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Exerzitien im Alltag 2014

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Page 1: Exerzitien im Alltag 2014 · zu Gott. Es gibt Zeiten, da spüren wir sie und es gibt Momente im Leben, da ist sie weniger spürbar. Immer wieder müssen oder sollten wir uns mit ihr

Exerzitien im Alltag 2014

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Einführung

„WIR – unendlich geliebt!?“ – wie lese ich es? Mit

Ausrufezeichen oder mit Fragezeichen? Was spricht mich

momentan eher an und wo liegt der Grund dafür?

Was kann ich darunter alles verstehen? WIR? Unendlich?

Geliebt?

In den vierwöchigen Exerzitien im Alltag wollen wir in

diesem Jahr den Blick auf die Liebe richten.

Liebe – was verstehe ich darunter? Welche Rolle spielt die

Liebe in meinem Leben? Wen liebe ich? Wer liebt mich?

Welche Rolle spielt Gott dabei?

Eine ganze Menge an Fragen, denen wir in den nächsten

Wochen etwas auf die Spur kommen wollen, und vielleicht

findet der ein oder andere eine Antwort.

Die Liebe – ein lebensnotwendiger Punkt in unserem

Leben. Aber auch ein Punkt, der sehr verletzend und

schmerzlich sein kann. Die Liebe hat viele Seiten! Ich kann

sie bekommen und ich kann sie geben. Es gibt die Liebe zu

anderen Menschen, die Liebe zu mir oder auch die Liebe

zu Gott. Es gibt Zeiten, da spüren wir sie und es gibt

Momente im Leben, da ist sie weniger spürbar.

Immer wieder müssen oder sollten wir uns mit ihr

auseinandersetzen, an ihr arbeiten.

Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um der Liebe

und dem Bewusstsein dafür, ein Stückchen näher zu

kommen…

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Impuls durch die Zeit: Joh 15, 9-17

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch

geliebt. Bleibt in meiner Liebe!

Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe

bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten

habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch

gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure

Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt

einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine

größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine

Freunde hingibt.

Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch

auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der

Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich

euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles

mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch

erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und

Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch

der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen

bittet.

Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

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Auf den folgenden Seiten finden Sie Anregungen, wie Sie

sich ihre Impulszeit, während der Exerzitien im Alltag,

bestmöglich gestalten können.

Einladung zur Stille …im Sitzen

Ich nehme eine aufrechte Haltung

auf meinem Stuhl ein: Spüre, wie ich aufsitze.

Vom Becken aus richtet sich mein Oberkörper auf. Ich stelle mir vor, wie sich mein Körper

Wirbel um Wirbel der Decke entgegenstreckt.

Ich richte mich auf. Ich richte mich aus.

Meine Hände suchen eine gesammelte Haltung: Ich lasse sie auf den Oberschenkeln ausruhen

oder lege sie ineinander zu einer Schale in meinen Schoß.

Ich schließe meine Augen.

Ich lasse meinen Blick nach innen fallen.

In dieser Zeit darf ich loslassen: Alles Planen und Leisten müssen,

alle Sorgen und Ängste,

alles, was mich jetzt noch umgibt und „gefangen hält“.

Herr, ich bin da,

komme an und

stelle mich in Deine Gegenwart, offen für das, was du mir sagen und schenken möchtest.

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…im Liegen Ich lege mich in Rückenlage auf eine Decke.

Ich nehme wahr, wie ich jetzt da bin. Ich stelle meine Beine auf und fühle meinen Rücken mit

seiner ganzen Breite und Länge auf dem Boden aufliegen.

Ich lasse langsam meine Beine ausgleiten, etwa hüftbreit auseinander.

Die Fußspitzen fallen nach außen. Ich spüre meine Beine auf dem Boden.

Mein Hinterkopf ruht auf dem Boden. Ich lege meine Hände auf en Unterbauch und spüre

meine Atembewegung.

Ich bleibe ganz aufmerksam in meiner Atembewegung und lasse mich jedem Ausatmen mehr los.

Ich beende die Übung, indem ich tief durchatme, die Augen öffne und mich dem Impuls zuwende.

…im Stehen

Ich stelle mich möglichst ohne Schuhe auf den Boden.

Die Füße sind hüftbreit auseinander:

Ich bewege leicht meine Fußgelenke – die Kniegelenke –

die Hüftgelenke – die Schultern – die Arme in den

Gelenken.

Ich spüre mein Gewicht – meine Fersen – meine

Zehenballen.

Ich drehe den Kopf nach links und nach rechts.

Ich lasse ihn auf der Wirbelsäule ruhen.

Mein Scheitelpunkt zeigt nach oben.

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Ich entspanne meinen Hals, indem ich mein Kinn etwas

senke. Ich fühle mich in mein Gesicht ein:

Ich spüre meine Stirn – meine Augen – meine Wangen –

meine Nase – meinen Mund.

Wenn ich Anspannungen in diesem Bereich wahrnehme,

versuche ich sie loszulassen.

Ich spüre meine Atembewegung, wie mein Leib durch das

Einatmen weit und im Ausatmen wieder schaler wird.

Ich verweile in dieser Wahrnehmung.

Ich beende die Übung, indem ich tief durchatme und die

Augen öffne…

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Der rote Faden 1. Woche: Gottesliebe 2. Woche: Selbstliebe

3. Woche: Nächstenliebe 4. Woche: Zeit für die Liebe

Grundhaltungen auf dem Exerzitien-Weg

1. Den Leib beachten und einbeziehen

Eine Gebetshaltung suchen, die mir hilft, da zu sein

– wach und aufmerksam

Empfindungen wahrnehmen

2. Stille und Schweigen schätzen lernen

Die Stille ist eine große Chance. Ich muss sie nicht

krampfhaft suchen oder mich in sie hineinzwingen.

Ich versuche die Stille zu genießen, die sich in

meinem Innern ausbreitet, wenn ich zur Ruhe komme.

3. Aufmerksam und achtsam sein

Viele Dinge in uns und um uns herum bleiben von

uns unbemerkt, weil wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken.

Gott kann sich in allem mitteilen. Ich versuche aufmerksam zu sein für die Dinge in mir, für die Welt,

für Gott.

Ich darf achtsam mit mir selber sein, mit meinen Gefühlen, meinen Bedürfnissen, meinen Grenzen.

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4. Mit allen Sinnen leben – und glauben

Gelegentlich eine Wahrnehmungsübung machen: Ganz bewusst die Sinne einsetzen: sehen, hören,

riechen, tasten, spüren.

Staunen lernen über die Schönheit der Schöpfung.

5. Sich als Übende(n) verstehen

Üben heißt: ausprobieren dürfen, experimentieren

Mit mir geduldig sein (Gott ist es auch)

Schrittweise gehen, sich von Fehlschlägen nicht entmutigen lassen

mich nicht unter Leistungsdruck setzen

mich aber auch nicht von Lust und Unlust abhängig

machen, frei sein

Gott eine Chance geben: Das Wichtigste tut ER – nicht ich.

Schritte einer Übungszeit Ich setze bewusst einen Anfang

o Ich zünde eine Kerze an, verneige mich, mache ein Kreuzzeichen,…

Ich werde still und spreche mein Anfangsgebet

o Ich nehme meinen Atem wahr, meinen Leib, ich lasse meine Gedanken und mein Planen los

und versuche im vergegenwärtigen Moment anzukommen, komme ins Schweigen…

Hier bin ich Gott, vor dir, so wie ich bin –

mit meiner Sehnsucht,

meiner Hoffnung,

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meiner Freude,

meinem Ärger, meiner Müdigkeit…

Hilf mir zu sehen, was du mir jetzt zeigen möchtest,

zu hören,

was du mir jetzt sagen möchtest, zu spüren,

dass du mit mir gehst und bei mir bleibst.

So bin ich jetzt vor dir.

(Dag Hammerskjöld)

Schweigen möchte ich, Herr,

und auf dich warten.

Schweigen möchte ich,

damit ich verstehe,

was in deiner Welt geschieht.

Schweigen möchte ich,

damit ich den Dingen nahe bin,

allen deinen Geschöpfen,

und ihre Stimme höre.

Schweigen möchte ich,

damit ich lerne,

dein und mein Wort zu unterscheiden.

Ich möchte schweigen,

damit ich unter den vielen Stimmen

die Deine erkenne.

(nach Jörg Zink)

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Herr, öffne mir die Augen

mach weit meinen Blick

und mein Interesse

damit ich sehen kann,

was ich noch nicht erkenne.

Herr, gibt mir ein

großzügiges Herz,

dass sich Deinem Wort überlässt

und zu tun wagt,

was es noch nicht getan hat.

Herr, ich weiß,

dass ich nur lebe,

wenn ich mich von dir

rufen und verändern lasse.

Amen.

(nach Ignatius von Loyola)

Meine Tagesbetrachtung o Ich verweile bei dem, was mich persönlich

anspricht und bewegt

Ich schließe bewusst ab

o Mit einem persönlich formulierten Gebet oder

einen vorgegebenen Gebet (Vater unser,…), mit einer Geste.

Reflexion o Ich schaue, wie es mir erging, was ich in den

weiteren Tag mitnehmen will, ob ich an meinem Umgang mit der Betrachtungszeit

etwas ändern sollte.

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Der Tagesrückblick Ich setze einen bewussten Anfang

Ich werde still

o Ich darf da sein, wie ich bin.

Ich muss nichts leisten. Ich bin da vor Gott.

Gott ist für mich da.

Ich schaue auf meinen Tag zurück

o Ich schaue auf meine Gebetszeiten und auf

mein Tun an diesem Tag zurück: Was war unangenehm,

was hat mir wohlgetan. Ich nehme es an, so wie es ist.

Ich bitte, ich danke

o Ich darf alles, was mich belastet, in Gottes Hände legen

und ihm danken für alles, was gut war.

Ich schließe mit einem Gebet

o z.B. Mein Gott, nun kehr ich heim zu mir. Des Tages Stunden, des Tages Wunden,

all meine Weiten und Armseligkeiten

leg ich in deine Hände hinein. Gott, wie ich bin, bin ich dein…(Ignaz Klug)

Gestaltung eines Gebetsortes ich wähle mir einen ruhigen Ort in der Wohnung/

im Haus

ich gestalte ihn so, dass ich dort zur Ruhe kommen

kann

ich versuche mich auf das Wesentliche zu

konzentrieren

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Gestaltungsmöglichkeiten: eine Kerze, eine Bibel, ein

Kreuz,…

Exerzitien-Tagebuch Erlebnisse, Erfahrungen,…, die ich immer wieder

einmal zur Hand nehmen möchte, können hierin

festgehalten werden

Dieses Buch kann auch eine Hilfe für den geistlichen

Austausch sein

Gebetszeit mit einem Bibeltext nach Ignatius von Loyola

Mich einfinden

Die Bibelstelle wählen, mit der ich beten will.

Mir den Raum schaffen. Äußere Stille: An einem ruhigen Platz die Körperhaltung einnehmen, die mir jetzt hilft,

wach da zu sein.

Innere Stille: Mir bewusst werden, dass ich ungestört Zeit

habe für mich – vor Gott/Jesus Christus. Ich brauche nichts zu leisten. Ich darf da sein mit meinem ganzen Sein,

mit Körper, Geist und Seele, mit allem, was mich

beschäftigt, so wie ich jetzt bin – in seiner Gegenwart.

Mich in meinem Leib wahrnehmen, den Atem kommen

und gehen lassen, Störungen (Geräusche, Gedanken ...) ziehen lassen.

Mich aufmachen – Betrachten Vorbereitungsgebet: Bitten, dass ich jetzt ganz

ausgerichtet sei auf Gott, dass Sein Geist jetzt in mir bete.

Den Schrifttext lesen, mir den „Schauplatz“ , die Atmosphäre vergegenwärtigen.

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Erbitten, was ich jetzt wünsche oder ersehne: vielleicht,

dass Er mich ansprechen möge; dass ich Ihm begegnen darf – oder dass ich nicht taub sei für Sein Wort und Seine

Einladung, sondern voll Bereitschaft mich öffne – oder dass ich schon sehen darf, was Er mir mit dieser

Schriftstelle für mein Leben sagen will.

Verweilen: Den Schrifttext – vielleicht laut – langsam durchgehen, Wort für Wort, Satz für Satz. Das Geschehen

auf mich wirken lassen, innerlich daran teilnehmen, schauen, hören, sprechen, glauben. Bei dem bleiben, wo

ich angesprochen bin, es einsinken lassen, mich betreffen lassen. Wenn mich nichts betrifft: aushalten, warten,

hoffen ...

Ins Gespräch kommen: Anknüpfen an das, was ich zu Beginn als Wunsch oder Sehnsucht ausgesprochen habe;

versuchen, mit Gott/Jesus Christus ins Gespräch zu kommen: danken, fragen, loben, bitten ... z.B. um

Entschlossenheit, den richtigen nächsten Schritt zu tun ...

Rückschau halten

Nach der Gebetszeit sehen, wie es mir ergangen ist, was in

mir nachklingt. Vielleicht einiges davon aufschreiben.

Gebetsanregungen – keine Leistung Es wird wichtig sein, die Gebetsanregungen für jeden Tag

auf keinen Fall als eine zu absolvierende „Leistung“ zu verstehen, sondern als Hilfe, im Alltag mit Gott ins

Gespräch zu kommen.

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Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:

Aus meiner Verspannung, aus meiner Verstrickung,

aus meiner Verkrampftheit, aus der ich mich festhalten will,

und doch verliere.

Mich niederzulassen, Herr bin ich hier: In meiner Mitte, in meine Tiefe,

in meinen Grund. Dorthin, wo ich an Dich grenze,

wo mein Leben an Dein Leben rührt.

Eins zu werden, Herr bin ich hier: Mit dem Boden, mit der Erde, in der ich wurzeln kann und

die mich trägt: DU

Neu zu werden, Herr bin ich hier: Aus Deiner Kraft, aus Deiner Liebe,

aus deinem Geist, mit dem Du mich durchflutest,

und Leben in Fülle schenkst.

(Alois Albrecht)