glückwunsch von gustav korkhaus

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Fortfchritce l)r K|cf rorthop il)ie Ban~) 18,, 1957 Heft 1 Photo: Simonis, Wien Am 16. Mai 1957 vollendet das Ehrenmitglied unserer Gesellscha]t, Pro]essor Dr. Arthur Martin Schwarz, in erstaunlicher kSrperlicher und geistiger Frische sein 70. Lebensjahr. Ein grofler Kreis von Freunden und Schiilern aus allen euro. l~iiischen Ziindern wird seiner an diesem Tage in enger Verbundenheit gedenken. Denn was wgre die europ~iische Kie/erorthopddie -- will man i~berhaupt eine derartige re4]io- nale Begrenzung vornehmen -- ohne A . M. Schwa r z ! Sein Name und seine Verdienste sind mit viel[iiltigen Zeichen in die Geschichte der Kie/erorthop6xlie einffegraben. Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd, 18 ]t. 1 1

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Page 1: Glückwunsch von Gustav Korkhaus

Fortfchritce l)r K|cf rorthop il)ie Ban~) 18,, 1957 Heft 1

Photo: Simonis, Wien

A m 16. Mai 1957 vollendet das Ehrenmitglied unserer Gesellscha]t, Pro]essor Dr. A r t h u r M a r t i n S c h w a r z , in erstaunlicher kSrperlicher und geistiger Frische sein 70. Lebensjahr. Ein grofler Kreis von Freunden und Schiilern aus allen euro. l~iiischen Ziindern wird seiner an diesem Tage in enger Verbundenheit gedenken. Denn was wgre die europ~iische Kie/erorthopddie - - will man i~berhaupt eine derartige re4]io- nale Begrenzung vornehmen - - ohne A . M. S c h w a r z ! Sein Name und seine Verdienste sind mit viel[iiltigen Zeichen in die Geschichte der Kie/erorthop6xlie einffegraben.

Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd, 18 ]t. 1 1

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2 A. Martin Schwarz zum 70. Geburtstag

Zuni~chst seien einige kurze Daten seines Lebensablau/es gegeben. Wien ist seine Geburtsstadt und die Eigenart seiner beweglichen und mitreiflenden PersSn- lichkeit wird besonders verstiindlich, wenn man well3, daft seine Wiege an der Donau gestanden hat. An der Wiener Universitiit studierte er auch yon 1907 ab Medizin, wobei er der Anatomie und Histologie sein gesteigertes Interesse schenlcte.

I m Jul i 1913 schlofl er seine Studien mit einer mit Auszeichnung bewerteten Pro- motion ab. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem er zuniiehst an der Front, dann als Militiirarzt teilnahm, widmete er sich in den Jahren 1919 bis 1924 weiterer /ach- iirztlicher Aus- und Fortbildung auf den, Gebieten der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ( N e u m a n n ) , der Chirurgie ( E i s e l s b e r g ) , der pathologischen Histologie und schliefllieh ab 1925 auch unter Professor W e i s e r der Zahnheilkunde. Diese lang- jdhrigen Studien vermittelten ibm eine auflerordentliche solide Grundlage an Kennt- nissen, die ibm bei seinen spiiteren histologischen und genetischen Studien ausgezeieh- net zustatten kamen.

Von 1928 bis 1932 war A. M. S c h w a r z Leiter der Zahniirztlichen Hills]oral/re. Schule der Wiener Zahndrzteschaft. I m Jahre 1933 habilitierte er sich unter Professor P i c h l e r bei der Wiener medizinischen Fakultdt /iir Zahnheilkunde. I m Oktober 1939 iibernahm er die Leitung der Kieferorthopddischen Abteilung der Wiener Sti~dti- schen Poliklinilc, die er heute noch innehat. I m Jahre 1951 er/olgte dann seine Ernennung zum auflerordentlichen Professor.

Mi t sicherem Blick die bier gegebenen auflerordentlichen EntwicklungsmSglich- keiten erlcennend, wandte sich A. M. S c h w a r z sehon /riih der Kieferorthopddie zu, wobei seine ersten Arbeiten noch deutlieh den Einflufl seines Lehrers O p p e n h e i m erkennen lassen (z. B. Die ,,Schuld" des Unterkiefers an der Angle-Klasse I I und 111). Schon bald aber werden seine Schritte sicherer und selbstiindiger. Eine Reihe wert- roller Forschungsarbeiten teils zur Genese der Anomalien, tells zur Frage der kie/er- orthopiidischen Gewebeveri~nderungen, tells zu diagnostischen Problemen erscheint in dieser Zeit und macht den Namen von A. M. S c h w a r z im In- und Auslande bekannt. Mi t seiner ganzen Liebe ist er in bewundernswertem Flei[3 um den wissen- seha/tlichen Fortsehritt unseres Fachgebietes bemiiht und es gibt kaum eine Frage yon Bedeutung, mit der er sich nicht in Wort und Schri/t auseinanderzusetzen sucht. Dabei /inden wissenscha/tliehe Probleme in gleicher Weise wie klinische Belange Beriicksichtigung.

Schon /riih kommt es zu einem erfreulichen Austausch der Meinungen und Er- ]ahrungen zwisehen Wien und Bonn und die VerS//entlichungen beider Schulen verraten nicht selten diese enge Zusammenarbeit im Dienste des Faches. So ist die genetische Einteilung der Gebiflanomalien von K a n t o r o w i c z . K o r l c h a u s und .4. M. S c h w a r z - - um nut ein Beispiel zu nennen - - ein derartiges iiufleres Zeichen der gleichen inneren Ausrichtung. Als ich im Jahre 1931 eine mehrsprachige inter- nationale Fachzeitschrift, die ,,Fortschritte der Orthodontilc" griindete, die Vorg~gerin dieser Zeitschrift, /and ich unter den europiiischen Kieferorthopiiden von Rang vor allem auch die begeisterte und tatlcrii/tige Untersti~tzung von A. M. Schwarz . So ist ein gro[3er Teil seiner 158 wissensehaftlichen Arbeiten, die er bisher verS/fentlieht hat, in unserer Zeitschri/t erschienen.

Legt schon diese Fiille an wissenscha/tlichen Arbeiten /iir seinen unermiidlichen Fleifl und seine unbeirrbare Zielstrebiglceit, wie auch /i~r seine unersehSpfliche Arbeitskra/t ein beredtes Zeugnis ab, so stehen wit mit besonderer Bewunderung vor der literarischen Leistung seines zweibiindigen ]cieferorthopiidischen Lehrbuches, das in fast 1700 Seiten und mit i~ber 1000 Abbildungen das gesamte Gebiet der,, Gebifl- regelung", wie A. M. S c h w a r z als Mitglied des ,,Deutschen Sprachvereins" die

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A. ~Iartin Schwarz zum 70. Geburtstag

Kie]erorthapiidie nennt, abhandelt. Dieses Werk beeindruckt nicht nur durch die er]reuliche Klarheit der Bearbeitung und seinen bestrickenden und iiberzeuge~tden Stil, sondern auch durch die auflerordentliche Zahl an wertvollen klinischen Beobach. tu~gen, die Frucht 8einer Tiitigkeit in Praxis und Poliklinik.

Wo immer die Kie]erorthopiidie au] Tagungen zur Verhandlung kommt, ist A. M. S c h w a r z in vorderster Reihe zu /inden. Seine /esselnde Art zu sprechen, steht ihm sowohl bei seinen Vortrdgen wie in der Diskussion ni~tzlich zur Seite und sichert ihm ein stets au]merksames Auditorium. Er ist stiindiger Gast au] den Jahres. tagungen der ,,Deutsehen Gesellscha/t ]iir Kie/erorthopSdie", die ihn zu ihrem Ehren- mitglied ernannt hat. Jedem neuen Gedanken geS//net, dem Fortschritt, wenn auch in kritischer Weise immer zugiinglich, hat unser Geburtstagskind selbst durch seine grundlegenden Beitriige das Fach nach ]eder Richtung bin be/ruehtet. An der Gestal. tung d~ kie/erorthopiidischen LehrgebSudes hat er so maflgeblichen Anteil.

Mit Stolz und Dankbarkeit gedenken wir dieses Mannes an seinem Festtage. Wi t sind stolz darau], daft er einer der Uwsrigen ist, und wir danken ihm yon Herzen /iir alles das, was er wegbereitend ]iir das Fach und damit /iir ]eden yon uns geleiste~ hat.

Wir wiinschen dem 70jiihrigen, dem niemand sein Alter ansieht, von Herzen noch viele er]olgreiche und gesundheitlich ungetri~bte Jahre an der Seite seiner Lebens. kameradin und ho//en zugleich au/ den Fortbestand unserer engen und /reundseha/t. lichen Zusammenarbeit im Dienste unseres geliebten Faches!

Bonn, im Mai 1957 G U S T A V K O R K H A US

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