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Freie Gedanken (1992 – 2009) Catrin Weiß

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Gedichte, die das Leben schrieb.

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Page 1: Freie Gedanken

Freie Gedanken(1992 – 2009)

Catrin Weiß

Page 2: Freie Gedanken

Wie fasse ichin Worte,

was mein Herz diktiert?

Gefühle sind zart,und wollen doch nichtdurch die Enge meiner

Kugelschreibermine passen.

Page 3: Freie Gedanken

Aufschub

Kann nicht.Oder doch, vielleicht.

Mal sehen.Oder vielleicht doch bestimmt.

Ja genau.Unbedingt auf jeden Fall.

Aber erst morgen.

Page 4: Freie Gedanken

Zuversicht

Kann nicht.Oder doch, vielleicht.

Mal sehen.Oder vielleicht doch bestimmt.

Ja genau.Unbedingt auf jeden Fall.

Heute noch beginnen.

Page 5: Freie Gedanken

Seltsam

Oft sagte ich:„Ich liebe dich.“

Und wusste die Liebe nicht.

Nun weiß ich die Liebeund keine Silbe kommt

über meine Lippen.

Seltsam.

Page 6: Freie Gedanken

Liebe

Heute schenke ichdir meine Gefühle.

Wie dunkelblauer Samt sind sie.

Warm, weich und zartlege ich sie dir ans Herz.

Sie hüllen deine Seele einund verlangen keine Antwort.

Sie sind Antwort in sich.

Page 7: Freie Gedanken

Ohne Angst

Wünsche ich mein Leben.

Die Angst, dich verlieren zu können,möchte ich nicht spüren.

Kann ich verlieren, was ich nicht besitzen kann?

Was zusammengehört kann nichts trennen.

Unmöglich zu haltenden Wanderer.

So lebe ich.

In

Angst-Freiheit

Page 8: Freie Gedanken

Freiheitsliebe

Ich will frei sein.Ich will bleiben, weil ich will.

Nicht, weil ich muss.

Ich will den Wind der Freiheit auf meiner Haut spüren.

Nicht die feste Umklammerungdeiner liebevollen Umarmung.

Wenn ich gehen will, möchte ichgehen können, ohne mich erst

lösen zu müssen.

Ich möchte zu dir zurückkommen können.Nicht müssen.

Ich möchte dich lieben.Und von dir geliebt werden.

Nicht dich brauchen.Und von dir gebraucht werden.

Ich mag das Gefühl nicht,das es dir schlecht geht,wenn ich nicht bei dir bin.

Ich möchte nicht immer bei dir sein müssen.

Ich muss bei mir sein können.

Manchmal brauche ich die Einsamkeit.Allein.

Nie wieder möchte ich die Einsamkeitzu zweit erleben.

Page 9: Freie Gedanken

Ich suche

das Licht.

Wie werd ich es finden.

Vergeblich suchte ichaußen.

Der Weg muss innen sein.

Dunkel liegt er und wartetauf mich.

Wartet bis ich komme.

Warte!

Ich komme!

Page 10: Freie Gedanken

LIEBE

fragt nichtnach Resonanz.

Antwortet nicht.Sondern

IST

IMMER

richtig

und gut.

Page 11: Freie Gedanken

Wo ich suchte

fand ich nicht.

Wo ich fand

hatte ich nicht gesucht.

Page 12: Freie Gedanken

Die Antwort

auf mein Rufen liegt

in mir.

Warum nur,suche ich sie

immer

bei Anderen?

Page 13: Freie Gedanken

Komm zu mir

Ich gebe dir.Meine Liebe.

Ganz umsonst.

Page 14: Freie Gedanken

Du bist

der erste Gedanke am Morgen.

Der Ruhepol, zu dem meine Gedankenimmer und wieder zurückkehren.

Der letzte Gedanke am Abend,bevor der Schlaf mich umfängt.

Der Traum meiner Seele.

Bist du.

Page 15: Freie Gedanken

Müde

Die Glieder schwer und warm.

Die Augen fallen mir zu.

Langsam und genüsslichGleite ich in einen schönen Traum.

Vielleicht treffen wiruns ja heute darin.

Dann können wir unseren Traumgemeinsam beenden.

Das wäre schön.

Page 16: Freie Gedanken

Du liest

in meinem Gesicht mehr,als ich darin für Andere

spiegeln wollte.

Du liest in meinem Herzen,als ob es kein Buch

mit sieben Siegeln wäre.

Du liest in meiner Seele,als ob es deine eigene wäre.

Irgendwie bist du mir unheimlich.

Unheimlich nah.

Page 17: Freie Gedanken

Die Tür

öffnet sich, und ich trete ein,

in das Land der Phantasie.

Nach Stunden des Wandernstrete ich wieder hinausund schließe mit einemLächeln langsam den

Buchdeckel.

Page 18: Freie Gedanken

Manchmal

will sie mich ankriechen.

Die Eifersucht.

Doch dann dreh´ich mich rasch

im Kreis, und finde schnellden Mittelpunkt.

Die Liebe.

Page 19: Freie Gedanken

Weite Wege

Gehen meine Füßein diesem Leben.

Doch ist es einKatzensprungim Vergleich

mit den Wegen

meiner Gedanken.

Page 20: Freie Gedanken

Du

lehrtest michGeduld.

Du lehrtest michZärtlichkeit.

Du lehrtest michVertrauen.

Du lehrtest michLachen.

Du lehrtest michLiebe.

Mein Sohn.

Nun, da ich all diesin mir trage,

schenke ich es dir.

Mein Sohn.

Page 21: Freie Gedanken

An meinen Sohn

Ich rief dich, und du kamst zu mir.Ich empfing dich mit Liebe.

Lange lauschten wir gemeinsam demgleichmäßigen Klang unseres Herzens.

Mit Schmerz entließ ich dichaus meinem Selbst.

Ich half dir, die Schönheit dieser Weltdurch die Augen der Liebe zu erfahren.

Ich hoffe für die Zukunft,ich kann immer für dich da sein,

wenn du meinen Trost, meinen Rat,meine Hilfe, meine Nähe und meine Liebe brauchst.

Ich hoffe für die Zukunft,ich darf immer mit dir an deinen Freuden,

deinem Lachen, deinen Hoffnungen, deinen Ängsten,deinen Tränen und auch deinen Erfolgen teilnehmen.

Ich hoffe, du findest deinen Weg.Wie wir alle unseren Weg finden müssen.

Allein und doch nie allein.

Page 22: Freie Gedanken

Kaum zu glauben

ich meinte stark zu sein.Gefühle zu zeigen sei schwach.

Nun stelle ich fest,die Stärke liegt im Zeigen

von Gefühlen der Schwäche.

Page 23: Freie Gedanken

In

Einer Lebenskrisefindest duzwischen

lauter „guten Freunden“,die plötzlich Bekannte

werden,einen treuen Freund –

in dir selbst.

Dann freu dich.Es ist der Beste,

den du finden konntest.

Page 24: Freie Gedanken

Wenn

meine Fingerspitzen

mit viel Gefühldeine Haut berühren,

brauch ich Fingerspitzengefühl,

um dich nicht mit zu viel Gefühl zu verstören.

Page 25: Freie Gedanken

Schlaf ein

Versinke im weichen, warmen Traum.

Wenn du erwachst,ist alles vergangen,

und du erinnerst dichkaum,

an die Hälfte des Lebens.

Schlaf ein.

Page 26: Freie Gedanken

Freunde

Begleiten mein Leben.Mal von nah,mal von fern.

Aber immer Freunde.

Geliebte

Begleiten mein Leben.Ganz nah,

und doch so fern.Meist nur ein kurzes Stück

Meines Weges.

Könnte man beides verbinden?Ein geliebter Freund,

mein freundlicher GeliebterBegleiter auf allenmeinen Wegen.

Traum oder Realität?

Page 27: Freie Gedanken

Jeden Tag

Bilden sich Gedanken,die unbedingt in ein Gedichtpassen wollen.

Aber manchmalSind sie zu eckig

und sprengen den runden Rahmendes Gedichtes.

Sollte man die Worte zurecht schleifen?

Oder einfach

Allein.

In den Raum stellen?

Page 28: Freie Gedanken

Gedichte

Brauchen kein Versmaß.Gedichte brauchen kein Korsett.

Gedichte sind

Inneres nachAußen gekehrt.

Page 29: Freie Gedanken

Meine Gedichte

sind die Spiegel meiner Seele.

Schau hinein in den Spiegelmeiner Seele.

Und entdecke

dich selbst.

Page 30: Freie Gedanken

Unbeschreibliche Gefühle

In deinen ArmenDie UnendlichkeitDer ZärtlichkeitDes Vertrauens

Der EinheitDer Liebe.

Page 31: Freie Gedanken

Angst

Vor dem Versagen. –Jede Beziehung

beginnt himmelhochjauchzend.Mündet im Mittelmaß.Und endet in Bitterkeit.

Jede?

Ist es Versagen?Oder lerne ich für das

große Finale?

Page 32: Freie Gedanken

Dufte

Vergessen wollte ich dich.

Doch wenn ich dirzu nah kam,

spielte mir meine Naseeinen Streich.

Und der Geruchdeines Körpers ließ mich

all meine Vorsätze über Bord werfen.

Der Geist ist willig,aber meine Nase macht mich

schwach.

Page 33: Freie Gedanken

Schmerzlich

ist er mir,dein Anblick.

Und ängstlich meide ich es,dich zu treffen.

Doch hab ich dabei nicht bedacht,das ich dich immer in mir trage.

Und jedes Mal,wenn ich so gar nicht

damit rechne.Dann steigt dein Bild in mir empor.

Und mit ihm die Erinnerungan bittersüße Stunden.

Und niemand hört mein stummes Weinen.

Page 34: Freie Gedanken

Leise Gefühle

Wie Fußspuren im Sand.

Wellen überspülen dengegangenen Wegund verwischendie Konturen.

Was bleibt...?

Page 35: Freie Gedanken

Zeit

Aus den Tiefen der Vergangenheit

stieg die Erinnerung empor.Dein Bild,

es sagt, dass ich dich nie verlor.

Fremd ist mir dein Name heute.Doch meine Seele

kennt die Deine schonseit Jahr und Tag.Ich seh´ dich so,

wie es kein Auge je vermag.

Zukunft, Vergangenheit und Gegenwartin deinem Arm

zu einem Augenblickdes Glücks verschmelzen.

Zeitlos.

Page 36: Freie Gedanken

Kur-Licht

Auf die Fragen, die du stelltest,wollte ich mir Antwort geben.

Erinnerung.

An Angst, an Wut und Leid.Einsamkeit.

Nie vergeben. Nie vergessen.Nur vom Lauf der Zeit vergraben.

Der Antwort, gut versteckt,und vor mir selbst im Schatten

der Erinnerung verborgen,halfst du ans Licht.

Überwachsener, eingeschlossener Schmerz.Nun eine offene Wunde,

die vom Splitter „Schuld“ befreit,verheilen kann.

Und Frieden für mein Herz.

Auf die Fragen, die du stelltest,hab ich Antwort mir gegeben.

Vielen Dank für die Fragen.

Page 37: Freie Gedanken

Realität gewordener Traum

von längst vergangenen Tagen.Erleb ich Zärtlichkeiten,die sich selbst genügen.

Gefühle,vor Jahren schon vergessen

und vom Alltagstrott begraben.

Doch wehmütig erkenn ich offnen Auges,sie muss ein Traum mir bleiben.

Vergangenheit,die mir als Zukunft schon erschien.

Trennt uns das Alter nicht,so sind es die gelebten Jahre.

So leb denn Jugend deine Weise.Ich lass dich los

und träum von dir.

Jetzt mit geschlossenen Augen.

Page 38: Freie Gedanken

Lauter Fragen

und viele Antwortenvon noch mehr Leuten.

Eine Frage und eine Antwortvon mir selbst.

Liebe ist.

Page 39: Freie Gedanken

Lebe

Lass dich fallenin dein Leben.

Lass dich fallenund vertraue.

Lebe.

Page 40: Freie Gedanken

Manche

sehr unwichtige Unterhaltungist sehr wichtig für mich.

So reihen sich unwichtige,wichtige Unterhaltungen

aneinanderund werden -

mein Leben.

Page 41: Freie Gedanken

Für mich

schreibe ich Gedichte.

Für mich.

Vielleicht auch für dich?

Für dich.

Page 42: Freie Gedanken

Vorsätze

Sprechen – alle Gedanken –ohne Scheu.

Gefühle beschreiben,ohne Angst,

verletzt zu werden.

Schreiben,was mein Inneres berührt.

Das sind die Vorsätzefür den Rest

dieses Lebens.

Page 43: Freie Gedanken

Tiefe

Ein Blickin deine Augen.

Ich sehe dich.

Du siehst mich.

Meine Haut unter deiner Hand.

Heimat.

Ineinander versunkenversinken unsere Augen

in sich.

SELBST

Page 44: Freie Gedanken

Bewegter Klang

Es bewegt mich,dich vom Klang bewegt

zu sehen.

Seh´dich.Fühl´dich.Bin dich.

Bin Klang.

Durch dich.

Page 45: Freie Gedanken