exklusives interview mit kt tunstall

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I ticketcorner.ch I VERANSTALTUNGS- UND FREIZEITMAGAZIN event. 13 I blue balls I 12 event. VERANSTALTUNGS- UND FREIZEITMAGAZIN KT Tunstall, eine Kämpfernatur, die unbeirrbar ihren Weg geht Kleine Amazone Sie liebt den Blues, den Folk, die akustische Musik. KT solo mit Gitarre wird es immer geben. Doch auf ihrem neuen Album «Tiger Suit» entdeckt sie die Dance Music neu, hörte Leftfield, Fedde le Grand. So entstand das Genre «Nature Techno». Ein Mix voller Authentizi- tät. KT Tunstall sprach mit event. über Looks, rebelli- sche Frauen und die Wichtig- keit, sich selbst zu sein. Mit Gitarristin Charlotte Hatherley habe ich neu eine Frau an meiner Seite. Das macht die Musik weiblicher, aber auch wilder, rebellischer. – Sie ist auch eine Kriegerin! ’’ ich die Aufzeichnungen anschaute, hatte ich solche Angst, einen Fehler zu machen. Ob- wohl ich wusste, dass alles super gelaufen ist. Wie mit dem Tiger. Weil du im Traum einen Tigeranzug trägst. Ich kann mich selbst im Traum nicht sehen. Aber beim Aufwachen spekulierte ich, dass ich vielleicht nicht gefressen worden bin, weil der Tiger mich auch für einen Tiger hielt, weil ich vielleicht einen Tigeranzug getragen habe. Und wie überträgt sich das auf das Al- bum «Tiger Suit»? Auf dem Album geht es darum, etwas zu tra- gen, um sich zu schützen. Metaphorisch, aber auch wörtlich, wie zum Beispiel Waffen zu tragen, um sich zu schützen. Ist es wichtig, wie man sich anzieht? Ich glaube schon. Ich war jahrelang ängstlich, wegen dem Image. Ich wollte auf keinen Fall, dass mein Äusseres von meiner Musik ablenkt und vor allem als Musikerin wahrgenommen werden, nicht primär als Frau. Darum war ich lange unsicher, meinen Körper und mein Ge- sicht einzusetzen. Mit der Zeit merkte ich, dass ein bestimmter Look eine Ausdrucks- weise sein kann. Und dass bewusstes Styling nicht heissen muss, seinen Körper anstelle sei- ner Musik zu verkaufen. Im Vergleich zu Lady GaGa bis du aber immer noch zurückhaltend. Sicher. Ein gewisser Druck ist aber vorhanden, die Frage, ob man mit den anderen weibli- chen Künstlerinnen wetteifern soll. Aber dann merkte ich, dass das komplett verrückt ist. Man muss sich selbst treu bleiben. Alles an- dere funktioniert nicht, weil es nicht echt ist. Was ist echt? Meine Musik ist echt. Und das muss ich mit meinem Image reflektieren. Du hast auch mit Linda Perry zusammen- gearbeitet. Sie ist auch eine echte, starke Frau, die direkt sagt, was sie denkt. Ja, sie ist grossartig. Wir haben eins meiner Lieblingsstücke auf dem Album zusammen geschrieben, «Madame Trudeaux», da gehts um rebellische Frauen. Feminismus hat einen negativen Beige- schmack bekommen. Woran sollen sich KT, wie gehts dir? Sehr gut! Es ist immer bizarr, am Morgen im Tourbus zu erwachen, total schrecklich aus- zusehen und dann vom wenigsten glamourö- sen Teil meines Lebens in den glamourösesten einzusteigen – wie ein Fotoshooting. Du siehst super aus! Der Halsschmuck aus Pfauenfedern steht dir total. Danke. Den hat eine Freundin von mir ge- macht. Sie stellt Schmuck aus recyceltem Ma- terial her. Das war mal ein Hut! Recycling mit Style! Du bist ja auch sonst eine sehr umweltbewusste Person. Ich gebe mein Bestes. Der Strom meines Stu- dios kommt von Solarpanels. Und der Schlüsselmoment für dein neues Album «Tiger Suit» spielt in einem Gar- ten. Du träumst davon, einem Tiger zu begegnen, streichelst ihn und realisierst erst später, wie gefährlich das war. Wann hast du das zum letzten Mal geträumt? Ich hatte den Traum regelmässig seit meiner Kindheit. Aber seit ich darüber gesprochen habe, kam er nie mehr zurück. Ich weiss nicht, ob ich einen Zauber gebrochen habe. Was, denkst du, bedeutet der Traum? Interessant ist, dass ich mich gut fühle, so- lange ich beim Tiger bin, und erst danach, wenn ich ihn vom Fenster der Wohnung aus beobachte, nervös werde und denke, er hätte mich umbringen können. Ich denke, meine Einstellung zum Leben war immer ein biss- chen so, dass ich mir erst hinterher über ge- wisse Dinge Sorgen mache. Du hast also einen starken Schutzengel? Es ist ein Krieger in mir, der keine Angst hat. Was hat deine Kämpfernatur dir als Mu- sikerin gebracht? Ich habe zehn Jahre damit verbracht, zu ver- suchen, als Musikerin irgendwo hinzukom- men. Und jetzt denke ich, Gott! Was, wenn das nicht funktioniert hätte? Ich hätte keinen Job, ich hätte gar nichts. Aber den kann dir jetzt niemand mehr wegnehmen. Ja, schon, aber wenn ich zurückdenke, da- mals bei der Jools Holland Show auf BBC, wo alles anfing. Ich war nicht mal nervös. Ich ging einfach hinein und machte mein Ding, gab mein Bestes. Das ist genial! Du hast in den entschei- denden Momenten einfach keine Angst. Aber danach. Einen ganzen Monat lang, als event.-Redaktorin Selina Müller traf KT Tunstall im Komplex 457 in Zürich. KT TUNSTALL Blue Balls Festival Mo 25. Juli Luzern

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event. - Das Veranstaltungs- und Freizeitmagazin - Juni 2011

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I ticketcorner.ch I

VERANSTALTUNGS- UND FREIZEITMAGAZIN event. 13

I blue balls I

12 event. VERANSTALTUNGS- UND FREIZEITMAGAZIN

KT Tunstall, eine Kämpfernatur, die unbeirrbar ihren Weg geht

Kleine Amazone

Sie liebt den Blues, denFolk, die akustische Musik.KT solo mit Gitarre wirdes immer geben. Doch aufihrem neuen Album «TigerSuit» entdeckt sie die DanceMusic neu, hörte Leftfield,Fedde le Grand. So entstanddas Genre «Nature Techno».Ein Mix voller Authentizi-tät. KT Tunstall sprach mitevent. über Looks, rebelli-sche Frauen und die Wichtig-keit, sich selbst zu sein.

“Mit Gitarristin Charlotte Hatherley habe

ich neu eine Frau an meiner Seite. Das macht

die Musik weiblicher, aber auch wilder,

rebellischer. – Sie ist auch eine Kriegerin! ’’

ich die Aufzeichnungen anschaute, hatte ich

solche Angst, einen Fehler zu machen. Ob-

wohl ich wusste, dass alles super gelaufen ist.

Wie mit dem Tiger. Weil du im Traumeinen Tigeranzug trägst.Ich kann mich selbst im Traum nicht sehen.

Aber beim Aufwachen spekulierte ich, dass

ich vielleicht nicht gefressen worden bin, weil

der Tiger mich auch für einen Tiger hielt, weil

ich vielleicht einen Tigeranzug getragen habe.

Und wie überträgt sich das auf das Al-bum «Tiger Suit»?Auf dem Album geht es darum, etwas zu tra-

gen, um sich zu schützen. Metaphorisch, aber

auch wörtlich, wie zum Beispiel Waffen zu

tragen, um sich zu schützen.

Ist es wichtig, wie man sich anzieht?Ich glaube schon. Ich war jahrelang ängstlich,

wegen dem Image. Ich wollte auf keinen Fall,

dass mein Äusseres von meiner Musik ablenkt

und vor allem als Musikerin wahrgenommen

werden, nicht primär als Frau. Darum war ich

lange unsicher, meinen Körper und mein Ge-

sicht einzusetzen. Mit der Zeit merkte ich,

dass ein bestimmter Look eine Ausdrucks-

weise sein kann. Und dass bewusstes Styling

nicht heissen muss, seinen Körper anstelle sei-

ner Musik zu verkaufen.

Im Vergleich zu Lady GaGa bis du aberimmer noch zurückhaltend.Sicher. Ein gewisser Druck ist aber vorhanden,

die Frage, ob man mit den anderen weibli-

chen Künstlerinnen wetteifern soll. Aber dann

merkte ich, dass das komplett verrückt ist.

Man muss sich selbst treu bleiben. Alles an-

dere funktioniert nicht, weil es nicht echt ist.

Was ist echt?Meine Musik ist echt. Und das muss ich mit

meinem Image reflektieren.

Du hast auch mit Linda Perry zusammen-gearbeitet. Sie ist auch eine echte, starkeFrau, die direkt sagt, was sie denkt.Ja, sie ist grossartig. Wir haben eins meiner

Lieblingsstücke auf dem Album zusammen

geschrieben, «Madame Trudeaux», da gehts

um rebellische Frauen.

Feminismus hat einen negativen Beige-schmack bekommen. Woran sollen sich

KT, wie gehts dir?Sehr gut! Es ist immer bizarr, am Morgen im

Tourbus zu erwachen, total schrecklich aus-

zusehen und dann vom wenigsten glamourö-

sen Teil meines Lebens in den glamourösesten

einzusteigen – wie ein Fotoshooting.

Du siehst super aus! Der Halsschmuck ausPfauenfedern steht dir total.Danke. Den hat eine Freundin von mir ge-

macht. Sie stellt Schmuck aus recyceltem Ma-

terial her. Das war mal ein Hut!

Recycling mit Style! Du bist ja auch sonsteine sehr umweltbewusste Person.Ich gebe mein Bestes. Der Strom meines Stu-

dios kommt von Solarpanels.

Und der Schlüsselmoment für dein neuesAlbum «Tiger Suit» spielt in einem Gar-ten. Du träumst davon, einem Tiger zubegegnen, streichelst ihn und realisiersterst später, wie gefährlich das war. Wannhast du das zum letzten Mal geträumt?Ich hatte den Traum regelmässig seit meiner

Kindheit. Aber seit ich darüber gesprochen

habe, kam er nie mehr zurück. Ich weiss

nicht, ob ich einen Zauber gebrochen habe.

Was, denkst du, bedeutet der Traum?Interessant ist, dass ich mich gut fühle, so-

lange ich beim Tiger bin, und erst danach,

wenn ich ihn vom Fenster der Wohnung aus

beobachte, nervös werde und denke, er hätte

mich umbringen können. Ich denke, meine

Einstellung zum Leben war immer ein biss-

chen so, dass ich mir erst hinterher über ge-

wisse Dinge Sorgen mache.

Du hast also einen starken Schutzengel?Es ist ein Krieger in mir, der keine Angst hat.

Was hat deine Kämpfernatur dir als Mu-sikerin gebracht?Ich habe zehn Jahre damit verbracht, zu ver-

suchen, als Musikerin irgendwo hinzukom-

men. Und jetzt denke ich, Gott! Was, wenn

das nicht funktioniert hätte? Ich hätte keinen

Job, ich hätte gar nichts.

Aber den kann dir jetzt niemand mehrwegnehmen.Ja, schon, aber wenn ich zurückdenke, da-

mals bei der Jools Holland Show auf BBC, wo

alles anfing. Ich war nicht mal nervös. Ich ging

einfach hinein und machte mein Ding, gab

mein Bestes.

Das ist genial! Du hast in den entschei-denden Momenten einfach keine Angst.Aber danach. Einen ganzen Monat lang, als event.-Redaktorin Selina Müller traf KT Tunstall im Komplex 457 in Zürich.

KT TUNSTALLBlue Balls Festiv

al

Mo 25. Juli

Luzern

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die Rebellinnen heute orientieren?Es geht darum, keinem Druck nachzugeben.

Nicht das Gefühl zu haben, sich rechtfertigen

zu müssen für das, was man ist. Sondern so

zu sein, wie man glücklich ist. Und das gilt für

Frauen wie für Männer. Nicht, dass ich jetzt

das schon erreicht hätte und immer nur zu-

frieden mit mir selbst wäre, aber es ist das,

was ich anstrebe: Immer zu sein, wer ich bin.

Du gehst deinen Weg auch mit eigenwil-ligen Songtexten, zum Beispiel in «I AmA Weirdo», «Ich bin eine Spinnerin».Dort geht es genau darum, sich selber zu ak-

zeptieren. Das zu sein, was man ist.

Du bist auch ein Naturkind.Ja, meine Eltern haben sich sogar beim Klet-

tern kennengelernt. Ferien war gleich Cam-

ping. Ich liebte die Tatsache, dass Heimat

nicht ein Ort war, sondern die Leute. Ich liebe

das Nomadenleben und naturnahes Reisen.

Du bist nicht das erste Mal in die Schweizgereist, du warst am Blue Balls Festival inLuzern schon 2005.Es war eine geniale Atmosphäre, nicht zu

gross, sodass es sich anfühlte, als wären alle

Leute miteinander verbunden. Und die wun-

derschöne Natur! Ich freue mich sehr, dahin

zurückzukommen.

Interview: Selina Müller

Eines der renommiertesten Musikfestivals

der Schweiz findet rund um das Luzerner

Seebecken statt. Hochkarätige Stars ne-

ben Neuentdeckungen in einmaligem Am-

biente. Neben KT Tunstall sind darunter (im

Gegenuhrzeigersinn): Erykah Badu, eine der

musikalisch prägenden und glamourösesten

Figuren des Hip-Hop und Soul; Newcome-

rin Agnes Obel aus Skandinavien; Vertrete-

rin der neuen Folk-Bewegung in

den USA: Joanna Newsom;

eine der wichtigsten Schwei-

zer Acts überhaupt: Sophie

Hunger und die US-R’n’B-

Königin Macy Gray. Kom-

plettes Line-up auf

blueballs.ch

DAS BLUE BALLS FESTIVAL 2011

KTs wilde Haarsträhnen zeigen ihr Wesen.

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