fachwissen isolierfarben sind unverzichtbare problemlöser · 2019. 5. 10. · lemlöser gefragt...

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FACHWISSEN ler aus einer breiten Palette von zum Teil hochspezialisierten Isolierfarben aus- wählen. Für praktisch alle Anwendungs- bereiche werden VOC-freie oder -arme und wasserverdünnbare Problemlöser angeboten. Die Entwicklung geht wei- ter, und die Entwicklungslabors werden sicherlich weitere innovative Produkte hervorbringen. 1. Eine kurze Geschichte Der Fleck muss weg! Das haben schon unsere Vorfahren gewusst, wenn ein neuer Anstrich fällig geworden war. Doch mit welchen Problemen hatten unsere Urgrossväter zu kämpfen, und welche Werkstoffe standen ihnen zur Verfügung? Wasser- und Russflecken, Nikotinablagerungen, ölige wachsartige Ablagerungen durch Paraffin und Ker- zenbeleuchtung, Inhaltsstoffe von Höl- Der Fleck – hier durch Wasser verursacht – muss weg! Isolierfarben sind unverzichtbare Problemlöser Text Wolfram Selter* und Adolf Beets** Bilder Bosshard + Co. und Vernis Claessens Das Tagesgeschäft des Malers lautet: schützen und dekorieren mit bewährten Beschichtungsstoffen. Die Beschichtung soll für eine optisch einheitliche, saubere Oberfläche sorgen. Doch in der Praxis kommt es immer wieder zu Situationen, in denen neben einem fundierten Fachwissen auch spezielle Prob- lemlöser gefragt sind: isolierende Farben. Flecken, die immer wieder durchschla- gen. Äste, die sich bereits nach einigen Wochen oder Monaten in der Beschich- tung abzeichnen. Nikotinverseuchte Wände und Decken, Fett- oder Russfle- cken, holzinhaltsstoffreiche Untergrün- de. Diese Probleme können auch dem Profi Kopfzerbrechen bereiten. In diesen Fällen greift er zu Isoliergrundierungen oder Isolierfarben. Isolierende Grundierungen und Far- ben sind unverzichtbare Werkstoffe für den Maler. Sie haben von Anbeginn im- mer zur Werkstoffpalette gehört. Aus gu- tem Grund darf man sie auch als die ers- ten Funktionsfarben bezeichnen. Wie viele andere Beschichtungsstof- fe auch, haben Isoliergrundierungen und -farben eine intensive, technologische Entwicklung erlebt. Heute können Ma- Beschichtung mit Isolier- technik (links) und ohne. * Bereichsleiter Technik + Entwicklung Bosshard + Co. AG ** Leiter Technik + Entwicklung Vernis Claessens S.A. 4 APPLICA 7/2015

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Page 1: FACHWISSEN Isolierfarben sind unverzichtbare Problemlöser · 2019. 5. 10. · lemlöser gefragt sind: isolierende Farben. Flecken, die immer wieder durchschla-gen. Äste, die sich

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ler aus einer breiten Palette von zum Teil hochspezialisierten Isolierfarben aus-wählen. Für praktisch alle Anwendungs-bereiche werden VOC-freie oder -arme und wasserverdünnbare Problemlöser angeboten. Die Entwicklung geht wei-ter, und die Entwicklungslabors werden sicherlich weitere innovative Produkte hervorbringen.

1. Eine kurze GeschichteDer Fleck muss weg! Das haben schon unsere Vorfahren gewusst, wenn ein neuer Anstrich fällig geworden war. Doch mit welchen Problemen hatten unsere Urgrossväter zu kämpfen, und welche Werkstoffe standen ihnen zur Verfügung? Wasser- und Russflecken, Nikotin ablagerungen, ölige wachsartige Ablagerungen durch Paraffin und Ker-zenbeleuchtung, Inhaltsstoffe von Höl-

Der Fleck – hier durch

Wasser verursacht – muss

weg!

Isolierfarben sind unverzichtbare Problemlöser

Text Wolfram Selter* und Adolf Beets**

Bilder Bosshard + Co. und Vernis Claessens

Das Tagesgeschäft des Malers lautet: schützen und dekorieren mit bewährten

Beschichtungsstoffen. Die Beschichtung soll für eine optisch einheitliche,

saubere Oberfläche sorgen. Doch in der Praxis kommt es immer wieder zu

Situationen, in denen neben einem fundierten Fachwissen auch spezielle Prob-

lemlöser gefragt sind: isolierende Farben.

Flecken, die immer wieder durchschla-gen. Äste, die sich bereits nach einigen Wochen oder Monaten in der Beschich-tung abzeichnen. Nikotinverseuchte Wände und Decken, Fett- oder Russfle-cken, holzinhaltsstoffreiche Untergrün-de. Diese Probleme können auch dem Profi Kopfzerbrechen bereiten. In diesen Fällen greift er zu Isoliergrundierungen oder Isolierfarben.

Isolierende Grundierungen und Far-ben sind unverzichtbare Werkstoffe für den Maler. Sie haben von Anbeginn im-mer zur Werkstoffpalette gehört. Aus gu-tem Grund darf man sie auch als die ers-ten Funktionsfarben bezeichnen.

Wie viele andere Beschichtungsstof-fe auch, haben Isoliergrundierungen und -farben eine intensive, technologische Entwicklung erlebt. Heute können Ma-

Beschichtung mit Isolier-

technik (links) und ohne.

* Bereichsleiter Technik + Entwicklung Bosshard + Co. AG ** Leiter Technik + Entwicklung Vernis Claessens S.A.

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farben, können Wasserflecken, Nikotin, Russ und vieles andere nicht hundert-prozentig sicher und dauerhaft isolieren. Es braucht spezielle Technologien. Erst mit der Entwicklung spezieller Bindemit-teltechnologie und selektiv wirkender In-hibitoren (Stoffe, die chemische Reak-tionen hemmen) war man in der Lage, die anspruchsvollen Herausforderungen an wässrige Isoliergrundierungen oder -farben optimal zu erfüllen.

Lösemittelsicher

Doch warum treten Flecken nach dem Auftragen der konventionellen Beschich-tungen oder während des Trocknens überhaupt auf? Die flüssigen und flüch-tigen Bestandteile der Farbe (Lösungs-mittel oder Wasser) dringen in den Unter-grund ein und lösen dort Stoffe, die sich dann im frisch applizierten Beschich-tungsstoff abzeichnen. Auch ein erneu-tes Überstreichen führt in solchen Fäl-len häufig nicht zum Erfolg.

Ein grosser Teil der fleckenverursa-chenden Substanzen ist wasserlöslich, jedoch nicht löslich in organischen Lö-sungsmitteln. Deshalb dominierten lan-ge Zeit die lösemittelhaltigen Farben punkto Fleckenisolierung. Sie bieten ein sehr hohes Mass an Isoliersicherheit.

3. Schweizer Spezialität MattfarbenMan könnte meinen, dass Mattfarben für Wände und Decken Farben sind, die sich durch einen tiefen Glanzgrad auszeich-nen. Das ist nur zum Teil richtig. In der Schweiz bezeichnet der Ausdruck Matt-

farbe eine Farbe mit einem tiefen Glanz-grad und Fleckenisolierungseigenschaf-ten, die grundsätzlich für Decken vorge-sehen sind.

Die Decke ist der Klassiker für Stan-dard-Isolierprobleme wie trockene Was-serflecken und Nikotinverschmutzungen. Es handelt sich bekanntlich um einen Untergrund, der nicht oder nur selten gereinigt werden muss beziehungs weise wird. Aus diesem Grund hat man in der Vergangenheit gern wenig gebundene Farben (Leimfarbe usw.) auf Decken auf-getragen.

Die Beständigkeit gegen Nassabrieb und die Aushärtungszeit spielen heute nur eine untergeordnete Rolle für Far-ben, die für Renovierungsarbeiten an der Decke verwendet werden sollen. Auf dem Markt werden wasserverdünnba-re oder lösemittelhaltige Mattfarben zur Renovation eingesetzt.

Lösungsmittelhaltige Farben

Oft werden lösungsmittelhaltige Matt-farben auf Basis von langöligen Binde-mitteln verwendet. Farben dieser Kate-gorie basieren auf modifizierten Ölen, deren Trocknungs- und Aushärtungszeit sich so gestaltet, dass der sich bilden-de Film praktisch spannungsfrei ist. Die vollständige Aushärtung ist erst nach mehreren Wochen abgeschlossen.

Auf diese Weise wird jegliche Span-nung auf die alte Farbschicht verhindert, und das System erhält im Gegenzug die gewünschte Haftfestigkeit, ohne die Ge-fahr von Abplatzungen. Diese Farben sor-

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zern – grundsätzlich gab es früher mit den heutigen vergleichbare Isolierprob-leme. Moderne Werkstoffe haben aber auch neue Isolierprobleme geschaffen. Weichmachermigration und das gefürch-tete Fogging (auch Schwarzstaub oder Magic-Dust = Schwarzverfärbung von Räumen) sind erst in den letzten Jahr-zehnten aufgetreten.

Eigene Produkte der Maler

Welche Werkstoffe standen den Malern früher zur Verfügung? Alkoholische Lö-sungen von Naturharzen, sogenannte Spritlacke, waren beliebte und gut funk-tionierende Produkte. Sie konnten für viele gängige Isolierprobleme eingesetzt werden.

Viele Maler stellten eigene Produk-te her und wussten zum Beispiel um die speziellen Eigenschaften mancher Bin-demittel, Pigmente und Füllstoffe. Lange dominierten die traditionellen lösemittel-haltigen Produkte, und es galt die Devi-se: Wässrige Farben isolieren nicht bei wasserlöslichen Verunreinigungen und Inhaltsstoffen.

2. Isoliertechnologie heuteWir unterscheiden heute zwischen Iso-liergrundierungen, Primern (speziell for-mulierter Beschichtungsstoff zum Her-stellen einer Grundbeschichtung auf vorbereiteten Oberflächen) und Isolier-farben. Diese können wasserverdünn-bar, lösemittelhaltig oder lösemittelfrei sein. Herkömmliche wässrige Beschich-tungsstoffe, insbesondere Dispersions-

Nikotinrückstände

sorgen für eines der

Standard-Isolierprobleme

an der Decke.

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sichtspunkten den Bindemitteln in wäss-rigen Dispersionen ähnlich sind, trifft diese Ähnlichkeit nicht auf ihre physi-sche Form zu.

Tatsächlich weisen Polymerharz-Tei-le eine sehr viel geringere Grösse auf als Dispersionspartikel. Aus dem bemer-kenswerten Eindringvermögen des Bin-demittels ergibt sich eine hervorragen-de Haftung auf saugfähigen Untergrün-den. Die ausschliesslich physikalische Trocknung und Filmbildung sorgen dafür, dass der Aushärtungsprozess schnell abgeschlossen ist.

Nachfolgend sind einige Anmerkun-gen zu dieser Produktkategorie aufge-führt:

■■ Wenig Geruch während des Auftra-gens und geruchlos nach abgeschlos-sener Trocknung

■■ Vollständig vergilbungsfrei■■ Hohe Resistenz gegen Nassabrieb■■ Geringe Spannung (oder vollständig

spannungsfrei)■■ Unverseifbar■■ Hohe Resistenz gegen Luftfeuchtig-

keit■■ Beim Auftragen mit einer Rolle, je

nach Qualität, zu Spritzern neigend.

Auf wässriger Basis

Unter dem Druck der öffentlichen Mei-nung und dem Zwang des Gesetzge-bers (Lenkungsabgabe für VOC) befas-sen sich die Hersteller seit Längerem mit der Problematik der Isolierung von Flecken mit wässrigen Produkten. Diese Problematik ist kompliziert vor dem Hin-

gen für Decken mit einer makellosen Oberfläche. Darum werden Decken in Einzelfällen heute noch mit matten Matt-farben auf Lösungsmittelbasis bearbei-tet, auch wenn eine Fleckenisolierung nicht erforderlich ist.

Nachfolgend sind einige Regeln auf-geführt, die bei der Verwendung dieser Produkte zu beachten sind:

■■ Nicht in feuchten Räumen verwenden (Badezimmer, Dusche usw.).

■■ Nicht auf neuen oder frischen Unter-gründen auf mineralischer Basis auftra-gen: Es besteht ein Verseifungsrisiko.

■■ Nicht als Grundierung oder Isolier-grund verwenden.

■■ Beim Streichen einer Decke kann die Farbe einige Zentimeter über die Decke hinaus auf die Wände fliessen. Deshalb besteht in diesem Bereich die Möglich-keit, dass sich die Tapete ablöst.

■■ Die Bereiche beim Auftragen der Farbe und während des Trocknungsvor-gangs gut lüften.

Lösemittelhaltige Isoliergrundierun-gen und Farben haben trotz des Drucks, wasserlösliche Produkte zu verwenden, immer noch für gewisse Anwendungsbe-reiche ihre Berechtigung. Viele vertrauen auf diese Produkte, wenn Termindruck und Wetter keine Alternativen zulassen.

Auf Basis von Polymerharzen

Ein anderer Typ sind Mattfarben, die auf in organischen Lösungsmitteln gelös-ten Polymerisatharzen basieren. Obwohl diese Bindemittel unter chemischen Ge-

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Flecken. Durch die Präsenz des Was-sers ergeben sich jedoch einige Umstän-de, die für ein optimales Ergebnis im All gemeinen und für die Isolierung der Flecken im Besonderen unbedingt zu beachten sind:

■■ Die vom Hersteller empfohlene Trock-nungszeit vor dem Auftragen der zweiten Schicht unbedingt einhalten.

■■ Unbedingt auf die Umgebungsbe-dingungen achten: Eine zu hohe Feuch-tigkeit oder eine zu niedrige Tempera-tur verhindern die optimale Bildung des Films.

■■ Der zu streichende Untergrund muss trocken und tragfähig sein.

■■ Für eine gute Isolierwirkung ist eine bestimmte Schichtstärke erforderlich. In der Regel ist auf eine Verdünnung der Farbe zu verzichten.

■■ Vom Auftragen auf Leimfarbe oder schwach gebundenen Farben ist abzu-sehen.

4. Richtig isolierenHier einige wichtige Tipps für das rich-tige Isolieren:

■■ Prüfen, um welche Art von Flecken-bildung es sich handelt. Nur so kann man die Ursache sicher ermitteln. Fest-stellen, ob die Ursachen der Flecken-bildung – beispielsweise Feuchtigkeit, Wasserschaden, eventuell konstrukti-ve Baumängel – immer noch vorhanden sind. Mit einem Anstrich kann sehr vie-les, aber nicht alles gerettet werden, was im Argen liegt. So müssen feuchte Untergründe zunächst immer austrock-

der Isolierfarbe auf kationischer Basis ist nicht in einem alkalischen Milieu dis-pergiert, sondern in einem schwach säu-erlichen Milieu (pH-Wert von zirka 5). Un-ter diesen Bedingungen sind die Flecken nicht oder nur sehr geringfügig löslich.

Vor 22 Jahren wurde die erste funk-tionstüchtige, wässrige Kationen-Isolier-grundierung in der Schweiz entwickelt und erfolgreich vermarktet. Heute ist diese immer noch aktuelle Technologie zum Massstab für wässrige Isoliergrun-dierungen geworden. Ob gegen Nikotin, Wasser oder Russ – diese Produkte ent-halten sauer eingestellte, positiv gela-dene Bindemittel, welche die häufig ne-gativ geladenen Verfärbungen an sich binden können. Durch die aktive Bin-dung der Verfärbungen wird eine siche-re Isolierwirkung erzielt.

Mit diesen Produkten behandelte Oberflächen zeigen bereits nach dem Trocknen der Grundierung, ob der Iso-liereffekt erfolgreich war. Schlägt nichts mehr durch, kann die Deckbeschichtung appliziert werden. Eine spezielle Füll-stoffkombination verhindert zusätzlich die Migration von löslichen Verunreini-gungen an die Oberfläche der Beschich-tung. Farben auf kationischer Basis sind nicht mit herkömmlichen Farben auf Wasserbasis verträglich. Daher sollten sie nicht mit diesen gemischt werden.

Wasser stellt Ansprüche

Mattfarben auf wässriger Basis sind Pro-dukte, von denen eine Leistung erwar-tet wird: das dauerhafte Abdecken der

tergrund, dass nahezu alle Arten von Fle-cken, die den Untergrund verschmutzen, wasserlöslich sind. Nachfolgend sind die wichtigsten Methoden aufgeführt, die der Markt derzeit bietet.

Isolierende Dispersionen

Bei dieser Methode werden Disper-sionsfarben eingesetzt. Dank deren For-mel werden die wasserlöslichen Flecken in der ersten Schicht so eingebunden, dass sie beim Auftragen der zweiten Schicht nicht mehr zum Vorschein kom-men können. Wasserverdünnbare hoch-deckende Einschichtfarben nutzten eine spezielle Bindemitteltechnologie für die sichere Isolierung von leichteren Flecken im Innenbereich. Innovative Isolierpri-mer auf spezieller Bindemitteltechnolo-gie und mit Inhibitoren sorgen für die si-chere Isolierung im Holzbereich.

Auf Basis emulgierter Alkydharze

Das Harz wird in Wasser emulgiert (kol-loidale Lösung). Die Homogenität des Milieus verhindert eine schnelle Aktivie-rung der Flecken durch das in der Farbe enthaltene Wasser.

Kationische Produkte

Die kationische Methode beruht auf der Tatsache, dass gewöhnliche Flecken in der Regel zwar wasserlöslich sind, je-doch vor allem in einem alkalischen Mi-lieu. Deshalb verwendet der Profi für die Vorbehandlung der Flächen vor dem Streichen alkalische Lösungen, Seifen-lauge oder Ammoniak. Das Bindemittel

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ren am Untergrund verbleibenden Haft-wurzeln zu erheblichen Verfärbungen füh-ren. Auf mit expandierten Schaumstof-fen (EPS, Styropor) isolierten Fassaden in Verbindung mit Oberputzen ist die Auswahl der einsetzbaren Isolierfarben stark eingeschränkt. Lösemittelhaltige Isoliergrundierungen und -farben können zu schweren Schäden an der Ausseniso-lation führen. Im Zweifelsfall sind Vorver-suche dringend anzuraten.

Insektenkot als Herausforderung

Insektenkot ist für den Maler wohl das Schwierigste, was er antreffen kann, und zwar im Innen- wie im Aussenbereich. Hier stossen selbst hochwertige Isolier-grundierungen und Mattfarben hin und wieder an ihre Grenzen. Insektenkot soll-te wenn möglich immer mechanisch ent-fernt werden.

Leistungsfähige Isoliergrundierungen entbinden den Verarbeiter nicht von den üblichen Vorarbeiten wie gründliches Prüfen des Untergrundes, sorgfältiges Reinigen, An- oder Abschleifen, Entfet-ten, Abwaschen usw. Die Produkte sind immer entsprechend den Vorgaben auf den technischen Merkblättern zu verar-beiten und vor allem richtig trocknen zu lassen. Im Zweifelsfall sollte ein Fachbe-rater der Hersteller aufgeboten werden.

5. Typische ProblemeDie universelle Isolierfarbe gibt es eben-so wenig, wie es nur ein Isolierproblem zu lösen gibt. Die Lackindustrie bietet Lösungen für fast jedes Problem:

nen. In kritischen Fällen sind Versuchs-flächen anzulegen.

■■ Die mit Flecken belasteten Unter-gründe müssen in jedem Fall immer tro-cken und tragfähig sein. In einigen Fällen wie zum Beispiel Ausblühungen müssen sie erst entsprechend gereinigt werden.

■■ Isoliergrundierungen bilden eine Sperrschicht und sollen daher nicht be-ziehungsweise nur nach Vorschrift ver-dünnt werden. Isoliergrundierungen/Primer gehören heute vielfach zum Standard auch für gewisse wässrige An-strichaufbauten auf Holz und Holzwerk-stoffen wie Holzfenster aus Föhrenholz/Dreischicht-Holzplatten.

Zwei Grundierungen nötig

Es ist möglich, dass bei sehr komplexen Fleckenbildungen sogar zwei verschie-dene Isoliergrundierungen zum Einsatz kommen, etwa nach Brandschäden: Ein wässriger Isoliergrund für lösemittellös-liche Flecken wie Teer oder bituminöse Rückstände und Schmelzprodukte von Kunststoffen sowie ein lösemittelhal-tiger Isoliergrund, um leicht wasserlös-liche Flecken sicher zu isolieren, bei-spielsweise Wasserflecken vom Lösch-wasser.

Rückstände von Kletterpflanzen an Fassaden können sehr hartnäckig sein. Idealerweise sollte die zu entfernende Kletterpflanze (zum Beispiel Efeu) schon im Winter/Frühjahr, bevor sie voll im Saft steht, über dem Erdreich durchgeschnit-ten werden, damit sie verdorrt. Voll im Saft stehende Pflanzen können mit ih-

Mit Wachsstiften

«verzierte» Wand.

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Verschmutzungen

durch Rauchen.

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hohe Holzfeuchtigkeit, hohe Luftfeuchtig-keit, rückseitige Durchfeuchtung, Wärme und hohe Alkalität des Anstrichstoffes oder seiner Umgebung (mineralischer Abrieb).

Die so entstehenden Verfärbungen können bereits direkt nach der Trock-nung oder auch erst nach Wochen er-scheinen. Astverfärbungen sind ein na-türlicher Vorgang. Das Durchschlagen kann niemals ganz ausgeschlossen wer-den, eine hundertprozentige Garantie gibt es also nicht.

Das Risiko minimieren

Mit ein paar Massnahmen kann der Ma-ler das Risiko, dass auf der Beschich-tung von Holz Verfärbungen auftreten, minimieren:

■■ Da die Holzinhaltsstoffe wasserlös-lich sind, sollte man speziell im Aus-

sollen diese Oberflächen sein. Doch währt die Freude häufig nur kurze Zeit. Bald zeichnen sich inmitten der weis-sen Flächen die Aststellen und manch-mal auch die Kernholzanteile gelblich-braun ab.

Astverfärbungen treten bei soge-nannt aktiven Ästen (die noch Harz ab-sondern), bevorzugt in Nadelhölzern, auf. Sowohl lösemittelhaltige als auch wässrige Anstrichstoffe können diese Er-scheinung zeigen. Wässrige sind häufig stärker betroffen, da der Wasseranteil die Holzinhaltsstoffe stärker und schnel-ler anlöst.

Holzinhaltsstoffe sind in der Regel niedrigmolekulare organische Verbindun-gen (Harzterpene usw.). Diese diffundie-ren durch den Anstrichstoff und verfär-ben diesen. Aktiviert, beziehungsweise ausgelöst, wird diese Diffusion durch

■■ Nikotin- und Russflecken: Diese Untergrundverunreinigungen sind be-sonders hartnäckig und nicht mit her-kömmlichen Innenfarben isolierbar. Es kommen nur spezielle, wässrige oder lösemittelhaltige Produkte mit Langzeit-Isolierwirkung zum Einsatz.

■■ Fett- und Dunstflecken: Besonders im Küchenbereich anzutreffen, stellen sie alle Innenfarben auf die Probe. Die Untergründe reduzieren die Haftung vie-ler Beschichtungsstoffe.

■■ Wachsstifte und Graffiti: Diese Fle-cken lassen sich nur schwer sicher und dauerhaft überstreichen.

■■ Teer und Bitumen: Da müssen auch herkömmliche lösemittelhaltige Isolier-farben mit Vorsicht angewendet werden.

■■ Wasserflecken: Erkennt man in der Regel an der flächigen, aber unregel-mässigen Ausbreitung und an zahlrei-chen Farbschattierungen.

■■ Holzinhaltsstoffe: Viele Hölzer enthal-ten färbende Bestandteile. Egal, ob es sich um Massivholz oder Holzwerkstoffe handelt, überall kann es zum Verfärben durch Inhaltsstoffe kommen. Besonders tückisch sind die Aststellen. Die Ver-färbung der Aststellen kann manchmal erst nach Wochen oder Monaten erfol-gen. Näheres zu den Holz inhaltsstoffen in den nächsten Ab schnitten.

Holz ist heikel

Kunden wünschen heute vermehrt weis-se oder helle Dachuntersichten, Zäune, Pergolen, Fassadenverkleidungen, Täfer-decken usw. Schön gleichmässig weiss

Wasserflecken haben

oft eine unregelmässige

Ausbreitung und zahlreiche

Farbschattierungen.

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Typische Astverfärbung auf

der Beschichtung von Holz.

von wässrigen Anstrichstoffen sind zu kurze Zwischentrocknungs-Intervalle im-mer wieder Auslöser für die lästigen Ver-färbungen.

6. FazitIsolierprobleme verursachen Ärger und häufig schwer kalkulierbare Kosten. Das universelle Isolierprodukt gibt es nicht, aber viele Isolierprobleme lassen sich heute sicher meistern. Wässrige Isolier-grundierungen und -farben zeigen über-zeugende Leistungen, so dass VOC-hal-tigen Produkte in vielen Fällen nur noch für Spezialanwendungen herangezogen werden müssen.

Sicher zu isolieren setzt aber eine solide Kenntnis der individuell vorliegen-den Situa tion voraus. Lassen wir uns über raschen, was die Zukunft an weite-ren Innovationen bringt, denn Isolierpro-bleme wird es immer geben. ■

seneinsatz eine lösemittelhaltige, pig-mentierte Holzgrundierung allseitig auf-bringen

■■ Sind wässrige Anstrichstoffe vorge-sehen, so erzielt der Maler auch mit spe-ziell formulierten Grundierungen gute Er-gebnisse. Wichtig ist, die Trockenzeiten einzuhalten.

■■ Als absperrende Zwischenbeschich-tung sind speziell Isoprimer in ausrei-chenden Schichtdicken aufzutragen. Diese absperrende Zwischenbeschich-tung kann mit wässrigen Anstrichstof-fen überstrichen werden. Die maximal empfohlenen Verbrauchsmengen dürfen nicht überschritten werden.

■■ Die Trockenzeiten sind unbedingt ein-zuhalten. Gerade bei der Verwendung

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