forum owl - menschen mit behinderung

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arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe AUSGABE 17 Juni 2012 Forum OWL LEITTHEMA Menschen mit Behinderung - Chancen auf dem Arbeitsmarkt Weitere Themen: Instrumentenreform und Bundesfreiwilligendienst

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Arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe, Ausgabe 17, Juni 2012, Leitthema: Menschen mit Behinderung - Chancen auf dem Arbeitsmarkt

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Page 1: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe

AUSGABE 17 Juni 2012

Forum OWL

LEITTHEMA

Menschen mit Behinderung - Chancenauf dem Arbeitsmarkt

Weitere Themen:Instrumentenreform und Bundesfreiwilligendienst

Page 2: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Inhalt/Impressum

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19

Menschen mit Behinderung und ArbeitsmarktDr. Wolfgang Sieber, Netzwerk Lippe gGmbHHermann-Josef Bentler, Stv. Geschäftsführer Jobcenter Paderborn

Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Integrationsfachdienst(IFD) in Herford

Der Bundesfreiwilligendienst – Eine Chance für Arbeitslose

Das Konzept „Unterstützte Beschäftigung“

6

9 Arbeit trotz Behinderung – ein Holzbein ist kein Hindernis

Instrumentenreform – Änderungen zum 1. April 2012

Das Magazin Forum OWL wird von einer Kooperations-gemeinschaft arbeitsmarktpolitischer Träger inOstWestfalenLippe herausgegeben.

Daniela PixaTeutoburger Straße 3833604 BielefeldFon: 0521 - 13 75 25Mail: [email protected]

Dr. Wolfgang SieberMail: [email protected]

Hermann-Josef BentlerMail: [email protected]

Das Magazin kann in der Druckfassung in Einzelaus-gaben bei den Trägern kostenlos bezogen werden. Down-load der PDF unter http://www.ifb-owl.de/92.0.html

HerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeber

RedaktionRedaktionRedaktionRedaktionRedaktion

VVVVV.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.....

Cover: ©Visual Concepts auf fotolia.de

BildquelleBildquelleBildquelleBildquelleBildquelle

LeitartikelLeitartikelLeitartikelLeitartikelLeitartikel

4 Teilhabe am Arbeitsleben: Individuelle Lösungen derAgentur für Arbeit, Marc Eßelmann

8

Gesetzlicher Auftrag SGB IXGesetzlicher Auftrag SGB IXGesetzlicher Auftrag SGB IXGesetzlicher Auftrag SGB IXGesetzlicher Auftrag SGB IX

Team Rehabilitation und Schwerbehinderung des Jobcenters KreisPaderborn

7

10 Das Haxterpark-Projekt in Paderborn

11 Projekt IdA – Integration durch Austausch

18 AmBoS – Ambulant Betreutes Wohnen

13 Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Beschäftigungsräume im SGB XII – ein Angebot der Stadt Bielefeldund der REGE mbH

14

Von der Vision zur Wirklichkeit – Inklusion von Menschen mitBehinderung

17Paderborn: Berufliches Trainingszentrum (BTZ)

Jeder Mensch will notwendig sein!1516

InstrumentenreformInstrumentenreformInstrumentenreformInstrumentenreformInstrumentenreform

Gute Beispiele aus OWLGute Beispiele aus OWLGute Beispiele aus OWLGute Beispiele aus OWLGute Beispiele aus OWL

BundesfreiwilligendienstBundesfreiwilligendienstBundesfreiwilligendienstBundesfreiwilligendienstBundesfreiwilligendienst

Integrationsfachdienste: Ziele und Aufgaben5

Page 3: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Leitartikel

I n Deutschland leben nach Angaben des Statisti-schen Bundesamtes etwa 8,7 Millionen Men-schen mit einer anerkannten Behinderung. Be-zieht man diese Zahl auf die Gesamtbevölkerung,

so ist in Deutschland etwa jeder zehnte Einwohnerbehindert. 7,1 Millionen davon gelten als schwerbe-hindert. Der Anteil der Menschen mit seelischer/psy-chischer Behinderung steigt stark an.

Im Sozialgesetzbuch Neun (SGB IX) ist definiert, wannMenschen als behindert gelten: Weichen körperlicheFunktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheitmit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monatevon dem für das Lebensalter typischen Zustand ab. DieTeilhabe am Leben in der Gesellschaft ist beeinträch-tigt. Ab einem Grad der Behinderung von 50 Prozent giltein Mensch als schwerbehindert.

Laut Grundgesetz (Artikel 3, Absatz 3) darf niemandwegen einer Behinderung benachteiligt werden. Behin-derte oder von Behinderung bedrohte Menschen habendeshalb in gleicher Weise einen Anspruch auf Soziallei-stungen und sonstige Hilfen wie nicht behinderte Men-schen. Die Realität am Arbeitsmarkt sieht jedoch andersaus.

Die meisten Menschen mit Behinderungen erhalteneine Rente oder eine Pension (63 Prozent). Etwa 19Prozent bestreiten ihren Lebensunterhalt durch eine Er-werbstätigkeit. Gut neun Prozent erfahren Unterstüt-zung durch Verwandte und Angehörige. Von den rundzwei Millionen behinderten Erwerbstätigen sind rund30 Prozent im Bereich der öffentlichen und privatenDienstleistungen und rund 20 Prozent in der Industrietätig, gefolgt von Handel und Gastgewerbe (13 Prozent)und Öffentlicher Verwaltung (12 Prozent). (Quelle: Sta-tistisches Bundesamt)

Verlieren schwerbehinderte Menschen ihren Arbeits-platz, haben sie es immer noch sehr schwer, wieder ausder Arbeitslosigkeit heraus zu kommen. Nur jeder Sech-ste (16 Prozent) konnte 2011 eine reguläre Beschäfti-gung aufnehmen. Unter den nicht Schwerbehindertenist die entsprechende Quote nach Daten der Bundes-agentur für Arbeit (BA) mit gut 31 Prozent fast doppeltso hoch gewesen. Auch die durchschnittliche Dauer derArbeitslosigkeit ist bei Schwerbehinderten mit 76 Wo-chen deutlich länger als bei Personen ohne körperlicheoder geistige Behinderung gewesen. Bei diesen hat derZeitraum 64 Wochen betragen.

Nach dem Gesetz sind Betriebe mit mindestens 20Beschäftigten dazu verpflichtet, fünf Prozent ihrer Ar-beitsplätze mit Schwerbehinderten zu besetzen. LautBA betrug die durchschnittliche Quote im Jahr 2009 aber

Behinderte am Arbeitsmarktstark benachteiligt Verschiedene Faktoren beeinflussen Beschäftigungschancen

Negativer Trend in OWL

Arbeitslose Schwerbehinderte in OWL (Februar 2012)

Agenturbezirk Herford einschließlich Optionskommune

Agenturbezirk Paderborn

Insgesamt

796

1.000

4.508

Agenturbezirk Bielefeld

Agenturbezirk Detmold einschließlich Optionskommune

1.212

704

Quelle: LWL-Integrationsamt Westfalen 2012

Quelle: ZB 4/2011

Arbeitslosigkeit 2001 - 2011

+ 11,5 % + 1,5 %-10,5 % -7,2 % + 1,9 % + 4,8 %

171.351194.000 176.392

163.854 173.761

3.963.500

4.861.000

3.776.000

3.268.000

2.736.900

+ 10 % - 7,7 %

- 16 %

- 13 %+ 5 %

- 5 %

Menschen mit Behinderungund Arbeitsmarkt

0

50.000

100.000

150.000

200.000

2.500.000

3.000.000

3.500.000

4.000.000

4.500.000

5.000.000

nur 4,5 Prozent und in der privaten Wirtschaft sogar lediglich 3,9 Prozent.

Die hohen Arbeitsmarktrisiken für schwerbehinderte Menschen drückt sichauch in der hohen verfestigten Arbeitslosigkeit aus: 42 Prozent sind lang-zeitarbeitslos. Die Teilhabe am Aufschwung ist dagegen sehr bescheiden. Ent-gegen dem allgemeinen Trend stieg die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslo-sen zwischen 2008 und 2011 auch wieder kontinuierlich an, lediglich in jüng-ster Zeit – 2011 bis 2012 – ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In Ost-westfalen-Lippe dagegen blieb der Trend negativ.

Hier sind zwei Zusammenhänge zu nennen. Strukturell haben sich die Beschäf-tigungsschancen von Schwerbehinderten im Verarbeitenden Gewerbe verrin-gert. Von der Wirtschaftskrise waren vor allem exportorientierte große Indu-striebetriebe betroffen, in denen relativ viele Schwerbehinderte beschäftigtwaren. Neue Arbeitsplätze entstanden nach der Krise in erster Linie in derZeitarbeit, die nur äußerst bedingt für Schwerbehinderte infrage kommt.

Auch die Altersstruktur der schwerbehinderten Menschen wirkt sich negativaus. Zwei Drittel aller Schwerbehinderten in Deutschland waren am Jahresen-de 2009 zwischen 50 und 65 Jahre alt. Dies hängt damit zusammen, dassBehinderungen zumeist eine im Lebenslauf erworbene Krankheit zur Ursachehaben (bei 78 Prozent der 15- bis unter 65-Jährigen, vgl. BA 2012: 4). Alter undSchwerbehinderung sind auf dem Arbeitsmarkt ein doppeltes Handicap, dassich kaum überwinden lässt.

Zudem haben gesetzliche Änderungen einen starken Einfluss auf die Ent-wicklung am Arbeitsmarkt gehabt. Durch das Auslaufen vorruhestandähnlicherRegelungen seit Anfang 2008 hat die Zahl der 58- bis unter 65-Jährigen schwer-behinderten Arbeitslosen rapide zugenommen. Sie stieg um 45 Prozent(+ 33.000). Bei den nicht schwerbehinderten Arbeitslosen betrug dieser An-stieg „lediglich“ 12 Prozent.

2001 2002 2003 2004 2005 2006 20082007 2009 2010 2011

Page 4: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gesetzlicher Auftrag SGB IX

Generell gilt am Arbeitsmarkt, dass die Integrationschancen entsprechendder schulischen und beruflichen Qualifikationen steigen. Bei behinderten Men-schen liegen diese Qualifikationen leicht unter dem Durchschnitt. Der Anteilderjenigen Menschen mit Behinderungen, die Abitur oder Fachhochschulreifehaben, beträgt zusammen zwölf Prozent.

Allerdings steigt die Zahl der schwerbehinderten Auszubildenden bundesweitund regional kontinuierlich an, auch dank gezielter Förderung. Von besondererBedeutung ist daher auch das differenzierte Unterstützungssystem mit denIntegrationsämtern, den Integrationsfachdiensten für schwerbehinderte Men-schen, den Integrationsbetrieben, den speziellen arbeitsmarktpolitischen Maß-nahmen usw.

Die Situation am Arbeitsmarkt ist für die Gruppe der Behinderten und Schwer-behinderten also nicht so günstig, wie es die aktuellen Arbeitsmarktzahlenausdrücken. Der Arbeitsmarkt benötigt Menschen für flexible Arbeitsmarkt-gestaltungen und tut sich oft schwer, die besonderen Chancen für die berufli-che Integration von Menschen mit gesundheitlichen Handicaps zu erschlie-ßen. Es gibt mittlerweile eine nicht unerhebliche Bandbreite an arbeitsmarkt-politischen Förderungen, die ausschließlich die Berufsintegration dieser Ziel-gruppen im Focus haben.

Diese Förderungen enthalten z.B. zum Beispiel Probebeschäftigungsverhält-nisse mit einer Refinanzierung der entstandenen Lohnkosten, inklusive Ar-beitgeberanteile, die übernommen werden. Außerdem stehen Eingliederungs-zuschüsse zur Verfügung. Zusätzlich kann auch auf die „aktion5“ des LWLzurückgegriffen werden.

Wie ein Reha-Vermittlungsteam eines Jobcenters sich ausrichtet, oder wie einIntegrationsfachdienst arbeitet, sind ebenfalls Themen in diesem Heft. DasIntegrationsbetriebe im Bereich der Rehabilitation und Schwerbehinderung eineganz wichtige Hilfe sind, verdeutlichen die Beispiele aus Gütersloh mit derFirma Dalke und das mittlerweile regional schon immer bekannter werdendeHaxterpark-Projekt in Paderborn, wo neben vielen Sportarten auch ein neueingerichtetes Golfgelände betrieben wird.

Das ein Auslandspraktikum einen positiven Einfluss auf die Verbesserungder Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben kann, wird am Beispiel des ProjektesIdA – Integration durch Austausch verdeutlicht. Ein vierwöchiger Auslandsauf-enthalt in der polnischen Stadt Bydgoszcz und die Rückbegegnung der polni-schen Teilnehmer/-innen verbindet Erfahrungen und Kennenlernen des jewei-ligen Arbeitsmarktes und stärkt das Selbstbewusstsein.

Was aber nützen die besten Programme, wenn die Botschaft kaum zu denBetrieben und Unternehmen kommt, dass es sich lohnt Menschen mit Handi-cap einzustellen. Doch diese Menschen, wenn sie richtig im Betrieb eingesetztwerden, bringen eine gute Leistung und sind ein Gewinn für die Arbeitgeber.Menschen mit Handicap warten nur darauf zu zeigen, was sie beruflich leistenkönnen – ihr Potenzial muss nur erschlossen werden. Letztendlich stellt es füralle Beteiligten die viel zitierte Win-Win-Situation dar.

Chancen: Bildung und ein differenziertes Unterstützungssystem

Beispiele aus OWL für flexible Arbeitsmarktgestaltung

D ie Bundesagentur für Arbeit ist in Deutsch-land ein bedeutender Leistungsträger, wennes um die berufliche Integration behinderterMenschen geht. Die persönliche Ausgangs-

lage der behinderten Menschen ist dabei in jedem Ein-zelfall unterschiedlich. Und genau so individuell ist dasHilfeangebot der Agenturen vor Ort.

Der gesetzliche Auftrag der Bundesagentur für Arbeit(BA) ergibt sich aus dem neunten Sozialgesetzbuch. DieBA ist danach einer der Träger von Leistungen zur Teilha-be am Arbeitsleben. Dies schließt auch die behindertenMenschen ein, die von den Arbeitsgemeinschaften oderoptierenden Kommunen betreut werden. Hierbei findeteine enge Abstimmung und vertrauensvolle Zusammen-arbeit mit den Reha-Teams der Jobcenter statt.

Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben zu inte-grieren – das ist seit jeher die Aufgabe der Reha-Teamsin den Agenturen vor Ort. Dabei ist die Vermittlung vonbehinderten Menschen und die qualifizierte Beratungvon Arbeitnehmern/-innen und Arbeitgebern in SachenBeschäftigung von Menschen mit Behinderung das Kern-geschäft der Mitarbeiter/-innen.

Der BA steht dabei eine umfangreiche Auswahl an Maß-nahmen zur Verfügung, mit denen eine Förderung derBetroffenen erfolgen kann. Dabei gilt immer der Grund-satz: So allgemein wie möglich, so speziell wie nötig.Denn ein Standardrezept, mit welchen Maßnahmen undLeistungen eine Integration erreicht werden kann, gibtes nicht. Zu unterschiedlich sind die individuellen Rah-menbedingungen und Arten der Behinderungen.

Viele Faktoren spielen bei der beruflichen Rehabilitati-on eine Rolle, von den Auswirkungen gesundheitlicherEinschränkungen auf die Berufsausübung bis hin zuspeziellen Anforderungen des Arbeitsplatzes – es gehtdaher in jedem Einzelfall um individuelle Lösungswege.

Die Reha- Berater/-innen klären im persönlichen Ge-spräch mit den Betroffenen die Aussichten der berufli-

Aufgabengebiet und gesetzlicher Auftragnach dem SGB IX

Individuelle Lösungswege stattStandardrezepte

Teilhabe am Arbeitsleben: IndividuelleLösungen der Agentur für Arbeit

Marc EßelmannTeamleiter Reha/SBAgentur für ArbeitBielefeld

Dr. Wolfgang SieberBereichsleiterArbeitsmarktintegrationNetzwerk Lippe gGmbH

Hermann-Josef BentlerStv. GeschäftsführerJobcenter Paderborn

Page 5: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gute Beispiele aus OWLchen Eingliederung. Wünsche und Ziele der Kunden/-innen spielen dabei genauso eine Rolle, wie Aussichtenund Chancen am Arbeitsmarkt oder die eigenen Stärkenund die persönliche Leistungsfähigkeit. Fachliche Stel-lungnahmen erfolgen durch den ärztlichen und den psy-chologischen Dienst der Arbeitsagentur.

Bei Bedarf wird auch der technische Beratungsdiensteingeschaltet. In jedem Fall wird die passende Maßnah-me mit dem Betroffenen selbst erarbeitet. Denn die ei-gene Motivation und Mitwirkung ist ein wesentlicherFaktor für eine erfolgreiche Integration ins Arbeitsleben.

Die BA ist für die meisten behinderten Jugendlichenals zuständiger Träger für Teilhabeleistungen am Arbeits-leben in einer besonderen Verantwortung. Im Bereichder beruflichen Rehabilitation junger behinderter Men-schen erfolgt eine enge Zusammenarbeit der Reha-Be-rater/-innen mit den verschiedenen Netzwerkpartnernam Übergang Schule-Beruf.

Eltern, Lehrer, Sozialpädagogen und Betreuer und wei-tere Akteure werden hier in den Beratungsprozess miteinbezogen. Die Reha-Berater/-innen gehen in denVorentlassjahrgängen in die Förderschulen, um frühzei-tig mit der Berufsorientierung sowie Beratungen undElterninformationen zu beginnen.

Hier gilt es, den Berufswahlprozess optimal zu gestal-ten und den Jugendlichen die bestmögliche Förderungfür eine erfolgreiche Ausbildung und einen gelungenenEinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen.

Ein wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit derArbeitsagenturen vor Ort ist, neben der Beratung undVermittlung der behinderten Menschen selbst, die Bera-tung der Betriebe und Unternehmen. Bei Arbeitgeberngibt es oft viele Fragen rund um die Beschäftigung vonMenschen mit Behinderungen. Wie müssen Arbeitsplät-ze für Behinderte gestaltet werden? Welche betriebli-chen Ausbildungsmöglichkeiten gibt es für behinderteSchüler/-innen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Um diese und andere Fragen von Arbeitgebern küm-mern sich in der Agentur für Arbeit Bielefeld mit vielEinsatz und Engagement die Spezialisten im Arbeitge-ber-Service im Reha-Team. Deren Aufgaben sind die Ent-wicklung von Beschäftigungschancen für Behinderte mitdem Arbeitgeber und die passgenaue Vermittlung vonbehinderten Menschen auf freie Stellen. Oft ergebensich hier im Gespräch mit Arbeitgebern neue Ideen fürBeschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten.

Die BA war als Impulsgeber und Akteur an der Entwick-lung des Nationalen Aktionsplanes der Bundesregierungbeteiligt. Aber nicht erst seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist der Grundgedanke

Inklusion Bestandteil des Handelns der BA. Ziel der Förderung der Agentur fürArbeit vor Ort war und ist, eine inklusive Beschäftigung und Berufsausbildungzu erreichen, wenn dies individuell möglich ist. Das Förderprinzip „So allge-mein wie möglich, so speziell wie nötig“ beinhaltet für alle Maßnahmen der BAimmer auch die Option, betriebsnah und im gesellschaftlichen Alltag zu arbei-ten und zu lernen.

Die Reha-Teams der Agenturen für Arbeit werden auch in Zukunft als Trägervon Teilhabeleistungen am Arbeitsleben auf dem Weg in eine inklusive Gesell-schaft ihren Beitrag zu Ausbildung und Beschäftigung behinderter Menschenleisten.

Erfolgreich den Übergang Schule–Berufmanagen

Mehr Beschäftigungschancen entwicklen –der Arbeitgeber-Service

Orientierung am Grundgedanken der Inklusionund der UN-Konvention

Weitere Informationen unter:

Agentur für Arbeit BielefeldMarc EßelmannMail: [email protected]

Integrationsfachdienste: Ziele und Aufgaben

ie Arbeit der Integrationsfachdienste (IFD) ist in §§ 109 SGB IXbzw. § 33 Abs. 6 SGB IX geregelt und wurde im Oktober 2000 imSchwerbehindertenrecht gesetzlich verankert. Sie sind regionalund leistungsträgerübergreifend tätig: für das Integrationsamt,

die Rehabilitationsträger oder nach spezieller Beauftragung für die Bundes-agentur für Arbeit bzw. die Jobcenter.

Die Einbeziehung eines IFD ist notwendig, wenn die berufliche Eingliede-rung von Menschen mit Behinderungen auf besondere Schwierigkeitenstößt oder mit einem höheren Unterstützungsbedarf verbunden ist. DieIFD-Mitarbeiter/-innen sorgen aufgrund ihrer Fachlichkeit für einen effizi-enten Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten und eine engeVerzahnung der erforderlichen Unterstützungsleistungen.

Zielgruppen:

D

1.

2.

3.

4.5.

Einschätzung und Bewertung von Fähigkeiten

Erarbeitung von individuellen Fähigkeits-, Leistungs- und Interessen-profilen

Kontaktaufnahme zu Betrieben, Akquise geeigneter Ausbildungs- undArbeitsplätze

Organisation und Begleitung betrieblicher Praktika

Beratung von Arbeitgebern zur Einstellung (schwer)behinderter Men-schen

Aufgaben:

Sicherung bestehender Arbeitsverhältnisse: (schwer)behinderte Men-schen mit einem besonderen Bedarf an arbeitsbegleitender Betreuung

Übergang Schule-Beruf: (schwer)behinderte Schulabgänger bei derAusbildungs- oder Arbeitsplatzsuche

Übergang Werkstatt-Beruf: Beschäftigte aus den Werkstätten für be-hinderte Menschen, die nach Vorbereitung den Übergang auf den allge-meinen Arbeitsmarkt erreichen können

Übergang nach einer psychischen Erkrankung: Betroffene, die wiederins Arbeitsleben zurückkehren wollen

Sinnesbeeinträchtige: Menschen mit einer Hör- oder Sehbehinderung

Reha-Vermittlung: arbeitslose Rehabilitanden der Rentenversicherung

1.

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Der Integrationsfachdienst kann auch arbeitsuchenden Menschen, diean einer seelischen Erkrankung leiden ein besonderes Beratungs- undUnterstützungsangebot machen.

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Gute Beispiele aus OWL

S

Ursula ObereinerBeauftragte für Chancengleichheit amArbeitsmarkt und PressesprecherinJobcenter Herford

Zusammenarbeit zwischen Jobcenter undIntegrationsfachdienst (IFD) in Herford

Beratung bei der Einrichtung und Ausstattung behinderungsgerechterArbeitsplätze

Information der Mitarbeiter/-innen über die Auswirkungen von Behin-derungen

Begleitung (schwer)behinderter Menschen am Arbeitsplatz

Flexible und zeitnahe Krisenintervention und psychosoziale Betreuungin Betrieben

Beratung und Beantragung hinsichtlich Fördergeldern

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10.

eit 2006 arbeiten Integrationsfachdienst (IFD) und Jobcenter Her-ford eng zusammen, seit Mai 2011 im Rahmen einer Verwaltungs-vereinbarung zwischen dem Jobcenter und dem Kreis Herford alsHauptträger des IFD. Und diese Zusammenarbeit hat sich bewährt.

Die Wege sind kurz: Jobcenter und IFD arbeiten unter einem Dach in derHansastraße 33. Man steht in engem Kontakt und tauscht sich regelmäßigaus. Die Arbeit des Integrationsfachdienstes (IFD) wird von den Mitarbeiter/-innen des Jobcenters geschätzt; der IFD ist im Kreis Herford anerkannterDienstleister für schwerbehinderte Menschen und konnte seine wertvollenBetriebskontakte kontinuierlich ausbauen.

Arbeitsvermittler/-innen des Jobcenters prüfen in Beratungsgesprächen undanhand ärztlicher Gutachten, ob ihre schwerbehinderten Klienten/-innen ei-nen besonderen Bedarf an arbeitsbegleitender Betreuung haben und eine be-sonders intensive Hilfestellung benötigen. Kommen sie zu der Einschätzung,dass der/die Vermittler/-in des IFD die Betreuung leisten sollte, beraten sie diebehinderten Menschen und stellen den Kontakt zum IFD her. In den meistenFällen handelt es sich um behinderte Menschen mit einer Häufung von Hemm-nissen; oft sind es Menschen mit Behinderungen neurologischer Art, spa-stisch Behinderte, Personen mit Krisenerfahrungen und/oder Menschen, dieunter Depressionen leiden.

Alle Beteiligten (Klient/-in, Arbeitsvermittler/-in des Jobcenters und Vermitt-ler/-in des IFD) sprechen den konkreten Beginn und die Dauer der Betreuungab – in der Regel sind das sechs Monate. Nach drei Monaten Betreuungszeitinformiert der IFD das Jobcenter schriftlich über den bisherigen Verlauf undtrifft eine Prognoseaussage: Wird eine Eingliederung in eine sozialversiche-rungspflichtige Beschäftigung für möglich gehalten oder nicht?

Oberstes Ziel ist die nachhaltige Integration in den 1. Arbeitsmarkt. Die Be-treuung kann aber auch ergeben, dass der IFD die Einmündung in eine Werk-statt für behinderte Menschen oder eine Rentenantragstellung empfiehlt. In

Einzelfällen und sofern weiterhin eine positive Integra-tionsprognose abgegeben werden kann, der/die Klient/-in aber noch nicht vermittelt werden konnte, kann dieBetreuung durch den IFD um bis zu weitere sechs Mo-nate verlängert werden. Wichtig: Während der Betreu-ungszeit durch den IFD laufen die Vermittlungsbemü-hungen des Jobcenters weiter, die Unterstützung imBewerbungsverfahren erfolgt in diesen Fällen aber durchden/die IFD-Vermittler/-in.

In der Erstberatung werden zunächst die Wünsche derbehinderten Menschen geklärt. Danach werden gemein-sam Schlüsselqualifikationen und Fähigkeiten heraus-gearbeitet, bewertet und ein individuelles Fähigkeits-,Leistungs- und Interessenprofil entwickelt. Die Klien-ten/-innen werden aufgefordert, ihre Vorstellungen zuformulieren und zur aktiven Mitarbeit und Eigeninitiati-ve ermutigt.

Anschließend wird das weitere Vorgehen gemeinsamberaten. Hans-Jürgen Gerland, Vermittler beim Integra-tionsfachdienst in Herford, versteht sich hier als Prozess-begleiter: „Man muss es schaffen, die Leute wieder zubegeistern und sie so aufzustellen, dass sie selbst et-was erreichen wollen“. Dazu braucht es viel Geduld –und die muss man als Vermittler/-in im IFD mitbringen.

Die Erstberatung nimmt i.d.R. ein bis anderthalb Stun-den Zeit in Anspruch. Weitere Beratungen erfolgen imzweiwöchigen-Rhythmus. Die Dauer der Folgeberatungenist je nach Unterstützungsbedarf unterschiedlich. Wäh-rend der gesamten Betreuungszeit bietet der/die IFD-Vermittler/-in eine umfassende Unterstützung an, setztaber immer erst dort an, wo die behinderten Menschenallein offensichtlich überfordert sind.

Die Angebote sind vielfältig:

Wie arbeiten Jobcenter und IFD zusammen?

Was passiert während der Betreuung?

Akquise passgenauer Ausbildungs- und Arbeitsstel-len: Die Unterstützung kann zum Beispiel so ausse-hen, dass der behinderte Mensch gebeten wird, eineListe von Unternehmen des regionalen Arbeitsmark-tes zu erstellen, bei denen er gerne arbeiten würde.Der/die IFD-Vermittler/-in telefoniert dann die Firmenab („Kaltakquise“) und stellt den/die Bewerber/-indem Unternehmen vor.

Hilfe bei der Erstellung von passgenauen Bewerbungs-anschreiben/-unterlagen: Für jede Bewerbung wer-den gemeinsam Bewerbungsunterlagen zusammen-gestellt, jede Station im Lebenslauf wird in allen Ein-zelheiten besprochen. Anschließend wird ein pass-genaues Bewerbungsanschreiben erstellt.

Durchführung eines individuellen Bewerbungstrai-nings und intensive Vorbereitung auf einzelne Vor-stellungsgespräche.

Praktika (Maßnahmen beim Arbeitgeber) werdengrundsätzlich nur dann angeboten, wenn eine reali-stische Aussicht auf eine Einstellung vorhanden ist.In der Regel sind sie kurz. Es geht darum zu prüfen,ob man zusammen passt. Reine Erprobungspraktika(Praktika zu diagnostischen Zwecken) sind selten.

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Page 7: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gute Beispiele aus OWL

Weitere Informationen unter:

Jobcenter HerfordUrsula ObereinerMail: [email protected]

IFD HefordBärbel KrächanMail: [email protected]

Während der Betreuungszeit wird erwartet, dass dieKlienten/-innen regelmäßig Kontakt zum/r IFD-Vermitt-ler/-in halten, über ihre Bewerbungsaktivitäten informie-ren und sich über die Bewerbungsstrategien austau-schen. Kommt es zu einer Arbeitsaufnahme, hat sichder IFD Herford verpflichtet, die Klienten/-innen inner-halb der regelmäßig sechs Monate andauernden Einar-beitungs- und Probezeit weiterhin zu begleiten und zubetreuen. Seit Mitte Mai 2011 wurden dem IFD durchdas Jobcenter 30 Klienten/-innen zugewiesen. 13 Be-treuungen wurden bisher beendet. Vier Klienten/-innenkonnten in den 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden. Dasist eine Vermittlungsquote von gut 30 Prozent.

D as Jobcenter im Kreis Paderborn hat bereitsim Jahr 2005 ein eigenes Team für diese Ziel-gruppe der Rehabilitanden und Schwerbehin-derten aufgestellt. Diese Überlegung basierte

auf der schon damals relativ hohen Zahl von behinder-ten und schwerbehinderten Menschen im Sozialge-setzbuch II (SGB II).

Ziel des Teams Rehabilitanden und Schwerbehinderteist es vor allem, für diesen Personenkreis mit einemspezialisierten eigenen Vermittlungsangebot die Inte-gration im Jahr 2012 weiter zu unterstützen und zu stär-ken. Dieses umfasst alle erforderlichen Maßnahmen undHilfen, um eine dauerhafte Wiedereingliederung in den1. Arbeitsmarkt zu erreichen.

Damit wird auch der Nationale Aktionsplan zur Umset-zung der UN–Behindertenrechtskonvention zur Inklusionvon Menschen mit und ohne Behinderung unterstützt.Zum zentralen Leitgedanken der Inklusion gehört dieErhöhung der Teilhabe am Arbeitsleben für behinderteMenschen auf dem 1. Arbeitsmarkt.

Im Dezember 2011 erhielten 1.505 Rehabilitanden und Schwerbehindertemit Wohnsitz im Kreis Paderborn Arbeitslosengeld II (ALG II). Darunter befan-den sich 1.160 Kunden/-innen mit komplexen Profillagen. Behinderte Men-schen konnten bisher nicht in ausreichendem Maße von der Wiederbelebungam Arbeitsmarkt profitieren. Das Reha-Team des Jobcenters hat im Jahr 2011insgesamt 163 Betriebe kontaktiert – dieser Wert soll im Jahr 2012 nennens-wert erhöht werden.

Um die Erhöhung der Vermittlungsquote zu erreichen, nehmen die Mitarbei-ter/-innen des Teams Rehabilitation und Schwerbehinderung auch weiterhinArbeitgeberkontakte und Stellenakquise selbständig wahr. Deshalb werden re-gelmäßig von allen Mitarbeiter/-innen Beratungen von Arbeitgebern im Außen-dienst angeboten und durchgeführt. So sollen weitere Nischenarbeitsplätzefür diese Kunden/-innen akquiriert und die Zahl der Vermittlungen erhöht wer-den. Auch sollen die Kontakte zu den Integrationsunternehmen weiter ausge-baut werden, da sie insbesondere geeignet sind, leistungsgerechte Arbeitsplät-ze anzubieten.

Vorrangig können Rehabilitanden und Schwerbehinderte allgemeine Qualifi-zierungsangebote nutzen. Bei besonders schwerwiegenden Einschränkungenmuss jedoch auf rehaspezifische Maßnahmen zurückgegriffen werden. Umweitere Integrationschancen zu eröffnen, werden arbeitsmarktpolitische Instru-mente bevorzugt, die eine unmittelbare Verzahnung mit einem Betrieb gewähr-leisten. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten können Schwerbehinderte und Rehabi-litanden in einem leistungsgerechten „Brückenjob“ eingesetzt werden. Mitdem Träger Sozialpsychiatrische Initiative Paderborn e.V. wird das Projekt „IdA -Integration durch Austausch“ aus Bundesmitteln und Mitteln des Europäi-schen Sozialfonds umgesetzt (s. Seite 11).

Für Kunden/-innen mit multiplen Vermittlungshemmnissen wird das Instru-ment des Fallmanagements vorgehalten. Die Nutzung der kommunal finan-zierten flankierenden Leistungen nach § 16a SGB II und die Kontakte zu denpsychiatrischen Kliniken im Kreis Paderborn werden weiter ausgebaut. Im Jahr2012 wird eine Fallmanagerin in Zusammenarbeit mit einer Reha-Beraterin derAgentur für Arbeit alle sechs Wochen Sprechstunden mit dem Leiter der Ergo-therapie in der LWL-Klinik anbieten, um im Vorfeld berufliche Einstiegsmög-lichkeiten zu planen.

Die positive Zusammenarbeit mit anderen Reha-Trägern wie der Agentur fürArbeit, der Deutschen Rentenversicherung, den Berufsgenossenschaften undmit dem über die Ausgleichsabgabe finanzierten Integrationsfachdienst soll imJahr 2012 weiter fortgesetzt werden. Dies ist notwendig, damit bei einer Ver-mittlung potenzielle Arbeitgeber schnell und reibungslos auch die Angeboteanderer Reha-Träger in Anspruch nehmen können.

Eine frühzeitige Anbindung an den Integrationsfachdienst erscheint sinnvoll,weil dadurch auch eine Betreuung sowohl des Arbeitgebers als auch des/derArbeitnehmers/-in während der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigunggewährleistet wird. Um die enge Kooperation der Netzwerkpartner vor Ort zustärken, ist auch im Dezember 2012 wieder eine Aktion zum „Tag der Men-schen mit Behinderung“ geplant. Diese Veranstaltung wird seit 2009 mit gro-ßem Erfolg unter Beteiligung von Integrationsunternehmen aus dem KreisPaderborn durchgeführt. (s. Seite 13)

Behinderte konnten nicht vom Aufschwung profitieren

Weitere Informationen unter:

Jobcenter PaderbornHiltrud Meiwes-KleeMail: [email protected]

Hiltrud Meiwes-KleeTeamleiterin Markt undIntegration für Rehabilitan-den und SchwerbehinderteJobcenter Paderborn

Individueller Einsatz unterschiedlicher Maßnahmen

Kooperation mit anderen Reha-Trägern

Team Rehabilitation und Schwerbehinderungdes Jobcenters Kreis Paderborn

Page 8: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gute Beispiele aus OWL

D ie Unterstützte Beschäftigung (UB) ist ein integratives Konzept zurTeilhabe am Arbeitsleben. Es umfasst die berufliche Orientierungund Vorbereitung, die Arbeitsplatzbeschaffung und Vermittlung,die Qualifizierung im Betrieb (Job Coaching) und die langfristige

Stabilisierung des Arbeitsverhältnisses. Sie zielt auf dauerhafte und bezahl-te Arbeit in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes – auch dann, wennein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis nicht erreicht werdenkann.

Der Begriff Unterstützte Beschäftigung ist die Übersetzung der amerikani-schen Bezeichnung Supported Employment und hat auch europaweite Verbrei-tung gefunden. Supported Employment begann in den USA nach einer Reihevon erfolgreichen Modellprojekten mit der ersten gesetzlichen Verankerung1984. Mit dem Gesetz zur Einführung der „Unterstützten Beschäftigung“ vom22. Dezember 2008 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)mit § 38a SGB IX einen neuen Leistungstatbestand verankert.

Unterstützte Beschäftigung hat zum Ziel, Wahlmöglichkeiten und Selbstbe-stimmung von Menschen mit Behinderungen zu sichern und ihnen damit eineinklusive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Das Konzept Unter-stützte Beschäftigung basiert auf europaweit vereinbarten Standards und setztdie Ziele der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen um.

„Unterstützte Beschäftigung“ nach § 38a SGB IX steht seit Anfang 2009 fürbehinderte Personen,

bundesweit zur Verfügung.

In der Gesetzesbegründung wird die Zielgruppe etwas näher beschrieben: „UBist eine neue Möglichkeit, insbesondere Schulabgängern/-rinnen aus Förder-schulen eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu geben. Dabeigeht es insbesondere um Personen, für die eine berufsvorbereitende Maßnah-me oder eine Berufsausbildung wegen Art und Schwere ihrer Behinderungnicht in Betracht kommt (…).

UB kann aber auch für solche Personen die richtige Alternative sein, bei denensich im Laufe ihres Erwerbslebens eine Behinderung einstellt und für die heutemangels Alternativen oftmals nur die Werkstatt für behinderte Menschen inFrage kommt.“ (Drucksache 16/10487 vom 07. Oktober 2008).

Die Maßnahme UB nach § 38a SGB IX ist unterteilt in zwei Phasen: Die

Das Konzept „Unterstützte Beschäftigung“

Michael DillenburgBereichsleiter Behinderung und BerufNetzwerk Lippe gGmbH

individuelle betriebliche Qualifizierung (InbeQ), mit demZiel eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhält-nisses und eine ggf. erforderliche Berufsbegleitung nachAbschluss eines Arbeitsvertrages. Für die zwei bis dreiJahre umfassende individuelle betriebliche Qualifizie-rung (vgl. § 38a Absatz 2 SGB IX) sind in der Regel dieAgenturen für Arbeit (neben Renten- und Unfallversi-cherung) die zuständigen Leistungsträger.

Die individuelle betriebliche Qualifizierung wird in Be-trieben des allgemeinen Arbeitsmarktes durchgeführtund von einem Qualifizierungstrainer (Personalschlüs-sel 1:5) unterstützt. Die Maßnahme dauert in der Regel24 Monate, kann aber unter bestimmten Bedingungenum weitere 12 Monate verlängert werden. Nach der Maß-nahme besteht, wenn erforderlich, ein Rechtsanspruchgegenüber den Integrationsämtern auf weitere Berufs-begleitung.

Die in der Regel zweijährige individuelle betrieblicheQualifizierung gliedert sich in drei Phasen:

Während der gesamten Laufzeit werden die Teilneh-mer/-innen individuell begleitet. Dies geschieht durch:

Nach einer erfolgreichen Vermittlung auf dem Arbeits-markt sind für eine erforderliche Berufsbegleitung imRahmen eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsver-hältnisses in der Regel die Integrationsämter (nebenRenten- und Unfallversicherung) die zuständigen Lei-stungsträger.

Eine Berufsbegleitung ist aufgrund der überwiegen-den Zuständigkeit des Integrationsamtes vor allem füranerkannt schwerbehinderte Menschen und ihnengleichgestellte behinderte Menschen möglich (vgl. § 2SGB IX).

Für Menschen ohne diesen anerkannten Grad der Be-hinderung erscheint das Verfahren der Berufsbegleitung

Das Gesetz „Unterstützte Beschäftigung“

die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben,

aber nicht das besondere Angebot der Werkstatt für behinderte Menschen(WfbM) benötigen,

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und einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz anstreben3.

Die Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“

Orientierungsphase: Hier werden berufliche Wün-sche, Fähigkeiten und Kenntnisse ermittelt. ÜberPraktika können Neigungen und passende Tätigkei-ten gefunden werden.

Qualifizierungsphase: Es folgen intensive und um-fangreiche Einarbeitungs-und Qualifizierungszeitenfür den zukünftigen Arbeitsplatz.

Stabilisierungsphase: Vor dem Übergang in einesozialversicherungspflichtige Beschäftigung werdendie Tätigkeiten am Arbeitsplatz stabilisiert und dasErlernte gefestigt.

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einen wöchentlichen Projekttag, an dem theoretischesund berufliches Wissen vermittelt wird,

einen festen Ansprechpartner/Paten im Betrieb,

regelmäßige Praktikumsbesuche zur Klärung von Fra-gen, für Hilfestellungen im Arbeitsalltag und für Be-ratung.

Vier bundesweite Ausschreibungen

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Gute Beispiele aus OWLzunächst aufwändiger. Dies zeigt an, dass ggf. eine ent-sprechende Anerkennung der Schwerbehinderung bzw.Gleichstellung zu beantragen ist.

Nach Angaben der BA wurden bis Oktober 2010 bun-desweit im Wege der Ausschreibungen ein Kontingentvon 86.881 Teilnehmermonaten eingekauft. Insgesamtkönnen mit diesem Volumen 3.620 Teilnehmende in-nerhalb der Vertragslaufzeit von 24 Monaten gefördertwerden.

Nach Angaben der BA erfolgte im Januar 2011 die dritteund im Januar 2012 die vierte bundesweite Ausschrei-bung nach § 38a SGB IX durch die BA. Danach wurdenweitere 2.800 Plätze zur Verfügung gestellt, so dass ins-gesamt 6.420 Plätze bundesweit zu besetzen sind.

Auf die Problematik des Vergabeverfahrens soll hier nichtweiter eingegangen werden. In Bielefeld gibt es mittler-weile im dritten Verfahren den dritten Anbieter, in denanderen Kommunen sieht es ähnlich aus. Zu der obengenannten Zahl der über die BA vergebenen Plätze kom-men seit Mai 2009 nicht näher quantifizierbare Plätze,die über ein persönliches Budget (ohne Vergabeverfahren)eingekauft wurden. Seit 2010 weisen ebenfalls die Deut-sche Rentenversicherung Bund bzw. DRV Land Rehabili-tanden in diese Maßnahme zu.

Die Maßnahme UB wird aktuell in den Arbeitsmarkt-regionen Bielefeld, Paderborn, Lippe und Minden-Lüb-becke angeboten. In der ersten Runde der Ausschrei-bung im Mai 2009 hat das Netzwerk Lippe den Zuschlagfür den Kreis Lippe erhalten. Da dieser erste Durchgangim November 2012 endet, lassen sich hier bereits ersteErgebnisse feststellen bzw. hochrechnen.

An den 240 Teilnehmer-Monaten haben insgesamt 18Teilnehmer/-innen teilgenommen mit einer Teilnahme-dauer zwischen zwei und 24 Monaten. Dies wurde mög-lich, weil die Agentur nicht direkt für 24 Monate zugewie-sen, sondern die Zuweisungsdauer gesplittet hat undsie so zwischen drei und 12 Monate lag.

Durch diese Flexibilität, die in Absprache mit dem Netz-werk Lippe durchgeführt wurde, wird ein Ausnutzungs-grad von 95 Prozent erreicht werden. Sieben Teilnehmen-de konnten in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeits-verhältnis vermittelt werden, wovon drei Teilnehmer/-in-nen in Integrationsbetrieben beschäftigt werden.

Dies entspricht einer Vermittlungsquote von knapp 40Prozent. Diese Zahl liegt leicht über einer vergleichbarenErhebung der BAG UB von 2011. Die angesichts der be-sonderen Zielgruppe beachtenswerte Vermittlungszahlkann als ein Hinweis auf die Effektivität des KonzeptsUB verstanden werden.

„Unterstützte Beschäftigung“ in OWL

Weitere Informationen unter:

Netzwerk Lippe gGmbHMichael DillenburgMail: [email protected]

E in LKW-Fahrer mit Beinprothese? „Wir hatten uns noch nie zu demThema Gedanken gemacht. Auf der anderen Seite: Menschen lau-fen mit Prothesen Marathon oder Sprintwettbewerbe. Warum alsonicht?“, meint Jan-Hendrik Linnenkamp, Geschäftsführer von Lin-

nenkamp Internationale Transporte GmbH. Eine offene Einstellung ist dieGrundvoraussetzung, um Arbeitgebern Mitarbeiter/-innen mit Behinderun-gen zu vermitteln. Finanzielle Förderung durch die Jobcenter und Arbeits-agenturen helfen dann, Bedenken bezüglich Mehrkosten und besondererAufwendungen zu zerstreuen.

Einarbeitungszeiten behinderter Menschen dauern in der Regel länger, dabeide Seiten ausprobieren müssen, bei welchen Tätigkeiten die Behinderungeinschränkt, wo Rücksicht genommen werden muss oder durch welche Hilfs-mittel und Unterstützung bestehende Einschränkungen überwunden werdenkönnen.

Auch Jan-Hendrik Linnenkamp hat sich mit Förderung des Jobcenters Lippeentschlossen, dem behinderten Hans-Werner Schöning eine Chance zu ge-ben. Keine Selbstverständlichkeit – die Behinderung und sein fortgeschritte-nes Alter hatten es dem 56-jährigen Schöning schwer gemacht, eine Stelle zufinden. Dabei hat der Bad Salzufler jede Menge Erfahrung als Berufskraftfahrer.

Um solchen Betroffenen in Arbeit zu helfen, geht das Jobcenter zwei Wege.„Zum einen qualifizieren wir die Arbeitslosen“, erklärt Klaus Januszewski, Team-leiter des Arbeitgeber-Service. Im Fall von Schöning hieß das, dass er eineWeiterbildung für den Staplerführerschein und einen Schein für Gefahrgut-transporte absolvierte. Zum anderen werden Arbeitgeber gezielt angesprochenund gefördert.

Die finanzielle Förderung des Arbeitgebers seitens der Jobcenter oder Arbeits-agenturen ist keine Belohnung, sondern gleicht lediglich dessen Mehrkostenin der Einarbeitungszeit im Vergleich zur Einstellung eines/r nicht behinder-ten Mitarbeiters/-in aus. Das heißt, dass sich die Höhe und Dauer der Förde-rung jeweils nach den individuellen Voraussetzungen des behinderten Men-schen richten und es daher keinen pauschalen Anspruch auf die Maximal-Förderung gibt. Als behindert gilt, wer in seiner körperlichen Funktion, geistigen Fähigkeitoder seelischen Gesundheit länger als sechs Monate vom für das Lebensaltertypischen Zustand abweicht. Für Behinderte und Schwerbehinderte (Grad derBehinderung von wenigstens 50 Prozent) gelten die gleichen Fördermög-lichkeiten. Für ei-nen maximalenZeitraum von 24Monaten könnenbis zu 70 Prozentdes Arbeitsent-gelts übernom-men werden, wo-bei nach 12 Mona-ten die Förderhö-he sinkt. Arbeitge-ber, die diese För-derung in An-spruch nehmen,verpflichten sich,den/die behinder-te/n Mitarbeiter/-in für eine be-

Arbeit trotz Behinderung: Ein Holzbein ist kein Hindernis

Jan Hendrik Linnenkamp (r.) und Klaus Januszewski (l.)freuen sich über den Erfolg von Hans-Werner Schöning (m.)

Förderung gleicht Mehrkosten aus

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Gute Beispiele aus OWLstimmte Zeit auch nach Ablauf der Förderung weiter zu beschäftigen. Zusätz-lich definiert das Sozialgesetzbuch IX eine besondere Gruppe schwerbehinder-ter Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung sehr geringe Vermittlungs-chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Dazu gehören unter anderem behinder-te Menschen über 50 Jahre oder Menschen, die aufgrund ihrer Behinderunglangfristig verminderte Arbeitsleistung erbringen. Hier kann die Förderung biszu 60 Monate gewährt werden, ohne dass für den Arbeitgeber eine Nach-beschäftigungspflicht besteht.

„Es soll ein Anreiz sein, motivierten und arbeitswilligen Menschen eine Chancezu geben, die man sonst vielleicht nicht eingestellt hätte“, erklärt KlausJanuszewski die Förderpraxis. Ziel bei allen Vermittlungen ist eine langfristigeBeschäftigung des Betroffenen. Deshalb trifft der Arbeitgeber-Service eine sorg-fältige Vorauswahl der Bewerber/-innen nach den jeweiligen Anforderungendes Arbeitgebers.

Jan-Hendrik Linnenkamp hat schon öfters Arbeitslose durch Vermittlung desJobcenters oder der Agentur für Arbeit eingestellt und unterschiedliche Erfah-rungen gemacht. Deswegen findet Linnenkamp den finanziellen Zuschussdes Jobcenters wichtig. „Wer generell wenig Berufspraxis mitbringt oder schonlange nicht mehr gearbeitet hat, dem geht öfters mal etwas kaputt oder derje-nige muss in den ersten Monaten mehr an die Hand genommen werden.“

Bei Hans-Werner Schöning lag der Fall anders. Schon nach wenigen Tagen beider Firma Linnenkamp International Transporte war klar: Die Beinprothese istfür den Berufskraftfahrer in seiner Arbeit kein Hindernis. Mit Zuverlässigkeitund fachlichem Wissen hat er seinen neuen Arbeitgeber überzeugt.

Ziel ist eine langfristige Beschäftigung

IDas Haxterpark-Projekt in Paderborn

m Süden der Stadt Paderborn, angrenzend an die Sportanlagen derUniversität, entsteht auf der ca. 60 ha großen Fläche des HofgutesHaxterhöhe eine modellhafte Sportanlage für die Sportarten Golf, (the-rapeutisches) Reiten, Bogenschießen, Klettern und Boule mit einem

angeschlossenen Seminar- und Gastronomiebereich sowie einem Sport- undGesundheitszentrum.

Die Sportanlage wird von einem gemeinnützigen Sportverein, dem Fair-WayGolf- und Sportclub Paderborn e.V. errichtet. Eine Integrationsfirma, die ge-meinnützige Haxterpark GmbH, übernimmt die Aufgaben der Grünpflege,des Betriebs und eines Bistros. Zugleich wird diese Integrationsfirma dennutzenden Sportvereinen auch administrativen und organisatorischen Ser-vice anbieten.

Durch den Betrieb des Sport- und Gesundheitszentrums entstehen langfri-stig bis zu 60 Ausbildungs- und Arbeitsplätze im Gastronomie- und Service-bereich sowie in der Pflege und Unterhaltung der Sportanlagen, die vorrangigMenschen mit Behinderung zur Verfügung gestellt werden sollen. SämtlicheSportstätten sind behindertengerecht gestaltet und von vornherein auf eineintegrative und selbstständige Nutzung von Behinderten und Nichtbehindertenausgerichtet. Dabei wird auf die sportwissenschaftlichen und sportmedizini-schen Forschungsergebnisse der Universität Paderborn, einem Partner derProjekte, zurückgegriffen, die nachgewiesen haben, dass sich gerade die be-treffenden Sportarten für Menschen mit Behinderungen eignen.

Weitere Informationen unter:

Jobcenter LippeKlaus JanuszewskiMail: [email protected]

Nach der mit allen Nutzern und Partnern abgestimmtenPlanung sollen sukzessive folgende Sportanlagen reali-siert werden:

Weitere Einrichtungen:

Seminarzentrum und Bauernhofgastronomie: Innen-und Außengastronomie (200 Plätze), Audiomax (200Plätze), drei Gruppenarbeitsräume (je 50 Plätze), Büround Forschungszentrum, Sportadministration und In-standhaltung. Das Projekt ist für einen gestuften Aus-bau konzipiert und wurde mit dem Golf- und Gastrono-miebereich begonnen.

In Deutschland leben zurzeit ca. sieben Millionen Men-schen mit Schwerbehindertenstatus. Ziel ist die Schaf-fung eines Sportangebotes, bei dem sowohl Sportflächenentstehen, als auch Hilfen für den administrativen undorganisatorischen Betrieb ehrenamtlich geführter Verei-ne durch eine integrative Betriebseinrichtung gewährtwerden.

Zugleich mündet dies in ein sinnvolles, nachhaltigesBeschäftigungs- und Ausbildungsangebot für behinder-te und benachteiligte Menschen innerhalb der inklusivausgerichteten Anlage „Haxterpark“ im Sinne der UN-Konvention zu den Rechten von Menschen mit Behin-derungen (Dezember 2006). Die beteiligten Partner bün-deln ihre nachweisliche Expertise und Erfahrung undführen diese in eine Zusammenarbeit, um so einen ent-scheidenden Beitrag zur Inklusion von Menschen mitunterschiedlichen Voraussetzungen zu leisten.

Blick auf das Haxterpark-Gelände

Die Sportanlage

18-Loch-Golfplatz (barrierefrei, belohnendes Design,„wellig-kribbelig“ zur Schulung des Gleichgewichtesund der Koordination, ökologisch)

Bogenschießanlage: 50 m und 70 m Scheiben (roll-stuhltauglich)

Reiten: Reitplatz, Reithalle (Zelt), Paddockstall

Klettern: Kletteranlage auf der Außenseite und derInnenseite eines ehemaligen Getreidesilos, zusätz-lich unterschiedliche Lichtgestaltung zur Schulungder Sinneswahrnehmung im Innenbereich

Boule/Petanque: Bouleanlage im Innenhof, teilwei-se überdacht

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Ziel des Projektes

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Gute Beispiele aus OWL

Die Projektpartner gehen ausdrücklich von einem An-satz der Inklusion aller Menschen aus: Dabei soll einePlattform für einen Diversity-Ansatz mit dem vorrangi-gen Ziel einer positiven Wendung hin zu einer Kultur derAnerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Viel-falt entstehen. Alle Partner sind davon überzeugt, durchdie innovative inhaltliche Neuausrichtung in den Berei-chen Spiel und Sport, Gesundheit und Freizeit beson-ders geeignete Beschäftigungsfelder zu schaffen, diefür behinderte und benachteiligte Menschen zu einernachhaltigen Integration bzw. einer langfristigen Teilha-be am Arbeitsleben führen werden, und gleichzeitig derTendenz wachsender Professionalisierung des Vereins-sports durch Übernahme des Betriebsrisikos von Sport-anlagen begegnet wird.

Das Integrationsunternehmen Haxterpark GmbH ist alsDienstleister der universitätsnahen Golfakademie tätigund beschäftigt bereits seit Jahren Menschen mit Be-hinderung. Die Universität Paderborn ist ein Kooperati-onspartner und schafft damit ergänzend optimale Vor-aussetzungen für den weiteren Transfer neuer Erkennt-nisse aus den Bereichen der Neurophysiologie, Sport-medizin, Sportwissenschaft und Pädagogik in Projektefür die Praxis. Das besondere örtliche Umfeld in der An-lage des Hofguts Haxterhöhe bietet dabei einzigartigeVoraussetzungen für das Projekt.

Die Projektpartner verstehen sich als soziale Gemein-schaft, die für eine glaubhafte und nachhaltige Verant-wortung im Bereich der modernen Integration im Hand-lungsfeld Spiel & Sport, Gesundheit und Freizeit stehenwird. Im Haxterpark geht es dabei neben der erfolgrei-chen Geschäftsentwicklung, vor allem um einen positi-ven Beitrag zur Entwicklung des Sports in einer sichverändernden Gesellschaft.

Ab dem 2. April läuft der erweiterte Betrieb des gemein-nützigen Integrationsunternehmens Haxterpark. 16neue Mitarbeiter/-innen mit und ohne Behinderung neh-men die Arbeit als Rasenpfleger und Servicekräfte auf.Mit dabei sind auch zwei Profis: Heinz-Jürgen Harderund Wilhelm Tewes. Das Inklusionsprojekt Haxterparkhat viele Unterstützer. Die meisten Mitarbeiter/-innenkonnten bereits durch eine erfolgreiche Qualifizierungin Zusammenarbeit mit den Caritas Wohn- und Werk-stätten (CWW) im Erzbistum Paderborn im Umgang mitRasen und Maschinen geschult werden.

Die Geräte sind so ausgesucht, dass sie sehr einfachzu bedienen sind, große Betriebssicherheit aufweisenund einen niedrigen Energieverbrauch haben. Dabei ha-ben die Hersteller zum Teil Sonderanfertigungen zur Ver-fügung gestellt. Außerdem sind die Geräte besondersleise und verbrauchen selbst produzierten Strom.

Es gibt in Deutschland ca. 80.000 Sportrasenflächen.Zusammen mit Partnern aus den Bereichen Ausbildungund Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, soll

eine „Werkerausbildung“ zum Sportrasenpfleger initiiert werden. Diese Spe-zialisten könnten bei Kommunen, Vereinen, Galabau-Unternehmen, Integra-tionsfirmen oder in Außenarbeitsgruppen von Werkstätten für Menschen mitBehinderung Beschäftigung finden. Des Weiteren wären „Werkerausbildungen“zum Brotbäcker, Tierpfleger und im Servicebereich möglich.

Das Projekt wird gefördert durch den LWL, der Aktion Mensch, der StiftungWohlfahrtspflege und weitere Unterstützer. Die Sportanlagen werden errichtetmit Hilfe des Sportstättenförderprogramms des Landes NRW. Lokal und regio-nal besteht eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Caritas Wohn-und Werkstätten (CWW), dem Kolping Berufsförderwerk Brakel, Agentur fürArbeit Paderborn, Jobcenter Kreis Paderborn, der Berufsförderung SchlossHamborn, dem Integrationsfachdienst Paderborn/Höxter, In Via Paderborn, derFortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) und der Sozialpsychiatrischen In-itiative Paderborn.

Weitere Informationen unter:

Haxterpark GmbH gemeinnützigHelmut BöhmerMail: [email protected]

Die neuen Mitarbeiter zusammen mit Hubert Böddeker (Sparkassenstiftungenfür die Stadt und für den Kreis Paderborn), Jörg Wilde (Sparkasse Paderborn-Detmold), Jürgen Mathieu (Werkstattleiter CWW), Helmut Böhmer (HaxterparkGmbH), Thomas Busche (Haxterpark GmbH)

Der Bedarf

Die Perspektive

16 neue Mitarbeitende

EProjekt IdA – Integration durch Austausch

in Auslandspraktikum wird einen positiven Einfluss auf Ihre Chan-cen am Arbeitsmarkt haben!“ Das zumindest sagen heutige Arbeit-geber und Ausbilder. Diesen Ansatz hat der Projektverbund „Arbeitohne Grenzen!“ gemeinsam verfolgt und setzt derzeit das trans-

nationale Projekt „IdA-Integration durch Austausch“ in Stadt- und KreisgebietPaderborn um.

Träger dieses Projektes ist ein Verbund, der sich aus SPI Paderborn e. V.,Jobcenter Kreis Paderborn, der Katholischen Hochschule (KatHO) NRW Abt.Paderborn, OWL Marketing GmbH, Grün-Mobil gem. GmbH und der psychiatri-schen Ambulanz PKP Bydgoszcz/Polen zusammensetzt. Gemeinsam bildensie den Steuerkreis, ein wichtiges Modul im Projektverlauf, um qualitativ aufinnere und äußere Veränderungen einzuwirken und das Projekt strategisch zubegleiten.

Das Projekt „Arbeit ohne Grenzen!“ermöglicht jedem/r Teilnehmenden eineneinmonatigen Auslandsaufenthalt in der Stadt Bromberg/Bydgoszcz in Polen.Gemeinsam mit anderen Teilnehmer/-innen arbeiten sie dort in verschiedenenUnternehmen und Einrichtungen, können dort hospitieren, Praktika absolvie-ren und weitere berufliche Erfahrungen für ihren beruflichen Weg sammeln.Personengruppen, die arbeitsuchend/arbeitslos gemeldet sind und einen er-schwertem Zugang zum Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt haben, dürfen an demtransnationalen Programm teilnehmen.

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Gute Beispiele aus OWL

Der erste von vier Durchläufen ist inzwischen erfolgreich beendet worden. Am02. Januar 2012 sind die ersten Teilnehmer/-innen des Projektes „Arbeit ohneGrenzen“ zum Auslandsaufenthalt nach Bydgoszcz, Polen, aufgebrochen. In-nerhalb von 30 Tagen haben sie in Bydgoszcz Land und Leute kennen gelernt,vielfältige Arbeitsfelder erprobt und einen Blick über den eigenen Tellerrandgewagt.

In Bydgoszcz hatten die Projekt-Teilnehmenden eine reiche Auswahl an ver-schiedenen Praktikumsbetrieben zur Wahl, um ihre Arbeits- und Belastungsfä-higkeit unter Beweis zu stellen und neue Eindrücke aus dem Arbeitsleben zusammeln. Diese Praktika waren dabei u. a. möglich im Kreismuseum der Stadt,in der Universität „Kasimir der Große“(Kazimierza Wielkiego), in Handwerksbe-trieben, im Hausmeisterbereich, in einem Militärmuseum, einem Blumenla-den, dem Kultur- und Landschaftspark der Stadt und vielen weiteren interes-santen Arbeitsfeldern.

Insgesamt standen so weit über 30 potenzielle Praktikumsstellen zur Verfü-gung, die, stets in enger Kooperation mit den Mitarbeitern/-innen des SPIPaderborn e. V., die Teilnehmenden dabei unterstützten, ihre Fach-, Sozial- undMethodenkompetenzen in neuen und herausfordernden Berufsfeldern zu stär-ken und auszubauen.

Die Betriebe dieser besonders interessanten und innovativen Form der Quali-fikation waren dabei mit den Teilnehmer/-innen des Auslandsaufenthaltes sehrzufrieden, so dass auch gemeinsam die Möglichkeiten und Chancen diesertransnationalen Kooperation ausgelotet und immer mehr erweitert wurden.Neben den Einblicken in das „normale“ (Arbeits-)Leben eines teilweise zu Be-ginn noch recht fremden Landes, wurden auch in der Freizeit viele Aktivitätenforciert, die dem Austausch mit dem Partnerland im Hinblick auf kulturelle undsoziale Erfahrungen dienten.

Diese Angebote wurden von den Teilnehmenden sehr gut angenommen, för-derten ebenfalls deren positiven Blick auf die eigenen Fähigkeiten und trugenaußerdem dazu bei, die sozialen Kompetenzen zu stärken. Es handelte sichdabei um die Teilnahme an einem Wohltätigkeitslauf im LandschaftsparkMyslecinek, Besuche des wöchentlich stattfindenden Deutschen Konversa-tionsabends der Universität Bydgoszcz auf einem ausrangierten Binnenschiff,

Besuche verschiedener Museen und Ausstellungen, denBesuch der Philharmonie Bydgoszcz, den Besuch ver-schiedener Sehenswürdigkeiten (z.B. die alte RitterstadtTorun) sowie einen Ausflug an die Ostsee nahe Danzig.

Eine besondere Herausforderung stellte sicherlich dieKommunikation im fremden Land dar. In der Vorberei-tungsphase hatten die Teilnehmer/-innen bereits imRahmen spezieller Unterrichtseinheiten die Möglichkeit,sich grundlegende Kenntnisse der polnischen und er-satzweise der englischen Sprache anzueignen. Dennochwaren sicherlich einige der Teilnehmer/-innen vor An-tritt der Reise skeptisch, ob diese Kenntnisse vor Ortgenügen würden.

Bezeichnend für die absolut positive Entwicklung derTeilnehmenden in ihren Kompetenzen war dann die be-eindruckende Geschwindigkeit und Sicherheit, mit derdie angenommenen und befürchteten Kommunika-tionsschwierigkeiten ihren Schrecken verloren haben.Alle konnten binnen kurzer Zeit Formen der Kommuni-kation finden, die ihnen das alltägliche Leben in Polenermöglichten und angenehm machten.

Nach der Rückkehr aus Polen sind die Teilnehmer/-innen nun in die nächste Phase der Vermittlung in Ar-beit und in neue Perspektiven eingetreten. Der außeror-dentlich positive Elan, den alle aus Polen mitbringenkonnten, wurde in Deutschland in der Akquise mögli-cher Praktikumsstellen und Arbeitsplätze umgesetzt. Mitdem Geist „…ich habe in Polen alle Schwierigkeiten über-wunden, dann klappt hier auch sicher etwas!“, wurdendie neuen Herausforderungen angenommen.

Mittlerweile sind etliche der Heimkehrer/-innen in ei-nem Praktikum mit Aussicht auf eine Wiedereingliede-rung in den 1. Arbeitsmarkt dabei, ihre berufliche Zu-kunft positiv zu gestalten. Die Mitarbeiter/-innen desSPI Paderborn e.V. sind wie in Polen Ansprechpartner fürdie Teilnehmer/-innen, reflektieren mit ihnen das Prak-tikum und arbeiten auch im Praktikum im Rahmen von„Training-on-Job“ zusammen an einem erfolgreichen Ab-schluss des Projekts.

Das Projekt „Arbeit ohne Grenzen!“ wird im Rahmendes Programms „IdA – Integration durch Austausch“durch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialesund den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Joanna Zataj-Ross und Assistentin (Amt für Kultur und transnationale Aktivitäten,Rathaus Bydgoszcz), Bartholomäus Rymek (Projektleiter Arbeit ohne Grenzen!),Johannes Tack und Sylvia Polte (SPI Paderborn e.V.), Dr. Wojciech Kosmowski(Ärztlicher Direktor der Ambulanz für Psychische Gesundheit, Bydgoszcz), ElzbietaKawecka (Gesundheitsreferentin Bydgoszcz), Dorota Ceranowska (Leiterin derAmbulanz für Psychische Gesundheit, Bydgoszcz,) zwei Vertreterinnen desJobcenters in Bydgoszcz

Der erste Austausch war erfolgreich

Einblicke ins Arbeits- und kulturelle Leben des Partnerlandes

Neue Erfahrungen – neue Perspektiven

Weitere Informationen unter:

Jobcenter Kreis PaderbornHermann-Josef BentlerMail: [email protected]

SPI Paderborn e.VBartholomäus RymekMail: bartholomäus [email protected]

Mehr Selbstbewusstsein in Gestaltungder beruflichen Zukunft

Page 13: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gute Beispiele aus OWL

I n Zeiten boomender Wirtschaft und sich immerdeutlicher abzeichnender Personalengpässe spieltdie Suche nach gut ausgebildeten Fachkräfteneine immer größere Rolle. Leider stehen Menschen

mit Behinderungen bislang noch nicht im Fokus derPersonalakquise der Unternehmen. Der Aufschwungauf dem Arbeitsmarkt geht an dieser Zielgruppeschlichtweg vorbei.

Trotz sinkender Arbeitslosigkeit um 4,8 Prozent zumVorjahresmonat ist in OWL die Zahl der arbeitslosenSchwerbehinderten im gleichen Zeitraum um 3,4 Pro-zent auf nunmehr ca. 3.678 Personen angestiegen (s.Tabelle). Davon befinden sich 40 Prozent im RechtskreisSGB III und 60 Prozent im Rechtskreis des SGB II.

In Ostwestfalen-Lippe ist es ein wichtiges Anliegen,Behinderte innerhalb ihres Umfeldes so gut wie möglichzu unterstützen und ihnen Chancen auf die Ausübungeiner Berufstätigkeit zu ermöglichen. Im Kreis Paderbornhat sich beispielsweise ein Netzwerk von Vertretern ausverschiedenen Organisationen gebildet, das sich mit derTeilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben beschäf-tigt und in den letzten Jahren besondere Aktionen zum„Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen“am 03. Dezember durchgeführt hat.

Dieser Tag wurde 1992 von den Vereinten Nationen aus-gerufen, um die Bemühungen um nachhaltige Maßnah-men zur Verbesserung der Lage der Behinderten zu ver-stärken. Seitdem wird dieser Tag weltweit für Aktionengenutzt, die in besonderer Weise auf die gleichberechtig-te Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichenLeben aufmerksam machen sollen.

Veranstalter in Ostwestfalen-Lippe waren das Jobcenter

Aktion 2009: ESF-Projekte stellen sich vor

Internationaler Tag der Menschen mitBehinderung – Aktionstage in OWL

Kreis Paderborn und die Regionalagentur OWL in Kooperation mit dem Integra-tionsfachdienst, der Agentur für Arbeit, der Werkstatt für behinderte Men-schen und den sozialen Beschäftigungsträgern und Integrationsunternehmender Region. 2009 wurde eine Straßenaktion im Zentrum von Paderborn durch-geführt. Ziel dabei war es, die Öffentlichkeit für Perspektiven behinderter Men-schen am Arbeitsmarkt zu sensibilisieren und die Ergebnisse erfolgreicherESF-Projekte zur Integration behinderter Menschen praxisnah vorzustellen.

In den zwei folgenden Jahren wurden Fachveranstaltungen im Integrations-hotel Aspethera durchgeführt. 2010 wurde aufgezeigt, wie Arbeitsplätze fürbehinderte Menschen geschaffen und erhalten werden können. In einemImpulsreferat ging es um das Unterstützungsangebot des LWL „BetrieblichesArbeitstraining“ bzw. „Job-Coaching“, um die nachhaltige Eingliederung ei-nes/r behinderten Arbeitnehmers/-in direkt am Arbeitsplatz zu begleiten. FürArbeitgeber wurden vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten vorgestellt undim Rahmen eines Podiumsgespräches erörtert.

2011 wurde unter dem Motto „Arbeit ohne Barrieren“ diskutiert, was Unter-nehmen tun können, um behinderte Menschen besser in den Arbeitsalltag zuintegrieren. Ein Vertreter des Ministeriums für Arbeit, Integration und Sozia-les, Manfred Feuß, lobte die Arbeit des Paderborner Netzwerkes. Anhand vonPraxisbeispielen aus zwei Großunternehmen der Region wurde vorgestellt,wie noch mehr schwerbehinderte Menschen eine bessere Chance auf Teilhabeam Berufsleben erhalten können.

Die Konzernbehindertenbeauftragte der Bertelsmann AG, Perdita Müller, prä-sentierte das Engagement des Medienkonzerns für die Belange der behinder-ten Menschen. Aus der Benteler-Gruppe referierten zwei Vertreter zum Be-trieblichen Eingliederungsmanagement im Rahmen des ganzheitlichenGesundheitsmanagements. Gesundheitsberater Christopher Ermler erläuter-te, wie die Gesundheit der Mitarbeiter/-innen auch zur Stärkung des Betriebesbeiträgt. Auf dem Markt der Möglichkeiten präsentierten sich Integrations-firmen und Arbeitsmarktakteure mit ihren Unterstützungsangeboten.

Diese Veranstaltungen haben einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltungder Vernetzung und Kooperation aller Akteure im Bereich der Integration be-hinderter Menschen in den Arbeitsmarkt geleistet. Eine Fortführung und Aus-dehnung auch auf andere Gebietskörperschaften innerhalb von Ostwestfalen-Lippe wird angestrebt.

Die überdurchschnittlichen Erfolge, die in den vergangenen Jahren im Rah-men von Projekten zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt erzielt wurden,

Vergleich der Arbeitslosigkeit zum Vorjahresmonat

Arbeitslose Schwerbehinderte in OWL

Arbeitslose insgesamt in OWL

03/2012 03/2011

3.678 3.566

70.454 74.001

Aktionen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Wichtig: Vernetzung der Akteure

Aktion 2011: Fachlicher Input und Markt der Möglichkeiten zur Inklusion in derArbeitswelt

Zeichen setzen in OWL

Page 14: Forum OWL - Menschen mit Behinderung

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Gute Beispiele aus OWLzeigen, dass behinderte Menschen sehr wohl motivierte, engagierte und fürdas Unternehmen wertvolle Mitarbeiter/-innen sein können, wenn man ihnennur eine Chance gibt. Viele Unternehmen aus OWL haben bereits sehr guteErfahrungen mit der Eingliederung behinderter Fachkräfte gemacht. Bei ande-ren sind dagegen noch Vorurteile und Ängste im Zusammenhang mit der Be-schäftigung behinderter Menschen abzubauen.

Der „Internationale Tag der Behinderten“ kann in Zeiten des FachkräftemangelsZeichen setzen und auf die beruflichen Potenziale der behinderten Menschenhinweisen. Die Aktionstage liefern Impulse, um das Bewusstsein für die Inte-gration von Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit neu zu weckenund weiter zu schärfen. Sie bereiten den Weg zur Gestaltung eines inklusivenArbeitsmarktes, auf dem keiner wegen einer Behinderung ausgegrenzt wird.

Weitere Informationen unter:

Regionalagentur OWLBoris VossMail: [email protected]

A rbeit für Menschen, die Leistungsberechtigte nach dem SGB XIIsind, also Menschen, die wegen Krankheit oder Behinderung nichtin der Lage sind, mindestens drei Stunden täglich erwerbstätig zusein? Für eine Personengruppe, die geprägt ist durch vielfältige Pro-

blemlagen, insbesondere psychische und Suchterkrankungen, aber auchsomatische Erkrankungen, Mehrfachdiagnosen und unterschiedliche psy-chosoziale Einschränkungen?

Nein, es geht hier nicht um „Arbeit“ im klassisch definierten Rahmen, viel-mehr bieten wir den Menschen eine „Beschäftigung“ im geschützten „Raum“,außerhalb von Wertschöpfungs- und fest strukturierten Produktionsketten an.Arbeit und Beschäftigung spielen eine große Rolle im System der Hilfeleistung.Arbeit und Beschäftigung kann positiv bei der Gestaltung der Tagesstrukturwirken, der Selbstbindung durch Übernahme von Pflichten und der Förderungindividueller Fähigkeiten. Sie ermöglichen die Kontaktaufnahme zu anderenund bewirken die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Wertschätzungdes Umfeldes für das Geleistete.

Der Zugang erfolgt über die Leistungsabteilung des Amtes für Soziale Lei-stungen – Sozialamt an den Bereich „Arbeit und Beschäftigung SGB XII“. DurchKontinuität, Fachlichkeit und einer guten Vernetzung ist ein hoher Bekannt-heitsgrad entstanden. Deshalb kommen Menschen auch als Selbstmelder.

Nach der Kontaktaufnahme und der ersten Einschätzung folgen eine Ana-mnese, eine Motivationsphase, die Zielfindung und die Entscheidung, obBeschäftigungsRäume in Betracht kommen und ggf. in welcher Form, als Ein-zel- oder Gruppenmaßnahme. Dieser Prozess ist in der Regel kleinschrittig,zeitaufwändig und erforderte eine ständige Motivation der Betroffenen.

Die „Kommunale Arbeitsförderung“ der REGE mbH schafft die Voraussetzun-gen für BeschäftigungsRäume bei Arbeitgebern, Einrichtungen und Trägerndurch Akquise, Beratung, Entwicklung und Planung konkreter Einsatzmöglich-keiten. Dadurch haben sich sowohl Gruppenangebote wie auch Einzelplätze imAngebotsportfolio entwickelt. Die Akquise erfolgt bewerberorientiert; das heißt,von der persönlichen Situation des potenziell Teilnehmenden, seinen Kompe-tenzen und Wünschen ausgehend, erfolgt die Suche geeigneter Beschäftigungs-Räume.

Beschäftigungsräume im SGB XII – ein Angebotder Stadt Bielefeld und der REGE mbH

Dabei wird bewusst zweigleisig gefahren. Zum einenwerden BeschäftigungsRäume als Gruppenmaßnahmenbei Bielefelder Trägern akquiriert und vorgehalten, die inder Regel einen niederschwelligen Einstieg ermöglichen.Anderseits werden BeschäftigungsRäume in Form vonEinzelmaßnahmen akquiriert.

Diese sind tendenziell „arbeitsmarktnäher“ ausgestal-tet, so dass sich für die Teilnehmer/-innen eine Entwick-lungsmöglichkeit aus einem klassischen Beschäfti-gungsRaum als Gruppenmaßnahme hin zu einer Einzel-maßnahme ergeben kann. Diese Einzelmaßnahmen sindeher bei klassischen Arbeitgebern angesiedelt.

Der Akquise folgt möglichst die passgenaue Besetzung.Zur Besetzung gehören intensive Profilinggespräche mitden potenziellen Teilnehmer/-innen, die Begleitung zuVorstellungsgesprächen und die Klärung notwendiger,individueller Rahmenbedingungen für eine möglichstlangfristige Sicherung des BeschäftigungsRaums – auchim engen Austausch mit den jeweiligen Eingliederungs-helfer/-innen.

Der Arbeitsbereich „Arbeit und Beschäftigung SGB XII“leistet die Begleitung in den BeschäftigungsRäumen,die als Gruppenangebote vorgehalten werden. Auf Einzel-plätzen erfolgt die individuelle Begleitung/das Coachingdurch die „Kommunale Arbeitsförderung“ der REGE mbH.

Während der Beschäftigungsphase wird regelmäßig derArbeitgeber und der/die Teilnehmer/-in persönlich kon-taktiert, um Handlungsbedarfe frühzeitig festzustellenund durch Anpassungen des qualitativen oder/und quan-titativen Arbeitsumfangs (i.d.R. zw. einer und 100 Std./Monat) den BeschäftigungsRaum zu sichern.

Es liegt in der Beschaffenheit der BeschäftigungsRäu-me, dass sich die Arbeitsleistung der Teilnehmendennicht an den Bedarfen der Anbieter orientiert, sonderndie Anbieter/Unternehmen im höchsten Maße Bereit-schaft zeigen müssen, auf die Belange der Teilnehmer/-innen Rücksicht zu nehmen. So kommt es beispiels-weise dazu, dass der Beschäftigungsumfang bei akuten„Krisen“ tage- oder wochenweise in enger Abstimmungmit allen Beteiligten entsprechend reduziert wird.

In dem gesamten Unterstützungsprozess spielen dieständige Motivation für eine Tätigkeit, die Stärkung desSelbstgefühls und Durchhaltevermögens, die Ermuti-gung bei Rückschlägen und die Vermeidung von Selbst-überschätzung durch die Betroffenen eine große Rolle.Der/die Teilnehmer/-in erhält je geleisteter Stunde imBeschäftigungsRaum zwischen 1 und 1,50 Euro sowieeinen Pauschalbetrag von 50 Euro. Die Anbieter erhal-ten eine pauschale Zuwendung für ihren Aufwand in derBegleitung der Teilnehmenden vor Ort.

Der Bereich „BeschäftigungsRäume im SGB XII“ ist keinisoliert arbeitender Bereich. Die Zusammenarbeit mitEinrichtungen und sozialen Diensten ist im Rahmeneines standardisierten Hilfeplanverfahrens festgelegt.Die Steuerung der „BeschäftigungsRäume im SGB XII“

Wichtig: Kontinuierliche Motivation

Angebote nach Bedarf

Die operative Struktur

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Weitere Informationen unter:

REGE mbHIngo DoerkMail: [email protected]

Gute Beispiele aus OWList ein gemeinsamer Prozess der Stadt Bielefeld und derREGE mbH.

Erfolge, die sich datenmäßig erfassen lassen, sind z.B.die durchschnittliche Verweildauer oder der Wechsel inden SGB II-Leistungsbezug als Zeichen für die Wieder-herstellung der Erwerbsfähigkeit. Die lange Verweildauervon durchschnittlich 214 Tagen in den Maßnahmen gibtAnhaltspunkte dafür, dass bei passgenauer Auswahlgeeigneter BeschäftigungsRäume in Bezug auf die indi-viduellen Belange der Teilnehmer/-innen ein erheblichesDurchhaltevermögen besteht.

Mindestens genauso wichtig sind aber die Erfolge durchdie gelungene Aktivierung und der Wille zur Aufnahmeeiner Tätigkeit und ihr Erreichen. Das gleiche gilt für dieFähigkeit, ein persönliches Durchhaltevermögen zu ent-wickeln, Rückschläge zu verkraften und ggf. einen Neu-beginn zu wagen. Da, wo die Aussicht besteht, durch ei-ne Tätigkeit stabilisierend zu wirken oder die Stabilisie-rung ergänzend zu fördern, ist es in diesem Kontextebenso als Erfolg zu werten.

Diese Erfolge lassen sich kaum in Zahlen fassen, sindjedoch vorhanden und tragen erheblich zur Förderungder Klienten/-innen bei. Das sich dieser präventive Investlangfristig rechnet durch nicht mehr erforderliche Unter-stützungsangebote aus dem SGB XII-Budget wurde nach-gehalten und steht außer Frage.

Erfolge auch ohne konkrete Zahlen messbar

Jeder Mensch will notwendig sein!

Helmut LandwehrGeschäftsführerDALKE gGmbH

E nde der 70er Jahre begann die deutschePsychiatrie sich in eine massive Aufbruch-phase einer notwendigen Änderung zu bege-ben. Bisheriges psychiatrisches Handeln wur-

de kritisch auf den Prüfstand ihrer Wirksamkeit ge-stellt. Diese Zeit war die Geburtsstunde der FirmaDALKE. Die Arbeitstherapie der Westfälischen Klinikin Gütersloh quälte sich dahin und musste sich dieFrage nach Ihrer Existenzberechtigung gefallen las-

sen, denn da wo sie hin „therapieren“ sollte und wollte geschah für die Pati-enten nichts. Der allgemeine Arbeitsmarkt war dicht, eine Vermittlung fandnicht statt. Wir hatten zu der Zeit ca. 2,5 Millionen arbeitslose Menschen inder BRD.

Eine nicht geringe Anzahl von Patienten lebte in der Klinik, deren Akutbehand-lung abgeschlossen war, denen aber eine Perspektive nach einer Entlassungfehlte. Eine weitere Anzahl von Patienten wurde nach der Akutbehandlung auchmit Medikamenten entlassen, etwa wenn außerhalb der Klinik noch eine Woh-nung vorhanden war, oder Angehörige. Nach kurzer Zeit kamen sie wieder zurAufnahme in die Klinik, und jedes Mal wirkte der Scherbenhaufen, den sie beisich selbst und in ihrem sozialen Umfeld verursacht hatten, größer.

Wir sahen, da sind einige voll leistungsfähig. Die wollen und können arbeiten,und wir dachten, wenn es uns gelingt, diesen Menschen eine regelmäßigeArbeit zu geben, von der sie unabhängig von Sozialleistungen leben können,dann wäre das der richtige Weg und die richtige Therapie.

Der damalige Leiter der westfälischen Klinik, Klaus Dörner, sah dies genauso: Eine Firma muss her. Er stellte mich für ein halbes Jahr als Sozialarbeiter imbegleitenden Dienst der Klinik mit meinem Gehalt frei. Mein Kollege, RolfSimon, kündigte seine Arbeitserzieherstelle in Bethel, meldete sich beim Ar-beitsamt mit dem Hinweis, er würde jetzt Arbeitsplätze für psychisch behinder-te Menschen schaffen, mit der Bitte um Unterstützung, bekam aber aufgrundseiner Selbstkündigung ein halbes Jahr Sperrfrist. Wir wohnten zu der Zeitschon in Gütersloh zusammen, und lebten dann von meinem Gehalt.

Wir wollten kein neues Projekt in der Klinik oder in einer Werkstatt für behin-derte Menschen. Eine Firma sollte es sein, unabhängig und so normal wiemöglich, mit sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und einem Einkom-men, das ein Auskommen garantiert. Und wir wollten einen Paradigmenwechselvollziehen: Bislang wurden die uns anvertrauten Menschen eigentlich immerin der Summe ihrer Defizite definiert und haben dazu noch eine Krankenge-schichte. Es ist ja normal, dass der eine oder andere dieses oder jenes nichtkann. Viel wichtiger ist doch das, was er kann. Damit käme ich wieder bei derÜberschrift an – Jeder Mensch will notwendig sein! – und sein komplettesLebensrisiko selbst tragen, wenn ihm Gelegenheit dazu gegeben wird.

Da wir beiden eine berufliche Doppelqualifikation haben, Rolf Simon ist Kauf-mann und Arbeitserzieher, ich bin Schlosser und Sozialarbeiter, wussten wir,was wir können und nicht können. So kamen wir auf Industrie- und Montage-arbeit, also Industriedienstleistungen. Wir gründeten mit privaten Mitteln fürdie Stammeinlage eine gemeinnützige GmbH, nämlich die gemeinnützige Ge-sellschaft für Prävention und Rehabilitation mit beschränkter Haftung. Und einName musste her. Da Gütersloh die Stadt an dem Flüsschen Dalke ist, war esfür uns logisch, die Firma DALKE zu nennen.

Klaus Dörner, als Türöffner beim Ministerium für Arbeit Gesundheit und So-ziales in Düsseldorf, schaffte es, für diese Idee einen Gründungszuschuss inHöhe von 100.000 DM zu bekommen. Man betitelte uns als hoffnungsloseSozialfuzzys und sozialpsychiatrisch handelnde Anarchisten. Diese Titulierun-gen kränkten uns nicht, sondern ehrten uns eher und spornten uns an, ausden Sicherheiten des öffentlichen Dienstes auszusteigen, um in das kalteWasser der freien Wirtschaft einzutauchen.

Der damalige Werkleiter eines großen Gütersloher Haushaltswarenherstellerswar von dieser Idee äußerst angetan und schenkte uns Vorschusslorbeeren:“Ihrseid jung und dynamisch, ihr seid Leute, die was machen wollen. Traut ihreuch zu, für eine neue Trocknergeneration eine Baugruppe vorzumontieren?“Sicher trauten wir uns das zu. Das war genau das, was wir brauchten.

Vollzug eines Paradigmenwechsels

Aufbruch in ein „Abenteuer“

Gründung der Firma DALKE gGmbH

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Gute Beispiele aus OWL Von dem Gründungszuschuss wurde eine in Gütersloh leerstehende Kircheals Produktionsstätte angemietet, darin Druckluftleitungen verlegt, ein LKWangeschafft und Arbeitstische. Auf die Orgelempore kam ein Schreibtisch zweiSofas zum Ausruhen und ein Telefon: Damit war alles komplett und wir warenbereit. Am 1. September 1981 sollte die Vormontage für unseren Kundenbeginnen, trotz aller Ängste.

Was für ein Abenteuer, vom Sozialarbeiter bzw. Arbeitserzieher zum geschäfts-führenden Gesellschafter! Es gab in ganz Deutschland nichts Vergleichbares,wo man sich hätte anlehnen oder etwas abschauen können. Die Klinik hat un-sere ersten sechs Mitarbeiter unbürokratisch aus dem vollstationären Statusin den Nachtklinikerstatus umgewandelt, damit sie vom ersten Tage an einsozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis eingehen können.

Ein neuer Stern am sozialpsychiatrischen Himmel war aufgegangen. Wasvon allen Seiten mit sehr viel Skepsis beobachtet wurde entwickelte sich äu-ßerst positiv, bis zum Jahresende konnten wir unseren Mitarbeiterstamm auf14 erhöhen. Firma DALKE wurde für Fachkollegen zur Pilgerstätte. Unser Kun-de mit seiner äußerst hohen und richtigen Anspruchshaltung gegenüber unsals Zulieferant war zufrieden.

Die Sofas sucht man heute vergebens, auch sonst hat sich einiges verändert.Aus sechs Mitarbeitern wurden im Laufe der Jahre über 60, wovon über 50Prozent psychisch schwerbehinderte Menschen sind. Der Umsatz betrug imersten Jahr 58.000 DM, im Jahre 2011 zwei Millionen Euro. Die Kirche istlängst Geschichte. Auch heute noch ist Firma DALKE ein Montagebetrieb undes gibt zwei Standorte im Gewerbegebiet von Gütersloh. Nach wie vor ist derGütersloher Haushaltswarenhersteller unser wichtigster Kunde.

Heute gibt es in der BRD über 1.000 Integrationsfirmen und Abteilungen mitknapp 10.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinde-rungen. 1994 erhielt das Grundgesetz in Artikel 3 den Zusatz „Niemand darfwegen seiner Behinderung benachteiligt werden“. Seid dem Jahrtausend-wechsel sind Integrationsfirmen mittlerweile wichtiger Bestandteil im Schwer-behindertenrecht und politisch gewollt.

Weitere Informationen unter:

DALKE gGmbHHelmut LandwehrMail: [email protected]

Entwicklung zu einem Vorzeigemodell

D as Berufliche Trainingszentrum Benhauser Feld GmbH (BTZ) inPaderborn ist eine Einrichtung der beruflichen Rehabilitation i. S. v.§ 35 SGB IX und bereitet Menschen nach psychischen Erkrankun-gen auf eine Arbeitsaufnahme oder eine Qualifizierung vor. Es

wurde im Jahr 1995 gegründet und wird in Trägerschaft einer gemeinnützi-gen GmbH betrieben. Gesellschafter des BTZ ist die Stiftung Bildung &Handwerk, einer der deutschlandweit bedeutendsten Bildungsträger.

Während bei Rehabilitanden mit körperlichen Beeinträchtigungen oft eineQualifizierungsmaßnahme den Weg in eine leidensgerechte Tätigkeit ebnet,ist dies bei psychischen Störungen weitaus seltener der Fall. So beeinträchtigtz.B. eine Depression einen Menschen in seinem gesamten Leistungsvermö-gen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob er nun in seinem angestammten Be-ruf als Tischler arbeitet oder (nach einer etwaigen Umschulung) bspw. alsGroßhandelskaufmann arbeiten möchte.

Paderborn: Berufliches Trainingszentrum (BTZ)

Während der mehrmonatigen Anpassungsmaßnahmewerden in berufsspezifisch eingerichteten Trainingsberei-chen unter Anleitung und aktiver Hilfestellung von Fach-trainern/-innen (Meister/Techniker; Diplom-Kaufleute)vor allem die Grundarbeitsfähigkeiten gefördert sowie diefachlichen Qualifikationen überprüft, gegebenenfalls ver-tieft und auf den neuesten Stand gebracht.

Fachkräfte des psychosozialen Bereiches unterstützendaneben die Stärkung sozialer und lebenspraktischerKompetenzen und geben Hilfen für den Umgang mit derErkrankung und mit Krisen. Durch individuell abgestimm-te Trainingsprogramme können so berufliche Fertigkei-ten oder auch sicherer und selbstbewusster Umgang mitKollegen/-innen und Vorgesetzten verbessert oder (neu)erworben werden.

Am Ende des Trainingsprogramms sollen die Teilneh-mer/-innen in den erlernten Beruf oder eine sonstigeangemessene Tätigkeit des Ersten Arbeitsmarktes zu-rückkehren. Ist dies aus medizinischen Gründen nichtratsam, wird gemeinsam mit dem zuständigen Kosten-träger darauf hingearbeitet, dass die Betreffenden einealternative Tätigkeit in einem leidensgerechten Beruf mitguten Erfolgsaussichten aufnehmen können.

Neben der langfristig angelegten Anpassungsmaßnah-me führt das BTZ außerdem spezielle Maßnahmen zurBerufsfindung i. S. v. § 35 SGB IX durch. Diese umfasseneinen Zeitraum von sechs Wochen. Wichtigstes Ziel derBerufsfindung ist es, dass die Teilnehmer/-innen einenangemessenen, für sie passenden Ausbildungs- bzw. Um-schulungsberuf wählen.

Das Angebot des BTZ ist vornehmlich für Erwachsenevorgesehen, die aufgrund von seelischen Erkrankungenund deren Folgen ihren Beruf nur unter großen Schwie-rigkeiten oder gar nicht mehr ausüben können. Über eineAufnahme von Menschen, die bspw. auf Grund von Sucht-erkrankungen oder hirnorganischen Schädigungen be-einträchtigt sind, wird jeweils im Einzelfall entschieden.

Um ein möglichst wirklichkeitsnahes Training zu gestal-ten, muss eine Belastbarkeit von mindestens vier Stun-den am Tag gegeben sein. In besonders gelagerten Fäl-len ist die Durchführung des Trainings auch in Teilzeitmöglich. Wer seelisch beeinträchtigt ist und sich für eineMaßnahme im BTZ interessiert, wird im Rahmen von In-formationsveranstaltungen und individuellen Vorstel-lungsgesprächen hinsichtlich der beruflichen Perspekti-ven und Möglichkeiten beraten. Im Einzelfall besteht fürInteressierte auch die Möglichkeit einer Hospitation.

Bewerber/-innen, für die eine Maßnahme im BTZ nichtin Frage kommt, werden hinsichtlich möglicher Alternati-ven aufgeklärt. Für Personen, die das BTZ nicht täglichals Pendler erreichen können, kann das BTZ in der Regelfür die Dauer der Maßnahme eine Wohnmöglichkeit ver-mitteln. Je nach persönlichem Hintergrund und berufli-cher Zielsetzung finden Erprobung und Förderung in ver-schiedenen Trainingsbereichen statt:

Einsatz lang- und kurzfristiger Maßnahmen

Zugang und Rahmenbedingungen

Idee und Durchführungskonzept

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Arbeit an drei zentralen Standortenaufgenommen

Weitere Informationen unter:

Jobcenter GT aktiv Kreis GüterslohRolf ErdsiekMail: [email protected]

Nach der Reform ist vor der Reform

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Gute Beispiele aus OWL

Weitere Informationen unter:

BTZ PaderbornBarbara MikusMail: [email protected]

Das Team des BTZ setzt sich aus Vertretern/-innen ver-schiedener Berufsgruppen zusammen. Hierzu gehörenDiplom-Psychologen/-innen, Ergotherapeuten/-innen,Fachtrainer/-innen, psychosoziale Fachkräfte und (konsi-liarisch tätige) Ärzte/-innen. Die Leitung ist bereichsüber-greifend tätig. Seit seinem Bestehen durchliefen mehrals 1.100 Rehabilitanden/-innen eine Maßnahme im BTZ.Der Anteil der Personen, die vor Beginn einer Maßnahmearbeitslos und/oder arbeitsunfähig waren, lag über dieJahre hinweg bei einem Wert von etwa 85 Prozent.

Durch die Teilnahme an der Trainingsmaßnahme im BTZverbessert sich diese Situation entscheidend: Von denMaßnahmeabsolventen/-innen aller Jahre blieben nurweniger als etwa 23 Prozent arbeitslos/-suchend. Mehrals die Hälfte hatte entweder eine Arbeitsstelle gefunden(34 Prozent) oder eine Qualifizierungsmaßnahme begon-nen (19 Prozent).

Garten- und Landschaftsbaubereich

Gewerblich-technischer Bereich

Kaufmännisch-verwaltender Bereich

Küchen-/Gastronomie-Bereich

Textilbereich

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Ein erfolgreiches Team im BTZ

D ie wertkreis Gütersloh gGmbH setzt seit 2009zwei Integrationsassistenten ein, um Men-schen mit einer Behinderung aus der Werk-statt für behinderte Menschen auf den allge-

meinen Arbeitsmarkt zu vermitteln, und beweist, dassInklusion möglich ist. 70 Mitarbeitende haben einendauerhaften Integrationsarbeitsplatz (ausgelagertenArbeitsplatz) vor Ort in Gütersloher Partnerbetrieben,25 leisten ein dreimonatiges Praktikum und 70 habeneinen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz in ei-nem Integrationsprojekt.

Die wertkreis Gütersloh gGmbH ist Anbieter vielfältigerDienstleistungen der Alten- und Behindertenhilfe. Gemäߧ 136 SGB IX ist die Werkstatt für behinderte Menschen(WfbM) eine Einrichtung zur Teilhabe behinderter Men-schen am Arbeitsleben. Insgesamt haben 1.460 Men-schen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigun-gen an fünf Standorten im Kreis Gütersloh sinnvolle Ar-beit gefunden. Die WfbM pflegt seit über 20 Jahren guteKontakte zu kleinen und mittelständischen Unterneh-men in Gütersloh und in der Region. Sie ist wichtiger

Von der Vision zur Wirklichkeit – Inklusionvon Menschen mit Behinderung

Partner für industrielle Arbeiten, handwerkliche Tätigkeiten oder Dienstlei-stungen.

Die zwei Integrationsassistenten sind damit beauftragt, die Mitarbeitendenmit Behinderung zu beraten, zu qualifizieren und in Praktika zu vermitteln.Richtungsweisend für die Arbeit ist eine Rahmenzielvereinbarung mit demKostenträger des Arbeitsbereiches, dem Landschaftsverband Westfalen-Lip-pe. Ausgehend von den individuellen Kompetenzen und beruflichen Interes-sen des/der Mitarbeitenden unterstützen die Integrationsassistenten bei derSuche nach einem geeigneten Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Über gezielteAuftragsakquise werden zusätzliche neue Berufsfelder für Menschen mit Be-hinderung in Gütersloher Betrieben geöffnet.

Je länger ein Mensch mit Behinderung in der Werkstatt verbleibt, desto schwie-riger ist die Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Flexible, fachlichund sozial kompetente Mitarbeitende sind in den Werkstätten durch ihre Kol-legen hoch angesehen – auf dem regulären Arbeitsmarkt gehören sie jedochzu den Leistungsschwächsten. Die Kostenträger der Beruflichen Bildung(Arbeitsagentur und Rentenversicherungsträger) haben dies erkannt und ih-rerseits mit einer Rahmenzielvereinbarung reagiert.

Gefordert ist eine kompetenzorientierte, individuelle berufliche Bildung mitdem Ziel in Richtung Ausbildung und Wechsel auf den allgemeinen Arbeits-markt. Mit Hilfe einer standardisierten Kompetenzmessung (KODE) werdendie individuellen Interessen und Kompetenzen ermittelt. Daraus abgeleitetfindet eine individuelle Planung der beruflichen Perspektiven mit dem/derMitarbeiter/-in mit Behinderung statt. Individuelle fachliche Qualifizierung undPraktika sind elementare Bestandteile des Konzepts.

Entscheidend für die dauerhafte Vermittlung in ein sozialversicherungspflich-tiges Arbeitsverhältnis sind nicht nur die fachlichen Fähigkeiten, sondern diesozialen und personalen Kompetenzen des/der Mitarbeitenden mit Behinde-rung. Besonders Teamfähigkeit, Selbstorganisation und Zuverlässigkeit sindSchlüsselkompetenzen und damit Erfolgsfaktoren auf dem Arbeitsmarkt. Hatder/die Mitarbeitende jedoch Schwierigkeiten Konflikte auszutragen oder sichan Absprachen zu halten, ist ein Arbeitsplatz schnell in Gefahr.

Das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (gefördert über das NRW-Sonder-program Aktion 5, LWL – Integrationsamt) zeigt hier große Erfolge. Anhand vonRollenspielen lernen die Teilnehmenden Grundlagen der Kommunikation, Zielist die Stärkung der Reflektionsfähigkeit und daraus abgeleitete Entwicklungvon Konfliktlösungsstrategien. Im betrieblichen Alltag sind die Integrations-assistenten in der Firma vor Ort und unterstützen die Mitarbeitenden, ihresozialen und personalen Fähigkeiten weiter zu entwickeln.

Im Gegensatz zu anderen Regionen profitiert die wertkreis Gütersloh gGmbHvon der starken wirtschaftlichen Struktur in Gütersloh. Bei der Akquise vonneuen Partnern für integrative Arbeitsplätze schauen die Integrationsassis-tenten genau hin, in welchem Maße inklusive Rahmenbedingungen durchden Betrieb und die Mitarbeitenden vor Ort möglich sind.

Anhand eines Inklusions-Indexes bewerten die Integrationsassistenten dieAnforderungen und Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes (Komplexität derArbeitsabläufe, Einzel- oder Gruppenarbeitsplatz etc., Möglichkeit der Teilzeit-arbeit und Flexible Arbeitszeitgestaltung) sowie die Einbindung der wertkreis– Mitarbeitenden in das Team vor Ort (einheitliche Arbeitskleidung mit Logoder Firma, gemeinsame Sozialräume, Teilnahme an Mitarbeiterbesprechungen,Teilnahme an Betriebsfesten etc.).

Eine zentrale Aufgabe der Integrationsassistenz ist es, vor Beginn einer Ko-

Weiterentwicklung der sozialen Kompetenzen

Auftrag der Werkstatt

Individuelle, flexibel strukturierte Bildung

Auswahl der Betriebe und fachliche Beratung

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Gute Beispiele in OWL

Weitere Informationen unter:

wertkreis Gütersloh gGmbHKatja KammeierMail: [email protected]

Martin HenkeMail: [email protected]

operation – aber auch währenddessen – zu überprüfen, ob der integrativeArbeitsplatz für den Menschen mit Behinderung und dem Ziel der beruflichenTeilhabe dienlich ist. Die fachliche Beratung vor Ort im Betrieb und die Organi-sation der Arbeitsaufträge übernimmt bei einer Integrationsgruppe ein/-e Be-treuer/-in vom wertkreis Gütersloh. Er ist zentrale/r Ansprechpartner/-in fürdie Mitarbeitenden und dient als Bindeglied zur Integrationsassistenz.

Ist in einem Unternehmen ein Einzelarbeitsplatz eingerichtet, ist es wichtig,dass ein/e Mitarbeiter/-in der Firma als betriebliche/r Mentor/-in benannt ist.Er/sie ist dann Hauptansprechpartner/-in für den/die Mitarbeitenden mit Be-hinderung. Beide werden von der Integrationsassistenz auf die neue Zusam-menarbeit vorbereitet.

Der/die Mentor/-in erhält praktische Hilfestellung bei der Organisation vonArbeitsabläufen, sowie bei der sozialen Einbindung des/der wertkreis-Mitar-beitenden im Team vor Ort. Für den/die Mitarbeitende/-n mit Behinderung isteine klare Rollenverteilung hilfreich: Der/die Mentor/-in im Betrieb ist Vorge-setzte/-r und Ansprechpartner/-in bei beruflichen Fragen. Die Integrations-assistenten beraten und unterstützen bei Unsicherheiten im sozialen Um-gang und bei Konflikten.

Der demografische Wandel und der immer stärker spürbare Arbeitskräfte-mangel stellen Betriebe vor neue Herausforderungen. Menschen mit Behin-derung bringen vielfältige Interessen und Kompetenzen mit, und ist ein damitabgestimmter Arbeitsplatz erst mal gefunden, setzen sie sich hoch motiviertfür „ihren“ Betrieb ein. Die Integrationsassistenten/-innen der Werkstättenfür behinderte Menschen nehmen an dieser Stelle eine Scharnierfunktionein. Sie bringen die Betriebe und deren Arbeitsanforderungen mit geeignetenInteressenten mit einer Behinderung erfolgreich zusammen.

Resümee

A mbulant Betreutes Wohnen wird für Menschen mit einer geistigenBehinderung, einer psychischen Erkrankung oder mit einer Sucht-erkrankung angeboten.

Dieses Angebot unterstützt Menschen,

Dieser Dienst hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wünsche und Erfordernissenach einer Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation gemeinsam mitden Menschen zu verwirklichen.

AmBoS – Ambulant Betreutes Wohnen

Das Angebot besteht darin, die Menschen in allen Berei-chen des alltäglichen Lebens zu begleiten und zu unter-stützen:

Darüber hinaus wird die Aufgabe auch in der Unterstüt-zung gesehen, wenn

Das Ambulant Betreute Wohnen ist eine Maßnahmeder Eingliederungshilfe nach den §§ 53,54 Sozialge-setzbuch 12. Buch (SGB XII). Die Kosten werden in derRegel vom überörtlichen Sozialhilfeträger, dem Land-schaftsverband Westfalen-Lippe, getragen. Der Hilfebe-darf wird gemeinsam mit den Antragstellenden in einemHilfeplanverfahren abgestimmt und festgestellt. Bei derAntragstellung ist AmBoS als Maßnahmeträger selbst-verständlich behilflich

Das Team besteht aus ausgebildeten Fachkräften mitBerufserfahrung aus den Bereichen Sozialarbeit und Päd-agogik. AmBoS ist ein Dienst des St.-Petri-Stiftes in Höxterund ist Mitglied der Diakonischen Suchtkrankenhilfe imKreis Höxter.

Weitere Informationen unter:

AmBoSFriedel JäschkeAndreas FreymüllerMail: [email protected]

jemand gebraucht wird, der einfach einmal zuhört,

Arbeit gesucht wird oder

gar der Verlust der Wohnung befürchtet wird u.v.m.

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Das AmBos-Team im Kreis Höxter

Der Hilfebedarf wird individuell abgestimmt

wenn sie weiterhin selbstständig in einer eigenen Wohnung leben möch-ten und aufgrund ihrer Einschränkungen dazu Hilfe und Unterstützungbrauchen,

wenn die Sorge für das Leben und Wohnen nicht mehr selbständig bewäl-tigt werden kann,

wenn jemand Probleme mit Suchtmitteln hat. Dabei ist es unerheblich, oblegale oder illegale Mittel konsumiert werden.

1.

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bei der Haushaltsführung,

in der Freizeitgestaltung,

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bei der Alltagsreflexion,

beim Aufbau einer sinnvollen Tagesstruktur,

beim Aufbau und dem Erhalt von sozialen Kontakten,

bei Behörden- und Geldangelegenheiten,

in Gesundheitsfragen,

bei Konflikten

und bei individuellen Problemen.

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Unterstützung in allen Bereichen des Alltags

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Instrumentenreform

it dem Gesetz zur Verbesserung der Ein-gliederungschancen am Arbeitsmarkt wer-den arbeitsmarktpolitische Instrumentezusammengefasst und Pflicht- in Ermes-

sensleistungen umgewandelt. Dadurch können die ver-schiedenen Angebote zum Teil flexibler und individuel-ler eingesetzt werden. Die Änderungen sind zum 1. April2012 in Kraft getreten.

Die Vermittlungsfachkräfte der Arbeitsagenturen undJobcenter erhalten mehr Handlungsspielraum und kön-nen passgenaue und auf den Einzelfall zugeschnitteneUnterstützungen anbieten. Die höhere Flexibilität undQualität beschleunigt die Integration von Arbeitslosen inBeschäftigungen.

Die Aktivierung und berufliche Eingliederung mit einerMaßnahme bei einem Träger oder Arbeitgeber kann künf-tig mit einem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein(AVGS) gefördert werden. Bei Maßnahmen, die bei einemTräger stattfinden sollen, wird das Gutschein-System pa-rallel zu den weiterhin möglichen Maßnahmeausschrei-bungen eingeführt.

Mit dem neuen Gutschein kann der/die Kund/-in künf-tig selbst eine Maßnahme auswählen oder auch zur Un-terstützung der Vermittlung in eine versicherungspflich-tige Beschäftigung eine private Arbeitsvermittlung beauf-tragen. Für die Einlösung eines Gutscheines bei einemTräger ist Voraussetzung, dass dieser mit dem Maßnahme-angebot von einer unabhängigen Stelle zertifiziert wor-den ist.

Werden Maßnahmen bei einem Arbeitgeber durchge-führt, dürfen sie sechs Wochen nicht überschreiten. Er-gänzend können im Rechtskreis SGB II (Jobcenter –Sozialgesetzbuch II) Langzeitarbeitslose und junge Men-schen mit schwerwiegenden VermittlungshemmnissenPraktikumsanteile bis zu zwölf Wochen absolvieren.

Die bisher modellhaft erprobte Berufseinstiegsbeglei-tung mit dem Ziel, den Übergang von der allgemeinbil-denden Schule in eine berufliche Ausbildung individuellzu unterstützen, wird als Regelinstrument dauerhaft ein-geführt. Allerdings ist eine Ko-Finanzierung von minde-stens 50 Prozent erforderlich, die vorwiegend von denBundesländern zu leisten ist, um deren Verantwortungam Übergang Schule/Beruf zu verdeutlichen.

Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungenund berufsvorberei-tende Bildungsmaßnahmen sollenbetriebsnäher ausgestaltet werden. Künftig entfallen diestarren Obergrenzen für die Dauer betrieblicher Anteileeiner Maßnahme. Betriebliche Praktika können jetzt ab-gestimmt auf den individuellen Förderbedarf vorgesehenwerden. Haben Auszubildende einen Anspruch auf Be-

MInstrumentenreform – Änderungenzum 1. April 2012

rufsausbildungsbeihilfe (BAB), so können in Zukunft bei der UnterbringungMinderjähriger in Jugendwohnheimen auch die Kosten einer sozialpädagogi-schen Begleitung berücksichtigt werden.

Die institutionelle Förderung von Jugendwohnheimen ist nun wieder mög-lich. Dabei sind der Auf- und Umbau, die Erweiterung und die Ausstattung vonJugendwohnheimen förderungsfähig. Bildungsträger, die über ein Jugend-wohnheim verfügen, können durch Darlehen und Zuschüsse gefördert wer-den, wenn dadurch eine dauerhafte Eingliederung in Beschäftigung gewähr-leistet ist und die Träger oder Dritte sich in angemessenem Umfang an denKosten beteiligen.

Als eine Entscheidungsgrundlage für eine berufliche Weiterbildung dient derZeitraum, in der jemand trotz einer Berufsausbildung als Un- oder Angelernterbeschäftigt war (Berufsentfremdung). Jetzt gilt, dass zur Berechnung derBerufsentfremdung auch Zeiten der Arbeitslosigkeit, Familienphase oder Pfle-ge von Angehörigen angerechnet werden.

Die Beschäftigtenförderung aus Beitragsmitteln der Versichertengemeinschaft(SGB III) wird fortgeführt bzw. ausgeweitet. Befristet auf rund drei Jahre wirdergänzend zur bisherigen Regelung die Möglichkeit eröffnet, auch 45-Jährigeund Jüngere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU mit weniger als 250Beschäftigten) durch die Übernahme der Weiterbildungskosten zu fördern,sofern der Arbeitgeber mindestens 50 Prozent der Lehrgangskosten trägt.

Bei der Förderung älterer Beschäftigter in KMU werden die Weiterbildungs-kosten nunmehr nicht mehr ganz, sondern teilweise übernommen. Bei derBeschäftigtenförderung kann auf die Ausgabe eines Bildungsgutscheins ver-zichtet werden. Neben der Ausgabe eines Bildungsgutscheines gibt es künftigim Rechtskreis SGB II auch die Möglichkeit, Weiterbildungs-Maßnahmen zubeschaffen, wenn eine erforderliche Maßnahme örtlich nicht zur Verfügungsteht.

Die verschiedenen Förderarten mit EGZ werden zusammengefasst und ver-einheitlicht. Die Förderhöhe und -dauer richten sich grundsätzlich nach demUmfang der eingeschränkten Arbeitsleistung und nach den Anforderungendes jeweiligen Arbeitsplatzes. Eingliederungszuschüsse können auch künftigbis zu 50 Prozent des Arbeitsentgeltes betragen und bis zu 12 Monaten ge-währt werden. Für ältere, behinderte und schwerbehinderte Menschen gibt esweiterhin erweiterte Fördermöglichkeiten.

Künftig benötigen alle Träger von Maßnahmen der Arbeitsförderung eineZulassung durch eine fachkundige Stelle, so z.B. auch private Arbeitsvermittler.Denn neben den Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung erfordern auchMaßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, für die ein Aktivie-rungs- und Vermittlungsgutschein eingelöst werden kann, eine offizielle Er-laubnis.

Bei Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung, die den Durchschnittskosten-satz übersteigen, muss die jeweilige Arbeitsagentur den Kosten zustimmen.Eine Übergangsfrist im Zulassungsverfahren bis zum 31. Dezember 2012 sollallen Anbietern von Arbeitsmarktdienstleistungen ermöglichen, sich auf dieneue Rechtslage einzustellen.

Für Langzeitarbeitslose im Rechtskreis SGB II und für junge Menschen unter25 Jahren mit schwerwiegenden Vermittlungshemmnissen können die be-trieblichen Aktivierungsmaßnahmen künftig bis zu zwölf Wochen dauern, umdie Chancen auf eine Eingliederung maßgeblich zu verbessern.

Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW)

Eingliederungszuschuss (EGZ)

Zulassung von Bildungsträgern und Maßnahmen

Aktivierung und berufliche Eingliederung

Berufswahl und Ausbildung

Aktivierungsmaßnahmen im Betrieb

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Bundesfreiwilligendienst

Die nächste Ausgabe von Forum OWLerscheint im Dezember 2012.

Die geltende Regelung wird erweitert. Selbstständige aus dem RechtskreisSGB II können auch durch Beratung bzw. Vermittlung unternehmensspezifi-scher Kenntnisse, die durch geeignete Dritte durchgeführt werden, finanzielleUnterstützung durch die Jobcenter bekommen.

Im Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung des Rechtskreises SGB IIwerden ab April 2012 nur noch zwei Instrumente angeboten. Gefördert werdenkünftig AGH mit einer Mehraufwandsentschädigung (sog. Ein-Euro-Jobs) undArbeitsverhältnisse durch Zuschüsse zum Arbeitsentgelt. Die Voraussetzungenfür eine Förderung durch AGH mit Mehraufwandsentschädigung wurden ge-setzlich genauer geregelt.

So ist neben der Zusätzlichkeit und Gemeinnützigkeit von Arbeitsgelegenhei-ten auch die Wettbewerbsneutralität zu beachten. Die AGH selbst beinhaltenkeine Qualifizierung oder Praktika mehr, können aber mit anderen Maßnah-men, insbesondere Aktivierungs- und Vermittlungsmaßnahmen kombiniertwerden. Eine Förderung von AGH in der Entgeltvariante (Beschäftigungs-verhältnis) ist durch die Neuregelung nicht mehr möglich. Diese wird ersetztdurch die neue Eingliederungsleistung „Förderung von Arbeitsverhältnissen –FAV“, die den bisherigen Beschäftigungszuschuss (BEZ) ersetzt.

Bei dem neuen Instrument FAV handelt es sich um einen Zuschuss an Ar-beitgeber bei der Einstellung langzeitarbeitsloser ALG II-Bezieher/-innen mitbesonderen Vermittlungshemmnissen. Zuvor muss allerdings festgestellt wer-den, dass die Teilnehmenden nicht anders integriert werden können. DerZuschuss zum Arbeitsentgelt beträgt bis zu 75 Prozent in Abhängigkeit von derindividuellen Minderleistung und kann innerhalb von fünf Jahren maximal fürzwei Jahre gewährt werden.

Ab dem 1. April 2012 können u.a. folgende Arbeitsmarktinstrumente nichtmehr in Anspruch genommen werden:

Weitere, tiefer gehende Informationen zu den wesentlichen Änderungen derArbeitsmarktinstrumentenreform können bei den Arbeitsagenturen und Jobcen-tern angefragt werden.(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Düsseldorf)

Leistungen zur Eingliederung von Selbstständigen

Arbeitsgelegenheiten (AGH)

ofort mit der Einrichtung des Bundesfreiwilligendienstes hat dasJobcenter im Kreis Paderborn erkannt, dass dieses für Menschenim Bezug von Arbeitslosengeld II eine Chance zur Beschäftigungdarstellt. Das Interesse des Jobcenters liegt darin, Menschen, die

auch in konjunkturell besseren Zeiten oft nur geringe Chancen auf den er-sten Arbeitsmarkt haben, eine ansprechende Alternative zu geben.

Der Bundesfreiwilligendienst ist eine sinnvolle gemeinwesensorientierte Auf-gabe, der berufliche Perspektiven erschließen oder auch den beruflichen Wieder-einstieg erleichtern kann. Desweiteren kann er zur persönlichen Stabilisierungbeitragen und Voraussetzungen schaffen, wieder am sozialen Leben teilzuha-

Weitere Informationen unter:

Jobcenter Kreis PaderbornBurkhard VossMail: [email protected]

Der Bundesfreiwilligendienst – Eine Chancefür Arbeitslose

ben. Dazu trägt auch die Erhöhung des Freibetrages auf175 Euro bei, den Freiwillige erhalten, die aufstockendweiter Arbeitslosengeld II beziehen.

Seitens des Jobcenters ist ein Mitarbeiter aus demBereich Markt und Integration eingesetzt, der für Infor-mation und Beratung interessierter Kunden/-innen zurVerfügung steht. Im Fokus steht dabei in erster Linie,dass das individuelle bürgerschaftliche Engagementauch seitens des Jobcenters als „freiwillig“ gesehenwird und sich niemand zu diesem Dienst gezwungensehen darf.

Inzwischen wurden über 100 interessierte Kunden/-innen des Jobcenters im Kreis Paderborn beraten. DerAnteil der Frauen liegt dabei insgesamt bei rund 30Prozent. 50 Prozent der Beratenen haben sich für denEinstieg in den weiteren Beratungs- und Vermittlungs-prozess entschieden.

Aus dem Bereich des Jobcenters im Kreis Paderbornsind bisher 25 Teilnehmende in den Bundesfreiwilligen-dienst eingemündet. Als mögliche Einsatzstellen gel-ten dabei zahlreiche Einrichtungen im sozialen Bereich,dem Sport, der Kultur und der Denkmalpflege. Der der-zeit Älteste ist 55 Jahre alt und arbeitet in einem Über-gangswohnheim für Obdachlose.

Durch die Vielzahl an Bewerber/-innen wurde das bun-desweit angestrebte Ziel von 35.000 besetzten Plätzenbereits jetzt erreicht. Das Bundesamt für Familie undzusätzliche Aufgaben (BAFzA) reagiert darauf mit einemEinstellungsstopp. Voraussichtlich erst zum Sommerdieses Jahres ist damit zu rechnen, dass wieder Men-schen in den BFD einmünden zu können.

Das trifft die interessierten Leistungsbezieher/-innendes Jobcenters im Kreis Paderborn besonders. Zum ei-nen wird mit dem BFD auch die Hoffnung verbunden,endlich wieder arbeiten zu dürfen. Diesem Wunsch kannseitens der Einsatzstellen dieser Tage nur mit Absagenbegegnet werden.

Zum anderen ergibt sich aus der Bewerberflut, mit derzum Schuljahresende zu rechnen ist, ein Überangebotan potenziellen Freiwilligen. In diesem Jahr wird mit60.000 Bewerbungen für die 35.000 verfügbaren Stel-len gerechnet. Menschen mit höherem Lebensalter oderlangen Zeiten von Arbeitslosigkeit werden sich dabeinur schwer durchsetzen können.

Großes Interesse – alle Plätze bereits besetzt

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Ausbildungsbonus

Eingliederungsgutschein

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen

Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante

Sozialpädagogische Begleitung und organisatorische Unterstützung bei Be-rufsausbildung und –vorbereitung

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