festschrift 100 jahre kirche st. josef töss-winterthur

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1 Jahre 100 Kirche St. Josef Töss Katholische Kirche in Winterthur Pfarrei St. Josef CONSAJO Sonderausgabe zum Jubiläumsjahr Jahrgang 31, Nr. 3

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Sonderausgabe CONSAJO zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrei St. Josef in Winterthur-Töss

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Page 1: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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Jahre100

Kirche St. Josef Töss

Katholische Kirche in WinterthurPfarrei St. Josef

CONSAJOSonderausgabe zum Jubiläumsjahr

Jahrgang 31, Nr. 3

Page 2: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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Gestatten: Pfarrei St. Josef

Aus der Geschichte der Kirche . . .

. . . und der Pfarrei St. Josef Töss

3 Editorial des Präsidenten

des Organisationskomitees

3 Grusswort des Pfarrers von St. Josef

4 Gestatten: Pfarrei St. Josef

22 Fremdsprachige Missionen:

Offene Türen für andere Kulturen

25 Aus der Geschichte

der Kirche und Pfarrei St. Josef

33 Die Seelsorgenden der Pfarrei St. Josef

34 Die Pfarrei im Jubiläumsjahr 2013/2014

Inhaltsverzeichnis

Page 3: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

Liebe Leserin, lieber Leser

Diese CONSAJO-Sonderausgabe erscheint zum Jubiläum

«100 Jahre Kirche St. Josef». Die Redaktionskommission

hat sich dafür entschieden, nicht nur über die hundert Jah-

re Baugeschichte der Kirche St. Josef zu berichten, son-

dern auch die zur Kirche gehörende Pfarrei zu Wort kom-

men zu lassen. Und was lag näher, als die Vereine,

Organisationen und Gruppierungen aufzufordern, ihre

Geschichte, Gegenwart und/oder Zukunft darzustellen?

Die Baugeschichte der Kirche hat der Historiker Peter

Niederhäuser zusammengetragen. Weitere Teile stammen

aus der Jubiläumsschrift «75 Jahre Kirche St. Josef», die

immer wieder fortgeschrieben wurden und deren Autoren

unbekannt sind. Auch wir haben diese Historie mit den

Ereignissen der letzten 25 Jahre ergänzt.

Obwohl alle unsere Vereine, Organisationen und Grup-

pierungen an der modernen Krankheit «Mitglieder-

schwund» leiden, haben die meisten die Gelegenheit ge-

nutzt, sich in dieser Jubiläumsausgabe darzustellen und

damit kund zu tun, dass sie immer noch zu den tragenden

Elementen der Pfarrei St. Josef gehören.

Die Drucklegung wurde durch eine breit abgestützte Fi-

nanzierung mit Mitteln der Kirchgemeinde, des Pfarreira-

tes, des Pfarramtes, der Sammelaktion und des CONSA-

JO-Spendenfonds ermöglicht. An dieser Stelle sei für die

breite Unterstützung herzlich gedankt.

Ihnen liebe Leserin, lieber Leser wünsche ich eine inter-

essante Lektüre unserer Jubiläumsausgabe und der Pfar-

rei St. Josef eine florierende Zukunft.

Ferdinand Hess, OK-Präsident

Liebe Pfarreimitglieder, liebe Leserin, lieber Leser

Es freut mich besonders, zu dieser Festschrift das Geleit-

wort schreiben zu dürfen. Ich bin zwar erst seit knapp vier

Jahren in St. Josef tätig, habe also nur einige kleine Mo-

saiksteine hinzugefügt zum grossen Gesamtbild unserer

Kirche und Pfarrei in Töss. Dies natürlich nicht alleine,

sondern in schöner Zusammenarbeit mit haupt- und ehren-

amtlichen Mitarbeitenden, die alle gemeinsam jeden Tag

mit grossem Engagement dazu beitragen, dass St. Josef in

Töss eine lebendige Gemeinde ist. So danke ich an dieser

Stelle all den Frauen und Männern, jungen und älteren

Menschen verschiedenster Nationalitäten und mit unter-

schiedlichen kulturellen Hintergründen. Sie alle tragen

mit ihrem Engagement dazu bei, dass wir hier in St. Josef

gemeinsam einen guten, geistlichen Weg gehen. Deshalb

präsentieren sich in unserer Festschrift all die Gruppie-

rungen und Vereine, die mit uns in St. Josef so aktiv un-

terwegs sind.

Unser Weg ist nicht immer einfach – und er war es auch

in der Vergangenheit nicht. Denken wir nur an die Schwie-

rigkeiten, die vor 100 Jahren überwunden werden muss-

ten, damit die Tössemer Katholikinnen und Katholiken

einen Ort bekamen, an dem sie ihren Glauben feiern durf-

ten. Die Einführung der Kirchensteuer hat die materiellen

Probleme der Katholiken in Töss weitgehend gelöst.

Nicht aber die spirituellen. Die multikulturelle Gesell-

schaft in unserem Töss mit ihren unterschiedlichen Be-

dürfnissen, die über die Nationalitäten hinausgehende

Vereinzelung und manchmal Entfremdung im Quartier,

die durch eine rege Bautätigkeit noch verstärkt wird – ich

nenne hier nur einige der Herausforderungen, die sich uns

heute und in Zukunft stellen.

Ich freue mich, mit Ihnen in St. Josef den Weg in der

Nachfolge Christi auch im Hinblick auf die nächsten 100

Jahre weiterzugehen.

Pfarrer Jacek Jeruzalski, [email protected]

Editorial3

Page 4: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

Gestatten: Pfarrei St. JosefZusammen kommen, aktiv sein, sich für die Pfarrei und die Kirche engagieren, Feste feiern, Gutes tun oder inne hal-ten – die Vereine und Gruppierungen der Pfarrei St. Josef bieten den Tössemerinnen und Tössemern jeden Alters ver-schiedenste Betätigungsmöglichkeiten. Bereits vor 100 Jahren bildeten die Vereine und Gruppierungen den Mitgliedern der Pfarrei St. Josef eine Heimat und sie sind es noch heute. Ins Leben gerufen wurden die Gemeinschaften teilweise, bevor die Katholikinnen und Katholiken in Töss überhaupt in einer eigenen Kirche zusammen kommen konnten. In ihrer Vielfalt weisen sie auf das grosse Gemeinschaftsbedürfnis der damals als Minderheit in Winterthur lebenden Katholik-innen und Katholiken hin. Wie überall in «Katholisch Winterthur» werden die zahlreichen Gruppierungen als typisch für das Diaspora- Dasein vor knapp 100 Jahren betrachtet: Die Vereine für fast jede Lebensphase und für die verschiedens-ten Interessen sorgten dafür, dass Katholikinnen und Katholiken ihre Freizeit auch ausserhalb der Familie unter Gleich-gläubigen verbringen konnten.

Heute, im Jahr 2014, bilden die katholischen Glaubens angehörigen keine Minderheit mehr und Menschen verschie-denster Glaubensrichtungen leben und arbeiten miteinander. Geblieben ist den Tössemer Katholiken eine lebendige Vereinslandschaft, in der alte Traditionen hoch gehalten und neue Wege als Gemeinschaft gesucht werden. Wenn die Vereine und Gruppierungen der Pfarrei St. Josef im Nachfolgenden vorgestellt werden, wird darüber hinaus nach-vollziehbar, welch bedeutende Rolle sie bei der Ausgestaltung der Kirche und des Pfarreizentrums hatten: Wichtige Aufgaben wurden dabei beispielweise vom Pfarreirat übernommen. Mit Hilfe der Sammelaktion konnten zudem vor rund vier Jahren Reno vationsarbeiten finanziert werden, für die anderweitig keine Mittel zur Verfügung gestanden hatten. Auch diese Festschrift profitiert von einem Zustupf der Sammelaktion.

Jacek Jeruzalski,

Pfarrer

Ursula Holenstein,

Pfarreisekretärin

Ines Bolthausen,

Pastoralassistentin

Paul Miklovic,

Pastoralassistent

Dajana Herzig,

Sozialarbeiterin FH

Das Seelsorgeteam St. JosefDas Seelsorgeteam St. Josef stellt sich persönlich vor:

Jacek Jeruzalski, Pfarrer

Seit Oktober 2010 bin ich in der Pfarrei St. Josef Winter-

thur-Töss zuerst als Pfarradministrator, dann als Pfarrer

tätig. Ich kümmere mich um die Planung und Koordi-

nation aller Gottesdienste sowie der Seelsorge- und Pfar-

reiveranstaltungen.

Die Freude an Begegnungen mit Menschen aller Art und

das Evangelium als alltagstaugliche und sympathische

Botschaft zu vermitteln, habe ich mir zum Ziel gesetzt.

Auch die Sakramente – Zeichen der Nähe Gottes – will

ich mit vielen unterschiedlichen Lebenssituationen ver-

binden.

Auf dem grossen Pilgerweg des Lebens darf ich hier in

St. Josef Station machen. Ich hoffe auf einen guten, geist-

lichen Weg, den wir gemeinsam gehen.

Mein Primizspruch, bzw. mein Lebensmotto ist:

«Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst,

ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.»

(Jesaja 43,1)

Dazu lade ich Sie herzlich ein.

Ursula Holenstein, Pfarreisekretärin

Im nächsten Jahr betreue ich bereits seit zehn Jahren das

Sekretariat der Pfarrei St. Josef. Der christliche Glaube

und meine Mitmenschen sind mir sehr wichtig. Aus die-

sem Grund habe ich mich immer schon im kirchlichen

Bereich engagiert, sei es im Blauring, als Katechetin, bei

Kindergottesdiensten usw.

Im Pfarreisekretariat habe ich vielfältige Aufgaben:

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organisatorische, Führung der Pfarreibücher, Pfarrei-

Buchhaltung usw. Als meistens erste Ansprechperson des

Pfarr amtes kommen die Menschen mit den verschiedens-

ten Anliegen zu mir und ich schätze die wertvollen Be-

gegnungen sehr.

In meiner Freizeit interessiere ich mich für Kultur und

Musik, Singen ist meine Passion.

Ines Bolthausen, Pastoralassistentin

Seit inzwischen vier Jahren bin ich Pastoralassistentin in

St. Josef Winterthur. Die vielfältige Arbeit in der Pfarrei

gefällt mir. Ich freue mich besonders darüber, dass ich

dabei mit so vielen unterschiedlichen Menschen unter-

wegs sein darf. Es ist ein grosses Geschenk, einen sol-

chen Beruf ausüben zu dürfen.

Meine spirituelle Grundhaltung auf diesem Weg ist stark

von den beiden Jahren geprägt, die ich in einer christ-

lichen Lebensgemeinschaft von Menschen mit und ohne

intellektueller Behinderung verbracht habe.

Jean Vanier, der Gründer dieser Bewegung, schrieb ein-

mal: «Jeder Mensch ist einzigartig und wichtig, welches

auch seine Kultur, seine Religion, seine Gaben oder

Schwächen seien. Jeder ist von Gott und für Gott geschaf-

fen. Jeder von uns hat ein verwundbares Herz, wir haben

Sehnsucht, zu lieben und geliebt und geachtet zu werden.

Jeder hat seine eigene Sendung. Jeder Mensch wurde ge-

boren, damit das Werk Gottes sich an ihm erfülle.»

In diesem Sinne bin ich gerne weiterhin mit Ihnen unter-

wegs!

Paul Miklovic, Pastoralassistent

Die Geschichte schrieb das Jahr 1959, als ich das Licht

der Welt erblickte. Die weiteren Jahre meines jungen

Lebens genoss ich in einer achtköpfigen Grossfamilie.

Unsere Familie lebte in Zürich, bis einer nach dem andern

seine eigene Familie gründete oder sich selbständig

machte. Inzwischen – glücklich verheiratet – arbeite ich

in St. Josef Töss als Pastoralassistent. Es ist mein Her-

zensanliegen, mit den Mitmenschen der Pfarrei gemein-

sam den Weg des Glaubens und der Solidarität zu gehen.

Dabei ist es mir wichtig, jedem Menschen – gleich wel-

cher Gesinnung – gebührend Respekt, Mitgefühl und Of-

fenheit entgegenzubringen.

Dajana Herzig, Sozialarbeiterin FH

Ich bin seit dem 1. Oktober 2011 als Sozialarbeiterin in

der Pfarrei St. Josef tätig.

Warum habe ich diesen Beruf gewählt? Menschen ein

Stück weit auf ihrem Lebensweg zu begleiten, gemein-

sam die Steine aus dem Weg zu räumen und sie in ihrer

Selbstwirksamkeit zu bestärken, erfüllt auch mich. Da-

durch lerne ich viel vom ungeschminkten und vielseitigen

Leben, welches mich auch Gott und seine Liebe besser

erkennen lässt und mich dankbar stimmt. So kann ich viel

Gutes wieder zurückgeben.

Als Abwechslung widme ich mich gerne einem meiner

grossen Hobbies, dem Flamencotanz.

In unserer Pfarrei St. Josef Winterthur-Töss sind ausser-

dem tätig: Susanne Partalov, Sakristanin; Dile Palushaj,

Stv. Sakristanin; Ela Fiabane, Fabiola Wurm, Michaela

Schiewe, Katechese; Felix Marti, Religionspädagoge;

Kristine Sutidze, Hauptorganistin; Maarten Van der Lek,

Organist, und Caroline Green, Leitung des Cäcilienchors.

Pfarreirat St. Josef TössMitwirken am Pfarreileben

Anfänge und Professionalisierung

Wie die spärlichen Aufzeichnungen zeigen, gab es schon

vor 1982 in St. Josef einen ersten «Pfarreirat» oder eine

Pfarreikommission unter dem damaligen Kirchenpfleger

Bruno Hottiger, dem Aktuar Paul Widmer und dem Kas-

sier Hans Schneider. Im Archiv waren dazu jedoch kei-

nerlei Unterlagen zu finden.

Mit der Ankunft des neuen Pfarrers von St. Josef Töss,

Alfred Böni, trat ein neuer Pfarreirat sein Amt an. Die

Mitglieder der Pfarreikommission traten zurück, Hans

Schneider blieb weiter als Kassier tätig.

Zusammengesetzt war der neue Pfarreirat aus Alfred

Böni, Pfarrer (von Amts wegen), Peter Rüesch, Präsident,

Regula Ammann, Vizepräsidentin, Hans Schneider, Kas-

sier, Ferdinand Hess, Aktuar, und von Amtes wegen Ruth

Mäder, Kirchenpflegerin.

Pfarrer Alfred Böni vertrat die seelsorgerischen und

kirchlichen Belange. Peter Rüesch wünschte eine optima-

le Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Pfarrer.

Peter Rüesch bemühte sich, mit den damaligen drei Gre-

mien Pfarreirat, Initiativ-Team und Vorständekonferenz

zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu gelangen. Sein

Ziel war es, die Verbindungen zu den Teams, den Verei-

nen und der Pfarrei zu verstärken. Ein weiteres Ziel des

Pfarreirats war damals die Erwachsenenbildung. Es sollte

ein Bildungsprogramm geschaffen werden, das durch den

Pfarreirat angeboten werden konnte.

Mit frischem Elan an der Arbeit

Schon im ersten Amtsjahr wurde sehr fleissig gearbeitet. So

konnten an der Pfarreiversammlung vom 21.03.1983 etli-

Page 6: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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che Anträge zur Abstimmung gebracht werden: ein Miet-

reglement für die Räumlichkeiten des Pfarreiheims wurde

erstellt und angenommen, dem Antrag für ein jährlich

durchzuführendes «Dankeschön Fest» für alle Helferinnen

und Helfer wurde mit grossem Mehr zugestimmt, der An-

trag für ein vierteljährlich erscheinendes eigenes Pfarrei-

blatt wurde von der Versammlung «noch» abgelehnt.

Ein gemeinsames «Pfarreiweekend» fand in Trogen statt.

Die Vorständekonferenzen dienten der Terminplanung für

das neue Kirchenjahr, der Organisation der Pfarreianlässe

und es wurde noch einmal eingehend über eine eigene

Pfarreizeitung diskutiert. 1984 wurde eine «Statuten-

kommission» gebildet, die die überalterten Statuten über-

arbeiten und ändern sollte. Das «Pfarreiforum St. Josef»

entstand. Es entstand eine Organisation, welche dem

Pfarrer beratend zur Seite steht. Sie bezweckt die Ge-

währleistung, Unterstützung und Förderung der Seelsor-

ge in der Pfarrei. Sie setzt sich zum Ziel, das Leben in der

Pfarrei zu gestalten und geeignete religiöse, kulturelle,

bildende und gesellige Veranstaltungen für alle Pfarrei-

angehörigen anzubieten.

Das «Pfarreiforum St. Josef»

Das «Pfarreiforum St. Josef» gliedert sich einerseits in die

Pfarreiversammlung, sie ist das oberste Organ des Pfarrei-

forums St. Josef. Sie umfasst alle Pfarreiangehörigen so-

wie die Personen, welche sich der Pfarrei zugehörig fühlen

und regelmässig mitmachen. Alle Pfarreiangehörigen ab

dem 16. Altersjahr sind stimm- und wahlberechtigt. Die

ordentliche Pfarreiversammlung tritt einmal jährlich zu-

sammen. Das Datum der Durchführung ist vom Pfarreirat

festzulegen und hat in der Regel im ersten Quartal zu er-

folgen. Die Einladung erfolgt durch Ausschreibung im

offiziellen Pfarrblatt und hat unter der Angabe der Trak-

tanden mindestens 20 Tage vorher zu erscheinen. Die Pfar-

reiversammlung beschliesst über Angelegenheiten von

grundsätzlicher Bedeutung, über Annahme und Änderung

der Statuten, über die Annahme des Protokolls, des Präsi-

dentenberichts, der Berichte der Rechnungsrevisoren und

der Jahresrechnung, des Budgets, der eingereichten An-

träge. Sie wählt den Pfarreirat, die Rechnungsrevisoren,

den verantwortlichen Redaktor des CONSAJO. Ausser-

ordentliche Wahlen obliegen der Pfarreiversammlung, bei

Gründung allfälliger Pfarreikommissionen, der Kirchge-

meinde oder Kirchenpflege vorzuschlagenden Kandidaten

der Pfarrei für die Kirchenpflege, die Synode, allfällige

weitere Kommissionen. Anträge, die von Pfarreiangehö-

rigen, Vereinen und Organisationen spätestens acht Tage

vor der Pfarreiversammlung beim Pfarreiratspräsidenten

eingereicht werden, werden an der Versammlung vorge-

lesen und wenn erforderlich zur Abstimmung gebracht.

Vielfältige Aufgaben des Pfarreirats

Der Pfarreirat ist das leitende Organ des Pfarreiforums

St. Josef. Der Pfarreirat setzt sich zusammen aus Präsi-

dent, Kassier, Aktuar, Mitgliedern des Seelsorgeteams,

den Kirchenpflegern der Pfarrei, dem Verantwortlichen

des Pfarreiheims, vier bis sechs weiteren Mitgliedern,

wobei auf angemessene Vertretung der Vereine und aus-

ländischen Pfarreiangehörigen zu achten ist. Der Pfarrei-

rat regelt die Stellvertretung und wählt aus seiner Mitte

einen Vizepräsidenten. Alle Pfarreiratsmitglieder sind

stimm- und wahlberechtigt. Der Pfarreirat ist beratendes

Organ des Pfarrers und leitet das «Pfarreiforum St. Josef»

im Rahmen der Richtlinien des Generalvikariates für den

Kanton Zürich, der Pfarreiversammlung und der Vorstän-

dekonferenz. Er ist zuständig für alle Geschäfte, welche

nicht ausdrücklich anderen Organen übertragen werden.

Der Pfarreirat hat insbesondere folgende Aufgaben: Er be-

ruft die Pfarreiversammlung und die Vorständekon ferenz

ein, bereitet deren Geschäfte vor und leitet sie. Er koordi-

niert und organisiert die religiösen, bildenden, kulturellen

und geselligen Veranstaltungen für alle Pfarreiangehöri-

gen. Er ist im Rahmen des Budgets der Kirch gemeinde Win-

terthur und des Pfarreiforums St. Josef verantwortlich für

die Herausgabe der Pfarreizeitung CONSAJO. Er vertritt

zusammen mit dem Pfarrer die Pfarrei nach aussen. Er berät

und unterstützt die Vereine und Pfarreimitarbeiter, er kann

weitere Mitglieder beiziehen. Er kann im Rahmen seiner

Befugnisse Kommis sionen zur Abklärung besonderer An-

liegen einsetzen, er bestimmt notwendige Delegationen.

Geburt von CONSAJO

Schon ein Jahr später konnte an der Pfarreiversammlung

vom 25.03.85 über die neuen Statuten abgestimmt wer-

den. Sie wurden mit grossem Mehr angenommen. An

einer weiteren Pfarreiversammlung vom Juni 85 wurden

weitere Mitglieder für den Pfarreirat gewählt: neu wurden

Vereinsvertreterinnen und Vertreter, ein Mitglied für reli-

giöse Anliegen und ein Vertreter für die ausländischen

Mitchristen in den Pfarreirat aufgenommen.

Das Pfarreiorgan CONSAJO wurde geboren und Ferdi-

nand Hess an der Pfarreiversammlung 1986 als Redaktor

einstimmig gewählt.

Die Ökumene fing mit zwei gemeinsamen Wortgottes-

diensten 1985 und der Teilnahme an der Amtseinsetzung

von Pfarrer Helge Fiebig an zu leben.

Es wurden bis zum Jahre 2000 viele Aufgaben bewältigt:

Pfarreireisen wurden organisiert, Pfarreifeste durchge-

führt, die Pfarreifasnacht lebte so richtig auf, die Herbst-

lager für die Jugendlichen stiessen auf grosse Begeiste-

Page 7: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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rung, Vorträge wurden gehalten, die ökumenischen

Wochen durchgeführt, Seelsorgeteam und Pfarreirat ar-

beiteten Hand in Hand. Natürlich war auch zu der Zeit

nicht alles eitel Sonnenschein: Probleme gab es mit dem

damaligen Bischof von Chur, Wolfgang Haas, und ge-

meinsam liess man ihm einen offenen Brief zukommen.

Ab dem Jahr 2000 änderte sich vieles in der Pfarrei. Mit

dem neuen Pfarrer kamen auch die Sorgen. Es kam zu einem

stetigen Wechsel im Seelsorgeteam, mehrere Pfarreirats-

präsidenten und viele Pfarreiräte wechselten sich ab. Die

Pfarreiangehörigen waren in zwei Lager gespalten, viele

fingen an, sich aus der Pfarrei zurück zu ziehen. Wieder

kam ein neuer Pfarrer, wieder gab es sehr viele personelle

Wechsel, wieder gelang es nicht, die Pfarrei zu einen. Vie-

le junge Leute, die sich in der Pfarrei engagiert hatten,

zogen sich zurück, fühlten sich nicht mehr ernst genommen.

Im Jahre 2010 wurde das Pfarreiheim umgebaut und reno-

viert. Es ist wunderschön geworden und wartet eigentlich

nur darauf, noch mehr genutzt und mit Leben gefüllt zu

werden. Ein neues Mietreglement wurde erstellt und eine

neue Hausordnung ins Leben gerufen. Gut konnten wir

dabei auf unsere Vorgänger zurückgreifen, hatten sie

doch mit der Erstellung des ersten Mietreglements schon

die Vorarbeit geleistet.

Mitwirken an einer offenen Pfarrei

Wieder ist ein neues Seelsorgeteam im Pfarrhaus einge-

zogen, vor gut einem Jahr ist Jacek Jeruzalski, in sein

Amt als Pfarrer von St. Josef eingesetzt worden. Doch der

Pfarreirat und allgemein die Pfarrei stehen immer noch

vor grossen Problemen. Nur noch wenige Pfarreiangehö-

rige sind bereit, im Pfarreirat mit zu arbeiten, so dass die

Suche nach engagierten, auch jüngeren Leuten weiter

geht. Die Mitarbeit selbst in den Vereinen, die doch in den

wirklich turbulenten Jahren immer vertreten waren, lässt

nach, auch dort ist das Engagement viel geringer. Natür-

lich ist die Zeit eine andere und es wird allen viel mehr

geboten, man braucht sich nicht zu engagieren, sondern

kann heute bequem konsumieren. Und doch macht der

Pfarreirat weiter. Wie, das wird die Zeit zeigen. Das Ziel

war und ist es: Gemeinsam an einer lebendigen, offenen

und der heutigen Zeit entsprechenden Pfarrei mitzuwir-

ken.

Marianne Henauer, Pfarreiratspräsidentin,

[email protected]

CäcilienchorEin menschlicher Klangkörper zum Lob Gottes

Der Cäcilienchor wurde am 6. Juni 1907 gegründet; ein

menschlicher Klangkörper wurde also zum Leben er-

weckt, noch bevor ein steinerner Baukörper in Form eines

Gotteshauses bestand. Neben dem gesanglichen und mu-

sikalischen Gottespreis in den Gottesdiensten sollte der

Verein auch zur «Hebung und Verschönerung des gesell-

schaftlichen Lebens» beitragen. Als Mittel hierfür wurde

unter anderem die «Erfüllung der religiösen Pflichten»

vorgesehen. Pflicht war zum Beispiel der Besuch der

Monatskommunion in der Frühmesse. Aufgenommen

werden konnten «Personen beiderlei Geschlechts, welche

einen unbescholtenen Leumund besassen». Dass nur

Katholiken im «Stand der Gnade» im Chor mitwirken

konnten, stand zwar nicht in den Statuten, galt aber

gemäss mündlicher Überlieferung als ungeschriebenes

Gesetz. Geschiedene waren also nicht willkommen und

verheiratete Frauen wollte man eigentlich auch nicht.

Diese gehörten ins Haus zur Familie. Wer in den Chor

aufgenommen werden wollte, musste zu einer Stimm-

probe beim Dirigenten antraben und nach der Aufnahme

in den Chor eine Vielzahl von Regeln einhalten. Wären

die Aufnahmebedingungen und die Regeln nicht längst

gelockert worden, würde der Chor wohl kaum mehr be-

stehen.

Grossartige Orchestermessen

Während seiner mehr als hundertjährigen Existenz hat

der Chor unzähligen Gottesdiensten ein festliches Ge-

präge gegeben und viele Menschen mit seinem Gesang

tief berührt. Im Gedächtnis bleiben die grossartigen

Orchestermessen zu Weihnachten und zu Ostern – wobei

die eindrückliche Jubelmesse von Carl Maria von Weber

in besonderer Erinnerung bleibt, – die ganze Palette ver-

schiedenster Chormusik wie die einfühlsamen Motetten,

Neben dem Gesang pflegen die Mitglieder

des Cäcilienchors die Geselligkeit.

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die modernen Gesänge von Höller oder die rhythmischen

Sprechgesänge für Jugend-Gottesdienste und die ein-

drücklichen Gesänge der Choral-Schola. Über viele Jahre

seines Bestehens hat der Chor aber auch an Pfarreifesten

und anderen Festanlässen mitgewirkt und diese teilweise

auch selbst gestaltet.

Benemerenti unter den Mitgliedern

Einige Personen haben sich mit ihrem langjährigen, gros-

sen Einsatz ganz besondere Verdienste um den Chor er-

worben. Dazu zählen unter anderen die Organistinnen

Rosa Notz und Therese Steinebrunner sowie die Chorlei-

ter Pfarrer Karl Hain und Prof. Dr. Othmar Müller. Einige

Chormitglieder haben ausserordentlich lange ein Amt als

Präsident, Kassierin oder Verantwortliche für das Noten-

archiv ausgeübt. Paul Kerker, der noch heute im Vorstand

aktiv ist, führt seit 1997 die Kasse und organisiert seit

1971 sämtliche Vereinsreisen. Sieben Chormitglieder

haben über 50 Jahre im Chor mitgesungen, wovon zwei

Sängerinnen und ein Sänger die päpstliche Verdienstme-

daille Benemerenti (dem Wohlverdienten) wünschten,

die bei mehr als 50-jähriger Mitwirkung im Kirchenchor

beim Papst beantragt werden kann. Die Medaillen

wurden in einem feierlichen Gottesdienst überreicht. Im

CONSAJO vom Mai 2007, das zum 100-jährigen Jubi-

läum als Festschrift erschienen ist, wurden die besonders

anerkennenswerten Mitglieder namentlich gewürdigt.

Im Verlauf seiner langjährigen Geschichte hat der Chor

neben dem 100-jährigen Jubiläum mit dem Höhepunkt

der Nicolai-Messe von Josef Haydn im Pfingstgottes-

dienst auch sein 40-jähriges, 50-jähriges und vor allem

sein 75-jähriges Bestehen gebührend gefeiert: Der

40. Geburtstag wurde mit einem feierlichen Hochamt mit

der Marienmesse von Eberhart Maria Wittmer gefeiert.

Am 50. Jahrestag wurde im Festgottesdienst die Missa

Festiva in F von Ernst Tittel gesungen. Zum 75-jährigen

Jubiläum wurde die Festschrift «75 Jahre Cäcilienchor

St. Josef Winterthur Töss, 1907 – 1982», herausgegeben.

In ihr wird die Geschichte des Chors bis 1982 aufgezeich-

net und es werden für den Chor wichtige Personen dar-

gestellt. Als Höhepunkt dieser Festlichkeiten wurde an

Ostern, dem 11. April 1982, die Paukenmesse von Joseph

Haydn für Soli, Chor, Orgel und Orchester gefeiert.

Zusammenarbeit über Quartiergrenzen hinaus

Während Jahrzehnten kannte der Chor bei einem Mitglie-

derbestand von durchschnittlich 50 Sängerinnen und Sän-

gern keine Nachwuchsprobleme. In den Protokollen der

frühen Achtzigerjahre tauchte dann aber immer wieder

die Klage über Mitgliederschwund und Überalterung auf.

Auch wenn die Nachwuchssorgen bis heute nicht ver-

schwunden sind, weist der Chor anfangs 2014 immer

noch einen Bestand von knapp 30 Sängerinnen und

Sängern auf. Der Chor kann aber heute eigentlich nur

noch dank Sängerinnen und Sängern aus anderen Stadt-

teilen und umliegenden Orten existieren. Im Mai 2004

wurde Prof. Dr. Othmar Müller nach 39-jährigem Dirigat

durch Caroline Green abgelöst. Der Einstieg war für die

neue Dirigentin nicht einfach, denn mit diesem Wechsel

gaben auch einige langjährige Stützen des Chors ihren

Rücktritt als Sängerin oder Sänger. In dieser schwierigen

Zeitspanne wurde der Chor von Trudi Reinhard präsi-

diert, die dieses Amt von 2001 bis 2011 mit grosser

Hingabe ausgeübt und mit grossem Einsatz für das Über-

leben des Chors gekämpft hat. In diese Zeit fällt 2010

auch der Wechsel der Organistin: Therese Steinebrunner,

die den Chor während 29 Jahren an der Orgel begleitet

Schon vor dem Kirchenbau gegründet: der Cäcilienchor.

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hat, wurde von Kristine Sutidze abgelöst. Sie bringt als

Chorbegleiterin und nicht zuletzt auch in ganz gewöhn-

lichen Sonntagsgottesdiensten ihr grosses musikalisches

Können immer wieder zum Ausdruck.

Motivierende Chorleiterin

Caroline Green, unsere Chorleiterin, hat ihren Einstand

am Pfarreifest vom 29. August 2004 gegeben. Sie ist eine

Vollblutmusikerin, die in England Gesang und Klavier

studiert hat und als Solistin auf grossen Opernbühnen und

unter bekannten Dirigenten aufgetreten ist. Neben dem

Cäcilienchor leitet sie auch den Kirchenchor der Pfarrei

Christkönig in Kloten. Caroline Green spielt ausgezeich-

net Klavier, was das Einüben von neuen Werken sehr er

leichtert. Sie leitet die Proben mit viel Humor, ohne ihre

hohen Ansprüche zurückzuschrauben, und motiviert so

die aktiven Sängerinnen und Sänger, unermüdlich an

ihrer gesanglichen Qualität zu arbeiten und sich mit viel

Begeisterung auf den nächsten Einsatz in der Kirche vor-

zubereiten.

Im Festgottesdienst vom 31. August 2014, mit dem der

hundertste Geburtstag unserer Kirche gefeiert wird, singt

der Chor Auszüge aus dem Gloria von Antonio Vivaldi.

Der Chor wird von einem Orchester, der Orgel und von

zwei Solostimmen begleitet. Die Sängerinnen und Sänger

des Cäcilienchors freuen sich zusammen mit ihrer Diri-

gentin riesig, zur festlichen Feier beitragen zu dürfen.

Der Chor pflegt auch ein ausserkirchliches Jahres-

programm. Die Vereinsreise, ein Grillplausch und der

Chlaus abend sind feste Bestandteile dieses Programms

und nach den wöchentlichen Proben ist auch der gemütli-

che Schwatz in einer Beiz für einige Sängerinnen und

Sänger eine Selbstverständlichkeit. Solche Gelegenheiten

fördern das gegenseitige Verständnis und schaffen

menschliche Wärme. In einer Zeit überhand nehmender

digitaler Freundschaften ist dies ein wichtiger Ausgleich.

Die lange Geschichte des Chors bildet einen fruchtbaren

Boden für künftiges Wachstum. In diesem Boden müssen

aber immer wieder neue Pflanzen wurzeln, damit der

menschliche Klangkörper weiterschwingt. Neue Sänge-

rinnen und Sänger sind deshalb jederzeit herzlich will-

kommen.

Richard Stadelmann, Präsident Cäcilienchor,

[email protected]

Frauenverein Seit 100 Jahren mit Herz dabei

1914 – 1939: Die Anfänge

«Und während um uns herum der Krieg wütete, wurde

hier in der neuen Kirche zu Töss das Samenkorn des

Müttervereins gelegt, möge es zu einem grossen Baum

heranwachsen und hundertfältige Frucht bringen, das

wolle Gott». (Anna Döbeli, an der Gründungsversamm-

lung am 25. Oktober 1914, Aktuarin).

Am 25. Oktober 1914 gründete Hochwürden Pfarrer

Dr. Pius Kistler zusammen mit 41 anwesenden Frauen

in der Kirche St. Josef den katholischen Mütterverein

St. Josef und die Jungfrauenkongregation. Sinn, Zweck

und Ziele des neuen Vereins waren:

1. Es werden belehrende Vorträge über die christliche

Erziehung der Kinder gehalten.

2. Es ist Aufgabe der Frauen, sich um arme Wöchnerin-

nen zu kümmern und sie zu unterstützen.

3. Es ist Aufgabe der Frauen, Kranke zu besuchen.

4. Es ist Aufgabe der Frauen, die Paramenten zu be-

schaffen (Kelchvelum, Pala Corporis, Korporale usw.)

zu pflegen, zu waschen und in Ordnung zu halten.

Dann schlug Pfarrer Kistler die Frauen für den Vorstand

vor, die durch offenes Hand-Mehr gewählt wurden. Die

Gründungsmitglieder waren:

Elisa Walter, Präsidentin, Anna Döbeli, Aktuarin, Klara

Ineichen, Kassierin, Marie Sutter und Luise Kessler, Bei-

sitzerinnen.

Der Monatsbeitrag wurde auf 20 Rappen festgelegt.

Die Versammlungen fanden für die Mütter alleine am

vierten Sonntag jedes anderen Monats und mit den Jung-

frauen zusammen jeden folgenden dritten Sonntag, statt.

Die Mitglieder wurden gebeten, monatlich, wenn mög-

lich am vierten Sonntag, die heiligen Sakramente zu emp-

fangen und an den vier Generalkommunionen definitiv

teilzunehmen.

Vorkriegszeit: Vielfältiges karitatives Engagement

Die ersten 25 Jahre waren geprägt von der grossen Unter-

stützung und Hilfsbereitschaft der Frauen gegenüber den

Menschen, denen es noch schlechter ging als ihnen und

ihren Familien. So wurden Gaben für die Weihnachtsfeier

gesammelt, damit auch alle Schul- und Unterrichtskinder

beschenkt werden konnten. Es wurde Geld zum Einkauf

eines «Cervelat mit Büürli» für die Kinder gesammelt.

Weitere Spenden wurden beschafft für den Altarraum, die

Marienstatue, zur Tilgung der «Orgelschuld». Nach dem

Page 10: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

10

Die Kriegsjahre verliefen auch für den Mütterverein sehr

still. Auf Geselligkeit wurde ausser am Müttertag ver-

zichtet, auch die kirchlichen Versammlungen waren in

diesen Jahren nicht gut besucht. Die Frauen fuhren aber

des Öfteren nach Einsiedeln, um für Schutz des Vaterlan-

des, der Soldaten und der Familien zu bitten. Wieder wur-

de den Familien in Not geholfen, die Kinder bekamen an

der Weihnachtsfeier zu essen, der Erlös der Tombola, für

die die Frauen gesammelt hatten, diente weiterhin zur

Tilgung der Orgelschuld.

1964: 50-Jahr-Jubiläum von Kirche und Frauenverein

Auf eine eigentliche Feier des Frauenvereinsjubiläums

wurde verzichtet, da in diesem Jahr natürlich wieder

viele Jubiläen anstanden, zum einen 50 Jahre Kirche

St. Josef. Im Juni 1964 besuchte Bischof Johannes

Vonderach St. Josef und spendete über 100 Mädchen

und Knaben das Sakrament der Firmung, am 21. Juni

feier te die Gemeinde mit dem Frauenvereinspräses Pfar-

rer Dr. Karl Hain dessen goldenes Priesterjubiläum. Eine

Woche später feierte er nach 35-jähriger Tätigkeit in

St. Josef seinen Abschiedsgottesdienst.

Am 27. August begann in der Geschichte des Frauenver-

eins und der Pfarrei ein neuer Abschnitt. Dekan Meier

installierte den neuen Präses Pfarrer Otto Stähli als neuen

Pfarrherrn von Töss. 1965 wurde eine Frauengruppe ge-

gründet, die sich im Hinblick auf den erstmals 1966 statt-

findenden Bazar wöchentlich zu Strickabenden unter der

Leitung von Frau Marei Schönbächler traf.

1966 – 1991: Das Angebot wird immer breiter

1966 brachte der erstmalig durchgeführte Bazar einen Er-

lös von 30’000 Franken, der zugunsten des neu entstehen-

Krieg wurde auch Geld für Deutschland gesammelt, die

sogenannte «Deutschlandspende».

Ende 1919 wurde erstmals eine Delegation von sechs

Mitgliedern des Müttervereins an den 24. Zürcherischen

Katholikentag gesandt, die erste Frauentagung mit 6000

Frauen fand statt.

Ab 1920 wurden von den Frauen auch Ausflüge, Wall-

fahrten und Besichtigungen durchgeführt, zu Beginn war

man noch mit Lastwagen unterwegs. Der Müttertag wur-

de in jedem Jahr zur Gründungszeit des Müttervereins

durchgeführt, mit Generalkommunion am Morgen, dem

Hochamt mit festlicher Predigt extra für die Mütter und

am Nachmittag mit einer Andacht. Anschliessend fand

der gesellige Teil im «Hirschen» oder im «Freihof» statt.

1925 wurde der Präses Pfarrer Dr. Pius Kistler in die

Ewigkeit abberufen. Die nächsten vier Jahre war Pfarrer

Grüninger Präses des Müttervereins gewesen, anschlies-

send Pfarrer Dr. Karl Hain.

Kriegsjahre: Verantwortung

auf den Schultern der Frauen

1929-1933 – Weltwirtschaftskrise – September 1939 –

Ausbruch des zweiten Weltkriegs durch Hitlers Ein-

marsch in Polen – Mobilmachung in der Schweiz am

2. September – 450’000 Männer zum Aktivdienst einge-

rückt – 10’000 Frauen zum sogenannten militärischen

Frauenhilfsdienst eingezogen. Zu Hause, in Töss, lag

wieder die ganze Verantwortung für die Familie auf den

Schultern der Frauen. Zum 25-jährigen Bestehen des

Müttervereins im Oktober 1939 konnte nur eine kleine,

schlichte Feier durchgeführt werden.

Gemeinsame Ausflüge stärken den Zusammenhalt im Tössemer Frauenverein.

Page 11: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

11

weiter: An einem gemeinsamen Wochenende, das die Vor-

standsfrauen für gewöhnlich ausserhalb der Pfarrei ver-

bringen (Kartause Ittingen, Propstei Wislikofen) erstellen

sie jedes Jahr aufs Neue ein ansprechendes Programm.

Seit zwei Jahren sind die Frauen am ökume nischen Bazar

für den Verkaufsstand von St. Josef zuständig. Im März

2014 konnten sie zusammen mit den Frauen aus der refor-

mierten Kirchgemeinde und mit Frauen aus allen Natio-

nen zum dritten Mal den «Internationalen Tag der Frau»

feiern: Ein Grossanlass mit über 200 Frauen, von denen

ganz viele etwas zum Gelingen beitrugen.

Im Februar dieses Jahres begannen die Feiern zum

100-jährigen Bestehen an der GV: eine wunderbare Feier

und rückblickend auf das oben genannte Zitat von Anna

Döbeli kann man sagen: Ja, das Samenkorn ist zu einem

grossen Baum gewachsen, der hundertfältige Frucht

gegeben hat. Passen wir auf ihn auf, dass er nicht abstirbt

und vertrocknet. Lasst ihn uns hegen mit frischem Mut

und düngen mit neuen Ideen, so dass er noch viele Jahre

weiter gedeihen kann!

Für das Frauenvereinsteam:

Marianne Henauer, [email protected]

den Pfarreiheimes eingesetzt wurde. Neu wurden Bastel-

kurse angeboten, die so viele Frauen besuchen wollten,

dass sie zwei- bis dreifach durchgeführt werden mussten.

Werktagsmessen um halb neun Uhr morgens und Abend-

messen wurden eingeführt und fanden Anklang bei den

Frauen. Der ökumenische Weltgebetstag in der Methodis-

tenkapelle, im reformierten Kirchgemeindehaus und im

katholischen Pfarreiheim stand neu im Programm. Vor-

träge durch Referenten, spezielle Maiandachten für Frau-

en, Fasnachtsunterhaltungsabende mit Tombola und mit

Beiträgen des Frauenvereins kamen dazu. 1969 fand die

feierliche Einweihung des Pfarreiheimes statt. Der Frau-

enverein zählte in den Siebzigerjahren über 200 Mit-

glieder.

1979 wurde die Gruppe «Mir händ Chind» gegründet, die

ersten Leiterinnen waren Irma Wirthlin und Vreni Büchi.

Die Frauenvereine der Region Winterthur führten auch

gemeinsame Kurse durch, Besinnungsnachmittage fan-

den statt. Kleider und Sportartikelbörsen wurden gemein-

sam im reformierten Kirchgemeindehaus durchgeführt.

Am 22. Februar 1981 wurde das verwaiste Pfarrhaus neu

besetzt und der Frauenverein bekam als neuen Präses

Pfarrer Alfred Böni. 1989 konnte das 75-jährige Bestehen

des Frauenvereins gross gefeiert werden – ein Ereignis,

an das viele Mitgliedsfrauen gerne zurück denken.

Regelmässig wurden nun auch Wanderungen gemacht,

man besuchte das Sommertheater, es wurden gemeinsame

Besinnungsnachmittage aller Frauenvereine besucht. Für

die verstorbenen Mitglieder des Vereins fand jeweils im

November eine Messe statt, Pfarreifeste wurden mitorga-

nisiert, Adventsfeiern im Pfarreiheim gehalten. Geturnt

wurde nun am Mittwochmorgen, so dass alle fit blieben.

Taufbesuche wurden gemacht, für die Täuflinge gab es

ein Pullöverli. In den nächsten Jahren kamen die Frauen-

messen an jedem ersten Donnerstag im Monat hinzu, vor-

bereitet von einer Gruppe Frauen aus dem Verein. Neu

war auch der ökumenische Frauezmorge: die Frauen tra-

fen sich im Café Frosch.

1991 – 2014: Probleme und Lösungen

Um die Jahrtausendwende traten grosse Spannungen in

der Pfarrei auf, häufige Personalwechsel im Pfarrhaus

und unterschiedliche Ansichten und Meinungen machten

auch vor dem Frauenverein nicht Halt. Viele Frauen

zogen sich zurück, traten gar aus dem Frauenverein aus.

Für die nachfolgenden Teamleiterinnen kein einfaches

Unterfangen, immer wieder neu zu motivieren und neue

jüngere Frauen für den Verein, der ja heute offen ist

für alle Frauen, zu gewinnen. Doch der Vorstand machte

Zur Jubiläumsgeneralversammlung im Frühling 2014 tragen die

Vorstandsfrauen historische Kostüme.

Page 12: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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«»

Gospelvoice Seit 20 Jahren Freude an der Gospelmusik

«Gospel bedeutet Evangelium, Gute Nachricht. Ein Gos-

pelchor ist ein religiös orientierter Chor mit modernen

Stilelementen» – So lautet gemäss Wikipedia die Defini-

tion eines Gospelchores.

Definitionen sind für «Gospelvoice» aber Nebensache:

Der Verein mit rund 25 aktiven Sängerinnen und Sängern

ist geprägt und verbunden durch die Freude an der Gos-

pelmusik. Jüngere und ältere, lautere und leisere Stim-

men proben unter der engagierten, professionellen Lei-

tung von Adina Liebi immer am Dienstagabend im Saal

des Pfarreizentrums St. Josef.

Eigeninitiative, die sich bewährt

Gegründet und finanziert wurde Gospelvoice im Jahre

1994 ursprünglich als Blaukreuz-Projekt. Nur zwei Jahre

später wurde das Projekt aber schon stillgelegt und der

Chor durch die Mitglieder mit viel Elan als freie Gruppie-

rung eigenständig weitergeführt. Dank dem damaligen

Chorleiter aus Dättnau durften die Sängerinnen und Sän-

ger ab 2002 den Saal im Pfarreizentrum St. Josef als offi-

zielles Probelokal benutzen. Im Jahre 2006 erfolgte dann

die offizielle Gründung des überkonfessionellen, ehren-

amtlich geführten Vereins Gospelvoice. Eines der Ziele

besteht darin, jedes Jahr die eingeübten Lieder in einer

Serie von mindestens vier Konzerten aufzuführen. Dabei

werden die Sängerinnen und Sänger jeweils von einer tol-

len Band begleitet. Ausserdem wirkt Gospelvoice sehr

gerne an Gottesdiensten mit, gestaltet Firmenanlässe oder

tritt an Hochzeiten auf. Mitsingen darf jedermann und

Interessierte sind immer herzlich willkommen.

Mehr Informationen:

www.gospelvoice.ch

Gesundheitsgymnastik 60plusDie Herbstzeitlosen turnen

«Wir bewegen uns für unsere Gesundheit und unser

Wohlbefinden, für die Stärkung unseres Immunsystems

und weil wir Freude an unserer körperlichen Fitness

und Beweglichkeit haben. Jeden Mittwochmorgen von

Uhr 9.30 bis 10.30 findet im Pfarreizentrum St. Josef,

Nägelseestr.46, 8406 Winterthur Töss die Gesundheits-

Gymnastik 60 plus statt. Dies mit einem Kostenanteil von

110 Franken halbjährlich.» – So werben die rüstigen Tur-

nerinnen heute für ihr Angebot, das die Vereinslandschaft

in St Josef um ein Fitnessangebot ergänzt.

Flotte Rhythmen für fitte Damen

Schon vor einigen Jahren schrieb der Winterthurer Stadt-

anzeiger über diese aktiv turnende Gruppe: «Die Herbst-

zeitlosen von Winterthur turnen in Töss. Noch ganz schön

fit und immer fröhlich lachend: Damen zwischen 64 und

85 Jahren turnen in der Gesundheitsgymnastik in Töss.

Die alten Oma-Zeiten sind vorbei. Zu Beginn jeder Stunde

wird mit modernen Rhythmen der Kreislauf in Schwung

gebracht. Anschliessend gibt es gezielte Übungen für die

verschiedensten Körperteile. Jede Mittwochmorgenstun-

de wird mit einer wohlverdienten Entspannung beendet.»

Interessierte Damen sind stets willkommen.

Karin Ruthenbeck, [email protected]

Nimm dir die Zeit, reservier dir die Stunde,mach was für dich persönlichjeden Mittwoch in fröhlicher Runde

Jeden Mittwochmorgen sind die Tössemer Turnfrauen aktiv. Am Dienstagabend erfüllen die Stimmen von Gospelvoice

das Pfarreizentrum.

Page 13: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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Männerverein Junge und jung gebliebene Männer, die sich mit Gott und der Welt auseinandersetzen

Der Katholische Männerverein St. Josef Töss wurde am

30. Dezember 1904 gegründet und blickt im Jubiläums-

jahr bereits auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Im

Verein haben sich Männer aus der Pfarrei St. Josef Töss

oder solche, die sich mit der Pfarrei verbunden fühlen,

zusammengefunden. Er baut auf christlichen und sozialen

Werten auf und leistet einen aktiven Beitrag zum Pfarrei-

leben. Regelmässig engagiert sich der Verein bei der

Durchführung von besinnlichen und religiösen Veranstal-

tungen oder unterstützt tatkräftig gesellige Anlässe der

Pfarrei.

Engagement für die Gemeinschaft

Neben dem gemeinsamen Besuch von kirchlichen Ver-

anstaltungen und interessanten Vorträgen nimmt das

Zusammensein in der Gemeinschaft einen grossen Stel-

lenwert ein. Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten in Win-

terthur und Umgebung sind bei den Mitgliedern ebenso

beliebt wie gemeinsame Kochabende, Grillwanderungen

oder der traditionelle Kegel- und Jass-Anlass. Zu diesen

Veranstaltungen sind natürlich stets auch die Angehöri-

gen eingeladen.

Im Mai dieses Jahres haben mehrere Vereinsmitglieder an

einer mehrtägigen Jubiläumsreise nach Salzburg teilge-

nommen. Der Männerverein ist in den vergangenen Jah-

ren um einige Mitglieder gewachsen und hat derzeit etwa

60 Mitglieder. Junge oder junggebliebene Männer, die

sich ebenfalls am Vereinsleben beteiligen möchten, sind

jederzeit herzlich willkommen!

Michael Börsch, [email protected]

Kinder und FamilienIn unserer Pfarrei haben mehrere Kinder- und Familientraditionen ihren Platz

Zuerst ist da natürlich das alljährliche Krippenspiel, das

am 24. Dezember im nachmittäglichen Familiengottes-

dienst aufgeführt wird. Das geeignete Spiel zu finden, ist

dabei gar nicht so einfach: Es soll besinnlich sein, aber

nicht zu fromm; es soll lustig sein, aber doch mit Tief-

gang; es soll für die Anzahl der interessierten Kinder

stimmen, aber sich trotzdem noch ausbauen lassen, falls

sich spontan noch weitere Kinder melden etc. Doch dank

der Begeisterung der Kinder gelingt es immer wieder, den

Zuhörern von Jung bis Alt im bestbesuchten Gottesdienst

des Jahres den Sinn der Weihnacht nahe zu bringen.

Nicht vergessen werden soll dabei unsere ehemalige

Seelsorgerin Elvira Gilg, die das Krippenspiel bis zu ihrer

Pensionierung mehrere Jahrzehnte lang mit den Kindern

gestaltete und aufführte. Wie ich hörte, war früher

auch die Anzahl der Kinder sehr viel höher. Was für ein

Aufwand und Spektakel muss es gewesen sein, mit 30 bis

40 Kindern so ein Spiel aufzuführen!

Auch zu unserer Tradition gehört der alljährliche Kreuz-

weg für Kinder und Familien am Karfreitagvormittag. Der

Anlass wird jeweils neu kindgerecht mit Mitmach-Elemen-

ten, aber auch mit besinnlichen Momenten vorbereitet.

Sowohl von der zentralen Bedeutung der Kar- und Oster-

tage als auch vom regen Besuch dieses Anlasses her ist

dieser Kreuzweg eines der wichtigsten liturgischen An-

gebote für Kinder und Familien in St. Josef.

Tradition hat in unserer Pfarrei auch die Familierundi.

Eine ökumenische Gruppe aus freiwillig und hauptamt-

lich Tätigen koordiniert verschiedene Angebote für Kin-

der und Familien: Märchennachmittage, eine Kinderklei-

derbörse, ein Osterbasteln, den Familierundi-Gottesdienst

im November und vieles mehr.

Gemeinsam grillieren: nur einer der beliebten Anlässe

des Männervereins.

Page 14: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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Ökumenische offene Jugendarbeit im Jugendzentrum TössJugendanlässe von A bis Z

Am Anfang war es eine Gruppe Jugendlicher aus Winter-

thur Töss, die sich regelmässig in der Freizeit im Jugend-

zentrum Töss an der Stationsstrasse 3A trafen. Nach ein

paar Jahren wöchentlichem Treffen – zwei bis drei Stun-

den am Mittwochnachmittag und Freitagabend – wollten

die jungen Frauen und Männer auch später als Gruppe

zusammenbleiben.

Lena Wildermuth, Paul Miklovic, Esther Müller und eini-

ge andere Erwachsene begleiten deshalb die Jugendlichen

zur Selbständigkeit. Sie animieren sie, selber Aktionen zu

organisieren. Verschiedene Anlässe wie beispielsweise

das Jugendzentrum zu besprayen (legal, selbstverständ-

lich!) oder ein gemeinsamer Pizzaabend begeistern und

kitten die Jugend zusammen.

Die Anlässe reichen inzwischen von A bis Z: Alpamare,

Schlitteln, oder Kegeln und Fondueessen gehören zum

Angebot. Das Leiterteam sucht gemeinsam mit den Ju-

gendlichen nach Daten, gestaltet die Anlässe und orga-

nisiert diese. Eines ist sicher: Auch nach der Schulzeit

sollen die Jugendlichen zusammen bleiben und sich vom

Gruppengeist anstecken lassen.

Die Angebote der offenen Jugendarbeit können von allen

Jugendlichen der Stadt Winterthur ohne Mitgliedschaft

oder andere Bedingungen genutzt werden.

Paul Miklovic, Pastoralassistent

[email protected]

Jugend-RosenkranzAltbewährte Gebetsform gepflegt von Jugendlichen

Beten in der heutigen Zeit der Hochtechnologie abschaf-

fen? Nicht mit uns, sagen sich Tössemer Jugendliche.

Daraus entstanden ist die Jugend-Rosenkranzgruppe in

St. Josef: Die Jugendlichen, die seit gut zwei Jahren den

Rosenkranz beten, sind begeistert davon. Formiert hat

sich die Gruppe im Frühling 2012 während der Firmreise.

Pfarrer Jacek Jeruzalski und der Jugendarbeiter Felix

Marti fragten die Firmanden vor dem Trevibrunnen in

Rom nach ihrem Interesse an einem gemeinsamen

Rosenkranzgebet. Warum diese altbewährte Gebetsform

nicht den Jugendlichen anbieten? – hatten sie sich über-

legt. Und nicht dauernd, aber doch immerhin ab und zu ist

heute ein erfrischendes «Gegrüsst seist du Maria» von

den Jugendlichen in der St. Josefs- Kirche zu hören.

«Schön! Das hält das Glaubensleben in unserer Pfarrei

frisch und jung», sagt sich nicht nur das Seelsorgeteam in

St. Josef.

Pfarrer Jacek Jeruzalski und Felix Marti,

[email protected],

[email protected]

Die Jugendlichen schätzen beim Rosenkranzgebet – so

ihre Aussage – «die Kombination von Aktivem mit Meditativem».

Dazu kommen verschiedene aktuelle Angebote: Kinder-

tage oder die Anlässe der Ministranten, die für alle

Kinder offenstehen. Je nach Halbjahresprogramm steht

Grillen, Guetzlibacken, Basteln oder ein Spielnachmittag

auf dem Programm. Dieses Jahr wurden wir bei unserem

Jubiläums-Kindertag sogar von einem Zauberer aus dem

fernen Walliserland überrascht und verhext.

Einen Überblick über unser jeweiliges Kinder- und Fami-

lienprogramm können Sie sich in unserem Halbjah-

resflyer oder im Internet verschaffen: www.stjosef.ch

Gemeinschaften Familierundi

Ines Bolthausen, [email protected]

Page 15: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

15

Strickgruppe«Wir stricken fürs Leben gern!»

Selbstgestrickte Wollsocken? Babyfinkli oder ein flau-

schiges Kinderjäckchen? Es gibt Dinge, die einfach am

Schönsten sind, wenn sie sorgfältig von Hand gearbeitet

wurden. In der Strickgruppe der Pfarrei St. Josef entste-

hen deshalb Socken, Schals, Kinderkleider und vieles

mehr. Es wird gestrickt und gehäkelt – doch es gibt auch

viel zu lachen! Neben dem Handarbeiten liegt der Strick-

gruppe die Geselligkeit am Herzen.

Von September bis April treffen sich die Mitglieder jeden

Dienstagnachmittag im Pfarreizentrum und es wird ge-

strickt, bis die Nadeln glühen. Die so entstandenen

Strickwaren verkaufen sich gut am ökumenischen Bazar,

vieles wird aber auch verschenkt oder landet in den Ad-

ventssäcklein der Vinzenzkonferenz für unsere Senioren.

Maria Gmür, Tel. 052 203 93 36

Ministranten Eine eingeschworene Gemeinschaft – nicht nur im Gottesdienst

Die Ministranten oder «Minis» von St. Josef leisten wert-

volle Dienste in den Gottesdiensten. Daneben unter-

nehmen sie aber auch einiges gemeinsam: Auf dem Pro-

gramm für die Mädchen und Buben stehen Weekends,

Ausflüge, Pokerabende, Fussball und viel anderes mehr.

Besonders stolz ist das Seelsorgeteam in Töss darauf,

dass die «Mini»-Schar die grosse Vielfalt der Weltkirche

widerspiegelt: «Minis» mit philippinischer, italienischer,

spanischer, vietnamesischer, eriträischer Herkunft, aus

Sri Lanka und der Schweiz finden in St. Josef zu einer

kunterbunten und fröhlichen Gruppe zusammen. Die Tös-

semer «Minis» wissen, dass es am besten zusammen

geht!

Ines Bolthausen, Pastoralassistentin

[email protected]

NarrenSiegel TössFür ein paar Stunden Narrenfreiheit

Die Geschichte der Tössemer Fasnacht hing stark mit

dem Hotel-Restaurant Krone zusammen. Selbstverständ-

lich fanden hier auch sämtliche Anlässe der anderen Tös-

semer Vereine statt. Die eigene «Frösche»-Fasnacht feier-

te hier ihre Höhepunkte – und bot damit über Jahre der

Fasnacht des Fastnachtskomitees Winterthur (FAKOWI)

in der Innenstadt Paroli. Im Jahre 1959 musste das Haus

schliessen und somit endete auch die «Frösche»-Fas-

nacht. Ab 1969 wurde im neuen Pfarreiheim wieder Fas-

nacht gefeiert. Jedoch bestand damals die Fasnacht mehr

oder weniger aus einem Theater und einer Tombola.

Fröscheball und Fröschliball

Dies war Peter Rüesch, Ferdinand Hess und Toni De

Massari zu wenig und so gründeten sie 1986 als neuen

Pfarrei verein das NarrenSiegel Töss. Von da an gab es

wieder eine Saalfasnacht für gross und klein. Den Frösche-

ball und den Fröschliball. In den ersten Jahren wurden am

Fröscheball auch Schnitzelbänke vorgetragen. Doch das

kam bei den Besuchern nicht gut an, da das fasnächtliche

Treiben der Maskierten durch die Schnitzelbänke unter-

brochen wurde. Später wurden der 11.11. und die Nach-

lese ins Jahresprogramm des NarrenSiegels aufgenom-

men. An diesen Anlässen gab es Gelegenheit, die

selbstgeschriebenen Schnitzelbänke vorzutragen, und sie

boten Platz für Gastauftritte, womit diese Anlässe be-

reichert wurden. Die Nachlese entwickelte sich zum wich-

tigsten Anlass für das NarrenSiegel. Durch diesen Anlass

entstanden wichtige Bande zum Winterthurer Stadtrat.

Denn zur Nachlese ist jeweils ein Mitglied des Stadtrates

als Ehrengast und «Narrenopfer» eingeladen. Das Narren-

Siegel schreibt für diesen Gast den Klamauk, ein speziel-

les Bühnenspektaktel, das den ausgewählten Stadtrat lie-

bevoll aufs Korn nimmt, und überreicht ein zum Thema

passend ausgesuchtes fasnächtliches Geschenk.

Narrentreiben am Fröschliball des NarrenSiegels Töss.

Page 16: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

16

Nikolausgruppe St. JosefLoben muss man, tadeln darf man

Leuchtende Kinderaugen erwarten den Schmutzli und

den Samichlaus, wenn sie polternd und mit der Glocke

läutend die Treppe hochsteigen. Was ist denn das? Schaut

da hinter der Mutter noch ein ängstliches Augenpaar her-

vor? In der Stube versammelt sich nun die ganze Familie

und empfängt die Gäste mit: «Guete’n Abig Samichlaus,

Sali Schmutzli». Im grossen Buch schaut der Samichlaus,

was der Schmutzli im Laufe des Jahres alles aufgeschrie-

ben hat. Da gibt es viel zu loben aber auch ein wenig, das

besser gemacht werden kann. Nun kommt der schönste

Teil: Die Kinder sagen ihre Versli auf oder spielen etwas

auf ihren Instrumenten vor. Nach gelungenem Vortragen

ist im Strahlen der Augen nichts Ängstliches mehr zu se-

hen. Helle Freude und glückliches Kinderlachen zaubert

nun der Schmutzli in die Stube, wenn er die guten Sachen

und die Geschenke aus seinem Sack verteilt. Und schon

heisst es wieder: «Tschau zäme, bis zum nächschte Jahr!»

Familienbesuche auf gepflegte Art

Ursprünglich hatte die Jungmannschaft, später die Ju-

gendgruppe Kitt 77, jährlich eine Nikolausaktion durch-

geführt und die Familien in Töss besucht. Nach der Auf-

lösung der Jugendgruppe, ca. im Jahr 1985, übernahmen

einige Mitglieder aus dem Männerverein diese schöne

Dieses Geschenk darf das NarrenSiegel jeweils an einer

folgenden Stadtratssitzung im Stadthaus im Beisein des

Gesamtstadtrates übergeben. Zum festen Bestandteil der

Nachlese ist auch das Politcabaret von Martin und Fiore

geworden. Die beiden «Obdachlosen» betrachten die Po-

litlandschaft und die Geschehnisse in der Stadt und der

Welt mit ihren Augen aus ihrem Abfallcontainer, in dem

sie wohnen!

In der Zwischenzeit sind noch weitere Anlässe zum Jah-

resprogramm des NarrenSiegels dazu gekommen: Mit

dem Baldachin wird der Stadtpräsident am Fasnachtsfrei-

tag zur Schlüsselübergabe begleitet und am Sonntag prä-

sentiert das NarrenSiegel am grossen Fasnachtsumzug in

der Stadt den eigenen Sujet-Wagen. An der Tössemer

Dorfet ist die Gruppe mit einem grossen Festzelt präsent

und die NarrenSiegel-Beiz serviert traditionell den be-

rühmten Schweinsbraten aus dem «Oklahoma-Joe»!

Tössemer Fastnachtskultur hüten und pflegen

Die Zukunft der verschiedenen Anlässe könnte nicht

unterschiedlicher sein: Während der 11.11. und die Nach-

lese im vollbesetzten Saal stattfinden, schwinden die

Besucherzahlen am Frösche- und Fröschliball stetig.

Dies ist wohl ein Zeichen der Zeit. Die Gesellschaft ent-

wickelt sich immer mehr hin zur Konsumgesellschaft.

Zu nehmend wird es auch schwieriger, Nachwuchs für das

NarrenSiegel-Komitee zu finden. Trotz verschiedener

Widerwärtigkeiten soll aber die Fasnachtskultur in Töss

weiter gehütet und gepflegt werden.

György Farkas, [email protected]

Aufgabe und gründeten die Nikolausgruppe St. Josef

Töss. Diese Gruppe hat sich auf die Fahne geschrieben,

in gepflegter Art und auf qualitativ hohem Niveau die

Tössemer Familien zu besuchen, ganz nach dem Motto:

Loben muss man, tadeln darf man.

Am Anfang startete die Nikolausgruppe mit zwei Ausrüs-

tungen, doch die Kundschaft wuchs und heute sind vier

Mannschaften, bestehend aus Nikolaus, Schmutzli und

dem Eseli respektive Fahrer, unterwegs. Die Anzahl der

Besuche war über mehrere Jahre rückläufig, nimmt zum

Glück wieder stetig zu. Es wäre schade, wenn dieser

schöne Brauch verschwinden würde. Die Nikolausgruppe

hat sich daher weiter entwickelt, so hat sie nun auch einen

eigenen Auftritt im Internet und Anmeldungen können

via E-Mail getätigt werden. Dank den engagierten Frauen

und Männern der Nikolausgruppe wird diese schöne

Tradition weiter leben und den Kindern von Töss viel

Freude bereiten.

Nach der Nikolausaktion, meist im März, treffen sich alle

Mitglieder zu einem gemütlichen Nachtessen. Nach den

Sommerferien kommt man in der Hütte der Familie

Schneider zu einem schönen Grillabend zusammen. Da

wird über Erlebnisse berichtet und es werden Erfahrun-

gen ausgetauscht.

Christian Tanner, [email protected]

Stadtpräsident Michael Künzle als Ehrengast

an der fastnächtlichen Nachlese.

Page 17: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

17

Pfadi Neuburg/WartenseeAllzeit bereit – die Pfadi in St. Josef

Die Pfadfinder oder Pfadis sind schon seit langer Zeit

auch Mitglied der Pfarrei St. Josef und versuchen so gut

zu helfen wie sie können, auch wenn – nach eigener Ein-

schätzung – meist eher etwas chaotisch.

Immer wieder helfen Pfadis bei Apéros oder beim Kaffee

nach dem Gottesdienst. Für die Kinder ist das immer ein

tolles Erlebnis, denn sie dürfen wie die Grossen Kaffee

ausschenken und Kuchen verkaufen.

Von Zeit zu Zeit kommen auch Mitglieder der Pfarrei

an Pfadianlässe, um die Jugendlichen zu unterstützen

oder um Geschichten zu erzählen und den Pfadialltag zu

geniessen.

Für diese schöne Mitarbeit in den vergangenen Jahren

danken die Pfadis der Pfarrei ganz herzlich und gratulie-

ren zum Jubiläum. Sie hoffen, diese gute Zusammen-

arbeit noch für viele Jahre aufrechtzuerhalten.

Allzeit bereit Pfadiabteilung

Neuburg/Wartensee

www.pfadinewa.ch

Sammelaktion St. JosefGelebte Solidarität

Bis 1914 hatte katholisch Töss keine eigene Kirche und

erst seit 1906 wurden in Töss im Schulhaus Eichliacker

Gottesdienste gefeiert. Im Jahre 1913 wurde nach den

Plänen des Rorschacher Architekten Adolf Gaudy mit

dem Bau unserer heutigen Kirche begonnen. Ein Jahr spä-

ter, am 30. August 1914 konnte das vollendete Werk fei-

erlich eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau belie-

fen sich auf 115’000 Franken; diese Mittel stammten aus

der Kasse des Kultusvereins Chur. Dem damaligen

Pfarr-Rektor Dr. phil. Pius Kistler blieb die schwere Auf-

gabe, das Geld für Zinsen und Schuldentilgung zu be-

schaffen. Im Jahre 1921 erbaute die Châletfabrik Inter-

laken zum Preis von 74’200 Franken das Pfarrhaus im

Châletstil dazu, was den Schuldenberg nochmals anwach-

sen liess.

Gründung des Sammelvereins

Aus den zur Verfügung stehenden Unterlagen geht nicht

hervor, wie hoch sich die abzutragende Schuld belief.

Auf jeden Fall war es für den damaligen Pfarrer nicht

leicht, die nötigen Gelder zusammenzubetteln. Nun wur-

de ein Verein gegründet, dessen Ziel es war, die notwen-

digen finanziellen Mittel aufzutreiben, um die Zinsen und

die Schuldentilgung zu bewältigen. Sammlerinnen und

Sammler gingen von nun an von Haus zu Haus, von Fami-

lie zu Familie, um den monatlichen Obolus von 50 Rap-

pen einzutreiben. Im «Kassenbuch für den Sammelverein

zur Deckung der Bauschuld der Kath. Kirche und Pfarr-

haus Töss» ist ein erster Eintrag zu finden, datiert mit

dem 1. Mai 1927, und bereits im ersten Halbjahr konnte

der Pfarrer 1650 Franken zur Tilgung der Bauschuld ent-

gegennehmen.

Glocken, Turmuhr und Orgel

Nur zwei Jahre nach der Gründung des Sammelvereins

wird der bis dahin stumme Kirchturm zum Glockenturm.

Am 23. Juni 1929 ziehen die Schulkinder die vier aus der

Glockengiesserei Hamm in Staad bei Rorschach stam-

menden Glocken in den dafür vorgesehenen Kirchturm.

Noch im selben Jahr, zu Weihnachten, erhält der Turm

seine noch fehlende Uhr aus der Werkstatt der Firma

Mäder in Andelfingen.

Die Kosten der Glocken beliefen sich auf rund

23’500 Franken, die der Uhr auf 6’500 Franken. Die ka-

tholische Bevölkerung von Töss wurde nicht müde,

für ihre weiteren Ziele Geld zusammen zu tragen. Am

22. Mai 1932 konnte wieder einmal ein Fest gefeiert wer-

Pfarreizentrum St. Josef: Treffpunkt vor der Übung.

Page 18: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

18

Innenrenovation der Pfarrkirche

Kurz nach Inbetriebnahme des neuen Pfarreiheims wurde

bereits 1970 wieder eine Baukommission gewählt, die

sich mit der Innenrenovation der Pfarrkirche zu befassen

hatte. Aber erst am 21. März 1976, bei der zweiten Ab-

stimmung, fand das Vorhaben Gnade vor dem Volk. Für

rund 1.2 Millionen Franken wurde die Innenrenovation in

Angriff genommen. Die Architektur als glücklicher Zu-

fall? Die neue Liturgiekonstitution, die das letzte Konzil

hervorbrachte, kam dem Zentralbau jetzt sehr entgegen.

Durch seine Umgestaltung konnte der Zentralbau seine

Wirkung erst jetzt richtig entfalten. Natürlich wurden die

Kosten für den Umbau in der Hauptsache durch die

Kirchgemeinde getragen. Aber auch hier gab es einige

Gegenstände, welche durch die Sammelaktion mitfinan-

ziert wurden.

Renovation und Umbau des Pfarreizentrums

Nach rund 42 Jahren nahm die Kirchgemeinde 2010/11

die Renovation und den teilweisen Umbau des Pfarreizen-

trums in Angriff. Im Erdgeschoss wurden die Toilettenan-

lagen komplett erneuert und mit einem Behinderten-WC

ausgestattet. Im Mehrzweckraum und Sitzungszimmer

wurden die Beleuchtung und die vom Holzwurm befalle-

nen Schränke ersetzt. Das Foyer wurde vergrössert, in-

dem die fixe Garderobe durch eine mobile ersetzt und der

Stauraum aufgehoben wurde, und heller gestaltet, indem

die Beleuchtung erneuert, die Fenster vergrössert und die

bestehenden Oberlichter zu Fenstern gemacht wurden. Im

ehemaligen Büro des Jugendarbeiters war eine Tee- und

Kaffeeküche geplant, die bei der Suche nach Spar-

möglichkeiten dem «Rotstift» zum Opfer fiel. Hier sprang

die Sammelaktion ein: Da der Pfarrei die Möglichkeit, die

kleine Küche bei Apèros mit dem Foyer zu verbinden, am

Herzen lag, finanzierte die Sammelaktion die Tee küche

mit rund 19’000 Franken.

Im Untergeschoss wurde die alte und defekte Ölheizung

durch eine moderne Gasheizung ersetzt und in den vorhe-

rigen Öltankraum verlegt. Der alte Lüftungsraum und der

kleine Getränkekeller wurden zusammengelegt und darin

die neue Lüftungsanlage von Saal und Küche eingebaut.

Die unterschiedlichen Niveaus der Kellerräume wurden

ausgeglichen und neben dem hinteren Treppenhaus wurde

ein Lift eingebaut. Damit sind alle Räume auch mit einem

Rollstuhl erreichbar.

Im Obergeschoss wurde der Saal umgestaltet, die alte

Bühne wurde abgebaut und dieser Raum baulich abge-

trennt und zum Stuhlmagazin umfunktioniert. Gleich-

zeitig dient dieser Raum als Zugang zur neuen Bühne,

die mit den notwendigen bühnentechnischen Einrich-

den, eine Orgel mit 22 Registern der Firma Orgelbau AG

Willisau wurde eingeweiht. Ihr Preis belief sich auf

15’300 Franken.

In den folgenden Jahren wurden noch dies und das ange-

schafft, so wurden dem Kirchenraum die gewünschten

weiteren Elemente nach und nach beigefügt. Durch einen

grösseren Landverkauf konnte 1938 ein weiterer Teil der

Bauschuld abgetragen werden.

Das neue Kirchengesetz

Das Jahr 1963 brachte der Pfarrei St. Josef Töss durch das

neue Kirchengesetz, das die katholische Kirche im Kan-

ton Zürich staatlich anerkannte, eine spürbare finanzielle

Entlastung. Als staatlich anerkannte Kirche durften die

römisch katholischen Kirchgemeinden nun auch im

Kanton Zürich Kirchensteuern erheben. Die Wünsche der

Tössemer Katholiken waren aber noch längst nicht be-

friedigt, und wer glaubte, dass die Tage der Sammel-

aktion, wie sie ab 1944 genannt wurde, gezählt wären,

sah sich getäuscht. Noch immer mussten die weltlichen

Anlässe der Pfarrei in einer der Tössemer Gaststätten, vor

allem im Saal des «Hirschen», stattfinden.

Pfarreiheim und Pfarrhaus

Nebst einem neuen Pfarrhaus entstand ein eigentliches

Begegnungszentrum, das den Vereinen und der ganzen

Pfarrei für Veranstaltungen und Versammlungen dienen

sollte. Das neue Pfarreiheim und das Pfarrhaus wurden

am 29. November 1969 eingeweiht. Die in der Zwischen-

zeit wieder erstarkte Sammelaktion trug wesentlich zur

Finanzierung der Inneneinrichtung, Mobiliar, Küche und

Geschirr bei und arbeitete eng mit der ersten Pfarreiheim-

kommission zusammen.

Kirche und und das im Chaletstil erbaute Pfarrhaus St. Josef 1972.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 19: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

19

tungen ausgestattet wurde. Die Sammelaktion half mit

4000 Franken bei der Anschaffung der neuen Theater-

kulissen. Die bisherige Schauspielergarderobe wurde

von den Geschirrschränken befreit, ein Lavabo und ein

Schminktisch mit gut beleuchteten Spiegeln wurden ein-

gebaut. Die alte kleine Küche im Erdgeschoss fiel dem

Lifteinbau zum Opfer. Deshalb wurde auf dem Flachdach

über dem Mehrzweckraum baulich aufgestockt und eine

neue grosszügige Gastro-Küche eingebaut. In den letzten

Jahren hat das Vermögen der Sammelaktion durch gute

Beitragsergebnisse, gute Geldanlagen und geringe Aus-

gaben stetig zugenommen. Es ist erfreulich einen Spar-

strumpf zu haben, der es bei ausserordentlichen Anschaf-

fungen, die von der Kirchgemeinde nicht oder nicht

vollständig getragen werden, erlaubt, für die Pfarrei

wichtige Aufgaben trotzdem in Angriff zu nehmen. Übri-

gens auch die Ausgabe dieser Festschrift wird mit maxi-

mal 5’000 Franken von der Sammelaktion finanziert!

Mitgliedschaft

Jede Person, welche dem Vereinszweck der «Sammel-

aktion» nachleben und die Pfarrei St. Josef finanziell un-

terstützen will, kann Mitglied werden. Die Mitgliedschaft

ist nicht an die Pfarreizugehörigkeit gebunden. Mit einem

jährlichen Mindestbeitrag von 15 Franken ist das finan-

zielle Engagement nicht sehr hoch. Deshalb appelliert der

Vorstand an alle, besonders aber auch an die jüngeren

Pfarreiangehörigen, sich an dieser Institution zu betei-

ligen.

Ferdinand Hess, Präsident, [email protected]

Bringt Menschen zusammen: die Seniorenferienwoche von St. Josef.

SeniorenGemeinsam essen, jassen und verreisen

Jeweils vom Herbst bis zum Frühling bietet die Pfarrei

St. Josef monatlich donnerstags einen Seniorennachmit-

tag an. Eine gute Gelegenheit, um die Geselligkeit zu

pflegen, miteinander zu plaudern und Kaffee zu trinken.

Aber auch, um gute Musik, einen lustigen, kulturellen

Vortrag oder einfach eine fröhliche Spielstunde gemein-

sam zu geniessen. Näheres können Sie dem aktuellen

Programm entnehmen.

Ökumenische Seniorenferien

Die Pfarrei St. Josef bietet gemeinsam mit der reformier-

ten Kirchgemeinde Töss jedes Jahr eine gemeinsame

Ferienwoche für Menschen ab 60 an. Neben Ausflugsan-

geboten gibt es auch spirituelle Impulse und viel Gele-

genheit, beim gemeinsamen Singen, Austauschen und

Lachen, beim Würfeln und Jassen, beim Morgenturnen

und an bunten Abenden miteinander Spass zu haben und

die Gemeinschaft zu geniessen.

Ökumenischer Mittagstisch

Viele Gründe führen Seniorinnen und Senioren aus Töss

jeden Mittwoch am ökumenischen Mittagstisch zusam-

men: andere Menschen zu treffen und zusammen zu

essen, die abwechslungsreiche, gute und günstige

Verpflegung, sich einfach hinsetzen zu dürfen und be-

dient zu werden, gemeinsam plaudern und lachen zu

können … Ausser in den Schulferien, immer mittwochs

um 12.00 Uhr, wird deshalb im reformierten Kirch-

gemeindehaus ein feines Menü mit Salat oder Suppe,

Hauptgang und Dessert für 12 Franken angeboten. Wer

sich jeweils bis zum Montag vor dem Mittagstisch im Se-

kretariat St. Josef anmeldet, kann in der fröhlichen Tafel-

runde Platz nehmen; auf Anfrage wird ein Fahrdienst an-

geboten.

Ines Bolthausen, Pastoralassistentin

[email protected]

Page 20: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

20

Theater NägelseeViel zum Schmunzeln – aber keine Schenkelklopfer

1997 regte Pfarrer Alfred Böni an, in St. Josef eine Thea-

tergruppe zu gründen. Bis dato hatte ich immer selber auf

den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, gestanden.

Von Regiearbeit hatte ich jedoch noch keine grosse Ah-

nung. Ich absolvierte Kurse in Regiearbeit und griff in die

Trickkiste: Ich fragte meinen damaligen Regisseur, ob ich

eines seiner Stücke inszenieren dürfe, um so mit etwas

mir Vertrautem mein Regiedebut zu geben. Mit dem

Stück «Praxis Dr. Herzig» wurde 1999 der Grundstein der

Gruppe Theater Nägelsee gelegt. Seither existiert ein

bunt zusammengewürfeltes, dynamisches, motiviertes,

improvisationsgewohntes Team mit viel Spielraum für

Kreativität. Dazu gehört auch eine gesunde Profilierungs-

neurose, darüber hinaus sind die Mitglieder warmherzig

und hilfsbereit, stehen gerne im Rampenlicht, lieben das

Lampenfieber, benötigen unbedingt den Applaus, treffen

sich ein- bis zweimal wöchentlich, um die ganzen Facet-

ten des Lebens hemmungslos durchzuspielen.

Alle zwei Jahre eine Première

Waren es 1999 noch zwei Aufführungen, darf sich die

Truppe heute an sieben Vorstellungen einem breiten Pub-

likum zeigen. Mit einem Teil der Einnahmen wird stets

ein soziales Projekt unterstützt, mit einem anderen Teil

kommt die Geselligkeit der Theatergruppe nicht zu kurz.

Das Theater Nägelsee führt nach Möglichkeit alle zwei

Jahre ein neues Stück auf. Ein kreatives Pausenjahr lässt

alle Beteiligten auf- und ausatmen. Sie starten dann freu-

diger und theaterhungriger mit einem neuen Projekt. Das

Publikum ist nach der Wartezeit ebenfalls sehr gespannt

auf das neue Stück. Im Zwischenjahr treffen sich die Mit-

glieder monatlich, um gemeinsam etwas zu unternehmen,

gehen zusammen ins Theater und besuchen befreundete

Theatergruppen und pflegen den Austausch mit ihnen.

Vertrauen innerhalb der Theatergruppe ist die Basis einer

guten Gemeinschaft, darum muss diese gepflegt werden.

Die nicht eben kurze Anforderungsliste

Gerade hat unser Zwischenjahr begonnen, was für mich

als Regisseurin heisst: Stücke lesen, Stücke ansehen und

hoffen, dass ich etwas Tolles für uns entdecke. Die Krite-

rien für ein neues Theaterstück sind sehr vielfältig. Mit

Herz soll es sein, lustig, aber kein Schenkelklopfer, eine

sinnvolle Geschichte, kein Konstrukt mit zehn Türen, das

Ende darf nicht schon nach zehn Minuten vorhersehbar

sein. Zum Lachen oder Schmunzeln, ohne Mahnfinger

und doch mit steigender Spannung, am liebsten mit nur

einem Bühnenbild, nicht zu viel schwierige Technik und

natürlich, das Allerwichtigste, mit passenden Rollen für

meine Crew, keinen Mann zu viel, keine Frau zu wenig,

das Alter sollte auch ungefähr mit den Rollen überein-

stimmen... Die Liste könnte ich unendlich fortsetzen.

Das Theater Nägelsee in Aktion: das Stück «Interview» von 2014.

Page 21: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

21

Vinzenzkonferenz St. JosefNot wahrnehmen – Not lindern – Hoffnung geben

«Die Nächstenliebe ist immer mit der Gerechtigkeit

verbunden.»

Vinzenz von Paul (1581-1660)

Aus heutiger Sicht ganz kurz nach der Grundsteinlegung

der Kirche St. Josef hat sich auch eine Vinzenzkonferenz

formiert – nämlich vor 90 Jahren, im Jahre 1923. Sie

stellte sich damals wie heute die Aufgabe, den Armen zu

helfen.

Der kleine Verein von ehrenamtlich Tätigen versucht,

«Hilfe von Mensch zu Mensch» zu leisten, prioritär auf

dem Gebiet der Pfarrei, aber ohne Berücksichtigung von

Konfession oder Nationalität. Aus dem Engagement sei-

ner Mitglieder soll eine christliche Haltung ersichtlich

werden. Die Viko arbeitet eng mit dem Sozialdienst der

Pfarrei zusammen. Sie hat wie jede Vinzenzgemeinschaft

den Anspruch, diskret und verantwortungsbewusst zu

wirken. Wahrscheinlich ist sie gerade deshalb viel zu we-

nig bekannt.

Vom Geburtstagspräsent bis zum Fahrdienst

Die freiwilligen Helferinnen und Helfer engagieren sich

ihren Möglichkeiten entsprechend. Sie gratulieren mit ei-

nem Präsent zu runden Geburtstagen ab 70 und besuchen

Kranke sowie Personen, die im vergangenen Jahr ihren

Lebenspartner verloren haben. Unter anderem bieten

sie einen Fahrdienst für den ökumenischen Mittagstisch

an und organisieren die jährliche Weihnachtsaktion für

Seniorinnen und Senioren.

Die Mittel bezieht die Viko St. Josef aus dem Antoniusop-

fer sowie aus Spenden und Legaten. Die Viko in St. Josef

ist Teil der grössten ehrenamtlichen Laienorganisation

der Welt, der Vinzenzgemeinschaft, beziehungsweise der

«Gemeinschaft von St. Vinzenz von Paul». Die Vinzenz-

gemeinschaft wurde vom französischen Jura-Studenten

und späteren Wirtschaftsprofessor Frédéric Ozanam

(1813-1853) im Jahre 1833 in Paris gegründet. Der

Hauptsitz der Vinzenzgemeinschaft befindet sich noch

immer in Paris. Ozanam – ursprünglich jüdischer Her-

kunft – hatte das Gedankengut des heiligen Vinzenz von

Paul (1581-1660) angenommen, der als Reaktion auf die

konkret erlebte Not Caritas bruderschaften in den Pfarrei-

en gegründet hatte. Darin organisierten sich Frauen, um

Armen und Kranken zu helfen. Der heilige Vinzenz von

Paul ist der Patron der Nächstenliebe und Schutzpatron

aller caritativen Vereine. An der Schwelle des Industrie-

zeitalters erkannte Ozanam die Notwendigkeit einer orga-

nisierten Caritas. Er ist der Gründer der ersten organisier-

ten Armenhilfe. Alle heute tätigen Vinzenzkonferenzen

gehen auf diese Initiative zurück. Die Vinzenzgemein-

schaften arbeiten im Sinne christlicher Mitverantwortung

für die in Not befindlichen Mitmenschen, aber auch für

diejenigen, die in ihrer Einsamkeit und Verlassenheit oft

den Sinn des Lebens verloren haben. In der Schweiz wur-

de die erste Vinzenzkonferenz im Jahre 1846 in Genf ge-

gründet. In der ganzen Welt sind zurzeit über eine Million

Vinzentinerinnen und Vinzentiner tätig. Auch in Zukunft

gehört zu einer lebendigen Pfarrei die Aufgabe, verschie-

dene Nöte wahrzunehmen, diese zu lindern und neue

Hoffnung zu schenken.

Daniela Stadelmann-Pellicioli

[email protected]

Die Freizeit diesem interessanten und vielfältigen Hobby

zu widmen, es als Höhepunkt sozusagen auch noch mit

einem Publikum teilen zu können, ist das Allerschönste.

Bereits zum Besten gegeben hat das Theater Nägelsee:

1999: Praxis Dr. Herzig; 2001: Agentur Rosa; 2003:

Bäcke rei Dreifuss; 2004: Leih mir diini Frau; 2005:

Gsäg neti Mahlzyt; 2007: Schlafzimmergäste; 2008: Letz-

ter Wille; 2009: Mir spieled Hamlet; 2012: Der Tag an

dem der Papst gekidnappt wurde; 2014: Interview.

Elisabeth Nussbaumer, [email protected]

Jede Produktion wird siebenmal aufgeführt – das Publikum dankts

mit einem grossen Aufmarsch.

Page 22: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

22

Fremdsprachige MissionenOffene Türen für andere Kulturen

genden Orten: Emmenbrücke/LU, Kriens/LU, Reinach/

BL, Wattwil/SG, St. Gallen, Bern, Bern Bümpliz, Schaan/

FL , Egerkingen/SO, Obergösgen/SO und Lugano/TI. Die

Örtlichkeiten liegen zwischen 100 bis 240 km voneinan-

der entfernt.

Eucharistiefeiern in St. Josef

Im Kanton Zürich findet einmal pro Monat ein Gottes-

dienst in der Kirche Fällanden mit 100 bis 150 Missions-

mitgliedern statt. Dazu kommen jährlich noch bis zu fünf

Eucharistiefeiern in der Kirche Sankt Josef in Winterthur.

In diese Aufzählung gehören auch die fünf gesamtschwei-

zerischen Feierlichkeiten: Weihnachten, Ostern, asiati-

sches Neujahr, Jahrestag der 118 vietnamesischen Märty-

rer, Aussetzungen in den Rosenkranzmonaten.

Anschliessend gibt es regelmässige Treffen, welche den

Seelsorgern und Gläubigen einen offenen Austausch er-

möglichen und für die Gemeinschaft sehr wichtig sind.

In jeder Gemeinde der Mission gibt es einen Chor, einen

Jugendclub und den heimatkundlichen Vietnamesischun-

terricht für die Kinder, damit die Kultur erhalten bleibt.

Da viele ältere Missionsmitglieder den Wunsch geäussert

haben, den Religionsunterricht zu besuchen, gehört auch

dieser zum Zuständigkeitsbereich. Obwohl die Missions-

mitglieder ihre Wohnorte in den verschiedenen Pfarreien

haben, pflegen sie untereinander einen guten und regel-

mässigen Kontakt.

Monatliches Informationsheft

Monatlich erscheint für alle Mitglieder gesamtschweize-

risch das Informationsheft «Muc Vu». Dieses Rund-

schreiben beinhaltet Informationen über den katholischen

Katechismus, Aktuelles über die Landes- und die Welt-

Vietnamesen-MissionVon einzelnen «boat people» zur schweizweiten Gemeinschaft

Im Dezember 1978 wurden die sogenannten vietnamesi-

schen «boat people» aus den Auffanglagern in Malaysia,

Indonesien, Thailand, Hongkong und den Philippinen in

der Schweiz als Flüchtlinge aufgenommen. Diese Men-

schen hatten sich kaum von den Strapazen des Lebens auf

dem offenen Meer, der physischen und psychischen Be-

lastungen der Flucht aus ihren Heimatländern und dem

harten Leben in den Auffanglagern erholt, da mussten sie

sich in der neuen Umgebung zurechtfinden. Die schwei-

zerische Kultur, Mentalität und Tradition waren in keiner

Art und Weise der ihren ähnlich. So war das Erstaunen

über die neue Heimat gross und die ersten Annäherungs-

versuche nicht immer einfach.

Die katholische Vietnamesen-Mission in der Schweiz

wurde mit der Erlaubnis des damaligen Präsidenten der

schweizerischen Bischofskonferenz, Anton Hängi, im Jah-

re 1980 gegründet. Für die Betreuung der Mitglieder berief

der Bischof einen vietnamesischen Priester in die Schweiz.

Sonderstatus der Vietnamesen-Mission

Die Katholische Vietnamesen-Mission hat einen Sonder-

status, da sie keiner Pfarrei angehört. Die Mitglieder ge-

hören zusätzlich ihrer eigenen Wohnpfarrei an. Die Erst-

kommunion und Firmung empfangen sie in der Regel

nicht in der Vietnamesen-Mission, sondern in den Pfar-

reien ihrer Wohnorte. Alleine in der Deutschschweiz und

im Tessin zählt die Mission heute 2’585 Missions-

mitglieder. An Sonn- und Feiertagen finden an insgesamt

13 verschiedenen Orten Gottesdienste statt. Neben Fäl-

landen, Zürich und Winterthur sind dies Messen in fol-

Die Mitglieder der Katholischen Vietnamesen-Mission

kommen gerne in St. Josef zusammen.

Page 23: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

23

Philippinen-Mission«One PCM, one family, one community»

Die «Philippine Catholic Mission Swiss» (PCM) ist eine

Gemeinschaft philippinischer Migranten hier in der

Schweiz. Man trifft sich vorwiegend im deutschsprachi-

gen Teil der Schweiz regelmässig zu gemeinsamen kirch-

lichen Aktivitäten, lebt und pflegt dabei den Glauben

aktiv. Die PCM ist regional organisiert und verankert.

Jede Gemeinde von St. Gallen über Zürich bis nach Thun

stellt einen Delegierten. Diese Delegierten bilden zusam-

men den «Philippine Catholic Mission Switzerland

Pastoral Council», der seine Mandate direkt von der

Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für Migra-

tionsfragen empfängt. Sinn und Zweck der PCM ist es, all

die philippinischen Gemeinden in ihren kirchlichen Akti-

vitäten zu unterstützen und sie auch zu koordinieren, ins-

besondere bei Messen, Hochzeiten, Beerdigungen oder

anderen Sakramenten.

Ergänzend zu den wöchentlichen Messen bietet der

PCM auch spezielle Anlässe und Programme wie «Bible-

sharing», Fastenwochen, Lehre und Katechismus, ge-

meinsame Wallfahrten bis hin zu Familienberatungen mit

professioneller Unterstützung. Im Moment ist der PCM

mit einem Jugendprojekt beschäftigt, bei dem es darum

geht, dass Kinder und Jugendliche andere Kulturen ken-

nenlernen, begreifen und von ihnen lernen.

Antonio Enerio, Pfarrer

Polenmission WinterthurPflege der polnischen Traditionen in Töss

Am 30. September 1939 legte der damalige polnische

Präsident Moscickiu seine Ämter nieder und stellte sich

den in Frankreich im Exil lebenden Polen zur Verfügung.

Auf teilweise abenteuerliche Weise folgten Tausende

Polen dem Ruf der Exil-Regierung nach Frankreich, um

Widerstand zu leisten. Es lebten bereits rund 500’000

Polen in der französischen Emigration. Daraus ergab sich

eine polnische Exil-Armee von 44’000 Soldaten. Anstatt

der erhofften 185’000 Mann erreichte die polnische

Einheit dann aber nur deren 82’000. Die Männer waren

kaum ausgebildet und hatten meist nur veraltetes Materi-

al zur Verfügung. Sie schlossen sich dem französischen

Armeekorps an. Am 2. September 1939 begann der Zwei-

te Weltkrieg und Mitte Juni 1940 drangen die deutschen

Truppen überraschend von Westen Richtung Schweizer

Grenze in Frankreich ein. Dem französischen Armee-

korps wurde damit der Rückzugsweg ins Landesinnere

abgeschnitten.

Internierung im Zweiten Weltkrieg

Der damals kommandierende französische General Ma-

rius Daille musste entscheiden, ob er seine Soldaten in

einen aussichtslosen Kampf und in die sichere Kriegs-

gefangenschaft schicken oder den Weg in die Schweiz in

die Internierung antreten wollte. Neben Soldaten anderer

Nationen blieben deshalb bis zum Ende des Zweiten

Weltkrieges 12’152 Polen in der Schweiz interniert.

Die Armeeleitung gab für Internierungslager Gebiete frei,

welche weder in Grenznähe noch in grossen Städten la-

gen. Durch die Gründung des EKIH (Eidg. Kommis sariat

für Internierung und Hospitalisierung) wurden die ur-

sprünglichen Regionen Napf und Thur durch andere Ab-

schnitte, unter anderen auch Winterthur-Töss, ersetzt.

Hier befand sich bereits ein Stammlager, welchem kleine-

re Arbeitslager untergeordnet waren, die sich mit relativ

geringem Aufwand auf- und abbauen liessen.

Die Internierten hatten die Möglichkeit, sich weiterzubil-

den, beziehungsweise ihr durch den Krieg unterbroche-

nes Studium fortzusetzen. Unter anderem wurde dafür

auch in Winterthur ein Hochschullager eingerichtet.

Trotz des Verbotes, intime Beziehungen zu Zivilisten zu

haben, kam es zu engen Beziehungen. Die polnischen In-

ternierten waren sehr begehrte Männer und die Frauen

liessen sich gerne mit ihnen ein. Daraus resultierten auch

einige Schwangerschaften, welche dann zu bewilligten

Eheschliessungen führten.

kirche sowie neutrale politische Meldungen aus der gan-

zen Welt in vietnamesischer Sprache. Dieses Heft ermög-

licht es vor allem den älteren Missionsmitgliedern,

welche die hiesigen Sprachen nicht genügend beherr-

schen, sich zu informieren. Auch viele Vietnamesen im

Ausland haben durch das Heft den Katechismus kennen

gelernt und sind später Katholiken geworden. Des Weite-

ren erscheinen in diesen Ausgaben die Termine für die

Ehevorbereitungen, Katechese- und Religionsunterrichts-

stunden sowie allgemeine Missionsanlässe.

Aktuell arbeitet ein vollamtlicher Priester für die Mis-

sion. Diese Stelle als Hauptverantwortlicher hält Pater

Joseph Pham Minh Van inne. Daneben fungieren drei

weitere geistliche Pfarrherren als Aushilfen und sind auf

teilzeitlicher Basis angestellt. Mit diesem Personalauf-

gebot wird die gesamte Schweiz abgedeckt.

Pham Minh Van, Pfarrer

Page 24: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

24

«Polen-Weihnacht» und Speisensegnung

in Winterthur

Die jüngere Generation ist sehr darum bemüht, an hei-

matlichen Traditionen festzuhalten. So wird all jähr lich

am zweiten Samstag im neuen Jahr die «Polen-Weih-

nacht» gefeiert. Obwohl die Schweizer ja auch Katholi-

ken sind, kennen sie die Tradition der Polen nicht: Am

Heiligabend war strengster Fastentag. Heute wird dies

nicht mehr unbedingt eingehalten. Ein Karpfen auf dem

Tisch war Pflicht. Zudem wurde immer ein Gedeck mehr

aufgetischt, dies für den Fall, dass jemand an der Tür

klopfen und Hunger haben sollte. Zudem bricht man ge-

segnete Oblaten und geht mit Glück wün schen von Person

zu Person. Dabei bricht jede Person von der Oblate des

anderen ein Stück ab und nimmt es zu sich.

Am Karsamstag findet jeweils die Speisensegnung statt.

Auch dies kennt man in der Schweiz nicht. Es lohnt sich

vielleicht, einmal vorbeizuschauen und zu beobachten,

wie viele Körbe, gefüllt mit Brot, Salz und Wurst, da ste-

hen. Die gesegneten Esswaren werden dann am Oster-

sonntag zum Frühstück verteilt und man wünscht sich

gegenseitig nur das Beste.

Im Mai findet jeweils traditionell die «Majowka» statt.

Lange Jahre fand dieses Marienfest bei den Walche-

weihern statt, danach einige Male in der Gatterhütte

am Eschenberg. Zuerst wird gebetet, anschliessend ist ge-

mütliches Beisammensein: Man singt polnische Lieder,

grilliert und tauscht sich aus.

Um den 30. November wird ab und zu das Fest «Andr-

zejki» veranstaltet. Das ist die letzte Möglichkeit vor der

Adventszeit, sich noch einmal etwas austoben zu können.

Alle Veranstaltungen sind jeweils gut besucht.

Seit der Personenfreizügigkeit leben sehr viele Polen vor-

übergehend hier. Vor allem in der Landwirtschaft sind sie

gefragte Leute. Diese Menschen sind bereit, diese schwe-

re Arbeit weit weg von zu Hause zu verrichten, um den

Daheimgebliebenen wenigstens eine kleine finanzielle

Unterstützung zukommen zu lassen. Das Leben in

Polen ist auch heute für den grössten Teil der Bevölke-

rung kein Zuckerschlecken – vor allem in den ländlichen

Gegenden, wo es kaum Arbeitsstellen gibt.

Waren früher rund 40 Personen in der Sonntagsmesse, so

sind es heute jedes Mal über 100.

Den hier lebenden Polen ist es ein grosses Bedürfnis, die

Gemeinsamkeit in der Kirche auch weiterhin zu pflegen.

Sie bedeutet ihnen Halt und Verbundenheit mit der Heimat.

Julia Lauber, [email protected]

Seit 60 Jahren polnische Messe in St. Josef

Seit jeher galten die Polen als gläubiges Volk. Die Hier-

gebliebenen suchten nach der Möglichkeit, diesem Um-

stand Rechnung zu tragen. Im Jahre 1950 wurde in Marly

bei Fribourg die Katholische Polenmission gegründet.

Einmal im Monat, um 11.15 Uhr, kam jeweils ein Pries-

ter, um die Messe in polnischer Sprache zu lesen. Vorerst

fanden diese Messen in der Kirche Herz Jesu statt. Bald

darauf aber wurde die Kirche St. Josef in Töss dafür aus-

gewählt. Seit nun über 60 Jahren treffen sich die Polen

jeweils zum Gottesdienst in dieser Kirche. Früher war

dies, wie bereits erwähnt, einmal im Monat der Fall, da

ein einziger Pfarrer die verschiedenen Orte in der

Deutschschweiz bedienen musste.

Es war Pfarrer Frania, der jahrelang die beschwerliche

Reise per Bahn auf sich nahm. Er war sehr beliebt. Zu den

grossen Firmen Sulzer und Rieter kamen immer wieder

polnische Monteure. Sie wohnten in Baracken im Wald

beim Waldheim. Auch diese fanden während ihrer Abwe-

senheit von zu Hause hier ein kleines Stück Heimat wie-

der. Sie waren froh, mit Landsleuten sprechen und sich

austauschen zu können. Es gab einen enormen Zusam-

menhalt dieser älteren Generation.

Neuzuzüger aus der Gewerkschaft «Solidarnosc»

Nach verschiedenen Aufständen in Polen kamen etliche

Flüchtlinge in die Schweiz. Auch sie suchten Zuflucht in

der Kirche St. Josef und fühlten sich wohl unter ihren

Landsleuten. Während des Aufstandes der Gewerkschaft

«Solidarnosc» verliessen sehr viele Polen ihre Heimat.

Viele über andere Länder, wohin sie ohne Visum reisen

durften. Später wurden sie dann auf verschiedene Länder

aufgeteilt und viele hatten das Glück, hier in der Schweiz

eine zweite Heimat zu finden. Einige fanden sich damit

nicht zu Recht und zogen die Rückkehr nach Polen vor.

Aus heutiger Sicht sieht das alles so einfach aus: Man

begibt sich einfach in ein anderes Land, wo es einem bes-

ser gehen wird. Seien wir aber ehrlich, wer von uns

möchte schon seine Heimat verlassen müssen? Die ersten

Jahre keine Kontakte mit der Familie, mit Verwandten?

Ohne zu wissen, wie die Zukunft aussehen wird? Ob man

seine Liebsten je wieder sieht? Während dieser schweren

Zeit standen die Türen von St. Josef stets offen. Da traf

man sich und konnte das Leid teilen. Bald einmal bestand

das Bedürfnis nach zwei Messen monatlich. Diesem Um-

stand wurde Rechnung getragen. Es wurden teilweise

auch Studenten aus Fribourg geschickt, da Personal-

mangel herrschte. Im Herbst 1998 kam dann die Katho-

lische Polenmis sion in Zürich dazu, da das Gebiet für

Marly zu umfassend wurde und von dort aus nicht mehr

bedient werden konnte.

Page 25: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

Verinnerlichung des mittelalterlichen christlichen Glau-

bens durch die Versenkung des Menschen in die Güte und

Gnade Gottes, aus der heraus dem Menschen die Kraft

des Lebens geschenkt wurde. Diese Versenkung konnte

sich in das Bedürfnis hineinsteigern, Gott und der Welt

seiner Heiligen persönlich zu begegnen, woraus Visionen

entstanden, die gerade bei den Nonnen in Töss auffallend

in Erscheinung traten.

Elisabeth Stagel: die Tössemer Nonne

Wenn wir darüber heute so gut orientiert sind, so ist dies

in erster Linie der Elisabeth Stagel zuzuschreiben, die

von 1337 bis 1360 als Nonne im Kloster weilte, selbst

Visionen hatte und ihre Hauptaufgabe darin sah, ihre

eigenen Erlebnisse, aber auch jene anderer Klosterinsas-

sinnen aufzuschreiben und sie der Nachwelt zu über-

liefern. Dass gerade dieses Kloster zu einer wichtigen

Stätte der Mystik werden konnte, mag damit zusammen-

hängen, dass einer ihrer wichtigsten Vertreter, Heinrich

Suso, ein berühmter Dominikaner zu Konstanz, das

geistliche Leben der Nonnen nachhaltig beeinflusste.

Untergang des Kreuzgangs

Hat sich so das Kloster in den literarischen und religiösen

Zusammenhängen des Spätmittelalters ein dauerndes

Denkmal geschaffen, so trifft dies für die kunstgeschicht-

lichen Zusammenhänge nicht zu. Klosterkirche und Klos-

ter Gebäude hatten bescheidenen Umfang und fielen

im 19. Jahrhundert der Industrie zum Opfer. Dabei ging

auch der Kreuzgang mit einer Folge religiöser Dar-

stellungen, die uns heute nur noch in wenigen Skizzen

erhalten sind, zugrunde. Diese Bilder, die in die zweite

Hälfte des 15. Jahrhunderts gehören, sind umso bemer-

kenswerter, als sie erstklassige Zeugen einer Kultur

darstellten, welche in wenigen Beispielen noch erhalten

geblieben ist. Erinnert sei nur an die Kapelle auf der Brei-

te in der Gemeinde Nürensdorf, an die Kapelle in Walta-

lingen, an die Kirchen von Veltheim und Wiesendangen.

Das Kloster zeigte aber im ausgehenden 15. Jahrhundert

deutliche Spuren des Zerfalls; die ökonomischen Verhält-

nisse waren ungünstig, und auch die sittlichen Zustände

Das Kloster bei der Tössbrücke

Wenn über Töss berichtet wird, muss in erster Linie das

Dominikanerinnenkloster erwähnt werden, das im Jahre

1233 vom Grafen Hartmann von Kyburg gestiftet und bei

der damals schon bestehenden Tössbrücke erbaut wurde.

Dieses Kloster, durch Schenkungen und eigenen Ankauf

zu einem stattlichen Grundbesitz gelangt, erlebte seine

interessante Zeit im 14. Jahrhundert, als hier durch be-

sonders günstige Umstände die Mystik eine ausgespro-

chene Pflege erfuhr. Diese Geisteshaltung erstrebte eine

1914 bis 2014Aus der Geschichte der Kirche und Pfarrei St. Josef

«Tösser Schwesternbuch», um 1460. Abbildung in: Hch. T. Oehninger,

Wir hatten eine selige Schwester, 2013, S.96.

Quelle: Stadtbibliothek Nürnberg Cod. Cent. V, 10 a.

25

Page 26: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

26

worden, die über das spätere Mittelalter zurückweisen

könnten. In ihren Anfängen ist die Kirchgemeinde am

deutlichsten zu erkennen. Im Zusammenhang mit der

Reformation wurde Töss kirchlich aus Oberwinterthur

herausgelöst und zur selbständigen Kirchgemeinde er-

klärt. Als Kirche diente bis 1855 die ehemalige Kloster-

kirche. Zu dieser Zeit wurde die heutige reformierte Kir-

che eingeweiht, da die Klostergebäulichkeiten immer

mehr den Fabrikanlagen von Rieter & Co. weichen muss-

ten. Erwähnenswert sind ferner die Einführung des Kir-

chengesanges im Jahre 1639 und der Übergang der Pfarr-

wahlen von der Regierung in Zürich an die Gemeinde im

Jahre 1832.

Kirche und Schule

Eng mit der Kirche war die Schule verbunden. Sie ist als

Winter- und als Sommerschule seit 1606 in Töss nach-

weisbar; im 18. Jahrhundert kam die Nachtschule hinzu,

die vor allem der Hebung des Kirchengesanges diente.

Von einer modernen Schule kann erst seit der neuen

Schulgesetzgebung nach 1830 gesprochen werden. Da-

mals wurden eine Schulpflege gebildet und eine Volks-

schule auf Primarschulstufe errichtet. Dazu gesellten sich

im Verlauf der Jahre eine Arbeitsschule, eine Kleinkin-

derschule und, seit 1870, eine Sekundarschule.

gaben zu allerlei Klage Anlass. Wir begreifen deshalb,

dass seiner Aufhebung im Jahre 1525 keine Schwierigkei-

ten gemacht wurden. Seine Umwandlung in ein zürcheri-

sches Amt vollzog sich reibungslos. Der Charakter dieses

Amtes brachte es mit sich, dass die Gebäude als Amtssitz

bis zu dessen Untergang im Jahre 1798 erhalten blieben.

Die Klostergüter wurden in weitgehendem Masse zusam-

mengehalten, und ihre Erträgnisse wurden zum Teil für

die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gemeinde,

zum Teil für jene der Regierung Zürichs, verwertet.

Kloster als Gemeindemittelpunkt

So blieb das Kloster auch nach der Reformation Mittel-

punkt der Gemeinde. Der Amtmann griff seit 1525 in

mannigfacher Weise in das Gemeindeleben ein, da er

durch die zahlreichen Besitzungen des alten Klosters

einen starken Einfluss besass. Er amtierte zudem als

Richter und führte die Aufsicht über das kirchliche Leben

und über das Schulwesen. Wie sehr das Kloster im

Bewusstsein der Bevölkerung noch heute verankert ist,

zeigt sich darin, dass die Tössbrücke den Namen Kloster-

brücke bekam.

Neben dem Kloster und dem späteren Amt nimmt sich die

Geschichte der Gemeinde ziemlich dürftig aus, erscheint

der Name Töss urkundlich doch erst 1233 zum ersten

Male! Auch sind keine bedeutenden Bodenfunde gemacht

Kloster Töss, Blick nordwärts.

Tuschzeichnung von Jacob Hoffmann, 18. Jahrhundert.

Quelle: Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung

und Fotoarchiv, Sammlung Steinfels

Page 27: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

27

starren Landeskirchentums im Laufe der Zeit durch die

Grundsätze der Glaubens- und Gewissensfreiheit und des

freien Niederlassungsrechtes überwunden wurden, und

je stärker der industrielle Aufschwung der Stadt Winter-

thur gleich einem Magneten auf die Bevölkerung er-

werbsärmerer Gegenden wirkte, desto zahlreicher ström-

ten die Menschen unserer Stadt zu. Im Zuge dieses

rasanten Bevölkerungszuwachses hatten sich auch die

ersten Katholiken wieder in Winterthur niedergelassen.

Nur ganz langsam und widerstrebend aber wurde der ka-

tholischen Bevölkerung die Möglichkeit genügender Be-

friedigung ihrer gottesdienstlichen Bedürfnisse zugebil-

ligt. Inwieweit dabei in der ersten Jahrhunderthälfte

reaktionäre Ausschliesslichkeit und schwüler kirchenpo-

litischer Antagonismus hemmend wirkten, lässt sich im

Einzelnen nicht mehr durchschauen. Doch, versuchen wir

die Gesamtentwicklung knapp zu skizzieren.

Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich hier

vereinzelte Katholiken, deren seelsorgerische Betreuung

durch Erlass des Generalvikars von Konstanz dem katho-

lischen Pfarrer von Gachnang übertragen war, niederge-

lassen. Im Jahre 1813 richteten 31 katholische Einwohner

von Winterthur ein Gesuch an den Stadtrat, man möchte

ihnen die Abhaltung katholischer Gottesdienste in der

Kapelle zu St. Georgen bewilligen. Obschon die Behörde

geneigt war, «unter vorsichtiger Beschränkung und poli-

zeilicher Aufsicht» dem Ersuchen zu entsprechen, erteilte

der Regierungsrat die Genehmigung nicht.

Wieder katholische Gottesdienste in Winterthur

Erst viel später, nämlich 1856, bewirkte ein Initiativko-

mitee auf Anraten von Weihbischof Haller von Chur ins

Leben gerufen, dass der Stadtrat am 31. März 1860 be-

schloss den Katholiken von Winterthur den Bauplatz für

eine Kirche unentgeltlich zu überlassen, sofern sie die

Baute als vom Staat anerkannte kirchliche Korporation in

Angriff nähmen. Damals belief sich die Zahl der in der

Stadt selber wohnenden Katholiken auf 715. Das Komitee

richtete darauf am 16. Oktober 1860 ein von 221 Män-

nern unterzeichnetes Gesuch um staatliche Anerkennung

der hiesigen Katholiken als kirchliche Genossenschaft an

die Regierung, und zwar in dem Sinne, dass ihnen zwecks

Einrichtung eines eigenen Gottesdienstes der gleiche

Schutz und entsprechende finanzielle Hilfe zu teil werde

wie der katholischen Genossenschaft Zürich. Das Gesuch

blieb unbeantwortet.

Inzwischen wurde das Kloster Rheinau durch das Auf-

hebungsgesetz vom 22. April 1862 in seiner Funktion ein-

gestellt. Das Stiftsvermögen sollte in erster Linie zur Be-

friedigung der kirchlichen Bedürfnisse der katholischen

Gemeinden und Genossenschaften im Kanton Zürich ver-

Die Geschichte von Katholisch Winterthur

Die Lokomotiven- und Maschinenfabrik auf dem Boden

der benachbarten Stadt brachte Töss einen starken Zu-

wachs der Arbeiterbevölkerung. Wir begreifen deshalb,

dass etwa im Unterschied zu Seen dieser Winterthurer

Vorort nur noch wenig landwirtschaftliche Betriebe

kennt. Neben der Firma Rieter, die Töss den entscheiden-

den Charakter gegeben hat, sind an Unternehmungen

noch in erster Linie die Neumühle, 1841, und die Steig-

mühle, 1861, zu nennen, die beide heute nicht mehr als

Mühlen existieren und deren Gebäude schon seit einigen

Jahren von Dienstleistungsunternehmen genutzt werden.

Diese wirtschaftliche Entwicklung bedingte den An-

schluss an die modernen Verkehrswege. Am wichtigsten

wurde dabei der Bahnhof in Winterthur mit seinen direk-

ten Verbindungen nach den verschiedensten Richtungen.

Er wurde 1856 dem Verkehr übergeben, und seine Güter-

anlagen reichten bis an die Grenzen der alten Gemeinde

Töss. Ferner erhielt Töss 1872 bei der Eröffnung der Li-

nie Winterthur-Bülach seinen eigenen Bahnhof. Die bes-

sere Verbindung mit der Stadt wurde durch den Bau der

Strassenbahn 1890 erreicht.

Prägende «Rieter»

Dass die im 19. Jahrhundert aufstrebende Gemeinde be-

deutende Persönlichkeiten kannte, ist begreiflich. Die gan-

ze industrielle Entwicklung wäre ohne Heinrich Rieter

(1818 bis 1889) nicht denkbar. Er förderte auch das ge-

meinnützige und öffentliche Leben von Töss und wirkte

politisch als Kantons- und Ständerat. Eine bedeutende

Gestalt, die in ihrer Jugend den grossen Aufschwung seiner

Heimatgemeinde miterlebte und deren Familie als dienen-

des Glied in der Firma Rieter wirkte, war Jakob Christoph

Heer (1859 bis 1925). Seine liebenswürdige Darstellung

der Gemeinde Krug im «Joggeli» bleibt ein Denkmal für

die Anhänglichkeit des Dichters an seine Heimat.

Als Töss am 1. Januar 1922 zusammen mit Wülflingen,

Veltheim, Oberwinterthur und Seen mit der Stadt verei-

nigt wurde, gab diese Gemeinde, deren historische Ent-

wicklung immer eine bescheidene geblieben war und de-

ren Name mehr im Zusammenhang mit Kultur- und

Wirtschaftsgeschichte Bedeutung besass, ihre Selbstän-

digkeit preis.

Wiederaufleben nach der Reformation

Durch die Glaubensspaltung wurde das katholische

Leben in Winterthur im Jahre 1524 ausgelöscht, und auch

das Kloster Töss wurde ein Jahr später aufgehoben und zu

einem zürcherischen Amt umfunktioniert. Es lässt sich

nicht mit Sicherheit feststellen, wann sich die ersten

Katholiken wieder in Winterthur niedergelassen hatten.

Je mehr in unserem Staate die harten Konsequenzen des

Page 28: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

28

Die Kirche St. Josef: im Zeichen des Stilgemisches«Dank grosser eigener Opfer und erfreulicher Gaben

ist ein Bau entstanden, der der Gemeinde zur Zierde

gereicht und sich mit seinen einfachen Formen prächtig

dem Landschaftsbilde einfügt…». In einem kurzen Bei-

trag ging der «Landbote» vom 28. August 1914 auf die

Fertigstellung der katholischen Kirche Töss ein und

verband seine Glückwünsche zum «wohlgelungenen

Werk» mit der Hoffnung auf ein «friedliches und toleran-

tes Zusammenleben der beiden Konfessionen». Die pro-

testantische Mehrheit erhoffte sich eine katholische Min-

derheit, die ihren Glauben möglichst unauffällig ausübte

und den von der Mehrheit definierten religiösen Frieden

nicht in Frage stellte. Dazu passte nicht zuletzt der Stand-

ort der katholischen Kirche etwas ausserhalb des Dorfes

Töss.

Über den Architekten des ungewöhnlichen Gebäudes und

über die Hintergründe des Bauprojekts hingegen verlor die

Zeitung kein Wort. Immerhin würdigte 1942 die Chronik

des Bistums Chur die Kirche St. Josef als einen «merk-

würdigen Bau, in dem sich zwei Tendenzen nicht gerade

glücklich kreuzen». Das «pseudo-romanisch-gotische

Riesenfenster» stehe im Widerspruch zum übrigen moder-

nen Baugedanken, und das Innere sei allzu reichlich und

etwas schwerfällig ausgemalt. Die im Raum Winterthur

eher ungewöhnliche Formensprache geht auf einen Archi-

tekten zurück, der heute kaum noch bekannt ist: Adolf

Gaudy.

wendet werden. Gestützt auf dieses Gesetz berief das In-

itiativkomitee auf Palmsonntag, den 13. April 1862, die

katholischen Bürger und Einwohner Winterthurs und der

Aussengemeinden zu einer ersten öffentlichen Versamm-

lung ein. Einmütig wurde die katholische Kirchgemeinde

Winterthur konstituiert. Am Sonntag, dem 10. August

1862, am Feste des Heiligen Laurentius, hielt der Gene-

ralvikar von Chur, der bekannte Soziologe Theodosius

Florentini, in einem Saal der sogenannten alten Kanzlei

an der Marktgasse den ersten hiesigen katholischen

Gottesdienst der Neuzeit ab. Und durch Gesetz vom

27. Oktober 1863 verlieh der Kantonsrat der katholischen

Kirchgemeinde Winterthur die staatsrechtliche Anerken-

nung. Im Herbst 1866 wurde mit dem Bau der Pfarrkirche

St. Peter und Paul begonnen, und nach kaum zwei Jahren

war wenigstens das Äussere vollendet, so dass die Kirche

am 5. Juli 1868 benediziert und bezogen werden konnte.

Im folgenden Jahrzehnt kam das grosse katholische

Vereins haus an der Wartstrasse zustande. Der weitere Be-

völkerungszuwachs erheischte naturgemäss eine Ausdeh-

nung der pastoralen Arbeit. So wurde für Töss eine

Missionsstation eingerichtet, aus welcher die heutige

Pfarrei St. Josef hervorgegangen ist.

Hochaltar vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil:

Hier wurde nachher die Orgel eingebaut; Foto von 1954.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 29: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

29

schach eine Strasse nach Adolf Gaudy und würdigte

damit einen Mann, der ab 1904 bis zu seinem Tod 1956

in Rorschach lebte und die Hafenstadt wie kein anderer

Architekt prägte. 1872 in Rapperswil geboren, zog die

aus Savoyen stammende Familie über das Elsass nach

Darmstadt. Dort besuchte Adolf die Mittelschule, ehe er

1892 bis 1895 an der ETH Zürich Architektur studierte.

Studienaufenthalte führten ihn nach Paris und Berlin so-

wie nach Petersburg, Moskau und in die Niederlande. Der

begabte Zeichner gründete 1904 ein eigenes Büro und

reichte 1923 berufsbegleitend eine Dissertation über

«kirchliche Baudenkmäler der Schweiz» ein – ein Hin-

weis auf sein zentrales Tätigkeitsfeld. Das Büro Gaudy

war zwar auf allen möglichen Gebieten aktiv, einen

Namen machte sich der Architekt jedoch hauptsächlich

mit dem Bau von Kirchen.

Rund 100 Sakralgebäude gehen auf Gaudy zurück – ein

unmissverständliches Zeichen für die Popularität seines

Schaffens. Gaudy zählt damit, zusammen mit den un-

gleich bekannteren Karl Moser, Albert Rimli oder später

Anton Higi zu den massgeblichen Erneuerern des Kir-

chenbaus. Die erstaunliche Schaffenskraft des Architek-

ten hing aber gleichzeitig mit einem zweiten Mann zu-

sammen, der im Hintergrund wirkte. Der Einsiedler

Benediktinerpater Albert Kuhn lobte Gaudys Arbeiten als

modellhaft und zukunftsweisend. Er nahm als Kunst-

historiker und als Autorität in Sachen Kirchenarchitektur

Einfluss auf Wettbewerbe und sorgte wiederholt für

Aufträge an Gaudy; Kuhn prägte übrigens auch den neo-

gotischen Innenausbau der Winterthurer Kirche St. Peter

und Paul. Das «Modellhafte» war eine Art barocker Ju-

gendstil, wie er auch in Töss zu beobachten ist. Gaudy

schöpfte seine Ideen grosszügig aus der Architektur-

Kirchenbau und Gemeindestrukturen

Die Tössemer Katholiken, weitgehend zugewanderte arme

Industriearbeiter, waren kirchlich der Winterthurer Ge-

meinde St. Peter und Paul unterstellt. Auch wenn die Mut-

terkirche in Fussdistanz lag, suchten die Katholiken in den

damals eigenständigen Vororten die geistliche Betreuung

immer stärker vor Ort zu organisieren. 1901 begann in

Töss der katholische Religionsunterricht, ab 1906 konnten

im Schulhaus Eichliacker Gottesdienste gefeiert werden;

1907 konstituierte sich unter dem Namen «Cäcilienver-

ein» der künftige Kirchenchor, und bereits 1904 entstand

der Männerverein, 1914 der Frauenverein. Mit der raschen

Zunahme der katholischen Bevölkerung wuchs auch der

Wunsch nach einem eigenen kirchlichen Gebäude. 1905

konnte Land erworben werden. Wenig später setzte die

Planung ein, die sich aber angesichts der bescheidenen

Finanzen verzögerte, bis am 30. August 1914 dann tat-

sächlich die neue Kirche geweiht werden konnte.

Zu diesem Werk trugen die Tössemer Katholiken ihr

Scherflein bei, weit wichtiger – und entscheidender – war

jedoch die Unterstützung durch den Winterthurer Pfarrer

Meyer und durch Chur. Die Bauherrschaft lag nämlich

nicht bei der katholischen Bevölkerung des Winterthurer

Vorortes, sondern beim Kultus-Verein, einer vom Bischof

kontrollierten Institution, die sich der Unterstützung der

Katholiken in protestantischen Gebieten verschrieben

hatte und diesen Diaspora-Gemeinden grosse Geldbeträ-

ge zusicherte. Die Hilfe wurde von der Inländischen Mis-

sion ergänzt, die ähnliche Ziele verfolgte und fortan die

Tössemer Seelsorger anstellte und entschädigte. Auf die

Unterstützung der Inländischen Mission geht denn auch

die Bezeichnung Missionsstation für die beiden Winter-

thurer Kirchen in Töss und Oberwinterthur zurück – in

Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirchgemeinde

Winterthur. Diese war staatlich anerkannt und gewährte

ihren Mitgliedern Mitspracherechte; umgekehrt konnte

die Gemeinde mit staatlicher Unterstützung Steuern ein-

ziehen, während der Kanton die Geistlichen anstellte und

besoldete. Dass die dualen Strukturen von einer «offiziel-

len» Gemeinde und einem mehr oder weniger eigenstän-

digen Rektorat konfliktträchtig waren, liegt auf der Hand:

So gehörten die Tössemer Katholiken staatsrechtlich zur

Winterthurer Gemeinde und bezahlten dieser auch Steu-

ern, erhielten jedoch für die eigenen Bedürfnisse nur eine

bescheidene Unterstützung aus Winterthur.

Ein visionärer Architekt?

Ohne den Diözesan-Kultusverein und ohne Inländische

Mission wäre das Kirchenprojekt in Töss nie realisiert

worden. Diese Trägerschaft erklärt auch den Beizug eines

Architekten, der im Grossraum Winterthur ansonsten kei-

ne Spuren hinterlassen hat. Vor kurzem benannte Ror-

Druck der Aussensicht der Kirche St. Josef, wahrscheinlich 1914.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 30: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

30

Als vier Glocken und eine Turmuhr Einzug hieltenAm 23. Juni 1929 formierte sich am Güterbahnhof Win-

terthur ein von mehreren hundert Schaulustigen beobach-

teter Festzug, welcher vier Glocken auf zwei von Pferde-

gespannen gezogenen Brückenwagen zur Kirche St. Josef

geleitete.

Nervös und aufgeregt warteten die Tössemer Schulkinder

auf den grossen Moment, an dem sie selber Hand anlegen

durften, um die Glocken auf den Turm zu ziehen. Ein

knappes halbes Jahr später folgte ein Stockwerk unter-

halb der Glockenstube die Turmuhr, welche zu Weihnach-

ten das erste Mal weit sichtbar die Zeit anzeigte. Seit die-

ser Zeit, seit 85 Jahren also, versehen beide technischen

Einrichtungen, von wenigen Änderungen abgesehen,

ihren Dienst ohne nennenswerte Störungen.

Wo in Töss die Zeit gemacht wird

Der Turm unserer St. Josefs-Kirche dürfte wohl allen

bekannt sein, soweit es sein äusseres Erscheinungsbild

betrifft. Sein dem «normalen» Kirchgänger weitgehend

unbekanntes Innenleben soll einer näheren Betrachtung

unterzogen werden: Durch die rechte Seitentür im Chor

der Kirche, vorbei am modernen Beichtzimmer, das mit

seinem warmen, mit viel Holz ausgestalteten Raum zum

vertrauten Gespräch mit dem Pfarrer geradezu einlädt,

gelangt man zu einer schmalen, überaus steilen Holz-

treppe, welche zum eigentlichen Turmeingang führt.

Nach dem Öffnen der Bodenluke bleiben noch vier nack-

te Wände, an denen eine schlichte Holztreppe bis zu

einem oberen Zwischenboden hinaufführt. In dessen Mit-

geschichte und verband die historisierenden Rückgriffe

mit Anklängen an die Gegenwart. Zum charakteristischen

Stilgemisch trug auch die Zusammenarbeit mit Künstlern

bei. Als Resultat entstanden Gotteshäuser, die barock-ein-

drücklich sind, mächtige Formen aufweisen und im In-

nern oft überdekoriert erscheinen.

Kirchen wie Romanshorn (St. Johannes), St. Gallen-Neu-

dorf (St. Maria), Dietikon (St. Agatha), Brugg (St. Niko-

laus) oder das Gallus-Stift in Bregenz stehen für das Wir-

ken gerade im Diaspora-Katholizismus, wo Kirchen den

Glauben gegenüber dem Protestantismus zum Ausdruck

bringen sollten. Gaudy machte sich aber auch einen

Namen als Architekt von Bergkirchen, die einfacher und

rustikaler erscheinen, so in Bristen oder Zermatt. Erst in

der Zwischenkriegszeit öffnete er sich neueren Ansätzen

und verwirklichte in Geuensee LU oder in Berg TG Sicht-

betonkirchen. In seinem enormen Œuvre nimmt St. Josef

in Töss als vergleichsweise bescheidene Dorfkirche wohl

einen untergeordneten Rang ein. Das Gotteshaus zählt zu

den frühen Kirchenprojekten Gaudys und repräsentiert

einen ebenso eigenwilligen wie bemerkenswerten Um-

gang mit Stilen, der stark vom zeichnerisch-gestalte-

rischen Können des Architekten geprägt ist.

Die oben erwähnte «Würdigung» von 1942 macht zwar

die Zeitgebundenheit seines Werkes deutlich; heute sind

aber Stil-Virtuosität und Kreativität Gaudys unbestritten.

Auch die Kirche St. Josef in Töss erstrahlt mit ihrem

Zentralraum und ihrem auf der Kreuzform aufgebauten

Grundriss nach der Restauration Ende der 1970er-Jahre

in neuem Glanz und lädt zum religiösen wie zum archi-

tekturgeschichtlichen Dialog ein.

Peter Niederhäuser

Innenaufnahme der Katholischen Kirche St. Josef nach

der Renovation 1978.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 31: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

31

Glockenaufzug: ein unvergessliches Erlebnis

Erst im spärlichen Licht einer kleinen Handlampe kann

man erkennen, welche Kleinodien der Glockengiesskunst

sich in diesem Dachraum verbergen. Die vier Glocken, je

zu zweien übereinander angeordnet, sind in einer beson-

deren Stahlkonstruktion verankert. Eine Verankerung, de-

ren stabile Konstruktion erst dem richtig verständlich

wird, der das Geläut in voller Aktion erlebt, gehört und

gespürt hat. Jedes Mal, wenn die Glocken zum Gottes-

dienst rufen, setzt ein einmaliges Schauspiel ein, das die

gewaltige technische Konstruktion durchaus rechtfertigt

– und von wenigen Änderungen abgesehen – seit nun-

mehr 85 Jahren praktisch fehlerfrei funktioniert. Es ist

aber weniger die technische Seite, die uns im Zusammen-

hang mit den Glocken interessieren soll, sondern viel-

mehr ihre Weihe und die unvergessliche Installation am

23. Juni 1929.

Jahrelang sammelte die Pfarrei St. Josef Geld zur An-

schaffung von vier Glocken und einer Uhr. Dieses Pro-

jekt, besonders gefördert von Pfarrer Grüninger, fand bei

der Bevölkerung von Töss sehr grossen Anklang, denn

nebst der katholischen Bevölkerung kamen auch zahlrei-

che Spenden aus nichtkatholischen Kreisen zusammen.

Die Glockengiesserei Hamm in Staad bei Rorschach und

die Uhrenfabrik Mäder in Andelfingen wurden beauf-

tragt, für die Spendengelder vier Glocken und eine Uhr zu

fertigen.

Festzug mit den Tössemer Glocken

Es war der 23. Juni 1929, als sich am Bahnhof Winterthur

ein farbenfroher Festzug formierte, welcher die vier Glo-

cken auf zwei reich verzierten Brückenwagen, gezogen

von je vier Pferden und flankiert von einer Ehrengarde in

Landsknechtuniformen, nach Töss geleitete. Ganz katho-

te hängen durch verschiedene Schlitze schwere Ketten

mit wuchtigen Gewichten bis weit in den unteren Turm-

bereich. Endlich erreicht man schnaufend, aber zufrieden

die erste Plattform.

Hier enden die Ketten inmitten eines kunstvoll gefertig-

ten Räderwerkes. Hier also wird «die Zeit gemacht»! Das

Uhrwerk, durch einen überdimensionalen, vielfach ver-

winkelten Stangenantrieb mit den über zehn Meter ent-

fernten Zifferblättern verbunden, teilt sich in drei vonein-

ander unabhängig angetriebene Werke. Der Antrieb wird

durch die an den Ketten hängenden Gewichte sicherge-

stellt und dient folgenden Zwecken: Das mittlere durch

das Pendel klar erkennbare Werk ist die eigentliche Zeit-

maschine. Ein durch und durch mechanisches Uhrwerk,

das den zur Linken und zur Rechten platzierten Schlag-

werken in nichts nachsteht. Die beiden Schlagwerke wer-

den gemäss ihrer Funktion benannt, sind sie doch mit den

Glocken so verbunden, dass das linke Werk den Viertel-

stundenschlag und das rechte Werk den Stundenschlag

auslöst. Allzu einfach darf man sich diesen Vorgang nicht

vorstellen, denn selbst der frühere Sakristan brauchte

weit über ein Jahr, bis er sich mit dieser von der Neuen-

burger Zeit unabhängigen, vollständig manuell bedienba-

ren Uhr auskannte. So wurden Zeit und Läutwerk von ihm

in sorgfältiger Handarbeit und mit vollster Konzentration

betreut. Besondere Beachtung galt der Sommerzeit, denn

diese verlangt das zweimalige Umstellen der Uhrzeit.

Damit hängt aber auch das Schlagwerk zusammen, denn

über ein kompliziertes Nockenrad werden über Drahtseile

die Schlaghämmer bei den Glocken bedient, und diese

haben zu der Zeit zu schlagen, welche die Zeiger am

Kirchturm anzeigen. Mitte der 90er-Jahre wurde der

Sa kristan von dieser Sisyphus-Arbeit durch den Einbau

einer Funk- und Computer-Steuerung erlöst: Die Glocken

läuteten automatisch tagsüber und nachts sowie zu den

liturgischen Gelegenheiten. Beschwerden einzelner An-

wohner ab dem Jahr 2012 setzten dem Glockenschlag je-

doch mindestens teilweise ein Ende. Nach aufwendigen

Abklärungen und Verhandlungen mit den städtischen Be-

hörden und als die Auseinandersetzung um den Glocken-

schlag auch im Quartier zu Konflikten führte, entschied

die Römisch-katholische Kirchgemeinde Winterthur,

nachts in allen katholischen Kirchen auf den Viertelstun-

den- und Stundenschlag zu verzichten. Seit Mai 2014

wird deshalb auch in St. Josef nachts zwischen 22.00 und

06.00 früh der Stunden- und Viertelstundenschlag auto-

matisch ab gestellt.

Über die letzte schmale Treppe gelangt man zum Glo-

ckenstuhl, der sich hoch über dem Nägelseequartier,

direkt unter dem Turmgiebel, befindet. Und hier hängen

sie: Mehrere Tonnen Bronze, kunstvoll zu Glocken ge-

gossen.

Feierlicher Aufzug der Glocken 1929.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 32: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

32

Nebst diesen Gebets-, Segens- und Bittsprüchen finden

sich auch entsprechende Reliefmotive auf den Glocken.

So wird sichtbar, für wen die Glocken läuten, wann im-

mer sie zu hören sind.

Nun endlich waren die Kinder an der Reihe, denn ihnen

war es vorbehalten, die Glocken von Hand bis hoch in den

Glockenstuhl hinaufzuziehen. Auf der Südseite der Kir-

che wurde oben am Glockenstuhl ein Flaschenzug mon-

tiert, mit welchem eine Glocke nach der anderen in die

luftige Höhe von 35 Metern gehisst werden konnte. Die

Pfarreiwiese, übersät mit fröhlichen, staunenden und be-

geisterten Kindern, bot genügend Platz, damit die unzäh-

ligen Schulkinder das Zugseil in der erforderlichen Länge

anziehen konnten. Konzentriertes Ziehen auf Kommando

wechselte mit mehr oder weniger langen Wartezeiten,

bis die oben angekommene Glocke verankert und die

neue für den luftigen Transport vorbereitet war. Dieses

nur wenigen Kindern vorbehaltene Ereignis zeigt bis

heute seine Wirkung, denn immer dann, wenn die ältesten

Tössemer in ihren Erinnerungen kramen, kommt auch das

Erlebnis des Glockenaufzugs im Nägelseequartier vor 85

Jahren zur Sprache. Die Glocken allerdings kümmern

sich wenig um diese Erinnerungen, denn sie sind für eine

längere Zeit als ein Menschenleben geschaffen und wer-

den hoffentlich noch Jahrzehnte zur Ehre Gottes läuten.

lisch Töss war auf den Beinen, und der Tössemer Jugend

wurde die Ehre zuteil, in ihren Erstkommunion- und

Trachtengewändern den Festzug zu begleiten. Hunderte

von Schaulustigen säumten die Strassen vom Bahnhof

Winterthur bis zur Kirche St. Josef und wurden so Zeugen

dieses seltenen Freudentages unserer Pfarrei.

Bei der Kirche angelangt, wurden die Glocken zur feier-

lichen Weihe und zum Aufzug in den Glockenstuhl bereit-

gestellt.

Dr. Gregorius Schmid von Grüneck, Bischof von Chur,

war es, der die Glocken weihte und sie ihrem eigentlichen

Zweck zuführte. So wurde jede einzelne von ihnen ent-

sprechend ihrer Aufschrift gesegnet:

die kleinste Glocke – die Schutzengelglocke – trägt die

Inschrift: «Heiliger Schutzengel, schütze, schirme, leite

unsere Jugend»

die nächstgrössere – die Glocke unseres Kirchenpatrons –

ist mit den Worten: «Heiliger Joseph, Stütze der Fami-

lien, bitte für unsere Gemeinde» gezeichnet

auf der zweitgrössten Glocke – der Marienglocke – steht

zu lesen: «Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns, jetzt

und in der Stunde unseres Todes»

und die grösste – die Dreifaltigkeitsglocke – preist mit

den Worten: «Gepriesen sei die Heilige Dreifaltigkeit und

ungeteilte Einheit»

Kirche und Pfarreizentrum 1972.

Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek

Page 33: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

Die Seelsorgenden der Pfarrei St. Josef

1914 – 1924 Dr. Pius Kistler, Pfarrer

1924 – 1929 Johannes Grüninger, Pfarrer

1929 – 1964 Dr. Karl Hain, Pfarrer

1945 – 1949 Johann Albert, Vikar

1950 – 1952 Andreas Hauser, Vikar

1952 – 1957 Alois Zgraggen, Vikar

1957 – 1968 Otto Soland, Vikar

1964 – 1980 Otto Stähli, Pfarrer

1972 – 1973 Gregorio Montillo, Vikar

1981 – 2000 Alfred Böni, Pfarrer

1981 – 1988 Petra Gubser, Seelsorgehelferin

1984 – 1985 Fridolin Elmer, Jugendseelsorger

1985 – 1986 Urs Allemann, Jugendseelsorger

1986 – 1988 Dominika Notter, Jugendseelsorgerin

1988 – 2012 Elvira Gilg, Seelsorgehelferin

1988 – 1993 Hans Zbinden, Jugendseelsorger

1995 – 1999 Oliver Wupper, Pastoralassistent

1993 – 2001 Andreas Dreisiebner, Jugendarbeiter

1999 – 2002 Rolf Nehrlich, Pastoralassistent

2000 – 2004 Cyrill Flepp, Pfarrer

2001 – 2004 Brigitt Aepli Schoch, Jugendarbeiterin

2001 – 2002 Susanne Wild, Jugendarbeiterin

2003 – 2008 Martin Ruhwinkel, Pastoralassistent

2003 – 2004 Sylvia Müller, Sozialarbeiterin

2005 – 2010 Stanislav Weglarszy, Pfarrer

2004 – 2007 Rita Schmid, Jugendarbeiterin/Sozialarbeiterin

2006 – 2009 Barbara Schüpbach, Mitarbeiterin ökumen. Jugendtreff

im 2008 Reto Hug, Sozialarbeiter

2008 – 2009 Monika Wild, Sozialarbeiterin

2008 – 2010 Roy Vengathanam, Pastoralassistent

2010 – 2012 Hedi Blum, Sozialarbeiterin

seit 2010 Ines Bolthausen, Pastoralassistentin

seit 2010 Jacek Jeruzalski, Pfarrer

seit 2011 Dajana Herzig, Sozialarbeiterin

seit 2012 Paul Miklovic, Pastoralassistent

33

Page 34: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

34

Die Pfarrei St. Josef im Jubiläumsjahr 2013/2014

Sonntag, 04.05.2014, Vernissage mit Apéro

Donnerstag, 08.05.2014, Gesamtstädtische Maiandacht der Kath. Frauenvereine von Winterthur und Umgebung anschliessend kleiner Imbiss im Pfarreizentrum

Samstag, 10.05.2014, Kindertag im Pfarreizentrum und Kirche St. Josef mit Spiel und

Spass

Jubiläum 110 Jahre Männerverein Freitag, 16.5. bis Sonntag, 18.5.2014 Jubiläumsreise

nach Salzburg

Donnerstag, 12.06.2014, «Christ sein heute» «Glaube ist Beziehung – Glaube ereignet sich in Begegnung»Vortrag von Amanda Ehrler, ehem. Seelsorgerin in der

Pfarrei Felix und Regula, Zürich, anschliessend Apéro,

Kollekte zu Gunsten des Jubiläumsprojekts

Sonntag, 31.08.2014, «100 Jahre Kirchweih St. Josef» Festgottesdienst mit Generalvikar Dr. Josef Annen,

Pfarrer Jacek Jeruzalski und ehemaligen Pfarrern von

St. Josef, musikalische Begleitung durch Cäcilienchor,

Solisten, Orgel und Orchester, mit Auszügen aus dem

Gloria von Antonio Vivaldi, anschliessend Apéro für alle

Pfarreiangehörigen und Gäste, Mittagessen für Gäste

und Pfarreiangehörige, Gewinn zu Gunsten des Jubilä-

umsprojekts

Sonntag, 07.07.2013, Auftakt zum Jubiläumsjahr«100 Jahre Kirche St. Josef» Feierlicher Familiengottesdienst mit Gospel Voice,

Pfarrei-Sommerfest auf dem Kirchplatz;

Festbetrieb mit Kinderprogramm und irischer Volks-

musik mit Roman Bausch

Donnerstag, 14.11.2013, «Christ sein heute»«Glauben suchen – Heimat finden – Christ sein in einer

pluralen Gesellschaft»

Vortrag von Dr. Rudolf Vögele, Leiter Ressort Pastoral,

Generalvikariat Zürich, anschliessend Apéro, Kollekte

zu Gunsten des Jubiläumsprojekts

Sonntag, 01.12.2013, Adventskonzert für Klavier und Violine mit Kristine Sutidze, Klavier, Ines Hübner, Violine

Kollekte zu Gunsten des Jubiläumsprojekts

Donnerstag, 30.01.2014, «Christ sein heute» «Kirche geht» Frische Erfahrungen einer Stadtpfarrei

Vortrag von Pfarrer Martin Piller und Team Pfarrei

Maria Lourdes Seebach, anschliessend Apéro, Kollekte

zu Gunsten des Jubiläumsprojekts

Donnerstag, 20.02.2014, Jubiläums-GV«100 Jahre Frauenverein St. Josef»

Donnerstag, 10.04.2014, «Christ sein heute» «Als Christ im weltweiten Dialog»

Vortrag von Pater Toni Kurmann SJ, Leiter der Jesuiten-

mission Schweiz, anschliessend Apéro, Kollekte zu

Gunsten des Jubiläumsprojekts

Sonntag, 04.05.2014, bis Sonntag, 01.06.2014 Bilderausstellung und Verkauf Bilder von

Elisabeth Clerici, Emil-Klöti-Strasse 37, 8406 Winterthur

Hans De Massari, Rieterstrasse 28, 8406 Winterthur

Gisela Pabst, Oberfeldstrasse 84, 8408 Winterthur

Sigrun Ramos, Wydenstrasse 26, 8408 Winterthur

25 Prozent des Verkaufserlöses zu Gunsten

des Jubiläumsprojekts

Die Pfarrei St. Josef feiert das Jubiläum der Kirche mit Aktivitäten während eines ganzen Jahres.

Page 35: Festschrift 100 Jahre Kirche St. Josef Töss-Winterthur

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Impressum

Herausgeber: Pfarreirat St. Josef, Töss

Redaktionskommission: Ines Bolthausen, Pastoralassistentin

Ferdinand Hess,

Präsident des Organisationskomitees

Jacek Jeruzalski, Pfarrer

Claudia Sedioli,

Verantwortliche Kommunikation

Katholische Kirche in Winterthur

Gestaltung/Druck: Mattenbach AG

Auflage: 2000 Exemplare

Fotos: Wo nicht vermerkt:

Bruno Fontana: S. 15, S. 16

Ferdinand Hess: Titelbild, S. 7, S. 8, S. 12, S. 13, S. 17

Gerald Pfeifer: S. 20, S. 21

Oliver Sittel: S. 33

zur Verfügung gestellt: S. 4, S. 10, S. 11, S. 12, S. 14, S. 19, S. 22

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