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Ethik im Alltag und in der Wirtschaft Grundlagen der Ethik

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Page 1: Ethik im Alltag und in der Wirtschaft Grundlagen der Ethik

Ethik im Alltag und

in der Wirtschaft

Grundlagen der Ethik

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Geschichte des jungen Hirten GygesEin Schüler Sokrates´ erzählt seinem Lehrer folgende Geschichte:

Eines Tages ist der junge Hirte Gyges mit seiner Schafherde unterwegs, als plötzlich ein Gewitter aufzieht. Er versteckt sich in einer Erdspalte, die sich nach einem Erdbeben gebildet hatte und entdeckt dort eine Höhle, in der er ein hohles Pferd aus Bronze und darin wieder einen übermenschlich großen Leichnam findet, von dessen Finger er einen Ring abzieht. Gyges dreht an diesem Ring hin und her und bemerkt, dass ihn dieser unsichtbar machen kann. Er nutzt den Ring um die Königin zu verführen und den König zu töten, damit er selbst die Krone aufsetzen kann, denn Gyges ist jedes Mittel recht, um das Beste für sich herauszuholen (Brüning 2009, S.8).

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Geschichte des jungen Hirten Gyges

Anschließend fragt der Schüler seinen Lehrer Sokrates:

Würde nicht jeder so handeln wie Gyges?

Diskussionsfrage:

Warum sollte jemand etwas Gutes tun, wenn es keiner

bemerkt und wenn man selbst nichts davon hat?

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Die Ethik beschäftigt sich schon seit mehr als 2000 Jahren mit folgenden Fragen:

Was ist ein gutes Leben? Wie werde ich ein guter Mensch? Was bedeutet gerechtes Zusammenleben? Was sollen wir tun? – als Individuum,

Mitmensch, Mitglied der Gesellschaft, in der Natur lebendes Lebewesen

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Begriffsklärung: Moral

• aus dem Lateinischen „mos“ = Sitte• Werte, Normen und Haltungen, die in einer

Gesellschaft tatsächlich gültig sind („geltende Moral“)

• nur in Interaktionsbeziehungen mit Anderen sinnvoll (kollektives Unternehmen)

• keine Allgemeingültigkeit da von unterschiedlichen kulturellen, religiösen etc. Entwicklungen abhängig

• „Regeln“ die befolgt werden sollten (kein MUSS)

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Begriffsklärung: Ethik

• aus dem Griechischen „ethos“ = Gewohnheit, Brauch

• kritische Reflektion von Moral mit argumentativer Begründung

• soll die Menschen dazu bewegen, über die allgemein geltende Moral nachzudenken und diese zu begründen

• Instrument zur Begründung und Anwendung von Moral

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Moral versus Ethik

• Moral:Was ist allgemein gesehen „richtig“ bzw. „falsch“ ?

Bsp. Stehlen ist falsch.

• Ethik:Warum ist eine Handlung als „richtig“ bzw. „falsch“ anzusehen?

Bsp. Stehlen ist falsch, weil man gegen den Willen einer anderen Person etwas nimmt, was einem nicht gehört und so

jemanden einen Schaden zufügt.

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Werte, Normen, Prinzipien

PrinzipienEinheitsstiftende, allgemeine Grundsätze, die an erster

Stelle stehen.

NormenGeneralisierte Verhaltenserwartungen, Handlungsregeln (Gebote und Verbote)

WerteIdeen, Leitvorstellungen und Verhaltensweisen, die für eine Person/Gruppe wichtig und erstrebenswert sind.

Bsp.Alle Menschen

sind gleich!

Bsp.Alle SchülerInnen müssen nach den selben Kriterien

beurteilt werden!

Bsp.Fairness,

Gerechtigkeit

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Gruppenarbeit Gruppen zu max. 4 Personen Jede Gruppe bekommt ein Blatt auf dem eine

Situation beschrieben ist, für die es 4 Entscheidungsmöglichkeiten gibt.

Diskutieren Sie in der Gruppe was Sie tun würden und entscheiden Sie sich als Gruppe für eine Antwortmöglichkeit. Begründen Sie Ihre Wahl.

Arbeitszeit: 5-8 Minuten

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Auswertung der Gruppenarbeit

• es gibt keine eindeutige Lösungen d.h. keine nur richtige bzw. falsche Antworten

• allerdings sind nach der allgemein geltenden Moral manche Antworten „richtiger“ (ethischer) als andere (Begründung notwendig)

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GLIEDERUNG DER ETHIK

nach Art der Behandlung

ethischer Aussagen

nach Art der Begründung

ethischer Aussagen

nach Zahlder avisierten

Personen

nach Prinzipien und

Werten

nach Anwendungs-

bereichen

Deskriptive Ethik

(nicht wertend)

Normative Ethik

(wertend)

Theologische Ethik

Philosophische Ethik

Individualethik

Sozialethik

Deontolo-gische Ethik

(Handlung selbst wird bewertet)

Teleologische Ethik

(Folgen einer Handlung werden bewertet)

Medienethik

Wirtschafts-ethik

Unter- nehmensethik

etc.

Quelle: www.wikipedia.com

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Historische Entwicklung der Ethik600 v. Chr. – 300 n. Chr.

Antike

500 - 1400 Mittelalter

1400 - 1600 Humanismu

s Renaissance

1600-1800 Neuzeit

19. Jahrhundert

20./21. Jahrhundert

Sokrates, Platon, Aristoteles

Welches Handeln kann als richtig angesehen werden?

Tugenden definiert (Gerechtigkeit, Weisheit etc.)

Immanuel Kant

„Handle so, dass Dein Handeln jederzeit zum allgemeinen Gesetz werden könnte!“

Kategorischer Imperativ

Jeremy Bentham, John Stuart Mill

„Handle so, dass das größtmögliche Maß an

Glück entsteht!“

Utilitarismus Individuelles Glück führt

zum Glück der Allgemeinheit

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Historische Entwicklung der Ethik600 v. Chr. – 300 n. Chr.

Antike

500 - 1400 Mittelalter

1400 - 1600 Humanismu

s Renaissance

1600-1800 Neuzeit

19. Jahrhundert

20./21. Jahrhundert

Homann et al.Konsensethik – moralische Normen sind auf der Zustimmung

aller Betroffenen begründet

Karl-Otto Apel, Jürgen Habermas, Peter UlrichDiskursethik – moralische Normen sind auf dem Diskurs/ Dialog

aller Betroffenen begründet

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Wirtschafts- und Unternehmensethik

Diskussionsfrage:

Wie verhält sich der Mensch als ein Teil der Wirtschaft?

HOMO OECONOMICUS ???

EXPERIMENT Das Ultimatum -Spiel

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Experiment: Das Ultimatum - Spiel

Quelle: Ökonomische Experimente, Ultimatum-Spiel

DURCHFÜHRUNG DES EXPERIMENTS

Ablauf:

• SchülerInnen werden in 2 Gruppen eingeteilt (Gruppe A, Gruppe B).

• Jede(r) SchülerIn aus der Gruppe A erhält 10 Bonbons.

• Es werden SchülerInnen-Paare AB gebildet (ein(e) SchülerIn aus der Gruppe A und ein(e) SchülerInnen aus der Gruppe B).

• Nun müssen SchülerInnen die 10 Bonbons nach folgenden Regeln untereinander aufteilen:

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Experiment: Das Ultimatum - Spiel

Quelle: Ökonomische Experimente, Ultimatum-Spiel

Spielregeln:• Die SchülerInnen aus der Gruppe A, die die Bonbons haben,

machen ihrem Partner aus der Gruppe B ein einmaliges Angebot wie viele Bonbons sie ihm geben. (Bsp. „Ich gebe Dir 2 Bonbons!“)

• Es sind KEINE Verhandlungen erlaubt!

• Der Partner aus der Gruppe B hat folgende Möglichkeiten:

1. Er/sie nimmt das Angebot an, dann dürfen beide SchülerInnen die Bonbons entsprechend der Verteilung behalten.

oder2. Er/sie lehnt das Angebot ab, dann gehen alle Bonbons

an die Lehrperson zurück.

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Experiment: Das Ultimatum – SpielSimulation: Annahme/ Ablehnung des Angebots

die Lehrperson

Quellen: http://www.luk-korbmacher.de/Schule/Wissen/uchatius.htm

SchülerIn aus der Gruppe A, hier hast Du 10 Bonbons und

teile diesenach Belieben zwischen Dir

und Deinem Partner auf!

SchülerIn aus der Gruppe B

SchülerIn aus der Gruppe A

Ich gebe Dir 3 Bonbon!

O.K. Ich nehme Dein Angebot an.

Nein. Ich nehme Dein Angebot nicht

an.

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Wer/ Was ist „Homo Oeconomicus“?= Modellmensch der Mikroökonomie

versucht das Verhalten des Menschen bei Wirtschaftsvorgängen (z.B. Kaufentscheidung) zu beschreiben und zu erklären

denkt ausschließlich nach wirtschaftlichen

Gesichtspunkten, verfolgt ausschließlich ökonomische Ziele

handelt uneingeschränkt rational

verfügt über vollständige Information bez. Märkte und

seiner Entscheidungsmöglichkeiten

weiß über sämtlicheKonsequenzen seinerHandlungen Bescheid

strebt nach größtmöglichem Gewinn/Nutzen

Quellen: http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=RKFU7Q http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/homo-oeconomicus.html

hat keine Präferenz für Solidarität oder Fairness

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Experiment: Das Ultimatum – SpielAnnahmen,

wenn sich SchülerInnen wie Homines Oeconomici verhalten würden:

$$$

die Lehrperson

Quellen: http://www.luk-korbmacher.de/Schule/Wissen/uchatius.htm

SchülerIn aus der Gruppe A, hier hast Du 10 Bonbons und

teile diesenach Belieben zwischen Dir und

Deinem Partner auf!

SchülerIn aus der Gruppe B

SchülerIn aus der Gruppe A

Eigene Nutzenmaximierung im Vordergrund!

Ich gebe Dir 1 Bonbon!

Ein Bonbon ist besser

als keines. O.K.

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Auswertung / DiskussionExperiment: Das Ultimatum - Spiel

Quelle: Ökonomische Experimente, Ultimatum-Spiel

Wie viele SchülerInnen aus der Gruppe A haben ihrem Partner aus der Gruppe B mehr als 1 Bonbon angeboten?

Wie viele SchülerInnen aus der Gruppe A haben ihrem Partner aus der Gruppe B 5 Bonbons, oder mehr angeboten?

Warum haben SchülerInnen aus der Gruppe B manche Angebote nicht angenommen d.h. abgelehnt?

Page 21: Ethik im Alltag und in der Wirtschaft Grundlagen der Ethik

Das Modell des „Homo Oeconomicus“ wird in Frage gestellt:

denkt ausschließlich nach wirtschaftlichen

Gesichtspunkten, verfolgt ausschließlich ökonomische Ziele

handelt uneingeschränkt rational

verfügt über vollständige Information bez. Märkte und

seiner Entscheidungsmöglichkeiten

weiß über sämtlicheKonsequenzen seinerHandlungen Bescheid

strebt nach größtmöglichem Gewinn/Nutzen

Quellen: http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=RKFU7Q http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/homo-oeconomicus.html

hat keine Präferenz für Solidarität oder Fairness

Das Ultimatum-Spiel zeigt, dass sich die meisten SchülerInnen, im Gegensatz zum Modell des Homo

Oeconomicus, fair bzw. gerecht verhalten.

Somit kann angenommen werden, dass sich der Mensch als ein Teil der Wirtschaft (somit die meisten Menschen)

ähnlich verhält.

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Womit beschäftigt sich die Wirtschafts- und Unternehmensethik?

• Wie kann man die Wirtschaft ethisch, sozial und ökologisch gestalten?

• Wer sind wir als wirtschaftlich verantwortliche Personen?

• Wie sollen wir die Wirtschaftsordnung gestalten?

• Wie können wir unter den Bedingungen des Wirtschaftens leben?

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Beispiele für Aspekte der Wirtschafts- und Unternehmensethik

• Ein Bauunternehmen nimmt an einer Ausschreibung teil und glaubt den Großauftrag erhalten zu können. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass ein Mitbewerber versucht, wie bereits in der Vergangenheit unter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, durch Korruption den Auftrag an sich zu reißen. Wie soll sich der Bauunternehmer verhalten?

• Ein Industrieunternehmen hat die Möglichkeit, seine Produktion nach Osteuropa zu verlagern. Allerdings würden damit in Österreich, in einer ohnehin strukturschwachen Region, wo das Unternehmen jahrelang angesiedelt ist, viele Arbeitslose entstehen. Wie soll diese Standortfrage gelöst werden?

• Eine Bank könnte ein sehr großes Projekt mit-finanzieren und dabei sehr gut verdienen, allerdings ist dieses Projekt ökologisch sehr bedenklich. Soll diese Finanzierung übernommen werden?

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Wirtschafts- und Unternehmensethik

Wirtschaftsethik• soll Wirtschaft und Ethik vereinen• umfasst die Ethik aller Wirtschaftsteilnehmer

Unternehmensethik • ist ein Teil der Wirtschaftsethik• bezieht sich auf das spezifische Handeln und Unterlassen in

Unternehmen • beschreibt Aspekte der Betriebswirtschaftslehre, die sich

mit Zielen, Werten, Normen und Folgen des betrieblichen Wirtschaftens beschäftigen

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Wirtschafts-ethik

Unternehmens-ethik

Individualethik

Oberste Ebene: Gesellschaft als Ganzesz.B. rechtliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenordnung

Mittlere Ebene: Unternehmen, Organisationenz.B. Unternehmen, Organisationen (Gewerkschaften etc.)

Basisebene: Der einzelne Menschz.B. Führungskräfte, Mitarbeiter, Konsumenten, Bürger etc.

Wirtschafts-, Unternehmens-, Individualethik

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Gruppenarbeit Gruppen zu max. 3-4 Personen Jede Gruppe bekommt 3 Tageszeitungen. Suchen Sie aus diesen Zeitungen

Überschriften, Schlagzeilen und Artikel, die Wirtschafts- und Unternehmensethik betreffen.

Gestalten Sie anschließend mit Ihren Zeitungsausschnitten ein Plakat.

Arbeitszeit: 15 Minuten