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Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot Dr. A. Albrecht Dr. U. Schies, Prof. Dr. Dr.-Ing. P. Kämpfer, Prof. Dipl.-Ing. Univ. R. Scholbeck AM KNIE 6, 81241 MÜNCHEN Sonderdruck aus TIEFBAU, Heft 5/2001 und 3/2002 Überarbeitete Fassung vom Februar 2003 Abruf-Nr. 779

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Gesundheitsgefährdungdurch TaubenkotDr. A. AlbrechtDr. U. Schies, Prof. Dr. Dr.-Ing. P. Kämpfer, Prof. Dipl.-Ing. Univ. R. Scholbeck

AM KNIE 6, 81241 MÜNCHEN

Sonderdruck aus TIEFBAU, Heft 5/2001 und 3/2002Überarbeitete Fassung vom Februar 2003 Abruf-Nr. 779

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Gesundheitsgefährdung durch TaubenkotDr. A. Albrecht, Institut für angewandte Mikrobiologie, Justus-Liebig-Universität GießenDr. U. Schies, Tiefbau-Berufsgenossenschaft, MünchenProf. Dr. Dr.-Ing. P. Kämpfer, Institut für angewandte Mikrobiologie, Justus-Liebig-Universität GießenProf. Dipl.-Ing. Univ. R. Scholbeck, Tiefbau-Berufsgenossenschaft, München

Einleitung In von Menschen besiedelten Bereichen ist die verwilderteHaus- oder Straßentaube auf Grund ihrer Anspruchslosigkeitbezüglich der Wahl des Nistplatzes und -materials allgegen-wärtig. Einen Überblick der Bestände in verschiedenen deut-schen Städten erarbeitete Vater (1998). Der Autor befragte 1997insgesamt 32 Stadtverwaltungen und wertete 27 Auskünfte aus.In vielen Städten wird der Bestand an wild lebenden Tauben aufeinige Tausend bis Zehntausend geschätzt und für viele Stadt-verwaltungen gelten solche Vorkommen als problematisch(Vater, 1998). Eine Auswahl der geschätzten Bestände ist inTabelle 1 zusammengefasst. In den dichtbebauten Zentren mittelgroßer und großer Städte istoft das Auftreten von Tauben auf relativ wenige Gebäude kon-zentriert. Als Brutstätten besiedeln sie im menschlichen Umfeldu.A. Gebäudenischen und -verzierungen, Gesimse, Türme undBrücken sowie Bahnhofs-, Markt- und Fabrikhallen. Eine Nischevon 15 x 15 cm Grundfläche bei einer Höhe von 10 cm reicht zur Aufzucht der Brut (Scheurer, 1991). Offen zugängliche Dachböden können den sehr standorttreuenStadttauben eine ganzjährige Brut ermöglichen. Die Aufenthalts-und Brutstätten sind oft (weitgehend) geschlossene, vorNiederschlag und UV-Einstrahlung geschützte Räume. Untergeeigneten Voraussetzungen können jährlich von einem Brut-paar 3–7 Bruten mit jeweils 2 Eiern erfolgen. Da eine einzelneTaube im Jahr 10–12 kg Nass- bzw. 2,5 kg Trockenkot (Köstersund Korbel, 1997) produziert, können punktuell erheblicheTaubenkotakkumulationen auftreten. Einen von Tauben ge-nutzten Dachboden zeigt Abbildung 1. Der Fußboden ist flächen-

deckend mit Taubenkot bis zu einigen Zentimetern Höhe belegt.Außerdem sind Kadaver toter Tiere zu sehen. Stark verschmut-zen können auch Stahlkonstruktionen (Abb. 2). Der Kot kann sowohl die Funktion als auch den Wert von Stein-und Metallkonstruktionen negativ beeinflussen, so dass Reini-

Stadt (Einwohnerzahl) TaubenbestandEinschätzung*)

Berlin (3.471.000) 40.000 PPPMünchen (1.236.000) 40.000 PPPBraunschweig (253.000) > 3.000 PPPNürnberg (492.000) 20.000 PPPFrankfurt/M (650.000) 40.000 ?Rostock (228.000) 3–5.000 PPPGarmisch-Partenkirchen (24.000) 500 PPPSaarbrücken (187.000) 3–6.000 PLeipzig (478.000) 20–60.000 PPPUlm (116.000) 5.000 ?Mainz (184.000) 10.000 ?Warendorf (37.000) 6–800 PPP

*) Einschätzung der Problematik:

P = Taubenproblem PPP = erhebliches Taubenproblem ? = keine Angabe

Tabelle 1: Geschätzte Taubenbestände in verschiedenen deutschenStädten nach Angaben der jeweiligen Stadtverwaltung. Die Zahlenwurden 1997 von Vater im Rahmen einer Umfrage zusammengetra-gen. Verändert nach Vater (1998)

Abb. 1: Von Tauben genutzter Dach-boden. Der Fußboden ist flächen-deckend in einer Höhe von einigenZentimerternmit Tauben-kot belegt.Unter bevor-zugten Sitz-plätzenkommt es zudeutlich er-heblicherenAnhäufun-gen. Verein-zelt sindKadaver zusehen (Fotos:A. Albrecht)

Abb. 2: Durch Taubenkot

verschmutzte Stahlträger

Der Sonderdruck ist eine Zusammenfassung von drei Veröffentlichungen:Albrecht, A.; Schies, U.; Kämpfer, P.: Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot? – eine Literaturübersicht. TIEFBAU 5/2001,348–352Albrecht, A.; Kämpfer, P.; Schies, U.; Scholbeck, R.: Untersuchung der Belastung von Arbeitnehmern durch Taubenkot. TIEFBAU3/2002, 138–145Albrecht, A.; Kämpfer, P.: Untersuchung der Belastung von Arbeitnehmern durch Taubenkot. Fachtagung „Biologische Arbeitsstoffe“des Fachausschuss Tiefbau. 24.–26.4.2002 in Jößnitz

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gungsarbeiten oftmals unumgänglich sind. Häufig werden dieTaubenkotakkumulationen durch Schaufeln und Fegen oderzuweilen durch Einsatz von Hochdruckreinigern entfernt. DasEntstehen von Staub- oder Flüssigkeitsaerosolen (Nebel) istdabei nicht zu vermeiden. Vor Allem bei der mechanischenBewegung des trockenen Taubenkots kommt es im erheblichenAusmaß zur Aufwirbelung von Staub. Zusätzlich zu ökonomischen Aspekten und der Belästigungdurch unangenehme Gerüche birgt Taubenkot die Möglichkeiteiner gesundheitlichen Gefährdung durch Mikroorganismen.Nach dem bisherigen Erkenntnisstand ist das Infektionsrisikodes Menschen bei Kontakt mit einzelnen freilebenden Taubenvergleichbar mit dem Risiko bei Kontakt mit Zuchttauben, Heim- oder Ziervögeln. Jedoch können das massenhafteAuftreten von Tauben oder umfangreicher Taubenkotakkumu-lationen in unmittelbarer Nähe des Menschen zu einer konkretenGefährdung der menschlichen Gesundheit führen (BgVV, 1998;2001). Eine typische Reinigungstätigkeit mit starker Staubfreisetzungzeigt Abbildung 3. Bei derartigen Tätigkeiten muss prinzipiell mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung des Menschendurch Inhalation von Staub und Bioaerosolen gerechnet wer-den.

Erreger (-gruppe) Bemerkungen Krankheit Risikogruppe des Menschen Meldepflicht 9)

Campylobacter jejuni Gramnegativ Campylobakteriose 2 1)

C. coli Länge: 0,5–5,0 µm, Breite: 0,2–0,4 µm 2 1)

C. lari 2 1)

(Bakterien) Meldepflicht 9)

Chlamydophila psittaci 3) Obligat intrazellulär wachsende Bakterien Chlamydiose(aviäre Stämme) Gramnegativ Ornithose 3 1) 2)

(Bakterien) Infektiöse Elementarkörperchen mit 0,3 µm Durchmesser (Psittakose Meldepflicht 9)

Nichtinfektiöse Retikularkörperchen mit 1,0 µm Durchmesser bei Papageien)

Cryptococcus neoformans Runde oder ovale Zellen mit 3,5–8,0 µm Durchmesser Kryptokokkose 2 4)

(Hefe) keine Meldepflicht 9)

Listeria monocytogenes Grampositiv bis Gramvariabel Listeriose 2 1)

(Bakterium) Länge: 0,5–2,5 µm, Breite: 0,5–2,5 µm Meldepflicht 8)9)

Vermehrung bei + 4° C

Salmonella enteritidis 11) Gramnegativ Salmonellose 2 1)

S. typhimurium 10) Länge: 2,0–5,0 µm, Breite: 0,7–1,5 µm Meldepflicht 9)

(Bakterien)

Yersinia pseudotuberculosis Gramnegativ Yersiniose 2 1)

Y. enterocolitica Länge: 1,0–3,0 µm, Breite: 0,5–0,8 µm Pseudotuberkulose Meldepflicht 6)

(Bakterien) Enterokolitikose

Mycobacterium avium Grampositiv Atypische 2 1)5)

(Bakterium) Länge: 1,0–4,0 µm, Breite: 0,3–0,6 µm Mykobakteriose keine Meldepflicht 9)

Histoplasma capsulatum Einzelzellen mit 2–3 µm Durchmesser Histoplasmose 3 4)7)

(dimorpher Pilz) keine Meldepflicht 9)

1) Eingruppierung nach: Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, 19982) Anmerkung in 1): es gibt weniger virulente Standortvarietäten (Stämme nicht-aviären Ursprungs), die als Risikogruppe 2-Organismen

behandelt werden können, bzw. in Risikogruppe 2 gestuft werden können3) Wurde 1999 reklassifiziert. In der Literatur als Chlamydia psittaci aufgeführt4) Eingruppierung nach: Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, 19975) M. avium subspp. avium, paratuberculosis, silvaticum6) Meldepflicht bei enteritischer Erkrankung als „Enteritis infectiose – übrige Formen“7) Außerdem ist H. capsulatum var. farciminosum beschrieben, das nicht für Menschen, aber für Einhufer pathogen ist. Anmerkung nach 4)

8) Meldepflicht gemäß 9) nur für den direkten Nachweis aus Blut, Liquor oder anderen normalerweise sterilen Substraten sowie aus Abstrichen von Neugeborenen

9) Meldepflicht gemäß §§ 6 und 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG)10) Synonym Salmonella cholerasuis subsp. cholerasuis serovar typhimurium11) Synonym Salmonella cholerasuis subsp. cholerasuis

Tabelle 2: Potenziell humanmedizinisch relevante Bakterien, Pilze und Hefen, die mit Vogel- und Taubenkot in Zusammenhang gebrachtwerden. Eine aerogene Übertragung auf den Menschen durch Inhalation von erregerhaltigem Staub kann bei den aufgeführten Organismennicht ausgeschlossen werden. Angegeben sind zusätzlich die Krankheit des Menschen, die Risikogruppe sowie ggf. die Meldepflicht einermenschlichen Erkrankung. Verändert nach Albrecht und Kämpfer (2001)

Gesundheitsgefährdung durch TaubenkotMögliche Infektionsgefährdung von Arbeitnehmern durch TaubenkotMit dem Kot scheiden Tauben immer Mikroorganismen (Bakte-rien, Hefen und Pilze) sowie Viren aus. Sezierte Tiere, dieäußerlich keine Krankheitssymptome zeigen, können auchpotenziell humaninfektiöse Organismen abgeben (Kapperudund Rosef, 1983). Durch das Einatmen kontaminierter Staub-partikel können diese Mikroorganismen und Viren in denmenschlichen Körper gelangen und gegebenenfalls zu gesund-heitlichen Beeinträchtigungen führen. Im Folgenden soll auf einige relevante mikrobielle Gefährdungen näher eingegangenwerden. In Tabelle 2 sind humanmedizinisch relevante Bakterien, Pilzeund Hefen zusammengefasst, die mit Vogel- und Taubenkot inZusammenhang gebracht werden. Aufgeführt ist die Krankheits-bezeichnung beim Menschen, der Erreger, die Risikogruppe(Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, 1997, 1998)sowie gegebenenfalls die Meldepflicht von Erkrankungen desMenschen gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG). Über die Verbreitung humanmedizinisch relevanter Mikroorga-nismen in Taubenbeständen oder -kot liegen einige Unter-

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suchungen vor. Einschätzungen über die Durchseuchung diffe-rieren jedoch stark. Dies kann vor Allem auf unterschiedlicheUntersuchungsmethoden und -strategien zurückgeführt werden.Reihenuntersuchungen führen per se zu niedrigeren Anteilen alsUntersuchungen von Verdachtsfällen. Entscheidend ist auch, obTierkörper oder Kot untersucht werden. Die im Folgenden auf-geführte verallgemeinernde Abschätzung der Häufigkeit ver-meintlich relevanter Mikroorganismen beruht auf Literatur-angaben von Dörnemann (1981) sowie Albrecht und Kämpfer(2001). Die Hefe Cryptoccus neoformans wurde im Rahmen verschie-dener Untersuchungen in bis zu 40 % der untersuchten Tauben-kotproben nachgewiesen. Auf Grund der außerordentlich hohenAustrocknungsresistenz wird bei C. neoformans in trockenemVogelkot von einer Überlebensfähigkeit von über einem Jahrausgegangen. Die getrockneten Exkremente von Taubenermöglichen Kryptokokken nicht nur ein Überleben, sondernsind auch ein geeignetes Medium zu deren Vermehrung. Infeuchtem Vogelkot unterbleibt hingegen ihre Vermehrung, dabakterielle Zersetzungsprozesse zu einem wachstumsbeein-trächtigenden Anstieg des pH-Wertes führen. Kryptokokkosenkönnen bei abwehrgeschwächten Personen eine Lungenent-zündung hervorrufen, die in seltenen Fällen auch zu einer Hirn-hautentzündung führen kann (Brandis et al., 1994).Bakterien der Art Chlamydophila psittaci (vormals Chlamydiapsittaci), die sich durch eine hohe Infektiosität auszeichnen, wur-den in Taubenbeständen häufig nachgewiesen. In Abhängigkeitvon der Herkunft des Untersuchungsmaterials und der -methodekönnen zwischen 20 und 40 % der Tauben als infiziert gelten,bzw. zeigen Anzeichen einer überstandenen Infektion. Chlamy-dien gelten als relativ leicht auf den Menschen übertragbar.Infektiös sind die an Staub angelagerten, austrocknungsresis-tenten Elementarkörperchen. Aus Puten und Papageien isolierteErreger gelten allgemein als hoch ansteckend für den Menschenund können zu schweren Erkrankungen führen. Hingegen wer-den die von Tauben isolierten Stämme als weniger ansteckendangesehen und verursachen i.d.R. meist glimpflich verlaufendeErkrankungen. Chlamydien können auch an kot- und exsudat-verschmiertem Gefieder haften und einerseits beim Flattern derTiere in den Luftraum gelangen, andererseits auch Schmier-infektionen verursachen. In Feder- oder Kotstaub sind sie beiDunkelheit und Kühle bis zu mehreren Wochen überlebensfähig.Auf Grund eines Energiestoffwechseldefektes können sichChlamydien ausschließlich in lebenden Zellen vermehren. Üb-liche Kultivierungsmethoden mit Wachstum auf Agarnährbödenkönnen deshalb zu ihrem Nachweis nicht angewendet werden.

Die Erreger werden inhaliert und können die Lunge befallen.Nach 1–3 Wochen entsteht eine Lungenentzündung mit Fieber,Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Husten. Eine Infektion mitChlamydophila psittaci kann einerseits mit der Symptomatikeiner Erkältung oder nahezu ohne Symptome andererseits je-doch auch tödlich verlaufen. Die Erkrankung dauert i.d.R. eineWoche, aber auch längere Erkrankungszeiten sind möglich(Brandis et al., 1994).Ebenfalls in Taubenkot weit verbreitet sind Bakterien der GattungCampylobacter. Im Rahmen unterschiedlicher Untersuchungenwurden sie in 20 bis über 50 % der Kotproben nachgewiesen.Jedoch haben sie eine deutlich geringere Überlebensfähigkeitund sterben in Vogelkot in Abhängigkeit von der Temperaturinnerhalb von 3 bis 11 Tagen ab. Besonders auf Oberflächenreagieren sie empfindlich auf Austrocknung. Campylobacter jejuni ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für bakterielleEntzündungen der Darmwand. Die Zeit von der Infektion bis zumAusbrechen der Krankheit beträgt im Mittel 2–5 Tage. Nacheinem unspezifischen Krankheitsgefühl mit Kopf- und Glieder-schmerzen, das 12–24 Stunden dauern kann, kommt es zuplötzlichem Fieberanstieg auf bis zu 40° C. Die Diarrhoe beginntmeist explosiv und steigert sich auf bis zu 20 Entleerungen proTag. Die Krankheitsdauer beträgt meist 5–7 Tage, selten bis zu10 Tagen (Brandis et al., 1994).Auch Salmonellen wurden in Vogelkot sporadisch nachgewie-sen. Etwa 4 bis 17 % der Haus- sowie 2 bis 8 % der Stadttaubenkönnen als mit Salmonellen infiziert angesehen werden. Einzel-angaben zufolge kann der Anteil auch bei 30 % liegen. Vor Lichtgeschützt können sie in eingetrocknetem Kot bis zu einigenMonaten überdauern. Salmonellen können zu einer akuten Ent-zündung des Magens und des Darmes führen. Nach einer Inku-bationszeit von wenigen Stunden bis zu einem Tag setzt plötz-lich ein Brechdurchfall ein. Die Temperatur steigt teilweise auf39–40° C. In schweren Fällen besteht ein starkes Krankheits-gefühl und Kreislaufschwäche. Nach 1–2 Tagen klingen dieSymptome meist ab (Brandis et al., 1994).In Taubenkot wurden vereinzelt auch Mykobakterien, Yersiniensowie Listerien nachgewiesen. Yersinienerkrankungen könnenbei Erwachsenen sehr unterschiedliche Formen annehmen, u.a.auch wie ein „grippaler Infekt“ verlaufen. Listerien können zueiner Blutvergiftung mit Fieber führen, zu der oft eine Hirnhaut-entzündung hinzu tritt. Möglicherweise sind kurzfristge fieberhaf-te Erkrankungen auf Listerien zurückzuführen (Brandis et al.,1994).

Mögliche Infektionswege des MenschenVoraussetzung für eine gesundheitliche Gefährdung von Men-schen durch Mikroorganismen ist, dass die potenziellen Erregerin den Körper gelangen. Bei Tätigkeiten in mit Taubenkot verun-reinigten Bereichen sind verschiedene Eintrittspforten denkbar(in Anlehnung an die TRBA 500):

– Aufnahme über den MundBerühren des Mundes mit verschmutzten Händen, Handschu-hen oder Gegenständen. Essen, Trinken oder Rauchen ohnevorherige Reinigung der Hände. Verzehr von Nahrungsmitteln,die durch Aufbewahren in verschmutzten Bereichen kontami-niert wurden.

– Aufnahme über die AtemwegeMikroorganismen werden i.d.R. eingelagert in oder angeheftetan kleinste Tröpfchen oder Stäube als sog. Bioaerosole ein-geatmet. Taubenkot wird oftmals in getrockneter Form durchSchaufeln und Fegen entfernt. Gelegentlich werden auchHochdruckreiniger eingesetzt, um die Verunreinigungen abzu-spritzen. Die Bildung von Bioaerosolen ist bei diesen Vor-gehensweisen unvermeidlich.

– Aufnahme über die Haut oder die SchleimhäuteVerletzungen ermöglichen Mikroorganismen das Eindringenin den Körper. Aufgeweichte Haut bei Feuchtarbeiten sowie

Abb. 3:Reinigungstätig-keit auf einem mit Taubenkot verunreinigtenDachboden. Beim Fegen desgetrockneten Kotsentstehen er-hebliche Staub-mengen. DieArbeitnehmer sind mit Einmal-schutzanzügen,Sicherheitsstiefeln,wasserundurch-lässigen Hand-schuhen sowieAtem- und Augen-schutz ausge-stattet. (Foto: A. Albrecht)

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Spritzer in die Augen müssen ebenfalls als Eintrittspforte be-rücksichtigt werden.

Das aerogene Infektionspotenzial bei Menschen durch Ein-atmen von kontaminierten Stäuben oder sonstigen Bioaerosolenwährend der Beseitigung von Taubenkotverunreinigungen wurdeerstmals im Auftrag der Tiefbau-Berufsgenossenschaft experi-mentell untersucht. Die Ergebnisse sind im zweiten Teil diesesArtikels aufgeführt.

Symptome für eine InfektionSymptome für eine Infektion können das Auftreten von schwe-rem, wässerigem und zuweilen blutigem Durchfall, krampfartigeBauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Kreislauf-schwäche, Magen-, Kopf- oder Muskelschmerzen sein. Tretensolche Krankheitsbilder innerhalb von 2–5 Tagen nach Tätigkei-ten an einem mit Taubenkot verunreinigtem Ort auf, ist eineInfektion nicht auszuschließen. In einem solchen Fall mussunverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Dem Mediziner ist derUmgang mit Taubenkot mitzuteilen. Besondere Vorsicht ist ge-boten, wenn nach etwa 1–3 Wochen Fieber, Schüttelfrost, Kopf-schmerzen und ein quälender Hustenreiz auftreten. Ein solchesKrankheitsbild kann auf eine Ornithose hinweisen (Bredt, 1994).Das unverzügliche Aufsuchen eines Arztes und der Hinweis aufUmgang mit Taubenkot kann im Extremfall überlebenswichtigsein.

Allergisierende Wirkungen Neben einer möglichen Gefährdung durch Infektionen muss andurch Taubenkot verunreinigten Arbeitsplätzen auch mit Sensi-bilisierungen gegenüber Tierallergenen gerechnet werden.Empfindliche Personen können bei wiederholter Exposition eineExogen-Allergische-Alveolitis (EAA), eine sog. Taubenzüchter-lunge, ausbilden. Als einatembare Allergene gelten feinste, fürdas Auge nicht sichtbare Partikel, vor Allem abgestoßenes Haut-epithel, Federpartikel und zu Staub zerfallener Taubenkot. AufGrund ihrer sehr feinen Verteilung wirken von Tauben stammen-de Feinstäube oft stärker sensibilisierend als vergleichbare Par-tikel anderer Vogelarten. Unter Taubenzüchtern wird eine Taubenzüchterlunge in einerHäufigkeit zwischen 1 und 10 % vermutet. Exakte Aussagensind sehr schwierig, da sich erkrankte Züchter aus Angst, ihrgeliebtes Hobby aufgeben zu müssen, vermutlich nicht anReihenuntersuchungen beteiligen. Bei stark sensibilisiertenMenschen kann bereits kurzzeitiges Einatmen geringer Par-tikelmengen Krankheitssymptome hervorrufen. Eine Tauben-züchterlunge äußert sich i.d.R. 4 bis 12 Stunden nach Einatmendes (Kot-) Staubes durch Atembeschwerden mit Husten undAuswurf, Kopf- und Gliederschmerzen sowie zuweilen Frösteln,leichtem Fieber oder Nachtschweiß (Lüthgen,1994).

ParasitenTaubenzecken sind nachtaktive Tiere, die zum Durchlaufenihrer Entwicklungsstadien die Anwesenheit von Taubenkükenbenötigen. Sie finden sich daher vor Allem im Bereich von Nist-plätzen, auch wenn diese schon mehrere Jahre verlassen sind.Die erwachsenen Zecken können Menschen befallen und siebeißen. Die Bisse können massive allergische Reaktionen aus-lösen.

Taubenmilben können auch den Menschen als Nahrungsquellenutzten und bei ihm Blut saugen. Danach fallen sie wieder ab.Als Komplikation kann eine Milben-Allergie auftreten.

Toxische WirkungenEine weitere mögliche Gefährdung kann auch von bereits abge-storbenen gramnegativen Bakterien ausgehen. Werden solcheBakterienzellen nach ihrem Tod zersetzt, können als Zellwand-bestandteile sog. Endotoxine freigesetzt werden (Olenchock,

1996). Nach dem Einatmen größerer Mengen können ähnlicheSymptome wie bei einer Infektion auftreten, beispielsweiseSchüttelfrost, akutes Fieber, chronischer Husten sowie Kopf-und Gliederschmerzen.

Untersuchung der Belastung von Arbeitnehmern durch TaubenkotAn vielen Arbeitsplätzen bzw. bei vielen Tätigkeiten treten immerwieder Expositionen der Beschäftigten gegenüber Taubenkotauf. Zu diesen Tätigkeiten zählen nicht nur Sanierungsarbeitenvon mit Taubenkot verunreinigten Standorten. Oft werden Tätig-keiten in Arbeitsbereichen durchgeführt, die mit Taubenkot ver-unreinigt sind, z.B. bei Inspektionsarbeiten an einer Brücke.Bisher lagen nur wenig Angaben über die Gefährdung derBeschäftigten bei entsprechender Tätigkeit vor. Daher hat dasSachgebiet „Mikrobiologie im Tiefbau“ des FachausschussesTiefbau die Belastung von Arbeitnehmern durch Taubenkotnäher untersuchen lassen. Im Vordergrund standen dabeizunächst reine Sanierungsarbeiten, da hier auch die höchstenExpositionswerte zu erwarten waren. Im Auftrag der Tiefbau-Berufsgenossenschaft wurden vom Institut für AngewandteMikrobiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen in denJahren 2000 bis 2001 Untersuchungen zur möglichen Gesund-heitsgefährdung durch Taubenkot durchgeführt.

Material und Methoden Die Probenahmen erfolgten an unterschiedlichen Orten in denJahren 2000 und 2001. Tabelle 3 gibt einen Überblick über dieOrte, die untersuchten Objekte, den Verschmutzungsgrad, dieaktuelle Zugänglichkeit für Tauben, die Art und Weise der Reini-gung sowie über das Ausmaß der Staubfreisetzung während derReinigung. Die während der Reinigungstätigkeiten freigesetzten Bioaero-sole wurden in unmittelbarer Nähe der Arbeitnehmer überwie-gend mit MD 8-Luftkeimsammlern (Sartorius, Göttingen) be-probt. Die Erfassungssysteme wurden nach Möglichkeit in einerHöhe von 1,5 m positioniert. Vereinzelt wurden personenbe-zogene Gefahrstoff-Probenahmesysteme (PGP) mit Gesamt-staubsammelkopf (PGP-GSP-System) oder All Glass-Impinger(AGI-30) eingesetzt. In Tabelle 4 sind die Charakteristika der eingesetzten Sammelgeräte zusammengefasst. Die Aufarbei-tung der Proben erfolgte gemäß der Technischen Regel für bio-logische Arbeitsstoffe 430 (TRBA 430). Von jeder Verdünnungs-stufe wurden jeweils drei Laborparallelen angelegt.

Die gesammelten Mikroorganismen wurden durch Kultivierungals Koloniebildende Einheiten (KBE) nachgewiesen. Abbildung 4zeigt eine Casein-Sojamehl-Pepton-Agar-Platte nach 7-tägigerInkubation bei 36° C. Eine differenzierte Erfassung verschiede-ner Organismengruppen erfolgte durch Verwendung spezifischerNährböden, die in Tabelle 5 aufgeführt sind. Alle mikrobiolo-gischen Kultivierungsverfahren besitzen durch die gewählten

Sammler Sammelmedium Sammelzeit Gesammeltes Sammelprinzip Luftdurchsatz Volumen

MD 8 Gelatinefilter 10 min 1 m3

Filtration (3,0 µm) 100 l min–1

PGP-GSP Gelatinefilter 30 min 0,105 m3

Filtration (3,0 µm) 3,5 l min–1

AGI-30 0,9 %ige NaCl 30 min 0,381 m3

Impingement (50 ml) 12,7 l min–1

Tabelle 4: Charakteristika der eingesetzten Sammelgeräte zur Erfas-sung luftgetragener Mikroorganismen an mit Taubenkot verunrei-nigten Arbeitsplätzen. Der Einsatz der Geräte erfolgte in Anlehnungan Hofmann et al., 1999

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Bedingungen (Zusammensetzung derNährböden, Temperatur, Gasatmos-phäre, etc.) eine spezifische Selektivität.Auch auf sogenannten universellenNährböden können deshalb nur die je-weils unter den gewählten Bedingungenkultivierbaren Mikroorganismen einesBioaerosols nachgewiesen werden. Dadies selbst für unterschiedliche Stämmeneiner Art gelten kann, wird die Ver-wendung unterschiedlicher Nährbödenempfohlen (Bockemühl, 1992). Deshalbwurden für die in diesem Rahmen beson-ders wichtige Familie der Enterobac-teriaceae (dieser Familie werden die meisten typischen Darmbakterien zuge-ordnet) zwei unterschiedliche Nährbödenverwendet. Die auf Salmonella-Shigella- und Mac-Conkey No. 3-Agar kultivierten Haupt-morphotypen wurden durch physiolo-gisch-biochemische Merkmale (Kämpfer,1996; Kämpfer et al., 1991) sowie durchFettsäureanalyse (Kämpfer und Kroppen-stedt, 1996) identifiziert. Einzelne Bioaerosolproben wurden quali-tativ auf Gehalt an Chlamydien sowohlmittels Zellkulturen und Detektion durchmonoklonale Antikörper (Unkrig, 1995)als auch mittels Multiplex-PCR (Siemers,1999) untersucht.

ErgebnisseIm Folgenden sind die Ergebnisse einigerUntersuchungen dargestellt. Die Situa-

Probenahme- Objekt Art und Weise der Reinigungort Verschmutzungsgrad (Staubfreisetzung)2)

Zugänglichkeit für Tauben

Kaisers- Dachboden Simulierte Tätigkeiten:lautern – weitgehend gereinigt SchaufelnKL nicht zugänglich (seit einigen Monaten) (sehr stark)

Ludwigs- Brücke – geschlossener Raum Schaufelnhafen – flächendeckend (extrem stark)LU aktuell zugänglich1)

Stuttgart – leerstehende Gebäude Schaufeln und FegenS punktuell (mittel)

aktuell zugänglich1)

Marburg – Dachboden SchaufelnMR flächendeckend (sehr stark)

nicht zugänglich (seit zwei Jahren)

Wiesbaden – Brücke – offene Stahlkonstruktion HochdruckreinigerWI punktuell Flüssigkeitsaerosol

aktuell zugänglich1) (sehr stark)

Wuppertal – Stahlträger, offene Bereiche Spachteln und BürstenW punktuell (gering)

aktuell zugänglich1)

Koblenz – Dachboden Schaufeln und FegenKO flächendeckend (extrem stark)

aktuell zugänglich1)

Branden- Maschinengebäude am Wehr Fegen, Spachteln und burg – punktuell Bürsten, z.T. SaugerBRB aktuell zugänglich1) (mittel)

Berlin – leerstehendes Gebäude Fegen, z.T. SaugerB punktuell (gering)

nicht zugänglich (seit mehreren Jahren)

Offenbach – Maschinengebäude an Schleuse FegenOF punktuell (gering)

aktuell zugänglich1)

n.n. – HÜ3) Hühnerstall Bewegung der Tiereflächendeckend (mittel)

1) vor Reinigungsbeginn befanden sich lebende Tiere im Untersuchungsobjekt2) die während der Reinigung beobachtete visuell sichtbare Staubproduktion im Objekt3) Referenzmessung in einem Stall zur Legehennenaufzucht in Bodenhaltung während einer Impfaktion

durch Tierärzte

Tabelle 3:Probenahmeorte, unter-suchte Objekte, Ver-schmutzungsgrad, aktuelle Zugänglichkeitfür Tauben, Art undWeise der Reinigungsowie Ausmaß derStaubfreisetzung während der Reinigung

Organismen- Nährmedium Inkubationstemperatur [° C]gruppe Antibiotikazusätze [µg ml–1]

Endauswertung

„Gesamtkeime“ Casein-Sojamehl-Pepton-Agar (CaSo) 36Oxoid, PO 5073 A 7 Tage

Enterobacteriaceae3) Salmonella-Shigella-Agar (SS) 36Oxoid, PO 5022 A 4 Tage

Enterobacteriaceae3) MacConkey No. 3-Agar (MacConkey) 36Oxoid, PO 5002 A 4 Tage

Campylobacter Campylobacter-Selektiv-Agar 36(Campylobacter) O2-reduziert2)

Oxoid, PO 5091 A 4 Tage

Schimmelpilze Dichloran-Glycerin-Agar (DG 18) 25Oxoid, CM 0729 B Chloramphenicol 100

Oxytetracyclin 407 Tage

Thermophile und Malzextrakt-Agar (Malz) 451)

thermotolerante Pilze Merck, 1.05398 Chloramphenicol 100Oxytetracyclin 407 Tage

Hefen Sabouraud-Agar (Sabouraud) 36Oxoid, PO 5070 A 7 Tage

1) zum Schutz vor Austrocknung erfolgt die Inkubation in verschlossenen Kunststoffbeuteln2) Inkubation erfolgte in einer O2-reduzierten und CO2-angereicherten Gasatmosphäre durch Verwendung

von Anaerocult® C, Merck 1.162753) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von

Bakterien der Familie der Enterobacteriaceae verwendet

Tabelle 5: Spezifische Nährböden zur Erfas-sung verschiedener Organismengruppenaus Taubenkot. Angegeben sind auch dieInkubationstemperaturen, Antibiotikazu-sätze sowie der Zeitpunkt der Endaus-wertung

Abb. 4: Beimpfte und

sieben Tage bei36° C bebrütete

Casein-Soja-mehl-Pepton-

Agar-Platte(CaSo)

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tion bezüglich Art und Umfang der Verschmutzung sowie diedurchgeführten Reinigungstätigkeiten waren an jedem Ort unter-schiedlich, so dass die Ergebnisse standortspezifisch beschrie-ben werden.

Kaiserslautern – KLDie Untersuchungen in Kaiserslautern wurden auf einem Dach-boden durchgeführt, der einige Monate zuvor durch Entfernungvon Taubenkot gereinigt worden war. Im Rahmen dieserTätigkeit kam es zu einer Erkrankung eines beteiligtenArbeitnehmers. Die Örtlichkeit sowie der Erkrankungsfall wurdenvon Warfolomeow (2001) beschrieben. Vor der Reinigung wur-den auf dem Dachstuhl Taubenkot, -federn, -kadaver und -nesterim großen Ausmaß registriert. Nach der Reinigung hatten Tauben keinen Zugang mehr zu derRäumlichkeit. Die beschriebene Taubenkotverunreinigung be-fand sich auf einer Holzabdeckung, unter der nahezu flächen-deckend in einer Stärke von 5–10 cm feingemahlener Flözsandlag. Dieser Sand befand sich während der hier beschriebenenUntersuchung teilweise noch auf dem Dachboden und wurde zur Simulation von Arbeitsaktivitäten durch Schaufeln bewegt(Abb. 5).

Das geschilderte Vorgehen wurde bei Warfolomeow (2001) fotografisch dokumentiert. In Tabelle 6 sind die Konzentratio-nen luftgetragener Mikroorganismen sowie die Mediane auf den verwendeten Selektivnährböden zusammengefasst. Ver-mehrungsfähige Chlamydien wurden in einer von sechs Proben

nachgewiesen, Chlamydophila psittaci-DNA in zwei von sechs.Abbildung 6 zeigt die zu Probenahmezwecken verwendetenGelatinefilter vor bzw. nach Filtration von 1 m3 Luft.

Ludwigshafen – LUDie Messungen erfolgten während Reinigungsarbeiten an einerBrücke in Ludwigshafen. Unterhalb der Fahrbahn befand sicheine in Längsrichtung trapezartig ausgebildete Betonkonstruk-tion, deren Seiten einen geschlossenen Raum von etwa 1,70 mHöhe, 3 m Breite und 50 m Länge umschlossen. Einziger Zugang zu diesem Raum war eine runde Öffnung von0,60 m Durchmesser und einer Länge von 1,30 m, die zu Beginnder Reinigungsarbeiten nicht verbrämt war, so dass Vögel in denRaum gelangen konnten. Im Inneren verlief in Längsrichtung inetwa 0,40 m Höhe eine aus Kunststoffmaterial bestehende Ent-wässerungsleitung mit einem Durchmesser von etwa 0,20 m, diedazu diente, das auf der Fahrbahn niedergegangene Regen-wasser abzuleiten. Die Räumlichkeit ist in Abbildung 7 im ge-reinigten Zustand abgebildet.

Abb. 5: Ehemals mit Taubenkot verunreinigter Dachboden inKaiserslautern. Tauben hatten über Jahre ungehinderten Zutritt undverursachten sehr starke Verunreinigungen, die einige Monate vorder Probenahme entfernt wurden. Links im Bild ist das MD8-Probenahmesystem zu sehen. In der Mitte und rechts befindet sichfein gemahlener Flözsand, der zur Simulation von Arbeitsaktivi-täten durch Schaufeln bewegt wurde.

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 5,2 x 105 3,2 x 105 – 1,8 x 106

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 1,2 x 103 1,0 x 103 – 3,0 x 103

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 4,6 x 103 2,3 x 103 – 4,8 x 103

Campylobacter(36° C) 9,0 x 102 5,0 x 102 – 3,0 x 103

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 2,7 x 106 8,0 x 105 – 3,9 x 106

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 2,0 x 102 k.W. – 3,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W.1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche

Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 6: Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen in KBE/m3 Luft während der simulierten Arbeitsaktivitäten in Kaisers-lautern. Angegeben sind jeweils die Spannweiten der Maximalkon-zentrationen von drei Messtagen sowie deren Mediane. Die Probe-nahmen erfolgten mit MD 8-Luftkeimsammlern auf Gelatinefiltern

Abb. 6: Die für die Probenahmen verwendeten Gelatinefilter. Rechtsist ein nicht benutztes Filter zu sehen, links eines, durch das wäh-rend simulierter Arbeitsaktivitäten in Kaiserslautern 1 m3 Luft ge-saugt wurde

Abb. 7: Von Taubenkot gereinigter Raum unterhalb einer Brücke inLudwigshafen. Bis auf die runde Öffnung im Hintergrund (Durch-messer 60 cm) besteht keine Verbindung nach außen. Vor der Reini-gung befanden sich einige dutzend Tauben, Gelege, Kadaver undGerippe in der Räumlichkeit. Der Boden war flächendeckend etwa10 cm hoch mit Taubenkot bedeckt. Das überwiegend getrocknete,z.T. auch frische Material wurde durch Schaufeln und Abfüllen inKunststoffsäcke unter starker Staubproduktion entfernt

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Zu Beginn der Reinigungstätigkeiten erreichte der Kot nahezuflächendeckend eine Höhe von bis zu 0,10 m. Es wurden außer-dem zahlreiche Nester, z.T. mit Eiern oder Jungvögeln unter-schiedlichen Alters, Federn sowie Vogelkadaver und -gerippevorgefunden. Das gesamte Material in der beschriebenenRäumlichkeit war bis auf die frischen Ausscheidungen sehrtrocken. Die Reinigung erfolgte manuell durch Abfüllen derschaufelbaren Verunreinigungen in Kunststoffsäcke und Aus-fegen. Bedingt durch die trockene Konsistenz des Kotes wurdendabei größere Staubmengen in die Luft freigesetzt. In Tabelle 7sind die Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen sowiedie Mediane auf den verwendeten Selektivnährböden zusam-mengefasst. Vermehrungsfähige Chlamydien wurden in einervon fünf Proben nachgewiesen, Chlamydophila psittaci-DNA indrei von fünf.

Marburg – MRDie Messungen erfolgten auf einem Dachboden, der seit etwazwei bis drei Jahren für Tauben nicht mehr zugänglich war. DerFußboden bestand aus einer Holzbalkenkonstruktion mit Lehm-auffüllung. Größere Bereiche waren z.T. flächendeckend durchTaubenkot verunreinigt, besonders unter ehemaligen Sitzplätzenbefanden sich Akkumulationsbereiche (Abb. 1 – Der Kot wurdeunter starker Staubentwicklung durch Schaufeln und Fegen ent-fernt). Die Reinigung erfolgte durch Schaufeln des trockenenTaubenkotes in Säcke. Bei dieser Tätigkeit wurde Staub aufge-wirbelt. In Tabelle 8 sind die Konzentrationen luftgetragenerMikroorganismen sowie deren Mediane auf den verwendetenSelektivnährböden zusammengefasst. Es wurden weder ver-mehrungsfähige Chlamydien noch deren DNA nachgewiesen.

Wiesbaden – WIDie Messungen erfolgten während Reinigungsarbeiten an eineraus Stahlstreben zusammengesetzten Brücke. Konstruktions-bedingt konnten Vögel in den Innenbereich der Brücke ein-fliegen. Vogelkotverunreinigungen manifestierten sich als weiß-licher Belag auf den Stahlträgern. An geschützten Stellen derStahlkonstruktion befanden sich vereinzelt Vogelnester, die aufGrund der Größe des verwendeten Nistmaterials nicht vonTauben stammen konnten. Größere Kotansammlungen be-fanden sich vor Allem in den Bereichen, an denen die Stahl-konstruktionen an den Brückenpfeilern befestigt waren. Die

Reinigung der Stahlkonstruktion erfolgte durch Einsatz vonHochdruckreinigern. Dazu wurde Wasser auf 95° C erhitzt undmit einem Druck von 100 bar auf die Stahlträger gespritzt. Da-bei entstanden deutlich sichtbare Flüssigkeitsaerosole (Abb. 8).In Tabelle 9 sind die Konzentrationen luftgetragener Mikroorga-nismen sowie deren Mediane auf den verwendeten Selektiv-nährböden zusammengefasst.

Koblenz – KODie Probenahmen erfolgten auf einem Dachboden eines unbe-wohnten Hauses in Koblenz. Tauben hatten bis zu Beginn derReinigungstätigkeiten Zugang zu den Räumlichkeiten. Der Fuß-boden war überwiegend flächendeckend durch getrocknetenTaubenkot verunreinigt. Unter Sitzplätzen befanden sich stär-kere Akkumulationen. Zusätzlich zum Taubenkot befanden sichauf dem Dachboden Taubenkadaver sowie Nester mit Eiern. Der Kot wurde durch Zusammenkehren und Schaufeln unterextremer Staubfreisetzung entfernt (Abb. 9). Anschließendwurde der Fußboden mit einem Metallschaber sowie mit einemDrahtbürstenbesen gereinigt. Auch dabei wurde sehr viel Staub

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 4,1 x 106 3,8 x 105 – 4,9 x 107

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 1,8 x 104 1,9 x 103 – 2,9 x 106

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 4,1 x 103 k.W. – 4,1 x 104

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 7,3 x 106 3,0 x 105 – 7,4 x 107

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 9,5 x 102 k.W. – 3,0 x 103

Hefen(Sabouraud, 36° C) 1,8 x 104 k.W. – 6,1 x 105

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 7: Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen in KBE/m3 Luft während der Reinigungsaktivitäten in Ludwigshafen.Angegeben sind jeweils die Spannweiten der Maximalkonzentratio-nen von drei Messtagen sowie deren Mediane. Die Probenahmenerfolgten mit einem PGP-GSP-System bzw. MD 8-Luftkeimsamm-lern auf Gelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 1,3 x 104 8,0 x 102 – 5,8 x 104

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) k.W. k.W. – 2,0 x 102

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) k.W. k.W.

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 2,0 x 104 1,1 x 103 – 8,0 x 104

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 2,0 x 102 k.W. – 4,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W.1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche

Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 8: Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen in KBE/m3 Luft während der Reinigungsaktivitäten in Marburg. Ange-geben sind jeweils die Spannweiten der Maximalkonzentrationensowie deren Mediane. Die Probenahmen erfolgten mit MD 8-Luft-keimsammlern auf Gelatinefiltern

Abb. 8: Reinigungstätigkeiten an einer Brücke zwischen Mainz undWiesbaden. Die Taubenkotverunreinigungen wurden mit Hilfe vonHochdruckreinigern (100 bar Druck, 95° C) entfernt. Deutlich sicht-bar ist die dabei entstandene Aerosolwolke. Im linken Bildteil isteine begehbare Arbeitsplattform zu sehen

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aufgewirbelt. In Tabelle 10 sind die Konzentrationen luftgetra-gener Mikroorganismen sowie deren Mediane auf den ver-wendeten Selektivnährböden zusammengefasst. Es wurdenweder vermehrungsfähige Chlamydien noch deren DNA nach-gewiesen.

Brandenburg – BRBDie Probenahmen erfolgten in einem Maschinengebäude einesWehres der Havel in der Stadt Brandenburg. Durch eine etwa 20 x 20 cm große Öffnung hatten Tauben Zutritt zu dem Ge-bäude, in dem sich zu Beginn der Probenahme 5 Tauben undeinzelne Eier befanden. Im Raum befindliche Elektromotoren,ein Elektroschaltschrank sowie der Fußboden zeigten deutlicheVerschmutzungen durch Taubenkot (Abb. 10). Der überwiegendgetrocknete Kot wurde durch Fegen und Schaufeln, Saugen,Spachteln oder durch feuchtes Abbürsten (Abb. 11) entfernt. Eswurde lediglich eine mäßige Staubfreisetzung beobachtet. InTabelle 11 sind die Konzentrationen luftgetragener Mikroorganis-men sowie deren Mediane auf den verwendeten Selektivnähr-böden zusammengefasst.

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 2,2 x 106 1,7 x 105 – 2,1 x 107

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 6,0 x 103 2,0 x 102 – 5,0 x 105

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 3,0 x 103 1,0 x 102 – 1,5 x 105

Campylobacter(36° C) 2,0 x 102 k.W. – 5,0 x 104

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 1,5 x 106 1,9 x 105 – 2,5 x 107

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 8,0 x 102 1,0 x 102 – 1,0 x 104

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W.1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche

Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 10: Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen in KBE/m3 Luft während der Reinigungsaktivitäten in Koblenz. Ange-geben sind jeweils die Spannweiten der Maximalkonzentrationenvon neun Einzelmessungen sowie die Mediane. Die Probenahmenerfolgten mit MD 8-Luftkeimsammlern auf Gelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 1,7 x 104 6,6 x 103 – 8,1 x 105

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 1,3 x 103 k.W. – 1,0 x 104

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) k.W. k.W. – 3,9 x 103

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 2,6 x 103 k.W. – 1,0 x 104

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) k.W. k.W.

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W. – 3,8 x 104

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 9: Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen in KBE/m3 Luft während der Reinigungsaktivitäten in Wiesbaden. An-gegeben sind jeweils die Spannweiten der Maximalkonzentrationenvon zwei Messtagen sowie deren Mediane. Die Probenahmen er-folgten mit AGI-30-Impingern in physiologischer Kochsalzlösung

Abb. 9: Ein mit TaubenkotverunreinigterDachboden inKoblenz. Der Fuß-boden war teilweisebis zu 1–2 cm Höhemit überwiegendtrockenemTaubenkot bedeckt.Vor Beginn derReinigung befan-den sich einzelneTauben in denRäumlichkeiten. Auf dem Bild isteine typischeReinigungstätigkeitzu sehen, in dessenVerlauf sehr vielStaub in die Luftgelangte

Abb. 10: Mit Taubenkot ver-unreinigter Ma-schinenraum einesWehres in Branden-burg. Der Kot aufdem Fußboden so-wie an den Maschi-nenteilen war über-wiegend trocken.Zu Beginn der Mes-sungen befandensich einige Taubenim Raum

Abb. 11: Reinigung einesdurch TaubenkotverunreinigtenTreppengittersdurch feuchtesAbbürsten

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Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 8,9 x 104 1,8 x 103 – 5,2 x 105

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 1,3x 103 k.W. – 7,6 x 103

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 2,0 x 102 k.W. – 1,7 x 103

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 2,0 x 105 3,8 x 103 – 3,5 x 105

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 4,0 x 102 k.W. – 6,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W. – 6,0 x 103

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 12 (oben): Konzentrationen luftgetrage-ner Mikroorganismen inKBE/m3 Luft während derReinigungsaktivitäten in Stutt-gart. Angegeben sind jeweilsdie Spannweiten der Maximal-konzentrationen sowie derenMediane. Die Probenahmenerfolgten mit MD 8-Luftkeim-sammlern auf Gelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 2,7 x 104 1,5 x 103 – 1,0 x 105

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) k.W. k.W. – 1,0 x 102

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) k.W. k.W. – 4,0 x 102

Campylobacter(36° C) k.W. k.W. – 1,0 x 102

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 1,7 x 105 4,9 x 103 – 5,3 x 105

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) k.W. k.W. – 1,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W. – 1,2 x 103

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 13 (rechts oben): Konzentrationen luftgetragener Mikro-

organismen in KBE/m3 Luft während derReinigungsaktivitäten im Haltestellen-

bereich der Wuppertaler Schwebebahn. An-gegeben sind jeweils die Spannweiten der

Maximalkonzentrationen sowie derenMediane. Die Probenahmen erfolgten mit

MD 8-Luftkeimsammlern auf Gelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 1,9 x 104 3,9 x 103 – 6,4 x 104

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) k.W. k.W.

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) k.W. k.W.

Campylobacter(36° C) 5,1 x 101 k.W. – 2,0 x 102

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 1,0 x 105 4,9 x 103 – 5,3 x 106

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 3,0 x 102 k.W. – 6,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W.1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche

Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 14 (rechts): Konzentrationen luftgetragener Mikro-

organismen in KBE/m3 Luft während derReinigungsaktivitäten in Berlin. Angegebensind jeweils die Spannweiten der Maximal-konzentrationen sowie deren Mediane. Die

Probenahmen erfolgten mit MD 8-Luft-keimsammlern auf Gelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 5,8 x 104 1,6 x 104 – 4,0 x 105

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 1,1 x 103 k.W. – 5,2 x 103

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 2,2 x 103 k.W. – 1,9 x 104

Campylobacter(36° C) k.W. k.W.

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 2,1 x 105 2,3 x 104 – 3,2 x 105

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) 5,5 x 102 9,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W.1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche

Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 15 (rechts): Konzentrationen luftgetragener

Mikroorganismen in KBE/m3

Luft während der Reinigungs-aktivitäten in Offenbach. Ange-geben sind jeweils die Spann-

weiten der Maximalkonzen-trationen sowie deren Mediane.Die Probenahmen erfolgten mit

MD 8-Luftkeimsammlern aufGelatinefiltern

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 5,1 x 104 2,2 x 104 – 9,9 x 105

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 5,1 x 101 k.W. – 1,0 x 102

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) k.W. k.W. – 2,0 x 102

Campylobacter(36° C) 5,1 x 101 k.W. – 9,0 x 102

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 1,4 x 106 2,8 x 105 – 2,8 x 106

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) k.W. k.W. – 4,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) k.W. k.W. – 1,0 x 102

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 11(oben):KonzentrationenluftgetragenerMikroorganismen inKBE/m3 Luft wäh-rend der Reini-gungsaktivitäten inBrandenburg. Ange-geben sind jeweilsdie Spannweiten derMaximalkonzentra-tionen sowie derenMediane. DieProbenahmenerfolgten mit MD 8-Luftkeimsammlernauf Gelatinefiltern

Page 11: Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot - bgbau.de · 3 gungsarbeiten oftmals unumgänglich sind. Häufig werden die Taubenkotakkumulationen durch Schaufeln und Fegen oder zuweilen

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Stuttgart – SDie Probenahmen wurden im Obergeschoss eines zum Abbruchvorgesehenen Hauses durchgeführt, zu dem Tauben durch de-fekte Fenster ungehinderten Zutritt hatten. Der Fußboden warpunktuell mit Taubenkot und –federn verunreinigt, lediglichunterhalb von Türen, die als Sitzplatz genutzt wurden, tratenumfangreichere Kotakkumulationen auf. Zu Beginn der Reini-gung befanden sich einige Tauben sowie ein Nest mit Jung-vögeln im Dunenkleid in den Räumen. Der überwiegend trockene Taubenkot wurde mit Schabern sowiedurch Fegen zusammengekehrt (Abb. 12) und in Kunststoff-säcke gefüllt. Im Rahmen der Reinigungstätigkeiten gelangtevergleichsweise mittelmäßig viel Staub in die Luft. Die Kon-zentrationen luftgetragener Mikroorganismen sowie derenMediane auf den unterschiedlichen Selektivnährböden sind inTabelle 12 angegeben.

Wuppertal – WTauben haben zum offenen, überdachten Haltestellenbereichder Wuppertaler Schwebebahn freie Einflugmöglichkeiten.Vergrämungsvorrichtungen befanden sich ausschließlich ober-halb der für Fahrgäste vorgesehenen Aufenthaltsorte. Tauben-kotverunreinigungen manifestierten sich vor allem als weislicherBelag auf den Stahlstützträgern. Mit Hilfe von Spachteln und Drahtbürsten wurden die Stahlträgergereinigt. Tätigkeitsbedingt war der Atemtrakt des Arbeitersweniger als eine Armlänge von der Verschmutzung entfernt. Die Probenahme erfolgte in einem vergleichbaren Abstand (Abb. 13). Tabelle 13 fasst die Ergebnisse der ermittelten Kon-zentrationen luftgetragener Mikroorganismen sowie derenMediane zusammen.

Berlin – BDas Obergeschoss des Gebäudes, zu dem Tauben seit etwa1993/1994 keinen Zutritt mehr gehabt haben sollen, war durcheine Mineralfaser-Akustikdecke vom Dachgeschoss abgetrennt.Der Fußboden des zu reinigenden Objektes war punktuell, diedachbodenseitige Mineralfaserisolierung hingegen in einemdeutlich stärkerem Umfang mit trockenem Taubenkot verun-reinigt. Die Reinigungsarbeiten bestanden aus der Demontage derMineralfaserdecke und dem Aufsaugen (K1-Industriestaub-sauger) der Kotverunreinigungen vom Fußboden (Abb. 14). ImVerlauf der Deckendemontage viel ein Großteil des Taubenkotesaus etwa 2,5 m Höhe auf den Fußboden. Während der Saug-tätigkeiten wurde nur in geringem Umfang Staub visuell wahr-

genommen. Die Ergebnisse der ermittelten Konzentrationen luft-getragener Mikroorganismen sowie deren Mediane sind inTabelle 14 wiedergegeben.

Offenbach – OFDas Maschinengebäude, in dem sich die elektromotorgetriebeneHebeeinrichtung einer Wehranlage befand, war für Tauben ledig-lich über einen Walzenantrieb zugänglich. Zu Beginn derReinigungsaktivitäten wurde eine brütende Tauben auf einemzwischen den Antriebsanlagen positionierten Nest beobachtet.Der Fußboden sowie die Antriebsanlage war punktuell mit teil-weise feuchtem Taubenkot verunreinigt (Abb. 15). Akkumula-tionen traten nur an schwer zugänglichen Stellen zwischen denMaschinenteilen auf. Der Taubenkot wurde unter geringer Staubfreisetzung mit Besenzusammengekehrt. In Tabelle 15 sind die ermittelten Konzen-trationen luftgetragener Mikroorganismen sowie deren Medianedargestellt. Es wurden weder vermehrungsfähige Chlamydiennoch deren DNA nachgewiesen.

Hühnerstall HÜDie Messungen erfolgten in einem Stall eines Biolandbetriebes,in dem Legehennen bis zum Alter von 20 Wochen auf Stroh-einstreu in Bodenhaltung aufgezogen wurden. Mit einer maxi-

Abb. 12: Reinigungstätigkeiten im Obergeschoss eines leerstehen-den Hauses in Stuttgart. Der überwiegend trockene Taubenkotwurde mit Schabern und Besen zusammengekehrt und inKunststoffsäcke verpackt. Im Vordergrund links sind zweiProbenahmevorrichtungen von Filtrationssammlern zur Erfassungluftgetragener Mikroorganismen zu sehen.

Abb. 13:Reinigungstätigkeitan einem durchTaubenkot ver-schmutztem Stahl-träger. Die Ver-schmutzung wirdmit Hilfe einerDrahtbürste ent-fernt. Der Atemtraktdes Arbeitnehmersist weniger als eineArmlänge von derVerschmutzung ent-fernt. Rechts ist einProbenahmekopfeines MD 8-Luft-keimsammlers zusehen

Abb. 14: Reinigungsstätigkeiten mit einem K1-Industriestaub-sauger in einem mit Taubenkot verschmutztem Gebäude in Berlin.Tauben hatten seit etwa 1993/94 keinen Zugang mehr zu den Räum-lichkeiten

Page 12: Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot - bgbau.de · 3 gungsarbeiten oftmals unumgänglich sind. Häufig werden die Taubenkotakkumulationen durch Schaufeln und Fegen oder zuweilen

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malen Bestandsdichte von bis zu 10 Hennen pro m2 Stallflächeverblieben die Tiere über den gesamten Aufzuchtszeitraum indem Stall, ohne das die Einstreu in dieser Zeit gewechseltwurde. Das Stroh zerfiel in dieser Zeit, vermischte sich mit demHühnerkot und bildete schließlich einen trockenen Bodenbelagvon einigen Zentimetern Stärke. Zum Zeitpunkt der Messungen befanden sich etwa 800 Lege-hennen im Alter von 16 Wochen in dem Stall. Für eine Impfaktionwurden die Tiere zunächst in ein durch Gitter begrenztes Fangareal innerhalb des Stalles getrieben. Durch das Auf-flattern von Hennen wurde sichtbar Staub in die Luft gewirbelt.Auch beim Ergreifen der Hühner an den Füßen im Fangbereichsowie während der Impfaktion flatterten einige der Vögel auf. ImVerlauf der Probenahme wurde Staub in der Luft wahrgenom-men. Die Konzentrationen luftgetragener Mikroorganismen sowiederen Mediane auf den unterschiedlichen Selektivnährbödensind in Tabelle 16 angegeben. Es wurden weder vermehrungs-fähige Chlamydien noch deren DNA nachgewiesen.

Identifizierung der auf Salmonella-Shigella- undMacConkey-Agar gewachsenen HauptmorphotypenDie auf Salmonella-Shigella- und MacConkey No. 3-Agar kulti-vierten und an Hand physiologisch-biochemischer Merkmalesowie durch Fettsäureanalyse identifizierten Hauptmorphotypensind in Tabelle 17 zusammengefasst.

DiskussionDie Erfassung luftgetragener Mikroorganismen an mit Taubenkotverunreinigten Orten zeigte, dass während Reinigungstätig-keiten mit mikrobiellen Belastungen der Arbeitnehmer in unter-schiedlichen Ausmaßen gerechnet werden muss. In der natürlichen, als unbelastet angesehenen städtischen Um-gebung gelten „Gesamtkeim“-Konzentrationen von 102 bis maxi-mal 104 KBE/m3 und Schimmelpilzkonzentrationen von 103 KBE/m3 als Hintergrundwerte (Diehl und Hofmann, 1996; Weißenfelsund Scherer, 1997; Böhm et al., 1998; Schappler-Scheele et al.,1999). Im Rahmen der hier präsentierten Untersuchung durch-geführte Referenzmessungen führten zu vergleichbaren Ergeb-nissen. Die während der Reinigungen ermittelten „Gesamtkeim“-Konzentrationen lagen hingegen überwiegend in der Größenord-nung (Mediane) von 104 (MR, WI, BRB, S, W, OF, B), 105 (KL),106 (LU, KO) bzw. 107 (HÜ) KBE/m3. Vereinzelt wurden Konzen-trationen von bis zu 107 KBE/m3 ermittelt (LU, KO, HÜ). Werte in vergleichbarer Höhe wurden für die Schimmelpilzkonzen-

trationen ermittelt. Deren Mediane lagen bei 103 (WI, HÜ), 104 (MR), 105 (S, W, OF) und 106 (KL, LU, KO, BRB, B) KBE/m3. Thermophile Pilze scheinen nach den vorliegenden Ergebnissennur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Sie wurden nur ver-einzelt (HÜ, WI, W, BRB, B) oder in relativ geringen Konzen-trationen mit Medianen von 102 (KO, S, MR, KL, OF) bzw. 103

KBE/m3 (LU) nachgewiesen. Da sich thermophile Organismennur bei Temperaturen über 40° C vermehren, ist dies plausibel,da solch hohe Temperaturen nur kurzfristig im Sommer aufDachböden auftreten können. In der „normalen“ Außenluft wur-den thermophile Pilze nicht oder in Maximalkonzentrationen von101 und vereinzelt 102 KBE/m3 (Diehl und Hofmann, 1996;Weißenfels und Scherer, 1997) nachgewiesen.

Abb. 15: Maschinengebäude an einer Schleuse in Offenbach.Rechts ist die leicht verschmutzte Hebeeinrichtung, links ein MD 8-Luftkeimsammler zu sehen

Bakterien Risiko- Nachweis als Hauptmorpho-gruppe1) typ der kultivierten luftge-

tragenen Mikroorganismenan Probenahmeort

Escherichia coli 2 LU,S,OF,WI,W,KO,BRB,HÜ

Klebsiella sp. 1–2 KL,WI

Klebsiella pneumoniae 2 WI

Pantoea sp. 1–2 KL

Providencia stuartii 2 LU

Pseudomonas sp. 1–2 KL

Salmonella spp. 2 LU,KO

Serratia sp. 1–2 KL

Staphylococcus sp. 1–2 S,HÜ

Staphylococcus saprophyticus 2 LU,HÜ

Stenotrophomonas sp. 2 KL1) Eingruppierung nach: Berufsgenossenschaft

der chemischen Industrie, 1998

Tabelle 17: Identifikation einzelner Vertreter der auf Salmonella-Shigella- und MacConkey No. 3-Agar bei 36° C gewachsenen Haupt-morphotypen der Risikogruppe 21). Bei Identifikation auf Gattungs-ebene wurden die Risikogruppen der einzelnen Spezies gege-benenfalls als Bereich zusammengefasst

Organismengruppe KBE/m3

(Medium/Temperatur) Median Spannweite

„Gesamtkeime“(CaSo, 36° C) 1,4 x 107 5,0 x 106 – 3,3 x 107

Enterobacteriaceae (SS, 36° C)1) 4,8 x 103 2,8 x 103 – 6,5 x 103

Enterobacteriaceae(MacConkey, 36° C)1) 7,0 x 102 2,0 x 102 – 1,5 x 103

Campylobacter(36° C) 5,0 x 102 1,0 x 102 – 2,1 x 103

Schimmelpilze(DG 18, 25° C) 3,5 x 103 3,0 x 103 – 5,5 x 103

Thermophile Pilze(Malz, 45° C) k.W. k.W. – 2,0 x 102

Hefen(Sabouraud, 36° C) 1,0 x 102 k.W. – 3,0 x 102

1) auf Grund der spezifischen Selektivität wurden zwei unterschiedliche Medien für den Nachweis von Bakterien der Familie der Enterobacteriaceaeverwendet

k.W. = kein Wachstum

Tabelle 15 (rechts): Konzentrationen luftgetragener Mikroorganis-men in KBE/m3 Luft während einer Impfaktion in einem Stall einerLegehennenaufzucht. Angegeben sind jeweils die Spannweiten derMaximalkonzentrationen sowie deren Mediane. Die Probenahmenerfolgten mit MD 8-Luftkeimsammlern auf Gelatinefiltern

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Mikroorganismen, die typischerweise fäkalen Ursprungs sindund auf MacConkey- oder Salmonella-Shigella-Agar kultiviertwerden, sind normalerweise in der unbelasteten Außenluft nichtzu finden. Bei Reinigungstätigkeiten wurden diese Organismenjedoch in der Luft nachgewiesen. Auf MacConkey-Agar wurde an einigen Standorten kein (MR, B) oder nur vereinzeltesWachstum (W, WI, BRB) beobachtet. Bei anderen wurdenjedoch Konzentrationen (Mediane) von 102 KBE/m3 (S, HÜ) oder103 KBE/m3 (KO, KL, LU, OF) sowie Spitzenwerte von 104

(LU, OF) oder 105 KBE/m3 (KO) ermittelt. Auch auf Salmonella-Shigella-Agar wurde kein (MR, B) oder nur vereinzeltes Wachs-tum (W, BRB) beobachtet, während an anderen StandortenKonzentrationen (Mediane) von 103 KBE/m3 (S, KO, KL, WI, OF, HÜ) und 104 KBE/m3 (LU) sowie Spitzenwerte von 105 (KO)oder 106 KBE/m3 (LU) ermittelt wurden. Die auf diesen Agarmedien identifizierten Vertreter der kultivier-ten Hauptmorphotypen (Tab. 17) werden überwiegend derRisikogruppe 2 zugeordnet. Definitionsgemäß handelt es sichdabei um Bakterien (biologische Arbeitsstoffe), die eine Krank-heit beim Menschen hervorrufen können und eine Gefahr fürBeschäftigte darstellen können (BioStoffV). Bei der Einstufungvon Mikroorganismen in Risikogruppen wird jedoch das allerge-ne Potenzial sowie die toxischen Wirkungen von Endotoxinen(Olenchock, 1997) nicht berücksichtigt (Deininger, 1998). ImTierkot muss jedoch mit einem hohen Anteil an gramnegativenBakterien und somit potenziell mit einer hohen Konzentration anEndotoxinen gerechnet werden. Endotoxine konnten im Rahmendieser Studie nicht untersucht werden. Bezüglich der auf MacConkey- und Salmonella-Shigella-Agarermittelten Konzentrationen wurde ein deutlicher Unterschiedzwischen frischem und seit längerem abgelagertem Taubenkotoffensichtlich. An den Standorten in Marburg (MR) und Berlin (B)wurde den Tauben mehrere Monate vor der Untersuchung der Zutritt verwehrt. Im Probenmaterial dieser Standorte wurdekein Wachstum auf MacConkey- oder auf Salmonella-Shigella-Agar beobachtet. Sehr hohe Konzentrationen wurden hingegenin Ludwigshafen (LU), Koblenz (KO) und Offenbach (OF) er-mittelt. An diesen drei Probenahmeorten wurden zu Beginn der Untersuchungen Tauben angetroffen. An allen Standortenwaren die Mikroorganismen vor direkter Sonneneinstrahlunggeschützt.

Bei einer über Monate andauernden Ablagerung (MR, B) scheintjedoch trotzdem der überwiegende Teil der Organismen, die derFamilie der Enterobacteriaceae zugeordnet werden, abzuster-ben. Interessant sind die Ergebnisse vom Standort Kaiserslau-tern (KL). Obwohl Tauben seit einigen Monaten keinen Zutritt zudem Dachboden mehr hatten, wurde Wachstum auf den ver-wendeten Medien für Enterobacteriaceae beobachtet. DerZeitraum zwischen den Reinigungstätigkeiten und der Unter-suchung lag in den Herbst-, Winter- und Frühjahrsmonaten. Beiden damit verbundenen relativ niedrigen Temperaturen habenoffensichtlich auch Bakterien dieser Organismengruppe über-lebt. Salmonellen wurden vereinzelt in der Luft (LU und KO)sowie in einigen Kotproben (S, WI, W, KO) nachgewiesen.

Ähnliche Tendenzen wie für die Enterobacteriaceae wurden fürCampylobacter und Hefen beobachtet. Hefewachstum aufSabouraud-Agar wurde in bemerkenswertem Ausmaß nur ver-einzelt beobachtet (LU, HÜ). Hingegen wurden im Kot mit Aus-nahme der abgelagerten Proben (MR und B) zumindest verein-zelt Hefekolonien beobachtet. Das in den Luftproben überwie-gend keine Hefen nachgewiesen wurden, kann gegebenenfallsauch an der gewählten Sammelmethodik liegen. Die Sammlungdurch Filtration kann zu einem Absterben vor Allem von gram-negativen Bakterien und Hefen führen. Unter zusätzlicherBerücksichtigung der Tatsache, dass mit jeder Kombination ausdem gewählten Medium und den gewählten Inkubationsbedin-gungen nur ein bestimmter Teil der jeweils nachzuweisendenOrganismengruppe erfasst wird, muss davon ausgegangen wer-den, dass der reale Gehalt an Mikroorganismen generell höherist als der erfasste.

Luftgetragene Chlamydien wurden lediglich in einzelnen Pro-ben (KL, LU) sowohl als replikationsfähige Organismen so-wie als DNA von Chlamydophila psittaci nachgewiesen. An beiden Standorten lag eine sehr starke Verunreinigung vor.Unter solchen Voraussetzungen muss bei entsprechendenTätigkeiten und sehr starken Verunreinigungen offensichtlich mitdem Vorkommen von Chlamydophila psittaci gerechnet werden.Auf Grund ihrer hohen Infektiösität und der Schwere einerErkrankung werden von Vögeln stammende Vertreter (aviäreStämme) dieser Bakterienart der Risikogruppe 3 zugeordnet, so dass schon ihr mögliches Auftreten verstärkte Vorsicht ge-bietet. Vor Allem bei Organismen mit hoher Infektiösität (z.B. aviäreStämme von Chlamydophila psittaci) muss berücksichtigt wer-den, dass potenzielle Infektionsquellen nicht immer offensicht-lich sind. Es gibt beispielsweise Hinweise, dass mit Taubenkotverschmutzte Fenstersimse die Quelle einer Ornithose sein können (Henry und Crossley, 1986). Unter diesem Gesichts-punkt muss auch das Aufflattern einiger Tauben in Situationen,in denen staubartiger Kot aufgewirbelt wird, als potenzielle Infek-tionsquelle bedacht werden. Das zuweilen beobachtete Aufsprühen von Desinfektionsmittelnauf Kotakkumulationen führt nicht zu einer Abtötung der enthal-tenen Mikroorganismen. Da die Wirkstoffe nicht in das Materialeindringen, täuscht ihr Einsatz lediglich eine nicht vorhandeneSicherheit vor.

Abschließende BewertungReinigungstätigkeiten an mit Taubenkot verunreinigten Ortensind gemäß Biostoffverordnung (BioStoffV) nicht gezielte Tätig-keiten mit biologischen Arbeitsstoffen. Die Ergebnisse der hierpräsentierten Untersuchung zeigen, dass bei entsprechendenTätigkeiten luftgetragene Mikroorganismen in Abhängigkeit vonden jeweiligen Gegebenheiten in sehr hohen Konzentrationenvorkommen können. Die erfassten Mikroorganismen sind überwiegend der Risiko-gruppe 2 zuzuordnen. Unter Umständen muss jedoch auch mitVertretern der Risikogruppe 3 gerechnet werden. Zusätzlich zuminfektiösen Potenzial der biologischen Arbeitsstoffe muss auchdas allergene und toxikologische Potenzial von Schimmelpilzenund Endotoxinen berücksichtigt werden. Vor Allem in geschlossenen Räumen kann durch Materialbewe-gung eine hohe Bioaerosolbelastung von Arbeitnehmern ent-stehen. Das Trocknen und die Ablagerung von Taubenkot übereinige Monate führt nicht immer zu einer hinreichenden Inaktivie-rung der enthaltenen Bakterien. Dennoch ist wichtig, ob durchden weiteren Zutritt von Tauben ein fortgesetzter Eintrag von fri-schem Kot stattfindet. Neben dem Ausmaß der Verunreinigungsind auch die Art und Weise der Reinigung sowie der Abstanddes Gesichtes von der Verschmutzung bei deren Entfernungentscheidend. Der Abstand kann tätigkeitsbedingt weniger alseine Armlänge betragen (Abb. 11 und 13). Abschließend ist festzustellen, dass generell mit einer potenziel-len Gefährdung von Arbeitnehmern bei Tätigkeiten mit Tauben-kot durch luftgetragene Mikroorganismen gerechnet werdenmuss. Zusätzlich zu den üblichen Hygienemaßnahmen ist des-halb die Verwendung von Atemschutz dringend zu empfehlen.Das Ausmaß der potenziellen Gefährdung sowie die darausresultierenden Schutzmaßnahmen sollten mit Bezug auf diejeweilige Tätigkeit differenziert festgelegt werden. Als Hilfe-stellung hierfür wird im Sachgebiet „Mikrobiologie im Tiefbau“des Fachausschusses Tiefbau eine Handlungsanleitung Tauben-kot erstellt. Die Handlungsanleitung ist ab 2004 bei der TBG zubeziehen.

Für die Untersuchungen zum Nachweis von Chlamydien seiProf. Dr. E. F. Kaleta. Institut für Geflügelkrankheiten der Justus-Liebig-Universität, Gießen, gedankt.

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