen Willen für unsere aktuelle Lebenssituation. Für mich war immer klar, dass ich als Christ eine Frau heiraten will, die auch mit Jesus lebt, aber ich fand nirgends in der Bibel den Satz: „Heirate Astrid“ oder: „Mache das KV!“ Mein Vater hatte es etwas einfacher. Er las eines Tages den Bi-belvers (Sprüche 24,27): „Bebaue deinen Acker, mach dein Geschäft auf dem Feld“ und wurde Bauer… Es braucht also noch andere Orien-tierungshilfen. 2. Führung durch den Heiligen Geist Führung ist eine sehr persönliche Sache. Wenn wir Christ werden, kommt der Geist Gottes und wohnt in uns. Und er fängt an mit uns zu reden. Wir müssen es lernen, auf seine Stimme zu hören. Jesus sagte, dass seine Schafe (damit meint er die Menschen, die mit ihm leben) seine Stimme als guter Hirte erkennen (Johannes 10,4-5). Die Stimme eines guten Freundes kennen wir sofort am Telefon auch wenn er den Namen nicht sagt. Je besser wir Jesus kennen lernen, umso leich-

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ter fällt es uns, seine Stimme zu erkennen. Auf die Beziehung kommt es an. Paulus und seine Mitarbeiter wollten z.B. auf der 2. Missions-reise nach Bithynien (Türkei) reisen, doch das erlaubte ihnen der HG nicht (Apg 16,7). So schlugen sie einen anderen Weg ein. Wir wissen nicht genau, wie der HG zu ihnen sprach; dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich will drei Beispiele erwähnen, wie Gott durch sei-nen Geist spricht.

Oft spricht Gott zu uns, wenn wir beten Gebet ist ein Dialog. Angenommen, ich gehe zum Arzt und sage: „Herr Doktor, ich habe Probleme. Ich habe Fusspilz, Verdauungsprob-leme, meine Augen jucken und ich brauche eine Impfung gegen Grip-pe. Zudem habe ich starke Rückenschmerzen und einen Tennisarm.“ Kaum habe ich meine Liste von Beschwerden aufgesagt, schaue ich auf die Uhr und sage: „Oh, schon so spät! Ich muss gehen. Vielen Dank fürs Zuhören.“ Der Arzt würde wahrscheinlich sagen: „Moment mal, wollen Sie denn keinen Rat von mir?“ Genauso machen wir es, wenn wir im Gebet immer nur reden und uns keine Zeit zum Hören nehmen. Zeiten der Stille sind wichtig um hören zu lernen! In der Apg 13,2 lesen wir von einer Gruppe von Christen, die gemein-sam fastete und betete, als der Heilige Geist zu ihnen sagte: «Gebt mir Barnabas und Saulus für die besondere Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe.» Vermutlich kam ihnen dieser Gedanke beim Beten. Man sagt dem auch „Ich habe den Eindruck, wir sollten das oder das tun“. Natürlich müssen solche Gedanken geprüft werden (1. Johannes 4,1), weil auch immer eigene Wünsche mitspielen können. Prüfen können wir solche Eindrücke z.B. mit ein paar Fragen: Stim-men diese Gedanken mit den Aussagen der Bibel überein? Fördern sie die Liebe? Wenn nicht, dann können sie nicht von Gott kommen, der die Liebe ist (1. Johannes 4,16). Stärkt, ermutigt oder tröstet uns

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dieser Gedanke (1. Korinther 14,3)? Spüren wir Gottes Frieden nach der Entscheidung (Kolosser 3,15)? Das sind wichtige Prüfkriterien.

Manchmal spricht Gott zu uns, indem er uns über längere Zeit ein starkes Verlangen gibt, etwas Bestimmtes zu tun.

Wenn wir unseren Willen Gott unterordnen, verändert er häufig un-sere Wünsche. Als ich ins Fragen kam, ob ich meinen Beruf auf der Bank verlassen und ein Theologiestudium machen sollte, spürte ich ein starkes Verlangen dazu, auch wenn ich wusste, das mich das sehr herausfordern würde. Aber der Wunsch und die Sehnsucht, in diese Richtung zu gehen wuchsen immer mehr. Es gab einige Hürden zu überwinden vor, während und nach der Ausbildung als Pastor. Aber heute kann ich mir kein grösseres Vorrecht und keine erfüllendere Arbeit vorstellen, als das, was ich jetzt mache. Es gibt Leute, die glauben, dass Gott sicher genau das von ihnen will, was sie sich am wenigsten vorstellen können so nach dem Motto: „Ich muss jetzt halt sein Kreuz auf mich nehmen und wenn etwas Spass macht, dann ist es schon verdächtig. Wenn ich gerne warm hab, dann ruft Gott mich sicher als Missionar nach Sibirien…“ Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott uns zwar manchmal zu einem mutigen Schritt herausfor-dert, den wir uns nicht zutrauen würden, aber dass ich keine Angst haben muss und zu Gott sagen kann: „Ich gehe dorthin, wo du mich haben willst.“

Manchmal führt Gott auf ungewöhnliche Weise In der Bibel finden wir viele Beispiele dafür, wie Gott Menschen auf dramatische Art und Weise geführt hat. So sprach er Nachts einmal in einer Vision zu Paulus. Paulus sah dabei einen Mann aus Mazedo-nien, der ihn bat: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Paulus und seine Begleiter haben das als Führung von Gott ernst ge-nommen und sind nach Mazedonien gegangen, um auch dort die gute Nachricht von Jesus weiterzugeben (Apg 16,9-10). So kam das Evange-

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lium nach Europa (Griechenland, später Rom)! Gott redet auch durch Bilder und Träume, aber wir müssen sie prüfen. Dafür brauchen wir einander! 3. Führung durch den gesunden Menschenverstand Christ zu werden bedeutet nicht, dass wir unseren Verstand abge-ben. Die Schreiber des Neuen Testaments fordern uns immer wieder auf, uns Gedanken zu machen, gründlich nachzudenken. (2. Timotheus 2,7). Gott hat uns sicher nicht seine Führung versprochen, um uns die Arbeit des Denkens zu ersparen. Du musst also am Mor-gen nie beten, ob du aufstehen sollst oder nicht? Du musst auch nicht ein Vlies (wie Gideon) auslegen, um zu erfahren, welches Müesli zu essen oder welche Kleider du anziehen sollst, dafür hat Gott dir einen klaren Verstand gegeben. Das gilt für alle Bereiche, besonders aber wenn es um die Partnerwahl, Berufswahl, Stellenwechsel oder Um-zug geht, dass wir z.B. auf einem Blatt aufschreiben, was für und was gegen eine bestimmte Entscheidung spricht. Auch bei der Frage nach Gottes Führung in unserem Beruf und Karrie-re spielt der gesunde Menschenverstand eine grosse Rolle. Als allge-meine Regel gilt: Wir sollen so lange in unserem gegenwärtigen Be-ruf bleiben, bis Gott uns zu etwas anderem beruft (1. Korinther 7,17-24). Es ist aber auch gut 10, 15 oder 20 Jahre vorauszudenken und sich zu fragen: Wohin führt mich mein gegenwärtiger Beruf? Möchte ich dort auf lange Sicht hinkommen? Oder will ich langfristig eigent-lich etwas ganz anderes? Wenn ja, was muss ich dann jetzt unter-nehmen, um dahin zu kommen? Ein Studienkollege von mir hat er-lebt, dass Gott ihn so führte, dass er sich gegen die Vernunft ent-scheiden musste, um seine Firma aufzugeben und ein Theologiestudi-um zu machen. Er musste viele Sicherheiten loslassen. Manchmal kommt uns die Vernunft auch in die Quere.

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4. Führung durch den Rat von anderen Im alttestamentlichen Buch der Sprüche werden wir immer wieder dazu aufgefordert, weisen Rat zu suchen (Sprüche 12,15). „Ein Dummkopf weiss immer alles besser, ein Kluger nimmt auch Rat-schläge an.“ Wo man gemeinsam überlegt, hat man Erfolg (Sprüche 15,22). Das war auch bei meiner Entscheidung der Berufswahl und Partnerwahl wichtig: was denken meine Eltern und gute Freunde dazu? Von aussen sieht man das manchmal etwas objektiver, als wenn man mitten drin ist. Aber so wichtig es auch ist, guten Rat ein-zuholen, wir dürfen nie vergessen, dass unsere Entscheidungen letzt-lich zwischen uns und Gott fallen. Sie liegen in unserer eigenen Ver-antwortung. Wir können sie nicht auf andere abschieben und ihnen die Schuld geben, wenn etwas schief läuft. Wir müssen selber Ver-antwortung übernehmen. Wen fragen wir am besten, wenn wir vor einer wichtigen Entschei-dung stehen und Rat brauchen? In den Sprüchen heisst es: Alle Er-kenntnis beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor dem Herrn hat (Sprü-che 1,7). Deshalb sollten wir uns Ratgeber suchen, die Gott ehren. Die besten Ratgeber sind meistens gottesfürchtige Christen, die Weisheit und Erfahrung haben. Es ist auch weise, den Rat unserer Eltern einzuholen, die wir ehren sollen, auch wenn wir selbst längst erwachsen sind. Auch wenn sie keine Christen sind, so kennen sie uns doch sehr gut und haben oft wertvolle Einsichten. In meinem Leben als Christ ist es mir bis heute immer eine grosse Hilfe, reife Christen um mich herum zu haben, die ich in vielen Fragen um ihren Rat fragen kann. Das waren zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Men-schen. Ich bin Gott für ihre Weisheit und ihre Hilfe in vielen Entschei-dungen sehr dankbar. Oft hat Gott im gemeinsamen Gespräch mit ihnen Klarheit geschenkt.

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5. Führung durch äussere Umstände Gott hat die letzte Kontrolle über alles, was geschieht. Das Buch der Sprüche macht das deutlich: Der Mensch plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte. (Sprüche 16,9). Manchmal öffnet Gott Türen (1. Korinther 16,9), manchmal schliesst er sie (Apg 16,7). Ich bin Gott im Nachhinein dankbar, dass er mir in gewissen Situationen die Türe zugemacht hat. Gott führt im Gehen. Manchmal müssen wir einfach einen Schritt tun. Manchmal erleben wir Gottes Führung sofort, wenn wir darum gebe-tet haben (1. Mose 24: Abrahams Knecht sucht eine Frau für Isaak und findet Rebekka), aber oft geht es eine Weile, manchmal sogar Monate oder Jahre. Manchmal hören wir richtig, was Gott uns sagt, aber wir irren uns im Zeitpunkt. Wenn Gott uns warten lässt, dann braucht er diese Zeit, um an unserem Charakter zu arbeiten. Zusammenfassung Prüfkriterien, wenn du vor einer Entscheidung stehst:

Stimmen diese Gedanken mit Gottes Wort überein? Gott führt uns nie gegen sein Wort!

Verstand gebrauchen: Was spricht für, was gegen eine bestimmte Entscheidung? Gedanken machen, Argumente aufschreiben, Aber auch: Wo könnte dein Verstand Gottes Führung im Weg stehen?

Fördern diese Gedanken die Liebe? Wenn nicht, dann können sie nicht von Gott kommen, der die Liebe ist (1. Johannes 4,16).

Stärkt, ermutigt oder tröstet dich dieser Gedanke (1. Korinther 14,3)?

Spürst du Gottes Frieden nach der Entscheidung (Kolosser 3,15)?

Was sagen andere, die dich gut kennen und auch auf Gott hören? Gott sagt wichtige Dinge nicht nur dir, sondern bestätigt es auch durch andere.

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Gott berücksichtigt deine Gaben, obwohl er uns manchmal auch herausfordert, einen mutigen Schritt zu tun, den wir uns nicht zu-trauen würden!

Manchmal spricht Gott zu uns, indem er uns über längere Zeit ein starkes Verlangen gibt, etwas Bestimmtes zu tun. Wie sieht der „rote Faden“ aus, den Gott schon in deinem Leben bis heute ge-legt hat?

Äussere Umstände: Wo hat Gott Türen geöffnet oder geschlos-sen?

Geht es dir um Gottes Ehre oder um deine eigene?

Was würde Jesus tun?

Macht es im Blick auf die Ewigkeit Sinn?

Ist es der richtige Zeitpunkt? Beachte die 10-10-10-Regel:

Wie fühlst du dich in 10 Minuten?

Was wird in 10 Monaten sein?

Und welche Konsequenzen hat die Entscheidung in 10 Jahren? (z.B. Stelle, Partner usw.)

Mein Gebet ist, dass in unseren Kleingruppen und Beziehungen die Offenheit wächst, dass wir einander solch persönliche Gedanken und Eindrücke erzählen und voneinander prüfen lassen. Da können wir einander wirklich dienen. Gebet: Psalm 86,11 von David: Herr, zeige mir deinen Weg, ich will dir treu sein und tun, was du sagst. Gib mir nur dies eine Verlangen: dich zu ehren und dir zu gehorchen! Abendmahl In dem Bereich der Führung Gottes machen wir alle Fehler. Manchmal versuchen wir Gottes Pläne durch unsere eigenen falschen Methoden zur Erfüllung zu bringen. Manchmal glauben wir, dass wir unser Leben

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schon so verpfuscht haben, dass Gott damit nichts mehr anfangen kann. Aber Gott ist viel grösser. Er ist in der Lage, aus dem, was von unserem Leben übrig geblieben ist, etwas Gutes zu machen, ganz egal, wie viel Zeit wir noch vor uns haben. Die Voraussetzung ist, dass wir ihm geben, was wir haben, und mit ihm zusammenarbeiten. Blaise Pascal, der bekannte Mathematiker und Physiker hat einmal gesagt: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“ Das macht mir Mut, auch für die Scherben, die es in meinem Leben schon gegeben hat. Gott kann etwas Neues und Schönes daraus ma-chen. Gott kann auch aus Mist Dünger machen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts übernachtete Lord Radstock in einem norwegischen Hotel. Dort hörte er, wie ein kleines Mädchen auf dem Klavier in der Halle spielte und dabei einen fürchterlichen Lärm machte: ein richtiges Geklimper! Das machte ihn fast verrückt. Dann kam ein Mann, setzte sich neben das Mädchen und spielte mit. Er fing ihr Geklimper spielerisch auf und improvisierte eine Melodie dazu. Auf einmal klang das Ganze wunderschön. Wie sich später her-ausstellte, war der Mann Alexander Borodin, der bekannte russische Komponist und Vater des Mädchens. Während wir unbeholfen und fehlerhaft unsere Partitur spielen und dabei im Lesen (der Bibel), im Hören (auf den Heiligen Geist), im Nachdenken (Verstand), im Reden (andere Christen), im Hinschauen (Umstände, offene oder geschlossene Türen) und im Warten (Geduld) Gottes Willen für unser Leben suchen, kommt Gott, setzt sich neben uns und führt alles zum Guten. Er nimmt das Geklimper unseres Le-bens auf und macht etwas Wunderbares daraus.

© Heini Schaffner, Kleegärtenweg 12, 3930 Visp