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FÜR DICH. Weil in Dir viel mehr steckt, als Du denkst! Das zeige ich Dir mit diesem Buch.

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Page 1: FÜR DICH. Weil in Dir viel mehr steckt, als Du denkst! · stimmt es noch lange nicht. Ich kenne keinen Menschen, der sich für eine Sache so begeistern kann, wie du.“ Das stimmte:

FÜR DICH.

Weil in Dir viel mehr steckt, als Du denkst!

Das zeige ich Dir mit diesem Buch.

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1. Auflage© 2020 Dr. Daniel Hunold Leinefelde-Worbis

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber-rechtsgesetzes ist unzulässig.

Zeichnungen von Jakob Stolte Lektoriert von Svenja Schirdewahn, Laura Katenbrink, Stefanie Neufeldund Julia HöflichLayout: Cordier Druck Medien

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form ge-wählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörigealler Geschlechter.

Herstellung: Cordier Druck Medien, 37308 Heilbad Heiligenstadt

ISBN: 978-3-9819183-1-1

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Deine Einleitung

Der einzige Grund, warum du dieses Buch in den Händen haltenkannst, ist mein Vater. Er hatte eine wunderschöne Kindheit mitseinem Pferd Hektor auf einem kleinen Bauernhof mitten imHerzen von Deutschland. Da er sehr viel auf dem Hof mithelfenmusste, hatte er kaum Zeit zum Lernen. In der Schule hat er da-durch viel negatives Feedback erhalten. Und wie das so ist,wenn man nur kritisiert wird, wird aus einem lebhaften und auf-geweckten Kind langsam ein immer leiseres Kind. Mit jedem„Das kannst du sowieso nicht!“ wurde mein Vater immer stiller,bis er irgendwann gar nichts mehr sagte.

Dabei ist das so schade. Er ist für mich der beste Vater, den ichmir je vorstellen könnte. Er hat mir so viel über das Leben unddas Arbeiten beigebracht. Dennoch macht es mich traurig, dasser solche Erfahrungen sammeln musste und in der Konsequenzsein Potenzial nicht gänzlich ausschöpfen konnte. Daraus istmeine Lebensaufgabe erwachsen.

Ich möchte den leisen Menschen im Bildungssystemeine Stimme geben.

Deshalb hast du jetzt dieses Buch in der Hand. Ich möchte auchdir helfen, deine eigene Stimme voller Selbstvertrauen zu erhe-ben. Ich möchte dir dabei helfen herauszufinden, was alles in dirsteckt. Und ich möchte dich für die unvorstellbaren Fähigkeitendeines eigenen Gehirns begeistern.

Über neun Jahre lang habe ich an Universitäten, Schulen undAkademien motiviert referiert. Tausende Gehirne sind motivierttrainiert worden, so dass sie alles motiviert absolvieren konnten,was sie sich vorgenommen hatten. Aufbauend auf diesen Er-fahrungen, gepaart mit den neusten Erkenntnissen aus Hirnfor-

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schung und Lernpsychologie, habe ich dieses Buch geschrie-ben. Jedes Kapitel, jeder Absatz und jedes Wort hat einen tief-gehenden Grund: Du sollst erkennen, was alles in dir steckt unddein volles Potenzial ausnutzen.

Eins möchte ich aber vorwegnehmen: Du wirst nicht meinetwe-gen deine zukünftigen Prüfungen bestehen. Du wirst das allesaus deiner eigenen Kraft heraus schaffen! Ich kann und will dirnur die Richtung zeigen.Mach dich bereit. Wir legen los.

Motivierte GrüßeDaniel

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Inhalt

Die Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Die Unholde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Der Aufbau des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

#MotiviertAnimiert –Das Geheimnis der Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1. Motiviert assistiert – Dein innerer Schweinehund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2. Motiviert informiert – Die Kunst des Schweinehund-Trainings. . . . . . . 21

3. Motiviert reflektiert – Was hat dein Schweinehund bisher gelernt? . . 28

4. Motiviert anwendungsorientiert – Strategien für mehr Motivation . . . 334.1 Finde deine Motivation (Ziele) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Strategie #1: Die Museumsmethode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Strategie #2: Die Warum-Fragen-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Strategie #3: Die Toast-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Strategie #4: Ziele richtig setzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

4.2 Wie du mit dem Lernen beginnst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Strategie #5: Die Fünf-Sekunden-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Strategie #6: Rollwiderstand verringern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Strategie #7: Dein Motiviert-Absolviert-Vertrag . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.3 Heiter weiter lernen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Strategie #8: Momentum schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Strategie #9: Lerngewohnheiten schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Strategie #10: WOWW Methode (Lerntagebuch) . . . . . . . . . . . . . . . 60

4.4 Durchhalten trotz wenig Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Strategie #11: Die WOOP-Methode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Strategie #12: Verbessere deine Stimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66Strategie #13: Ohrfeigen gegen das Prokrastinieren . . . . . . . . . . . 68

5. Motiviert kapiert – Deine Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

6. Motiviert recherchiert – Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

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#MotiviertBlockiert –Wie deine Überzeugungen deinen Lernerfolg ausbremsen . . 73

1. Motiviert assistiert – Dein Drama-Lama. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

2. Motiviert informiert – Die Macht der Selbstwirksamkeit . . . . . . . . . . . . . 76

3. Motiviert anwendungsorientiert – Selbstwirksamkeitsstrategien . . . . 883.1 Hindernisse aus dem Weg schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Strategie #1: Journaling – schreib die negativen Erlebnisse weg 89Strategie #2: In jeder Niederlage steckt ein Sieg . . . . . . . . . . . . . . . 90Strategie #3: Negative Glaubenssätze durchbrechen. . . . . . . . . . . 92

3.2 Selbstwirksamkeit aufbauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Strategie #4: Erfolge bewusstmachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Strategie #5: Reflektiere deine Erfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Strategie #6: Der Weg zu mehr Selbstvertrauen . . . . . . . . . . . . . . . 100Strategie #7: Die Kraft deiner eigenen Geschichte . . . . . . . . . . . . . 102

4. Motiviert kapiert – Deine Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

5. Motiviert recherchiert – Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

#MotiviertStrukturiert –Bringe Ordnung ins Chaos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

1. Motiviert assistiert – Das Chaoswiesel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

2. Motiviert informiert – Struktur verleiht Flügel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

3. Motiviert reflektiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

4. Motiviert anwendungsorientiert – Strategien für mehr Struktur . . . . . 1274.1 Du brauchst einen Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Strategie #1: Die Prüfungsvorbereitungs-Vorbereitung . . . . . . . . 129Strategie #2: Lernpläne aufstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131Strategie #3: Die ALPEN-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135Strategie #4: Die 3x8-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

4.2 Chaos & Zeitdruck überwinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Strategie #5: Das Kanban-Board . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141Strategie #6: Die 5-S-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144Strategie #7: Priorisierung mit Eisenhower . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146

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4.3 Mehr Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150Strategie #8: Die Pomodoro-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151Strategie #9: Packs-Smartphone-weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153Strategie #10: Wenn du Internet zum Lernen brauchst . . . . . . . . . 156

5. Motiviert kapiert – Deine Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

6. Motiviert recherchiert – Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

#MotiviertGemerkt –Wie du nie wieder etwas vergisst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

1. Motiviert assistiert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

2. Motiviert informiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

3. Motiviert reflektiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

4. Motiviert anwendungsorientiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185Wissen effektiv aufnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

Strategie #1: Aktiviere dein Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186Strategie #2: Richtig lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188Strategie #3: Aktives Zuhören in Vorlesungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

Wissen strukturiert und schnell verarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Strategie #4: Lernunterlagen erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193Strategie #5: Strukturiert durch Mind-Maps. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195Strategie #6: Die Karteikarten-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

Wissen langfristig abspeichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201Strategie #7: Die Feynman-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202Strategie #8: Die 60/40-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

5. Motiviert spezialisiert – Besondere Lernsituationen. . . . . . . . . . . . . . . . . 206Für mehrere Prüfungen gleichzeitig lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207Für Mathe lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210Multiple-Choice-Prüfungen meistern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215Mündliche Prüfungen erfolgreich absolvieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

6. Motiviert kapiert – Deine Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222

7. Motiviert recherchiert – Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

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Die Autoren

Dr. Daniel Hunold ist seit 2010 Dozent an der UniversitätGreifswald. Trotz seiner Witze und seinem gelegentlich hervor-stechenden ostdeutschen Dialekt, hat er 2015 den Preis fürhervorragende Lehre für seine Vortragsreihe „Wenn ich die Unigeschafft habe, schaffst du sie erst recht!“ gewonnen. Seitdem hat er endlich promoviert und Motiviert Studiert insLeben gerufen. Mit seinen YouTube-Videos, Blogartikeln undBüchern erreicht er bereits hunderttausende Menschen. Er istsehr froh, gemeinsam mit Miri den leisen Menschen im Bil-dungssystem eine Stimme zu geben.

Dr. Mirjam Reiß ist promovierte Diplom-Psychologin und un-terrichtet seit 2011 Lehramtsstudierende in den Bereichen Ent-wicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an derUniversität Greifswald. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätig-keit hat sie sich zur systemischen Therapeutin ausbilden lassen.Durch ihre Erfahrungen als Hochschuldozentin und Psychologinweiß sie um die besonderen Herausforderungen, die ein Stu-dium mit sich bringen kann. Sie freut sich, dass sie für diesesBuch mit ihrem psychologischen Expertenwissen die Hinter-grundinformationen für erfolgreiche Lernprozesse zusammen-tragen durfte. Sie ist Daniel sehr dankbar, dass er daran gedachthat, sie mit an Bord von Motiviert Studiert zu holen. Mittlerweileist es ihr Herzensprojekt.

8 Die Autoren

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Die Unholde

Du bist einzigartig. Du bist großartig und du bist ein tollerMensch. Das trifft in meinen Augen auf jeden Menschen zu. Lei-der fiel es mir lange schwer, das auch bei mir selbst zu sehen.Daher möchte ich dir nach der Geschichte meines Vaters, vondem ich meine Lebensaufgabe habe, nun auch die Geschichtevon meiner Mutter und mir erzählen. Sie gab mir den Schlüsselzur Erfüllung meiner Lebensaufgabe.

Als ich 15 Jahre alt warAls Teenager war ich der Underdog, dem niemand etwas zu-traute. In meiner Familie hatte vor mir noch nie jemand studiert.Ich hatte eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, konnte michschlecht konzentrieren und war andauernd krank. Alles Punkte,die mir den Schulbesuch deutlich erschwerten. Ohne jedesSelbstbewusstsein verkroch ich mich in meinem Zimmer und lasBücher.In der neunten Klasse hatte ich eine besonders schwierige Zeitvoll von Mobbing, schlechten Noten und Selbstwertproblemen.Ich wollte nie wieder in die Schule gehen. Doch ein Gespräch mitmeiner Mutter veränderte alles. „Mama, ich kann nichts. Weder bin ich hübsch, noch bin ich gutim Sport, noch bin ich intelligent. Alle sagen das!“Meine Mutter musste lachen. „Nur, weil andere sowas sagen,stimmt es noch lange nicht. Ich kenne keinen Menschen, dersich für eine Sache so begeistern kann, wie du.“ Das stimmte:Wenn ich etwas toll fand, las ich alles dazu und steckte meineganze Familie mit meiner Begeisterung an.Dann sagte meine Mutter etwas, das mein Leben für immer ver-änderte. „Du hast mehr Freude am Lernen als jeder andere Mensch“,sagte sie. „Warum nimmst du nicht einfach deine Lernfreudeund lernst, wie man richtig lernt?“

9Die Unholde

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Mein WegIch fing an zu recherchieren. Schon vor 2.500 Jahren wusstendie Griechen, wie man sich super schnell Wissen aneignet. Esgab Methoden und Techniken, die die Lerneffektivität in kürzes-ter Zeit verdreifachten. Ich war begeistert und probierte allesaus. Die ersten Erfolge motivierten mich noch mehr und ich legterichtig los. Ein Jahr später, mit 16, war ich der beste Schüler der gesamtenSchule. Ich war sogar richtig beliebt, weil ich Spaß daran hatte,anderen in der Schule zu helfen. Als Erster in meiner Familieschaffte ich das Abitur, das Studium mit Auszeichnung undsogar den Doktortitel. Ich kann es bis heute selbst kaum glaubenund fühle mich wie im Traum.

Der Anfang kann schwer sein Der Anfang stellte sich allerdings als schwierig heraus. Ängsteund Sorgen standen mir im Weg. „Was passiert, wenn ich versage? Ist es nicht besser, dann garnicht erst anzutreten? Ich kann doch sowieso nichts.“Solche Sachen sagte ich zu mir, bevor ich anfing, an meinen Fä-higkeiten zu arbeiten. Ich brauchte etwas, das mir Sicherheitgab. Da hatte ich eine Idee. Wie gesagt: Meine tiefste Überzeugungbesteht darin, dass jeder Mensch an sich schon ein tollerMensch ist, weil er existiert. Nur fiel es mir schwer, das auch beimir zu sehen.

Die meisten Menschen geben schon auf,bevor sie den ersten Schritt gegangen sind.

10 Die Unholde

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Die UnholdeDaher kreierte ich kleine, freundliche Unholde.

Diese sympathischen Tierchen leben in meinem Kopf, in deinemhöchstwahrscheinlich auch, und sie stehen für unsere erlerntenEinstellungen, Handlungsmuster und Fähigkeiten, die wir imLaufe unseres Lebens erworben haben. Dem bekanntesten Un-hold bist du hundertprozentig schon einmal begegnet: Es istdein innerer Schweinehund. Er hält dich manchmal davon ab,die Dinge zu tun, die du dir vorgenommen hast.Oftmals erscheinen die Unholde sehr ungezogen, gar unheim-lich, weil sie nicht das machen, was du willst. Vielmehr haben sieihren eigenen Kopf und sind ganz schön stur. Vielleicht hast dusogar das Gefühl, sie arbeiten gegen dich und du würdest siegerne rausschmeißen oder verprügeln. Die kleinen Unholde ver-stehen dann die Welt nicht mehr: Sie geben ihr Bestes und wer-den dafür noch bestraft.Hier liegt ein klassisches Kommunikationsproblem vor. Damitdeine Unholde gut funktionieren, solltest du sie trainieren. Ichhabe das erfolgreich gemacht und du kannst das auch. Jederkann das.Es gibt immer einen Unhold, der dir am meisten Sorgen bereitet.Doch es lohnt sich, an allen zu arbeiten.

Ich möchte sie dir kurz vorstellen und dir verraten, wofür sie ste-hen:

• Bei Motivationsproblemen werden wir deinen innerenSchweinehund zurück in die Spur bringen.

• Das Drama-Lama steht für deine Glaubenssätze. Diese kön-nen zum Beispiel „ich schaffe das“ oder „ich schaffe das nie-mals“ lauten. Positive Glaubenssätze können praktisch sein,negative eher nicht so – genau deswegen arbeiten wir an denletzteren.

• Weißt du nicht, wie du deinen Alltag strukturieren sollst? Dannhat dich wohl dein Chaoswiesel im Griff.

11Die Unholde

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• Und um gegen schlechte Lernstrategien vorzugehen, schlie-ßen wir Freundschaft mit dem Fiffifuchs.

Mit dem Konzept der Unholde fiel es mir viel leichter, an meinenvermeintlichen Schwächen zu arbeiten. Sich mit den eigenenSchwächen auseinanderzusetzen, erfordert eine Menge Mut, daes mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist. Klar, dass wirdem viel lieber aus dem Weg gehen wollen. Allerdings lohnt sichder Blick in den Spiegel. Mit ein wenig Übung und den richtigenStrategien kann aus so gut wie jeder vermeintlichen Schwächeeine Stärke werden oder aber ein Verständnis dafür entstehen,wie wir uns trotz unserer Schwächen nicht vom Erreichen un-serer Ziele abhalten lassen. Wenn wir jetzt auch noch aufhören,von Schwächen zu reden, sondern von untrainierten Unholden,macht das daran Arbeiten gleich dreimal so viel Spaß.

PS: Falls dich das Konzept der Unholde irritiert, dann kannst du inden folgenden Kapiteln die einleitenden Abschnitte „Motiviertassistiert“ einfach überspringen und dich ganz den Inhalten wid-men. Für manche Menschen passt es und für manche nicht. Esist ganz dir überlassen.

Deine Unholde freuen sich auf dich.

12 Die Unholde

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Der Aufbau des Buches

Jedes Kapitel ist ähnlich aufgebaut, wobei jedes Unterkapiteleinen besonderen Zweck erfüllt.

Motiviert assistiert

• Die Herausforderung beim Lernen wird erklärt.

• Vorstellung des dazugehörenden Unholds• Ziel: Du erkennst die Wichtigkeit des Kapitels für dich.

Motiviert informiert

• Vermittlung von Grundlagenwissen

• Ziel: Du lernst dich selbst besser kennen und kannst dein Ver-halten besser einordnen.

Motiviert reflektiert

• Reflexion deiner bisherigen Lernstrategien auf Basis des Wis-sens aus dem Kapitel

• Ziel: Du erkennst, warum manche Lernstrategien in der Ver-gangenheit funktioniert haben und andere wiederum nicht.

Motiviert anwendungsorientiert

• Vermittlung von passenden Lernstrategien für jede Heraus-forderung beim Lernen

• In der Regel werden mehrere Strategien für ein Problem vor-geschlagen. Such dir die Strategie heraus, die ambesten zu dir passt. Menschen sind verschieden und bevor-zugen deswegen auch oft unterschiedliche Herangehenswei-sen.

• Ziel: Du kannst jede Herausforderung beim Lernen meistern.

13Der Aufbau des Buches

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Motiviert kapiert

• Eigenständige Zusammenfassung des Kapitels

• Ziel: Die Verfestigung des Gelesenen erhöht die Wahrschein-lichkeit, die neuen Strategien auch anzuwenden.

Motiviert recherchiert

• Angabe von Quellen und weiterführender Literatur• Ziel: Wenn du möchtest, wird der Einstieg in vertiefende Lite-ratur erleichtert.

14 Der Aufbau des Buches

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#MotiviertAnimiert –Das Geheimnis der Motivation

#Motivation#Ziele

#Willenskraft#Gewohnheiten

#anfangen#durchhalten

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1. Motiviert assistiert –Dein innerer Schweinehund

Wie dein innerer Schweinehund ticktHallo Du,ich bin Dein innerer Schweinehund. Du hast sicher schon vonmir gehört – denn über mich wird oft sehr schlecht geredet:

• Ich würde Dich von Deinen Zielen abhalten. • Ich wäre faul.• Ich schiebe alles auf.• Auf Lernen hätte ich keine Lust.• Ich würde nur auf der Couch abhängen wollen.

Das tut nicht nur weh, sondern ist auch absolut falsch. MeineHauptaufgabe besteht darin, Dich zu schützen. Davor, dass DuDich übernimmst und falsche Ziele verfolgst. Du sagst, eigentlich möchtest Du lernen. Dabei willst Du das oftgar nicht. Ich reagiere nämlich immer auf Deine Gefühle. Daherbrauchst Du eine gute Erklärung, um mich zum Handeln zu mo-tivieren. Darüber reden wir jetzt einmal.

Motivation geht immer von der Gegenwart ausWenn Du vorschlägst, etwas in Angriff zu nehmen, schaue ichimmer auf Dein Befinden. Wie geht es Dir aktuell? Dann überlegeich mir: Wie sieht der Ziel-Zustand aus? Oder anders: Wie vielbesser würde es Dir gehen, nachdem wir eine Handlung durch-geführt haben? Dabei gibt es zwei Triebfedern. Diese sindFreude und Schmerz.Gibt es einen sehr verlockenden Ziel-Zustand, will ich den un-bedingt erreichen.

Gegenwart: unglücklich >>> Zukunft: glücklich

16 Motiviert assistiert

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Ist Dir die aktuelle Situation sehr unangenehm, werde ich allesdafür tun, damit es Dir bald besser geht.

Gegenwart: Schmerz >>> Zukunft: kein Schmerz

Was mich antreibtWenn Du ein Ziel hast, empfinde ich das als sehr motivierend.Ich überlege dann, wie ich mich beim Erreichen des Ziels fühlenwürde. Wenn sich die Zukunft als freudvoll herausstellt, bin ichFeuer und Flamme dafür.

Langfristig motivieren mich:

1. Erfolge und Leistungen Hier möchte ich etwas lernen um des Lernens Willen. Ich

habe Spaß an der Herausforderung. Es ist das schönste Ge-fühl auf der Welt. Dafür brauche ich nur Vertrauen in unsereFähigkeiten (dazu verrät Dir das Drama-Lama mehr).

2. Anerkennung und Gemeinschaft Ich möchte von anderen Schweinehunden Wertschätzung

erfahren und mit ihnen gemeinsam die Schule, Hochschuleoder Weiterbildung abschließen. Das Wir-Gefühl motiviertmich sehr.

3. Macht und Freiheit Macht hört sich erst einmal negativ an. Dabei ist sie ein na-

türliches Bedürfnis: Macht über die eigenen Aufgaben, dieeigene Zeit und darüber, womit Du Zeit verbringen willst. Jebesser Deine Ausbildung ist, desto mehr hast Du Einflussdarauf. Daneben ist auch ein gesundes Streben nach Machtund Verantwortung nicht verwerflich. Hier motiviert mich derWettbewerb und treibt mich zu Höchstleistungen an.

17Motiviert assistiert

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18 Motiviert assistiert

Kurzfristig motivieren mich:

1. Belohnungen Lernen an sich kann auch mal langweilig sein, aber durch die

Verknüpfung mit Belohnungen macht es mir sofort viel mehrSpaß: Kino, die Lieblingsserie oder auch mit Freunden etwasunternehmen. All das motiviert mich, beim Lernen am Ball zubleiben. Dabei sollte immer folgende Regel gelten: kleinerLernaufwand = kleine Belohnung; großer Lernaufwand =große Belohnung.

2. Neues ausprobieren Eine meiner besten Eigenschaften ist Neugier. Ich liebe alles,

was neu ist, denn ich bin ein kleiner Entdecker. Wenn Du insLernen neue wirksame Strategien und Abwechslung rein-bringst, bin ich total motiviert (mehr dazu erfährst Du beimFiffifuchs).

3. Flow Flow ist ein Zustand, bei dem das Lernen nahezu mühelos

gelingt. Ich gehe darin vollkommen auf, bin voll konzentriertund genieße diesen Zustand. In einen Flow gelangen wir,wenn ich weder unter- noch überfordert bin und genau imrichtigen Tempo lerne. Die Zeit vergeht wie im Flug. Das pas-siert, wenn Du mich und meine Unhold-Kollegen beim Lernenrichtig einsetzt.

Was ich für Dich tueWenn Dir etwas nicht passt, werde ich sofort aktiv und sorgefür Veränderung. Wenn Du zum Beispiel Kopfweh hast, werdeich Dich dazu bringen Dich auszuruhen, indem ich Dir das Denkenund Handeln so schwer wie möglich mache.Neben dem körperlichen ist der emotionale Schmerz genausounangenehm. Wenn Du Dich in der Schule als Versager fühlst,werde ich alles unternehmen, damit es Dir besser geht. Auchwenn Du dazu in der Schule rebellieren oder gar schwänzenmusst.

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Du erkennst nun hoffentlich, dass ich ein wichtiger Verbündeterfür Dich sein kann, der stetig darauf achtet, dass Du Dich nichtübernimmst und für genügend Ruhephasen sorgst.

Wie wir zusammen erfolgreich sein könnenWenn Du lernen willst, wie Du mit mir umzugehen hast, solltestDu über meine Vergangenheit Bescheid wissen. Ich existiere immenschlichen Gehirn schon seit der Steinzeit. Dort war es meineAufgabe, das Überleben zu sichern. Da ich mich seitdem nichtmehr groß verändert habe, bringe ich drei Überzeugungen mit,an denen ich mich immer noch orientiere.

1. Ich vermeide Überanstrengung Früher bedeutete zu viel Bewegung und Anstrengung mehr

Essensaufnahme. Da Nahrung aber begrenzt war, habe ichkeinen Handschlag zu viel getan, um nicht zu verhungern.

Folgen früher: Sicherung des Überlebens Folgen heute: Netflix, Social Media & Chillen

2. Ich darf nicht sozial ausgegrenzt werden Um sich vor Säbelzahntigern und anderen Urzeitungeheuern

zu schützen, war es für Menschen überlebenswichtig, sich inGruppen zusammenzuschließen. Daher habe ich schon früheralles unternommen, um nicht aus der Gemeinschaft ausge-grenzt zu werden. Das tu ich auch heute noch.

Folgen früher: Sicherheit in der Gruppe Folgen heute: Anpassung, Vermeidung von Konfrontationen,

Hintenanstellen der eigenen Ziele

3. Ich vermeide Misserfolge Eine missglückte Jagd auf ein Mammut konnte tödlich enden.

Deshalb habe ich lieber dreimal überlegt, ob ich mich aufdiese Jagd einlassen sollte.

Folgen früher: Unnötige Risiken vermeiden Folgen heute: Aufschieben, Prokrastination und Vermeiden

von Herausforderungen

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Wenn ich jetzt so über das Gesagte nachdenke, empfinde auchich meine Strategien als nicht besonders hilfreich, wenn es umsLernen geht... Aber hey! Ich sorge für unser Überleben. Und ver-giss bitte nicht: Ich bin zu 50 Prozent ein Hund und zu 50 Prozentein Schwein. Daher kann ich trainiert werden und bin extremclever. Es liegt also an Dir. Erklär mir, warum wir das alles ma-chen und trainiere mich. Dann werden wir beim Lernen sehr er-folgreich sein. Wie das genau geht, erklärt Dir Daniel.

Liebe GrüßeDein innerer Schweinehund

Ausflug: Prokrastination

Das Aufschieben von Aufgaben hat nichts mit Faulheit zu tun! Inder Wissenschaft steht Prokrastination für eine ernstzunehmendeArbeitsstörung, die mit dem Hinauszögern und Aufschieben wichti-ger Tätigkeiten zugunsten von Ersatztätigkeiten oder Ablenkungeinhergeht. Das Aufschieben von Aufgaben ist dabei der Versuch,die eigene Stimmung zu verbessern, indem man unangenehme Auf-gaben meidet oder nur halbherzig durchführt. Die langfristigen ne-gativen Auswirkungen dieses Verhaltens sind beispielsweise Gefühleder Lähmung und Hoffnungslosigkeit, ein schlechtes Gewissen undSchwierigkeiten sowohl im privaten als auch schulischen, akade-mischen und beruflichen Bereich. Aktuellere Studien zum Themazeigen, dass ein nicht zu verachtender Anteil der Bevölkerung vomAufschieben betroffen ist. Ungefähr 20% scheinen nach Selbstaus-künften unter Prokrastination zu leiden.Zu diesem Thema gibt es ein eigenes eBook, das du auf www.moti-viert-studiert.de/downloads herunterladen kannst.

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2. Motiviert informiert –Die Kunst des Schweinehund-Trainings

Motivation Motivation ist die Triebfeder eines jeden Handelns. Tatsächlichberechnet dein Hirn vor jeder deiner Aktivitäten blitzschnell, obdas Ziel der Handlung interessant genug für dich ist und ob dues tatsächlich erreichen kannst. Geht die Rechnung auf, wirstdu dich in Bewegung setzen. Um ein besonders erfolgreicherLerner zu werden, lohnt es sich für dich, dein Wissen über dasKonzept der Motivation zu erweitern und die entsprechendenMechanismen hinter diesem Gefühl für dich zu nutzen.

Intrinsische und extrinsische MotivationDie sogenannte Lernmotivation treibt dich dazu an, bestimmteInhalte und Fertigkeiten zu erwerben, um bestimmte Ziele zuerreichen. Diese Ziele können extrinsisch motiviert sein. In die-sem Fall lernst du, weil du positive Folgen, wie Lob oder guteNoten, erreichen oder negative Folgen, wie Misserfolg oder Ab-wertung durch andere, vermeiden willst. Intrinsisch motivierteHandlungen hingegen führst du aus, weil dir das Lernen an sichbzw. eine bestimmte Lernmethode oder auch der Inhalt, den dudir erarbeitest, Freude bereitet. Die intrinsische und die extrin-sische Motivation schließen sich aber nicht gegenseitig aus: Dukannst gleichzeitig inhaltlich interessiert sein und nach sozialerAnerkennung streben. Du kannst dir die beiden Motivationsartenals zwei Pole des Konzepts Lernmotivation vorstellen, zwischendenen du dich immer hin und her bewegst. Aus wissenschaftli-chen Studien wissen wir, dass intrinsisch motivierte Lerner dieerfolgreicheren Lerner sind. Dementsprechend macht es auchmehr Sinn, dass du dir ein Studium aussuchst, das dich inte-ressiert oder in dem du bei langweiligen Fächern zumindest aufLernstrategien zurückgreifen kannst, die dir Spaß machen.

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Ziele

Uns Menschen fällt es sehr schwer, langfristige Ziele im Blickzu behalten. Der Mensch hat erst spät in der Evolution begonnen,länger in die Zukunft zu planen als bis zum morgigen Tag. DieseTendenz liegt dem inneren Schweinehund immer noch in denKnochen. Daher handelt er nach der Maxime:

Kurzfristige Ziele sind leichter zu erreichenals langfristige Ziele.

Kurzfristige Ziele, wie die Wohnung zu putzen oder eine Stundeauf der Couch zu lümmeln, haben einen sofortigen Einfluss aufunser Wohlbefinden. Die langfristigen Ziele hingegen werdenerst in Wochen, Monaten oder gar Jahren zu Erfolgserlebnissenführen. In diesem Sinne verabschieden wir uns hier jetzt auchvom Begriff „kurzfristige Ziele“ und ersetzen diesen durch „Ab-lenkungen“. Denn genau darum handelt es sich ja.

Daher ist deine Mission:

kurzfristige Ziele (= Ablenkungen) abwerten (unattraktiv machen)und

langfristige Ziele aufwerten (attraktiv machen)

Nur, wer seine langfristigen Ziele als genial und erstrebenswerterlebt, wird auch die Entbehrungen auf sich nehmen, die ihnauf dem Weg erwarten.

ZielEin Ziel ist ein Ort oder ein Zustand, den du erreichen möchtest.Ziele geben die Richtung vor und sind ein notwendiger Bestandteilmotivierter Handlungen. Man kann zwischen kurz-, mittel- und lang-fristigen Zielen unterschieden.

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Wie das geht:Ablenkungen abwerten:

•Mach deine Couch so unbequem wie möglich

• Erhöhe deinen Aufwand fürs Rumgammeln:– Blockiere die sozialen Netzwerke fürgewissen Uhrzeiten

– Lass das Smartphone im Nachbarzimmer– Räum alles, was dich ablenkt, weg

• Denk dir kleine Bestrafungen fürs Rumgammeln aus– Kein Nachtisch– Heute Abend nicht die Lieblingsserie gucken– Heute nicht mit Freunden weggehen

Langfristige Ziele aufwerten:

•Mal dir das Ziel in der Zukunft so schön wie möglich aus.

• Hänge deine Ziele über deinem Arbeitsplatz auf, um sieimmer zu sehen.

• Lege Belohnungen für das Erreichen deiner Zwischenzieleund deiner übergeordneten Ziele fest.

Und jetzt du!Welche Ablenkungen stören dich typischerweise bei der Errei-chung deiner Ziele?

Wie kannst du diese Ablenkungen abwerten?

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Im Übrigen kannst du zusätzlich gegen Ablenkungen vorgehen,indem du visualisiert, wie es dir gehen würde, wenn du deinlangfristiges Ziel nicht erreichen würdest.

Weniger Ablenkungen entlasten deinen SchweinehundDarüber hinaus unterstützt du deinen Schweinehund, wenn duihn ganz generell weniger Versuchungen aussetzt. Ich kann die-ses Buch gerade nur schreiben, weil ich mein Smartphoneaußerhalb meines Sichtfelds platziert habe. Ansonsten würdeich alle paar Minuten checken, ob ich eine Nachricht bekommenhabe, oder was es sonst so Neues gibt.

Welche Ablenkungen kannst du problemlos aus deinem Umfeldentfernen?(z. B.: Wenn ich lerne, ist mein Handy…; Wenn ich die Hausarbeitan meinem Laptop schreibe, blockiere ich folgende Seiten…;usw.)

Schmutzige SockenEine meiner Lieblingsanekdoten stammt von dem PsychologenDaryl Ben. Als Dozent an der Universität Stanford erforschte erin den 1970ern Gewissenhaftigkeit. Er stellte die Vermutungan, dass ein gewissenhafter Mensch sowohl täglich seineSocken wechselt als auch regelmäßig seine Hausaufgaben ab-

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gibt. Als er das Datenmaterial zu seinen Studis auswertete,konnte er es nicht glauben: Es war genau umgekehrt. Wenn je-mand täglich frische Socken trug, war er nicht in der Lage, seineHausaufgaben regelmäßig abzugeben und umgekehrt. Beideszusammen schien unmöglich. Diese Ergebnisse konnte er na-türlich nicht veröffentlichen. Erst Jahre später löste er das Mys-terium der schmutzigen Socken: Der Grund für das Phänomenist die Schweinehund-Erschöpfung (Fachbegriff: Ego-Erschöp-fung).

Wenn der Schweinehund erschöpft istDein Schweinehund hat ein gewisses Durchhaltevermögen: Erkann eine Zeit lang der Schokolade aus dem Weg gehen undgleichzeitig für einen längeren Zeitraum auf das Smartphoneverzichten. Doch irgendwann wird er nicht mehr widerstehenkönnen. Wenn die Kraft deines Schweinehunds verbraucht ist,wird schlussendlich die Schokolade gegessen oder wieder allezwei Minuten aufs Smartphone geschaut. Zu viel Selbstdisziplinist folglich eine Überforderung für deinen Schweinehund. DieLeine muss eben ab und an auch mal gelockert werden. Unddann laufen Studis eben mal zwei Tage mit den gleichen Sockenherum.

Schütze deinen inneren Schweinehundvor ÜberforderungFür deinen Erfolg beim Lernen solltest du also deinen innerenSchweinehund nicht überfordern. Er tritt sonst in den Streik.Und wenn dich irgendetwas in deinem Leben vom Erfolg abhal-ten wird, ist es ein streikender Schweinehund. Es ist also deineAufgabe (und die von niemand anderem), für sein Wohlbefindenzu sorgen.

Vor allem drei Umstände sorgen für die Schweinehund-Erschöp-fung:

• Entscheidungen treffenEntscheidungen fordern ein Abwägen der Möglichkeiten.

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Je wichtiger die Entscheidung und je länger du darübernachdenkst, desto mehr Willenskraft kostet sie dich.

• SchlafmangelSchlaf ist ungeheuer wichtig fürs Lernen, deine Stimmungund deine Willenskraft. Je unausgeschlafener du bist,desto weniger Selbstbeherrschung hast du.

• ErnährungKein Auto fährt ohne Treibstoff. Daher solltest du auf re-gelmäßiges und vor allem gesundes Essen achten.

Gewohnheiten entlasten deinen SchweinehundEnergie sparen und bloß nicht überanstrengen – das ist eineder Maximen deines inneren Schweinehunds. Und das gelingtam besten durch den Aufbau von Gewohnheiten. Gewohnheitensind eingespeicherte Abläufe, die du wie selbstverständlich er-ledigst. Du musst dich morgens nicht mehr entscheiden, ob dudir die Zähne putzt, du tust es einfach.

Gewohnheiten sind eine Entlastung für dein Gehirn. Bis zu50 Prozent unserer täglichen Handlungen passieren automa-tisch.Unglücklicherweise arbeitet der Mechanismus ‚Gewohnheit‘auch gegen dich. Nämlich dann, wenn du dir schlechte Gewohn-heiten zugelegt hast:

• Alle 5 Minuten auf das Smartphone schauen

• Rauchen• An den Fingernägeln kauen• Jeden Tag drei Stunden Serien gucken• Zu spät ins Bett gehen

Viele schlechte Gewohnheiten dominieren uns. Selbst wenn wirganz andere Ziele und gute Absichten haben.Vor allem in der Schule, im Studium und im Beruf sind geradedie Menschen erfolgreich, die über gute Gewohnheiten verfügen.

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Wenn es dir gelingt, für deinen Lernprozess gute Gewohnheitenzu etablieren, wird dir das Lernen viel weniger Energie rauben.

Das ist wie FahrradfahrenAls ich 14 Jahre alt war, hatte ich ein paar Kilo zugenommen.Der Döner kam gerade in Mode und der war immer so lecker!Durch mein erhöhtes Gewicht war ich beim Fußball langsamergeworden und hatte weniger Spaß am Spiel. Ich wollte deshalbwieder etwas sportlicher werden. Also nahm ich mir mein Fahr-rad und fuhr jeden zweiten Tag zehn Kilometer. Abends schriebich diesen Erfolg in mein Sporttagebuch. Nach einer Weiledachte ich gar nicht mehr nach, ob ich Fahrrad fahren sollte.Ich machte es aus Gewohnheit. Innerhalb von wenigen Monatenwar ich wieder richtig fit und lief beim Fußball den meisten da-von.

Wie man Gewohnheiten aufbaut

So gut wie jede Gewohnheit kann in vier Schritten aufgebautwerden:

1. Du hast ein klares Ziel vor Augen.2. Du startest mit Willenskraft.3. Du hältst durch mit Willenskraft –

auch bei Rückschlägen.4. Es wird zur Gewohnheit, die du beibehältst.

Für jeden dieser Schritte brauchst du richtig gute Strategien,die ich dir als nächstes vorstelle.

Nutze deine Ziele und Willenskraft,um neue gute Gewohnheiten aufzubauen.

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3. Motiviert reflektiert –Was hat dein Schweinehund bisher gelernt?

Nimm dir nun etwas Zeit und reflektiere deine Erfahrungen mitdeinem inneren Schweinehund. Je mehr du dich auf diese Übungeinlässt, desto mehr wirst du davon profitieren. Aber Achtung:Führe Selbstreflexionen nur dann durch, wenn du gerade inguter oder wenigstens neutraler Stimmung bist. Eine negativeStimmung könnte während einer Selbstreflexion dazu führen,dass du dich selbst zu stark kritisierst und in ein Gedankenka-russell gerätst, das dir nicht guttut.

Deine positive Motivations-GeschichteVersuche, dich an eine Lernerfahrung zu erinnern, bei der dubesonders motiviert warst. Möglicherweise gab es Hindernisseauf dem Weg zu deinem Ziel und du hast dich dennoch nichtdavon abbringen lassen, es zu erreichen. Wenn du dich zumBeispiel noch gut daran erinnern kannst, wie du einst Fahrrad-fahren oder Schwimmen gelernt hast, dann nutze diese Erfah-rung für die Übung.

Was ist motiviert passiert? Versuche, die Situation so genauwie möglich zu beschreiben. Wie alt warst du? Wer war eventuell

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bei dir, hat dich vielleicht sogar unterstützt? Wo hat es stattge-funden? Gibt es einen Geruch oder Geschmack, den du mit die-ser Erfahrung verbindest?

Was hat motiviert funktioniert? Welche Hindernisse hast du er-folgreich aus dem Weg geräumt? Was oder wer hat dir dabeigeholfen, am Ball zu bleiben? Welche Strategien hast du ange-wendet, um dein Ziel zu erreichen?

Was nimmst du aus dieser positiven Lernerfahrung mit? WelchePunkte werden dir auch in kommenden Lernsituationen hilfreichsein? Was könnte dich in schwierigen Lernsituationen an diesepositive Lernerfahrung erinnern? Wenn du diese Fragen fürdich beantwortet hast, kannst du auch in Zukunft immer wiederKraft aus dieser Erfahrung ziehen.

Du kannst das Ganze hier in Worte fassen, oder mich und ganzviele andere Leser an deinen Erfolgen teilhaben lassen. Lassuns deine Erfolgserlebnisse in den sozialen Netzwerken ge-meinsam feiern unter dem Hashtag:

#motiviertanimiert

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Meine Geschichte #motiviertanimiertWährend meiner Doktorarbeit steckte ich tief in einer Krise: Ichhatte meine Motivation verloren. Erst als ich von den Studie-renden der Uni Greifswald den Preis für hervorragende Lehreüberreicht bekam, änderte sich etwas. Mit dem Preisgeld von2.000 Euro startete ich den YouTube-Kanal „Motiviert Studiert“.Das bereitete mir wahnsinnig viel Spaß. Endlich hatte ich einZiel, das mir erstrebenswert schien: Ich wollte Menschen zeigen,wie großartig Lernen ist. Um an der Uni zu bleiben und meinenKanal weiter betreiben zu können, musste ich aber den Doktor-titel bekommen. Und so war die Motivation wieder da. Trotz demzeitlichen Mehraufwand durch die YouTube-Videos kam ich vielschneller mit der Doktorarbeit voran. Ich schloss die Arbeit abund kann mich seitdem noch viel intensiver um meine Lebens-aufgabe kümmern.Ich habe gelernt: Ohne ein attraktives Ziel komme ich nicht vomFleck. In Zukunft werde ich mir immer Ziele suchen, die es sichfür mich zu erreichen lohnt.

Die zukünftige positive Motivations-Geschichte(Was (noch) nicht gut lief)Für diesen Teil solltest du dich an eine Lernerfahrung erinnern,bei der du besonders demotiviert warst. Vielleicht hast du des-wegen dein Ziel gar nicht erreicht oder warst nicht so erfolgreich,wie du es dir gewünscht hättest.

Was ist motiviert passiert? Versuche, die Situation so genauwie möglich zu beschreiben. Wie alt warst du? Wer war eventuellbei dir, hat dich vielleicht sogar unterstützt – oder gehindert?Wo hat es stattgefunden?

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Wieso hat es motiviert nicht funktioniert? Welche Hindernissehaben dich ausgebremst? Welche Strategien hast du angewen-det und weswegen haben sie nicht oder nicht so gut funktio-niert? Hatte deine gesamte damalige Lebenssituation vielleichteinen Einfluss auf diese Lernerfahrung?

Was kannst du aus dieser Lernerfahrung mitnehmen? Was wirstdu in einer ähnlichen zukünftigen Lernsituation anders machen?Was für eine Strategie benötigst du, um es beim nächsten Malbesser zu machen?

Lass uns teilhaben an deinem Lernprozess und teile deine Storyin den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag:

#motiviertprokrastiniert

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Meine Geschichte #motiviertprokrastiniertBeim Lernen und Arbeiten bin ich sehr diszipliniert. Wenn es je-doch um Sport geht, komme ich an meine Grenzen. Ich sagemir immer und immer wieder, dass ich anfangen sollte. Aber sorichtig komme ich nicht in Fahrt. Das geht jetzt seit Jahren so.Ich habe verschiedene Wege ausprobiert, aber es fällt mirschwer, dieses Thema mit meinem Schweinehund zu diskutie-ren. Immer wieder habe ich tausend Dinge zu erledigen undSport hat da einfach keinen Platz. Natürlich weiß ich, dass das nicht stimmt. Doch in Selbsttäu-schung bin ich in dieser Hinsicht meisterhaft.In Zukunft versuche ich, weniger mit meinem inneren Schwei-nehund zu diskutieren. Ich werde die „Fünf-Sekunden-Regel“(siehe Abschnitt „Wie du mit dem Lernen beginnst“) anwendenund es ab jetzt einfach machen. Wenn du mich siehst, frag mich,wie es gerade mit dem Sport bei mir läuft und ich werde dir be-richten.

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33Motiviert anwendungsorientiert

4. Motiviert anwendungsorientiert –Strategien für mehr Motivation

4.1 Finde deine Motivation (Ziele)

Wie oft hast du dich bereits in der Schule gefragt, wieso du ei-gentlich dieses oder jenes lernen sollst? Durchaus eine berech-tigte und wichtige Frage. Sehr wahrscheinlich musst du heutenicht mehr auf die Kurvendiskussion oder dein Wissen zum Wie-ner Kongress zurückgreifen. Nun könnte man sich natürlichüber dieses vermeintlich unnütze Wissen ärgern. Man könnteaber auch einfach mal die Perspektive ändern.

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Mal angenommen, es geht gar nicht so sehr um die Informationan sich. Mal angenommen, es geht in der Schule vor allem da-rum, das Gehirn vor Herausforderungen zu stellen – damit essich entwickeln kann und du nützliche Kompetenzen erwirbst,die du in vielen verschiedenen Lebensbereichen anwendenkannst. Denn nur, wenn das Gehirn ein wenig gepikst wird, ver-ändert es sich und du wirst schlauer. Vielleicht gelingt es dirmit diesem Gedankengang, einen versöhnlicheren Blick aufmanch langweilige Schulstunde zu werfen. Immerhin kannst dudir jetzt durch logisches Denken aktuelle Probleme erschließen,du kannst jetzt auch bei langatmigen Texten besser durchhalten,du kannst jetzt das Wichtige vom Unwichtigen unterscheidenund noch so vieles mehr. Vielleicht gelingt es dir mit dieser Hal-tung auch, so manches langweiliges Seminar an der Uni durch-zuhalten. Denn auch hier erwirbst du, ganz unabhängig vom ei-gentlichen Inhalt, neue Kompetenzen.

Abgesehen davon, dass Lernen immer Entwicklung bedeutetund dich stärker und klüger macht, trifft auch der Spruch „Wis-sen ist Macht“ nach wie vor zu. Darüber hinaus gibt es nochdiese weiteren Gründe für das Lernen:

Ein längeres Leben• Je höher der Bildungsgrad eines Menschen, desto länger undgesünder lebt er. Studien sprechen von bis zu sechs Jahren,die du durchs Lernen gewinnen kannst.

Ein höheres Einkommen• Akademiker verdienen mit zwei Jahren Berufserfahrungdurchschnittlich ca. 12.000 Euro pro Jahr mehr als Nicht-Akademiker. Nach 25 Jahren Berufserfahrung sind es sogar30.000 Euro.

Eine schnellere Karriere• Je höher dein Bildungsniveau, desto leichter steigst du in Fir-men auf und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, ar-beitslos zu werden. 2019 lag die Arbeitslosigkeit unter Aka-

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demikern bei 2,2 Prozent, während die Arbeitslosenquoteinsgesamt in Deutschland bei 5,1 Prozent lag.

Mehr Freiheiten• Je mehr Schlüsselqualifikationen und -kompetenzen du hast,desto wichtiger wirst du für einen Arbeitgeber. Dementspre-chend kannst du mehr Freiheiten aushandeln. Alternativ bistdu fit für die Selbstständigkeit, falls du dein eigener Chefwerden willst.

Dass eine bessere Bildung viele Vorteile mit sich bringt, kannstdu sicherlich nachvollziehen. Wenn du daraus auch eigene Zieleableitest, wirst du dich viel besser motivieren können. Dies wurdebereits vielfach in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Bei Kin-dern hilft es am besten, kurzfristige Ziele bis zum Ende einerLerneinheit zu setzen, da sie noch in den Tag hineinleben, ohneweit vorauszuplanen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sindes vor allem die langfristigen Ziele, die zum Erfolg führen. Ineiner Studie der Lernpsychologen de Volder und Lens zeigten16- und 17-jährige Schüler bessere Leistungen in der Schule,wenn sie langfristige Ziele, wie einen Studienwunsch, viel Geldverdienen, eine Familiengründung oder einen hohen sozialenStatus, erreichen wollten. Schüler ohne Ziele schnitten deutlichschlechter ab.

Die folgenden fünf Strategien bauen aufeinander auf und sollendir dabei helfen, dir eigene Ziele zu setzen. Es ist sinnvoll, dieseMethoden der Reihe nach zu lesen und auszuprobieren.

Strategie #1: Die Museumsmethode

Wenn du weißt, was du in deinem Leben erreichen möchtest,wird deine Motivation auf einem unerschütterlichen Fundamentstehen. Sollten dir deine Lebensziele noch nicht klar sein, dannhilft dir vielleicht diese unterhaltsame und effektive Methodedes Autors John Strelecky. Stell dir dafür bitte einmal vor, du stehst vor deinem eigenen

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Museum. Außen steht dein Name dran und es sieht genausoaus, wie du es dir wünschst. Du gehst durch den großen Ein-gangsbereich hinein und schaust dich um. Es ist noch fast leer.Die ersten Räume sind schon gefüllt mit all den Dingen, die dubereits getan hast. Vielleicht siehst du Bilder deiner Kindheitoder Skulpturen von schönen Abenden mit deiner Familie oderFreunden. Vielleicht hängt auch schon dein Schulabschluss-zeugnis eingerahmt an der Wand.Jetzt gehst du in die noch leeren Räume. Du schaust dich umund fragst dich: Was soll hier noch ausgestellt werden? Womitmöchtest du den Rest deines Lebens füllen?Wirst du zukünftig 50 Prozent deiner Zeit in den sozialen Netz-werken und auf Netflix verbringen, dann steht da vielleicht einegroße Smartphone-Skulptur, die mehrere Räume einnimmt.Möchtest du vielleicht ein wunderschönes Zuhause haben oderberufliche und private Erfüllung finden, dann werden diese Dingeviel Raum einnehmen. Es liegt an dir. Du bist der Museumsdi-rektor und planst dieses Museum. Versuche dabei, ungefährfünf verschiedene Aspekte zu erkennen, die dir in deinem Lebenwichtig sind. Schreibe diese auf.

Verknüpfung mit deinem nächsten Abschlussoder dem LernenIm nächsten Schritt überlegst du dir, wie dein nächster Ab-schluss dir dabei helfen kann, dein Museum mit genau diesenfünf Aspekten zu füllen. Möchtest du viel reisen? Möchtest dueinen Job finden, bei dem du deine Arbeit als sinnvoll erlebst?Oder willst du gleich die ganze Welt verändern und beispiels-weise für mehr Klimaschutz sorgen? Unabhängig davon, wie dudeine Zukunft gestalten willst, solltest du das Hier und Jetzt,deine Ausbildung, dein Studium entsprechend anpassen.

Aller Anfang ist schwerP.S.: Falls dir am Anfang nichts einfällt, ist das vollkommen inOrdnung. Wenn du dich noch nie mit diesen Themen beschäftigt

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hast, kann es dir durchaus etwas schwerer fallen. Wichtig istzunächst nur, dass du anfängst, dich damit auseinanderzuset-zen. Mir ist auch erst über mehrere Jahre hinweg klargeworden,was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Ich bin jetzt genaudort, wo ich sein will. Im Moment kann ich mir nichts Sinnvolleresvorstellen, als dieses Buch für dich zu schreiben. Es ist ein langerProzess für jeden von uns, den passenden Weg zu finden. Aberich kann dir versprechen: Es lohnt sich.Es gibt hier auch kein Richtig oder Falsch. Ich hatte mal die –aus heutiger Sicht sehr lustige – Vorstellung, Bundeskanzler zuwerden. Später merkte ich, das passt überhaupt nicht zu mir.Dennoch hat es mich sehr motiviert, freies Reden zu üben undeinen guten Schulabschluss zu machen. Egal, was dich motiviert:Nutze es.

Motiviert ausprobiertNimm dir etwas Zeit und werde dein eigener Museumsdirektor.Überlege, was du in deinem Museum ausstellen möchtest.

Was wären die fünf wichtigsten Dinge, die du ausstellen wür-dest?

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Wie kann dir der Abschluss der Schule, der Aus- und Weiterbil-dung oder des Studiums zur Erfüllung deiner Zielvorstellungweiterhelfen?

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Motiviert evaluiertWie findest du diese Strategie? Streiche die Schulnote an, diedu geben würdest.

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Strategie #2: Die Warum-Fragen-Methode

Wenn du die Museumsmethode durchgespielt hast, lohnt essich, noch einmal über deinen nächsten Abschluss nachzuden-ken. Nur gehen wir jetzt rückwärts: Ausgehend von deinem Ziel-abschluss kannst du dich nun fragen, warum du genau dieseQualifikation erreichen möchtest. Schreibe deine erste Antwortauf. Danach fragst dich, warum du deine erste Antwort möch-test. So gelingt es dir, Schritt für Schritt dein eigentliches‚Warum‘ aufzudecken.Ein Beispiel:

1. Warum möchte ich Abitur machen?Weil ich erfolgreich sein will.

2. Warum will ich erfolgreich sein?Weil ich dann viel Geld verdienen kann.

3. Warum möchte ich viel Geld verdienen?Weil Geld für mich Sicherheit bedeutet.

4. Warum möchte ich Sicherheit haben?Damit ich später meine Familie ernähren kann.

5. Warum möchte ich eine Familie haben?Weil Vater/Mutter sein das Schönste auf der Welt ist.

Beispiel Nr. 2 (Achtung, hier kommt ein starkes ‚Warum‘ ausnegativen Erfahrungen):

Ich möchte einen Uniabschluss.

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1. Warum möchte ich einen Uniabschluss?Weil ich einen guten Job will.

2. Warum möchte ich einen guten Job?Weil ich etwas bewegen möchte.

3. Warum möchte ich etwas bewegen?Weil ich das Bedürfnis habe, mit meinem Leben etwas zuverändern.

4. Warum möchte ich mit meinem Leben etwas verändern?Ich möchte mich nicht wertlos fühlen.

5. Warum möchte ich mich nicht wertlos fühlen?Weil ich das Gefühl aus meiner Kindheit kenne und esnicht mehr möchte.

Bei beiden Beispielen sind die ersten Warums nicht die ent-scheidenden. Erst wenn tiefer gebohrt wird, treten die eigentli-chen Motive hervor. Daher braucht man meistens fünf „Warum-Runden“ bis der eigentliche Beweggrund aufgedeckt ist. Wenn deine Ergebnisse aus den Warum-Fragen mit dem über-einstimmen, was in der Museumsmethode herausgekommenist: Super! Wenn nicht, passt das natürlich auch. Dann hast dunoch eine weitere Motivationsquelle für dich entdeckt.Übrigens ist es egal, wie genau dein ‚Warum‘ aussieht: „ich willes allen beweisen“, „es ist Familientradition zu studieren“, „ichhabe Spaß am Lernen“ oder etwas ganz anderes. Wichtig istnur, genau zu wissen, warum du etwas in Angriff nimmst. Dennnur dann kannst du effektiv deinen Schweinehund motivieren.

Motiviert ausprobiertFrage dich, warum du diesen Abschluss machen möchtest. Hin-terfrage deine Antworten immer weiter, bis du zu deinem ei-gentlichen ‚Warum‘ kommst.

1. Warum

2. Warum

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40 Motiviert anwendungsorientiert

3. Warum

4. Warum

5. Warum

Motiviert evaluiertWie findest du diese Strategie? Streiche die Schulnote an, diedu geben würdest.

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Strategie #3: Die Toast-Technik

Die Toast-Technik hilft dir dabei, aus dem Blickwinkel andererMenschen über dein Leben nachzudenken. Sie hat aber nichtsmit Toastbrot zu tun. Hier geht es um die zweite Bedeutung desWortes Toasts, nämlich eine Geburtstagsrede bzw. einen Trink-spruch.Stell dir vor, du feierst heute deinen 80. Geburtstag. Alle deineFreunde und deine Familie sind zusammengekommen, um dichzu ehren. Dafür hält eine aus deiner Sicht ganz besondere Personeine Geburtstagsrede. In der Regel werden in einem Toast diefolgenden Themen angesprochen:

• Deine Karriere

• Deine Erfolge

• Deine Werte

Bei dieser Technik wird der Tod übrigens besiegt: Dein Vater,deine Mutter oder auch jede andere Person kann diese Redehalten.Bei mir zum Beispiel würde sie mein Vater halten und sie würdeungefähr wie folgt aussehen (da er kein Mann der vielen Worteist, wäre sie sehr kurz):„Daniel, du bist der erste Mensch in unserer Familie, der dieUniversität besucht und sogar einen Doktortitel erreicht hat.

Page 41: FÜR DICH. Weil in Dir viel mehr steckt, als Du denkst! · stimmt es noch lange nicht. Ich kenne keinen Menschen, der sich für eine Sache so begeistern kann, wie du.“ Das stimmte:

Das ist wirklich toll. Doch am meisten schätze ich an dir, dassdu den leisen Menschen eine Stimme im Bildungssystem gege-ben hast. Du hast so vielen Menschen gezeigt, dass viel mehr inihnen steckt, als sie dachten. Ich bin sehr stolz auf dich. EinHoch auf Daniel.“

Motiviert ausprobiertÜberlege, welche Person einen Toast auf deinen 80. Geburtstaghalten soll:

Person:

Was würde diese Person über deine Karriere, deine Erfolge unddeine Werte sagen?

Motiviert evaluiertWie findest du diese Strategie? Streiche die Schulnote an, diedu geben würdest.

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Bei den drei bislang vorgestellten Strategien geht es darum,große, langfristige Ziele festzulegen. Im Grunde versuchst dudamit, ein Stück Sinnhaftigkeit in deiner Lebenszeit auf diesemPlaneten zu finden. Mit deinen langfristigen Zielen vor Augen(die sich im Laufe eines Lebens natürlich auch immer mal ändernkönnen – dann plant man eben neu), kannst du dich nun demHier und Jetzt stellen.

41Motiviert anwendungsorientiert